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Universität (TH)

und die Technische Hochschule Karlsruhe“

Aus Fridericiana Zeitschrift der Universität Karlsruhe Heft 38, Juni 1986

von Hans-Wolf Thümmel, bearbeitet von Oliver Ulrich Kapitel 1

Der große Einfluß, den die Grün- Nicht-Badener, die höchste Frequenz dung der Polytechnischen Schule auf (gegenüber 38 im Jahre 1847, da- Karlsruhe (wie unsere Hochschule an- von 29 Nicht-Badener). Bedeutende fangs hieß) auf die Entwicklung der Unternehmer und Konstrukteure hat- oberrheinischen und deutschen Indu- ten sich hier schon ihr Rüstzeug ge- strie und darüber hinaus gehabt hat, holt, wie z.B. der Gründer der Näh- ist schon oft beschrieben worden [1]. maschinenfabrik Gritzner in Durlach Die 1825 gegründete Lehranstalt [2] Max Gritzner (ein Vetter Redtenba- hatte sich um die Mitte des Jahr- chers), Friedrich König, der Erfinder hunderts unter der Leitung Ferdinand der Buchdruckschnellpresse (König Redtenbachers, des Begründers des und Bauer, Würzburg) oder die Söhne wissenschaftlichen Maschinenbaus in von Firmengründern, die das Ererb- Deutschland, zu einem führenden In- te jeweils zur Weltgeltung führten, wie stitut mit Weltgeltung entwickelt [3]. Oskar Henschel (Henschel und Sohn, Von 1847, dem Jahr der Einrichtung Kassel) oder Heinrich Sulzer-Steiner der mechanisch-technischen Abtei- [6] (Gebr. Sulzer, Winterthur). Nach lung (Maschinenbauschule), bis 1860, Franz Schnabel sind aus Redtenba- als Carl Benz in die Polytechnische chers Hörsaal alle großen Maschi- Schule eintrat, war die Studentenzahl nenbauingenieure der zweiten Hälf- von 348 auf 781 angestiegen [4] (je- te des Jahrhunderts hervorgegangen weils ohne Vorschule), darunter 484 [7]. So hatte auch schon vor Benz ein Ausländer (1847: 133) aus allen Tei- anderer Pionier der Motorisierung zu len der Welt [5] - von Württemberg Redtenbachers Füßen gesessen, Eu- (6) über Amerika (11) bis Java (1); gen Langen, der zusammen mit Ot- zieht man von diesen die Angehörigen to den ersten wirtschaftlich arbeiten- von Staaten des Deutschen Bundes den atmosphärischen Gasmotor kon- (einschl. Luxemburg und Österreich) struiert sowie zu dessen Fabrikation ab, verbleiben immerhin 144 eigent- die berühmte Deutzer Gasmotorenfa- liche Ausländer (davon wiederum 45 brik mitbegründet hatte. Schweizer). Auch die Stadt selbst ist auf vielfäl- Innerhalb des Instituts wies im Stu- tige, wenn auch wohl mehr zufällige dienjahr 1860/61 die Maschinenbau- Weise mit der Entwicklung der Moto- schule mit 195 Schülern, darunter 166 risierung verbunden. 2

her Gemarkung gelegenes Städtchen (1886 eingemeindet) zur Welt. Seinen Vater verlor er schon zwei Jahre spä- ter. Da die Witwenpension der Mut- ter der wenigen Dienstjahre des Va- ters wegen zum Leben nicht hinreich- te, versuchte die Mutter als Köchin und Zimmervermieterin den Lebens- unterhalt zu bestreiten. Es gelang ihr, Carl ab 1853 den Besuch des Karls- Abb. 1.1: Briefmarke der Reichspost von ruher Lyceums (Gymnasiums) zu er- 1936 zum 50. Jahrestag der Er- möglichen. Wie Carl Benz erzählte teilung des Motorwagenpatents [10], sei es ihr Ziel gewesen, ihn Be- (Farbe: karmin) amter werden zu lassen – wohl wegen der Versorgung. Hierbei dürfte an eine mittlere Verwaltungslaufbahn mit si- fungierte hier als Vorstand der Karls- cherer Versorgung schon beim Eintritt ruher Maschinenfabrik und in ihr lern- und nicht an ein rechts- und staats- te er auch seinen genialen späte- wissenschaftliches Studium (das zu- ren Mitkonstrukteur kennen. dem den Abschluß des Lyceums mit Carl Benz wiederum hatte schon vor- der Reifeprüfung vorausgesetzt hätte) her, 1864-1866, nach Abschluß sei- mit anschließendem langjährigen un- nes Studiums als Praktikant in dieser bezahlten Praktikantendienst gedacht Firma gearbeitet. worden sein. Andernfalls wäre das Für Benz, der Techniker werden von Benz in seinen Lebenserinnerun- wollte, war es ein Glücksfall, daß es in gen geschilderte lange Ringen mit sei- Karlsruhe eine polytechnische Schule ner Mutter nicht verständlich, ihn statt gab, die zudem noch die erste Adres- Beamter lieber Techniker werden zu se für die Ausbildung zum Maschinen- lassen und dafür auf die Polytech- bauer war. Bei seinen ärmlichen Ver- nische Schule wechseln zu dürfen. hältnissen wäre wohl ein Auswärtsstu- Auch diese bereitete nämlich auf der dium kaum in Frage gekommen. Carl Bauschule und auf der Ingenieurschu- Benz entstammt einer Familie von le technische Beamte für den öffent- Schmieden, die seit dem 17. Jahrhun- lichen Dienst in der Bauverwaltung, dert in Pfaffenrot (heute Gemeinde der Wasser- und Straßenbauverwal- Marxzell) im Nordschwarzwald unweit tung und in der Eisenbahnverwaltung von Karlsruhe ansässig ist [8]. Sein vor – allerdings in langen Studien- Vater verließ nach der Schmiedelehre gängen, denen Staatsprüfungen folg- das Dorf und wurde schließlich Loko- ten. Danach hätte man wohl noch motivführer bei der jungen Badischen eine unentlohnte Praktikantenzeit bei Staatsbahn. C(K)arl [9] Benz kam am der Behörde zu absolvieren gehabt. 25.11.1844 in Mühlburg, damals noch Das strebte Carl nicht an, sondern ein selbständiges, neben der Karlsru- er wählte speziell den Maschinenbau- 3

wissen vermitteln, oder mit den Wor- ten eines ihrer Lehrer: „Sie haben die Aufgabe, die Elemente derjenigen Wissenschaften zu lehren, welche für eine wissenschaftliche Durchdringung der Aufgaben der Praxis notwendig sind. Diese Elemente lehren sie aber in bedeutendem Umfange und bilden Abb. 1.2: Gedenktafel am vermuteten daher nicht bloß Techniker, sondern Geburtshaus von Carl Benz wollen auch den Zwecken der Wissen- in Karlsruhe-Mühlburg (neben schaft genügen, soweit es nur Angeht“ der Hardtschule) [12]. Wer wiederum den für den Be- such der mathematischen Klassen er- forderlichen Bildungsstand noch nicht mitbrachte, mußte zunächst die Vor- kurs, der keine Beamtenlaufbahn er- schule besuchen. öffnete. Die stürmische Entwicklung der Als Benz 1860 vom Lyceum zur technischen Wissenschaften dräng- Polytechnischen Schule [11] wechsel- te jedoch dazu, Unterrichtsinhalte te, handelte es sich bei dieser noch und den organisatorischen Rahmen um eine Art Fachschule, in der all- den neuen Anforderungen anzupas- gemeine Schulbildung und eine ge- sen und dabei die Vermittlung des wisse wissenschaftliche Ausbildung Grundwissens den allgemeinbilden- integriert waren. Die Polytechnische den Schulen zu überlassen. Das ge- Schule gliederte sich in eine Vor- schah in den 60iger Jahren. So wur- schule, drei allgemeine mathemati- de zur Herstellung der Homogenität sche Klassen für die mathematische, kontinuierlich seitens der Schuldirek- naturwissenschaftliche und humani- tion die Herauslösung der nicht zu stische Vorbildung und sieben beson- den technischen Disziplinen passen- dere Fachschulen: der Ingenieurschu- den Post- und der Handelsschule be- le, der Bauschule, der Forstschule, trieben. der chemisch-technischen Schule, der Jährlich stellte Redtenbacher bei Maschinenbauschule, der Handels- der Regierung den Antrag, die Vor- schule und der Postschule. Wer eine schule aufzuheben, auch um damit Fachschule absolvieren wollte, konn- die Stadt, die sich mit der Einrich- te dort nicht sofort beginnen, sondern tung einer höheren Bürgerschule Zeit mußte zunächst, je nach Fachschu- ließ, in Zugzwang zu bringen. Aber le, eine, zwei oder drei mathemati- zunächst blieb der große Erfolg beim sche Klassen besuchen. Diese Klas- Ministerium aus. So wurde in kleinen sen hatten die Funktion, die sonst die Schritten vorgegangen und Jahr für Oberklassen des Gymnasiums wahr- Jahr etwas verändert, mal das Ein- nahmen. Sie sollten das für den Be- trittsalter erhöht, eine Prüfung aufge- such der Fachschule nötige Grund- hoben, ein Fach entfernt, ein ande- 4

Abb. 1.3: Das Gebäude der Polytechnischen Schule um 1855 res eingeführt, die Stundenzahl ver- gen ihr Studium aufnahmen. Bevor ändert u.ä. 1863 schließlich wurden er sich dem Maschinenbau widmen die Vorschule und die 1. Mathema- konnte, mußte er zunächst die bei- tische Klasse aufgehoben und damit den Mathematischen Klassen absol- das Eintrittsalter automatisch auf 17 vieren. Hätte er 1863 begonnen, wä- Jahre erhöht [13]. 1865 erfolgte dann re ihm durch den Wegfall der 1. Ma- die Herauslösung der Post- und der thematischen Klasse zwar ein ganzes Handelsschule und die Verleihung der Jahr erspart worden, er hätte dann al- Hochschulverfassung; die Polytechni- lerdings das Lyceum eine Klasse wei- sche Schule war nun eine techni- ter bis zum 17. Lebensjahr besuchen sche Hochschule und wurde im Ge- müssen, zeitlich also nichts gewon- setz auch so definiert [14], wenn sie nen. 1860 war Voraussetzung für die auch den Namen selbst erst 20 Jahre Aufnahme in die 1. Mathematische später erhielt. Ihr Zweck war nun al- Klasse die Vollendung des 16. Le- lein die „wissenschaftliche Ausbildung bensjahres (1859 genügte noch das für diejenigen technischen Berufsfä- 15.) [15] und die Kenntnisse, „welche cher, welche die Mathematik, die Na- in denjenigen Klassen der Mittelschu- turwissenschaften und die zeichnen- len gelehrt werden, die dem ange- den Künste zur Grundlage haben“. gebenen Alter entsprechen“ [16]. Da Benz auf dem Lyceum eine Vorklas- Benz gehörte zu den letzten, die se und sechs Jahreskurse (vermut- noch unter den alten Voraussetzun- lich von 9) im entsprechenden Alter 5

Abb. 1.4: Carl Benz im „Einschreibebuch“ der Polytechnischen Schule – mit falschem Geburtsdatum und -ort. (Der untere Teil nach einem Abdruck von Siebertz 1943 [Lit.-Verz.] [17], der obere Teil nach einem in jenen Jahren in der Schu- le benutzten Vordruck.) besucht hatte, brachte er von daher 1400 fl, des Konstrukteurs Schepp die entsprechenden Voraussetzungen 900 fl, Redtenbachers 3400 fl., des mit. Trotzdem mußten die Kenntnis- Chemikers Weltzien 1861: 2000 fl). se noch in einer Aufnahmeprüfung, Dabei kam ihm noch zugute, daß ein der sich alle Studienanfänger zu un- Antrag der Schuldirektion, 1860 nicht terziehen hatten [18], nachgewiesen nur das Eintrittsalter, sondern auch werden. Geprüft wurde im Deutschen die Studiengebühren anzuheben, vom Aufsatz, in Französisch, in Arithme- Ministerium abgelehnt worden war tik, den Elementen der Algebra so- [24]. Es gab aber auch schon die Mög- wie den Elementen der ebenen Geo- lichkeit der Schulgeldbefreiung, wenn metrie [19]. Benz bestand die Prüfung man als guter Schüler von der Lehrer- am 30. September 1860 [20] und wur- konferenz dessen für würdig erachtet de aufgenommen, obwohl er das 16. wurde – von der Unterstützung durch Lebensjahr noch nicht ganz vollendet private Stiftungen ganz abgesehen. hatte. Überschlägt man die Gebührenbefrei- ungen jener Zeit, so kann man fest- Bei der Einschreibung, die noch am stellen, daß der badische Staat auf bis gleichen Tage möglich war, hatte er zu 10 % der jährlichen Gebührenein- das Schulhonorar für das ganze Stu- nahmen der Polytechnischen Schu- dienjahr in Höhe von 66 Gulden (fl) le verzichtete. Auch Benz gelang es und eine Aufnahmetaxe von 5 fl 30 schließlich [25], die Hälfte des Schul- Kreuzer (x) zu entrichten [21]. Das honorars für das Studienjahr 1860/61 wird ihm nicht leicht gefallen sein, ent- zurückerstattet zu bekommen [26]. sprach dies doch der Witwenpension seiner Mutter für das ganze Jahr [22] Seinen Unterhalt versuchte die Mut- (zum Vergleich [23]: Jahresgehalt des ter durch Gewährung von Kost und Französischlehrers der Schule 1860: Logis an Mitschüler zu verdienen [27], 6

