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Pierre Favre Pierre Favre

Pierre Favre Pierre Favre

JNM_6_2010_01_def 28.10.2010 12:59 Uhr Seite 1

Das Schweizer & Magazin 5/2010 Nov./Dez. CHF 11.–

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BLUES ‘‘NN’’MM OO RR EE

PEGGY CHEW LEO TARDIN CHRISTY DORAN ROLF LIEBERMANN ART TIPALDI WOLFGANG DAUNER SAN PEDROPERDO SLIM DANILO REA WALTER BAUMGARTNER SARAH BUECHI CHRISTIAN ZEHNDER PEDRA PRETA FREDRIKA STAHL HERBIE KOPF PIERREPIERRE FAVREFAVRE TIMINGTIMING KOMMTKOMMT AUSAUS DEMDEM INNERENINNEREN

06 9 771424 937005 MEHR ALS 80 CD-BESPRECHUNGEN Bis Peter Monteverdi eine exklusive Schweizer Automobilmarke gründen konnte, wollte er nicht ruhen. Und ebenso wenig seine Partner. (Binningen 1970)

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Master_Monteverdi_210x297_d.indd 1 08.10.10 09:07 JNM_6_2010_-03 29.10.2010 11:02 Uhr Seite 3 EDITORIAL INHALT

Liebe Leserinnen und Leser 3 Editorial/Inhalt/Impressum FLASHES/FAREWELLS Bereits liegt wieder die letzte Ausgabe des Jahres vor 4 und wir blicken auf ein schönes Jazz- und Bluesjahr 10 KOLUMNE – CHRISTIAN RENTSCH zurück. Stellvertretend für alle Highlights dieses Jahres 11 REVIEWS möchte ich an das Konzert des Don Ellis Tribute Orchestra 16 PREVIEWS feat. Thomas Gansch am diesjährigen Generation Fes- 21 ZKB-JAZZPREIS 2010/2011 tival in Frauenfeld erinnern. 22 PIERRE FAVRE Da stand eine Big Band auf der Bühne, welche alle Timing kommt aus dem Inneren Anforderungen erfüllte. Ein kompakter Tonkörper, be- stehend aus hervorragenden Einzelmusikern, zwei BLUES’N’ROOTS Schlagzeugern mit Extrapower und einem Conductor mit 26 ART TIPALDI besonderen Eigenschaften, diese Big Band am höchsten 28 SAN PEDRO SLIM Limit zu bewegen. Dazu kam der begnadete Trompeter 29 WALTER BAUMGARTNER und Arrangeur Thomas Gansch. Der aus St. Pölten 30 HÖRBAR Blues stammende Bläser, Sohn eines Komponisten und Blas- kapellmeisters, führte durch das anspruchsvolle Pro- 35 DANILO REA gramm – mit traumwandlerischer Sicherheit und dem 37 CHRISTY DORAN für Österreich typischen Humor. PEGGY CHEW Erstmals zum 30. Todestag von Don Ellis, 2008, 38 stellten Thomas Gansch und der Conductor Marcel 40 LEO TARDIN Geiselhart ein Programm für ein Tribute-Orchester im 41 WOLFGANG DAUNER Wiener “Porgy und Bess” zusammen. Nun traten sie 42 ROLF LIEBERMANN mit neuem Programm und den legendären Songs wie 44 HÖRBAR Jazz “Turkish Bath”, “Indian Lady” oder “Pussy Wiggle 55 SEH/LESBAR Stomp” in Frauenfeld auf. 56 ANDERS HÖREN – Sylwia Zytynska Und es wurde für mich das Konzert des Jahres. Der 58 NEW PROJECTS Saal kochte, das Publikum feuerte die Band an, wie Sarah Buechi, Christian Zehnder, man es nur von Popkonzerten kennt, und die Big Band Fredrika Stahl, Pedra Preta, Herbie Kopf steigerte sich in einen wahren Spielrausch. So müssen 61 KONZERT-TIPPS Konzerte sein, mitreissend und nicht intellektuell mit- Club- und Festivalprogramme wippend. Kein Programm herunterspielen – man spürte, 66 RADIO/TV-PROGRAMME dass die Band diese Musik liebt und lebt. 67 CD-VERLOSUNG Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, je die Möglichkeit Titelbild: Pierre Favre Foto: Francesca Pfeffer haben das Don Ellis Tribute Orchestra zu sehen und IMPRESSUM zu hören, alles stehen und liegen lassen und ab in den Verlag: JAZZ’N’MORE GmbH, Birmensdorferstrasse 20, 8902 Urdorf Telefon: +41 44 912 08 03, Fax: +41 44 912 08 01 Konzertsaal! Mich werden Sie sicher antreffen. E-Mail: redaktion@ jazznmore.ch, website: www.jazznmore.ch Herausgeber: Peewee Windmüller, pw Kreation: Theres Windmüller-Reding, Creative Director Nun wünsche ich Euch allen ein gutes neues Jahr und Redaktionsleitung: Peewee Windmüller pw möchte mich bei unseren Journalisten für die hervorra- Redaktion Jazz: Johannes Anders ja, Ruedi Ankli ra, Pirmin Bossart pb, Gino Ferlin gf, Silvano Luca Gerosa sge, Reiner Kobe rk, gende Arbeit bedanken. Der grösste Dank geht aber an Christian Rentsch cr, Jürg Solothurnmann js, Phil Stöckli ps, Euch, liebe Leserinnen und Leser, für Eure Treue, sowie Christof Thurnherr ct Korrespondent Westschweiz: René Hess, rh an die Inserenten, welche ein Jazz- und Bluesmagazin Chefredaktion Blues: Marco Piazzalonga, mp wie JAZZ’N’MORE überhaupt ermöglichen. Redaktion Blues: Cla Net, cn Mitarbeiter dieser Ausgabe: Luca D’Alessandro ld, Luca Scigliano, Lucas Niggli, Dave Kobrehel dk, George Gruntz, Dragan Tasic (Fotos) Francesca Pfeffer (Foto) Euer Peewee Windmüller Korrektorat: Ueli Staub Anzeigenleitung: Ad Interim Peewee Windmüller, redaktion@ jazznmore.ch Telefon: +41 44 912 08 03, Fax: +41 44 912 08 01 Produktion: RDV Rheintaler Druckerei und Verlag AG, 9442 Berneck ISSN 1424-9375

Einzelverkaufspreis: CHF 11.–, Jahresabo: (6 Ausgaben) CHF 50.– exkl. 2,4% Mwst., Studenten/Schülerabo: CHF 25.– exkl. 2,4% Mwst. Für eingesandte Manuskripte, Leserbriefe, Tapes, CDs und Fotos wird keine Haftung über- nommen. Das Urheberrecht für den gesamten Inhalt liegt, sofern nicht anders angegeben, beim Verlag. Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages erlaubt. Es gelten unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen. JNM_6_2010_04-10_FL_FW 29.10.2010 8:41 Uhr Seite 4 FLASHES

B.B. King feiert 85. Geburtstag Anerkennungspreis für Jazz 2010 Daniel Fueter erhält der SUISA-Stiftung Zürcher Kulturpreis “Still Alive and Kickin’!” Mit 85 Jahren für Musik an Danilo Moccia blickt der ungekrönte König des Blues auf eine unvergleichliche Karriere zurück. Die Jury der SUISA-Stiftung für Musik hat dem Sein Tourneeprogramm hat er ein wenig Tessiner Posaunisten Danilo Moccia den mit reduziert, aktiv und mit vollem Herzen bei 15’000 Franken dotierten Jazzpreis 2010 zuge- der Musik bleibt er jedoch nach wie vor. sprochen. Am 16. September feierte mit B.B. King einer der Mit diesem Anerkennungspreis würdigt die ganz Grossen im Blues-Business seinen 85. Ge- Stiftung das herausragende Schaffen des Posau- burtstag. Riley B. King stammte ursprünglich von nisten und Komponisten. Danilo Moccia wurde

einer Plantage in Itta Bena, Mississippi, und lan- am 18. Juli 1956 in Locarno geboren und hat an ZVG dete Ende der 1940er-Jahre via Clarksdale im der Swiss Jazz School in Bern studiert. Als viel- / musikalischen Schmelztiegel des Südens, in schichtiger Solist und zuverlässiger Sideman trat PD Memphis. Als Disc Jockey beim Radio, wo er auch er mit nationalen und internationalen Grössen seinen Übernamen “Beale Street Blues Boy” fand, des Jazz auf, darunter Jiggs Whigham, Roy Har- FOTO: den er später zu “B.B.” abkürzte, und als junges grove, Gianni Basso, Slide Hampton, Joe Haider, Kanton Zürich würdigt Schaffen Fueters als Musikertalent verdiente er sich seine Sporen ab. Marvin Stamm und Franco Ambrosetti. Mit dem Komponist, Musikpädagoge und Pianist. Beeinflusst vom Sound eines T-Bone Walker und Posaunisten Paul Haag leitet Moccia seit 1986 Der mit 50’000 Schweizer Franken dotierte Kultur- eines Bukka White, entwickelte der junge Riley bald die bekannte Band “twobones” (Paul Haag, Dani- preis des Kantons Zürich geht im kommenden Jahr schon einen eigenständigen Stil, der wiederum lo Moccia, Dado Moroni, Isla Eckinger, Peter an den Komponisten, Musikpädagogen und Pianis- bahnbrechend für die nächsten Generationen elekt- Schmidlin). Danilo Moccia ist auf über 20 Tonträ- ten Daniel Fueter. Dies entschied der Zürcher Re- rischer (Blues-)Gitarristen wurde. gern zu hören. Sein Einfluss auf den Jazz in der gierungsrat. Kaum ein Stringbender weltweit, der sich nicht auf italienischen Schweiz manifestiert sich nebst sei- Daniel Fueter wurde 1949 in Zürich geboren und B.B. King berufen kann. In der schwarzen Rhythm& ner regen Konzerttätigkeit auch in seiner Tätigkeit studierte Klavier bei Sava Savoff am Konservato- Blues-Szene dank Hits wie “Three O’Clock Blues”, als Pädagoge an der Scuola di musica moderna rium und an der Musikhochschule Zürich, Liedbe- “You Know I Love You”, “How Blue Can You Get”, in Lugano und der Scuola popolare di musica in gleitung studierte er bei Irwin Gage. Neben En- “Please Love Me” oder “Sweet Sixteen” auf RPM/ Locarno. pd/pw gagements als Ballettkorrepetitor und Gesangs- Kent Records längst schon ein Star, brauchte B.B. lehrer war Fueter Klavierlehrer, Didaktiklehrer, im Gegensatz zu anderen Original Bluesmen lange, Begleiter und Abteilungsleiter der Allgemeinen um ein weisses Publikum zu finden. Erst mit dem Musikschule am Konservatorium und an der Mu- fantastischen Konzertmitschnitt “Live At The Amadeus Award an Hans Theessink sikakademie Zürich. Weiterhin leitete er das Mu- Regal” und der Single “The Thrill Is Gone” (Nr. 15 sikpodium Zürich, das Schweizerische Musikins- in den Pop-Charts) gelang ihm in den 1960er-Jah- In zwölf Kategorien wurden heuer in titut und war Präsident des Schweizerischen ren der Crossover-Erfolg. Englische Gitarristen, al- Österreich wieder die Austrian Music Tonkünstlervereins. Fueter komponierte zahlreiche len voran Peter Green, Alvin Lee und Eric Clapton, Awards verliehen. Neben illustren Inter- Opern, leichte Operetten und Kompositionen für horchten auf, die Rolling Stones nahmen ihn in preten, wie Semino Rossi oder den Klos- Theater, Ballett, Chöre, Kammermusikensembles ihr Vorprogramm, und tertalern, finden wir in der Sparte Jazz/ sowie Stücke für Kinder. Seit September 1998 auch Mike Bloomfield in World/Blues verdientermassen Hans Thees- nimmt er die Position als Direktor der Musikhoch- Chicago liess sich stark sink. schule Winterthur Zürich ein und lehrt an der beeinflussen. Der in Wien lebende Holländer Theessink mit sei- Hochschule Liedgestaltung. Über hundert Alben ner tiefen, warmen Stimme hat sich in seiner Kar- Der Kulturpreis des Kantons Zürich wurde in dieser zieren mittlerweile B.B. riere über viele Jahrzehnte hinweg einen beein- Form erstmals im Jahr 2009 an Christoph Mar- Kings Palmarès, und druckenden Namen geschaffen, sowohl als Be- thaler verliehen und würdigt Persönlichkeiten für durch Kollaborationen wahrer von traditionellem, akustischem Blues als ihr herausragendes künstlerisches Werk oder mit Künstlern jeglichen auch als musikalischer Brückenbauer durch seine zeichnet kulturelle Initiativen und Vermittlungs- musikalischen Couleurs Einflüsse aus allen Ecken der Welt. Rund zwei Dut- tätigkeiten aus, die sich in besonderem Masse für (The Crusaders, U2, Eric zend eigene Alben, ein jedes ein kleines Meister- das kulturelle Leben im Kanton Zürich verdient Clapton, Dr. John, Jeff werk, stehen dafür. Und auch in Begleitung von gemacht haben. pd/pw Beck, Cindy Lauper, Bob- Soulsänger Terry Evans, zusammen mit afrikani- by Bland, Willie Nelson, schen Musikern, oder auf Produktionen von Dana Gloria Estefan, Stevie Gillespie, Townes Van Zandt, Al Cook, Georg Dan- Wonder etc.) ist sein zer oder Rory Block – der Gitarrist wusste stets zu Kanton und Stadt Luzern Name weltweit ein Be- überzeugen und sich sensibel einzubringen. Die haben Werkbeiträge an griff geworden. 1980 er- Nachricht seines zweiten Amadeus-Erfolges (bei Kulturschaffende vergeben schien eine erste Bio- fünf Nominierungen) auskosten konnte der uner- grafie (“The Arrival Of müdlich tourende Theessink nur im fernen Schott- Die Wettbewerbskommission von Kanton B.B. King” von Charles Sawyer) über sein Leben land, in Empfang nehmen musste den Preis seine und Stadt Luzern hat Werkbeiträge in der und seine Karriere, der er 1996 mit Unterstützung Frau und Managerin Milica. Beste Wünsche an die Höhe von 205'000 Franken vergeben. Für des Schriftstellers und Journalisten David Ritz Donau! www.amadeusawards.at mp die Beiträge in den drei Sparten Musik, seine Autobiogrfie “Blues All Around Me” fol- Film und Angewandte Kunst hatten sich gen liess. Als absolut brauchbarer Schauspieler 91 Künstlerinnen und Künstler beworben.

WINDMÜLLER Siegerin der “Thelonious Monk glänzte King im Movie “Blues Brothers 2000” in Competition” 2010: Die Beiträge sollen eine finanzielle Hilfe bieten, um seiner Autohändler-Rolle und in der abschliessen- Cécile McLorin Salvant ein Werk auszuarbeiten oder die künstlerische den Battle of the Bands bei Queen Muzette. Tätigkeit weiterzuentwickeln. In diesem Sinne sind PEEWEE In seiner Heimat im tiefsten Mississippi, wo er Werkbeiträge ein wichtiges Instrument zur Förde- jedes Jahr ein vielumjubeltes Homecoming-Con- Am 4. Oktober fand im Kennedy Center in der rung der Kunstschaffenden im Kanton Luzern. Pro FOTO: cert spielt, entstand 2008 das beeindruckende amerikanischen Hauptstadt Washington das Sparte wurde eine dreiköpfige Fach-Jury einge- “B.B. King Museum And Delta Interpretive Center”, Finale der “Thelonious Monk Competition” statt. setzt. welchem er viele seiner Memorabilia vermachte. Dieses Jahr stand der Wettbewerb unter dem Als Resultat der Jurierung werden folgen- Seit Jahren auch betreibt der Gitarrist mehrere Motto “Vocal Jazz”, und drei junge Sängerinnen de Beiträge vergeben: Bluesclubs unter seinem Namen. Auf der legendä- stellten sich dem Votum der unter anderem mit Werkbeiträge für Rock/Pop/Jazz/Elektro/HipHop ren Beale Street in Memphis etwa seit 1991, in Los Dee Dee Bridgewater und Al Jarreau prominent 25'000 Franken: Lucerne Jazz Orchestra, Luzern Angeles seit 1994, in New Yorks Time Square seit besetzten Jury. Das Rennen machte am Ende je 15'000 Franken: Markus Lauterburg (mumur), 2000. Die Aufnahme in die Blues Hall Of Fame er- die 21-jährige Cécile McLorin Salvant, die mit Luzern; Priska Zemp (Heidi Happy), Luzern; Yvo folgte 1984, diejenige in die Rock’n’Roll Hall Of zwei Balladen, “If This Isn't Love” und “I Wonder Amarilli (Baby Genius), Luzern Fame 1987. 2006 wurde King die höchste zivile Where Our Love Has Gone”, überzeugen konnte. Werkbeiträge für Film je 25'000 Franken: Kaleo Auszeichnung der USA – die Presidental Medal Of Auf das Preisgeld in Höhe von 20’000 US-Dollar La Belle; Stephan Wicki und Stefan Bischoff, Freedom – verliehen. gab es dann noch einen Zuschlag oben drauf: Die (alle Luzern); 20'000 Franken: Maria Müller, Doch das Wichtigste: Wie gut der stets freundliche zurzeit im französischen Aix-en-Provence Jazz- Adligenswil und bescheidene B.B. King noch in Form ist, be- gesang studierende McLorin Salvant hat von In einer öffentlichen Feier in Anwesenheit von Re- wies er mit seinem letzten, eindrücklichen Album Concord Records einen Plattenvertrag bekom- gierungspräsident Anton Schwingruber und Stadt- “One Kind Favour”, für den es einen verdienten men. Auf den 2. Platz kam die New Yorkerin präsident Urs W. Studer werden die ausgezeichne- Grammy gab. Auch von unserer Seite: Happy Birth- Cha-ren e Wade, und den 3. Platz belegte die ten Kunstschaffenden in allen drei Wettbewerbs- day, B.B.! – and: Long Live The King! mp Französin Cyrille Aimée. sparten gewürdigt, anschliessend findet die Über- www.bbkingmuseum.org Weitere Infos unter www.monkinstitute.org pd/pw gabe der Werkbeiträge statt. Die Feier wird am www.bbking.com Samstag, 6. November 2010, um 17 Uhr im Süd- pol Luzern durchgeführt. pd/pw 4 JAZZ JNM_6_2010_04-10_FL_FW 29.10.2010 8:41 Uhr Seite 5 FLASHES

Enrico Pieranunzi auf Soul Note – sechs Meisterstücke von 1981–1997 Vorläufige Einstellung des Konzertbetriebs von gambrinus jazz pirationsquelle. Evans ist auch der Schlusstitel plus und Wegzug aus dem Lokal an “Evans Remembered” gewidmet, jenem Pianisten, der Gartenstrasse 13 in St.Gallen dem der Musikprofessor von Frosinone auch ein international beachtetes Buch gewidmet hat. Vor einem Jahr ist der Verein gambrinus Wiederum mit Marc Johnson, dafür mit Steve jazz plus in ein neues Domizil an der Gar- Houghton am Bass, spielte Pieranunzi 1990 “No tenstrasse 13 eingezogen. Ein umfangrei- man’s land” ein, eine gelungene Reise in die ches Programm mit internationalen und Fantasie. Nach einem weiteren Titel von Gershwin nationalen Musikgrössen und Neuent- folgt eine Version von “My funny Valentine”, die deckungen wurde in diesem Jahr präsen-

ZVG berührende Hommage an den zwei Jahre zuvor tiert. Die Bühne war auch eine Plattform / verstorbenen Chet Baker, mit dem Pieranunzi für regionale KünstlerInnen, Kollaborati- PD 1980 das Album “Soft Journey” (Egea) eingespielt onen (Klangwelt Toggenburg, Slam!Gallen, hatte. Sechs Jahre später, 1996, traf Pieranunzi Nordklangfestival) und junge Nachwuchs- FOTO: Der Römer Pianist Enrico Pieranunzi gab in am Roccella Jonica Jazz Festival auf , musikerInnen, und an den monatlichen den Jahren von 1981 bis 1997 sechs Alben mit dem er “Flux und Change” einspielte. Diese Jamsessions trafen sich Jazzer aus der auf dem legendären italienischen Label hinreissenden Liveaufnahmen bestehen aus drei ganzen Region. Soul Note heraus, die nun in einer Sechs- Suiten in 23 Teilen, die neben Eigen- und Gemein- Unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen, CD-Box wieder erhältlich sind. samkompositionen der beiden Musiker die ganze wirtschaftliche Faktoren und weitere Gründe füh- Das Album “Isis” von 1981 ist eines der frühesten Geschichte des Jazz streifen, von Cole Porter- ren nun dazu, dass die Zusammenarbeit mit den in Pieranunzis langer Karriere und noch längerer Standards über Sonny Rollins bis Thelonious Gastrobetreibern nicht mehr fortgeführt werden Diskografie von über 60 LPs und CDs. Zusammen Monk. Atemberaubend! kann. Der Verein gambrinus jazz plus zieht deshalb mit dem um eine knappe Generation älteren Den Abschluss macht ein Album von 1997, das per Ende Oktober 2010 aus dem Lokal an der Gar- Trompeter Art Farmer taucht Pieranunzi ein in die auch eine neue Seite im Wirken des Römers auf- tenstrasse 13 aus und stellt mangels Alternativen bewegte Welt des Bebop. Zwei Kompositionen von schlug. Mit der Jazzsängerin Ada Montellanico und an Lokalitäten den Konzertbetrieb vorerst auf un- Charlie Parker und eine von Dizzy Gillespie sind die keinem Geringeren als dem Altsaxofonisten Lee bestimmte Zeit ein. eine Achse dieses unerhört frischen Albums, Konitz auf sechs der elf Aufnahmen widmete er Nach sechs Jahren Vereinstätigkeit, in denen der Gershwin und drei Eigenkompositionen Pieranunzis sich der Canzone. In diesen Jahren entdeckten die Vorstand mit viel ehrenamtlichem Engagement die andere. Auf drei der acht Aufnahmen hören wir italienischen Jazzmusiker die eigene Liedertradi- immer wieder neue Hürden zu bewältigen hatte, auch den legendären, viel zu früh verstorbenen ita- tion und integrierten sie mit einer Selbstverständ- wird gambrinus jazz plus nun eine Ruhepause ein- lienischen Altsaxofonisten Massimo Urbani. Das lichkeit in ihr Repertoire, die Geschichte schrieb. legen. “Der Verein ist offen für neue Personen, fri- rhythmische Rückgrat bilden zwei der heute noch Der Titelsong “Ma l’amore no” war das erfolgreichs- sche Ideen und Optionen. Der Vorstand wird der kreativsten Jazzmusiker Italiens, Furio Di Castri (b) te Lied seiner Zeit (1942), dazu kamen weitere ordentlichen Vereinsversammlung am 28. Februar und (dr). Diese Aufnahmen haben italienische Klassiker, Titel aus dem Great Ameri- 2011 Vorschläge unterbreiten, ob und allenfalls kein Stäubchen angesetzt und sind schon alleine can Songbook, aber auch “Averti tra le braccia” von wie und wo die Vereinstätigkeit fortgeführt werden den Preis des Sixpacks wert! Luigi Tenco und “Fool on the hill” der Beatles. soll und kann”, so die Pressemeldung. “Deep down” von 1987 ist das zweite Album des Diesen Trend pflegten schon damals auch Stefano Zu hoffen ist, dass sich möglichst schnell ein neues Sixpacks und das zweite mit Marc Johnson (b) und Bollani und , der hier auf zwei Einspie- Lokal finden lässt, denn der Jazz hatte in der dem noch jungen Joey Baron (dr). Pieranunzi spielt lungen auch mit dabei ist. Mit Ada Montellanico Gallusstadt schon immer einen schweren Stand. hier schon die ganze Breite seines Könnens aus: hatte Pieranunzi bereits 1996 ein bahnbrechendes Eine Stadt von dem Renommee wie St.Gallen, wel- Eine stupende Technik, die sich nie in Selbstver- Tenco-Projekt eingespielt, 2005 folgte die Fortset- che sich gerne auch als Hauptstadt der Ostschweiz liebtheit verliert, ein überzeugendes Feeling mit zung mit “Danza di una ninfa”. präsentiert und ihre kulturelle Wichtigkeit immer einem untrüglichen Sinn für Swing und, zu guter CD: Enrico Pieranunzi, The complete remastered wieder betont, sollte, ja müsste in der Lage sein, Letzt, eine hörbar romantische Ader, sowohl in den recordings on Soul Note: Isis, Deep Down, dem Jazz und Blues eine Heimat zu geben. pd/pw Eigenkompositionen wie in den Standards oder der No man’s land, Flux and Change, Seaward, Interpretation von Bill Evans, seiner grössten Ins- Ma l’amore no, CAM BXS 1004 (Harmonia Mundi Musicora). ra

Miles Davis “Bitches Brew" Legacy-Edition Bitches Brew zum Ersten, zum Zweiten Und noch eine Variante: Da die Jazzverkäufe stag- nützliche Informationen zu BB. Die Box überzeugt und zum Dritten. Weit über eine Million nierten (auch die von Miles), drängte sein Platten- auch optisch mit der farbgetreuen Originalhülle Tonträger wurden von Bitches Brew bis label Columbia-Records Miles dazu, seinen Stil zu von Abdul Mati Klarwein. BB ist und bleibt ein zum heutigen Tag verkauft. Nachdem ändern und Rockelemente einzubeziehen, damit er spannendes und wichtiges Dokument des Jazz. Ein 1998 die Vier-CD-Box “The complete als Vorgruppe bei Konzerten von z.B. Neil Young, ideales Weihnachtsgeschenk auch an sich selber. Bitches Brew Sessions” auf Sony erschie- Steve Miller, Grateful Dead etc. auftreten konnte. gf nen ist, kommt nun, zum vierzigsten Ge- Über die Musik und beteiligte Musiker zu schreiben, Miles Davis “Bitches Brew" burtstag, die “Bitches Brew Legacy-Edi- erübrigt sich, da über BB so viel geschrieben wur- Legacy-Edition tion” auf den Markt, und die ist nur ein de, dass es ganze Bücher füllen würde. Die beiden Columbia 88697 75150 2 (Sony) Vorläufer der “Super-Deluxe 40th Anniver- CDs enthalten neben den Originaltiteln noch Zu- 2 CDs plus 1 DVD (1969 Kopenhagen-Concert), sary Collector's Edition”. Happy Birthday satzmaterial wie alternative Takes und vier Kurzver- 24-Seiten-Booklet Bitches Brew! sionen, die für Singlesauskoppelungen bearbeitet Miles Davis “Bitches Brew" Super-Deluxe “Als der Jazz seine Unschuld verlor”, schrieb je- wurden. Die DVD zeigt in erstaunlich guter Qualität 40th Anniversary Collector's Edition mand einmal über “Bitches Brew". So daneben ist ein Konzert, welches die Band in Bestform am Columbia (Sony) 3 CDs (eine mit einem Konzert dies nicht, wenn auch der Jazz natürlich schon 4. November 1969 mit Wayne Shorter, Chick Co- vom August 1970 in Tanglewood aufgenommen) lange vorher “seine Unschuld verloren" hatte, sofern rea, Dave Holland und Jack DeJohnette in Kopen- 1 DVD (Kopenhagen-Konzert), 2 180 gr LPs man in Zusammenhang mit Jazz überhaupt von hagen bestritten hat. Die Tonqualität der CDs wur- (Original-BB-Ausgabe), 52 Seiten 12x12 Büchlein Unschuld reden kann. Sicher ist, dass diese ur- de digital überarbeitet, obwohl die ja schon 1970 plus ein Memorabilia-Couvert mit u.a. Briefen, sprüngliche Doppel-LP Musikgeschichte geschrie- auf den Vinyl-Scheiben erstaunlich gut war. Das Ticketkopien von den Fillmore-Konzerten, Fotos ben hat und quasi als Ouvertüre gilt zu dem, was 24-Seiten-Booklet enthält zahlreiche Fotos und etc. später Rockjazz, Electric-Jazz und schliesslich Fusion genannt wurde, obschon seine vorherigen Alben “Filles de Kilimanjaro" und vor allem “In a silent Way" diesen Prozess bereits eingeleitet hat- ten. Eine der Legenden, die über BB kursieren, besagt, dass Miles Davis durch das Woodstock-Festival dazu inspiriert wurde. Die ersten Sessions fanden dann auch wenige Tage (August 1969) nach dem Festival statt. Eine andere Entstehungsversion besagt, dass eine junge Dame namens Betty Mabry Miles antörnte (in jeder Beziehung...), sich die Sachen von Hendrix, James Brown und Sly & The Family Stone anzuhören. Mit Erfolg offenbar, denn aus ihr wurde Frau Davis (ihre Ehe hielt knapp ein Jahr), und ihre drei LPs, die sie später unter dem Namen Betty Davis zwischen 1973 und 1975 auf- nahm, sind legendär und gehören zweifellos zu den besten Funkscheiben aller Zeiten. JNM_6_2010_04-10_FL_FW 29.10.2010 8:41 Uhr Seite 6 FLASHES

Larry Grenadier “Bassist in blues’n’jazz rapperswil-jona 2011 Residence” in Basel neu mit AXA Winterthur 24. bis 26. November 2010 als Presenting Sponsor

Ab November 2010 wird Larry Grenadier in Ab 2011 ist die AXA Winterthur neuer Presen- regelmässigen Blockterminen an der Ab- ting Sponsor des blues'n'jazz rapperswil-jona. teilung Jazz der Hochschule für Musik in Tom Markwalder, Leiter Sponsoring & Marketing Basel unterrichten. Grenadier ist einer der Services, strebt dabei ein langfristiges Engage- bedeutendsten Jazz-Bassisten der Gegen- ment an: “Wir freuen uns, Partner dieses einmali- wart. Er spielt in den aktuellen Projekten gen Openair-Festivals zu sein und damit unsere von Brad Mehldau, Pat Metheny und Wolf- neue Sponsoring-Strategie optimal umzusetzen.” gang Muthspiel. Die AXA Winterthur wird ihre bestehenden En- Grenadier spielte ab dem Alter von elf Jahren Bass gagements reduzieren und sich im Sponsoring (Bassgitarre, später Kontrabass) und studierte eng- auf den Bereich Musik mit ihrer bekannten lische Literatur an der Stanford University, war Gehörschutzinitiative “Stop Tinnitus” fokussie-

LEY aber daneben schon seit seiner College-Zeit in San ren. Francisco als Jazzmusiker aktiv. 1990 zog er von Zudem wurde von der Carré Event AG, der neuen ZVG

San Francisco nach Boston und war etwa ein Jahr / Projektleiterin des Festivals, ein Doppelkonzert Pianist erhält

Mitglied der Band von Gary Burton, mit dem er PD mit Mr. Supertramp, Roger Hodgson, am 25. und den “Genius Grant” BERNHARD auch in Europa tourte. Danach zog er nach New 26. Juli 2011 angekündigt. Das komplette Pro-

/ der MacArthur Foundation

York, wo er ab 1995 Mitglied des Trios von Brad FOTO: gramm wird zu einem späteren Zeitpunkt vorge-

ZVG Mehldau (mit dem Schlagzeuger Jorge Rossy) war. Die MacArthur Foundation hat Jason Mo- stellt. Weitere Infos unter www.carre.ch und Ausserdem war er ab 1997 mit dem Schlagzeuger ran dieses Jahr als einzigen Jazzmusiker www.bluesnjazz.ch pw

FOTO: Bill Stewart Mitglied des Trios von Pat Metheny mit dem “Genius Grant” geehrt. (mit dem er zuerst 1996 in Der mit 500’000 US-Dollar dotierte Preis wird Japan spielte, Album Trio ihm tranchenweise in den kommenden fünf Jahren 99/00). Er tritt mit eigener ohne weitere Verpflichtungen überwiesen werden. Band FLY auf (ihre erste Zur Begründung heisst es: “Through reinterpreta- Michael Kaufmann wird Rektor der Aufnahme FLY erschien tion of jazz standards and new compositions of Hochschule Luzern – Musik 2004 bei Savoy), der his own, Moran is expanding the boundaries of jazz der Schlagzeuger Jeff Bal- expression and playing a dynamic role in its evolu- Per 1. März 2011 übernimmt Michael lard und der Tenorsaxo- tion in the twenty-first century.” Kaufmann die Leitung der Hochschule fonist Mark Turner ange- Im Jazzthing Podcast bezeichnet der 35-jährige Luzern – Musik. Der derzeitige Vizedirek- hören. Grenadier spielte Preisträger den Jazz als eine sehr funktionale tor des Bundesamtes für Energie BFE ver- ausserdem u.a. mit Joshua Kunstform. “Wie der Stuhl, auf dem man sitzt. Mir fügt über breite Führungs- und Kommu- Redman (Album Time- geht es darum, herauszufinden, wie man einen nikationserfahrung. Ausschlaggebend für less Tales), den er noch aus seiner modernen Sound kreieren kann, ohne gleich rück- seine Wahl waren weiter seine Kenntnisse Bostoner Zeit kannte, mit Joe Hender- wärtsgewandt oder fortschrittsverkrampft zu klin- des Kulturlebens und der Musik. son (schon Mitte der 1980er Jahre in gen.” Der Ingenieur ETH ist zurzeit Vizedirektor des Bun- San Francisco und auf Europa-Tour Zu seinen Lehrern gehörten Andrew Hill und Jaki desamtes für Energie BFE, wo er der Abteilung in den 1990er-Jahren), Larry Gol- Byard. Die Community sei der einzige Weg, wie er Energieeffizienz und erneuerbare Energien vorsteht dings (im Trio mit Paul Motian, Aware- mit meiner Musik überleben könne, sagt Moran. und das Programm EnergieSchweiz leitet. Neben- ness 1996), Charles Lloyd (auf des- “Als Byard, Sam Rivers und Gigi Gryce Nachbarn beruflich engagiert er sich als Musiker, als Vor- sen Album The Water is Wide 2000), waren, haben sie ständig über Musik geredet und standsmitglied von kulturellen Institutionen und John Scofield (auf weltweiter Tournee sich gegenseitig die Dinge beigebracht, die für als Musik- und Kulturjournalist. Ausschlaggebend 1997 mit Bill Stewart und Sea- das Komponieren und Improvisieren wichtig waren. für die einstimmige Wahl durch den Stiftungsrat mus Blake), Kurt Rosenwinkel, Steve Sie konnten daher später für Big Band und Streich- zum Rektor der Hochschule Luzern – Musik war Cardenas, Torsten de Winkel, Don Bra- quartett schreiben. Wenn es keine Community gibt, nebst Michael Kaufmanns Kenntnissen der Musik den, Betty Carter, Danilo Perez, Tom dann lebt man in der Einöde. Und irgendwann und der Kulturpolitik seine breite Führungs- und Harrell. glaubt man vielleicht, dass man der Grösste weit Kommunikationserfahrung. und breit ist; in der wirklichen Welt reicht es dann Seit 1995 ist Michael Kaufmann Vizepräsident ... Masterclass mit Aaron Goldberg vielleicht gerade mal für den Durchschnitt. Die der Swiss Jazz School. Zudem war er Mitglied der Am 15. Dezember folgt ein Workshoptermin mit Verleihung dieses Preises bedeutet aber auch, dass Steuerungsgruppe zur Neukonzeption der Berner dem grossen Bostoner Pianisten Aaron Goldberg. von heute an grössere Schritte nach vorn gemacht Musikhochschule (heute: Hochschule der Künste Der heute in New York wohnende Goldberg begann werden können und dass ich grössere Schritte Bern HKB). Er wirkt nebenberuflich als Pianist,

CABANILLAS bereits im Alter von sieben Jahren Piano zu spie- machen muss.” Chorleiter, Komponist und Arrangeur. Bis zu sei- len, in der Highschool dann der erste Kontakt mit Weitere Infos unter www.macfound.org pd/pw nem 30. Lebensjahr genoss er regelmässigen Kla- Jazz an der Milton University. Es folgten Unterricht vierunterricht, seit 2001 bildet er sich bei Katha- bei Jerry Bergonzi. Heute zählt Goldberg zu den rina Weber am Konservatorium Bern weiter. SERGIO / arrivierten Pianisten, hat mit unzähligen Grössen Offene Türen der Hochschule Zwischen 2001 und 2004 absolvierte er den Nach- wie Al Foster, Freddie Hubbard, Tom Harrell, Kurt Luzern – Musik diplomstudiengang “Musik und Medienkunst” an ZVG Rosenwinkel, Wynton Marsalis oder Joshua Red- der Hochschule der Künste Bern. Michael Kauf- man zusammengespielt und hat seit Jahren sein Auch in diesem Jahr öffnet die Hochschule mann leitet den Berner Chor “Laltracosa”, für den FOTO: Trio mit dem Bassisten Reuben Rogers und dem Luzern – Musik ihre Türen für alle, die sich er auch diverse Programme komponiert und arran- Schlagzeuger Greg Hutchinson. Goldberg kommt für ein Bachelor- oder Master-Musikstu- giert hat. Er verfasste mehrere Rezensionen und nun für diesen Workshop nach Basel. pd/pw dium interessieren und sich einen Einblick Musikartikel, so zum Beispiel den Essay “Jazz und in das Aufnahmeverfahren, das Umfeld Klassik” zu 40 Jahre Swiss Jazz School (2007) und die Kultur der Hochschule verschaffen oder Musikerporträts für den Berner Musik möchten. Die Info-Tage finden am Mitt- Almanach (2001). “Musik ist von jeher das Wich- Barbara Gysi neu Bereichsleiterin woch, 1.12., und Donnerstag, 2.12., statt. tigste in meinem Leben. Ich freue mich sehr darauf, So bei SRF für “Musik und Events” Nach einem gemeinsamen Kaffee in der Jazzkan- dass meine Leidenschaft nun zu meinem beruf- tine (Grabenstrasse 8) stehen Transfermöglichkei- lichen Inhalt wird”, so Michael Kaufmann. In der Abteilung Kultur von Schweizer Radio und ten zu den anderen Standorten bereit. Dort gibt Mit seinem Stellenantritt per 1. März 2011 löst Mi- Fernsehen (SRF) sind zwei Bereichsleitungen es profilspezifische Infos zum Bachelor-Studium chael Kaufmann das interimistische Leitungsteam besetzt worden: Barbara Gysi leitet ab 1. Januar mit den Schwerpunkten Klassik, Jazz, Volksmusik, ab, das seit Januar 2010 die Hochschule Luzern – 4PO 2011 den Bereich “Musik und Events”, Peter Kirchenmusik, Musik und Bewegung sowie zum Musik führt. pd/pw 3VT Studhalter den Bereich “Fiktion und Produktion”. Master of Arts in Music und in Musikpädagogik. #PC Dies teilten SF und SR DRS mit. Vorgestellt wird ausserdem das Pre-College ,PC In den Verantwortungsbereich der studierten Mu- (Grundausbildung), das auf das Hochschulstudium 4BN sikwissenschaftlerin Barbara Gysi fallen die vorbereitet. Redaktionen Musikjournalismus, Musikproduk- Interessierte sind eingeladen, verschiedene Unter- &J tion, Musikprogrammierung und Jazz bei DRS 2 richtsveranstaltungen zu besuchen und sich mit sowie die Sendung “Stars” des Schweizer Fern- Studierenden und Dozierenden auszutauschen. +B[[$MBT 5.12.10 sehens. Die 47-jährige Barbara Gysi arbeitet seit Eine Anmeldung zu den Info-Tagen ist nicht erfor-  1990 für Schweizer Radio DRS, seit Anfang des derlich. Das Detailprogramm sowie die Lagepläne 21.3.11 laufenden Jahres als Bereichsleiterin Musik und sind unter www.hslu.ch/m-info-tage zu finden.  Tagesverantwortliche TAV bei DRS 2. In dieser pd/pw  Funktion ist sie auch Mitglied der Programmlei- tung des Senders. pd/pw 6 JAZZ JNM_6_2010_04-10_FL_FW 29.10.2010 8:41 Uhr Seite 7 FLASHES

British Blues Award 2010 10: “The Penguin Guide To Jazz”

Abgeräumt bei den diesjährigen British Der neue “The Penguin Guide To Jazz” Blues Awards haben die Jungen. Allen erschien am 4. November voran Gitarrist und Sänger Oli Brown, der 1992 ist die erste Ausgabe von “The Penguin wie auch Saitenzauberer Matt Schofield Guide To Jazz” erschienen. Den beiden britischen gleich zwei Auszeichnungen einheimste. Autoren Richard Cook und Brian Morton gelang es, Die Auszeichnungen für die British Blues Awards die damals fast schon unüberschaubare Zahl von werden ausschliesslich in öffentlicher Wahl von Jazz-Veröffentlichungen zu sichten und zu listen, Ray Charles – Fund von nie den Fans bestimmt. Und diese Fans haben als bes- zu ordnen und auch zu bewerten. Alle zwei Jahre veröffentlichten Aufnahmen und ten britischen Vokalisten und als Newcomer den gab es überarbeitete Neuauflagen dieses mitt- ein Duett mit Johnny Cash knapp zwanzigjährigen Gitarristen und Sänger Oli lerweile weltweit renommierten Jazz-Kompendi- Brown auf den Thron gehoben. Nicht zuletzt dank ums, dessen neunte Fassung von 2008 mehr als Zum 80. Geburtstag von Ray Charles dessen brillanten Konzertauftritten und dem ein- 14’000 CD-Veröffentlichungen umschliesst. bringt Concord Records ein Album mit drücklichen Album “Heads I Win, Tails You Lose”. Nach dem Tod von Cook 2007 hat Morton für die zehn bislang unveröffentlichten Aufnah- Im selben Aufwasch wurde gleich Olis Drummer zehnte Auflage des “Penguin Guide To Jazz” alleine men des “Father of Soul” heraus: “Rare Simon Dring als bester Schlagzeuger gekrönt. Und weitergearbeitet. Auch wenn der Untertitel noch Genius”. auch ihre Label-Kollegin bei Ruf Records, Joanne immer “The History Of The Music In The 1000 Best Als Ray Charles im Juni 2004 starb, verlor die Shaw Taylor, wurde als beliebteste Sängerin aus- Albums” ist, so hat der Autor nicht nur mehr Musikwelt eine ihrer schillerndsten Persönlichkei- gezeichnet. als diese 1000 Albumveröffentlichungen auf den ten und einen genialen Künstler, der im Laufe Als Blues Band des Jahres auf der Insel entpuppte 800 Seiten zusammengefasst, sondern auch zum seiner Karriere zahlreiche stilistische Grenzen sich die Ian Siegal Band, deren Bassist Andy Gra- ersten Mal neue Tonträgerformate und -vertriebs- überschritten hatte. Am 23. September wäre Ray ham in seiner Sparte ebenfalls obenausschwang. wege berücksichtigt, wie zum Beispiel digitale Charles 80 Jahre alt geworden. Und Concord Eines der grössten Gitarrentalente der letzten Jah- Downloads und iTunes. In Grossbritannien erschien Records (Universal) wollte in diesem Herbst den re, Matt Schofield, wurde sowohl für seine Saiten- The Penguin Guide To Jazz” am 4. November und Jubiläumstag mit einem ganz besonderen Ge- künste wie auch für das beste Album des Jahres kostet 20 englische Pfund. Weitere Infos unter schenk für alle Fans des “Father of Soul” feiern: mit (“Heads, Tails & Aces”) belohnt. Er wird diesen www.penguin.co.uk pd/pw der Veröffentlichung des Albums “Rare Genius – Herbst im Rahmen der Blues Now!-Serie im Basler The Undiscovered Masters”. Sudhaus auftreten (30.11.). Das Album bietet zehn bislang unveröffentlichte In der Keyboarder-Kategorie glänzte Jonny Hen- Aufnahmen von Ray Charles. Und zutage förderte derson, der neben der Forster-King Band auch bei sie der Produzent John Burk (der für “Genius Loves Ian Siegal und Matt Schofield mittut. Die Ehre der Company”, Rays fabelhaftes letztes Album, bereits alten Garde retteten der unverwüstliche Paul Jones einen Grammy bekam) nach Durchforstung von im Harmonica-Sektor und Jon Henry mit seiner Lap Rays privaten Schallarchiven. Die zehn Titel stam- Steel Guitar im Ressort für andere Instrumente. men aus den 70er-, 80er- und 90er-Jahren und de- Als herausragendstes Blues Festival wählte die cken das ganze musikalische Spektrum des verstor- Gemeinde “Blues On The Farm” in der Nähe der benen Genies ab: von Rhythm’n’Blues über Pop Stadt Chichester in Sussex, und als Overseas Artist und Jazz bis hin zu Blues und Country. Das absolu- bewies sich Guitar Hero Joe Bonamassa. Well te Highlight ist eine Aufnahme, die Ray Charles done, folks! www.britishbluesawards.com. mp 1981 im Duett mit Johnny Cash von Kris Kristoffersons “Why Me, Lord?” machte. pd/pw

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Ernst Gerber gestorben Lucerne Jazz Orchestra – Im Alter von 69 Jahren ist der in Ober- Werkbeitrag und neue CD rieden am Zürichsee wohnhaft gewesene Tenorsaxofonist Ernst Gerber einem Krebs- Seit nunmehr drei Jahren finden sich 18 der leiden erlegen. besten jungen Musiker und eine Musikerin Mir war die Freude (oder besser: das Privileg) ver- der Schweizer Jazzszene zusammen, um gönnt, einige Jahre mit ihm zusammenspielen zu neue und innovative Big-Band-Musik zur dürfen – im Metronome Quintett und in seinem Aufführung zu bringen. eigenen Quintett. Der grosse Blonde, ausgestattet Jeden Monat präsentiert das Ensemble exklusive mit einer gehörigen Portion Charisma, bestach Werke, Uraufführungen und Auftragskompositi-

