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Skandinavischer . Geschichte, Thematik, Symbolik und Ästhetik zwischen Satanismus und (Neu)Heidentum.

Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra theologiae

eingereicht von Cornelia Foschum

bei Ao.Univ.-Profin. MMaga. DDrin. phil. et theol. Theresia Heimerl Institut für Religionswissenschaft an der Kath.-Theol. Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz

Graz 2013 Danksagung

Mein Dank gilt:

Meiner Betreuerin Frau Ao.Univ.-Profin. MMaga. DDrin. phil. et theol. Theresia Heimerl für die Motivation, die raschen Rückmeldungen und Hilfestellungen und auch dafür, dass sie es mir überhaupt möglich gemacht hat, dieses Thema im Rahmen einer Diplomarbeit behandeln zu dürfen. Meiner Familie für die jahrelange finanzielle und emotionale Unterstützung sowie den festen Glauben, dass ich das Studium doch noch abschließen werde. Meinen FreundInnen und StudienkollegInnen für den Rat und die Motivation. Meinen Vorgesetzten und ArbeitskollegInnen für das Entgegenkommen, was die Urlaubseinteilung für Uni-Belange etc. betrifft, sowie den Antrieb. Didrik Søderlind für die Rückmeldungen eines norwegischen Experten.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ...... 5

2. Ursprünge und die „Erste Welle“ des Black Metal ...... 8

3. Skandinavischer Black Metal und die „Zweite Welle“ ...... 15

3.1 Øystein Euronymus Aarseth: Helvete, der Svarte Sirkel, Deadlike Silence Productions (DPS) und neue, junge Black Metal Bands ...... 17

3.2 Kirchenbrände ...... 19

3.3 Mord ...... 23

3.4 Exkurs: Norwegen – Fakten über das Land und Antworten auf die Frage, warum Black Metal gerade in Norwegen entstand ...... 25

4. Thematik, Symbolik und Ästhetik im Black Metal ...... 28

4.1 Satanismus ...... 28

4.1.1 Einleitung und Definition Satanismus ...... 28

4.1.2 Satanismus: Aleister Crowley und Anton LaVey ...... 29

4.1.3 Satanismus im Black Metal ...... 30

4.1.3.1 Satanismus als Ausdrucks- und Stilmittel in Text und Musik ...... 31

4.1.3.2 Satanistische Symbolik und Ästhetik als Stilmittel ...... 38

4.1.3.3 Exkurs: Belphegor - Black Metal aus Österreich ...... 42

4.1.3.4 Exkurs: Christlicher (Black) Metal ...... 43

4.2 (Neu)Heidentum / Neopaganismus und nordische Mythologie ...... 49

4.2.1 Einleitung und Definition Heidentum/Paganismus ...... 49

4.2.2 Neuheidentum / Neopaganismus ...... 51

4.2.3 Nordische Mythologie: Germanen und Wikinger ...... 51

4.2.3.1 Nordische Mythologie als Ausdrucks- und Stilmittel in Text und Musik .. 54

4.2.3.2 Heidnische Symbolik und Ästhetik im Black Metal ...... 59

4.3 Exkurs: Die Darstellung der Natur im Black Metal ...... 62

5. Black Metal im Wandel der Zeit ...... 66

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5.1 Exkurs: Stimmen der Kirchen zum Thema Black Metal ...... 69

6. Schlussbetrachtung ...... 71

7. Quellenverzeichnis ...... 73

8. Anhang ...... 78

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1. Einleitung

“Black Metal, the Music of Satan”1. Ein provokanter und aufsehenerregender Satz. Beschäftigt man sich näher mit dem Musik-Genre Heavy Metal, stolpert man früher oder später auch über das Sub-Genre Black Metal und wird bei genauerer Betrachtung auf genau solche Aussagen treffen. Kaum ein Genre ist so aggressiv, destruktiv und düster wie Black Metal. Schenkt man dem Klappentext des Werks Glauben, so ist Black Metal in jeder Hinsicht die wahrscheinlich unheilvollste Musikform überhaupt2. Entstanden im hohen Norden Skandinaviens, ausgehend von Norwegen, in den 1980er und 1990er Jahren hat diese Musik zusammen mit den Texten und der damit einhergehenden Lebenseinstellung einen Weg in die ganze Welt gefunden. Die KünstlerInnen und Anhängerschaft dieser speziellen Musikrichtung heben sich auch innerhalb der Heavy Metal Szene ab und sind besonders durch einige Ereignisse in den 1990er Jahren in die Presse geraten. Mord, Selbstmord und Zerstörung bzw. Brandstiftung von Kirchen in Norwegen und anderen Teilen Skandinaviens sorgten und sorgen teilweise noch immer für Aufsehen. Das nicht enden wollende Reden über Black Metal mag sicher zum Teil auch an dem äußerlichen Erscheinungsbild der Szenemitglieder liegen, das mitunter befremdlich wirkt, denn Nieten, Ketten, leichenähnlich bemalte Gesichter, verkehrte Kreuze und Pentagramme sowie beispielsweise aufgespießte Schweineköpfe auf der Bühne bei Liveauftritten sind nicht unbedingt Stilmittel, die alltäglich anzutreffen sind. Besonders auffällig ist die negative Einstellung der Mitglieder der Black Metal Szene zum Christentum und zur Institution Kirche, unabhängig von Konfessionen. Man findet in diversen Darstellungen auf CD-Covern, Promotion-Bildern, Bandlogos und auch in den Texten der KünstlerInnen eindeutig satanistische und antichristliche Symbolik. Neben dieser satanistisch-antikirchlichen Strömung finden sich im Black Metal noch andere Themenfelder, unter anderem auch jenes, welche die nordische Mythologie und die Geschichten über Wikinger und Germanen in das Zentrum rückt und sich dadurch vom Christentum abgrenzt, ohne Satan als Gegenspieler des christlichen Gottes einzubringen, sondern indem die glorreiche Vergangenheit als Ideal zum verhassten vorherrschenden Christentum beschrieben und besungen wird. Die verwendeten Stilmittel dieser Richtung

1 BLACK METAL. The Music of Satan (Regie: Bill Zebub Productions, USA 2010). 2 Vgl. Moynihan, Michael / Søderlind, Didrik: Lords of Chaos. Satanischer Metal: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Zeltingen-Rachting: Index 2007, Klappentext.

5 mögen weniger verstörend wirken als jene des satanischen Black Metal, sind jedoch dennoch eigen, denn Kettenhemden, Äxte sowie Runen, um nur einige Beispiele zu nennen, sind auch keine alltäglichen Gegenstände. Auch die KünstlerInnen dieses speziellen Sub-Genres verwenden spezielle Symbolik auf ihren Veröffentlichungen, Merchandising-Produkten und bei ihrer Selbstdarstellung. Die Frage, wie ernst es den KünstlerInnen dieser speziellen Musikrichtung mit ihren Aussagen über Satan oder über die Wikingervergangenheit tatsächlich ist, hat mich dazu bewogen, diese Arbeit zu verfassen. Was ist dran an den satanistischen Aussagen, hat wirklich jede/r MusikerIn dieses Genres eine Affinität für antichristliche Themen oder gilt es damit einfach die Verkaufszahlen der Tonträger zu steigern? Und waren die Kirchenbrände wirklich das Werk einer kleinen Gruppe extremer MusikerInnen in den 1990er Jahren? Aber vor allem das Auftreten der KünstlerInnen mit ihrem speziellen Make-Up, Kleidung und Live-Performance übte eine groteske Faszination auf mich aus und ließ mich das Thema genauer betrachten. Ziel dieser hier vorliegenden Arbeit ist es, die Entstehung des Black Metal Genres mit seinen Ursprüngen im frühen Heavy Metal aufzurollen sowie die Inhalte und Hintergründe der antichristlichen, antikirchlichen und (neu)heidnischen Thematik und Symbolik aufzuzeigen und zu analysieren.

Betreffend der Methodik bewegt man sich im Themenfeld der Black Metal Musik bei seiner Recherche auf relativ unsicherem Terrain. Es gibt zahlreiche Publikationen, Filme, Dokumentationen und Internetseiten, allerdings verfolgen viele AutorInnen ihre eigenen Motive, entweder die Szene und ihre AnhängerInnen anders, oftmals schlechter, darzustellen, als es der Wirklichkeit wahrscheinlich entspricht, oder die KünstlerInnen selbst stellen sich selbst provokanter und schlichtweg böser dar, um ihrem Image der gesellschaftlich unangepassten antichristlichen RebellInnen gerecht zu werden. Oftmals ist es für Außenstehende nicht erkennbar, wo die werbewirksame Selbstdarstellung zum Zwecke der besseren Verkaufszahlen von Platten und Merchandising-Produkten endet und wo die echte Satansverehrung bei den Bands beginnt. Ich habe für diese vorliegende Arbeit Publikationen von einschlägigen AutorInnen und FilmemacherInnen verwendet, wobei ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe, und habe gleichzeitig versucht, die eindeutig in eine bestimmte Richtung tendierenden Schriften objektiv aufzuarbeiten. Bei den behandelten Bands habe ich die Auswahl nach Kriterien wie

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Gründungsland und -jahr (zum Großteil aus Skandinavien stammend), Bekanntheitsgrad und Wichtigkeit für die Black Metal Szene getroffen. Auch hier kann kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Die Bewertung der Song-Texte bezüglich ihres Inhalts und ihrer Aussage erfolgte auf Basis der Originalsprache und den von den jeweiligen KünstlerInnen bereitgestellten Schriften. Teilweise wurden auch Interpretationen von anderen AutorInnen zu Rate gezogen und die Aussagen von KünstlerInnen selbst zu ihren Texten und Aktionen (vor allem betreffend Kirchenbrandstiftungen) miteinbezogen. Die Analyse der satanistisch-antikirchlichen Strömung und ihrer Symbolik und Stilmittel innerhalb des Black Metal erfolgte auf Basis der vorhandenen Literatur und wiederum der Selbstaussage der KünstlerInnen. Die zweite in dieser Arbeit behandelte Strömung innerhalb des Skandinavischen Black Metal, der sogenannte heidnische Black Metal, ist eng mit der nordischen Mythologie verknüpft. Auch hier werden die dazu vorhandene Literatur sowie Song-Texte und Selbstaussagen von KünstlerInnen dieses Sub-Genres ohne Anspruch auf Vollständigkeit wiedergegeben und aufgearbeitet.

Von besonderer Wichtigkeit sind die ersten Black Metal Bands aus Norwegen. Da ich aber im Laufe der Arbeit auch andere skandinavische Bands untersuche, habe ich den Titel auf skandinavische Black Metal Bands ausgeweitet.

Die Begriffe satanisch und satanistisch werden in dieser Arbeit äquivalent verwendet.

Obwohl die ersten Bands und AnhängerInnen des skandinavischen Black Metal sowie die BrandstifterInnen mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit männlich waren, verwende ich dennoch das Binnen-I, um etwaige weibliche Musiker nicht auszuschließen, da es möglich ist, dass auch Frauen ungeachtet von der Öffentlichkeit Musik gemacht und/oder Kirchen in Brand gesteckt haben.

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2. Ursprünge und die „Erste Welle“ des Black Metal

Um die Entstehung der Black Metal Musik und ihrer dazugehörigen Szene zu verstehen, bedarf es einer kurzen Darstellung der großen Mutter von Black Metal, des gesamten Genres Heavy Metal, das jetzt schon einige Jahrzehnte immer wieder für Aufsehen sorgt. Bis heute scheint allerdings keine klare Definition zu existieren, was genau als Heavy Metal zu bezeichnen ist. Wesentliche Merkmale sind jedoch die verwendeten Musikinstrumente wie Schlagzeug, E-Bass und E-Gitarre. Auch das sogenannte Riffing, eine bestimmte Form des Gitarreneinsatzes, wie auch der kraftvolle und nicht immer als schön empfundene Gesang können zum Grundstock eines Heavy Metal-Stücks gezählt werden.3 Außerdem charakteristisch sind die Vorherrschaft des 4/4-Taktes und die pentatonischen Harmoniefolgen. Weiteres wichtiges Element der Heavy Metal Musik ist ganz eindeutig die Lautstärke, welche Energie und Kraft vermitteln und die ZuhörerInnen mit ihrer Wucht mitreißen soll.4 Zum Sound, der Heavy Metal ausmacht, finden sich in der Dokumentation Metal – A Headbanger’s Journey von Sam Dunn und Scot McFayden auch einige Aussagen zu diesem Thema. Beispielsweise wird die Verwendung des Tritonus, welcher im Mittelalter als Musik des Teufels galt, angeführt. Man glaubte, dass man mit dem Tritonus den Teufel beschwören konnte und damit galt er lange Zeit als tabu. Man wird wahrscheinlich bei Heavy Metal nicht als allererstes an Klassik oder Operngesang denken, aber diese Wurzeln sind vorhanden und bei genauerer Betrachtung auch erkennbar. Die düstere und schwere klassische Musik von Richard Wagner, der sein Orchester umgestaltete und Tuben sowie mehr Bässe hinzufügte, gilt bei vielen Metal-MusikerInnen als Inspiration, vor allem weil seine Musik zu seiner Zeit schon so gewaltig war und das ganz ohne technische Hilfsmittel wie Verstärker. Als weiterer musikalischer Vorfahre der Heavy Metal Musik gilt der amerikanische Blues, eine Musik der Unterdrückten.5 Ganz sicher ist jedenfalls, dass die spezielle Verwendung der oben angeführten Instrumente mit dem sich darüber abhebenden Gesang zu einer damals neuartigen Mischung verschmolz und eine neue Gattung in der Musikwelt schuf.

3 Vgl. Dornbusch, Christian / Killguss, Hans-Peter: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus, Münster: Unrast 32007 (=rat), 18. 4 Vgl. Weindl, Dina: Musik & Aggression. Untersucht anhand des Musikgenres Heavy Metal, Frankfurt/Main: Peter Lang 2005, 110. 5 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY (Regie: Sam Dunn, Scot McFayden, Kanada 2005).

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Die Texte der Lieder handeln sowohl von fiktiven als auch realitätsbezogenen Themen, die unterhalten aber auch zum Nachdenken anregen sollen.6 Kurz gesagt: „Alles Provokative und Rebellische ist willkommen, denn es ist das Ziel des Heavy Metal, gegen gesellschaftliche Normen und Tabus zu rebellieren, zu provozieren und Nicht Heavy Metal Fans abzuschrecken.“7 Das Umfeld, aus dem die MusikerInnen des Genres teilweise kommen, ist nach Sam Dunn ein tristes: Viele junge MusikerInnen der Anfangszeit kamen aus dem Arbeitermilieu, wuchsen neben Stahlfabriken in trostlosen Kleinstädten auf, in denen die Jugend kaum einen Sinn im Leben sah und wo das Zusammentreffen mit Freunden auf Friedhöfen die einzige mögliche Freizeitgestaltung war, da es mehr Kirchen als sonst etwas gab. Frontmann der Metal Band Slipknot Corey Taylor, der zwar schon zur Metal-Generation der jüngeren Zeit zählt, aber eine ähnliche Jugend erlebte, bringt es auf den Punkt, indem er meint, wenn man nichts um sich herum habe, was einen erfreut, müsse man sich selbst seine Welt ausdenken. Dadurch würde man Charakter entwickeln.8 Und viele der jungen MusikerInnen, damals wie heute, drücken ihren Unmut, ihre Traurigkeit und ihre Gedanken in ihrer Musik aus. Auch der Begriff Heavy Metal hat keinen genau definierten Geburtstag. Es ist vielmehr so, dass es sich hier um eine musikalische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten handelt. Aber: „Eine der ersten Nennungen des Begriffs – darüber sind sich alle [AutorInnen, Anmerkung C.F.] einig – fand im Lied ‚Born to be Wild‘ von Steppenwolf statt, als von ‚I like smokin‘ lightnin, Heavy Metal thunder, racin‘ with the wind, and feeling that I’m under.‘ die Rede ist. Obwohl sich in diesem Song der Begriff Heavy Metal auf schwere Motorräder bezieht, mit denen man den Highway entlang donnert, ist er durchaus auch mit der Musik in Verbindung zu bringen. Denn Jahre lang war das schwere Bikeroutfit mit Lederjacken, Nieten und langen Haaren der Dresscode für alle Heavy Metal Fans […].“9 Die Kultur rund um den Heavy Metal Begriff entwickelte sich als Gegenpol zur Hippie-Bewegung und kann auch als Trotzreaktion gegen die Ideale der Blumenkinder gesehen werden. Frieden und Gewaltlosigkeit waren auch zur damaligen Zeit schon nicht jedermanns/-fraus Sache. Bezeichnungen wie Hard Rock oder Heavy Rock begannen sich in den 1960er Jahren in der Musikpresse zu etablieren. In den 1970er Jahren entwickelte sich der Heavy Rock zu einem eigenen Genre in der Musik.10

6 Vgl. Musik & Aggression, 107-108. 7 Ebd., 108. 8 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 9 Musik & Aggression, 79-80. 10 Ebd., 80.

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Als Begründer der Heavy Metal Musik in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden die Bands Deep Purple, Led Zeppelin und Black Sabbath gesehen. Nicht nur der neue düstere und schwere Sound sondern auch das dunkle Image, das diese Bands mitbrachten, inspirierten fortan viele Musikgruppen. Diesen und anderen Bands wurde bereits sehr früh eine okkult-satanistische Beeinflussung nachgesagt. Gemeinsam hatten die großen Drei eines: Die Ablehnung der anderen Bands ihrer Zeit, die ihnen zu verspielt und zu künstlich erschienen.11 „Vor allem Black Sabbath sollten mit ihren Alben viele nachfolgende Heavy-Metal-Gruppen inspirieren. Dieser enorme Einfluss ist nicht nur auf ihren […] Sound zurückzuführen, sondern auch auf das von der Birminghamer Band kultivierte Image des Bösen.“12 Als Beispiel anzuführen ist hier ihr LP-Cover der Scheibe Sabbath bloody Sabbath aus dem Jahr 1973, welches einen Mann zeigt, der im Schlaf von Dämonen gequält wird (siehe dazu Abb. 1). Auf seinem Bett ist die so genannte Number of the Beast, die 666, zu sehen. Auch auf der Bühne spielten sie ihre Rolle der okkulten Band. Der Auftritt von Frontmann und Sänger Ozzy Osbourne, bei dem er einer Fledermaus den Kopf abbiss, gilt heute als legendär.13 Aber auch heute noch sehr erfolgreiche Bands wie die Rolling Stones wurden in ihren Anfangszeiten mit dem satanistischen Image als Bedrohung wahrgenommen. Bei Werner Helsper heißt es unter anderem: „In dem Rocktitel ‚Their Satanic Majesties Request‘ (1967) oder dem Song ‚Sympathy for the Devil‘ seien bei den Rolling Stones satanistische Anklänge zu finden.“14 In den 1980er Jahren galten Motörhead und Judas Priest als herausstechende Bands, was ihnen vor allem durch lautes und hartes Gitarrenspiel gelang. Motörhead wurden durch ihren Sound und auch die unglaubliche Lautstärke bei ihren Konzerten zu Vorreitern der New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM), zu der auch Bands wie Saxon, und Def Leppard gehörten. Musikalisch findet die NWoBHM ihren Höhepunkt zwischen den Jahren 1979 und 1982 und die Bands dieser Zeit fühlten sich alle, so unterschiedlich sie auch waren, einer Revolte zugehörig. Sie versuchten sich von Bands wie Led Zeppelin und Black Sabbath abzugrenzen, die inzwischen schon von einem breiten Publikum anerkannt wurden und somit als zu kommerziell, zu langweilig galten.15 „Die jungen britischen Bands boten nun mit ihrer

11 Vgl. Unheilige Allianzen, 19. 12 Ebd., 19. 13 Vgl. Unheilige Allianzen, 19. 14 Helsper, Werner: Okkultimus – Die neue Jugendreligion: Die Symbolik des Todes und des Bösen in der Jugendkultur. Opladen: Leske und Budrich 1992, 99. 15 Vgl. Unheilige Allianzen, 19.

