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Sachlicher Teilflächennutzungsplan Windenergie (TFNP Wind- energie) zur Steuerung der Windenergienutzung nach den Rechts- wirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB

Im Auftrag der Gemeinde Sinntal - Begründung zum TFNP Windenergie - Arbeitsgemeinschaft Planungsstand: Entwurf, Dezember 2017 Verfahren: §§ 3, 4 Abs. 2 BauGB

P l a n u n g s b ü r o G e i s l e r Planungsbüro Thannberger-Wittenberg

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Dipl.-Ing. F. Geisler - Umwelt & Soziales - Goßfeldener Weg 6 Dipl.-Geogr. C. Thannberger-Wittenberg D - 35091 Cölbe Am Schützenplatz 7 D - 35039 Marburg

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Inhaltsverzeichnis

1 Planungsanlass, Planungsziel und Verfahrensstand ...... 4 1.1 Planungsrechtliche Rahmenbedingungen zur Windenergiesteuerung ...... 4 1.2 Planungsanlass und kommunales Planungsziel ...... 5 1.3 Verfahrensstand der kommunalen Steuerungsplanung zur Windenergienutzung und bisherige Entwicklungsschritte ...... 5 2 Übergeordnete Planungsvorgaben und Planungsgrundlagen...... 9 2.1 Übergeordnete Planungsvorgaben ...... 9 2.1.1 Raumordnungs- und Landesentwicklungsplanung...... 9 2.1.2 Regionalplanung ...... 12 2.1.2.1 Regionalplan Südhessen 2010 ...... 12 2.1.2.2 Regionalplan Südhessen – Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien, Entwurf 2013 ...... 14 2.1.2.3 Regionalplan Südhessen – Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien, Entwurf 2016 ...... 21 2.2 Kommunale Planungsvorgaben ...... 22 2.2.1 Flächennutzungsplanung der Gemeinde Sinntal...... 22 2.2.2 Landschaftsplan der Gemeinde Sinntal ...... 22 2.3 Windenergieanlagen in der Gemeinde Sinntal (Bestand) ...... 23 3 Kommunale Potenzialflächenanalyse und inhaltlicher Sachstand der Steuerungskonzeption zur Windenergienutzung in der Gemeinde Sinntal...... 24 3.1 Methodik und Prüffaktoren innerhalb der Standortkonzeption ...... 24 3.2 Standortuntersuchung Windenergie 2013 ...... 25 3.2.1 Darstellung der Prüffaktoren mit deren Ausschluss-/Restriktionseinstufung ...... 25 3.2.2 Erläuterungen zu den Prüffaktoren ...... 28 3.2.2.1 Siedlung und Erläuterungen zu der Thematik Immissionsschutz ...... 28 3.2.2.2 Erholung und Freizeit ...... 31 3.2.2.3 Technische Infrastruktur (Versorgung und Verkehr) ...... 33 3.2.2.4 Natur und Landschaft ...... 36 3.2.2.5 Denkmalpflege ...... 44 3.2.2.6 Rohstoffsicherung ...... 45 3.2.2.7 Flächengröße und technische Mindestabstände ...... 46 3.2.2.8 Wirtschaftlichkeit / Mindestwindgeschwindigkeit ...... 48 3.2.3 Ergebnisse der Standortuntersuchung Windenergie 2013 ...... 49 4 Frühzeitiges Beteiligungsverfahren zum Vorentwurf des TFNP Windenergie (2014) nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB ...... 64 4.1 Zusammenfassende (statistische) Übersicht der Rückläufe aus den Beteili - gungsverfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB: ...... 66 4.2 Übersicht und Häufigkeit der im Beteiligungsverfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB vorgebrachten fachlichen Belange: ...... 67 4.3 Darlegung des kommunalen Abwägungsprozesses zur Potenzialflächenkulisse und der Standortkonzeption ...... 67 4.3.1 FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete (VSG), Landschaftsschutzgebiete (LSG)...... 67 4.3.2 Vorranggebiet Natur und Landschaft (gem. RPS 2010) ...... 73 4.3.3 Vorranggebiet Forstwirtschaft (gem. RPS 2010) ...... 75 4.3.4 Grundwasserschutz / Wasserversorgung (+ 150 m Abstand)...... 76 4.3.5 Siedlungsabstand zu Nachbargemeinden in Bayern (10 H – Regelung gem. Beschluss der bayerischen Staatsregierung zur „Länderöffnungsklausel“ nach

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§ 249 BauGB vom Nov. 2014 sowie des Regionalplans der Region Main-Rhön vom Aug. 2014) ...... 78 4.3.6 Besondere Belange des Immissionsschutzes („Ruhe Forst Rhön“, „Kureinricht- ungen Bad Brückenau“ und „Siedlungsschutz Sparhöfe“) ...... 82 4.3.7 Flächenbilanz Potenzialflächen Windenergienutzung ...... 84 4.3.8 Artenschutzfachliche Untersuchung zu den Potenzialflächen Windenergienutzung .... 86 4.4 Kommunale Potenzialflächenkulisse im Kontext zum Entwurf des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen 2016 und Aus wirkungen der artenschutzrechtlichen Untersuchung vom 31.03.2017 auf die Steuerungskonzeption des sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie der Gemeinde Sinntal...... 88 4.4.1 Räumliche Potenzialflächendarstellungen ...... 88 4.4.2 Interpretation der Ergebnisse aus den artenschutzrechtlichen Untersuchungen in Bezug auf die Potenzialflächendarstellungen ...... 92 4.4.2.1 Belange des Artenschutzes ...... 92 4.4.2.2 Sonstige Belange, die mit der Windenergienutzung innerhalb der Potenzialflächen 5 und 6 konkurrieren ...... 94 4.4.2.3 Grundlagen zur Flächengröße von Konzentrationsflächen und technische Mindestabstände ...... 98 4.4.2.4 Belange der Denkmalpflege i.V.m. Belangen der Erholung und des Fremdenverkehrs innerhalb der Steuerungskonzeption der Gemeinde Sinntal ...... 100 4.4.3 Fazit für die kommunale Steuerungsplanung Windenergienutzung der Gemeinde Sinntal ...... 102 5 Inhalt und Darstellungen der Planaufstellung „Sachlicher Teilflächennutzungs- plan Windenergie“ ...... 105 5.1 Räumliche Lage und Größe der Konzentrationsfläche zur Windenergienutzung ...... 105 5.2 Allgemeine textliche Darstellung zu der Fläche für Windenergienutzung in der sachlichen Teilflächennutzungsplanung (Entwurf) ...... 106 5.3 Allgemeine zeichnerische Darstellung zu der Fläche für Windenergienutzung in der sachlichen Teilflächennutzungsplanung ...... 107 6 Berücksichtigung umweltschützender Belange ...... 108 7 Hinweise und nachrichtliche Übernahmen ...... 108 7.1 Hinweise der Deutschen Flugsicherung (DFS) ...... 108 7.2 Hinweise zur Netzeinspeisung (Osthessen Netz GmbH) ...... 108 7.3 Hinweise zur Sicherung von Versorgungsleitungen der PLEdoc GmbH für Open-Grid-Europe / Ruhrgas ...... 109 7.4 Hinweise zur Zulässigkeit der Windenergienutzung in Wasserschutzgebieten ...... 109 8 Rechtliche Grundlagen ...... 110

Anlage: • Umweltprüfung zum Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie der Gemeinde Sinntal (Stand: Entwurf 12.2017) • Standortuntersuchung Windenergie 2013 (ARGE Geisler/Thannberger-Wittenberg) • Artenschutzrechtliche Untersuchung 03.2017 (PGNU)

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1 Planungsanlass, Planungsziel und Verfahrensstand 1.1 Planungsrechtliche Rahmenbedingungen zur Windenergiesteuerung Mit der Einführung der bauplanungsrechtlichen Privilegierung von Windenergieanlagen im Außenbereich durch die Baurechtsnovelle vom 01.01.1997 (§ 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB) wurde gleichzeitig auch ein Planungsvorbehalt (§ 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB) eingeführt, der den Kommunen die Möglichkeit zur Steuerung der der Windenergienutzung innerhalb des Ge- meindegebietes eröffnet. Nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB stehen öffentliche Belange einer selbstständigen Windener- gieanlage in der Regel auch dann entgegen, wenn hierfür durch Darstellung im (Teil-) Flä- chennutzungsplan eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist.

Nach der Rechtsnatur des § 35 Abs. 3 Satz3 BauGB ist der „Teilflächennutzungsplan“ ein eigenständiges Instrument zur Steuerung von bestimmten Außenbereichsvorhaben, denn in ihm werden für die Zwecke des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB Flächen und Gebiete für bestimm- te Vorhaben nach § 35 Abs. 1 Nr. 2 - 6 BauGB im Außenbereich dargestellt. Darin unter- scheidet sich der Teilflächennutzungsplan vom Gesamt-Flächennutzungsplan im Sinne des § 5 Abs. 1 BauGB. Voraussetzung für die Darstellung von Konzentrationszonen zur Windenergienutzung in der kommunalen Flächennutzungsplanung (Teil-Flächennutzungsplan) und die damit verbunde- ne städtebaulich-planerische Steuerung von Nutzungsstandorten im Außenbereich ist eine das gesamte Gemeindegebiet umfassende Untersuchung, unter Berücksichtigung aller er- kennbarer Belange (öffentliche und private). Die ständige Rechtsprechung hat hierzu den Begriff des sog. „schlüssigen Standortkonzepts“ geformt.

Das schlüssige, gesamträumliche Planungskonzept muss im Ansatz so ausgerichtet sein, dass eine spätere Windenergienutzung auf Grund der prognostizierten Windhöffigkeit tat- sächlich möglich ist. Die Gemeinde (Planungsträger) muss die Entscheidung des Gesetzge- bers, Windenergieanlagen im Außenbereich zu privilegieren (§ 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB), be- achten und für die Windenergienutzung im Plangebiet in substanzieller Weise Raum schaf- fen (BVerwG, Urt. V. 13.03.2003 – 4 C 4/02). In der Begründung ist im Einzelnen darzulegen, welche Zielsetzung und Kriterien für die Ab- grenzung der Konzentrationszonen maßgebend waren. Die gemeindliche Entscheidung muss jedoch nicht nur Auskunft darüber geben, von welchen Erwägungen die positive Standortausweisung getragen wird, sondern auch deutlich machen, welche Gründe es recht- fertigen, den übrigen Planungsraum von Windenergieanlagen freizuhalten (vgl. BVerwG, Beschl. v. 15.09.2009 – 4 BN 25.09). Ein schlüssiges Gesamtkonzept liegt jedoch nur dann vor, wenn die Gemeinde die als ab- wägungserheblich zu erkennenden Belange vollständig ermittelt (vgl. OVG Koblenz, Urt. V. 28.02.2008 – 1 C 11131/07).

Die Darstellungen des Teilflächennutzungsplanes haben in der Regel nachstehende Rechts- folgen: - Seine Darstellungen haben die steuernde Funktion im Sinne des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB für den betreffenden Außenbereich. Außerhalb der ausgewiesenen Flächen für die Windenergie sind Windenergieanlagen in der Regel unzulässig.

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- Aus seinen Darstellungen für die Windenergie können Bebauungspläne entwickelt werden (§ 8 Abs. 2 Satz 1 BauGB). Dies hat Bedeutung, wenn die Gemeinde zusätz- lich in einem Bebauungsplan nähere Bestimmungen zur Zulässigkeit von Windener- gieanlagen treffen will. - Seine Darstellungen für die Windenergie können andere Vorhaben im Außenbereich als öffentlicher Belang entgegen gehalten werden (§ 35 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 BauGB). Auf diese Weise werden die ausgewiesenen Standorte vor der Inanspruchnahme durch andere Nutzungen gesichert.

1.2 Planungsanlass und kommunales Planungsziel Die Gemeinde Sinntal will unter den aktuellen gesetzlichen Vorgaben den Planungsvorbehalt nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB nutzen und strebt hierzu eine entsprechende Darstellung von Konzentrationsflächen zur Windenergienutzung in ihrem Flächennutzungsplan an. Damit verbunden soll die Windenergienutzung an anderer Stelle des Gemeindegebietes ausge- schlossen werden. Vor dem Hintergrund der Erstellung einer schlüssigen Gesamtkonzeption stellt sich die Ge- meinde innerhalb des Aufstellungsverfahrens eines sachlichen Teilflächennutzungsplanes der Aufgabe, im Einzelnen darzustellen, welche Zielsetzung und Kriterien für die Abgrenzung der ermittelten Konzentrationszonen maßgeblich sind. Weiterhin soll auf Grundlage des Bewertungsverfahrens zur Konfliktträchtigkeit dargestellt werden, welche Gründe es rechtfertigen, bestimmte Bereiche für die Windenergienutzung bereitzustellen und im Gegenzug den verbleibenden Planungsraum der Gemeinde Sinntal von Windenergieanlagen freizuhalten.

Der Aufstellungsbeschluss für den sachlichen Teil-Flächennutzungsplan Windenergie nach den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB i.V.m. § 5 Abs. 2b BauGB wurde durch die Gemeindevertretung der Gemeinde Sinntal am 02.07.2007 gefasst. Nach Vorliegen der Standortuntersuchung Windenergie vom 05. November 2013 hat die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung vom 11.11.2013 den Aufstellungsbeschluss bekräftigt.

1.3 Verfahrensstand der kommunalen Steuerungsplanung zur Windenergienutzung und bisherige Entwicklungsschritte Grundlage der kommunalen Steuerungsplanung bildet die im Jahre 2013 durchgeführte „Un- tersuchung des gesamten Gemeindegebiets hinsichtlich der Möglichkeit zur Schaffung von Flächen zur Windenergienutzung im Rahmen der Teil-Flächennutzungsplanung“, welche in ihrem Flächenermittlungsverfahren u.a. bereits die übergeordneten Planungsvorgaben des Landesentwicklungsplanes Hessen 2000 – Vorgaben zur Nutzung der Windenergie – vom Juni 2013 berücksichtigt hat. Dies betrifft u.a. die Siedlungsschutzabstände im Sinne des vorsorglichen Immissionsschutzes (1.000 m) und die Flächenauswahl nach Mindestwindge- schwindigkeiten (5,75 m/s in 140 m üG). Im Ergebnis dieser Untersuchung wurden insgesamt 12 potenzielle Bereiche zur Nutzung der Windenergie ermittelt, die sich durch unterschiedliche Konfliktträchtigkeit gegenüber der Windenergienutzung darstellen. In der Zusammenfassung des Standortgutachtens 2013 wird ausgeführt, dass eine endgülti- ge und fachlich untermauerte Eignungsprüfung noch von weiteren Untersuchungen bzw.

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Einzelfallprüfungen abhängig ist. Diese vertiefenden Untersuchungen betreffen in erster Linie konkrete Belange des Natur- und Artenschutzes (Ermittlung etwaiger Verbotstatbestände nach BNatSchG und FFH-Verträglichkeitsprüfungen) und sollten nach Vorgabe der Gemein- de Sinntal erst in einem nachgeschalteten Planverfahren erfolgen. Ebenso sollte die interkommunale Abstimmung mit den betroffenen Nachbargemeinden so- wie die Klärung des Umgangs mit zu beachtenden raumordnerischen Vorgaben (u.a. Natur und Landschaft, Land- und Forstwirtschaft, Rohstoffsicherung, Denkmalpflege) einem Bau- leitplanverfahren vorbehalten bleiben.

Mit Planungsstand 24.11.2014 wurde die Vorentwurfsfassung des „sachlichen Teilflächen- nutzungsplanes Windenergie nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB“ (TFNP Windenergie), einschl. Umweltprüfung für die in der Standortuntersuchung ermittelten Potenzialflächen erstellt und die Durchführung der gesetzlichen Verfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB i.V.m. § 2 Abs. 2 BauGB (Parallelverfahren) eingeleitet. Die Beteiligung erfolgte in der Zeit vom 12.01.2015 bis einschl. 13.02.2015. Aufgrund der zahlreich eingegangenen Anregungen und Bedenken zur Vorentwurfsfassung des TFNP Windenergie erfolgten im Rahmen des Behandlungs- und Abwägungsprozesses im Juli und Dezember 2015 entsprechende politische Beschlüsse der Gemeinde Sinntal, u.a. zu vertiefenden Untersuchungen des Artenschutzes. Parallel zu den anstehenden arten- schutzfachlichen Untersuchungen wurden städtebaulich-raumordnerische Belange innerhalb der Steuerungskonzeption aufgearbeitet, welche Veränderungen in der Potenzialflächenku- lisse mit sich brachten. Auf Grundlage der konzeptionell geänderten Potenzialflächenkulisse wurde Ende 2015 / Anfang 2016 der Auftrag für eine umfängliche artenschutzfachliche Un- tersuchung für insgesamt rd. 730 ha an die Planungsgruppe Natur und Umwelt (PGNU) aus Frankfurt a.M. erteilt. Die „Artenschutzfachlichen Untersuchungen im Rahmen der Aufstellung des Teilflächennut- zungsplanes zur Steuerung der Windenergienutzung in Sinntal“ liegen mit Datum vom März 2017 vor. Im Vorfeld der innerhalb des Aufstellungsverfahrens anstehenden Entwurfsbe- schlussfassung und den Beteiligungen nach §§ 3, 4 Abs. 2 BauGB wurde bereits am 16.03.2017 ein Informations- und Erörterungstermin mit maßgeblichen Fachabteilungen des Regierungspräsidiums Darmstadt zur Artenschutzfachlichen Untersuchung und der damit einhergehenden Potenzialflächenkonzeption der kommunalen Steuerungsflächen zur Wind- energienutzung durchgeführt.

Mit Datum vom 18.05.2017 hat die Gemeinde Sinntal eine Stellungnahme im Rahmen der erneuten Beteiligung der Behörden und Kommunen nach § 4 Abs. 2 BauGB zur Aufstellung des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen / Regionalen Flächennutzungsplans 2010 gegenüber dem Regionalplangeber abgegeben. Innerhalb dieser Stellungnahme wurde die aktuelle Steuerungskonzeption zur Windenergie- nutzung der Gemeinde Sinntal (Stand: Mai 2017), einschließlich der artenschutzfachlichen Ergebnisse vom März 2017, ausführlich dargelegt und fachlich begründet.

Im Rahmen des kommunalen Aufstellungsverfahrens „Sachlicher Teilflächennutzungsplan Windenergie nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB“ hat die Gemeindevertretung der Gemeinde Sinntal am 26.06.2017 den Abwägungsbeschluss über die im Rahmen der Verfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB eingegangenen Stellungnahmen sowie den Beteiligungs- und Offenla- gebeschluss nach §§ 3, 4 Abs. 2 BauGB gefasst.

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Nachfolgend werden die einzelnen Verfahrensschritte des Verfahrens zur Aufstellung des sachlichen Teilflächennutzungsplanes zur Windenergiesteuerung sowie die Entwicklungs- schritte zur Steuerungsplanung tabellarisch dargestellt. Die entsprechenden Bekanntma- chungen der formell erforderlichen Beschlüsse erfolgten ortsüblich im Mitteilungsblatt der Gemeinde Sinntal (Amtliches Bekanntmachungsorgan).

Datum Entwicklungsschritt 02.07.2007 Erster Aufstellungsbeschluss eines sachlichen Teil FNP Windenergie mit den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB. Die Bekanntmachung des Beschlusses vom 02.07.2007 erfolg- te im Mitteilungsblatt Nr. 38 am 21.09.2007 (§ 2 Abs. 1 BauGB). 16.04.2007 Vorstellung der ersten Standortuntersuchung Windenergie 2007 durch die ARGE Geis- ler/Thannberger-Wittenberg. 10.12.2012 Beschluss des Gemeindevorstands zur Beauftragung einer aktualisierten Standortuntersu- chung Windenergie durch die ARGE Geisler/Thannberger-Wittenberg. 09.09.2013 Vorstellung der Standortuntersuchung Windenergie 2013 durch das Planungsbüro und Ab- stimmung der weiteren Vorgehensweise vor Ältestenrat der Gemeindevertretung und Gemein- devorstand. 23.09.2013 Beratung und Beschlussfassung über die weitere Entwicklung des TeilFNP Windenenergie durch den Gemeindevorstand. 11.11.2013 Bestätigung des Aufstellungsbeschlusses vom 02.07.2007 in der Sitzung der Gemeindevertre- tung. Die Bekanntmachung des Beschlusses vom 11.11.2013 erfolgte im Mitteilungsblatt Nr. 49 am 06.12.2013 (§ 2 Abs. 1 BauGB). 12.05.2014 Beschluss der Gemeindevertretung mit „Festlegung der Flächen für den Vorentwurf TeilFNP Windenergie“ im Rahmen der Beschlussfassung über die Stellungnahme zu dem Entwurf 2013 des Sachlichen Teilregionalplans Erneuerbare Energien. 12.01.2015 Erstellung eines Vorentwurfes „Sachlicher Teilflächennutzungsplan Windenergie nach § 35 bis einschl. Abs. 3 Satz 3 BauGB“, einschl. Umweltprüfung (Stand: 24.11.2014) und Durchführung der 13.02.2015 gesetzlichen Verfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB i.V.m. § 2 Abs. 2 BauGB (Parallelverfah- ren) 19.01.2015 Durchführung einer Bürger-Informationsveranstaltung zum Sachlichen Teilflächennut- zungsplanung Windenergie in der Mehrzweckhalle OT Sterbfritz (Ergänzungsveranstaltung zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung nach § 3 Abs. 1 BauGB). 13.07.2015 Durchführung einer öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung, mit Vorstellung der im Ver- fahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB eingegangenen Stellungnahmen und Darlegung der weite- ren Verfahrensweise zur kommunalen Steuerung der Windenergienutzung nach den Rechts- wirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB. Ende 2015 Beschluss über die stufenweise Durchführung artenschutzfachlicher Prüfungen auf Verbotstat- / Anfang bestände nach § 44 BNatSchG für potenzielle Konzentrationsflächen zur Windenergienutzung 2016 im Rahmen der Aufstellung des Sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie und Auf- tragsvergabe an die Planungsgruppe Natur und Umwelt aus Frankfurt a.M. 16.03.2017 Informations- und Erörterungstermin mit maßgeblichen Fachabteilungen des Regierungspräsi- diums Darmstadt (beim RP in Darmstadt) zur Artenschutzfachlichen Untersuchung und der damit einhergehenden Potenzialflächenkonzeption der kommunalen Steuerungsflächen zur Windenergienutzung. 18.05.2017 Abgabe der kommunalen Stellungnahme der Gemeinde Sinntal im Rahmen der erneuten Be- teiligung der Behörden und Kommunen nach § 4 Abs. 2 BauGB zur Aufstellung des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen / Regionalen Flächennut- zungsplans 2010 gegenüber dem Regionalplangeber Südhessen. 26.06.2017 Abwägungsbeschluss über die im Rahmen der Verfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB einge- gangenen Stellungnahmen sowie Beteiligungs- und Offenlagebeschluss nach §§ 3, 4 Abs. 2

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BauGB durch die Gemeindevertretung der Gemeinde Sinntal. 2018 Durchführung der förmlichen Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Be- lange nach § 4 Abs. 2 BauGB und Durchführung der förmlichen Beteiligung der Öffentlichkeit (Offenlage) nach § 3 Abs. 2 BauGB

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2 Übergeordnete Planungsvorgaben und Planungsgrundlagen 2.1 Übergeordnete Planungsvorgaben 2.1.1 Raumordnungs- und Landesentwicklungsplanung Nach § 2 Abs. 2 Nr. 6 Raumordnungsgesetz (ROG) wird auf die zu schaffenden Vorausset- zungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien eingegangen. Den Grundsätzen der Raumordnung zufolge sind die räumlichen Voraussetzungen für den Ausbau der erneuerba- ren Energien, für eine sparsame Energienutzung sowie für den Erhalt und die Entwicklung natürlicher Senken für klimaschädliche Stoffe und für die Einlagerung dieser Stoffe zu schaf- fen.

Diese Raumordnungsvorgabe schlägt sich als Zielformulierung im Landesentwicklungsplan Hessen 2000 (LEP 2000) nieder. Unter Ziff. 11.1 des LEP 2000 heißt es: „Für Räume mit ausreichenden natürlichen Windverhältnissen sind in den Regionalplänen Bereiche für die Windenergienutzung auszuweisen. Kriterien für die Ausweisung sind ins- besondere eine hinreichende Windgeschwindigkeit, im Nahbereich vorhandene Einspei- sepunkte in das regionale Elektrizitätsnetz, hinreichende Abstände zu Siedlungsbereichen sowie Berücksichtigung der Erfordernisse des Natur-, Landschafts- und Lärmschutzes so- wie der Land- und Forstwirtschaft. In den Bereichen für Windenergienutzung sind entspre- chende Anlagen mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar.“

Nach § 8 Abs. 2 Satz 1 ROG sind die Regionalpläne aus dem Raumordnungsplan für das Landesgebiet zu entwickeln (Entwicklungsgebot).

Mit Datum vom 27.06.2013 hat die Hessische Landesregierung die Änderung des Landes- entwicklungsplanes Hessen 2000 beschlossen.

Mit dieser Änderung des LEP 2000 wurde durch die Hessische Landesregierung ein landes- weit einheitlicher „Kriterienkatalog“ zur Ausweisung von Vorrangflächen zur Nutzung der Windenergie definiert (unter Ausschluss des übrigen Planungsraumes nach den Rechtswir- kungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB). Nach den § 8 Abs. 2 Satz 1 ROG und § 9 Abs. 1 Satz 1 HLPG gelten die mit der Änderung des LEP 2000 getroffenen Festlegungen als beachtenspflichtige Vorgaben für die hessi- schen Regionalplangeber. Werden die landesplanerischen Vorgaben als Zielbestimmungen in die Regionalplanung formuliert, schlägt die Beachtenspflicht wiederum bis zur kommuna- len Bauleitplanung der Städte und Gemeinden durch (Zielanpassungsgebot nach § 1 Abs. 4 BauGB).

Nachfolgend werden die Änderung des Landesentwicklungsplanes Hessen 2000 – Vorgaben zur Nutzung der Windenergie – mit den entsprechenden Grundsatz (G) und Zielbestimmun- gen (Z) dargelegt (Auszug LEP Ziff. 3.1 und 3.2):

Energiebereitstellung durch Nutzung der Windenergie Z 1 Für Räume mit ausreichenden natürlichen Windverhältnissen sind in den Regionalplänen „Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie“ mit Ausschluss des übrigen Planungsraumes für die Errichtung von Windenergieanlagen festzulegen.

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G 1 Diese Gebiete sollen grundsätzlich in einer Größenordnung von 2 % der Fläche der Pla- nungsregion festgelegt werden.

Z 2 Die Errichtung von Kleinwindanlagen soll in Vorranggebieten Siedlung sowie in den Vorrang- gebieten Industrie und Gewerbe in den Planungskategorien Bestand und Planung erfolgen.

Kriterien für die Erstellung der Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie Z 3 Die Festlegung der „Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie“ hat auf der Grundlage eines planerischen Konzepts zu erfolgen, für das die nachfolgend aufgeführten Kriterien maßgeblich sind: a) zur Erfüllung der Vorgabe (Z 1) sollen die Gebiete herangezogen werden, die durch- schnittliche Windgeschwindigkeiten in 140 m Höhe über Grund von mindestens 5,75 m/s aufweisen; Standorte von Windenergieanlagen können auch bei niedrigen durchschnittli- chen Windgeschwindigkeiten für Repoweringmaßnahmen berücksichtigt werden; b) zu bestehenden und geplanten Siedlungsgebieten ist ein Mindestabstand von 1.000 m zu wahren; c) zu bestehenden und geplanten Bundesautobahnen, zu mehrbahnigen Kraftfahrstraßen und zu überwiegend dem Fernverkehr dienenden Schienenwegen ist ein Mindestab- stand von 150 m zu wahren, zu allen sonstigen öffentlichen Straßen und Schienenwegen sowie öffentlichen Wasserstraßen beträgt der Mindestabstand 100 m; d) zu bestehenden und geplanten Hochspannungsfreileitungen ist ein Mindestabstand von 100 m zu wahren; e) „Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie“ dürfen nicht in Nationalparks, Natur- schutzgebieten, im Nahbereich von Naturdenkmälern, in gesetzlich geschützten Schutz- und Bannwäldern, in der Kern- und Pflegezone A des hessischen Teils des Biosphären- reservates Rhön und in den Kernzonen der Welterbestätten festgelegt werden; f) der Flächenumfang eines „Vorranggebietes zur Nutzung der Windenergie“ soll die Errich- tung von mindestens drei Windenergieanlagen im räumlichen Zusammenhang unter effizienter Flächennutzung und Berücksichtigung der Hauptwindrichtung ermöglichen; g) bestehende Standorte für die Windenergienutzung sind für geeignete Repoweringmaß- nahmen einzubeziehen; h) Festlegungen zur Begrenzung der Bauhöhe von Windenergieanlagen sollen unterblei- ben.

G 2 Alle übrigen Flächen mit ausreichenden Windverhältnissen, die nicht den Ausschlusskriterien nach Z 3 unterliegen, sind für die regionalplanerische Prüfung und Ermittlung von „Vorrang- gebieten zur Nutzung der Windenergie“ heranzuziehen, Natura 2000-Gebiete nur insofern, als die Windenergienutzung mit den Erhaltungszielen vereinbar ist oder die Voraussetzungen für eine FFH-rechtliche Ausnahme vorliegen; die Bedürfnisse der gegenüber der Windenergie- nutzung empfindlichen Vogel- und Fledermausarten sind bei der Festlegung der „Vorrangge- biete zur Nutzung der Windenergie“ besonders zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist dem naturschutzrechtlichen Vermeidungsgebot zu entsprechen, in dem vorrangig die Bereiche mit versuchsweise geringem Konfliktpotenzial für die Auswahl und Festlegung als Vorranggebiete geprüft werden.

G 3 Die Abgrenzung eines „Vorranggebietes zur Nutzung der Windenergie“ soll die kommunale

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Zusammenarbeit zur Teilhabe an der Wertschöpfung unterstützen.

Eine Grundlage für die Änderung des LEP 2000 bildet u.a. der Hessische Energiegipfel. Dem Abschlussbericht des Energiegipfels vom 10.11.2011 ist zu entnehmen, dass ein großer An- teil an der zukünftigen Energiegewinnung durch die Windenergie erfolgen soll. Hierbei gilt der Grundsatz, dass Energieerzeugung dort stattfinden soll, wo die geeigneten Ressourcen vorhanden sind.

Die Hessische Landesregierung hat zur Umsetzung der Ergebnisse des Hessischen Ener- giegipfels ein Energiezukunftskonzept erarbeitet und im Januar 2012 vorgelegt. Als Bestandteil des Konzepts sind neben den Kriterien zum Ausbau der Windenergie folgen- de Maßnahmen geplant: • „Zur landesweiten Vereinheitlichung, Vereinfachung und Beschleunigung des Verwal- tungshandelns wird im 2. Quartal 2012 ein zwischen dem HMUELV und dem HMWVL abgestimmter Erlass für die naturschutzrechtliche Prüfung von Windener- gieanlagen veröffentlicht. Dieser Erlass ist für die oberen und unteren Naturschutz- behörden bindend und von diesen in den Verfahren zur Aufstellung bzw. Änderung der Raumordnungspläne sowie bei Zulassung von Windenergieanlagen zu beachten. […] • Der Energiegipfel kam überein, die Nutzung der Windkraft im Wald zu intensivieren. Die Landesregierung wird den Ausbau der Windkraft in Hessen durch die Bereitstel- lung geeigneter landeseigener Waldgrundstücke vorantreiben. Hierzu wird im ersten Halbjahr 2012 ein Erlass angefertigt. • Im Bereich Windenergienutzung kann die Landeregierung neben der Bereitstellung wissenschaftlich fundierter Grundlageninformationen einen erheblichen Beitrag zur Akzeptanzsteigerung leisten. Hierzu sollen Regionalveranstaltungen, verteilt über die hessischen Windeignungskerngebiete, durchgeführt werden. Die Akzeptanz kann nur mit Argumenten erreicht werden, die die Bürgerinnen und Bürger auch in Bezug auf ihre eigene Situation nachvollziehen können.

Darüber hinaus hat die Hess. Landesregierung ein Energiezukunftsgesetz eingebracht, wel- ches am 21.11.2012 (GVBI S. 244) verabschiedet wurde. Gegenstand des Hess. Energiegesetzes ist u.a.:

• die rechtliche Verankerung der vom Energiegipfel festgelegten Ziele zur Deckung des Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen möglichst zu 100 % bis zum Jahr 2050, • die Steigerung der jährlichen Sanierungsrate im Gebäudebestand auf 2,5 bis 3 %, • die Festlegung der künftigen Förderschwerpunkte und • die Festlegung eines Energiemonitorings.

Die 2. Änderungsverordnung zum Landesentwicklungsplan Hessen 2000 von 2013 sah vor, dass nach den Vorgaben zur Nutzung der Windenergie (2013), Flächen in der Größenord- nung von 2 % der Regionsfläche für die Nutzung der Windenergie und folglich der Errichtung von Windenergieanlagen planerisch als „Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie“ unter Ausschluss des übrigen Planungsraumes zu sichern ist.

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Mit dem Entwurf zur 3. Änderung des Landesentwicklungsplanes Hessen 2000 gem. Be- schluss der Hessischen Landesregierung vom 27.03.2017 werden die Festlegungen zur Er- mittlung von Vorranggebieten zur Nutzung der Windenergie aus der LEP-Änderungs- Verordnung 2013 übernommen (vgl. Ziff. 5.3.2.2 Windenergie).

2.1.2 Regionalplanung

2.1.2.1 Regionalplan Südhessen 2010

Abb. 1: Ausschnitt „Gemeinde Sinntal“ des Regionalplans Südhessen 2010 (genordet, ohne Maßstab)

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Legende (Ausschnitt) zum Regionalplan Südhessen 2010

Der Regionalplan Südhessen 2010 (RPS 2010) hat unter Ziff. 8.2 und 8.2.1 Festlegungen zu Regenerativer Energie und der Windenergienutzung getroffen:

Ziff. 8.2 Regenerative Energien G8.2-1 Regenerative Energiepotenziale sollen im Interesse des globalen und regionalen Klima- schutzes, soweit ökologisch vertretbar, genutzt werden. Im Rahmen der Erarbeitung von Energiekonzepten kann ihre örtliche und regionale Einsatzfähigkeit überprüft werden. Die in der Region verfügbaren regenerativen Energien wie Wind- und Sonnenenergie, Bio- masse, Wasserkraft und Geothermie sollen nach dem Stand der Technik eingesetzt werden.

Ziff. 8.2.1 Windenergienutzung Vorranggebiete für Windenergienutzung werden nicht dargestellt.