FOTO: PEEWEE WINDMÜLLER PEEWEE FOTO: durch seinen unbändigen Swing und den warmen, onen in seiner Heimatstadt Luzern, regelmässig Solomon Burke vollen Ton. Man spürte, wie er etwas mitteilen woll- auch mit namhaften Gastkomponisten. Unter der The King of Rock’n’Soul, the Archbishop te – was ihn beschäftigte, ihm Freude gemacht Leitung von David Grottschreiber, mehrfach aus- of Soul – Solomon Burke war eine der hat und wozu er verbal nicht so bewandert war, gezeichneter Komponist und musikalischer Leiter schillerndsten Figuren des Musikbusiness, es auszudrücken. So wirkte Ernst oft etwas ver- des Lucerne Jazz Orchestra (LJO), hat es sich einen eine Legende, eine Ikone. Nun ist er am schlossen, was mit “sein besonderes Wesen” in der festen Platz in der Schweizer Jazzlandschaft er- 10. Oktober im Alter von siebzig Jahren Todesanzeige trefflich formuliert ist! Er war ein spielt. auf dem Weg zu einem Konzert in Amster- Mann voller Emotionen und verschaffte denen auf dam verstorben. seine Art Gehör. Werkbeitrag des Kantons und der Stadt Solomon Burke wurde am 21. März 1940 in Phila- Mit 16 Jahren begann Ernst Gerber, der später in Luzern in der Höhe von CHF 25'000.– delphia geboren. Aus der Baptisten-Ecke stam- Oberrieden als Parkettbodenbauer tätig war, mit “Eine Big Band überhaupt betreiben zu wollen, ist mend, moderierte er eine Gospel-Radioshow und seinen Brüdern Hans und Ueli Jazz zu spielen. Ihre an sich schon ein kühnes Unterfangen. Wenn das spielte kleinere Gospel-Hits für das Apollo-Label Mutter war übrigens Sängerin beim Orchester Bob dann auf einem solchen Niveau abläuft wie beim ein. polte ihn Anfang der 1960er- Huber gewesen. Erste wichtige Station für Ernst Lucerne Jazz Orchestra, verdient das Unterstüt- Jahre auf Rhythm & Blues um, und Burke erreichte war das Zürcher Swinghouse Septett mit Willy zung: davon will man mehr hören”, so ein Aus- für die Firma sechs Top-Ten-Klassierungen in den Lang und Röbi Häfliger. Die Band begleitete u.a. schnitt aus der Laudatio. R&B-Charts, von denen vier in die Top Forty Pop auch Jo Jones und Slam Stewart. Auch später er- Nicht zuletzt leistet die Jury dem LJO auch deshalb überschwenkten. Zu seinen bekanntesten Songs freuten sich viele Koryphäen am swingenden Spiel gerne Beistand, weil damit die Idee von Aurel No- zählten: “Just Out Of Reach”, “Cry To Me” oder “If Gerbers, so zum Beispiel Charlie Shavers, Bill vak mitunterstützt wird. Novak, Trompeter und You Need Me”. Coleman, Rex Stewart, Benny Carter, Hal Singer, Komponist für das LJO, hat sich mit seinem Projekt Nach Abflauen der Soul-Welle stagnierte Burkes Peanuts Hucko, Guy Lafitte, Jimmy Woode und “Meine Grenzen – dort, wo die Welt beginnt” eben- Karriere, wobei sich der Sänger aber immer irgend- Charlie Antolini mit seiner “Jazz Power”-Band. falls für einen Werkbeitrag beworben und war mit wie über Wasser halten konnte. Die Blues Brothers Am Zürcher Amateur Jazz-Festival gewann Gerber diesem Projekt, einer geplanten Ko-Produktion mit griffen auf seinen Song “Everybody Needs Some- mit dem Swinghouse Septett einige erste Preise dem LJO, mit Tanz und Visuals, in den Diskussi- body To Love” zurück, 2001 wurde er in die Rock & als Solist, darunter 1971 das “Goldene Saxofon” onen lange vorne mit dabei. Roll Hall Of Fame aufgenommen, für sein “Don’t von Eddie Brunner. Weitere Formationen mit der Give Up On Me” als Best-Contemporary-Blues- swingenden Galionsfigur waren die Mani Planzer Neue CD “Berge versetzen” Album erhielt er 2002 seinen ersten Grammy, und Bigband, die Zürich Tenors, die Unit 4, das Metro- mit Claudio Puntin er trat an Jerry Lee Lewis’ Last Man Standing-Con- nome Quintett und seine eigene Kleinformation, oft Der Schweizer Klarinettist Claudio Puntin gilt als cert 2006 auf. Im gleichen Jahr bewies Solomon mit Tutilo Odermatt am Piano. einer der kreativsten Musiker der zeitgenössischen Burke seine in der Jugend durch die Grand Ole Szene. Nun hat er seiner Heimat eine musikalische Opry gewonnene Affinität zur Country Music, in- Hommage geschaffen und einen Zyklus kompo- dem er mit seinem Country-Album namens “Nash- niert, der die Schweiz musikalisch porträtiert. ville” 55 in den C&W-Charts erreichte. Seine bril- Zusammen mit dem LJO, welches sich als europä- lant konzipierten Auftritte glichen Gospel-Shows, isches Spitzenorchester mit selten gehörter Viel- an denen der schwergewichtige Burke von einem seitigkeit präsentiert, wurden musikalische Berge Thron herab den Soul predigte. Fruchtbar war nicht auf beeindruckende Weise versetzt. Von der Musik nur seine Karriere, fruchtbar war auch sein Lie- bis zu deren Ausführung, von der Klangqualität bis besleben. Solomon Burke hinterlässt 21 Kinder, zur Covergestaltung sind die Genauigkeit und die 90 Enkel- und 19 Urgrosskinder. Auf seinem letz- Liebe in der Umsetzung zu spüren. Die CD-Taufe ten Album “Nothing’s Impossible” (siehe Hörbar findet am 3. November im KKL Luzern statt. Die CD Blues) bewies Burke nochmals seine ganze Klasse. DRAGAN TASIC FOTO: ist auf dem renommierten Schweizer Label Unit mp In Rolf Lyssys “Die Schweizermacher” spielt Bill erschienen. Ramsey den beiden Einbürgerungsbeamten auf Weitere Infos unter www.ljo.ch Buddy Collette dem Tenorsaxofon eine swingende Version unserer Der Saxofonist, Flötist, Komponist und Nationalhymne vor. In Tat und Wahrheit hat Ernst Konzerte: Bandleader Buddy Collette starb am Gerber den Part gespielt! us Mittwoch, 3. November 2010, 20:00 Uhr 19. September 89-jährig in Los Angeles. Kultur- und Kongresszentrum Luzern Der Multiinstrumentalist, Lehrer von Eric Dolphy, Marion Brown CD-Taufe “Berge versetzen” Charles, Lloyd und James Newton, wurde nicht nur Geboren am 8. September 1931 in Atlanta, Donnerstag, 2. Dezember 2010, 20:30 Uhr als herausragender und einflussreicher Musiker Georgia, studierte Brown zunächst Saxo- Jazzkantine Luzern geschätzt (er setzte die Flöte als Solo-Instrument fon, Klarinette und Oboe am Clark College LJO präsentiert die Musik von Lukas Frei im Jazz durch), sondern auch als Streiter für die und der Howard University sowie auch Donnerstag, 20. Januar 2011, 20:30 Uhr schwarze Sache. 1953 brachte er den Zusammen- Musikerziehung, Politik, Wirtschafts- Jazzkantine Luzern schluss der weissen und schwarzen Musikerge- wissenschaft und Geschichte. LJO präsentiert die Musik von Aurel Nowak werkschaft auf den Weg, dann war er einer der Nach dem Wehrdienst in einer Militärband spielte Donnerstag, 10. Februar 2011, 20:30 Uhr Ersten, die zur Oscar-Verleihung spielten. Er war er 1957 mit Johnny Hodges in Atlanta. Anschlies- Jazzkantine Luzern der einzige schwarze Musiker in der Band, die send ging er nach New York City und kam mit der LJO präsentiert die Musik von David Graucho Marx´ Rundfunk- und Fernsehshows be- sich dort entwickelnden Free-Jazz-Szene in Kon- Grottschreiber pd/pw gleitete. takt. Er arbeitete mit Musikern wie Rashied Ali oder Buddy Collette begann 1939 seine Musiker- Alan Shorter, nahm mit Archie Shepp (Fire Music) New York Times – interessante Karriere in diversen Bands, ehe er von 1942 bis und John Coltrane (Ascension 1965) auf und bil- Videos online Kriegsende 1945 das Tanzorchester der Marine dete eigene Gruppen, u.a. mit Stanley Cowell. leitete. Danach spielte er bei Charles Mingus und Er verbrachte ab 1967 einige Zeit in Europa, wo er Die renommierte New York Times veröffentlicht Benny Carter, 1955 wurde er Gründungsmitglied mit Karl Berger, , Alan Silva, Gunter seit einiger Zeit interessante “Last Word-Videos” des populären Chico Hamilton Quintetts. In den Hampel und Jeanne Lee spielte und sich sein Inte- verstorbener Personen. Zurzeit ist unter Jahrzehnten darauf sah man Buddy Collette meist resse an afrikanischer Musik verstärkte. 1970 kehr- http://video.nytimes.com/video/2009/08/13/obi als freischaffenden Session-Musiker an der West- te er in die Vereinigten Staaten zurück, wo er Lin- tuaries/1247463983106/last-word-les- küste. Er verdingte sich als Studiomusiker für Film, guistik und Kompositionstechniken der afrikani- paul.html ein Video mit einem Gespräch mit Les PEEWEE WINDMÜLLERFOTO: und Fernsehen sowie als Komponist und schen Musik ins Zentrum seiner Forschungs- und Paul aufgeschaltet. Paul erzählt Bemerkenswer- Lehrer. Begehrt war er stets als genialer Satzfüh- Lehrtätigkeiten stellte. Sein Spiel und seine Kom- tes und Interessantes aus seinem Leben. Eine rer in verschiedenen Bigbands und arbeitete mit positionen zeichnen sich durch eine besondere lohnenswerte Zeitreise durch Jahrzehnte der ver- allen Grössen des Musikgeschäfts, obwohl er nie Ruhe aus. Aufgrund gesundheitlicher Probleme ist schiedensten Musikstile. pw nach New York zog. Nach einem Schlaganfall 1998 Brown seit 1992 fast nicht mehr aufgetreten. Er gab Collette das Spielen auf, zwei Jahre später ver- hat auch mit dem Komponisten Harold Budd auf öffentlichte er seine Autobiografie. rk dessen Album Pavilion of Dreams zusammengear- beitet. Brown starb am 10. Oktober 79-jährig in Hollywood, Florida. pd/pw 8 JAZZ JNM_6_2010_04-10_FL_FW 29.10.2010 8:41 Uhr Seite 9 FLASHES

Ausschreibung für Teilnehmer an den jazzaar Concerts 2011

“Learning on the Bandstand” ist ein Ju- gendförderungs- und Kulturaustauschpro- jekt, welches in Aarau seit 1992 durch- geführt wird. Die Projektidee stammt von Fritz Renold, dem musikalischen Leiter. Seit 1997 ist das Projekt von einer Träger- “Wie a Glock'n” – Marianne Mendts schaft mit Namen jazzaar weiterentwickelt Jazz-Hymne feiert Geburtstag und gefördert worden. Während einer Woche werden die Teilnehmer der “Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Projekte ein Programm einstudieren! Dieses Pro- Eigentlich bin ich ja erst 39, wer hat vor gramm wird von einer All-Star-Besetzung betreut 40 Jahren die 'Glock'n' g'sungen?”, wurde und begleitet unter der Leitung von Fritz Renold, Kult-Sängerin Marianne Mendt vor Kurzem Artistic Director jazzaar. augenzwinkernd in den österreichischen Medien zitiert. Projekt India Night (Swiss Youth World Seit einigen Jahren ist die Mendt dort vor allen Music Ensemble) Marcel Meier – subtiles Fotobuch Dingen als TV-Star bekannt, aber jetzt, zum Jubi- Teilnehmen können: 6–8 Sänger, “Jazzportraits 1986 – 2010” läum ihres 1970 aufgenommenen Riesenhits, er- 2 Perkussionisten, 1 Schlagzeuger, 1 Bassist, innert sich nicht nur Österreich auch wieder der 1 Keyboarder, 1 Alto-Saxofon, 1 Sopranosax, Man kennt ihn von seinen unzähligen Jazz-Pop-Sängerin Mendt. 1 Trompete, 1 Tenorsax, 1 Posaune. Festivalbesuchen in Willisau und anderen Zum Jubiläum holt das Bear-Family-Label jetzt Jazzfestivals, Mütze, Kameras und viel nach, was Jazz-, Chanson-, Schlager- und “Austro- Projekt Art Blakey with Strings (Swiss Enthusiasmus, immer das Auge auf dem Pop”-Fans seit vielen Jahren fordern: Endlich er- Youth Pops Orchestra) Objekt, sprich Musiker oder Situation. scheint das Werk der vielseitigen Mendt auf CD, Teilnehmen können: 2 Flöten, 1 Klarinette, Marcel Meier ist kein Fotograf der aufdringlichen auf zwei sorgfältig editierten, reich bebilderten und 2 Oboen, 2 Trompeten, 4 Saxofone, 2 Posaunen, Art, kein “Bühnenkleber” wie so manche Fotojour- neu remasterten Zusammenstellungen. Für die 20 Violinen, 8 Bratschen, 6 Celli und 4 Kontra- nalisten, welche immer zuvorderst sein wollen. Hörer ist es entweder eine Wieder- oder eine bässe, 2 Waldhörner, 1 klassischer Perkussionist, Meier arbeitet subtil, kaum ein Klicken ist jeweils Neuentdeckung oder ganz einfach die Bestätigung 1 Schlagzeuger, 1 Bassist und 1 Pianist. zu hören, und genauso sind seine Portraits: einer grandiosen Sängerin, die wie keine andere gefühlvoll, subtil und voller Esprit. Eleganz und Bodenhaftung verband und ganz Projekt Earth Wind & Fire (Swiss Youth Sein Gespür für den richtigen Moment hat der unterschiedliche Musikgenres zum “Mendt-Sound” Jazz Orchestra) Bie-ler in jahrzehntelanger Arbeit entwickelt. Die zusammenbrachte. Teilnehmen können: 2 Trompeten, 4 Saxofone, Fotografie hat sich der hauptberufliche Sozial- Die erste der beiden CDs enthält die kompletten 2 Posaunen, 1 Gitarre, 1 Perkussionist, 6–8 Back- pädagoge autodidaktisch in seiner Freizeit beige- Alben “Wie a Glock'n” (1970) und “Gute Lieder ground Vocals, 1 Schlagzeuger, 1 Bassist bracht. Einmal mehr beweist ein “Amateur”, dass sind wie Pistolen” (1971), plus seltene Singles (u.a. und 1 Pianist. mit Herzblut und Beharrlichkeit Grosses zu schaf- “Musik”, Mendts Beitrag zum Eurovision Song Neben täglichen Proben finden Workshops für Im- fen ist. So verbringt Meier jeweils tagelang an Contest 1971). Die zweite CD enthält die komplet- provisation mit den professionellen Gastmusikern Festivals, besucht die Soundchecks, wo die Musiker ten Alben “Lieder Songs Schlager” (1974) und statt. Das internationale Projekt setzt sehr gute oft lockerer sind als beim Konzert, und vertieft “Neue Lieder” (1977) sowie ebenfalls zwei seltene Englischkenntnisse voraus! Kommunikation ist in so seine Visualität für das Wesentliche. Singles. Englisch. Interessierte MusikerInnen im Alter zwi- Diese Arbeiten reflektiert nun sein Portraitbuch in Es war eine swingende Jubiläumsfeier der beson- schen 16 und 24 Jahren melden sich unter hervorragender Weise. Die Fotos sind ohne Texte, deren Art, als Marianne Mendt am 29. Mai dieses www.jazzaar.com an. Bei Überkapazitäten werden sprechen die Sprache des Fotografen und lassen Jahres im vollbesetzten Wiener Volkstheater unter Vorspiele organisiert. Es werden allgemein ein hohes so das Auge des Betrachters zum Objektiv werden. dem Motto “40 Jahre Glock'n” ihre Musikkarriere Niveau und Freude an Cross-Over-Projekten erwar- Sein Fotobuch ist unter www.blurb.com/books/ Revue passieren liess. Mit den beiden CD-Ver- tet. 1563838 bestellbar und jedem einigermassen öffentlichungen macht Bear Family Records das Anmeldungen und Fragen sind zu richten an: dem Jazz zugetanen Fan sehr empfehlenswert. pw Mendt-Jubiläum 2010 jetzt komplett. Helen Savari-Renold, Glaserweg 24, pd/Eric Holan/pw 5012 Schönenwerd, Switzerland Tel. (062) 849 6560 Fax (062) 849 6561 Weitere Infos und Anmeldung siehe http://www.jazzaar.com (Jazzaar) Spätester Anmeldetermin: 15. Dezember 2010

Kulturpreis der Burgergemeinde Bern für das Swiss Jazz Orchestra

spielen sowie junge Jazzmusiker für die Big-Band- Arbeit zu begeistern, wurden diese Vorgaben innert kurzer Zeit erreicht. Das Projekt entwickelte sich unter dem leidenschaftlichen Engagement aller Beteiligten, und bis heute sind bereits sechs CDs aufgenommen worden. Dass das SJO auch beim Publikum grossen Anklang fand, war und ist alles andere als selbstverständlich, kämpfen doch viele Big Bands mit schwindenden Zuschauerzahlen. Das SJO hat es aber geschafft, und so kommen heute durchschnittlich 120 Besucher an jedes Konzert. Gespielt wurden bis heute rund 200 Konzerte, und wer weiss, wie viel “der Unterhalt” einer solchen Formation kostet, hat grossen Res- WINDMÜLLER pekt vor solchen Zahlen. Und so ist es nicht nur eine grosse Freude und ein grosser Erfolg, es ist eine Honorierung der Kontinuität und des hohen PEEWEE Niveaus des Swiss Jazz Orchestra. Der Preis von CHF 100'000.– wurde von dem Präsidenten der FOTO: Burgergemeinde Bern mit grösster Anerkennung Der Rahmen war äusserst feierlich, unge- Stadthauses lieber gewesen. Aber schliesslich ging überreicht. wohnt für das Berner Szenelokal Bier- es ja um Jazz und die Auszeichnung des Swiss Die Big Band bedankte sich beim Publikum mit hübeli. Für einmal trafen sich weder Jazz Orchestra, also war dieser Rahmen durchaus einer gekonnten Untermalung der Zeremonie und Blueser noch Rocker in diesem geschichts- perfekt. Denn die fast schon legendären Montags- zeigte auch dem jazzfremden Publikum, wofür und trächtigen Konzertsaal, die Crème de la konzerte des SJO fanden und finden in dieser Lo- warum die Musiker diesen Preis verdient haben. Crème der Berner “Oberschicht” hatte sich kalität statt. Bemerkenswert auch der stetig zuneh- pw zu dieser denkwürdigen Preisverleihung mende Erfolg dieser Formation. eingefunden. 2003 gegründet mit der Zielsetzung, eine Big Band Sichtlich nervös waren die gutgekleideten Damen auf höchstem Niveau zu formen, regelmässige und Herren, irgendwie wäre allen das Parkett des Auf-tritte zu organisieren und modernen Sound zu 9 JAZZ JNM_6_2010_04-10_FL_FW 29.10.2010 8:41 Uhr Seite 10

// NEW RELEASES ON UNIT RECORDS KOLUMNE Ein kalter Wind

VON CHRISTIAN RENTSCH

Das erste Jazzfestival Willisau unter der Leitung von Arno Troxler ist vorbei. Das Fazit: Die Begeisterung hielt sich sehr in Grenzen, die Festivalkritiken in den grösseren Zeitungen melden einen eher unterdurchschnittlichen Jahrgang. Und: Das Festival verzeichnet einen Besucherrückgang von 15 Prozent.

So richtig zufrieden scheint bloss der Veranstalter zu sein. In Anbetracht der inhaltlichen Neuausrichtung, so Troxler, habe er einen vorübergehenden Publikumsrückgang ein- kalkuliert; dank einem kleineren Budget werde das Festival hoffentlich schwarze Zahlen schreiben, und: “Emotionale Reaktionen wie am Konzert von Emile Parisien beispiels- weise, als das Publikum richtiggehend euphorisch wurde und stehende Ovationen gab, // STUDER-FREY // ZWEI // UTR 4262 30.10. KUNSTRAUM WALCHETURM, ZÜRICH, CH habe ich schon lange nicht mehr erlebt.”

Aber reicht das schon, um einen Veranstalter glücklich zu machen? Ein einziges in der Tat mitreissendes Konzert macht noch kein Festival. Der Rest war, wie schonungsvoll man solche mittleren Flughöhen auch beschreiben mag, kurz und deutlich: plus/minus Mittelmass, zumindest gemessen am Anspruch, den man an ein Festival vom Ruf Willisaus haben darf.

Was lässt sich dazu sagen? “Ich will vermehrt junge Leute ansprechen, aber ich will programmieren, was mir gefällt”, sagt Arno Troxler. “Man muss ihm einige Jahre Zeit geben”, sagen seine wohlwollenden Freunde.

Das sind gut gemeinte Argumente, richtig aber sind sie deswegen noch lange nicht. Denn: Das junge urbane Publikum – und Willisau war ja nie ein Festival für die Ein- heimischen – kümmert sich nicht mehr wie die früheren Jazz- oder Opernfans um Genres und Sparten, sondern interessiert sich für Events. Es zieht einmal dahin, einmal dorthin, war gestern am Theaterspektakel, geht heute ins Kino, morgen an eine Älpler- Chilbi und übermorgen ans Rock-Openair. Selbst die ehrwürdige Zürcher Tonhalle hat // CHALA CUBANA // LA PONINA // UTR 4272 das realisiert und kombiniert in ihrem Haus Klassik mit DJ-Musik und Lichtspektakeln. Das heisst aber auch: Wer nur nach seinem eigenen Geschmack programmiert, wird schnell einmal die Badehosen anziehen müssen, zumal dann, wenn ihm selber inner- halb der Nischenmusik Jazz nur einige Unternischen gefallen. Das mag (vielleicht, aber vermutlich nicht einmal mehr dort) in einer Grossstadt mit einem riesigen Einzugsge- biet funktionieren, wenn es den Veranstaltern gelingt, zumindest die weltweit besten Namen dieser Unternischen zu mobilisieren.

Ohnehin: Wer nicht einen Provinzanlass, sondern ein internationales Festival organisiert, programmiert nicht für sich selber, sondern fürs Publikum. Für das Publikum, das er bei der Stange halten will, und für das Publikum, das er neu dazugewinnen will. Wenn Troxler die alten Willisau-Stammkunden schneller verliert, als er seine angezielte neue Kundschaft gewinnt, werden seine Musikerfreunde aus dem etwas schmalen Umkreis der Luzerner Jazzhochschule bald in einer ziemlich leeren Festhalle auftreten.

Und: “Einige Jahre Zeit” hat heute keiner, der ein Festival mit dem Renommee von Willisau leitet. Denn nicht nur das Publikum ist schnelllebiger geworden, sondern auch die Sponsoren. Sponsoring ist längst keine Goodwill-Angelegenheit mehr. Die grossen // LIMBER LUMBER // DIAPASSION // UTR 4264 nationalen Sponsoren wollen etwas haben für ihr Geld: Kundenkontakte; sie investieren 28.11. SALZHAUS, WINTERTHUR, CH 07.01. BEJAZZ, BERN, CH dort, wo ihre Kunden sind. Oder wenigstens dort, wo sie ihren Geschäftskunden ein spektakuläres Event bieten können. Die Schweizer Gruppen “(na)PALMT(h)REE” und “Phall Fatale” oder ein Trio ZS, das in der Jazzszene von Brooklyn einen hervorragenden Ruf haben mag, gehören vermutlich nicht dazu.

Das spricht beileibe nicht gegen einen Auftritt von Musikern, die kaum jemand kennt und noch zu entdecken sind. Aber es spricht gegen ein Festivalprogramm, das fast ausschliesslich Gruppen präsentiert, die bloss dem Veranstalter, seinen Freunden und einigen Insidern gefallen.

Der Ruf eines Festivals ist schnell an die Wand gekarrt; sich einen neuen Ruf zu erar- beiten, dauert viele Jahre. Ein Publikumsrückgang von 15 Prozent, nachdem das Festival schon seit Jahren rückläufige Besucherzahlen hat, dürfte kein Grund zu Freude und Zufriedenheit sein, sondern müsste höchste Alarmbereitschaft auslösen. . Natürlich, man kann alles beklagen – und vieles durchaus zu Recht: das treulose junge Publikum, das bloss noch Events hinterherrennt, die knauserigen Sponsoren, die auf // DAVE GISLER'S SHIZZLE // DREAM // UTR 4256 ihrem Geldbeutel hocken, den kalten Wettbewerbswind des kommerziellen Kulturbe- triebs. Der Realität entkommen kann man nicht. Und man kann naiv oder trotzig wie vor dreissig Jahren die Pioniere der grossen Jazzfestivals sagen: Ich mach, was ich will. UNIT RECORDS // MÖRSBERGERSTRASSE 26 // CH-4057 BASEL Der Realität ist das egal. Sie lässt Arno Troxler keine Zeit. ´ +41 61 535 72 40 // WWW.UNITRECORDS.COM

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Jazz Festival Willisau Eigenwillig und – trotz gelegentlicher Rossbreiten – nachhaltig geriet der Einstand von Fredy Studers neuer Band Phall Fatale, die mit zwei elektronik- kundigen Sängerinnen (Joy Frempong, Joana Ade- ri) und zwei Kontrabassisten (Daniel Sailer, John Herbert) hautnah am urbanen Puls der Zeit die Durchdringung von Song und Impro sucht. Da be- kam der Bob-Dylan-Song “Desolation Row” ein Klanggewand aus schrillen Adrenalinstössen und lsa Wiss wuchtigem Gewummer, oder wurde das Gedicht “A Death Song” (Paul Laurence Dunbar) in eine Felix Profos, Forcemajeure gärende Klangmasse mit Heavy-Metal-Anleihen getaucht, in der Daniel Sailer am offenen Elektro- Für einen zweiten Höhepunkt sorgte die Lucerne Kontrabass operierte. Studer selber glänzte mit Chicago Connection. Wo andere Ad-hoc-Bands einem feinsinnig aufgebauten Schlagzeugsolo, das bisweilen angestrengt herumdümpeln, bildeten mit federnder Bass-Drum interessante Dramatur- hier immer wieder tragfähige Strukturen und gien durchlief und zu Höhepunkten trieb, ohne erprobte Arrangements die Basis, um tiefer zu dass das übliche Perkusso-Feuerwerk abgebrannt schürfen oder auch mal kraftvoll abzuheben. Isa wurde. Emile Parisien Wiss konnte endlich auf einer grösseren Bühne Als eigenwillig muss auch das Projekt Force- zeigen, was für eine gute Stimme sie hat und wie majeure des Pianisten und Komponisten Felix Profos wandlungsfähig sie ist. Die zarte Frau, die sie in bezeichnet werden. Seine Stücke erscheinen so Figura ist, kann mit ihrem Organ und ihren freien simpel wie ausgeklügelt und sind fern jeder kon- Der fulminante Auftritt des Emile Parisien Expressionen weit über sich heraus wachsen. ventionellen Jazz-Expression. Mit den zwei Bässen Quartets am Jazz Festival Willisau 2010 Anhand dieses Auftritts möchte man vielen ver- und den zwei Bläsern bekam der Klangkörper et- wird die erste Festival-Ausgabe des neuen staubten und puritanisierten Impro-Combos zuru- was Kammermusikalisches. Dazu passten auch das Leiters Arno Troxler unweigerlich ins Ge- fen: Keine Angst vor Harmonie und Melodie. Sie karge Piano von Vera Kappeler und die verknappten dächtnis brennen. Die kollektive Wucht machen eine Improvisation viel facettenreicher und Synthie-Klänge von Profos, während Perkussionist WWW.NGA.CH

/ und musikalische Dringlichkeit dieses knackiger, und auch der Flow kann sich nähren, Lucas Niggli eher die grellen und blechigen Farben Quartetts blieben an diesen fünf Tagen statt nur Kopfgespinste zu gebären. dazusetzte oder nur leise wie ein Uhrwerk tickte. unerreicht. Hier war eine Band, die das Aus dem Mittelmass ragte auch die bizarre Klang- Eine klare und präzise Musik von angenehm beru- TASIC Mass dessen, was zeitgenössischer Jazz lichkeit von Sängerin Sidsel Endresen und dem higender Wirkung. sein könnte, neu eichte. Elektronik-Duo Humcrush. Das Konzert schwappte (na)Palmt(h)ree brauchten eine Weile, bis sie nach Neben Eigenkompositionen, die viel Raum für zwischen subtilsten Feen-Gesängen und harten einigem Geplänkel zu einem subtil sich straffen- DRAGAN Improvisation boten, spielten die jungen Franzosen Elektro-Grooves, verstärkt durch Schlagzeug und den Höhenflug ansetzten. Knackig und dosiert ver- einen Ausschnitt aus Wagners Tristan und Isolde: Keyboards. Ganz anders und irdischer der Auftritt schraubten sie ihr Jazzausbildungs-Reservoir mit

FOTOS: ein tiefgründiges Klanggedicht mit komplex verwo- der amerikanischen Bassistin Meshell Ndegeocello Elementen des Indie-Rocks und der Elektronik und benen Motiven und ätherischen Atmosphären. Das und ihrer Band: Hier wurden die Roots beschwo- öffneten sich auch der Improvisation. Alle Register Quartett blieb auch auf diesen Territorien hoch- ren, und kamen Funk, Soul, Gil Scott-Heron und einer Samstagnacht-Festival-Party zog die Band energetisch. Die expressive Musik packte das schwarze Populärmusik ins Spiel. Enttäuschend Science Fiction Theater mit dem Saxofonisten Publikum mit jener unerklärlichen Dimension, die war der Auftritt des Trios. Das war Christoph Grab. In jedem Club hätte diese filmmu- gewisse Konzerte in seltenen Momenten einfach zu prätentiös cool und die geschmierte Perfektion sikalische Fuhr aus Soul, Rock und Jazz das Publi- auszeichnet. Die Zuhörenden applaudierten minu- beraubte die Musik ihrer Kraft. Da hat sich einem kum mitgerissen. Doch in dieser grossen Halle, tenlang und erhoben sich von ihren Sitzen. Mit der sperrige und eigentümlich verpixelte Avant- zumal nach der musikalischen Offenbarung des dem Emile Parisien Quartet hat Arno Troxler ge- Jazz des Mary Halvorson Trios viel stärker in den Emile Parisien Quartets, war diese Combo zur fal- zeigt, dass er die Nase dafür hätte, welche New- Kopf gesetzt. Wann immer dieses Trio in Fahrt schen Zeit am falschen Ort. pb. comer tatsächlich relevant sind. geriet, wurde es sackstark.

Sierre Blues Festival 26. – 29. August 2010 Mit einem hochkarätigen Programm und ten beinahe die eindrücklichen Leistungen ihrer seine Truppe. Eindrucksvoll, wie es der Thuner einer feinen Organisation glänzte das Brüder Nick (Gitarre) und Chris (Drums). Obwohl schafft, Songs mit Ohrwurmqualität (z.B. “Too Sierre Blues Festival im zweiten Jahr sei- ihre besten Zeiten schon lange zurückliegen und Little, Too Late”) zu interpretieren, ohne in den Pop nes Bestehens. Leider spielte das Wetter die Gründungsmitglieder Bob Hite und Al Wilson abzudriften. Blues mit viel Soul und Charme prä- nicht immer wunschgemäss mit, was vor schon lange tot sind, zeigten Canned Heat zum sentierte anschliessend Sängerin Sharrie Williams. allem am Freitag auf die Zuschauerzahlen Abschluss des Abends, dass ihr Boogie immer Das Energiebündel aus Saginaw, Michigan, brach- schlug. noch rockt wie damals in Woodstock. te eine deftige, auf den Punkt spielende Band mit, Auch scheint der Event in der “Üsserschwiiz” noch Der Freitag aus der Gitarrist Lars Kuschke herausstach. Doch nicht angekommen zu sein, liess sich doch die Ein Acoustic Guitar-Gewitter startete der Norweger Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Fabu- “Deutschschweizer Blues-Mafia” trotz Lötschberg- Björn Berge am regendurchzogenen Freitag. Äus- lous Thunderbirds. Sänger und Harmonica-As Kim basistunnel im Wallis nicht blicken. Keinen Ab- serst versiert zupfte er seinen an Leo Kottke er- Wilson überzeugte mit seinen jungen Mitstreitern bruch tat dies der Stimmung und der Qualität des innernden Sound und pendelte gekonnt zwischen auf der ganzen Linie. Ein gewaltiger Druck und Gebotenen. Als spezielle Highlights entpuppten Folk und Blues. Pures Dynamit dann die Sängerin unbändige Spielfreude kamen da von der Bühne he- sich die sehr persönlich gehaltenen Beizenkon- Shakura S’Aida: Mit einer Bühnenpräsenz sonder- runter, am meisten verkörpert vom Gitarristen zerte. In diversen Restaurants im Zentrum von gleichen und einer packenden Stimme führte die in Johnny Moeller, der loslegte wie die Feuerwehr. Sierre durften Fans wie Passanten tagsüber gratis Kanada beheimatete New-York-Schweizerin ihre Wilson selber gewährte Moeller und dem zweiten Auftritte von Bands jeglicher Blues-Couleur ge- dynamische Band durch Songs ihres letzten Al- Gitarristen Michael Keller viel Raum, liess es sich niessen, bevor sich das Festival am Abend auf die bums “Brown Sugar”. Speziell aufgefallen: ihr ita- aber nicht nehmen, gegen Konzertende zu einem riesige Plaine Bellevue verschob, wo vis-à-vis der lienischer Gitarrist Roberto Morbioli mit sensibler gut zehnminütigen Harpsolo anzusetzen, welches Hauptbühne ein gemütliches Village mit Zelten, Begleitung und toughen Soli. Rick Estrin & The die enormen Möglichkeiten dieses oft verkannten Catering-Buden und Nebenbühne aufgebaut war. Nightcats knüpften nahtlos dort an, wo sie gut Instruments voll ausschöpfte. Sherman Robertson Der Donnerstag einen Monat vorher in Bellinzona aufgehört hatten: war um seine Aufgabe, weit nach Mitternacht den Die Ehre, den Event zu eröffnen, fiel der kanadi- Kaum zu bremsen wieder einmal Gitarrist Kid Thunderbirds zu folgen, nicht zu beneiden. Doch schen Truppe Davina & The Vagabonds zu. Die Andersen, und schlicht atemberaubend der Drive, der Gitarrist und Sänger, auch schon seit Langem Pianistin und ihre (gitarrenlose!) Band grasten den J. Hansen und Lorenzo Farrell als Rhythmus- im Geschäft, spielte unbeeindruckt einen starken, swingend und auf originell arrangierte Weise die gruppe fabrizierten. Und Maestro Estrin zelebrierte abwechslungsreichen Set. Musiklandschaft von Louis Prima über Hank Wil- seine humorvollen Texte nebst gewohnt brillanten Der Sonntag liams bis zu Professor Longhair oder den Beatles Harpsoli. Herrlicher Sonnenschein, eine Gospel-Messe mit ab und avancierten, nicht zuletzt auch wegen ihrer Der Samstag Sharrie Williams und viele Vergnügungen für zusätzlichen Auftritte im Buffet de la Gare tags Einen Schweizer Beginn und besseres Wetter Familien mit Kindern brachten am Sonntag einen darauf, zu Publikumslieblingen. Ähnlich erfolgreich zeichneten den Samstag aus. Bluecerne gehören regen Publikumszuspruch. Mit einem weiteren zeigten sich Trampled Under Foot. Das Geschwis- zweifelsohne zur Spitzenklasse der CH-Blues- Auftritt von Davina & The Vagabonds, einem Blues- tertrio aus Kansas City, Gewinner der International bands. Die gefühlvolle Gitarrenarbeit von Roli In-School-Programm und dem italienischen Har- Blues Challenge 2008, verblüffte durch Talent, Fri- Mosimann und die soulige Stimme von Renato monica-Blueser Egidio “Juke” Ingala fand ein be- sche und Spielfreude. Neben der sensationellen Garzaniga bestimmten ihren Sound. Zu den Ab- eindruckendes und sympathisches Festival seinen Stimme von Bassistin Danielle Schnebelen verblass- räumern zählten auch Philipp Fankhauser und würdigen Abschluss. A la prochaine! mp 11 JAZZ JNM_6_2010_11-15_REV 29.10.2010 9:00 Uhr Seite 12 REVIEWS

“generations” 2010 Frauenfeld Tabeling allerdings verlief in romantischen Bahnen, Die Zukunft des Jazz baut auf Grundlagen auf, wie die dem Jazz kaum zur Ehre gereichten. Anders sie das anschliessende Eric Alexander Quartett Pierre Favre. Der 73-jährige Schweizer Altmeister geschickt gestaltete. Was sich hier an Intensität, machte klar, dass er noch längst nicht zum alten Spielfreude und Lust an der Improvisation zeigte, Eisen zu zählen ist. Auf seinem eigenwillig zusam- übertraf alle Erwartungen. Sounds, die, collagear- mengestellten Schlagzeug erzeugt er einen Strudel tig aufgefächert, stilistische Grenzen sprengen, von Klängen, Rhythmen, Farben und Stimmungen. wenn hitzige Bebop-Phrasen in ekstatische Free- Der Dialog mit entwickelt sich orga- Ausbrüche münden. Wie elektrisiert agierte das nisch in einem Mix aus Improvisiertem und Kom- Quartett, bei dem Bassist Johannes Strasser mit poniertem. Man geht aufeinander ein, hört sich zu, verbissenem Gesicht über sich selbst hinauswuchs gibt sich allseits neugierig. Ergeben lässt sich der und Schlagzeuger Joe Farnsworth, behände Besen um zwei Generationen jüngere Posaunist auf den und Stöcke wechselnd, einmal mehr Kostproben Altmeister ein und zeigt dennoch Profil. Exempla- seines Könnens gab. Der Funke sprang über, das Thomas Gansch rischer hätte “The Art of the Duo” gar nicht enden Publikum im gut gefüllten Saal war aus dem können. Häuschen. Die bisweilen intime Stille verflog rasch beim Be- Standing Ovations dann beim Abschlussabend, als such der vier Clubs “Piano-Bar” und deren Keller, das Don Ellis Tribute Orchestra auftrat. Ellis´ unge- “Eisenbeiz”, “Terrasse” und “Sternen”. Doch was rade Rhythmen meisterte die von Markus Geisel- solls? Jazz, dies zeigt seine einmalige Entste- hart und Thomas Gansch geleitete Big Band aus hungsgeschichte genau, ist eine Musik, die sich im Wien mit Bravour. Genau wie beim Vorbild wird Moment aus inspirierenden Stimmungen entwi- hier auch mit zwei Drummern gearbeitet, die in ckelt. Daran mangelte es hier nicht. Besonders ge- perfekter Abstimmung agieren. Zusammen mit den noss sie Harold Mabern. Der 74-jährige afroameri- packenden Bläsersätzen der Brass- und Reeds- kanische Piano-Star hatte mit einem kraftvollen Section sowie dem Rest der Rhythmusgruppe er- Anschlag und launigen Ansagen alle Sympathien zeugen sie einen mächtigen rockigen Drive – eben- des begeisterten Publikums. Der Pianist, getrieben falls ein Markenzeichen von Ellis´ Musik. Einmal vom Drive, den Schlagzeug und Bass abgaben, ver- mehr wurde in Frauenfeld der Rahmen von straight bindet geschickt traditionelle Stride-Figuren mit ahead gesprengt. Das hingerissene Publikum hatte perlenden Bebop-Läufen. Das von ihm favorisierte verstanden. rk Great American Songbook, die Bibel eines zeitlo- Samuel Blaser/ Pierre Favre sen Jazz, wird in ein neues Licht gerückt, wie man es lange nicht mehr gehört hat. Bedächtiger ging Profile Dornbirn 2010 Beat Kaestli mit den Songs um. Der in New York Den “generations” ist es gelungen, wie wohnende Berner Sänger hüllt sie in ein klanglich Fernab des Festival-Zirkus stellte das der künstlerische Leiter Roman Schwaller variables Gewand, das stets Überraschungen birgt siebte “Profile” im vorarlbergischen Dorn- im Programmheft des Internationalen zwischen Gospel, Pop und Blues. Ein breites birn wieder zwei internationale Jazzmusi- Jazztreffens Frauenfeld vermerkte, “eine Spektrum weist auch Tobias Preisig ker in den Mittelpunkt, die jeweils drei äusserst interessante Mischung von arri- auf. Der 29-jährige Geiger improvisiert aus lyri- ihrer wichtigsten Projekte mitbrachten. WINDMÜLLER vierten und jungen MusikerInnen zu prä- schem Fliessen heraus, kreiert ein Soundgeflirre, Gekonnt setzte sich Christian Muthspiel in Szene. sentieren, die den modernen zeitgenössi- aus dem sich immer wieder neue Melodien heraus- Der lange im Schatten seines Bruders Wolfgang schen Jazz in vielen Facetten und Vari- schälen. Mit einem Schlag ist sie wieder da, die gestandene Posaunist konzentrierte sich bei sei- PEEWEE ationen darstellt, ohne die Tradition aus den Violine im Jazz. nem Solo-Auftritt auf die Lyrik Ernst Jandls. Le- Augen zu verlieren”. Tobias Preisig ist wie besagter Samuel Blaser aus gendäre Tonaufnahmen des Dichters traten in

FOTOS: Damit ist die siebente Auflage des Festivals, das den eingangs genannten Workshops hervorgegan- Dialog mit einem vielfältigen akustischen und sich einzigartig aus Workshops, Konzerten und gen, die zur Plattform vieler Jungstars der inter- elektronischen Instrumentarium. Der perfekte Per- Clubs zusammensetzt, gut getroffen. Schwaller nationalen und der Schweizer Szene wurde. Was former illustrierte die rhythmisch skandierten scheint ein Händchen zu haben für hochkaräti- diesmal hervorging, war überaus vielversprechend. Gedichte exzellent. Beklemmend, wenn die Po- gen Jazz zwischen Tradition und Moderne, dem Die aus den 67 Teilnehmern ausgewählte “gene- saune Kampfgeräusche und MG-Sperrfeuer illus- Straight-ahead-Jazz, wie er es gern nennt. Und: In rations”-Band, ein Septett mit einer Frontline aus triert. Auch im Duo mit dem französischen diesem Jahr gar wurde eine vorsichtige stilistische drei Bläsern, einer fixen Rhythmusgruppe und Vibrafonisten Franck Tortiller versteht Muthspiel zu Öffnung gewagt. einem Vibrafonisten, meisterte unter Adrian Mears´ glänzen, wenn die “Dancing Tears” von John Dow- Die neue Reihe “The Art of the Duo” war alles an- Leitung mit Bravour die schwierigsten Passagen. land angestimmt werden. Dank eines Loopgeräts dere als straight ahead. Sie war, mit einer Aus- Für die jungen Musiker geht es kommendes Früh- erklingen zusätzliche orchestrale Klänge, die dem nahme, frisch und unverbraucht. Und: Sie brachte jahr weiter, wenn sie nach absolvierten CD- Publikum Dowlands Renaissance-Welt näher- Begegnungen zwischen den Generationen. Andy Aufnahmen im Studio von Radio DRS eine kleine bringen. Stimmungswechsel dann mit Interpreta- Scherrers Begegnung mit dem Pianisten Oliver Tour absolvieren. tionen von Stücken des Pirchner/Pepl-Duos. Eins von Muthspiels wichtigsten Projekten ist die inter- national besetzte “Yodel Group”, die erstmals ver- gangenes Jahr in Saalfelden auftrat. Hier mischen Roger Cicero Solo feat. Lutz Krajenski Piano 15.10.2010 sich Kraft und Originalität des Jodlers mit urba- Neues Theater Spirgarten in Zürich nem Jazz. Erstaunlich, wie versiert dieses Sextett mit dem alpenländischen Blues umgeht, wie es die Roger Marcel Cicero Ciceu Kurzform Roger ste Krajenski als gleichwertigen Partner ange- Jodler für sich vereinnahmt. Auch hier erwies sich Cicero, geboren 1970 in Berlin, Sohn des schaut werden und “Das Roger Cicero – Lutz Muthspiels Arrangier- und Improvisationskunst als rumänischen Jazzpianisten Eugen Cicero, Krajenski Duo” oder “Max und Moritz des Swing” zündend. offenbarte uns auf seiner aktuellen Tour- heissen. Beide sind perfekt aufeinander eingespielt Der 1964 in den USA geborene, in Deutschland née seine intime Seite. und haben den ausverkauften Saal schon vom aufgewachsene David Fiuczynski war am zweiten Nach mehreren erfolgreichen CDs wie z.B. “Artge- ersten Moment an eingenommen. Es war ja auch Profile-Abend zu hören. Zunächst tauchte der recht”, die in Deutschland Platin erreichte, kommt wie ein Heimspiel, etwa 51% waren deutsche Fans. Gitarrist tief in den Blues ein, erdig, aus dem Bauch er nun also mit einem Soloprogramm auf die Prince (2 Songs), Marvin Gaye, James Moody, heraus. Der archaisch wirkende Blues-Gesang Bühne und beweist damit, dass er wirklich ein Duke Ellington, Eddie Jefferson, Al Green, James von Freedom Bremner tat ein Übriges. Im Mittelteil Künstler mit vielen Facetten ist, sei es als Sänger, Taylor, Stevie Wonder etc ... ohne Zweifel Cicero präsentierte Fuze, wie ihn seine Fans nennen, sein Komponist, Arrangeur oder Entertainer mit einer hat Mut, sich an diese Klassiker zu wagen. Er ist Langzeitprojekt KIF. Raffiniert werden chinesische gesunden Prise Humor. Obwohl er bei seinem Auf- kein begnadeter Sänger, aber sein manchmal ein Melodien, arabische Gebetsrufe und indianische tritt am Eurovision Song Contest 2007 in Helsinki wenig aufgesetzt wirkender Charme macht das Beschwörungsgesänge mit mitreissenden Funk- mit seinem Song “Frauen regier'n die Welt” “nur” spielend weg. Riffs gemischt. Mitunter wird auch in innigen den 19 Platz erreichte (der Song hatte zu viel Niv- Die Höhepunkte waren aber immer dann, wenn Balladen geschwelgt. Die seit zwei Jahrzehnten eau), wurde doch ein grösseres Publikum auf ihn Krajenski loslegte, am Piano, oder an der Ham- bestehenden Fusion-Gruppe “Screaming Headless aufmerksam. mondorgel. Was wirklich rüber kam, war die ehrli- Torsos” beschloss das diesjährige “Profile” mit ih- Nun steht er mit seinem Soloprogramm auf der che Spielfreude. Das Publikum hatte Spass und rer furiosen Mischung aus Avantgarde-Rock, Jazz, Bühne, das eigentlich gar kein Soloprogramm ist, Max & Moritz auch und schliesslich zählt dies. Ach Funk und Rap. Der allzu laut sich gebärdende Mix den der Mann am Klavier ist Lutz Krajenski, der ja, ein Buch (“Weggefährten”, der Lutz kommt auch vertrieb dann doch einige aus dem Saal des immerhin schon mit Simply Red, Randy Crawford, drin vor”) hat er auch noch geschrieben. gf Spielboden. “Die Sau rauslassen und voll durch- Anastacia u.a. gearbeitet hat und mal abgesehen funken”, wie die Parole lautete, das kann es gewiss davon ein bemerkenswerter Pianist ist und seit nicht gewesen sein. Die Programm-Konzeption mit Jahren in verschiedenen Formationen bei Cicero jeweils zwei Künstlern im Mittelpunkt verdient aber auf dem Klavierhocker sitzt. Richtig gesehen müs- nach wie vor Anerkennung. rk 12 JAZZ JNM_6_2010_11-15_REV 29.10.2010 9:00 Uhr Seite 13 REVIEWS