was dadurch erleichtert wurde, daß minderjährigen Eleven das Wohnen in Gasthöfen und Wirtshäusern nur mit besonderer Genehmigung der Direk- tion gestattet war [28]. Für den we- nig haushälterischen russischen Prin- zen Gagarin soll Frau Benz im Auftrag von dessen Familie sogar das Geld haben verwalten müssen [29]. Die- se Vermietertätigkeit der Mutter führte wegen Ausweitung des Geschäfts da- zu, daß die Familie Benz jedes Jahr in eine etwas größere Wohnung umzog [30], was dem Studium nicht gerade förderlich sein konnte. Das Lehrprogramm in der 1. Ma- thematischen Klasse [31], in der sich neben Benz noch 49 weitere Stu- dienanfänger befanden [32], umfaß- Abb. 1.5: Carl Benz als Student an der te wöchentlich zwei Stunden Religion, Polytechnischen Schule fünf Stunden Arithmetik und Algebra, drei Stunden Geometrie, zwei Stun- den Ebene Trigonometrie und vier- fassung von Aufsätzen, sechs Stun- mal zwei Stunden wöchentlich einen den Französische Sprache 1. Kurs vorbereitenden Kurs der Darstellen- und vier Stunden Geschichte – vom den Geometrie. Sodann zweimal zwei Maschinenbau ist noch nichts zu se- Stunden wöchentlich Freies Hand- hen. zeichnen und Elementares Zeichnen, wöchentlich eine Stunde Kalligraphie, Der Unterricht begann im Winter vier Stunden Deutsche Sprache 1. um 8 Uhr, im Sommerhalbjahr um 7 Kurs: Stylistik mit Übungen in der Ab- Uhr und wurde mittags nur von 12 7 bis 14 unterbrochen, er endete um noch weitere 118 Schüler angehör- 16 oder 17 Uhr – auch am Samstag ten [40], mußte Benz wöchentlich hö- [33]. Man kann sich kaum vorstellen, ren [41]: Fünf Stunden Differential- wann die Schüler Zeit zum Nacharbei- und Integralrechnung 1. Kurs: Hö- ten hatten. Und das, obwohl für das here Gleichungen nach dem Hand- Studienjahr 1860/61 schon die Stun- buch des vortragenden Professors denzahl in den mathematischen Fä- Dienger. Desgleichen zwei Stunden chern vermindert worden war (zum Ebene und Sphärische Trigonometrie, Ausgleich wurde sie in den Fachschu- zwei Stunden Analytische Geometrie len erhöht), weil man bemerkt hatte, der Ebene bei Professor Schell, drei- daß den Schülern die Zeit zur Ausar- mal zwei Stunden wöchentlich Dar- beitung der Vorlesungen fehlte [34]. stellende Geometrie 1. Kurs bei Wie- Der regelmäßige Veranstaltungsbe- ner nach dem Lehrbuch von C. F. A. such war Pflicht und wurde mit Anwe- Leroy, fünf Stunden Elementarstatik senheitslisten überwacht [35]. Auch und Mechanik bei Clebsch und vier sonst herrschte strenge Disziplin und Stunden Experimentalphysik bei Ei- das Rauchen war in allen Gebäuden senlohr nach dessen Lehrbuch, ver- und deren „nächster Umgebung“ un- bunden mit einer Stunde Repetito- tersagt [36]. Fachlich mußten sich die rium durch dessen Assistenten Dr. Schüler anstrengen, um sich nicht zu Voit. Sodann zwei Stunden Freihand- blamieren, da alle von ihnen wäh- zeichnen, vier Stunden Gipsmodellie- rend des Unterrichtsjahrs gefertigten ren, 2 Stunden Deutsche Sprache 2. schriftlichen Arbeiten, Zeichnungen Kurs: Poetik mit Analysen von Dich- und Modelle am Schluß des Schuljah- tungen nebst fortgesetzten Aufsatz- res öffentlich ausgestellt wurden [37]. übungen und drei Stunden Französi- sche Sprache 2. Kurs (Französisch er- Am Ende des Studienjahres war in scheint jedoch nicht in seinem Jahres- der 1. und 2. Mathematischen Klas- bericht). Auch in diesem Studienjahr se eine Prüfung abzulegen [38], der ist also, im Gegensatz zu anderslau- sich Benz am 25. und 26. Juli 1861 tenden Darstellungen [42], vom Ma- unterzog, worauf er in die 2. Mathe- schinenbau noch keine Rede. Die im matische Klasse versetzt wurde. Der Vorjahr für die zweite Klasse noch ob- Jahresbericht über ihn weist aus, daß ligatorische Religionsstunde war erst- er in allen Fächern den Unterricht re- mals als „nicht passend “ auf Antrag gelmäßig besucht und sich gut be- Redtenbachers [43] gestrichen wor- tragen habe. Seine Leistungen wer- den, bis dann 1862 auf Veranlassung den in den Fächern Darstellende Geo- des Mathematikprofessors Wiener die metrie, Geschichte, Freihandzeichnen völlige Aufhebung des Religionsunter- und in Kalligraphie als „gut“, sonst richts an der gesamten Anstalt bean- durchweg als „ziemlich gut“ bewertet tragt wurde [44], wobei das Ministe- (Bild 6) [39]. rium zunächst nur eine Veränderung In der 2. Mathematischen Klasse der Form, schließlich für 1863 den völ- des Studienjahrgangs 1861/62, der ligen Wegfall genehmigte. 8

Abb. 1.6: Jahreszeugnis der 1. Mathem. Klasse 1860/61 für Carl Benz 9

Benz blieb für das zweite Jahr in und nach Darstellender Geometrie, der Hoffnung auf Befreiung [45] zu- Mechanik sowie Analytischer Geome- nächst das Schulgeld schuldig [46], trie um 17:00 Uhr mit Deutsch endend mußte indes schließlich bezahlen, um [50]. Sie scheint den Gesamteindruck, nicht vom weiteren Besuch ausge- den Benz bei den Lehrern hinterlas- schlossen zu werden, erreichte aber sen hatte und der im Jahresbericht später doch, daß ihm „in Rücksicht niedergelegt war, bestätigt zu haben. auf die ungünstigen Vermögensver- Es war die letzte Jahresprüfung die- hältnisse und das geringe Einkom- ser Art gewesen, denn 1863 wurden men der Eltern“ das ganze Honorar die Schlußprüfungen in der 2. und 3. wieder zurückgezahlt wurde [47]. Viel- Mathematischen Klasse aufgehoben. leicht spornte ihn das zu größeren An- strengungen an, denn der Jahresbe- Benz hatte mit dem Promotionsver- richt [48] weist bei ihm etwas bessere merk der 2. Mathematischen Klasse Noten als im Vorjahr auf: Physik: „sehr sozusagen sein „Vordiplom“ bestan- gut“, die übrigen Fächer jeweils „gut“, den und konnte nun in die Maschi- nur Mechanik und Deutsche Spra- nenbauschule überwechseln. Sie bil- che „ziemlich gut“. Vergleicht man den dete nicht zum „Ingenieur“ aus, eine Jahresbericht mit den Jahresberichten Bezeichnung, die – aus dem Militär- anderer Schüler, scheint Benz etwas wesen stammend – lange Zeit nur für über dem Durchschnitt gelegen oder Geometer und Straßen- und Brücken- zumindest zum gehobenen Durch- bauer, schließlich mit der Entwicklung schnitt gehört zu haben. Es gab da- der Eisenbahn auch für die dort wis- neben schlechte Schüler, aber auch senschaftlich und technisch ausge- etliche, die vorwiegend sehr gute No- bildeten Beschäftigten als „Eisenbah- ten hatten oder gar als „vorzüglich“ ningenieure“ verwendet wurde. Dem- bewertet wurden. Allerdings darf man gemäß lag der Schwerpunkt der den Jahresberichten nach dem eige- Karlsruher Ingenieurschule (die man nen Eingeständnis der Schule [49] erst nach Abschluss der 3. Ma- keine allzu große Bedeutung beimes- thematischen Klasse beziehen konn- sen, da bei der großen Zahl der Schü- te) auf den klassischen (Bau-) In- ler (in der 2. Mathematischen Klas- genieurfächern, wenngleich auch hier se 119!) der Professor kaum regel- der Maschinenbau im Studiengang mäßig abfragen oder gar schriftliche vertreten war. Demgegenüber bilde- Klassenarbeiten durchführen konnte, te die Maschinenbauschule „Zöglin- so daß der Eindruck von den Schülern ge“ für die Gewerbs- oder Fabri- häufig auf Zufällen beruhte. kationszweige aus, zu deren „Aus- übung die Kenntnisse der mathemati- Benz hatte das Pech, sich am 25. schen Wissenschaften und insbeson- Juli 1862 noch einer Jahresschlußprü- dere der Mechanik und des Maschi- fung unterziehen zu müssen, die sich nenbaus erforderlich sind“ [51]. Da über den ganzen Tag hinzog, begin- hier die wissenschaftliche Grundla- nend um 8:00 Uhr mit Französisch ge im Gegensatz zur schon länger 10 wissenschaftlichen Bauingenieuraus- bildung etwas Neues war – denn die Maschinenbauer-Ausbildung war bis dahin auf praktisch-empirische Wei- se erfolgt –, wurden ihre Absolven- ten noch nicht als Ingenieure be- zeichnet, wenngleich die Begriffsent- wicklung hin zur umfassenden Be- zeichnung aller wissenschaftlich aus- gebildeten Techniker bereits einge- setzt hatte.

Der Maschinenbauschule sowie der angeschlossenen Mechanischen Werkstätte stand Redtenbacher vor, der 1857 auch zum Direktor der ge- samten Anstalt gewählt und seitdem jährlich wiedergewählt worden war. Er bekleidete die einzige Professur. Daneben gehörten zur Abteilung noch die „Constructeure“ Hart und Schepp, die einerseits Assistenten, Abb. 1.7: Ferdinand Redtenbacher zum anderen „Hilfslehrer“ für die Kon- (1809-1863), Professor für struktionsübungen waren und die man Mechanik und Maschinenlehre heute vielleicht als Oberingenieure in Karlsruhe 1841-1863 oder Akademische Räte bezeichnet hätte. Für die Mechanische Werkstät- te gab es einen Mechaniker, Caspar Polytechnischen Schule einschrieb, Vietz, der aber nicht eigentlich zu im Zenit seines Lebens. Auch die den Bediensteten der Schule zählte, Schülerzahl hatte 1860 ihren Höchst- sondern von Redtenbacher privat an- stand erreicht. Erst ein Jahr zuvor war gestellt war, und aus dem ihm für die die mechanisch-technische Schule Maschinenbauschule zustehendem in Maschinenbauschule umbenannt Aversum bezahlt wurde. und ihr von Redtenbacher konzi- Die Maschinenbauschule war pierter Neubau auf dem ehemaligen erst 1847 auf Betreiben Redten- Reitplatz der Dragonerkaserne einge- bachers durch Umwandlung der weiht worden. Als nun Benz endlich Gewerbeschule in eine mechanisch- mit dem Studienjahr 1862/63 zur technische Schule und Abtrennung Maschinenbauschule überwechseln einer chemisch-technischen Schule konnte, hatte sich das Bild bereits gebildet worden. Redtenbacher hat- verdunkelt. Die Schülerzahl war ge- te sie dann zur Blüte gebracht. Er genüber 1860 um mehr als ein Viertel stand, als sich Benz 1860 bei der von 195 auf 140 zurückgegangen und 11 sollte in der Folge weiter sinken; erst Angewandte Mechanik bei Clebsch, 1889/90 konnte der Stand von 1860 davon im Wintersemester Elastizität, wieder erreicht werden [52]. Was im Sommersemester Hydraulik, vier war geschehen? Bei Redtenbacher Stunden Praktische Geometrie bei hatte sich 1861 eine Magenkrankheit Wiener; (nur im Wintersemester) zwei bemerkbar gemacht, die wegen der Stunden Mechanische Technologie damit verbundenen Gereiztheit den bei Hart, drei Stunden Chemische Umgang mit ihm erschwerte und ihn Technologie sowie zwei Stunden in vielfältige Differenzen mit seinen Metallurgie bei Seubert, zwei Stunden Professorenkollegen geraten ließ. (nur im Wintersemester) Geognosie Sein Versuch, die Krankheit zu igno- der nutzbaren Mineralien bei Sand- rieren und seinen Aufgaben noch berger, vier Stunden Wasser- und nachzukommen, konnte naturgemäß Straßenbau 1. Kurs bei Sternberg. nicht voll gelingen. Dazu kamen noch vier Stunden Freihandzeichnen, fünf Stunden Benz hatte nach dem Redtenba- neuere und neueste Geschichte, cherschen Studienplan im ersten Jahr zwei Stunden Deutsche Literatur zu hören [53]: Wöchentlich sechs und Französische Sprache. Daneben Stunden Maschinenbau 1. Kurs bei waren abends von 16:00 bis 18:00 Redtenbacher, sowie bei demselben Uhr Arbeiten in der mechanischen zusammen mit Schepp sechs Stun- Werkstätte vorgesehen. den Maschinenkonstruktionsübun- gen. Der Unterricht im Maschinenbau Der Unterricht in der Maschinen- war so geplant [54], daß in der Vorle- bauschule erfolgte zu den gleichen sung bis Weihnachten zunächst die Zeiten [55] wie in den mathema- Allgemeinen Prinzipien der Mechanik tischen Klassen. Der Nachmittag und sodann die Allgemeine Maschi- begann stets mit zwei Stunden nenlehre behandelt werden sollten, Maschinenkonstruktionsübungen. von Neujahr bis zum Ende des ersten Danach gab es dreimal in der Woche Studienjahrs dann in der Reihenfolge: von 16:00 bis 18:00 Uhr Mechanische Festigkeitslehre, Materialienkunde, Technologie und täglich von 17:00 Konstruktionen der Maschinendetails bis 18:00 Uhr Geschichte, so daß nach Redtenbachers Methode der die Schüler wählen mußten, ob sie Verhältniszahlen, Bewegungsmecha- dorthin oder in die mechanische nismen und schließlich konstruktive Werkstätte wollten. Im Sommerse- Behandlung der von Menschenkraft mester begann der Unterricht an drei bewegten Maschinen (Winden, Fla- Tagen schon um 6:00 Uhr mit Wasser- schenzüge usw.). Parallel dazu sollten und Straßenbau, sonst um 7:00 Uhr die Konstruktionsübungen abgehalten – stets mit Maschinenbau. Trotz des werden. Daneben waren vorgesehen frühen Anfangs ging es nachmittags vier Stunden Experimentalphysik bei wie im Winter bis 18:00 Uhr. Benz Eisenlohr, verbunden mit einer Stunde fühlte sich dabei offensichtlich nicht Repetitorium bei Voit, drei Stunden überfordert und schilderte seine 12

Jahre an der Polytechnischen Schule nen Zuhörern saßen nicht nur junge noch 60 Jahre später in den hellsten Leute aus allen Teilen Deutschlands. Farben [56]: Auch aus Schweden, Österreich, Eng- land und Amerika waren sie gekom- Endlich gab die Mutter meinem stür- men, um den großen Meister zu hö- mischen Drängen nach. Ich durfte im ren. Heute, wo neben die Kulturmacht 17. Lebensjahre das Gymnasium ver- der Dampfmaschine die Kulturmacht tauschen mit der Technischen Hoch- des Motors getreten ist, ist es beson- schule. Die hieß damals noch Poly- ders reizvoll zu sehen, wie Redtenba- technikum. cher, überzeugt von der Notwendig- Und nun tat sich hell und licht ei- keit eines Ersatzes unserer Dampf- ne neue Welt vor mir auf, die Welt maschine, tastend hinausgreift in die meiner stillen Jugendhoffnungen und Zukunft. Noch schwebt ihm allerdings Jugendträume. Es war eine Welt des nichts Konkretes vor, die „Kapitalerfin- Frühlings! Herrgott! War das ein Trei- dung“ muß erst kommen. Er schreibt ben und Sprossen, ein Drängen und (25. Dezember 1856): „Übrigens muß Wachsen, ein Blühen und Reifen! ich Ihnen gestehen, daß mich diese Über allem aber stand brennend die Steuerungsgeschichten der Dampf- Sonne der Begeisterung für das er- maschinen und die ganze Maschine sehnte Studium. Da wurde entworfen, selbst schon seit langer Zeit nicht konstruiert, differentiiert und integriert, mehr interessiert. Auf ein paar Pro- daß es eine Freude war. zent Brennstoff mehr oder weniger kommt es nicht an, und mehr kann Am 16. April 1863 starb Professor man durch derlei Tüfteleien nicht mehr Ferdinand Redtenbacher, der Begrün- gewinnen. Ich halte es von nun an für der des theoretischen Maschinen- lohnender, sich über die Wärme den baus. Studenten begleiteten ihn hin- Kopf zu zerbrechen und unseren jet- aus zur letzten Ruhestätte. Ich erinne- zigen Dampfmaschinen den Garaus re mich daran noch genau. Denn zu zu machen, und das wird hoffentlich den Studenten, die den Sarg des ver- in nicht gar zu ferner Zeit geschehen, ehrten Lehrers trugen, gehörte auch indem das Wesen und die Wirkun- ich. gen der Wärme allmählich zur Klarheit Redtenbacher war nicht nur ein aus- kommen. Die Kapitalerfindung muß gezeichneter Gelehrter und ein be- freilich erst noch gemacht werden, da- rühmter Schriftsteller, er war vor al- mit diese kalorischen Maschinen mit len Dingen auch ein gottbegnadeter Luft oder mit überhitztem Dampf, mit Lehrer. In seinen Vorlesungen hörte oder ohne Regenerator das zu leisten man gleichsam die Maschinen laufen. vermögen, was man sich versprechen Als besäße er die Kunst, seiner Me- darf, und damit namentlich diese Ma- chanik dramatisches Leben einzuhau- schinen ein mäßiges Volumen erhal- chen, so begeistert und begeisternd ten; aber das alles wird sich wohl fin- unterrichtete er. Kein Wunder, daß er den, wenn man einmal über das in- anzog wie ein Magnetpol. Unter sei- nere Wesen der Sache ganz ins reine 13 gekommen ist.“

