Eine Museumsethnologische Untersuchung Zur Präsentation Und

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Eine Museumsethnologische Untersuchung Zur Präsentation Und Sichtbare Ansichten – “Ich sehe was, was Du nicht siehst!” Eine museumsethnologische Untersuchung zur Prasentation¨ und Reprasentation¨ von Kultur am Beispiel von Ausstellungen uber¨ Mexiko Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Philipps-Universitat¨ Marburg vorgelegt von Ulrike Umstatter¨ aus Ruit a.d.F. 2007 Vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie als Dissertation angenommen am ...................................... 20. Juli 2007 Tag der Disputation / mundlichen¨ Prufung:¨ ................................................ 20. Juli 2007 1. Gutachter: ................................................................................ Prof. Dr. Mark Munz¨ el 2. Gutachterin: ............................................................................. Prof. Dr. Edith Franke Inhaltsverzeichnis Einleitung – Erste Ein-Blicke 6 1 Ethnografische Reprasentation¨ – Textualisierte Sicht-Weisen 12 1.1 Ethnologie als wissenschaftliche Disziplin . 13 1.1.1 Ethnografische Moderne . 13 1.1.2 Literarische Wende . 14 1.1.3 Ethnografischer Realismus . 15 1.1.4 Reflexion der Inhalte des ethnografischen Realismus und Beginn der writing culture-Debatte . 18 1.2 Gegenwart und Ausblick . 23 1.2.1 Postmoderne Stromungen¨ . 24 1.2.2 Neuverortung . 30 2 Ausstellungen als Re-/Prasentationsmedium¨ – Theoretischer Uber-B¨ lick 32 2.1 Institution Museum . 33 2.1.1 Grundlegendes und Begrifflichkeiten . 34 2.1.2 Institution Museum . 35 2.1.3 Historische Entwicklung der Volker¨ kundemuseen . 36 2.1.4 Trennung von Museumsethnologie und universitar¨ er Ethnologie . 41 2.1.5 Museum politics . 46 2.2 Die Ausstellung als museales Reprasentationsmedium¨ . 49 2.2.1 Prasentation¨ . 49 2.2.2 De- und Rekontextualisierung . 54 2.2.3 Selektion . 57 2.2.4 Die Konstruktion von Wirklichkeit . 60 2.3 Museografische Prasentation¨ . 65 2.3.1 Architektonische Gestaltung . 66 2.3.2 Objektanordnung . 71 2.3.3 Ausstellungstexte und Objektbeschriftungen . 74 2.3.4 Exkurs: Kunstausstellungen . 79 3 2.4 Die museale Reprasentation¨ in der Krise? . 84 3 Das mexikanische Fest der D´ıas de muertos – Ein Versuch des Sichtens 88 3.1 Wichtige Objekte der D´ıas de muertos . 91 3.1.1 Blumen und Pflanzen . 93 3.1.2 Kerzen . 97 3.1.3 Speisen und Getranke¨ . 100 3.1.4 Pan de muerto . 102 3.1.5 Salz . 104 3.1.6 Wasser . 105 3.1.7 Copal . 106 3.1.8 Fotografien und Bilder . 108 3.1.9 Calaveras . 110 3.1.10 Exkurs: Jose´ Guadalupe Posada . 114 3.1.11 Papel picado . 118 3.1.12 Kreuze . 120 3.1.13 Arco . 121 3.1.14 Spielzeuge fur¨ Kinder . 123 3.2 Gesamtkomposition ofrenda . 124 3.2.1 Exkurs: Kunsthandwerk . 131 3.2.2 Exkurs: Kunst . 137 3.2.3 Exkurs: Kitsch . 140 3.3 Kontextueller Hintergrund der D´ıas de muertos . 142 3.3.1 Christliche Wurzeln . 143 3.3.2 Samhain . 144 3.3.3 Halloween . 144 3.3.4 Prahispanischer¨ Festkalender . 146 3.3.5 Synkretistische Entwicklung . 147 3.3.6 Mexikanische fiesta . 148 3.3.7 Friedhofe¨ und Grabstatten¨ . 149 3.3.8 Vorstellungen von Tod und Sterben . 152 3.4 Abschließende Bemerkungen . 156 4 Ausstellungsbetrachtungen – Visuelle An-Sichten 158 4.1 Lebende Tote. Totenkult in Mexiko . 