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DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit Das Anhaltelager Frauenkirchen in seiner Rolle für die nationalsozialistische Machtübernahme im Bezirk Neusiedl am See verfasst von Matthias Lidy angestrebter akademischer Grad Magister der Philosophie (Mag. phil.) Wien, im Oktober 2014 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 190 313 456 Studienrichtung lt. Studienblatt: Lehramtsstudium UF Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung UF Geographie und Wirtschaftskunde Betreut von: Assoz. Prof. Dr. Bertrand Perz 2 Inhalt 1 Einleitung ....................................................................................................................................5 1.1 Forschungsstand und Quellenlage .......................................................................................6 1.2 Das räumliche Forschungsgebiet: der Bezirk Neusiedl am See..............................................7 2 Politische Verhältnisse im Burgenland vor dem „Umbruch“ 1938 mit Fokus auf den Bezirk Neusiedl am See ........................................................................................................................ 11 2.1 Die wirtschaftliche Situation .............................................................................................. 11 2.2 Der Aufstieg des Nationalsozialismus ................................................................................. 13 2.2.1 Politische Feindschaften und NSDAP-Erfolge bis zum Parteiverbot 1933 .................... 14 2.2.2 Parteienverbote und Austrofaschismus ...................................................................... 18 2.2.3 Politische Agitation im Austrofaschismus ................................................................... 21 3 Die Machtübernahme der NSDAP im Burgenland unter besonderer Berücksichtigung des Anhaltelagers Frauenkirchen ..................................................................................................... 31 3.1 Chronologie des Machtwechsels ........................................................................................ 31 3.2 Erste Verfolgungen politischer Gegner/innen im Zuge des „Umbruchs“ ............................. 36 3.3 Erste Verfolgungen der jüdischen Bevölkerung im Zuge des „Umbruchs“ ........................... 43 4 Das Anhaltelager Frauenkirchen in seiner Genese ..................................................................... 59 4.1 Gebäudegeschichte ........................................................................................................... 59 4.2 Das „Schloss“ als nationalsozialistisches Anhaltelager ........................................................ 62 4.2.1 Die Inhaftierten.......................................................................................................... 73 4.2.2 Die Wachmannschaft ................................................................................................. 96 4.3 Die Klassifikation des Anhaltelagers Frauenkirchen im nationalsozialistischen Lagersystem ....................................................................................................................................... 103 5 Resümee ................................................................................................................................. 115 6 Quellen ................................................................................................................................... 119 6.1 Literatur .......................................................................................................................... 119 6.2 Archivbestände................................................................................................................ 123 6.3 Interviews und persönliche Auskünfte ............................................................................. 123 6.4 Abbildungen .................................................................................................................... 125 7 Erklärung ................................................................................................................................. 127 8 Lebenslauf ............................................................................................................................... 129 9 Danksagungen ......................................................................................................................... 131 10 Abstract .................................................................................................................................. 