So sehr ich Redtenbachers Ver- lust beklagte, in Franz Grashof bekam Redtenbacher einen Nachfolger, der die praktischen Aufgaben der Tech- nik mit der Überlegenheit des ma- thematischen, streng wissenschaftli- chen Meisters zu lösen verstand. Und doch konnte Grashof Redtenbacher nicht in allen Stücken ersetzen. Red- tenbachers Stärke lag auf der kon- struktiv praktischen Seite des Maschi- nenbaus. Grashof dagegen war ganz Theoretiker. Seine Lehrweise war klar und exakt, so wohl überlegt jeder Satz und jedes Wort, daß – was er sagte – ohne weitere Überarbeitung „druckfer- tig“ gewesen wäre. Aber da er fast kei- ne Zeichnungen zu Hilfe nahm und zur Veranschaulichung höchstens einmal Abb. 1.8: Franz Grashof (1826 – 1893), ein paar Striche machte, war der Un- Professor für Maschinenlehre terricht für die Durchschnittsbegabung in Karlsruhe 1863 – 1893 seiner Zuhörer zu abstrakt. Nur die Begabteren, die zugleich die nötige grundlegende Bildung hatten, konnten wicklungsphase, sondern möglichst Grashof auf die Höhen seines streng bis zu dem Zeitpunkt genügen, in wel- wissenschaftlichen Entwicklungsgan- chem der von ihr gebildete Techniker ges folgen und hatten reichen Ge- nach einem Menschenalter von der winn. Welch hohe fachwissenschaftli- Bühne seiner Tätigkeit abtreten wird.“ che Anforderungen er an den Techni- ker stellte, der den Aufgaben der Ge- Mir hat sie genügt. – Mit Dankbar- genwart und zugleich jenen der Zu- keit und Verehrung schaue ich daher kunft gewachsen sein soll, geht aus immer noch zurück auf die zwei aus- seinen eigenen Worten am besten gezeichneten Lehrer, die dem jungen hervor: Studenten einst den wissenschaftli- chen Bergstock in die Hand drückten. „Die Schule darf nicht im Schlepp- tau des praktischen Bedürfnisses, Was ich im Gymnasialbetrieb als sondern soll diesem möglichst vor- Mangel empfand und aus eigener In- aus sein. Die von der Schule ge- itiative und aus eigenen Mitteln ergän- währte wissenschaftliche Ausbildung zend hinzufügte, hier, am Polytechni- soll nicht nur den Anforderungen der kum war es: das Laboratorium, die Technik in ihrer augenblicklichen Ent- Werkstätte. 14

Ein Werkmeister von altem Schrot Ich fühlte, daß ich tiefer schürfen und Korn stand der Werkstätte vor. und tiefer graben müsse, um auf die Die Bekanntschaft mit Homer und Ci- Schichte zu kommen, die für mei- cero hinderte den stud. ing. Benz ne Zukunftspläne und Zukunftshoff- nicht, an dem einfachen Manne der nungen Mutterboden werden konnte. Handarbeit und Handfertigkeit mit Ver- So kamen nach vier Jahren akademi- ehrung emporzuschauen. „Mehr Ach- schem Studium die Wanderjahre. tung vor der Hände Werk, vor dem Handwerk“ ist immer meine Losung Kein schöneres Zeugnis kann man gewesen. Und so waren denn die bei- sich für diese Lehrer und Lehrmeister den, der Meister und sein Jünger, gar denken und es verwundert nicht, daß bald die besten Freunde. Von Didak- diese Passagen Eingang in die ge- tik und Heuristik verstand der neue samte Sekundärliteratur gefunden ha- Lehrmeister nichts. Aber das lohende ben. Doch sind Zweifel angebracht, Feuer der Berufsfreudigkeit verstand ob Benz das wirklich alles so er- er in seinem Schüler so aufzuschü- lebt hat und ob insbesondere bei ren, daß die Flammen der Begeiste- der begeisterten Schilderung Redten- rung zu allen Fenstern seiner Seele bachers nicht späteres Literaturstudi- herausschlugen. Daher finden wir die- um mit eingeflossen ist, so daß aus sen auch außerhalb der vorgeschrie- der Rückschau des Alters Gelesenes benen Unterrichtszeit in der Werkstät- und Erlebtes eine nicht mehr trennba- te, viele Stunden lang bastelnd und re Verbindung eingegangen sind. Da- schaffend. Und der wackere Meister bei ist noch zu berücksichtigen, daß konnte nicht müde werden, immer und die Lebenserinnerungen letztlich von immer wieder Anregungen und Impul- Benz’ Schwiegersohn, einem Gymna- se zu geben zu neuem Gestalten und sialprofessor in Konstanz, geschrie- Schaffen. ben wurden, was auch den etwas pathetischen Stil, der wenig zu ei- So ist dieser praktische Werkstatt- nem nüchternen Ingenieur paßt, er- unterricht nicht nur eine fruchtbare Er- klärt [57]. Inwieweit hierbei wirkliche gänzung zum theoretischen Unterricht Ausarbeitungen von Benz, der nicht gewesen, sondern zugleich auch ein gern zur Feder griff, oder nur mündli- wertvoller Ersatz für das eine Jahr Fa- che Erzählungen zugrundeliegen, und brikpraxis, das dem fachwissenschaft- inwieweit diese vom Schreiber nach lichen Studiengang des heutigen In- vorhandenem Material ergänzt wur- genieurs vorauszugehen pflegt. Und den, dürfte kaum mehr festzustellen doch gab ich mich keineswegs damit sein. Zunächst kann man die Mittei- zufrieden. lung, Redtenbachers Sarg mitgetra- „Keck hatt’ ich mir gesetzt das höch- gen zu haben, unbedenklich als ei- ste Ziel!“ Ein Fahrzeug wie das des ne echte Erinnerung von Benz ein- Vaters sollte es werden, ohne Pferde – stufen; nach einem zeitgenössischen aber auch ohne Schienen. Ein selbst- Bericht [58] über Redtenbachers Be- fahrendes Straßenfahrzeug! erdigung am Abend des 17. April 15

1863 hat „ein endloser Fackelzug, an neue Studienjahr 1862/63 – dem er- dem sich sämtliche Schüler der Po- sten von Carl Benz auf der Maschi- lytechnischen Schule beteiligten, und nenbauschule – im Oktober 1862 be- aus dem die Klagetöne zweier Musik- gann, seine im Vorlesungsverzeich- chöre erklangen, . . . den Sarg, der nis angekündigte Stundenzahl halbie- von Polytechnikern getragen wurde“ ren mußte. Auch bei dieser Stunden- zur letzten Ruhestätte geleitet. Die- zahl war ein kontinuierlicher Unter- ses Erlebnis muß natürlich einen un- richt nicht mehr möglich und Anfang auslöschlichen Eindruck hinterlassen Dezember stellte Redtenbacher sei- haben. Im übrigen sind aber Beden- ne Veranstaltungen unter Vertröstung ken anzumelden. Es wird bei der Zi- der Hörer auf eine Besserung nach tierung der Benz’ schen Erinnerun- Neujahr ganz ein. Da dies nicht er- gen in der Literatur in Unkenntnis folgte, sahen sich die durch den Aus- des Studienaufbaus immer überse- fall ihres eigentlichen Studienfaches hen, daß Carl Benz erst 1862 und fast während des ganzen Winterse- nicht schon 1860 die Maschinenbau- mesters aufs höchste beunruhigten schule bezog. Während des Besuchs Maschinenbauschüler zu dem in je- der mathematischen Klassen konn- ner Zeit außergewöhnlichen Schritt ei- te er schon aus Stundenplangründen ner Petition um Abhilfe (die von Benz kaum Maschinenbau-Vorlesungen hö- nicht unterschrieben wurde) an die ren, abgesehen davon, daß es bei Lehrerkonferenz genötigt. Von der Di- dem schulischen Unterrichtssystem rektion, die in Redtenbachers Hän- gar kein „Herumschnuppern“ in an- den lag, konnten sie keine Hilfe erwar- deren Veranstaltungen gab, vielmehr ten, Vorstellungen bei Redtenbacher dies einer besonderen Erlaubnis be- im Dezember hatten nur Vertröstun- durfte [59]. gen zur Folge gehabt. Erst darauf- hin sah sich Redtenbacher gezwun- Als aber Benz im Oktober 1862 gen, das Ministerium um Entbindung endlich auf die Maschinenbauschule von Lehrverpflichtungen und Direkti- und damit in Redtenbachers Vorlesun- onsgeschäften zu bitten, worauf mit gen kam, war dieser, wie schon an- Erlaß vom 16.1.1863 [61] in dem für gedeutet, bereits von seiner Krank- Carl Benz bestimmten Kurs der mehr heit gezeichnet. Nach einem zeitge- theoretische Teil der Maschinenbau- nössischen Bericht muß seine Vor- vorlesung Prof. Schell, der mehr prak- tragskunst schon seit 1860 nicht mehr tische Teil dem Konstrukteur Schepp die alte gewesen sein [60]. Bereits übertragen wurde, der wiederum, wie Ostern 1862 hatte er sich bis zum En- sich aus einem späteren Schreiben de des Studienjahres für einen Kur- Grashofs ergibt, keinen großen Leh- aufenthalt beurlauben und von Kon- rerfolg hatte. Carl Benz hatte also, strukteur Hart vertreten lassen müs- im Gegensatz zu dem in seinen Er- sen. Die Kur brachte keine Verbesse- innerungen Dargestellten, ausgespro- rung, im Gegenteil, sein Zustand ver- chenes Pech, daß er gerade in die- schlimmerte sich so, daß er, als das ser Übergangs- und Umbruchphase 16 die Polytechnische Schule besuchen Hart“ [65], bei dem Benz im 2. Stu- mußte. Redtenbacher kann er nach dienjahr am meisten Unterricht gehabt dem oben Ausgeführten nur wenige haben muß, gar nicht ein. Stunden im Unterricht erlebt haben [62] – als totkranken Mann. Das Denkmal, das dem Mechaniker der Mechanischen Werkstätte, Cas- Zieht man die von Redtenbachers par Vietz, gesetzt wird, kann aber nur Sohn herausgegebene Erinnerungs- aus Benz‘ eigener Erinnerung errich- schrift an seinen Vater [63] heran, so tet sein. Auch Redtenbacher hat in drängt sich die Vermutung auf, daß Anträgen an das Ministerium Caspar diese bei Abfassung der Erinnerun- Vietz stets gut beurteilt [66]. Aber der gen benutzt wurde. Dort heißt es (S. Werkstatt selbst stellen die zeitgenös- 3) in der da abgedruckten Gedenkre- sischen Akten kein so gutes Zeug- de des österreichischen Reichsrats- nis aus wie Benz 60 Jahre später. abgeordneten Wickhoff in Steyr an- Die mechanische Werkstätte bestand läßlich Redtenbachers 70. Geburts- aus einer Schmiede, einer Adjustir- tag bzgl. dessen Vortragsweise: „Ich werkstätte und der eigentlichen Werk- habe gereifte Männer kennengelernt, statt, in der Arbeitsplätze mit Schraub- die mit Begeisterung sich jener Tage stöcken für die Schüler vorhanden wa- erinnern, wo sie an Professor Red- ren und in der ein System von Arbeits- tenbachers Lippen hingen; unter sei- maschinen aufgestellt war, die Red- nem klaren lebhaften Vortrage emp- tenbacher selbst entworfen hatte [67]. fingen die Maschinen wahrhaft drama- Nach einem Schreiben Grashofs an tisches Leben“ . (Wickhoff mag dies das Ministerium vom 4. Februar 1869 wiederum einer früheren Gedenkrede [68] war die Werkstätte in ihrer Ein- [64] entnommen haben, wo Redten- richtung veraltet und seit vielen Jah- bachers Vortragsstil noch plastischer ren nur noch von sehr wenigen Stu- dargestellt ist.) Auffälligerweise wird denten besucht worden. Die Direkti- in der obigen Erinnerungsschrift des on der Schule habe ihren Besuch un- Sohnes auch das in den Benz’schen ter diesen Umständen und angesichts Lebenserinnerungen gebrachte Brief- der gestiegenen Studienanforderun- zitat Redtenbachers vom 25.12.1856 gen schon lange nicht mehr emp- im gleichen Zusammenhang und im fehlen können. Daß dies nicht allein genau gleichen Umfange wiedergege- die Ansicht des „Theoretikers“ Gras- ben. Auch die Einschätzung Grashofs hof wiedergibt, folgt daraus, daß, wie findet man in ähnlicher Weise schon in gezeigt, schon unter Redtenbachers anderen Schriften (so in Gedenkreden Stundenplan zu der dem Werkstattbe- von Hart und von Keller). Dagegen ge- such vorbehaltenen Zeit von 16:00 bis hen die Erinnerungen auf die weiteren 18:00 Uhr Technologie und Geschich- – weniger berühmten – Lehrkräfte, wie te gelesen wurden (die Benz ausweis- z.B. den engsten Mitarbeiter und ei- lich seines Jahresberichts 1862/63 re- gentlichen Nachfolger Redtenbachers gelmäßig hörte, siehe Bild) und im im praktischen Maschinenbau, „Papa Sommer an einigen Tagen auch bis 17

