Studie Kapitel 03
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Sta s sche Grundlagen zur Bevölkerung in den Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See 3 Sta s sche Grundlagen zur Bevölkerung in den Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See Vera Kapeller, Johannes Huemer & Thomas Braun 3.1 Die Bevölkerungsentwicklung zwischen 1981 und 2011 Mit der Errichtung des Eisernen Vorhangs in der Mi e des 20. rungsrückgang zu verzeichnen. Die höchsten prozentuellen und Jahrhunderts rückte das Burgenland und damit auch der Bezirk absoluten Bevölkerungsverluste weisen jene Gemeinden auf, Neusiedl am See in eine geographische Randlage. Die periphere die sich direkt an der ungarischen Grenze befi nden. In Tadten, Lage an der slowakischen und ungarischen Grenze beeinfl usste Pamhagen und Andau beträgt der Bevölkerungsrückgang sogar nicht nur die infrastrukturelle und wirtscha liche Situa on in zwischen 10 und 19 Prozent − die stärksten Abnahmen im Bezirk der Region, sondern auch die demographische Entwicklung. In (siehe Karte 7). Auch in den anderen Gemeinden des Seewin- den letzten drei Jahrzehnten zwischen 1981 und 2011 wiesen kels (St. Andrä, Apetlon und Wallern) sowie in Nickelsdorf und die Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See sehr unterschied- Deutsch Jahrndorf waren die Bevölkerungszahlen im untersuch- liche Wachstums- und Schrumpfungsdynamiken auf. Starke Be- ten Zeitraum rückläufi g (bis zu minus 10%). völkerungszuwächse einerseits und hohe Bevölkerungsverluste Wir man einen detaillierten Blick auf das erste Unter- andererseits prägten das Bild des Bezirks. Aufgrund der äußerst suchungsjahrzehnt (1981 bis 1991), so zeichnet sich in 14 der heterogenen Entwicklungen gilt es, die drei Dezennien und die insgesamt 27 Gemeinden des Bezirkes Neusiedl am See ein einzelnen Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See einer genau- Bevölkerungsrückgang ab. Betroff en sind dabei nicht nur die eren Betrachtung zu unterziehen. Grenzgemeinden, sondern auch die Kommunen im Landesin- Für den gesamten untersuchten Zeitraum von 1981 bis neren, nämlich Frauenkirchen, Mönchhof, Ga endorf, Neu- 2011 lässt sich die Bevölkerungsentwicklung des Bezirks betref- dorf, Winden am See und Jois (bis zu minus 4%) (siehe Karte fend ein deutliches Gefälle von Nordwest nach Südost feststellen 8). Wachstumsgemeinden fi nden sich vor allem im Westen des (siehe Karte 7). Während in den Gemeinden im nördlichen Teil, Bezirks Richtung Niederösterreich. Parndorf, Neusiedl am See, entlang der Ostautobahn A4, der rela ve Bevölkerungsans eg Weiden und Podersdorf sind die am stärksten wachsenden Ge- sehr stark ist (Parndorf: +79%, Neusiedl am See: +73%, Bruck- meinden in diesem Zeitraum. Diese vier Gemeinden im (Nord) neudorf: +55%) ha e der gesamte Seewinkel − mit Ausnahme westen des Bezirks weisen einen B evölkerungszuwachs zwi- der Gemeinden Frauenkirchen und Illmitz − einen Bevölke- schen 10 und 15 Prozent auf. Karte 7: Bevölkerungsentwicklung 1981−2011, absolut und rela v, Karte 8: Bevölkerungsentwicklung 1981–1991, absolut und rela v, in Prozent in Prozent Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung 1981–2011, absolut 1981–1991, absolut 1.017 – 3.000 > 200 – 561 > 200 – 558 > 100 – 