1. Ustermer Jazztage 20 Jahre JazzBaltica! Während Chapter Two Jazz der ausgeklügelten Art Anfang Juli feierte JazzBaltica sein 20-jäh- spielten, überzeugten die Swing Kids unter Kimo- riges Bestehen “with friends” – und die tos Leitung mit ihrer jugendlichen Spielfreude. erschienen zahlreich. Neben einem äus- Kein Mitglied ist älter als 17 Jahre, der Jüngste serst treuen Publikum kann dieses kleine, gerade mal 8 Jahre. Was diese “Kids” an Swing auf aber feine Festival auf zahlreiche langjäh- das Publikum übertrugen, war geradezu phänome- rige musikalische Weggefährten zurück- nal. blicken. Die Saxophon-Legende Charles Einmal mehr wurde vorgeführt, was Musik bei Lloyd – 1991 der erste Stargast bei Jazz- Jugendlichen bewirken kann. Mit sehr viel Einfüh- Baltica und auch beim 10-jährigen Jubi- lungsvermögen, aber auch harter Disziplin arbeitet läum dabei – führte die Liste der Gratu- Dai Kimoto Swing Kids der japanische Mentor seit 2005 mit den Jungen. lanten an. Und der grosse McCoy Tyner Was als Projekt begann, ist heute ein beinahe pro- liess sich nicht lange bitten, um für den Rund zehn Jahre nach der Eröffnung des fessionelles Orchester, und diverse erfolgreiche legendären Pianisten Hank Jones einzu- Schweizer Jazzzentrums, dem Jazzcontai- Tourneen führten dieses junge Orchester bereits springen, der im vergangenen Mai ver- ner, hatte also auch Uster sein kleines nach Japan, USA und Südamerika. starb. Gemeinsam mit Dave Holland spiel- Festival. In Uster begeisterten sie das Publikum, alle te er eine grandiose Hommage an Hank Im neu benannten Musikcontainer spielten vom schnippten mit und manch ein Zuhörer erinnerte Jones. 1. bis 3. Oktober Tobias Preisig’s Chapter Two, sich an die grossen Big-Band-Zeiten vergangener Einer durfte natürlich nicht fehlen: Nils Landgren – angekündigt als “Die jungen Wilden”. Am darauf- Jahre, was nicht etwa heissen soll, dass diese der schwedische Posaunist war von Anfang an da- folgenden Abend dann die “Alten”, sprich die junge Band “veraltet” spielte. Im Gegenteil, mit der bei und spielte in den 20 Jahren 19 Mal. Er war “Swiss Jazz Professors” mit dem Trompeter Daniel heutigen Jugendlichkeit ist ein moderneres Ver- dieses Jahr Artist in Residence zusammen mit dem Schenker, dem Posaunisten Robert Morgenthaler, ständnis für diesen Sound aufgekommen und von Ausnahmepianisten Michael Wollny. Das JazzBal- dem Pianisten Hans Feigenwinter, Hämi Hämmerli Dai Kimoto intelligent integriert worden. Der Kom- tica Jubilee Ensemble geleitet vom Bassisten am Bass und dem Schlagzeuger Dominik Burkhal- ponist und Trompeter ist fürwahr ein Talent- Martin Wind eröffnete mit einem “Salute to There- ter. Am Sonntag fand eine Matinee mit den Jüngs- schmied, und sein Konzept würde an mancher sia”. ten, den “Dai Kimoto Swing Kids”, statt. JAZZ’N’- Schule sicher eine positive “Wirkung” erzielen und MORE war beim Konzert von Preisig und an der manchen Jugendlichen von der Spielkonsole fern- Matinee vor Ort. halten. Das Resumee: Ein Sonntagvormittag mit Sehr gut besucht waren beide Anlässe, und beide Spass und Swing, die Jungen haben den Alten machten auf ihre besondere Art enormen Spass. Beine gemacht! pw

Lucerne Festival Sommer 2010 mit phänomenalem “composer-in-residence” Weltbekannte Orchester, Dirigenten und Protest der Basel Sinfonietta Ensembles sind jeweils beim mehrwöchi- Ebenfalls im Rahmen des “(z)eidgenössisCH” spiel- Céu gen “Lucerne Festival im Sommer” zu Gast te die Basel Sinfonietta unter Stefan Asbury im und auch als “artiste étoile” und “compo- KKL neben Kompositionen von Martin Jaggi, Nadir

ser-in-residence” eingeladene Musikper- Vassena und der beeindruckend orginell und faszi- MARX sönlichkeiten. Eine der weitherum heraus- nierend inszenierten, nur mit Schab- und Kratz- ragenden Besonderheiten ist einerseits die geräuschen erzeugten “Schraffur” des Basler Lucerne Festival Academy unter Pierre Schlagzeugers Fritz Hauser die über 40 Minuten

Boulez und andererseits die zeitgenössi- dauernde Uraufführung von Michael Wertmüllers MANUELA sche Musik, die u.a. im Rahmen der 9 Kon- “Zeitkugel – Konzert für Klavier/Orgel und zerte umfassenden Reihe “Moderne” dank Orchester” mit Dominik Blum. Das ist ein polarisie- McCoy Tyner der engagierten Arbeit des Dramaturgen rendes Machwerk, neben einigen interessanten FOTOS: Mark Sattler ein einzigartiges Forum er- Momenten mit unerträglich trivialen und banalen Die Ende letzten Jahres nach langer Krankheit ver- hielt. Passagen eine immer wieder ärgerliche Stilmix- storbene Frau des künstlerischen Leiters Rainer Eines der herausragenden Ereignisse war das erst- und Ekklektizismusorgie, oft schwülstig, bomba- Haarmann war stets der gute Geist im Hintergrund. mals ins Festival integrierte jährlich veranstaltete stisch, kitschig, pseudoromantisch, mit zuweilen Verschiedene Musiker ehrten sie, so Nils Landgren Uraufführungs- und Tonkünstlerfest des Schwei- brutalen Lautstärkegraden – für mich ein derartig mit seiner wunderbaren Interpretation des Sting- zerischen Tonkünstlervereins, das unter dem sinni- zur Qual gewordenes Konzert, wie ich es nie zuvor Songs “Fragile”, nur begleitet von einem in sein gen Titel “(z)eidgenössisCH” am Wochenende des erlebte. Es soll schon bei den Vorbereitungen des Spiel versunkenen Michael Wollny. Hier wird der 11. und 12. September im neuen Kulturzentrum selbstverwalteten Orchesters Hörschäden und Geist der JazzBaltica-Familie spürbar. Spannende “Südpol” und im KKL stattfand. Mit 24 Uraufführ- Tränen gegeben haben, und die Basel Sinfonietta Neuentdeckungen waren die New Yorker Sängerin ungen gelang es, Höreindrücke vom aktuellen weigerte sich, eine Generalprobe zu spielen; sie Kate McGarry und ihr Trio “Less is more” ebenso Schaffen Schweizer Neuer Musik zu präsentieren. lehnte zudem eine nachträgliche Aufführung in wie die brasilianische Sängerin Céu mit ihrem Der Südpol-Anlass “Moderne 6” umfasste nicht Basel ab. Ich persönlich hätte dieses Werk nicht eigenwilligen Brazil-Folk-Pop-Urban-Sound und weniger als sieben Veranstaltungen: Zum Beispiel nur wie die Basel Sinfonietta wegen möglicher das englische Portico Quartet, das mit ganz neuen eine wunderschön zarte Duo-Improvisation mit Al- gesundheitlicher Lautstärkeschäden abgelehnt, Soundwelten faszinierte. Bekannte Grössen der US- fred Zimmerlin und Fritz Hauser, eine für mein sondern auch wegen des zweifelhaften musikali- Jazzszene wie Benny Green, Joe Locke (im Duo mit Empfinden wenig ergiebige Kollektiv-Improvisation schen Gehalts. Zu weiteren Besonderheiten zählten Edmar Castaneda – ein Genuss!), Donny McCaslin, mit Charlotte Hug, , Jacques De- “Le Cru et le Cuit für Klavier und Ensemble” von Jason Moran, Chris Potter, Marcus Strickland, mierre, Jonas Kocher und Urban Mäder, und einen und mit Stefan Wirth mit dem Collegium Novum oder Mark Turner trafen wiederum energetisch explosiven, mitreissenden Free-Jazz- Zürich sowie die Klanginstallationen von Alvin auf starke Vertreter des baltischen Jazz wie Lars Auftritt mit dem phänomenalen “composer-in-resi- Lucier in der Kapelle zum Heiligen Geist und Danielsson und Cæcilie Norby, das Mathias Eick dence” Dieter Ammann am Piano zusammen mit Jaques Demierres “Chemin des Sons” mit über Quintet, Vladyslav Sendecki oder das Piotr Wyle ol Christy Doran und den beiden sich gegenseitig 25 Improvisationsmusikern auf der Kapellbrücke. Quintet. Michael Wollny, stets auf musikalischer gewaltig anheizenden Drummern und ja Entdeckungsreise, öffnete gleich dreimal seine Michael Wertmüller, ein Anlass, der mir Schauer “Wunderkammer”: Zuerst tauchte er mit der isra- über den Rücken jagte. Zum Schluss dieses Süd- elischen Cembalistin Tamar Halperin in fantasie- pol-Tages spielte der aussergewöhnliche, vielseiti- volle, zuweilen barock anmutende Klangwelten. ge, aber stets überzeugende Dieter Ammann mit Dann bewies er mit seinem schon mehrfach prä- seiner aus den achtziger Jahre wiederauferstan- mierten Trio [em] wieder einmal, warum “Die Zeit” denen Band “Donkey Kong’s Multiscream” eine sie jüngst als das “aufregendste Piano-Trio der spannend groovende “Synthese von punkiger Free Welt” bezeichnete. Fulminanter Schlusspunkt aber Funk-Attitude mit experimenteller Improvisations- war das deutsch-schwedische Projekt “The Nils“,

freude”. Zürcher Hörer hatten am Vorabend Ge- ANDERS mit dem Michael Wollny und Nils Landgren, unter- legenheit, die Band bei einer Art (höchst gelunge- stützt von Lars Danielsson (b) und Wolfgang Haff- nen) Generalprobe im Zürcher Moods zu erleben. ner (dr), zusammen mit Nils Berg (sax, fl, bcl), Nils Dass Dieter Ammann auch als “composer-in-resi- Wogram (tb) und Nils Wülker (tp) ein weiteres

dence” überzeugte – drei Kompostionen wurden JOHANNES Stück Festivalgeschichte geschrieben haben. im KKL höchstpersönlich von Maestro Pierre Tobender Applaus, der gar nicht enden will – ange- Boulez mit dem Lucerne Festival Academy Orches- Pierre Boulez sichts von Kürzungsplänen und dem drohenden tra aufgeführt – gehört zu den weiteren Höhe- FOTOS: Verkauf von Schloss Salzau, diesem einzigartigen punkten dieses Festivals und bedürfte eines spe- Standort des Festivals, ist dies Balsam auf die ziellen Berichts. Seele von Rainer Haarmann, der vehement fordert: “JazzBaltica muss bleiben!” mm 13 JAZZ Dieter Ammann JNM_6_2010_11-15_REV 29.10.2010 9:00 Uhr Seite 14 REVIEWS

Dave Specter | Tad Robinson Saison-Auftakt off beat 2010–2011 BLUES NOW! Ost-West-Dialog und hohe Gitarrenkunst Fulminant in den Herbst gestartet ist die Der Festsaal des Basler Stadtcasinos war Blues Now!-Serie im Sudhaus Basel. Ob- nahezu gefüllt zum saisonalen Auftakt mit wohl das Zusatzkonzert mit Johnny Moel- dem Doppelkonzert von off beat unter dem ler verschoben werden musste, bewiesen Motto “West-östlicher Dialog”. die Veranstalter mit den Engagements von Die albanischstämmige Sängerin Elina Duni führte Dave Specter resp. Tad Robinson ein gutes das Publikum mit ihren neuen Liedern in die Welt Händchen. der Traditionen des Balkans ein, vom Kosovo bis Am 21. September bat Dave Specter mit seinen nach Bulgarien. Colin Vallon (Piano), Patrice Moret Bluebirds zu einer Reise quer durch die Blueswelt. (Bass) und Norbert Pfammatter (Drums) verstan- Nur im Trio, mit dem routinierten Harlan Terson am den es, dem weitgehend traditionellen Songmate- Bass und dem jungen Talent Gregg Weiser am rial ein dichtes Geflecht von Jazz zu unterlegen und Schlagzeug, bestritt der introvertierte Gitarrist aus die Freiräume zur Improvisation zu nutzen. Chicago den ersten Teil des Abends. Specter lässt, Das erste Aufeinandertreffen des Basler ARTE Biréli Lagrène und Silvain Luc da er nicht singt, durch seine Fingerarbeit seinen (Saxofon-)Quartetts mit dem Trio des libanesi- Gefühlen freien Lauf. Viele jazzige Ansätze, lange, schen Oud-Spielers Rabih Abou Khalil könnte man zu bestehen. Das sichtlich begeisterte Publikum sorgfältig aufgebaute Soli, viel Dynamik und ver- mit der Metapher “Phönizisches Schiff auf stürmi- forderte frenetisch wie selten eine Zugabe. blüffende Ideen sind sein Markenzeichen. Der scher Fahrt” bezeichnen, so begeisternd war dieser Auf sehr hohem Niveau bewegte sich auch der zweite Teil des Konzertes gestaltete sich dann tra- Auftakt, präzise und beherzt interpretiert von den zweite Gig der Saison mit den beiden französi- ditioneller. Als Begleiter der Sängerin Sharon sieben Akteuren. Treibende Kraft waren der ame- schen Gitarreros Biréli Lagrène und Silvain Luc, die Lewis verzichtete Specter auf Experimente und rikanische Drummer Jarrod Cagwin und der fran- zwar nur gerade eine Hommage anlässlich des spielte den Chicago Blues auf den Punkt, ohne zösische Tubaspieler , letzterer ein 100. Geburtstags von Django Reinhardt preisga- jedoch langweilig zu wirken. Lewis zeigte sich als Naturphänomen an Rhythmik, Präzision und au- ben (“Nuages”), dafür ein Feuerwerk an Musikali- Blues-Sängerin im Stile der verstorbenen Koko thentischem Swing. Die vier Basler Saxofonisten tät und Improvisationskunst entfachten, das alle Taylor, ohne aber deren Ausstrahlung und Energie erwiesen sich als kongeniale Partner im Austausch Erwartungen übertraf (14.10.2010). Da steckte ein zu erreichen. Ausflüge in rockigere Gefilde (War- mit dem erprobten Trio. Das stürmische Schiff se- unerhörtes Gefühl für Swing und Rhythmus dahin- ren Haynes’ “Soulshine” oder Stephen Stills’ “For gelte aber auch in ruhigen Gewässern, was der ter, wurden Standards von Jazz und Pop – mit What It’s Worth”) brachten Abwechslung ins Dynamik des Konzerts zugute kam. Die Notationen grossartigen Exkursen, etwa über Stevie Wonders Programm, am überzeugendsten blieb Sharon Le- blieben wichtig, aber immer wieder verstanden es “Isn’t she lovely” – angespielt, zerlegt und wieder wis aber mit ihrer Interpretation von reinem Blues. Beat Hofstetter, Sascha Armbruster, Beat Kappeler aufgebaut in einem postmodernen Diskurs, der Zum Schluss liess es sich die Sängerin nicht neh- und Andrea Formenti im improvisatorischen Dialog Improvisationskunst auf höchstem Niveau war. ra men, ein “Happy Birthday”-Ständchen für Veran- stalter Patrick Kaiser zu singen. Between the Beats “Between the Beats”, das neue Festival im Das Zürcher Rusconi-Trio ist etwas anders konzep- Südbadischen nahe Freiburg, hatte in sei- tioniert, auch wenn verstärkt Verbindungen zum ner ersten Ausgabe ein Dutzend Musiker Rock (Sonic Youth) gesucht werden. Es produziert und Bands geladen, die den Begriff Jazz zwar den Groove der Rock-Band, doch dieser ganz weit fassen. Impetus zerfliesst immer wieder in swingende Sen- “Wir haben uns der Musik abseits des Mainstream tenzen. Dann erinnert aufkommender Donnerhall, verschrieben”, versicherten vorab die beiden Ver- wie ihn Stefan Rusconi selbst am Klavier zelebriert, anstalter Markus Muffler und Dennis Wiesch. Das von Schlagzeuger Claudio Strüby motiviert, der das Publikum wollte ihnen in die Provinz nicht richtig Rock-Drumming perfekt beherrscht, an andere folgen, sodass die Säle im angenehmen Kultur- Welten. Bassist Fabian Gisler, dessen schmale Ge- und Bürgerhaus nur zur Hälfte besetzt waren. “Wir stalt hinter dem mächtig wirkenden Instrument sind in der Resonanz hinter den Erwartungen schier verschwindet, lässt sich von Gegensätzen zurückgeblieben”, war das Fazit. Mit rund 1200 nicht beirren. Sein walking bass, der durch feine verkauften Karten an drei Tagen lag die Auslastung Pizzicati immer wieder zerstückelt wird, hält gröss- Tad Robinson bei 50 Prozent, was keinen Gewinn ergibt. Für die ten Erschütterungen stand. Fliegen bei Rusconi zweite Ausgabe sollen Sponsoren und weitere rhythmisch wie melodisch die Fetzen, so verweben Unterstützer gewonnen werden. sich faszinierend die Instrumente. Der Überflieger Der Beginn von “Between the Beats” verlief vielver- Rhythmisch flogen beim Festival zwar die Fetzen, Lagen alle vier Blues Now!-Konzerte klar über dem sprechend. Mit Medeski, Martin and Wood war ein doch der künstlerische Ertrag war eher bescheiden. > G Durchschnitt, so brachte das fünfte den bisheri- Top-Act präsent (neben Manu Katché anderntags), Dan Berglund, einst Bassist des gefeierten Esbjörn gen Höhepunkt. Tad Robinson und seine “stellare” der sich in Europa lange rar machte. Das ameri- Svensson Trios, enttäuschte mit “Tonbruket” eben- Band boten einen überragenden Auftritt. Rob kanische Trio entfaltete einen Sog und Groove, so wie der hoch gehandelte Manu Katché. Die im Do Stuppka (dr) und Steve Gomes (b), gestärkt durch dem sich niemand entziehen konnte. Diese unan- kleinen Saal präsentierten Vokalgruppen frustrier- Hunderte gemeinsame Konzerte und Studioauf- gestrengte Verschmelzung von psychedelischem ten eher, als dass sie Überraschungen boten, von Ur nahmen, bilden eine Rhythmusgruppe, wie man Rock, Orgel-Jazz, ohrenbetäubendem Noise und den anderen Bands ganz zu schweigen. Gewohnt sie sich nur wünschen kann, Alex Schultz verkör- freier Improvisation macht MMW aus. Dabei Solides lieferten die beiden deutschen Vorzeige- Fea pert einen jener druckvollen Gitarristen, die wissen, mischen sich bekannte und unbekannte Themen, Jazzer Wolfgang Dauner und Dieter Ilg mit ihren > D dass “weniger” “mehr” ist, und Kevin Anker legt Eingängiges mit Komplexerem. Bassist Chris Wood Solo-Programmen. Insgesamt “an amazing festi- > 20 seinen Keyboardboden auf souveränste Art. Diese und Schlagzeuger Billy Martin haben mehr als die- val”, wie Dan Berglund meinte? Nicht, was den Truppe versteht es, ohne jegliche Gimmicks hinzu- nende Rollen. Solistisch versiert, halten sie dem Publikumszuspruch angeht. Gutes muss sich erst stehen und das Publikum vom ersten Ton an mitzu- Keyboarder John Medeski stets die Stange. durchsetzen, vor allem in der Provinz. rk reissen. Dazu kommt mit Leader Tad Robinson ein > N Frontman, der über einen unglaublichen Stimmum- fang verfügt, und diesen im Stile eines Al Green Intakt-Jubiläum im Moods Ja oder eines Otis Clay brillant einzusetzen versteht. Doch Robinson einzig auf seine ausserordentliche Stellvertretend für das überaus gelungene intelligente Musik zu veröffentlichen, wurden mit Fe Stimme zu reduzieren, wäre falsch. Er ist gleich- Jubiläumsfestival anlässlich von 25 Jahren höchster Kreativität seitens der MusikerInnen > D zeitig ein innovativer Stilist auf der diatonischen Intakt Records sei an dieser Stelle das ful- gedankt. pw wie auch der chromatischen Mundharmonika. minante, kreative Konzert der Pianistin > 2 Dass man einen grandiosen ersten Set noch top- Aki Takase erwähnt. Aki Takase pen kann, zeigte die Band im zweiten Teil u.a. mit Höchste Qualität und Virtuosität waren und sind Hühnerhaut-Versionen des Slow Blues “So Sad To das Markenzeichen der japanischen Tastenkünst- > Th Be Lonesome” und der Soul-Perle “My Love Is lerin. Das Set im Zürcher Jazzclub Moods erfüll-

WINDMÜLLER Real”. Erst nach einer zweiten Zugabe entliess das te diese “Vorgaben” in bester Art. Die Mixtur zwi- begeisterte Publikum Tad Robinson und seine Crew schen leisen und lauten Tönen, zwischen furiosem Vi mit einer Standing Ovation. Klavierspiel und beinahe gehauchten Ansätzen > D

PEEWEE Zum Jahresabschluss wird der mit zwei British fand beim Publikum höchste Anerkennung. > 20 Blues Awards (Bester Gitarrist, Bestes Album Festivals anlässlich von Jubiläen finden oft unter “Heads, Tails & Aces”) belohnte Saitenzauberer der Ägide der Selbstbeweihräucherung statt. Hier- FOTOS: Matt Schofield für Blues Now! im Sudhaus Basel von keine Spur, alle Bands und Akteure agierten ww

ALLE auftreten (30.11.) www.bluesnow.ch mp auf gewohnt hohem Niveau und bezeugten damit ihren Respekt dem Label um Patrik Landolt gegen- Ticke 14 über. Die Beständigkeit und der Wille, nur gute und Thea Koop JAZZ JNM_6_2010_11-15_REV 29.10.2010 9:00 Uhr Seite 15 REVIEWS

Jazzwerkstatt-Festival Zürich 8.–10.10.2010 Eröffnungsabend Avo Session Basel – Roy Ayers vs Jamiroquai Das erste Jazzwerkstatt-Festival ist Ge- Gemeinsamkeit, welche dieses Trio ausmachen, schichte. Im Restaurant Viadukt in den das gekonnte gemeinsame Gegeneinander, wel- trendigen Viaduktbögen fand dieser von ches wiederum eine logische Einheit ergibt. Im Ran Wehrli, Christoph Irniger und Claude Programmbeschrieb hiess es denn auch: “Was soll Meier organisierte Event statt. man über diese Band schon schreiben? ‘Der Zu hören gab es ebenso trendigen Jazz und An- Wahnsinn’, ‘Booaah’, ‘biste deppert’, alles nur verwandtes vom Besten. Leider hatten wir nur Hilfsausdrücke.” Genauso tönte ihre Musik, faszi- einen Abend Zeit, um Werkstattluft zu schnuppern, nierend und für jeden auslotbar, fordernd, aber nie und so müssen wir uns auf das Konzert des Trios überfordernd. Spass hats gemacht! Schaerer/Rom/Eberle beschränken. Fulminant der Der Zuschauerandrang hielt sich in Grenzen, scha- Start, schräg die Töne, aber brillant inszeniert. Mit de für alle, welche dieses Festival nicht besucht einfachsten Mittel spielte Schaerer mit seiner haben. Für einen Anfang aber war es dennoch ein Stimme, zwischen Rap und Scat, perfekt unter- gelungenes Experiment, und sicher wird es nicht stützt von Peter Rom an der Gitarre und Martin das letzte Festival dieser Art gewesen sein. Zu Jamiroquai Eberle, Trompete. Spielen ist der falsche Ausdruck, hoffen ist, dass es in den Medien in Zukunft ein es ist vielmehr ein gemeinsames Töne-Erzeugen, grösseres Echo bekommt, verdient haben die Roy Ayers zwischen organisiertem Lärm und Melodielinien. Organisatoren es auf jeden Fall, denn es braucht Immer passte alles zusammen, ob gehauchte Mut, ein solches, etwas extravagantes Festival in Dem geladenen Publikum war entweder Trompete, schrille Gitarrenriffs oder heiser gesun- dieser Form zu programmieren. pw Roy Ayers oder Jamiroquai ein Begriff, gene, baladeske Parts. Es sind die Gegensätze der entweder oder, kaum jemand kannte beide. Zu weit auseinander, zeitlich gesehen, lagen die zwei Artisten. Musikalisch jedoch lagen sie recht nahe beieinander und ergänzten sich in bester Art. Funky, groovy Ayers, jazz-popig und voller Power Jamiroquai. Beide boten hervorragende Sets, Ayers mit seinen in den 70er-Jahren komponierten Songs, welche auch heute noch Vorbild sind für manchen Jungen, Jamiroquai mit seinen neusten Songs auch optisch vom Besten. Kraftvolle Bewegungen, perfekt auf den Rhythmus abgestimmt, aber kei- nesfalls wie eine Revue einstudiert. Alles passte und das Publikum begann zu shaken, sogar ältere Semester hielt es nicht mehr auf den Stühlen. Und etwas passierte an diesem Abend. Das junge Publikum lernte Ayers kennen und das ältere kennt ab sofort Jamiroquai. Generationszusammenfüh- rung der lockeren Art. Und so bedankte sich denn Andreas Schaerer Peter Rom Martin Eberle Jamiroquai auch bei Roy Ayers für das Eröff- nungsset und outet sich als grosser Fan von ihm. pw AG Cueni DESIGN

> Groovin' Sax Donny Mc Caslin/ Uri Caine Quartet Feat. Antonio Sanchez > Dienstag I 16. November 2010 > 20:00 I Gare du Nord

> Nordic Jazz In Kooperation mit Jan Garbarek Group Feat. Trilok Gurtu > Dienstag I 30. November 2010 > 20:00 I Stadtcasino Basel I Musiksaal

> The Future of Jazz-Piano

Vijay Iyer Solo Piano Concert McCaslin > Dienstag I 14. Dezember 2010 > 20:15 I Gare du Nord I Bar du Nord Donny

www.jazzfestivalbasel.ch Tickets: www.ticketcorner.com 0900 800 800 (CHF 1.19/min) Theater Basel 00 41 61 295 11 33

Kooperation JNM_6_2010_16-17_PRE 29.10.2010 9:07 Uhr Seite 16 PREVIEWS

16. Lucerne Blues Festival oder Zydeco in seinen Sound einfliessen. Bei ihm 5.–14. November 2010 und seinen Buckshot Hunters wird Harmonica-Ass Billy Gibson aus Memphis gastieren. Zydeco ist Anastacia sowieso das Luzerner Rezept für einen würdigen Festivalabschluss. Dieses Jahr werden Nathan Williams und seine Zydeco Cha-Chas aus St. Martinville, , den Saal zum Kochen bringen. Die genauen Spiel- zeiten und -orte der Abendkonzerte, der Gratis- Eröffnungsgigs sowie der drei immer beliebter werdenden Blues-Brunches plus weitere nützliche Angaben zum 16. Lucerne Blues Festival finden wir unter www.bluesfestival.ch mp Dianne Reeves

25. AVO SESSION Basel 22. Oktober–14. November 2010

Dave Specter Man darf gratulieren! Ein Vierteljahrhun- ZVG dert alt ist die AVO SESSION, und sie hat /

es in dieser Zeit geschafft, sich zu einem PD der führenden internationalen Lifestyle- Musikfestivals zu mausern. Zum Jubiläum Jamie Cullum FOTOS: gibt es nebst gestandenen Leckerbissen viel Neues und Spezielles zu entdecken. weissen Stimmen im Business: Anastacia dürfen Bryan Lee wir dieses Jahr auf der AVO-Bühne geniessen. Von ihrer grössten Trumpfkarte, jedes der 28 Kon- “Roots: My Life, My Song” heisst das Programm Jedes Jahr, wenn die Tage langsam wie- zerte TV-mässig aufzuzeichnen, weicht die OK- aus Blues, Jazz und Spirituals der Sängerin der kürzer werden, steigt die Spannung, Crew um Matthias Müller und Beatrice Stirnimann Jessye Norman, die es geschafft hat, in der welche Künstler im November das Luzer- nicht ab. Und bewährterweise steht auch jeder Klassik und beim Pop-Publikum voll akzeptiert zu ner Blues Festival beehren werden. Die Abend wieder unter einem bestimmten Motto. sein. Katze ist aus dem Sack, und die sech- Die “Opening Night” am 22. Oktober wartet gleich Dieser “Back To The Roots”-Abend am 11.11. zehnte Auflage des beliebten Events ver- mit einem Exklusiv-Knüller auf: Jamiroquai werden wird vom Gitarristen Tom Principato und seiner spricht wieder heisse Nächte im Grand erstmals die brandaktuellen Songs ihres dem- Band Powerhouse eröffnet, die sich nicht scheuen, Casino am Seebecken. nächst erscheinenden Albums auf der AVO-Bühne ihren Blues für die verschiedensten Einflüsse offen Stilistische Abwechslung hat sich die Veranstal- vorstellen. Ihnen zur Seite stehen wird mit Roy zu halten. “Jazz Is In The Air” heisst es dann am ter-Crew um Guido Schmidt immer schon auf die Ayers “The World’s Funkiest Singer”. 13. November. Jamie Cullum – der ungestüme Fahne geschrieben und präsentiert 14 Formati- Und hochkarätig geht es gleich weiter: Tags da- Pianist, und Dianne Reeves – die bezaubernde onen aus allen Richtungen des Blues. Aus der Soul- rauf erwartet uns “The New Music Of” mit Robert Stimme, werden auch ein breiteres Publikum zu und Gospel-Ecke dürfen wir Mavis Staples be- Plant. Der Ex-Zeppelin-Sänger kehrt nach diversen begeistern wissen. Mit der “Ladies’ World” laden grüssen. Mit ihren letzten beiden Alben “We’ll musikalischen Abstechern – für sein letztes Pro- die Organisatoren zum Abschluss ihres vielseiti- Never Turn Back” und “Live” hat sich die ehemali- jekt mit Alison Krauss garnierte er sechs Grammys gen und eindrücklichen Jubiläums-Programms ge Sängerin der Staples Singers mit Bravour – zu seinen Anfängen zurück und bringt seine nochmals zu einem Abstecher in südliche Gefilde. zurückgemeldet. reformierte allererste Formation “Band Of Joy” Die portugiesische Fado-Sängerin Mariza und die Ein Soul-Feuerwerk dürfte auch Lou Pride zünden. aus den 1960er-Jahren mit nach Basel. Vor ihm brasilianische Jazzerin Eliane Elias wollen einen Für ihn wird der Auftritt in der Leuchtenstadt werden der britische Edelpunker Justin Adams würdigen Schlusspunkt unter die ersten 25 Jahre etwas Besonderes sein: 2004, schon nach Luzern und sein gambischer Partner Juldeh Camara ein- AVO SESSION setzen. angereist, erlitt der Sänger einen Herzinfarkt und heizen. Detaillierte Angaben zum Festival stehen musste notfallmässig operiert werden! Speziell Die “Night Of Songs” vom 25. Oktober führt uns unter www.avo.ch mp freuen können wir uns auf das Konzert von Bryan “100 Miles From Memphis”. So nennt sich die Lee mit seiner Blues Power Band. Auch er holt letzte CD von Sheryl Crow, deren Songs in ihre sein Konzert nach. Denn letztes Jahr schon auf Kindheit zurückführen. “Stark” auch ihr Vorpro- 4. Blues Night Winterthur 22. Januar 2011 dem Programm, musste der Gitarrist aus New gramm: Der Basler Singer/Songwriter/Gitarrist Orleans aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig Roli Frei fasst mit der CD “Strong” auf eindrückli- Im Winterthurer Salzhaus steigt am Sams- absagen. Delmark Recording Artist Dave Specter che Art wieder Fuss in der Szene. tag, 22. Januar 2011, zum vierten Mal die beweist seit vielen Jahren, dass er zu den versier- Der 26.10. steht ganz unter britischer Fahne. Winterthurer Blues Night. Walter Baum- testen Gitarristen aus Chicago gehört. Er bringt “From Then Till Now” vereint einen der einfluss- gartner und seine Crew bürgen wieder für ausser seinen Bluebirds die Sängerin Sharon reichsten Songwriter der Rockgeschichte mit sei- ein vielseitiges und grooviges Programm. Lewis und den Gitarristen Jimmy Johnson mit. nen musikalischen Söhnen: Ray Davies, einstiger Ronnie Baker Brooks, der Sohn von Lonnie Kopf der Kinks und Autor von Hits wie “You Really Mit Doug Duffey kommt ein profilierter Keyboar- Brooks, verkörpert die junge, rockige Generation Got Me” oder “Lola”, und Razorlight, dank ihrer der, Sänger und Songwriter mit seiner Band in die von Bluesmusikern aus Chicago und hat in letz- drei eindrücklichen Alben nicht mehr aus dem Schweiz, der dank seinem ureigenen Mix aus WINDMÜLLER ter Zeit durch seine Zusammenarbeit mit Tommy Britpop wegzudenken, geben sich die Ehre. Rhythm & Blues und Rock’n’Roll Aufnahme in die Castro aufhorchen lassen. Aus Kalifornien erwar- Für den “Chilling Beats”-Abend (27.10.) haben Louisiana Hall Of Fame sowie in die Louisiana ten wir die stimmgewaltige Tia Carroll, sie stammt die Verantwortlichen das wiedervereinigte Trio Blues Hall Of Fame gefunden hat. Das neueste sei- PEEWEE / aus der Bay Area, und aus Los Angeles den Har- Morcheeba engagiert, dem sie mit The Nudge ner sieben Alben erschien 2009 und trägt den

monicaspieler und Sänger Lynwood Slim, mit bür- Nudge die Gruppe von Sananda Maitreya, einst Titel “Work That Thang”. Im Mittelpunkt der deut- ZVG gerlichem Namen Richard Dennis Duran. unter dem Namen Terence Trent D’Arby bekannt, schen Band Get The Cat steht die faszinierende / Gespannt sein dürfen wir auf James Johnson alias zur Seite stellen. Stimme von Sängerin Astrid Barth. Mit “I Sing PD Super Chikan. Der von Muddy Waters und John “Urban Soul”: Mary J. Blige, die talentierte und You The Blues”, einem Album, das offen ist für jaz-

Lee Hooker beeinflusste Sänger und Gitarrist aus vielseitige, mit Awards überhäufte R’n’B-Inter- zige oder funkige Einflüsse, machte die Formation FOTOS: Clarksdale, Mississippi, gewann dieses Jahr mit pretin tritt zweimal auf: Am 29.10. mit dem japa- Anfang dieses Jahres auf sich aufmerksam. Die “Chikadelic!” einen Blues Music Award für das nisch-amerikanischen Wunderkind Justin Nozuka, dritte Gruppe schliesslich stammt aus der beste traditionelle Bluesalbum. Die Post geht je- am 30.10. mit dem Berner Singer/Songwriter Schweiz. Fridolin’s Heritage spannt den Bogen weils ab, wenn die Nighthawks auf der Bühne ste- Jones im Vorprogramm. Pianist und Sänger Joe vom Chicago Blues via Gospel und Zydeco bis zu hen. Die Blues & Roots Band um Sänger und Jackson, seit Jahrzehnten Pendler zwischen musi- New Orleans Sounds. Ihr aktuellstes Werk nennt Bluesharper Mark Wenner tourt mit ihrer neuen kalischen Welten, ist der Star der “Voices”-Nacht sich “Good Morning Blues”. CD “Last Train To Bluesville” und bringt für ihr vom 31.10. Eine immense stilistische Bandbreite Näheres zu der 4. Winterthurer Blues Night findet Luzerner Konzert als Gast Hubert Sumlin, den beweist auch die Sängerin Joy Denalane mit sich auf Walter Baumgartners Website unter ehemaligen Adjutanten von Howlin’ Wolf, mit. ihrem afrikanisch-amerikanischen Sound, der mit www.walterbaumgartner.ch mp Die Folk- und Countryblues-Nische des Festivals deutschen Texten gewürzt daherkommt. deckt der New Yorker Gitarrist Guy Davis ab, die Ein deutscher Abend steigt dann endgültig à la Walter Baumgartner Schweizer Bluesszene wird durch den Winterthu- “Berlin in Basel” am 7.11. mit Element of Crime rer Walter Baumgartner und seine Band Walt’s und dem Duo 2Raumwohnung. Zwei Tage später Blues Box vertreten, und knallharten R&B aus lockt der Süden. Italianità gibt es bei “Mare e Luxemburg gibt es von den Winklepickers. Einen Sale” mit den Cantautori Gino Paoli und Luca speziellen Namen in der Blueswelt hat sich der Carboni. “Absolutely Positive” wird der als Front- Norweger JT Lauritsen geschaffen. Durch sein man der Band Plüsch bekannte Ritschi am 10.11. Hauptinstrument, das Akkordeon, lässt er Texmex die Szene bereiten für eine der faszinierendsten 16 JAZZ JNM_6_2010_16-17_PRE 29.10.2010 9:07 Uhr Seite 17

Unerhört! 2010 Migros-Kulturprozent-Jazz 24.–29. November 2010 und AllBlues präsentieren aktuelle Schweizer Jazzbands “Wir haben vor neun Jahren das Un- und internationale Jazzgrössen erhört! gegründet, um mit einem neuen, aktuellen Festival einem offenen Zürcher In der Saison 2010/11 geht Migros-Kul- Publikum anspruchsvollen, kreativen Jazz turprozent-Jazz neue Wege und veranstal- zu bieten. Ein Fest guter Musik!” so das tet seine Konzertreihe zusammen mit der Programm-Team. AllBlues Konzert AG. Den Auftakt macht das New Anouar Brahem Quartet mit Ein Team von MusikerInnen aus dem Umfeld der Moncef Genoud solo am 12. November in Musikerorganisation OHR gibt bei der Program- Genf. Es folgen sechs Doppelkonzerte in mierung den Ton an. Das Unerhört! präsentiert allen Landesteilen. mehrheitlich Zürcher und Schweizer MusikerIn- nen, viele im Kontext ihrer internationalen Pro- Der Schritt vom “Gig” in Clubs zum Auftritt auf jekte. Dieses Jahr spielt die Lausanner/New der grossen Bühne ist auch für bereits bekannte Yorker Pianistin Sylvie Courvoisier mit ihrem Schweizer Formationen oft entscheidend für einen New Yorker Quartett. Die Zürcher Pianistin Claudia nachhaltigen Erfolg. Es gilt deshalb, den Musikern

ZVG Ulla Binder ist mit dem Londoner Saxofonis- und Bands zu ermöglichen, vor einem breiten / ten John Butcher zu hören. Der Genfer Michael Publikum aufzutreten und auf diese Weise sowohl

PD Wintsch stellt sein Trio WHO mit Bänz Oester und ihre nationale wie internationale Ausstrahlung zu dem New Yorker/Luzerner Schlagzeuger Gerry erweitern. Migros-Kulturprozent hat erkannt, wie Hemingway vor. Mit Spannung erwarten wir die wichtig eine zielgerichtete Förderung in dieser FOTOS: Uraufführung von “Narziss & Echo” des Jürg Phase ist, und war bereits in den vergangenen Wickihalder Orchestra zusammen mit dem Jahren mit der Konzertreihe INTRO in diesem Um- Schriftsteller und Sänger Tim Krohn. feld aktiv. In der in Kooperation mit der AllBlues Das Unerhört! baut eine Brücke zu den Musik- Konzert AG veranstalteten Konzertreihe Migros- hochschulen Luzern und Zürich. Die Studierenden Kulturprozent-Jazz präsentiert es aktuelle Schwei- beider Musikhochschulen proben im Vorfeld zer Jazzbands im Doppelkonzert mit internati- des Festivals mit internationalen Festivalkünstlern onalen Jazzgrössen. “Mit AllBlues haben wir DEN und treten mit dem erarbeiteten Programm am Schweizer Jazzveranstalter mit ins Boot geholt, Festival auf. Dieses Jahr sind Kompositionen des der uns dank seiner langjährigen Erfahrung und italienischen Musikers Gianluigi Trovesi, des Professionalität renommierte Jazzstars und ent- britischen Saxofonisten John Butcher und des sprechende Veranstaltungsorte in allen Landes- Schweizer Trompeters Matthias Spillmann zu teilen garantiert”, sagt Mirko Vaiz, Projektleiter hören. Musik, Direktion Kultur und Soziales, Migros- Das Unerhört! vernetzt mehrere Veranstaltungs- Genossenschafts-Bund. Tickets für alle diese orte. Neben dem passionierten Konzertpubli- Konzerte gibt es ab sofort bei Ticketcorner. Das kum der Roten Fabrik und des Jazzclubs Moods Programm wird im Frühjahr 2011 fortgesetzt. kommen mehrere Hundert SchülerInnen – oft erstmals – in Kontakt mit zeitgenössischem Jazz. Die ersten vier Konzertabende stehen fest Auch der Saal im Altersheim Bürgerasyl-Pfrund- Im November tritt der Genfer Pianist Moncef Ge- haus war die letzten Jahre bis auf den letzten noud zusammen mit dem neuen Quartett von Platz voll: Hier wird das Hörerlebnis bereichert Anouar Brahem auf. Ein weiteres Konzert mit durch Begegnungen von Jazzfans mit den Be- Anouar Brahem bestreitet Thierry Lang zusammen wohnerInnen des Hauses. Wir freuen uns, eine der mit Matthieu Michel im KKL Luzern. Die Gruppe wichtigsten Persönlichkeiten des Schweizer Jazz, des Zürcher Violonisten Tobias Preisig spielt mit den Basler Pianisten und Komponisten George dem wohl weltbesten Vibrafonisten Gary Burton Gruntz, zusammen mit der Sängerin Erika Stucky im Kaufleuten Zürich. Und im Februar steht in im Bürgerasyl-Pfrundhaus präsentieren zu kön- Basel die mit Spannung erwartete Piano-Nacht an, nen. Wiederum ist das Unerhört! Gast im Museum mit dem Zürcher Trio Rusconi sowie dem schwe- Rietberg: mit der vielversprechenden musikali- dischen Tord Gustavsen Quintet. Weitere drei schen Begegnung zweier Wahlschweizer, dem Konzerte folgen im Frühjahr 2011. Libanesen Mahmoud Turkmani und dem Briten Barry Guy. Programmübersicht der ersten vier Das Unerhört! will mit spannenden Projekten und Konzerte Neuvorstellungen, die alle Festivalkonzepte spren- Freitag 12.11.10, 20:30, Victoria Hall Genf gen, das Publikum überraschen. Dazu zählen wir The New Anouar Brahem Quartet dieses Jahr die beiden Solokonzerte des Zürcher Anouar Brahem, oud - Klaus Gesing, bass clarinet Sängers Daniel Mouthon und des amerikanischen - Björn Meyer, bass - Khaled Yassine, percussion Gitarristen Eugene Chadbourne, das neue Duo der Moncef Genoud solo WINDMÜLLER Westcoast-Geigerin und Sängerin Carla Kihlstedt Moncef Genoud, piano mit dem Schlagzeuger Matthias Bossi sowie den (In Zusammenarbeit mit Prestige Artists Genève) lang erwarteten Zürcher Auftritt der Berliner Donnerstag 18.11.10, 19:30 Uhr, KKL Luzern PEEWEE Kultband Der Rote Bereich. Anouar Brahem New Quartet / Kulturzentrum Rote Fabrik Zürich, Anouar Brahem, oud - Klaus Gesing, bass clarinet

ZVG Jazzclub Moods, Musikklub Mehrspur, - Björn Meyer, bass - Khaled Yassine, percussion / Altersheim Bürgerasyl-Pfrundhaus, Thierry Lang und Matthieu Michel PD Museum Rietberg Thierry Lang, piano - Matthieu Michel, Das komplette Programm ist unter flugelhorn/trumpet

FOTOS: www.unerhoert.ch abrufbar. pd/pw Samstag 27.11.10, 19:30, Kaufleuten Zürich The New Gary Burton Quartet Gary Burton, vibes - Julian Lage, guitar - Scott Colley, bass - Antonio Sanchez, drums Tobias Preisig “Flowing Mood” Tobias Preisig, violin - Stefan Aeby, piano - André Pousaz, bass - Michi Stulz - drums Mittwoch 16.2.11, 19:30, Stadtcasino Basel Tord Gustavsen Quintet Tord Gustavsen, piano - Kristin Asbjørnsen, vocals - Tore Brunborg, sax - Mats Eilertsen, bass - Jarle Vespestad, drums Rusconi Stefan Rusconi, piano - Fabian Gisler, bass - Claudio Strüby, drums (In Zusammenarbeit mit Off Beat Series Basel)

Weitere Informationen: George Gruntz www.allblues.ch/konzertreihen.php?id=32 Sylvie Courvoisier und www.migros-kulturprozent.ch/jazz und Mark Feldman pw CELEBRATING

22. Okt. bis 14. Nov. 2010

22.10. JAMIROQUAI � ROY AYERS 23.10. ROBERT PLANT AND THE BAND OF JOY � JUSTIN ADAMS & JULDEH CAMARA 25.10. SHERYL CROW � ROLI FREI & THE SOULFUL DESERT 26.10. RAY DAVIES � RAZORLIGHT 27.10. MORCHEEBA � SANANDA MAITREYA & THE NUDGE NUDGE 29.10. MARY J. BLIGE � JUSTIN NOZUKA 30.10. MARY J. BLIGE � JONES 31.10. JOE JACKSON � JOY DENALANE 7.11. ELEMENT OF CRIME � 2RAUMWOHNUNG 9.11. GINO PAOLI � LUCA CARBONI 10.11. ANASTACIA � RITSCHI 11.11. JESSYE NORMAN � TOM PRINCIPATO & POWERHOUSE 13.11. JAMIE CULLUM � DIANNE REEVES 14.11. MARIZA � ELIANE ELIAS

