04/2014 │ 21. Februar 2014 www.dlr.de/pw

BerlinBulletin Aktuelles aus Regierung und Parlament

TTIP: Abgeordnete für mehr Transparenz

Die Abgeordneten des Bundestages fühlen ser über den Stand der Verhandlungen zu sich im Hinblick auf die derzeitigen Verhand- informieren. lungen über ein Transatlantisches Freihan- delsabkommen (TTIP) unzureichend infor- Michael Lenkert (Die Linke) kritisierte, dass es miert. In einem öffentlichen Expertengespräch im Vorfeld der TTIP-Verhandlungen insgesamt am Mittwochmittag im Umweltausschuss kriti- 130 Gesprächsrunden gegeben habe, 119 sierten Abgeordnete aller Fraktionen die Ver- davon mit Industrievertretern und 11 mit der handlungen unter Ausschluss der Öffentlich- Zivilgesellschaft. Alle seien „geheim und in- keit als intransparent. Die EU-Mitgliedstaaten transparent“ vonstatten gegangen. Er forderte wie auch deren nationale Parlamente würden die Veröffentlichung von Dokumenten und bisher kaum in den Entscheidungsprozess Informationen nicht nur in Bezug auf TTIP, einbezogen. sondern auch hinsichtlich des geplanten Deutsch-Kanadischen Handelsabkommens (SPD) äußerte Zweifel, ob (CETA). die EU-Kommission mit ihrem Vorgehen wich- tige Verfassungsgrundsätze in Deutschland, Peter Meiwald (Bündnis 90/Die Grünen) kriti- etwa Beteiligungsrechte des Bundestages in sierte neben der mangelnden Transparenz Angelegenheiten der EU, ausreichend be- auch, dass mit dem Transatlantischen Frei- rücksichtige. Der Abbau von Handelshemm- handelsabkommen ein exklusiver Vertrag zwi- nissen, der als Ziel des TTIP genannt werde, schen der EU und den USA geschlossen wer- sei ein dehnbarer Begriff. Die Abgeordneten den solle, anstatt im Rahmen der Welthan- könnten das geplante Abkommen konkret nur delsorganisation (WTO) die Verankerung so- bewerten, wenn sie wüssten, „was Schwarz zialer und ökologischer Standards voranzu- auf Weiß verhandelt wird“. treiben.

Oliver Grundmann (CDU) warnte zwar davor, Knut Brünjes vom Bundesministerium für die Öffentlichkeit durch „bedrohliche Szenari- Wirtschaft und Energie betonte, dass die Ver- en“ und allzu emotional geführte Diskussionen handlungen zwischen der EU und den USA zu verunsichern. Es sei wichtig, vor allem die erst jetzt in eine konkrete Phase übergingen. Chancen des Freihandelsabkommens her- Er sicherte den Abgeordneten zu, dass die auszustellen. Doch forderte auch er die EU- nationalen Parlamente informiert und „intensiv Kommission auf, die EU-Mitgliedstaaten bes- beteiligt“ würden, sobald konkrete Dokumente