10 nicht-professionellen Unkonventionalität sowie ihrer als ‚direkt‘ und ‚authentisch‘ empfundenen Musik eine Alternative an.“16 Besonders erwähnenswert ist die Band Venom, die noch einmal mehr aus den Gruppen des NWoBHM herausstach. Sie spielten noch härter, schneller und roher als anderer Bands zu ihrer Zeit in den 1980er Jahren. Außerdem brachten sie ein faszinierendes selbst geschaffenes Image, eine Mischung aus Satanismus und Okkultismus, mit. Auf ihrem Debütalbum aus dem Jahre 1981, Welcome to Hell, war eine Darstellung des Höllenfürsten persönlich zu sehen (Siehe dazu Abb. 2)17. Dazu kamen Songtexte, mit denen ihr Ruf als Teufelsanbeter begründet wurde. „Mit dem Titel des im Jahr darauf veröffentlichten verhalfen Venom jenen Bands, die zu Heavy-Metal-Musik über Satan, Teufelsanbetung, Blasphemie, Hexen und Dämonen sangen, zu einer eignen Genre-Bezeichnung: Black Metal.“18 Somit sind Venom sozusagen die Namensgeber und Paten der ganzen Black Metal Szene. Auch Bands wie Bathory und [welche sich später in umbenannten bzw. sich unter diesem Namen neu formierten, Anmerkung C.F.] spielten für die Entwicklung der Stilrichtung Black Metal eine nicht unwichtige Rolle. Besonders die aus Schweden stammenden Bathory mischten Geschwindigkeit und Atmosphäre zu einem bis dahin unbekannten Klang. Die jungen Black Metal Bands, die Ende der 1980er Jahre, Anfang der 1990er Jahre in Norwegen entstanden, orientierten sich stark an den Werken von Bathory, Venom und Celtic Frost.19 Auch Mercyful Fate zählen durchaus zu Vorreitern und Wurzeln des Black Metal.20 Um es mit den Worten von Sam Dunn zu sagen: „Bands as Venom, Mercyful Fate, Bathory and Celtic Frost forged the new direction in the history of Metal, one, that was raw, primitive and defiantly antichristian.”21 „Venom, Bathory und Celtic Frost schufen, wenn man ihre Einflüsse auf den Ebenen Musik, Visualität und Text in einer Zusammenschau betrachtet, die wesentliche, bis heute kaum veränderte Blaupause des Black Metal […] Venom, Bathory und Celtic Frost stellten […] die Weichen für ein Musik-Genre, das sich Ende der 1980er Jahre und besonders zu Beginn der 1990er Jahre in Skandinavien und vor allem in Norwegen explosionsartig zu einer eigenen

16 Unheilige Allianzen, 19. 17 Vgl. Ebd., 17-20. 18 Ebd., 20. 19 Vgl. Christe, Ian: Höllen-Lärm. Die komplette, schonungslose, einzigartige Geschichte des Heavy Metal, Höfen: Hannibal 22005, 281-282. 20 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 21 Ebd.

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Szene entwickeln sollte.“22 Der Sound von Venom hatte damals mit dem, was man heute unter Black Metal versteht, noch relativ wenig zu tun. Sie mischten vielmehr Heavy Metal mit Punk. Prägend für die Musik des Black Metal waren vielmehr die satanistischen und okkulten Texte wie auch die Verwendung von Pseudonymen. Auch ihre Selbstdarstellung auf Bühne und Bildern war prägend für die Entstehung des Black Metal. Unter anderem fanden Pentagramme, schwarze Kleidung, Teufelsdarstellung und aggressiv-diabolische Gestik und Mimik Eingang in die LP-Covers und Bühnenshows der Band.23 Bathory, benannt nach der so genannten ungarischen Blutgräfin Elizabeth Bathory, hingegen waren die Vorreiter des heute typischen Black Metal-Sounds. Auf ihrem 1984 veröffentlichten Bathory schufen sie ihren eignes „dreckig verwaschenes, atmosphärisch hochtöniges und dichtes Klanguniversum aus keifendem und textlich zumeist unverständlichem Gesang, einfachem Rhythmus, hoher Geschwindigkeit bei minimalistischer und sehr direkter Produktion.“24 Eine Mischung, die bis heute im Black Metal präsent ist. Celtic Frost führten die musikalische Entwicklung des Black Metal zu seiner Vervollständigung, indem sie langsame und bedrohlich wirkende Passagen in die Musik einbrachten.25 „Visuell etablierten sie das martialische Posing mit Äxten, Schwertern und anderen an das Mittelalter angelegten [sic!] Waffen in schwarzer Lederkleidung und geschmückt mit Nieten- und Nagelarmbändern und –gürteln.“26 Auch die weiß-schwarz geschminkten Gesichter lassen eine frühe Form des so genannten Corpsepaint erkennen.27 Das erste Auftreten bzw. die Herkunft des Corpsepaint ist umstritten. King Diamond oder Danzig hatten ähnliches Make-Up schon benutzt, ebenso findet man Anklänge an derartige Schminke auch bei KISS oder Alice Cooper in den 1970ern.28 Am stärksten verbunden ist das Corpsepaint allerdings mit dem Sänger der norwegischen Black Metal Band Mayhem (siehe dazu Kapitel 3). Diese oben angeführten Bands werden gemeinhin als First Wave of Black Metal bezeichnet, welche in den Zeitraum von 1981 bis 1986 eingeordnet wird.29 Der Übergang von der ersten zur zweiten Black Metal-Welle ging einher mit der zunehmenden Bedeutungslosigkeit der Black Metal Bands der ersten Stunde. Venoms viertes

22 Wagenknecht, Andreas: Das Böse mit Humor nehmen. Die Ernsthaftigkeit des Black Metal und deren ironisierende Aneignung am Beispiel von Fanclips auf Youtube, in: Nohr, Rolf F. / Schwaab, Herbert (Hg.): Metal Matters. Heavy Metal als Kultur und Welt. Münster: Lit 2011, 154. 23 Vgl. Ebd., 153. 24 Ebd., 153-154. 25 Vgl. Ebd., 154. 26 Ebd., 154. 27 Ebd., 154. 28 Vgl. Lords of Chaos, 54. 29 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY.

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Album Possesed kam qualitativ nicht mehr an die vorherigen heran. Des Weiteren konnte die Band scheinbar immer weniger Fans live überzeugen. Außerdem wurde ein anderes Genre wegweisend für die zweite Hälfte der 1980er: Der , der sich am Ende der ersten Welle des Black Metal entwickelte. Auch hier findet man satanistisch-antichristliche Symbolik. Allerdings ging das Interesse betreffend der Ideologie dahinter meistens nicht sehr tief. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und eine dieser Ausnahmen war die Band . Sie erwiesen in einem Stück Aleister Crowley, dem Urvater des philosophischen Satanismus, ihre Ehrerbietung. Und mit der Zeit rückten immer mehr satanistische Themen in den Vordergrund und die ursprünglichen Motive wie Hexen und Geister verloren an Bedeutung. Im Gegensatz zur Mehrheit der Death Metal Bands der Zeit ließ die Band keinen Zweifel daran, dass sie sich ernsthaft den bösen Mächten verschrieben hatte und tat dies auch in Interviews kund. Neben Morbid Angel gehörte auch die Band Deicide zu den wenigen echten Satanisten in der der Death Metal Szene. Der Deicide-Bassist Glenn Benton brannte sich als Zeichen seiner Satanshuldigung ein verkehrtes Kreuz in die Stirn und verkündete, dass diese Handlung für ihn ein Zeichen des Hasses gegen das Christentum sei. Aber auch den Bands dieses Genres erging es so, wie vor ihnen schon Black Sabbath und Led Zeppelin: Durch das wachsende Interesse und die steigende Popularität beklagten Fans bald, dass sich die Bands kommerzialisieren ließen.30 „Als eine Art ‚Gegenbewegung‘ zum Death Metal verstand sich die in Skandinavien langsam konstituierende Black-Metal-Szene.“31 Die jungen Bands in den Anfangszeiten der zweiten Welle wollten mit ihrer Musik mehr Ernsthaftigkeit vermitteln, sich gegen den Trend des in ihren Augen unechten Death Metal, der nach Meinung mancher durch das Fehlen des nötigen Ernstes zu einer Parodie seiner selbst geworden war, stellen.32 Die neuen Bands orientierten sich stark an den Vorreitern der ersten Welle, schufen dennoch eine ganz neue Art von Musik und Gesang. „Der Gesang bewegt sich im Bereich des hysterischen Keifens bzw. Kreischens, die Anzahl der Taktanschläge pro Minute ist immens, und die Bands erzeugten klirrende, sehr höhenfixierte Modulationen.“33 Diese Art des Gesangs und der Musik ist bis heute Markenzeichen von Black Metal. Besonders der kreischende, textlich zumeist unverständliche Gesang und die hohe Geschwindigkeit weisen dem Black Metal nach wie vor die Richtung. „Black Metal bedeutet dunkle und schnelle

30 Vgl. Unheilige Allianzen, 25-27. 31 Ebd., 27. 32 Vgl. Ebd., 29. 33 Lücker, Christoph: Das Phänomen Heavy Metal: Ein Szene-Porträt, Oberhausen: Schmenk 2011, 28.

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Musik, technische und rhythmische Intensität verbunden mit ‚poetischen‘ Nachrichten innerhalb der Musik.“34 Und so entstand im hohen Norden Europas der Norwegian Black Metal den man allgemein in den Zeitraum ab 1990 einreiht und der als zweite Welle des Black Metal bezeichnet wird.35

34 Musik & Aggression, 97. 35 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY.

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3. Skandinavischer Black Metal und die „Zweite Welle“

Ab den 1990er Jahren entstand diese neue Richtung innerhalb des Genres Heavy Metal, der sogenannte Norwegian Black Metal. Die oben genannten Bands wie Venom, Bathory und Celtic Frost schufen die Voraussetzungen für ein Genre, „das sich Ende der 1980er und besonders zu Beginn der 1990er Jahre in Skandinavien explosionsartig zu einer eignen Szene entwickeln sollte.“36 Mit der Band Mayhem (Gründung im Jahre 1984 vom damals 16- jährigen Øystein Aarseth mit seinen Freunden Jørn Stubberud und Kjetil Manheim) wurde die neue Ära im Heavy Metal Bereich eingeläutet. Mayhem gilt als eine der wichtigsten Black Metal Bands Norwegens. Ihren Idolen folgend ersetzten sie ihre bürgerlichen Namen durch Pseudonyme, Aarseth wählte Destructor, später Euronymus, Stubberud wurde zu Necro Butcher. Einzig Manheim blieb bei seinem bürgerlichen Namen. Die Anfänge verbrachten die Musiker mit dem Covern von Stücken ihrer Vorbilder. 1986 veröffentlichten sie ihr Debut- Album Pure Fucking Armageddon, auf welchem sie Venoms Song Black Metal coverten und damit ihre Ehrerbietung an die Band kundtaten.37 „So wie es Venom gelang, als Väter des Black Metal in die weltweiten Annalen einzugehen, so konnten Mayhem eine vergleichbare Position für Norwegen einnehmen.“38 Anfangs fehlte der Band die religiöse Perspektive, wenn man von umgedrehten Kreuzen absieht. „Ihr Image betonte hauptsächlich eine Orgie von Gewalt, Tod und ‚verdammt viel Spaß haben‘.“39 Dies sollte sich aber mit den Jahren ändern, worauf im weiteren Verlauf der Arbeit noch näher eingegangen wird. 1988 schloss sich der Schwede Per Yngve Ohlin, genannt , den Musikern an und mit ihm wurde die Band legendär. Sein besonderer Gesang mit infernalischen Zügen prägte ab nun die gesamte Band und seine Darbietungen auf der Bühne ließen ihn als leibhaftige Verkörperung des Extremen zu einer Ikone der Szene werden. Er stand zu seiner Neigung zur Selbstverletzung, lebte seine suizidalen Neigungen auch auf der Bühne aus, in dem er sich selbst verletzte und blutend weitersang, und zeigte seine Affinität für das Morbide ebenso durch die schwarz-weiße Schminke, die als Corpsepaint bekannt wurde. Dass er sich live vor Publikum die Arme aufschnitt war keine

36 Metal Matters, 154. 37 Vgl. Unheilige Allianzen, 27. 38 Lords of Chaos, 51. 39 Ebd., 65.

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Seltenheit. Den Grund für seine Selbstverletzungen gab er bei einem Interview wie folgt an: „Ich beobachte die Reaktion der Leute, wenn mein Blut überall an mir herunterläuft, aber das ist nicht der Grund warum ich es tue. Ich schneide mich gerne selbst.“40 1990 unternahm die Band eine Tour durch Europa, die in Fankreisen noch immer von Bedeutung ist. Der Mitschnitt des Live-Auftritts in Leipzig gilt als sehr bedeutend für die Geschichte des Norwegischen Black Metal. Nach dieser Tour kam es zu einem rapiden Einschnitt in der Bandgeschichte von Mayhem. Eigentlich sollte das neue Werk De Mysteriis Dom Sathanas aufgenommen werden, doch dazu kam es nicht mehr. 1991 beließ es Dead nicht bei der bloßen Andeutung seines Suizids, sondern führte ihn zu Ende, indem er sich in den Kopf schoss, nachdem er sich zuvor die Pulsadern aufgeschnitten hatte.41 Einer Legende nach soll Euronymus seinen toten Bandkollegen gefunden, ihn fotografiert und seine im Zimmer verstreuten Schädelfragmente eingesammelt und an andere Bands verschickt haben.42 Solche und ähnliche Geschichten, ob man sie glaubt oder nicht, ließen den Black Metal zu einer Szene werden, die den Ruf hatte, unheilvoll und destruktiv zu sein, später natürlich auch verstärkt durch die Kirchenbrände. Zeitgleich mit der Entstehung von Mayhem baute sich in Norwegen eine kleine Szene extremer MusikerInnen auf. 1986 wurde die Band gegründet, die auch erheblichen Einfluss auf die norwegische Black Metal Szene haben sollte. 1992 erschien ihr Album A Blaze In The Northern Sky und kann als erste echte Black Metal Scheibe bezeichnet werden, da sich der Sound in diesem Album komplett von ihrer ersten Veröffentlichung , welche noch als Death Metal bezeichnet werden kann, unterschied.43 „Bei ihrem Sound […] legten sie [die Black Metal Bands, Anmerkung C.F.] nunmehr bewusst Wert auf eine ‚verschwommene‘, raue und primitive Produktion. Damit war nun endgültig ein eigenständiger Black-Metal-Stil entstanden.“44 Nach eigener Aussage von Darkthrone- Bandmember Gylve Nagell wollte das Label Peaceville ursprünglich ihr Album gar nicht auf den Markt bringen, da man der Meinung war, dass die Klangqualität zu schlecht sei. Erst nach der Aussage von Nagell, dass dies so klingen müsse, da es sich hierbei um das neue Genre Black Metal handelt, wurde das Album veröffentlicht.45 Das auffälligste Kriterium, welches den Black Metal vom Death Metal unterschied, war der Gesang. Das kehlige, tiefe Singen der

40 Unheilige Allianzen, 26. 41 Vgl. Ebd., 27. 42 Vgl. Ebd., 27-28. 43 Vgl. Ebd., 28. 44 Ebd., 29. 45 (Regie: Aaron Aites, Audrey Ewell, USA 2008).

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Death Metal Bands wurde gegen hohes Kreischen ausgetauscht und ist bis heute ganz klares Erkennungszeichen für eine Black Metal Band. Außerdem finden sich im Black Metal kaum bis keine Gitarrensoli.46 Auch äußerlich findet man hier einen klaren Unterschied zu früheren Selbstdarstellungen der Band. Die Lederjacken und Bandshirts wurden auf Promotionsbildern gegen schwarze Outfits und geschminkte Gesichter getauscht.47 Wie Mayhem legten die Mitglieder von Darkthrone ihre Geburtsnamen ab und verwendeten Pseudonyme: „Aus Gylve Nagell wurde , aus Ted Skjellum und Ivar Enger nannte sich von nun an Zephyrous“.48

3.1 Øystein Euronymus Aarseth: Helvete, der Svarte Sirkel, Deadlike Silence Productions (DPS) und neue, junge Black Metal Bands

Ein Mann hatte einen besonderen Stellenwert in der noch recht jungen Black Metal Szene: Mayhem-Bandleader Øystein Aarseth, auch bekannt als Euronymus. Durch den Tod seines Bandkollegen Dead inspiriert, verstärkte er seinen Einfluss auf die norwegische Black Metal Untergrundszene immens. Er gründete sein Plattenlabel Deadlike Silence Productions (DSP) und eröffnete Anfang der 1990er seinen eigenen Laden in Oslo, den er Helvete (das norwegische Wort für Hölle) nannte, der in der Anfangszeit für die Verbreitung von Black Metal Musik und als Treffpunkt für die Szenemitglieder Dreh- und Angelpunkt war. An Gewinne aus dem Verkauf der Tonträger und anderen Waren war nicht zu denken, die Fläche war zu groß, der Bestand zu klein und die Miete zu hoch. Dennoch wurde der Laden zu einer Institution. Immer mehr Bands wandten sich dem Black Metal zu und wollten Platten bei Euronymus‘ Label DSP herausbringen.49 Unter ihnen war auch Kristian , der sich selbst auch Count Grishnack nannte. Die von ihm gegründete Band veröffentlichte 1992 ihr Debut-Album bei DSP. Ähnlich wie der Sound von Darkthrone war die Musik bewusst primitiv konzipiert und brachte neue Elemente ein. Neben der großen Geschwindigkeit führte er langsame, schleppende Passagen in seine Musik ein. Eines hatten die jungen Bands dieser Zeit jedoch gemeinsam: Sie wollten keine schöne Musik produzieren, sie wollten in ihrer Musik Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen. Sie wollten ernste

46 Vgl. Unheilige Allianzen, 29. 47 Vgl. Ebd., 28. 48 Ebd., 29. 49 Vgl. Lords of Chaos, 83-84.

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Musik schaffen, im Gegensatz zu der verachteten Death Metal Musik. „Diese bemühte Ernsthaftigkeit der Bands spiegelte sich im Firmenlogo von DPS wider: ‚No core, no mosh, no trend, no fun‘. Black Metal sollte nichts mit Hard- oder zu tun haben (‚no core‘), nicht einmal im weitesten Sinn tanzbar sein (‚no mosh‘), sich dem Trend des als ‚kommerziell‘ verachteten Death Metal verweigern (‚no trend‘) und vor allem kein Spaß sein (‚no fun‘).“50 Und tatsächlich schafften es Bands, dieser Maxime zu entsprechen. Unter dem Namen Immortal 1990 gegründet, schufen Harald Demonaz Nævdal, Olve Eikemo, Jørn Inge Tonsberg und Armagedda Black Metal Band wie aus dem Bilderbuch mit satanistischen Liedern, in denen sie die Ankunft des Gehörnten erwarteten. Auch die Band Emperor (gegründet 1991) und Satyricon (ebenso 1991 gegründet) hatten mit Euronymus eine gemeinsame Bezugsperson.51 Viele Bands der zweiten Welle hatten also Kontakt zu ihm, er nannte seinen engeren Freundeskreis und auch Bekannte aus der Szene selbst den Norwegischen Schwarzen Zirkel.52 Auf Norwegisch wurde dieser Kreis Svarte Sirkel genannt. Mit ihm erhoben sich die Mitglieder selbst zur Elite und Führung der norwegischen Black Metal Szene und erklärten dem Christentum den Krieg.53 Bettina Roccor schreibt etwas polemisch: “Erklärtes Ziel der geheimbündlerischen Satansclique, die aus schätzungsweise 150 Sympathisanten aus Mittel- und Nordeuropa sowie etwa 15 ideologischen Führern bestand, war die rasche und blutige Beendigung der Weltherrschaft des Christentums.“54 Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss sehen den Mythos hinter dem Phänomen Svarte Sirkel etwas unspektakulärer: „Die ‚Organisation‘ bestand im Grunde genommen aus jenen Leuten, die zum Umfeld der Helvete gehörten und die versuchten, sich untereinander in Radikalität zu übertreffen.“55 , Gitarrist der Band Emperor, erinnert sich so an die Zeit des Svarte Sirkel: „Damals in den Jahren 91 und 92 waren alle Personen im so genannten Black-Metal-Zirkel – oder wie man ihn auch immer bezeichnen möchte – ziemlich jung, deswegen waren wir alle sehr beeinflussbar. […] Jeder hatte extreme Ideen und jeder wollte immer noch extremer und noch extremer sein und wir haben uns alle gegenseitig beeinflusst.