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San Remo, Tenco 2010 – SUISSE DIAGONALES JAZZ – für Furore sorgte. Nach Strassburg bringt der 11.–13. November 2010 Das Festival des jungen und Kubaner seine vergangenes Jahr gegründeten Jazz, Kontinuität und neue Impulse aktuellen Schweizer Jazz vom Afro Cuban Messengers mit. rk 13. Januar–13. Februar 2011 www.jazzdor.com Auch dieses Jahr findet sie statt, die 36. Ausgabe der Rassegna des Club Tenco Suisse Diagonales Jazz 2011 – das sind von San Remo, vom 11. bis 13. Novem- 20 Veranstaltungsorte, die an insgesamt ber 2010 im Teatro Ariston. Selbstver- rund 100 Konzerten vom 13. Januar bis ständlich ist das nicht, denn erst Mitte 13. Februar 2011 zehn aufstrebende pro- August fand sich die Stadtverwaltung fessionelle Schweizer Jazzformationen bereit, dieser Veranstaltung doch noch präsentieren. unter die Arme zu greifen, nachdem Der Verein Suisse Diagonales Jazz (SDJ) will mit zunächst die Mittel von gut einer halben diesem Festival dem Publikum die Vielfalt des Million Franken auf ein Drittel gekürzt Schaffens der jungen Schweizer Jazzszene zei- worden waren. gen. Aus allen Landesteilen werden hervorragende Die wichtigste Targa, also den von der 160-köpfi- Bands ausgewählt und an mehreren Veranstal- gen Journalistenjury zugesprochenen Preis für tungsorten in den jeweils andern Sprachregionen das beste Album, erhält endlich eine Frau, die Sizi- präsentiert. lianerin Carmen Consoli, für ihr Album “Elettra” Die Ziele der OrganisatorInnen sind vor allem KURLAND

(Universal). Der Verfasser dieser Zeilen schrieb in die Stärkung der Schweizer Jazzszene, der Aus- TED Jazz’n’More 02/2010: “‘Elettra’ ist das Album tausch über die Sprachregionen sowie, den jungen /

einer gereiften Frau, die etwas zu sagen hat. Die und aktuellen Bands zu mehr Medienpräsenz zu ZVG Frage ist nur: Wann wird es der Rest der Welt verhelfen, aber auch das Netzwerk unter und mit / begreifen?” Immerhin, die aus 160 Journalisten den Veranstaltern zu pflegen und zu festigen. “The Saxophone Colossus” Sonny PD bestehende Jury des Tenco hat es nun begriffen. Das Festival wird mit dem sogenannten SDJ-Men- Rollins im KKL Luzern, 12.11.2010 Die weiteren Targhe erhalten der Kalabrese Peppe toring Project mit dem amerikanischen Drumder- FOTO: Voltarelli, früher Frontman der Band mit dem wisch Joey Baron eröffnet. Im Verlaufe des Festi- Ein einziges Konzert in der Schweiz: Am unmöglichen Namen Parto Delle Nuvole Pesanti, vals spielen u.a. das Urs Bollhalder Trio, die Band 12. November wird der Jazzgigant Sonny mit “Ultima Notte a Malà Strada” (OTR Live) für um den Schlagzeuger Lukas Mantel “Quetzal”, Rollins im Luzerner KKL zu Gast sein. das beste Dialektalbum, knapp vor der Sardin Ele- “Weird Beard” des Schaffhauser Saxofonisten Seine Konzertauftritte sind selten geworden und na Ledda, die sich mit ihrem grossartigen “Cantendi Florian Egli, “Klangquadrat” mit ihren lyrischen, neue Aufnahmen veröffentlicht er nur noch alle A Deus” nur um wenige Stimmen geschlagen träumerischen Kompositionen, das Asmin Sextet, paar Schaltjahre. Wer nun allerdings meint, Sonny geben musste. das trio “Schnellertrollermeier”, das Trio des Pi- Rollins, der seine erste Platte 1949 im Alter von In der Sparte “Interpretation” holte sich das erfah- anisten Stefan Aeby, das eigenwillige Duo Loopop, 19 Jahren an der Seite des legendären Bebop- rene Trio Avion Travel mit seiner bezaubernden In- welches mit Elementen wie Loop, Electronics, Folk Pianisten Bud Powell aufnahm, habe beschlossen, terpretation der Musik von Nino Rota (“Nino Rota und Rock experimentiert und Klanglandschaften sich gemütlich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, – L’amico magico”) den Zuschlag. Nino Rota hat erschafft und der Band Frank Salis H30, welche liegt falsch. Vor ein paar Jahren sagte Rollins in nicht nur für die Filme von Federico Fellini, son- sich von John Scofield und Jimmy Smith inspi- einem Interview: “Ich übe immer noch jeden Tag dern auch für die verschiedenen “Paten” und Fil- rieren liess. und experimentiere mit meiner Musik. Wir leben me von anderen Regisseurinnen wie Lina Werth- Das komplette Programm mit den jetzt im 21. Jahrhundert und dieses klingt anders müller die Musik geschrieben. Avion Travel gelingt Spielorten ist unter www.diagonales.ch als das 20. Jahrhundert. Die Musik gibt mir Ener- es, in ihrer Widmung an den “magischen Freund” abrufbar. pw gie und ich werde ständig von ihr überrascht.” mit inspirierten Texten eine Musik zu machen, zu Tatsächlich weiss man bei Rollins nie, was er als der man nur die Augen schliessen muss, und die Jazzdor 2010 Nächstes aus dem Hut zaubern wird: Es ist die- gute alte Zeit des italienischen Kinos der 6.–19. November in Strassburg ses Überraschungspotenzial, gepaart mit einem Nachkriegszeit taucht wieder aus der Erinnerung umwerfend voluminösen Tenor-Sound, das jeden auf. Jazzdor feiert sein 25-jähriges Bestehen Auftritt des “Saxophone Colossus” zu einem un- Zwiespältige Gefühle hinterlässt die “Targa” für mit 30 Konzerten an 15 verschiedenen vergesslichen Erlebnis werden lässt. Einer der das beste Newcomeralbum. In einem Feld, das wie Orten. Das Strassburger Festival zählt letzten grossen Jazztitanen – im Rahmen seiner selten hochinteressante junge Cantautrici und längst zu den Topadressen Frankreichs. “80th Birthday Tour” wird Sonny Rollins exklusiv Cantautori kennt, gewann der stark gepushte Es versteht sich als “Modell für die aktu- im KKL Luzern zu Gast sein! Piero Sidoti mit “Gente in attesa”. Der Manager elle Jazzszene”, weil es geschickt Altes Sonny Rollins, Freitag, 12.11.2010 des Musikers hat schriftlich hinterlegt, dass eine mit Neuem kombiniert. 19:30 Uhr, Kultur- und Kongresszentrum vor gut zehn Jahren erschienene CD nie im Han- Der Avantgarde wird ein Platz eingeräumt, ohne KKL Luzern, Sonny Rollins, ts – Russell Malone, g del war. Andere Stimmen wollen jedoch heraus- die Tradition zu vernachlässigen. Jazzdor, heisst – Bob Cranshaw, b – Kobie Watkins, dr – Sammy gefunden, haben dass diese noch bis Ende Juli es im Programmheft, “bevorzugt Musiker mit offe- Figueroa, perc pd/pw online erhältlich gewesen sein soll. nem Horizont, die von vielfachen kulturellen Ein- Zu den weiteren Musikern und Musikerinnen, die flüssen geprägt und für Cross-over-Erfahrungen an dieser Rassegna auftreten werden, kennen wir zwischen musikalischen und künstlerischen Gat- Donny Mc Caslin mit Uri Caine, immerhin die Namen der italienischen Vertretung. tungen offen sind”. Präsentiert werden über zwei Antonio Sanchez und Scott Coley Neben den oben erwähnten Siegern in den vier Wochen hinweg Musiker der französischen, euro- 16. November, Basel Kategorien stechen einige interessante Namen päischen und amerikanischen Szene um die Achse hervor, allen voran drei grosse Namen wie Vinicio der “Jazzpassage” herum, die zum 8. Mal beider- Bereits im Kindesalter wurde Mc Caslin Capossela, Morgan und Renzo Arbore, Samuele seits des Rheins über die Bühne geht. Sie bringt von seinem Vater, einem leidenschaft- Bersani, der unter die besten fünf in der Sparte Publikum aus Strassburg und Offenburg zusam- lichen Vibrafonisten in die Jazzwelt ein- des besten Albums des Jahres kam, sowie Amour men, fördert Begegnungen über die Grenze. Vier geführt, und im Alter von gerade mal Fou, die unter den besten fünf in der Sparte des gemeinsame Konzerte, deren Programm nach zwölf Jahren spielte er bereits in der Band besten Newcomers waren. Freuen darf man sich anfänglicher deutsch-französischer Ausrichtung seines Vater mit. auch über eine der innovativsten Stimmen, inzwischen Musiker aller Horizonte umfasst. Drei Er studierte am Kuumba Jazz Center und dank Brunori SAS, der letztes Jahr den Premio Ciampi Duos (Takase/Sclavis, Sauer/Wollny, Konitz/Tep- eines Stipendiums im Jahre 1984 am renommier- erhielt, dann gibt es ein Wiedersehen mit Nada fer) stehen neben dem Solisten Joachim Kühn ten Berklee College in Boston. Hier wurde er und Mirco Menna, aber auch mit dem unwider- und dem Christophe Marguet Quintett. Auch Till Mitglied der Band von Gary Burton und tourte stehlichen Roberto Freak Antoni, einem Urgestein, Brönner, smarter Superstar der deutschen Szene, während vier Jahren durch Nord- und Südame- das mit seinem “demenzialen” Rock in Italien Ge- hat sich angesagt. rika, Europa und Japan. 1991 zog Mc Caslin nach schichte schrieb. Er wird nicht nur als Pausen- Selbstredend gibt auch Nachbar Schweiz, wie je- New York und wurde Mitglied der band “Steps clown auftreten, sondern auch in einem Set mit des Jahr, seine Visitenkarte ab. Blaser/Favre, Ahead”, welcher er während drei Jahren angehör- den legendären Skiantos. Courvoisier/Feldman, Brink Man Ship mit Nils Pet- te. Daneben arbeitete er mit dem Gil Evans Or- Leider sind bis zur Drucklegung von Jazz’n’More ter Molvaer als Gast und Homburger/Guy/Niggli chestra, war Mitglied der Concert Jazz Band von die Preise, die vom Club Tenco selber vergeben sind die eidgenössischen Vertreter. Letzterer ist George Gruntz, des Quintets von Danilo Perez und werden, sowie das definitive Line-up der Ver- nochmals mit Luciano Biondini und Michel Go- dem Maria Schneider Jazz Orchestra. 1997 grün- anstaltung noch nicht bekannt gegeben worden. dard zu hören. Weitere europäische Spitzenmusi- dete er zusammen mit Dave Binney, Scott Colley Informationen dazu sind auf der Webseite des ker sind mit Enrico Rava, Boi Akih und Sidsel und Kenny Wollesen die experimentelle Gruppe Clubs abzurufen. Endresen zu vernehmen. Die beiden Letzteren, man Lan Xan. Nun kommt er mit einer Art All-Star-For- San Remo, Teatro Ariston, höre und staune, sind erstmals Gast in Frankreich. mation exklusiv für ein Konzert am 16. November 11.–13. November 2010: Aus den USA kommen das grandiose Trio von nach Basel. So wird Urs Blindenbacher denn Jazz Programm unter www.clubtenco.it ra John Scofield, das Marc Ribot Quartett und Donny vom Feinsten ankünden und voller Stolz verkünden: McCaslin, der “einer der wichtigsten Saxofonisten “Please welcome on stage: Uri Caine, Piano, on der Gegenwart” genannt wird. Den Abschluss des bass: Scott Coley, Antonio Sanchez on drums and diesjährigen Jazzdor-Festivals macht Chucho the master himself, Mister Donny Mc Caslin on Valdez, der in den Siebzigerjahren mit “Irakere” saxophone.” pw 19 JAZZ präsentiert:

Programm und weitere Informationen: www.diagonales.ch JOey BAron MENTORING PROJECT Asmin Sextet Frank Salis H30 Klangquadrat LOOPOP Phat Jazz Trio Quetzal Schnellertollermeier Stefan Aeby Trio Urs Bollhalder Trio Weird Beard

AMR Sud des Alpes Genève BeJazz Bern-liebefeld Café du Soleil Saignelégier Centre de Culture et Loisir St. Imier Espace Noir St. Imier Jazzclub Aarau Jazz Club Chur Jazzclub Uster RADIO SVIZZERA ITALIANA LUGANO Jazzkantine Luzern Jazzlake Wädenswil musig-im-ochsen MURI osteria unione riva san vitale Kulturscheune Liestal KFM - The Kommithée fuehr Müsick Ennenda Live in Vevey Kultur im Bahnhof ST. Gallen La Spirale Fribourg Kammgarn Schaffhausen Meck à Frick Theater Uri Altdorf Moods im Schiffbau Zürich murs du son La Chaux-de-Fonds Théâtre du Pommier Neuchâtel the bird’s eye jazz club Basel JNM_6_2010_20-21_ZKB 29.10.2010 9:15 Uhr Seite 21

ZKB-JAZZPREIS 2010/11: ROUND TWO!

Die zweite Runde der Vorselektion zum ZKB-JazzPreis steht an und erneut werden drei hochkarätige Newcomer-Bands auf der Bühne des Moods ihr Können unter Beweis stellen. Nachdem die erste Staffel bereits über die Bühne gegangen ist, steht einmal mehr fest, dass sich ob der hohen Qualität die Jury sicher auch diese Saison wieder schwertun wird mit der Selektion für das Finale. Von Peewee Windmüller

Mi 17.11.2010, 20:30h: Quetzal Lukas Mantel dr, Veronika Stalder voc, Nina Gutknecht voc, Urs Müller g, Simon Iten b

“5:45h” ist die Erstveröffentlichung des Schlagzeugers Lukas Mantel auf Meta Records. Der Name Quetzal ist dem Vogel entliehen, der in Mittelamerika als heilig galt. Das Quintett entwickelt ethnische Musik, ohne einen folkloristischen Hintergrund zu haben. Es betreibt Geisterbeschwörungen für Städter, mit einfachen, von komplexen Rhythmen getragenen Melodien. Es verflechten sich die Stimmen von Stalder und Gutknecht mit Schlagzeug und akustischen oder elektrischen QUETZAL Saiten. Die Musiker von Quetzal vermischen die ursprünglichen Klänge der Nebelwaldgebiete Mittelamerikas mit denen der urbanen Dschungel der Moderne.

Mi 1.12.2010, 20:30h: Orioxy Yael Miller voc, Julie Campiche harp, Manu Hagmann b, ORIOXY Nelson Schaer dr

Orioxy zieht den Zuhörer in den Bann, wie in einem Märchen führt ihr Album-Erstling “Tales” und nimmt mit auf eine wun- derliche Reise. Der Weg ist voller Überraschungen, von Pop bis Jazz und Soul, und das Publikum wird gefordert und auf Trab gehalten. Von der Spieldose bis zum äthiopischen Dub und vorbei an keltischen Konsonanzen stürzt sich die Band in ein Abenteuer, bei dem sich sanfte Töne mit Tollheit mischen. Orioxy zieht in den Bann und weckt die imaginäre Welt der Träume, welche von jeher in uns schlummern. Traumhaft auch die Besetzung mit einer Sängerin, einer Harfistin sowie einer Gitarre und Bass. Saiten und Stimmen, aussergewöhnlich.

Di 21.12.2010, 20:30h: (na)PALMT(h)REE (NA)PALMT(H)REE Andreas Tschopp tb, Lionel Gafner b, Fred Bürki dr

Dieses aussergewöhnliche Trio liess am diesjährigen Jazzfesti- val Willisau aufhorchen. Das Medienecho war einstimmig, von “Überraschungsband des Festivals” bis “Powerjazzrock der Mo- derne”. Das Trio um den Leader und Drummer Fred Bürki hat sich keine Grenzen gesetzt, wie auch der Name der Band beweist, Klänge und Geräusche von Palmen und Napalm, dunk- le Kapitel am Traumstrand, Apocalypse Now lässt grüssen. ´

Moods Jazzclub Konzertbeginn jeweils um 20.30 Uhr

17.11.2010 Quetzal

PD/ZVG 01.12.2010 Orioxy 21.12.2010 (na)PALMT(h)REE 21 FOTOS: JAZZ JNM_6_2010_22-25_Favre 29.10.2010 9:20 Uhr Seite 22

PIERRE FAVRE

«ICH MACHE EINFACH SEHR GERNE, WAS ICH NICHT KANN.» Kein anderer Musiker hat vermutlich so lange so intensiv PF: Ich bin Schlagzeuger, das Schlagzeug ist mit Pierre Favre zusammengespielt, zusammengearbeitet, meine grosse Liebe. Es geht weniger ums

zusammen gedacht und geredet wie der Schlagzeuger Können als ums Werden. Manche gehen in die PFEFFER Lucas Niggli, als langjähriger Schüler, als Musiker in meh- Kirche, ich übe täglich. Es ist ein Ritual. reren Gruppen von Favre, als Partner, als Freund. Darum Ich übe vor allem zwei Dinge: Ich übe das tägliche Üben am Schlagzeug, ich versuche,

haben wir Lucas Niggli gebeten, Pierre Favre zu intervie- FRANCESCA mich auf dem Instrument immer besser, wen. Und tatsächlich ist daraus ein ganz aussergewöhnli-

immer genauer und differenzierter auszu- FOTO: ches Interview geworden. Das ist Pierre Favre, wie wir ihn drücken. Daneben übe ich das sogenannte schätzen und lieben: ein offener, scharfsinniger, sensibler Komponieren. Ich bezeichne mich nicht als Geist, ein Meister, wie Niggli ihn nennt, ein neugieriger Komponisten, aber ich schreibe Musik. Diese Musiker, ein grosser Pädagoge – und ein verschmitzter beiden Dinge befruchten sich gegenseitig. Ich Geschichtenerzähler. Von Lucas Niggli bin nicht so sehr der Interpret. Ich bin ein Lucas Niggli: Viele ältere Musikerinnen und ten Musiker, ich bin immer noch am Studieren Improvisator. Das Komponieren macht aus mir Musiker spielen die Musik, die sie in jungen und Lernen. Ein Projekt, das heute als CD her- aber einen besseren Improvisator. Was klingt Jahren entdeckt und entwickelt haben; sie auskommt, ist für mich immer nur eine Stufe so, wie Du es gerne hast? Diese Frage ist der lehnen zurück und geniessen den Ruhm, auf einer unendlichen Treppe; ich bin inzwi- höchste Anspruch, den man an sich stellen den sie mit ihrer Musik erlangt haben. Du schen schon auf der nächsten Stufe. Eine CD- kann. Und was verwirfst Du? Das Auswäh- aber machst immer wieder Neues, initiierst Produktion ist wie eine Klarstellung, wo ich len geschieht dann beim Improvisieren sehr neue Projekte und neue Bands – vor allem stehe und in welche Richtung ich gehe. Sie schnell. auch mit jungen MusikerInnen. Was treibt erlaubt mir, auf das Neue zu schauen. So LN: Wie sieht denn dein tägliches Übungs- Dich immer noch an, Dich weiterzuentwi- schaue ich auch auf das Leben – ich schaue pensum konkret aus? ckeln, weiter zu forschen und zu experimen- immer nach vorne ... PF: Am Morgen spiele ich als Erstes Schlag- tieren? LN: Lernen ist Üben. Wie übst Du? Und vor zeug. Ich übe leise. Und ganz geschmeidig, Pierre Favre: Was mich antreibt, ist die allem: Was übt ein Musiker, der handwerk- ich vermeide jede Art von Steifheit oder auch Musik. Ich betrachte mich nicht als komplet- lich schon alles kann? von Hysterie. Man steigert sich beim Spielen 22 JAZZ JNM_6_2010_22-25_Favre 29.10.2010 9:20 Uhr Seite 23 INTERVIEW

gerne in Sachen, dabei entgleitet einem zu- nehme Kommentare. Ich habe dann gedacht: ren hab ich das gebraucht, es war alles zu weilen die Kontrolle: Du gibst auf und die “Ja, lass sie üben”. Oder ich habe diesen gros- brav. Heute empfinde ich aber die ständigen Hände begeben sich auf die Flucht – weil sen Musikern gesagt: “Du spielst einfach, was Dissonanzen als brav. Man spielt andauernd das Ohr die Kontrolle aufgegeben hat. da steht.” Die CD wurde schliesslich ein gros- Dissonanzen, aber man fühlt sie nicht. Es ist Es ist wie beim Skifahren, wenn Du die Kon- ser Erfolg. Das gab mir ein grosses Stück für mich heute “dissonanter”, tonal zu spielen trolle über die Geschwindigkeit verlierst, dann Selbstvertrauen als Komponist und Bandlea- – viele Leute sind komischerweise dadurch beginnst du zu schreien. Ich aber möchte der. Ich mag eigentlich keine Potpourris, wo schockiert – da habe ich schon meine Freude jeden Moment anhalten können. Beim Spie- jeder seine Stücke in die Band bringt. Ich will daran. Aber auch das ist eine Mutsache, so zu len ist es wie beim Sprechen, es gibt Leute, in meiner Band meine Musik spielen. schreiben, wie ich höre, und nicht so wie ich die werden hysterisch und laut, damit man LN: Aber das gehörte doch zu den Grund- denke, dass meine Kollegen und die Kritiker ihnen glaubt, das ist aber nicht wirklich krea- prinzipien des Freejazz. es gern hören wollen. Ich werde manchmal tiv. Ich versuche kreativ zu bleiben. Ich nehme PF: Ja, es war ein langer Weg, vom Freejazz als Verräter an der Sache des Freejazz hinge- beim Üben auch Bezug auf die tierische der 60er-Jahre wegzukommen, der Versuch, stellt, aber das muss man aushalten, diese Bewegung. Tiere sind so leicht dabei, etwas zu Klarheit zu gewinnen. Nicht nur zu behaup- vorwurfsvollen Blicke. tun, aber selten kraftlos. ten, der Instinkt sei alles. Ich habe da früher LN: Von Schlagzeugern wird heute oft ver- Vor Kurzem habe ich zufällig mit einer kleinen langt, dass sie alle möglichen Stile beherr- Wischbewegung ein Glas vom Tisch gestos- «Wenn man kontrolliert schen. So wird an den Jazzschulen vor sen. Es ist in tausend Splitter zersprungen – leise spielen kann, kann man allem das Alles-Können trainiert, aber auf dem ganzen Boden. Da dachte ich: Das auch sicher laut spielen.» weniger, wie man zu einer eigenen Identität ist es, diese Bewegung ist es, die ich suche, findet. Wie kommen junge Musiker zu einer ganz klein, ganz natürlich, aber sehr effektiv! schon manchmal eine Maske getragen. Aber eigenen Identität? Zur eigenen Sprache? Ich mache auch keinen Ton, den ich nicht bei den ersten Versuchen mit meinen eigenen Was ist die zentrale Haltung? singe. Das Singen beim Spielen gibt eine Bands wollte ich diese Maske fallen lassen. PF: Ich beobachte, dass bei jungen Musikern Dynamik. Das Timing kommt aus Deinem Ein Alle-sind-gleich gibt es nicht in der Musik. oft das Beweisen wichtiger als die Liebe zur Inneren, die Phrasen werden ausgespielt, die Einer muss verantwortlich sein. Wie beim The- Musik, zum Instrument, vor allem zur eigenen Technik verschwindet. Wenn man von der ater, es braucht einen Regisseur. Es gibt eine Musik ist. Man will unbedingt gross sein. Ich Technik her denkt, bremst man den Fluss Art Demokratie, die in der Musik sehr lähmend habe auch beweisen müssen. Man hat mich des Rhythmus und auch der Fantasie. Und: wirken kann. Die Auswahl der Musiker in eine oft gefragt, warum die Schweiz so viele gute, Wenn man kontrolliert leise spielen kann, Band ist etwas vom Wichtigsten, und danach eigenständige Schlagzeuger hat. Möglicher- kann man auch sicher laut spielen. muss man jedem die Chance geben, jedem weise, weil wir nie einen König hatten! Man LN: Du hast seit über 40 Jahren immer auch vertrauen. Aber das hat nichts mit Demokratie ist selber sein Herr. Ich denke, man muss ler- eigene Bands gehabt. Du bist sehr aus der zu tun. nen, sich nicht selber kaputt zu machen, sich traditionellen Rolle des Schlagzeugers als Ich bin eher ein nonverbaler Mensch. Das manchmal auch selber auf die Schulter zu Begleitmusiker herausgetreten. Schlagzeu- heisst: Ich rede auch als Leader nicht viel. Das klopfen, sich selber ein guter Freund sein, ger als Bandleader sind auch heute noch kann manchmal zu Missverständnis führen ... Verständnis für sich selber haben oder sich eher eine Ausnahme. Aber es gibt einige Manchmal muss man als Bandleader auch einfach auch so zu lieben, wie man ist. ganz grosse, stilbildende Drummer als ganz schön leiden – aber es ist eine Chance Ich kam einmal von einem Konzert mit einem Leader. Ich erinnere mich noch an einen zum Lernen. Ich mache einfach sehr gerne Schlagzeuger nach Hause, der wahnsinnig gut Auftritt des Max Roach Quartetts, den wir das, was ich nicht kann (lacht). gespielt hat. Der Zuhörer Pierre sagte: Oh, 1996 zusammen am Jazzfestival Willisau LN: Du sagst, Du seist kein Komponist. Als was der alles kann. Der Schlagzeuger Pierre gehört haben. Du hast fast während des was würdest Du Dich denn bezeichnen? fragte: Möchtest Du auch so spielen? Nein? ganzen Konzerts geschlafen; beim letzten Was interessiert Dich am Komponieren? Ist Dann halt die Klappe und mach Dein Ding! Ton warst Du plötzlich wieder hellwach es die “Melodie”? und hast gemeint, das sei wie ein wunder- PF: Man sagt mir immer, ich sei ein Melo- «Ich rede auch als Leader nicht barer Baby-Schlaf gewesen – wie um einige diker – ich weiss eigentlich nicht warum. viel.» Jahrzehnte zurückversetzt ... Aber noch ein- Vielleicht weil bei dem einen ein Pattern nur mal: Du hast schon sehr früh eigene Bands mechanisch klingt, bei dem anderen melo- Ich war nur beeindruckt, aber nicht inspiriert.

PFEFFER gehabt – mit , mit Evan disch, weil es von innen herauskommt. Wenn Das hat mich beruhigt. Parker, mit Peter Kowald, später die Singing ich am Schlagzeug Patterns spiele, diese LN: Du bist ein sehr beliebter und guter Drums oder Window Steps, sicher ganz bekannten “Rechts-Links”-Dinge in allen Vari- Pädagoge, ein “Meister” im klassischen wichtige musikalische Etappen in Deiner ationen, dann ist das für mich einfach zu Sinn. Unzählige Drummer quer durch alle FRANCESCA Biografie. Wie siehst Du heute die Rolle des wenig. Die Melodie aber ist für mich wie ein Stile und Generationen waren bei Dir im

FOTO: Bandleaders? Geht es in der kreativen Brunnen, der nie aufhört zu fliessen. Immer Unterricht und haben von Dir prägende Musik von heute nicht viel eher um das kommt wieder etwas Neues – und das ist Inputs erhalten. Was sagst Du einem Schü- Kollektiv, um den Gruppengeist? ähnlich wie beim Komponieren. ler, der von Dir lernen will? PF: Am Anfang habe ich mich nicht als Leiter Wenn ich solo spiele, also improvisiere, ma- PF: Ich sage ihm – nichts. Ausser: Komm, wir gesehen – das waren tatsächlich Kollektive, che ich rhythmisch Dinge, die vielleicht sehr arbeiten, wir spielen, wir probieren ... Ich auch die Band, die ich zusammen mit John komplex gedacht sind, wenn ich aber kompo- versuche, den Schüler mit allerlei Geschichten Tchicai leitete. Er und Peter Warren, das wa- niere, kämpfe ich darum, dass ich diese Art zu begeistern, ihm zu zeigen, wie man diese ren vorne die zwei Meter grossen Männer, die von Komplexität auch in die Komposition hin- sehr komplexe Sprache der Musik so leicht haben auch viel gestritten. Ich war hinten, einbringe. Ich vermute, dass ich das noch wie möglich machen kann. Anders gesagt, quasi der Torwart, neben Ole Thilo. Ich habe nicht ganz schaffe, vielleicht in Ansätzen. Ich ich versuche, diesen schwierigen Weg leicht alles abgekriegt. habe noch nicht den Mut, so zu schreiben, zu machen. Erst später habe ich, sicher auch dadurch, wie ich spielen kann. Es fällt mir leichter, beim LN: Es gibt diesen berühmten Scherz von dass ich Komposition studiert habe, den Mut Improvisieren komplex zu hören. Ich höre es Dir: Eigentlich bin ich als Lehrer ein bekommen, als Schlagzeuger den anderen einfach, es ist nicht intellektuell gedacht. Profiteur. Musikern zu sagen, was sie spielen sollen. Bei LN: Schreibst Du darum tonal? PF: Das ist nicht bloss ein Scherz. Ich habe Window Steps mit Steve Swallow, Kenny PF: Nein, ich habe einfach gemerkt, dass ich beim Unterricht oft sehr von Schülern profi- Wheeler, Roberto Ottaviano und ein tonaler Musiker bin, sozusagen ein “Dur- tiert. Denn das Problem eines Schülers ist ja musste ich mir immer wieder sagen: Pierre, Moll-Typ”. Die ständigen Dissonanzen ma- auch Dein eigenes. Wenn Du ihm zeigst, wel- Du bist ein Felsen! Es gab da oft unange- chen mich heute müde. In den Sechzigerjah- che Lösungen es für sein Problem geben 23 JAZZ JNM_6_2010_22-25_Favre 29.10.2010 9:20 Uhr Seite 24 INTERVIEW

könnte, lernst Du auch für Dich. Ich mag miterlebt, vom Cool- zum Freejazz, vom Empfindungen. Vielleicht werden sie erzeugt Schüler, die etwas versuchen, etwas auspro- “Kaputt-Spielen” zum New Age, von der mit traditionellen Mitteln und werden dennoch bieren, dann bin ich mit Begeisterung dabei. “New Complexity” zur neuen Einfachheit. neu sein. Neue Wahrnehmungen, neue Emo- Aber es gehört auch zur Arbeit eines Lehrers, Wo schlägt Dein Herz? tionen mit “altem” Material. den Schüler zum Stolpern zu bringen, ihm ein PF: Ich habe vor allem von den grossen Das heisst nicht, dass wir warten müssen. Du Bein zu stellen – auch hier, wenn möglich, schwarzen Schlagzeugern Inspiration bekom- bist wie die Katze, die vor dem Mausloch war- ohne Worte. men; sie waren nie modisch. Sie waren echt. tet. Du weisst genau, dass Du sie kriegst – es Freunde von mir fragen manchmal, warum ich Ehrlich, gerade. Es waren weise Männer: Baby braucht sehr viel Aufmerksamkeit und sehr immer noch diese Djembe-Kurse gebe. Sie Dodds, Sidney Catlett, Kenny Clark, Art Bla- viel Zeit. Die Katze wartet nicht, sie ist wach verdächtigen mich: wegen des Geldes. Aber key. Ich hole heute noch viel Inspiration aus und arbeitet! ich habe ganz andere Gründe: Von diesen ihrer Musik. Vor Kurzem habe ich ein 2-taktiges LN: Du bist ein sehr offener Geist. Man Kursen komme ich voller Energie zurück. Was Break von Sid Catlett gehört. Mir kamen die kennt Dich als Schlagzeuger, als unermüd- die Schüler nicht können, da muss ich selber Tränen, nicht aus Nostalgie, sondern weil es licher Schaffer, als Lehrer, als Solist, als sehr stark sein, um mit einem guten Sound einfach unglaublich rhythmisch war. Komponist, als neugieriger Mensch, der spielen, um das langsame Tempo halten zu immer wieder in den unterschiedlichsten können, um diese Ruhe auszustrahlen – das «Ich glaube immer noch Kontexten auftaucht und irgendwie mit ist nicht Schlagzeug spielen, das ist Rhythmik an die Menschheit, allen auskommt. Gibt es einen Pierre, den pur. Es gibt kein langweiliges Tempo, man aber ich traue ihr nicht mehr.» wir noch nicht kennen? muss nur lernen, in jedem Tempo das Pas- PF: Ein alter Freund hat mir einmal gesagt: sende zu spielen. Da helfen Patterns und Wir hatten im Jazz immer gute Leute, etwa Was ich an Dir schätze, ist, dass Du es bis Formeln nicht, erst im tänzerischen Tun Miles oder Monk, die einen Weg gezeigt ha- jetzt geschafft hast, kein Star zu werden. Das kommt die Fantasie. ben. Diese grossen Figuren fehlen heute. Aber heisst, Du bist immer noch frei. Wenn ich das LN: Welches war denn für Dich die wichtigs- es gibt sehr viele Musiker, die etwas versu- Gefühl habe, man will mir etwas von meiner ten Lektionen auf dem Weg zum Musiker? chen, Neues ausprobieren, und plötzlich Freiheit nehmen, dann werde ich wütend. PF: Eine unbewusste Lektion hat mir mein kommt wieder jemand, einer wie Bach da- Meine innere Freiheit ist mir wichtig. Vater gegeben, wenn er mit der Sense das mals, der in all diesen Versuchen plötzlich das LN: Zum Schluss einige ganz kurze Fragen Gras mähte. Ich sass als kleiner Junge oft hin- neue Wesentliche erkennt, es auf den Punkt für ganz kurze Antworten. Was ist Dir ter ihm und habe seinen Bewegungen zuge- bringt und zeigt, in welche Richtung es wei- neben der Musik wichtig in Deinem Leben? schaut. Das war ein Tanz, die Sense hat von tergeht. Was ich geniesse an der Jugend ist PF: Die Poesie im Leben. selbst gearbeitet, sie wurde nicht gemeistert. diese Begeisterung, ihre Frische. Die kommen LN: Was verletzt Dich? Mein Vater hat das Werkzeug seine Arbeit zum Grossvater und fragen: Wie hast Du das PF: Wenn man mich verachtet. Du gibst alles, machen lassen, hat ihm nur einen unschein- gemacht? Das gibt mir sehr viel. was Du kannst, und man verachtet Dich. Das baren Impuls gegeben, das war meisterhaft LN: Du gehörst nicht zu jenen Alten, die verzeihe ich nie jemandem. und hat mich nachhaltig geprägt. Und dann sagen: Früher war alles besser. Oder: Frü- LN: Was war Dein grösster Erfolg? dieses Geräusch des Grases, das war wie her war alles schlechter. Aber was ist PF: Wahrscheinlich das Solokonzert am Jazz- Musik, wie ein Spiel ... Man hat mich in mei- anders geworden, seit den 50er-Jahren, als festival Berlin 1972 in der Philharmonie. Und ner Jugend manchmal kritisiert: Wenn Du Du als Musiker angefangen hast? Es gab das Solokonzert in Rio de Janeiro 1976. spielst, sieht man kaum eine Bewegung, bei damals keine Jazzschulen, die Schule war LN: Was war Deine grösste Enttäuschung? Deinen Kollegen sieht man wenigstens, was vor allem die “Strasse”. PF: Ich glaube immer noch an die Mensch- sie tun! Erst später ist mir bewusst geworden, PF: Ja, wir haben sehr viel gelernt von den heit, aber ich traue ihr nicht mehr. dass ich meine Spieltechnik und -effizienz die- grossen Musikern, die in die Stadt kamen. Es LN: Welche CD von Dir gibst Du einem ser Lektion meines Vaters verdanke. gab nicht sehr viele Angebote, wir mussten Space Shuttle mit in den Orbit? Eine andere wichtige Lektion gab mir der gros- ihnen nachreisen, von Basel nach Karlsruhe, PF: Keine. se Schlagzeuger Philly Jo Jones. Wir haben nach Stuttgart, das war unsere Chance, etwas LN: Mit welchem lebenden Musiker möch- eine Zeit zusammen verbracht, eines Morgens zu lernen. test Du mal noch zusammenspielen? holte ich ihn im Hotel ab. Er war noch nicht LN: Wo steht die live gespielte Improvisa- PF: Für diese Art Träume ist es zu spät. ganz bereit, wir standen zusammen vor dem tionsmusik heute? Wo wird sie in 10 Jahren LN: Mit welchem bereits verstorbenen Spiegel, während er sich rasierte. Plötzlich fiel stehen? Musiker hättest Du gerne mal noch zusam- die Flasche mit dem Rasierwasser herunter. PF: Ich glaube fest an die Improvisations- mengespielt? Ich wollte die Flasche ganz schnell auffangen, musik, aber wir stehen noch sehr am Anfang! PF: Mit John Coltrane. ´ aber Philly Jo machte eine grosse, ganz ruhi- Improvisieren ist eine höchst wache Angele- ge Bewegung und seine Hand war zuerst an genheit und braucht sehr viel Vorbereitung der Flasche. und Arbeit. Man kann nicht einfach hinstehen LN: Zwei Lektionen über die Beherrschung und sagen: Ha, jetzt machen wir etwas Neues. der Bewegung. Diejenige des Vaters lag Wir dürfen nicht vergessen, wo die Dinge mehr im Bereich des Rituellen, des Ein- herkommen. Wir sind abhängig von der gan- geübten, zugleich eine Lektion über das zen Kultur, mit der wir und viele Generationen Entspannen, diejenige von Jones im Be- vor uns aufgewachsen sind. reich des Impulsiven, Spontanen, aber prä- Für mich besteht Improvisation aus dem zis und virtuos. Hören der ganzen Gruppe, der ganzen Musik. “LE VOYAGE” PF: Das ist nicht mehr Technik. Das war – Es ist wie in einem guten Gespräch, wo jeder Pierre Favre Ensemble allerhöchste Technik ... nur das sagt, was der ganzen Gruppe nützt. (Intakt Records Nr. 186 / Phonag) LN: Das Liebäugeln mit dem Pop, das sanf- Das verlangt viel Vorbereitung. Und viel te, aber etwas oberflächliche Musizieren, Übung. das ich bei vielen jüngeren MusikerInnen Ich merke – und nicht nur, weil ich das gern PIERRE FAVRE beobachte, auch bei sogenannten Improvi- möchte –, dass wieder eine Zeit kommt für Grand Ensemble “Le voyage" sationsmusikerInnen, ist das für Dich bloss “Melodien”, für das Harmonische. Das Har- 04.11.2010, CD-Taufe, eine dieser ästhetischen Zeitgeisterschei- monische wird wieder neu erlebt werden, Moods im Schiffbau, Zürich nungen, die nur so lange dauern, bis das sozusagen in seiner eigentlichen Funktion. Es 02.12.2010, La Fourmi, Luzern Pendel wieder auf die andere Seite aus- gibt Musiker, die immer noch gern schockie- 05.12.2010, Alte Kirche, Romanshorn schlägt? Du hast ja viele solcher Wellen ren. Vielleicht ist aber die Zeit da für neue 24 JAZZ Mobil über Digitalradio

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RSJ JazzNMore 2010 210x297 v1.indd 1 18/2/10 14:04 JNM_6_2010_26-27_tipaldi 22.10.2010 15:40 Uhr Seite 26 ‚ , BLUES N ROOTS ART TIPALDI TEACHING THE BLUES

JNM: Welche Rolle spielte die Musik in Art Tipaldi steht mit beiden Beinen im Blues. deiner Familie? Schon als Lehrer verstand er es, sein Hobby, AT: Unsere Musik zu Hause war Jazz. Mein Vater spielte ein wenig Bass. Ich erinnere mich den Blues, mit seinem Beruf zu verknüpfen, gut an diese swingenden Läufe (singt einen indem er Musiker in seine Klasse einlud. Nach Basslauf vor). Daher mag ich Blues mit einem der Pensionierung zögerte er nicht lange, den gewissen Swing am besten, das ist mein Lieblingsstil. Mein Grossvater väterlicherseits Posten des Chefredaktors bei der Zeitschrift spielte in den 1920er-Jahren Banjo in einer “Blues Revue” zu übernehmen. In dieser Eigen- Jazzband und tingelte mit dieser die Ostküste schaft besucht Tipaldi weltweit Festivals und runter bis Miami. Mein anderer Grossvater spielte Mandoline. Als dann 1963 die Beatles Konzerte. JAZZ’N’MORE traf den quirligen Amerika eroberten, wollte ich weder die gross- Journalisten am Piazza Blues in Bellinzona. väterlichen Banjos noch die Mandolinen erben, Von Marco Piazzalonga ich musste eine Gitarre haben! Heute dagegen würde ich ein Vermögen dafür hergeben, jene anderen beiden Instrumente zu beherrschen. Als ich aufwuchs, hörte ich natürlich viel Radio. Ich stand auf Frankie Valli, die Beach Boys oder – ich kann es kaum zugeben – auf Bobby Ry- dell, später begeisterte ich mich für die briti- schen Bands. Neben den Beatles für die Stones oder die Animals. Dann kam meine Bob-Dylan- Phase, und da ich Gitarre spielte, steckte ich stark in der Folk-Musikszene. Phil Ochs, Peter, Paul & Mary, Tom Paxton, um ein paar zu nen- nen. Und über jene Musiker stiess ich dann auf akustischen Blues, Country Blues eben. JNM: Du lebtest aber nicht von der Musik? JNM: Wann begannst du mit Blues-Jour- Titel “Children Of The Blues” 2002 erschienen. AT: Nein, nein. Ich schloss 1973 die Highschool nalismus? Dabei legte ich den Fokus nicht direkt auf die ab und hatte das Glück, sofort in einem kleinen AT: 1994 fing ich an für die “Blues Revue” zu alten Meister wie Muddy Waters oder B.B. King, Städtchen in Massachusetts einen Job als schreiben. Und da wir im Ort einen Bluesclub sondern auf die nächsten Generationen von

Englischlehrer zu finden und dort Grammatik, hatten, der regelmässig national tourende Küns- Musikern. Ich rückte zuerst Taj Mahal, Charlie WINDMÜLLER Literatur und Schreiben zu unterrichten. Und tler auftreten liess, verfasste ich auch Artikel für Musselwhite oder Bobby Rush in den Mittel- diesen Job übte ich während 35 Jahren bis zu unsere Lokalzeitung über jene Events. punkt und ging dann zur kontemporären Szene THERES meiner Pensionierung aus. 1992 kam ich auf über. Etwa Keb’ Mo’, Kelly Joe Phelps oder die Idee, meinen Studenten Blues zu unterrich- John Hammond, der ein Ziehsohn von Son ten, damit sie besser lernten, afro-amerikani- Children Of The Blues House und Mississippi John Hurt ist. Und um sche Literatur und Kultur zu begreifen. Wenn in dem Titel des Buches gerecht zu werden, ILLUSTRATION: einem Buch z.B. eine Person sagt: “I’ve been to AT: Im Laufe der Jahre sammelten sich in mei- schrieb ich nicht nur über musikalische Kinder the crossroads...” und ich einen Bezug auf nem Archiv Tapes mit etwa 100 Interviews von des Blues, sondern auch über leibliche Väter Robert Johnsons “Cross Road Blues” nahm, Bluesmusikern an, und ich überlegte mir, wie und ihre Sprösslinge im Business: Luther und verstanden die Schüler nur Bahnhof. Ich star- ich diese am besten verarbeiten könnte. Für Bernard Allison, Wayne und Ronnie Baker tete also einen Kurs namens “Blues and Lite- die Story in der Lokalzeitung musste ich mich Brooks und ihren Dad Lonnie Brooks, Johnny und rature”, der innert kürzester Zeit unheimlich auf 800 Wörter beschränken, ein Interview Shemekia Copeland. Oder auch über J.B. Hutto populär wurde. Ich behandelte darin afro-ame- aber dauerte eine Stunde, d.h. mindestens und seinen Neffen Little Ed Williams. Immer rikanische Geschichte, Kultur, Musik und Lite- 6000 Wörter! Etwa 1998 beschloss ich, diese wieder tauchte in den Gesprächen das Thema ratur. Dies war kein Musikunterricht, wir spielten Interviews zu einem Buch zu verarbeiten. Und auf, was und wie die jüngere Generation von nicht selber, aber wir konsumierten Musik. Die zwar nicht in Frage-Antwort-Form, sondern der älteren gelernt hat. Robert Cray, Coco Schüler hörten sich alles an – von Field Hollers mehr auf der Basis “Story”. Irgendwann fand Montoya und Debbie Davis erzählten mir Storys über Charlie Patton bis zu Buddy Guy. Ausser- ich, dass ich mehr bekannte Namen, “Zugpfer- von Albert Collins, Bob Margolin liess seine Zeit dem bat ich tourende Musiker in mein Klas- de”, brauchte, Jimmie Vaughan, Delbert Mc- mit Muddy Waters aufleben, Bernard Allison senzimmer. Diese brachten uns das Wesen des Clinton oder einen Robert Cray zum Beispiel. sprach von Vater Luther. So bleiben in den Blues näher. Als Höhepunkt gelang es mir, Zufälligerweise fielen mir diese drei Interviews Jüngeren die Alten lebendig. Klar tauchte das 1999 B.B. King in meiner Stunde vorzustel- innerhalb des nächsten Monats in den Schoss, Buch nie in den Bestsellerlisten auf, es blieb len. Ausserdem kamen Shemekia Copeland, da diese Künstler an einem Festival in der Nähe ein Nischenprodukt. Aber interessanterweise Keb’ Mo’, Coco Montoya, Ronnie Baker Brooks auftraten. Nach einer genauen Sichtung des sprach es immer auch Musiker an. Viele und viele mehr. Die Kids waren begeistert. Materials konzentrierte sich die Sache auf Künstler kamen zu mir und sagten, sie hätten 2007 schliesslich wurde ich pensioniert. 49 Musikerporträts, die in Buchform unter dem viel daraus gelernt. Einerseits über die “Old 26 JAZZ JNM_6_2010_26-27_tipaldi 22.10.2010 15:40 Uhr Seite 27 ‚ , BLUES N ROOTS

ZUR PERSON: Art Tipaldi wurde 1949 in New York City geboren. Unterrichtete als Englischlehrer und profilierte sich als einer der versiertes- ten Blues-Journalisten. Leitet seit diesem Jahr die weltgrösste Blues-Publikation “Blues Revue” als Managing Editor.

wollen über Blues-Drummer reden, über Bas- sisten, Keyboarder, nicht nur über die bekannten Gesichter auf den CD-Hüllen. Wir werden ver- suchen, Neues einfliessen zu lassen, ohne zu vernachlässigen, den Leuten von Mississippi, Chicago oder Austin zu berichten. JNM: Wie steht es denn wirklich um den Blues in den Staaten? AT: (grinst) Vor etwa zwei Monaten gab es da einen Artikel im Wall Street Journal. Es hiess, der Blues sei am Sterben! Das hat mich doch ver- blüfft. Unser Festival-Guide in der “Blues Revue” Guys”, andererseits auch darüber, als Musiker auf Facebook gestellt, eine neue Website kre- beinhaltet ungefähr 350 Blues-Festivals auf der zu leben. Stichwort: Sucht. Einige Künstler iert und brillante Werbeideen entwickelt. Innert ganzen Welt, und da sind Hunderte von kleine- waren während Jahren starke Trinker oder grif- kurzer Zeit hat er es geschafft, 200 neue Abon- ren Events gar nicht aufgeführt. Die Blues