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und Entscheidungen vorlägen. Zur Sorge der Peter Fuchs vom Verein PowerShift warf der Parlamentarier, TTIP könnte zu Aufweichung EU-Kommission vor, Dokumente bewusst un- europäischer Standards im Umwelt- und Ver- ter Verschluss zu halten. Sie habe offenbar braucherschutz führen, und etwa die umstrit- kein Interesse daran, mit den Bürgern, den tene Gasfördermethode Fracking oder den Parlamenten und der Wissenschaft über die Import von Hormonfleisch nach Europa erlau- Details des geplanten Abkommens zu spre- ben, sagte Brunjes: Es werde auf „keinen Fall“ chen. Besonders kritisch wertete Fuchs die im dazu kommen, dass bestehende Regelungen TTIP vorgesehenen Schiedsgerichtsverfahren. in Deutschland oder Europa durch ein TTIP Sie zielten auf eine „materielle und prozedura- ausgehebelt werden. „In Deutschland und an- le Besserstellung von ausländischen Investo- deren EU-Mitgliedstaaten bestehende Regu- ren“ ab. Wenn das Abkommen wie geplant in lierungssysteme wie REACH werden durch Kraft trete, würden künftig anstelle von natio- TTIP nicht verändert werden“, stellte er klar. nalen Gerichten Investitionsschiedsgerichte Brunjes verwies zudem auf die Entscheidung über Regulierungen, administratives Handeln der EU-Kommission, zum besonders umstrit- und die Frage, ob Schutzstandards von Un- tenen Bereich des Investitionsschutzes, der im ternehmen eingehalten wurden oder nicht, TTIP verankert werden soll, eine dreimonatige entscheiden. Sollte die EU das Freihandels- öffentliche Konsultation zur Klärung offener abkommen unterzeichnen, bedeute dies eine Fragen zu beginnen. „gefährliche Blanko-Unterwerfung unter die Schiedsgerichtsbarkeit“, warnte Fuchs die Ab- Der Verfassungs- und Europarechtler Profes- geordneten. Die Schiedsgerichtsbarkeit zu sor Peter-Tobias Stoll betonte im Ausschuss kritisieren, sei keine „emotionale Panikma- ebenfalls, dass es bei Freihandelsabkommen che“, sondern es gehe darum, die ordentliche wie dem TTIP um den Abbau von Handels- Gerichtsbarkeit gegenüber intransparenten hemmnissen gehe, nicht aber um eine Voll- Schiedsverfahren zu verteidigen, erklärte harmonisierung. Konkrete Regelungen in den Fuchs. einzelnen EU-Mitgliedstaaten, etwa in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittelsi- Weitere Informationen: „EU will Handelsge- cherheit, müssten infolge einer Ratifizierung spräche mit den USA“ (Pressemitteilung der des TTIP nicht geändert werden, da hier das Vertretung der Europäischen Kommission in Prinzip der gegenseitigen Anerkennung An- Deutschland) wendung finde. Um besonders umstrittene Fragen besser klären zu können, etwa Hor- Bezahlbaren Strom monmast, Chlorbehandlung von Hühnerfleisch für Industrie gefordert oder Gentechnik, wies Stoll auf die Möglich- keit hin, einen so genannten Regulierungsdia- Die SPD-Fraktion hat sich für Erhalt und Stär- log im Abkommen zu verankern. In einigen kung einer wettbewerbsfähigen Industrie in anderen bilateralen Investitionsschutzabkom- Deutschland ausgesprochen. Dazu gehöre men sei dies bereits geschehen. Der Regulie- eine bezahlbare Stromversorgung, sagte ein rungsdialog ermögliche es, auf Regierungs- Sprecher der SPD-Fraktion am Mittwoch im ebene frühzeitig über unterschiedliche Regu- Ausschuss für Wirtschaft und Energie bei der lierungen und Möglichkeiten der Zusammen- Debatte über den von der Bundesregierung führung zu reden. als Unterrichtung vorgelegten Jahreswirt- schaftsbericht (18/495). Die SPD-Fraktion lob- te den Bericht, der ein Wirtschaftswachstum