17:00 Uhr die Maschinenkonstrukti- „stud. ing.“ nicht zu. Er hätte höch- onsübungen stattfanden, die sich wie- stens den Schülern der Ingenieur- derum nach einem Bericht Grashofs schule zugestanden und war auch wegen der großen Schülerzahl oft län- später nur bei den Bauingenieuren üb- ger hinzogen. lich. Übrigens stellt Grashof darüber hin- Die Leistungen von Carl Benz blie- aus in seinem Schreiben – als habe ben auch auf der Maschinenbauschu- ihm der Rechnungshof die Feder ge- le konstant. Der Jahresbericht über führt – den Nutzen von Anstaltswerk- sein erstes Jahr weist einen regel- stätten generell in Frage, da in ihnen, mäßigen Besuch und in den tech- weil auf Gewinn nicht angewiesen, nischen Fächern überall ein „gut“, niemals die strenge Ordnung und rege nur im Wasser- und Straßenbau ein Betriebsamkeit herrschen würde, von „ziemlich gut“ aus (siehe Bild) [70]. denen der Erfolg einer Privatunterneh- Vom Schulgeld ist er vermutlich nicht mung so wesentlich abhänge und an mehr befreit gewesen [71]. die sich der junge Techniker kaum früh Von den sonstigen, schon ein- genug gewöhnen könne; man würde gangs angesprochenen, Änderungen die nötigen Apparate und Modelle vor- des Jahres 1863 abgesehen, machte teilhafter aus Privatwerkstätten bezie- der Tod Redtenbachers eine Neube- hen. Es bedarf keines Hinweises, daß setzung erforderlich. Bekanntlich wur- daraufhin das Ministerium mit dem To- de im Juli 1863 Grashof auf die er- de von Vietz 1869 die Mechanische ste Lehrstelle und zugleich als Vor- Werkstätte sofort aufhob [69]. stand der Maschinenbauschule be- Man kann sich angesichts des voll- rufen. Gleichzeitig rückte aber der gepackten Stundenplans, von früh- Konstrukteur Hart zum Professor auf, morgens bis abends an 6 Wochen- so daß in der Maschinenbauschu- tagen, und sicher nicht wenigen un- le nunmehr zwei Professuren und terrichtsbegleitenden Hausaufgaben nur noch eine Konstrukteurstelle be- auch kaum vorstellen, wie Benz au- standen. Während Redtenbacher ge- ßerhalb der vorgeschriebenen Unter- nerell den Maschinenbau vertreten richtszeit noch viele Stunden in der hatte, teilten Grashof und Hart das Werkstätte verbracht haben will. Auch Fach so auf, daß Grashof für Ma- die durch Redtenbachers Krankheit schinenlehre und Maschinenbau, Hart ausgefallenen Stunden lagen nach für Maschinenbau und Maschinenkon- dem Stundenplan morgens und mit- struktionen zuständig waren [72], ne- tendrin am Vormittag, so daß man sie ben der schon auf Antrag Redtenba- kaum zu einem Besuch der Werkstät- chers [73] seit 1862 von Hart ver- te nutzen konnte. tretenen Mechanischen Technologie, Im übrigen kam ihm auch als Schü- in der „die bei der Anfertigung und ler der Maschinenbauschule der in Ausführung der Maschinen vorzugs- den Erinnerungen benutzte, seiner- weise vorkommenden Prozesse“ be- zeit noch nicht gebräuchliche Titel handelt werden sollten [74]. Dement- 18

Abb. 1.9: Jahreszeugnis des 1. Studienjahres im Maschinenbau 1862/63 für Carl Benz (Vgl. Anm. 70) 19 sprechend wurde auch der Vorle- te vorgesehen. Doch gab es, wie oben sungsstoff verteilt [75], wobei die Ver- schon erwähnt, wie im ersten Studien- tretungsregelung während Redtenba- jahr von 17:00 bis 18:00 Uhr zugleich chers Krankheit einen Anknüpfungs- auch Geschichte und im Sommer gin- punkt gab. Aus der Redtenbacher- gen die Maschinenkonstruktionsübun- schen Veranstaltung von 6 Wochen- gen stets bis 17:00 Uhr [76], so daß stunden im Maschinenbau und Tech- für die mechanische Werkstätte höch- nischer Mechanik für das zweite Stu- stens ab 17:00 Uhr Zeit blieb - falls der dienjahr wurde nun eine sechsstün- angehende Maschinenbauer auf die dige Veranstaltung von Grashof in näheren Kenntnisse der alten Grie- Maschinenlehre und eine vierstündi- chen und Römer verzichtete. ge von Hart in Maschinenbau. Da- zu kamen noch zwei Stunden Eisen- Mit der Absolvierung des zweiten bahnbau von Sternberg. Im übrigen Studienjahres war der Kurs der Ma- blieb der Stoff für das zweite Stu- schinenbauschule vollendet, obwohl dienjahr 1863/64 gegenüber dem Plan es zu Redtenbachers Zeiten nicht un- Redtenbachers, wie er noch im Vor- üblich war, daß Schüler noch ein drit- jahr gehandhabt worden war, unver- tes Jahr blieben, „um sich insbeson- ändert. Benz hatte demgemäß neben dere in den praktischen Konstruktio- obigem noch zu besuchen: 6 Stun- nen eine größere Sicherheit zu erwer- den Maschinenkonstruktionen zweiter ben“ [77]. Aus der Tatsache, daß Carl Kurs sowie zwei Stunden Mechani- Benz sich keiner Diplomprüfung unter- sche Technologie, beide bei Hart, 2 zogen hat, darf man nicht den Schluß Stunden (nur im Winter) Ausgewähl- ziehen, daß er sein Studium nicht te Kapitel der mathematischen Phy- ordnungsgemäß abgeschlossen hät- sik bei Schell, 3 Stunden Höhere te [78]. Diplomprüfungen und sonstige Physik mit 6 Stunden Praktische An- Abgangsprüfungen wurden erst un- leitung zu Anstellung von physikali- mittelbar nach seinem Abgang mög- schen Untersuchungen bei Eisenlohr, lich [79] und im Oktober 1865 zum 4 Stunden Allgemeine Chemie bei ersten Male abgehalten [80]. Zwar Weltzien mit (nur im Winter) 2 Stun- hätte Benz nach den Bestimmungen den Repetitorium bei Engler, 6 Stun- der Prüfungsordnung auch noch nach den Wasser- und Straßenbau zwei- Verlassen der Schule das Diplom er- ter Kurs bei Sternberg, 3 Stunden werben können [81], es war jedoch Chemische Technologie sowie 2 Stun- noch lange Zeit nicht üblich – man den Metallurgie bei Seubert. Dazu muß auch an die Kosten von 40 fl den- wieder 4 Stunden Freihandzeichnen, ken –, das Studium mit einem Diplom 5 Stunden Geschichte des Altertums zu beenden. In Karlsruhe bewarben und des Mittelalters, 2 Stunden Deut- sich jährlich nur 2 bis 3 Absolventen, sche Literatur und 4 Stunden Eng- und dies überwiegend nur Ingenieu- lische Sprache. Der Spätnachmittag re (1865 1 Maschinenbauer, der näch- von 16:00 bis 18:00 Uhr war für Ar- ste erst wieder 1874) [82]. Und unter beiten in der Mechanischen Werkstät- diesen war das wiederum vorwiegend 20

Abb. 1.10: Zeugnis von Professor Hart für Carl Benz über den Besuch der Vorlesung Maschinenbau und der damit verbundenen Konstruktionsübungen im 2. Studienjahr Maschinenbau 1863/64 [a] 21 für Ausländer interessant, da z.B. in Schweden und Rußland das Karlsru- her Diplom die (dort fehlende) Staats- prüfung ersetzte [83]. Die anderen erhielten Abschriften ihrer Jahresberichte. Daneben konnte man sich ein Abgangszeugnis geben lassen, in dem die Jahresberichte zu einem Gesamtzeugnis vereinigt wa- ren [84]. Das nutzten vor allem die Ab- gänger, die sich damit zu einer Staats- prüfung anmelden wollten [85]. Auch Benz scheint eines erhalten zu ha- ben [86]. Er machte daneben noch von der Möglichkeit „besonders befä- higter Schüler“ Gebrauch, sich von ei- nem einzelnen Lehrer in dessen Fach mit Genehmigung und unter Beur- kundung der Schuldirektion ein Zeug- Abb. 1.11: Josef Hart (1832-1915), Kon- nis für 30 Kreutzer ausstellen zu las- strukteur unter Redtenbacher sen [87], und zwar im Maschinenbau und Professor für Maschinen- und den dazu gehörigen Konstrukti- bau in Karlsruhe 1863-1900 onsübungen bei Professor Hart (siehe Bild 1.10). Kapitel 2

Damit waren die Beziehungen von ten Firma in , bei der Carl Carl Benz zur Polytechnischen Schu- Benz zu jener Zeit noch im Aufsichts- le zunächst einmal abgebrochen und rat saß, bestanden jedoch bereits in- es mag für ihn nur ein schöner Zu- sofern, als sie den Lehrstuhl für Ma- fall gewesen sein, daß seinem bei der schinenelemente, Gasmaschinen und Karlsruher Gewerbeausstellung 1886 Gebläse jährlich mit Unterrichts- und ausgestelltem Zweitaktmotor ausge- Forschungsgegenständen wie Getrie- rechnet von einer Prüfungskommissi- ben, Zylindern, Kurbelwellen, Kolben, on unter dem Vorsitz Grashofs be- Kettentrieben, Vergasern, Zündvor- scheinigt wurde, daß dieser von den richtungen u.ä. bedachte [91]. Auf geprüften Modellen den niedrigsten Vorschlag des damaligen Lehrstuhlin- Gasverbrauch habe [88]. Aber Gas- habers Bonte wurde ab dem Studien- motoren bauten andere auch, die z.T. jahr 1912/13 auch ein Lehrauftrag für erfolgreicher damit waren, und das Automobil-, Luftschiff- und Flugzeug- Automobil war lange Zeit noch nicht motorenbau sowie für Automobilbau als die die Neuzeit prägende Erschei- an den Oberingenieur Michelmann nung erkannt worden. Als man bei der von der Firma Benz (trotz des starken Feier zum 100. Geburtstag Redtenba- Widerstands Professor Brauers gegen chers im Jahre 1909 der bekannte- Michelmann) vergeben [92]. Die Firma sten Schüler Redtenbachers gedach- hatte für diesen Fall weitere Stiftungen te [89], war von Carl Benz noch nicht und die Bereitstellung ihres Prüffeldes die Rede – nach dem oben Ausge- für Unterrichtszwecke zugesagt. Bon- führten kann man ihn ja auch kaum te firmierte daraufhin seinen Lehrstuhl als einen solchen bezeichnen. Zwar in „Lehrstuhl für Maschinenelemente, war zu dieser Zeit die zukünftige Be- Gasmaschinen und Gebläse und Au- deutung des Automobils schon deutli- tomobilbau“ um. cher zu erkennen [90], aber daß Carl Benz ein Zögling der Polytechnischen Die Vergabe des Lehrauftrags an Schule gewesen war, hatte vermutlich Michelmann, dessen Bruder zugleich auch noch keinen Eingang in das Tra- kaufmännischer Direktor der Firma ditionsbewußtsein der seit 1902 Fride- Benz war, erwies sich als eine klu- riciana geheißenen Anstalt gefunden. ge Tat, denn als die Benz & Cie AG 1913 den von Wilhelm II. ausgelob- Kontakte zu der von ihm gegründe- ten „Kaiserpreis für den besten deut- 23

Abb. 2.1: Besprechung des Zweitaktmotors von Carl Benz in der VDI-Zeitschrift 1888 24 25

Abb. 2.2: Ehrendoktorurkunde der TH Karlsruhe für Carl Benz 1914 26 schen Flugmotor“ unter 25 Bewerbern und man sich auch sonst in der Fri- gewann [93], beschlossen Vorstand dericiana zu dieser Zeit mit anderen und Aufsichtsrat der Benz-Werke, den Problemen herumschlagen mußte, da Preis in Höhe von 50.000 Goldmark die Hochschulräume mit Kriegsaus- als „Carl-Benz-Stiftung“ der Techni- bruch zum großen Teil für militärische schen Hochschule Karlsruhe zukom- Zwecke beschlagnahmt worden wa- men zu lassen. Damit (und mit einer ren (z.B. diente der Konstruktionssaal weiteren Spende der Firma Vögele in für Maschinenbau als Mannschafts- Mannheim in Höhe von 75.000 Mark) kantine) [98]. Andererseits hatte man sollte ein Labor für Verbrennungskraft- doch auch im Senat in der allge- maschinen und für Automobilbau er- meinen Begeisterungswelle über die richtet werden [94]. Zu diesem „Benz- Anfangserfolge der deutschen Trup- Bau“ ist es aber, vermutlich wegen pen Überlegungen angestellt, welcher des Kriegsausbruchs, nicht mehr ge- Ingenieur durch seine Entwicklungen kommen [95]. Der Spende haftete Anteil an den deutschen Siegen ha- auch insoweit ein „Geschmäckle“ an, be und entsprechend auszuzeichnen als Professor Bonte, dessen Lehr- sei. Da aber das Kraftfahrzeug auf stuhl sie letztlich zukommen sollte, deutscher Seite zu Beginn des Er- (nach eigener Bekundung) Mitglied sten Weltkrieges noch nicht die Be- des kaiserlichen Preisgerichts gewe- deutung hatte, die ihm später auf mi- sen war. Außerdem bekam der Lehr- litärischem Gebiet zukam, war man stuhl ein „Benz 8/20 PS-Automobil“ vermutlich auch aus diesen Gründen zu „Demonstrationszwecken in den nicht auf Carl Benz als einen von Vorlesungen, zu Studienfahrten mit der Fridericiana zu Ehrenden gekom- den Studierenden und zu Forschungs- men. Als nun Professor Benoit, sei- zwecken aller Art“ verehrt [96]. Auch nerzeit Vorstand der Abteilung für Ma- die von der Benz & Cie AG aufgekauf- schinenwesen, einige Tage nach dem ten Süddeutschen Automobilwerke in Geburtstag zufällig den Zeitungsar- gehörten zu den Förderern tikel in die Hand bekam, formulier- des Lehrstuhls. te er umgehend (30. 11.) den An- trag, Carl Benz „in Anerkennung sei- Trotzdem mußte erst ein ausführli- ner hervorragenden Verdienste um cher Artikel der Mannheimer Zeitung die Entwicklung der Verbrennungs- zum 70. Geburtstag von Carl Benz motoren und der Kraftfahrzeuge“ die am 25.11.1914 über den „Mann, dem Würde eines Dr.-Ing. ehrenhalber zu die Welt das modernste der heuti- verleihen [99]. Wegen der Eilbedürf- gen Verkehrsmittel verdankt“, und in tigkeit wurde die Zustimmung der Kol- dem die 4 Jahre am Karlsruher Poly- legen einzeln eingeholt und am 3. De- technikum erwähnt wurden [97], auf- zember der förmliche Antrag an Rek- klärend wirken. Vielleicht kam hinzu, tor und Senat gestellt. Da die näch- daß Michelmann, der hierüber hät- ste Senatssitzung erst auf den 16. De- te informieren können, bereits zum zember angesetzt war, und die Hoch- Heeresdienst eingezogen worden war schule damit in Gefahr geriet, allzu- 27