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Die Regionalversammlung Südhessen hat am 11.12.2009 beschlossen, die Vorrangg e- biete für Windenergienutzung komplett aus dem Plan herauszunehmen. Die Verbands- kammer des Planungsverbandes Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main hat sich in ihrer Sitzung am 16.12.2009 diesem Votum angeschlossen. Neue Vorranggebiete für Windenergienutzung werden erst im Rahmen der Aufstellung eines sachlichen Teilplans „Windenergienutzung“ – ggf. in Verbindung mit einem regio- nalen Energiekonzept als fachliches Konzept i.S. von § 9 Abs. 2 Satz 3 HLPG - ausge- wiesen. Bis zum In-Kraft-Treten des sachlichen Teilplans Windenergienutzung gelten die Regelungen des § 35 Baugesetzbuch ohne Einschränkung. Die Regionalversammlung Südhessen hat am 17.12.2010 die Aufstellung eines sachli- chen Teilplans „Windenergienutzung“ beschlossen. Die Verbandskammer hat am 15.12.2010 einen entsprechenden Beschluss zum RegFNP gefasst.

Nach diesen regionalplanerischen Bestimmungen entfacht der RPS 2010 keine Anpas- sungspflicht an die Bindung von Vorrangflächen zur Windenergienutzung. Bis zur Aufstellung eines sachlichen Teilregionalplans „Windenergienutzung“ gelten die Privilegierungstatbe- stände des § 35 Abs. 1 BauGB. Eine kommunale Nutzung des Planungsvorbehalts zur Steuerung der Windenergienutzung nach den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ist rechtzeitig mit den übergeord- neten Planungsintentionen abzustimmen (Gegenstromprinzip).

2.1.2.2 Regionalplan Südhessen – Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien, Entwurf 2013

Die Regionalversammlung Südhessen hat am 13.12.2013 den Entwurf des sachlichen Teil- plans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen gebilligt und die Einleitung der Beteiligung nach § 10 Raumordnungsgesetz (ROG) beschlossen. Die Beteiligung der Öffent- lichkeit und der in ihren Belangen berührten öffentlichen Stellen nach § 6 Abs. 2 und 3 HLPG i.V.m. § 10 ROG fand in der Zeit vom 24.02.2014 bis 25.04.2014 statt.

Unter Ziff. 3.1 werden Ausführungen zur Windenergiesteuerung in Form von Grundsatz- (G) und Zielbestimmungen (Z) getroffen:

Ziff. 3.1 Windenergienutzung Z3.1-1 In der Karte sind „Vorranggebiete für Windenergienutzung“ dargestellt. In ihnen hat die Nutzung der Windenergie Vorrang vor entgegenstehenden Nutzungen. Außerhalb der Vorranggebiete ist die Errichtung raumbedeutsamer Windenergieanlagen ausgeschlossen (§ 8 Abs. 7 ROG). Repowering kann nur in den ausgewiesenen Vorranggebieten stattfinden. Z3.1-2 In den „Vorranggebieten für Windenergienutzung“, die sich mit der Festlegung Wald überlagern, sind Rodungen für Windenergieanlagen nur im für ihre Errichtung notwendi- gem Umfang gestattet. G3.1-3 Für bereits genehmigte Anlagen außerhalb der ausgewiesenen Vorranggebiete gelten die Regelungen des baurechtlichen oder immissionsschutzrechtlichen Bestandsschut- zes.

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Folgende Ausschlusskriterien und Abstandspuffer sieht der Entwurf in der Flächenermittlung zur Windenergienutzung vor:

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In einem zweiten Prüfschritt der Flächenermittlung zur Windenergienutzung werden Kriterien zur Einzelfallprüfung definiert, welche die Nutzung der Windenergie in Abhängigkeit von der jeweiligen Gebietsausprägung / -situation einschränken. Auf Grundlage von Einzelfallprüfungen wurde entschieden, ob diesbezüglich Flächen be- gründet ausgeschlossen werden (vgl. Kriterienkatalog 2):

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Im dritten Prüfschritt werden die Kriterien, die gemäß der Kriterienkataloge 1 und 2 nicht zum Ausschluss geführt haben, in einem dritten Kriterienkatalog aufgeführt und für die Abwägung im weiteren Verfahren in den Flächensteckbriefen beschrieben.

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Nach Durchführung der drei Arbeitsschritte zur Flächenermittlung für Windenergienutzung hat sich folgendes „Bild“ an möglichen Vorrangflächen für die Gemeinde Sinntal ergeben:

Abb. 2: Auszug „Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen – Windenergie – (Ent- wurf 2013)“ für das Gebiet der Gemeinde Sinntal, nach dem insgesamt zehn (10) Vorranggebiete zur Windener- gienutzung innerhalb der Gemeindegrenzen vorgesehen sind (Legende zum Auszug Teilplan: vgl. nachfolgende Abbildung).

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Abb. 3: Legende zum Auszug Teilplan Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen – Windenergie – (Entwurf 2013)

Auflistung der Vorranggebiete für Windenergienutzung gem. Entwurf sachlicher Teil- plan Erneuerbare Energien Regionalplan Südhessen 2013 im Bereich der Gemeinde Sinntal:

1. Gebiet Nr. 48 (entlang der L 3180, zwischen Schwarzenfels u. Züntersbach) Größe: 176,60 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 – 6,76 m/s

2. Gebiet Nr. 48a (südl. der L 3180, zwischen Schwarzenfels u. Züntersbach) Größe: 20,10 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 – 6 m/s

3. Gebiet Nr. 50 (zwischen Weichersbach und Oberzell) Größe: 33,50 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 6,5 m/s

4. Gebiet Nr. 50a (zwischen Weichersbach und Oberzell) Größe: 11,40 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 - 6,25 m/s

5. Gebiet Nr. 52 (östlich Oberzell) Größe: 66,60 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 - 6,5 m/s

6. Gebiet Nr. 52a (östlich Oberzell) Größe: 13,00 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 6,25 m/s

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7. Gebiet Nr. 53 (südlich Züntersbach) Größe: 31,10 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 - 6,5 m/s

8. Gebiet Nr. 55 (südöstlich Altengronau) Größe: 113,50 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 - 6,25 m/s

9. Gebiet Nr. 63 (östlich Neuengronau) Größe: 12,70 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 - 6,25 m/s

10. Gebiet Nr. 315 (nordöstlich Sterbfritz) Größe: 177,90 ha; Windhöffigkeit in 140 m ü.G.: 5,75 - 6,75 m/s

Bezüglich der näheren Beschreibung der regionalplanerischen Vorranggebiete zur Wind- energienutzung wird auf die „Flächensteckbriefe – Entwurf 2013“ des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen verwiesen.

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2.1.2.3 Regionalplan Südhessen – Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien, Entwurf 2016 Die Regionalversammlung Südhessen hat am 16.12.2016 den Entwurf des sachlichen Teil- plans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen / Regionalen Flächennutzungs- planes 2010 einzuleiten. Die erneute Beteiligung der in den Belangen berührten öffentlichen Stellen nach dem Hess. Landesplanungsgesetz sowie die Beteiligung nach BauGB für das Gebiet des Regionalver- bandes FrankfurtRheinMain erfolgten gleichzeitig in der Zeit vom 03.04.2017 bis zum 19.05.2017. Die Kommunen wurden mit Schreiben vom 20.03.2017 um Stellungnahme bis zum 19.05.2017 gebeten.

Nach der Planzeichnung des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplan- entwurfs Südhessen 2016 wurden im Bereich der Gemeinde Sinntal insgesamt 10 Vorrang- gebiete für die Windenergienutzung dargestellt (vgl. nachfolgende Abb.).

Abb. 4: Auszug Entwurf des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen 2016 mit Darstellung der einzelnen Vorrangflächen zur Windenergienutzung

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Im Einzelnen handelt es sich um folgende Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie mit Ausschlusswirkung:

VRG Größe Windgeschwindigkeit Bemerkungen (TÜV-Süd) 2-48 143,5 ha 5,75 – 6,75 m/s 2-48 und 2-48a stehen im räumlichen Zu- 2-48a 12,2 ha 5,75 – 6 m/s sammenhang = 1 Fläche 2-50 36,3 ha 5,75 – 6,5 m/s 2-50 und 2-50a stehen im räumlichen Zu- 2-50a 11,4 ha 5,75 6,25 m/s sammenhang = 1 Fläche 2-52 21,5 ha 5,75 – 6 m/s 2-53 20,7 ha 5,75 – 6,5 m/s 2-55 119,3 ha 5,75 – 6,25 m/s VRG liegt in WSG III 2-56 53,4 ha 5,75 – 6,25 m/s Gutsbezirk (angrenzend an die Gemeinde Sinntal Gemarkung Jossa) 2-63 12,7 ha 5,75 – 6,25 m/s 2-65f 53,4 ha 5,75 – 6,25 m/s VRG ist grenzübergreifend zw. Schlüchtern und Sinntal plaziert 2-315 119,5 ha 5,75 – 6,75 m/s VRG ist grenzübergreifend zw. Schlüchtern und Sinntal plaziert und bereits mit einen Windpark bestanden (WP „Buchonia“) Gesamt 603,9 ha Gesamtsumme der VRG beinhaltet auch die grenzübergreifenden Bereiche zu Schlüchtern sowie die Fläche im Gutsbe- zirk Spessart

Bezüglich der näheren Beschreibung der regionalplanerischen Vorranggebiete zur Wind- energienutzung wird auf die „Flächensteckbriefe – Entwurf 2016“ des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen verwiesen.

Der sachliche Teilplan Erneuerbare Energien Regionalplan Südhessen 2016 befindet sich derzeit (Dezember 2017) noch im Aufstellungsverfahren und ist noch nicht rechtswirksam.

2.2 Kommunale Planungsvorgaben 2.2.1 Flächennutzungsplanung der Gemeinde Sinntal Die Gemeinde Sinntal verfügt bislang über keine rechtswirksame Steuerungsplanung zur Windenergienutzung auf Ebene des Flächennutzungsplanes. Im Flächennutzungsplan gibt es weder Darstellungen zu Bestands- noch Planungsflächen zur Nutzung der Windenergie. 2.2.2 Landschaftsplan der Gemeinde Sinntal Der Landschaftsplan der Gemeinde Sinntal stammt aus dem Jahr 1995 und wurde 1999 fortgeschrieben. Mit Verfügung vom 18.05.2000 (Az. VII 6 L 1 2.1 P 23 Sin) wurden seitens

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des RP Darmstadt keine Verletzungen von Rechtsvorschriften, die eine Beanstandung des Landschaftsplanes rechtfertigen würden, geltend gemacht. Der Landschaftsplan der Gemeinde Sinntal trifft keine Aussagen zur gesamten Thematik der Windenergie.

2.3 Windenergieanlagen in der Gemeinde Sinntal (Bestand) Mit Datum vom 04.09.2014 hat das Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt Frankfurt der Buchonia Wind GmbH & Co KG aus 36381 Schlüchtern eine Ge- nehmigung nach § 4 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) auf Errichtung und Be- trieb von neun (9) Windkraftanlagen erteilt (Az.: IV/F 43.1 – 1420/12 Gen. 21/13). Die Genehmigung erfolgte auf Grundlage des § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB.

Eckdaten des Genehmigungsbescheids für den Windpark „Buchonia“: - Grundstücke: in Sinntal und Schlüchtern - Gemarkungen: Sterbfritz und Vollmerz - Flure: 4, 1 und in Vollmerz 10 - Flurstücke: 10/4 sowie in Flur 1: 1 und 24/2 und in Vollmerz 4 - Anlagenanzahl: 9 Windkraftanlagen - Anlagentyp: REpower 3.2 M114, NL 3,2 MW, GH 200 m, NH 143 m, RD 114 m

Die Planung des Windparks befindet sich im Bereich der in der Standortuntersuchung Wind- energie 2013 der Gemeinde Sinntal ermittelten Fläche Nr. 9 „Senseberg / Breite First“, nörd- lich von Sterbfritz.

Abb. 5: Lage des WP „Buchonia“ (Quelle: Schallgut- Abb. 6: Lage der Potenzialfläche 9 „Senseberg / Breite achten WP„Buchonia“ 12.06.2013, GL Garrad Hassan First“ auf Topografischer Karte (ohne Maßstab, genor- GmbH; mit Beschriftungsergänzung ARGE Geis- det) ler/Th.-W.; ohne Maßstab, genordet)

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Neben dem Immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsbescheid ergingen auch Sonstige Bescheide, u.a. zum Vollzug der Genehmigung und zur Einstellung des Genehmigungsver- fahrens hinsichtlich der ursprünglich geplanten WEA Nr. 10, welche im Verfahren vom An- tragsteller zurückgenommen wurde (vgl. Genehmigungsbescheid vom 04.09.2014, Ziff. II. Nr. 2 und 3).

Der Windpark „Buchonia“ ist gem. der Genehmigung errichtet und am Netz (Stand: Dez. 2017).

3 Kommunale Potenzialflächenanalyse und inhaltlicher Sachstand der Steuerungskonzeption zur Windenergienutzung in der Gemeinde Sinntal 3.1 Methodik und Prüffaktoren innerhalb der Standortkonzeption Die kommunale Steuerungsplanung zur Windenergienutzung der Gemeinde Sinntal basiert methodisch auf einem stufigen Ausschlussverfahren. Die grundlegende Ermittlung von po- tenziellen Konzentrationszonen zur Nutzung der Windenergie erfolgte in der Standortunter- suchung Windenergie 2013. Da hinsichtlich der Bemessung von Abstandsflächen (u.a. harte und weiche Tabukriterien) keine rechtsverbindlichen Vorgaben bestehen, wurde sich zum einen auf die Vorgaben des Landesentwicklungsplanes Hessen vom 27.06.2013 (bekräftigt durch die Handlungsempfeh- lungen der Landesregierung Hessen aus dem Jahr 2010; vgl. Staatsanzeiger Nr. 22 vom 31.05.2010, S. 1506 ff.) und zum anderen auf die zu der Zeit geltende Rechtsprechung ge- stützt. Zusätzlich wurden die aktuellen Planungsabsichten der Landes- und Regionalplanung hin- reichend berücksichtigt. Hier galt es vor allem die Planungsabsichten der übergeordneten Planungen nicht zu konterkarieren, sondern im Zuge einer möglichen Anpassungspflicht auf- zubereiten. Weiterhin wurden fachspezifische Belange maßgeblicher Träger öffentlicher Belange in Form eines „stillen Beteiligungsverfahrens“ eingeholt (z.B. Bundesnetzagentur i.S. Richtfunk etc.) und im Ermittlungsverfahren berücksichtigt.

Mit der Standortuntersuchung Windenergie erfolgte ein mehrstufiges und nach dem Grad der konkurrierenden Nutzung gegenüber der Windenergie geordnetes Reduzierungsverfahren, welches in Grundzügen den zuvor genannten Ermittlungsvorgaben des BVerwG entspricht (vgl. Ziff. 1.1).

Dieses Steuerungsverfahren wurde im Zuge des Aufstellungsverfahrens des sachlichen Teil- flächennutzungsplanes Windenergie der Gemeinde Sinntal aufgrund der vorgetragenen pri- vaten und öffentlichen Belange (aus den Beteiligungsverfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB) und der sich ständig fortschreitenden Rechtsprechung konkretisiert und in den einzelnen Abwägungsprozessen dokumentiert.

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3.2 Standortuntersuchung Windenergie 2013 3.2.1 Darstellung der Prüffaktoren mit deren Ausschluss-/Restriktionseinstufung

Prüffaktoren / Prüfkriterien Einstufung Gemeinde Einstufung LEP Einstufung Sinntal 2013 (harte und wei- Hessen – WEA- TRPS Energie che Ausschlusskriterien) Nutzung 2013; Entwurf 2013; Abstandspuffer Abstandspuffer Siedlung (bebaute Gebiete) Siedlungsflächen (Wohn- und Mischgebie- Ausschluss Grundfläche = 1.000 m Mindest- 1.000 m Min- te) einschließlich der angrenzenden hartes Kriterium , zuzüglich abstand destabstand, Nachbargemeinden bzw. Nachbarsiedlun- 1.000 m (vorsorglicher Immis- davon harte gen sionsschutz) = weiches Krite- Tabuzone 600 m rium Splittersiedlungen / Einzelhäuser / - Ausschluss Grundfläche = 600 m Abstands- gehöfte im Außenbereich, einschließlich hartes Kriterium , zuzüglich puffer der angrenzenden Nachbargemeinden 500 m (vorsorglicher Immissi- bzw. Nachbarsiedlungen onsschutz) = weiches Krite- rium Gewerbliche Bauflächen am Siedlungs- Ausschluss Grundfläche = 300 m Abstands- rand und außerhalb des Siedlungskörpers hartes Kriterium, zuzüglich puffer (zu VRG 300 m (vorsorglicher Immissi- Industrie u. Ge- onsschutz) = weiches Krite- werbe rium Sondergebietsnutzung (Campingplätze) Ausschluss Grundfläche = hartes Kriterium, zuzüglich 1.000 m (vorsorglicher Immis- sionsschutz) = weiches Krite- rium Erholung und Freizeit Öffentliche Grünflächen, Sportplätze, Ausschluss Grundfläche = Kleingärten etc. hartes Kriterium, zuzüglich einfachem Kippabstand (200 m) = weiches Kriterium . Einzelfallprüfung zu weiteren Abständen Rad-, Wanderwegenetz (überörtlich) Ausschluss Grundfläche = hartes Kriterium. Einzelfall- prüfung zu weiteren Abstän- den Technische Infrastruktur (Versorgung und Verkehr) Hochspannungs-Freileitungen Ausschluss Verlauf Leitungs- 100 m Abstands- 100 m Abstands- trasse und 100 m Abstands- puffer puffer puffer = hartes Kriterium Bundes-, Landes- und Kreisstraßen Ausschluss Verkehrsfläche 100 m Abstands- 100 m Abstands- und 100 m Abstandspuffer puffer puffer = hartes Kriterium Bahnverkehrsstrecken Ausschluss Verkehrsfläche 150 m Abstands- 150 m Abstands- und 150 m Abstandspuffer, puffer puffer wenn nicht untertunnelt = hartes Kriterium Versorgungsleitung Gas Ausschluss Grundfläche plus 25 m Schutzabstand = hartes Kriterium

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Richtfunkverbindungen (Schutzbereichs- Möglicher Ausschluss Grund- 100 m Abstands- korridore, je nach Betreiber) fläche nach Prüfung zuzüglich puffer zur Richt- Abstand nach Betreiberanga- funkstrecke DFS be = weiches Kriterium Altlastenflächen (Altlastenverdachtsflä- Möglicher Ausschluss Grund- chen) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Natur und Landschaft Naturschutzgebiete (NSG) Ausschluss Grundfläche = hartes Kriterium , zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Naturdenkmäler (ND) Ausschluss Grundfläche = hartes Kriterium , zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Biotope gem. § 30 BNatSchG bzw. ge- Ausschluss Grundfläche schützte Biotopflächen nach § 13 Abs. 1 = hartes Kriterium , zuzüglich HAGBNatSchG (Natureg) Einzelfallprüfung zu Abstän- (Werden zunächst nur nachrichtlich darge- den = weiches Kriterium stellt, da Abgrenzung und Wertigkeit im Einzelfall mit den Naturschutzbehörden vorzunehmen sind.) Wasserschutzgebietszone I , Ausschluss Grundfläche (gem. § 19 WHG) = hartes Kriterium , zuzüglich einfacher Kippabstand (200 m) = weiches Kriterium Wasserschutzgebietszonen II u. III, Möglicher Ausschluss Grund- (gem. § 19 WHG) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Stillgewässer Ausschluss Grundfläche = hartes Kriterium , zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Fließgewässer Ausschluss Grundfläche zu- züglich 10 m gesetzlicher geschützter Gewässerstreifen = hartes Kriterium Vorranggebiete für den vorbeugenden Ausschluss Grundfläche Hochwasserschutz (gem. RPS 2010) = = hartes Kriterium , zuzüglich Überschwemmungsgebiete Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Natura-2000-Gebiete Möglicher Ausschluss Grund- Ausschluss gem. (FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete) fläche nach Prüfung, zuzüglich FFH-Prognose Einzelfallprüfung zu Abstän- In Sinntal sind keine VSG vorhanden. den = weiches Kriterium Vorranggebiet für Natur und Landschaft Möglicher Ausschluss Grund- (gem. RPS 2010) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Bestehende / sichergestellte / geplante Möglicher Ausschluss Grund- Landschaftsschutzgebiete (LSG); (Einzel- fläche nach Prüfung, zuzüglich fallprüfung je nach Schutzcharakter u. - Einzelfallprüfung zu Abstän- bestimmung) den = weiches Kriterium

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Naturpark Hessischer Spessart (Naturpark Möglicher Ausschluss Grund- bedeckt die gesamte Gemeinde Sinntal) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Ausgleichs- u. Entwicklungsflächen Möglicher Ausschluss Grund- (gem. kommunaler Planung) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Vorranggebiet Forstwirtschaft (gem. RPS Möglicher Ausschluss Grund- 2010) fläche nach Prüfung, zuzüglich Hinweis: Diese Gebiete umfassen den Einzelfallprüfung zu Abstän- Waldbestand (nachrichtlich RPS). Darin den =weiches Kriterium enthalten sind ggf. die auszuschließenden Schutz- und Bannwälder, die im Rahmen dieser Standortuntersuchung nicht lokali- siert werden konnten. Vorranggebiet Landwirtschaft (gem. RPS Möglicher Ausschluss Grund- 2010) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft Möglicher Ausschluss Grund- (gem. RPS 2010) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Vorbehaltsgebiet für vorbeugenden Möglicher Ausschluss Grund- Hochwasserschutz (gem. RPS 2010) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Denkmalpflege Bau- u. Kulturdenkmäler (KD) Ausschluss Grundfläche = hartes Kriterium , zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Regionalbedeutsame denkmalgeschützte Ausschluss Grundfläche, Anlage (Sinntal, Burg Schwarzenfels) zuzüglich 1.000 m Abstand = hartes Kriterium ; Einzel- fallprüfung zu weiteren Ab- ständen = weiches Kriterium Oberirdisch sichtbare und bereits durch Ausschluss Grundfläche das Landesamt für Denkmalpflege lokali- = hartes Kriterium , zuzüglich sierte Bodenkulturdenkmäler (BD) Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Rohstoffsicherung Vorranggebiet für den Abbau oberflächen- Ausschluss Grundfläche naher Lagerstätten (gem. RPS 2010) = hartes Kriterium , zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Vorbehaltsgebiet oberflächennaher Lager- Möglicher Ausschluss Grund- stätten (gem. RPS 2010) fläche nach Prüfung, zuzüglich Einzelfallprüfung zu Abstän- den = weiches Kriterium Flächengröße Flächengröße zur konzentrierten Nutzung 30 ha (je nach Konstellation 10 ha pro WEA 30 ha Mindest- der Windenergie der Anlagenstandorte i.V.m. größe für VRG (für mind. 3 WEA nach dem heutigen der Hauptwindrichtung und Windenergie Stand der Technik) der Standsicherheit)

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Wirtschaftlichkeit / Mindestwindge- schwindigkeit Mindestwindgeschwindigkeit Min. 5,75 m/s in 140 m üG Min. 5,75 m/s in Min. 5,75 m/s in 140 m Höhe üG 140 m Höhe üG

3.2.2 Erläuterungen zu den Prüffaktoren

3.2.2.1 Siedlung und Erläuterungen zu der Thematik Immissionsschutz In Abhängigkeit des Anlagentyps, der Nabenhöhe, der Beschaffenheit der Rotorblätter und der Windstärke gehen unterschiedlich starke Geräusche von Windenergieanlagen (WEA) aus, die innerhalb bestimmter Abstände allgemein als störend wahrgenommen werden. Die auf Menschen und Tiere einwirkenden Geräusche werden als Schallimmissionen bezeichnet. Wahrgenommen werden überwiegend die Geräusche aus dem Getriebe und den Bewegun- gen der Flügel (aerodynamischen Geräusche). Für die Wahrnehmung von Geräuschen ist die Schallausbreitung von der Quelle bis zum Einwirkungsort von wesentlicher Bedeutung. Es ist zu beachten, dass die Energie der Schallwellen mit dem Quadrat der Entfernung (1/r 2) von der Schallquelle abnimmt.

Die von der Schallquelle abgestrahlte Schallleistung, der Schallleistungspegel, charakteri- siert dabei sozusagen die Ursache des Schalls. Für die Wahrnehmung des Schalls durch das menschliche Ohr ist jedoch der Schalldruck maßgeblich. Die Wirkung des Schalls wird deshalb durch den Schalldruckpegel ausgedrückt (Quelle: Repowering-InfoBörse - Schal- limmissionen von WEA 08/2011). Die Bereitstellung von Flächen zur Windenergienutzung auf kommunaler Planungsebene (z.B. Flächennutzungsplan) unterliegt somit bereits schalltechnischen Anforderungen, da nach § 1 Abs. 6 BauGB u.a. die allg. Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhält- nisse zu berücksichtigen sind.

Die Immissionsrichtwerte für die schalltechnische Beurteilung von WEA finden sich in der TA-Lärm. Prinzipiell dient die TA-Lärm dem Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche sowie der Vorsorge gegen schädli- che Umwelteinwirkungen durch Geräusche (Anwendungsbereich der TA-Lärm). Schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne der TA-Lärm sind Geräuschimmissionen, die nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Be- lästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.

Maßgeblich für die Klärung der Frage, ob eine schädliche Umwelteinwirkung vorliegt (i.S. der §§ 4, 22 BImSchG), ist, dass die betreffende Anlage kausal zu einer als schädliche Umwelteinwirkung einzustufenden Gesamtimmission am maßgeblichen Immissionsort beiträgt. Es kommt also auf die Gesamtimmission an, der beispielsweise ein Nachbar – als „Ak- zeptor“ – ausgesetzt ist; irrelevant ist dabei, dass sich die Gesamtimmission aus Immissi- onsbeiträgen mehrerer Anlagen addiert, die isoliert betrachtet die Grenze der schädlichen Umwelteinwirkungen nicht überschreitet.

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Die Immissionsrichtwerte stellen hinsichtlich der Schutzbedürftigkeit auf die verschiedenen Gebietsarten (z.B. Wohn- und Mischgebiete, Gewerbegebiete, Industriegebiete) ab und un- terscheiden zwischen Tag- und Nachtwerten. Bei der Beurteilung von Emittenten ist der nächtliche Wert in der Regel der kritischere Wert.

Für die Gebietsarten nach TA-Lärm gelten folgende Richtwerte:

Gebietsausweisung bzw. Nutzung Bezeichnung Nacht-Immissions- Tag-Immissions- Richtwert Richtwert (22.00 – 06.00 h) (06.00 – 22.00 h) Industriegebiet GI 70 dB(A) - Gewerbegebiet GE 50 dB(A) 65 dB(A) Kern-, Dorf-, Mischgebiet MK /MD / MI 45 dB(A) 60 dB(A) Allgemeines Wohngebiet, Kleinsiedlungsge- WA / WS 40 dB(A) 55 dB(A) biet Reines Wohngebiet WR 35 dB(A) 50 dB(A) Kurgebiet, Krankenhäuser, Pflegeanstalten SO 35 dB(A) 45 dB(A) (Sondergebietsnutzungen)

Nach der TA-Lärm (Abschnitt 3.2.1) ist der Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche (§ 5 Abs. 1 Nr. 1 BImSchG) stets dann sichergestellt, wenn die Gesamtbe- lastung durch die Geräusche aller einwirkenden Anlagen, die nach der TA-Lärm zu beurtei- len sind, die Immissionsrichtwerte nicht überschreiten. Faktisch umfasst die TA Lärm nur den industriellen / gewerblichen Lärm. So werden Umge- bungsgeräusche, wie z.B. Verkehrsgeräusche, im Rahmen der Beurteilung der TA-Lärm nicht berücksichtigt.

Bei der Vorsehung von Immissionsschutzabständen zwischen WEA und Siedlungsbereichen kann sich eine planende Kommune nur nach dem zum Zeitpunkt der Planung bestehenden Stand der Technik richten. Eine heute typische WEA hat einen Schallleistungspegel von ca. 104 bis 108 dB(A), gemes- sen an der Quelle. Überschlägige Prognosen haben ergeben, dass bei einem Mittelwert von etwa 106 dB(A) und einer mittleren Quellhöhe von etwa 110 m über Geländehöhe, ein Nach- trichtwert von 40 dB(A) in etwa 550 m Entfernung (horizontaler Abstand) eingehalten werden kann.

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Bei Annahme von drei Windenergieanlagen (Minimalanzahl eines Windparks) kann prognos- tiziert werden, dass ein Nachtrichtwert von 40 dB(A) erst bei einem Anstand von etwa 750 m (horizontaler Abstand) eingehalten werden kann (vgl. TA-Lärm Nr. A 2 i.V.m. der „Techni- schen Richtlinie für Windkraftanlagen Teil 1 – Bestimmungen der Schallimmissionswerte“, Revision 18, Stand: 01.02.2008, der FWG – Fördergesellschaft für Windenergie e.V., Orani- enburger Straße 45, 10117 Berlin). Die Entwicklung der WEA geht baulich über die 110 m Quellhöhe hinaus. Nabenhöhen von über 140 m werden bereits technisch umgesetzt (vgl. z.B. Enercon E 141, mit 159 m Naben- höhe, 141 m Rotordurchmesser, 229,50 m Gesamthöhe und 4,2 MW Nennleistung).

‹ Grundlage des Siedlungsschutzes bildet zunächst die Bestandssituation sowie die städtebaulichen Planungen (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne) der Ge- meinde Sinntal. Das heißt, die bestehenden und geplanten Siedlungsflächen werden als „harte“ Ausschlusskriterien gewertet.

Im Zuge der Berücksichtigung eines vorsorglichen Siedlungsschutzes werden in dieser Standortuntersuchung Mindestabstandswerte von 1000 m, 500 m und 300 m (nutzungsbe- dingt abgestufte Schutzwürdigkeit) verwendet und als Ausschlussbereiche für eine Wind- energienutzung gewertet (einschließlich der Siedlungskörper nebst deren Abstandsberei- chen umliegender Nachbarkommunen). Sie stellen „weiche“ Ausschlusskriterien dar.

‹ Gemäß den Zielvorgaben des Landesentwicklungsplanes Hessen 2013, wird in der Standortuntersuchung ein Abstandswert von 1.000 m zu Siedlungskörpern angesetzt (einschließlich der Siedlungskörper nebst deren Abstandsbereichen umliegender Nachbarkommunen), wenngleich der Landesentwicklungsplan keine direkte Anpas- sungspflicht für die Kommune auslöst. ‹ Siedlungen im Außenbereich (z.B. Aussiedler) werden mit einem Schutzabstand von 500 m versehen. Dies entspricht in etwa dem Wert nach TA-Lärm, der den Bewoh- nern im Außenbereich als Schutzmaßstab für gemischte Baubereiche (Mischgebiet nach BauNVO) zugestanden wird (vgl. OVG NRW, 7 A 2127/00, Urt. V. 18.11.2002). ‹ Gewerbliche Flächen außerhalb der Siedlungskörper erhalten einen Schutzabstand von 300 m.

Der in Aufstellung befindliche Sachliche Teilregionalplan Erneuerbare Energien Südhessen sieht Abstandswerte von 1.000 m zu Vorranggebieten Siedlung (Bestand, Planung). Zur Wohnbebauung im Außenbereich (z.B. Wochenend-, Ferienhausgebiet, Campingplatz, Aussiedlerhof) wird ein Mindest-Abstandswert von 600 m vorgesehen. Die Abstandszone um Vorranggebiete Industrie und Gewerbe (Bestand, Planung) beträgt 300 m.

Durch den Schattenwurf kann eine besondere Störwirkung ausgehen, welche vom be- triebsbedingt periodisch bewegten Rotor hinter einer Windenergieanlage verursacht wird. Der sich periodisch veränderte Schatten verursacht je nach Drehzahl und Anzahl der Rotor- blätter starke Lichtwechsel mit einer Frequenz zwischen 0,5 und 3 Hz (Lichtwechsel pro Se- kunde). Helligkeitsschwankungen wirken auf den Menschen störend, sind bei längerer Dauer unerträglich und können gesundheitsschädigend wirken.

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Für die Erheblichkeit der Belästigungswirkung durch Schattenwurf wird dessen zeitliche Ein- wirkdauer an betreffenden Immissionsorten als maßgeblich angesehen. Schutzziel ist daher die sichere Begrenzung der Einwirkdauer derartiger Immissionen in schutzwürdigen Wohn- und Arbeitsbereichen (vgl. u.a. auch § 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB). Nach der Rechtslage ist Schattenwurf von geringer Dauer hinzunehmen bzw. kann vernach- lässigt werden (vgl. OVG NRW, Beschluss vom 09.09.1998 – 7 B 1560/98). Von einer erheb- lichen Belästigungswirkung durch Schattenschlag kann ausgegangen werden, wenn die ma- ximal mögliche Einwirkungsdauer am jeweiligen Immissionsort – ggf. unter kumulativer Be- rücksichtigung aller Beiträge einwirkender Windenergieanlagen – mehr als 30 Std. pro Ka- lenderjahr und darüber hinaus mehr als 30 Min. pro Tag beträgt (vgl. OVG NRW, Urt. V. 18.11.2002, 7 A 2140/00). Grundsätzlich besteht die Möglichkeit technischer Regelungen im Genehmigungsverfahren nach BImSchG (z.B. Abschaltautomaten bei Überschreitung der maximal zulässigen Einwir- kungsdauer). Eine Stilllegung von Windenergieanlagen kommt nur in Betracht, wenn ihr Be- trieb zu Gefahren für Leben, Gesundheit oder bedeutende Sachwerte führt. Für optische Immissionen bei Windenergieanlagen ist dieses in der Regel nicht gegeben (vgl. Leitlinie des Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg zur Ermittlung und Beurteilung der optischen Immissionen von Windenergieanlagen (WEA- Schattenwurf-Leitlinie), 24.03.2003).

‹ Die Abstandsregelungen entsprechen denen des Lärmschutzes (vgl. oben).

3.2.2.2 Erholung und Freizeit Die Abstände zu öffentlichen Grünflächen, Kleingärten etc. werden von einer Einzelfall- prüfung abhängig gemacht, da derartige Nutzungen nicht pauschal in Konkurrenz mit der Windenergienutzung stehen. ‹ Die Grundflächen dieser Anlagen werden als „hartes“ Ausschlusskriterium gewertet. Um direkte Beeinträchtigungen der Menschen auszuschließen, die diese Flächen nutzen, wird ein Schutzabstand von 200 m (Kippabstand) vorgesehen. Möglicher- weise können zusätzliche Schutzpuffer erforderlich werden, welche dann Einzelfall- prüfungen unterliegen. Die Schutzabstände werden als „weiches“ Ausschlusskriteri- um angesehen.

Die im Flächennutzungsplan dargestellten Sondergebietsflächen für Wochenendhausge- biete sowie Camping- und Zeltplätze (z.B. Oberzell, zwischen Mottgers und Weichers- bach) werden in ihren Grundflächen für die Windenergienutzung ausgeschlossen und als „hartes“ Ausschlusskriterium gewertet. Die gebietstypischen Abstände sind nach TA-Lärm zu behandelt und erhalten einen Schutzabstand von 1.000 m. Aufgrund des besonderen Erho- lungsschwerpunktes dieser Gebiete innerhalb der Gemeinde Sinntal erfolgt damit eine „Gleichbehandlung“ mit den bewohnten Siedlungsbereichen.