163 4.1.1 Ausstellung als Reflexion . 172 4.2 Grosse Meister der Mexikanischen Volkskunst . 178 4.2.1 Kunstlerischer¨ Aspekt mexikanischen Kunsthandwerks . 188 4 4.3 Tod in Mexiko . 194 4.3.1 Asthetische¨ Kompositionen im regionalen Vergleich . 199 4.4 altaere – kunst zum niederknien . 202 4.4.1 Kunst als Referenzsystem . 211 4.5 Langsamer Abschied. Tod und Jenseits im Kulturvergleich . 215 4.5.1 Tabuthema Tod im Spiegel eigener Vorstellungen . 223 4.6 Von Geistern, Schiffen und Liebhabern: Jenseitswelten . 226 4.6.1 Fremde und eigene Jenseitsvorstellungen . 231 5 Zusammenschau – Analysierender Blick zuruck¨ 235 5.1 Inhaltliche Aussagen zu den mexikanischen d´ıas de muertos . 236 5.1.1 Allgemeines zu den d´ıas de muertos im Kontext der Ausstellungen . 236 5.1.2 Ausstellungsarrangement der ofrenda . 239 5.1.3 Betrachtung der calaveras als Einzelobjekte . 243 5.1.4 Erlauter¨ ung der spezifisch mexikanischen Todesvorstellungen . 245 5.1.5 Vermittlung der Jenseitsvorstellungen . 247 5.2 Bezug zu musealem Kontext . 249 5.2.1 Museale Inhalte im zeitlichen Wandel . 249 5.2.2 Gedanken zum Prozess der Musealisierung . 255 5.2.3 Museografische Darstellungsweise . 262 5.3 Einordnung in die ethnografische Debatte . 269 Ein Plado¨ yer fur¨ Transparenz – Personlicher¨ Aus-Blick 277 Anmerkungen 286 Abbildungsverzeichnis 292 Bibliografie 293 Internet-Quellen 325 5 Einleitung – Erste Ein-Blicke Man stelle sich vor, mit einer Fulle¨ von bruchstuckhaften¨ Momentaufnahmen konfron- tiert zu werden; Momentaufnahmen, die aneinander gereiht eine Collage aus Details erge- ben. Man kann sich nun entscheiden, sich primar¨ den Details zuzuwenden, der Bedeutung des Einzelnen zu widmen – und dabei kann ich mir Gesprachsfetz¨ en oder Satzteile ebenso vorstellen wie visuelle Darstellungen und materielle Erscheinungen –, dessen Inhalt zu er- fassen versuchen und dabei die umgebenden Eindrucke¨ einzubeziehen, eine Bedeutung evtl. im Vergleich zu finden oder eben eine strikte Trennung zwischen dem Einzelnen zu vollzie- hen. Tritt man einen Schritt zuruck¨ und entfernt sich von den Details, so verschwimmen die Einzelheiten zu Gunsten eines Uber-B¨ licks, der den Gesamteindruck ins Zentrum der Betrachtung ruckt.¨ Hier kann die Sicht auf den außer¨ en Rahmen freigegeben werden, auf die Rahmenbedingungen, welche die Eindrucke¨ umgeben, sie einbinden in eine umgeben- de, umfassende Absicht, durch welche die Bedeutung der Details verschmilzt mit dem und in dem einfassenden Kontext. Ich mochte¨ diese fragmentarischen Assoziationen verstanden wissen als Ausdruck einer Unaussprechlichkeit, welche durch die Beschaftigung¨ mit ethnografischen Diskursen ange- regt wurde. Zudem wird hierbei bereits der Inhalt der vorliegenden Arbeit vorweggenom- men: Die Unmoglichkeit¨ einer adaquaten¨ ethnografischen Darstellung, die letztlich nur eine Annaher¨ ung sein kann. Die ethnografische Reprasentationspr¨ oblematik, welche hier im Mittelpunkt steht, soll jedoch nicht primar¨ hinsichtlich schriftlich verfasster Texte betrachtet werden – auch wenn die Bezeichnung Ethnografie in erster Linie mit Texten assoziiert wird –, sondern ich mochte¨ vor allem die ethnografische Darstellung im musealen Rahmen in den Blickpunkt rucken.