Abb. 2.3: Dankschreiben von Benz an die TH Karlsruhe für die Verleihung der Ehren- doktorwürde vom 9. Dezember 1914 mit den Kenntnisnahmevermerken der Professoren der Maschinenbauabteilung [b] 28 29 sehr hinter den anderen Geburtstag- ros und Vorstandsmitglied Hans Nibel sehren „herzuhinken“, ließ sich auch [102] (der Vater des Weltrekordfahr- der Rektor noch am gleichen Tage von zeugs „Blitzen-Benz“) [103] „in Aner- den Senatsmitgliedern im Umlaufver- kennung seiner hervorragenden Ver- fahren (einstimmig) bevollmächtigen, dienste um die konstruktive Entwick- Benz schon jetzt die Ehrung mitzu- lung des Kraftwagens“ zu Ehrendok- teilen. Mit Schreiben vom 4. Dezem- toren ernannt [104]. Die Firma revan- ber 1914 wurde Benz vom Rektor er- chierte sich mit weiteren Spenden von öffnet, daß der Senat ihm in Aner- Motoren und Kfz-Teilen [105]. Die Eh- kennung seiner „hervorragenden Ver- rung führender Vertreter dieser Firma dienste um die Entwicklung der Ver- scheint Tradition geworden zu sein, brennungskraftmaschinen“ und seiner denn der spätere Entwicklungschef „bahnbrechenden Erfindertätigkeit auf der vereinigten Daimler-Benz AG, der dem Gebiete des Automobilbaues die ehemalige Absolvent der Fridericia- Würde eines Dr.-Ingenieurs“ verliehen na und „Schöpfer des 300“ habe. Fritz Nailinger, erhielt hier ebenfalls Carl Benz war der 44. Dr.-Ing. eh- das Ehrendoktorat. renhalber, den die Fridericiana – erst Carl Benz tat ein übriges, um die seit 1899 im Besitz des Promotions- Verbundenheit mit seiner alten Lehr- rechts für Ingenieure – in ihrer Ge- anstalt zu bekunden und wurde noch schichte verliehen hat. Benz soll spä- als 80jähriger Mitglied der 1923 ge- ter zum Dank dafür der Hochschu- gründeten „Gemeinschaft ehemaliger le für ihr (1924 der Öffentlichkeit im Angehöriger der Technischen Hoch- alten Zeughaus zugänglich gemach- schule Karlsruhe“, ein Verein, der es tes) Verkehrsmuseum seinen Patent- sich neben der Hochschulvereinigung, motorwagen Nr. 2, den er sich noch die vor allem die wissenschaftliche aufbewahrt hatte, gestiftet haben (Nr. Tätigkeit förderte, zur Aufgabe ge- 1 hatte das Deutsche Museum erhal- macht hatte, die ehemaligen Studie- ten), über dessen Verbleib aber nichts renden zur planmäßigen Zusammen- bekannt ist [100]. arbeit zu vereinigen, um das Anse- hen und den Ruf der Fridericiana zu Der Kontakt der Fridericiana zu sei- fördern, vor allem aber die wirtschaft- ner früheren Firma scheint in der Fol- lichen Einrichtungen der Studenten- ge ebenfalls enger geworden zu sein, schaft zu unterstützen [106]. denn am 8. November 1922 wurden der Direktor der Benz & Cie AG, Josef Mit dem stetigen Aufschwung der Brecht [101], der noch unter Carl Benz Motorisierung mußte auch das Anse- 1893 in die damalige Benz & Cie OHG hen und die Popularität der Autopio- als kaufmännischer Angestellter ein- niere, soweit sie noch unter den Le- getreten war, „in Anerkennung seiner benden weilten, wachsen. Ab seinem hervorragenden Verdienste um die 80. Geburtstag wurde Carl Benz mit Entwicklung der Kraftwagenindustrie“ Ehrungen förmlich überhäuft. Noch sowie der Leiter des Konstruktionsbü- zum 84. Geburtstage 1928 erhielt 30 er, wenige Monate vor seinem Tode, lich die Benz & Cie AG im aufkom- die Badische Staatsmedaille in Gold. menden Geschwindigkeitsfieber bald Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten am ins Abseits – der zehnfach höhere 8.4.1929 in konnte dann Absatz der Benz-Werke gegenüber der Vertreter der Fridericiana in sei- den Daimler-Werken verkehrte sich ner Grabrede darauf hinweisen, daß mit dem Erscheinen der Mercedes- Benz nicht nur dazu beigetragen ha- Wagen von Daimler in das Gegen- be, das Ansehen der deutschen Indu- teil – und Carl Benz schied 1903 strie überall zu heben, sondern auch, wegen unüberbrückbarer Gegensätze daß man seine Verdienste in Karls- aus der Geschäftsleitung aus [109]. ruhe schon früh erkannt und ihn be- Das Unternehmen schuf in der Fol- reits 1914 mit der höchsten Würde der ge den Blitzen-Benz, der 1909 bereits Hochschule ausgestattet habe [107]. über 200 km/h und damit den Welt- rekord erreichte, was 10 Jahre lang Sympathischer berührt die Predigt nicht mehr überboten werden konnte. des Pfarrers, der daran erinnerte, daß Benz blieb trotzdem ein Gegner des Benz niemals in seinem Leben ein Schnellfahrens, er äußerte noch 1913, Unglück beim Führen seines Wagens daß 50 Stundenkilometer das höchste verursachte, weil er bei der Vorsicht sein sollten, solange es keine eigenen über seinen Wagen die Rücksicht auf Autostraßen gebe [110]. Er selbst hat seine Mitmenschen nicht vergessen sich daran gehalten und ist stets lang- habe. Das entsprach der Wahrheit. sam und bedächtig gefahren. Jeder Benz hatte, als er von der Re- Unglücksfall, von dem er erfuhr, quäl- kordgeschwindigkeit von 86 km/h ei- te und bedrückte ihn, er fühlte sich nes Daimler-Autos bei der Wettfahrt als Schöpfer des Automobils persön- Nizza-Aix-Nizza 1901 erfuhr, von „ei- lich dafür verantwortlich [111]. nem Geschwindigkeitswahn“ gespro- chen, den er nie mitmachen werde. Da das Auto seinen Siegeszug fort- Er ließ in seiner Firma, als die Tech- setzte, die „Volksmotorisierung“ mit niker mit den Daimler-Produkten kon- dem Beginn des Autobahnbaus in den kurrieren wollten, nicht einmal Versu- Dreißiger Jahren sogar offizielle Re- che in dieser Richtung zu, „weil sol- gierungspolitik wurde, ließ die Vereh- che Geschwindigkeiten die Sicherheit rung für Benz auch nach seinem To- und das Leben aller nicht autofah- de nicht nach. 1936, zum 50. Jah- renden Straßenpassanten ebenso ge- restag der Erteilung des Motorwagen- fährden müßten wie die Fahrer selbst“ Patents, gab die Reichspost sogar [108]. Seine Firma sollte sich nicht an zwei Sonderbriefmarken mit seinem den „für die Praxis nicht allein wert- und Daimlers Portrait heraus (Bild 1). losen, sondern geradezu schädlichen Diese Ehre war in der Geschichte der Rennfahrten beteiligen, vielmehr nach Reichspost bisher nur einem einzigen wie vor den Schwerpunkt auf die Her- Techniker, Zeppelin 1934, widerfah- stellung solider und dauerhafter Tou- ren; bis dahin hatte es auf deutschen renwagen legen“. Damit geriet frei- Briefmarken Portraits nur von Staats- 31 oberhäuptern, Dichtern und Komponi- das Hertz-Denkmal der Fridericiana sten gegeben. Auch die Fridericiana gestaltet. Sein Benz-Denkmal, ein 6 pflegte die Erinnerung an ihren ein- m hoher und 5 m breiter Muschel- stigen Schüler weiter. Schon seit An- kalkstein, aus dem auf der Schausei- fang der Dreißiger Jahre hatte ihr rüh- te Benz im Arbeitsmantel mit seinem riger und auch spendabler Ehrense- ersten Fahrzeug reliefartig herausge- nator (seit 1923) Willy Vogel [112], Fa- arbeitet ist (Bild 15), knüpft an antike, brikant von Zentralschmieranlagen für insbesondere ägyptische und assyri- Kraftfahrzeuge in Berlin und Präsident sche Vorbilder an und weicht von den des Allgemeinen Deutschen Schnau- bisherigen, aus Renaissance und Ba- ferlclubs die Errichtung eines Carl- rock überlieferten Vorstellungen einer Benz-Denkmals an der Stelle sei- Bildnisstatue völlig ab [115]. Es dürfte nes Wirkens in Mannheim betrieben daher kaum dem populären Kunstver- und dafür schließlich die Automobil- ständnis seiner Zeit entsprochen ha- verbände, die Autoindustrie und die ben, , die Witwe des Ge- Stadt Mannheim gewinnen können. ehrten, soll jedenfalls bei der Enthül- Das Vorhaben, das höchste Protek- lung des Denkmals im Hinblick auf tion genoß (Schirmherr: Reichsprä- die Bekleidung des Dargestellten ge- sident Dr.-Ing. e.h. sämtlicher Tech- äußert haben: „Es ist uns zwar öf- nischer Hochschulen v. Hindenburg), ter schlecht gegangen, aber barfuß und 1932/33 vom Denkmalausschuß hat er nie gehen müssen.“ Daß von unter der Leitung Willi Vogels verwirk- den vielen Rednern bei der Denkmal- licht wurde, hatte auch die Unterstüt- seinweihung nicht einer auf das Denk- zung der Fridericiana. Der Zufall des mal selbst einging [116], läßt dar- Alphabets wollte es hierbei, daß der über hinaus vermuten, daß es auch noch im Einweihungsmonat von sei- nicht der nunmehr amtlich propagier- nem Amt abgelöste und in der Fol- ten Kunstauffassung der Nationalso- ge als politisch mißliebig auch von zialisten entsprach [117]. seiner Professur vertriebene Literatur- Da an der Denkmalsenthüllung wissenschaftler Karl Holl als seiner- durch den Reichsverkehrsminister am zeitiger Rektor im Ehrenausschuß ne- Ostersonntag 1933 nur eine Delega- ben dem neuen Reichskanzler A. H. tion der Fridericiana von Rektor und plazierte. Studenten „in vollem Wichs mit ihren Farben“ [118] teilnehmen konnten, lud Die Ausführung des Denkmals war Senator Vogel, der die Einweihungs- Professor [113] von der feierlichkeiten organisiert und auch Architekturabteilung der Fridericiana dazu eine große Autoschau „einst und übertragen worden. Laeuger, der als jetzt“ initiiert hatte, auf den folgenden Wegbereiter der modernen Keramik Dienstag die gesamte Studenten- gilt, und auch mit seinen sonstigen Ar- und Dozentenschaft der Fridericia- beiten großes Ansehen genoß (u.a. na (immerhin 1070 Immatrikulierte) 1927 Ehrendoktor der TH Dresden nach Mannheim ein. Nicht weniger [114]), hatte schon den Ehrenhof und als 300 brachen mit einer ganzen 32

Abb. 2.4: Das Carl-Benz-Denkmal in Mannheim (Aufnahme aus den Dreißiger Jahren)

Omnibusflotte auf [119], wobei in Direktor der Werke Gaggenau über dieser schlechten Zeit neben der Au- den neukonstruierten Mercedes-Benz tomobilausstellung auch die Aussicht Fahrzeugdieselmotor. Eine gelungene auf das gemeinsame Mittagessen Fahrt. und die Kaffeestunde im Palasthotel motivierend gewirkt haben mag. Die Das Mannheimer Denkmalsvorha- Reisegruppe legte zunächst einen ben hatte auch in Karlsruhe entspre- Lorbeerkranz am Carl-Benz-Denkmal chende Aktivitäten ausgelöst, und so nieder, das Willy Vogel am Ostersonn- wurde am Ostermontag, einen Tag tag ganz gegen die Intentionen des nach der Mannheimer Feier, vom Geehrten mit einem „Vollgas voraus“ Mühlburger Bürgerverein am angeb- in die Obhut der Stadt übergeben lichen Geburtshaus [120] von Carl hatte. Danach besichtigte man die Benz eine Gedenktafel enthüllt (Bild Automobilausstellung. Hierbei gab 2), wobei sich die Fridericiana zurück- es Vorträge der Direktoren Hiller hielt und dem Staatstechnikum (heu- von den Phänomenwerken Zittau te Fachhochschule Karlsruhe) die Ver- und Brand vom amerikanischen tretung der Ingenieurwissenschaften Ambi-Budd-Karosseriepreßwerk überließ [121]. Zwei Jahre später, am Berlin-Johannistal, auch wurden 23. Juni 1935, wurde dann auch in technische Filme vorgeführt. Beim Karlsruhe und unter offizieller Betei- Besuch einer Sonderausstellung ligung der Fridericiana in der Beiert- der Daimler-Benz-AG referierte der heimer Allee zwischen den Denkmä- 33 lern von Drais und Grashof ein Benz- von Carl Benz in Ladenburg eingeholt Denkmal in der traditionellen Büsten- [126]. form in Anwesenheit der Familie Benz feierlich eingeweiht [122].