‹ Die Grundflächen dieser Nutzungen werden als „harte“ Ausschlussflächen gewertet. Die möglichen Schutzabstände werden gebietstypisch nach TA-Lärm behandelt und erhalten einen Schutzabstand von 1.000 m. Der Abstandspuffer wird als „weiches“ Ausschlusskriterium gewertet.

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Die regionalen/überregionalen Rad- und Wanderwege werden nachrichtlich dargestellt. Grundsätzlich gilt für sämtliche Wanderwege innerhalb der Gemeinde Sinntal - unabhängig von deren kartografischer Darstellung -, dass ein genereller Schutzabstand zu derartigen (linearen) Erholungseinrichtungen nicht vorgesehen wird.

‹ Das Rad- und Wanderwegenetz wird für eine Nutzung der Windenergie entsprechend der Parzellierung (Grundfläche) ausgeschlossen und somit als „hartes“ Ausschluss- kriterium gewertet.

Die lokalen Aussichtspunkte im Gemeindegebiet von Sinntal haben eine Bedeutung für die kommunale Erholungseignung und das Empfinden der landschaftlichen Gegebenheiten. Sie stehen überwiegend in Verbindung mit dem Wander- und Radwanderwegenetz und prägen durch die sich im Gemeindegebiet räumlich eröffnenden Sichtachsen eine Landschaftswahr- nehmung, die durch Vielfalt, Schönheit und Eigenart charakterisiert wird. Derartig exponierte Bereiche stehen i.d.R. in „Konkurrenz“ mit der Windenergie, da dort übli- cherweise gute Windverhältnisse vorherrschen, können sich jedoch ganz überwiegend nicht gegenüber der privilegierten Windenergienutzung durchsetzen. Die Rechtsprechung hat hierzu ausgeführt: Ist ein Landschaftsbild nicht als vorbelastet einzustufen, kann eine Verunstaltung der Land- schaft weder aus der technischen Neuartigkeit und der dadurch bedingten optischen Ge- wöhnungsbedürftigkeit der Windenergieanlagen noch allein aus deren angesichts ihrer Grö- ße markanten und weit sichtbaren Erscheinung abgeleitet werden (BVerwG, Beschl. V. 18.03.2003 – 4 B 7/03).

Exkurs:

Eine erhebliche Störung des landschaftlichen Gesamteindruckes liegt dann vor, wenn die äußere Erscheinungsform der Landschaft nachhaltig verändert und wesentliche Faktoren des optischen Beziehungsgefüges preisgegeben werden. Dies zeigt sich, wenn sie dem Orts- und Landschaftsbild in ästhetischer Hinsicht besonders grob un- angemessen sind und bei objektiver Betrachtungsweise auch aus der Ferne als sehr belastend empfunden werden. Dies kann z.B. bei WEA in exponierten Lagen am Hang eines Berges oder auf einem Kamm in einer landschaftlich reizvollen und daher besonders schutzwürdigen Umge- bung eintreten. Dies gilt auch für eine naturschutzrechtlich nicht besonders geschützte Landschaft. Ähnliches kann vorliegen, wenn WEA als Blickfang den städtebaulichen und landschaftlichen Gesamteindruck erheblich beeinträchtigen und als schwerwie- gende negative Abweichung empfunden werden.

Die Gemeinde Sinntal hat im kommunalen Landschaftsplan (1999) die Erholungseignung der Landschaft kartografisch in Form von „Räumen für die besondere Erholungseignung“ dargestellt. Es werden für die Erholungseignung besonders geeignete grenzlinienreiche Standorte von Störeinflüssen abgegrenzt (vgl. L-Plan, S. 141, Abb. 8). Folgende Störungen beeinträchtigen die Erholungseignung: Zersiedlung, Abbaubetrieb und Materialtransport, Infrastruktureinrichtungen.

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‹ Die Kriterien des Prüffaktors Erholung und Freizeit werden restriktiv gewertet und füh- ren primär nicht zum Ausschluss der Windenergienutzung. Sie bleiben dadurch nur als „weiche“ Ausschlussfaktoren in der Gesamtbetrachtung von Bedeutung. Eine konkrete Gewichtung einzelner Belange, wie z.B. Erholung/Fremdenverkehr kann erst in den nachfolgenden Steuerungsplanungen (z.B. TFNP Windenergie) oder im Genehmigungsverfahren nach BImSchG erfolgen und richtet sich dann nach den ört- lichen Gegebenheiten. Grundsätzlich obliegt den Belangen der kommunalen Erho- lung in der Gemeinde Sinntal eine besondere Gewichtung, da sie in Verbindung mit der landschafts- und naturschutzfachlichen Ausstattung des Gemeindegebietes ein besonderes Gut darstellen.

3.2.2.3 Technische Infrastruktur (Versorgung und Verkehr) Gegenüber den Hochspannungsfreileitungen werden unterschiedliche Abstände seitens der Betreiber angenommen bzw. gefordert. Von den Netzbetreibern werden Abstände bis zu dreifachem Rotordurchmesser (ohne Schwingungsschutzmaßnahmen) gefordert. Dies würde einem regulären Abstand von 300 bis 360 m (und mehr), bei heutigem Anlagentyp entspre- chen. In der Standortuntersuchung wird davon ausgegangen, dass im Falle einer Projektierung bezüglich der Luftturbulenzen entsprechende Schwingungsschutzmaßnahmen an den Lei- tungen angebracht werden können. Bei der Nachrüstung der Leitungen durch Schwingungs- schutzmaßnahmen ist i.d.R. eine Reduzierung des Abstands auf minimal den einfachen Ro- tordurchmesser möglich. Diese Möglichkeit ist jedoch im Einzelfall zu prüfen und mit dem jeweiligen Netzbetreiber abzustimmen. In dieser Untersuchung wird ein Mindestabstand von 100 m angenommen, welches in etwa dem einfachen Rotordurchmesser der heutigen „Standard“-Anlagengeneration entspricht. ‹ Die eigentlichen Trassen der Hochspannungsfreileitungen (im übertragenen al- so die Grundflächen) werden für eine Windenergienutzung ausgeschlossen und als „harte“ Kriterien gewertet. Der Schutzabstand von 100 m wird ebenfalls als „hartes“ Ausschlusskriterium eingestuft. Darüberhinausgehende Abstände zu den Leitungen unterliegen der Einzelfallprüfung.

Die Abstände zu den klassifizierten Straßen entsprechen den durch die Landes- und Re- gionalplanung vorgegeben ist (vgl. Änderung LEP Hessen 2013 und sachliche Teilregional- planung Erneuerbare Energie Südhessen). Eine etwaige Unterschreitung des vorsorglichen Abstandes von 100 m ist im Zuge einer nachfolgenden Genehmigungsplanung konkret mit der Straßenbauverwaltung abzustimmen. Neben den straßenrechtlich einzuhaltenden Mindestabständen (Bauverbotszonen nach §§ 9 Abs. 1 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) u. § 23 Abs. 1 Hess. Straßengesetz (HStrG) wer- den darüber hinaus auch die Regelungen zum Schutz der Bevölkerung vor Sichtbeeinträch- tigung und Ablenkung im Straßenverkehr berücksichtigt, welche i.d.R. über die Vorgaben des § 9 Abs. 1 Nr. 1 FStrG (Definition der Anbauverbotszonen) hinausgehen. ‹ Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nach §§ 9 Abs. 1 Bundesfernstraßengesetz (FStrG) u. § 23 Landesstraßengesetz (HStrG) werden die Grundflächen sowie ein einheitlicher Sicherheitsabstand von 100 m für eine Windenergienutzung ausge- schlossen und als „hartes“ Kriterium gewertet.

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Zu den im Gemeindegebiet von Sinntal verlaufenden, oberirdischen Bahnstrecken wird ein Abstand von 150 m eingehalten. Damit entspricht die Gemeinde den Zielvorgaben der Ände- rung des Landesentwicklungsplanes Hessen 2013 (vgl. Ziff. 3.2, Z 3c). Von dieser Regelung ausgenommen, sind die untertunnelten Streckenabschnitte innerhalb des Gemeindegebie- tes. ‹ Aufgrund der raumordnerisch zielbestimmten, übergeordneten Planungsvorgaben werden die oberirdisch verlaufenden Bahnverkehrsstrecken im Gemeindegebiet so- wie ein Schutzabstand von 150 m als „hartes“ Ausschlusskriterium gewertet.

Der Schutzabstand von 25 m zu unterirdischen Versorgungsleitungen wie z.B. der Fern- gasleitung der E.ON Ruhrgas AG bzw. der Gasnetzversorgung der Gas- und Wasserversor- gung Osthessen GmbH (GWV) entspricht den üblichen Abstandsforderungen der Fachbe- hörden (vgl. u.a. Merkblatt „Auflagen und Hinweise zur Vermeidung von Schäden an den Gasfernleitungen“ des GWV). Die Versorgungsunternehmen weisen darauf hin, dass bei eventuellen WEA-Projektierungen eine frühzeitige Beteiligung erfolgen sollte. ‹ Innerhalb der Potenzialflächenermittlung werden die Grundflächen der Leitungstras- sen von Versorgungsleitungen sowie ein fachlich geforderter Schutzabstand von 25 m (beidseitig) als „hartes“ Ausschlusskriterium für die Windenergienutzung gewertet.

Richtfunk: Nach schriftlicher Auskunft der Bundesnetzagentur Berlin (BNetzA) vom 23.01.2013 gibt es im Bereich der Gemeinde Sinntal z.Zt. sechs Punkt-zu-Punkt- Richtfunkstreckenbetreiber (Koordinatenbereich 09°33’24’’ O / 50°22’13’’ N; 09°44’54’’ O / 50°12’46’’ N). Weiterhin befinden sich im Main-Kinzig-Kreis noch zwei Betreiber von Punkt- zu-Mehrpunkt-Richtfunkanlagen.

Die Zuständigkeit für die Gewährleistung des sog. Trassenschutzes (Vermeidung von Stö- rungen des Richtfunkbetriebes infolge baulicher Veränderungen im Funkfeld) liegt bei den Betreibern der Richtfunkanlagen. Nach Information und Beteiligung aller Betreibergesellschaften an der hier durchgeführten Prüfung, ergeben sich folgende Planungssachverhalte:

- Deutsche Telekom Technik GmbH, Bayreuth: Im Gemeindegebiet von Sinntal verlau- fen keine von der Deutsche Telekom Technik GmbH betriebenen Richtfunktrassen (nachrichtlich, 06.02.2013). - E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG, Frankfurt: Der Freihaltebereich der Richtfunkstre- cken beträgt links und rechts jeweils 50 m = 100 m breite Trasse (nachrichtlich, 30.01.2013). - OR Network, Reiskirchen: Der Freihaltebereich der Richtfunkstrecken beträgt links und rechts jeweils 50 m = 100 m breite Trasse (nachrichtlich, 14.02.2013). - Vodafone D2 GmbH, Düsseldorf/Eschborn: Für den störungsfreien Betrieb, muss ein Freiraum von (Mast und Rotor) von mindestens 65 m eingehalten werden. Der konk- ret freizuhaltende Raum ist u.a. abhängig von Rotordurchmesser (nachrichtlich, 29.01.2013). - Telefónica GmbH & Co. OHG, Teltow: Zu den mitgeteilten Richtfunkverbin- dungen (nachrichtlich, 29.01.2013) wird vorsorglich ein Abstand von 80 m + ½ Rotor- durchmesser gefordert. Bei einer Annahme von 100 m Rotordurchmesser würde sich

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ein Abstand von 130 m errechnen (beidseits der Richtfunkstrecke). Innerhalb dieses Bereiches dürfen die Stahlkonstruktionen der Masten nicht in die Fresnelzo- nen der Richtfunkstrecke hineinragen. - E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG, München: Keine Angaben.

Nach Betreiberaussagen können mögliche Konflikte zwischen Richtfunkverbindungen und Windkraftanlagen nicht ausgeschlossen werden. Reichen die Richtfunkverbindungen mit den Fresnel’schen Zonen in ermittelte potenzielle Konzentrationszonen, sind sie vorsorglich aus- zuschließen. Je nach Betreiberangaben betragen die Freihaltebereiche rechts und links der Fresnelzonen 50 – 130 m (Trasse von 100 - 260 m). Innerhalb der Standortuntersuchung werden lediglich die Trassenverläufe der Richtfunkverbindungen dargestellt.

Zu dem Verlauf von militärischen Richtfunktrassen innerhalb des Gemeindegebietes von Sinntal können keine Angaben gemacht werden.

Generell steht demnach der Betrieb der Richtfunkverbindungen in Konkurrenz mit der Wind- energienutzung. Ein Vorrang der Richtfunknutzung gegenüber der Windenergienutzung ergibt sich jedoch erst dann, wenn Windenergieanlagen die Übertragungsfrequenzen stören. Dies kann z.B. durch ein „Hineinragen“ der Rotorblätter in die Fresnel’sche Zone und damit verbundene Reflektionen entstehen. Eine kartografische Berücksichtigung derartiger Störeinflüsse ist in der vorliegenden Prüfung aus folgenden Gründen nicht möglich:

- Die Angaben der Richtfunkbetreiber zum Verlauf der entsprechenden Trassen basie- ren z.T. auf Karten mit zu kleinem Maßstab (z.B. 1:200.000). Es kann somit keine „punktgenaue“ Zuordnung erfolgen. - Die Störeinflüsse sind u.a. vom genauen Standort und Anlagentyp der zur Verwen- dung kommenden Windenergieanlage abhängig.

‹ Erst in einer konkreten Untersuchung der für Windenergienutzung in Betracht kom- menden genauen Anlagenstandorte können fachlich korrekte Aussagen zur Verträg- lichkeit zwischen Windenergie und Richtfunknutzung getroffen werden. Dies ist übli- cherweise in einem Genehmigungsverfahren nach BImSchG der Fall. Bis dahin wer- den die „Grobinformationen“ der Richtfunkbetreiber mit dem Verweis auf Freihaltung der jeweiligen Schutzzonen (Fresnel’sche Zonen) dargestellt und als „weiche“ Aus- schlussflächen für die Windenergienutzung gwertet. Dies geschieht vor dem Hinter- grund, dass durchaus ein störungsfreier Betrieb der Richtfunkverbindung innerhalb eines etwaigen Windparks möglich wäre (in projektbezogener Abstimmung mit den Richtfunkbetreibern).

Nach Mitteilung des Main-Kinzig-Kreises, Eigenbetrieb Abfallwirtschaft vom 24.05.2006 be- finden sich innerhalb des Gemeindegebietes von Sinntal bekannte Altablagerungen. Hierbei handelt es sich um folgende Standorte:

Art der Ablagerung Gemarkung Größe in m 2 Schlüssel-Nr. Bauschutt u. Erdaushub Oberzell 6.000 435027060001 Bauschutt u. Erdaushub Mottgers unbekannt 435027040002

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ehem. Gemeindemüllplatz Sterbfritz unbekannt 435027090003 ehem. Gemeindemüllplatz Altengronau 6.000 435027010004 ehem. Gemeindemüllplatz Neuengronau 1.500 435027050005 wilde Ablagerung Oberzell 3.000 435027060006 ehem. Gemeindemüllplatz Schwarzenfels unbekannt 435027080007 ehem. Gemeindemüllplatz Schwarzenfels unbekannt 435027080008 ehem. Gemeindemüllplatz Weichersbach unbekannt 435027100009 ehem. Gemeindemüllplatz Weichersbach unbekannt 435027100010 ehem. Gemeindemüllplatz Weiperz unbekannt 435027110011 ehem. Gemeindemüllplatz Züntersbach unbekannt 435027120012 ehem. Gemeindemüllplatz Mottgers unbekannt 435027040013 ehem. Gemeindemüllplatz Schwarzenfels unbekannt 015 Erdaushub u. Bauschutt Sannerz 5.000 435027070016A illegale Ablagerung von Bauschutt u. Erde Oberzell unbekannt 17 illegale Ablagerung von Bauschutt u. Erde Altengronau unbekannt 18 Erdaushub Schwarzenfels 420.000 435027080019 ehem. Gemeindemüllplatz Sterbfritz unbekannt 435027090021A ehem. Gemeindemüllplatz Altengronau unbekannt 435027010022A

‹ Eine genaue Gefährdungsabschätzung liegt mangels Untersuchungen nicht vor (nachrichtlich), so dass diese Flächen hinsichtlich ihres Gefährdungspotenzials und daraus möglicherweise resultierenden Freihaltebereichen einer Einzelfallprüfung un- terzogen werden müssten. Sie werden daher nicht primär für eine Windenergienut- zung ausgeschlossen sondern als „weiche“ Ausschlusskriterien gewertet.

3.2.2.4 Natur und Landschaft Die in der Gemeinde Sinntal vorhandenen Naturschutzgebiete (NSG) und Naturdenkmäler (ND) werden in ihren Grundflächen für die Errichtung von Windenergieanlagen ausgeschlos- sen und als „harte“ Ausschlusskriterien gewertet. Die Vorsehung eines Schutzabstandes unterliegt der Einzelfallprüfung, welche mit den zu- ständigen Naturschutzbehörden abzustimmen ist. Es handelt sich um folgende Schutzgebietsbereiche:

Naturschutzgebiete (NSG):

NSG - Bezeichnung RechtsVO NSG – Nr. Größe „Die großen Wiesen von Mottgers“ vom 20.12.1985 1435041 9,24 ha und 21.09.1994 „Erlenberg bei Weichersbach“ vom 09.02.1989 1435050 48,46 ha und 21.09.1994 „Hohe Wiese u. Steinfirst bei Breunings“ vom 12.04.1994 1435070 33,30 ha „Müsbrücke-Speckssteg bei Jossa“ vom 07.09.1987 1435045 34,33 ha und 20.09.1993 „Sinnwiesen von Altengronau“ vom 02.08.1988 1435047 72,57 ha und 21.09.1994 „Stephanskuppe bei Sterbfritz“ vom 21.11.1981 1435023 8,47 ha

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und 13.09.1984 „Stoppelsberg bei Weichersbach“ vom 28.11.1985 1435039 143,41 ha „Struth von Altengronau“ vom 10.12.1981 1435024 9,0 ha „Weinberg von Neuengronau“ vom 29.11.1979 1435015 50,23 ha und 01.06.1989 „Weiperz-Berg bei Breunings u. Weiperz“ vom 28.11.1983 1435032 36,68 ha und 21.09.1994 „Westerngrund von Neuengronau und Breunings“ vom 14.08.1980 1435018 100,81 ha „Zienerwiesen von Oberzell“, vom 24.11.1989 1435055 12,38 ha und 21.09.1994

Naturdenkmäler (ND):

Gemarkung ND – Nr. ND - Bezeichnung Jossa 435206 Steinbruch am Bahnhof in Jossa Mottgers 435163 Eiche Mottgers 435162 2 Linden Oberzell 435165 6 Eichen Sannerz 435166 8 Lombardische Pappeln Schwarzenfels 435138 Eiche Schwarzenfels 435135 Eiche Schwarzenfels 435115 Eiche Schwarzenfels 435104 Freiheitseiche Sterbfritz 435014 Landwehreiche mit Schwedenschanze Weichersbach 435018 Linde Weichersbach 435016 Linde

Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) sind in der Gemeinde Sinntal nicht vorhan- den.

Die gesetzlich geschützten Biotope nach § 30 BNatSchG und geschützte Biotopflä- chen nach § 13 Abs. 1 HAGBNatSchG sind für eine Windenergienutzung auszuschließen. Die Abgrenzung und mögliche Vorsehung von einzelfallbezogenen Schutzabständen unter- liegt den zuständigen Naturschutzbehörden (UNB). Fachlich macht dies erst nach Ermittlung möglicher Konzentrationszonen Sinn, so dass die Biotope nach § 30 BNatSchG sowie ge- schützte Biotopflächen nach § 13 Abs. 1 HAGBNatSchG erst konkret nach Ermittlung der potenziellen Konzentrationszonen in den jeweiligen Flächen berücksichtigt werden können. Innerhalb der Standortuntersuchung werden die Biotope nach § 30 BNatSchG sowie ge- schützte Biotopflächen nach § 13 Abs. 1 HAGBNatSchG auf Basis der veröffentlichten Kar- tierungen aus dem „Natureg“ (vgl. http://natureg.hessen.de) nachrichtlich dargestellt (Weite- re Auskünfte sind zu erhalten bei Hessen-Forst FENA, Gießen, Frau Frahm-Jaudes, Tel. 0641-4991-267 und Herrn Braun, Tel. 0641-4991-249) . Ein Ausschluss der Biotope kann erst im Einzelfall und in Abstimmung mit den Naturschutz- behörden erfolgen (vgl. o.). Das bedeutet, dass wenn sich geschützte Biotope in den ermit-

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telten ausschlussfreien Flächen befinden, dies nach Abstimmung mit den zuständigen Be- hörden zu einer Flächenreduzierung der Potenzialfläche für Windenergie führen kann.

‹ Die innerhalb der Gemeinde Sinntal festgesetzten Naturschutzgebiete, Naturdenkmä- ler sowie die gesetzlich geschützten Biotope nach § 30 BNatSchG werden in ihren Grundflächen für eine Windenergienutzung ausgeschlossen und als „harte“ Aus- schlusskriterien gewertet. Der Grund hierfür sind die gesetzlichen Vorgaben der Bun- des- und Landesnaturschutzgesetzgebung. Etwaige Schutzabstände unterliegen der Einzelfallprüfung mit den Fachbehörden.

Innerhalb von Landschaftsschutzgebieten (LSG) ist grundsätzlich von einem regelmäßi- gen Bauverbot für Windenergieanlagen auszugehen, es sei denn, die Landschaftsschutzge- bietsverordnung eröffnet entsprechende Ausnahmetatbestände. Dann kann u.U. eine natur- schutzrechtliche Befreiung nach § 67 BNatSchG beantragt und in Aussicht gestellt werden.

Überwiegend kommt eine Bereitstellung von Flächen zur Windenergienutzung bzw. die Er- richtung von Windenergieanlagen innerhalb von Landschaftsschutzgebieten dann in Be- tracht, wenn es sich um Teilbereiche großräumiger Landschaftsschutzgebiete mit einer im Einzelfall weniger hochwertigeren Funktion für den Naturschutz und die Landschaftspflege sowie die landschaftsorientierte Erholung handelt. Dabei muss die Vereinbarkeit mit der Schutzfunktion des Landschaftsschutzgebietes insgesamt gegeben sein. Eine entsprechende Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde ist erforderlich. Es sei an dieser Stelle vermerkt, dass nach die Rechtsprechung nicht von vorne herein ein pauschaler Ausschluss von Landschaftsschutzgebieten erfolgen darf. Nur wenn das Bauver- bot nach der Landschaftsschutz- oder Naturparkverordnung im jeweiligen Einzelfall ein un- überwindbares rechtliches Hindernis darstellt, kann die Planung bei Ausweisung einer Kon- zentrationszone dort gegen § 1 Abs. 3 BauGB verstoßen (vgl. Urteil BVerwG vom 17.12.2002, 4 C 15/01).

Innerhalb des Gemeindegebietes von Sinntal sind vier Landschaftsschutzgebiete (LSG) nach § 26 BNatSchG ausgewiesen. Sämtliche LSG sind gebietsübergreifend ausgewiesen und bedecken das Gemeindegebiet vollständig. Es handelt sich um folgende Gebiete:

LSG - Bezeichnung LSG – Nr. Rechtsverordnung „Erlenberg bei Weichersbach“ 2435011 VO vom 09.02.1989 Teilbereich „Auenverbund Kinzig“, umfasst die Kinzigaue 2435005 vom 10.12.1990, z.Zt. gilt die VO vom mit ihren Hängen und Seitentälern 17.01.2011 Teilbereich „Grund- und Bergwiesen“, umfasst den Ein- 2435004 VO vom 23.08.1993 und 19.07.2007 zugsbereich von Jossa und Sinn Teilbereich „Vogelsberg und Hessischer Spessart“ vom 31.07.1975 und 31.05.2007; VO außer Kraft seit 09.03.2008

‹ Die im Gemeindegebiet von Sinntal ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiete wer- den aufgrund der übergeordneten Planungsvorgaben sowie der ständigen Recht- sprechung nicht als Ausschlussgebiete für die Windenergienutzung angesehen. Sie werden als „weiche“ Ausschlussbereiche gewertet. Eine Nutzung der Windenergie

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innerhalb dieser Bereiche ist von projektbezogenen Befreiungen aus den Schutzge- bietsverordnungen abhängig, die bei den zuständigen Fachbehörden zu beantragen sind.

Die Flächenkategorien „FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete, Vorranggebiet für Natur und Landschaft“ dieses Prüfkriteriums sind in den mit Windenergieanlagen vorbelasteten Gebie- ten bezüglich ihrer „Verträglichkeit“ mit der Windenergienutzung zu prüfen. Die Errichtung von Windenergieanlagen innerhalb dieser Flächen ist i.d.R. anhängig von Schutzzwecken, welche beispielsweise in entsprechenden Verordnungen bzw. Erhaltungs- zielen definiert sind sowie möglicher Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG. Zur Klärung der Zulässigkeit sind i.d.R. Verträglichkeitsprüfungen bzw. gesonderte Untersuchungen er- forderlich.

Nach den derzeitigen landesplanerischen Vorgaben stehen FFH- und Vogelschutzgebiete einer Ausweisung von Windenergiestandorten nur dann entgegen, wenn die Windenergie- nutzung zu einer erheblichen Beeinträchtigung des jeweiligen Schutzzweckes führt und ei- ne Ausnahme nicht erteilt werden kann. Bei FFH- und Vogelschutzgebieten ist zu prüfen, ob durch die Windenergienutzung der jeweilige Schutzzweck erheblich beeinträchtigt wird. Bei dieser Prüfung ist der vom Hess. Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie vom Hess. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesent- wicklung am 29.11.2012 ausgegebene „Leitfaden zur Berücksichtigung der Naturschutzbe- lange bei der Planung und Genehmigung von Windkraftanlagen in Hessen“ zugrunde zu legen.

Innerhalb der Gemeinde Sinntal befindet sich im Südwesten das Vogelschutzgebiet (VSG) „Spessart bei Bad Orb“ (VSG-5722-401; Flächengröße des VSG: rd. 8.500 ha). Das VSG ragt jedoch nur mit geringen Flächenanteilen in die Gemeindefläche. Nachfolgend aufgelistete FFH-Gebiete bestehen im Gemeindegebiet von Sinntal:

FFH - Gebietsbezeichnung FFH – Nr. Weiperzberg bei Breunings und Weiperz 5623 - 310 Langer Berg bei Sterbfritz 5623 - 311 Stephanskuppe bei Sterbfritz 5623 - 301 Lietebach, Kelterberg und Schluchtwald bei Ahlersbach u. Hohenzell 5623 - 312 Köhlküppel und Bergäcker von Weiperz, Streitrain u. Weiperzberg 5623 - 322 Magerrasen bei Weichersbach u. weitere Flächen 5624 - 303 Bergwiesen bei Züntersbach 5624 - 304 Hemmersbach / Bergwiesen bei Ziegelhütte u. weitere Flächen 5624 - 305 Nickus-Hoherdin 5624 - 306 Stoppelsberg bei Weichersbach u. Haag- Stiftes bei Oberzell 5624 - 307 Westerngrund von Neuengronau und Breunings 5723 - 302 Weinberg von Neuengronau 5723 - 303 Hohe Wiese und Steinfirst bei Breunings 5723 - 306 Wald zwischen Breunings und Mottgers 5723 - 308 Leimberg bei Breunings 5723 - 311 Biberlebensraum Hessischer Spessart (Jossa und Sinn) 5723 - 350

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Sprechen die Errichtung und der Betrieb einer Windenergieanlage nicht gegen Erhaltungs- und Schutzziele eines entsprechenden NATURA 2000-Gebietes oder gegen das Arten- schutzrecht, so könnte eine Ausnahme/Befreiung beantragt werden.

‹ Sprechen die Errichtung und der Betrieb einer Windenergieanlage nicht gegen Erhal- tungs- und Schutzziele eines entsprechenden NATURA 2000-Gebietes (FFH, VSG) oder gegen das Artenschutzrecht, so könnte eine Ausnahme/Befreiung bei den Na- turschutzbehörden beantragt werden. Dies bedarf regelmäßig entsprechender Unter- suchungen bzw. Vorprüfungen. Natura 2000-Gebiete werden daher als „weiches“ Ausschlusskriterium bewertet.

Die innerhalb der Gemeinde Sinntal bestehenden Ausgleichs- u. Entwicklungsflächen (gem. kommunaler FNP-Planung) konnten mangels aktueller Datenlage nicht abschließend dargestellt werden. Anhand des kommunalen Flächennutzungsplanes wurde dennoch ge- prüft, ob etwaige Konzentrationsflächen durch Ausgleichs- und Entwicklungsflächen betrof- fen sind. Sie unterliegen der Einzelfallprüfung, da sie nicht zwingend einen Ausschluss der Windenergienutzung erwirken. Möglicherweise können derartige Flächen, sofern sie durch potenzielle Konzentrationsflächen betroffen sind, in Abstimmung mit den Naturschutzbehör- den räumlich „verlegt“ werden. Sollten die Flächen vertraglich zweckgebunden und nicht für eine Windenergienutzung zu verwenden sein, ist ihre Grundfläche auszuschließen. Die mögliche Einhaltung von Schutz- abständen ist mit der Fachbehörde in den nachfolgenden Planungsebenen (Teil- Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Projektierung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz) zu klären. ‹ Die Ausgleichs- du Entwicklungsflächen werden aufgrund der Datenermittlungssitua- tion in der Gemeinde Sinntal zunächst als „weiches“ Ausschlusskriterium für die Windenergienutzung gewertet. Sollten die Flächen vertraglich zweckgebunden und nicht für eine Windenergienut- zung zu verwenden sein, ist ihre Grundfläche auszuschließen („hartes“ Kriterium). Die mögliche Einhaltung von Schutzabständen ist mit der Fachbehörde in den nach- folgenden Planungsebenen (Teil-Flächennutzungsplan, Bebauungsplan, Projektie- rung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz) zu klären.

Das gesamte Gemeindegebiet von Sinntal als Naturpark „Hessischer Spessart“ gekenn- zeichnet (vgl. auch Landschaftsrahmenplan Südhessen 2000, Themenkarte 14, Ziff. 3.6.1, S. 217 ff.). Naturparke stellen ein wichtiges Instrument der Erholungsplanung für großräumige Gebiete dar, die sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eig- nen. Regionalplanerisch sind Naturparke unter Ziff. 4 „Freiraumsicherung und –entwicklung“ eingestuft und ein bewährtes Instrument zur Sicherung sanfter Erholungsformen (vgl. RPS 2010). Nach der Rechtsprechung erzielen Naturparks keine zwingende Sperrwirkung gegenüber privilegierten Vorhaben nach § 35 Abs. 1 BauGB allgemein oder speziell gegenüber Wind- energieanlagen. Mögliche Standorte zur Nutzung der Windenergie im Naturpark sind dem- nach auf ihre „Verträglichkeit“ mit den Schutzzielen bzw. dem Entwicklungskonzept des Na- turparks im Einzelfall zu prüfen. Der Naturpark wird verwaltet durch den Zweckverband Na-

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turpark Hessischer Spessart (Georg-Hartmann-Str. 5-7, 63637 Jossgrund-Burgjoß, Tel.: 06059-906783. Mail: [email protected]).

‹ In der Standortuntersuchung wird der Naturpark Hessischer Spessart als „weiches“ Ausschlusskriterium ohne gesonderten Schutzabstand gewertet. Wünschenswert wä- re eine zukünftige räumliche Differenzierung der Naturparkverwaltung hinsichtlich der wertvollen und weniger wertvollen Naturparkbereiche. Damit könnten sog. „Kernbe- reiche“ des Naturparks eine besondere Gewichtung erhalten, die ggf. dann auch mit- tels Verordnung entsprechende Nutzungsverbote aussprechen könnte.

Gemäß den Angaben des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Sinntal sind keine nach dem Hessischen Forstgesetz geschützten Waldflächen festgesetzt. Dies betrifft u.a. Bann-, Schutz- und Erholungswälder , welche von der Gemeinde für eine Windenergienutzung auszuschließen wären (vgl. Vorgaben Änderung LEP Hessen vom 27.06.2013, Ziff. 3.2, Zielbestimmung Z 3 e). Nach Mitteilung des für die Gemeinde zuständigen Forstamtes Schlüchtern vom 28.08.2013, sind ausgewiesene Schutz- und Bannwälder im Bereich der Gemeinde Sinntal nicht bekannt.

Im Flächennutzungsplan der Gemeinde Sinntal werden jedoch besonders schützenswerte Waldgesellschaften erwähnt (vgl. L-Plan, Ziff. 4.3, S. 152-154): Bergulmen-Bergahorn-Mischwälder: - nordwestl. Oberzell (auf dem großen u. kleinen Nickus) - südl. Oberzell (auf dem Haag-Berg u. am Westhang des „Stifteberges“) - östl. u. nördl. Weichersbach (am „Stoppelsberg“)

Erlenbruchwälder: - nordwestl. Breunings („Streitrain“) - westl. Breunings (am Bachlauf) - westl. der Ziegelhütte (im nördl. Hammersbachtal) - am Westhang der Taubenkuppe in einem Quellbereich

Die Vorranggebiete Forstwirtschaft (gem. RPS 2010) unterliegen damit ebenfalls der Ein- zelfallprüfung. Sie stellen nach Angaben des RP Darmstadt den Bestand an Waldflächen dar, während die Vorbehaltsgebiete für Forstwirtschaft lediglich die Aufforstungsflächen um- fassen (nachrichtlich RP Darmstadt, 11.04.2011). Etwaige Zielkonflikte mit dem Regionalpl- angeber sind auf Ebene nachfolgender Planungen zu lösen (ggf. Zielabweichungsverfahren).

Hinweise zur Inanspruchnahme von Forstflächen zu Zwecken der Windenergienutzung: Die Inanspruchnahme von Forstflächen zur Windenergienutzung ist die Beeinträchtigung der Waldfläche und der Waldfunktionen auf ein unumgängliches Maß zu beschränken. Beeinträchtigungen des Waldes und seiner Stabilität, insbesondere zur Ermöglichung ei- nes störungsfreien Betriebes von WEA (z.B. Wipfelköpfung, Rückschnitt oder über das er- forderliche Maß hinausgehende Rodungen) scheiden aus. Zur Erhaltung der Bestands- stabilität sind mindestens 15 m Abstand zwischen der standörtlich bedingten maximal er- reichbaren Höhe der Bäume und dem unteren Rotorblattende zu gewährleisten (d.h., bei einer Annahme von max. 40 m Gesamtwuchshöhe von Bäumen, muss der tiefste Punkt des WEA-Rotorblattes min. 55 m über Geländeoberkante liegen).

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Weiterhin sind im Zuge der Projektierung einer Konzentrationsfläche über Wald noch Maßnahmen zur Vorbeugung, Verhütung und Bekämpfung von Waldbränden zu treffen (ggf. mittels Brandmeldeeinrichtungen und Selbstlöschanlagen). Da im Wald das freie Betretungsrecht gilt, ist vom Anlagenbetreiber sicherzustellen, dass Eiswurf von den WEA ausgeschlossen wird (z.B. durch entsprechende Vorkehrungen wie Spezialanstrich oder Beheizung).