133 3 4 1 Einleitung Sowohl im Nationalsozialismus wie auch in anderen totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts gehörten Lager, die der Konzentrierung bzw. Anhaltung von Angehörigen bestimmter gesellschaftlicher/sozialer Gruppen dienten – neben einer umfassenden Propaganda – zu den wichtigsten Instrumenten der Eroberung und Etablierung der Macht.1 Auch im sog. „Schloss“2 des nordburgenländischen Ortes Frauenkirchen, in dem heute die Handelsakademie und Handelsschule untergebracht ist, wurde gleich zu Beginn des „Umbruchs“3 1938 ein solches Lager eingerichtet. Obwohl es nach ca. zwei Monaten wieder aufgelassen wurde, besteht Grund zur Annahme, dass sich in diesem Zeitraum insgesamt mindestens 400 Menschen aus dem gesamten Bezirk Neusiedl am See in dem Gebäude in Haft befanden, die sich grob in zwei Kategorien unterteilen lassen: politische Gefangene (v. a. Vertreter(/innen?) des gestürzten österreichischen Regimes) und Angehörige der jüdischen Bevölkerung (v. a. wohlhabendere Juden und Jüdinnen, denen man unter brutalen Methoden ihr Vermögen abpresste). Was die Trägerschaft des Lagers angeht, so lässt sich diese nicht völlig klar definieren. Betrieben wurde es durch eine Personalunion aus Gendarmerie und SA, wobei auch SS und Gestapo im Lager bzw. in dem gegenüberliegenden Gendarmerieposten, der in enger Wechselbeziehung mit dem Lager stand, verkehrten. Auch was die Initiatoren/Initiatorinnen des Lagers und auch die Frage nach der ranghöchsten Instanz, die das Lager befehligte, betrifft, können keine eindeutigen Angaben gemacht werden. Aufgrund einer Reihe von Umständen ist allerding anzunehmen, dass die Inbetriebnahme des „Schlosses“ als 1 Vgl. Johannes Tuchel, Organisationsgeschichte der „frühen“ Konzentrationslager, in: Wolfgang Benz (Hrsg.) u. Barbara Distel (Hrsg.), Die Organisation des Terrors (= Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 1) München 2005, 43-57, hier 43. 2 Das ehemalige Esterházysche Herrschaftsgebäude im Ortskern von Frauenkirchen wird in verschiedenen Quellen auch oft mit inoffiziellen Bezeichnungen, wie z.B. „Schlössl“ oder „Schlösschen“ versehen. Der Begriff „Schloss“ – ebenfalls kein offizieller Titel – hat sich allerdings in der regionalen Bevölkerung eingebürgert und findet somit auch in dieser Arbeit Verwendung. 3 Für die Annexion Österreichs an das Deutsche Reich wird in dieser Arbeit, anstatt des Begriffs „Anschluss“, der Begriff „Umbruch“ gebraucht. Dies hat in erster Linie jenen Grund, dass in den dieser Arbeit zugrundeliegenden Primärquellen (Berichte von Zeitzeugen/Zeitzeuginnen, Gerichtsakten etc.) auch fast durchgängig dieser Begriff verwendet wird und die Arbeit im Sinne einer besseren Übersichtlichkeit somit eine diesbezüglich einheitliche Terminologie erhalten soll. 5 Anhaltelager4 nur auf lokaler bzw. regionaler Ebene projektiert wurde bzw. dass lokale/regionale NS-Größen es initiiert hatten. Eben diese Fragen – rund um die Genese des Lagers – sollen im Zuge dieser Arbeit erörtert werden, um sich ein Bild davon machen zu können, welche Bedeutung und welche Rolle dem Anhaltelager Frauenkirchen während der nationalsozialistischen Machtergreifung und Machtetablierung im Bezirk Neusiedl am See zukam. 1.1 Forschungsstand und Quellenlage Die Erforschung des gigantischen nationalsozialistischen Lager-Kosmos´ durch Historiker/innen setzte erst relativ spät ein. Lange wurde die diesbezügliche Historiographie ausschließlich ehemaligen Gefangenen überlassen.5 Auch heute enthält die Lagertopographie noch zahllose weiße Flecken, wobei auch zu manchen wirklich bedeutenden nationalsozialistischen Lagern bis dato noch nicht einmal Monographien erschienen sind.6 Was das Anhaltelager Frauenkirchen betrifft, so gestaltet sich die Quellenlage als ziemlich problematisch, wobei u. a. folgender Satz von Jürgen Matthäus zum Tragen kommt: Je länger ein Lager bestand, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass aussagekräftige schriftliche Quellen zu seiner Geschichte existieren.7 Da die Bestandsdauer des Anhaltelagers Frauenkirchen nur ca. zwei Monate umfasst – im Falle des KZ Dachau sind es beispielsweise 12 Jahre –, keine Evidenz-Listen zu den Gefangenen erhalten sind und auch die Protokolle des Gendarmeriepostens Frauenkirchen 4 Warum die nationalsozialistische Haftstätte in Frauenkirchen in dieser Arbeit gerade mit „Anhaltelager“, und nicht mit einem von zahlreichen anderen sinnverwandten Begriffen tituliert wird, darauf wird gegen Ende dieser Arbeit noch Bezug genommen. 5 Vgl. Wolfgang Benz (Hrsg.) u. Barbara Distel (Hrsg.), Die Organisation des Terrors (=Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 1) München 2005, 13. 6 Vgl. ebd., 8. 7 Jürgen Matthäus, Quellen, in: Wolfgang Benz (Hrsg.) u. Barbara Distel (Hrsg.), Die Organisation des Terrors (= Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 1) München 2005, 363- 376, hier 366. 6 für den Zeitraum 1938-1945 vernichtet bzw. an einem unbekannten Ort versteckt wurden8, musste man sich beim