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von 1,8 Prozent in diesem Jahr prognostiziert. Von der Bundesregierung hieß es zur Frage Die wirtschaftliche Entwicklung sei positiv, nach dem Wagniskapital, es gebe einen bun- sagte der Sprecher, der auch auf die Bedeu- ten Strauß an Fördermöglichkeiten. Diese In- tung des neuen Mindestlohns hinwies. Drei strumente müssten geschärft werden. Die von Dingen sei es zu verdanken, dass Deutsch- der Linksfraktion angesprochene Einkom- land die Krise gut überstanden habe: ein ho- mensverteilung sei ein wichtiges Thema. Mit her Industrieanteil, ein handlungsfähiger der Einführung des Mindestlohns werde neuer Staat, der Programme aufgelegt habe, sowie Schwung erwartet. Sorgen bereite allerdings eine funktionierende Sozialpartnerschaft. Dies die abnehmende Tarifbindung. Auf die Frage müsse weiter im Auge behalten werden. von Bündnis 90/Die Grünen nach der Zukunft des deutschen Meisterbriefs, der möglicher- Der Sprecher der CDU/CSU-Fraktion legte weise von der EU in Frage gestellt werden einen Schwerpunkt auf die Wagniskapitalfi- könnte, verwies die Regierung auf den Koaliti- nanzierung, die er als ganz wichtig bezeichne- onsvertrag. Darin sei ein klares Bekenntnis te. Es müsse geprüft werden, was mehr getan zum Großen Befähigungsnachweis enthalten. werden könne. Die vorhandenen Fondsin- Auf Vorstöße der EU werde entsprechend re- strumente seien erschöpft. Vor allem müsse agiert, kündigte die Regierung an. versucht werden, privates Wagniskapital zu mobilisieren. Dafür sollten steuerliche Mög- Der Ausschuss nahm den Jahreswirtschafts- lichkeiten geschaffen werden, zum Beispiel bericht sowie das Jahresgutachten 2013/14 steuerliche Verlustvorträge. Andere Länder des Sachverständigenrats zur Begutachtung seien in dieser Frage weiter. der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (18/94) zur Kenntnis. Abgelehnt wurde mit den Die Fraktion Die Linke griff einige Daten aus Stimmen der Koalitionsfraktionen CDU/CSU dem Jahreswirtschaftsbericht auf. So werde und SPD ein Antrag der Fraktion Bündnis mit einer Erhöhung der Arbeitnehmereinkom- 90/Die Grünen (18/493) zur Stärkung der men um 3,2 Prozent gerechnet. Die Unter- Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands durch nehmenseinkommen würden aber um 4,6 Innovation und Zukunftsinvestitionen. Die Prozent steigen. Damit werde die seit dem Fraktion verlangt darin die Schaffung von In- Jahr 2000 schon sinkende Lohnquote noch vestitions- und Planungssicherheit durch ver- weiter absinken. Damit werde der Weg der lässliche ökologische Leitplanken. Durch Ent- völlig falschen Einkommensverteilung weiter wicklung einer Willkommenskultur und eines gegangen. Würde es heute noch die höhere transparenten und liberalen Einwanderungs- Lohnquote von 2000 geben, hätten die Sozial- systems soll Deutschland für gut qualifizierte kassen um 40 Milliarden Euro höhere Ein- und motivierte Fachkräfte attraktiv werden. nahmen. Außerdem sollen die Potenziale der erneuer- baren Energien ausgeschöpft werden. Die Bündnis 90/Die Grünen stellten die öffentli- Fraktion Die Linke enthielt sich. chen und privaten Investitionen in den Vor- dergrund. Es handele sich um eine große Zu- Bundesumweltministerium ist kunftsaufgabe. Die Planungen der Bundesre- Vorreiter bei der Beschaffung von gierung wurden allerdings als „Scheinriese“ Elektrofahrzeugen bezeichnet: Je näher man komme, desto klei-

ner werde er. Das Bundesumweltministerium geht bei der

Umrüstung seines Fuhrparks auf Elektrofahr-

zeuge weiter voran. Der Parlamentarische

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Staatssekretär stellte am Frei- Umweltprüfungsverfahrens (SUP-Verfahren). tag, 14. Februar ein weiteres Fahrzeug des Die Beteiligung hatte die Bundesregierung der Typs BMW i3 offiziell in Dienst. Damit hat das zuständigen tschechischen Behörde mitgeteilt. BMUB an den Standorten Berlin und Bonn Mit dem staatlichen Energiekonzept beabsich- insgesamt bereits vier Elektroautos im tigt die Tschechische Republik zuverlässige, Einsatz. sichere und umweltschonende Energieliefe- rungen für den Bedarf der Bevölkerung und Nach dem selbstgesteckten Ziel der Bundes- der Wirtschaft der Tschechischen Republik zu regierung sollen bis 2020 eine Million Elektro- gewährleisten. Gleichzeitig soll das Energie- autos in allen unterschiedlichen Varianten auf konzept auch in Krisensituationen eine dauer- den Straßen rollen. Im Koalitionsvertrag wurde hafte Energieversorgung in Tschechien in ei- vereinbart, den Fuhrpark der Bundesbehörden nem Umfang sicherstellen, der für das Funkti- nach und nach auf Elektroautos umzustellen. onieren der wichtigsten Teile der Infrastruktur Das Bundesumweltministerium hatte bereits des Staates und für das Überleben der Bevöl- vor wenigen Tagen am Dienstsitz Bonn ein kerung unerlässlich ist. Elektrofahrzeug des Typs BMW i3 in Dienst gestellt. Damit übernimmt das Ministerium mit Berlin will bei neuen Technologien nun insgesamt vier Elektrofahrzeugen im Spitzenreiter werden Fuhrpark eine Vorreiterrolle innerhalb der Bundesregierung. (Quelle: Berliner Morgenpost, 14.2., S. 1)