‹ Ein Ausschluss von Waldflächen und/oder Schutzabstände unterliegt der Einzelfall- prüfung und müsste in Abstimmung mit den zuständigen Forstbehörden erfolgen. Die „Freistellung“ der Windenergienutzung in den regionalplanerisch zielbestimmten Vor- rangflächen für Forstwirtschaft unterliegt der fachlichen Zustimmung des Regionalpl- angebers und bedarf ggfs. eines Zielabweichungsverfahrens. Es erfolgt kein Aus- schluss der Forstflächen auf Ebene der Potenzialflächenermittlung mittels „harter“ Auschlusswertung.

Die Wasserschutzgebietszonen I (WSG I = Fassungszone) sowie die Stillgewässer (Tei- che) in der Gemeinde Sinntal werden in ihren Grundflächen für eine Windenergienutzung ausgeschlossen. Im Sinne des gesetzlichen Gewässerschutzes wird weiterhin für die WSG I - Bereiche ein Schutzabstand von 200 m vorgesehen. Dies entspricht in etwa dem Kippab- stand von Anlagen nach dem heutigen Stand der Technik. ‹ Insofern werden die WSG I-Zonen als „hartes“ Ausschlusskriterium gewertet, wäh- rend der 200 m Schutzabstand als „weiches“ Ausschlusskriterium angesehen wird. Dieser Ausschluss liegt in den Vorgaben des § 51 Abs. 1 WHG begründet, wonach in der Schutzzone I die Errichtung baulicher Anlagen, und damit auch von Windener- gieanlagen, ohne Ausnahme unzulässig ist.

Die Nutzung von Wasserschutzgebietszonen II (und III) zu Zwecken der Windenergienut- zung ist derzeit umstritten bzw. nicht abschließend geklärt. Sie unterliegt einer Einzelfallprü- fung mit den zuständigen Fachbehörden und bedarf deren Zustimmung bzw. einer Befrei- ung. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass eine Errichtung von WEA nur in Betracht kommt, wenn das Vorhaben mit den Schutzbestimmungen für die Schutzzone nach der je- weiligen Schutzgebietsverordnung in Einklang steht und der Schutzzweck „Trinkwasserge- fährdung“ nicht gefährdet wird, oder überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit eine Befreiung erfordern (vgl. § 52 Abs. 1 Satz 2 WHG).

Die Wasserschutzgebietszone II muss den Schutz vor Verunreinigungen durch pathogene Mikroorganismen sowie vor sonstigen Beeinträchtigungen gewährleisten, die bei geringer Fließdauer und geringerer Fließstrecke zur Wassergewinnungsanlage gefährlich sind. An- lagenstandorte in der Wasserschutzzone II eines Wasserschutzgebietes unterliegen da- her generell einer Einzelfallprüfung mit i.d.R. engerem Spielraum für Befreiungen.

In der Wasserschutzzone III fällt das Gefährdungspotenzial aufgrund der weiteren Entfer- nung zur Wassergewinnungsanlage i.d.R. deutlich geringer aus. So muss insbesondere der Schutz vor weitreichenden Beeinträchtigungen, insbesondere vor nicht oder nur schwer abbaubaren chemischen Verunreinigungen gewährleistet werden. Anlagenstand- orte in Wasserschutzzonen III sind daher nach Einzelfallprüfungen grundsätzlich möglich,

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sofern die Rechtsverordnung überhaupt ein Verbot baulicher Anlagen enthält. Beim beab- sichtigten Bau und Betrieb von Windenergieanlagen ist im Wesentlichen darauf zu achten, dass keine wassergefährdeten Stoffe austreten können (vgl. „Leitfaden zum Bau und Be- trieb von Windenergieanlagen in Wasserschutzgebieten“, MULEWF Rheinland-Pfalz, Feb. 2013).

Nach den Vorgaben des RPS 2010 (Ziff. 6.1 Grundwasser) wird in der Zielbestimmung Z 6.1.9 formuliert, dass in den Zonen I und II der Trinkwasserschutzgebiete die Nutzung des Grundwassers für die Trinkwassergewinnung Vorrang vor anderen, entgegenstehenden oder einschränkenden Nutzungsansprüchen hat. Damit ist den Gebieten zur Trinkwasserversor- gung bei raumbedeutsamen Entscheidungen ein besonderes Gewicht beizumessen.

‹ Die WSG Zonen II und III werden innerhalb der Potenzialflächenermittlung als „wei- che“ Ausschlusskriterien gewertet. Eine Windenergienutzung innerhalb dieser Gebie- te ist nur mittels Befreiung von der Schutzgebietsverordnung durch die zuständigen Fachbehörden möglich. Hierzu sind u.U. umfangreiche hydrogeologische Gutachten erforderlich, die erst im Rahmen einer konkreten Standortplanung baulicher Anlagen (hier WEA) erbracht werden können.

Die gesetzlichen Überschwemmungsgebiete (ÜSG Sinn) werden in ihrer Grundfläche aus- geschlossen. Den Fließgewässern wird ein Ausschluss der Grundfläche sowie dem 10 m- Gewässerufer (gesetzliche Gewässerschutz nach § 38 WHG i.V.m. § 23 HWG) zugespro- chen. Der Gewässerschutzstreifen wird aus Gründen der Maßstäblichkeit nicht in den Karten dargestellt. Hier werden im Fall der Betroffenheit zudem entsprechende Einzelfalluntersu- chungen mit den Fachbehörden empfohlen. Die regionalplanerisch vorgegebenen und raumordnerisch zielbestimmten Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz (Überschwemmungsbereiche) werden auf- grund ihrer Bedeutung für den Wasserhaushalt nicht für eine Windenergienutzung freigege- ben (Rechtsgrundlage: WHG). ‹ Die im Gemeindegebiet von Sinntal befindlichen Fließgewässer sowie etwaige fest- gesetzte Überschwemmungsgebiete werden in ihren Grundflächen für eine Wind- energienutzung ausgeschlossen (Rechtsgrundlage: WHG und HWG) und als „harte“ Ausschlusskriterien gewertet. Weiterhin werden die gesetzlich festgelegten Gewäs- serschutzstreifen (Rechtsgrundlage: WHG und HWG) sowie die raumordnerischen Vorranggebiete für den vorbeugenden Hochwasserschutz als „hartes“ Ausschlusskri- terium gewertet.

Die Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft (Gebiete landwirtschaftlicher Boden- nutzung) werden als grundsätzlich positive Flächen zur Windkraftnutzung ohne besondere Abstandswerte angesehen, da der Flächenverbrauch etwaiger Windkraftanlagen gering ist und die Ursprungsnutzung in der Regel nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt wird. Eine Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen ist grundsätzlich mit den Fachbehörden im Einzelfall abzustimmen. Flächen, die Zielbestimmungen der regionalen Raumordnung unterliegen sind zudem mit dem Regionalplangeber zu behandeln. Ggf. sind Zielabwei- chungsverfahren durchzuführen.

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‹ Die Vorrang- / Vorbehaltsgebiete der Landwirtschaft werden aufgrund der regional- planerischen Einstufung und des untergeordneten Flächenverbrauchs von Windener- gieanlagen als „weiches“ Kriterium gewertet. Sie unterliegen dennoch der Einzelfall- prüfung in nachgeschalteten Planungsverfahren (z.B. Genehmigungsplanung nach BImSchG), wonach möglicherweise auch raumordnerische Zielabweichungsverfah- ren erforderlich werden können.

3.2.2.5 Denkmalpflege Gemäß dem „Gesetz zum Schutze der Kulturdenkmäler“ (DSchG) werden die in der Ge- meinde Sinntal vorhandenen Bau- und Kulturdenkmäler (werden im Siedlungsbereich durch die Siedlung selbst sowie den Immissionsschutzbereich berücksichtigt) sowie die vom Landesamt für Denkmalpflege lokalisierten und katalogisierten oberirdischen Bodenkultur- denkmäler (Angaben aus 2006) mit ihren Grundflächen für eine Windenergienutzung aus- geschlossen und bilden somit „harte“ Ausschlusskriterien. Dabei handelt es sich um folgende Denkmäler im Außenbereich: - Altengronau: 4 steinzeitl. FSt. - Breunings: 1 Siedlung / Flurform - Jossa: 1 steinzeitl. FSt. - Neuengronau: 1 Siedlung / Flurform - Sterbfritz: 1 Befestigung am Senseberg, 1 Landwehr

Mögliche Schutzabstände unterliegen der Einzelfallprüfung und sind mit den Denkmalfach- behörden (Kreis- und Landesebene) abzustimmen. Die Schutzabstände werden somit als „weiche“ Ausschlusskriterien gewertet.

‹ Die Innerhalb der Gemeinde Sinntal bestehenden Bau- und Kulturdenkmäler sowie die oberirdischen Bodenkulturdenkmäler wurden in ihren Grundflächen für eine Windenergienutzung ausgeschlossen und als „harte“ Ausschlusskriterien gewertet. Etwaige Schutzabstände unterliegen der Einzelfallprüfung und sind mit dem Landes- amt für Denkmalpflege abzustimmen. Sie werden als „weiche“ Ausschlusskriterien gewertet.

Nach dem DSchG ist die Errichtung von Windenergieanlagen insbesondere dann genehmi- gungspflichtig, wenn hierdurch ein geschütztes Kulturdenkmal in seinem Erscheinungsbild nicht nur vorübergehend beeinträchtigt wird (vgl. § 16 DSchG). Über die Genehmigung ent- scheidet die untere Denkmalschutzbehörde im Einvernehmen mit der Denkmalfachbehörde (vgl. § 18 Abs. 3 DSchG).

Nach den regionalplanerischen Grundsatzbestimmungen des RPS 2010 (vgl. Ziff. 12, G 12-1 bis G 12-3) ist den Belangen der Denkmalpflege ein besonderes Gewicht beizumessen. Es besteht ein Abstimmungsgebot mit der Denkmalfachbehörde, insbesondere bei raumbedeut- samen Vorhaben. Grundsätzlich sind aus regionalplanerischer Sicht die regional und überre- gional bedeutsamen Kulturdenkmäler zu schützen. In der Gemeinde Sinntal ist die „Burg Schwarzenfels“ als regionalbedeutsame denkmalge- schützte Anlage aufgelistet (vgl. Tab. 5 zu Ziff. 12, RPS 2010). Der Schutz bezieht sich

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nach RPS 2010 allseits um die Anlage, was vermutlich wegen der markanten Erscheinung der Burg, verbunden mit der exponierten Lage auf etwa 425 m ü.NN zu erklären ist.

Eine verbindliche Vorgabe zu Abständen, die durch energiewirtschaftliche oder verkehrs- technische Bauten zu den landschaftsbestimmenden Gesamtanlagen einzuhalten wäre, wird seitens des Regionalplangebers nicht gegeben. Dies ist auch nachvollziehbar, da die Domi- nanz und damit die raumwirksame Prägung einer landschaftsprägenden Gesamtanlage im Einzelfall von unterschiedlichen, das Landschaftsbild prägenden Faktoren abhängig ist, die je nach Landschaftstyp unterschiedlich ausfallen und demnach nicht pauschaliert werden können. Innerhalb der Standortuntersuchung wurde ein regionalplanerisch durchaus üblicher Min- destabstandswert zu raumbedeutsamen Anlagen mit erheblicher Fernwirkung vorgesehen, der 1.000 m beträgt. Innerhalb dieses Abstandes sollten grundsätzlich keine Windenergiean- lagen errichtet werden. Über den 1.000 m Abstand hinausgehende Restriktionsbereiche, die bis 1.500 m, 2.500 m, 5.000 m oder 10.000 m reichen, unterliegen Einzelfallprüfungen und sind konkret mit dem Regionalplangeber und den denkmalpflegerischen Fachbehörden abzustimmen.

‹ Die „Burg Schwarzenfels“ ist als regionalbedeutsame denkmalgeschützte Anlage eingestuft. Zudem hat die Burg eine städtebaulich-touristische Bedeutung für die Gemeinde Sinntal und gilt als touristischer „Hotspot“. Innerhalb von 1.000 m um die denkmalgeschützte Anlage wird eine Windenergienutzung ausgeschlossen. Dieser Bereich wird als „hartes“ Ausschlusskriterium gewertet. Weitere Abstände unterliegen der Einzelfallprüfung und werden als „weiches“ Aus- schlusskriterium gewertet.

3.2.2.6 Rohstoffsicherung Die Vorranggebiete für den Abbau oberflächennaher Lagerstätten (Abbauflächen) basie- ren in ihren Abgrenzungen auf Zielbestimmungen des Regionalplangebers. Aufgrund der konkretisierenden Zielbestimmung des RPS 2010 (i.V.m. der rohstoffgeologischen Fachpla- nung) lassen sie keinen Abwägungsspielraum für die jeweilige Gemeinde. Eine Nutzung die- ser Flächen zur Erzeugung von Energie aus Windkraft ist daher nicht möglich, so dass die Vorranggebiete in ihrer Grundfläche ausgeschlossen werden. Ergänzende Schutzabstände werden nicht vorgesehen sondern unterliegen der Abstimmung mit den Fachbehörden. ‹ Die im Gemeindegebiet von Sinntal befindlichen Vorranggebiete für den Abbau ober- flächennaher Lagerstätten werden für eine Windenergienutzung ausgeschlossen und als „harte“ Ausschlusskriterien gewertet. Ergänzende Schutzabstände werden nicht vorgesehen, fallen allenfalls in die Kategorie der „weichen“ Kriterien und sind im Ein- zelfall mit den Trägern der bergrechtlichen Belange sowie den rohstoffgeologischen Fachplanungen abzustimmen.

Die Vorbehaltsgebiete oberflächennaher Lagerstätten basieren in ihren Abgrenzungen auf Grundsatzbestimmungen des Regionalplangebers. Sie eröffnen aufgrund der fehlenden, konkretisierenden Zielbestimmung des RPS 2010 einen Abwägungsspielraum für die Ge- meinden. Eine Nutzung dieser Flächen zur Erzeugung von Energie aus Windkraft ist daher

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möglich, sollte jedoch in Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt und Geologie sowie der Bergaufsicht und deren rohstoffgeologischer Fachplanung im Einzelfall abgestimmt wer- den. ‹ Die im Gemeindegebiet von Sinntal befindlichen Vorbehaltsgebiete für den Abbau oberflächennaher Lagerstätten werden primär nicht für eine Windenergienutzung ausgeschlossen und als „weiche“ Ausschlusskriterien gewertet.

3.2.2.7 Flächengröße und technische Mindestabstände Die Auskleidung der gesetzgeberischen Planungsmöglichkeit zur Steuerung nach den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB liegt in der Bündelung einzelner Windener- gieanlagen zu Windparks innerhalb sog. Konzentrationszonen. Nach Urteil des BVerwG (vgl. BVerwG, Urt. V. 30.06.2004 – 4 C 9/03), setzt ein Windpark die Existenz von mindestens drei Windenergieanlagen voraus. Nimmt man Rotordurchmesser heute üblicher Windenergieanlagen von ca. 100 m bis 120 m an und geht von einer gleichschenkligen Dreieckskonstellation zur Hauptwindrichtung aus, so ergibt sich mathematisch ein Flächenbedarf von ca. 25 ha für drei Windenergieanlagen. Dieser mathematische Wert wird durch die aktuellen Vorgaben des Landesentwicklungspla- nes Hessen 2000 –Vorgaben zur Nutzung der Windenergie – (Änderung 2013) bestätigt. In den dortigen Kriterien zur Ermittlung der Vorranggebiete wird von einer Mindestgröße von 30 ha ausgegangen. Diese Vorgabe würde einer Flächenannahme von 10 ha pro WEA entspre- chen. Ergänzend zu dieser Vorgabe wird davon ausgegangen, dass sich der Flächenbedarf bei zunehmender Leistung der Windenergieanlagen tendenziell erhöht und damit der Flä- chenbedarf deutlich höher zu bemessen ist. Zudem wird der Flächenbedarf noch maßgeblich von technischen Bedingungen bestimmt. Dies sind u.a.: - die Gesamthöhe der WEA, - die topografischen Verhältnissen und der Potenzialflächenzuschnitt, - der Bewuchs und die sog. Rauhigkeit des Geländes, - Bodenbeschaffenheit und Gründigkeit (zur Sicherung der Standfestigkeit baulicher Anlagen). Strebt die Gemeinde Sinntal eine Neuausweisung von Konzentrationsflächen für die Wind- energienutzung an, so ist ein Mindestflächenbedarf von 30 ha anzunehmen.

Die Vorsehung einer Mindestflächengröße basiert auch auf der Beachtung der ständigen Rechtsprechung zur Vollzugsfähigkeit von Konzentrationsflächen. Danach muss bei einer planungsrechtlichen Absicherung der ermittelten Konzentrationszone durch einen sachlichen Teilflächennutzungsplan sichergestellt sein, dass sich sämtliche Bauteile der Windenergiean- lage (also auch die auf den Boden projizierten Rotorblätter) innerhalb der Konzentrationszo- ne bzw. der Sondergebietsfläche Windenergie befinden müssen (vgl. Entscheidung des VG Hannover vom 30.08.2012 (12 A 1642/11; Bezogen auf BVerwG Urteil vom 21.10.2011 – 4 C 3/04)). Zudem ist zu prüfen, ob im Sinne des „räumlichen Zusammenhangs“ einzelne Split- terflächen zu einer Potenzialfläche zusammengelegt werden können und damit eine optimale räumliche Ausnutzung erfolgen kann.

Zu beachten ist hierbei, dass einzeln stehende Windenergieanlagen heutiger Generation – je nach tatsächlicher Flächennutzung - einen erhöhten Platz- und Abstandsbedarf benötigen

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und damit bereits einzelne Splitterflächen unter Umständen nicht die erforderliche Größe aufweisen. Bei einer Flächenbelegung mit Windenergieanlagen ist im Sinne der Standsicherheit von Windenergieanlagen zu berücksichtigen, dass zwischen den Anlagen in Hauptwindrichtung mindestens das Fünffache und quer zur Hauptwindrichtung das Dreifache des Rotordurch- messers betragen sollte. Werden die Abstände der Anlagen untereinander zu gering dimen- sioniert, so können erhöhte Turbulenzen und negative Auswirkungen auf den Energieertrag die Folge sein bzw. die Standsicherheit gefährden. In Abhängigkeit der Topografie und des natürlichen Bewuchses, also der Oberflächenbe- schaffenheit bzw. der sog. „Rauhigkeit“, kann es zu unterschiedlich starken Windturbulenzen in den bodennahen Luftschichten kommen. Diese Turbulenzen nehmen mit zunehmender Höhe ab. Sie verlieren sich, sobald die strömungsgünstigere „Ekman-Luftschicht“ in etwa 100 m Höhe erreicht wird. Die „Ekman-Luftschicht“ reicht von etwa 100 m Höhe bis zu 1.000 m und zeichnet sich durch eine laminare Luftströmung und einen relativ konstanten Luftan- strom aus, ist frei von bodengebundenen Turbulenzen und bietet daher gute Voraussetzun- gen für die Windenergienutzung.

Befinden sich potenzielle Flächen zur Windenergienutzung unter Wald, so führt dies im Ver- gleich zum Offenland z.T. zu erheblichen Veränderungen hinsichtlich der Windlinien und damit der Windgeschwindigkeiten (vgl. „Leitfaden – Rahmenbedingungen für Windenergie- anlagen auf Waldflächen in NRW“, MKULNV 2012). • Bei WEA im Wald ist der Aspekt „Turbulenzen“ besonders zu beachten. Der in Wind- richtung vorgelagerte Baumbestand ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Turbulenzintensität ansteigt. Besonders hohe Turbulenzgrade lassen sich in „Tot- wasserzonen“ von Waldlücken hinter hohen Beständen und im Leegebiet von Berg- kegeln beobachten. Dies hat Auswirkungen auf die WEA selbst, aber auch auf den zu erwarteten Ertrag. Aufgrund der höheren Turbulenz sind die Ertragsschwankungen, aber auch die Belastungen, die auf die Anlage wirken, größer. • Bei Wiederaufforstungen nimmt die Windausbeute ab, je älter und höher der Wald wird (es sei denn, die Nabenhöhe ist von vornherein höher als 100 m). • Da Laubwald im belaubten Sommerzustand einen doppelt so hohen Rauhigkeitsfak- tor wie Laubwald im unbelaubten Winterzustand aufweist, ist die Windausbeute im Laubwald im Sommer niedriger. Der Rauhigkeitsunterschied von Laubwald zu Na- delwald ist noch nicht abschließend erforscht.

Aus technischer Sicht bedeutet dies für Waldstandorte, dass die Nabenhöhe gegenüber den Offenlandstandorten steigen muss, um die gleiche Ertragsleistung zu erreichen. Grundsätz- lich werden Nabenhöhen von mehr als 120 m für Waldstandorte empfohlen [Stand der Tech- nik sind derzeit Anlagen mit rd. 150 – 170 m Nabenhöhe]. Um den Wipfelturbulenzen ausrei- chend zu begegnen und damit die Standsicherheit zu erhöhen, werden aus technischer Sicht weiterhin für Waldstandorte größere Abstände der Anlagen untereinander empfohlen. Dies kann in der Folge dazu führen, dass die angestrebte Flächengröße für eine konzentrier- te Nutzung der Windenergie mit mindestens drei WEA in Waldstandorten auf Werte über 30 ha steigt.

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3.2.2.8 Wirtschaftlichkeit / Mindestwindgeschwindigkeit Bei dem heutigen Stand der Technik von Windenergieanlagen kann davon ausgegangen werden, dass bei Windgeschwindigkeiten von über 6,5 m/s (in 100 m über Grund) von einer sehr guten Eignung gesprochen werden kann. Gebiete mit Windgeschwindigkeiten unter etwa 6,5 m/s (in 100 m über Grund) bis etwa 5,5 m/s können als gut geeignet angesehen werden. Nach den Vorgaben der Landesplanung (vgl. Änderung Landesentwicklungsplans Hessen 2013 – Vorgaben zur Nutzung der Windenergie) sind zur Erfüllung der Zielbestimmungen zur Energiebereitstellung Gebiete heranzuziehen, die durchschnittliche Windgeschwindigkeiten in 140 m über Grund von mindestens 5,75 m/s aufweisen, wobei Standorte von Windener- gieanlagen auch mit niedrigeren durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten für Repowering- maßnahmen berücksichtigt werden können.

Die Gemeinde Sinntal geht davon aus, dass bei einer mittleren Windgeschwindigkeit der Klasse ab 5,75 m/s (in 140 m über Grund) ein guter wirtschaftlicher Betrieb von Windener- gieanlagen möglich ist. Die Gemeinde geht weiter davon aus, dass bei mittleren Windge- schwindigkeiten über 6,5 m/s (in 140 m über Grund) eine sehr gute Eignung zur Windener- gienutzung gegeben ist.

‹ In der Potenzialflächenkulisse zur Windenergienutzung werden die Flächen im Ge- meindegebiet von Sinntal, die Windgeschwindigkeiten unter 5,75 m/s (140 m üNN) aufweisen für eine Windenergienutzung zurückgestellt.

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3.2.3 Ergebnisse der Standortuntersuchung Windenergie 2013 Im Ergebnis des mehrstufigen Flächenreduzierungsverfahrens wurden insgesamt zwölf (12) ausschlussfreie Bereiche ermittelt, die aufgrund von (die Windenergienutzung) beeinträchti- genden Kriterien noch weitergehenden Bewertungen unterzogen wurden. Die Zusatzbewer- tungen erstreckten sich über Belange der Denkmalpflege, des Artenschutzes (Gutachten Staatl. Vogelschutzwarte Hessen 2004), Vorranggebiete RPS 2010 und der Wirtschaftlich- keit.

Abb. 7: Übersicht der ermittelten potenziellen Konzentrationszonen (Nr. 1 bis 12) der Gemeinde Sinntal, im Rah- men der Standortuntersuchung Windenergie 2013 (ohne Maßstab, genordet) – Flächen ab 5,75 m/s Windge- schwindigkeit in 140 m üG

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Fl.- Flächenbezeichnung Größe Windgeschwindigkeiten 140 m Nr. bei 1.000 m Sied- über Grund lungsabstand in m/s

1 Nordöstlich Ziegelhütte, Bereich nahe der 14 ha 5,25 - 6,0 m/s „Grenzwaldbrücke“

2 Östlich Oberzell, Bereich „Sandberg“ 234 ha 5,25 - 6,5 m/s

3 Südlich Oberzell, Bereich „Stiftes / Stoppels- 309 ha 5,25 – 6,75 m/s berg“

4 Östlich und südlich Schwarzenfels Bereich 669 ha 5,0 – 6,5 m/s „Heuberg / Schlageller / Krechenberg“

5 Südwestlich Mottgers, Bereich „Frauenberg / 541 ha 5,25 – 6,5 m/s Steinfirst“

6 Südöstlich Altengronau, Bereich am „Grau- 387 ha 5,0 – 6,0 m/s berg“

7 Gebietsexklave westlich Neuengronau, Be- 38 ha 5,0 – 5,75 m/s reich zw. „Westernbach und alter Weinstraße“

8 Westlich Neuengronau bis westlich Weiperz, 270 ha 5,25 – 6,25 m/s Bereich „Müllerberg bis Haumbachquelle“

9 Nordöstlich Sterbfritz, Bereich „Senseberg / 153 ha 5,75 – 6,75 m/s Breite First“

10 Nördlich Weichersbach Bereich „Stephans- 41 ha 5,0 – 5,75 m/s kuppe bis Papiermühle“ (Summe aus 4 Split- terflächen)

11 Nordwestlich Oberzell, Bereich „Kl. Nickus / 251 ha 5,25 – 6,25 m/s Weinstraße“ (Summe aus 2 Split- terflächen)

12 Westlich Ziegelhütte, Bereich „Gr. Nickus / 301 ha 4,75 – 6,5 m/s Schwarzberg“

Auflistung der Potenzialflächen 1 – 12

Anschließend wurden sog. Steckbriefe der Potenzialflächen erstellt, mit denen eine Darstel- lung und Bewertung von Belangen und deren Eignungsbewertung/Konflikteinschätzung in Bezug auf die Windenergienutzung vorgenommen wurde.

Die einzelnen Potenzialflächen wurden wie folgt bewertet:

Die Fläche 1 ist aufgrund der zu geringen Größe (rd. 14 ha) grundsätzlich nicht für eine kon- zentrierte Windenergienutzung mit mindestens drei Windenergieanlagen geeignet. Zudem zeigt die Fläche ein erhöhtes naturschutzfachliches Konfliktpotenzial (100 % FFH-Gebiet und Vorranggebiet für Natur und Landschaft). Sie steht zwar mit der südlich gelegenen Fläche 2 in einem räumlichen Zusammenhang, wurde jedoch aufgrund Tatsache, dass nur auf etwa 60 % der Fläche die vom LEP – Vorgaben zur Windenergienutzung - geforderten Mindest- windgeschwindigkeiten von 5,75 m/s erreicht werden gesondert bewertet. Da die räumlich

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angrenzende Fläche 2 deutlich mehr zusammenhängenden Raum mit höheren Windge- schwindigkeiten bietet, wurde hier aus Gründen des Landschaftsschutzes (indirekt) und mit Blick auf die besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen der Fläche 2 (zusammenhängende Erschließung und Netzanbindung ohne Zerschneidung der Aue) eine abwertende Gewich- tung vorgenommen. Die Fläche wird daher abschließend in die Kategorie „bedingt geeignet“ eingestuft.

Zusatzbewertungen: Die Fläche 1 befindet sich rd. 7.300 m von der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und damit nicht im direkten Sichtbereich. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 1 im Gebiet mit mittlerer avifaunistischer Bedeutung und löst ein geringes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: bedingt als Vorrangfläche. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 1 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Die Fläche 2 zeigt eine eher geringe Konfliktträchtigkeit gegenüber naturschutzfachlichen Belangen aus. Lediglich im südl. Bereich befindet sich gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG. In diesem Bereich liegen zudem die Windgeschwindigkeiten bereits unter 5,75 m/s. Die nördliche Hälfte der Fläche verspricht deutlich bessere Erträge, da hier die Windgeschwindigkeiten in einem breiten Band zwischen 6,25 bis 6,5 m/s betragen. Dort ist die Fläche allerdings auch von Belangen einer Richtfunkstrecke betroffen, die es noch zu berücksichtigen gilt. Vorbehaltlich der Ergebnisse konkreter Eignungsprüfungen und der Abstimmung mit der Nachbarkommune Bad Brückenau, wird die Fläche – zumindest in der nördlichen Hälfte - als „sehr gut geeignet“ eingestuft. Zusatzbewertungen: Die Fläche 2 befindet sich rd. 6.000 m von der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und zudem nicht im direkten Sichtbereich. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 2 im Gebiet mit mittlerer avifaunistischer Bedeutung und löst ein geringes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: bedingt als Vorrangfläche für WEA geeignet. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 2 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Die Fläche 3 wäre rein „mathematisch“ gerade noch als sehr gut geeignet einzustufen, zeigt aber fast punktgleich eine deutlich erhöhte Konfliktträchtigkeit gegenüber wesentlichen na- turschutzfachlichen Belangen (FFH, LSG, Vorrang Natur und Landschaft, gesetzlich ge- schützte Biotope und Biotopkomplexe) sowie Belangen der Wasserwirtschaft und Infrastruk- tur (Richtfunk). Im Gegensatz dazu zeigt die Fläche die höchsten Windgeschwindigkeiten und Ertragsprognosen in der gesamten Gemeinde Sinntal auf. Aufgrund der erhöhten Konfliktträchtigkeit den damit verbundenen Einzelfallprüfungen sowie der Erforderlichkeit von Befreiungstatbeständen (LSG, WSG), wird die Fläche dennoch als „bedingt geeignet“ eingestuft.

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Zusatzbewertungen: Die Fläche 3 befindet sich rd. 2.700 m von der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und damit bereits im direkten Sichtbereich. Sie zeigt daher ein erhöhtes Konfliktpotenzial gegenüber denkmalpflegerischen Belangen, welche mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen wären. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 3 im Gebiet mit mittlerer avifaunistischer Bedeutung und löst ein geringes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: bedingt als Vorrangfläche für WEA geeignet. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 3 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Die Fläche 4 zeigt eine erhöhte Konfliktträchtigkeit gegenüber wesentlichen naturschutzfach- lichen Belangen (LSG, Vorranggebiet Natur und Landschaft, gesetzlich geschützte Biotope und Biotopkomplexe) sowie in Teilbereichen gegenüber Belangen der Erholung und des Landschaftsbildes sowie der Wasserwirtschaft u. der Infrastruktur (Richtfunk). Im Nordosten grenzt die Fläche an den „RuheForst Rhön“ (www.ruheforst-rhoen.de), der sich nördlich von Eckarts (Bad Brückenau) befindet ( → interkommunale Abstimmung). Während im nordöstli- chen und südwestlichen Bereich die Windgeschwindigkeiten z.T. deutlich unter die „5,75 m/s – Marke“ fallen, verbleiben im zentralen Bereich der sehr großen Fläche 4 Gebiete, mit Windgeschwindigkeiten von 6,0 bis 6,5 m/s. Zusatzbewertungen: Die Fläche 4 befindet sich im engen Umfeld (1.000 – 1.500 m) der regi- onalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ und unterliegt damit einem erhöhten Abwägungsbedarf bezüglich denkmalpflegerischer Belange. Diese wären mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 4 im Gebiet mit mittlerer avifaunistischer Bedeutung und löst ein geringes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: bedingt als Vorrangfläche für WEA geeignet. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 4 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Vorbehaltlich der Untersuchungsergebnisse zu den konfliktträchtigen Belangen, wird die Flä- che als „gut geeignet“ eingestuft. Die Begründung hierfür liegt in der guten wirtschaftlichen Eignung, welche sich für die zentralen Bereich abzeichnet.

Die Fläche 5 zeigt rein mathematisch eine sehr gute Eignung, wird jedoch im gesamten nördlichen Teil aufgrund der Belange des Natur- und Artenschutzes (FFH, Vorranggebiet Natur und Landschaft, LSG) eingeschränkt und zeigt deutlich erhöhte Konfliktpotenziale auf. In dem deutlich konfliktreicheren nördlichen Teil der Fläche bestehen die höchsten Windge- schwindigkeiten mit bis zu 6,5 m/s. Im südlichen Teil der Fläche lassen sich überwiegend Windgeschwindigkeiten von über 5,75 m/s verzeichnen. Zusatzbewertungen: Die Fläche 5 befindet sich im erweiterten Umfeld (rd. 3.000 m) der regi- onalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ und unterliegt damit einem Abwägungsbedarf bezüglich denkmalpflegerischer Belange. Diese wären mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 5 im Gebiet mit hoher avifaunistischer Bedeutung und löst ein hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfeh-

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Tel.: 0 64 21 – 87 02 07 / Fax: 87 02 08 Tel.: 06421 – 1 6 81 34 / Fax: 16 81 35 Entwurf, 12.2017 Begründung zum Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB, Gemeinde Sinntal, Main-Kinzig-Kreis 53

lung im Hinblick auf WEA: Teilbereiche könnten als Vorrangfläche für WEA ungeeignet sein.

Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 5 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Trotz der Anzeichen einer guten Wirtschaftlichkeit wird die Fläche aufgrund ihrer sehr hohen Konfliktträchtigkeit abschließend in die Kategorie „bedingt geeignet“ abgestuft.

Die Fläche 6 zeigt zunächst nur eine geringe Konfliktträchtigkeit gegenüber den Belangen des Naturschutzes. Im nordöstlichen Teil der Fläche befindet sich ein Wasserschutzgebiet, welches besonders zu gewichten ist. In der rein mathematischen Bewertung zeigt die Fläche eine sehr gute Eignung. Innerhalb der Fläche verläuft in Ost-West-Richtung ein „Band“ mit Windgeschwindigkeiten von 5,75 bis 6,25 m/s, bei mittleren bis mäßigen Ertragsprognosen. Zusatzbewertungen: Die Fläche 6 befindet sich rd. 6.500 m von der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und zudem nicht im direkten Sichtbereich. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 6 im Gebiet mit der höchsten avifaunistischen Bedeutung und / oder spezieller Ausstattung. Diese Be- wertungsstufe löst ein sehr hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: Ausschlussfläche für WEA. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 6 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3). Vorbehaltlich der Ergebnisse artenschutzfachlicher Untersuchungen wird die Fläche auf- grund ihrer ansonsten sehr guten Eignung in die Kategorie „gut geeignet“ abgestuft, mit Ten- denz zur bedingten Eignung aufgrund der Empfehlung der Staatl. Vogelschutzwarte zum Ausschluss für die Windenergienutzung.