Eine weitere Verknüpfung mit Carl Benz ergab sich eigenartigerweise in- folge der Neuorganisation der Studen- tenschaft im nationalsozialistischen Staat. Bekanntlich wurden die Kor- porationen und studentischen Verei- nigungen aufgelöst und ein einheit- licher Studentenbund als Gliederung der NSDAP gebildet [123]. Dieser hatte keine Einzelmitglieder, sondern nur „Einheiten“ in Form von Kamerad- schaften, die meist an die alten Kor- porationen anknüpften, aber ohne ei- gene Rechtspersönlichkeit und Sat- zungsrecht waren. In Karlsruhe wur- den 1937 zu Beginn des Zwischense- mesters zunächst vier Kameradschaf- ten (Albert Leo Schlageter, Egerland, Rote Erde und Flandern), zu Beginn des Wintersemesters des gleichen Abb. 2.5: Bertha Benz, geb. Ringer, Jahres infolge Zunahme der Studen- z. Z. der Eheschließung tenzahlen eine fünfte [124] gegründet, der das Haus des ehemaligen Poly- technischen Vereins in der Bismarck- Es war daher keine Frage, daß straße zugewiesen wurde. Ihr wurden die Hochschule zum 90. Geburtstag auch die Alten Herren des ehemali- von Bertha Benz am 3. Mai 1939 ei- gen Polytechnischen Vereins und der ne „offizielle Glückwunschabordnung“ ehemaligen wissenschaftlichen Ver- entsandte. Dafür sprach nicht nur, daß bindung Catena als neue Altherren- es sich eben um die Witwe des be- schaft zugeordnet. Im Sommer 1938 rühmten Ehrendoktors handelte. Die- erhielt diese Kameradschaft den Na- se außergewöhnliche Frau hatte ih- men „Carl Benz“ verliehen [125]. Die ren Mann bei seinen Konstruktions- betroffenen Studenten hatten diesen versuchen tatkräftig unterstützt und Namen, nachdem zunächst andere den vorzeitig von ihren Eltern verlang- in Erwägung gezogen worden waren, ten Erbteil dafür eingesetzt. Sie hatte wegen seiner Vorbildfunktion durch- durch ihre, zusammen mit ihren Söh- gesetzt und dafür durch eine Abord- nen unternommene, berühmt gewor- nung auch die Zustimmung der Witwe dene erste Überlandfahrt eines Au- 34 tomobils von Mannheim nach Pforz- torwürde für Frau Benz beantragt ha- heim im Jahre 1888 die prinzipielle be [127]. Daraufhin habe ihr der Herr Tauglichkeit der Konstruktion gegen- Minister die Mitteilung zukommen las- über dem noch skeptischen Erfinder sen, daß er das Schreiben an die unter Beweis gestellt. TH weitergeleitet habe. Ein solches war zwar im Rektorat nicht eingetrof- fen, der alarmierte Rektor war aber gleichwohl bestrebt, in der Sache et- was zu unternehmen, war doch da- mit auch die Gelegenheit gegeben, aufgrund der Publizität des Ereignis- ses (zum 90. Geburtstag von Bert- ha Benz war sogar der Reichspostmi- nister erschienen, der „Führer“ hatte wenigstens sein Bild geschickt), sich bei höchsten Reichsstellen als bedeu- tende Institution wieder in Erinnerung zu bringen, um die in dieser Zeit stets Abb. 2.6: Bertha Benz an ihrem drohende Gefahr der Aufhebung der 85. Geburtstage Hochschule abzuwenden. Er antwor- tete also artig, daß zwar eine Eh- rendoktorwürde aufgrund der gesetz- Als sich Bertha Benz der Vollen- lichen Bestimmungen nicht in Frage dung des 95. Lebensjahres näherte, komme, ein Gedenken aber auf jeden waren aber in Karlsruhe bereits die Fall geschehen werde. Der Dekan der Sorgen so groß, daß der Gedanke an Maschinenbauabteilung, Kluge, wur- Jubiläumstage davon verdrängt wur- de aufgefordert, in der nächsten Se- de. Einige Hochschulgebäude lagen natssitzung vorzuschlagen, in welcher schon in Trümmern, ein Teil der Be- Form man sich diesmal an der Eh- diensteten und Studenten war einge- rung irgendwie beteiligen könne. Und zogen oder bereits gefallen und der so meldet das Senatsprotokoll vom Lehr- und Forschungsbetrieb war nur 28.4.1944 unter Punkt 5: „Mutter Benz noch unter Mühen aufrechtzuerhalten. soll zu ihrem 95. Geburtstag am 3. Mai Da meldete sich aus Ladenburg ei- 1944 zum Ehrenbürger ernannt wer- ne sich als Schriftstellerin und Freun- den“ [128]. din der Familie vorstellende Dame na- Die Mitteilung des Rektors hierüber, mens Elisabeth W. Trippmacher, die verbunden mit einer ansprechenden den ganz kurz bevorstehenden Ge- Würdigung der Verdienste von Ber- burtstag „der ersten Fernfahrerin der tha Benz um das Lebenswerk ih- Welt“ gehörig in Erinnerung brachte res Mannes, ging noch rechtzeitig ab, und zugleich darauf hinwies, daß sie es schloß mit den herzlichsten Wün- bereits beim badischen Unterrichtsmi- schen, daß die Jubilarin noch „bei nister die Verleihung der Ehrendok- guter Gesundheit das siegreiche En- 35

Abb. 2.7: Ehrenbürgerbrief der TH Karlsruhe für Bertha Benz 1944 de des großen Entscheidungskamp- 1923) war die letzte Ehrungshand- fes unseres Volkes erleben und sich lung der Hochschule gewesen, be- noch des kommenden Friedens zu er- vor sie sich infolge der fortschreiten- freuen“ Gelegenheit haben möge. Al- den Kriegseinwirkungen und schließ- lein, als endlich im Juli die förmliche lich der nahenden Front allmählich Urkunde (Bild 18) fertiggestellt war, auflöste. hatte Bertha Benz schon die Augen für immer geschlossen (5.5.44) und (Textzitat aus „Lebensfahrt“ sowie war bereits, auch unter Teilnahme der Bilder 1.4 und 1.5 mit freundlicher Hochschule vertreten durch Professor Genehmigung von Buchhändler Otto Walger von der Maschinenbauabtei- Spatz, München, sowie dem Reclam- lung und einer Abordnung der studen- Verlag Ditzingen) tischen Kameradschaft „Carl Benz“, Literatur zur letzten Ruhe gebettet worden [129]. Sie hatte die Ehrenbürgerschaft Carl Benz: Lebensfahrt eines deut- nur zwei Tage innehaben können. schen Erfinders. Erinnerungen eines Achtzigjähri- Die Verleihung dieser Würde an gen, Leipzig 1925, 2. Aufl. 1936 (mit Frau Benz (die 130. Ehrung seit Ein- dem Zusatz: Die Erfindung des Au- führung des Ehrenbürgerrechts im tomobils) und spätere Nachdrucke Jahre 1921 und des Ehrensenatorats (hier benutzte Ausgabe 1940, 27- 36

31tausend). Die 2. Aufl. ist in Text baute Autos. Vom Schmiedelehrling und Bildern geringfügig verändert und zum Auto – Industriellen, Berlin 1937, durch einen Anhang in vier Kapiteln S. 41–80, 276 f., 288f. über die Ehrungen von Carl Benz und Die übrige Literatur, das Leben die Entwicklung der 1926 zur Daimler- Benz’ betreffend, ist in überaus star- Benz AG vereinigten Firmen Daimler kem Maße von der Autobiographie so- und Benz erweitert. wie (nach deren Erscheinen) von der Literatur über Carl Benz ist aufge- Arbeit von Siebertz abhängig und geht führt in: Bibliographie der badischen kaum darüber hinaus. Das gilt letzt- Geschichte Bd. 6, begr. von Lauten- lich auch für die Buchbeiträge in: Die schlager, bearb. v. W. Schulz, Stutt- großen Deutschen, von Haßler Bd. gart 1973, S. 38 f. 4, 1942 und Nailinger Bd. 5, 1957, Broecker in: Neue Deutsche Biogra- Davon ist allein tauglich und aus phie Bd. 2, 1955 und Matschoß in: den Quellen gearbeitet Paul Siebertz, Große Ingenieure, 4. Aufl. München Karl Benz. Ein Pionier der Motorisie- 1954 (dort z. T. auch Falsches), eben- rung, 1. Aufl. München 1943, 2. neu- so für Schildberger in: Vom Motor zum bearb. Aufl. 1950 mit rei- Auto, hrg. v. E. Diesel u. a., Stuttgart chen Literaturnachweisen (die Aufla- 1957. Vgl. auch (ohne Quellenanga- gen sind un- terschiedlich bebildert, ben) M. Barthel/G. Lingnau: 100 Jah- der Text ist jedoch, von der Tilgung re Daimler-Benz. Die Technik, Mainz weniger zeitbedingter Formulierungen 1986. in der 2. Auflage abgesehen, iden- tisch). Das Buch wird ergänzt durch Bei dem Büchlein von Werner (Siebertz) Karl Benz und sein Lebens- Siebold: Carl Benz. Der Erfinder werk. Dokumente und Berichte, hrg. des Kraftwagens, Bühl i. B. 1939 von der Daimler-Benz AG Stuttgart- (im Stil der Gartenlaube) weiß man Untertürkheim 1953 (Nachdruck in ge- nicht, inwieweit die über die Autobio- ringerer Bildqualität in: Zwei Män- graphie hinausgehenden Mitteilungen ner – ein Stern: Gottlieb Daimler und Dialoge reine Erfindungen sind und Karl Benz in Bildern, Daten, Do- oder auf Familienmitteilungen beru- kumenten, Düsseldorf 1984 (Klassi- hen. ker der Technik). Für die Beurteilung Ein reines Kinderbuch mit erfunde- der technischen Verdienste von Benz nen Dialogen ist: Karl Amrhein: Karl ist jetzt maßgeblich: Friedrich Sass, Benz. Das Leben eines Erfinders, Geschichte des Deutschen Verbren- Bühl i. B. 1955 (Schau ins Land, 3). nungsmotorenbaues von 1860–1918, Berlin 1962 (der sich im übrigen an den Erinnerungen orientiert und we- nig Quellenbelege bringt). Ein Bild von der Persönlichkeit Benz gewinnt man aus den Erinnerungen seines zeitwei- ligen Mitarbeiters August , Ich 37

Wortlaut der in Abb. 1.10 und 2.3 [b] Ladenburg, d.9/12.14 abgebildeten Dokumente: Seiner Hochwohlgeboren [a] Herrn Rektor Dr. Krazer Zeugniß Karlsruhe

Herr Carl Benz aus Carlsruhe, Euer Hochwohlgeboren danke ich Schüler des zweiten Curses der Ma- für die freundliche Mittheilung des Be- schinenbauschule am hiesigen Poly- schlusses Hohen Senates der techni- technikum hat im Laufe des letzten schen Hochschule und bitte demsel- Schuljahres 1863/64 die Vorträge des ben sowie der Abtheilung für Maschi- Unterzeichneten über Maschinenbau nenwesen meinen tiefgefühltesten in- gehört sowie auch die hiermit verbun- nigsten Dank auszusprechen für die denen Construktionen mit Fleiß und Verleihung der Würde eines Doktor In- Regelmäßigkeit besucht. Derselbe hat genieur. sich diese Zeit über sowohl durch Aus- Eine besondere Freude ist es für dauer im Arbeiten, sowie durch ge- mich diese hohe Auszeichnung von setztes Betragen meine ganze Zufrie- dem Institut erhalten zu haben, in das denheit erworben. ich vor nun 54 Jahren als Hörer, da- mals Eleve genannt, eingetreten bin Carlsruhe, den 9ten Juli 1864 und an das ich mich immer dankbar (gez.) J. Hart erinnerte, denn was ich erstrebt und erschafft führt in seinen Wurzeln auf Die Aechtheit der Unterschrift des diese Anstalt zurück. Großherzogl. Professors Hart an der Maschinenbauschule des hie- Hochachtungsvollst und ergebenst, sigen Polytechnikums wird hiermit (gez.) Dr. Ing. Carl Benz. beurkundet. Karlsruhe, den 9. Juli 1864 Sekretariat der Großherzogl.- polytechnischen Schule. (gez.: Unterschrift) 38

Abb. 2.8: Werbeblatt der Firma Benz von 1888 Literaturverzeichnis

[1] So Franz Schnabel in: Karlsruher Hochschulführer, 1925/26, Karlsruhe 1925, S. 14: „Die oberrheinisch-schweizerische Maschinenindustrie geht unmittelbar auf sie zurück“; ebenso in: Die Anfänge des technischen Hochschulwesens, Karlsruhe 1925, S. 53 ff.

[2] Einen geschichtlichen Überblick bieten Hotz/Hoepke, Kleine Geschich- te der Universität Fridericiana zu Karlsruhe (Technische Hochschule), 2. völlig neubearb. Auflage Karlsruhe 1986, sowie J. Kämmerer, Technolo- gie aus Tradition. Streiflichter zur 160jährigen Geschichte der Universität (TH) Karlsruhe, in: Periodica Polytechnica, Electrical Engineering, Ztschr. der TU Budapest Vol. 29 (2-4) 1985, S. 87-118.

[3] Selbst A. v. Burg vom Konkurrenzinstitut in Wien gesteht 1863 (unten Anm. 63, S. 8), daß Redtenbacher die Karlsruher Schule zu einer euro- päischen Berühmtheit emporgehoben hat. Vgl. auch Schnabel, Geschich- te (u. Anm. 7) sowie Keller (u. Anm. 88) S. 9. Zu Redtenbacher vgl. neben den Genannten die biographische Skizze von Otto Kraemer in: Die Technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe. Festschrift zur 125-Jahrfeier 1950, Karlsruhe 1950, S. 79 ff.; Matschoß, Große Ingenieure, 4. Aufl. 1954.

[4] Regierungsblatt 1847, S. 36. Ebenso eine Aufstellung v. 8.2.1848 in GLA 448/2230. Die Frequenzübersicht in: Festgabe zum Jubiläum der vierzig- jährigen Regierung S. K. H. des Großherzogs Friedrich von , Karls- ruhe 1892, S. XL nennt für 1847: 350. Für 1860 siehe: Adreßbuch der . . . Polytechnischen Schule in Karlsru- he, Studienjahr 1860 – 61, Karlsruhe 1860, S. 28. Die Frequenzübersicht nennt sogar 814.

[5] Nach A. v. Burg (u. Anm. 63) finde man in allen Teilen der zivilisierten Welt Maschinenbauer, Ingenieure, Architekten und Professoren, welche die Karlsruher Schule besucht haben. II

[6] Ehrendoktor 1903 wegen seiner Verdienste auf dem Gebiet des Dampf- maschinenbaus. Zu ihm Keller (u. Anm. 88) S. 21. In Karlsruhe haben mehrere Sulzer aus Winterthur studiert.

[7] Deutsche Geschichte im 19. Jahrhunden Bd. III: Erfahrungswissenschaf- ten und Technik (1934), S. 325.

[8] Zu Benz’ Herkunft und Jugend siehe Siebertz (Literaturverzeichnis).

[9] Benz wurde unterm 1. Dez. 1844 als Karl Friedrich Michael Weiland – wohl geschrieben nach der Karlsruher Aussprache des Namens seiner Mutter Vaillant (die Eltern waren noch nicht verheiratet) in die Kirchen- bücher von Mühlburg eingetragen und hat auch seine Heiratsurkunde in (die auf Carl lautet) mit Karl unterschrieben, vgl. Schreiben des Standesamts Karlsruhe an Stadtarchiv Karlsruhe Nr. 34.400.11 vom 11.4.1984 mit Anlagen (Bestand 8 ZA 5). Im Einschreibebuch ist er mit Karl eingetragen (s. Bild 1.4). In den Schülerlisten und Jahresberichten je- ner Zeit wechselt die Schreibweise zwischen C und K bei Karl und Karls- ruhe je nach Schreiber ständig. Später jedoch hat sich Benz nur mit C geschrieben.

[10] Vgl. die Lebenserinnerungen (Literaturverzeichnis).

[11] Vgl. die Darstellung der Schule (durch Redtenbacher) in: [Josef Bader], Die Residenzstadt Karlsruhe, Karlsruhe 1858, S. 123 ff.

[12] (Anm. 11) S. 154, vermutlich von Prof. Dienger geschrieben.

[13] Nach Franz Schnabel, Anfänge (Anm. 1) S. 50 war hierfür 1863 das Züri- cher Vorbild maßgeblich. Schnabel sieht jedoch zu sehr das Datum 1863 und berücksichtigt zu wenig die kontinuierlichen Veränderungen und Ver- änderungsversuche, die sich aus den Akten im Zusammenhang mit der jährlichen Neuaufstellung des Vorlesungsprogramms ergeben.

[14] Regierungsblatt S. 85.

[15] Anhebung auf Vorschlag der Schule durch Erlaß des Innenministeriums Nr. 7332 vom 22.6.1860, GLA 448/15.

[16] Anzeige der Vorlesungen an der Großh. Bad. Polytechnischen Schule zu Carlsruhe für das Jahr 1860 –1861, Carlsruhe o. J.

[17] Das Einschreibebuch 1860–61 hat die Signatur GLA 448/2607 und ist entgegen der Annahme von Thümmel nicht verschollen. Im Abdruck bei Siebertz wurden Linien retouchiert. Es ist zu erkennen, dass die Ord- nungszahl 99 in 27 korrigiert wurde. III LITERATURVERZEICHNIS

[18] Gesetze für die Studierenden der Polytechnischen Schule, Karlsruhe 1857, § 3.