200 > 0 – 200 > 0 – 100 > -200 – 0 > -100 – 0 -400 – -200 -204 – -100 Bevölkerungsentwicklung 1981–2011, in Prozent Bevölkerungsentwicklung 1981–1991, in Prozent > 50 – 79 > 20 – 50 > 10 – 15 > 10 – 20 > 5 – 10 > 0 – 5 > 0 – 10 > -5 – 0 > -10 – 0 -10 – -5 -19 – -10 0105 km 0105 km Bearbeitung: ISR / ÖAW Bearbeitung: ISR / ÖAW Geodaten: BEV Geodaten: BEV N Datenquelle: StaƟsƟk Austria N Datenquelle: StaƟsƟk Austria 37 Sta s sche Grundlagen zur Bevölkerung in den Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See Im Verlauf der Dekade 1991−2001 lassen sich deutliche Verän- Die Tatsache, dass die stark schrumpfenden Gemeinden vor al- derungen erkennen. In diesem Jahrzehnt sind es vor allem die lem im Süden des Bezirks liegen, kann unter anderem damit be- Gemeinden im (Nord)westen – Bruckneudorf, Parndorf und gründet werden, dass diese Kleinregion aufgrund ihrer geografi - Neusiedl am See − welche die größten rela ven Zuwächse ver- schen Lage eine Sonderstellung einnimmt. Im Osten und Süden zeichnen, während die Gemeinden im Osten − entlang der slo- ist die Region Seewinkel begrenzt durch die österreichisch-un- wakischen bzw. ungarischen Grenze − weiterhin mehrheitlich garische Staatsgrenze und im Westen vom Neusiedler See. So von einem Bevölkerungsrückgang gekennzeichnet sind. ist die Anbindung an den Ballungsraum nur in Richtung Norden Die Dekade 2001−2011 wird von geopoli schen Um- möglich. Mit Ausnahme der Tourismusbranche gibt es in dieser brüchen − dem Fall des Eisernen Vorhangs und der EU-Oster- Kleinregion kaum wirtscha liche Kontakte zum Nachbarland weiterung − sowie dem damit einhergehenden wirtscha lichen Ungarn. Die Kau ra auf der ungarischen Seite ist gering. Aufschwung der Region dominiert. Deutlich zu erkennen ist nun Die einzige Anbindung an ein hochrangiges Straßenver- ein Nord-Süd-Unterschied im Bezirk hinsichtlich der Verteilung kehrsnetz – die A4 − liegt im nördlichen Teil des Bezirks (siehe S. von Wachstums- und Abgangsgemeinden. Gemeinden mit einer 20). Aber auch das Schienennetz ist im Seewinkel, im Gegensatz hohen Bevölkerungszunahme befi nden sich vor allem im Nord- zum Norden, nicht besonders gut ausgebaut (siehe S. 20). Der westen bzw. Norden des Bezirks. Nega v bleibt weiterhin die von der Abwanderung bedrohte Seewinkel-Süd ist des Weiteren Bevölkerungsentwicklung im Seewinkel, der mit Ausnahme von naturbedingt eine stark landwirtscha lich geprägte Region (Kar- Podersdorf, Gols, Halbturn und Mönchhof fl ächendeckend Be- te 10), die nur wenige Arbeitsplätze im sekundären und ter ä- völkerungsverluste aufweist (Karte 9). ren Sektor bietet. Anders in den Gemeinden rund um den Neu- Die Bevölkerungsveränderung der Jahre 2001 bis 2011 siedler See, etwa in Podersdorf und Illmitz. Der hohe Anteil der im Bezirk Neusiedl am See weist in den einzelnen Gemeinden Beschä igten im ter ären Sektor ist dort auf die starke Fokus- eine große Bandbreite auf und reicht von plus 31 Prozent (Parn- sierung auf die Tourismus- und Wellnessbranche – Hotels, Pen- dorf) bis knapp minus 9 Prozent (Wallern im Burgenland) (vgl. sionen, Gasthäuser usw. − zurückzuführen, wie beispielsweise Karte 9). Die Gemeinden mit dem stärksten Wachstum, allen vo- konkret anhand der Beschä igungssta s ken der Gemeinden ran Parndorf