Die Fläche 7 zeigt mathematisch ein sehr gute Eignung, birgt jedoch ein erhöhtes natur- und artenschutzfachliches Konfliktpotenzial (VSG und Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft). Zudem liegen die Windgeschwindigkeiten ganz überwiegend unter 5,75 m/s, so dass ein wirtschaftlicher Betrieb in konzentrierter Nutzung innerhalb des effektiven Nutzungsbereiches nicht gesehen wird. Zusatzbewertungen: Die Fläche 7 befindet sich rd. 7.300 m von der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und zudem nicht im direkten Sichtbereich. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 7 im Gebiet mit der höchsten avifaunistischen Bedeutung und / oder spezieller Ausstattung. Diese Be- wertungsstufe löst ein sehr hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: Ausschlussfläche für WEA. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 7 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Tel.: 0 64 21 – 87 02 07 / Fax: 87 02 08 Tel.: 06421 – 1 6 81 34 / Fax: 16 81 35 Entwurf, 12.2017 Begründung zum Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB, Gemeinde Sinntal, Main-Kinzig-Kreis 54

Vorbehaltlich der Ergebnisse artenschutzfachlicher Untersuchungen, jedoch vorrangig auf- grund der eher schlechten wirtschaftlichen Eignung der Fläche, erfolgt eine Einstufung in die Kategorie „bedingt geeignet“.

Die Fläche 8 zeigt im Vergleich zu allen anderen Potenzialflächen die signifikanteste Erhö- hung des natur- und artenschutzfachlichen Konfliktpotenzials (FFH, VSG, LSG, gesetzl. ge- schützte Biotope, Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft). Zudem ist die Fläche stark mit Belangen der Erholungseignung betroffen. Die Windgeschwindigkeiten variieren sehr stark und zeigen ein Nord-Süd-Gefälle. Etwa die nördlich Hälfte liegt über 5,75 m/s, reicht aber nur in geringen Flächenanteilen bis 6,25 m/s. Die südliche Hälfte der Fläche liegt ganz überwiegend unter 5,75 m/s und reicht ganz im Sü- den bis 5,0 m/s. Zusatzbewertungen: Die Fläche 8 befindet sich rd. 7.000 m bis 7.500 m von der regionalbe- deutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und zudem nicht im direkten Sichtbereich. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 8 zu rd. 80 % im Gebiet mit der höchsten avifaunistischen Bedeutung und / oder spezieller Ausstattung. Diese Bewertungsstufe löst ein sehr hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hin- blick auf WEA: Ausschlussfläche für WEA. Lediglich der nördliche Teil der Fläche 8 (westl. Weiperz) befindet sich in der Stufe 1 mit geringer avifaunistischer Bedeutung und sehr gerin- gem Gefährdungspotenzial. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 8 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Aufgrund der sehr hohen Konfliktpotenziale gegenüber dem Arten- und Naturschutz erfolgt eine Einstufung in die Kategorie „bedingt geeignet“.

Die Fläche 9 zeigt zunächst eine gute Eignung hinsichtlich der naturschutzfachlichen Belan- ge. Im zentralöstlichen Bereich der Fläche ragen mit geringfügigen Flächenanteilen ein LSG sowie ein Vorranggebiet Natur und Landschaft in die Fläche, ebenso wie ein WSG III. Diese Belange sind besonders zu gewichten. Im Norden der Fläche grenzen Flächen zum Roh- stoffabbau (Basalt) an, welche konkrete Belange des Bergrechts zur Beachtung bringen. Weiterhin sind Belange der Infrastruktur (Richtfunk) zu berücksichtigen. Hinsichtlich der Windgeschwindigkeiten zeigt die Fläche Werte zwischen 5,75 m/s und 6,75 m/s auf, so dass eine sehr gute Wirtschaftlichkeit und Ertragssicherheit zu erwarten ist. Die Fläche grenzt zudem an eine Potenzialfläche der Stadt Schlüchtern, so dass hier eine inter- kommunale Abstimmung mit Blick auf eine grenzübergreifende Nutzung angeraten wird

Zusatzbewertungen: Die Fläche 9 befindet sich im erweiterten Umfeld (rd. 4.000 m – 4.500 m) der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ und unter- liegt damit einem verminderten Abwägungsbedarf bezüglich denkmalpflegerischer Belange. Diese wären mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 9 im Gebiet mit hoher avifaunistischer Bedeutung und löst ein hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfeh-

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lung im Hinblick auf WEA: Teilbereiche könnten als Vorrangfläche für WEA ungeeignet sein.

Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 9 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nut- zungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3). Vorbehaltlich der konkreten artenschutzfachlichen Untersuchungen wird die Fläche wegen ihrer sehr guten wirtschaftlichen Eignung (ggf. grenzübergreifend) noch in die Kategorie „sehr gut geeignet“ eingestuft.

Die Fläche 10 besteht aus vier Teilflächen, die sich entlang der L 2304 und der „Schmalen Sinn“ positionieren. Die Flächen zeigen im Vergleich zu den anderen Potenzialflächen die niedrigsten Windgeschwindigkeiten (5,0 – 5,75 m/s) auf, was überwiegend auf die topografi- sche Lage (Auenlage) zurückzuführen ist. Lediglich die Teilflächen 10 a und 10 d zeigen Werte von 5,75 m/s auf. Zudem zeigen die Einzelflächen ein erhöhtes Konfliktpotenzial hinsichtlich der Belange des Naturschutzes sowie des Gewässerschutzes auf. Zusatzbewertungen: Die Fläche 10 befindet sich im erweiterten Umfeld (rd. 3.000 m – 4.000 m) der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ und unter- liegt damit einem verminderten Abwägungsbedarf bezüglich denkmalpflegerischer Belange. Diese wären mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 10 im Ge- biet mit hoher avifaunistischer Bedeutung und löst ein hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: Teilbereiche könnten als Vorrangfläche für WEA ungeeig- net sein. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 10 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nutzungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Vorbehaltlich der Ergebnisse weiterer Untersuchungen wird die Fläche wegen ihrer schlech- ten wirtschaftlichen Eignung und dem o.g. Konfliktpotenzial in die Kategorie „bedingt geeig- net“ eingestuft. Möglicherweise ergibt sich eine flächenhafte Zuordnung der Teilflächen 10 a und 10 d zur Fläche 9.

Die Fläche 11 besteht aus zwei Teilflächen, welche durch eine Stromtrasse getrennt sind. Die Fläche erscheint in ihrer Eignung eher „ausgeglichen“, zumindest aufgrund des mathe- matischen Ergebnisses. Sie ist jedoch maßgeblich mit einem erhöhten Konfliktpotenzial ge- genüber naturschutzfachlichen Belangen belegt (FFH, Vorrang Natur und Landschaft, LSG, gesetzl. geschützte Biotope und Biotopkomplexe). Zudem sind im Südosten der Fläche Be- lange der Wasserwirtschaft betroffen (WSG), während im zentralen Bereich Richtfunkverbin- dungen zu beachten sind. Positiv zeichnet sich die Fläche mit überwiegend guten Windge- schwindigkeiten aus, die nach Norden zur Weinstraße hin zunehmen und bis zu 6,25 m/s reichen. Zusatzbewertungen: Die Fläche 11 befindet sich im erweiterten Umfeld (rd. 5.000 m – 5.500 m) der regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ und unter- liegt damit einem verminderten Abwägungsbedarf bezüglich denkmalpflegerischer Belange. Diese wären mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzustimmen.

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Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 11 im Ge- biet mit hoher avifaunistischer Bedeutung und löst ein hohes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: Teilbereiche könnten als Vorrangfläche für WEA ungeeig- net sein. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 11 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nutzungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Aufgrund dieser Gegebenheiten und vorbehaltlich weiterer Prüfungen wird die Fläche zu- nächst in die Kategorie „gut geeignet“ mit Tendenz zur bedingten Eignung eingestuft.

Die Fläche 12 befindet sich an der nördlichsten Spitze der Gemeinde Sinntal und ist durch das Tal des Hämmersbaches stark eingekerbt und topografisch bewegt. Brauchbare Windgeschwindigkeiten von über 5,75 m/s werden erst in der westlichen Hälfte der Fläche, ab dem Hämmersbach erreicht. Die fast plateauartige Fläche zeigt dort Werte von gleichbleibend 6 m/s, die nach Süden hin zum Großen Nickus bis auf 6,5 m/s steigen. Im Tal des Hämmersbaches fallen die Werte dann bis auf 4,75 m/s ab. Die Fläche erscheint in ihrer Eignung eher „ausgeglichen“, zumindest aufgrund des mathe- matischen Ergebnisses. Sie ist jedoch maßgeblich mit einem erhöhten Konfliktpotenzial ge- genüber naturschutzfachlichen Belangen belegt (FFH, Vorrang Natur und Landschaft, LSG, gesetzl. geschützte Biotope und Biotopkomplexe). Zudem sind ähnlich wie bei der Fl. 11 Be- lange der Wasserwirtschaft und des Richtfunks betroffen. Zusatzbewertungen: Die Fläche 12 befindet sich rd. 6.000 - 7.500 m von der regionalbedeut- samen denkmalgeschützten Anlage „Burg Schwarzenfels“ entfernt und topografisch nicht im direkten Sichtbereich. Nach dem Gutachten der Staatl. Vogelschutzwarte 2004 befindet sich die Fläche 12 im Ge- biet mit mittlerer avifaunistischer Bedeutung und löst ein geringes Gefährdungspotenzial aus. Empfehlung im Hinblick auf WEA: bedingt als Vorrangfläche für WEA geeignet. Gemäß RPS 2010 ist die Fläche 12 mit Zielbestimmungen belegt und bezüglich etwaiger Nutzungskonflikte in nachfolgenden Planungen zu prüfen (vgl. Ziff. 5.8.3).

Aufgrund dieser Gegebenheiten und vorbehaltlich weiterer Prüfungen wird die Fläche zu- nächst in die Kategorie „gut geeignet“ mit Tendenz zur bedingten Eignung eingestuft.

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Zusammenfassender Bewertungsüberblick:

Fl.- Flächenbezeichnung Größe Windgeschwindigkeiten Eignungsbewertung Nr. bei 1.000 m Sied- 140 m über Grund lungsabstand in m/s

1 Nordöstlich Ziegelhütte, Bereich 14 ha 5,25 - 6,0 m/s Bedingt geeignet nahe der „Grenzwaldbrücke“

2 Östlich Oberzell, Bereich „Sand- 234 ha 5,25 - 6,5 m/s Sehr gut geeignet berg“

3 Südlich Oberzell, Bereich „Stiftes / 309 ha 5,25 – 6,75 m/s Bedingt geeignet Stoppelsberg“

4 Östlich und südlich Schwarzenfels 669 ha 5,0 – 6,5 m/s Gut geeignet Bereich „Heuberg / Schlageller / Krechenberg“

5 Südwestlich Mottgers, Bereich 541 ha 5,25 – 6,5 m/s Bedingt geeignet „Frauenberg / Steinfirst“

6 Südöstlich Altengronau, Bereich 387 ha 5,0 – 6,0 m/s Gut geeignet am „Grauberg“

7 Gebietsexklave westlich Neuen- 38 ha 5,0 – 5,75 m/s gronau, Bereich zw. „Westernbach Bedingt geeignet und alter Weinstraße“

8 Westlich Neuengronau bis west- 270 ha 5,25 – 6,25 m/s Bedingt geeignet lich Weiperz, Bereich „Müllerberg bis Haumbachquelle“

9 Nordöstlich Sterbfritz, Bereich 153 ha 5,75 – 6,75 m/s Sehr gut geeignet „Senseberg / Breite First“

10 Nördlich Weichersbach Bereich 41 ha 5,0 – 5,75 m/s Bedingt geeignet „Stephanskuppe bis Papiermühle“ (Summe aus 4 Splitterflächen)

11 Nordwestlich Oberzell, Bereich 251 ha 5,25 – 6,25 m/s Gut geeignet „Kl. Nickus / Weinstraße“ (Summe aus 2 Splitterflächen)

12 Westlich Ziegelhütte, Bereich „Gr. 301 ha 4,75 – 6,5 m/s Gut geeignet Nickus / Schwarzberg“

1. sehr gut geeignet 2. gut geeignet 3 bedingt geeignet

Anmerkung: Deutliche Eignungstendenzen werden mit einer zusätzlichen Schraffur gekenn- zeichnet und entsprechend erläutert, z.B. = sehr gut geeignet mit Tendenz zu einer anderen Eignungsstufe = bedingt geeignet, jedoch unter der Mindestgröße von 25 ha

Um Aussagen zu einer möglichen „Eignungs-Rangfolge“ der einzelnen Potenzialflächen tref- fen zu können, sind die Bereiche in einer Rangfolge-Matrix entsprechend ihrer Eignungskri-

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terien gegenüber zu stellen. Dies bedarf einer Berücksichtigung der Gewichtungen, da die Unterschiede zwischen den Eignungsstufen teilweise sehr gering sind (vgl. Gewichtungsten- denzen (x) in den einzelnen Bewertungsbögen).

Standortuntersuchung Potenzialflächen Windenergie Gemeinde Sinntal (bei 1.000 m Siedlungsabstand)

Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4

Siedlungsschutz (vgl. 5.1)

Technische Infrastruktur (vgl. 5.2)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 1)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 2)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 3)

Windgeschwindigkeit 5,25 – 6,0 m/s 5,25 – 6,5 m/s 5,25 – 6,75 m/s 5,0 – 6,5 m/s (vgl. 5.4 a)

Referenzertrag nach EEG (vgl. 5.4 b)

Erschließung und o.B. o.B. o.B. o.B. Netzanschluss (vgl. 5.5)

Vorbelastung WEA / WP o.B. o.B. o.B. o.B. (vgl. 5.6) Flächengröße (vgl. 5.7) 14 ha 234 ha 309 ha 669 ha

Gesamteignung (inkl. Gewichtung)

Anzahl Eignungsbewertung: 16 24 13 12 sehr gut Anzahl Eignungsbewertung: 10 8 10 16 gut Anzahl Eignungsbewertung: 9 3 12 7 bedingt

Rangfolge / Ranking 12. * 2. 7. ° 3. ° o.B. = ohne Bewertung * Aufgrund der geringen Flächengröße ist eine Potenzialfläche für 3 WEA derzeit nicht gegeben. ** Bei diesen Flächen wird eine gesonderte interkommunale Abstimmung mit den Nachbargemeinden zur Prüfung einer grenzübergreifenden Ausweisung von Windnutzungsflächen empfohlen. ° Bei diesen Flächen muss eine raumordnerisch beurteilbare Einzelfallprüfung hinsichtlich der Betroffenheit von Belangen der Denkmalpflege (regionalbedeutsame denkmalgeschützte Anlagen – hier: Burg Schwarzenfels) durchgeführt werden. Das Landesamt für Denkmalpflege ist einzubinden. °° Bei diesen Flächen wird eine hohe bis sehr hohe avifaunistische Bedeutung (AB) und damit ein hohes bis sehr hohes Gefährdungspotenzial (GP) gesehen. Grundlage: Einstufung nach Gutachten Staatliche Vogelschutz- warte Hessen 2004 – Abschlussbericht für das RP Darmstadt.

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Standortuntersuchung Potenzialflächen Windenergie Gemeinde Sinntal (bei 1.000 m Siedlungsabstand)

Nr. 5 Nr. 6 Nr. 7 Nr. 8

Siedlungsschutz (vgl. 5.1)

Technische Infrastruktur (vgl. 5.2)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 1)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 2)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 3)

Windgeschwindigkeit 5,25 – 6,5 m/s 5,0 – 6,0 m/s 5,0 – 5,75 m/s 5,25 – 6,25 m/s (vgl. 5.4 a) Referenzertrag nach EEG (vgl. 5.4 b)

Erschließung und o.B. o.B. o.B. o.B. Netzanschluss (vgl. 5.5)

Vorbelastung WEA / WP o.B. o.B. o.B. o.B. (vgl. 5.6) Flächengröße (vgl. 5.7) 541 ha 387 ha 38 ha 270 ha

Gesamteignung (inkl. Gewichtung)

Anzahl Eignungsbewertung: 17 24 21 8 sehr gut Anzahl Eignungsbewertung: 6 8 7 11 gut Anzahl Eignungsbewertung: 12 3 7 16 bedingt

Rangfolge / Ranking 8. °/°° 4. °° 11. °° 9. °° Teilw. o.B. = ohne Bewertung * Aufgrund der geringen Flächengröße ist eine Potenzialfläche für 3 WEA derzeit nicht gegeben. ** Bei diesen Flächen wird eine gesonderte interkommunale Abstimmung mit den Nachbargemeinden zur Prüfung einer grenzübergreifenden Ausweisung von Windnutzungsflächen empfohlen. ° Bei diesen Flächen muss eine raumordnerisch beurteilbare Einzelfallprüfung hinsichtlich der Betroffenheit von Belangen der Denkmalpflege (regionalbedeutsame denkmalgeschützte Anlagen – hier: Burg Schwarzenfels) durchgeführt werden. Das Landesamt für Denkmalpflege ist einzubinden. °° Bei diesen Flächen wird eine hohe bis sehr hohe avifaunistische Bedeutung (AB) und damit ein hohes bis sehr hohes Gefährdungspotenzial (GP) gesehen. Grundlage: Einstufung nach Gutachten Staatliche Vogelschutz- warte Hessen 2004 – Abschlussbericht für das RP Darmstadt.

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Tel.: 0 64 21 – 87 02 07 / Fax: 87 02 08 Tel.: 06421 – 1 6 81 34 / Fax: 16 81 35 Entwurf, 12.2017 Begründung zum Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB, Gemeinde Sinntal, Main-Kinzig-Kreis 60

Standortuntersuchung Potenzialflächen Windenergie Gemeinde Sinntal (bei 1.000 m Siedlungsabstand)

Nr. 9 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 12

Siedlungsschutz (vgl. 5.1)

Technische Infrastruktur (vgl. 5.2)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 1)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 2)

Natur u. Landschaft (vgl. 5.3 – Nr. 3)

Windgeschwindigkeit 5,75 – 6,75 m/s 5,0 - 5,75 m/s 5,25 – 6,25 m/s 4,75 – 6,5 m/s (vgl. 5.4 a)

Referenzertrag nach EEG (vgl. 5.4 b)

Erschließung und o.B. o.B. o.B. o.B. Netzanschluss (vgl. 5.5)

Vorbelastung WEA / WP o.B. o.B. o.B. o.B. (vgl. 5.6) Flächengröße (vgl. 5.7) 153 ha 41 ha 251 ha 301 ha

Gesamteignung (inkl. Gewichtung)

Anzahl Eignungsbewertung: 18 9 13 13 sehr gut Anzahl Eignungsbewertung: 16 11 12 12 gut Anzahl Eignungsbewertung: 1 15 10 10 bedingt

Rangfolge / Ranking 1. **/°/°° 10.°/°° 6. °/°° 5. o.B. = ohne Bewertung * Aufgrund der geringen Flächengröße ist eine Potenzialfläche für 3 WEA derzeit nicht gegeben. ** Bei diesen Flächen wird eine gesonderte interkommunale Abstimmung mit den Nachbargemeinden zur Prüfung einer grenzübergreifenden Ausweisung von Windnutzungsflächen empfohlen. ° Bei diesen Flächen muss eine raumordnerisch beurteilbare Einzelfallprüfung hinsichtlich der Betroffenheit von Belangen der Denkmalpflege (regionalbedeutsame denkmalgeschützte Anlagen – hier: Burg Schwarzenfels) durchgeführt werden. Das Landesamt für Denkmalpflege ist einzubinden. °° Bei diesen Flächen wird eine hohe bis sehr hohe avifaunistische Bedeutung (AB) und damit ein hohes bis sehr hohes Gefährdungspotenzial (GP) gesehen. Grundlage: Einstufung nach Gutachten Staatliche Vogelschutz- warte Hessen 2004 – Abschlussbericht für das RP Darmstadt.

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Die Gegenüberstellung der einzelnen Potenzialflächen (bei 1.000 m Siedlungsabstand) ergibt folgende Rangfolge:

1. Fläche Nr. 9: Nordöstlich Sterbfritz, Bereich „Senseberg / Breite First“ 2. Fläche Nr. 2: Östlich Oberzell, Bereich „Sandberg“ 3. Fläche Nr. 4: Östlich und südlich Schwarzenfels Bereich „Heuberg / Schlageller / Krechenberg“ 4. Fläche Nr. 6: Südöstlich Altengronau, Bereich am „Grauberg“ 5. Fläche Nr. 12: Westlich Ziegelhütte, Bereich „Gr. Nickus / Schwarzberg“ 6. Fläche Nr. 11: Nordwestlich Oberzell, Bereich „Kl. Nickus / Weinstraße“ 7. Fläche Nr. 3: Südlich Oberzell, Bereich „Stiftes / Stoppelsberg“ 8. Fläche Nr. 5: Südwestlich Mottgers, Bereich „Frauenberg / Steinfirst“ 9. Fläche Nr. 8: Westlich Neuengronau bis westlich Weiperz, Bereich „Müllerberg bis Haumbachquelle“ 10. Fläche Nr. 10: Nördlich Weichersbach Bereich „Stephanskuppe bis Papiermühle“ 11. Fläche Nr. 7: Gebietsexklave westlich Neuengronau, Bereich zw. „Westernbach und alter Weinstraße“ 12. Fläche Nr. 1: Nordöstlich Ziegelhütte, Bereich nahe der „Grenzwaldbrücke“

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Unter Berücksichtigung der Mindestwindgeschwindigkeit von 5,75 m/s (gem. Landesentwick- lungsplan Hessen 2000 – Vorgaben zur Nutzung der Windenergie – ) innerhalb der ermittel- ten Flächen für die Konzentrierung der Windenergienutzung, ergeben sich folgende Ände- rungen in den Flächengrößen:

Fl.-Nr. Flächenbezeichnung Größe ohne Prüfkriterium Größe bei Prüfkriterium Mindestwindgeschwindigkeit Windgeschwindigkeit ab 5,75 m/s in 140 m über Grund

1 Nordöstlich Ziegelhütte, 14 ha 9 ha Bereich nahe der „Grenzwaldbrü- cke“

2 Östlich Oberzell, 234 ha 198 ha Bereich „Sandberg“

3 Südlich Oberzell, 309 ha 291 ha Bereich „Stiftes / Stoppelsberg“

4 Östlich und südlich Schwarzenfels 669 ha 510 ha Bereich „Heuberg / Schlageller / (Summe aus 3 Splitterflä- Krechenberg“ chen)

5 Südwestlich Mottgers, 541 ha 491 ha Bereich „Frauenberg / Steinfirst“

6 Südöstlich Altengronau, 387 ha 257 ha Bereich am „Grauberg“

7 Gebietsexklave westlich Neuen- 38 ha 12 ha gronau, Bereich zw. „Westernbach und alter Weinstraße“

8 Westlich Neuengronau bis westlich 270 ha 161 ha Weiperz, (Summe aus 5 Splitterflä- Bereich „Müllerberg bis Haum- chen) bachquelle“

9 Nordöstlich Sterbfritz, 153 ha 153 ha Bereich „Senseberg / Breite First“

10 Nördlich Weichersbach 41 ha 10 ha Bereich „Stephanskuppe bis Papier- (Summe aus 4 Splitterflächen) (Summe aus 2 Splitterflä- mühle“ chen)

11 Nordwestlich Oberzell, 251 ha 214 ha Bereich „Kl. Nickus / Weinstraße“ (Summe aus 2 Splitterflächen) (Summe aus 2 Splitterflä- chen)

12 Westlich Ziegelhütte, 301 ha 176 ha Bereich „Gr. Nickus / Schwarzberg“ (Summe aus 2 Splitterflä- chen)

Bilanz Gemeindegebiet Sinntal 3.208 ha 2.482 ha 111,8 qkm = 11.180 ha = 100 % (rd. 28,7 % der Gesamtfläche (rd. 22,2 % der Gesamt- Gemeinde Sinntal) fläche Gemeinde Sinntal)

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Fazit: Hinsichtlich der Einzelbewertung der Flächen und weitergehender Ausführungen wird auf die textliche Fassung sowie die Themenkarten der Standortuntersuchung Windenergie 2013 der Gemeinde Sinntal verwiesen. Die Standortuntersuchung Windenergie 2013 wird als Anlage beigefügt und ist Bestandteil der Begründung zum sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie der Gemeinde Sinntal.

Neben der Eignungsbewertung / -rangfolge kommt die Standortuntersuchung Windenergie 2013 zusammenfassend zu folgendem Ergebnis:

Die flächenhaft windreichsten Standorte werden durch dieses „Filterkriterium“ bestätigt. Sie konzentrieren sich räumlich tendenziell im nördlichen und zentralen Bereich der Gemeinde Sinntal. Die Fläche 9 zeigt als einzige Fläche zu 100 % Windgeschwindigkeiten über 5,75 m/s. Unter Anlage der Mindestgröße von 30 ha zeigt sich, dass die Flächen 1, 7 und 10 nicht für eine konzentrierte Nutzung der Windenergie geeignet sind.

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4 Frühzeitiges Beteiligungsverfahren zum Vorentwurf des TFNP Wind- energie (2014) nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB Die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange nach § 4 Abs. 1 BauGB i.V.m. § 2 Abs. 2 BauGB und die Beteiligung der Öffentlichkeit nach § 3 Abs. 1 BauGB fand in der Zeit vom 12.01.2015 – 13.02.2015 zum Vorentwurf des sachlichen Teil- flächennutzungsplanes Windenergie (Stand: 24.11.2014) statt. Folgende Potenzialflächen wurden in den Vorentwurf 24.11.2014 aufgenommen:

Abb. 8: Übersichtsplan der Potenzialflächen 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11 und 12 innerhalb der Gemeinde Sinntal - Poten- zialflächen gemäß Vorentwurf 24.11.2014 (ohne Maßstab, genordet)

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Tabellarische Auflistung der Potenzialflächen (Konzentrationsflächen), die in die Vorent- wurfsfassung des Teilflächennutzungsplanes Windenergie übernommen wurden (Stand: 24.11.2014):

Fl.-Nr. Flächenbezeichnung Größe bei Prüfkriterium Windgeschwindigkeit ab 5,75 m/s in 140 m über Grund

2 Östlich Oberzell, 198 ha Bereich „Sandberg“

3 Südlich Oberzell, 291 ha Bereich „Stiftes / Stoppelsberg“

4 Östlich und südlich Schwarzenfels 510 ha Bereich „Heuberg / Schlageller / Krechenberg“ (Summe aus 3 Splitterflächen)

5 Südwestlich Mottgers, 491 ha Bereich „Frauenberg / Steinfirst“

6 Südöstlich Altengronau, 257 ha Bereich am „Grauberg“

8 Westlich Neuengronau bis westlich Weiperz, 161 ha Bereich „Müllerberg bis Haumbachquelle“ (Summe aus 5 Splitterflächen)

9 Nordöstlich Sterbfritz, 153 ha Bereich „Senseberg / Breite First“

11 Nordwestlich Oberzell, 214 ha Bereich „Kl. Nickus / Weinstraße“ (Summe aus 2 Splitterflächen)

12 Westlich Ziegelhütte, 176 ha Bereich „Gr. Nickus / Schwarzberg“ (Summe aus 2 Splitterflächen)

Bilanz Gemeindegebiet Sinntal 2.451 ha 111,8 qkm = 11.180 ha = 100 % (rd. 21,9 % der Gesamtfläche der Gemeinde Sinntal)

Erläuterungen zu den Flächen, die nicht in das Aufstellungsverfahren des sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie aufgenommen wurden: Unter Anlage der Mindestgröße von 30 ha zeigt sich, dass die Flächen 1, 7 und 10 nicht für eine konzentrierte Nutzung der Windenergie geeignet sind. Die Potenzialflächen wurden somit nicht in die Steuerungsplanung aufgenommen. In der nachfolgenden Tabelle werden die Gründe für die Flächenrückstellung dargelegt.

Fl.- Flächenbezeichnung Größe bei Prüf- Begründung für die Rückstellung der Fläche im TFNP Nr. kriterium Windenergie Windge- schwindigkeit ab 5,75 m/s in 140 m über Grund

1 Nordöstlich Ziegelhütte, 9 ha Die Fläche 1 ist bereits aufgrund der ursprünglich ermit- telten Größe von rd. 14 ha grundsätzlich nicht für eine Bereich nahe der „Grenz- konzentrierte Windenergienutzung mit mindestens drei waldbrücke“ Windenergieanlagen geeignet. Noch deutlicher verstärkt sich diese Einstufung unter der Anlage der Mindestwind-

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geschwindigkeit von 5,75 m/s, wonach die Fläche nur noch 9 ha nutzbare Größe aufweist. Sie steht zwar mit der südlich gelegenen Fläche 2 in einem räumlichen Zusammenhang, wurde jedoch aufgrund städtebau- lich/landschaftsplanerischer Kriterien gesondert bewertet. Da die räumlich angrenzende Fläche 2 deutlich mehr zusammenhängenden Raum mit höheren Windge- schwindigkeiten bietet, wurde hier aus Gründen des Landschaftsschutzes (indirekt) und mit Blick auf die bes- seren wirtschaftlichen Voraussetzungen der Fläche 2 (zusammenhängende Erschließung und Netzanbindung ohne Zerschneidung der Aue) für eine etwaige Arrondie- rung der Fläche 2 zurückgenommen. Zudem zeigt die Fläche gegenüber der Fläche 2 ein erhöhtes naturschutz- fachliches Konfliktpotenzial. 7 Gebietsexklave westlich 12 ha Die Fläche 7 birgt ein erhöhtes natur- und artenschutz- Neuengronau, Bereich fachliches Konfliktpotenzial (u.a. VSG und Vorbehaltsge- zw. „Westernbach und biet Natur und Landschaft). Zudem werden die Windge- alter Weinstraße“ schwindigkeiten von 5,75 m/s nur auf 12 ha Fläche (von ursprünglich 38 ha) erreicht, so dass die Mindestgröße von 30 ha für einen wirtschaftlichen Betrieb in konzen- trierter Nutzung nicht erreicht wird.

10 Nördlich Weichersbach 10 ha Die Fläche 10 besteht ursprünglich aus vier Teilflächen, (Summe aus 2 die sich entlang der L 2304 und der „Schmalen Sinn“ Bereich „Stephanskuppe Splitterflächen) (Gewässer) positionieren. Die Flächen zeigen im Ver- bis Papier-mühle“ gleich zu den anderen Potenzialflächen die niedrigsten Windgeschwindigkeiten (5,0 – 5,75 m/s) auf, was über- wiegend auf die topografische Lage (Auenlage) zurückzu- führen ist. Lediglich die westlich gelegenen Teilflächen 10 a und 10 d erreichen die Mindestwindgeschwindigkeit von 5,75 m/s. Es ergeben sich Flächenwerte von 6 ha (10a) und 4 ha (10b), die nicht die erforderliche Mindestgröße einer Konzentrationsfläche von 30 ha erreichen. Zudem zeigen die Einzelflächen ein erhöhtes Konfliktpo- tenzial hinsichtlich der Belange des Naturschutzes sowie des Gewässerschutzes auf.

4.1 Zusammenfassende (statistische) Übersicht der Rückläufe aus den Beteili - gungsverfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB:

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4.2 Übersicht und Häufigkeit der im Beteiligungsverfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB vorgebrachten fachlichen Belange:

‹ Belange zum Natur- und Artenschutz (28 Stellungnahmen) ‹ Belange zum Landschaftsschutz und der Erholung (19 Stellungnahmen) ‹ Belange zum Immissionsschutz (Siedlungsabstand, besonderer Immissionsschutz Ruheforst und Staatsbad Bad Brückenau); (13 Stellungnahmen) ‹ Belange zur Interkommunalen Abstimmung (10 Stellungnahmen) ‹ Belange zur Wasserwirtschaft (2 Stellungnahmen) ‹ Belange zum Denkmalschutz (2 Stellungnahmen) ‹ Belange zur Rohstoffsicherung (2 Stellungnahmen) ‹ Belange zur Ver- und Entsorgung / Altlastenkataster (1 Stellungnahme) ‹ Belange zu Infrastruktureinrichtungen / Bahnlinie (1 Stellungnahme)

4.3 Darlegung des kommunalen Abwägungsprozesses zur Potenzialflächenkulisse und der Standortkonzeption Aus den im Verfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB vorgetragenen Anregungen, insbesondere des Regionalplangebers und der Nachbargemeinden, werden die nachfolgende Belange durch eine geänderte Gewichtung (= weiche Kriterien mit Ausschlusscharakter) zu einer Än- derung der Potenzialflächenkulisse führen. Innerhalb der Potenzialflächen werden somit in der Abwägung mit anderen (konkurrierenden) Nutzungen die Potenzialflächenanteile ausge- wählt, welche für die Windenergienutzung am geeignetsten erscheinen, wobei auf Grundlage der kommunalen Steuerungsintention der Windenergienutzung „substanzieller Raum“ ver- schafft werden soll.

4.3.1 FFH-Gebiete, Vogelschutzgebiete (VSG), Landschaftsschutzgebiete (LSG) In der bisherigen Vorgehensweise der Potenzialflächenermittlung der Gemeinde Sinntal wurden die Natura 2000-Gebiete (FFH-Gebiete und Vogelschutzgebiete) in die zweite Prüf- stufe der „weichen“ Kriterien eingeordnet, zu denen eine Einzelfallprüfung über die Verträg- lichkeit mit der Windenergienutzung für nötig erachtet wurde. Dieses Vorgehen entspricht auch den Vorgaben des § 34 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). In der Potenzialflä- chenkulisse wurden daher sämtliche Natura 2000-Gebiete innerhalb der Gemeinde Sinntal ebenfalls dargestellt, vorbehaltlich ihrer Verträglichkeitsprüfungen, welche bisher nicht durchgeführt wurden. Faktisch bezog sich diese Darstellung vorrangig auf FFH-Gebiete, da innerhalb des Gemeindegebietes von Sinntal nur ein geringer Flächenanteil des Vogel- schutzgebietes (VSG) „Spessart bei Bad Orb“ vorhanden ist.

Die Gemeinde Sinntal geht nunmehr davon aus, dass bei einer Windkraftplanung in FFH- Gebieten die Erhaltungsziele beeinträchtigt werden können, so dass bereits auf Ebene der steuernden Flächennutzungsplanung entsprechende FFH-Verträglichkeitsprüfungen durch- zuführen sind, und zwar noch bevor die eigentliche Flächendarstellung für eine Windener-

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gienutzung erfolgt. Angesichts des ermittelten hohen Gesamtflächenpotenzials, hat sich die Gemeinde Sinntal vorsorglich dafür entschieden, zunächst keine FFH-Gebiete für die Dar- stellung von Konzentrationszonen zur Windenergienutzung darzustellen. Damit soll das hohe Konfliktpotenzial der FFH-Gebiete ausreichend berücksichtigt werden. Eine Konkretisierung der Potenzialflächenkulisse soll zunächst unter dem vorsorglichen Schutz der FFH-Gebiete (Schutz von Natur, Artenvielfalt und Landschaft) erfolgen. Erst wenn nicht genügend sub- stanzieller Raum für die Windenergienutzung auf „FFH-Gebietsfreien Flächen“ zur Verfügung gestellt werden kann, soll auf FFH-Gebietsflächen zurückgegriffen werden (vgl. Arbeitskarte 2). FFH-Vorprüfungen werden auch erforderlich, wenn die Potenzialflächen zur Windenergie- nutzung an Schutzgebiete angrenzen bzw. in unmittelbarer Nachbarschaft liegen. Nur durch eine FFH-Vorprüfung kann in einem ersten Schritt geprüft werden, ob erhebliche Beeinträch- tigungen eines Natura 2000-Gebietes zu erwarten und nachweislich auszuschließen sind. Sind erhebliche Beeinträchtigungen nachweislich nicht auszuschließen, so ist eine vertiefen- de FFH-Verträglichkeitsprüfung durchzuführen.