[19] Anzeige (Anm. 16), S. 4.

[20] Sieberts (Lit.Verz.), 2. Aufl. S. 21.

[21] Gesetze (Anm. 17) 1857 § 10, Anzeige (Anm. 16), S. 3. Zahlungsvermerk für Benz in GLA 448/354 sowie in 448/271.

[22] Nach dem Rentenbescheid des Verwaltungsrates der Witwenkasse für die Angestellten der Civilverwaltung vom 1. Oktober 1846 Nr. 316 bekam Frau Benz für sich und den Sohn jährlich 76 fl 48 x (ausgestellt in Carl- Benz-Villa, Ladenburg).

[23] Nach den Personalakten sowie einer Gehaltsübersicht vom April 1863 in GLA 448/207.

[24] Erlaß Nr. 7332 vom 22.6.1860, GLA 448/15.

[25] Ein Neueintretender konnte erst nach einem Vierteljahr einen Schulgeld- befreiungsantrag stellen, Gesetze (Anm. 18) 1857 § 17.

[26] Erlaß des Innenministeriums Nr. 2987 vom 29.3.1861; GLA 448/354 (un- ter Nr. 4).

[27] Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 29 unter Berufung auf Familienüberlie- ferung. Nach den Adreßbüchern der Polytechnischen Schule weisen 1860/61 drei Schüler (Graßmann, Schilling, Stegmayer) und 1863/64 ebenfalls drei (Kemmerich, Scheper, Schultz) die gleiche Adresse wie Benz auf, wobei noch nicht gesagt ist, daß in den jeweiligen Mehrfamilien- häusern alle bei Frau Benz wohnten. Der Mittagstisch ist überhaupt nicht erfaßbar. Die Behauptung von Siebertz, daß immer mehr seiner Kommi- litonen bei Carl wohnen wollten, um von ihm Nachhilfe zu erhalten, läßt sich mit obigen Namen nicht belegen, da diese z.T. älter waren oder an- dere Fachschulen besuchten.

[28] Gesetze (Anm. 18) 1857 § 63; Gesetze 1861 § 58.

[29] Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 29 unter Berufung auf Familienüberliefe- rung. Das ist mit Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen. Ein Georges Gagarin mit Geburtsort Odessa tritt im April 1861 in die 1. Math. Klasse, die Benz besuchte, ein (Endgültige Schülerliste v. 25. 6. 61, GLA 448/271) und besuchte mit diesem auch die 2. Math. Klasse im Stu- dienjahr 1861/62 (Schülerverzeichnis vom 19. Oktober 1861, GLA 448/ IV

272: Nr. 3 Karl Benz, Nr. 4 Georges Gagarin). Zugleich besucht ein Ana- tol Gagarin, ebenfalls Geburtsort Odessa, die 1. Mathem. Klasse. Nach dem Adreßbuch der Schule von 1861/62 wohnten beide Gagarins aber in der Amalienstr. 75. Dort ist nach dem Adreßkalender der Stadt von 1862 S. 14 u. S. 60 eine Fürstin Gagarin (Mutter?) gemeldet. Damit ist eine Wohnung bei der doch eher ärmlichen Familie Benz – von Standesrück- sichten ganz abgesehen – wenig wahrscheinlich. Die Gagarins sind eine altadlige russische Fürstenfamilie. Welchem Zweig der zahlreichen Familie die beiden Gagarins angehörten, kann hier nicht gesagt werden (z.B. war ein Paul Pawlowitsch 1864 Vorsitzender des russ. Kabinetts und des Reichsrates, andere waren Künstler, Generä- le oder Gouverneure). Sie scheinen jedenfalls nicht zu den in jener Zeit in Baden-Baden lebenden Familien der Fürsten Sergej und Nikolaj gehört zu haben. (Freundliche Auskunft von Frau Margot Fuss, Baden-Baden). Zur Nachhilfe können die Gagarins nicht bei C. B. gewesen sein, da die Zeugnisse von Georges Gagarin bessere Noten aufweisen als die von C. B. Vielleicht waren die beiden schlicht befreundet. Die Gagarins ha- ben keine Fachschule besucht und im Sommer 1862 Karlsruhe wieder verlassen.

[30] Von der Kl. Herrenstraße 6 (vgl. die Eintragung im Einschreibebuch, Bild 1.4) in die Kronenstraße 18 (1861/62, 62/63), von da in die Spitalstraße 24 (1863/64) und dann in die Zähringerstr. 82 (1865), vgl. Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 29, sowie die Adreßbücher der Polytechnischen Schule und die Adreßkalender für die Residenzstadt Karlsruhe.

[31] Vgl. Anzeige der Vorlesungen (Anm. 16).

[32] Schülerlisten 1860/61, GLA 448/271.

[33] Vgl. die Schematismen für 1860/61 in GLA 448/43 und Sommer 1862 in GLA 448/46 (da Sommer 1861 fehlt).

[34] Schreiben Redtenbachers an Ministerium um Genehmigung des Jahres- programms vom 11.6.1860, GLA 448/15.

[35] Gesetze (Anm. 18) 1857 § 25.

[36] Gesetze 1857 § 34; Gesetze 1861 § 35.

[37] Gesetze 1857 § 41; Gesetze 1861 § 39.

[38] Gesetze 1857 §§ 37, 40; Gesetze 1861 § 38.

[39] In GLA 448/1012. V LITERATURVERZEICHNIS

[40] Schülerlisten 1861/62, GLA 448/272.

[41] Vgl. Anzeige der Vorlesungen 1861/62.

[42] Falsch Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 25, wo der Stoff des 2. Kurses der Maschinenbauschule als Stoff der 2. Mathem. Klasse ausgegeben wird.

[43] Im Stundenplangenehmigungsgesuch an Ministerium vom 25.7.1861, GLA 448/15.

[44] Schreiben Redtenbachers an Ministerium vom 16.6.1862 GLA 448/15.

[45] Wer im letzten Jahr Befreiung erlangt hatte, brauchte keine Vorauszah- lung zu leisten, Gesetze 1861 § 15.

[46] Schreiben der Großh. Verrechnung Nr. 3968, GLA 448/354.

[47] Erlaß des Innenministeriums vom 26.3.1862 unter B Ziff. 77 GLA 448/354, auch Zahlungsliste 1861/62 Nr. 52 („befreit“) GLA 448/272.

[48] Jahresbericht 1861/62, GLA 448/995.

[49] Schreiben Nr. 620 vom 24.6.1867 an das Ministerium, GLA 235/4293.

[50] Ankündigung in GLA 235/4294.

[51] Anzeige der Vorlesungen . . . für das Jahr 1862 – 63, Carlsruhe 1862, S. 37.

[52] Vgl. die Frequenzübersicht (Anm. 4) sowie die Angaben in den Adreßbü- chern der entsprechenden Jahre.

[53] Anzeige der Vorlesungen (Anm. 51).

[54] Die Residenzstadt Karlsruhe (Anm. 11), S. 160.

[55] Vgl. die Sommer- und Winter-Schematismen für die Jahre 1862/63 und 1863/64 in GLA 448/47-50.

[56] Text nach Ausgabe 1940 (Lit.Verz.), S. 29 - 31.

[57] Im Vorwort des Verlages zur 1. Auflage (S. III) ist das so umschrieben: „Herr Professor Volk [gab] den Aufzeichnungen die für die Veröffentli- chung geeignete Form“. VI

[58] Karlsruher Zeitung vom Samstag, den 19.4.1863. Noch ausführlicher Ba- dische Landeszeitung Nr. 93 vom Sonntag, den 19.4.1863, S. 3 unter Verschiedenes: 16 Polytechniker trugen je zu 8 den schwarzbehangenen Sarg. Jeder trug dabei eine große Wachskerze. Carl Benz wurde mög- licherweise ausgewählt, weil er wie Redtenbacher katholisch war. Der Trauerzug bewegte sich durch die Hirschstraße, die Lange Straße (heute Kaiserstraße) und die Waldhornstraße zum Friedhof (heute Grün- anlage bzw. Bolzplatz an der Kapellenstraße). [59] Gesetze (Anm. 18) 1857 § 8; Gesetze 1861 § 9. [60] Nach A. v. Burg (Anm. 64) S. 9 war Redtenbacher bis 1859 der große Lehrmeister. [61] GLA 206/910. Dort auch die weiteren Vorgänge, ergänzt durch 448/2398. [62] Unrichtig, daher sein Biograph Siebertz (Lit.Verz.), 2. Aufl S. 26, daß Benz 2 1/2 Jahre unter Redtenbacher gelernt habe. [63] F. Redtenbacher, Die geistige Bedeutung der Mechanik . . . , Vortrag 1859. Biograph. Skizze und Festbericht . . . Erinnerungsschrift zur 70jährigen Geburtstagsfeier F. Redtenbachers, hrsg. von Rudolf Redtenbacher, Mün- chen 1879. Zum Vorlesungsstil Redtenbachers vgl. auch die spätere Darstellung sei- nes Schülers Keller (u. Anm. 89) S. 10. [64] Festrede zum Gedächtnis des . . . Ferdinand Redtenbacher, gehalten im Festsaale des K. K. polytechnischen Instituts am 12. Mai 1863 von . . . Ad. Ritter von Burg, Wien 1863 S. 9. [65] So Keller unten Anm. 89, S. 19. [66] Vgl. GLA 448/1953 und 235/4090. [67] Die Residenzstadt Karlsruhe (Anm. 11), S. 149. [68] GLA 235/4090. [69] Erlaß vom 18.2.1869, GLA 235/4090. [70] Beim Jahresbericht in GLA 448/1809 handelt es sich vermutlich nur um einen unfertigen Entwurf ohne Unterschrift. In ihm sind entgegen Stundenplan (448/47) und Vorlesungsverzeichnis folgende Fächer nicht verzeichnet: Physik, Angewandte Mechanik, Praktische Geometrie, Frei- handzeichen, Deutsch und Französisch. Das Fehlen der Unterschrift kann auch darauf beruhen, daß die Vorstandsstelle mit dem Tod Redtenba- chers nicht besetzt war. VII LITERATURVERZEICHNIS

[71] Benz zahlte in Hoffnung auf Befreiung zunächst nicht (Bleistiftvermerk in Liste GLA 448/273), doch scheint er im Laufe des Jahres doch noch dazu gezwungen worden zu sein (Zahlungsvermerk in Honorarliste 1862/63 u. Nr. 142, GLA 448/357). Da die Aktenüberlieferung unvollständig ist, kann über eine nachträgliche Befreiung sowie für das 2. Studienjahr Maschi- nenbau nichts gesagt werden, da die Schüler- und Zahlungslisten für das Schuljahr 1863/64 nicht mehr vorhanden sind.

[72] Vgl. die Adreßbücher der Polytechnischen Schule.

[73] Schreiben vom 16. Juni 1862 an das Ministerium, GLA 448/15.

[74] Redtenbacher ans Ministerium im Schreiben vom 4.11.1862, GLA 448/ 2398.

[75] Vgl. Anzeige der Vorlesungen für 1863/64.

[76] Vgl. die Schematismen für 1863/64 in GLA 448/49 - 50.

[77] Die Residenzstadt Karlsruhe (Anm. 11), S. 159.

[78] Unrichtig z.B. Meyers Lexikon 8. Aufl. Bd. l (1936), wo es heißt, daß Benz sein Studium nicht habe beenden können.

[79] Gesetze, genehmigt am 25.6.1864, §§ 47 und 48.

[80] Zur Einführung der Prüfungen siehe GLA 235/4293.

[81] Siehe Prüfungsordnung in Anlage zu den Gesetzen 1864.

[82] Diplomandenliste 1865-1883 in GLA 448/84.

[83] Schreiben der Schule an das Ministerium Nr. 620 vom 24.6.1867, GLA 235/4293.

[84] Gesetze 1861 §§ 40, 41.

[85] Schreiben der Schule an das Ministerium vom 24. Juni 1867 Nr. 620, GLA 235/4293.

[86] Nach Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 30 habe Benz am 9. Juli 1864 von der Polytechnischen Schule bestätigt erhalten, „daß er sowohl die Zweijah- reskurse der Mathematischen Klasse als auch jene der Maschinenbau- schule ordnungsgemäß absolviert“ und damit sein technisches Studium abgeschlossen habe. Siebertz gibt keine Fundstelle. Nachfragen bei der Familie und der Daimler-Benz AG blieben ergebnislos. Im Generallandes- archiv Karlsruhe sind keine Schülerlisten, Jahresberichte oder sonstige Zeugnisse des Studienjahres 1863/64 vorhanden. VIII

[87] Gesetze 1861 § 45.

[88] Badische Gewerbezeitung, Karlsruhe, Bd. 19 (1886), Bericht in Nr. 38, S. 353 (f., im Anhang Prüfungsbefunde des Beurteilungsaussch. Karlsruhe 1886, Gruppe I S. 4-6. Vgl. den Bericht darüber in VDI-Ztschr. Bd. 32 (1888), S.1117 (Bild 2.1).

[89] Keller, Festrede in: Ferdinand Redtenbacher. Bericht über die Feier sei- nes 100. Geburtstages an der TH Fridericiana zu Karlsruhe am 26. Juni 1909, Karlsruhe o. J., S. 19 ff.

[90] Nach Frankenberg/M.Matteucci, Geschichte des Automobils Künzelsau 1973, S. 28 ff. erscheine es erstmals 1898 ausführlich im Ergänzungs- band zu Meyers Konversationslexikon, 5. Auflage.

[91] Vgl. die Rektoratsberichte jener Zeit.

[92] Rektoratsbericht 1911/12 (mit Wirkung für 1912/13). Vgl. auch das Vorle- sungsverzeichnis für das Studienjahr 1913/14, S. 10 u. 84: im WS 2 Std. Automobil-, Luftschiff- und Flugzeugmotorenbau, im SS 2 Std. Automobil- bau. (Unrichtige Angaben in Festschrift 1950 (Anm. 3) S. 5 und S. 224 f. – richtig S. 234). Zu den Vorgängen um die Erteilung siehe GLA 235/30490.

[93] Vgl. Sass (Lit.-Verz.) S. 621 ff.,Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl S. 247 ff so- wie M. Barthei/G. Lingnau: 100 Jahre Daimler-Benz. Die Technik, Mainz 1986, S. 70 f.

[94] Vgl. Sieberts (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 248 Fn. 124 (Dort aber unrichtig, daß damit der eben errichtete Lehrstuhl zur Abhaltung von Vorlesungen über Automobil-, Luft-, Flugmotorenkonstruktionen weiter ausgebaut werden sollte, einen solchen Lehrstuhl gab es nicht. Ebenso unrichtig, daß Mi- chelmann auf diesen berufen worden sei). Vgl. weiter Rektoratsbericht 1912/13, S. 11. Vögele wollte ungenannt bleiben, Dankschreiben des Kul- tusminist. vom 10.11.1913, GLA 235/30490.

[95] Der Nachfolger Bontes, Kluge, schildert in Festschrift 1950 (Anm. 3) daß 1924 kein Labor vorhanden gewesen sei.