Da das BMUB seinen Strombedarf komplett Die Hauptstadt will sich bei neuen Technolo- aus erneuerbaren Energien deckt, ist auch die gien für Großstädte eine Spitzenposition er- Erzeugung des Stroms für die Elektroautos obern. Unter dem Schlagwort "Smart City Ber- CO2-frei. Durch die Beschaffung der beiden lin" sollen Lösungen für alltägliche Probleme neuen Elektroautos senkt das BMUB den von Metropolen gefunden werden, sagte der durchschnittlichen CO2-Ausstoß seiner ge- Senator für Stadtentwicklung, Michael Müller samten Fahrzeugflotte auf 107 Gramm pro (SPD), am Donnerstag. Die Technologiestif- Kilometer. Damit liegt das BMUB deutlich un- tung Berlin (TSB) legte eine Studie vor, die die ter dem derzeit gültigen EU-Zielwert für Chancen Berlins in der Energie- und Umwelt- Neufahrzeuge von 130 Gramm und ist auf technik, im Verkehr und in der Kommunikation gutem Weg, die EU-weit für alle Autohersteller aufzeigt. TSB-Vorstandschef Nicolas Zimmer ab dem Jahr 2020 geltenden Zielwerte von 95 sagte, schon heute gebe es mehr als 40 Pro- Gramm schon bald zu erreichen. jekte auf diesen Gebieten. Berlin könne dabei auf vorhandenen Strukturen an Hochschulen Deutsche Öffentlichkeit kann zum und Forschungseinrichtungen aufbauen. Wirt- Entwurf des tschechischen Energie- schaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) nannte konzepts Stellung nehmen die Elektroauto-Flotten, den Energie-Campus Euref und die zahlreichen Internetfirmen als Die deutsche Öffentlichkeit und die deutschen Beispiele. In der Europäischen Union stehen Behörden haben vom 17. Februar an die Mög- in den nächsten fünf Jahren zwei Milliarden lichkeit, zum Entwurf des aktualisierten staatli- Euro an Fördergeldern bereit. Ziel sei es, chen Energiekonzepts der Republik Tschechi- möglichst viel davon nach Berlin zu lenken. en Stellung zu nehmen. Die Beteiligung der deutschen Öffentlichkeit erfolgt im Rahmen des grenzüberschreitenden Strategischen

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PA Airbus Group politisches Unternehmen empfunden worden. Die Frage zur Balance zwischen Deutschland Am Dienstag. 18. Februar 2014, hat die Airbus und Frankreich sei eine Dimension von ges- Group gemeinsam mit dem Forum für Luft- tern. und Raumfahrt und der Parlamentsgruppe für Luft- und Raumfahrt zu einem Parlamentari- Auf die Frage, wo die Große Koalition der Air- schen Abend in das E-Werk in Berlin-Mitte bus Group unter die Arme greifen könne, ant- geladen. wortete Enders mit einem Vergleich zu Boeing. Dieses habe kürzlich eine große „(…) dass das Zusammenspiel aus Industrie staatliche Unterstützung erhalten. Er wollte und Politik noch besser gelingt, habe ich mir jetzt keine Zahlen nennen, um seine Forde- als Ziel gesetzt.“, so die Koordinatorin der rungen zu untermauern, aber auch in Ländern Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, die wie China gebe es eine große staatliche Un- Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte terstützung. Zypries in ihrem Grußwort. An ihr werde eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ nicht schei- DLR und Kürschners Politikkontakte tern, so Frau Zypries weiter. Man habe ihr laden zu Parlamentarischem Abend versichert, dass der im Dezember angekün- zu wissenschaftlicher Freiheit digte Stellenabbau der Airbus Group mittels transparenten Einbeziehens der Belegschaft durch die Betriebsräte, so „sozialverträglich wie möglich“ abliefe. „Wir sind zum Dialog be- reit, unsere Türen stehen offen“, betonte die Koordinatorin abschließend.