50 Unheilige Allianzen, 29. 51 Vgl. Ebd., 29-31. 52 Vgl. Lords of Chaos, 83-85. 53 Vgl. Unheilige Allianzen, 28-32. 54 Roccor, Bettina: Heavy Metal. Die Bands. Die Fans. Die Gegner. München: Beck 1998, 68. 55 Unheilige Allianzen, 32.

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Und natürlich ist Vikernes eine starke Persönlichkeit und er war derjenige, der mit den ganzen extremen Sachen anfing, also tatsächlich rauszugehen und es in die Tat umzusetzen.“56 Euronymus selbst sagte über den Sinn des Svarte Sirkel, dass das eigentliche Ziel sei, die Christen, ihre Feinde, im Auge zu behalten. Wenn denn nun dann Dinge wie Brandstiftungen oder Friedhofsschändungen passieren würden, könne man auch gemäßigte Christen radikalisieren und einen totalen Religionskrieg anzetteln, so seine Theorie.57 Diese Kriegserklärungen sollten bald darauf tatsächlich in Kirchenbränden und Friedhofsschändungen enden und zahlreiche Kirchen in Flammen aufgehen lassen.

3.2 Kirchenbrände

Prinzipiell sind Kirchenbrände in Norwegen nicht erst mit den Brandstiftungen der 1990er Jahre aufgetreten. Aber die bis dahin beschädigten oder zerstörten Kirchen wurden nicht immer mutwillig und als deutliches Zeichen der Ablehnung gegen das Christentum entzündet, sondern fielen meistens natürlichen Vorkommnissen wie Blitzschlägen zum Opfer. Auch wurde die Brandsicherheit der Gebetshäuser vernachlässigt.58 Norwegische Stabkirchen sind besonders und gehören zu den historischen Schätzen des Landes. Die um die 1000 Jahre alten, nur aus Holz bestehenden Bauten wurden mit Ankunft des Christentums in Skandinavien erbaut. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts entstanden in ganz Norwegen viele Stabkirchen, deren Name sich von der speziellen Bauweise ableitet. Vier Stützpfähle (norwegisch: stav) befinden sich in den Ecken des Hauptraums. Das verbaute Holz wurde bearbeitet und durch Pech dunkel gefärbt. In ihrem Innern finden sich noch teilweise pagane Schnitzereien wie zum Beispiel in der Stabkirche von Hegge, in der eine einäugige Figur zu sehen ist, mit der durchaus Odin gemeint sein könnte.59 Auch in anderen Kirchen finden sich Schnitzereien mit nordischer Mythologie. Das Erscheinungsbild der Stabkirchen wirkt äußerst imposant. Die Holzschindeln, schuppig und reptilienartig, sowie die stilisierten Drachenköpfe schaffen eine Atmosphäre die einerseits an eine Kathedrale, andererseits an ein Geisterhaus erinnert.60 Stabkirchen kommen nicht nur in Norwegen vor, auch in anderen Gebieten Europas wie Schweden und Großbritannien gibt es ähnliche Bauten. Dennoch bleiben sie eine charakteristische Eigenheit Norwegens. Leider werden sie immer weniger: „Im frühen Mittelalter haben wahrscheinlich

56 Ebd., 32. 57 Unheilige Allianzen, 32. 58 Vgl. Lords of Chaos, 101. 59 Vgl. Ebd., 99-100. 60 Vgl. Ebd., 100.

19 bis zu 1200 Stabkirchen existiert; nur noch 32 originale Gebäude konnten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Seitdem hat sich die Anzahl der Baudenkmäler noch einmal […] verringert.“61 Denn leider wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele Kirchen zerstört, weil man ihren historischen und kulturellen Wert noch nicht erkannt hatte. So sollte es ursprünglich auch der Fantoft-Kirche aus dem 12. Jahrhundert ergehen, welche nahe dem Fjord Luster in Fortun stand. Es war angedacht, an ihrem Standort einen Friedhof zu errichten, allerdings blieb ihr das Schicksal eines Abrisses erspart und sie wurde abgetragen und zirka acht Kilometer von entfernt in Fantoft nach einer leichten Veränderung des Grundrisses und einer Restaurierung des Außenbereichs wieder errichtet. Sie stand dann auf einem dichtbewaldeten Hügel, wo die Bäume so eng beieinander standen, dass man beinahe das Gebäude selbst übersehen konnte und war wahrscheinlich auch deswegen das bevorzugte erste Ziel der Brandstiftungen.62 Ausgeführt durch den bereits erwähnten Schwarzen Zirkel und angetrieben durch die von seiner Führungsebene ausgesprochene Kriegserklärung an das Christentum, stand die Fantoft-Kirche am 06. Juni 1992 in der Morgendämmerung in Flammen.63 Sie war bis zu ihrer Zerstörung ein sehr eindrucksvolles Gebäude und sie sollte nicht die letzte Kirche dieser Art sein, die dem Feuer der BrandstifterInnen zum Opfer fiel.64 „Bald darauf brannte das Ullandhaug Bedehaus, die Holmenkollen-, und die Ormøya-Kapelle sowie die Kirchen von Revheim, Skjold, Hauketo-Prinsdal und Åsane.“65 Acht Kirchen wurden insgesamt in einem halben Jahr niedergebrannt.66 Ihnen folgten weitere 45 bis 60 Brände oder Brandstiftungsversuche an norwegischen Kirchen, die mitunter vollständig verbrannten. Sjur Helseth, seines Zeichens Vorsitzender der technischen Abteilung in der Verwaltung der Kulturgüter Norwegens, gab an, dass etwa ein Drittel auf das Konto der Black Metal Szene gehen. Man ging jedoch generell etwas zögerlich und vorsichtig mit der Veröffentlichung von Zahlen und Fakten um, da man weitere Brandstiftungen und TrittbrettfahrerInnen fürchtete.67 Michael Moynihan und Didrik Søderlind führen in Lords of Chaos eine Studie über amerikanische Brandstifter von Lewis und Yarnell an und versuchen Parallelen zu den norwegischen Vorfällen zu ziehen. Allerdings finden sich unter den 457 Fällen von Rache- bzw. Trotzbrandstiftung nur zehn Fälle, wo sich die Angriffe gegen Kirchen richteten.

61 Lords of Chaos, 100. 62 Vgl. Ebd., 100. 63 Vgl. Höllenlärm, 285. 64 Vgl. Lords of Chaos, 100. 65 Höllenlärm, 285-287. 66 Vgl. Unheilige Allianzen, 32. 67 Vgl. Lords of Chaos, 100-101.

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Erkennbar ist aber eine auffällige Ähnlichkeit was den Täterkreis betrifft. Wie auch beim Schwarzen Zirkel ist es meistens eine große Gruppe von Tätern (und in diesem Fall werden nur männliche Brandstifter über 16 beleuchtet), die völlig unter dem Einfluss eines großen, starken Führers stehen, wie es auch bei der Anhängerschaft von Euronymus wahrscheinlich der Fall war. Jedoch nennen auch nur wenige Täter, die im Zuge dieser Studie befragt wurden, ideologische Motive für ihr Verhalten, vielmehr steuerte sie ein sexueller Impuls. Dagegen erklärte Kristian Varg Vikernes, der als Brandstifter der Fantoft-Kirche und anderer Kirchen gilt, oft, dass er die Kirche für den Untergang der norwegischen Kultur verantwortlich mache.68 „Er bezeichnete die Welle der Brandstiftungen als eine organische, intellektuelle Erhebung oder Revolution gegen die fremden Fesseln des Christentums, und er sieht sein Musikprojekt Burzum als eine Waffe, um solche Ausbrüche zu fördern.“69 Er ist untrennbar mit den Kirchenbränden verbunden und ersetzte seinen christlichen Vornamen selbst durch das norwegische Wort „Varg“ („Wolf“). Vikernes selbst führte die Polizei auf seine Spur, was die Brandstiftung der Fantoft-Kirche betraf, indem er der Tageszeitung Bergens Tidende ein anonymes Interview gab. Allerdings wurde er bald aus der Untersuchungshaft entlassen, weil ihm konkret keine Straftat nachgewiesen werden konnte.70 Er wurde aber auch der Brandstiftung der Holmenkollen- Kirche bezichtigt und vor Gericht gestellt. Auch für die Skjold- und die Åsanekirche wurden ihm die Anschläge zur Last gelegt. Vikernes bekannte sich nicht schuldig, was das Gericht allerdings nicht glaubte und ihn 1997 zu insgesamt 8 Millionen Kronen Schadensersatz verurteilte. 71 Aber die Frage, die sich des Weiteren stellt, ist, was die Beschuldigten selbst zu den ihnen zur Last gelegten Taten und den damit verbundenen Hintergründen sagen. Mittäter von Vikernes bei der Brandstiftung der Åsane-Kirche, der norwegische Black Metal- Musiker Jørn Tunsberg, wurde von Sam Dunn in seiner Heavy-Metal-Dokumentation zu diesen Vorfällen nach seiner Haftstrafe interviewt: „The most important thing, what happened, was that the church were burned [sic!] down. So that’s something I stand for. I stood for it then, I will stand [sic!] for it now and I will stand for it until I die. […] It’s kind of a statement to break down Christianity.”72

68 Vgl. Lords of Chaos, 103-105. 69 Ebd., 105. 70 Vgl. Unheilige Allianzen., 32. 71 Vgl. Lords of Chaos, 109. 72 METAL. A HEADBANGER’S JOURNEY.

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Sam Dunn interviewte noch andere Black Metal MusikerInnen zum Thema Kirchenbrandstiftungen in den 1990er Jahren, unter anderem auch Gaahl, damals noch Mitglied der Band . Er sagt zu diesem Thema: „Church burnings and all these things are of course things that I support. One hundred percent. It should have been done much more and will be done much more in the future. We have to remove every trace from what Christianity and the Semitic roots have offered to this world.”73 Auch etwas gemäßigtere Aussagen finden sich unter den MusikerInnen der Szene wie zum Beispiel die von Grutle Kjellson von der Band Enslaved: „Well, in a way, I think, Christianity deserved it, you know. In the beginning it was not something the Norwegians choose [sic!], it was forced upon them. You can say, that’s 1000 years ago, but I wasn’t sad, I wasn’t really happy, but in the historical point of view Christianity deserves it.”74 In der Dokumentation von Aaron Aites und Audrey Ewell, Until the Light takes us kommt Vikernes, damals noch eine Gefängnisstrafe verbüßend, selbst zu Wort und erklärt seine Anschläge auf die Stabkirchen wie folgt: „Originally this place was an old pagan […] site; it was on top of a hill, where our forefathers used to celebrate the sun. What the Christians did, was to move this church from another place and putted it not close to this holy site but on top of it, in the middle of the circle, they were breaking up the circle. And on the pagan altar (?) they putted a big stone cross. They have no respect for the Norwegian culture, so why should Norwegians respect their culture?”75 Auch der Musiker Bård Eithun wird in Until the Light takes us befragt und sagt: „By burning the churches some people felt it was like taking back land from the middle-eastern plague, as many people call it. That was not worse as it was then, as it was in the year 900.”76 Die primäre Motivation der Brandstiftungen und Vandalismusakte der norwegischen Black Metal Szene war also eher eine symbolische. Kein Gefühl des Bedauerns kam auf, denn es ging um die gerechte Rache am Christentum. Man konnte selbst dann keine Reue erkennen, wenn die TäterInnen mit ihrem Vorgehen in ihren eigenen Heimatgemeinden ihnen bekannte Menschen trafen.77 Welche wertvollen Kulturgüter bei diesen Anschlägen für immer vernichtet wurden ist wohl kaum zu ermessen, denn neben dem materiellen Wert bedeutete der Verlust des Gebetshauses für die Gemeinden auch, dass sie den Ort vieler schöner Erinnerungen verloren. Kirchen sind

73 METAL. A HEADBANGER’S JOURNEY. 74 Ebd. 75 UNTIL THE LIGHT TAKES US 76 Ebd. 77 Vgl. Lords of Chaos, 107.

22 immerhin Orte, an denen Menschen getauft oder verheiratet worden waren und an denen sie Gottesdienste feierten. 78 Der entstandene Schaden konnte auf keine Weise wieder gut gemacht werden, aber zumindest wurden viele der zerstörten Kirchen wieder aufgebaut und ihrer Funktion nach wieder hergestellt. Die Restaurationskosten für die niedergebrannten Kirchen beliefen sich nach Aussage des norwegischen Direktorates für das Kulturerbe auf ca. 300 Millionen Kronen, was ca. 40 Millionen Euro entspricht, wobei die Restaurationskosten der nur zum Teil beschädigten Kirchen noch nicht eingerechnet sind.79 Die Berichterstattung über die Brandstiftungen führte dazu, dass Euronymus Helvete schließen musste. Allerdings brachte der Fokus der Öffentlichkeit auf die Gewalttaten eine werbewirksame Inszenierung und Vermarktung der norwegischen Black Metal Szene mit sich, die aber mit einem weiteren dunklen Kapitel in der Geschichte des Black Metal ein jähes Ende finden sollte.80

3.3 Mord

Zwischen 1992 und 1994 wurden viele junge Menschen aus der Black Metal Szene verhaftet und wegen Brandstiftungen an insgesamt ca. 24 Kirchen und diverser Gewaltverbrechen verurteilt. Gleich drei Mitglieder der Band Emperor wurden wegen Brandstiftung und Körperverletzung inhaftiert.81 Ein anderes Ereignis innerhalb der norwegischen Black Metal Szene ist eng mit Øystein Euronymus Aarseth und Kristian Varg Vikernes verbunden. 1993 wurde Euronymus durch die Hand Vikernes‘ getötet. Das Motiv ist strittig, Vikernes selbst brachte immer wieder neue Erklärungen, warum Euronymus seinen Tod verdient hatte. Von politischen Ansichten über sexuelle Vorlieben bis hin zu Geldstreitigkeiten reichte die Bandbreite der Erklärungen. Ausgelöst durch diese Straftat geriet die gesamte norwegische Black Metal Szene unter Verdacht und groß angelegte Ermittlungen der Polizei deckten immer mehr Verbrechen auf. Unter anderem wurde der damalige Bassist der Band Gorgoroth wegen Beteiligung an einer Brandstiftung verhaftet. Auch Bård Eithun, Schlagzeuger der Band Emperor, erhielt eine Haftstrafe von 14 Jahren, weil er 1992 in Lillehammer einen homosexuellen Mann ermordet hatte. 1994 ging der Prozess gegen Vikernes mit einem Schuldspruch und der Verurteilung

78 Lords of Chaos, 107. 79 Ebd., 109. 80 Vgl. Unheilige Allianzen, 33. 81 Vgl. Höllenlärm, 289.

23 zur Höchststrafe [21 Jahre Gefängnis, Anmerkung C.F.] zu Ende. Die Reaktionen auf diesen Ausbruch der Gewalt waren unterschiedlich. Emperor beispielsweise feierten das plötzliche Medieninteresse, denn nun war die Black Metal Szene endlich zu der Berühmtheit gekommen, die sie verdient hatte.82 Dazu wörtlich: „Die norwegische Black-Metal-Szene ist jetzt berühmt-berüchtigt und so soll es sein […] Die Leute können uns dumm und kindisch nennen, aber sie können nicht sagen, dass wir harmlos sind.“83 Nocturno Culto von Darkthrone äußerte sich gegenüber des Metal-Magazins Rockhard folgendermaßen: „Es interessiert mich nicht, was andere Leute tun oder denken. Ich finde es ok, wenn Kirchen abgebrannt werden, weil dadurch die so genannten Christen verschreckt werden. [...] Es ist auch meiner Meinung nach in Ordnung, wenn Leute getötet werden, denn es gibt sowieso zu viele Menschen auf dem Planeten.“84 Die Vorreiter des norwegischen Black Metal konnten diesen Taten nichts Positives abgewinnen. Venom zum Beispiel sagten dazu: „Es gibt einige Leute, die sich selber als Satanisten bezeichnen und aus diesem Grund durch die Gegend laufen und andere Menschen töten. Das sind keine Satanisten – das sind Bekloppte, die man besser in eine geschlossene Anstalt sperren sollte. […] Wir sind eine so genannte Black- Metal-Band, wir sind Musiker. Wir machen Musik, um zu unterhalten, und wir geben Konzerte. […] Jemand, der seine Popularität durch Aktionen wie Kirchen abbrennen oder Mord steigern will, der ist ein Mörder und verrückt.“85 Der mittlerweile verstorbene Bathory-Frontmann Thomas Quorthon Forsberg auf die Frage, ob seine Texte zu solchen Taten inspiriert haben könnten: „Ich habe mir meine Texte noch einmal angesehen, und da steht nichts darüber drin, dass man jemanden wegen seiner sexuellen Vorlieben aufschlitzen sollte. Ich habe über die Vergewaltigung von Engeln und die Masturbation auf dem goldenen Himmelsthron geschrieben, aber ich finde es schwer vorstellbar, einen Engel zu vergewaltigen. Ich meine, das sind abstrakte Fantasy-Texte. Wenn jemand das nicht als Horrorgeschichte – als Fortführung von ‚Geschichten aus der Gruft‘ oder Black Sabbath – versteht, dann tickt er nicht ganz richtig.“86 Durch diese Ereignisse und die vorangegangenen Kirchenbrandstiftungen rückte die Szene immer mehr ins Rampenlicht und in das Augenmerk der Öffentlichkeit. Allerdings schien sie

82 Vgl. Unheilige Allianzen, 33-34. 83 Ebd., 34. 84 Ebd., 34-35. 85 Ebd., 34. 86 Höllenlärm, 292.

24 im Hintergrund kaum noch zu existieren. Mit Aarseth hatte sie ihren zentralen Dreh- und Angelpunkt verloren. Auch fehlte der Band Mayhem durch seinen Verlust der Bandleader.87 Allerdings tat dies dem Hype, der um den norwegischen Black Metal entstand, keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Hysterie verstärkte sich sogar. Black Metal wurde zu dem, was Rock ‚n‘ Roll immer sein wollte, zu einer Revolution. Die in Freiheit verbliebenen Black Metal MusikerInnen brachten ausdrucksstarke Musik hervor und wurden ab Mitte der 1990er in aller Welt kopiert (siehe Kapitel 5).88

3.4 Exkurs: Norwegen – Fakten über das Land und Antworten auf die Frage, warum Black Metal gerade in Norwegen entstand

Norwegen ist eine Monarchie in Nordeuropa mit etwas mehr als 5 Millionen EinwohnerInnen und einer Fläche von 385 199 km².89 Außerdem ist es eines der reichsten Länder der Welt und steht an der Spitze des Lebensqualität-Index‘.90 Betreffend der religiösen Situation ist zu sagen, dass Norwegen eine amtliche Protestantische Staatskirche auf Basis der evangelisch-lutherischen Lehre hat. Acht von zehn NorwegerInnen gehören der Staatskirche an, wobei nur zehn Prozent der Bevölkerung regelmäßig an Gottesdiensten oder anderen christlich orientierten Versammlungen teilnehmen. Geschichtlich gesehen wurde Norwegen um das Jahr 1000 zum Christentum bekehrt als Ergebnis von Handelsbeziehungen und der Raubzüge der Wikinger, wo Kontakt mit dem christlichen Europa entstand.91 „Von der Angelsächsischen Kirche sowie von Deutschland und Dänemark geführte missionarische Aktivitäten verschafften dem Christentum zunehmende Bedeutung, und es erlangte Vorherrschaft über die Götter der traditionellen altnordischen Mythologie und der Naturverehrung der Samen.“92 Aber ist die Missionierung und die damit verbundene Verdrängung der alten Götter allein Grund genug für die Entstehung des Black Metal mit seinen antichristlichen Aussagen in Norwegen? Oder gibt es noch andere Gründe?

Sam Dunn und Scot McFayden stellten sich in ihrer Dokumentation über Heavy Metal auch genau diese Frage und suchten Antworten direkt in Norwegen.

87 Unheilige Allianzen, 35. 88 Vgl. Höllenlärm, 291-296. 89 http://www.norwegen.or.at/About_Norway/Fakten-und-Zahlen/ [abgerufen am 18.05.2013]. 90 http://hdrstats.undp.org/en/countries/profiles/NOR.html [abgerufen am 18.05.2013]. 91 http://www.norwegen.or.at/About_Norway/policy/Bevolkerung/general/ [abgerufen am 18.05.2013]. 92 http://www.norwegen.or.at/About_Norway/policy/Bevolkerung/general/ [abgerufen am 18.05.2013].