[96] Vgl. Rektoratsbericht 1912/13 sowie Dankschreiben des Kultusmi- nist. vom 9.5.1913 an den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Brosien, GLA 235/30490. Um das Auto, das schließlich 1923 als veraltet an die Maschinenbau- anstalt Karlsruhe verkauft wurde, gab es Streit, da es, wie das Minist. 1923 entdeckte, von Prof. Bonte, der es als sein Privateigentum ansah, der Maschinenbauanstalt zur Benutzung überlassen worden war GLA 235/30647. IX LITERATURVERZEICHNIS

[97] Neue Badische Landeszeitung vom 25.11.1914 unter der Rubrik „Aus Stadt und Land“.

[98] Rektoratsbericht 1913-1916, S. 1.

[99] Das folgende nach den Ehrungsakten der Universitätsregistratur.

[100] Schenkung nach Auskunft der Familie, Datum der Schenkung unbe- kannt. Daß C. B. ein solches Fahrzeug 1914 noch hatte, geht aus einem Brief Benz an E. A. Forward in London vom 21. 4.1914 hervor (Abdruck in Karl Benz u. sein Lebenswerk (Lit.-Verz.), S. 107. Nach Zeitungsbe- richten stand im Verkehrsmuseum ein Benz, teilweise wird behauptet von 1891 – der Patentwagen Nr. 2 müßte aber von 1886/87 sein –, vgl. Gru- enewaldt/Raab in Organ f. d. Fortschritte des Eisenbahnwesens 84. Jg. vom 15. Juli 1929, Heft 14, S. 237 und „Volk und Heimat“ vom 7. 8.1938, ebenso ein Bericht in Schreibmasch. über das Verkehrstechn. Institut und den Wiederaufbau des Verkehrsmuseums in Akte Verkehrsmuseum des Instituts für Straßenbau- und Eisenbahnwesen der Universität Karlsruhe. Das Verkehrsmuseum ist zwar 1944 ausgebombt worden. Unter den u.a. ins Neue Schloß in Baden-Baden ausgelagerten Teilen befand sich auch ein „Originalautomobil von Benz und ein späteres Originalautomobil aus der Frühzeit des Kraftfahrzeugbaus“, vgl. die Berichte Prof. Raabs an das Ministerium über Auslagerung vom 15.10.42, vom 6.10.45 in GLA 235/30612 sowie an den Rektor vom 3.11. 45 in Univ. Registratur 407/8 sowie über den Rücktransport der ausgelagerten Bestände an den Präs. des Landesbezirks Baden, Abt. Kultus und Unterricht vom 29.1.1947, ebenda. Bei Auflösung des Museums durch den Nachfolger Prof. Raabs war ein solches Benz-Auto nicht mehr vorhanden (Auskunft von Prof. Krebs vom 30. 4.1986). Nach Auskunft der Benz-Nachkommen in Laden- burg habe eine Anfrage der Benz-Söhne nach dem Krieg an die TH die Antwort gehabt, daß der Wagen in den Wirren nach dem Krieg verloren- gegangen sei. Schriftwechsel darüber ist in der Universität bisher nicht gefunden worden.

[101] Zu ihm Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 175 Fn. 57.

[102] Ebenda S. 233 f. Fn. 107; vgl. auch Frankenberg/Matteucci (Anm. 90), S. 25.

[103] Zum Blitzen-Benz Barthel/Lingnau (Anm. 93), S. 142. Eine Abbildung bei Frankenberg (Anm. 90), S. 350 sowie Siebertz 2. Aufl. S. 304.

[104] Vgl. die Ehrungsakten bei der Universitätsregistratur sowie den Be- richt in: Karlsruher Akademische Mitteilungen WS 1922/23 Nr.1 vom 10.2.1923. X

[105] Bericht Prof. Kluges an das Ministerium vom 22.4.1924, GLA 235/30647.

[106] Die Gründungsvorgänge in GLA 235/4375. Carl Benz erscheint noch nicht in der Mitgliederliste 1923/24, wohl aber im Jahresbericht 1928. Ver- suche des AStA 1949, den Verein neu zu gründen, scheinen ergebnislos geblieben zu sein.

[107] Karlsruher Tagblatt vom 8. April 1929.

[108] Siebertz (Lit.Verz.) 2. Aufl. S. 222, vgl. auch S. 292 f.

[109] Vgl. dazu Sass (Lit.Verz.) S. 274 ff., 614, 617 f. Zu den Mißhelligkeiten im Vorstand Siebertz S. 173 ff., der insoweit auch hier die Sekundärliteratur beeinflußt hat (vgl. z. B. Barthel/Lingnau, Anm. 99), S. 58 ff. Da seine Ar- beit in sehr nationalistischer Zeit entstand, wäre zu überprüfen, ob seine Schilderung der Mißerfolge des sog. „französischen Konstruktionsbüros“ gegenüber dem von C. B. daneben unterhaltenen „deutschen Konstrukti- onsbüro“ wirklich ganz zutreffend ist. Anders schon Sass S. 618 f. Etwas ausgleichender auch Frankenberg (Anm. 90), S. 24.

[110] Siebertz (Lit.Verz.), 2. Aufl. S. 223.

[111] Nach den Erzählungen seiner Witwe, Siebertz a. a. O. S. 293 f.

[112] Zu ihm vgl.: Willy Vogel. Sein Leben und sein Schaffen. Ein Buch der Freundschaft zu seinem 60. Geburtstag. Berlin 1936; vgl. auch Siebertz (Lit.Verz.), 2. Aufl. S. 225. Vogel hatte z.B. 1930 zur Einweihung des neu- en Studentenhauses (jetzt Adenauerring) 6000 Bände als Grundstock ei- ner Studentenbibliothek gestiftet, Karlsruher Akademische Mitteilungen WS 1930/31, S. 19.

[113] Eigentlich Läuger. Seit 1898 außerord., seit 1904 ord. Professor für Figurenzeichnen und Dekorieren. Zu ihm vgl. Hilde Sprenger, Maximili- an Laeuger (1864-1952). Sein Lebensbild. Diss. Karlsruhe (Arch.) 1971 (Maschschr.) sowie Elisabeth Kessler-Slotta: Max Laeuger (1864-1952). Sein graphisches, handwerkliches und keramisches Oevre, Saarbrücken 1985 sowie (dieselbe) in Neue Deutsche Biographie Bd. 13), 1982 S. 405 – zu den dortigen Ausführungen über seine Emeritierung siehe jedoch u. Anm. 117.

[114] Karlsruher Akademische Mitteilungen, SS 1927, S. 20.

[115] So die künstlerische Würdigung des Denkmals von Carl Widmer in: Carl Benz. Gedenkblätter zur Enthüllung seines Denkmals in Mannheim 1933. Hrsg. vom Benz Denkmal-Ausschuß Berlin 1933, S. 8. XI LITERATURVERZEICHNIS

[116] Das ergibt sich, wenn man den ausführlichen, mehrere Seiten umfas- senden Bericht der Neuen Mannheimer Zeitung Nr. 177 vom 18.4.1933 durchgeht. Danach hatte der Oberbürgermeister als einziger gesagt: “Dank auch dem Künstler, der das Denkmal geschaffen hat und den bei der Ausarbeitung beschäftigten Firmen und Arbeitern“.

[117] Hilde Sprenger (Anm. 113), S. 175 und 265, behauptet darüber hin- aus, daß die nationalsozialistische Presse nicht müde geworden sei, das Denkmal als nicht im Geiste der NSDAP erstellt zu bezeichnen und den künstlerischen Wert des Denkmals zu schmähen, bringt dafür aber kei- nerlei Belege. Die Autorin behauptet weiter, daß im Zusammenhang mit den Angriffen Laeuger die Nachricht von seiner Amtsenthebung als Pro- fessor erreicht habe. Ebenso Elisabeth Kessler-Slotta, (Anm. 113) S. 14 in Verbindung mit Anm. 16, daß Laeuger von den Nationalsozialisten am 4. Mai 1932(!) zum 31. März 1933 vorzeitig emeritiert worden sei. Hier wird ein falsches Bild aufgebaut. Mag das Denkmal vielleicht nicht allen gefallen haben, Laeuger blieb Persona grata, hat noch bis Ende WS 1934/35 voll gelesen und sich weiterhin an öffentlichen Wettbewerben be- teiligt, 1937 am Tag der Deutschen Kunst die Mitgliedschaft in der Aka- demie der Bildenden Künste in München und 1942 das Ehrenbürgerrecht der Fridericiana erhalten, was anderenfalls undenkbar gewesen wäre. Ein Blick auf den Kalender zeigt, daß Laeuger am 30.9.1932 68 Jahre alt geworden war. Nach dem Gesetz vom 13.12.1922 (GuVB11923, S. 2) § 1 Ziff. 4 trat die Emeritierung automatisch am 31.3. des Jahres ein, das auf das Kalenderjahr folgt, in dem der Professor das 68. Lebensjahr vollendet hat. Im übrigen sind die Nationalsozialisten erst im Laufe des Jahres 1933 zur Macht gekommen. Die von den Autorinnen zitierten Zur- ruhesetzungsschreiben des Ministeriums vom 4. Mai 1932 (Erlaß Nr. A 10 684, GLA 235/4237) und 12.1.1933, die im Hinblick auf das Gesetz für Laeuger nur hinweisenden Charakter haben, stammen vom Kultusmi- nister (seit 1931) Eugen Baumgartner, dem Vorsitzenden des Badischen Zentrums, der seinerseits am 10. März im Rahmen der Gleichschaltung der Länder von den Nationalsozialisten abgelöst wurde (vgl. die Bekannt- machung von Laeugers Entpflichtung im Amtsblatt des Kultusministeri- ums vom 8. März 1933, S. 21 sowie im Jahresbericht des Rektors über das Studienjahr 1932/33 (Karlsruher Akademische Reden 12 S. 7 u. S. 30). Das Denkmal wurde dagegen erst im April enthüllt. Im Schriftwechsel Regierung–Universität fällt niemals und von keiner Sei- te eine abwertende Äußerung über Laeuger. Laeuger hat sich dagegen auf seinem Lehrstuhl noch zwei Jahre bis 1935 vertreten dürfen, wo- zu ihm vom nunmehr nationalsozialistisch geführten Ministerium sogar Assistenz- und Sachaversum bewilligt wurden, da man sich nicht schlüs- sig war, ob man den Lehrstuhl beibehalten oder kassieren sollte. Die Ar- XII

chitekturabteilung betrieb dann indirekt die Ablösung Laeugers, weil seine (für das Ministerium billige) Vertretung die Neubesetzung der Stelle durch Haupt blockierte, vgl. die Vorgänge in GLA 448/2393.

[118] Anhang in Lebensfahrt (Lit.Verz.), Ausgabe 1940.

[119] Bericht des neuen Rektors Kluge in Karlsruher Akademische Mitteilun- gen, SS 1933, S. 11.

[120] Das Geburtshaus ist unbekannt. Eigenartigerweise gibt Benz im Ein- schreibebuch (s. Bild 1.4) Karlsruhe als Geburtsort an, in der Heiratsur- kunde sogar Burbach (gegenüber Pfaffenrot auf der anderen Seite des Albtals).

[121] Vgl. den Bericht in der „Badischen Presse“ vom Dienstag, 18. April. 1933 sowie im Karlsruher Tagblatt vom gleichen Tage.

[122] Vgl. Lebensfahrt (Lit.Verz.), 2. Aufl. S. 168 ff (Anhang).

[123] Vgl. dazu den Rektoratsbericht (Prof. Wittmann) für die Studienjahre 1934/35-1935/36 (Karlsruher Akad. Reden 15), S. 15 ff.

[124] 1938 kamen die Kameradschaften Scharnhorst und Samesreuther als 6. und 7. hinzu.

[125] Vgl. J. Willibald in Festschrift zum Hochschul- und Studententag der TH Karlsruhe, 10. – 12. Juni 1938, Karlsruhe 1938, S. 22 ff. und C. Kritzler in: Erster Karlsruher Hochschul- und Studententag, 10. bis 12. Juni 1938 (Karlsruher Akad. Reden 18), S. 25, sowie: Hundert Jahre Polytechni- scher Verein an der TH Fridericiana Karlsruhe 1863 –1963, Karlsruhe 1963 S. 17-19.

[126] Freundliche Auskunft von H. Dipl.-Phys. Rüdiger Haupt, Waldbronn, Vor- sitzender des PV.

[127] Das folgende nach den Ehrungsakten der Universitätsregistratur. Vgl. auch den Bericht in „Der Führer“ (Karlsruher Zeitung) vom 3.5.1944.

[128] Senatsprotokolle 1936-1944, Universitätsregistratur.

[129] Vgl. auch die Notiz in „Der Führer“ vom 13. Mai 1944, S. 4.

GLA = Generallandesarchiv Karlsruhe XIII LITERATURVERZEICHNIS

Bildnachweis

Für die freundliche Überlassung der Bilder 2.2 und 2.7 wird der Familie Benz-Elbe, Ladenburg, der Bilder 1.3, 1.5, 2.5 und 2.8 der Daimler-Benz AG Stuttgart, des Bildes 1.10 der Werkleitung Mannheim der Daimler- Benz AG und des Bildes 2.1 der Firma Schömperlen und Gast Karlsruhe gedankt. Bild 1.2: Schneider. Nr. 1.4: aus GLA 448/2607, vgl. Anm. 17. Nr. 1.6: GLA 448/1012. Nr. 1.7: Uni Archiv Nr. 1.8, 1.11: Mechau, Uni Archiv Nr. 1.9: GLA 448/1809. Nr. 2.3: Univ. Registratur. Nr. 2.4: Stadtarchiv Mannheim. Nr. 2.6: aus Willy Vogel, Berlin 1936. Abbildungsverzeichnis

1.1 Briefmarke Benz ...... 2 1.2 Gedenktafel in Karlsruhe-Mühlburg ...... 3 1.3 Gebäude der Polytechnischen Schule um 1855 ...... 4 1.4 „Einschreibebuch“ der Polytechnischen Schule ...... 5 1.5 Carl Benz als Student an der Polytechnischen Schule ...... 6 1.6 Jahreszeugnis der 1. Mathem. Klasse 1860/61 ...... 8 1.7 Ferdinand Redtenbacher ...... 10 1.8 Franz Grashof ...... 13 1.9 Jahreszeugnis des 1. Studienjahres 1862/63 ...... 18 1.10 Jahreszeugnis von Professor Hart für Carl Benz ...... 20 1.11 Professor Josef Hart ...... 21

2.1 Besprechung des Zweitaktmotors von Carl Benz in der VDI- Zeitschrift 1888 ...... 23 2.2 Ehrendoktorurkunde der TH Karlsruhe für Carl Benz 1914 . . . . 25 2.3 Dankschreiben von Benz an die TH Karlsruhe ...... 27 2.4 Das Carl-Benz-Denkmal in Mannheim ...... 32 2.5 Bertha Benz ...... 33 2.6 Bertha Benz an ihrem 85. Geburtstage ...... 34 2.7 Ehrenbürgerbrief der TH Karlsruhe für Bertha Benz ...... 35 2.8 Werbeblatt der Firma Benz von 1888 ...... 38