Tom Enders, CEO Airbus Group, bedankte sich für die „unterstützenden Worte“. Er „er- freue sich an Gesprächen mit klugen Politi- kern und Entscheidungsträgern in Berlin“, so Enders weiter. 2013 sei das Jahr der Verän- Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des derungen für die Airbus Group gewesen. So DLR während seines Grußwortes (Quelle: DLR) habe es eine neue Unternehmensverfassung gegeben, eine neue Aktionärsstruktur, ein Kurz nach Erscheinen des neuen Kürschners noch internationaleres Board und eine Strate- Volkshandbuch „Deutscher “, ha- gieüberprüfung sei eingeführt worden. Letzte- ben das Deutsche Zentrum für Luft- und re sei nötig geworden, da Synergien aus dem Raumfahrt e.V. (DLR), als größte deutsche Verteidigungs- und dem Raumfahrtgeschäft ingenieurwissenschaftliche Forschungsein- gebildet werden müssen, um das Unterneh- richtung, gemeinsam mit Kürschners Politik- men weiterhin auch im internationalen Ver- kontakte (NDV Verlag) zu einem Parlamenta- gleich wettbewerbsfähig aufzustellen. Die rischen Abend zum Thema „ „Kunst und Wis- Umbenennung sei dabei nur das i-Tüpfelchen senschaft, Forschung und Lehre sind frei“ (Art. gewesen, über das man schon seit längerem 5 (3) GG) - Die Freiheit der Wissenschaft im nachgedacht hatte. Schließlich bilde nun die Spannungsverhältnis zwischen Politik und stärkste Marke den Namen der Gruppe und Wirtschaft“ in die Deutsche Parlamentarische der Name EADS sei unter anderem auch auf Gesellschaft eingeladen. Ziel der Veranstal- dem internationalen Parkett immer holprig als tung war es, insbesondere die neuen jungen

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Abgeordneten anzusprechen. und Forschung, der Kunst und der Politik dis- kutierten die Panelteilnehmer Alterspräsident des Deutschen Bundestag Prof. Heinz Rie- senhuber (CDU), Bundesminister für For- schung Technologie a.D., Dr. Daniela De Rid- der (SPD), der deutsche Fotokünstler Prof. Thomas Ruff und Prof. Johann-Dietrich Wör- ner, Vorstandsvorsitzender des DLR, mit dem Motto „Wissen für Morgen“ unter Anleitung der Moderatorin Juliane Hielscher im Anschluss.

(Quelle: DLR)

Wissenschaft braucht Freiraum, um aus Krea- tivität Innovation zu schaffen. Wissenschaft steht aber aus nachvollziehbaren Gründen auch unter permanentem Legitimitätsdruck und muss Forschungsthemen und Mittelver- wendung als für Wirtschaft und Politik relevant und prioritär - nicht nur vor dem Steuerzahler -

rechtfertigen. Zugleich sind Politik und Wirt- v.l.n.r. Prof. Dr.-Ing Johann-Dietrich Wörner, Dr. , schaft auf die Wissenschaft insofern angewie- Juliane Hielscher, Prof. und Prof. Thomas Ruff während der Diskussion. (Quelle: DLR) sen, als dass sie Orientierung und Expertise bieten. Auf dieser Basis können Sachverhalte „Wissenschaft ist frei, weil sie sonst nicht funk- und künftige Entwicklungen eingeschätzt, Ent- tioniert“, so Riesenhuber. „Sie findet das Neue scheidungen getroffen und Prioritäten gesetzt und das kann die Politik ihr nicht vorschrei- werden. Nur so können die großen nationalen ben“, so Riesenhuber weiter. Die Politik müs- und globalen Herausforderungen des 21. se aber auch Grenzen ziehen, bekräftige Rie- Jahrhunderts gemeistert werden. senhuber und meinte damit vor allem ethische

Grenzen „Der Mensch dürfe nie Objekt wer- Der Abend begann mit einem kurzen Film. Die den“. Die Anwendung der Wissenschaft würde Gäste, darunter unter anderem die Parlamen- durchaus an Grenzen stoßen, so Riesenhu- tarische Staatssekretärin und Koordinatorin für ber, diese seien technischer Natur. Politik Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung, könne auch Ziele für die Wissenschaft setzen, MdB, flogen vom Mars, vorbei beispielsweise, „wenn wir wissen, dass in 20 am Mond und der ISS zur Erde, nach Jahren die Bäume absterben, dann können Deutschland, Berlin und schließlich in die Par- wir die Wissenschaft bitten, herauszufinden, lamentarische Gesellschaft am Reichstag. wie wir das verhindern können“. Damit würde

die Politik einen Auftrag formulieren und folg- Prof. Dr.-Ing. Johann Dietrich Wörner, Vor- lich sei die Wissenschaft dann in der Erfüllung standsvorsitzender des DLR, eröffnete den dieses Auftrages nicht mehr frei. Somit bezie- Abend und erläuterte den Begriff „Freiheit“ aus he sich die Freiheit der Wissenschaft vorran- seiner Sicht. „Wir wollen Freiheit, spüren sie gig auf die Grundlagenforschung, so Riesen- aber erst, wenn wir sie nicht haben“, so Wör- huber. ner zu Anfang. Die Freiheit der Wissenschaft

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Mandats in der Realität durch die Mitglied- schaft einer Fraktion und der damit verbunde- nen Fraktionspflicht eingeschränkt. Allerdings sind ethische Fragen davon befreit. Die Frage stellt sich dann allerdings, welche Fragen als ethisch definiert sind.