WINDMÜLLER fen gar zu Härterem, kamen davon los, und nenten zu werben. Foundation ist mit um die 200 Blues Societies erzählten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen JNM: Was ist das Credo der “Blues Revue”? rund um den Globus verlinkt. Wir geniessen in dieser Hinsicht. Tommy Shannon z.B., der für AT: Ich möchte sicherstellen, dass wir immer jedes Jahr die International Blues Challenge, für THERES Steve Ray Vaughan Bass spielte, berichtet ein- Traditional Blues behandeln, dass wir immer welche die einzelnen Societies Bands nach drücklich, was er und Stevie durchgemacht darüber berichten, was heutzutage läuft, und Memphis schicken – letztes Jahr waren es haben. dass wir stets ein offenes Ohr haben für zukünf- 225 Formationen, von welchen 30 Bands aus tige Entwicklungen. Schau dir unsere letzte Kids unter 18 Jahren bestanden! Ich denke, ILLUSTRATION: Ausgabe an: Die Coverstory stellt Joe Louis der Zustand und die Zukunft des Blues sehen Blues Revue Walker vor, daneben berichten wir über Eddie sehr gut aus. Der Blues wird nie ein Massen- Shaw und Louisiana Red – zwei “Old School publikum begeistern, aber er wird immer die JNM: Nun bist du nach der Pensionierung Bluesmen” – und als Gegensatz dazu gibt es Menschen ansprechen und in ihnen Gefühle in der Chefetage bei der“Blues Revue” ge- Zac Harmon und Thornette Davis, beide aus der auslösen. Diesen Sommer fand z.B. in Maine landet. War das so geplant? jüngeren Generation mit eher zeitgenössischen droben ein Blues-Festival statt, so 7000–8000 AT: Nein, aber vor genau einem Jahr trat der Sounds. Ausserdem haben wir ein doppelsei- Leute, und an jenem Sonntag goss es wie aus alte Chefredaktor zurück. Chip Eagle, der He- tiges Interview mit Nick Curran, dem rockig- Kübeln, stundenlang. Aber keiner ging nach rausgeber, telefonierte mir zwei Tage später und rauen, durch sein tätowiertes und gepierctes Hause, alle haben sie im Regen ausgeharrt, bot mir den Posten an. Es hätte für mich zeitlich Äusseres auffallenden Gitarristen. Eine neue nass bis auf die Knochen, um ihre Musik zu nicht idealer passen können. Denn während Rubrik präsentieren wir unter dem Titel “Knee hören! Diese Blues-Welt, in der wir uns be- meiner Lehrtätigkeit wäre dieser Job schlicht To Knee”. Da stellt jeweils ein Newcomer einem wegen, ist eine kleine Community, aber sie ist nicht dringelegen. Ich finde es aufregend, gestandenen Künstler Fragen aus der Sicht eine unheimlich pulsierende, aktive Community, diese gestandene Zeitschrift zu übernehmen eines Musikers. Dieses Mal handelt es sich um die alles daran setzt, diese Musik zu geniessen und auch ein paar neue Ideen einzubringen. JW Jones und Little Charlie Baty. Für die nächs- und am Leben zu erhalten. Schau, was diese Zum Glück darf ich mit dem bisherigen Art te Nummer sind Laure Chavez und Candye Community für eine Infrastruktur aufgebaut Designer Andrew Miller weiterarbeiten, denn er Kane geplant, später dann Drummer Kenny hat. Ich weiss nicht, ob es das bei anderen macht die “Magie”, ich sende ihm nur die Smith, der seinen Vater Willie ausfragt, etc. Es Musikstilen auch in diesem Masse gibt. “Worte”. Dazu kam mit Jack Sullivan neu ein ist mir sehr wichtig, dass auch andere Instru- Circulation Director mit Pep an Bord. Er hat uns mentalisten im Heft zu Wort kommen. Wir www.bluesrevue.com ´ 27 JAZZ JNM_6_2010_28_29_Slim 29.10.2010 9:27 Uhr Seite 28 ‚ , BLUES N ROOTS

Dass die Bluesszene Schweiz lebt und gedeiht, JNM: Wie hast du dich dann weiterentwickelt? zeigt sich bestens am Beispiel von Walter Baum- WB: Ich besitze ein sehr gutes musikalisches Gehör. Und gerade bei der Bluesharp kam mir das sehr zustatten. Ich spielte mit Bands, fing gartner. Neben seiner Band Walt’s Blues Box rief an zu singen, und irgendwann kam die Motivation, mehr zu machen. Vor der Sänger und Bluesharper die Jam Sessions im knapp zehn Jahren stellte ich mein erstes eigenes Projekt Walt & The Albany Winterthur ins Leben, organisiert jeweils Blue Step auf die Beine, mit denen wir auch eine Scheibe produzierten. JNM: An welchen Vorbildern hast du dich orientiert? die Winterthurer Blues Night und trägt seine ge- WB: Früher eher an den moderneren Exponenten. In Sachen Harp hörte liebte Musik auch mal in die Schulzimmer. ich Robben Fords Bruder Mark oder Jean Jacques Milteau. Auch Steve Von Marco Piazzalonga Baker hat mich stark beeinflusst, bei ihm besuchte ich Workshops. Und seit ein, zwei Jahren befasse ich mich mit den alten, traditionellen Spie- lern: Little Walter natürlich, oder Charlie Musselwhite. Ihn lernte ich am Basler Blues Festival kennen, konnte mit ihm reden und ihm ein paar fachliche Fragen stellen. Sein Sound, seine Spielart, auch seine Positi- onen auf der Harp beeinflussen mich derzeit stark. Er spielt sehr eigen- ständig, ihn höre ich sofort heraus, während ich bei anderen mehr Mühe habe, sie zu erkennen. JNM: Dein letztes Album mit Walt’s Blues Box heisst “Walk Down The Road”. WB: Es enthält neben Little Walters “My Babe” elf Eigenkompositionen, alle eigentlich im Übungsraum entstanden, denn jeder in der Band trägt extrem dazu bei. Ich habe ein Riesenglück mit meinen Musikern, sie sind unheimlich kreativ. Entweder kommt einer mit einer Idee, die wir zusam- men weiterentwickeln, oder wir spielen einen Groove, finden ihn cool und zimmern daraus einen Song. Oder ich habe eine Melodie und einen Text im Kopf, die ich der Band unterbreite. JNM: Wie wichtig sind dir deine Texte? WB: Sie sind sehr wichtig, wobei es schwierig ist, in einem Song etwas zu erzählen, was noch keiner gesagt hat, besonders im Blues. Aber viel- leicht schaffe ich es, es mit ein wenig anderen Worten auszudrücken. Vieles läuft bei mir über Inspirationen, die ich weiterverfolge. Aber auch eigene Erfahrungen mit einer Message dahinter können – vielleicht

WINDMÜLLER nicht unbedingt eins zu eins wiedergegeben – als Song enden. Oder als Beispiel: Als mir Gitarrist Jonas Wolf eine Idee vorspielte, kam mir als Text spontan eine Geschichte in den Sinn, die ich auf einer Reise auf- PEEWEE geschnappt hatte. Der Song endete als “Blues Without Love” auf dem

FOTO: Album. Walt’s Blues Box WALTER BAUMGARTNER

JNM: Wie sieht dein Blues-In-School-Projekt aus? WB: Das konnten wir leider noch nicht so gross ausleben, wie wir gerne JNM: Du bezeichnest dich als “Spätzünder” in Sachen würden. An einer Schule in Dübendorf haben wir es für 9- bis 12-Jähri- Blues. ge durchgeführt, und es hat bestens geklappt: Vorträge, Musikbeispiele, WB: Bei uns daheim war Hausmusik angesagt. So kam ich früh mit selber vorspielen, ein nachmittagsfüllendes Programm. Ich habe in vie- Musik in Kontakt: Mit knapp sechs erhielt ich von meiner Mutter eine len Gesprächen gespürt, dass es an den Schulen ein Bedürfnis wäre, Geige in die Hand gedrückt, dabei wollte ich doch viel lieber Klavier, und wir würden dies gerne öfters machen, doch liegt es vorderhand Gitarre oder sonst etwas spielen, alles, nur nicht Geige. Bis ich zwanzig vom zeitlichen Aufwand her nicht drin. war, spielte ich dieses Instrument dann aber intensiv, auch im Orchester, JNM: Noch ein Wort zu den Blues Sessions? und rückblickend muss ich sagen, dass mir das Ganze punkto Musika- WB: Vor drei Jahren riefen wir diese monatlichen Blues Jams im Albany lität doch einiges gebracht hat. Später konzentrierte ich mich stark auf Winterthur ins Leben, und sie haben sich zu einem vollen Erfolg ent- Sport – Handball, Fussball, Triathlon – musste aber infolge von Rücken- wickelt. Die Idee ist, dass noch nicht so versierte Musiker durch Mit- problemen aufhören und suchte mir deshalb ein neues Betätigungsfeld. jammen von den Arrivierten lernen können. Ich bin nun auf der Suche, Und das war wieder die Musik. Per Zufall kaufte ich mir eine “Schnorre- ob etwas Ähnliches auch in St.Gallen oder in Solothurn machbar ist. gyge”, und auch per Zufall besuchte ich einen Workshop von Joe Walter. Daneben organisiere ich auch die Winterthurer Blues Night. Sie wird JNM: Was war bei dir zuerst da? Der Blues oder die Mund- am 22. Januar zum vierten Mal über die Bühne gehen. ´ harmonika? WB: “Blues” definieren konnte ich nicht, bis ich siebenundzwanzig war. Mir gefiel diese Stilrichtung, doch ich wusste nicht, dass dies Blues war. Walt’s Blues Box spielen am 12.11. am Lucerne Blues Festival. Mit Stilrichtungen hatte ich mich wenig befasst. Ich mochte Eric Clapton Weitere Konzerte unter www.walterbaumgartner.ch oder Robben Ford. Und die Bluesharp zeigte mir schliesslich den Weg. 28 JAZZ JNM_6_2010_28_29_Slim 29.10.2010 9:27 Uhr Seite 29

SanSan Pedro Pedro Slim Slim AA Blues Blues Life Life San Pedro heisst die Hafengegend von Los Angeles mit ihren einst anrüchigen Bars und ehemaligen Bordellen. Diesem sozial und ethnisch stark durchmischten Teil der Millionenstadt verdankt der Bluesharper und Lebenskünstler San Pedro Slim, mit bürgerlichem Namen David Kiefer, seinen Stage Name. JAZZ’N’MORE traf den Kalifornier am Piazza Blues Festival in Bellinzona. Von Marco Piazzalonga

JNM: Wie fühlt es sich an, das Aushän- geschild seiner Heimatstadt zu sein? SPS: Du spielst auf meinen Übernamen an. Nun, das ist nicht so wild. Und ausserdem ha- be ich mich kürzlich etwas weiter südlich in Costa Mesa niedergelassen. Der Name wurde mir einst von einem Mitmusiker verpasst. Ge- boren wurde ich ein paar Meilen nordwestlich in Torrance, aber abgesehen von den sechs oder sieben Jahren, die ich mit meinen Eltern in Spanien verbrachte, wohnte ich mein ganzes Leben in San Pedro. Jener Kumpel wollte übri- gens unbedingt, dass ich mir eine Licence Plate es mit Lightnin’ Hopkins oder mit Little Walter? Bars im südlichen Kalifornien. Wir verdienten mit “S. P. Slim” für mein Auto machen sollte. So lernte ich die alten Meister kennen und blieb nicht viel Geld, gewannen aber eine enorme Diese Art von persönlichen Nummernschildern am Harpsound der Muddy- und Walter-Platten Erfahrung durch diese Auftritte. Wir stellten das ist bei uns in Kalifornien sehr populär. So blieb hängen. Diese verstärkte Harmonica hat mich Album fertig und es erschien auf dem holländi- WWW.NGA.CH

der Name irgendwie hängen. Er tönt jedenfalls wirklich umgehauen. So wechselte ich das schen Tramp-Label. Um es zu promoten, tourte / bluesiger als David Kiefer! Vor einigen Jahren Instrument, denn in meinem Freundeskreis ich dann ein erstes Mal durch Europa.

traf ich in einer Bar einen Typen, der mich sofort spielte sowieso jeder Gitarre, und ich war der JNM: Wie sieht die Szene in Los Ange- TASIC x festnagelte, ich sei nicht der richtige San Pedro Schlechteste von allen! Also beschloss ich zu les aus? Slim, er kenne den richtigen San Pedro Slim, singen und Harp zu spielen. Damals erschien es SPS: Es ist nicht mehr so wie vor ein paar das sei ein grosser, fetter, schwarzer Kerl. Kein mir einfach zu lernen. Doch ich musste meine Jahren. Zu jener Zeit waren William Clarke, Rod DRAGAN

Problem, meinte ich, er darf den Namen ruhig Ansicht schnell revidieren. Die diatonische Piazza oder James Harman die Headliner in der FOTO: R behalten (grinst)! Harmonica mag von den Grundtönen her limi- Gegend, Lynwood Slim hatte eine Band mit tiert sein, doch es geht um das “Dazwischen”. Junior Watson, oder auch Mitch Kashmar war TheThe Bluesharp Bluesharp Da gibt es so viele technische Nuancen. Ein gu- ständig irgendwo zu sehen. Aber mittlerweile ist tes Beispiel ist Rick Estrin. Hör dir mal an, was die Szene abgeflaut. Es gibt weniger Auftritts- JNM: Wie hast du zur Bluesharp gefun- er aus diesem Instrument macht. möglichkeiten. Auch ich spiele nicht so oft, wie den? JNM: Wie kam dann deine Karriere in ich eigentlich möchte. SPS: Angefangen habe ich mit der Gitarre. Als die Gänge? JNM: Bist du auf einen Nebenjob ange- Kid träumst du davon, in einer Band zu spielen SPS: Eigentlich plante ich gar keine Karriere. wiesen? und reich und berühmt zu werden (lacht). Ste- Ich liebte es einfach zu spielen. Ich jammte mit SPS: Ja, ich arbeite als Grafiker nebenbei. Und vie Ray Vaughan und Robert Cray brachten der Rick Holmstrom Band, und Rick fragte mich, zwar für ein Verlagshaus, welches Sachen für mich zum Blues, und über Interviews mit ihnen ob ich ein paar Gigs mit ihm machen wollte. Kids vom Kindergartenalter bis zum Ende der stiess ich auf die Ursprünge, die Pioniere dieser Das war so um 1992 herum, und irgendwann Schulzeit herausgibt. Mein Gehalt mag nicht Musik. Wir hatten damals einen Plattenladen ergab sich die Möglichkeit, mit ihm ein paar fürstlich sein, doch ich lebe allein und ich liebe mit einer Blues-Abteilung in der Nähe: Sie hat- meiner Songs im Studio aufzunehmen. Plötzlich diesen kreativen Job. Grafisch zu arbeiten fällt ten exakt fünf LPs im Regal! Wenigstens waren hatte ich den Grundstein zu meinem ersten mir leicht, das habe ich schon immer gemocht. diese billig. Eine von Junior Parker, Bobby Album in der Hand. Ich tat mich mit dem Gitar- Ich stülpe mir die Kopfhörer über und fange an Blands “Two Steps From The Blues”, Muddy risten Henry Carvajal zusammen und wir be- zu zeichnen. Das Cover meines zweiten Albums Waters At Newport, eine von Howlin’ Wolf, und ackerten während etwa fünf Jahren Clubs und “Barhoppin’” habe ich selber entworfen. Es illus- sonst noch was. Ich kaufte sie vom Fleck weg, triert meinen damaligen Job als Bartender in und die schwer beeindruckte Lady hinter der Diskografie: San Pedro. Ich schloss um sechs Uhr morgens Theke bot mir an, alles an Platten zu bestellen, Another Night On The Town (1997 Tramp) die Kneipe auf, zapfte mir ein Bier, steckte einen was ich wollte. So sagte ich zu ihr: Wenn es Barhoppin’ (2008 Barroom Blues Music) Nickel in die Jukebox, um einen Song von “alt und schwarz” ist, kaufe ich es! Da blätterte www.myspace.com/sanpedroslim Lowell Fulson zu wählen, und fing an, Tresen sie in einem dicken Buch und fragte: Wie wäre und Boden aufzuwischen. ´ 29 JAZZ JNM_6_2010_30-33_HBB 27.10.2010 16:00 Uhr Seite 30 ‚ , BLUES N ROOTS

sesten Röhren von der Insel, seit Maggie Bell den Zuhörer schier umbläst. Und in ähnlichem Stil damals mit Stone The Crows ihre Erfolge feierte. geht es weiter. Die sehr persönlichen Texte nehmen Aber Joanne ist noch viel mehr. Sie sprüht vor auf Buddys Leben Bezug. Beim eher besinnlichen Energie, spielt eine beeindruckende Bluesrock- “Stay Around A Little Longer” stösst B.B. King da- Gitarre, und nicht zuletzt schreibt sie einfallsreiche zu, und die beiden Elder Statesmen bitten den Songs sowohl von den Texten als auch vom musi- Herrn, sie noch ein wenig auf dieser Erde wandeln kalischen Aufbau her. Zehn dieser knackigen Perlen zu lassen und reminiszieren über ihre Endlichkeit hat sie nach Stantonville, Tennessee, zu Jim Gaines und ihre langjährige Freundschaft. Von der endlo- ROBERT PLANT getragen und sie vom Meister produzieren lassen. sen Strasse handelt “On The Road”, “Thank Me “Band Of Joy” Herausgekommen ist ein Album ohne Wenn und Someday” von seiner Jugend im ländlichen Loui- Robert Plant (voc), Marco Giovino (dr, perc), Patty Griffin (voc), Aber. Gitarre und Rhythmusgruppe heizen sich ge- siana. Als zweiten Gast begrüsst Buddy Carlos Byron House (b), Buddy Miller (g, b, mand), genseitig ein, das Keyboard, fast schon in eine Santana für ein flüssiges, leicht Latino-angehauch- Darrell Scott (ac-g, mand, bj, acc, pedal steel, lap steel) Statistenrolle gedrängt, setzt die Nuancen, und die tes “Where The Blues Begins” zu einem packenden (Decca / Universal) oben erwähnte Stimme – sie nimmt einen gefangen Gitarrenduett. Und wer unbedingt noch mehr Gitar- und lässt einen nicht mehr los. Und dies vom re braucht, dem sei der Albumabschluss, das knis- schnurrenden, fast flüsternden “The World And It’s ternde Instrumental “Skanky”, wärmstens empfoh- Hat sich Robert Plant nach seiner Led-Zeppelin-Zeit Way” bis zum expressiven “Let It Burn”. “Diamonds len. mp bewusst bemüht, seinen musikalischen Weg weit- In The Dirt” mag nichts für Puristen sein, doch Tay- ab dem Sound jener Supergroup zu finden, ist er lor wird mit ihrem Sound einem neuen, jüngeren heute am Punkt angelangt, wo es ihm keine Rolle Publikum das Tor zu Blues und artverwandter Musik mehr zu spielen scheint, ob nun ein Song nach weit aufstossen, und dies nicht nur auf der Insel. Zepp klingt oder nicht. “Band Of Joy” hiess damals mp in den 60ern Plants Combo, bevor der Sänger zu Ruhm und Ehre gelangte, und so heissen auch seine aktuelle Formation plus das neue Album. Adult Rock, Folk Rock, Blues&Roots und auch ein wenig World Music machen den Reiz dieser Schei- be aus. Mit dem Alter hat Plant auch den extrems- KENNY NEAL ten Vokaleskapaden seiner Vergangenheit abge- “Hooked On Your Love” schworen und legt nun viel mehr Wert auf Nuancen (Blind Pig / Dixiefrog / Disques Office) und Song. Ob “Band Of Joy” der überwältigende Grammy-Erfolg beschieden sein wird wie seinem Vorgänger “Raising Sand” mit Alison Krauss, muss JAMES COTTON Lebenslust und Musikalität sprechen aus jedem Ton sich erst zeigen. Tatsache aber ist, dass Robert “Giant” von “Hooked On Your Love”. Kenny Neal, erfolg- Plant und seinen Mitstreitern ein überdurchschnitt- James Cotton (harm), Slam Allen (voc, g), Tom Holland (g, voc), reichstes Mitglied der riesigen Neal-Musikerfamilie liches Album gelungen ist, welches mit jedem Noel Neal (b), Kenny Neal, jr. (dr) aus Baton Rouge geniesst seinen Swamp Rhythm & Anhören neue Details und Stimmungen offenbart. (Alligator / Phonag) Blues in vollen Zügen. Seine Songs gehen direkt ins mp Ohr, ohne sich anzubiedern, seine Stimme klingt warm und soulig, seine Gitarrensoli haben Subs- James Cotton ist zurück bei Alligator Records, und tanz und Raum, die Arrangements sind luftig und dies mit einem starken Album. Zwar muss Cotton abwechslungsreich, einzig sein von Slim Harpo be- seit seiner Kehlkopf-Operation aufs Singen verzich- einflusstes Harmonicaspiel kommt leider viel zu ten, doch präsentiert sich sein Harpspiel auch im kurz. Dank Nummern wie dem gospellastigen Alter von 75 Jahren noch als absolut genial. Um- “Bitter With The Sweet”, dem direkt vom Southern geben hat sich der Maestro mit einer toughen Trup- Soul kommenden “Blind, Crippled Or Crazy” oder pe. Slam Allen übernimmt den Leadgesang und der von einem herrlichen Piano getragenen Ballade steuert eine dreckige Gitarre bei, Tom Holland “Things Have Got To Change”, alles Kompositionen ergänzt ihn mit seiner eher verspielten Saitenarbeit, von Kenny Neal selber notabene, schliesst das JOANNE SHAW TAYLOR Noel Neal zupft seit über dreissig Jahren seinen Album nahtlos an seinen mehrfach ausgezeichne- “Diamonds In The Dirt” Steady Bass in der Band, und sein Neffe Kenny ten Vorgänger “Let Life Flow” an. mp Joanne Shaw Taylor (g, voc), Steve Potts (dr), Dave Smith (b), Neal, jr. rundet die Louisiana Rhythm Section glän- Rick Steff (keys) zend ab. Stilistisch gehts querbeet durch Cottons (Ruf Records / K-Tel) musikalische Vergangenheit: Delta-Roots via Mem- phis Shuffle bis Chicago Blues. James’ ehemaliger Bandleader Muddy Waters wird gleich drei Mal Gerade wurde Joanne Shaw Taylor bei den British zitiert, schöne Klassiker wie “How Blue Can You Blues Awards zur Sängerin des Jahres gekürt. Und Get?” und “That’s All Right” stehen neben diversen dies mit vollem Recht. Joanne gehört zu den heis- Eigenkompositionen Cottons (u.a. mit Slam Allen), und als speziell herausragend fallen Nick Graveni- tes’ “Buried Alive In The Blues” und Ivory Joe Hunters “Since I Met You, Baby” auf. mp B.B. & THE BLUES SHACKS “London Days” (Crosscut Records / ZYX)

B.B. & The Blues Shacks? Nee! B.B. & The Soul Shacks! Die seit Jahren zu den “hardest working bands” der deutschen Bluesszene zählenden Jungs aus Hildesheim ziehen auf “London Days” konse- quent durch, was sich auf dem letzten Album schon angedeutet hat. Sie wenden sich sehr inten- BUDDY GUY siv Soul- und R&B-Einflüssen zu und verarbeiten “Living Proof” diese bemerkenswert cool. Aufbauend auf ihre Buddy Guy (voc, g), Tom Hambridge (dr, prod), rest unknown enorme Live-Erfahrung, schreiben und arrangieren (Silvertone / Sony Music) die Shacks locker vom Hocker weg Songs, die von Südstaatensoul bis zu Doowop-Klassikern klingen und trotzdem äusserst eigenständig daherkom- Frisch ab Presse und noch ohne Hülle erreicht uns men. Voll in den Dienst des Songs stellen sich das neue Werk von Buddy Guy. Und seit seinem Gitarre und Harmonica der Brüder Arlt, und vom Hühnerhaut-Auftritt am Piazza Blues Festival in Gesang her dürfen wir vor Michaels Stimme den Bellinzona weiss der geneigte Aficionado, wie gut Hut ziehen. With a little help from some friends der 74-Jährige noch drauf ist, wenn er will. Und wie (Horns, Backing Vocals und die unverkennbare er hier will! Nothing but the Blues ist angesagt. Hammond von Raphael Wressnig) und der bravou- Zusammen mit Produzent Tom Hambridge zimmer- rösen Arbeit des britischen Produzenten Liam te Guy 12 Knaller, auf denen er sich so richtig aus- Watson (White Stripes, James Hunter) haben die leben kann. “I’m 74 Years Young” und was dies Shacks trotz (oder wegen?) ihrer stilistischen bedeutet, singt Buddy im ersten Song über cooler Expansion ihr bis dato stärkstes Werk abgeliefert. Begleitung und steigt dann in ein Solo ein, welches mp JNM_6_2010_30-33_HBB 27.10.2010 16:00 Uhr Seite 31 ‚ , BLUES N ROOTS

die Sängerin mit den treibenden “Don’t Knock” und “Downward Road”, zwei von ihrem Vaters Pops Staples komponierten Songs, der Ursprünge ihrer Karriere als Mitglied der Staple Singers. Dane- ben aber arrangiert der feinfühlige Produzent Jeff Tweedy, unterstützt von Mavis’ eingespielter Tou- ring Band, für die Grammy-Lifetime-Preisträgerin einige Juwelen aus dem Great American Songbook. JOHNNY MOELLER Grandios interpretiert Staples z.B. Allen Toussaints DUKE ROBILLARD “BlooGaLoo” “Last Train”, John Fogertys “Wrote A Song For “Passport To The Blues” (www.severnrecords.com) Everyone” oder Little Miltons “We’re Gonna Make Duke Robillard (voc, g), Doug James (sax, harm), Bruce Bears It”. Und zu ganz toller Form läuft sie in der A-cap- (keys), Brad Hallen (b), Mark Teixeira (dr) pella-Nummer “Wonderful Saviour” auf. Dieses (Stony Plain / Dixiefrog / Disques Office) Warum bloss bringt Texas immer wieder sensati- Album macht grossen Appetit auf Mavis Staples’ onelle Gitarristen hervor? Johnny Moeller ist das Auftritt am diesjährigen Lucerne Blues Festival. mp nächste Talent in der Reihe. Er hat seine Sporen bei Good Golly, der Duke wills nochmals wissen. Nach Darrell Nulisch abverdient, trägt momentan zum diversen wunderschönen, ja sogar hochprämierten Wiederaufleben der Fabulous Thunderbirds bei Alben, die alle sehr geschliffen daherkamen, ser- und findet auch noch genügend Zeit, seine eigene viert uns der Top-League-Gitarrist herrlich dreckige Karriere weiter voranzutreiben. Mit “BlooGaLoo” Kost. In kleiner Formation kehrt Robillard zu seinen gelingt Moeller nämlich ein vor Energie strotzen- Ursprüngen zurück, spielt seine Klampfe auch mal des, höchst abwechslungsreiches und begeistern- verzerrt, röhrt auch mal einen Text mit deftigen des Album. Slim Harpo, Jimmy Reed oder Freddie Emotionen hinaus. Die 1A-Begleitcrew lässt sich King stehen Pate, doch der Output ist original nicht lumpen und steigt voll darauf ein. Klar, dass Moeller. Kim Wilson, LouAnn Barton und Shawn es zwischendurch auch Platz für einen cool swin- Pittman unterstützen Johnny am Mikrofon, doch GOV’T MULE genden After-Hours-Blues hat, doch grundsätzlich auch dessen eigene Stimme kann sich durchaus “Mulennium” rockt und fetzt das bis auf einen Song durchwegs hören lassen. Die Gitarre aber ist es, die klar das (Provogue / MV) von Robillard geschriebene Album mit seinen vielen Szepter in der Hand hält. Twangige Läufe, würzige Anspielungen aus der Delta- oder der Texas-Blues- Soli, knackige Rhythmen, unbändige Spielfreude, Ecke. Great Stuff, Duke! Anspieltipps: der bissige Moeller hat sie alle drauf. Let’s BlooGaLoo! mp Pure Lust am Rocken sprüht aus jedem Byte dieser Opener “Workin’ Hard For My Uncle”, der schep- Dreier-CD. Warren Haynes, Gov’t-Mule-Master- pernde, nur von Drummer Mark Teixeira begleitete mind, hat mit “Mulennium” das Konzert der Band “Bradford Boogie” oder der knisternde, langsame zum Jahreswechsel 1999/2000 im Roxy Theatre “Grey Sky Blues”. mp in Atlanta, Georgia, der breiten Öffentlichkeit zu- gänglich gemacht. Beginnend mit einem Set der Original-Besetzung mit dem mittlerweile verstor- BIG ROONEY AND THE DOGHOUSE benen Allen Woody am Bass, lädt die Band im “Memphis Groove” Verlaufe des Auftritts diverse musikalische Gäste Rune “Big Rooney” Myhren (harm, voc), Glenn “Hustler” Gran auf die Bühne. Altmeister Little Milton besticht in (g, voc), Ole Martin “Rusty” Rosten (b, voc), Anders einem knisternden Bluesset, bevor es mit Audley “Scarecrow” Damas (dr, perc, g, voc) plus James Lott (org) DANI WILDE Freed von den Black Crowes sowie Johnny Mosier (www.blueedgerecords.com) “Shine” und Mark Van Allen von Blueground Undergrass (Ruf / K-Tel) wieder rockiger wird. Neben Mule-Originals zu Beginn und Blues-Klassikern im Mittelteil (“I Can’t Wo liesse sich ein deftiges Rock-and-Roll-Album Quit You”, “It Hurts Me Too”, “The Blues Is Alright”) besser einspielen als in den legendären Sun- Mehr und mehr schieben sich junge, britische Da- ziehen Haynes und Kollegen einige spektakuläre Studios in Memphis, Tennessee? Mit “Memphis men, ausgerüstet mit einer prägnanten Stimme und Covers aus dem Ärmel, so z.B. King Crimsons “21st Groove” hat sich der Weg ins gelobte Land für die grossem handwerklichem Können an der Gitarre, Century Schizoid Man” (sinnigerweise exakt um norwegische Truppe Big Rooney And The Dog- ins Rampenlicht. Seit ihrem beachtenswerten Mitternacht zum Einstieg ins Jahr 2000), Lennon/ house jedenfalls gelohnt, die vier Nordmänner füh- Erstling “Heal My Blues” 2008 dürfen wir auch McCartneys “Helter Skelter”, Humble Pies “30 Days len sich in den geheiligten Hallen offensichtlich Dani Wilde dazu zählen. Mit der zwischenzeitlich In The Hole”, Tony Joe Whites “Out Of The Rain”, pudelwohl. Zwar bedienen sie sich für ihren Sound gesammelten Erfahrung einer Blues-Caravan-Tour- Zepps “Dazed And Confused” oder Bob Dylans der gängigen Stilmittel (Bo-Diddley-Beat, Rhythm& nee im Rücken, hat sie sich (wie zuvor schon ihr “I Shall Be Released”. “Mulennium” ist weit mehr als Blues, ein wenig Swing, Garagenrock), doch schaf- Label-Kollege Oli Brown) unter die Fittiche von Pro- nur ein Rückblick auf ein längst vergangenes Kon- fen sie es mühelos, viel Eigenständiges in ihren duzenten-Legende Mike Vernon begeben und zert. Dank der Spielfreude, die einen buchstäblich Sound zu packen. Big Rooneys tiefe, grummlige erklimmt nun mit dem Nachfolge-Album “Shine” aus den Lautsprecherboxen anzuspringen scheint, Stimme verleiht dem Ganzen eine Portion Grufti- gleich mehrere Stufen auf einmal. Soundmässig ist dies einer der magischen Momente, wo man ges, Glenn Grans Gitarre scheppert dreckig, genau topaktuell, greift die Gitarristin in ihren Songs auf bedauert, nicht dabei gewesen zu sein. mp wie sie sollte, die verzerrte Harp heult unwider- Riffs zurück, die in bester britischer Blues- und stehlich, und im Hintergrund machen die Herren Rock-Tradition stehen. Savoy Brown lassen grüs- Rosten and Damas gehörig Dampf. Die (mit knapp sen, oder eher noch die Ur-Chicken-Shack, da 33 Minuten leider zu kurze) Party kann beginnen! Wildes Gesang ab und zu an Christine Perfect McVie mp erinnert. Doch trotz all dieser Umschreibungen: Dani Wilde geht ihren eigenen Weg, und den geht sie mit Klasse. mp

MAVIS STAPLES “You Are Not Alone” (Epitaph / Anti / Phonag)

Nach der Aufarbeitung des Civil Right Movements auf dem viel gelobten “We’ll Never Turn Back” 2007 und dem mitreissenden Grammy-nominierten Live- Album 2008 wendet sich Mavis Staples auf ihrer neuen, nicht minder eindrucksvollen CD “You Are Not Alone” vermehrt wieder ihren Gospel-Wurzeln zu. Neben stimmungsvollen Traditionals gedenkt 31 JAZZ JNM_6_2010_30-33_HBB 22.10.2010 15:51 Uhr Seite 32

Go Blind”, “Third Degree” und – unterstützt von Magic Slim – “Can’t Get No Grinding” schlagen positiv zu Buche. Ob die Blueswelt allerdings auf weitere, unspezielle Interpretationen von “Rock Me Baby” oder “Walkin’ Blues” gewartet hat, sei mal dahingestellt. Ebenfalls auf der angenehmen Seite NOVEMBER steht die nie aufdringlich wirkende Gitarrenarbeit von Mastermind Tim Tucker, was man vom Einsatz IN ZUSAMMENARBEIT ERIC CLAPTON der Bluesharp nicht behaupten kann. Da dominie- MIT CULTURESCAPES – CHINA “Clapton” ren mehrheitlich uninspirierte, hundertfach gehörte DI 2. UND MI 3. WU WEI&LUCAS NIGGLI (Reprise / Warner) Licks. mp DO 4. VEIN FEATURING GLENN FERRIS FR 5. UND SA 6. DARREN SIGESMUND – STRANDS II Tief in die Traditionskiste greift Eric Clapton. Dabei unterstützt ihn ein wahres Who’s who an fantasti- IN ZUSAMMENARBEIT schen Musikern. Eckpfeiler des Albums sind ein MIT CULTURESCAPES – CHINA paar feine Bluesnummern, allen voran Snooky DI 9. UND MI 10. SONIC CALLIGRAPHY FEATURING Pryors “Judgement Day”, Melvin Jacksons “Travelin’ COCO ZHAO AND WU NA Alone” und Little Walters “Can’t Hold Out Much DO 11. JORIS ROELOFS FEATURING GREGORY Longer”. Daneben ist auch wieder Claptons alter Kumpel J.J. Cale als Gastsänger an Bord. Das Über- HUTCHINSON, AARON GOLDBERG AND raschende aber an diesem schlicht “Clapton” ge- ROBBEN FORD JOE SANDERS nannten Album sind Erics äusserst gelungenen “Blue Moon” FR 12. UND SA 13. WALTER JAUSLIN QUINTET Versuche in Richtung New Orleans Rhythm&Blues, Robben Ford (g, voc, p), Russell Ferrante, Neil Larsen (keys), bestens getragen vom perlenden Piano eines Allen Tom Brechtlein, Vinnie Colaiuta (dr), Roscoe Beck, IN ZUSAMMENARBEIT MIT Toussaint oder den Trompeten von Wynton Marsa- Jimmy Earl (b), Lee Thornburg (tp, tb), Dave Woodford (sax), CULTURESCAPES – CHINA lis und Troy Andrews. Hardcore-Fans mögen zwar Julie Christensen, Louis Pardini (voc) DI 16. UND MI 17. XU FENGXIA&LUCAS NIGGLI – mit Recht bemängeln, dass die Gitarre viel zu kurz (Concord / Universal) BLACK LOTOS kommt, doch zeigt gerade diese Produktion, als welch ein vielseitiger, sensibler und glaubhafter IN ZUSAMMENARBEIT MIT TRIJAZ: JAZZ- Sänger sich Eric Clapton im Herbst seiner langen Gesanglich eher auf der leichtgewichtigen Seite, HAUS – LES DOMINICAINS – BIRD’S EYE Karriere positionieren, und wie er hochklassige Mit- beweist Robben Ford seine Stärke wie gewohnt mit DO 18. WOLFGANG HAFFNER TRIO musiker mühelos in seinen Sound einbinden kann. seinen überdurchschnittlichen Gitarrenkünsten. Die FR 19. UND SA 20. ROBERT LAKATOS TRIO Respekt! mp elf Songs plus ein Remix, mal rockig, mal jazzig, FEATURING GABOR BOLLA bewegen sich immer im bluesigen Wohlfühl-Um- feld. Sie erscheinen deshalb irgendwo austausch- bar, es fehlt der Soul, es fehlen prägnante Hooks. IN ZUSAMMENARBEIT Es scheint, als dienten sie nur als notwendiger MIT CULTURESCAPES – CHINA Hintergrund für Fords unbestritten versierte Gitar- DI 23. UND MI 24. YANG JING – DIFFERENT SONG renausflüge. Und die werden irgendwann dann DO 25. ODEM jeweils ausgeblendet. Einen guten Job erledigt die FR 26. UND SA 27. JOVINO SANTOS NETO TRIO Begleitcrew, besonders die Horns, doch auch sie können nicht verhindern, dass spätestens gegen Mitte des Albums die Langeweile einkehrt. Es fehlt IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEN INTERNA- KIRSTEN THIEN schlicht, um das geflügelte Wort zu strapazieren, TIONALEN MUSIKFESTTAGEN B. MARTINU˚ “Delicious” “meh Dräck”! mp *SO 28. THOMAS DOBLER&KENNY DREW – (Screen Door Records / Blind Raccoon) MARTINU˚ SUITE Eine angenehme Entdeckung ist Kirsten Thien. Die DI 30. BUCHER 5 Amerikanerin nennt Sängerinnen von Ida Cox über Aretha Franklin bis Linda Ronstadt als ihre Role Models. Auf “Delicious” setzt Thien die Vielseitig- DEZEMBER keit ihres eigenen Talents mit elf Songs um, darun- ter acht selbst (mit-)geschriebenen, die eine enor- MI 1. BUCHER 5 me Bandbreite abdecken. Thien zitiert Acoustic Blues, souligen Pop, Chicago Blues, Balladen, LES COPELAND DO 2. SANTOS QUARTET Country oder rockigen Blue-eyed Soul, alles zuge- “Don’t Let The Devil In” FR 3. UND SA 4. OLIVER TABELING TRIO FEATURING schnitten auf ihre wandelbare Stimme. Ihre durch Les Copeland (voc, g), David “Honeyboy” Edwards (g), ANDY SCHERRER Horns, Backing Vocals und illustre Gäste (Hubert Michael Frank (harm) Sumlin, Billy Gibson, Arthur Neilson) aufgepeppte (Earwig) DI 7. UND MI 8. RETO ANNELER QUARTET Touring Band macht einen hervorragenden Job und liefert Kirsten Thien die ideale Grundlage für diese DO 9. NICOLE METZGER & NEW YORK klare und abgeklärte Produktion. mp Leslie Stuart Copeland aus British Columbia prä- CONNECTION sentiert uns ein drummerloses, hauptsächlich von FR 10. UND SA 11. ANTONIO FARAÒ QUARTET akustischer Gitarre dominiertes Album, welches zu den stärksten Veröffentlichungen dieses Genres in DI 14. UND MI 15. THOMAS LÜTHI TRIO der letzten Zeit gehört. 14 Eigenkompositionen, da- DO 16. LEAFAR zu Robert Nighthawks “Anna Lee”, grandios gezupft und geslidet, leidenschaftlich gesungen, und da FR 17. UND SA 18. FRANCO AMBROSETTI QUINTET und dort gefühlvoll unterlegt mit Michael Franks Harmonica oder Honeyboy Edwards zweiter Gitarre. BIS 3. JANUAR 2011 WEIHNACHTS- UND NEUJAHRSPAUSE Copeland zeigt sich einerseits stark beeinflusst von den diversen Johnsons (Blind Willie, Lonnie THE BLUESMASTERS und Robert), scheut sich aber nicht, sein Programm “Featuring Mickey Thomas” auch mal mit einem Folksong (“I’m The Little One”, (Directmusic / Blind Raccoon) “Silently”) oder einem Instrumental (dem jazzig- swingenden “Ginseng Girl”, dem melodiösen “Cry- ing For An Angel” oder der Ode an seinen Kollegen Die Bluesmasters sind das Kind von Gitarrist und – dem Song “Ry Cooder”) aufzulockern. Ein unauf- KONZERTZEITEN 20.30 – CA. 22.45: Produzent Tim Tucker. Um sich geschart hat er z.B. geregtes, aber nichtsdestotrotz schönes Werk mit 1. SET 20.30 – CA. 21.30 UND neben der britischen Drum-Ikone Aynsley Dunbar Tiefgang. mp 2. SET 21.45 – CA. 22.45 (* 28.11. 17 UHR) auch Mickey Thomas, der in den 1970er-Jahren mit Elvin Bishops Band und später als Leadsänger der EINTRITT: CHF 12.– /14.– /24.– (*28.11. CHF 25.–/15.–) Jefferson Starship die Charts stürmte. Thomas’ 1 TÜRÖFFNUNG: ⁄2 STUNDE VOR KONZERTBEGINN helle Blue-eyed-Soul-Stimme ist dann auch klar der Pluspunkt dieses mit Höhen und Tiefen belasteten Albums. Seine Versionen der Klassiker “I’d Rather KOHLENBERG 20 CH-4051 BASEL 061 263 33 41 www.birdseye.ch JNM_6_2010_30-33_HBB 29.10.2010 10:10 Uhr Seite 33 ‚ , BLUES N ROOTS

SOLOMON BURKE BEVERLY JO SCOTT RICHARD THOMPSON “Nothing’s Impossible” “Planet Janis” “Dream Attic” (Ear Music Edel / Phonag) Beverly Jo Scott (voc, g), Slim Batteux (keys), Jo Mahieu (g), Richard Thompson (g, voc), Pete Zorn (ac-g, fl, sax, mand, voc), Thierry Rombaux (b), Yves Baibay (dr), Gaelle Mievis (voc) Michael Jerome (dr, voc), Taras Prodaniuk (b, voc), (Dixiefrog / Disques Office) Joel Zifkin (v, mand, voc) Dass “Nothing’s Impossible” Produzent Willie Mit- (Proper / Smart Music) chells letztes Album sein würde, war klar, da er kurz vor der Veröffentlichung verschied. Dass es aber In texanischen Musikerkreisen gilt es quasi als ein auch Solomon Burkes finales Statement werden Tabu, Janis Joplin zu covern. Nicht so in Europa. Fairport Convention hiess damals eine der führen- sollte, war nicht abzusehen. Nun ist auch Burke auf Beverly Jo Scott, seit ihren Mädchentagen beken- den Pioniergruppen des englischen Folkrock, und dem Weg zu einem Konzert in Amsterdam verstor- nende Janis-Anhängerin, nimmt mit ihrer französi- Richard Thompson war federführend in der Band. ben. Das Vermächtnis des Archbishop of Rock and schen Band allen Mut zusammen und setzt der Irgendwann setzte er seine Karriere solo fort, Soul und des legendären Produzenten aus Mem- legendären Ikone mit diesem einwandfrei einge- schrieb Filmmusik für Werner Herzog, sah seine phis “Nothing’s Impossible” ist schlicht Grammy- spielten Live-Album ein Denkmal. Stimmlich bes- Songs von Bonnie Raitt, Elvis Costello oder David verdächtig. Das Album wurzelt in der grossen Ära tens dafür prädestiniert, löst Scott ihre Aufgabe Byrne gecovert, erhielt einen BBC Lifetime Achieve- des Souls, tönt aber äusserst zeitgenössisch. Die prächtig. Leider bleibt sie, wie auch ihre Mitmusiker, ment Award, wurde vom Rolling Stone Magazine grösstenteils von Mitchell geschriebenen Songs trotz gemachter Hausaufgaben, zu stark an den Ori- als einer der Alltime Top 20 Guitar Players geprie- (Burke selber steuerte zwei bei) klingen massge- ginalaufnahmen kleben und fügt zu wenig Eigen- sen und nahm über die Jahre um die 40 hoch- schneidert für Solomons voll klingende, majestä- ständiges hinzu. Es bleibt beim Nachspielen, das gelobte Alben auf, ohne aber je Spitzenplätze in tische Stimme, die klar im Mittelpunkt steht und Interpretieren fehlt. Herzblut ist dabei, das kann den Charts zu erreichen. Dieses Unterfangen wird wie gewohnt das ganze Spektrum von fordernd man unschwer herausmerken, doch stellt sich dem ihm auch mit “Dream Attic” kaum gelingen, denn bis einschmeichelnd abdeckt. Es ist beeindruckend, Zuhörer je länger, je mehr die Frage, ob er nicht die Thompsons Musik ist alles andere als Pop. Richard wie scheinbar mühelos Burke in den Songs aufgeht CD aus dem Player fischen und den aufkeimenden Thompson macht keine Hintergrundmusik. Es spielt und sie zu seinen eigenen macht. Die Basis für all Appetit auf Janis’ Musik mit den Originalaufnah- faszinierende, zeitlose Songs, clever arrangiert, ins- dies legt die routinierte, lockere Studioband, die men stillen soll. Im Auge zu behalten gilt es aber trumentiert und auf eine Art dargeboten, dass man genau weiss, wann sie Gas geben und wann sie Zu- Beverly Jo Scott mit ihrer ausserordentlichen Stim- zuhören muss. Das Spezielle an “Dream Attic”: Die rückhaltung üben muss. Dazu kommen die von me allemal. Ein guter Produzent, die richtigen erste CD ist live und enthält Konzertaufnahmen von Willie Mitchell bestens dosierten Horns, Strings Songs, und ein Erfolgsalbum liegt in Reichweite. 13 neuen Songs, die zweite CD birgt Thompsons und Backing Vocals, welche die Würze ausmachen. mp solo eingespielte Vocal/Guitar-Demos eben dieser Ein spezielles Kränzchen gewunden sei schliesslich Lieder, ursprünglich aufgenommen, um sie der Lannie McMillan für seine unter die Haut gehenden Band als neues Live-Programm vorzustellen. Und Sax-Soli. Ein Klasse-Album mit traurigem Aus- der Clou: Die Demoaufnahmen in ihrer Schlichtheit klang. mp überzeugen mindestens so stark. mp