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Unter anderem interviewten sie Asbjørn Dyrendal, Professor für Archäologie und religiöse Studien an der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim. Er geht davon aus, dass es in Norwegen einen starken Konformitätsdruck gibt, dass es wichtig ist, sich anzupassen. Dies beginnt mit der Sozialisation im Kindergarten und der Schule, schon hier soll man ein Teil der Gruppe sein. Es ist nicht gewünscht, dass man sich abhebt, zu laut ist oder sonst aus der Reihe tanzt. Norwegen hat seiner Meinung nach eine Kultur, in der Opposition nicht sehr geschätzt wird. Thomas Eriksen, Professor für Sozialanthropologie an der Universität Oslo, ist ähnlicher Meinung und sagt, dass eine Art Herdenzwang vorherrscht, dass man dem Strom der allgemeinen Moral folgen sollte anstatt eine eigene zu entwickeln. Er meint deswegen, dass Black Metal möglicherweise die ultimative moralische Form von Anarchismus ist. Black Metal passt als Ganzes nicht in die allumfassende Geschichte Norwegens, da diese impliziert, dass die norwegische Kultur und Gesellschaft nur gute Gedanken und Taten hervorbringt. Und diese Szene besteht aus Menschen, die demonstrativ böse sein möchten. Per Solvang, Professor an der Universität von Bergen, sagt in seinem Interview, dass die Black Metal Szene die norwegische sozialdemokratische Ideologie herausfordert, da sie eine sehr individualistische Ideologie verkörpert, in der das Individuum komplett im Zentrum steht.93 Auch die Autoren von Lords of Chaos, Michael Moynihan und Didrik Søderlind, beschäftigen sich in ihrem Buch mit der Frage, warum ausgerechnet Norwegen zur Geburtsstätte einer der extremsten Spielarten des Heavy Metal wurde. Die Rolle der norwegischen Staatskirche nahm beständig ab und konnte die religiöse Leere der Menschen nicht mehr füllen. So wurde dieses Vakuum von verschiedenen religiösen und weltlichen Ausrichtungen gefüllt. Nach wie vor gibt es in Norwegen, besonders in den Lappen-Gebieten, jedoch christliche Gemeinden, die nach strengen Regulativen leben. Alkoholkonsum und zum Teil auch Tanz sind streng verboten, Vorhänge und Fernseher tabu. Auch wurde Monty Phytons Komödie Das Leben des Brian beispielsweise zensiert, ebenso wie ausländische Horrorfilme. Eine andere Theorie besagt, dass das kulturelle Erbe Norwegens mit seinen Sagen und Mythen über Trolle, Hexen und dunkle Wälder einen großen Eindruck bei vielen der jüngeren Black Metal Bands hinterließ. Jedoch hatte die zeitgenössische Folklore in Norwegen einen schweren Stand, weil man sich vehement gegen diese so genannte Kultur des Grauens wehrte. Aus der Zensur gegen alles, was mit Gewalt oder Makabrem zu tun hatte, entstand eine Leere, die den Hunger des Black Metal Norwegens für genau solche Bilder erklären könnte. Auch die kulturelle

93 Vgl. METAL. A HEADBANGER’S JOURNEY.

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Entfernung vom restlichen Europa wird als möglicher Grund für die Entstehung von Black Metal in Norwegen angeführt. 94 Schlussendlich bleibt es offen, welcher Grund ausschlaggebend für Norwegen als Geburtsstätte des Black Metal war, aber sicher ist, dass viele MusikerInnen dieses Genres eine tiefe Abneigung gegen das Christentum als Zerstörer ihrer ursprünglichen Kultur der Wikinger empfinden und sich daraus Lieder mit antichristlichen Texten sowie Hymnen an die alte, nordische Götterwelt entwickelten. Auf den nächsten Seiten werde ich genauer auf beiden Strömungen, satanistischer und neuheidnischer Black Metal, eingehen und versuchen, eine Zusammenschau der Hintergründe, Inhalte, Symbolik und Motive im Black Metal zu geben.

94 Vgl. Lords of Chaos, 58-60.

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4. Thematik, Symbolik und Ästhetik im Black Metal

Die Materie, um die es sich im Black Metal dreht, ist vielschichtig. Ganz klar Platz finden die satanistischen Hasshymnen, aber auch neopaganistische Motive, die Verherrlichung von Krieg, Tod, Zerstörung, Selbstverletzung und Suizid sowie Fantasy-Themen. Anhand dieser Thematiken lassen sich die jeweiligen Intentionen und Motive der einzelnen Bands unterscheiden.95 Auf den folgenden Seiten werden die satanistischen und (neu)heidnischen Strömungen innerhalb des Black Metal genauer betrachtet und analysiert.

4.1 Satanismus

“If there wasn’t Christianity, we would not have Metal as we know it. Religion is really crucial to it.”96 (Deena Weinstein)

4.1.1 Einleitung und Definition Satanismus Immer wieder finden sich in der Geschichte helle und dunkle Gottheiten, denn es bedurfte meistens eines relativ gleichwertigen dunklen Gegenspielers zu einer guten Gottheit. Jedoch wurde im Christentum diesem Dualismus von Gut und Böse nicht gehuldigt, der Teufel gilt nicht als gleichberechtigter Gegner Gottes, er steht nicht auf derselben Stufe, sondern wird als der gefallene beziehungsweise als der von Gott gestürzte Engel gezeichnet.97 Das Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) definiert Satanismus als „die Anbetung bzw. Verehrung, welche organisierte Gruppen durch rit. od. liturg. Praktiken der in der Bibel als ‚Satan‘ bezeichneten Person entgegenbringen.“98 Als teuflisch oder satanistisch wurde im Laufe der Geschichte auch jenes bezeichnet, das nicht zu dem jeweils vorherrschenden Verständnis von Normalität zählte. Der hebräische Begriff Satan bedeutet Ankläger oder Widersacher und kommt bereits im Alten Testament vor. Zum Gegenpol Gottes wird er allerdings erst im Spätjudentum und im Neuen Testament.99 Im Mittelalter erhielt das Böse, vom griechischen Gott Pan inspiriert, seine bocksfüßige, gehörnte und behaarte Gestalt. Er befehligt die höllischen Heerscharen, dargestellt durch Dämonen, welche für das Schlechte im Bereich der Menschen

95 Vgl. Unheilige Allianzen, 79. 96 METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 97 Vgl. Grandt, Guido / Grandt, Michael: Schwarzbuch Satanismus. München: Knaur 1996, 49-51. 98 Introvigne, Massimo: Art. Satanismus, Satanskulte, in: Kasper, Walter (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 9. San bis Thomas, Freiburg im Breisgau: Herder 2000, 80. 99 Unheilige Allianzen, 80.

28 verantwortlich sind.100 Die Johannesoffenbarung ist eine wichtige schriftliche Inspiration für bildhafte Darstellungen Satans. Hier findet sich auch die so genannte Teufelszahl 666. Satan, der Teufel, Diabolo oder wie auch immer man diese Gestalt nennen will, steht für das Sündhafte, das Negative schlechthin, meist dargestellt als Mischgestalt aus Mensch und Tier. Triebhaftigkeit und Ungezügeltheit sind die Attribute, die durch die tierische Seite ausgedrückt werden sollen. In der aufgeklärten Theologie wird Satan zumeist nur mehr als Metapher gesehen101, „‚die die Wirklichkeit des Bösen auf der personal-existentialen Ebene des Menschseins erfahrbar und begreifbar‘ machen will.“102 Im kulturhistorischen Wandlungsprozess der Aufklärung wollte man den Menschen aus seiner Unmündigkeit befreien und rückte somit auch die Satans-Gestalt in ein neues Licht. Trotzdem erlebte der Diabolo eine literarische Konjunktur. Vor allem in der Zeit Goethes, der selbst mit dem Pakt zwischen Mensch und Teufel in einen Beitrag dazu lieferte, finden sich viele vom Okkultismus beeinflusste AutorInnen. E.T.A. Hoffman oder Charles Baudelaire schufen wichtige Werke des literarischen Satanismus.103

4.1.2 Satanismus: Aleister Crowley und Anton LaVey Als Grundlage für den modernen Satanismus gilt das Werk des Briten Aleister Crowley (1875-1947). Crowley betont in seinen okkultistisch-esoterischen Schriften die Gottgleichheit des Menschen. Der viel zitierte Satz „Tue was du willst, dies sei das ganze Gesetz“ stammt aus seiner Feder und gilt bis heute als Devise satanistischer Gruppierungen. Ein anderer Mann ist von großer Bedeutung, wenn es um die Ausprägungen von Satanismus in jüngerer Zeit geht: Anton LaVey, geboren als Howard Levy. Die von ihm 1966 gegründete Church of Satan und seine Satanische Bibel betrachtete alle Religionen, die wie die christliche auf das Leben im Jenseits vertrösten, als Unterdrückungsinstrumente. Ihr Ziel sei es, die Bedürfnisse der Menschen, die auf physischer, geistiger und emotionaler Ebene befriedigt werden wollen, mittels der Konstruktion von Sünden zu unterdrücken. Auch bei ihm geht es um eine Selbstvergöttlichung des Menschen, eine Gleichstellung des Menschen mit Gott.104 Bettina Roccor schreibt dazu: „LaVeys Philosophie besagt, dass jeder Mensch sich freimachen soll von Ideologien, Zwängen, Denkblockaden und Hemmungen, um sein wahres Ich zu

100 Vgl. Christiansen, Ingolf: Satanismus: Faszination des Bösen. Güthersloh: Quell 2000, 19. 101 Vgl. Unheilige Allianzen, 82. 102 Ebd., 82. 103 Vgl. Ebd., 82-83. 104 Vgl. Ebd., 83-84.

29 entdecken und fortan nur noch nach dem eigenen Willen zu leben. Im Klartext heißt das: Jeder, wie er mag, solang dabei niemand anderer in seiner Freiheit verletzt wird.“105 Das Leben gilt hier als höchstes Gut, weshalb Opfer jeder Art, egal ob Tier- oder Menschenopfer, verabscheut werden. Der philosophische Satanismus ist keine Religion mit Absolutheitsanspruch und deswegen ist es AnhängerInnen auch erlaubt beispielsweise Kirchen zu besuchen.106 Vielmehr handelt es sich um „eine Weltanschauung, die das höchstmögliche Maß an individueller Selbstentfaltung gewährleisten möchte“.107 Jene Menschen, die sich allerdings nicht bemühen, ihren eigenen Willen zu entdecken und sich immerfort an die Regeln der Gesellschaft halten, seien unterdrückungswürdig.108 Nur wenige Metal-KünstlerInnen bekannten sich im Laufe der Jahre offen zum Satanismus von LaVey, unter anderem King Diamond.109

4.1.3 Satanismus im Black Metal Die antichristliche und antikirchliche Haltung der Black Metal Szene ist sehr eng verbunden mit dem Erbe der Wikinger Norwegens und der Verdrängung der alten Götter- und Mythenwelt durch das Christentum. Die Geschichte Norwegens und seine Missionierung vor ca. 1000 Jahren werden auch heute noch teilweise als sehr schmerzhaft und ungerecht empfunden. Der Aufstieg des Black Metal fiel zufällig mit der Tausendjahrfeier der Christianisierung Norwegens zusammen. 995 und 1015 hatten zwei ursprünglich heidnische Könige, Olaf I. Tyrggvasson und Olaf II. Haraldsson, den Norwegern die christliche Religion aufoktroyiert und damit das Ende der Ära der Wikinger konsolidiert.110 Viele Black Metal KünstlerInnen aus Norwegen fühlen sich nach wie vor sehr stark mit den Wikingern und der nordischen Götterwelt verbunden und sehen das Christentum als Eindringling in ihr Land. Die Beschäftigung mit den Gewalttaten des Christentums an ihren Vorfahren ließ einen Religionskrieg entstehen. Die MusikerInnen „wollten das Christentum ebenso gewalttätig vertreiben, wie es in Norwegen einst eingeführt worden war, und das Land wieder in den Naturzustand spiritueller Harmonie zurückführen.“111 Die Aussagen Varg Vikernes´ aus der Dokumentation Until the light takes us spiegeln diese Einstellung sehr gut wider. Aaron Aites und Audrey Ewell drehten diesen Film über den

105 Heavy Metal, 170. 106 Vgl. Ebd., 170. 107 Ebd., 170-171.. 108 Vgl. Ebd., 171. 109 Vgl. Lords of Chaos, 275. 110 Vgl. Höllenlärm, 285. 111 Ebd., 285.

30 norwegischen Black Metal und interviewten im Zuge dessen einige Musiker auch zum Thema Satanismus und Christentum. Vikernes saß zu diesem Zeitpunkt noch im Gefängnis, wo er seine Haftstrafe für den Mord an Øystein Aarseth und diverse Kirchenbrandstiftungen absaß. Zum Thema Christianisierung sagt er: “Wherever the Catholics or Protestants or other Christians came, they destroyed the culture, they ruined the culture, they burned the culture and they burned the records of these cultures. That includes the European cultures, the African cultures, Asian cultures, American cultures. Wherever they were the destroyed everything […] Christianity is the root to all problems in the modern world. […] Everybody can relate to Odin, Thor and Freya, because it is our religion, we are not Christians, Christianity is a Jewish religion, Christianity was a Jewish sect.”112

4.1.3.1 Satanismus als Ausdrucks- und Stilmittel in Text und Musik Die Form, die uns beim Satanismus des Norwegischen Black Metal begegnet, gehört zum größten Teil in den Kreis des Satanismus als Widerstand gegen die christlichen Moralvorstellungen, Rebellion gegen die Allmacht der Kirche. Bei vielen Fans bedeutet das Bekenntnis zum Satanismus nicht auch zuletzt die Unterscheidung zu anderen, das Abheben von der Masse.113 Werner Helsper widmet sich in seinem Werk über Okkultismus in einem Kapitel auch dem, wie er es hier nennt, „Satans-Rock“114 und schreibt: „Man sollte, was den Rock des Heavy- Metal angeht, eher von einem ‚höllischen Lärm‘ reden, alles andere aber als ‚Image- Satanismus‘ betrachten. Es sind Symboliken der Macht, der Bedrohung, des Dämonischen, der Gewalt, es sind Metaphern der Stärke und des Aufstandes die hier gebraucht werden, aber dies dürfte auf der Ebene der jugendlichen Rock-Fans nichts mit dem organisierten Satanismus zu tun haben.“115 Vielen KünstlerInnen im Heavy Metal-Bereich geht es eher um die plakative Darstellung als um konkrete Handlungen. Mit Horror-, Gewalt- und satanistischen Elementen versuchen sie eine Atmosphäre aufzubauen, die der Black Metal Musik würdig ist.116 Satan in all seinen Spielarten ist ein gern und viel verwendetes Motiv innerhalb der Black Metal Szene, vielfach einsetzbar. Die Urväter des Black Metal Venom benutzten die satanischen Texte beispielsweise, um die Leute zu schockieren, und bekamen durch ihren Erfolg Recht.117 Ihr

112 UNTIL THE LIGHT TAKES US. 113 Vgl. Unheilige Allianzen, 86. 114 Okkultimus, 99. 115 Ebd., 129. 116 Vgl. Unheilige Allianzen, 80. 117 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY.

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Sänger Cronos erklärte 1985: „Ich verkündige hier nicht den Satanismus, Okkultismus, die Hexerei oder etwas. Rock ‚n‘ Roll ist im Grunde genommen Entertainment, und sonst gar nichts.“118 Satan als personalisiertes Wesen ist im Black Metal weniger häufig als Grundlage zu finden als Satan als Chiffre. In dieser Strömung gilt Satan als Zeichen der Selbstbefreiung des Menschen.119 Jontho, Schlagzeuger der norwegischen Black Metal Band Ragnarok definiert sein Verständnis von Satan und Satanismus so: „Ich preise keinen Satan […], sondern glaube an eine Kraft namens Satan und nütze sie.“120 Für Lord Alastor Mysteriis, Mitglied der schwedischen Band Setherial, ist „Satanismus eine höchst individuelle Philosophie und eine Form des Sich-Widmens. […] Es geht um freidenkende Wesen mit einem starken Willen.“121 Auf den folgenden Seiten finden sich einige Songtexte von Black Metal Bands als Beispiele für die Ausdrucksweise und Stilmittel des Genres.

Dimmu Borgir Satan My Master

„Satan My Master I slit my wrists to drain me of my blood Satan My Master Upside down I turn the cross of God

Satan My Master Receive this sacrifice this blood of mine Satan My Master I cut into my rotten flesh your signs

Satan My Master Remember me when judgment day is near Satan My Master Take my hand when Armageddon is here.”122

118 Unheilige Allianzen, 87. 119 Vgl. Ebd., 88. 120 Ebd., 88-89. 121 Ebd., 89. 122 http://www.darklyrics.com/lyrics/dimmuborgir/deathcultarmageddon.html#12 [abgerufen am 18.05.2013].

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Dimmu Borgir aus Norwegen ist eine der erfolgreichsten Black Metal Bands aller Zeiten. Sie gehören nicht zum Kreis der Norwegian Black Metal-Welle und somit klebt weder Ruß noch Blut an ihren Händen. Aber die Mitglieder der Band verstanden es, das Image ihrer Vorgängerbands werbe- und verkaufswirksam einzusetzen. Sie vollführten mit ihrer Ideologie einen Balanceakt zwischen Kommerzialisierung von satanistischen Motiven und ehrlicher Überzeugung.123 Dimmu Borgir coverten den Song Satan My Master (siehe Text oben) von Bathory und aus diesen wenigen Textzeilen lässt sich bereits das Glaubensbekenntnis der Band ablesen. Durch das Umdrehen des Kreuzes deutlich erkennbar ist die christlich geprägte Vorstellung des Teufels. Dieser erhält seine Existenz erst durch die Umkehrung des Zeichens Gottes.124 „Der immer währende Kampf zwischen Gut und Böse bildet die Vorlage für die plakative Beschäftigung mit dem Dunklen und all dem, was als ‚schlecht‘ gilt.“125

Dark Funeral The Arrival Of Satan’s Empire

“The unholy war, when Satan's demons are smeared in blood. Feathers fall from angel wings, from the sky. Father Satan gather your legions, it is time to claim your throne. The arrival of your dominion, so long been gone. So gather now my legions, it is time to fight for our lord. Hail Satan, scream the masses, smeared in angel's blood.

Lords of war, the wings of twelve, open all the gates. Fly high into the canopy; bring to me the head of god. Hell lord, unholy father. Your wish is my command. I will cut the liar throat; Christian blood will fall to the ground.

Demon legions, fly through the gates. Into the darkened sky. Held up high, the spears of evil. As they run, through angels flesh. They scream out in pain, as they see their kingdom fall. Angel tears fall to the ground, as Satan again will reign.

123 Vgl. Lords of Chaos, 283. 124 Vgl. Unheilige Allianzen, 87. 125 Ebd., 87.

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Lords of war, the wings of twelve, open all the gates. Fly high into the canopy; bring to me the head of god. Hell lord, unholy father. Your wish is my command. I will cut the liar throat; Christian blood will fall to the ground.”126

Die schwedische Band Dark Funeral besingt in ihrem Song The Arrival Of Satan’s Empire, den sie regelmäßig am Beginn ihrer Livekonzerte bringt, die Ankunft des Höllenfürsten und ihre Ehrerbietung. Micke Lord Ahriman Svanberg „bezeichnet das Lied als eine Ankündigung, dass sie, Dark Funeral, mit ‚noch mehr Hass und finsteren Kräften‘ gegen ‚die schwachen Christen‘ vorgehen werden.“127 In ihren Anfangszeiten noch ganz den Vorbildern aus Norwegen, Mayhem, verschrieben, eiferten sie ihnen auch in ihrem Kampf gegen das Christentum nach und drapierten Schweineköpfe, aufgespießt auf Petruskreuzen, als Requisite bei ihren Auftritten auf der Bühne. Auch die Bandmitglieder selbst bespritzten sich mit Schweineblut und zeigten sich so dem Publikum. Mit diesen und ähnlichen Handlungen wollten sie die Ernsthaftigkeit ihres satanistischen Images unterstreichen.128 1996 sagte Lord Ahriman über die Band und ihre Einstellung: „Neben unserer Absicht, die düsterste und bösartigste Musik überhaupt zu schaffen, die man überhaupt machen kann, besteht unsere Mission darin, Seelen für Satan zu sammeln. […] Wir wollen eine überlegene, infernalische Legion zusammenscharen, um einmal eine so starke und mächtige Horde zu werden, dass die Christen ausgelöscht werden können, ohne dabei satanisches Blut zu vergießen.“129 In einem anderen Song der Band, In The Sign Of The Horn, sagen Dark Funeral ihrem Meister und Herren, dem Satan, Gehorsam zu und das in der Hoffnung, durch ihn Freiheit zu erlagen:

126 http://www.darklyrics.com/lyrics/darkfuneral/diabolisinterium.html#1 [abgerufen am 18.05.2013]. 127 Unheilige Allianzen, 79. 128 Vgl. Ebd., 80. 129 Ebd., 80.