Weitere Informationen: Kürschners Politikkon- takte, Projekt & Film „Kunst schwebt“, Präsen- tation des Abends.

(Quelle: DLR) Weltspiegel Dr. Daniela de Ridder war ähnlicher Meinung. „Forschung ist immer dann frei, wenn sie Fra- ··· NASA Administrator Charlie Bolden und gen stellen darf und wissenschaftliche Neugier Jean-Yves Le Gall, CEO CNES, haben sich befriedigt werden kann.“ Aus eigener Erfah- am Montag, 10. Februar, auf eine Kooperation rung wüsste die Abgeordnete aber, dass diese im Rahmen von NASAs 2016 Mars Mission, Forschungsfreiheit durch die Abhängigkeit der InSight. Geeinigt. (spacepolicyonline)··· Drittmittelfinanzierung begrenzt wird. Die Energieverbrauch in Europa gesunken – Wünsche nach mehr Risikoforschung könnten Deutschland Spitze bei Erzeugung von erneu- unter Umständen nicht umgesetzt werden we- erbaren Energien (Pressemitteilung der Ver- gen der Abhängigkeit von Drittmitteln. Der Fo- tretung der Europäischen Kommission in tokünstler Thomas Ruff bestätigte die enge Deutschland) ··· Verknüpfung von Geld und Freiheit, so sei er in seiner Kunst als selbstständiger Künstler Telegramm frei. ··· Um die Umsetzung der EU-Energie- effizienzrichtlinie geht es in einer Kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/448).··· Nach Aufträgen des Verteidi- gungsministeriums (BMVg) und privater Rüs- tungsfirmen für öffentliche Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen erkundigt sich die Fraktion Die Linke in einer Kleinen Anfrage (18/514). ···Nach Auskunft der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau wurden im Jahr 2013 insgesamt 35 Unfälle durch Kontakt zu Rau- Andreas Holzapfel, Herausgeber der Kürschners Politikkontakte während seines Schlusswortes (Quelle: DLR) pen, Haaren oder Nestern des Eichenprozes- sionsspinners gemeldet. Das geht aus einer In der Diskussion zeigte sich, dass auch Ab- Antwort (18/502) der Bundesregierung auf geordnete nicht immer frei sind. Sie haben eine Kleine Anfrage (18/355) der Fraktion Die zwar laut Grund Gesetz Art. 38 als „Vertreter Linke hervor. Des Weiteren schreibt die Bun- des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisun- desregierung, dass die Verwendung unbe- gen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen mannter Fluggeräte zur Behandlung einzel- unterworfen“, jedoch wird die Freiheit des ner Bäume mit Pflanzenschutzmitteln geprüft

BerlinBulletin 04/2014 │ 21. Februar 2014 Seite 8 wird. ··· Um die Zukunft des Förderpro- gramms für dezentrale Batteriespeichersys- teme zur Speicherung von Solarstrom geht es in einer Kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/431). ···

UVorschau auf die nächste Sitzungswoche (10.-14.03.2014)

····Beratung eines Antrags der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit dem Titel „Energiewende europäisch verankern“ ···

V.i.S.d.P.: Bernhard Fuhrmann Leiter Politik- und Wirtschaftsbeziehungen Vorstandsbeauftrager Linder Höhe 51147 Köln Tel.: +49 (0) 2203 601 Fax.: +49 (0) 2203 601 4053 Email: [email protected] Internet: www.dlr.de/pw

Inhalte und Redaktion: Nina-Louisa Remuß Politik- und Wirtschaftsbeziehungen Büro Berlin-Mitte Friedrichstr. 171 10117 Berlin Tel.: +49 (0) 30 67 05 5 478 Fax.: +49 (0) 30 67 05 5 475 Email: [email protected] Internet: www.dlr.de/pw

Quellennachweis: Eigene Texte über Veranstaltungen, Aktivitäten etc., Verwendung von freizugänglichen Quellen (s.u. auch Links im Text). Detailnachweis auf Anfrage.