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SAINTLOUISMANAGEMENT Piano-Soloalbums Danilo Rea at / Schloss Elmau: “A Tribute to Fabri- ZVG

/ zio De André". Von Luca Scigliano PD FOTO:

Es ist Ende Januar. 15 Grad unter null. Das Improvisation, vielmehr auf den Text und die musste ich mich an strenge Vorgaben halten. Schloss Elmau liegt – beinahe schlummernd – Melodie. Kombiniert man nun Jazz mit Pop, Eine Sonate von Beethoven zum Beispiel, so an einem malerischen Ort in Oberbayern, wo ergibt sich eine völlig neue Art der Improvisa- schön sie auch ist, bot mir im Vergleich zum Ruhe und Abgeschiedenheit dominieren. Ideale tion: eine neue Freiheit. Jazz wenig Interpretationsspielraum. Ich hatte Voraussetzungen für all jene, die sich zurück- mich an die Partitur zu halten. ziehen wollen, um die Alltagshektik zu verges- JNM: Inwiefern ist der Instinkt für Ihre Im- sen. provisationen wichtig? JNM: Welchen Rat geben Sie jungen Musikern? In der Mitte des grossen Saals im Schloss steht DR: Fundamental! In der Musik sind Instinkt DR: Sie sollen möglichst viel lernen, um das ein glänzender schwarzer Konzertflügel. Ge- und Energie essenziell. Das Geheimnis der Im- Erlernte so schnell wie möglich wieder zu ver- mäss Tradition muss jeder Musiker, der im provisation liegt darin, die beiden Variablen ins gessen. Nur so gibt es Platz für Neues. Schloss Elmau für eine Woche residiert, ein Gleichgewicht zu bringen. Gleichzeitig muss Allerdings sollten sie auch jene Musik berück- Konzert vor geladenem Publikum halten. Dies man darauf achten, dass der Spannungsbogen sichtigen, wie sie von Ella Fitzgerald, Billie gilt auch für Danilo Rea. In seinem Fokus stehen nie zusammenfällt. Kurzum: Man muss eine Holiday oder Louis Armstrong gemacht wurde; Stücke eines der wohl berühmtesten Cantau- Geschichte erzählen, ohne auszuschweifen oder diese ist zeitlos und gibt einem viel Inspiration. tori der italienischen Musikgeschichte: Fabrizio langweilig zu werden. Auch zu viel Virtuosität Man darf die Vorfahren nicht unterschätzen, De André. könnte danebengehen. Eine gute Improvisation denn durch sie kannst du als Musiker deine setzt Reife und viel Übung voraus. expressive Freiheit erlangen. ´ Wie Rea gegenüber JAZZ’N’MORE bekennt, habe ihm das Schloss Elmau die richtige Inspi- JNM: Wann hat ein Musiker diese Reife er- ration gegeben, eine Piano-Soloplatte aufzuneh- langt? men. “Der Saal im Schloss Elmau war für mich DR: Vorausgesetzt, dass jeder Musiker seinem ein perfekter Ort, der es mir erlaubte, in die Talent entsprechend spielt, ist zu hoffen, dass Tiefgründigkeit De Andrés einzutauchen.” diese Reife so rasch wie möglich kommt (lacht). Aber in Wirklichkeit hängt Musik nicht nur vom Danilo Reas Musik hat klassische Wurzeln. Talent eines jeden Musikers ab, sondern auch Dennoch hat sich der Pianist dem Jazz ver- von seinen Emotionen und dem, wonach er im schrieben, ganz einfach deshalb, weil er sich als Leben sucht. zeitloser Künstler sieht und die Freiheit geniesst, die aus dem Jazz kommt. “Und diese Freiheit JNM: Es scheint ein Widerspruch: Als Musi- habe ich auch auf die Popmusik übertragen.” ker muss man Übung, Talent und eine gewis- se Reife besitzen, gleichzeitig Energie und JNM: Danilo Rea, was hat Sie zum Pop bewo- Instinkt ins Gleichgewicht bringen. Wo ist da DANILO REA AT SCHLOSS ELMAU gen? die Freiheit in der Improvisation geblieben? “A Tribute to Fabrizio De André" Danilo Rea: Sowohl Jazz als auch Pop haben DR: Wenn du all diese Eigenschaften besitzt, Danilo Rea (p) (ACT / MV) ihre ganz eigenen Eigenschaften. Dem Jazz kannst du als Jazzer problemlos auf die Bühne habe ich mich gewidmet, weil ich das Bedürf- treten und loslegen, ohne dich an eine enge nis verspürte, die Improvisation zu erlernen. Die Vorgabe halten zu müssen. Als ich als junger Popmusik ihrerseits stützt sich weniger auf die Student am Konservatorium Klassik studierte, 35 JAZZ Unit_JNM_210x279mm_ra 26.10.2010 11:17 Uhr Seite 1

// NEW RELEASES ON UNIT RECORDS

// PETER ZIHLMANN & TOW ORCHESTRA // RADAR SUZUKI // PEDRA PRETA // TALES OF THE OLD WORLD // LAHAR // YOUR CHOICE UTR 4245 UTR 4252 UTR 4254

05.01. MOODS, ZÜRICH, CH 03.11. BAR KING, NEUCHÂTEL, CH 25.10. RHABARBER MUSIC BAR, ALTDORF, CH 14.01. BEJAZZ/VIDMARHALLEN, BERN, CH 05.11. SCHLOSSHOF, ALTIKON, CH 26.10. BIRD'S EYE, BASEL, CH 19.01. THEATER AM GLEIS, WINTERTHUR, CH 13.11. KLIBÜHNI, CHUR, CH 27.10. BIRD'S EYE, BASEL, CH 23.11. KUGL, ST. GALLEN, CH 28.10. BEJAZZ/VIDMARHALLEN, BERN, CH 07.01. MULLBAU, LUZERN, CH 29.10. JAZZCLUB, USTER, CH 15.01. SONARRAUM, BERN, CH 10.11. THEATER AM GLEIS, WINTERTHUR, CH 11.11. BOMBAY BAR, ZÜRICH, CH

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28.10. JAZZ CLUB DE GRENOBLE, GRENOBLE, FR 14.11. STELLWERK, HAMBURG, DE 03.11. KKL LUZERN, LUZERN, CH (CD-TAUFE) 29.10. HOT CLUB, LYON, FR 23.11. TAUSEND, BERLIN, DE 02.12. JAZZKANTINE, LUZERN, CH 03.11. SUNSET, PARIS, FR 25.11. AUFSTURZ, BERLIN, DE 20.01. JAZZKANTINE, LUZERN, CH 21.11. AMR, GENÈVE, CH 18.12. JAZZFOCUS FESTIVAL, BERLIN, DE 02.12. MOODS (ZKB JAZZPREIS), ZÜRICH, CH 17.01. FERME DE LA CHAPELLE, GRAND-LANCY, FR

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ChristyChristy PD/ZVG FOTO: DoranDoran

Christy Doran hat mit “Bunter Hund” eine neue Band lanciert, in der er seine mannigfaltigen Ideen BunterBunter erstmals in einer instrumentalen Umgebung mit Akkordeon auslebt. Die Musik ist ein dynamisch rei- ches Konglomerat aus Jazz, Rock und Folk. Von Pirmin Bossart HundHund

Er hat mit OM Schweizer Jazzgeschichte ge- die Gitarrenlinien auch gut auf dem Akkordeon. Eigener Sound schrieben und ist mit seinen diversen Projekten Natürlich sind hier Patricia Draegers Virtuosität und Bands wie New Bag in einer Dichte und und Musikalität von entscheidender Wichtigkeit Alle Stücke stammen von Christy Doran. Sie Kompetenz präsent geblieben wie kaum ein und ein grosser Gewinn”, freut sich der Gitarrist. zeichnen sich aus durch klar strukturierte anderer Musiker seiner Generation. Seine Hand- Themen und Kollektivimprovisation, ungerade schrift ist unverwechselbar. Sie wurde früh von Rhythmen und Beschleunigungen, scharf ge- Gitarristen wie John McLaughlin und Sonny Klänge entdecken zeichnete Patterns und klangliche Auslotungen. Sharrock beeinflusst, hat aber auch eine unsen- Die Zugerin Patricia Draeger hat nach der Phase Einige Kompositionen sind während Dorans timental folkig-lyrische Seite. der klassischen Tango-Walzer-Akkordeon-Lite- Sabbatical vor ein paar Jahren in Indien (Kerala) Erst hat Christy Doran noch mit seinen OM- ratur zeitgenössische Musik studiert, aber auch entstanden. Andere Stücke hat er speziell auf Kumpels und dem Sänger Bruno Amstad ein Worldmusik und Volksmusik gespielt. In den diese Band hin geschrieben. “Der Bunte Hund formidables Hendrix-Tribute-Projekt in Luzern letzten Jahren ist sie sukzessive in die Welt hat einen eigenen Sound. So ist es auch span- realisiert, und schon ist er wieder bei etwas des Jazz und der Improvisation hineingewach- nend, gewisse Stücke auszuprobieren, die New ganz anderem. Mit der Band “Bunter Hund” sen. Sie spielte unter anderem im Tien Shan Bag schon gespielt hat.” kehrt der Gitarrist ganz in die Gegenwart zurück Schweiz Express von Heiri Känzig. Sie ist auch Die Musik von “Bunte Hund” klingt leichter, intro- und zeigt sich tight und einfallsreich wie eh die Akkordeonistin von Albin Bruns Alpin En- vertierter und auch leiser als New Bag. Obwohl und je. Mit Patricia Draeger (acc), Christian semble. Draeger: “Der Bunte Hund ist eine in- Doran elektrische Gitarre spielt, ist es eigentlich Weber (b) und Lionel Friedli (dr) ist der Hund teressante Herausforderung für mich, weil ich eine akustische Band. Doran: “Bisher habe ich exzellent besetzt. andere Klänge entdecken und ausgehend von vor allem modal gearbeitet. Bei diesen Stücken Christys Material in neue Improvisationsfelder habe ich etwas harmonischer gedacht, sodass gelangen kann.” wir manchmal auch über Akkordprogressionen Mit Akkordeon Doran wurde auf Draeger aufmerksam, als er spielen.” Dorans Wahl für ein Akkordeon kommt nicht einmal in Barcelona beim Tien Shan Express von ungefähr. Schon sein Grossvater wie auch mitwirkte. “Sie ist mir mit ihren Soli aufgefallen. seine Mutter haben Akkordeon gespielt. Sehr Diese sind weniger ‘jazzy’, sondern sehr offen Und New Bag? lange sei dieses Instrument vor allem in der und sehr musikalisch. Zudem ist sie technisch Nach einer zweijährigen Pause ist inzwischen Volksmusik eingesetzt worden, “aber in letzter auf hohem Niveau und kann meine Stücke spie- auch New Bag wieder daran, mit neuem Elan Zeit hat ein Umdenken eingesetzt”, sagt Doran. len, was ja nicht so ohne Weiteres vorausge- und gemeinsam als Gruppe ein neues Pro- “Man hört das Akkordeon inzwischen auch viel setzt werden kann ...” gramm auszuarbeiten. Ende Februar 2011 wird in moderner Musik.” Vor Jahren war Doran in Mit Christian Weber (b) und Lionel Friedli (dr) eine nächste CD aufgenommen und im Herbst Schweden an einem Projekt mit dem amerika- machen zwei Musiker, die in der Jazz- und 2011 eine neue Tournee gestartet. ´ nischen Akkordeonisten Guy Kluvescek beteiligt. Improszene omnipräsent sind, den “Bunten “Auch das war eine sehr inspirierende Erfah- Hund” perfekt. “Eine Band mit Lionel schwebte rung.” mir schon länger vor, er ist ja auch einige Zeit Mit dem Akkordeon integriert Doran eine neue bei New Bag für Fabian Kuratli eingesprungen.” Christy Dorans BUNTER HUND Klangfarbe in seine Kompositionen. Akkordeon Es ist auch hier das Zusammentreffen der vier 18. Nov.: Aarau/CH, Jazzclub und elektrische Gitarre ergeben zusammen unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten, dass (with Noemie Cotton/acc.) einen sehr reizvollen Sound. “Hier gibt es noch dem bunten Musikhund seinen besonderen vieles auszuloten. Erstaunlicherweise klingen Charakter gibt. 37 JAZZ JNM_6_2010_38_39_Chew 27.10.2010 16:13 Uhr Seite 38 PEGGY CHEW “SONIC CALLIGRAPHY”

Peggy Chew wurde als Kind chine- sischer Einwanderer in den USA geboren. Nach ihrem Studium tourte die Sängerin durch Europa und lebt seit 1990 in Zürich. Sie ist Gesangslehrerin an den Jazz- schulen von Bern und Basel. Gemeinsam mit dem Pianisten Adrian Frey leitet Peggy Chew das Trio “Sonic Calligraphy”. Reiner Kobe

JNM: Peggy, Sie sind Sängerin. Haben Sie Fernseh-Schauen. Das war eine ziemlich natür- spielen, und ihn für das Projekt zu gewinnen, schon immer gesungen, als Kind? Haben Sie liche Sache. Eine meiner ersten Jazzplatten in freute uns sehr. Er hat grosse Erfahrung und

auch Gesang studiert? der High School war Keith Jarretts “Facing You”, profunde Kenntnisse in afrokubanischer, brasili- PD/ZVG Peggy Chew: Schon als Kind habe ich Musik später hörte ich viel Miles Davis und Sonny anischer Musik und in verschiedenen Stilen von geliebt, China-Opern, Hongkong-Filmmusik, Rollins. Aber erst in Europa beim Selber-Singen Pop, Jazz bis zu Flamenco. Dadurch bringt er FOTO: populäre Folksongs, und ich habe viele schöne bin ich dann tiefer in diese Musik eingetaucht, fantastische neue Elemente in die Gruppe. Erinnerungen an Konzerte mit Schulchören und und das hat mein Leben verändert! JNM: Wie kam das aktuelle Projekt mit fünf dort auch als Solistin. Aber ich habe niemals JNM: Sie leben seit 1990 in der Schweiz. Musikern mit europäischer, chinesischer und davon geträumt, professionelle Sängerin zu Was hat Sie hierher verschlagen? amerikanischer Herkunft zustande? werden. Wie viele andere Einwandererkinder PC: Wie gesagt, bin ich vorher schon ein paar PC: Unser Trio wurde mit dem Jazzsänger Coco strebte ich eine Karriere als Akademikerin an. Jahre in Europa herumgereist. In der Schweiz Zhao aus Shanghai und der Guqin-Meisterin Nachdem ich dann mein Studium an der Yale taten sich plötzlich viele Möglichkeiten auf, und Wu Na aus Beijing zum Quintett erweitert. University abgeschlossen hatte, stand Juris- ich beschloss, hier zu bleiben und zu arbeiten. Anlass dazu war das “Swiss Chinese Cultural prudenz oder etwas im sozialen Bereich im Bald war ich Solistin und Mitglied des Vokal- Explorations”-Programm von Pro Helvetia. Bei Vordergrund. Aber nach einiger Zeit merkte quartetts in Vince Benedetti's Jazz Heritage Big unserem ersten China-Besuch 2002 hatten wir ich, dass die Musik mich am meisten fesselte. Band. Viele weitere Gelegenheiten ergaben sich Coco in Shanghai kennengelernt und mit ihm Ich reiste nach Europa und sang während meh- mit diversen Jazzcombos und Vokalgruppen. gespielt. Damals war er schon ein sehr bekann- rerer Jahre Jazz- und Popsongs mit Strassen- Später begann ich, mit meinen eigenen Bands ter, etablierter Jazzsänger, mit einem wunder- musikern. Die Möglichkeiten, mich mit der zu arbeiten, und die Jazzschulen in Luzern und baren Swingfeeling und einer raren Improvisa- Stimme auszudrücken und damit mit den Mu- Basel stellten mich als Jazzgesangslehrerin an. tionsgabe. Ihn inspirierte unsere Mischung von sikern und dem Publikum zu kommunizieren, JNM: Seit wann arbeiten Sie mit Adrian Frey Jazz mit chinesischem Material zu eigenen Pro- faszinierten mich, und so fand ich dann endgül- zusammen? Seit wann gibt es das Duo und duktionen in diese Richtung. Seither waren wir tig zur Musik. wie und wann wurde es zum Trio? immer in Kontakt geblieben, mit Besuchen in Erst in Europa nahm ich Unterricht bei klassi- PC: Mit Adrian Frey spiele ich schon seit über der Schweiz und in China. schen Lehrern, und über die Jahre konnte ich 20 Jahren in verschiedenen Formationen, und auch mit einigen wunderbaren Jazzsängerinnen das Duo existiert auch schon so lange. Am An- privat studieren, mit Jay Clayton, Norma Win- fang waren vor allem Standards im Repertoire, TOURNEETERMINE stone, Jeanne Lee, , Anne Marie dann experimentierten wir mehr und mehr mit Mi, 3.11. Luzern, Jazzkantine 20.30 Uhr Moss, und mit den Jazzmusikern Lee Konitz, den chinesischen Songs, die ich zum Teil als (+ WS am Nachmittag) Armen Donelian, Art Lande u.a. Kind schon gehört hatte. Für mich war es eine Do, 4.11. Basel, Jazzschule, Jay Clayton war (und ist) meine Mentorin und Beschäftigung mit meiner Herkunft und für Workshop 13 bis 15 Uhr inspirierte mich, Risiken einzugehen beim Im- Adrian war es spannend, trotz der kulturellen Fr, 5.11. St.Gallen Kultour provisieren, die Fantasie zu gebrauchen und Distanz Möglichkeiten von Verbindungen zu fin- im Bahnhof 20 Uhr spontan, im Moment zu reagieren. den, z.B. gerade im modalen Bereich. Wir ver- So, 7.11. Zürich, Moods JNM: Wann hat es mit dem Jazz angefan- öffentlichten unsere erste CD “Sonic Calligra- (CD-TAUFE) 19 Uhr gen? phy” 2004 auf dem Label altrisuoni. Davor reis- Mo, 8.11. Basel, Bird's Eye, PC: Meine Liebe zum Jazz begann mit dem ten wir schon 2002 nach China und gaben Workshop (VHS) 18 bis 20 Uhr “Great American Songbook”. Viele dieser Lieder Konzerte in Beijing, Shanghai und Hongkong Di, 9.11. Basel, Bird’s Eye 20.30 Uhr stammen aus alten amerikanischen Filmen, und und spielten u.a. auch die chinesischen Songs. ich lernte sie schon als Kind sozusagen beim Willy Kotoun stiess 2005 zur Gruppe. Es war ein www.peggychew.com 38 Traum von uns, mit einem Perkussionisten zu JAZZ JNM_6_2010_38_39_Chew 27.10.2010 16:13 Uhr Seite 39 INTERVIEW

Als Pro Helvetia diese Ausschreibung machte, tionsreichste Instrument Chinas, das in der Kon- fragten wir Coco, ob er dabei wäre. Er schlug templation verwendet wird, auf der einen Seite, dann noch Wu Na vor, um die Gruppe zu kom- auf der anderen das Klavier, wohltemperiert, plettieren. Sie spielt die Guqin, eine siebensai- mit seiner typisch westlichen Chromatik. tige Zither mit einer über 3000-jährigen Als wir dann mit den Proben begannen, waren Tradition. Und sie ist auch eine fantasievolle, aber alle sofort begeistert von den Klängen und einzigartige Improvisatorin! den Interaktionen, die sich ergaben, und die Als wir dann von Pro Helvetia ausgewählt wur- Chemie stimmte! SONIC CALLIGRAPHY den, war ich sehr glücklich. JNM: Würden Sie Ihre Musik noch als Jazz “The Flow Of Things” Peggy Chew (voc), Adrian Frey (p), Willy Kotoun (perc), JNM: Sie verwenden Material aus verschie- bezeichnen? feat. Coco Zhao (voc), Wu Na (guqin) denen Ecken der Welt. Wie bringen Sie all PC: Ja, wenn man den Begriff weit genug fasst, (Altrisuoni 300 / Phonag) das unter einen Hut? Wie haben Sie sich über sicher! Es ist eine kammermusikalische Vari- dieses Material verständigt? Wie und wo ante. Jazz war schon immer eine Musik, bei haben Sie es ausgesucht? der verschiedenste Einflüsse zusammenkamen Dank den Projekten im Rahmen von “Culturesca- PC: Improvisation ist unsere gemeinsame Spra- und etwas Neues ergaben. pes” kommt es diesen Herbst zu diversen Begeg- nungen von schweizerischen und chinesischen che, die es uns ermöglicht, zusammen zu spie- JNM: Warum nennen Sie Ihre Gruppe “Sonic Jazzmusikern. Die Aufnahmen dieser ersten CD len. Trotzdem war es auch ein Experiment, Calligraphy”, also tönende Kunst der Schön- von Sonic Calligraphy entstanden vor Jahresfrist in diese so unterschiedlichen MusikerInnen und schrift? Shanghai und weisen den Weg zu interessanten die ungewöhnliche Instrumentation von Klavier, PC: Adrian und ich kamen zu diesem Namen, Kontakten und Öffnungen. Den Kern dieses En- Guqin, Perkussion, Frauen- und Männerstimme weil der chinesischen Kalligrafie auch etwas sembles bilden zwei Schweizer Musiker, der Pianist Adrian Frey und der Perkussionist Willy Kotoun (die in Englisch, Chinesisch und “ohne Worte” Improvisatorisches anhaftet. Unsere Musik hat sowie die in den USA aufgewachsene Jazzsän- singen) zusammenzubringen. Das Repertoire einen grossen Anteil Improvisation. Auch auf gerin Peggy Chew, die aus einer chinesischen besteht aus chinesischen Liedern, einigen aus- unserer ersten China-Tournee spielten wir im- Auswandererfamilie stammt. Für dieses Projekt gewählten Jazzsongs, chinesischen und ameri- mer mindestens ein frei improvisiertes Stück, konnten weiter der chinesische Jazzsänger Coco Zhao und Wu Na gewonnen werden, welche die kanischen Gedichten und Kompositionen von was dann natürlich für das chinesische Publi- Guqin spielt, eine altehrwürdige Zither mit 3000- Adrian Frey. Der improvisatorische Umgang mit kum äusserst ungewöhnlich war. jähriger Tradition. Diese Musiker improvisieren dem Material, die Offenheit sowie der Jazz- Eine lang gehegte Idee ist auch, diese beiden über chinesische Traditionals ebenso gekonnt wie background ergaben dann Resultate, die uns Kunstformen in einer Performance zusammen- über George Gershwins Standard “Summertime”. selber überraschten und befriedigten. zubringen. ´ Die Kompositionen stammen hauptsächlich aus der Feder von Adrian Frey und werden in den ge- Mit Wu Na hatten wir ja noch nie zusammen- sanglichen Interpretationen durch zum Teil sehr gespielt, das war schon spannend und auch alte chinesische Lyrik ergänzt. Der Titel wirkt nicht ein Risiko, ob wir uns finden würden. Gerade nur fernöstlich meditativ, sondern drückt auch die

PD/ZVG die Verbindung Guqin und Klavier ist von der Musik des Ensembles sehr schön aus, sei es in Vorstellung her extrem fragwürdig: Das tradi- “Autumn Reflection” oder im kollektiv komponier-

FOTO: ten “Heaven”. ra

Die Hochschule der Künste Bern (HKB) vereint eine Vielzahl von künstlerischen Disziplinen unter einem Dach und entwickelt spar- tenübergreifende Perspektiven in Lehre und Forschung. Das Angebot umfasst Studiengänge und Weiterbildungen in den Berei- chen Gestaltung, Kunst, Konservierung und Restaurierung, Musik, Oper/Theater und Literatur.

Für den Fachbereich Musik / Abteilung Jazz suchen wir für die Stilrichtung Jazz/Improvisation/Ensemble jeweils eine/n Dozent/in Gesang und Dozent/in Saxophon

Sie bringen eine hohe künstlerische QualiႡkation, mehrjährige internationale Bühnenerfahrung, umfangreiche SolistInnen- und Bandpraxis in grosser Stilbreite und eine ausgewiesene pädagogische Erfahrung, wenn möglich auf Hochschulebene mit.

Wir erwarten eine vertiefte Beschäftigung mit zeitgenössischem Jazz und verwandten Genres, stilistische Offenheit und ein Enga- gement über die Genregrenzen des Jazz hinaus. Entsprechend sind Erfahrungen in der Realisierung interdisziplinärer Projekte von Vorteil.

Die Stelle umfasst alle Ausbildungsniveaus der HKB (Bachelor und Master) und verlangt die Betreuung der Studierenden und ihrer Projekte vor Ort, eine entsprechende Präsenz am Ausbildungsort wird erwartet. Nach Sichtung der Unterlagen werden ausge- wählte BewerberInnen zu einer Vorstellung (Vorspiel und Lehrproben) eingeladen.

Bitte beachten Sie die ausführlichen Informationen unter www.hkb.bfh.ch/stellenangebote.html.

Für ergänzende Auskünfte steht Ihnen die Leiterin des Studienbereichs Jazz, Valérie Portmann, unter der Telefonnummer 031 372 40 35 oder unter [email protected], gerne zur Verfügung.

www.bfh.ch JNM_6_2010_40_Tardin 27.10.2010 16:15 Uhr Seite 40

Genève – New York – Berlin Wechsel beeinflussen unweigerlich deine Arbeit. Ganz anders Berlin, da ist viel mehr but his language is the music! Freiraum, auch geografisch gesehen, alles ist LEO TARDIN nicht so kompakt wie in NY. Das gibt dir mehr In Genf geboren. Gewann das Ausnahmetalent Leo Tardin Freiraum für deine Konzepte, du fühlst dich 1999 die “Montreux Jazz Piano Solo Competition”. Von da an irgendwie freier, es gibt keinen direkten Impact. ging es aufwärts und er machte Unmögliches möglich. In Das war total neu für mich, ich musste lernen, seiner ehemaligen Wahlheimat New York sorgte er schnell für mit dieser Art Raum umzugehen, auch mit der Aufsehen, wegen seines Aussehens und seiner Musik. Heute Art, wie die Menschen auf einen zukommen.” lebt der 35-Jährige in Berlin und lotet die Szene und sich Speziell auch die Mixing-Location für das neue selbst neu aus. Von Peewee Windmüller Album “Smooth Danger”. “Wir mischten die Songs der neuen CD im Funkhaus, dem Hauptquartier der Ex-DDR-Radiostation, einem der wichtigsten Propaganda-Center des damali- gen Regimes. Alles war so gross, du brauchtest einen Scooter, um auf die Toilette zu gehen, und das Gelände hat sogar eine eigene Tankstelle. Die Stimmung dieses historischen Gebäudes übertrug sich definitiv auch auf das Abmischen. Und Johannes Sahl, der Toningenieur, hat einen fantastischen Job gemacht, wir arbeiteten wäh- rend zwei Wochen jeden Tag, nur um das perfekte Mixing zu erreichen. Wir wollten, dass jeder Track seine eigene Farbe erhält, vor allem bei den Drums und Keys, und diese Einflüsse basie- ren auf der Umgebung. Ich wollte etwas Neues machen, das war der Hauptgrund, warum ich von NY nach Berlin gezogen bin. „Making a new album in a fresh environment.” Das ist auch absolut gelungen. Die kraftvollen Songs, die Beats und die fordernden Lines sind eine Herausforderung an den Hörer, ein Album, das man hören muss! ´

Grand Pianoramax in Concert: SMOOTH DANGER RELEASE TOUR: GRAND PIANORAMAX FEAT. BLACK CRACKER: Seine Hauptband ist Grand Pianoramax, zwi- Kopf hat. “Ich bin in meiner Arbeit limitiert auf 17.–20.11.: Pont Rouge, Monthey

ZVG schen Kult und Neo, zwischen harten Beats und die Keyboards und die Drums, diese 24.11.: Kantine am Berghain, Berlin / 25.11.: Moods, Zürich

PD Electronica, auf jeden Fall aber eine der kreativs- Einschränkung verlangt extreme Genauigkeit ten Bands der Szene, nicht nur in New York. und hat einen direkten Einfluss auf die 26.11.: Kraftfeld, Winterthur

FOTO: JAZZ’N’MORE hat dem Ausnahmetalent an- Komposition. Es fordert uns, auf die Essenz zu 27.11.: AMR Sud des Alpes, Geneva lässlich des Releases des dritten Albums auf kommen, und endet logischerweise in einem 30.11.: Le Bourg, Lausanne 1.12.: Bee Flat PROGR, Bern den Zahn gefühlt. Genauso quer wie seine Minimal Set-up.” Tardin nimmt diese Sessions 2.12.: La Belleviloise, Paris Kompositionen sind seine Pressebilder. Da flie- auf und selektioniert anschliessend, was 4.12.: SAS, Delemont gen die Tasten, Tardin mal mit Schnauz, mal mit Potenzial hat. 9.12.: Bars en Trans, Rennes Bart, immer elegant, aber stets etwas daneben Seinem Partner, dem Schlagzeuger Dominik (feat. Mike Ladd instead of BC) gekleidet, haarscharf an den Trends vorbei Burkhalter, gibt er nur spärliche Anweisungen, gestylt und lange vor dem Skispringer Simon wenn überhaupt. “Ich möchte, dass er seine Weitere Infos unter www.leotardin.com Ammann trug er Brillen der schrägsten Art. Inputs möglichst frei von Vorgaben beitragen Videos unter: Tardin komponiert seine Songs, indem er sich kann sowie die Möglichkeit der freien www.youtube.com/grandpianoramax quasi in sein Studio einschliesst und mit Entfaltung hat, ich bin überhaupt sehr vorsichtig Freunden jammt, manchmal nächtelang. Es mit Vorgaben gegenüber den Mitmusikern, ich werden Strukturen ausprobiert, meistens ba- versuche so wenig wie möglich Limiten zu set- sierend auf Songlines, welche er bereits im zten”, so Tardin. Auf die Frage, welchen Einfluss New York und DISKOGRAFIE: heute Berlin auf seine Arbeit haben, antwortet – Grand Pianoramax, ObliqSound (2005) Tardin lakonisch: “Die Atmosphäre in New York – Starlite 12” Single, ObliqSound (2005) ist so einzigartig und mit nichts vergleichbar, – The Biggest Piano In Town, alles ist immer in Bewegung, es wird immer ObliqSound (2008) und überall gebaut, verändert. Diese dauernde – The Hook (Remixes) digital single, Veränderung prägt den Charakter, nichts ist GRAND PIANORAMAX ObliqSound (2008), Grand Pianoramax konstant und das überträgt sich auf dich. Wenn “Smooth Danger” remixed by DJ Spinna and du stehen bleibst und zuschaust, verlierst du ObliqSound Stefan Rogall – m.path.iq Leo Tardin: grand piano, rhodes, K-Station, harmonium, sofort den Kontakt. Es kommen auch dauernd – The Hook (Remixes) 12" vinyl single, Phillichorda, Dominik Burkhalter: dr, Special Guests: neue Leute von der ganzen Welt nach New Black Cracker: spoken word, voc, ObliqSound (2009) Mike Ladd: spoken word, voc, Karsh Kale: tabla – Grand Pianoramax, Smooth Danger, York, mit ihrem eigenen Traum von New York ObliqSound (2010) und was sie da erreichen können. Die meisten bleiben aber nur kurze Zeit. Diese dauernden 40 JAZZ JNM_6_2010_41_Dauner 27.10.2010 16:16 Uhr Seite 41

Wolfgang Dauner Tribute to the Past In Frack und Fliege, auf dem Cover abgelichtet, steht er ernst vor einem brennenden Klavier. Im Kleinbus transportierte er einst von England aus über den Kanal einen sperrigen Synthe- sizer, den er nur mit einer Kaution des Konsuls durch den Zoll brachte; er scheuchte seinen nackten Schlagzeuger über die Bühne, zertrümmerte dortselbst eine Geige und rief zum “Ur- schrei” auf, von der kuriosen Korrespondenz mit der nicht existierenden “Cowboy Texas Band” ganz zu schweigen. Wolf- gang Dauner liebt diese skurrilen Erlebnisse und Geschichten. Sie sind jetzt alle versammelt in einer neuen, gut lesbaren Biografie. Von Reiner Kobe

Sie ist an diesen Geschichten, die nie aufge- ausgeweitet: Die Gruppe “Etcetera” entsteht. setzt wirken, aufgehängt. Sie verdichten sich Während Dauner damit dem damals geläufi- PD/ZVG vielmehr zur langsam Gestalt annehmenden gen Jazz-Rock-Idiom huldigt und die Gruppe Persönlichkeit Wolfgang Dauners, der auch 1974 zur “Glotzmusik” umformt, komponiert er FOTOS: ausführlich zu Wort kommt. Er erklärt seine Musik (im rockigen Gewand) für eine Serie des Ästhetik, den Nutzen langer Haare und die Kinderfernsehens, kommt stets auf die Ur- indem er deren Themen ungekünstelt vorstellt, Wirkung von Drogen, erzählt von seinem Be- sprünge des Jazz zurück. Von 1969 bis 1989 filigran verarbeitet und sie spartanisch mit eige- such in New Orleans und von der Trauerfeier leitet er die beim damaligen SDR angesiedelte nen Bearbeitungen unterlegt. In einer fünfteili- für Willy Brandt, wo er unbeteiligte und gleich- Radio-Jazz-Group Stuttgart und tourt mit den gen Porgy-and-Bess-Suite tritt George Gersh- gültige Politiker ausmachte. German Allstars durch Südamerika und Asien. wins Melodik deutlich hervor. Auch Neuinter- Sowohl als Teenager als auch als reifer Musiker Mitte der siebziger Jahre entwickelt sich aus pretationen eigener Stücke sind zu hören, da- gab sich Wolfgang Dauner stets eigensinnig der Glotzmusik das United Jazz and Rock runter der packende “Wendekreis des Stein- wie unbekümmert. Wolfgang Scharlau zeichnet Ensemble, die langlebigste Band der deutschen bocks”. Abschliessend trifft der Pianist in Erin- den Weg des Stuttgarter Pianisten nach, der Jazz-Geschichte. Auch ein Verdienst Dauners, nerung an den verstorbenen MPS-Label-Chef es zu einigem Ruhm brachte und Ende des der sich um die geschäftliche Seite kümmert Hans Georg Brunner-Schwer, der ihm vieles Jahres 75 wird. und mit dem Musiker-Label “Mood” Massstäbe ermöglichte, mit dessen Komposition “Blue Im tiefsten Schwabenland als Waise aufge- setzt. Auf eine einheitliche Linie liess sich Light” eine besondere Stimmung. Im legendä- wachsen, hat er schlechte Startchancen. Seine Dauner nie festlegen. ren MPS-Studio in Villingen, das inzwischen Tante brachte ihm früh das Klavierspiel bei, Was auch diese Biografie deutlich macht. Der anerkanntes Kulturdenkmal ist, spielte Dauner Bekanntschaft mit dem Jazz machte Dauner Autor politischer Kriminalromane hat sich aus- in den sechziger und siebziger Jahren wichtige beim Soldatensender AFN. Kurz nach Kriegs- führlich mit dem Künstler unterhalten, der ihm Aufnahmen ein. Dorthin ist er jetzt zurückge- ende findet der Zehnjährige in einer verlassenen sogar seine persönlichen Notizen zur Verfügung kehrt, um der Vergangenheit Tribut zu zollen, Kaserne eine Trompete, die ihm später den stellte. Sie sind nahtlos eingeflochten in die “Tribute to the Past”. ´ Weg in die Jazz-Szene öffnet. Nach Schlosser- Geschichte einer ein halbes Jahrhundert um- lehre und Musikstudium übernimmt Dauner spannenden Karriere. Sie macht bekannt mit – Das brennende Klavier – der Musiker die Tourneebegleitung von Marika Rökk und einem kantigen Musiker und vermittelt einen Wolfgang Dauner, Biografie von Wolfgang Zarah Leander, was den Start seiner Profikar- Einblick in ein Kapitel deutscher Jazz-Geschichte. Schorlau, Edition Nautilus, Hamburg 2010, riere bedeutet. Nach dem Wechsel zum Klavier Auch mit einem neuen Solo-Album wird 191 Seiten, 19,90 Euro verdient er sich seinen Lebensunterhalt mit Wolfgang Dauners 75. Geburtstag gefeiert. Es – Wolfgang Dauner Solo Piano, Tribute Unterhaltungsmusik und Club-Engagements. ist sein drittes, wobei sein letztes über drei to the Past, HGBS 20012 (ab Oktober) Im Jazz bleibt Dauner Autodidakt. Er schneidet Jahrzehnte zurückliegt. Einmal mehr erweist er – Wolfgang Dauner im Filmporträt die Musik auf seinem Tonbandgerät mit und sich als eigenständiger Pianist der Bill-Evans- (DVD erscheint im Oktober) transkribiert sie anschliessend auf Notenpa- Schule, der sein erstaunlich breites Spektrum – Auftritte pier. 1963 gründet Dauner sein erstes eigenes bewahrt hat. “Tribute to the Past” ist sowohl Between the Beats, Denzlingen, Jazz-Trio, das lange Bestand hat. Es wird zu musikalisch wie biografisch zu verstehen. Erst- Basel, am 28. Januar im Beginn der siebziger Jahre mit der Erweiterung mals erforscht Dauner ausgiebig Standards, Duo mit Jean-Luc Ponty des musikalischen Spektrums auch personell mit denen er aufgewachsen ist. Er seziert sie, 41 JAZZ JNM_6_2010_42-43_Liebermann 29.10.2010 15:11 Uhr Seite 42 JUBILÄUM Rolf Liebermann und der Jazz

v.l.n.r. George Gruntz, Komponist Robert Wilson, Regisseur Rolf Liebermann, Intendant Hamburgische Staatsoper

v.o.n.u. Impressionen zur Jazzoper “Cosmopolitan Greetings”

Rolf Liebermann wäre am 17. September 100 Jahre alt geworden. George Gruntz ehrt ihn, indem er sich an Jahrzehnte der Zusammenarbeit mit dem grossen Schweizer und dessen Herz für den Jazz erinnert. Von George Gruntz

Rolf Gutmann, Architekt (STADTTHEATER Auftrag, eine Jazzversion zu schreiben, welche BASEL, 1975; SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH, sofort das Weiterbestehen des Werks und 1978), war Gestalter des Pavillons und Beauf- der stolzen Idee von “LES ECHANGES” garan- tragter für die “kulturelle Gestaltung” des tieren sollte. Meine – von der SUISA sofort als Sektors “LES ECHANGES” (Banken, Versiche- Co-Komposition eingestufte – Version wurde rungen) an der Schweizerischen Landesaus- spielbar durch zwei Jazzschlagzeuger (Daniel stellung “EXPO 1964”. Gutmann gehörte zum Humair und Pierre Favre) und mittels eines Künstlerkreis-Salon meiner Cembalo-Lehrerin, präparierten Klaviers (ich selbst). Diese Jazz- Antoinette Vischer, ihrerseits musikalische version des nunmehr “Symphonie les Echan- Partnerin von Rolf Liebermann. Alle Sektoren ges” genannten Werks ging sofort auf Europa- der Landesausstellung bemühten sich um Tournee und wird bis heute gespielt – eine künstlerische Begleitung, und so fuhr Gut- letzte, neue CD-Einspielung fand 2003 mit mann 1960 nach Hamburg mit dem Wunsch, Fabian Kuratli und Rafi Woll statt (MGB CD Liebermann solle eine Sinfonie für “LES 6170). Liebermann war 1964 derart begeistert ECHANGES” erfinden – was dieser vehement von dieser Zusammenarbeit, dass er mir eini- ablehnte: “Für Banken und Versicherungen ge Monate später definitiv den Auftrag gab, kommt mir nichts in den Sinn.” Den Gästen “eine richtige Jazzoper” zu komponieren. bereits unter der Türe rief er noch nach: “Die- se Bürowelt ist ja voller Geräusche, machen Vor seiner Zeit als Intendant der HAMBURGI- Sie daraus doch selber etwas!” Ein halbes Jahr SCHEN STAATSOPER (1959–1972) war Lie- danach fuhr Gutmann erneut nach Hamburg, bermann Hauptabteilungsleiter “Musik” am mit dem Anliegen: “Herr Liebermann, wir fin- NDR in Hamburg, wo eine seiner bis heute den die Idee mit den Büromaschinen toll, aber wirkenden Taten die Einrichtung eines “JAZZ Sie sollten das Werk gestalten.” WORKSHOP” war. Es war die erste deutsche Hörfunk-Abteilung, bei der nicht nur über Jazz Inzwischen hatte ein Team unter Beteiligung geredet, sondern aktiv produziert wurde. Die der ETH in Zürich bereits eine Sammlung von gleichzeitige Einrichtung des 3. Programms Büromaschinen aufgebaut, mit einem Schalt- (Kultur) bewirkte, dass mein Bereich des brett und 150 Knöpfen, für jede Maschine “konzertanten Jazz” oft eingeladen wurde. Pa- einen. Liebermann fuhr hin und fand diese rallel zu jeder meiner NDR-Arbeiten fanden “elektrische Eisenbahn für einen Komponisten” beim inzwischen zur Oper übergewechselten vor und war jetzt voll begeistert. Jetzt wurde Liebermann Gespräche in Richtung meiner auch ich dazugeholt und erhielt bald den Oper statt, bei der wir uns beide sofort da- 42 JAZZ JNM_6_2010_42-43_Liebermann 29.10.2010 10:18 Uhr Seite 43 100 JAHRE ROLF LIEBERMANN rüber klar waren: “Eine richtige Jazzoper kann Dee Bridgewater, Sheila Jordan, Mark teten, reinen Jazzversion statt, welche nun- nur von richtigen Jazzmusikern und -sän- Murphy, sechs Instrumental-Solisten, drei mehr “Symphony for Jazzensemble” heisst. In gern interpretiert werden.” Liebermann war Tänzern um Carolyne Carlson sowie der NDR Berlin kam Liebermann hoch begeistert auf eigentlich besessen von dieser Idee, sodass Big Band). die Bühne. Es war das letzte von ihm besuch- z er den gleichen Auftrag an Gunther Schuller te Konzert: Wenige Wochen nach dem Anlass gab (welcher zur allseitigen Enttäuschung Im Verlauf der gemeinsam verlebten Jahre (5.11.88) starb er am 2. Januar 1989 in Paris. eine Oper für Opernsänger schrieb, unter empfahl mich Liebermann immer wieder für Addition eines Alibi-Jazzquintetts) und noch die Interpretation des nicht einfachen Klavier- Immer wieder verbanden uns auch noch an- mal einen an Don Ellis – BRAVO! (welcher parts in seinem Werk “Concerto for Symphony dere Projekte. 1987 beispielsweise rief mich aber keine einzige Note je lieferte). Lieber- Orchestra and Jazzband”. Kurz vor seinem Liebermann nach Salzburg, um eine “Som- manns Interesse konzentrierte sich damit nun 70. Geburtstag (1980) kam wieder sein An- merakademie für Jazz” einzurichten. Herbie voll und ganz auf meine inzwischen ziem- ruf, dieses Mal für ein Konzert in der Zürcher Hancock (p), Miroslav Vitous (b), Tony Wil- lich fortgeschrittene Jazzopern-Komposition, Tonhalle. Nach all den Erfahrungen bei der liams (d) und ich (comp/arr) waren neben er fand nur keine Möglichkeit, zuerst in Ham- Jazzoper war es ein Leichtes, von Liebermann Elisabeth Schwarzkopf, Renata Tebaldi und ist burg, dann in Paris (1973–1980), seine die Bewilligung zu erhalten, das Werk (end- Peter Ustinov als Professoren auf Lieber- ur Opernhäuser quasi leerzufegen, damit ein lich!) ebenfalls für “richtige”, improvisierende manns offiziellem Rider gelistet. Man kann es total Jazz-gerichtetes Personal einziehe! Be- Jazzmusiker einzurichten – bislang waren alle sich nicht so rasch vorstellen, was solcher- e sonders in Paris fanden alle paar Monate “Jazzteile” ausgeschrieben. Am 13.9.79 er- lei für Wirkungen hat für unseren Jazz. Wie Sitzungen statt, weil sich da und dort even- reichte mich ein begeistertes Schreiben von andere Kultur-Intellektuelle – man erinnere tuelle Möglichkeiten einer Premiere meiner Liebermann: “Vive la Liberté, öffnen Sie das sich an Jean Cocteau! – hatte Liebermann ein Jazzoper als Leistung seiner auftraggebenden Werk, wo Sie wollen.” riesengrosses Herz für Jazz, das an allen OPERA NATIONALE ausserhalb des eigent- Die für die Solisten John Surmann, Ken Ecken und Enden, für die meisten Jazzmusiker per lichen Opernhauses zeigten. Aber da fehlte Wheeler, Pierre Favre und meine Wenigkeit “im Verschwiegenen”, seine Wirkungen hatte. gs” immer das ansonsten für den Opern-Normal- geöffnete Version erfuhr einen Riesenerfolg. Zu seinem 100. Geburtstag (14.9.2010) wur- betrieb grandios zur Verfügung stehende Während der Applaus nicht enden wollte, de er an der HAMBURGISCHEN STAATSOPER Geld. Als mir nach über 20 Jahren seit der spielten meine Jazzmusiker irgendeinen mit historisch/biografischen Gesprächen, vor Auftragserteilung mal in einem Brief der Ge- Bebop-Head, worauf mich Gunther Schuller allem auch durch den SF-Film “Liebermann, duldsfaden riss, antwortete Liebermann: “Lie- (Dirigent) und der auf die Bühne geeilte Lie- Musiker” von Mürra Zabel er-greifend gefeiert. ber George, nicht nervös werden: Eines Tages bermann zur Bühnenmitte riefen, wo mir Und trotz der Tatsache, dass sich Lieber- werden wir Dein Schiff an Land ziehen.” Liebermann doch tatsächlich ins Ohr flüsterte: manns Denkmal in Hamburg vor allem durch 1988 stand ihm, der zur Rettung der HAM- “Ginge das nun nicht auch noch ohne Sin- seine beispielhafte Arbeit an der STAATSOPER BURGER STAATSOPER kurzfristig zurück- fonieorchester?” Nachdem es Liebermann errichtete (neben Repertoire-Inszenierungen gerufen wurde, der wundervolle, leere Raum gelungen war, die Hamburger Koerber-Stif- auf höchstem Niveau: 27 Uraufführungen von der Kampnagelfabrik Hamburg zur Verfü- tung für das Projekt zu begeistern, fanden am international in Auftrag gegebenen Opern!), gung. Sein erster Anruf galt mir und dem JazzFest Berlin 1998 mit meiner CONCERT war ich zum einzigen Livemusik-Beitrag ein- Regisseur Robert “Bob” Wilson, und im Juni 88 JAZZ BAND (TCB 99452 – Liveversion) und geladen, um mein Arrangement seiner “Sym- fand die erste von 22 ausverkauften Vorstel- bei DRS 2, Zürich (MGB CD 6170 – Studio- phony for Jazz Ensemble” mit der NDR Big- lungen meiner Jazzoper “COSMOPOLITAN version), Uraufführungen der von mir bearbei- band zu spielen. GREETINGS” statt (mit den SängerInnen Dee- Es gäbe noch vieles zu berichten. Auch meine, erst konzertant aufgeführte Jazzoper, “The ZUR PERSON vor, was man später mit dem Begriff Third Magic of a Flute”, war Liebermanns Auftrag Rolf Liebermann entstammte der bekannten Stream oder Crossover belegt hätte. Rolf (Menuhin Festival Gstaad 2003). Berliner Familie Liebermann. Sein Vater Liebermann schuf eine Fülle von Kompo- Franz Joseph Moritz Liebermann-Rosswiese sitionen unterschiedlicher Couleur: vom Schon seit 2000 heisst das ehemalige Studio (1872–1931) hatte als junger Jurist mona- politischen Lied (Liebermann stand links) 10 des NDR – mit 500 Plätzen durchaus ge- telang in einem Sanatorium in der Schweiz bis zur Oper, von der Klaviersonate bis eignet für Konzerte – “Rolf Liebermann-Saal”. seine von einem Reitunfall herstammenden zur Musik für Maschinen, vom Konzert bis Einen Saal solchen Namens wünschte ich Knochenbrüche auskuriert, lernte in Zürich zum Multimedia-Projekt. 1957–1959 war mir vor allem in unser beider Heimatland eine Französisch-Schweizerin namens Lucie er Leiter der Hauptabteilung Musik des Schweiz! Seinen Einsatz für Musik überhaupt, Lang kennen und wurde schliesslich nach Norddeutschen Rundfunks NDR in Ham- darin seine Durchsetzungsfähigkeit, seine der Heirat mit ihr Schweizer Bürger. burg. Rolf Liebermann war ab 1959 Überzeugungskraft und seine immer sympa- Der gemeinsame Sohn Rolf studierte von 14 Jahre lang und nochmals von 1985 thisch liebenswerte Art echten Freunden 1929 bis 1933 Jura an der Universität bis 1988 Intendant der Hamburgischen gegenüber vermisse ich zutiefst. Warum gibt Zürich. Daneben erhielt er Musikunterricht Staatsoper. Während seiner ersten Hambur- es nicht mehr Liebermänner auf der Welt? am Privatkonservatorium von José Berr. ger Intendanz wurden 24 Auftragswerke Und gerade unser Jazz, oft zur Seite gedrängt, Nach seinem Studium brachte er seine ers- uraufgeführt, darunter Staatstheater von bräuchte immer wieder und wahrscheinlich ten Chanson-Kompositionen heraus und Mauricio Kagel, Die Teufel von Loudon noch lange Autoritäten wie Liebermann: Mei- wirkte in diversen Kabaretts mit. von Krzysztof Penderecki, Der Prinz von nungsbildende Persönlichkeiten, bei denen 1936 belegte er einen Dirigierkurs in Buda- Homburg von Hans Werner Henze und Hilfe, ein hohes, natürliches Mass an musikalischer pest bei Hermann Scherchen und wurde Hilfe, die Globolinks von Gian Carlo Menot- Urteilsfähigkeit kombiniert ist mit Neugier und 1937 dessen Assistent beim Musica Viva- ti. In der Zeit von 1973 bis 1980 leitete zielgerichtetem Denken. System Hoffnung? ´ Orchester in Wien. Ab 1940 begann er Liebermann die Pariser Oper. intensiver Komposition zu studieren und Er wurde 1963 zum Honorarprofessor der nahm Unterricht bei Wladimir Vogel. Von Hochschule für Musik und Theater Hamburg 1945 bis 1950 war er Tonmeister bei Ra- ernannt. dio Zürich. 1950–1957 übernahm er die In den 1930er-Jahren war Liebermann mit Doppel-CDs meiner durch Leitung der Orchesterabteilung der Schwei- Lale Andersen (Lili Marleen) liiert. Für Lale Liebermann initiierten Jazzopern: zerischen Rundfunkgesellschaft SRG. Andersen vertonte Rolf Liebermann in den 1954 erhielt er einen Kompositionsauftrag Jahren um 1933 das Gedicht Der Sauer- “Cosmopolitan Greetings” zu einem Orchesterwerk von den Donau- ampfer von Joachim Ringelnatz. Liebermann MGB, Musikszene Schweiz, CD 9203 eschinger Musiktagen, schrieb zur Verblüf- war Vorbild für die Figur Robert Mendels- fung aller sein Concerto for Jazzband and sohn im Film “Lili Marleen" von Rainer “The Magic of a Flute” Symphony Orchestra und legte damit etwas Werner Fassbinder. MGB, Musiques Suisses, CD 6219 43 JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:26 Uhr Seite 44 HÖRBAR Klangschärfe, erzeugt hochenergetische Span- nobler Zurückhaltung lässt Fresu bei der Auswahl nungsfelder zwischen Improvisation und Komposi- der Kompositionen hauptsächlich seine langjähri- weghören tion. Bei aller herausragender Technik, unerschöpf- gen Bandmitglieder zum Zuge kommen. Zur Erin- licher Kreativität und traumwandlerischer Inter- nerung: Jedes der fünf Bandmitglieder durfte die aktion, den gleichberechtigt gerierten Ingredienzien Gestaltung einer CD übernehmen, damit seinen dieses Trios, ist jetzt einiges anders. Schlagzeuger eigenen Stempel auf das Teilprojekt setzen, das bedingt hörbar Eric Schaefer, der mehr als die Hälfte der meist sich wie ein Mosaik zu einem Ganzen fügte. Die neuen Stücke beisteuert (das energiegeladene Aufnahmen widerspiegeln die vorläufige Summa “Phlegma Fighter” und die rockende Hommage eines langlebigen Quintetts, dem die Ideen noch “Gorilla Biscuits” sind noch dabei), betont bewusst lange nicht ausgegangen sind. hörbar gut den Groove stärker. Sein perkussives, mitunter ro- CD 2 beginnt mit sechs Titeln aus den “projects” mit ckiges Spiel setzt andere Akzente. Jeder Ton und Uri Caine, gefolgt von fünf Aufnahmen mit der jede Phrase sitzt, das Zusammenspiel ist diszipli- Jazzrockformation The Devil Quartet, und schliess- nierter, wenn nicht präziser. Der kochende Drive lich weiteren sechs Beiträgen aus dem Projekt mit unbedingt reinhören überlässt nichts dem Zufall, sodass sich Pianist Uri Caine und dem Alborada String Quartet. Der Michael Wollny weniger in Abstraktionen ergeht, Kammerjazz mit klassischem Touch und der wilde Bassistin Eva Kruse mehr auf den Punkt zupft. Das Jazzrock sind zwei weitere Seiten der Kreativität neue (em) hat nach eigenem Bekunden die vierte dieses schöpferischen Trompeters aus Sardinien. unüberhörbar Spitze Jahreszeit erreicht und rundet damit seine eigene Die konzeptionell verschiedenen Projekte geben Geschichte, die vor acht Jahren begann, ab. Alles einen Einblick in einen Teil der zahllosen Aktivitäten kommt abgeklärter und aufgeräumter daher. Fresus, der in der gleichen Zeit auf anderen Labels Gelitten haben Spontaneität und kollektives Im- noch einiges mehr veröffentlichte, denken wir nur provisieren, geblieben sind Spielfreude und vitale an die Aufnahmen mit ’s Lost Chords. Kraft. rk Man darf gespannt sein auf die 50 Konzerte zum 50. Geburtstag, die für nächstes Jahr geplant sind. ra