Bei der Einstufung der Vogelschutzgebiete lehnt sich die Gemeinde Sinntal an die Darlegun- gen des Regionalplangebers an. Dabei stützt sich die Gemeinde auf eine durch die Obere Naturschutzbehörde erstellte FFH-Prognose, nach der u.a. Schutzradien von bis zu 2.000 m zu windkraftrelevanten Großvogelarten wie Schwarzstorch und Rotmilan vorgesehen wur- den. Werden derartige erheblich beeinträchtigt, sind diese Bereiche aus der Suchraumkulis- se für Potenzialflächen auszunehmen. In der Gemeinde Sinntal ist der Flächenanteil des VSG „Spessart bei Bad Orb“ davon betroffen (vgl. Arbeitskarte 5).

Die Landschaftsschutzgebiete (LSG) innerhalb der Gemeinde Sinntal wurden nach der bis- herigen Potenzialflächenermittlung in die zweite Prüfstufe der „weichen“ Kriterien eingeord- net, zu denen eine Einzelfallprüfung über die Aussagen der Landschaftsschutzgebietsver- ordnung gegenüber einer Windenergienutzung für nötig erachtet wurde. Mit dieser Vorge- hensweise hat sich die Gemeinde Sinntal auf die geltende Rechtsprechung gestützt, nach der nicht von vorne herein ein pauschaler Ausschluss („hartes“ Ausschlusskriterium) von Landschaftsschutzgebieten erfolgen darf. Nur wenn das Bauverbot nach der Landschafts- schutz- oder Naturparkverordnung im jeweiligen Einzelfall ein unüberwindbares rechtliches Hindernis darstellt, dann kann die Planung bei Ausweisung einer Konzentrationszone dort gegen § 1 Abs. 3 BauGB verstoßen (vgl. Urteil BVerwG vom 17.12.2002, 4 C 15/01). Erst dann kann die für eine etwaige Inanspruchnahme der LSG-Fläche zu Zwecken der Windenergienutzung erforderliche naturschutzrechtliche Befreiung nach § 67 BNatSchG nicht mehr in Aussicht gestellt werden.

Nach Mitteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt (vgl. Stellungnahme zum Vorentwurf des TFNP Windenergie der Gemeinde Sinntal vom 11.03.2015) stehen die Schutzziele und der Schutzzweck der im Gemeindegebiet ausgewiesenen LSG einer Ausweisung von Kon- zentrationszonen für die Windenergienutzung in den per Verordnung ausgewiesenen Berei- chen entgegen. Daher seien bei einer Konkretisierung der kommunalen Planungsabsichten die Landschaftsschutzgebiete von einer Windkraftnutzung auszunehmen. Innerhalb des Gemeindegebietes von Sinntal sind die folgenden Landschaftsschutzgebiete betroffen:

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LSG - Bezeichnung LSG – Nr. Rechtsverordnung „Erlenberg bei Weichersbach“ 2435011 VO vom 09.02.1989 Teilbereich „Auenverbund Kinzig“, umfasst die 2435005 vom 10.12.1990, z.Zt. gilt die VO Kinzigaue mit ihren Hängen und Seitentälern vom 17.01.2011

Teilbereich „Grund- und Bergwiesen“, umfasst 2435004 VO vom 23.08.1993 und 19.07.2007 den Einzugsbereich von Jossa und Sinn

Im weiteren Aufstellungsprozess des sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie werden aufgrund der Planungsvorgabe des Regionalplangebers die räumlichen Bereiche der LSG nunmehr als „hartes“ Kriterium mit Ausschluss für die Windenergienutzung gewertet (vgl. Arbeitskarte 3). Landschaftsschutzgebiete stehen damit nicht mehr für die Schaffung von substanziellem Raum für die Windenergienutzung zur Verfügung. Sie werden zum Schutz der Natur und Landschaft vorsorglich ausgeschlossen. Damit weicht die Gemeinde Sinntal von ihrem bisherigen Standortkriterium ab, nach dem die Landschaftsschutzgebiete als „weiches“ Ausschlusskriterium eingestuft wurden.

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Abb. 9: Übersichtsplan – Arbeitskarte AK 2 - mit Darstellung der räumlich reduzierenden Auswirkung der FFH- Gebiete innerhalb der Potenzialflächen (SO-Gebiete) – ohne Maßstab, genordet

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Abb. 10: Übersichtsplan – Arbeitskarte AK 3 - mit Darstellung der räumlich reduzierenden Auswirkung der Land- schaftsschutzgebiete (LSG) innerhalb der Potenzialflächen (SO-Gebiete) – ohne Maßstab, genordet

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Abb. 11: Übersichtsplan – Arbeitskarte AK 5 - mit Darstellung der räumlich reduzierenden Auswirkung der Flä- chenanteile zu Vogelschutz innerhalb der Potenzialflächen (SO-Gebiete) – ohne Maßstab, genordet

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4.3.2 Vorranggebiet Natur und Landschaft (gem. RPS 2010) In der bisherigen Vorgehensweise der Potenzialflächenermittlung der Gemeinde Sinntal wurden die gemäß RPS 2010 zielbestimmten Vorranggebiete für Natur und Landschaft in die zweite Prüfstufe der „weichen“ Kriterien eingeordnet, zu denen eine Einzelfallprüfung über die Verträglichkeit mit der Windenergienutzung für nötig erachtet wurde. Hintergrund dieser Einstufung war die Tatsache, dass trotz regionalplanerischer Zielbestimmung die Zu- lassung einer Abweichung vom Regionalplan möglich ist (vgl. Hess. Landesplanungsgesetz - HLPG), hierfür jedoch ein begründeter Antrag gestellt werden muss. Über die Zulassung auf Abweichung entscheidet grundsätzlich die Regionalversammlung Südhessen (vgl. § 8 Abs. 2 HLPG). In der Stellungnahme des Regierungspräsidiums Darmstadt zum Vorentwurf des TFNP Windenergie der Gemeinde Sinntal vom 11.03.2015 wurde mitgeteilt, dass Teile der Poten- zialflächen Windenergie in den „Vorranggebieten für Natur und Landschaft“ liegen. Zur Inan- spruchnahme solcher zielbestimmten Flächen wäre ein Zielabweichungsverfahren im o.g. Sinne erforderlich.

Angesichts des ermittelten, hohen Gesamtflächenpotenzials, hat sich die Gemeinde Sinntal dafür entschieden, zunächst keine Vorranggebiete für Natur und Landschaft für die Darstel- lung von Konzentrationszonen zur Windenergienutzung darzustellen. Diese Entscheidung wird auch dadurch untermauert, dass sich große Flächenanteile der regionalplanerisch bestimmten Vorrangflächen für Natur und Landschaft mit naturschutz- rechtlich festgesetzten Flächen (NSG, LSG, FFH) decken. Mit der vorsorglichen Aussparung dieser Flächen soll das hohe naturschutzfachliche Konfliktpotenzial dieser Gebiete ausrei- chend berücksichtigt werden. Eine Konkretisierung der Potenzialflächenkulisse soll daher zunächst unter dem Schutz der Vorranggebiete für Natur und Landschaft erfolgen. Erst wenn nicht genügend substanzieller Raum für die Windenergienutzung auf den verbleibenden Restflächen zur Verfügung gestellt werden kann, soll auf Vorranggebiete für Natur und Landschaft zurückgegriffen werden, welche dann mit entsprechenden Zielabweichungsan- trägen gegenüber der Regionalversammlung Südhessen vorzutragen wären (vgl. Arbeitskar- te 4).

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Abb. 12: Übersichtsplan – Arbeitskarte AK 4 - mit Darstellung der räumlich reduzierenden Auswirkung der Vor- ranggebiete Natur und Landschaft (RPS 2010) innerhalb der Potenzialflächen (SO-Gebiete) – ohne Maßstab, genordet

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4.3.3 Vorranggebiet Forstwirtschaft (gem. RPS 2010) In der bisherigen Vorgehensweise der Potenzialflächenermittlung der Gemeinde Sinntal wurden die gemäß RPS 2010 zielbestimmten Vorranggebiete Forstwirtschaft in die zweite Prüfstufe der „weichen“ Kriterien eingeordnet, zu denen eine Einzelfallprüfung über die Ver- träglichkeit mit der Windenergienutzung für nötig erachtet wurde. Hintergrund dieser Einstufung war die Tatsache, dass trotz regionalplanerischer Zielbestim- mung die Zulassung einer Abweichung vom Regionalplan möglich ist (vgl. Hess. Landespla- nungsgesetz - HLPG), hierfür jedoch ein begründeter Antrag gestellt werden muss. Über die Zulassung auf Abweichung entscheidet grundsätzlich die Regionalversammlung Südhessen (vgl. § 8 Abs. 2 HLPG). Lediglich die nach Hessischem Forstgesetz geschützten Waldflächen, wie z.B. Bann-, Schutz- und Erholungswälder, wurden von der Gemeinde Sinntal als „harte“ Ausschlussbe- reiche gewertet und nicht für eine Windenergienutzung vorgesehen. Nach Mitteilung des für die Gemeinde zuständigen Forstamtes Schlüchtern vom 28.08.2013, sind ausgewiesene Schutz- und Bannwälder im Bereich der Gemeinde Sinntal nicht bekannt. Ebenfalls sind der Gemeinde keine festgesetzten Erholungswälder i.S.d. Hess. Forstgesetzes bekannt und im übrigen auch innerhalb des Verfahrens nach § 4 Abs. 1 BauGB nicht von den forstfachlichen Stellen mitgeteilt worden. Mit Stellungnahme vom 19.02.2015 hat der Hessen-Forst Forstamt Schlüchtern unter ande- rem mitgeteilt, dass im Staatswaldbereich der Gemeinde Sinntal viele Flächen mit faktischer Waldschutzfunktion belegt sind. Davon betroffen sind beispielsweise einige Kernflächen von bis zu 100 ha Größe, die dem Prozessschutz unterliegen und eine natürliche und ungestörte Entwicklung von Waldlebensräumen ermöglichen sollen. Zudem sind viele Waldbestände als Altholzbestände mit ausgewiesenen Habitaträumen vorhanden, welche insgesamt auf die hohe ökologische Bedeutung von Waldbeständen in der Gemeinde Sinntal schließen lassen.

Die „Erfassung“ der ökologischen Bedeutung kann nur über gezielte Naturraumanalysen i.Z.m. den anstehenden artenschutzfachlichen Untersuchungen erfolgen, welche von der Gemeinde Sinntal im Zuge der Entwurfserstellung des sachlichen Teilflächennutzungsplanes vorgenommen werden können. Das RP Darmstadt verweist in seiner Stellungnahme vom 11.03.2015 auf die übergeordne- ten Vorgaben durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2011) und den Hessischen Energiegipfel i.Z.m. dem Landesentwick- lungsplan (2013) zu der Nutzung von Forstflächen für die Windenergienutzung. Danach sol- len gem. Landesentwicklungsplan (LEP), die nach Zielbestimmung Z 3e ausschlussfreien Gebiete des Waldes für die Windenergienutzung herangezogen werden, die eine durch- schnittliche Windgeschwindigkeit in 140 m Höhe über Grund von mindestens 5,75 m/s auf- weisen. Diese planerischen Vorgaben hat die Gemeinde Sinntal in ihrem bisherigen Aufstellungsver- fahren des Teilflächennutzungsplanes Windenergie bereits umfassend berücksichtigt, ob- wohl die raumordnerisch - zielkonkretisierende Aufgabe des Regionalplangebers noch nicht abgeschlossen ist (Stand: 12.2017). Die Gemeinde hat damit bereits im bisherigen Verfahren zur Aufstellung eines die Windenergienutzung steuernden Flächennutzungsplanes die „in Aufstellung befindlichen Ziele“ des Regionalplans als sonstige Erfordernisse in die Abwä- gung des Potenzialflächenkonzepts eingebunden und in keiner Weise konterkariert.

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In der weiteren Planentwicklung des Aufstellungsverfahrens zum Teilflächennutzungsplan Windenergie werden die regionalplanerischen Vorranggebiete Forst (gem. räumlicher Vor- gabe des noch geltenden RPS 2010) unverändert als „weiches“ Tabukriterium behandelt, vorbehaltlich konkreter forst- und artenschutzfachlicher Untersuchungen. Ob für eine eventuell spätere Inanspruchnahme derartiger Forstflächen ein Zielabwei- chungsverfahren von regionalplanerischen Vorgaben erforderlich wird, liegt im Ermessen des Regionalplangebers Südhessen.

4.3.4 Grundwasserschutz / Wasserversorgung (+ 150 m Abstand) In der bisherigen Vorgehensweise der Potenzialflächenermittlung der Gemeinde Sinntal wurden die Wasserschutzgebietsflächen der Zonen II und III in die zweite Prüfstufe der „wei- chen“ Kriterien eingeordnet, zu denen eine Einzelfallprüfung über die Verträglichkeit der Windenergienutzung mit den Wasserschutzgebietsverordnungen für nötig erachtet wurde (inkl. eventueller Befreiungserfordernis nach § 52 Abs. 1 Satz 2 Wasserhaushaltsgesetz – WHG). Nach den Vorgaben des RPS 2010 (Ziff. 6.1 Grundwasser) wird in der Zielbestimmung Z 6.1.9 formuliert, dass u.a. in der Zone II der Trinkwasserschutzgebiete die Nutzung des Grundwassers für die Trinkwassergewinnung Vorrang vor anderen, entgegenstehenden oder einschränkenden Nutzungsansprüchen hat. Damit ist den Gebieten zur Trinkwasserversor- gung bei raumbedeutsamen Entscheidungen ein besonderes Gewicht beizumessen. Im Zuge des Beteiligungsverfahrens nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB haben die Fachbehörden des Main-Kinzig-Kreises und des RP Darmstadt zu den Belangen der Wasserwirtschaft Stel- lung bezogen. Die Kreisverwaltung verweist mit Schreiben vom 09.02.2015 auf die Erforder- lichkeit einer Befreiung der WSG-Verordnung und stellt fest, dass im Rahmen der Ermes- sensentscheidung, es aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar sein wird, wa- rum eine Windenergieanlage in der engeren Trinkwasserschutzzone (WSG II) unverzichtbar wäre. Die Obere Wasserbehörde des RP Darmstadt verweist auf die Vorgaben nach § 33 Hessi- sches Wassergesetz (HWG) i.V.m. dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und §§ 6, 7 Mus- terwasserschutzgebietsverordnung vom 02.02.1996, wonach ein Ausschluss dieser Flä- chenkategorie (WSG Zone II) erfolgt. Aus Gründen des vorsorgenden Grundwasserschutzes wäre bei einer späteren Planung der Standorte der Einzelanlagen die Lage so auszuwählen, dass die Windenergieanlagen außerhalb der Zone II eines Wasserschutzgebietes und mit einem Sicherheitsabstand von mindestens einer einfachen Nabenhöhe zu der Schutzge- bietsgrenze errichtet werden.

Durch diese „normative“ Vorgabe der Fachbehörden muss die Gemeinde Sinntal ihr Poten- zialflächenkonzept für die Belange der Grundwassersicherung und der Wasserversorgung anpassen und neben den WSG Zonen I auch die WSG Zonen II für eine Nutzung der Wind- energie aussparen und als „harte“ Kriterien werten. Für die Potenzialflächenermittlung hat die Neuwertung der WSG II-Zonen von „weich“ nach „hart“ keine gravierenden Auswirkung auf die Flächenkulisse. Lediglich die Potenzialfläche 11 wird im Süden geringfügig (1 ha) von einem WSG II-Bereich erfasst. Da innerhalb der sachlichen Teilflächennutzungsplanung keine konkrete Standortplanung einzelner Windenergieanlagen möglich ist (dies bleibt der Bebauungs- bzw. Genehmigungs-

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planung vorbehalten), wird auf der FNP-Planungsebene vorsorglich ein Schutzbereich von 150 m um die WSG Zone II festgelegt (19,5 ha „weicher“ Ausschlussbereich innerhalb der Potenzialflächen), der ebenfalls wie das WSG selbst, von einer Windenergienutzung freizu- halten ist. Dieser Schutzabstand richtet sich in seiner Bemessung an den derzeit, nach dem Stand der Technik, verwendeten Windenergieanlagen bzw. deren Nabenhöhe. Diese Frei- haltezone wird als „weiche“ Tabuzone festgelegt, da sie von anlagenspezifischen Parame- tern abhängt, die derzeit noch nicht bekannt sind (disponibler Ausschlussbereich). Für die Entwurfserstellung des sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie werden die aktuellen Trink- und Grundwasserschutzgebiete gemäß den Mitteilungen der Fachbehör- den aus dem Beteiligungsverfahren nach § 4 Abs. 1 BauGB nachrichtlich übernommen und entsprechend dargestellt (vgl. Arbeitskarte 6).

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Abb. 13: Übersichtsplan – Arbeitskarte AK 6 - mit Darstellung der räumlich reduzierenden Auswirkung der was- serwirtschaftlichen Schutzbereiche innerhalb der Potenzialflächen (SO-Gebiete) – ohne Maßstab, genordet

4.3.5 Siedlungsabstand zu Nachbargemeinden in Bayern (10 H – Regelung gem. Be- schluss der bayerischen Staatsregierung zur „Länderöffnungsklausel“ nach § 249 BauGB vom Nov. 2014 sowie des Regionalplans der Region Main-Rhön vom Aug. 2014) In der bisherigen Vorgehensweise der Potenzialflächenermittlung der Gemeinde Sinntal wurden folgende Siedlungsschutzabstände vorgesehen:

Prüffaktoren / Prüfkrite- Einstufung Gemeinde Einstufung Einstufung TRPS rien Sinntal 2013 (harte und LEP Hessen – WEA- Energie Entwurf 2016; weiche Ausschlusskrite- Nutzung 2013; Abstandspuffer rien) Abstandspuffer Siedlung (bebaute Gebiete) Siedlungsflächen (Wohn- Ausschluss Grundfläche = 1.000 m Mindestab- 1.000 m Mindestab- und Mischgebiete) ein- hartes Kriterium, zuzüglich stand stand, davon harte schließlich der angrenzen- 1.000 m (vorsorglicher Immis- Tabuzone 600 m den Nachbargemeinden sionsschutz) = weiches Krite- bzw. Nachbarsiedlungen rium Splittersiedlungen / Einzel- Ausschluss Grundfläche = 600 m Abstandspuffer häuser / -gehöfte im Au- hartes Kriterium, zuzüglich ßenbereich, einschließlich 500 m (vorsorglicher Immissi- der angrenzenden Nach- onsschutz) = weiches Kriteri- bargemeinden bzw. Nach- um barsiedlungen Gewerbliche Bauflächen am Ausschluss Grundfläche = 600 m Abstandspuffer Siedlungsrand und außer- hartes Kriterium, zuzüglich (zu VRG Industrie u. halb des Siedlungskörpers 300 m (vorsorglicher Immissi- Gewerbe onsschutz) = weiches Kriteri- um Sondergebietsnutzung Ausschluss Grundfläche = (Campingplätze) hartes Kriterium, zuzüglich 1.000 m (vorsorglicher Immis- sionsschutz) = weiches Krite- rium

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Im Zuge des Beteiligungsverfahrens nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB haben die Fachbehörden des Main-Kinzig-Kreises und des RP Darmstadt zu den Belangen des Immissionsschutzes Stellung bezogen. Das RP Darmstadt hat mit Stellungnahme vom 11.03.2015 aus Sicht des Immissionsschutzes keine Bedenken gegen die geplante Ausweisung von Flächen für Wind- energieanlagen geäußert. Dies bezog sich auf einen Mindest-Siedlungsabstand von 1.000 m, in dem keine Windenergieanlagen errichtet werden sollen. Dieser Siedlungsabstand ent- spricht u.a. den derzeitigen Zielvorgaben des Landesentwicklungsplanes Hessen zur Wind- energiesteuerung.

Die vorgesehenen Siedlungsschutzabstände werden hinsichtlich der Immissionen Schall / Schatten / Infraschall vorrangig von eingegangenen Stellungnahmen der Öffentlichkeit, aber auch insbesondere von den bayerischen Nachbargemeinden als nicht ausreichend erachtet.

Es werden größere Abstände gefordert, die sich an die bayerische Vorgehensweise der „10 x H – Regelung“ (Abstand = 10 x Gesamthöhe der WEA) anlehnen. Diesen Forderungen nach größeren Immissionsschutzabständen, analog zur bayerischen Vorgehensweise („10 x H – Regelung“), kann die Gemeinde Sinntal aus formalrechtlichen Gründen innerhalb der eigenen (hessischen) Flächennutzungsplanung, d.h., bei Festlegung der Abstände zwischen WEA und Siedlungsbereichen ihres Planungsbereichs, nicht folgen. Dagegen sprechen die hessischen Planungsvorgaben des Landesentwicklungsplanes und der Regionalplanung (Anpassungspflicht der kommunalen Planungen an die Zielbestimmun- gen der übergeordneten Planungsvorgaben aus Regional- und Landesplanung).

Jedoch sieht sich die Gemeinde Sinntal veranlasst, im Grenzbereich zwischen Hessen und Bayern auch die landes- und regionalplanerischen Vorgaben des bayerischen Nachbarn (10 H – Regelung gem. Beschluss der bayerischen Staatsregierung zur „Länderöffnungsklausel“ nach § 249 BauGB vom Nov. 2014 sowie des Regionalplans der Region Main-Rhön vom Aug. 2014) in ihre Abwägung einzubeziehen und kann nach ihrer Auffassung die von bayeri- schen Nachbargemeinden unter Berufung auf die dortige 10 H – Regelung und den dortigen Regionalplan geforderten höheren Abstände zu bayerischen Nachbargemeinden nicht ein- fach unberücksichtigt lassen. Gegenüber diesen bayerischen Nachbargemeinden im „Grenzbereich“ zu Sinntal sieht sich die Gemeinde Sinntal zur Rücksichtnahme veranlasst. Bezüglich dieser Rücksichtnahme auf planungsrelevante Nachbarschaftsbelange, fanden konkrete interkommunale Gespräche mit entsprechenden Vereinbarungen im Rahmen des interkommunalen Abstimmungsgebotes nach § 2 Abs. 2 BauGB zwischen der Gemeinde Sinntal, der Stadt Bad Brückenau und den Gemeinden Markt Obersinn und Zeitlofs statt.

Kommunaler Exkurs zum Rücksichtnahmegebot: Nach Auffassung der Gemeinde Sinntal sollte sich auch der Regionalplangeber Südhes- sen veranlasst sehen, bei seiner Planung entsprechend vorzugehen und im Rahmen des nachbarschaftlichen Rücksichtnahmegebots bei der Darstellung der Vorranggebiete Windenergie die bayerische Abstandsregelung aus Hessen heraus berücksichtigen. Das ROG normiert, dass die Raumordnungspläne benachbarter Planungsräume aufei- nander abzustimmen sind (§ 7 Abs. 3 ROG). Die Abstimmungspflicht ist sowohl formeller als auch materieller Art. Die formelle Abstimmungsverpflichtung richtet sich nach § 10 ROG („Beteiligung bei der Aufstellung von Raumordnungsplänen„), weil die benachbarte

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Planungsregion auch eine in ihren Belangen berührte öffentliche Stelle nach § 10 Abs. 1 S. 1 ROG sein kann. Die materielle Abstimmungsverpflichtung erfolgt im Rahmen der Abwägung nach § 7 Abs. 2 ROG, wo die sich widerstreitenden, gegenläufigen Interessen in Ausgleich gebracht werden sollen. Hier besteht jedenfalls als Minimum die Verpflichtung, sich sachgerecht mit den vorgetragenen Bedenken und Einwänden des Trägers der benachbarten Planungs- region auseinander zu setzen. Wenn schon kein Einvernehmen mit dem Träger herge- stellt werden muss, muss die Abwägung zumindest sachgerecht und unter Beachtung des Rücksichtsnahmegebots erfolgen. Ein bloßer Verweis darauf, dass die hessischen Lan- desgesetze eingehalten wurden, ist auf keinen Fall ausreichend, um eine „sachgerechte“ Abwägung nachweisen zu können. § 7 Abs. 3 ROG spricht sogar von einer „Abstimmung“ und nicht von einer „Abwägung“ wie § 7 Abs. 2 ROG. Man mag dazu die Auffassung vertreten, dass § 7 Abs. 3 nur „im Lichte des Abwägungsgebotes nach Abs. 2 erweiternd auszulegen“ sei (Runkel in Spannowsky/Runkel/Goppel, Raumordnungsgesetz, 1. Auflage 2010, § 7 ROG, Rdnr. 46). Dann aber sind sämtliche raumordnerischen Belange von einigem Gewicht des be- nachbarten Planungsraums in der Abwägung angemessen zu berücksichtigen. Der von bayerischer Seite aufgrund der dortigen gesetzlichen Abstandsregelung vorgebrachte Be- lang ist nach Auffassung der Gemeinde Sinntal von so hohem Belang, dass er nur schwer abwägend überwunden werden kann. Verzichtet ein Planungsträger willentlich oder versehentlich auf eine interregionale Ab- stimmung nach § 7 Abs. 3 ROG (wie das hier anscheinend seitens der Regionalversamm- lung Südhessen geschehen ist), besteht die Möglichkeit eines Normenkontrollverfahrens. Dabei wäre sogar die Antragsbefugnis der Träger der benachbarten Planungsräume in Bayern zu bejahen.

Aufgrund der bayerischen Abstandsregelungen und der im Rahmen interkommunaler Ab- stimmung mit bayrischen Nachbargemeinden getroffenen Absprachen erstreckt die Gemein- de Sinntal in ihrer Flächennutzungsplanung die von den bayerischen Siedlungskörpern aus- gehenden Immissionsschutzabstände von 2.000 m auf das Gebiet der Gemeinde Sinntal und empfiehlt dem südhessischen Regionalplangeber, in dessen Grenzregionen zu Bayern ent- sprechend zu verfahren. Diese Freihaltebereiche von bayerischen Gemeinden nach Hessen stellen „weiche“ Tabuzo- nen im Steuerungskonzept der Gemeinde Sinntal dar.

Die Berücksichtigung der bayerischen Siedlungsabstände von 2.000 m (dies entspricht in etwa dem derzeitigen Stand der Technik nach der „10 H-Regelung“) bezieht sich auf die Siedlungsbereiche: Speicherz, Volkers, Staatsbad Brückenau, Wernarz, Eckartz, Rupboden, Trübenbrunn, Zeitlofs, Roßbach (vgl. Arbeitskarte 7).

Erläuterung/Hintergrund zur „10 x H – Regelung“: Die bayerische Abstandsregelung, welche auch als „10 x H – Regelung“ bezeichnet wird, basiert auf dem „Gesetz zur Einführung einer Länderöffnungsklausel zur Vorgabe von Mindestabständen zwischen Windenergieanlagen und zulässigen Nutzungen“, welches vom Bundestag am 15.07.2014 beschlossen wurde. Das Gesetz trat am 01.08.2014 in Kraft. Danach besteht gem. § 249 Abs. 3 BauGB die Möglichkeit, dass die Länder bis zum

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31.12.2015 per Landesgesetz bestimmen können, dass § 35 Abs. 1 Nr. 5 auf Vorhaben, die der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Windenergie dienen, nur Anwendung findet, wenn sie einen bestimmten Abstand zu den im Landesgesetz bezeichneten zuläs- sigen baulichen Nutzungen einhalten. Die Einzelheiten, insbesondere zur Abstandsfestle- gung und zu den Auswirkungen der festgelegten Abstände auf Ausweisungen in gelten- den Flächennutzungsplänen und Raumordnungsplänen, sind in den Landesgesetzen zu regeln. Die Länder können in den Landesgesetzen auch Abweichungen von den festge- legten Abständen zulassen.

Der Bayerische Landtag hat auf seiner Sitzung am 12.11.2014 das „Gesetz zur Ände- rung der Bayerischen Bauordnung (BayBO) und des Gesetzes über die behördliche Or- ganisation des Bauwesens, des Wohnungswesens und der Wasserwirtschaft (OrgBau- WasG)“ beschlossen. Damit wurde die sog. 10H-Regelung zum Mindestabstand von Windkraftanlagen zu Wohngebieten Gesetz.

Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat am 9. Mai 2016 entschieden, dass die soge- nannte 10-H-Regelung für Windkraftanlagen im Wesentlichen mit der Bayerischen Ver- fassung vereinbar ist.

Vorhaben, die der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Windenergie dienen, zählen zu den Vorhaben, die nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB im Außenbereich privile- giert zulässig sind. In diesem Zusammenhang wurde durch Bundesgesetz vom 15. Juli 2014 § 249 Abs. 3 in das Baugesetzbuch eingefügt. Diese Vorschrift ermächtigt die Länder, durch Landesgesetze zu bestimmen, dass die Privilegierung im Außenbe- reich nur gilt, wenn die Windkraftanlage einen bestimmten Abstand zu Gebäuden ein- hält. Der bayerische Landesgesetzgeber hat von der Länderöffnungsklausel durch Gesetz vom 17. November 2014 (GVBl 2014, 478) Gebrauch gemacht. Er hat in der Bayerischen Bauordnung (BayBO) geregelt, dass Windkraftanlagen im Außenbereich nur privilegiert sind, wenn sie einen Mindestabstand vom 10-fachen ihrer Höhe zu Wohngebäuden einhalten.

Die dem Landesgesetzgeber durch die Öffnungsklausel in § 249 Abs. 3 BauGB einge- räumte Gesetzgebungsbefugnis zur Bestimmung eines Mindestabstands ist nicht un- begrenzt. Die bundesrechtliche Grundentscheidung für eine Privilegierung von Wind- energieanlagen im Außenbereich darf durch eine landesrechtliche Abstandsregelung weder rechtlich noch faktisch ausgehebelt werden. Die durch den bayerischen Lan- desgesetzgeber normierte Festlegung des Mindestabstands zu allgemein zulässigen Wohngebäuden auf die 10-fache Anlagenhöhe überschreitet den bundesrechtlich er- öffneten Gestaltungsrahmen nicht; zwar wird der räumliche Anwendungsbereich für den Privilegierungstatbestand erheblich eingeschränkt, nicht aber beseitigt. Grund- rechte der Bayerischen Verfassung werden hierdurch ebenfalls nicht verletzt.

Die verbleibenden Bundesländer, darunter auch Hessen, haben keinen Gebrauch von der Nutzung der Länderöffnungsklausel gemacht.

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4.3.6 Besondere Belange des Immissionsschutzes („Ruhe Forst Rhön“, „Kureinrich- tungen Bad Brückenau“ und „Siedlungsschutz Sparhöfe“) Die Gemeinde Markt Zeitlofs hat einen Bebauungsplan „SO-Gebiet Friedwald“ (Ruhe Forst Rhön) aufgestellt und beschlossen. Der Bebauungsplan ist rechtswirksam. Der Bebauungs- plan „SO-Gebiet Friedwald“ hat Auswirkungen auf die Potenzialflächenplanung Windenergie der Gemeinde Sinntal, da er räumlich im direkten Grenzbereich liegt (unmittelbar angren- zend zur Potenzialfläche 4). Für den bauplanungsrechtlich festgesetzten „Ruhe Forst Rhön“ wurde ein Schutzabstand von 1.000 m auf bayerischer Seite vorgesehen und eingehalten. Dieser Schutzbereich wird von der Gemeinde Sinntal auch auf hessischer Seite übernom- men und im Sinne der interkommunalen Abstimmung berücksichtigt und eingehalten (vgl. Arbeitskarte 7).

Nach der Sechsten Verordnung zur Änderung des Regionalplans der Region Main-Rhön vom 04.08.2014, welche am 12.08.2014 in Kraft getreten ist, werden die fünf Kurorte Bad Bocklet, Bad Brückenau, Bad Kissingen, Bad Königshofen i. Grabfeld und Bad Neustadt a.d. Saale („Bäderland Bayerische Rhön“) mit einem gesonderten Immissionsschutz berücksich- tigt. Hintergrund ist der spezielle Charakter bzw. der Standortfaktor, der durch diese Bäder- einrichtungen in der Region gegeben wird. Daher ist durch das Ziel A IV im Regionalplan bestimmt, dass der Region Sonderfunktionen in den Bereichen Gesundheit, Wellness, Kur und Tourismus zukommen, die zu sichern und zu stärken sind. Um den besonderen Anforde- rungen dieser Sonderfunktionen gerecht zu werden, ist ein Abstand von 2.000 m von Wind- energieanlagen zu den Kureinrichtungen vorzusehen. Dieser Schutzbereich wird von der Gemeinde Sinntal auch auf hessischer Seite übernom- men und im Sinne der interkommunalen Abstimmung berücksichtigt und eingehalten (vgl. Arbeitskarte 7). Die Schutzbereiche sind deckungsgleich mit den bayerischen immissions- schutzrechtlichen Vorgaben nach der „10 H – Regelung“.

Die Gemeinde Kalbach hat im Zuge des Aufstellungsverfahrens zum Teil- Flächennutzungsplan Windenergie (Stand: Vorentwurf 24.11.2014) gegenüber der Gemein- de Sinntal einen erweiterten Siedlungsschutz für Bereich der „Sparhöfe“ gefordert. Zu dieser im Außenbereich gelegenen, grenznahen Nutzung hat die Gemeinde Sinntal einen Immissionsschutzabstand von 500 m vorgesehen. Diese Abstandsvorsehung basiert auf der ständigen Rechtsprechung für solche Bereiche, die aufgrund ihrer privilegierten Lage im Au- ßenbereich zwar einen Schutz vor akustischen und optischen Einwirkungen durch Wind- energieanlagen zugestanden bekommen, dieser jedoch im Regelfall an Misch- und Dorfge- biete (i.S. d. BauNVO) angelehnt ist und einen Abstand von mindestens 500 m vorsieht. Da der FNP der Gemeinde Kalbach keine Nutzungsfestlegung für die „Sparhöfe“ darstellt, geht die Gemeinde Sinntal weiterhin von einer Regeleinstufung als Mischgebiet aus und behält den ursprünglichen Siedlungsschutzabstand von 500 m bei.