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Dark Funeral In The Signs Of The Horn

“Unholy master Satan, take my blackened soul Show me the secret gate Where the lord of darkness rule Take away my life Take it far away Take it to the shadows I must die

Into realms of darkness Where eternal shadows fall My soul shall be free Departed from the dying world Embraced by the dark lord My soul shall be immortal Forever and ever I follow My master Satan's call

In the sign of the horns Come and take my life In the sign of the horns I must die

Satan - hear my cries of anger Come forth from the shadows - and take my life away Master - sacrifice my soul Make me one with darkness - Satan let me free”130

Satan, dargestellt als seine Art Vaterfigur, als Herrscher, lässt seine Anhängerschaft an seiner Macht teilhaben. In diesem Song wird der Wunsch nach Schutz sowie „nach der Partizipation an der Omnipotenz des ‚Herren der Welt‘“131 zum Ausdruck gebracht. Generell sind die Darstellungen des Bösen in Form einer anthropomorphen Größe, eines existierenden Wesens auch heute noch in den Köpfen der Menschen so präsent, dass die Zeichen, Metaphern, Bilder und Texte von Black Metal Bands eindeutig als Zeichen für Satan sofort erkannt werden.132 Im Gegensatz jedoch zu den frühen Bands wie beispielsweise Venom, die ja, wie schon oben erwähnt, eigentlich nur unterhalten wollten, versuchten Dark Funeral authentisch satanistisch zu wirken. Band-Leader Lord Ahriman sagte dazu: „Ich glaube an das Böse, Hass und

130 http://www.darklyrics.com/lyrics/darkfuneral/inthesign.html [abgerufen am 18.05.2013]. 131 Unheilige Allianzen, 88. 132 Vgl. Ebd., 88.

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Dunkelheit, und habe mein Leben dem Gehörnten gewidmet.“133 „Black Metal bezeichnet er als einen Weg, ‚Satan zu ehren und unter den Christen Furcht zu verbreiten.‘“134

Setherial Transformation

“Come night, come night Lift the chalice to the nightsky Come wraiths and lords of hell Come guide my eyes

Give birth to hate, enthrone the wicked and the vengeful Transform the shape I'm in, from man to king I am the thorn in the eyes of the world I am the servant of sinister urge I am the one with a heart forged in coal I am the nonloving gracefallen soul

As I walk through the gates The kingdom of hell awaits As my sins are praised In rapture my crown is raised

I am the thorn in the eye of the world I am the servant of sinister urge I am the one with heart forged in coal I am the nonloving gracefallen soul

A world awaits, the arrival of my legions A fading sun that fell, my time is here

As I walk through the gates A kingdom of death awaits As the angels are reaped I smile as the heavens weep.”135

Hier findet sich ein typisches Beispiel für Satan als Chiffre, nicht als das Böse in Person. In den Textzeilen Give birth to hate, enthrone the wicked and the vengeful, transform the shape I'm in, from man to king geht es um die Wandlung eines Menschen oder eines Mannes zu einem König. Die Freiheit, sich zu entfalten, sich von Regeln und Normen zu befreien, wird

133 Unheilige Allianzen, 88. 134 Ebd., 88. 135 http://www.darklyrics.com/lyrics/setherial/endtimedivine.html#8 [abgerufen am 18.05.2013].

36 angesprochen. Diese Freiheit bedeutet nicht nur das Loseisen von diesen Zwängen der (christlichen) Gesellschaft, sondern auch das Ausüben von Macht und Stärke.136

Gorgoroth Sign Of An Open Eye

“There is a god in man, and in nature. He, who sits in the dark, is the bringer of light.

This beauty, the sign of an open eye.

Call him, to black flame Call him, bringer of light Call him, to black flame Call him, call him, call him...”137

Gaahl, Ex-Mitglied der norwegischen Band Gorgoroth, wurde von Sam Dunn in seiner Dokumentation auch auf das Thema Satanismus angesprochen und äußert sich dazu wie folgt: „Satanism is freedom for the individual to grow, to become the superman. Every man, who has born to be king, becomes king. Every man, who has born to be a slave, doesn’t know Satan.”138 Auf die Frage von Sam Dunn, warum es denn diese Verbindung zwischen Black Metal und Satanismus gibt, antwortet Gaahl einfach mit den Worten: „Because Black Metal is Satanism. There is no other answer. My only goal is to procreate Satan.”139 Der kurze Text von Gorgoroths Song Sign Of An Open Eye spiegelt diese Einstellung sehr schön wider. In der Menschheit selbst gibt es einen Gott, ebenso wie in der Natur. Satan, der Lichtbringer, der sich im Dunklen verbirgt, kann gerufen werden, oder vielleicht mit anderen Worten, erweckt werden. Es geht um die Selbstentfaltung des Menschen, um den Aufstieg des Menschen zum König. Satan ist der Weg aus dem Sklavendasein des Menschen.

136 Vgl. Unheilige Allianzen, 89. 137 http://www.songmeanings.net/songs/view/3530822107858664798/ [abgerufen am 18.05.2013]. 138 METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 139 Ebd.

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4.1.3.2 Satanistische Symbolik und Ästhetik als Stilmittel Neben der textlichen Verarbeitung von satanistischem Gedankengut bringen die äußere Aufmachung von Tonträgern, die Gestaltung von T-Shirts und anderen Merchandising- Produkten, Bandlogos und die Selbstdarstellung der KünstlerInnen offensichtlich satanistisch- antichristliche Symbolik mit sich. Sie verraten vorweg einiges über die Intentionen der MusikerInnen und setzen optisch ein Zeichen.140

Oft verwendete Symbole sind: - Petruskreuze bzw. umgedrehte Kreuze, auch solche, die in Flammen stehen. - Die Zahl 666, in der Johannesoffenbarung beschrieben als die Zahl des Tieres (Off 13,18). - Baphometsbilder: Baphomet ist ein Dämon, der Weisheit, Lust und Freiheit symbolisieren soll. Im 19. Jahrhundert schuf der französische Okkultist Alphonse Louis Constant unter seinem Pseudonym Éliphas Lévi eine der berühmtesten Darstellung des Baphomet:141 „Er versah den Baphomet mit dem Kopf einer Ziege, einem weiblichen Oberkörper, Bockfüßen [sic!], Flügeln und einer zum Segensgruß erhobenen Hand. Verwendung findet diese Zeichnung häufig in der Black-Metal- Szene in der Gestaltung von Plattencovern oder als Layout in Fanzines. Die phallischen Züge werden dabei oft durch die Hervorhebung der Geschlechtsteile besonders betont.“142 Die Form der Darstellung des Baphomets findet sich in allen möglichen verschiedenen Versionen, klassisch, modernisiert oder stilisiert auf diversen Black Metal bezogenen Veröffentlichungen.

140 Vgl. Das Phänomen Heavy Metal, 78-79. 141 Vgl. Unheilige Allianzen, 89-90. 142 Ebd., 90.

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Bandnamen und -logos Allein der Name sowie das dazugehörige Logo einer Band vermittelt etwas über die musikalische Zuordnung einer Band. Als Beispiel seien an dieser Stelle folgende angeführt:

- Mayhem, eine, wie schon oben erwähnt, norwegische Black Metal Band, gegründet im Jahr 1984, verwenden in ihrem Logo jeweils links und rechts Petruskreuze, eingearbeitet in den Schriftzug Mayhem (siehe dazu Abb. 3).

- Marduk, eine norwegische Black Metal Band, gegründet im Jahre 1990, bezeichnen sich selbst auf ihrer Homepage als „the most brutal and blasphemous metal act ever“143. Ihr Logo enthält neben dem Schriftzug Marduk ein Petruskreuz im Zentrum sowie die als solche bezeichnete Teufelszahl 666 und unterstreicht dadurch sehr eindrücklich die oben angeführte Selbstdefinition (siehe dazu Abb. 4).

- Dark Funeral aus Schweden, 1993 gegründet, bieten mehrere satanistische Symbole in ihrem Logo. Neben den beiden Petruskreuzen mit invertierten Pentagrammen links und rechts, die den Dark Funeral-Schriftzug begrenzen, ist im Hintergrund ein weiteres, großes, invertiertes Pentagramm erkennbar. Im Zentrum des Symbols lässt sich bei genauerer Betrachtung ein Baphometskopf ausmachen (siehe dazu Abb. 5).

Artwork auf CD und LPs Titel und dazugehörige Aufmachung von Tonträgern gehören ebenso zu den Mitteln der Selbstdarstellung einer Band. Einige Beispiele:

- Marduk: Fuck me Jesus (Veröffentlichung 1991)144: Das Cover zeigt das Logo der Band wie auch den oben erwähnten Titel Fuck me Jesus. Den Großteil der Fläche nimmt eine nackte Frau ein. Sie, kniend und mit dem Oberkörper nach vorne geneigt, führt sich ein Kruzifix in den After ein (Siehe Abb. 6).

- Venom: Black Metal (Veröffentlichung 1982)145: Klar erkennbar und lesbar sind der Schriftzug der Band sowie der Albumtitel. Zentriert befindet sich ein Teufels- bzw.

143 http://www.marduk.nu/band.html [abgerufen am 18.05.2013]. 144 http://www.marduk.nu/band.html [abgerufen am 18.05.2013]. 145 http://www.venomslegions.com/discography/venom-discog.htm [abgerufen am 18.05.2013].

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Baphometskopf, dem ein invertiertes Pentagramm zwischen den Augen prangt (Siehe Abb. 7).

- Dimmu Borgir: In Sorte Diaboli (Veröffentlichung 2007)146: Neben dem Bandnamen und dem Titel der CD thront eine Baphometsfigur mit einem invertierten Pentagramm auf der Stirn umringt von Menschen, welche die Figur anbeten zu scheinen auf dem Cover. Um den Kopf des Baphomet flattern engelsähnliche Figuren (siehe Abb. 8).

Selbstdarstellung: Auf Fotos, in Videos oder bei Live-Auftritten finden sich immer wieder bestimmte Erscheinungsmerkmale, die direkt oder indirekt mit den MusikerInnen der Black Metal Szene zusammenhängen. Dazu zählen unter anderem:

- Das bereits öfter erwähnte Corpsepaint (schwarz-weiße Schminke, die dem/der TrägerIn einen leichenhaften, aggressiven Ausdruck verleihen soll.) - Waffen wie Äxte, Schwerter oder Streitkolben - Nietenarmbänder, Patronengurte, Ketten - Schwere Stiefel aus Leder, Lederhosen - Blut (tierisches, künstliches sowie das eigene) und Tierkörperteile (Schweine- oder Ziegenköpfe u.ä.) - Kerzen, Fackeln, Feuer - Schmuck und Symbole (Pentagramme, …)

Beispiele: - Fotografien von Peter Beste zum Thema Black Metal: „In the last two decades a bizarre and violent musical subculture called Black Metal has emerged in . It's roots stem from a heady blend of horror films, extreme , Satanism, pagan mythology, and adolescent angst. In the early- mid 1990's, members of this extremist underground committed murder, burned down medieval wooden churches, and desecrated graveyards. What started as a juvenile frenzy came to symbolize the start of a war against Christianity, a return to the

146 http://site.dimmu-borgir.com/music/ [abgerufen am 18.05.2013].

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worship of the ancient Norse gods, and the complete rejection of mainstream society. I spent seven years photographing this insulated and secretive community.”147 Peter Beste lichtete einige Größen der norwegischen Black Metal Szene ab und schuf einen Bildband, der schöne Beispiele für die oben erwähnte Verwendung von Corpsepaint, Waffen, etc. zeigt (siehe dazu Abb. 9-12).

- Promotion-Bilder, -Fotos sowie Musikvideos der Bands o Satyricon: Die norwegische Band Satyricon posiert auf einem ihrer Promotion- Fotos für ihr Album mit Stangenwaffen, Corpsepaint, Nietenarmbändern und Patronengurten (siehe Abb. 13).

o Burzum: Der junge Varg Vikernes posiert mit Streitkolben und finsterer Miene für ein Foto (siehe Abb. 14).

o Immortal: Die Musiker stehen in ihrem Video zu dem Titel auf einem schneebedeckten Berggipfel. Corpsepaint, Nietenarmbänder und -gürtel sind deutlich zu erkennen. (siehe dazu Screenshot aus dem Video, Abb. 15).

147 http://peterbeste.com/home/index.php?/photography/black-metal-i/ [abgerufen am 18.05.2013].

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4.1.3.3 Exkurs: Belphegor - Black Metal aus Österreich Die Österreicher von Belphegor stehen ihren KollegInnen aus Skandinavien, was die Verwendung von satanistischen Symbolen angeht, keineswegs nach. Seit ihrer Gründung 1993 produziert die Band nach eigener Aussage „Supreme Death Black Metal Art“148. Auf der Homepage der Band begegnen einem viele der oben genannten Merkmale von Black Metal Bands. Den Hintergrund der Seite ziert mittig ein stilisierter Ziegenkopf mit roten Augen und einem Ring durch die Nüstern. Links und rechts positioniert findet man Fotos der aktuellen Besetzung der Band, Helmuth und Serpenth, beide mit Blut beschmiert.149 Auch das Logo der Band enthält nach gängiger Weise zwei Petruskreuze (siehe Abb. 16). Auf Promotionbildern zeigen sich die Herren auch gerne blutbeschmiert, mit Nietenarmbändern und Patronengurten (siehe Abb. 17). Textlich sowie musikalisch passen Belphegor durchaus ins Schema der Black Metal Szene:

Belphegor The Goatchrist

„Bloodlust - on the altar Zombie nazarene - stoned to death We're the flames - of resistance Hunting - like wolfs in the shadow

Let the blood - flow between us! Let the flesh - unite us!

Hell is open - the goatchrist prevails You're god is dead - the goatchrist prevails

Analjesus - on the wooden cross The ravens eye - so proud and black Profanation - of the bible whore Fukk christ - where's your dog god gone

Let the blood - flow between us! Let the flesh - unite us!

Hell is open - the goatchrist prevails You're god is dead - the goatchrist prevails“150

148 https://www.facebook.com/belphegor/info [abgerufen am 18.05.2013]. 149 http://www.belphegor.at/news.htm [abgerufen am 18.05.2013]. 150 http://www.darklyrics.com/lyrics/belphegor/luciferincestus.html#2 [abgerufen am 18.05.2013].

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Inwieweit die Band tatsächlich satanistisch ist oder bloß mit der Symbolik spielt, lässt sich auch hier nicht eruieren. Fakt ist, dass sich Helmuth in einem Interview wie folgt zum Thema Christentum äußerte: „Wir scheißen auf diese so genannten Christen deren einziger Gott ‚Mammon‘ heißt; die diesen bekifften Schweinepriester aus Nazareth damals zu ihrem Idiotenhäuptling erkoren haben, der wiederum mit seiner 12-köpfigen pädophilen Bettlerbande durch die Gegend zog […].“151

4.1.3.4 Exkurs: Christlicher (Black) Metal Zum christlichen Metal findet sich sehr wenig in der Literatur. Bemüht man Google auf seiner Suche nach Bands mit christlichen Inhalten oder Mitgliedern stößt man jedoch auf einige Seiten mit Titeln wie Metal for Jesus152 oder Heavy Metal Jesus Freaks: Headbanging for Christ.153 Näher eingehen werde ich auf eine Dokumentation mit dem Namen Light in Darkness Nemesis Divina: Christian Black Metal. Stefan Rydehed und David Nilsson drehten diese Dokumentation und warfen einen Blick auf die Wurzeln und das Wesen des christlichen Black Metal.154 Durch Interviews mit Musikern und dem Musikexperten Thomas Bossius (in diesem Fall tatsächlich nur Männern) zeichneten sie den Weg des christlichen Metal nach. Mortification, eine der ersten christlichen Metal Bands, durchlebten zum Beispiel einen großen Boykott innerhalb der Szene, da sie nach eigener Aussage Licht ins Dunkel der Metal Szene bringen, eine Alternative zu den vorhandenen Bands sein wollten und das auf wenig Begeisterung stieß. Horde kann als eine der ersten christlichen Black Metal Bands bezeichnet werden. Auch dieser Band wurden viele negative Reaktionen wie Ärger und Entrüstung entgegengebracht, da christliche Texte für die meisten Fans nicht mit dem Genre des Black Metal vereinbar waren und sind. Naturgemäß halten die zu den Kirchenbränden interviewten Vertreter des christlichen Black Metal auch nichts von den Hintergründen der BrandstifterInnen und bedauern den Verlust der Kirchen nicht nur als Kulturgüter. 155

151 Unheilige Allianzen, 50. 152 http://www.metalforjesus.org [abgerufen am 18.05.2013]. 153 http://www.kapelovitz.com/christianmetal.htm [abgerufen am 18.05.2013]. 154 LIGHT IN DARKNESS NEMESIS DIVINA: CHRISTIAN BLACK METAL (Regie: Stefan Rydehed, David Nilsson, Schweden 2008). 155 Vgl. Ebd.

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Rein musikalisch, ohne den Texten dabei Beachtung zu schenken, klingen die christlichen Black Metal Bands wie andere Black Metal Bands. Pilgrim von Crimson Moonlight sagt dazu: „It’s really up to anyone to call our style whatever they like. But on the other hand you can’t deny the fact that our style sounds like Black Metal. […] We tried to take the music into a new Dimension of Brutality.”156 Allerdings unterscheiden sich die Texte massiv von Black Metal, da sich die Inhalte statt um Satan oder heidnische Thematik um den christlichen Gott drehen, ebenso wie um die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu Christi. Die Bands, die in der Dokumentation befragt werden, gebe ich als eine kleine Auswahl für christliche Black Metal Bands auch hier an: Frosthardr, Crimson Moonlight, Pantokrator, Horde, Mortification und Vaakevandering. 157 Ein Beispiel für einen Text einer christlichen Black Metal Band:

Crimson Moonlight Where Darkness Cannot Reach

“Master, we extol you, your name we're lifting high In your hands you've got everything When the final battle's won everyone shall see That our almighty Lord JESUS CHRIST is king

Darkness tries to make me fall because of my sinful flesh Lord, come with your power, come in holiness You who made demons flee when they saw your might You who left your glory in the palaces of light

Where darkness cannot reach there will my soul be free Where only light remains is the final place for me Thy holy angels are serving you, GOD, and so will I

Lord of Lords, you let your blood run for all our sins Then you rose and triumphed over death When you conquered darkness and set the captives free Master, I worship you, I fall down on my knees.”158

Vertauscht man hier Wörter wie Lord, Jesus oder God mit Satan könnte man diesen Song durchaus als normalen Black Metal bezeichnen (siehe dazu zum Beispiel Dimmu Borgir, Satan My Master in Kapitel 4.1.3.1).

156 LIGHT IN DARKNESS NEMESIS DIVINA: CHRISTIAN BLACK METAL. 157 Vgl. Ebd. 158 http://www.darklyrics.com/lyrics/crimsonmoonlight/eternalemperor.html#2 [abgerufen am 18.05.2013].