JAN GARBAREK & THE HILLARD ENSEMBLE “Officium Novum” Jan Garbarek (ts, ss), David James, Rogers Covey-Crump, Steven Harrold, Gordon Jones (voc) CHRISTIAN MÜNCHINGER QUARTET (ECM / Phonag) “The Glance” Christian Münchinger (ts), Christoph Stiefel (p), GERI ALLEN Andreas Zitz (b), Pius Baschnagel (dr) “Flying toward the Sound" Musik zur Entschleunigung des Alltags gesucht? (TCB 29202 / K-Tel) Geri Allen (p) Der mittlerweile 63-jährige norwegische Saxofo- (Motema Music MTM-37 / Sony Music) nist Jan Garbarek liefert sie einmal mehr. Über Kult- status – auch jenseits der Jazzwelt – verfügt Gar- Unter den vielen CDs, die diesen Herbst wie fallen- barek längst. Mit dem schlicht “Officium Novum” de Blätter bereichern, sticht diese zunächst eher (eine Anspielung auf den Erstling “Officium” von traditionell wirkende Produktion des Christian GERI ALLEN & TIMELINE 1993) getauften, dritten Album werden Garbarek Münchinger Quartets hervor. Traditionell heisst, in “Live" und das exzellente englische Vokalquartett “The der roten Linie der TCB-Produkte, Bebop, Hard und (Motema Music 233167 / Sony Music) Hillard Ensemble” sicher weitere Erfolge einfah- Postbop. Dieses Quartett verfügt mit einer lockeren ren (das erwähnte Debütalbum verkaufte sich Souveränität über diese stilistische Referenz, was über eine Million Mal). Der Gesamtsound besticht mit den ausgereiften Eigenkompositionen des Eine Solo-CD und ihre erste Live-CD in Geri Allens in seiner Einfachheit gnadenlos. Eine abgespeckte Bandleaders zu tun hat. Andererseits bilden die zwanzig Jahre währender Karriere legt uns hier das Formation aus vier Männerstimmen und einem Musiker ein wohlverschweisstes Ensemble, des- immer besser werdende Motema Label vor. Aus der Saxofon füllten die Räumlichkeiten des österreichi- sen kollektives Verständnis einhergeht mit der Art, “Professorin für Jazz und zeitgenössische Improvi- schen Klosters St. Gerold auf ein Maximum und wie die Musiker aufeinander hören und eingehen. sationen" ist eine wandlungsfähige Pianistin und versetzt jeden Zuhörer sofort in eine nachdenklich- Da sind die wunderschönen Phrasierungen des eine gereifte Bandleaderin und Komponistin gewor- meditative Stimmung. Die liturgischen Gesänge des melodisch aufgebauten Titelsongs hervorzuheben, den. armenischen Komponisten und Musikethnologen aber auch die prickelnden Auseinandersetzungen Die Solo-CD “Flying Toward The Sound" besteht Komitas Vardapet (1869–1935) ergreifen einem von “Dr. Freud”, ein Stück, das auf eine rhythmi- hauptsächlich aus “Refraction", einer Suite in acht bis hin zu einem Zustand der Entrücktheit. Die teil- sche Klimax zustrebt, die bis zuletzt packend bleibt. Teilen. In den Liner-Notes bedankt sie sich bei Cecil weise bis in die Antike zurückreichenden Gesänge Pianist Stiefel, für einmal ohne seine Isorhythmen und Taylor, McCoy Tyner und Herbie Hancock, und die der armenischen Kirchenmusik bilden die Basis als Sideman zu hören, wechselt gekonnt die Fronten ersten drei Teile der Suite sind dann auch ihnen dieser wunderbaren Musik, die ihren sakralen Charak- zwischen Solo und Verstärkung der brillanten Rhyth- gewidmet. Allens Spielart steckt voller Überra- ter jedoch nie verliert. Und dann – so absurd es mussection. Münchinger überzeugt nicht nur durch schungen, jeder Teil der Suite hat seinen eigenen tönen mag – stören Garbareks ständigen Saxofon- seine Kompositionen, sondern auch durch seine Charakter und Ausdruck. Ihr Spiel ist fein nuanciert, einwürfe und sein manchmal fast schon kitschiger, Präsenz als Interpret temperierter Soli und als Band- und es ist immer wieder höchst interessant zu hallvoller und sehr gleichförmiger Ton fast ein biss- leader. ra hören, wie sie aus den anfänglich fragilen und frei chen den himmlischen Frieden. sge schwebenden Tönen langsam Spannung erzeugt. Eine CD, in die man leicht eintauchen kann und die trotzdem eine immense Tiefe besitzt. Auf der “Live"-CD probiert sie, zusammen mit ihrer Band Timeline, Tanz und Musik (hörbar) miteinan- der zu verschmelzen und damit an afrikanische Riten anzuknüpfen. Maurice Chestnut ist ohne Zweifel ein fantastischer Stepptänzer, wie man auf den zwei Videoclips (beide CDs beinhalten einen Videoteil) sehen und hören kann. Aber eben, man muss es sehen. Auf dem Audioteil der CD ist das WOLLNY/KRUSE/SCHAEFER “The Blue Note Years” Steppgeräusch eher ungewohnt und störend. Die “(em) live” CD 1: Paolo Fresu (tp), Tino Tracanna (ts, ss), Roberto Cipelli (p), ganz starken Momente sind immer dann, wenn “Mr. Michael Wollny (p), Eva Kruse (b), Eric Schaefer (dr) Attilio Zanchi (b), Ettore Fioravanti (dr) Bojangles" eine Pause macht. Die schön langen (ACT 9668 / MV) CD 2: Paolo Fresu (tp, frh), Uri Caine (p, keyb), Bebo Ferra (g), Titel von McCoy Tyner, , Gershwin, Paolino Dalla Porta (b), Stefano Bagnoli (dr), Charlie Parker und von ihr laden zu ausgiebigen Alborada String Quartet Solos ein und Geri Allen lässt sich von ihren gross- Wenn (em), eines der erfolgreichsten Pianotrios des (Blue Note 50999 909538 2 8 / EMI) artigen Kollegen, Kenny Davis am Bass und gegenwärtigen Jazz, ein neues Album vorlegt, fragt Drummer Kassa Overall, zu wahren pianistischen man sich zwangsläufig, ob es noch Steigerungen Höhenflügen mitreissen. gf geben kann. Jein, lautet die Antwort beim vierten Paolo Fresu ist noch keine 50 Jahre alt, und bereits Album, das beim diesjährigen Jazz Baltica mit- erscheint eine Doppel-CD mit einem Rückblick auf geschnitten wurde. Die Band agiert in gewohnter die Blue-Note-Jahre (2005–2009). CD 1 enthält 44 16 Titel aus den fünf CDs mit seinem Quintett. In JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:26 Uhr Seite 45

NEW RELEASE Oktober 2010

QUETZAL „5:45 h“

MARC LOHR & GERÄT7 FLORIAN ROSS “Stick no bill” “Mechanism” (Unit Records / MV) Florian Ross (p, loop) (Pirouet 3049 / MV)

Scharf geht diese CD ab. Schon der erste Track ist Vollblut-Jazz, mit interessanten Instrumente- Bislang hat sich Florian Ross im Trio und grösse- Schichtungen, Drive und Aufruhr. Auf “Johanna” ren Formaten hervorgetan, wo er weitgehend sein wird der Albert-Ayler-Marsch auf europäisch gebla- Handwerk erlernte. Jetzt legt der vielseitige Kölner sen. Die zwei Saxofonisten spielen forsch und er- Pianist nach acht Alben seine ersten Solo-Auf- haben, die Rhythmus-Section rollt und punktiert. nahmen vor. Nachdem er 2004 erstmals solo auf- Volksmusikalische Tönungen treten auf “Sieg der getreten war, fand er Gefallen an dieser völligen Spindel” zutage, hinter dem Gehacke blinzelt ein Gestaltungsfreiheit. Sein Wunsch wuchs, “solo zu Akkordeon, dann ein prächtig groovender Schluss- spielen und doch nicht gänzlich allein zu sein”. spurt. Das ist Lebensfreude pur. “Im August” ist Mithilfe eines Loop-Geräts, das ihn live komponie- sozusagen die Ballade nach den drei Eröffnungs- ren und orchestrieren lässt, tritt er in Dialog mit meta 056 Tracks, die nach vorne drücken und sich austoben. sich selbst. Mechanisch, um auf den Titel der CD zu Veronika Stalder · Stimme Auch die zweite Hälfte der CD enttäuscht nicht, ob- kommen, ist die Verbindung Technik und Klavier wohl einige Stücke etwas mehr Zeit brauchen. Die schon, doch Ross gestaltet sie seelenvoll. Es ent- Nina Gutknecht · Stimme meisten Kompositionen hat Marc Lohr nach einem steht eine faszinierende Klangwelt miteinander ver- Urs Müller · Gitarre zweimonatigen Aufenthalt in Südindien geschrie- wobener Stimmen. Die 17 Stücke, zur Hälfte freie Simon Iten · Bass ben. Keine Sekunde denkt man bei dieser Musik Improvisationen, versteht Ross “als eine lange an die Klischeebilder von Indien. “Vielmehr reflek- Reise ins eigene Innenleben”. Sie verraten ihre Lukas Mantel · Schlagzeug, Komposition tieren die Aufnahmen Elemente wie Chaos, Lärm, Nähe zur klassischen Musik, die der Pianist stu- Liebenswürdigkeit und Freude, die im täglichen In- dierte, sind aber spontane Momentaufnahmen. Mal LIVE dien so überwältigend präsent sind”, schreibt Lohr. ist es eine impressionistische Hommage an Vorbild Die Band überzeugt mit ihrer Spielfreude und ihrem Bill Evans, mal eine Anlehnung an Neue Musik 17.11.10 : ZKB-Jazzpreis, Moods Zürich Mut zu einer direkten Sprache. Die Instrumenta- (“Györgi”), mal ein Tribut an John Coltrane 07.12.10 : Jazz Am Waldsee, Freiburg i.B. listen geben volle Pulle. Da wird so engagiert wie (“Moment´s Notice”), neben “Sometime Ago” der 10.12.10 : Esse Bar, Winterthur unverfroren gespielt, es gibt weder langweilige einzige Standard des Albums. Florian Ross´ Mo- 11.12.10 : Theatre De Poche, Biel Standards noch ziellose Jams. Dafür eine gute und nologe und Dialoge sind voller Poesie und Intimität. Quetzal At Swiss Diagonales Jazz 2011 : ehrliche Portion Musik, wie sie manchmal das Die CD lebt vom Wechselspiel zwischen Solo-Spiel 14.01.11 : Jazzy Jams, Pura Ti Leben schreibt, wenn man weit weg gewesen ist. und Dop-pel-Solo. Es gebiert vielschichtige Klänge, 22.01.11 : Jazzlake, Wädenswil pb. die sich auf mehreren Ebenen verschränken und 04.02.11 : Kulturscheune, Liestal den Hörer in Atem halten. Ein Solo-Album dieses 11.02.11 : Bejazz, Bern hochkalibrigen Pianisten war längst fällig. rk 12.02.11 : Espace Noire, St. Imier

NEW RELEASE November 2010

CHRISTOPH SIEGRIST JOHANNES HAAGE TRIO “Welcome To The Blue World" Christoph Siegrist (tp), Mark Turner (ts), Arnan Ortiz (p), ROSCOE MITCHELL NOTE FACTORY „plays Marlene Dietrich“ Massimo Biolcati (b), Richie Barshay (dr) “Far Side” (Fresh Sound Records) Mitchell (sax, fl), Corey Wilkes (tp, flh), Craig Taborn & Vijay Iyer (p), Jaribu Sahid & H. Bankhead (b, cello), Tani Tabbal & V. Davis (dr) Auf den Spuren von Miles: Christoph Siegrist ist (ECM / Phonag) mit “Welcome To The Blue World" ein beeindru- ckendes Debütalbum gelungen, das ganz im Zeichen seines Vorbildes steht. So bietet das Repertoire Die Liste der Meriten des 70-jährigen Mitchell ist zwei Miles-Kompositionen “Frelon Brun" (ursprüng- lang – begonnen mit der AACM und dem AEOC. lich auf “Filles De Kilimanjaro") und “Half Nelson" Aber bis zum heutigen Tag blieb er ein ungeschlif- (“Workin'") und sechs Eigenkompositionen. Siegrists fener Diamant, mit einer charakteristischen reiben- Improvisationen zeichnen sich durch einen ausge- den Soundästhetik und tiefsinnigen Ideen. Sein sprochenen Sinn für Melodik aus und für das Fin- Doppelquartett Note Factory präsentiert die zweite gerspitzengefühl, wann die Musik Platz zum Atmen ECM-Produktion. Mitchell geht es um die Evozie- braucht und wann dichte Intensität – eine Eigen- rung von mehrdimensionalen Räumen, wobei er von schaft, die auch Miles besass. Der 24-Jährige, der seinen hochkarätigen Mitimprovisatoren offene seit 2007 in New York lebt und die “New School” Ohren und eigene Antworten auf seine Vorgaben meta 057 besucht, hat den renommierten Saxer Mark Turner erwartet. Die Live-Aufnahme vom JF Burghausen Johannes Haage · elektrische und für sein Album gewinnen können. Dieser bildet mit beginnt mit einem Crescendo eines breiten Sound- akustische Gitarre, Loops, Effekte seiner angularen Spielweise einen Gegenpol zum teppichs. Es folgen behutsam punktuelle und klei- eher skalenbezogenen Siegrist. Pianist Ortiz liefert ne Gesten, denen nachgehört wird, und die kollek- Andreas Lang · Kontrabass wunderbar geschmackvolle Soli, wenns auch manch- tiv fortgesponnen werden. Nach 15 Minuten wird Sebastian Merk · Schlagzeug, Electronics, mal ein bisschen zu sehr nach Herbie Hancock es lebhaft und dicht mit spritzenden Klangsplittern klingt (“Frelon Brun"). Siegrists Kompositionen der Pianisten. Darüber steigt später das Sopra- Fender Rhodes zeigen eine erstaunliche Reife und knüpfen lücken- ninosax schalmeiartig mit Kreisatmung ein und wird los an Miles' Quintett der Sechzigerjahre an. Ein- von Wilkes hochexpressiv mit Trillern und “Spre- ziger Störfaktor in dieser tollen Produktion ist chendem” abgelöst. Dann ein plötzlicher Abbruch Siegrists stellenweise doch recht brüchiger Trom- auf einem Ton. Nach dirigierten Aktionen geht das cds from meta records are distributed by: petenton und kleinere Intonationsschwierigkeiten getragene zweite Stück in eine Heterofonie kur- im Zusammenspiel mit Turner. Mit Spannung ver- zer Einwürfe über. Das vierte mehrteilige Stück ist SOUNDDESIGN folgen wir Siegrists weitere Entwicklung. Unbedingt ein Schaufenster der Pianisten, deren Taylor-artiges Austria reinhören! ps Spiel von einer Fanfare kommentiert wird, bis alles Germany in ein dichtes Kollektiv umschlägt. Und am Schluss die (komponierte) Fanfare. js Netherlands Switzerland www.metarecords.de JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:26 Uhr Seite 46 HÖRBAR

SIMPHIWE DANA “Kulture Noir" (Skip 9098 / MV)

Die südafrikanische Sängerin Simphiwe Dana singt von der düsteren Realität des Alltags, welcher in FRED WESLEY KENNY WERNER Südafrika nach der WM wieder eingekehrt ist. Auf “With a Little Help From My Friends” “no beginning – no end” ruhige Weise, schon fast melancholisch und mant- Fred Wesley (tb, voc), Gary Winters (tp), Phillip Whack (ts), (HALF NOTE Records HN 4543 / Warner) rahaft, kommen die von ihr komponierten Lieder, Peter Madsen (keys), Reginald Ward (g), Dwayne Dolphin (el-b), meistens in ihrer Stammessprache Xhosa, daher. Bruce Cox (dr), Roland Peil (perc) Beim ersten Anhören meint man die “Hitze Afrikas" (BHM / ZYX) Trotz seinem individuellen Spiels und Einspielungen zu vermissen, doch diese Mischung aus Gospel, wie etwa mit Charles Mingus, Archie Shepp und Jazz, Blues, afrikanischer Folklore, Hip-Hop und Joe Lovano und mit eigenem Trio, z.B. auch auf dazu die betörende Stimme von Simphiwe Dana Fred Wesley bleibt – ähnlich wie seine ehemali- “Gu-Ru”, TCB 94502, ist der Pianist Kenny Werner ziehen einen schnell in ihren Bann. In Südafrika ist gen Mitbläser bei James Brown (Maceo Parker, Pee (*1951 Brooklyn) wenig bekannt, ein “musician’s sie seit ihrem Debütalbum “Zandisile" und durch ihr Wee Ellis) – ein Macher. Er zeigt nicht die geringste musician”, der über eine “reiche Palette zeitgenös- persönliches divahaftes Auftreten schon längst ein Spur von Altersmüdigkeit, und das derzeit disku- sischen Jazzpianos mit Tristano-hafter Linearität Star geworden, dessen Lieder von den Leuten auf tierte Rentenalter 67 wäre dem Posaunisten mit und Zügigkeit” verfügt” (Berendt), der aber auch der Strasse gesungen werden. Es ist eine Frage der Jahrgang 1943 eine Qual. Sein neues Album “With wunderbare lyrische, introvertierte Melodiemo- Zeit, bis Simphiwe Dana, die u.a. Sarah Vaughan a Little Help from My Friends” hat entgegen dem mente zu inszenieren weiss. Anlass für das vorlie- und Lena Horn als ihre Vorbilder bezeichnet, auch Titel nichts mit den Beatles zu tun. Es weist nur da- gende Projekt “no beginning – no end” war der Un- Europa erobern wird. gf rauf hin, dass sechs von neun Titeln von seinen falltod seiner Tochter Katheryn. Dieses Komponie- Freunden stammen (u.a. von Maceo und Pee Wee). ren ist für ihn kein Neuland, hat er doch etwa für Seit fast einem Jahrzehnt spielt Wesley mit seiner das Mel Lewis Orchestra und die Nachfolgeband MICHEL PORTAL hervorragend besetzten Band aus vorwiegend Vanguard Orchestra arrangiert und Kompositions- “Turbulence” jüngeren Musikern. Dabei agiert er als fördernder aufträge von Sinfonieorchestern und Institutionen Michel Portal (bcl, bs, ss, band), Minu Cinelu (perc), Mentor und bricht immer wieder gerne in neue wie Manhattan School of Music, New York City Daniel Humair (dr), Jean-François Jenny-Clark (b), Gewässer auf. Er recycelt nicht einfach Schätze aus Choir und der WDR Big Band realisiert. Allerdings: Richard Galliano (acc) u.a.m. der glorreichen James-Brown-Ära, sondern setzt auf für einen derartigen Klangapparat habe er noch nie (Le Chant du Monde 274 1874 / Harmonia Mundi Musicora) längere, jazzige Soli und raffiniert arrangierte geschrieben, betont er, durchkomponierte, an Spät- Bläsersätze. In “Swedish Funkballs” bläst Nils romantik und moderne Klassik anknüpfende Musik Landgren als Gast mit, und in “Ashes To Ashes” – ein ergreifendes, einem nahegehendes Opus Diese Re-Edition einer LP auf CD enthält sechs präsentiert sich Wesley auch als eindrücklicher Magnum, in das auch improvisierte Passagen integ- bemerkenswerte Aufnahmen, die im Jahre 1987 Sänger. Höhepunkte dieser gelungenen Scheibe riert sind. Die Lyrik, mit der er seine Betroffenheit erschienen waren. Das Personal um Portal, der sind die unvergessliche Ballade “Palms Up” von über den Verlust zu formulieren sucht, stammt schon damals imaginär auf weiten Reisen unter- Bassist Dolphin sowie Wesleys “Peace Fuge”. ebenfalls von ihm, schlicht interpretiert von der wegs war, liest sich wie ein Who is who der noch Letztlich ist es jedoch Wesleys einmaliger Posau- Sängerin Judi Silvano. Beeindruckend auch die aufstrebenden französischen Jazzszene. Neben nensound, stets durch eine melancholische Note Mitwirkung von Joe Lovano, der die Dramatik noch dem längst arrivierten Humair spielten die noch gezeichnet, der einen fesselt. sge steigert, etwa in den Titeln, wo das Trio Werner, wenig bekannten Galliano oder Cinelu. Doch was Lovano und die Sängerin allein oder zusammen mit zählt, sind weniger die Namen als das geschickte dem Orchester spielt, aber auch der Einbezug eines Händchen, mit dem Portal diese Musiker in wech- Chores (“Visitation: Waves Of Unborn”) und eines selnden Formationen durch seine Kompositionen Streichquartetts (“Cry Out”). ja führt, die auch heute noch keinen Staub angesetzt haben und einen Hauch von Welt und karibischer Leichtigkeit in die herbstlichen Stuben bringen. ra

TROMBONE SHORTY “Backatown" Troy “Trombone Shorty" Andrews (tb, voc, tp, kb), Guest: Lenny Kravitz (g, voc), Charles Smith (sinth-b), Allen Toussaint (p) and Band BOB MINTZER (Verve Forecast 2736413 / Universal) “La vita é bella" Bob Mintzer (ts), Dado Moroni (p), Riccardo Fioravanti (db), NICK PERRIN FLAMENCO JAZZ Joe La Barbera (dr) QUARTETT Nach der Sintflut regt sich wieder etwas in der (abeatrecords.com) Nick Perrin (g), Julia Stucki (Tanz / Palmas), Marco Rohrbach Wiege des Jazz. New Orleans groovt wieder und (el-b, vc), Adrian Christen (perc) dies auch dank einem musikalischen Wirbelsturm (Sympa Music) namens “Trombone Shorty", einem 23-jährigen Po- Versetzen wir uns ein Jahr zurück, Anfang Dezem- saunisten, Trompeter und Sänger aus der Stadt ber 2009. Der Abend im lombardischen Busto am Mississippi. Auf seinem Debütalbum legt er Arsizio lässt sich schon ganz schön kühl an. Auf Der Titel suggeriert es – das Ohr bestätigt es: sich mächtig in den Groove. “Supafunkrock" nennt der Bühne des “Art Blakey Jazz Club” der örtlichen Flamenco und Jazz gehen auf der Debüt-CD des Shorty diesen hochexplosiven Mix aus Soul, Jazz, Comunità Giovanile finden sich vier noch nicht Nick Perrin Flamenco Jazz Quartetts Hand in Hand. Rock, Rhythm'n'Blues und Funk. Die Gäste wie durchwegs ergraute, aber doch gestandene Jazz- Nick Perrins Variante des Flamenco basiert auf Lenny Kravitz, New-Orleans-Urgestein Allen Tous- Grössen unter der Leitung von Mintzer zu einem einem ganzheitlichen Konzept, das auf abwechs- saint und Bayou-Crooner Marc Broussard wären Stelldichein vor erlesenem Publikum ein, das Mot- lungsreiche Art sowohl traditionelle als auch mo- hier eigentlich gar nicht nötig gewesen, die Band ist to: “A tribute to the purest jazz music in a true and derne Spielarten zu einem neuen Bild verschmilzt. bestens eingespielt, und Berührungsängste sind da simple way”. Mintzers Kompositionen, Postbop der Und das nicht nur akustisch: Nebst der Guitarra ein Fremdwort. Auf “Neph" beweist er, dass er nicht glänzendsten Variation, klingen nach Big Band, Flamenca erhält auch der Baile der Berner Flamen- nur eine heisse Posaune bläst, sondern auf der doch die Register werden hier durch eine ver- cotänzerin Julia Stucki einen gewichtigen Stellen- Trompete ebenso einheizen kann. Die Bläsersätze gleichsweise kleine Formation gefüllt. Mintzers wert. Ihr Stampftanz ist auf der Aufnahme deutlich sind absolut spitzenmässig, und wenn man schon sorgfältige Arrangements passen exakt auf die zu hören und rhythmisch zu spüren. Durch diese einen Vergleich sucht, dann nur mit den besten Stärken seiner Begleiter, und jeder von ihnen bril- gekonnten, keineswegs aufdringlichen Akzent, der Zeiten der Band “Tower of Power". Wen interessiert liert auf seine Weise, das Leben ist eben schön. die perkussive Performance von Adrian Christen es da schon, dass der blasse Möchtegern-Welt- Die Zelebrierung des Augenblicks wirkt nicht zusätzlich hervorhebt, lebt die CD so richtig. Sie verbesserer Bono bei einem Konzert des damals zuletzt durch die perfekte Aufnahme und Mi- animiert den Hörer, in die Welt warmer andalusi- 12-jährigen Shorty nach 5 Min. mit Girls auf dem schung, was dem Zusammenspiel der Musiker und scher Traditionen einzutauchen, um sich dort den Tisch tanzte. Das Gumbo wird hier höllisch scharf deren Reaktionen auf das Publikum den angemes- Träumen hinzugeben. Diese Stimmung wird durch zubereitet! Der alte Kalauer, was der Unterschied senen klanglichen Rahmen gibt. Der Augenblick ist Marco Rohrbach am Cello zusätzlich verstärkt. sei zwischen einem toten Posaunisten und einer viel zu kostbar, um sich von Kleinigkeiten betrüben Kurzum: Wer der Kälte des Winters den Rücken toten Kobra auf der Autobahn (die Kobra war auf zu lassen. Vor allem an einem Abend in kehren will, ist mit dieser CD gut beraten. ld dem Weg zu einem Gig), trifft hier definitiv nicht zu. Gesellschaft bester Freunde. ct gf 46 JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:27 Uhr Seite 47 HÖRBAR

LE REX EL ZORRO “Le Corse" “Sin Compromiso” THE – MARTY Benedikt Reising (as), Marc Stucki (ts), Andreas Tschopp (tb), (Creative Music / elzorro.ch) EHRLICH QUARTET Marc Unternährer (tu), Rico Baumann (dr) “Hear you say – Live in Willisau” (Unit Records / MV) Ray Anderson (tb), (cl, as, ss), Brad Jones (b), El Zorro? Dahinter würde man im ersten Moment Matt Wilson (dr) kaum einen Schweizer vermuten. Und dass sich (Intuition INTCHR 71303 / Phonag) Musik lebt von den Umständen, in denen sie statt- der Zürcher Posaunist Martin Lehner auf seinem findet. Zu diesen Umständen gehört sicher die ak- neuen, fünften Album ausschliesslich der kubani- tuelle Tagesform der einzelnen Musiker, die persön- schen Musik (Timba) annimmt, mag Skepsis her- Der hier vorliegende Live-Mitschnitt gehörte zu lichen Beziehungen in der Combo, die Umgebung, vorrufen. Diese schwindet jedoch bereits mit den den Höhepunkten des Jazzfestivals Willisau 2009. in der sie auftritt und das Publikum, das auf die ersten Takten des Openers “Mata La Rata”: Per- Anderson und Ehrlich spielten schon 1978 in der Musik reagiert. Eine “saubere” Aufnahme im Ton- kussion, ein schreiender Hahn, ein überaus fetter Truppe von Antony Braxton und fanden verschie- studio erlaubt es, ziemlich alle diese Variablen zu Bläsersatz, tighte Drumbreaks und treibende dentlich wieder zusammen, doch erst 30 Jahre kontrollieren. Dies mag dem reinen künstlerischen Choro-Gesänge lassen den Puls sofort steigen später sollten sich ihre Wege wieder zu einem ge- Ausdruck in vielen Fällen zuträglich sein, ist aber und sorgen für beste Stimmung. Das Album heisst meinsamen Projekt kreuzen. Nicht nur die beiden gleichzeitig eine recht unnatürliche Angelegenheit, nicht zufällig “Sine Compromiso”: Lehner geht Bläser strahlen hier eine grosse Reife aus, die ein- gewissermassen Musik aus der Retorte. Ganz an- kompromisslos ans Werk. Seine multinationale hergeht mit ihrer humorvoll-ironischen Art, auch ders tönt Musik, die “draussen” entsteht. Mit “Le Truppe wird von drei fantastischen Leadsängern die Rhythmussection ist erste Sahne. Brad Jones Corse” bringen Marc Stucki und seine Kumpels ein aus Kuba und Venezuela angeführt, während und Matt Wilson legen ein unerhört dichtes Ge- mitreissendes Beispiel dafür aus dem mediterranen die Instrumentalisten aus der Schweiz, Italien, flecht für die Exkurse der beiden Solisten, und wie Korsika in unsere winterlichen Stuben. Die Stücke Deutschland und im Fall des Geigers (!) Milicia herausfordernd das bisweilen sein kann, dokumen- sind allesamt live eingespielt, mal auf einer luftigen Lazic aus Serbien stammen. Stilistisch sind die tiert etwa “Hot Crab Pot”. Enorm sind auch die stilis- Terrasse am Dorfrand, mal spontan im regen Kompositionen Lehners schlicht Contemporary La- tische Bandbreite sowie das Wechselspiel zwischen Treiben auf dem Dorfplatz, mal am Strand (inkl. tin Music mit Elementen aus Funk, Jazz, Pop und feurigen und meditativen Passagen. Die sieben ausführlich reklamierendem Anwohner). Die vier Reggae. Der Timba-Funk “Aleluya” klingt wie eine Kompositionen, drei aus der Feder von Ehrlich, vier Bläser samt Perkussion lassen das vorhandene Latin-Version von Tower of Power. Neben atembe- von Anderson, werden mit erstaunlicher Lockerheit Umfeld hörbar in ihren konstant fetten Groove ein- raubenden Rhythmen und überzeugenden Arran- präsentiert und fussen ebenso im Blues. wie sie über fliessen, spielen nicht gegen, sondern mit der gements sorgen die Balladen für angenehme Bebop-Phrasen bis hin zu Anleihen in der Klezmer- Atmosphäre und lassen ihre Musik durch die in- Abwechslung. Insgesamt ein sehr gelungenes, Musik schöpfen. Liebevoll wird zum Auftakt in sulare Ferienstimmung bereichern. Und manchmal authentisches Album mit einem einzigen Wermuts- “Portrait of Leroy Jenkins” eine Hommage an den sind selbst die Umgebungsgeräusche alleine so tropfen: dem Drumcomputer. sge vielseitigen Jenkins, einst AACM-Mitglied und eindrücklich, dass es sich lohnt, nur diesen zuzuhö- polyvalenter Violinist gezeichnet, eine Art geistigem ren. ct “Vater” dieser Band. ra JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:37 Uhr Seite 48 HÖRBAR

PAULA MORELENBAUM ANTONIO SANCHEZ SILVIO CADOTSCH “Telecoteco" “Live in New York At Jazz Standard" “Odem” (Skip SKP 9095 / MV) Antonio Sanchez (dr), Scott Colley (b), Miguel Zenón (as), Silvio Cadotsch (tb), Rafael Schilt (ts), Fabian Gisler (b), David Sanchez (ts) Dominic Egli (dr) (CamJazz / MV) (Unit Records / MV) Bossa nova forever! Dies könnte das Motto der neuen CD der brasilianischen Sängerin Paula Mo- relenbaum sein. Seit vielen Jahren in den Bossa Sanchez ist die neue Galionsfigur der modernen Mit dem ersten Stück “Magic Bus” eröffnet Odem nova-Kreisen hoch geschätzt, nicht zuletzt dank Jazz-Drummer-Szene. Der gebürtige Mexikaner die Reise. Ein gehaltvolles Stück, das den Qualitäts- ihrer Mitarbeit als Sängerin auf vier CDs des gros- meistert sowohl lateinamerikanische als auch pegel legt für eine CD, die einem auf gerade mal sen, 1994 verstorbenen Antonio Carlos Jobim und jazzige (Poly-)Rhythmen wie kaum ein anderer. Für 34 Minuten genug bietet, um auf hohem Niveau der erfolgreichen CD “Casa", 2001 erschienen, auf dieses Live Date verzichtet Sanchez auf Harmonie- zufrieden zu sein: anregende Melodielinien, ver- der unbekannte Werke von Jobim eingespielt wur- instrumente, denn wer braucht die schon, wenn traute Harmonien und rhythmische Gewandtheit, den. Auf dieser neuen CD “Telecoteco” (der Klang man zwei Saxofonisten wie Zenón und Sanchez die in souverän ausgeführten Interaktionen die des Tambourins) ist “Tom" Jobim mit einem Song (David, nicht verwandt) hat? Aber die Doppel-CD Kompositionen beflügeln. Der Zürcher Posaunist vertreten: “Luar e Batucada" mit Leo Gandelman beschränkt sich nicht nur auf die Zurschaustellung Silvio Cadotsch hat die richtigen Musiker gewählt, sax, fl, ansonsten ist es eine breite Palette von der unglaublichen technischen Virtuosität der um seine Stücke nahrhaft und elegant zu machen. Songs zwischen 1937 “O Samba e o Tango", in Musiker. Das Repertoire besteht aus acht langen Ab und zu tauchen Elemente balkanischer Musik einer Remix-Version von Bajofondo, und 1961 Nummern, wobei Sanchez fünf eigene beiträgt. auf, die allerdings nie zum tänzerischen Groove “Ilusão à Toa", mit dem Sänger und Keyboarder Einige sind sehr komplex, einige frei und wild stilisiert werden, sondern eher als Glutamat für wei- Marcos Valle. Der Luiz-Bonfa-Klassiker “Manhã de (“Greedy Silence"), andere wiederum simpel und tere Interaktionen und solistische Inspirationen Carnaval” steht gleich zweimal auf dem Programm, effektiv – wie der Blues “Did You Get It” mit zwei dienen. Auffallend, wie “easy” sich Posaune und beide Male mit Ryuichi Sakamoto am Piano, der Extratakten am Ende jedes Choruss, der zu einer Saxofon vertragen und auch soundmässig in ähn- schon auf “Casa” mit dabei war, immer wieder einzigartigen Tour de Force für die beiden Saxofo- lichen Klangräumen sich entfalten können. Das erstaunlich, wo man Herrn Sakamoto überall an- nisten wird. Und dann ist da das rockige und laute Titelstück “Odem” zeigt die Solisten Cadotsch und trifft. Als einzige “ausländische” Komponisten fin- “It Will Be Better", das den Rahmen wohltuend Schilt in weichen fliessenden Phrasierungen über den wir die Gebrüder Gershwin mit “Love is here sprengt. Der Bandleader hält sich mit solistischen einem knackig verzahnten Rhythmuswerk von Gis- to stay" mit dem herausragenden Joao Donato am Einlagen im Hintergrund und erweist sich als äus- ler und Egli. Die abschliessenden Kompositionen Piano. Als weitere Begleiter figurieren u.a. ihr Mann serst dynamischer und geschmackvoller Begleiter “Spacer” und “Pianostück” spannen die lyrischen Jaques Morelenbaum am Cello, der Gitarrist Be- für den einmaligen Miguel Zenón und David San- und geruhsamen Segel auf, mit denen man zurück- tos Villares und Bassist Antonio Pinto. Die sanfte, chez, der sich auch wacker schlägt. Eine Platte von kehrt von der Reise. Ein paar gute Fotos sind im einfühlsame und klare Stimme Paula Morelen- vier absoluten Topmusikern auf der Höhe ihrer Kasten, und man hat ein bisschen aufgetankt. pb. baums ist wie geschaffen für den Bossa nova und Karriere mit viel Lust am Musizieren. Grandios! ps die zeitgemässen neuen Interpretationen dieser alten Lieder. Nicht wirklich neu, aber muito bom. gf 10 JAHRE swissjazzorama 2000–2010 ... Wir Feiern … mit einer umfangreichen Sonder- Jazztage Uster 2010 nummer des Jazzletter unter dem Motto: «Jazz – gestern, heute, morgen»; Sie er- 3 Generationen fahren viel über die Geschichte des Swiss- JazzOrama und über den Schweizer Jazz … Schweizer Jazzer im Musikcontainer in Uster … mit der völlig überarbeiteten swissjazzorama Website: www.jazzorama.ch … 1. Oktober, 20.30 Uhr Chapter Two Jazzarchiv mit Galerie Die vier Musiker versetzen die Zuhörerinnen und 8610 Uster … mit der Ausstellung «Jazz Standards», Zuhörer in ein Spannungsfeld wechselnder Emotionen. die ab 11. September im Musikcontainer Asylstrasse10 (Musikcontainer) Tobias Preisig, viol, comp / Stefan Aeby, p / Tel.044 940 1982 in Uster zu sehen ist – ihr Untertitel: André Pousaz, b / Michael Stulz, dm Fax 044 94019 80 «20 berühmte Themen,komponiert von [email protected] prominenten Jazzmusikern und die Stan- 2. Oktober 20.30 Uhr Swiss Jazz Professors www.jazzorama.ch dards des Great American Songbook» … play Standards Orientieren Sie sich über Die Musiker der Jubiläums-All Stars unter Leitung unsere Aktivitäten unter: … mit vielen Neuzugängen und Aktionen www.jazzorama.ch in unserem Jazz Record Shop in Uster; von Hämi Hämmerli sind: Daniel Schenker, tp / Robert Morgenthaler, tb / Hans Feigenwinter, p / oder verlangen Sie Unterlagen ein Besuch lohnt sich für Sammler und Hämi Hämmerli, b / Dominik Burkhalter, dm alle am Jazz Interessierten … 3. Oktober,11Uhr … und mit den «Jazztagen Uster 2010» Dai Kimoto Swing Kids Anzeiger von Uster Unter der Leitung des japanischen Trompeters und in Zusammenarbeit mit dem Jazzclub Uster Bandleaders Dai Kimoto spielen junge Talente aus Schul- (siehe mittlere Spalte) … klassen der Region Romanshorn in einer erstaunlich uns! echt klingenden Swingband, die seit 2005 auf Tourneen FACHSTELLE KANTON ZÜRICH Sie mit in Japan, USA und Südamerika von Erfolg zu Erfolg fliegt. BUNDESAMT FÜR KULTUR ...Feiern RADIO SWISS JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:37 Uhr Seite 49 HÖRBAR ter “Pata Pata” von Miriam Makeba, mit der Mkhize lange zusammenarbeitete. Beide CDs tragen mit ihrem swingenden Impetus zur Entspannung bei, hochartifizielle Kunstwerke sind sie nicht. rk

RICHIE BEIRACH & DAVE LIEBMAN MAHAVISHNU RE-DEFINED II & FRANKFURT RADIO BIGBAND “A Tribute to John McLaughlin and the “Quest for Freedom” Mahavishnu Orchestra" Richie Beirach (p), Dave Liebman (ss, wooden fl), Gregg Bendian, Ali Neander, Mark Wingfeld, Gary Husband, hr Bigband (conductor Jim McNeely) Steve Vai, Hellmut Hattler, Mahavishnu Project u.a. (Sunnyside Communication) (ESC 03735-2 Doppel-CD / MV)

CHRISTIAN WOLFARTH Drei Jazz-Koryphäen und eine tighte Big Band aus Der “Elektric-Rock-Jazz" der frühen Siebziger von “Accoustic Solo Percussion – Vol. 3" deutschen Landen: Das ergibt eine Platte, prall ge- u.a. Miles Davis, Weather Report, Larry Young und Christian Wolfarth (perc) füllt mit Musik, in der das ganze Spektrum jazziger natürlich des Mahavishnu Orchestra sind so was (hidenbell records) Spielweisen mit raffinierten Arrangements in Szene wie das Fundament dessen, was später unter dem gesetzt wird. Die Solisten dieser Aufnahmen mit Namen Fusion-Jazz als Berieselung in Lifte und der Frankfurt Radio Bigband sind Richie Beirach Warenhäuser einzog und so bekannt und berüchtigt Mit den Single-Seiten E und F folgt die versproche- und Dave Liebmann. Sie arbeiten seit den frühen wurde. Nach dem Erfolg des Vorgängeralbums ne Fortsetzung dieser vierteiligen Solo-Serie, eben- Siebzigerjahren zusammen (Lookout Farm). 1981 “Mahavishnu Re-Defined I" erscheint nun als Teil 2 so erlesen produziert wie die beiden Prequels. Der gründeten sie das legendäre Quartet Quest. Ihre wiederum eine Doppel-CD, welche dem Konzept formale Fokus bleibt auf dem Einzelstück, d.h. dem umfassende musikalische Entwicklung mit Veran- von Vol. 1 folgend Musiker aus aller Welt versam- für sich stehenden Klangereignis. Diese Form deu- kerungen in Klassik und Jazz schmiegt und reibt melt, die ihre 25 eigenen Interpretationen der tet darauf hin, dass die beiden je knapp sieben- sich ausgezeichnet mit dem Big-Band-Kontext und Werke Mc-Laughlins aufführen. Manchmal gelingts minütigen Kompositionen für wiederholtes Hören den Arrangements von Jim McNeely. Mc Neely, (Ali Neander mit Hellmut Hattler am Bass), manch- konzipiert sind. Aus Platzgründen beschränke ich ehemaliger Solist der Thad Jones/Mel Lewis Big mal nicht (die Band Mahavishnu Project mit einer mich hier auf die erste Seite, womit dieser Platte Band, zählt zu den hervorragendsten Big-Band- Heulsuse namens Melissa, die wie damals in aber leider keineswegs Gerechtigkeit widerfährt. Arrangeuren dieser Zeit. Seine letzte Zusammen- Griechenland die Seeleute sprich Zuhörer langsam Wolfarth arbeitet mit gewissermassen versteckter arbeit mit Dave Liebmans Big-Band-Aufnahmen und in den Wahnsinn treibt). Für Mahavishnu-Fans und Rhythmik. Wohl ist es möglich, dass der sich ent- Benny Goodman Standards (“Sing, sing, sing”) Gitarristen sicherlich ein Hörgenuss, für Normal- wickelnde, irisierende Hochton und das schwin- wurde 2004 für einen Grammy nominiert. Im sterbliche eine Gelegenheit, die eigenen Nerven zu gende Dröhnen perkussiv (vielleicht auf Perkus- Booklet klopft sich das Trio mit je eigenen Texten testen. Eine Frage bleibt offen: Wieso nicht die Ori- sionsinstrumenten) erzeugt sind. Doch ist nicht gegenseitig auf die Schultern. Aber auf der CD ginalscheiben mit Goodman, Hammer, Laird und Cob- der Klang-Impuls – als Absicht, Ziel und Ende der wird auch diszipliniert und herausfordernd musi- ham reinziehen? Da bleiben garantiert keine Wün- erzeugenden Bewegung – relevant. Vielmehr ist ziert. “Quest For Freedom” ist perfekt intonierter sche offen, Neuinterpretationen hin oder her. gf Bewegung selbst das rhythmische Material, aus und durch Swing und Bop und freiere Spielweisen welchem sich Impuls-Sphären mit fühl- und fast imprägnierter Top-Mainstream-Jazz, bei dem man sichtbaren Klang-Körpern erheben. Sehr spannend sich zurücklehnen und die sieben längeren Kom- ist dabei die Beobachtung der eigenen Erwartun- positionen (hauptsächlich von Liebman) wie an gen an die Entwicklung der akustischen Topografie einem anspruchsvollen Klassikkonzert so bildungs- – eine Erweiterung des Erfahrungshorizonts durch bürgermässig wie jazzenthusiastisch geniessen Ton. ct kann. pb.