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Abb. 14: Übersichtsplan – Arbeitskarte AK 7 - mit Darstellung der räumlich reduzierenden Auswirkung der im- missionsschutzrechtlichen Schutzabstände innerhalb der Potenzialflächen (SO-Gebiete) – ohne Maßstab, genor- det

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4.3.7 Flächenbilanz Potenzialflächen Windenergienutzung

Arbeits- Inhalt / Belang Größe der Potenzialflächen karte (AK) AK 1 Bestand der Potenzialflächen Windenergie, Vorent- 2.451 ha = 21,9 % der Gesamtfläche von wurf 24.11.2014 Sinntal (11.180 ha) AK 2 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 1.786 ha = 15,9 % verbleibende Potenzial- Berücksichtigung der FFH-Gebiete flächen (Flächenreduzierung durch 665 ha FFH-Gebiet = Potenzialflächen von 2.451 ha auf 1.786 ha) AK 3 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 2.291 ha = 20,5 % verbleibende Potenzial- Berücksichtigung der Landschaftsschutzgebiete flächen (Flächenreduzierung durch 160 ha (LSG) LSG-Gebiet = Potenzialflächen von 2.451 ha auf 2.291 ha) AK 4 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 1.588 ha = 14,2 % verbleibende Potenzial- Berücksichtigung der Vorranggebiete für Natur und flächen (Flächenreduzierung durch 863 ha Landschaft VRG für Natur und Landschaft (RPS VRG Natur u. Landschaft = Potenzialflächen 2010) von 2.451 ha auf 1.588 ha) AK 5 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 2.238 ha = 20,0 % verbleibende Potenzial- Berücksichtigung der Vogelschutzgebiete VSG- flächen (Flächenreduzierung durch 213 ha Gebiete VSG inkl. Abstand = Potenzialflächen von (+ 2.000 m Abstand wg. windkraftrelevanter Arten 2.451 ha auf 2.238 ha) Rotmilan und Schwarzstorch) AK 6 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 2.430,5 ha = 21,7 % verbleibende Potenzial- Berücksichtigung des Grundwasserschutzes und flächen (Flächenreduzierung durch 20,5 ha der Wasserversorgung WSGII (1 ha) + Abstand (19,5 ha) = Potenzi- (WSG II + 150 m Abstand) alflächen von 2.451 ha auf 2.430,5 ha, wobei die 19,5 ha Abstandsfläche lediglich als „weiches“ Kriterium gewertet werden) AK 7 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 1.776 ha = 15,9 % verbleibende Potenzial- Berücksichtigung Siedlungsabstand Nachbarge- flächen (Flächenreduzierung durch 675 ha meinden in Bayern Immissionsschutz = Potenzialflächen von („10 H – Regelung“ = 2.000 m Abstand) 2.451 ha auf 1.776 ha) AK 8 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter VRG Forst (2.044 ha) wird primär nicht aus- Berücksichtigung der Vorranggebiete Forst VRG geschlossen (unterliegt möglichweise eines Forst (RPS 2010) Zielabweichungsverfahrens u. damit der Entscheidung der Planungsgemeinschaft) AK 9 Bestand der Potenzialflächen Windenergie unter 753 ha = 6,7 % der Gesamtfläche von Sinn- Berücksichtigung aller Belange aus der Abwägung tal (11.180 ha) (AK 2 bis AK 7) , die zu einer Reduktion der Flä- chen führen AK 9a Bereinigter Bestand der Potenzialflächen Wind- 731 ha = 6,5 % der Gesamtfläche der Ge- energie durch Wegfall von Kleinst- bzw. Splitter- meinde Sinntal flächen (Verschnittflächen), die nicht in einem räumlichen Zusammenhang mit konzentrations- fähigen Potenzialflächen liegen.

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Abb. 15: Räumliche Übersichtskarte – Arbeitskarte 9a (AK 9a) - der artenschutzfachlichen Untersuchungsberei- che (rot gekennzeichnete Potenzialflächen) – ohne Maßstab, genordet

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4.3.8 Artenschutzfachliche Untersuchung zu den Potenzialflächen Windener- gienutzung Auf der Grundlage des Abwägungsprozesses (vgl. o.g. Ziff. 4.3.1 – 4.3.7) und der sich dar- aus ermittelten Kulisse der Potenzialflächen Windenergie (vgl. vorhergehende Abb. 15), wurde die Planungsgruppe Natur & Umwelt – PGNU für die artenschutzrechtliche Untersu- chung beauftragt. Die zu untersuchenden Potenzialflächen innerhalb der Gemeinde Sinntal umfassten 731 ha. Der Bereich der bestehenden Windparkfläche „Buchonia“ wurde aus der kommunalen arten- schutzrechtlichen Untersuchungskulisse ausgespart, da die artenschutzrechtlichen Belange für diesen Bereich bereits im Zuge des Genehmigungsverfahrens ausreichend untersucht, berücksichtigt und abgewogen wurden. Mit Datum vom 31.03.2017 liegt der Gemeinde Sinntal die abschließende Fassung des Gut- achtens „Artenschutzrechtliche Bewertung von Potenzialflächen im Zuge des Teilflächennut- zungsplanes Windenergienutzung in Sinntal“ der PGNU vor (Projekt-Nr. G16-02).

Das Gutachten ist Bestandteil des kommunalen Steuerungskonzeptes der Gemeinde Sinntal und liegt dem Entwurf des sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie als Anlage bei. Die Details sind dem Gutachten selbst zu entnehmen.

Unter Ziff. 6 des Gutachtens werden die einzelnen Potenzialflächen hinsichtlich ihres spezifi- schen Konfliktpotenziales bewertet. Ein Überblick der Bewertungen erfolgt unter Ziff. 6.2:

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Kartografisch dargestellt zeigt sich folgendes Bild der Konfliktpotenziale in den Potenzialflä- chen Windenergie:

Abb. 18: Ausschnitt Karte 4 „Gesamt-Konfliktpotenzial“ der artenschutzrechtlichen Bewertung der PGNU vom 31.03.2017 (ohne Maßstab, genordet)

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4.4 Kommunale Potenzialflächenkulisse im Kontext zum Entwurf des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen 2016 und Aus- wirkungen der artenschutzrechtlichen Untersuchung vom 31.03.2017 auf die Steuerungskonzeption des sachlichen Teilflächennutzungsplanes Windenergie der Gemeinde Sinntal 4.4.1 Räumliche Potenzialflächendarstellungen Nach der Planzeichnung des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplan- entwurfs Südhessen 2016 wurden im Bereich der Gemeinde Sinntal insgesamt 10 Vorrang- gebiete für die Windenergienutzung dargestellt (vgl. nachfolgende Abb. und Ziff. 2.1.2.3).

Abb. 19: Auszug Entwurf des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen 2016 mit Darstellung der einzelnen Vorrangflächen zur Windenergienutzung

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Im Einzelnen handelt es sich um folgende Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie mit Ausschlusswirkung:

VRG Größe Windgeschwindigkeit Bemerkungen (TÜV-Süd) 2-48 143,5 ha 5,75 – 6,75 m/s 2-48 und 2-48a stehen im räumlichen Zu- 2-48a 12,2 ha 5,75 – 6,00 m/s sammenhang = 1 Fläche 2-50 36,3 ha 5,75 – 6,50 m/s 2-50 und 2-50a stehen im räumlichen Zu- 2-50a 11,4 ha 5,75 - 6,25 m/s sammenhang = 1 Fläche 2-52 21,5 ha 5,75 – 6,00 m/s 2-53 20,7 ha 5,75 – 6,50 m/s 2-55 119,3 ha 5,75 – 6,25 m/s VRG liegt in WSG III 2-56 53,4 ha 5,75 – 6,25 m/s Gutsbezirk Spessart (angrenzend an die Gemeinde Sinntal Gemarkung Jossa) 2-63 12,7 ha 5,75 – 6,25 m/s 2-65f 53,4 ha 5,75 – 6,25 m/s VRG ist grenzübergreifend zw. Schlüchtern und Sinntal plaziert 2-315 119,5 ha 5,75 – 6,75 m/s VRG ist grenzübergreifend zw. Schlüchtern und Sinntal plaziert und bereits mit einen Windpark bestanden (WP „Buchonia“)

Gesamt 603,9 ha Gesamtsumme der VRG beinhaltet auch die grenzübergreifenden Bereiche zu Schlüchtern sowie die Fläche im Gutsbe- zirk Spessart

In der nachfolgenden Abbildung sind zum einen die potenziellen Konzentrationszonen der sachlichen Teilflächennutzungsplanung Vorentwurf Nov. 2014 der Gemeinde Sinntal darge- stellt (blaue Abgrenzung) und zum anderen die bereinigten Potenzialflächen nach Durchfüh- rung des Abwägungsprozesses der Gemeinde Sinntal aus dem Beteiligungsverfahren nach §§ 3, 4 Abs. 1 BauGB (rote Abgrenzung mit Schrägschraffur - vgl. Ziff. 2.1 der dieser Stel- lungnahme). Zusätzlich wurden die geplanten Vorranggebiete Windenergienutzung des Ent- wurfs des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplan Südhessen 2016 (türkisblaue Flächeneinfärbung) dargestellt.

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Abb. 20: Potenzialflächenkulisse Windenergie der Gemeinde Sinntal im Kontext zum Entwurf des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen 2016 mit Darstellung der einzelnen Vorrangflä- chen zur Windenergienutzung

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Nach Durchführung der artenschutzrechtlichen Untersuchungen zu den von der Gemeinde Sinntal ermittelten Potenzialflächen Windenergie (vgl. vorhergehende Abb. der „bereinigten Restflächen“ – Gesamtfläche 731 ha), hat die Planungsgruppe Natur & Umwelt (PGNU) die nachfolgende Ergebniskarte der artenschutzfachlichen Konfliktsituation in „Ampelfarben“ dargestellt und zusätzlich die Vorranggebiete für Windenergienutzung des Entwurfs des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplan Südhessen 2016 (blaue Flä- chenschraffur) eingespiegelt.

Abb. 21: Auszug der Karte 4a „Gesamtkonfliktpotenzial mit Vorranggebiete Teilregionalplan EE“ der Artenschutz- fachlichen Untersuchung im Rahmen der Aufstellung des Teilflächennutzungsplanes zur Steuerung der Wind- energienutzung in Sinntal (PGNU 03.2017; ohne Maßstab, genordet)

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4.4.2 Interpretation der Ergebnisse aus den artenschutzrechtlichen Untersuchungen in Bezug auf die Potenzialflächendarstellungen

4.4.2.1 Belange des Artenschutzes Die Ergebnisse der artenschutzrechtlichen Untersuchungen durch die PGNU haben gezeigt, dass große Teile der von der Gemeinde Sinntal abgeleiteten Potenzialflächen zur Windener- gienutzung, und große Bereiche der vom Regionalplangeber vorgesehenen Vorrangflächen zur Windenergienutzung mit hohen Konfliktpotenzialen belegt sind.

Die abweichenden Ergebnisse der PGNU Untersuchungen mit Stand März 2017 gegenüber den Flächendarstellungen des Regionalplangebers sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Konzeption des Regionalplangebers keine eigenen artenschutzfachlichen Erhebun- gen vor Ort in der Untersuchungstiefe wie die Gemeinde Sinntal durchführen kann und die vorhandenen aktuellen Daten und Erhebungen zu windkraftrelevanten Vogelarten und der Fledermäuse berücksichtigen konnten. Diese artenschutzfachlichen Ergebnisse sind jedoch im Sinne einer planungsrechtlichen Umsetzung (Gewährleistungspflicht der Vollzugsfähigkeit von Vorrangflächen zur Windener- gienutzung mit Ausschlusswirkung) zwingend zu berücksichtigen.

Von den im Rahmen der kommunalen Standortkonzeption der Gemeinde Sinntal durch die PGNU geprüften Potenzialflächen (rd. 730 ha) sind rd. 2/3 der Potenzialflächenkulisse (66 %) mit hohem artenschutzfachlichen Konfliktpotenzial belegt und sind nach Beurteilung der Gutachter für eine Windkraftnutzung ausgeschlossen, so dass die Gemeinde Sinntal diese Bereiche nicht für eine weitere Positivausweisung für die Windenergienutzung vorsieht. In- nerhalb dieser Bereiche ist für eine spätere Projektierungsplanung zur Windenergienutzung (Vollzug und planungsrechtliche Umsetzung der Fläche) davon auszugehen, dass arten- schutzrechtliche Verbotstatbestände nach § 44 BNatSchG greifen und der Windenergienut- zung entgegenstehen. Die Bereitstellung dieser konfliktreichen Bereiche für die Windener- gienutzung käme einer verkappten Verhinderungsplanung gleich. Dies widerspräche den gesetzlichen Vorgaben.

Die Flächen mit geringem artenschutzfachlichem Konfliktpotenzial nehmen lediglich 4 % der kommunalen Flächenkulisse (27,9 ha) ein. Die Verteilung erfolgt mit 12,3 ha auf die Potenzi- alfläche 5 und mit 14,6 ha auf die Potenzialfläche 11a. Zwischen den beiden Flächen besteht absolut kein räumlicher Zusammenhang, so dass sie Potenzialflächenbewertung einzeln zu betrachten sind. Die Flächenbereiche mit geringem Konfliktpotenzial sind für eine weitere Konzentrationsplanung zurückzustellen, da sie die angestrebte Größe von rd. 30 ha für die Errichtung von mindestens drei Windenergieanlagen heutiger Technik nicht erreichen. Im Kontext zur Entwurf 2016 des Regionalplangebers ist festzuhalten, dass die Potenzialfläche 11a (östlich des bestehenden Windparks Buchonia) nicht in der Kulisse des Regionalplange- bers vorhanden ist und die Potenzialfläche 5 einen völlig anderen Flächenzuschnitt in Form der Vorrangfläche 2-63 zeigt. Die Hintergründe für den regionalplanerischen Zuschnitt gehen nicht aus dem Entwurf 2016 des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien hervor und bleiben somit inhaltlich für die Gemeinde Sinntal nicht nachvollziehbar.

Die Flächen mit mittlerem artenschutzfachlichem Konfliktpotenzial nehmen die verbleibenden 17 % der kommunalen Potenzialflächenkulisse ein. Dies entspricht 122 ha, welche sich mit

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9,2 ha (Fläche 3d) und 9,4 ha (Fläche 4a), sowie 51,9 ha (Fläche 5) und 44,3 ha (Fläche 6) verteilen. Weitere geringe Flächenanteile befinden sich im Bereich der Fläche 3b (1,4 ha) und der Fläche 11a (5,4 ha). Diese (geringen) Flächenanteile stehen in keinem räumlichen Zusammenhang und werden aufgrund der Kleinflächigkeit nicht in die weitere Konzentrati- onsplanung eingestellt. Ein räumlicher Zusammenhang besteht aber bei den Flächen 3d und 4a. Zusammenge- nommen würden die beiden Einzelflächenanteile mittleren Konfliktpotenzials eine Größe von 18,6 ha erreichen. Damit würden Sie jedoch immer noch unter der angestrebten Größe für die kommunale Konzentrationsflächenplanung von 30 ha bleiben. Somit sind auch diese Flächenanteile für eine weitere Konzentrationsflächenplanung unbeachtlich.

Von den Bereichen mit mittlerem artenschutzfachlichem Konfliktpotenzial verbleiben nunmehr die Flächenanteile der Potenzialflächen 5 (51,9 ha) und 6 (44,3 ha) für eine weitere kommunale Konzentrationsplanung. Die beiden Potenzialflächen stehen in keinem räumlichen Zusammenhang.

Der Entwurf 2016 des Regionalplangebers sieht in den Bereichen der kommunalen Potenzi- alflächen ebenfalls Vorranggebiete zur Windenergienutzung (Flächen 2-63 und 2-55) vor, jedoch mit anderen Flächenabgrenzungen und –größen (vgl. nachfolgende Übersichten).

Kommunale Potenzialflächen der Gemeinde Geplante Vorranggebiete (VRG) des Entwurfs Sinntal im Rahmen der Aufstellung des sach- 2016 des sachlichen Teilplans Erneuerbare lichen Teilflächennutzungsplanes Windener- Energien des Regionalplans Südhessen gie Potenzialfläche 5 (Flächenanteil mit geringem VRG 2-63 , Flächengröße: 12,7 ha und mittlerem artenschutzfachlichen Konfliktpo- tenzial) – 64,2 ha Größenanteil

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Kommunale Potenzialflächen der Gemeinde Geplante Vorranggebiete (VRG) des Entwurfs Sinntal im Rahmen der Aufstellung des sach- 2016 des sachlichen Teilplans Erneuerbare lichen Teilflächennutzungsplanes Windener- Energien des Regionalplans Südhessen gie Potenzialfläche 6 (Flächenanteil mit geringem VRG 2-55 , Flächengröße: 119,3 ha und mittlerem artenschutzfachlichen Konfliktpo- tenzial) – 45,3 ha Größenanteil

4.4.2.2 Sonstige Belange, die mit der Windenergienutzung innerhalb der Poten- zialflächen 5 und 6 konkurrieren Nach der Ermittlung der artenschutzrechtlichen Belange und deren Berücksichtigung im kommunalen Steuerungsprozess der Windenergienutzung, können noch keine Aussagen zur abschließenden Vollzugsfähigkeit der Konzentrationsflächen 5 und 6 getroffen werden. Es sind noch weitere Belange innerhalb dieser Flächen zu berücksichtigen, durch die eine Windenergienutzung beeinträchtigt oder in Teilbereichen sogar ausgeschlossen sein könnte. Die konkurrierenden Belange werden nachfolgend gegenüber gestellt ( Einzelflächenbe- trachtung = dritte Prüfstufe der kommunalen Steuerungskonzeption der Gemeinde Sinntal ):

Konkurrierende Belange im Bereich der Konzent- Konkurrierende Belange im Bereich der Konzentra- rationsfläche 5 tionsfläche 6

Konzentrationsfläche 5 nach Artenschutz (tlw. 2-63 Konzentrationsfläche 6 nach Artenschutz (tlw. 2-55 gem. VRG TPEE 2016) gem. VRG TPEE 2016) Größe nach Konfliktpotenzial Artenschutz: mittel (51,9 Größe nach Konfliktpotential Artenschutz: mittel (44,3 ha), gering (12,3 ha) = 64,2 ha ha), gering (1 ha) = 45,3 ha

Nadel- und Mischwald Nadel- und Mischwald Es dominieren jüngere Nadelwaldbestände, die ver- Größere zusammenhängende Laubwälder im nordöst- breitet mit Windwurfflächen und Aufforstungen durch- lichen Teil („Eichwald“). Eingestreut sind auf der Ge- setzt sind. Ältere und mittelalte Laubwälder sind im samtfläche mehrere größere Windwurfflächen. Im zentralen Bereich zu finden. Westteil dominieren Nadelbaumbestände, die überwie- gend jüngeren Alters sind.

Nördlicher Flächenanteil liegt in der WSG-Zone III (WSG-ID 435-110), hier sind Standortoptimierungen notwendig, um den Schutz des Grundwassers zu ge- währleisten (hydrogeologische Untersuchungen)

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Konkurrierende Belange im Bereich der Konzent- Konkurrierende Belange im Bereich der Konzentra- rationsfläche 5 tionsfläche 6

Konzentrationsfläche 5 nach Artenschutz (tlw. 2-63 Konzentrationsfläche 6 nach Artenschutz (tlw. 2-55 gem. VRG TPEE 2016) gem. VRG TPEE 2016) Größe nach Konfliktpotenzial Artenschutz: mittel (51,9 Größe nach Konfliktpotential Artenschutz: mittel (44,3 ha), gering (12,3 ha) = 64,2 ha ha), gering (1 ha) = 45,3 ha

Nördlich angrenzendes Vorranggebiet Natur- und Landschaft

Naturpark Spessart Naturpark Spessart

Denkmalschutz: Denkmalschutz: Die Fläche befindet sich im erweiterten Umfeld (rd. Landschaftsprägendes Denkmal Schloss Zeitlofs auf 3.000 m) der regionalbedeutsamen denkmalgeschütz- bayerischer Seite. ten Anlage „Burg Schwarzenfels“. Ein Konfliktpotential Ein Konfliktpotential gegenüber denkmalpflegerischen gegenüber denkmalpflegerischen Belangen ist nicht Belangen ist nicht auszuschließen und daher abschlie- auszuschließen und daher abschließend zu prüfen. ßend zu prüfen.

Topographie: Topographie: Die Neigungen von Seiten der L 3371 bis zur Planflä- Vom Auenbereich der Sinn (Erschließung) aus steil che (Erschließung) sind sehr heterogen reichen im ansteigendes Gelände. Überwiegend Neigungsstufen Schnitt von 5 ° bis 20 ° (9% bis 36 %). Eine Erschlie- von 15 bis 30 ° (36 bis 58 %). ßung von Osten würde in einem Bereich von über- wiegend 10 bis 30 ° (18 bis 58 %) liegen.

Boden: Boden: Ausgedehnte Feuchtbereiche im nördlichen Bereich Gem. BodenViewer Hessen befinden sich großflächige (Baugrund). „Standorte mit potenziell starkem Stauwassereinfluss“ auf der Fläche (Standsicherheitsprüfung ist durchzu- Gem. BodenViewer Hessen befinden sich im nördli- führen). chen Bereich der Fläche großflächige „Standorte mit potenziell starkem Stauwassereinfluss“ (Standsicher- heitsprüfung ist durchzuführen).

Landschaftsbild / Erholung: Landschaftsbild / Erholung: Sandsteinspessart: Sandsteinspessart: Die Eigenart des Raumes ist durch großflächige weit- Die Eigenart des Raumes ist durch großflächige weit- gehend naturnahe Wälder und große, offene Täler gehend naturnahe Wälder und große, offene Täler der der naturnah ausgebildeten Hauptbäche (Flörsbach, naturnah ausgebildeten Hauptbäche (Flörsbach, Jossa Jossa und Sinn) geprägt. und Sinn) geprägt. Großer Reichtum an landschaftsbildprägenden Struk- Großer Reichtum an landschaftsbildprägenden Struktu- turen wie Hecken, Feldgehölzen und Einzelbäumen. ren wie Hecken, Feldgehölzen und Einzelbäumen. Tief Tief eingeschnittene Seitentäler, in dem Auengrün- eingeschnittene Seitentäler (hier: Tal der Sinn), in dem land finden sich abschnittsweise Überreste von Wäs- Auengrünland finden sich abschnittsweise Überreste serwiesen, einer historischen Landnutzungsform. Im von Wässerwiesen, einer historischen Landnutzungs- Frühjahr „Schachblumenblüte“, die stark gefährdete form. Im Frühjahr „Schachblumenblüte“, die stark ge- Lilienart, verdankt ihre Verbreitung im Spessart der fährdete Lilienart, verdankt ihre Verbreitung im Spess- ehemals typ. Landnutzungsform „Wässerwiese“. Beim art der ehemals typ. Landnutzungsform „Wässerwiese“. Sandsteinspessart handelt es sich um einen weitge- Beim Sandsteinspessart handelt es sich um einen hend vorbelastungsfreien, naturnahen Raum. Hohe weitgehend vorbelastungsfreien, naturnahen Raum. Wertigkeit Landschaftserleben und naturbezogene Hohe Wertigkeit Landschaftserleben und naturbezoge- Erholung. ne Erholung.

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Tel.: 0 64 21 – 87 02 07 / Fax: 87 02 08 Tel.: 06421 – 1 6 81 34 / Fax: 16 81 35 Entwurf, 12.2017 Begründung zum Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB, Gemeinde Sinntal, Main-Kinzig-Kreis 96

Konkurrierende Belange im Bereich der Konzent- Konkurrierende Belange im Bereich der Konzentra- rationsfläche 5 tionsfläche 6

Konzentrationsfläche 5 nach Artenschutz (tlw. 2-63 Konzentrationsfläche 6 nach Artenschutz (tlw. 2-55 gem. VRG TPEE 2016) gem. VRG TPEE 2016) Größe nach Konfliktpotenzial Artenschutz: mittel (51,9 Größe nach Konfliktpotential Artenschutz: mittel (44,3 ha), gering (12,3 ha) = 64,2 ha ha), gering (1 ha) = 45,3 ha

Schutzgebiete: Schutzgebiete: Westlich befindet sich in unmittelbarer Nähe das NSG Nördlich und westlich befinden sich in unmittelbarer „Weinberg von Neuengronau“. Umgebung folgende Schutzgebiete, die die Konzentra- Die Fläche ist umgeben („eingerahmt“) vom LSG tionsfläche umgeben: „Grund- und Bergwiesen im Einzugsbereich von Jo- • NSG „Sinnwiesen von Altengronau“ ssa und Sinn“. • LSG „Grund- und Bergwiesen im Einzugsbe- Nordwestlich schließt sich unmittelbar das FFH- reich von Jossa und Sinn“ Gebiet 5723-308 „Wald zwischen Breunings und • FFH-Gebiet 5723-350 „Biberlebensraum Hes- Mottgers“ an. sischer Spessart „Jossa und Sinn“ Westlich befindet sich das VSG 5722-401 „Spessart bei Bad Orb“. Auf bayerischer Seite ist auch das FFH-Gebiet „Ei- Im nördlichen Bereich der Fläche und angrenzend ist nertsberg, Schondraberg und angrenzende Wälder“ zu die Fläche von zahlreichen Feuchtbiotopen (Biotope berücksichtigen. u.a. nach § 30 BNatSchG) durchzogen. Weiterhin ist Hochsensible Vernetzung aus diversen Schutzgebieten eine Quelle in diesem Bereich gefasst worden. (u.a. FFH-Vorprüfung erforderlich) mit einem hohen bis Hochsensible Vernetzung aus diversen Schutzgebie- sehr hohen Konfliktpotenzial gegenüber einer Erschlie- ten (u.a. FFH-Vorprüfung erforderlich) mit einem ßung der Planfläche und der Errichtung von WEA. hohen bis sehr hohen Konfliktpotenzial gegenüber einer Erschließung der Konzentrationsfläche und der eigentlichen Errichtung von WEA.

Eine Erschließung müsste über die L 3371 erfolgen.. Eine Erschließung wäre nur über die Landesstraße Im nördlichen Bereich würde diese durch sensible 2304 möglich, damit verbunden wäre die Querung natur- und artenschutzfachlich hochwertige Bereiche durch das NSG „Sinnwiesen von Altengronau“, das führen (ggf. geschützte Biotope und LSG; FFH- LSG „Grund- und Bergwiesen im Einzugsbereich von Gebiet). Jossa und Sinn“ sowie das FFH-Gebiet 5723-350 „Bi- berlebensraum Hessischer Spessart „Jossa und Sinn“. Eine Erschließung von Osten über die L 2304 würde über die Bahnlinie und über einen steileren Anstieg Weiterhin müssten ggf. geschützte Biotope im Bereich auf die Planfläche erfolgen müssen. des Sinntales bei der Erschließung gequert werden.

Artenschutz auf der verbleibenden Fläche: Artenschutz auf der verbleibenden Fläche: Im Planbereich sind 2 (und angrenzend noch 1) Paa- Im Planbereich sind 3 Paare balzender Waldschnep- re balzender Waldschnepfen nachgewiesen worden. fen nachgewiesen worden. Die Balzreviere bedeuten Die Balzreviere bedeuten artenschutzfachlich ein artenschutzfachlich ein erhöhtes Konfliktpotenzial. erhöhtes Konfliktpotenzial. Wobei die Waldschnepfe Wobei die Waldschnepfe weniger kollisionsgefährdet weniger kollisionsgefährdet ist sondern eher ein ist sondern eher ein Meideverhalten von rund 300 m Meideverhalten von rund 300 m um WEA aufweist. um WEA aufweist. (DORKA et al. 2014). Anlage- und (DORKA et al. 2014). Anlage- und betriebsbedingte betriebsbedingte Störungen u.a. in Form von Turbulen- Störungen durch WEA u.a. in Form von Turbulenzen, zen, Lärm, Zerschneidung führen zu diesen Meideffek- Lärm, Zerschneidung führen zu diesen Meideffekten. ten. Diese permanenten Störungen lösen nach § 44 Diese permanenten Störungen lösen nach § 44 abs. 1 abs. 1 BNatSchG einen artenschutzrechtlichen Ver- BNatSchG einen artenschutzrechtlichen Verbotstat- botstatbestand aus, wenn der Erhaltungszustand der bestand aus, wenn der Erhaltungszustand der lokalen lokalen Population verschlechtert werden könnte. Hier Population verschlechtert werden könnte. Hier sind sind entsprechende vorauslaufende CEF-Maßnahmen entsprechende vorauslaufende CEF-Maßnahmen notwendig. Per se ist eine Störung schwer ausgleich- notwendig. Per se ist eine Störung schwer ausgleich- bar. bar.

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Konkurrierende Belange im Bereich der Konzent- Konkurrierende Belange im Bereich der Konzentra- rationsfläche 5 tionsfläche 6

Konzentrationsfläche 5 nach Artenschutz (tlw. 2-63 Konzentrationsfläche 6 nach Artenschutz (tlw. 2-55 gem. VRG TPEE 2016) gem. VRG TPEE 2016) Größe nach Konfliktpotenzial Artenschutz: mittel (51,9 Größe nach Konfliktpotential Artenschutz: mittel (44,3 ha), gering (12,3 ha) = 64,2 ha ha), gering (1 ha) = 45,3 ha

Artenschutz auf der verbleibenden Fläche: Artenschutz auf der verbleibenden Fläche: Maßnahmen wären die Schaffung neuer Habitate, die Maßnahmen wären die Schaffung neuer Habitate, die Aufwertung vorhandener Habitate insbesondere auch Aufwertung vorhandener Habitate insbesondere auch im Hinblick auf einen nahrungsökologischen und im Hinblick auf einen nahrungsökologischen und le- lebensraumaufwertenden Ansatz. Da der naturschutz- bensraumaufwertenden Ansatz. Da der naturschutz- fachliche Anspruch an Ersatzhabitate sehr hoch ist fachliche Anspruch an Ersatzhabitate sehr hoch ist (hoher Flächenbedarf, ausgedehnte feuchte und der (hoher Flächenbedarf, ausgedehnte feuchte und der Vogelart zukommenden Waldstrukturen bzw. Waldle- Vogelart zukommenden Waldstrukturen bzw. Waldle- bensräume, die eine Vielzahl an Faktoren bieten bensräume, die eine Vielzahl an Faktoren bieten müs- müssen) sind die Reviere zwar in der Theorie aus- sen) sind die Reviere zwar in der Theorie ausgleichbar gleichbar aber in der Praxis schwer umzusetzen. aber in der Praxis schwer umzusetzen. Die gesamte Fläche liegt im 5km-Radius um bekann- te Wochenstuben der Mopsfledermaus . Im Norden Die zahlreichen anderen im Planungsraum belegten der Fläche befindet sich zudem das Revier eines artenschutzrechtlich relevanten Arten (z. B. Wildkatze, Bibers . Hier ist aufgrund möglicher Störungen eben- Luchs ) sind nach derzeitigem Kenntnisstand nur in falls ein erhöhtes Konfliktpotenzial anzunehmen. ihrem Streifgebiet betroffen. Hier wird das Konfliktpo- Die Fläche liegt genau zwischen einen besetzten und tenzial mit „mittel“ bewertet. einem seit mehreren Jahren nicht besetzten

Schwarzstorchhorst . Prägend sind die hohen Dichten des Waldlaubsängers

sowie Vorkommen planungsrelevanter Spechtarten . Zugvogelkorridor.

Neben der Mopsfledermaus sind zahlreiche weitere Wertgebende und aus artenschutzrechtlicher Sicht Arten , darunter auch hochfliegende, kollisionsempfind- bedeutsame Artvorkommen konzentrieren sich auf die liche in der Fläche belegt. Bereiche mit älteren Baumbeständen. Diese liegen im

östlichen Randbereich der Fläche ( Schwarzspecht, Hohltaube ) und im Norden ( Schwarz- und Grün- specht, Kolkrabe, Waldlaubsänger ). Zusätzlich treten in Jahren mit besserer Nahrungssituation auch wertgebende Kleineulen in und im Umfeld der Fläche auf: so meldet Fr. Dill (Neuengronau) mehrere Revie- re von Raufuß- und Sperlingskauz im östlichen Bereich der Fläche bzw. in unmittelbarer Umgebung. In 2016 konnte wahrscheinlich aufgrund des generel- len Mangels an Mäusen im Wald kein einziges Revier festgestellt werden.

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4.4.2.3 Grundlagen zur Flächengröße von Konzentrationsflächen und techni- sche Mindestabstände Die Auskleidung der gesetzgeberischen Planungsmöglichkeit zur Steuerung nach den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB liegt in der Bündelung einzelner Windener- gieanlagen zu Windparks innerhalb sog. Konzentrationszonen. Nach Urteil des BVerwG (vgl. BVerwG, Urt. V. 30.06.2004 – 4 C 9/03), setzt ein Windpark die Existenz von mindestens drei Windenergieanlagen voraus. Nimmt man Rotordurchmesser heute üblicher Windenergieanlagen von ca. 100 m bis 120 m an und geht von einer gleichschenkligen Dreieckskonstellation zur Hauptwindrichtung aus, so ergibt sich mathematisch ein Flächenbedarf von ca. 25 ha für drei Windenergieanlagen. Dieser mathematische Wert wird durch die aktuellen Vorgaben des Landesentwicklungspla- nes Hessen 2000 –Vorgaben zur Nutzung der Windenergie – (2. Änderung 2013 und Ent- wurf zur 3. Änderung 2016) bestätigt. In den dortigen Kriterien zur Ermittlung der Vorrangge- biete wird von einer Mindestgröße von 30 ha ausgegangen. Diese Vorgabe würde einer Flä- chenannahme von 10 ha pro WEA entsprechen. Ergänzend zu dieser Vorgabe wird davon ausgegangen, dass sich der Flächenbedarf bei zunehmender Leistung der Windenergiean- lagen tendenziell erhöht und damit der Flächenbedarf deutlich höher zu bemessen ist. Zu- dem wird der Flächenbedarf noch maßgeblich von technischen Bedingungen bestimmt. Dies sind u.a.: - die Gesamthöhe der WEA, - die topografischen Verhältnissen und der Potenzialflächenzuschnitt, - der Bewuchs und die sog. Rauhigkeit des Geländes, - Bodenbeschaffenheit und Gründigkeit (zur Sicherung der Standfestigkeit baulicher Anlagen).

‹ Die Gemeinde Sinntal strebt eine Mindestflächengröße von 30 ha pro von Konzentra- tionsflächen für die Windenergienutzung an. Diese Mindestflächengröße ist nach der Steuerungskonzeption kein starres und hartes Ausschlusskriterium, sondern spiegelt den rechnerisch ermittelten Flächenbedarf für eine Konzentrationszonenplanung mit mindestens drei Windenergieanlagen wieder. Die Mindestflächengröße von 30 ha entspricht den Steuerungsvorgaben zur Windenergienutzung der Landesentwick- lungsplanung.

Juristische und planungstechnische Erläuterungen zur Mindestflächengröße: Die Vorsehung einer Mindestflächengröße basiert auch auf der Beachtung der ständigen Rechtsprechung zur Vollzugsfähigkeit von Konzentrationsflächen. Danach muss bei einer planungsrechtlichen Absicherung der ermittelten Konzentrationszone durch einen sachlichen Teilflächennutzungsplan sichergestellt sein, dass sich sämtliche Bauteile der Windenergiean- lage (also auch die auf den Boden projizierten Rotorblätter) innerhalb der Konzentrationszo- ne bzw. der Sondergebietsfläche Windenergie befinden müssen (vgl. Entscheidung des VG Hannover vom 30.08.2012 (12 A 1642/11; Bezogen auf BVerwG Urteil vom 21.10.2011 – 4 C 3/04)). Zudem ist zu prüfen, ob im Sinne des „räumlichen Zusammenhangs“ einzelne Split- terflächen zu einer Potenzialfläche zusammengelegt werden können und damit eine optimale räumliche Ausnutzung erfolgen kann. Grundsätzlich ist also auch eine Zusammenfassung von mehreren kleinen Potenzialflächen zu einer großen Zone möglich, setzt aber voraus, dass sich die kleinen Einzelflächen in di-

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rekter räumlicher Nähe zueinander befinden. Die Rechtsprechung hat hier den Begriff der „mehrkernigen Konzentrationszonen“ geprägt.