¨ Beiden Prasentationsformen¨ gemeinsam ist die Absicht einer Darstellung von Kultur. Dabei stehen auf der einen Seite die kulturellen Fakten, die Einzelheiten, die aus den Ein-Sichten des Ethnografen resultieren, auf der anderen Seite die Art der Prasentation,¨ welche die An- Sichten in eine nachvollziehbare Form bringen soll. Entscheidend sind hierbei die Rolle und 6 Funktion der Form, und die Auswirkungen auf die Bedeutung der Inhalte. Wie lassen sich ausgewahlte¨ Ausstellungen theoretisch betrachten, und wie lasst¨ sich mu- seale Prasentation¨ praktisch umsetzen? Das scheinen mir letztlich ganz ahnliche¨ Fragen zu sein, wie sie sich in der ethnografischen Dabatte gestellt haben, dort in der Form: Wie las- sen sich ausgewahlte¨ Gesellschaften theoretisch betrachten, und wie lasst¨ sich ihre konkrete Beschreibung in Publikationen realisieren? Die vermittelten An-Sichten kultureller Inhalte werden nicht nur durch den schriftlichen Ausdruck transportiert, sondern auch auf visuelle Weise durch Ausstellungen. Diese unterscheiden sich hinsichtlich der Darstellungsform, der Gestaltungsmittel, ahneln¨ sich jedoch bezuglich¨ der Problematik der Prasentation.¨ Wahr¨ end der ethnografischen Reprasentationsdebatte¨ kamen Zweifel auf an der Angemessenheit und Unanfechtbarkeit der textlichen Darstellungen fruher¨ Ethnografen – ich mochte¨ diese De- batte uber¨ tragen auf die Ausstellungsprasentation,¨ auf die visuelle Darstellung im musealen Kontext. Beiden gemeinsam ist die Absicht, Aspekte anderer Kulturen darzustellen, wobei die Frage nach einer angemessenen Reprasentation¨ auftritt: Wer wird wie dargestellt? Welche kulturellen Inhalte werden einbezogen? Wer gestaltet die Inhalte, entscheidet uber¨ die Aus- wahl der vermittelten Inhalte, die gezeigten Objekte, die Gestaltungsmittel? Welche Art der Prasentation¨ ergibt sich demnach aus dem unterschiedlichen Umgang mit diesen Fragen? Diesen Fragen gehe ich anhand ausgewahlte¨ Ausstellungen nach, die sich regional im mexikanischen Kontext verorten. Die dazu durchgefuhr¨ te Forschung vor Ort liefert die Basis, um ein eigenes Herangehen an die Objekte und deren kulturellen Hintergrund zu ermoglichen¨ und so den dargestellen Inhalten der untersuchten Ausstellungen naher¨ zu kommen. Mit meiner im Bereich der Museologie angesiedelten Arbeit beabsichtige ich, mit der im Zuge der writing culture-Debatte aufgeworfenen Kritik an der textuellen Darstel- lung den Blick auf die Vorgange¨ im musealen Kontext werfen, da sich hier eine Vielzahl der diskutierten Aspekte ebenfalls erkennen lassen. Denn die Kritik beispielsweise am Ein- fluss der individuellen Handschrift des Autors lasst¨ sich in einem Analogieschluss auch auf die Prasentation¨ von materiellen Objekten uber¨ tragen. Mit den Erkenntnissen aus der Krise der Reprasentation¨ um die Bedingungen der textlichen Darstellung und die Relevanz der Verfassenden, werde ich auf die theoretische Betrachtung musealer Reprasentation¨ und die praktische Umsetzung museografischer Prasentation¨ eingehen. Hierbei gehe ich der Frage nach, auf welche Art und Weise Bedeutungszuschreibung zu Stande kommt und worin sich die Rhetorik von Ausstellungen manifestiert.
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