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Neben dem christlichen Black Metal findet sich auch eine große Zahl von Metal Bands anderer, jüngerer Genres, wie beispielsweise dem so genannten Metalcore. Nicht alle Bands dieses Genres zeichnen sich durch christliche Texte aus, wohl aber gibt es einige. Als Beispiel sind hier August Burns Red aus Lancaster, USA, anzuführen:159

August Burns Red Redemption

„I trust in You for life to live And air to breath Purity fills my lungs I trust in You for life to live And air to breath Purity fills my lungs

I no longer live in solitude No longer bound My heart beats with great devotion This is the start to a new beginning I no longer live in solitude No longer bound My heart beats with great devotion This is the start to a new beginning On my knees Praying for mercy Hands raised high Humble and broken

Wanting Your grace Wanting Your security Memories of laying face down Motionless, with such a hollow feeling inside Soon I would end this life I was living

I am just a man With a heart and sinful hands I am a fallen victim I am just a man With a heart and sinful hands I am a fallen victim I am just a man With a heart and sinful hands

159 Vgl. https://www.facebook.com/augustburnsred/info [abgerufen am 18.05.2013].

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I am a fallen victim I am just a man With a heart and sinful hands I am a fallen victim

Lord, show me the way Let my words be Your words Let my thoughts be Your thoughts Let my words be Your words Lord, show me the way I ask of You Father To You, I give my praise To You, I give my praise To You, I give my praise Show me the way Take me in Your arms Never let me go

I trust in You I trust in You For life to live For life to live And to breathe And to breathe Purity fills my lungs Lord, show me the way As I give myself to you Never let me go Hold me with Your everlasting love Be my strength Be my voice My glory Set me free.”160

160 http://www.darklyrics.com/lyrics/augustburnsred/messengers.html#11 [abgerufen am 18.052013].

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Ein sehr schönes Beispiel sind auch die Songtexte der Bands Demon Hunter aus Seattle, USA.161

Demon Hunter Undying

“[…] Ever since the day that I was made I've been deciding the end And I was made of wood and stone and won't diminish or bend So when the heavy hand of death is here to take me away I'll be the solid grip of time, forever holding my stay Nobody ever made a force that took a beating like me I call the earth and every scum to come and try to fight me Cause when I made the choice to live beyond the dirt that we tread I felt the curse of mortal limit fall before it was said

[Pre-chorus:] When this season ends

[Chorus:] One final heart-break And blinding lights will guide our way Free us our blind state They will call us by our name Undying

Tearing through these days I find The tolerance to strive and push on I know what lies beyond this life for me is already won No one can take away the blood that covers over my fall Without the blood of perfect life I know I'm nothing at all So now I reign forever hallowed in eternity's hand No man can shake me from the everlasting ground that I stand

[Pre-chorus]

[Chorus]

We are the ones who will still remain when all is laid to waste We are the ones who, when angels cry, will see them face to face We are the ones

[Chorus]”162

161 https://www.facebook.com/demonhunter/info [abgerufen am 18.05.2013]. 162 http://www.darklyrics.com/lyrics/demonhunter/triptych.html#1 [abgerufen am 18.052013].

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Andere geben keine christlichen Inhalte wider, bekennen sich aber öffentlich zum christlichen Glauben. Ein Beispiel sind die US-Amerikaner As I Lay Dying. Frontmann Tim Lambesis sagte in einem Interview mit Las Vegas Weekly auf die Frage, ob denn seiner Meinung nach die gezeigte Religiosität der Band die Menschen eher abschrecken oder anziehen würde: „I definitely view it as a no-win situation in a lot of ways. The really traditional metal fans think that our point of view has no place in the metal world. And then, sometimes, the religious side, people that would normally buy the contemporary-Christian type music, think that our music itself is too extreme and the actual sound of our music is maybe a turnoff. But I feel like there's nothing I can do to change that. I can only represent who I am.“163

163 http://www.lasvegasweekly.com/news/2010/may/19/five-questions-singer-tim-lambesis-metal-band-i-la/ [abgerufen am 18.05.2013].

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4.2 (Neu)Heidentum / Neopaganismus und nordische Mythologie 4.2.1 Einleitung und Definition Heidentum/Paganismus Neben der klar satanistischen Strömung finden auch (neu)heidnische bzw. pagane Themenfelder Platz im Black Metal. In diesem Sub-Genre des Black Metal ist die Zuwendung der Bands zu ihrer vergangenen Kultur, der Götterwelt Odins und Freyjas und Beschreibung der Schönheit der nordischen Natur zentral. Teilweise sind die beiden Strömungen eng miteinander verknüpft, aber es finden sich auch klare, diesem Sub-Genre eigene Themen und Darstellungen. Die Sub-Genres, welche die Musik dieser Strömungen bezeichnen, sind Pagan Metal und . Diese vermischen sich oft so sehr, dass man einzelne Bands nicht exakt einer Richtung zuweisen kann. Aus diesem Grund werden die einzelnen Bands nicht explizit nach ihrem Sub-Genre ausgewiesen.

Der heutige Begriff heidnisch oder HeidIn existiert als solcher in der Antike nicht. Es wurde in der Antike allerdings eine Bezeichnung für nicht-jüdische bzw. nicht-christliche Menschen und Gruppierungen verwendet, um sich zu unterscheiden und abzugrenzen. Jene, die nicht zur Gemeinde gehörten, wurden anfangs ethne (Völker), später auch Helenes (Griechen) genannt. Diese recht neutralen Bezeichnungen erfuhren vor allem ab Origenes eine polemische Wandlung zu einem Begriff für Feinde des Christentums. Man setzte die Bezeichnung mit Aberglauben, Vielgötterei und Gottlosigkeit in Bezug. Die römischen Christen sprachen ursprünglich (bis zum 4. Jahrhundert) auch von gentes bzw. gentiles, was dem griechischen ethne gleichkam. Ab dem 4. Jahrhundert bekam aber auch dieser Begriff eine negative Konnotation und bedeutete zu einem nicht-römischen, barbarischen Volk gehörig.164 „Die römische Kirche prägte nun aber eine neue Bezeichnung, welches schließlich gentes und gentiles fast ganz ersetzte: pagani. […] Im 4. Jahrhundert waren pagani im römischen Sprachgebrauch […] die außerhalb der christlichen Gemeinden Stehenden […] Nachdem das Christentum Staatsreligion geworden war, verurteilte die Gesetzessprache die paganen Religionen oder religiösen Praktiken – insbesondere die Opfer und den Bilderkult – als superstitio (Aberglauben).“ 165 Mit der Zeit wuchs die Intoleranz gegenüber den paganen Religionen und deren Anhängerschaft. Wer kein Christ war, war ein/e HeidIn und damit

164 Vgl. Bischofsberger, Otto: Vom alten zum neuen Heidentum - Eine religionsgeschichtliche Hinführung, in: Bischofsberger, Otto / Hölzle, Peter / u.a. (Hg): Das neue Heidentum. Rückkehr zu den alten Göttern oder neue Heilsbotschaft?, Freiburg, Schweiz: Paulus 1996 (=Weltanschauungen im Gespräch 14), 12. 165 Ebd., 12-13.

49 jemand, der außerhalb der Gemeinde stand und ausgegrenzt wurde. Mit Heiden wird im germanischen Sprachraum prinzipiell das Gleiche ausgedrückt wie mit pagani im Lateinischen, welches man noch im englischen pagan und im französischen païen findet. Die Herkunft des Wortes ist jedoch nicht klar und wird noch diskutiert. Was die pagani für die christlichen Apologeten waren, waren die Heiden im Norden Europas. 166 „Die christlichen Obrigkeiten verstanden die noch immer verehrten vorchristlichen Gottheiten der Kelten und Germanen als Abgötter, Götzen, Dämonen oder Unholde und deren Priester und Priesterinnen als Diener/Dienerinnen des Teufels.“167 Im Mittelalter und der Renaissance befasste man sich wieder mehr mit den paganen Religionen. Besonders in der Renaissance erfuhr die antike Götterwelt eine Wiederbelebung sondergleichen, wenngleich auch eher in ästhetischer Form denn in einer allgemeinen Erneuerung der Antike. In der Romantik im 19. Jahrhundert suchte man neue Wege und Zugänge zu den heidnischen Religionen, besonders zu jenen des Nordens. Man begann seine Vorfahren und Ahnen zu besingen, die Beschreibungen der einzigartigen Natur und die heroischen Geschichten wieder aufleben zu lassen.168 „Die nordischen Völker suchten ihre Helden in der Edda und in den Sagas, die nur noch in Irland ein versponnenes Leben weiterführten. Die Götterwelt Wotans, Donars, der Freia stieg wieder herauf, und die alten Helden Dietrich von Bern, Hildebrand, Siegfried, Brunhild und Kriemhild erlebten ihre Wiedergeburt.“169 Im 19. Jahrhundert verstärkte sich die antichristliche Tendenz immer mehr. Zwischen der Jahrhundertwende und dem ersten Weltkrieg herrschte eine heidnische Atmosphäre in Europa, bei welcher auch der Einfluss Friedrich Nietzsches sicher eine Rolle spielte. Die aufgezwungene Einführung des Christentums durch Karl den Großen wurde als der Untergang des germanischen Wesens und damit als die Verkehrung des deutschen Volksschatzes angesehen.170

166 Vgl. Das neue Heidentum, 13-15. 167 Ebd., 16. 168 Vgl. Ebd., 18-21. 169 Ebd., 21. 170 Vgl. Ebd., 21-22.

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4.2.2 Neuheidentum / Neopaganismus Das Heidentum in seiner modernen Ausformung ist ein neues Phänomen. In der New Age- Bewegung, entstanden in den USA, finden sich neue Impulse für das heutige Neuheidentum171: „Das institutionalisierte Christentum wird für die unheilvolle Entwicklung der letzten 2000 Jahre verantwortlich gemacht. Das Christentum mit seinen Institutionen und Dogmen hat ausgelebt. Jetzt öffnen sich neue Traditionen der Menschheit – auch und gerade die verschütteten und unterdrückten. Zu diesen Traditionen gehören gewiß [sic!] auch die indianischen und andere außereuropäische, aber einen zentralen Platz nehmen die vorchristlichen – heidnischen – Traditionen Europas ein.“172 Die Menschen, die diesen Traditionen folgen, rechnen sich in einem zunehmenden Maß selbst dem Neuheidentum zu, sehen sich als die neuen Kelten, Germanen und Schamanen, als VereherInnen der Göttin Mutter Erde. 173

Die abwertende Bedeutung hat der Begriff heidnisch zumindest im Black Metal verloren. Es ist inzwischen vielmehr eine positiv besetzte Selbstbeschreibung von Personen, die sich auf vorchristliche Religionen berufen.174 „Theoretisch könnten unter dem Oberbegriff Heidentum die verschiedensten Naturreligionen gefasst werden, die sich die Welt und die Dinge in ihr beseelt vorstellen. Zumeist jedoch ist damit der Bezug auf die nordische bzw. germanische Mythologie gemeint.“175

4.2.3 Nordische Mythologie: Germanen und Wikinger Unter nordischem Mythos werden verschiedene religiöse Stränge der Germanen und der Wikinger zusammengefasst: „Als Germanen gelten die der indogermanischen Sprachfamilie angehörenden ‚Völker‘. ‚Das germanische Volk’ bestand nicht, wie es die neuzeitliche Rezeption oftmals suggeriert, aus einer einheitlichen biologischen Abstammungsgemeinschaft, sondern aus unterschiedlichen Stämmen und Sippen.“176 Die germanischen Stämme besiedelten bis ins Mittelalter das südliche Skandinavien und Mitteleuropa. Die Wikinger (oder Normannen) gehören zu einer späteren Epoche: „Sie begaben sich im Zeitraum von 700 bis 1000 n. Chr. von ihren Heimatstätten – dem heutigen

171 Vgl. Das neue Heidentum, 23. 172 Ebd., 23-24. 173 Vgl. Ebd., 24. 174 Vgl. Unheilige Allianzen, 99 175 Ebd., 99. 176 Ebd., 99.

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Dänemark, Schweden und Norwegen – auf Raubzüge in andere Länder, siedelten in den Gebieten wie dem heutigen Großbritannien und schufen ein Europa umspannendes Handelsnetz.“177

Die Religion war wohl keine einheitliche, weder bezüglich der Lehre, noch der TrägerInnen oder des geographischen Gebietes. Allgemeine Grundzüge sind jedoch vorhanden, da antike Quellen wie Cäsar und Tacitus eindeutig von den Germanen und ihrer Religion sprechen. Auch die eigenen Quellen wie die Edda und die Sagas geben Auskunft über die germanische Religion.178 Die Prosa-Edda wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Island von Snorri Sturluson, seines Zeichens Gelehrter und Politiker, als systematische Darstellung der heidnischen Religion vorgelegt. Es ist jedoch bis heute nicht abschätzbar, was tatsächlich Gültigkeit hatte und was Snorri in Redaktion hinzugefügt oder weggelassen hatte. Generell ist über die Religion der Wikingerzeit wenig bekannt. Die Hauptgottheiten Odin, Thor, Freyr sowie Freyja können aber als sicher angenommen werden. Die Rolle der zweitrangigen Gottheiten, die Snorri anführte, ist aber offen, ebenso wie die Bedeutung der Gottheiten im Leben der einzelnen Menschen und die Art der Gottheiten-Verehrung.179 Klar ist jedoch, dass es sich bei der heidnischen Religion der Wikinger und Germanen um eine polytheistische Religion handelte.

Die wichtigsten Gottheiten sind: - Odin: Götter- und Heeresvater, ebenfalls Kriegsgott. Er ist in Besitz eines achtbeinigen Pferdes (Sleipnir). Zu einer seiner Aufgaben gehört es auch, die im Kampf gefallenen Krieger in den Heldenhimmel (Walhall) aufzunehmen, wo sie von Walküren bewirtet werden und auch Trainings in Kampftechniken erfahren, um für die letzte Schlacht am Ende der Zeit gerüstet zu sein. Zu seinen Gefährten zählen zwei Raben, Huginn und Muninn, sowie zwei Wölfe, Geri und Freki.180 Odin war unter dem Namen Wotan bei den Südgermanen bekannt.181

177 Unheilige Allianzen, 99. 178 Vgl. Siewert, Sylvia: Germanische Religion und neugermanisches Heidentum, Frankfurt am Main: Lang 2002 (=Europäische Hochschulschriften 23), 23; 43-44; 53. 179 Vgl. Simek, Rudolf: Die Wikinger, München: Beck 1998 (Beck’sche Reihe 2081), 114. 180 Vgl. Germanische Religion und neugermanisches Heidentum, 62. 181 Vgl. Ebd., 65.

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- Thor: Sohn Odins und der Riesin Jörd. Als Donnergott sind seine Aufgaben vor allem im Bereich von Wetter und Feldanbau verortet. Eine besondere Rolle spielt er im Kampf gegen die Frostriesen. Zu seinen Attributen zählen sein Gürtel, der ihm Kraft verleiht, ein eiserner Handschuh sowie sein Hammer (Mjölnir). Thor kannten die Südgermanen als Donar182.

- Balder: Ebenfalls ein Sohn Odins. Er wird als Lichtgott beschrieben, gilt als hell und freundlich. Balder wird im Gegensatz zu Odin und Thor nur im zweiten Merseburger Zauberspruch erwähnt und ein Kult um ihn ist in der Literatur nicht zu finden.183 „Es wurde auch versucht, die lichtvolle Gestalt des durch ein Unglück gestorbenen Gottes mit Christus zu verbinden; Parallelen sind die Sohnschaft (des höchsten) Gottes und die Tötung durch einen Blinden (Hödur bzw. Longinus). Inwiefern ein christlicher Einfluß [sic!] oder eine interpretatio scandinavica der christlichen Überlieferung vorliegt, bleibt ungeklärt.“184

- Loki: Eine zwielichtige Gestalt, die in der Literatur sowohl als Freund als auch als Feind der Götter auftritt.185

- Freyja: Eine Wanin, also nicht zum Geschlecht der Asen gehörend wie die oben genannten Gottheiten, deren Name Herrin oder Frau bedeutet. Sie ist eine Fruchtbarkeitsgöttin und Göttin der Liebenden.186

Diese und andere Gottheiten und ihre Geschichten sowie reale historische Ereignisse bilden den Themenkreis, in dem sich die MusikerInnen des heidnischen Metal unter anderem bewegen.

182 Vgl. Germanische Religion und neugermanisches Heidentum, 63-65. 183 Vgl. Ebd., 63-65. 184 Ebd., 65. 185 Ebd., 65. 186 Ebd., 68-69.

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4.2.3.1 Nordische Mythologie als Ausdrucks- und Stilmittel in Text und Musik “Most Norwegians are in a way proud of their Viking heritage and the metal scene look [sic!] upon this Viking history as important, and believe [sic!] Norwegians to be closely related to the Viking mythology.“187 (Per Solvang)

Motive der nordischen Mythologie finden sich bereits bei einer der großen Vorreiter-Bands des Black Metal, bei der schon oben erwähnten schwedischen Band Bathory. 1988 erschien das Album Blood Fire Death, das erste von drei derartigen Alben. Nachfolgende Bands orientierten sich betreffend der nordischen Mythologie an Bathorys Vorgaben. Sie stellten ebenfalls die Zeit der Wikinger in den Mittelpunkt ihres musikalischen Schaffens. Erklärte Quorthon, Bandleader von Bathory, noch recht profan, dass er von dem Roman Conan der Barbar inspiriert worden sei und nicht, wie vielleicht vermutet, von der Welt der nordischen Sagen und Mythen, meinte Gerhard Storesund von der Band Einherjer, dass er und seine Bandkollegen keineswegs nur unterhaltsame Fantasy-Geschichten erzählen wollen, sondern die Thematik schon sehr ernst nehmen würden.188 „Im Mittelpunkt steht bei den heidnisch orientierten Bands die Rückbesinnung auf das ‚Eigene‘, geleitet von der Kritik an einer modernen Industriegesellschaft.“189 Die Motive dieser Black Metal Bands reichen von der nordischen Kultur als Matrix, auf deren Basis sie Geschichten erzählen, die zu ihrer Musik passen, über ein ernstzunehmendes historisches Interesse an der Thematik, das sich meistens mit dem Bedürfnis nach der Suche nach den eigenen Wurzeln in Abgrenzung zum christlichen Glauben einhergeht. Hier zwei Beispiele für Texte:

Helheim Svart Visdom

“På norsk jord vi står sønner av den norønne ætt Stolte vi står med sverd og skjold i hånd Vi husker den tid en tid glemt men snart tilbakevunnet Da gudene hersket og slag var som blodet i vår kropp

187 METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 188 Vgl. Unheilige Allianzen, 97-98. 189 Ebd., 98.

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Da vi, vikinger av Norge hersket i det kalde nord og skapte frykt med vårt sverd

Flammer lyste opp himmelen dengang, men ikke nå Blod fløt i strie strømmer snart det vil igjen Vår makt er ikke borte vi står ennå tilbake med våre forfedres visdom Svart som natten Vis som kongen i Valhall

En ed ble sverget Sverget til hevn Hevn og hat Vårt hat skal de få

Den hedenske gjenforeningen venter Ta til sverd, ta til øks Vinder blir til storm dager om til natt Det er tid for hevn slakt de som engang slaktet Vårt dødens korstog marsjerer

Tornekronen vil falle hardt til grunn En ingens konge vil stige ned fra sin trone Han skal bli borte borte for alltid Vikinger vil entre med blodige sverd for å knuse tronen og slippe fri våre forfedre De hedenske gudene som i svart visdom engang hersket og nå vil herske på ny

------On Norwegian earth we stand sons of the norse tribe Proud we stand with swords and shields in hand We remember the time a time forgotten but soon to be reconquered When the gods ruled and battles were like the blood in our veins

When we, vikings of Norway ruled the cold north and spread fear with our swords

Flames lit the sky then, but not anymore Blood floated in wild rivers and soon the blood will float again Our might is not gone we still stand with our ancestors wisdom Black as the night Wise as the king of Valhalla

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An oath was sworn Sworn to revenge Revenge and hate Our hate we will give them

The pagan reunion awaits Reach for your sword, reach for your axe Winds become storms days turn to nights The time for revenge has arrived Slaughter them whom once slaughtered Our crusade of death marches on

The crown of thorns will fall hard to the ground Once a nomans king will descend from his throne He shall vanish vanish forever Vikings will enter with swords in blood to crush the throne and release our ancestors the pagan gods who in black wisdom once ruled and now will rule again”190

Wie hier gut ersichtlich, werden die Lieder, die sich mit der Wikinger- und Germanenthematik auseinandersetzen, meistens in der ersten Person gesungen. Man identifiziert sich dadurch mit den Ahnen, den Vorfahren. Auch dieses Lied zeigt, wie jene des satanistischen Black Metal, antichristliche Züge (The crown of thorns will fall hard to the ground).191„Dem Christentum wird jedoch nicht Satan gegenübergestellt, sondern das Idealbild einer ursprünglichen und homogenen Gesellschaft, die jenseits historischer Wirklichkeit zur Bestimmung des eigenen Daseins dient.“192 Das daraus entstehende Wir setzt sich aus dem geographischen Hintergrund und der Herkunft, der Ahnenreihe zusammen. Helheim sehen sich somit als Nachkommen eines nordischen Stammes (On Norwegian earth we stand, sons of the norse tribe). Dadurch wird auch der heute lebende Mensch zu einem Teil einer Gemeinschaft, die über die Zeit hinweg existiert.193 „Ungeachtet bleibt dabei, dass sich durch Wanderungsbewegungen, Kriege oder andere

190 http://www.darklyrics.com/lyrics/helheim/jormundgand.html#5 [abgerufen am 18.05.2013] 191 Vgl. Unheilige Allianzen, 111. 192 Ebd., 111. 193 Vgl. Ebd., 111.