Zu beachten ist hierbei, dass einzeln stehende Windenergieanlagen heutiger Generation – je nach tatsächlicher Flächennutzung - einen erhöhten Platz- und Abstandsbedarf benötigen und damit bereits einzelne Splitterflächen unter Umständen nicht die erforderliche Größe aufweisen. Es muss für die „Positivflächen“ absehbar sein, dass die in einer Potenzialfläche / Konzentrationszone verbleibenden Restriktionen die Nutzung des Gebietes nicht grundsätz- lich großflächig in Frage stellen oder z.B. im Rahmen einer angepassten Parkplanung oder betrieblichen Auflagen zu bewältigen sind (Vollzugsfähigkeit).

Bei einer Flächenbelegung mit Windenergieanlagen ist im Sinne der Standsicherheit von Windenergieanlagen zu berücksichtigen, dass zwischen den Anlagen in Hauptwindrichtung mindestens das Fünffache und quer zur Hauptwindrichtung das Dreifache des Rotordurch- messers betragen sollte. Werden die Abstände der Anlagen untereinander zu gering dimen- sioniert, so können erhöhte Turbulenzen und negative Auswirkungen auf den Energieertrag die Folge sein bzw. die Standsicherheit gefährden. Dieser Sachverhalt hat somit unmittelba- re Auswirkungen auf den Flächenzuschnitt einer Konzentrationszone und folglich auch auf die Flächengröße.

In Abhängigkeit der Topografie und des natürlichen Bewuchses, also der Oberflächenbe- schaffenheit bzw. der sog. „Rauhigkeit“, kann es zu unterschiedlich starken Windturbulenzen in den bodennahen Luftschichten kommen. Diese Turbulenzen nehmen mit zunehmender Höhe ab. Sie verlieren sich, sobald die strömungsgünstigere „Ekman-Luftschicht“ in etwa 100 m Höhe erreicht wird. Die „Ekman-Luftschicht“ reicht von etwa 100 m Höhe bis zu 1.000 m und zeichnet sich durch eine laminare Luftströmung und einen relativ konstanten Luftan- strom aus, ist frei von bodengebundenen Turbulenzen und bietet daher gute Voraussetzun- gen für die Windenergienutzung.

Befinden sich potenzielle Flächen zur Windenergienutzung unter Wald, so führt dies im Ver- gleich zum Offenland z.T. zu erheblichen Veränderungen hinsichtlich der Windlinien und damit der Windgeschwindigkeiten (vgl. „Leitfaden – Rahmenbedingungen für Windenergie- anlagen auf Waldflächen in NRW“, MKULNV 2012). • Bei WEA im Wald ist der Aspekt „Turbulenzen“ besonders zu beachten. Der in Wind- richtung vorgelagerte Baumbestand ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Turbulenzintensität ansteigt. Besonders hohe Turbulenzgrade lassen sich in „Tot- wasserzonen“ von Waldlücken hinter hohen Beständen und im Leegebiet von Berg- kegeln beobachten. Dies hat Auswirkungen auf die WEA selbst, aber auch auf den zu erwarteten Ertrag. Aufgrund der höheren Turbulenz sind die Ertragsschwankungen, aber auch die Belastungen, die auf die Anlage wirken, größer. • Bei Wiederaufforstungen nimmt die Windausbeute ab, je älter und höher der Wald wird (es sei denn, die Nabenhöhe ist von vornherein höher als 100 m). • Da Laubwald im belaubten Sommerzustand einen doppelt so hohen Rauhigkeitsfak- tor wie Laubwald im unbelaubten Winterzustand aufweist, ist die Windausbeute im Laubwald im Sommer niedriger. Der Rauhigkeitsunterschied von Laubwald zu Na- delwald ist noch nicht abschließend erforscht.

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Aus technischer Sicht bedeutet dies für Waldstandorte, dass die Nabenhöhe gegenüber den Offenlandstandorten steigen muss, um die gleiche Ertragsleistung zu erreichen. Grundsätz- lich werden Nabenhöhen von mehr als 120 m für Waldstandorte empfohlen [Stand der Tech- nik sind derzeit Anlagen mit rd. 150 – 170 m Nabenhöhe]. Um den Wipfelturbulenzen ausrei- chend zu begegnen und damit die Standsicherheit zu erhöhen, werden aus technischer Sicht weiterhin für Waldstandorte größere Abstände der Anlagen untereinander empfohlen. Dies kann in der Folge dazu führen, dass die angestrebte Flächengröße für eine konzentrier- te Nutzung der Windenergie mit mindestens drei WEA in Waldstandorten auf Werte über 30 ha steigt. Um innerhalb der Konzentrationszone in der Realität auch mindestens drei WEA stellen zu können, muss nämlich sichergestellt bleiben, dass sich sämtliche Anlagenteile (auch die vom Rotor überstrichene Fläche) innerhalb der Fläche befinden.

Diese rein technische Betrachtung des Flächenbedarfs zur Konzentrationsflächenplanung schließt noch keine sonstigen Belange ein, durch die es möglicherweise zu weiteren räumli- chen Vergrößerungen der Potenzialfläche kommen kann. Derartige Belange werden – soweit sie im Zuge der Planaufstellung von der Gemeinde Sinntal erkennbar sind – im Rahmen der Einzelflächenbetrachtung berücksichtigt. Ob eine abschließende Prüfung auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung fachlich möglich ist, hängt von der „Art“ der beeinträchtigen- den Belange ab. Baugrunduntersuchungen zur Standsicherheit kann eine Kommune z.B. nicht leisten, da diese Untersuchungen standortbezogen für einzelne WEA im Rahmen des Genehmigungs- verfahrens erfolgen müssen.

4.4.2.4 Belange der Denkmalpflege i.V.m. Belangen der Erholung und des Frem- denverkehrs innerhalb der Steuerungskonzeption der Gemeinde Sinntal Entgegen den Betrachtungen des Regionalplangebers zum Denkmalschutz (vgl. Sachlicher Teilplan Erneuerbare Energien Entwurf 2016, Ziff. 3.1.3.4.1 i.V.m. Ziff. 3.1.3.4.3) hat sich die Gemeinde Sinntal der Grundsatzbestimmung des RPS 2010 zu regionalbedeutsamen denkmalgeschützten Anlagen aus Sicht der örtlichen Gegebenheiten angenommen. In der Gemeinde Sinntal ist die „Burg Schwarzenfels“ als regionalbedeutsame denkmalge- schützte Anlage aufgelistet (vgl. Tab. 5 zu Ziff. 12, RPS 2010). Der Schutz bezieht sich nach RPS 2010 allseits um die Anlage, was vermutlich wegen der markanten Erscheinung der Burg, verbunden mit der exponierten Lage auf etwa 425 m ü.NN zu erklären ist.

Mit dem regionalplanerisch vorgesehenen Schutz von 2 km um regionalbedeutsame Denk- mäler erfolgte lediglich eine Identifizierung vermeintlich relevanter Sichtbeziehungen über sog. Hauptansichten (Postkartenansichten). Diese Vorgehensweise ist für die Gemeinde Sinntal nicht nachvollziehbar, da keine Angaben zu den Örtlichkeiten der „Hauptansichten“ gegeben wurden. Vielmehr stehen die Belange der Denkmalpflege für die Gemeinde Sinntal aufgrund der Be- deutung für den Fremdenverkehr und die Erholung im Wirkbereich der Burg Schwarzenfels ganz oben auf der Wertigkeitsliste und werden innerhalb der Steuerungskonzeption zur Windenergienutzung besonderes gewichtet. Die Gemeinde hat bereits mehrmals gegenüber dem Regionalplangeber darauf hingewiesen, dass die Dominanz und damit die raumwirksame Prägung einer landschaftsprägenden Ge-

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samtanlage im Einzelfall von unterschiedlichen, das Landschaftsbild prägenden Faktoren abhängig ist, die je nach Landschaftstyp unterschiedlich ausfallen und demnach nicht pau- schaliert werden können. Über den 1.000 m Abstand hinausgehende Restriktionsbereiche, die bis 1.500 m, 2.500 m, 5.000 m oder 10.000 m reichen, unterliegen Einzelfallprüfungen und sind konkret mit dem Regionalplangeber und den denkmalpflegerischen Fachbehörden abzustimmen (vgl. Standortuntersuchung Windenergie 2013, Ziff. 3.2.1, Seite 31 und Ziff. 5.8.1, Seite 56/57). Die vom Regionalplangeber aus Sicht der Raumordnung durchgeführte „Erheblichkeitsstu- die“ zur Ermittlung der Beeinträchtigung von denkmalpflegerischen Belangen durch Wind- energieanlagen (vgl. Entwurf 2016 des Sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien) ist aus Sicht der Gemeinde Sinntal nicht vollständig und somit defizitär. Die Darstellung von Auswir- kungen auf diverse örtliche Sichtachsen bleibt aus und wurde nicht dargestellt bzw. disku- tiert.

Für die Gemeinde Sinntal haben die mit der Windenergienutzung konkurrierenden Belange der Erholung und des Landschaftsschutzes eine gewichtige Bedeutung, da insbesondere der gesamte südliche Bereich der Gemeinde einen Schwerpunkt für die „stille Erholung“ darstellt und entsprechend touristisch erschlossen ist (vgl. oben). Besondere Merkmale der „stillen Erholung“ finden sich in der größtenteils unzerschnittenen Landschaft und dem natürlichen Wechsel von Auen-, Feld- und Waldlandschaften, „gespickt“ mit touristischen „Hot Spots“ wie z.B. der ehemaligen Wasserburg und der Huttenburg in Altengronau oder der Burg Schwarzenfels in Schwarzenfels. Derartige Erlebnislandschaften leben von der Vermeidung störender Sichtkontakte zu raumbedeutsamen baulichen Anlagen (wie z.B. Windkraftanlagen).

Bei der Beurteilung/Gewichtung der Belange der Denkmalpflege ist sich die Gemeinde Sinn- tal bewusst darüber, dass eine grundsätzliche Unvereinbarkeit von Windenergieanlagen im „Umfeld“ von Kulturdenkmälern nicht angenommen werden kann, da dies der gesetzlichen Privilegierung der Windenergienutzung (§ 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB) widerspräche. Nach Denkmalschutzgesetz ist nämlich auch das öffentliche Interesse bei Maßnahmen zum Klima- und Ressourcenschutz angemessen zu berücksichtigen (vgl. hierzu BVerwG Urt. vom 21.04.2009 – 4 C 3/08, wonach andere Gründe des Gemeinwohls den Denkmalschutz über- wiegen können). Nach einem Urteil des VG Halle vom 26.05.2009 (2 A 21/08) muss es möglich sein, dass sich Veränderungen in der Umgebung von Kulturdenkmälern und überhaupt landschaftliche Änderungen i.Z.m. der Nutzung Erneuerbarer Energien ergeben. Ein Konservieren des Sta- tus Quo scheidet in der Regel aus. In Anbetracht der bereits erwähnten gesetzlichen Privilegierung der Windenergienutzung ist davon auszugehen, dass sich in windhöffigen Gebieten der Belang der Nutzung der Wind- energie gegenüber den Anforderungen des Denkmalschutzes eher durchsetzen kann als in windschwächeren Gebieten (vgl. VGH München, Urt. v. 18.07.2013 – 22 B 12.1741). Gleichwohl würden Eingriffe in des räumliche Erscheinungsbild, und damit in die der Anlage umgebenden Landschaftsbildeinheiten, zu einer veränderten Wahrnehmung des Gesamten- sembles wie z.B. der Burg Schwarzenfels führen und die touristische Bedeutung für Sinntal verzerren.

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4.4.3 Fazit für die kommunale Steuerungsplanung Windenergienutzung der Gemeinde Sinntal A) Ausgehend von der Standortuntersuchung Windenergie 2013 lässt sich feststellen, dass die kommunal ermittelten Potenzialflächen zur Windenergienutzung nach Durchführung und Auswertung der artenschutzrechtlichen Untersuchungen der PGNU vom März 2017, sich zunächst auf die beiden Konzentrationsflächen 5 und 6 fokussieren. Um artenschutz- rechtliche Verbotstatbestände nach § 44 BNatSchG auszuschließen, wurde sich dabei ledig- lich auf die Flächenanteile bezogen, die ein geringes bis mittleres artenschutzfachliches Kon- fliktpotenzial aufweisen. Selbst in diesen Flächenanteilen ist aus rein artenschutzfachlicher Sicht eine Errichtung von WEA sehr wahrscheinlich nur mit Naturschutzauflagen bzw. Ein- schränkungen (z. B. Bauzeitenregelungen, Abschaltzeiten) zu realisieren. Für die kommunale Planungskonzeption bedeutet dies im Umkehrschluss, dass Potenzialflä- chen bzw. -flächenanteile, die nach dem Ergebnis der artenschutzfachlichen Prüfung wegen zu erwartender Verstöße gegen die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände (§ 44 BNatSchG, unter Einbeziehung von Vermeidungsmaßnahmen inklusive vorgezogener Aus- gleichsmaßnahmen sowie des Risikomanagements) nicht zur Verfügung stehen, als „harte“ Tabuzonen einzustufen und für eine zukünftige Windenergienutzung auszuschließen sind.

Unter dieser Vorgehensweise verbleiben folgende Potenzialflächengrößen: - Fläche 5: 64,2 ha - Fläche 6: 45,3 ha

Diese Potenzialflächengrößen bieten aus technischer Sicht zunächst substanziellen Raum zur konzentrierten Nutzung der Windenergie, da sie über der angestrebten Mindestflächen- größe von 30 ha pro Fläche liegen.

Im Kontext zu den übergeordneten Planungsvorgaben des Entwurfs 2016 des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen ergibt sich jedoch eine signi- fikante Abweichung des Flächenzuschnittes. Die regionalplanerische Fläche 2-63 liegt zwar an der westlichen Flanke der kommunalen Fläche 5, umfasst aber lediglich 12,7 ha.

Die regionalplanerische Fläche 2-55 deckt sich fast mit der kommunal ermittelten Fläche 6, berücksichtigt aber nicht die Flächenreduzierung durch die interkommunale Abstimmung mit den Nachbargemeinden sowie die aktuellen artenschutzrechtlichen Ergebnisse der PGNU- Untersuchung vom März 2017. Allein unter Abzug der Flächenanteile mit hohem arten- schutzrechtlichem Konfliktpotenzial schrumpft die geplante Vorrangfläche 2-55 auf rd. 20 ha Größe. ‹ Mit diesen Potenzialflächengrößen wären die regionalplanerischen Flächen 2-63 und 2-55 nach dem kommunalen Steuerungsansatz der Gemeinde Sinntal nicht für eine konzentrierte Nutzung der Windenergie geeignet. In ihnen wäre kein ausreichender substanzieller Raum für die konzentrierte Windenergienutzung mit mindestens drei Anlagen pro Potenzialfläche zur Verfügung zu stellen.

Fachlich-inhaltlich zeigen die Potenzialflächen 5 und 6 zudem noch ein erhöhtes Maß an Belangen auf, die mit der Windenergienutzung konkurrieren (vgl. gegenüberstellende Tabelle

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oben). In der Summe der konkurrierenden Belange weisen die Flächen ein hohes bis sehr hohes Konfliktpotenzial gegenüber der Windenergienutzung auf. ‹ Die Gemeinde Sinntal kommt daher in Ihrer Abwägung zu der Entscheidung, die Po- tentialflächen 5 und 6 nicht für eine Windenergienutzung darzustellen. Die Begrün- dung hierfür liegt darin, dass die erforderlichen Abwägungssachverhalte für eine Voll- zugsfähigkeit der Potenzialflächen nicht abschließend auf Ebene der kommunalen Steuerungsplanung getroffen werden können. ‹ Ob alle Voraussetzungen zum Vollzug der Potenzialflächen aufgrund des hohen bis sehr hohen Konfliktpotenzials gegenüber der Windenergienutzung erfüllt werden können, kann abschließend für diverse konkurrierende Belange nur anlagen- und standortbezogen auf der Genehmigungsebene nach BImSchG geprüft werden. ‹ Damit folgt die Gemeinde Sinntal dem rechtlichen Grundsatz, nach dem sich inner- halb einer Konzentrationszone nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB die Nutzung der Windenergie immer gegen konkurrierende Nutzungen oder öffentliche Belange durchsetzen muss. Ansonsten ist die mit der Planung beabsichtigte Ausschlusswir- kung für das übrige Gemeindegebiet nicht gerechtfertigt.

B) Innerhalb des nördlichen Gemeindegebietes von Sinntal befindet sich eine Potenzial- fläche, die bereits mit einem Windpark bestanden ist. Die ursprünglich im Rahmen der Standortuntersuchung Windenergie 2013 kommunal ermittelte Fläche 9 hat eine Größe von 146,3 ha. Innerhalb dieser Potenzialfläche wurde am 04.09.2014 die Errichtung und der Be- trieb von neun Windenergieanlagen (Windpark Buchonia) auf den Gebieten der Kommunen von Schlüchtern (2 WEA) und Sinntal (7 WEA) genehmigt. Der Windpark wurde gebaut und ist in Betrieb. Die Fläche des bestehenden Windparks Buchonia ist im Entwurf 2016 des Teilplans Erneuerbare Energien des Regionalplans Südhessen als Vorranggebiet 2-315 ausgewiesen. Die regionalplanerische Fläche 2-315 umfasst eine Größe von 119,5 ha. Innerhalb der Gemeinde Sinntal nimmt die regionalplanerische Fläche 2-315 eine Größe von 102,6 ha ein.

Kommunale Potenzialflächen der Gemeinde Sinn- Geplante Vorranggebiete (VRG) des Entwurfs 2016 tal im Rahmen der Aufstellung des sachlichen des sachlichen Teilplans Erneuerbare Energien des Teilflächennutzungsplanes Windenergie Regionalplans Südhessen Potenzialfläche 9 (Flächenanteil ohne erneute ar- VRG 2-315 , Flächengröße: 119,5 ha (Flächenanteile tenschutzfachliche Untersuchung) – 102,6 ha Grö- von Schlüchtern und Sinntal) ßenanteil

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Die räumlich entsprechend der Flächenbeanspruchung durch die Windenergieanlagen des Windparks „Buchonia“ abgegrenzte Konzentrationsfläche wird im sachlichen Teilflächennut- zungsplan Windenergie der Gemeinde Sinntal als „Sondergebietsfläche zur Windenergienut- zung“ nach den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB dargestellt. Die Flächendarstellung liegt darin begründet, dass sie im Sinne der Nutzung des Planungs- vorbehaltes, und der damit verbundenen Planungsanforderungen, die einzig vertretbare Konzentrationsfläche („Positivfläche“) zur Windenergienutzung innerhalb des Gemeindege- bietes von Sinntal darstellt. Das restliche Gemeindegebiet wird aus den zuvor dargestellten Gründen für eine Windenergienutzung gesperrt werden.

Die Gemeinde Sinntal wird sich die zukünftige Änderung ihres sachlichen Teilflächennut- zungsplanes Windenergie vorbehalten, sollten sich die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Windenergiesteuerung ändern.

Erläuterungen zur Abgrenzung der „Sondergebietsfläche zur Windenergienutzung“: Die kommunale Konzentrationsfläche zur Windenergienutzung umfasst sämtliche Standorte der bestehenden Windenergieanlagen des Windparks „Buchonia“, nebst deren baulichen Anlagenteilen. Damit folgt die Gemeinde Sinntal der planungsrechtlichen Vorgabe, nach der zur Absicherung der ermittelten Konzentrationszone durch einen sachlichen Teilflächennut- zungsplan sichergestellt sein muss, dass sich sämtliche Bauteile der Windenergieanlage (also auch die auf den Boden projizierten Rotorblätter) innerhalb der Konzentrationszone bzw. der Sondergebietsfläche Windenergie befinden müssen (vgl. Entscheidung des VG Hannover vom 30.08.2012 (12 A 1642/11; Bezogen auf BVerwG Urteil vom 21.10.2011 – 4 C 3/04)). Anlagenteile, die über die Verwaltungsgrenze der Gemeinde Sinntal hinausragen, liegen in der Planungshoheit der Nachbarkommune (hier der Stadt Schlüchtern) und können nicht durch den sachlichen Teilflächennutzungsplan zur Windenergienutzung der Gemeinde Sinntal erfasst werden. Die konkrete Abgrenzung des Geltungsbereiches im planungsrechtlichen Zuständigkeitsbe- reich der Gemeinde Sinntal erfolgt derart, dass der genehmigte Bestand der Windenergiean- lagen des Windparks „Buchonia“ ohne räumliche Einschränkungen betrieben werden kann. Es wird keine planungsrechtliche Möglichkeit zum Bau weiterer Windenergieanlagen ge- schaffen, die zu einer Störung (z.B. Verschattungs-/Turbulenzprobleme) innerhalb des Windparkbestands führen könnten.

Der Geltungsbereich der Sondergebietsfläche zur Windenergienutzung „Nordöstlich Sterb- fritz, Bereich „Senseberg / Breite First“ befindet sich innerhalb der Potenzialfläche 9 aus der Standortuntersuchung Windenergie 2013 und hat eine Flächengröße von nunmehr 77 ha.

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5 Inhalt und Darstellungen der Planaufstellung „Sachlicher Teilflä- chennutzungsplan Windenergie“ 5.1 Räumliche Lage und Größe der Konzentrationsfläche zur Windenergienutzung Die räumliche Lage und Größe der am Bestand des „Windparks Buchonia“ modifizierten Konzentrationsfläche 9 „Nordöstlich Sterbfritz, Bereich „Senseberg / Breite First“ ergibt sich aus der nachfolgenden Abbildung:

Abb. 22: Räumliche Lage und gemäß dem Bestand an Windenergieanlagen angepasster Geltungsbereich der Sondergebietsfläche zur Windenergienutzung (ohne Maßstab, genordet)

Größen-/Flächenbilanz

Gemeindegebiet Sinntal Sondergebietsfläche zur Windenergienutzung 111,8 qkm = 11.180 ha = 100 % 77 ha = rd. 0,7 % der Gesamtfläche der Gemeinde Sinntal

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5.2 Allgemeine textliche Darstellung zu der Fläche für Windenergienutzung in der sachlichen Teilflächennutzungsplanung (Entwurf) Die (abgrenzungsmodifizierte) Fläche 9 „Nordöstlich Sterbfritz, Bereich Senseberg / Breite First“ wird als Sonstiges Sondergebiet gemäß § 11 BauNVO mit der Zweckbestimmung „Konzentrationsfläche für Anlagen zur Windenergienutzung“ dargestellt.

1. Der dargestellte Bereich der Fläche 9 (77 ha) wird als Sondergebietsfläche (SO- Fläche) mit der Zweckbestimmung „Konzentrationsfläche für Anlagen zur Windener- gienutzung“ gemäß § 11 BauNVO festgelegt. In dem dargestellten Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Konzentrationsfläche für Anlagen zur Windenergienutzung“ sind folgende Anlagen und Nutzungen zulässig: Windenergieanlagen einschließlich der zugehörigen Nebenanlagen wie Trafo- und Übergabestationen.

Grundsätzlich müssen die zulässigen baulichen Anlagen mit sämtlichen Anlagentei- len, also auch den von den Rotorblättern einer Windenergieanlage überstrichenen Bereichen, innerhalb der Sondergebietsfläche (Konzentrationszone) liegen, da die Außengrenze der Sondergebietsfläche den Bereich zwischen „Baurecht“ und „Aus- schlussbereich“ darstellt.

2. Mit den o.g. Standortzuweisungen ist eine Ausschlusswirkung für die Bereiche au- ßerhalb des Sonstigen Sondergebietes mit der Zweckbestimmung „Konzentrations- fläche für Anlagen zur Windenergienutzung“ verbunden. D.h., außerhalb des darge- stellten Sonstigen Sondergebietes „Nordöstlich Sterbfritz, Bereich Senseberg / Breite First“ (77 ha) mit der Zweckbestimmung „Konzentrationsfläche für Anlagen zur Wind- energienutzung“ sind im Geltungsbereich des Flächennutzungsplanes gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB keine weiteren Windenergieanlagen in der Gemeinde Sinntal zu- lässig. Das betrifft sowohl Windparks als auch Einzelanlagen.

Die Ausschlusswirkung der Flächennutzungsplanung greift auch für nicht raum- bedeutsame Anlagen, also auch für kleinere Windenergieanlagenprojekte. Sie resul- tiert grundsätzlich aus § 35 BauGB, welcher sich auf Bauvorhaben im Außenbereich bezieht. Die Ausschlusswirkung der Flächennutzungsplanung wirkt nur für den Au- ßenbereich, nicht jedoch für den (beplanten und unbeplanten) Innenbereich. Sie be- zieht sich demnach stets nur auf Windenergieanlagen, die nach § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB als „Einspeise-Windenergieanlagen“ einzustufen sind, nicht jedoch auf mitge- zogene privilegierte Eigenverbrauchs-Windenergieanlagen.

Detaillierte Festsetzungen zu Art und Maß der baulichen Nutzung sind einem nach- folgenden Bebauungsplan oder einem Genehmigungsverfahren nach Bundes- immissionsschutzgesetz (BImSchG) vorbehalten.

3. Die sonstigen Darstellungen des Flächennutzungsplanes (Gesamt-Flächen- nutzungsplan der Gemeinde Sinntal) bleiben von der vorliegenden Änderung der sachlichen Teilflächennutzungsplanung unberührt. Die ursprüngliche, forstwirtschaft- liche Nutzung wird lediglich durch das Sonstige Sondergebiet mit der Zweckbestim-

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mung „Konzentrationsfläche für Anlagen zur Windenergienutzung“ überlagert.

4. Die Gemeinde Sinntal behält sich die Änderung des sachlichen Teilflächennutzungs- planes Windenergie vor, sollten sich die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Wind- energiesteuerung ändern.

5.3 Allgemeine zeichnerische Darstellung zu der Fläche für Windenergienutzung in der sachlichen Teilflächennutzungsplanung Innerhalb der räumlichen Abgrenzung der geplanten „Sondergebietsfläche /Konzentrations- fläche für Anlagen zur Windenergienutzung“ stellen sich folgende Nutzungen gemäß kom- munalem Flächennutzungsplan (FNP) dar:

FNP - Bestand FNP - Planung

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Flächenangaben Bestand (FNP) Planung (Teil-FNP Windenergie) Fläche 9 (abgrenzungsmodifi- • Flächen für Wald (§ 5 Abs. Umwidmung der bisher dargestellten ziert) „ Nordöstlich Sterbfritz, 2 Nr. 9b BauGB) Flächen (Überlagerung der dargestell- Bereich Senseberg / Breite First“ • Flächen mit wasserrechtli- ten Ursprungsnutzung) in eine Son- chen Festsetzungen (§ 5 dergebietsfläche mit der Zweckbe- Größe: rd. 77 ha Abs. 2 Nr. 7 BauGB) stimmung „Konzentrationsfläche für Anlagen zur Windenergienutzung“ Gemarkung: Sterbfritz gemäß § 11 BauNVO

6 Berücksichtigung umweltschützender Belange Im Zuge der sachlichen Teilflächennutzungsplanung Windenergie wird ein Umweltbericht gem. § 2 Abs. 4 i.V.m. § 2a BauGB erarbeitet. Gemäß § 2a BauGB ist der Umweltbericht Teil der Begründung zur sachlichen Teilflächennutzungsplanung Windenergie und unterliegt da- mit den gleichen Verfahrensschritten wie die Begründung selbst (Verfahren nach § 3 und 4 BauGB). Die Ergebnisse des Umweltberichtes und die eingegangen Anregungen und Bedenken der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange sind in der abschließenden bauleitplaneri- schen Abwägung entsprechend zu berücksichtigen.

Der Umweltbericht und die Beiträge zum Artenschutz (Texte und Karten) liegen der Begrün- dung als Anlage bei; auf die dortigen Ausführungen wird hiermit entsprechend verwiesen.

7 Hinweise und nachrichtliche Übernahmen 7.1 Hinweise der Deutschen Flugsicherung (DFS) Windkraftanlagen, die eine Bauhöhe von 100 m über Grund überschreiten, bedürfen gemäß § 14 Luftverkehrsgesetz (LuftVG) der luftrechtlichen Zustimmung durch die Luftfahrtbehörde. Art und Umfang der Tag- und Nachtkennzeichnung wird im Rahmen des Genehmigungsver- fahrens von der Luftfahrtbehörde festgelegt.

7.2 Hinweise zur Netzeinspeisung (Osthessen Netz GmbH) Die Osthessen Netz GmbH weist in Ihrem Schreiben vom 05.02.2015 darauf hin, dass eine gesamtwirtschaftlich sinnvolle Aufnahme der zu erwartenden Einspeiseleistung von einer Reihe anlagenspezifischer Kennwerte der einzelnen (zukünftigen) Windenergieanlagen ab- hängig ist. Gegebenenfalls werden die Verlegung weiterer 20-kV-Kabel bis zum nächstgele- genen 110-/20-kV-Umspannwerk oder die Errichtung eines Einspeise-Umspannwerkes nahe der Einspeiseanlagen, welches an das Netz einer höheren Spannungsebene angeschlossen ist, erforderlich.

Grundsätzlich sind Netzbetreiber verpflichtet, den auf die geeignete Spannungsebene bezo- genen Verknüpfungspunkt zu ermitteln, der in der Lage ist, die eingespeiste Energie aufzu- nehmen; unabhängig von der Frage der Kosten für Netzanschluss (zu Lasten des Anlagen-

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betreibers) und Netzverstärkung (zu Lasten des Netzbetreibers). Diese Ermittlung kann erst nach Vorlage der konkreten Anlagenplanung erfolgen, da die Kosten von den Gegebenhei- ten zum Zeitpunkt der verbindlichen Anschlussprüfung abhängig sind.

Im Zuge der Flächeneignungsbewertung / kommunalen Flächennutzungsplanung kann einer notwendigen Anschlusspunktermittlung nach EEG nicht vorgegriffen werden. Etwaige Vor- prüfungen und dementsprechende Aussagen wären zu diesem Zeitpunkt nicht belastbar und damit nicht aussagekräftig.

7.3 Hinweise zur Sicherung von Versorgungsleitungen der PLEdoc GmbH für Open-Grid-Europe / Ruhrgas Die PLEdoc GmbH verweist in ihrer Stellungnahme vom 28.01.2015 (im Auftrag der Open- Grid-Europe / Ruhrgas) auf die Abstände von geplanten Windenergieanlagen zu Ferngaslei- tungen. Die Abstände müssen sowohl in Bezug auf eine mögliche mechanische Gefährdung als auch in Bezug auf elektrische Beeinflussungen eingehalten werden. Die Standorte von Windenergieanlagen sind aus technischer Sicht so zu wählen, dass zwi- schen dem Mast der Windenergieanlage und der nächstgelegenen Leitung ein lichter Ab- stand von mindestens 25 Meter eingehalten wird. Dieser Abstand ergibt sich aus den Para- metern: Nabenhöhe 100 m, Rotorblattdurchmesser 120 m und Nennweite der Leitung ≤ DN 900. Bei der Überschreitung dieser Angaben bedarf es einer gesonderten Prüfung durch den Sachverständigen der Open Grid Europe GmbH. Die für die Bestimmung des Mindestab- stands erforderlichen Daten sind der Open Grid Europe GmbH bzw. der PLEdoc GmbH be- reits in der Vorentwurfsphase zwecks frühzeitiger technischer Abstimmungen mitzuteilen.

7.4 Hinweise zur Zulässigkeit der Windenergienutzung in Wasserschutzgebieten Wasserschutzgebiete werden durch Rechtsverordnung gem. § 51 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) festgesetzt. Dabei werden insbesondere in den Schutzzonen I und II regelmäßig Verbote im Sinne des § 52 Abs. 1 WHG – z.B. zur Errichtung von baulichen Anlagen – aus- gesprochen. Die Windenergienutzung ist in den WSG Zonen II und III nicht generell unzulässig. Sie unter- liegt einer Einzelfallprüfung mit den zuständigen Fachbehörden und bedarf deren Zustim- mung bzw. einer Befreiung. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass eine Errichtung von WEA nur in Betracht kommt, wenn das Vorhaben mit den Schutzbestimmungen für die Schutzzone nach der jeweiligen Schutzgebietsverordnung in Einklang steht und der Schutz- zweck „Trinkwassergefährdung“ nicht gefährdet wird, oder überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit eine Befreiung erfordern (vgl. § 52 Abs. 1 Satz 2 WHG).

Die Wasserschutzgebietszone II muss den Schutz vor Verunreinigungen durch pathogene Mikroorganismen sowie vor sonstigen Beeinträchtigungen gewährleisten, die bei geringer Fließdauer und geringerer Fließstrecke zur Wassergewinnungsanlage gefährlich sind. Anla- genstandorte in der Wasserschutzzone II eines Wasserschutzgebietes unterliegen daher generell einer Einzelfallprüfung mit einem i.d.R. engen Spielraum für Befreiungen.

In der Wasserschutzzone III fällt das Gefährdungspotenzial aufgrund der weiteren Entfer- nung zur Wassergewinnungsanlage i.d.R. deutlich geringer aus. So muss insbesondere der Schutz vor weitreichenden Beeinträchtigungen, insbesondere vor nicht oder nur schwer ab-

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Tel.: 0 64 21 – 87 02 07 / Fax: 87 02 08 Tel.: 06421 – 1 6 81 34 / Fax: 16 81 35 Entwurf, 12.2017 Begründung zum Sachlichen Teilflächennutzungsplan Windenergie gem. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB, Gemeinde Sinntal, Main-Kinzig-Kreis 110

baubaren chemischen Verunreinigungen gewährleistet werden. Anlagenstandorte in Was- serschutzzonen III sind daher nach Einzelfallprüfungen grundsätzlich möglich, sofern die Rechtsverordnung überhaupt ein Verbot baulicher Anlagen enthält. Beim beabsichtigten Bau und Betrieb von Windenergieanlagen ist im Wesentlichen darauf zu achten, dass keine was- sergefährdeten Stoffe austreten können.

8 Rechtliche Grundlagen Gesetze und Verordnungen in den aktuellen Fassungen. - Baugesetzbuch (BauGB) - Baunutzungsverordnung (BauNVO) - Planzeichenverordnung (PlanzV) - Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) - Landesnaturschutzgesetz (HENatG) - Hess. Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) - Hess. Wassergesetz (HWG) - Wasserhaushaltsgesetz (WHG)

Planungsbüro Geisler Planungsbüro Thannberger-Wittenberg Tel.: 0 64 21 – 87 02 07 / Fax: 87 02 08 Tel.: 06421 – 1 6 81 34 / Fax: 16 81 35 Entwurf, 12.2017