und Neusiedl am See, befi nden sich nach wie vor Podersdorf und Illmitz belegt werden kann (Karte 10). konzentriert im Nordwesten. Zu den in den letzten 10 Jahren am stärksten wachsenden Orten zählen neben Parndorf noch Neu- siedl am See (28%), Weiden am See (18%) und Ki see (16%). Die stark schrumpfenden Gemeinden (bis zu minus 10%) konzent- rieren sich hingegen auf den südlichen Seewinkel (Pamhagen, Andau, Illmitz, Tadten und Wallern im Burgenland). Karte 9: Bevölkerungsentwicklung 2001–2011, absolut und rela v, Karte 10: Anteil der Beschä igten des primären Sektors 2011, in in Prozent Prozent, und Beschä igte nach Sektoren 2011 Bevölkerungsentwicklung 2001–2011, absolut ĞƐĐŚćŌŝŐƚĞŶĂĐŚ^ĞŬƚŽƌĞŶϮϬϭϭ 996 – 1.539 > 100 – 340 > 0 – 100 > -100 – 0 WƌŝŵćƌĞƌ^ĞŬƚŽƌ -177 – -100 Sekundärer Sektor dĞƌƟćƌĞƌ^ĞŬƚŽƌ Bevölkerungsentwicklung 2001–2011, in Prozent ŶƚĞŝůĚĞƌĞƐĐŚćŌŝŐƚĞŶŝŶ > 20 – 31 ƌďĞŝƚƐƐƚćƩĞŶĚĞƐƉƌŝŵćƌĞŶ ^ĞŬƚŽƌƐϮϬϭϭ͕ŝŶWƌŽnjĞŶƚ > 10 – 20 60 > 5 – 10 > 30 – 44 > 0 – 5 хϮϬ– 30 > -5 – 0 > 10 ʹϮϬ -9 – -5 1 – 10 0105 km 05 10 km Bearbeitung: ISR / ÖAW Bearbeitung: ISR / ÖAW Geodaten: BEV Geodaten: BEV N Datenquelle: StaƟsƟk Austria N Datenquelle: StaƟsƟk Austria 38 Sta s sche Grundlagen zur Bevölkerung in den Gemeinden des Bezirks Neusiedl am See 3.2 Die Bevölkerungsstruktur Altersstruktur 2012 Bezirk Neusiedl am See Andau 3.2.1 Die Altersstruktur der Bevölkerung 1991–2012 Apetlon Bruckneudorf Deutsch Jahrndorf Das Alter ist nicht nur ein quan ta ves, sondern auch ein qua- Edelstal Frauenkirchen lita ves Merkmal, mit dem man bes mmte Lebensabschni e 'ĂƩĞŶĚŽƌĨ Gols verbindet. Bei der Analyse der Altersstruktur wurden daher drei Halbturn Illmitz Altersklassen gebildet: Jois <ŝƩƐĞĞ • bis 15 Jahre: noch nicht erwerbstä ge Bevölkerung (schul- Mönchhof Neudorf pfl ich g), Neusiedl am See Nickelsdorf • 16 bis 59 Jahre: erwerbstä ge Bevölkerung, Pama Pamhagen Parndorf • ab 60 Jahre: (mehrheitlich) nicht mehr erwerbstä ge Be- Podersdorf am See Potzneusiedl völkerung (durchschni liches Pensionsantri salter). St. Andrä am Zicksee Tadten Wallern im Bgld. Auch hinsichtlich der Altersstruktur ergeben sich deutliche Dis- Weiden am See Winden am See paritäten im Bezirk. Im Rahmen der Entwicklung der Wohnbe- Zurndorf völkerung im Alter bis 15 Jahre von 1991 bis 2012 zeigt sich, 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% dass die Zahlen der Personen in dieser Altersklasse im Seewin- 0–15 Jahre 16–59 Jahre 60+ Jahre Quelle: SƚĂƟsƟŬƵƐtria 'ƌĂĮŬ͗/^ZͬPt kel massiv zurückgehen (mit einem Spitzenwert von minus 46 % in Wallern im Burgenland), wobei sich diese Nega ventwick- Diagramm 10: Altersstruktur 2012 lung entlang der gesamten österreichisch-ungarischen Grenze bis nach Deutsch Jahrndorf vollzieht (vgl. Karte 11 u. Karte 12). Die Entwicklung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von Für diese Verminderung sind verschiedene Gründe ver- 16 bis 59 Jahren ergibt für die Periode 1991 bis 2012 ein ähn- antwortlich zu machen, wie z.B. den Wegzug der Einwohner aus liches Bild. Die Seewinkel-Gemeinden verzeichnen wiederum diesen Gemeinden in Orte mit einem breit gefächerten schu- Verluste, ausgenommen Frauenkirchen, was auf die Funk onen lischen Ausbildungsangebot bzw. einem besseren Arbeitsplatz- und die damit verbundenen