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Ereignisse die Bevölkerungsstrukturen im Laufe der Zeit stark veränderten. Die ‚kulturelle Identität‘ wird nicht als ein komplexes und veränderbares Sinnangebot begriffen, sondern letztendlich als eine unveränderbare Bestimmung.“194

Enslaved 793 (Slaget Om Lindisfarne/ The Battle Of Lindisfarne)

“Åretak hørtes, vakre langskip fosset frem Som en vind fra nord, kom våre fedre i land Horder, Ryger og Egder, samlet til felles strid Staute menn uten frykt Sverdslag knuste kristmanns skalle

Lenge herkset vi, Nordens konger Mange slag vi vant ved Midgards strender Men, sveket av våre enge, ble vi tvunget ned i kne Når vinden nå igjen jager, vender tankene omsider hjem Vi skal reise oss i vår prakt Sannelig skal kvitehorden skjelve

‚Vi falt som menn Derfor døde vi ei hen Veik er den som fiender elsker Svik ei ditt opphav‘ ------Strokes from oars could be heard, Beautiful ships gushed through the sea Like a wind from the north, Our ancestors reached the shore Men from Hordaland, Rogaland and Adger Gathered for battle in common Proud men with no fear Strokes from the sword crushed the skull of the christian

A long time we ruled, kings of the north Many battles we won, at the shores of Midgard But, betrayed by our own brothers We were forced down on our knees Now when the wind once again is howling The thoughts finally goes towards home We shall rise in our glory The white horde will for sure shiver

194 Unheilige Allianzen, 111.

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‘We died like men Therefore we never vanished Weak is the one the enemy loves Never betray your origin’”195

Enslaved gelten als eine der ersten paganen Black Metal Bands. In Sam Dunns Reportage äußerten sie sich wie folgt zu ihrer Einstellung: “When we started out in ‘91 we has as every other band needed to have an angle at what we were doing. The satanic thing didn’t work out for us. […] And we were trying to find a common ground, me and Grutle. And we found that common fascination for northern mythology.”196 In dem oben zitierten Lied beschäftigen sich Enslaved mit, wie der Titel schon sagt, der Schlacht auf der englischen Klosterinsel Lindisfarne im Jahre 793. Es wird der Angriff der Wikinger als Ausgangspunkt für die ab diesem Zeitpunkt 200 Jahre andauernde Herrschaft beschrieben. Die Kernaussage folgt danach (But, betrayed by our own brothers; We were forced down on our knees […] We died like men; Therefore we never vanished; Weak is the one the enemy loves; Never betray your origin.). “Als Verrat fasst die Band hier die Christianisierung Norwegens auf, die eng mit den beiden Wikingerkönigen Olaf Tyrggvason und Olaf dem Heiligen verbunden ist. […] Mit dem Christentum kehrt für die Band die Religion der Schwäche ein, welche die alten, als positiv dargestellten Werte wie Mut, Stolz, Tapferkeit, Würde und Ehre durch die negativ skizzierten christlichen Ideale der Nächstenliebe, der Vergebung und des Mitleids ersetzt, die mit Feigheit und Schwäche gleichgesetzt werden.“197

195 http://www.darklyrics.com/lyrics/enslaved/eld.html#1 [abgerufen am 18.05.2013] 196 METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 197 Unheilige Allianzen, 112-113.

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4.2.3.2 Heidnische Symbolik und Ästhetik im Black Metal Wie auch beim satanistischen Black Metal findet sich im heidnischen Black Metal neben der Einbringung von mythologisch-heidnischem Gedanken in die Texte eine Reihe von Symbolik in Bandnamen und -logos, auf Bildern, etc.

Oft verwendete Symbole sind:

- Mjölnir (der Hammer Thors, früher wohl eher eine Axt)198 - Runen - Sonnenräder - Waffen wie Äxte und Schwerter - Diverse mythologische Wesen und Dinge wie Yggdrasil (die Weltenesche) oder Huginn und Muninn (die beiden Raben Odins) - Drachen

Bandnamen und -logos Der Name sowie das dazugehörige Logo einer Band vermitteln etwas über die musikalische Zuordnung einer Band. Als Beispiel seien an dieser Stelle folgende angeführt:

- Enslaved aus Norwegen verwenden in ihrem Logo mittig einen Mjölnir, eingearbeitet in den Schriftzug Enslaved findet sich etwas rechts und links von der Mitte jeweils ein Drachenkopf (siehe dazu Abb. 18).

- Månegarm aus Schweden (gegründet 1995)199, verwenden in ihrem Logo neben dem Schriftzug mittig die Zeichnung eines heulenden Wolfes (siehe dazu Abb. 19).

- Moonsorrow aus Finnland (gegründet 1995)200, schreiben ihren Schriftzug mit runenähnlichen Buchstaben (siehe dazu Abb. 20).

Artwork auf CD und LPs Titel und dazugehörige Aufmachung von Tonträgern gehören ebenso zu den Mitteln der Selbstdarstellung einer Band. Als Beispiele seien hier angeführt:

198 Vgl. Germanische Religion und neugermanisches Heidentum, 64. 199 http://www.manegarmsweden.com/p/members.html [abgerufen am 18.05.2013] 200 http://www.moonsorrow.com/bio.html [abgerufen am 18.05.2013]

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- Bathory: Blood Fire Death (Veröffentlichung 1988)201: Das Cover zeigt das Logo der Band sowie den obenstehenden Titel der Veröffentlichung. Die Malerei stammt von Peter Nicolei Arbo, einem norwegischen Künstler, und zeigt Walküren, die im Kampf gefallene Krieger aufsammeln202 (Siehe Abb. 21).

- Enslaved: Eld (Veröffentlichung 1997)203: Das Cover zeigt das Logo der Band und den Titel der CD. Mittig thront ein Mann mit großer Ähnlichkeit zu Grutle Kjellson (Bandmember von Enslaved) gekleidet in grobe graue Kleidung und mit einem großen Mjölnir um den Hals. In seiner rechten Hand hält er ein Trinkhorn (Siehe Abb. 22).

Selbstdarstellung: Auf Fotos, in Videos oder bei Live-Auftritten finden sich immer wieder bestimmte Erscheinungsmerkmale. Unter anderem folgende:

- Kettenhemden - Bekleidung aus Leinen und/oder Leder - Schmuck in Form des Mjölnir, von Miniaturwaffen, von keltischen/germanischen Symbolen, von Runen - Waffen wie Äxte und Schwerter - Lederstulpen - Geflochtene Lederbänder - Helme mit oder ohne Hörner(n) - Trinkhörner, hölzerne Becher

Beispiele: Promotion-Bilder, -Fotos sowie Musikvideos der Bands - Moonsorrow zeigen sich auf einem ihrer Promo-Fotos mit Kettenhemden bekleidet, mit Schwert und Schild bewaffnet in einer verschneiten Waldlandschaft stehend (siehe Abb. 23).

201 http://www.bathory.nu/x1.htm [abgerufen am 18.05.2013] 202 Vgl. Unheilige Allianzen, 110. 203 http://www.metal-archives.com/albums/Enslaved/Eld/909 [abgerufen am 18.05.2013]

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- Einherjer aus Norwegen (gegründet 1993)204 zeigen sich auf einem Foto auf Facebook ebenfalls in Kettenhemden (siehe Abb. 24).

- Týr, eine Band der Färöer (gegründet 1998)205 posieren auf Fotos in Facebook in Heldenpose in Kettenhemden und mit Schwertern und anderen Waffen ausgerüstet (siehe Abb. 25).

204 https://www.facebook.com/einherjermusic/info [abgerufen am 18.05.2013] 205 https://www.facebook.com/tyrband/info [abgerufen am 18.05.2013]

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4.3 Exkurs: Die Darstellung der Natur im Black Metal

Neben den beiden bereits erläuterten Themen gibt es noch eine weitere oft behandelte Materie im Black Metal: Die nordische Natur mit ihren Bergen, schneebedeckten Landschaften und dichten Wäldern. In Text und Bild spielen die Gegebenheiten der Geographie des Nordens eine große Rolle. Oft verklärt-romantische Vorstellungen stellen für die KünstlerInnen eine wichtige Quelle der Inspiration dar. Der Naturbegriff der norwegischen Bands wird an dieser Stelle am Beispiel zweier Musikgruppen, Satyricon und Immortal, kurz umrissen.206

Satyricon Mother North

“Mother north - how can they sleep while their beds are burning? Mother north - your fields are bleeding

Memories... The invisible wounds Pictures that enshrine your throne (gone?)

A Future still they are blind Pigeonhearted beings of flesh and blood Keeps closing their eyes for the dangers that threat... ourselves and our nature And that is why They all enrage me

Sometimes in the dead of the night I mesmerize my soul Sights and visions prophecies and horror They all come in one

Mother north - united we stand (together we walk) Phantom north - I'll be there when you hunt them down.”207

Inzwischen gilt Mother North als eine Art Hymne im Black Metal. Im Jahr 1996 auf dem Album Nemesis Divina veröffentlicht, zeichnen Satyricon die Natur eindeutig weiblich, benennen sie als Mutter. Obwohl das Wort Natur selbst nur einmal vorkommt, assoziiert man beim Hören des Stücks Mother North mit Mother Nature. Beim Betrachten des Videos wird die Verbindung noch klarer. Die auftretenden Personen sind Mother North, dargestellt durch eine blonde Frau, sowie einen Erzähler, aus dessen Sichtweise die Geschichte dargestellt

206 Vgl. Von Helden, Imke: The Forest is my Throne. Zur Darstellung und Funktion von Natur in den Lyrics norwegischer Metal-Bands, in: Bartosch, Roman (Hg.): Heavy Metal Studies. 1. Lyrics und Intertextualität, Oberhausen: Schmenk 12011, 114. 207 http://www.darklyrics.com/lyrics/satyricon/nemesisdivina.html#3 [abgerufen am 18.05.2013]

62 wird, und nicht näher definierte andere (they/them/their). Es handelt sich bei dem Video um keine zusammenhängende Geschichte, sondern vielmehr um eine Klage, gerichtet an Mother North208: “Der Erzähler adressiert den personifizierten, weiblichen Norden, der einen Thron besitzt, also als Königin wirkt. Die Herrschaft scheint ultimativ bedroht zu sein, denn der Erzähler fragt die Nord-Mutter, wie sich die Anderen [sic!] angesichts der Zerstörung ihrer eigenen Lebensgrundlage so ruhig und feige verhalten können.“209 Es werden allerdings weder der Grund noch der Initiator des Ruins von Mother North angegeben. Die Reaktion des Erzählers ist aber eindeutig: Wut. Diese Wut veranlasst ihn zur Beschreibung von grauenhaften Visionen, jedoch ohne weiter ins Detail zu gehen (Sometimes in the dead of the night I mesmerize my soul; Sights and visions prophecies and horror; They all come in one.). Der Erzähler sieht sich als außenstehende Person, er gehört nicht zu den anderen, ist aber dennoch Teil ihrer Welt, seine Welt ist auch ihre Welt, die Lebensgrundlage ist für beide dieselbe (Keeps closing their eyes for the dangers that threat... ourselves and our nature.). Und wenn die Zeit der Rache der Norden-Mutter an den anderen gekommen ist, wird sie den Erzähler verschonen.210 „Am Ende des Stücks wird die Nord-Mutter als ‚Phantom North‘ betitelt, was ihr etwas Mysteriöses, auch nicht näher Erklärtes zuteilwerden lässt.“211 Diese Geschichte klingt wie die Hymne eines umweltbewussten, naturverbunden Menschen. Aber es wäre kein Black Metal-Video, würde nicht auch noch die antichristliche Ebene mithineinspielen. Die Merkmale eines (damaligen) Black Metal-Videos wie das Corpsepaint, schwarze Kleidung und Nieten sowie der Einsatz von Feuer sind deutlich erkennbar. Ganz klar antichristlich auch der Beginn, wo Sänger Satyr ein Kreuz mit einer Axt zertrümmert. Nach Selbstaussagen der Band symbolisiert die Frau im Video die bedrohte nordische Natur, ist gleichzeitig aber auch ein Symbol für Skandinavien, das durch die Christianisierung nach wie vor unterdrückt wird. Das Christentum ist gegen das Gesetz der Natur und somit muss die nordische Bevölkerung wieder an ihre wahre Natur erinnert werden.212 „Als bedroht angesehen werden also sowohl die biologische Natur als auch die kulturelle – die einzige Ursache dafür scheint aber die Christianisierung zu sein, die den Menschen mit ihrer Kultur auch den Respekt für ihre Umwelt nahm.“213

208 Vgl. Heavy Metal Studies, 117-118. 209 Ebd., 117. 210 Vgl. Ebd., 117-118. 211 Ebd., 118. 212 Vgl. Ebd., 118. 213 Ebd., 119.

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Immortal Frostdemonstorm

“Arctic wintery worlds in mind Possessed forever By the chains of time Beastly crafts comes with the snow We bring the coming Of our demonstorm Mountains On highest mountains we stand Valleys in the deep valleys we dwell

Demonside Hailstones flay the skin of earth Demonize Until entropys victory is ensured

Stealers of dawn Pale wraths of the arctic swarm Cover the sun Storms are what we breathe

Arctic wintery worlds in mind Possessed forever By the chains of time Beastly crafts comes with the snow We bring the coming Of our demonstorm Mountains On highest mountains we stand Valleys in the deep valleys we dwell

Demonside Hailstones flay the skin of earth Demonize Until entropys victory is ensured.214”

Die Mitglieder der Band Immortal erschufen bei ihrer Gründung 1991 ein eigenes Fantasiereich, genannt Blashykrh, welches die Basis des Konzeptes der Band darstellt. In diesem Reich herrscht dauerhaft Frost, Eis und Schnee. Diese Bedingungen spiegeln sich sowohl in der Musik als auch in der Cover-Gestaltung der Veröffentlichungen wider.215 Als Beispiel ist hier das Cover von nennen (siehe dazu Abb. 26.).

214 http://www.darklyrics.com/lyrics/immortal/blizzardbeasts.html#8 [abgerufen am 18.05.2013] 215 Vgl. Heavy Metal Studies, 119.

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Problematisch an der Analyse der Texte von Immortal ist, dass ihnen oft eine durchgehende Geschichte fehlt, denn es werden gerne statische Bilder beschrieben. In dem oben zitierten Song Frostdemonstorm tritt ein Erzähler auf, welcher scheinbar der Sprecher einer Gruppe ist (We/Our). Es ist allerdings nicht erkennbar, wer diese Gruppe genau ist. Der Rest des Textes beschreibt in einzelnen Bildern die Natur.216 „Es werden mächtige Berge und tiefe Täler erwähnt, die das Gefühl der Unnahbarkeit der Landschaft verstärken. Es geht um Hagel, der die Erdoberfläche verletzt. Darüber hinaus spielt die Dunkelheit eine große Rolle […] Schnee wird angedeutet durch ‚pale wraths‘. Der Sturm wird als Dämonenheer gezeigt, das klirrende Kälte bringt und alles Leben verdrängt.“217 Die Beschreibung der Natur erinnert an eine Winterlandschaft im hohen Norden. Die Aussage hinter dem Song könnte eine Selbstbeschreibung des norwegischen Volkes sein: Menschen, die der Kälte, dem Wind, der Dunkelheit trotzen, widerstandfähig und zäh sind. Andererseits könnte es sich um eine lyrische Umsetzung der Musik handeln (klirrende Gitarren, kratzige Stimme,…).218

216 Vgl. Heavy Metal Studies, 119-120. 217 Ebd., 119-120. 218 Vgl. Ebd., 120.

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5. Black Metal im Wandel der Zeit

„Die Geschichte wiederholt sich, auch in der Musikwelt. […] Alles bewegt sich endlos im Kreis, es gibt eine Art dialektischer Wechselbeziehung zwischen den Bands, den Fans und dem kulturellen Ganzen.“219 (Bård Eithun) Im Laufe der Zeit wurde der Black Metal, wie er in Norwegen entstanden war, ab Mitte der 1990er Jahre in vielen Ländern der Welt nachgeahmt. „Wie Emperor und Burzum für Fotos in den norwegischen Wäldern Äxte und Keulen schwingend posierten, so standen in Japan Sigh und Sabbat mit Samuraischwertern bewaffnet zwischen Bambusstangen. Von Korea bis nach Finnland wurden leichenblass geschminkte Gesichter und umgekehrte Kreuze zu Symbolen der Solidarität, selbst in Ländern ohne Christentum.“220 In Teilen Europas und Asiens zündeten AnhängerInnen des skandinavischen Black Metal Kirchen an oder schändeten Friedhöfe. In Russland kam es nach Berichterstattungen im Jahr 1997 über die Vorkommnisse im Norden Europas zu einer Vielzahl von Kirchenbrandstiftungen und Bombenattentaten. Nach einigen Jahren fand der Black Metal auch seinen Weg in die USA. Da Black Metal Bands generell eher selten live spielten, kam es dazu, dass die Musik des Black Metal in den Platten- und CD-Geschäften bald fest verankert war, die Konzerthallen aber nach wie vor von Death Metal Bands mit dem Ursprung in Florida gefüllt wurden. Die verbliebenen Mitglieder von Mayhem und Emperor formierten sich jeweils wieder zu Bands und produzierten auch wieder Alben. Und dennoch beugten sich die Black Metal Bands Ende der 1990er Jahre teilweise dem Konventionsdruck. Den mit jugendlichem Eifer und in schlechter Qualität produzierten Alben wichen Aufnahmen in hochmodernen Studios.221 „Der destruktive Impuls war durch das Rockstardasein abgeflaut oder schlicht einem natürlichen Reifeprozess zum Opfer gefallen. […] Gegen Ende der Neunzigerjahre [1990er Jahre, Anmerkung C.F.] hatte sich das Extreme in Norwegen in die soziale Akzeptanz ergeben. Der heidnische Krieg gegen das Christentum war nun karrieristisch besetzt, da die Bands jetzt unverständlicherweise Zuspruch dafür erhielten, dem Land eine musikalische Identität verschafft zu haben.“222

219 Höllenlärm, 296. 220 Ebd., 296. 221 Vgl. Ebd., 296-299. 222 Ebd., 299-300.

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Dennoch sind auch noch Black Metal Bands der ersten Stunde nach wie vor präsent. In der Ausgabe des Magazins Metal Hammer aus dem März 2013 finden sich Artikel über zwei Black Metal Bands, Satyricon und Darkthrone. Darkthrone, mittlerweile mit ihrem 16. Album am Start, haben viele ihrer früheren AnhängerInnen verloren, aber neue gewonnen, da sie sich selbst nie eingrenzen ließen, was den Stil ihrer Musik betraf. Ihre Black Metal Klassiker A Blaze In The Northern Sky und haben noch die gleichen Wurzeln wie ihre jetzige Musik. Aber der heutige Stil des Duos lässt sich nicht mehr als klassischer Black Metal bezeichnen. Sie mischen nunmehr klassischen Heavy Metal mit Speed- und Thrash-Metal sowie auch mal mit Rock und Punk.223 An Satyr, Mitglied von Satyricon, erkennt man, dass auch die wildesten Black Metal Musiker vielleicht irgendwann erwachsen werden, wenn er über die Freuden eines frischgebackenen Vaters spricht: „Die Geburt meines Sohnes hat den Mittelpunkt meiner Welt verschoben […] Das ist eine unheimlich starke Erfahrung.“224 Die Präsenz von Black Metal Bands in den Zeitschriften und Berichten von heute zeigt, dass der Black Metal an sich nicht tot ist. Allerdings ist die Art der Musik heute oftmals nicht mehr die gleiche wie in den Anfangszeiten. Auch scheinen die MusikerInnen selbst einen Wandel durchgemacht zu haben, und gehen teilweise nicht mehr mit den Aussagen ihrer früheren Werke konform. Ihsahn von Emperor zum Beispiel sagt in der Dokumentation von Sam Dunn über sich selbst, dass er schon lange kein Satanist mehr sei. Er sei allerdings nach wie vor stolz und froh, dass er als junger Mensch diesen Standpunkt angenommen und sich dazu seine Meinung gebildet habe.225 Auch live sind frühe Black Metal Bands nach wie vor zu sehen. Ich selbst habe 2012 Immortal am Summer Breeze-Festival226 in Dinkelsbühl (Deutschland) gesehen und im Jahr zuvor Dark Funeral am Metal Invasion-Festival227 in Straubing (ebenfalls Deutschland). Mein persönlicher Eindruck war jedoch, dass die Musik und das Auftreten der Bands das Publikum, vor allem bei der Metal Invasion, eher verstört als begeistert hat. Einen Gast hörte ich sagen, dass für ihn der Gesang von Dark Funeral so klingt, als würde man ein Schwein abstechen. Das ist natürlich nur meine subjektive Meinung, welche nicht belegt werden kann.

223 Vgl. Sauermann, Gunnar: Darkthrone. Für eine Handvoll Dollar, in: Metal Hammer 30.Jahrgang (2013), 65. 224 Sauermann, Gunnar: Silberstreif am schwarzen Horizont, in: Metal Hammer 30.Jahrgang (2013), 63. 225 Vgl. METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 226 Siehe dazu: http://www.summer-breeze.de/de/rueckblick/rueckblick-2012.html [abgerufen am 18.05.2013]. 227 Siehe dazu: http://metal-invasion-festival.de/Festival/de/history.php [abgerufen am 18.052013].

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2013 werde ich aber die Chance bekommen, Immortal noch einmal und Belphegor zum ersten Mal zu sehen228, vielleicht ist dieses Mal die Stimmung eine ganz andere. Man wird sehen.

Durch einen glücklichen Zufall hatte ich die Ehre, ein kurzes schriftliches Interview mit Didrik Søderlind, einem der Autoren von Lords of Chaos, führen zu können. Ich habe ihn zur Situation des Black Metal in Norwegen heute befragt und gebe hier das Ergebnis der Befragung229 kurz wider: Q: So, Ian Christe says in his book Sound of the Beast (auf Deutsch: Höllenlärm, Anmerkung C.F.), that after the church burnings the Norwegian Black Metal changed from young, row and antichristian into social acceptance, where Black Metal bands started to fight for the Norwegian Grammy and appear in commercials for washing-up liquids. Would you say that the Norwegian Black Metal Bands just grew up within the last 20 years? Or is there still a small scene of extreme musicians? A: Generally speaking, this is true. Many metal bands seem to walk a tightrope where, on the one hand, they want to be provocative and use the legacy of church burnings etc. to help create a threatening image. This is very similar to how many hip hop artists operate. On the other hand, they can’t be so provocative that they get gigs cancelled etc. This means that provocations who actually DO provoke a reaction tend to be followed by backtracking. Black metal today is, in many ways, just another form of heavy metal. But you still get bands who break social norms in an extreme way. Like the Norwegian NSBM band Disiplin, whose ‘head’ is also politically active in a Nazi organization. Q: Do you still see any influences from Norwegian Black Metal bands to others around the world as they did in the past? A: I don't know. I guess there are a million clones of Darkthrone and Burzum out there, but I don't really pay attention. Q: So to say: Black Metal is not dead yet in Norway, right? Are there new young bands following the bands of the 1990ies? Or will black metal die with Immortal, Darkthrone and so on? A: I don't think it will ever die, no. It has become part of the mainstream culture in many ways. I guess it has peaked commercially, and eventually some other trend will come along, but so far the Inferno festival, for instance, has become something of an institution.

228 Siehe dazu: http://www.metal-invasion-festival.de/Festival/de/billing.php [abgerufen am 18.05.2013]. 229 Interview vom 19. und 20. 05. 2013 mit Didrik Søderlind via Facebook [abgerufen am 20.05.2013].

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5.1 Exkurs: Stimmen der Kirchen zum Thema Black Metal

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie die Kirche in Norwegen die Ideologie des Black Metal und die damit verbundenen Vorfälle, besonders die Kirchenbrände, sah. In Metal – A Headbanger’s Journey finden sich einige Aussagen dazu. Rolf Rasmussen, Pfarrer der Åsane- Kirche in Bergen, sagt zu der abgerannten Kirche: “This [der Brand der Kirche und damit ihr Verlust, Anmerkung C.F.] was a great loss, not just to us personally, really to the whole community. The church was standing here for nearly 200 years. I saw quiet a lot of sad faces.“230 Und zum Thema Satanismus in Norwegen ist seine Meinung: „ […] Lately there has been a small trend by some people to see Christianity and every other established religion as the bad guy and Satan as the liberator, the one who can really turn you into the powerful strong path that you should lead. It is in a fact an elitist religion, and it’s only for the bestst [sic!], for the strongest, for the most successful. It’s not for the timid or the weak. To by that […] it will not (?) have a large following.”231 Per Anders Nordengen, Priester der Hauketo-Kirche, wurde von den beiden Filmemachern ebenfalls befragt und sagte in seinem Beitrag, dass seiner Meinung nach viele junge Menschen gegen Autorität ankämpfen und dass die Kirche möglicherweise zu sehr mit Autorität gleichgesetzt wurde und dass dies der Grund für die Abneigung gegen die Kirche sein könnte. 232

Auch in Österreich rückte 2012 ein Metal-Festival und die damit verbundene Aussage von Bischof Klaus Küng die Metal Szene wieder einmal in den Fokus. Küng forderte öffentlich dazu auf, für die BesucherInnen des Extremefests in St. Pölten zu beten, bei dem auch die schon zuvor erwähnten Bands Marduk und Belphegor auf der Bühne standen. Scheinbar stieß sich Küng an den Bandnamen und an den Inhalten der Songs sowie an der musikalischen Darbietung. Laut der Tageszeitung Kurier fragte sich Küng „was es über die heutige Zeit aussage, wenn es erstrebenswert sein kann, sich drei Tage lang an so etwas zu berauschen?‘“ 233 Dem folgte der Aufruf, für die Gäste des Festivals zu beten: „Möge Gott einen Weg durch all die Düsterkeit zu den Herzen der Menschen finden und seine befreiende Botschaft dort einpflanzen.“234 Er

230 METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY. 231 Ebd. 232 Vgl. Ebd. 233 http://kurier.at/kult/bischof-kueng-betet-fuer-metal-festival-fans/791.829 [abgerufen am 18.05.2013]. 234 http://kurier.at/kult/bischof-kueng-betet-fuer-metal-festival-fans/791.829 [abgerufen am 18.05.2013].

69 selbst hielt Wort und betete für die BesucherInnen des Festivals und der Veranstalterstab fühlte sich in gewisser Weise geehrt, dass man so intensiv an die Fans von Rockkonzerten denkt.235 „Wenn jemand für uns beten möchte, kann er das gerne machen. Wir haben es mit Schmunzeln wahrgenommen.“236

235 Vgl. http://kurier.at/thema/festivalsommer/bischof-kueng-betete-fuer-extremefest-fans/792.730 [abgerufen am 18.05.2013]. 236 http://kurier.at/thema/festivalsommer/bischof-kueng-betete-fuer-extremefest-fans/792.730 [abgerufen am 18.05.2013].

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6. Schlussbetrachtung

Durch die intensive Beschäftigung mit dem Genre Black Metal konnten einige meiner oben selbst gestellten Fragen beantwortet werden, einige müssen offen bleiben. Inwieweit nun eine Band tatsächlich satanistisch ist oder die Symbolik bloß für ihre Zwecke nutzt, lässt sich für eine/n Außenstehende/n nicht ergründen. Viele der noch so authentisch wirken wollenden Bands sind erwachsen geworden und nutzen die mit Satan verbundene Metaphorik nur noch um Aufmerksamkeit zu erregen und zu provozieren, denn Sex, Satan und Gewalt verkaufen sich nach wie vor gut. Ohne Zweifel haben jedoch die Bands der frühen Phase des Norwegian Black Metal Taten wie Kirchenbrandstiftungen und Friedhofsschändungen zur Untermauerung ihrer antikirchlichen und antichristlichen Aussagen in ihren Liedern gesetzt und haben dafür auch ihre Strafe erhalten. Und Reue sucht man bei den meisten der damals beteiligten Bands damals wie heute vergebens. Die Zerstörung von Kirchen gilt auch heute noch als legitim, da es schließlich nach wie vor gilt, das Christentum als Unterdrücker der nordischen Kultur zu vertreiben. Allerdings erfolgt der Protest inzwischen mehr musikalisch bzw. durch Interviews oder ähnliches und nicht mehr durch Zeichen wie in Flammen stehende Kirchen. Und um Sam Dunn zu zitieren: „Die Abneigung der Norweger gegen das Christentum erstreckt sich über 1000 Jahre zurück bis in die Zeit ihrer Vorfahren, den Wikingern. Wie dem auch sei, für die Mehrheit der Metalfans inklusive mir selbst gilt, dass wir diese Taten [die Kirchenbrandstiftungen etc., Anmerkung C.F.] weder verstehen noch gutheißen können.“237 Dieser Aussage kann ich mich als Theologin und Metalfan anschließen. Generell kann man meiner Meinung nach bei dem Phänomen Black Metal mit seiner antichristlichen Ausrichtung nicht von einem allgemeinen Vorkommnis innerhalb der Metal Szene sprechen, sondern vielmehr handelt es sich hier um die Empfindung einer Gruppe von Menschen. Zu einem gewissen Grad kann ich den Schmerz der Black Metal MusikerInnen und Fans über den Verlust ihrer früheren Kultur und ihrem Wikingererbe nachvollziehen, aber das begründet für mich immer noch keine einzige der Brandstiftungen. Mit dem Abbrennen der alten Kirchenbauten gingen sehr alte, wertvolle Bauten verloren. Aus den Augen der TäterInnen mögen sie Bauwerke des verhassten Christentums sein, in meinen Augen sind es für immer verloren gegangene Kulturgüter und Kunstwerke.

237 METAL- A HEADBANGER’S JOURNEY.

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Bewiesen ist meines Erachtens, dass der Black Metal vor antichristlicher Symbolik nur so strotzt. Eine breite Palette bietet sich der/dem aufmerksamen BetracherIn, beginnend bei am Kopf stehenden Kreuzen über die Teufelszahl 666 bis zu Stilmitteln der Wikingerkultur in Formen des Mjölnir oder von Runen. Eindeutig erkennbar ist auch, dass diese düstere, destruktive Musikrichtung nach wie vor AnhängerInnen rund um die Welt hat und auch nach ihrer Hochblüte in den letzten 20 Jahren des vergangenen Jahrhunderts Faszination ausübt. Auch mich hat schließlich die Ästhetik und Symbolik des Black Metal zu dieser Arbeit bewogen. Aber besonders junge Menschen fühlen sich von der Musik und dem damit verbunden Stil angezogen. Hier „wiederholt sich eine seit Jahrhunderten praktizierte kulturelle Auseinandersetzung mit gesellschaftlich Verdrängten und als ‚Böses‘ Stigmatisierten“ 238 um es mit den Worten von Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss zu sagen. Die Rebellion gegen das in der Gesellschaft Anerkannte, gegen Zwänge, gegen Regeln und Verordnungen, auch jene des Christentum, wird in extremer Musik verbunden mit Metaphern des Umsturzes und des Schreckens ausgedrückt und von den Fans aufgenommen. Es gilt gesellschaftliche Grenzen zu überschreiten, Tabus zu brechen und die Mitmenschen zu schockieren und das mit allen Mittel, die einem zu Verfügung stehen. Das ist meines Erachtens kein neuartiges Phänomen. Die Generation meiner Eltern schockierte noch mit langen Haaren und Glockenhosen, heute versuchen junge Menschen mit Nietenhalsbändern, schwarz-weißer Schminke, verkehrten Kreuzen oder auch mit Kettenhemden und Runen-Schmuck zu schockieren. Daran ist für mich nichts Verwerfliches zu erkennen, jede Generation braucht ihre Rebellion und die damit verbundene Symbolik. Und es ist ja bekanntlich nicht die einzige Form, in der junge Menschen heute schockieren wollen. Wahrscheinlich ist der Schockeffekt heute gar nicht einmal mehr so groß wie er noch in meiner Jugend war. Und dass Black Metal auch heute noch gefragt ist, zeigen schlussendlich die Berichte in Zeitschriften und im Internet sowie die Auftritte von Bands auf mehr oder weniger großen Festivals und bei Konzerten.

238 Unheilige Allianzen, 91.

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7. Quellenverzeichnis

Literatur:

- Bischofsberger, Otto: Vom alten zum neuen Heidentum - Eine religionsgeschichtliche Hinführung, in: Bischofsberger, Otto / Hölzle, Peter / u.a. (Hg.): Das neue Heidentum. Rückkehr zu den alten Göttern oder neue Heilsbotschaft?, Freiburg, Schweiz: Paulus 1996 (=Weltanschauungen im Gespräch 14).

- Christe, Ian: Höllen-Lärm. Die komplette, schonungslose, einzigartige Geschichte des Heavy Metal, Höfen: Hannibal 22005.

- Christiansen, Ingolf: Satanismus: Faszination des Bösen. Güthersloh: Quell 2000.

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- Grandt, Guido / Grandt, Michael: Schwarzbuch Satanismus. München: Knaur 1996.

- Helsper, Werner: Okkultimus – Die neue Jugendreligion: Die Symbolik des Todes und des Bösen in der Jugendkultur. Opladen: Leske und Budrich 1992.

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- Simek, Rudolf: Die Wikinger, München: Beck 1998 (Beck’sche Reihe 2081).

- Von Helden, Imke: The Forest is my Throne. Zur Darstellung und Funktion von Natur in den Lyrics norwegischer Metal-Bands, in: Bartosch, Roman (Hg.): Heavy Metal Studies. 1. Lyrics und Intertextualität, Oberhausen: Schmenk 12011.

- Wagenknecht, Andreas: Das Böse mit Humor nehmen. Die Ernsthaftigkeit des Black Metal und deren ironisierende Aneignung am Beispiel von Fanclips auf Youtube, in: Nohr, Rolf F. / Schwaab, Herbert (Hg.): Metal Matters. Heavy Metal als Kultur und Welt. Münster: Lit 2011.

- Weindl, Dina: Musik & Aggression. Untersucht anhand des Musikgenres Heavy Metal, Frankfurt/Main: Peter Lang 2005.

Zeitschriften:

- Sauermann, Gunnar: Darkthrone. Für eine Handvoll Dollar, in: Metal Hammer 30.Jahrgang (2013). - Sauermann, Gunnar: Silberstreif am schwarzen Horizont, in: Metal Hammer 30.Jahrgang (2013).

Filme: - BLACK METAL. The Music of Satan (Regie: Bill Zebub Productions, USA 2010). - LIGHT IN DARKNESS NEMESIS DIVINA: CHRISTIAN BLACK METAL (Regie: Stefan Rydehed , David Nilsson, Schweden 2008).

74

- METAL-A HEADBANGER’S JOURNEY (Regie: Sam Dunn, Scot McFayden, Kanada 2005). - UNTIL THE LIGHT TAKES US (Regie: Aaron Aites, Audrey Ewell, USA 2008).

Interviews: - Interview vom 19. und 20.05.2013 mit Didrik Søderlind via Facebook [abgerufen am 20.05.2013].

Webseiten (Reihung nach Auftreten im Text): http://www.norwegen.or.at/About_Norway/Fakten-und-Zahlen/ [abgerufen am 18.05.2013]. http://hdrstats.undp.org/en/countries/profiles/NOR.html [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.norwegen.or.at/About_Norway/policy/Bevolkerung/general/ [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.darklyrics.com/lyrics/dimmuborgir/deathcultarmageddon.html#12 [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.darklyrics.com/lyrics/darkfuneral/diabolisinterium.html#1 [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.darklyrics.com/lyrics/darkfuneral/inthesign.html [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.darklyrics.com/lyrics/setherial/endtimedivine.html#8 [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.songmeanings.net/songs/view/3530822107858664798/ [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.marduk.nu/band.html [abgerufen am 18.05.2013]. http://www.venomslegions.com/discography/venom-discog.htm [abgerufen am 18.05.2013].

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8. Anhang

Abb. 1: Cover der Veröffentlichung Sabbath bloody Sabbath (Quelle: http://www.black-sabbath.com/images/covers/sabbathbloodysabbath_large.jpg)

Abb. 2: Cover der Veröffentlichung Welcome to Hell (Quelle: http://www.venomslegions.com/lyrics/01_wth_images/art-wth-cover1a.jpg)

78

Abb. 3: Mayhem-Logo (Quelle: http://www.revolvermag.com/wp- content/uploads/2012/09/39f8c63a197_logo.jpg.jpg)

Abb. 4: Marduk-Logo (Quelle: http://theageofmetal.com/wp-content/uploads/2012/05/Press_Logo_01.jpg)

79

Abb. 5: Dark Funeral-Logo (Quelle: http://www.darkfuneral.se/media/promo_pictures/darkf_logo.jpg)

Abb. 6: Fuck me Jesus-Cover (Quelle: http://images.mackanzoor.com/wallpapers/4scrape/General/Common1/marduk.jpg.htm)

80

Abb. 7: Black Metal-Cover (Quelle: http://1.bp.blogspot.com/-F- UtisuEKS0/T5d4cYHO3ZI/AAAAAAAAINI/6SBJIYIHHLc/s1600/venom-black_metal- front.jpg)

Abb. 8: In Sorte Diaboli-Cover (Quelle: http://site.dimmu-borgir.com/wp-content/uploads/2010/10/in-sorte-diaboli.jpg)

81

Abb. 9: (Quelle: http://peterbeste.com/home/index.php?/photography/black-metal-i/)

Abb. 10: Gorgoroth (Quelle: http://peterbeste.com/home/index.php?/photography/black-metal-i/)

82

Abb. 11: Kvitrafn (Ex-Gorgoroth) (Quelle: http://peterbeste.com/home/index.php?/photography/black-metal-i/)

Abb. 12: 1349 in a cave (Quelle: http://peterbeste.com/home/index.php?/photography/black-metal-i/)

83

Abb. 13: Satyricon (Quelle: http://www.satyricon.no/images/gallery/20020218184046_satyricon_15_big.jpg)

Abb. 14: Varg Vikernes (Burzum) (Quelle: http://www.burzum.org/img/gallery02/big/photo01.jpg)

84

Abb. 15: Immortal (Quelle: http://1.bp.blogspot.com/_wswGWtFd8zs/TIKBoEUodAI/AAAAAAAADPc/EIM4qaZGAxk /s1600/Immortal+-+All+Shall+Fall.mp4_000126167.jpg)

Abb. 16: Belphegor-Logo (Quelle: http://www.belphegor.at/downloads/belphegor_vector_logo_black_bg_white- outline.pdf)

85

Abb. 17: Belphegor (Quelle: http://www.belphegor.at/promogallery.htm)

Abb. 18: Enslaved-Logo (Quelle: http://www.apochs.net/CDs/Enslaved-Logo.jpg)

86

Abb. 19: Månegarm-Logo (Quelle: http://www.metal-archives.com/images/9/8/5/985_logo.gif)

Abb. 20: Moonsorrow-Logo (Quelle: http://www.metal-archives.com/images/8/9/89_logo.jpg)

87

Abb. 21: Blood Fire Death-Cover (Quelle: http://www.bathory.nu/x1.htm)

Abb. 22: Eld-Cover (Quelle: http://www.metal-archives.com/images/9/0/9/909.jpg)

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Abb. 23: Moonsorrow (Quelle: http://www.moonsorrow.com/img/wp/wallpaper3.jpg)

Abb. 24: Einherjer (Quelle: https://fbcdn-sphotos-g-a.akamaihd.net/hphotos-ak- ash4/351_29304703762_278_n.jpg)

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Abb. 25: Týr (Quelle: https://fbcdn-sphotos-e-a.akamaihd.net/hphotos-ak- prn1/38108_446564648273_2309867_n.jpg)

Abb. 26: At The Heart Of Winter (Quelle: http://www.nuclearblast.de/de/label/music/releases/dateien/1170406201_large.jpg?x=330&y= 330)

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