SWR BIG BAND PLUS HELEN SCHNEIDER “The world we knew – The Bert Kaempfert Album” (Content Records)

KEEFE JACKSON QUARTET GERALD ALBRIGHT “Seeing you see" “Pushing the Envelope” SWR BIG BAND Keefe Jackson (ts, bcl), Jeb Bishop (tb), Jason Roebke (b), Gerald Albright (sax, el-b, keys), Tracy Carter (keys), PLUS THEMBA MKHIZE Noritaka Tanaka (dr) Ricky Watford (g), Ricky Lawson (dr) “Shosholoza” (Clean Feed / Plainisphare) (Heads up / MV) (Skip 9096 / MV)

Jackson experimentiert seit einigen Jahren mit For- Herz und Seele habe er in dieses Projekt gesteckt. Gleich mit zwei Neuveröffentlichungen unter- mationen verschiedenster Grösse und Besetzung. Was der 53-jährige Saxofonist Gerald Albright in schiedlichen Konzepts tritt die SWR Big Band an Mit der kleinen Big Band “Fast Citizens” gelang ihm den Liner Notes seines neusten Albums schreibt, die Öffentlichkeit. Zum einen mit einer Reise in eine vor fünf Jahren die explosive Verbindung von tönt wie eine oft gelesene Floskel. Doch die Hör- andere Zeit, zum anderen mit einer Reise in eine freiem Bop, rockigen Riffs und melodiösen, einfühl- probe belehrt eines Besseren. In “Pushing the En- andere Kultur. Das für einen Grammy notierte samen Solopassagen. Auf der aktuellen CD schlägt velope” wurde wirklich viel Herzblut investiert. Orchester des Südwestdeutschen Rundfunks gibt er eine neue Richtung ein und beschränkt sich auf Albright ist ein sensibler Musiker mit überaus aus- sich jeweils unter anderer Leitung souverän und traditionellere Formen. Über weite Strecken werden drucksstarkem Sound auf allen vier von ihm gespiel- abgeklärt. Unter Chris Walden wird dem vor drei seine Kompositionen diesmal mit Elementen aus ten Saxofontypen. Dennoch langweilt das Album Jahrzehnten verstorbenen Meister des Easy Liste- der Bop-Familie intoniert – einleitend wiederholtes bald schon und entpuppt sich als typisch ameri- nings, Bert Kaempfert, Tribut gezollt. Seine Hits wie Thema, wechselnde Solopassagen, klar erkennba- kanische Smooth-Jazz-Produktion. Nicht nur die “L.O.V.E.” oder “Strangers in the night” erstrahlen rer Schluss. Und auch der Sound im Quartett ist eingängigen Themen werden vom Saxofon gespielt, in neuem Glanz. Es ist vor allem Helen Schneider, traditionell. Das führt zu inhaltlich und formal sondern fast alle Soli. Da sorgen die Gastbeiträge die mit mal zarter, mal dynamischer Stimme den schlichteren Stücken, als man sich von Jackson der illustren Herren Wesley, Duke und Klugh für Hits neues Leben einhaucht. Auch Ack van Rooyen, gewohnt ist. “Put my finger on it” beispielsweise willkommene Abwechslung. Albright zupft übrigens der in einer Kaempfert-Band die Trompete blies, ist dreht sich um einen wunderbar simplen Chorus, auch sehr gekonnt auf allen Nummern den überaus mit lyrischer Schönheit und voller Wärme zu hören. nicht zu melodiös, nicht zu hupend. Umso deut- edel-knackig klingenden Ken-Smith-E-Bass. Zum Mit swingender Leichtigkeit und melodiöser Viel- licher zur Geltung kommt der individuelle Raum, Kochen, für ein Glas Wein in gemütlicher Runde schichtigkeit vermag das Album zu überzeugen. der den Solisten zugestanden wird. Die darin (oder böse: zur Berieselung im Warenhaus) liefert Auch der südafrikanische Pianist, Komponist und ausgedrückte expressive Lyrik macht das schlichte Albright den stimmigen Soundtrack. Wie bereits Arrangeur Themba Mkhize drückt der SWR Big Gerüst modern und die CD zu einer neuen gelunge- angetönt: An seinem Können und Sound gibt es Band seinen Stempel auf. Kompakte Bläsersätze, nen Mischung grundsätzlich widersprüchlicher Ten- keine Zweifel – das beweist auch die kaum enden- eindringliche Männerchöre und weiblicher Solo- denzen. ct de Liste namhafter Musiker, mit denen er bislang gesang sind zwar weit entfernt vom Afro-Sound, spielte. sge doch sind musikalische Elemente des schwarzen Kontinents organisch verarbeitet. Versammelt sind einige der bekanntesten Songs Südafrikas, darun- 49 JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:37 Uhr Seite 50 HÖRBAR THE LAST ELECTRO-ACOUSTIC SPACE JAZZ & PERCUSSION ENSEMBLE “Miles Away" (Stones Throw / MV)

Man nehme eine unbekannte, aber präzise arbei- tende Crew von Studiomusikern, werfe diesen ver- DANIEL HUMAIR, TONY MALABY, ANTONIO CIACCA QUINTET schiedene grosse Jazz-Namen vor und lasse sie BRUNO CHEVILLON WITH STEVE GROSSMAN dann unter der Leitung eines erfahrenen Produ- “Pas de dense” “Lagos Blues" zenten relativ frei darüber jammen. Als Vor-Bilder Daniel Humair (dr), Tony Malaby (sax), Bruno Chevillon (b) Antonio Ciacca (p), Stacy Dillard (saxes), Kengo Nakamura (b), herhalten müssen hier: Horace Tapscott, Woody (Zigzag Territoires ZZT 100 404 / Harmonia Mundi Musicora) Ulysses Owens (dr) and Steve Grossman (saxes) Shaw, Trane, Sanders und andere. Das Resultat (Motema Music 233043 / Sony Music) dieser Session sind zehn ausgedehnte Tracks, Teile des gesamten Happenings, Mitschnitte, irgend- Kreativ ist das Wortspiel mit dem “Tanzschritt” wann ein- und ausgeblendet, was ja seit Davis' spä- (“pas de danse”), der im Titel dieser CD zum “dich- Antonio Ciacca, ein Name, den man ins Einkaufs- teren Veröffentlichungen akzeptiert ist. Jazz ist da- ten Schritt” (“pas de dense”) wird. Ein dichtes Ge- büchlein eintragen sollte. Der in Deutschland ge- bei nicht das Qualitätssiegel für eine vollendete flecht ist es tatsächlich, was die drei Musiker hier borene, italienische, in New York lebende Pianist, musikalische Idee. Jazz ist die Einstellung, Vorhan- in zwölf Sequenzen ohne konkreten Titel offenba- Komponist und Direktor der Konzertplanung des denes aufzunehmen und umzugestalten, bis die ren. In den Liner Notes zu diesem neuen Projekt “Jazz at Lincoln Center" in New York, swingt auf gewünschte Aussage deutlich geworden ist. Jazz des erfahrenen Genfer Drummers spricht kein Ge- seiner neusten Produktion, was das Zeug hält. Ob- ist die Zwischenstation, aus welcher die kommen- ringerer als Michel Portal von “Interkreativität” und wohl dies bereits seine sechste CD ist, scheint er den Richtungen erwachsen können. Woher die ur- “totaler Improvisation”. Die drei Musiker kennen bei uns irgendwie untergegangen zu sein. Benny sprünglichen Ideen kamen und wohin es als Näch- sich vorzüglich und loten ihre Freiheitsgrenzen ge- Golson, Steve Lacy, Johnny Griffin, Lee Konitz sind stes gehen könnte, spielt in diesem Ensemble dabei konnt aus, nicht als Egotrip im Trio, sondern immer nur ein paar Namen, mit denen Ciacca zusammen- keine grosse Rolle. ct als Kollektiv. Auf erstaunliche Art finden die drei gearbeitet hat. Eine Mischung aus der Schule Ho- unbändigen Individualisten immer wieder auf einen race Silver, Wynton Kelly und Bobby Timmons, ist gemeinsamen Nenner. Ganz besonders setzt sich er der ideale Begleiter für die beiden Saxer Stacy DARIUS JONES TRIO wieder der Altmeister Humair in Szene, der einmal Dillard und Altmeister und Miles-Davis-Alumnus “Mann’ish Boy” mehr sein Rhythmusspiel zu einer eigenen Me- Steve Grossman, die sich röhrende Sax-Battles lie- Darius Jones (as), Cooper-Moore (p, diddley-bo), lodielinie gestaltet. Natürlich nimmt man zunächst fern, wie seinerzeit Dexter Gordon zusammen mit Rakalam Bob Moses (dr) das – bisweilen auch nervend aufgetragene – Sax Wardell Gray. Ciaccas Klavier bleibt aber der (AUM Fidelity / Plainisphare) des Amerikaners Malaby wahr, doch bei näherem Drehpunkt des Geschehens, von da aus wird auf- Hinhören lässt sich erkennen, dass Bassist und gebrochen in Bebop- oder Hardbop-Gefilde. Klassi- Drummer keinesfalls nur den Rhythmuspart dazu ker wie z.B. “Body and Soul" werden zwar nicht neu In den Klüften dieser kargen Saxofongebirge leben spielen, sondern selber permanent auf einem Solo- erfunden, aber neu gewürzt. Eigenkompositionen die Geister des amerikanischen Südens weiter. kurs sind, der nie die Koordination verliert. Diese von Ciacca und Grossman klingen unverbraucht Gospel und Blues, Emotionen, Lieder und Glut. Alt- zwölf Sequenzen laufen nie auseinander, sondern und passen bestens in das weitere Programm (El- saxofonist Darius Jones, der von Richmond, Virginia immer aufeinander zu, interkreativ eben. ra lington, Paul Chambers). Dies ist schon eine ge- nach New York emigrierte, nennt sein Debütalbum ballte Kraft, die da auf den Zuhörer losgelassen ein “sonic tone poem about me and my life growing wird und es hat nicht viel mit dem verschlafenen up in the south”. Seine Intensität erinnert an Albert portugiesischen Küstenstädtchen Lagos (dem die Ayler und andere schwarze Free-Jazz-Hornisten. CD gewidmet ist) zu tun. gf Mit Cooper-Moore und Rakalam hat Jones zwei Musiker, die seine Spurensuche nicht nostalgisch verbrämen, sondern mit zeitgenössischen und do- siert eingesetzten Interventionen im Hier und Heute verankern. Das Trio spielt nicht das übliche Power- play, sondern generiert seine Intensität aus rauen Klängen, die furchtlos ausgelotet und zu ruhig- MANFRED KNIEL AND konzentrierten, liedhaft-emotionalen, aber auch auf- HIS REDUCTION QUARTET rührerischen Passagen werden. Darius Jones ist “Low Down Music" Mitglied des Brooklyner Jazz-Metal-Trash-Trios Karl Farrent (tp), Mike Svoboda (tb), Veit Hübner (b), Little Women (sax, sax, guitar) und arbeitet unter Manfred Kniel (dr) SCOTT COLLEY anderem mit William Hooker und Trevor Dunn. (NEOS Music) “Empire" “Mann’ish Boy”, benannt nach einem Hit von Muddy Bill Frisell (el-g), Ralph Alessi (tp), Craig Taborn (p), Waters, ist ein Debütalbum voller Leidenschaft und Scott Colley (b), Brian Blade (dr) rauer Schönheit, “chasing the ghost”. pb. Farrent, Svoboda, Hübner und Kniel haben ihren (CamJazz / MV) Heidenspass am witzigen Detail. Die Episoden, die sie sich zu Gemüte führen, sind durchwegs nicht PETER ZIHLMANN & ganz ernst zu nehmen und auch nicht so gemeint. Das italienische Label CamJazz überrascht seit TOW ORCHESTRA Es sind vielmehr heitere Geschichtchen, die sich einigen Jahren regelmässig mit hervorragenden “Tales of the Old World" die vier zuspielen, selbstzufrieden, aber nie zynisch, Veröffentlichungen. Neben der wunderschönen (Unit Records / MV) schadenfreudig, aber nie mit böser Absicht. Eröff- Musik auf dieser neuen CD fasziniert die Vereini- net wird das Kränzchen mit dem längeren “Bürger- gung dieser fünf aussergewöhnlichen Musiker, musi”, einem belanglosen, aber ernst gemeinten die sicher nicht mehr separat vorgestellt werden Die grosse, gemischte Besetzung bietet eine schier Zwiegespräch zwischen den beiden Bläsern, das jäh müssen. Die Kompositionen des hier führenden schrankenlose Palette an Bauteilen für ausgeklügel- aus den Fugen gerät, als sich die Trompete auf- Bassisten bewegen sich alle in einer unaufdring- te Kompositionskonstrukte. Der klassische Rhyth- bäumt, sich aus dem Geschirr befreit und einigen lichen, fast nordisch anmutenden Melancholie, mus-Kern setzt die Eckpunkte und die Verstrebun- Unfug anstellt, bevor wieder Ruhe und Ordnung einer bescheidenen Haltung, die im Jazz nicht oft gen und verleiht der Konstruktion Stabilität. Mit einkehren. In “Miss Blue” schwankt die Posaune an eingenommen wird. Ihr Ursprung liegt unverkenn- gekonnt platzierten Bläserwänden werden Grun- der Weggabelung hin und her, kann sich nicht ent- bar in der Trauer, doch steht nicht dieses bedrü- dierungen gelegt oder ganze Räume modelliert. Die scheiden, weiss weder ein noch aus, gerät darüber ckende Grundgefühl im Vordergrund, sondern viel- orchestralen Streicher schliesslich verzieren die in Rage, fasst sich dann endlich ein Herz und mehr die zuversichtliche Akzeptanz, dass nicht alles Oberflächen und setzen Akzente. Zihlmann, seit kommt schliesslich trotz allem nicht vom Fleck. Die im Leben vor Freude sprühen muss. Die Zurück- früher Kindheit fasziniert von Geschichten, Mär- Geschichten in diesen acht Kompositionen handeln haltung ist nicht nur in einer sehr sensiblen Spiel- chen und Mythen, interessiert sich für die Emoti- vom Alltäglichen, vom Banalen, vom Trott des All- weise umgesetzt; auch sind die Melodielinien auf onen, die durch sie evoziert werden. Jazz ist für ihn tags. Es passiert nicht viel, und schon gar nichts, das bloss Notwendige reduziert. Es soll keine der ideale Schmelztiegel nicht nur für traditionelle, was von grösserer Bedeutung wäre. Aber im Energie verschwendet werden, wo dies nicht unbe- sondern auch für klassische, rockige und folkloris- Kleinen ist ja das Wenige relevant. Und so erheitern dingt nötig ist. Wie schal wirken ausgedrückte tische Elemente. In drei – geografisch inspirierten sich die vier eben an dem Wenigen, das sich vor Gefühle, wenn sie nicht wirklich empfunden wer- – Teilen orchestriert er gehaltvolle Kompositionen, ihrer Nase abspielt – und aus dem vielleicht im den. An vielen Stellen liegt die Entwicklung eines in denen viele Eindrücke und Emotionen vereint Grunde auch das Leben der Wichtigen und Grossen Stücks nicht im grossspurigen Wechsel, nicht in sind. Sehr gelungen wirken der dramatische Ein- besteht. ct der Abfolge sich möglichst krass komplementieren- stieg in das Werk und die durchgehende, kreative der Teile. Vielmehr wird das Thema in sehr feinen Vermengung der verschiedenen klanglichen Vor- Varianten wiederholt, was die Aufmerksamkeit auf bilder, denen Zihlmann auf seinen Reisen begegne- das Detail zieht. ct 50 te. ct JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:37 Uhr Seite 51 HÖRBAR Alles ist irgendwie mitinspiriert von Shorter und Hancock, manchmal begleitet von einer eng gesetz- Liner Notes. Zwei Neuarrangements von Chris- ten fünfstimmigen Fanfare, die mich wiederum an McGregor-Kompositionen und zwei Fela-Kuti-Klas- Charles Ives erinnert. Typisch für Binneys Dramatik siker sind organisch in eigene Stücke integriert, ist der plötzliche Abbruch des langsamen 3. Teils. die Reminiszenzen an ausgedehnte Tourneen mit Das episch lange “Squares and Places” ist auf ein dem Circus Theater Federlos enthalten. Kompakte Rhythmus- und Melodiemuster aufgebaut, das Tutti wechseln mit ausufernden Soli, machen den Binney nach einem langen Crescendo wie eine Blüte Gang zwischen Afro-Beat, grossorchestralem Free BLOOD, SWEAT, DRUM + BASS öffnet und das direkt übergeht in ein grosses lei- Jazz und Hymnischem sinnlich erfahrbar. Wenn “Asa Nisi Masa" denschaftliches Solo. Taborn, ein intuitiver Orches- auch der technische Ansatz weniger perfekt gera- (Calibrated Cali 108 / Soulfood) trator, beginnt seine Soli gerne ganz ruhig und ten ist, so überzeugen doch melodische Vielfalt und etwas abstrakt. Er umspielt die Modalität, schert überschwängliche Spielfreude. Sie produzieren mit wachsenden Linien immer wieder aus und eine körperlich erfahrbare rhythmische Wucht, der Im Filmklassiker 8 1/2 von Fellini sagt Marcello steigert sich in kleine Wirbel. Auf ein stilles Bass- man sich nicht entziehen kann. “Der Geschmack Mastroianni mehrmals die Worte “Asa Nisi Masa". intermezzo folgt ein “sprechendes” Schlagzeug- von Afrika und Jazz” (Liner Notes) hört sich gut an. rk Ob sich nun die Big Band Blood, Sweat, Drum + solo, unter dem das Ensemble Schwung holt. Bass auf diesen Film beruft, ist nicht so klar, dafür Daran setzt Binney ein quirliges Saxintermezzo, ist belegt, dass die 27(!)-köpfige Big Band am um dann mit einer fast tempolosen elfenhaften Roskilde Festival 10'000 Rockfans zum Kochen Melo-die fortzufahren, “Here Is All Love I Have”. brachte. Wenn man all die Vorschusslorbeeren liest, Diese CD ist eine faszinierende Heirat von ver- die dieser Band vorausgehen, erwartet man etwas meintlicher Schlichtheit mit gestalterischem Ta- Knalliges, wie z.B. den ersten Track “Redrum". lent – nicht leicht zu finden, aber die Suche lohnt Stattdessen wird es unerwartet ruhig und experi- sich. js mentell. Der Bandleader und Arrangeur Jens Chris- tian “Chappe" Jensen wühlt lustvoll in der Jazz-, Rock-, Pop- und Elektronik-Kiste und zaubert einen Sound hervor, der einfach nicht definierbar ist, was CHARLES DAVIS ALL STARS ja durchaus auch als ein gutes Zeichen zu werten “A Tribute to Kenny Dorham” wäre. Die beiden Sängerinnen, die zwischendurch Charles Davis (ts), Tom Kirkpatrick (tp), Claus Raible (p), ans Mik dürfen, müssen innerhalb der Band noch Giorgos Antoniou (b), Bernd Reiter (dr) weitere Aufgaben haben, denn das Singen alleine (TCB 30402 / K-tel) kann es nicht gewesen sein, auf das könnte man leicht verzichten. Die Stücke sind kurz gehalten, zwischen 1 und 6 Min., und immer dann, wenn man MARC RIBOT Auf den Spuren des grossen Hardbop-Stilisten hofft, dass die Post jetzt endlich abgeht, ist das “Silent Movies” Kenny Dorham wandeln die Allstars, ein Quintett Stück fertig und nach etwa 43 Min. auch die CD. gf Marc Ribot (g, vib) aus verschiedenen Nationalitäten, das Charles (Pi Recordings PI34 / Intakt / Phonag) Davis für eine Tournee vergangenes Jahr zusam- menstellte. Der Saxofonist, der seit den Neunziger- jahren nach langen Bariton-Phasen fast aus- John Zorn hat die Strukturen der Filmmusik als schliesslich Tenor spielt, machte auch in Basels neues gestalterisches Mittel übernommen. In ima- “bird´s eye” Station, jetzt nachzuhören auf dem ginären Soundtracks verwenden geistesverwandte Live-Mitschnitt. Auch ohne seine Klassiker “Blue Eklektiker wie Ribot nicht nur kontrastierende Bossa” und “Dead End” wird Dorhams Musik wie- Moods, sondern bewusst auch verschiedene Stile. derbelebt. Schlüssige Melodik sowie solide Kons- Zudem vertonen Improvisatoren gerne alte Stumm- truktion, Markenzeichen seiner Kompositionen, filme. Die Musik dieser CD ist teilweise inspiriert setzt der 77-jährige Davis sinnfällig um, auch wenn von Musik zu Chaplin-Filmen, aber auch privaten sein Ton nicht mehr die Strahlkraft vergangener DAVID BINNEY Auseinandersetzungen mit der Thematik bestimm- Zeiten aufweist. So kann sich Sideman Tom Kirk- “Aliso” ter Filme – teils komponiert, aber grösstenteils patrick geschickt in Szene setzen. Seine Trompe- Binney (as), Wayne Krantz (g), Jacob Sacks oder improvisiert. Nichts von bissiger Ironie und Brachi- ten-Soli haben Klasse. Die deutsch-österreichisch- John Escreet (p), Eivind Opsik (b), Dan Weiss (dr) alem: Im Gegensatz zu früheren Arbeiten ist diese griechische Rhythmusgruppe tut ihr Bestes und (Criss Cross 1322 / Plainisphare) erstaunlich ruhig und trotz verschiedener Quellen bietet den beiden Bläsern ein solides Fundament. weitgehend homogen und tonal mit träumerischen, Darauf baut sich dieser Hardbop auf, der zum mo- aber auch unheimlichen, einsamen Klangland- dernen Mainstream par excellence wird, sich in “Third Occasion” schaften wie in “Solaris”. “Requiem for a Revolu- gewohnten Bahnen bewegt. Gewohntes muss nicht Binney (as), Craig Taborn (p), Scott Colley (b), Brian Blade (dr) tion” beginnt und endet gar nur mit einem leisen unbedingt schlecht sein. rk und vier Blechbläser Rauschen. Darauf “Fat Man” ein introvertierter (Mythology 0006 / www.davidbinney.com) Gitarrenboogie. Der elektronische Noise am Beginn von “Postcard from N.Y.” gefolgt von einer Elegie, CÉDRIC GSCHWIND’S könnte hingegen einem Katastrophenfilm entstam- KLANGQUADRAT Die CD “Aliso” für das holländische Label Criss men. Eine Erinnerung an den 11. September? Und “Roaming” t Cross ist eine typische “Blowing Session”, frisch nach der Rubato-Version von “Sous le Ciel de Paris” Cédric Gschwind (ts, ss), Jonas Windscheid (g), Marco n und ohne Umstände. Typisch Binney, werden hier bleiben am Ende die fernen Grossstadt-Geräusche. Nenniger (b), Daniel Mudrack (dr) n verschiedene Einflüsse der 60er- und 70er-Jahre Ein anrührendes, nachdenkliches Opus. js (Unit Records UTR 4260 / MV) - persönlich, meist rockig und immer sonor verarbei- , tet. Die Melodik des Titelstücks und Binneys boh- n render Altosound wecken Erinnerungen an Gary Der Bandname ist so vielversprechend wie der CD- n Bartz und den Coltrane-Kreis. Binney drückt in sei- Titel originell. Tatsächlich landet dieses bisher - nem Solo mächtig ab; Krantz’ elektrisches Solo mit kaum bekannte Quartett einen soliden Coup zum , Flanger-Effekt kontrastiert ihn. Die weiten Intervalle Debüt. Der Auftakt mit “Changed Rhythm” gibt t von “A Day in Music” werden in den Soli kaum be- einen betont neuen Duktus vor, kollektiv souverän - nutzt. Virtuoser, immer gesanglicher Mainstream. vorgetragen, gefolgt vom Titelsong “Roaming”, - Tyner fällt einem ein beim Afro-Rhythmus von einer längeren Ballade, die sehr viel Stimmung auf- - “Strata”. Binneys Soli spielen raffiniert mit kleinen kommen lässt. Alle neun Titel sind Eigenkompo- s Loops und Lücken. E. Impr. mit retardierenden TOMMY MEIER ROOT DOWN sitionen des Bandleaders Cédric Gschwind, der - Momenten im Interplay mit Weiss ist eine Perle. “The Master and the Rain” sich in der Jazzgeschichte auskennt und gewieft - Fünf der neun verwendeten Themen stammen von Grossbesetzung mit Tommy Meier (ts, bcl, zurna, comp) neue Melodien entwirft. Das ist nicht wenig in f Wayne Shorter, Sam Rivers, Monk und Coltrane. (Intakt 181 / Phonag) einem Zeitalter der endlosen Standard-Interpre- e Die Gestaltung von Shorters “Toy Tune” könnte von tationen und Hommagen. Gewagt scheint mir die - stammen, jene der Ballade “Teru” hin- gelegentlich forcierte Konfrontation zwischen Sax e gegen von Cannonball Adderley. Rivers “Fuchsia Auf seinem zweiten Album lässt Tommy Meier mit und Gitarre, die manchmal zu allzu schrillen - Swing Song” gemahnt an einen wilden Ausritt Root Down einmal mehr Afrika hochleben. Die Klangbildern führt, doch gravierend ist dies nicht, s des mittleren Coltrane. Eine engagierte und lei- 2004 gegründete, prominent besetzte 14-köpfige weil das Quartett (oder Quadrat ...) eine klare n denschaftliche Aufnahme, die jeden Liebhaber Grossformation hat für diese aktuellen Live-Auf- Vorstellung von einem kollektiven Sound hat. “File - des modernen Mainstreams begeistert. “Third Oc- nahmen weitere Musiker dazugeholt, um einen under jazz and groove” steht häufig auf den Pro- n casion”, eine durchgestaltetes Gesamtwerk, zeigt noch wuchtigeren Sound erzeugen zu können. Die- duktionen von UNIT. Diesmal nicht. Warum eigent- f Binney als Komponisten und Spieler getragener, fast ser lebt vom “Wechselspiel von polyrhythmischen lich, denn hier ist wirklich Jazz mit sehr viel Groove hymnischer, langer Melodien mit eigener Harmonik Grooves und mystischen Atmosphären, von Feier- zu hören. ra und einer innigen, aber gedämpften Expressivität. lichkeiten und Ausgelassenheit”, heisst es in den 51 JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:37 Uhr Seite 52 HÖRBAR BENJAMIN SCHAEFER “Beneath the Surface” Benjamin Schaefer (p), Robert Landfermann (b), Marcus Rieck (dr), Holger Werner (cl), Niels Klein (cl), Christoph König (v), Stephan Braun (vc) (Enja 9556 / MV)

PAOLO CONTE CHUCHO VALDÉS & THE AFRO- Mit seinem Debüt hat Benjamin Schaefer vor sie- “Nelson” CUBAN MESSENGERS ben Jahren aufhorchen lassen. Der damals 23-jäh- (Platinum 06025247479415 / Universal) “Chucho’s Steps” rige Kölner Pianist beleuchtete neue Facetten des Chucho Valdés (p), Juan Carlos Rojas Castro (dr), Carlos alten Klavier-Trios. Seine dritte CD hat er mit neuen Miyares Hernàndez (ts), Làzaro Rivero Alarcòn (b), Reynaldo Sounds kombiniert. Diesmal ergänzen vier Gast- Der Titel der CD ist dem Hund gewidmet, der Paolo Meliàn Alvarez (tp) u.a.m. musiker mit Geige, Cello und zwei Klarinetten das Conte vierzehn Jahre begleitete. Sein Konterfei (World Village WVF 479051 / Harmonia Mundi Musicora) Trio auf fünf Stücken. Sie fügen sich rhythmisch or- ziert das vom Avvocato selber gemalte Cover. Die ganisch in musikalische Abläufe ein und machen 15 neuen Songs hingegen sind dem kürzlich ver- staunen. Stimmungen, Tempi und Klangfarben storbenen Renzo Fantini gewidmet, der als Pro- Das Programm dieser CD des kubanischen wechseln schnell, was das Album lebendig hält. duzent wesentlich zu Contes Karriere zum Weltstar Maestros ist ehrgeizig, vom Bandnamen, der an Art Schaefer, 2007 beim Avignon-Festival ausgezeich- beitrug. Die Kontinuität in Contes Schaffen ist un- Blakey’s Jazz Messengers erinnert, bis zum net, erweist sich einmal mehr als Tüftler, dem an gebrochen, der Wille, Neues zu schaffen, ebenfalls. Titelsong mit der Anspielung auf John Coltranes Erweiterung der Klangvielfalt gelegen ist. So be- Zu Beginn der CD hören wir Affinitäten zum letzten “Giant Steps”. Dem mit Irakere bekannt geworde- sticht dieses Album durch pianistisches Können, Album “Psyche”, vor allem aber zum Musical “Raz- nen Pianisten gelingt hier eine sehr kreative melodischen Erfindungsreichtum und erstaunlichen mataz” (2000). Das Orchester dasselbe seit vielen Verbindung von Jazz und afro-kubanischer Tradi- Gruppenzusammenhalt. Die Originalstücke verraten Jahren, und doch, wo sich Routine einschleichen tion, die das Paradigma umkehrt. Hier wird nicht die eine eigene Handschrift, die Bezüge zur europä- könnte, überrascht dieses Ensemble immer wieder afro-kubanische Musik mit dem Jazz verschmolzen, ischen Tradition nicht leugnen. Insgesamt ein Kla- mit unzähligen kleinen Feinheiten, die nur unter der sondern ein nicht unwesentlicher Teil der Jazz- vier-Trio, bei dem Bass und Schlagzeug ihrer tradi- Leitung eines Perfektionisten wie Conte so entste- geschichte wird in diese geholt und aus deren Sicht tionellen Rolle enthoben sind. rk hen können. Einmal mehr bilden auch hier die Kom- interpretiert, was im Auftakt mit “Las dos caras” positionen und Texte in den kurzen Songs, die meis- (Die beiden Gesichter) klar postuliert wird. ten nur drei bis vier Minuten lang, eine Einheit, Grossartig, wie Valdés mit seinem Kollektiv in INGRID LAUBROCK ANTI-HOUSE die immer wieder durch ihre kreative Frische über- “Zawinuls Mambo” über historisch prägnante Ingrid Laubrock (ts, ss), Mary Halvorson (g), John Hebert (b), rascht. Wir tauchen ein in die Zeit des Charleston, Themen des Wiener Pianisten meditiert und dabei Tom Rainey (dr) plus Kris Davis (p) des Mambo, des New-Orleans-Stils, hören Conte mit spektakulären Rhythmuswechseln operiert. (Intakt 173 / Phonag) neben Italienisch auf Neapolitanisch, Französisch, Fokussiert werden aber auch die weniger bekannten Englisch und erstmals auch Spanisch singen. Das Einflüsse der französischsprachigen Sklaven Album ist aber auch von der Konzeption her perfekt (“Yansa”) oder – in einer Hommage an die Familie Es ist ein sehr widersprüchliches Album, das Ingrid gestaltet und mündet in zwei rhythmisch begeis- Marsalis – die tiefschwarzen Wurzeln des Jazz in Laubrock vorlegt. Zum einen sind es hitzige Kollek- ternde Songs, die an den besten Conte der Acht- New Orleans. Das wesentliche Rückgrat der acht tivergüsse, die die Saxofonistin anleitet, zum ande- ziger-Jahre anknüpfen. Nach dem Meisterwerk Titel bleibt ein tief karibischer Touch, der sich ren geräuschhafte Passagen und solistische Gitar- “L’orchestrina”, in dem die Stimme und das Orches- besonders im Wechselspiel von Chuchos Piano mit reneskapaden von Mary Halvorson, die ins Nichts ter zu einer unübertroffenen Einheit verschmelzen, der Rhythmussektion artikuliert. Man gleitet als führen. Auch die Pianistin Kris Davis, hier als Gast, klingt das Album aus mit dem ironisch augenzwin- Zuhörer von Höhepunkt zu Höhepunkt, in einem hin steuert wenig Verbindliches bei. Anti-House nennt kernden “Bodyguard for myself”. ra und her wogenden Meer von Afro Latin Jazz, der die jetzt nach New York gezogene, vormals in Lon- beide Stränge der Tradition, jenen des Jazz und don wohnende Deutsche ihr Quartett, mit dem sie jenen der afro-kubanischen (oder afro-lateinischen) vor zwei Jahren auf “Intakt” ihren Einstand gab. Die Musik zu neuen Ufern führt. ra umbesetzte Band wird im Mix aus Eigenkomposi- tionen und freien Improvisationen gehörig aufge- mischt, bekommt einen anderen Charakter. Dieser ist vorwiegend der bereits erwähnten blutjungen Gitarristin Halvorson geschuldet, die beim diesjäh- rigen Willisau Festival ihre eigene Band vorstellte. Klangsplitter, bizarre, knirschende Linien mit ge- spenstisch schwebenden Akzenten sind ihr Ding. DEAD COUNTRY FEAT. EUGENE So bleibt ein differentes, wenn nicht unruhiges CHADBOURNE Klangbild, das immer wieder neue überraschende “Nasser Hund” Blickwinkel bringt. An Tönen festkleben und im Eugene Chadbourne (g, bjo, voc), Evket Akinci (elg), BEN SIVERSEN Gehörten schwelgen, das überlässt Ingrid Laubrock Umut Caglar (elg), Demirhan Baylan (eb), Kerem Öktem (dr) “Cracked Vessel” anderen. rk (Konnex KCD 5250 / konnex-records.de) Ben Syversen (tp), Xander Naylor (g), Jeremy Gustin (dr) (CD Baby / bensyverson.com)

CHRISTIAN MUTHSPIEL Südstaaten-Folk, häufig mit kritiklosem US-Patri- YODEL GROUP otismus assoziiert, konvertiert der Outlaw Chad- Seit seiner Ankunft in NYC vor drei Jahren arbeitet “May” bourne zur ironischen Provokation – und sein Free der Trompeter Syversen auch regelmässig in Bal- Christian Muthspiel (tb), Matthieu Michel (tp), Gerald Preinfalk Folk mischt sich erstaunlich gut mit individuellen kan-Bands. Nicht nur wegen der identischen Be- (sax), Jerome Harris (b), Bobby Previte (dr), Franck Tortiller (vib) Improvisatoren verschiedenster Art. Dies ist ein setzung weckt sein imponierendes CD-Debüt als (Material Records / MV) Treffen mit Exponenten der neuen Impro- und Live- Leader Erinnerungen an Dave Douglas’ Tiny Trio. Elektronik-Szene Istanbuls in Opposition. Selbst Man improvisiert zwar frei, aber auch melodisch der traditionelle Protest-Banjosong vom Maulwurf und ohne den Beat zu verwerfen. Syversen schreibt Christian Muthspiels Yodel Group, die eine wohl- gedeiht zur heftigen Improvisation. Die Sprache oft keine ausgewachsenen Themen, sondern skizzen- durchdachte Auswahl prominenter Musiker von des Quartetts “Dead Country” stammt vom Hard- haften Ideen, die eine melodische Idee unregelmässig beiden Seiten des Atlantiks in sich vereint, kombi- core Rock, Trash Jazz und Noise Music, doch häm- umkreisen und dann interpolieren. Die Improvisa- niert geschickt die ursprüngliche Kraft und Ori- mernde Beats dominieren nur am Schluss. Sonny tionen liegen zwischen melancholischem Moll, ginalität des Jodlers mit urbanem Jazz. Dem Po- Sharrock and beyond: Die Gitarristen Akinci und Panmodalität und geräuschhaften Passagen der saunisten Muthspiel gelingt es, diese alpine Lied- Caglar, die auch mit Gruppen wie Aslak Köpek Trompete und der Gitarre, die auch Bass-Aufgaben tradition in moderne Jazz-Arrangements und Im- (Die nassen Hunde) und KonstruKt aktiv sind, bauen übernimmt. Auf rockige Weise fusioniert hinkende provisationen zu packen, womit er schliesslich eine zusammen mit Chadbourne furiose und dichte Balkanrhythmik mühelos mit dem Post-Ornette- Dee neue Klangwelt im weiten Bereich eines zeitlosen elektronische Klangbilder, die von Bass und Schlag- Konzept. Manchmal eiert und leiert die Musik wun- Jazz-Rock stilistisch gebiert. Genüsslich brodelt die zeug hellhörig und wuchtig unterstützt werden. Der dervoll, und dann schiesst sie wieder verwegen in “musikalische Ursuppe”, die Muthspiel anrichte, in lange Track “One Way Out” beginnt mit verfremde- freiassoziative Bahnen. Die Interaktionen von Gi- Erinnerung an seine gesangsfreudige Kindheit ten Riffs und Minimalismen und ist interaktiver als tarre und Schlagzeug zerschnipseln die Ideen bis (Vater war über drei Jahrzehnte Chorleiter). Das die anderen. Chadbournes Name hat “Dead Coun- zum elektronischen Trash. Gespaltenes Gefäss ist gewagte Unterfangen, das beim letztjährigen Jazz- try” diese CD ermöglicht. Aber auch ohne den Ame- ein passender Titel: Die Traditionen sind noch spür- Festival Saalfelden erstmals präsentiert wurde, ist rikaner ist das Quartett hörenswert. js bar, werden aber aufgebrochen und anders zu- jetzt auf CD erschienen. Hörenswert, wie die sechs sammengesetzt. Frei und doch mit einem Fokus. Eine Musiker an einem Strang ziehen, wie auch die spannende, vielversprechende Angelegenheit. js Amerikaner mit dem alpenländischen Blues, wie Hauptsp 52 Jodler gern genannt werden, klarkommen. rk JAZZ JNM_6_2010_44-53_HB_LB 29.10.2010 10:37 Uhr Seite 53 HÖRBAR

ANAT FORT TRIO & “And If” CECILE VERNY QUARTET Anat Fort (p), Gary Wang (b), Roland Schneider (dr) “Apex” “keep some secrets within” (ECM 2109 / Phonag) Rudresh Mahanthappa (as), Bunky Green (as), Jason Moran (p), Cecile Verny (voc), Andreas Erchinger (p), Bernd Heitzler (b), François Moutin (b), Jack DeJohnette oder Damion Reid (dr) Lars Binder (dr) (Pi Recordings PI35 / Intakt / Phonag) (Minor Music / Inakustik) Seit ihrem ECM-Debüt vor drei Jahren hat sich die lange als Geheimtipp gehandelte Anat Fort, die sich auch in New York umtat, einen beachtlichen Schon als Student verehrte Mahanthappa den Nicht alles preisgeben will Cecile Verny. Auf ihrem Namen geschaffen. Auf ihrem zweiten Album, das Saxofon-Veteranen und Pädagogen Bunky Green siebten Album erzählt die seit Langem bei Frei- hierzulande erschienen ist, legt die israelische Pi- (*1935), und dieser war ein Grund, warum er seine burg im Breisgau lebende Sängerin anrührende anistin beredt Zeugnis davon ab. Vorbilder wie Bill Karriere in Chicago begann. Mit dieser CD wird ein Geschichten, die Geheimnisse bewahren. Insge- Evans, Paul Bley und Keith Jarrett haben ihre Spu- alter Plan der beiden realisiert, und weil sich der samt 14 Songs sind auf “keep some secrets” ver- ren in ihrem Spiel hinterlassen. Auch die Zusam- erstaunlich frische Green aufs Altsaxofon be- sammelt, alles rhythmisch gut strukturierte Eigen- menarbeit mit Paul Motian klingt an. Die gleich- schränkt, wird die Verwandtschaft der beiden kompositionen. Einmal mehr bewegt sich Verny namigen Hommagen an den Drummer, die die CD wirklich hörbar. Mahanthappas fünf Titel ver- zwischen afrikanischen Wurzeln, französischer Ge- einleiten und beschliessen, sind ebenso Variationen schmelzen Post-Coltrane-Jazz mit indischen Ein- sangstradition und unangestrengter jazziger Scat- von Stücken des Vorgängeralbums wie “Some- flüssen wie Tonbeugungen, Tonleitern, kleinen Kom- Akrobatik – um den Hörer erneut zu fesseln. Per- thing about Camels”. Ansonsten kann Anat Fort mit positionen und Jugalbandi-artigen Wechselspielen. sönliches bleibt keineswegs aussen vor, wenn sie weiteren eigenen Stücken aufwarten. Sie zeichnen Sie sind weitgehend durchstrukturiert. Manchmal mit warmherziger, einfühlsamer Stimme von ihren sich durch klare Konturen und fliessende Eleganz kehren frühere Ideen zurück, und das alte Modell Erfahrungen mit Trauer, Verlust und Schmerz singt aus, die den singbaren, lyrischen Melodien bekom- von Thema-Soli-Thema ist weitgehend relativiert (“Mon malheur”) oder von ihrem ersten Spazier- men. Neben Klassik-Einflüssen sind leichte Folklo- mit verschiedenen kontrastierenden Teilen, Stim- gang in einem europäischen Wald (“Autumne”). re- oder Gospel-Anklänge zu vernehmen, wie man mungen und Tempowechseln. Konventioneller die Ob als französisches Chanson, melancholischer es von Egberto Gismonti oder Keith Jarrett kennt. Themen: Green mit Jazzballaden und dem Ver- Blues oder swingender Drive: Ceciles Stimme, die Sie sind entwickelt mit viel Gespür für Raum und mächtnis von Bird bis Bill Evans. Ein wichtiger Part- inzwischen noch heller und klarer erstrahlt, faszi- Klang, womit Forts Klangästhetik beschreiben wäre. ner ist der Pianist Moran, der Mahanthappas Ideen niert und berührt. Das alles ist musikalisch anre- Die schlicht wirkenden Kompositionen sind in versteht und virtuos weiterspinnt, auch in span- gend aufbereitet, birgt unterschiedliche Stimmun- Wahrheit ganz vertrackt. Forts Zusammenspiel mit nenden Interplays mit anderen Solisten oder im die gen und Stile, vom Shuffle bei “Too many front- dem seit 1991 in New York lebenden Heidelberger Tonalität sprengenden “Who?”, das Coltrane mit lines” über den subtilen Swing von “Holy Thursday” Schlagzeuger Roland Schneider und dem New Yor- Ornette verheiratet. Die Basslinien des solistisch und souligen Grooves des neuen Schlagzeugers ker Bassisten Gary Wang ist unaufgeregt, unspekta- starken Moutins sind das Rückgrat. Wechselnd mit Lars Binder bis zum klassischen Bebop (“Money”) kulär. Mit homogenem Klangbild ist ein weiters DeJohnette und Reid navigiert er die Band durch oder sogar afrikanischen Rhythmen (“How long”). idealtypisches ECM-Album entstanden. Ob man es alle Phasen. Dies ist eine wache, hybride Musik, die Versiert agiert Cecile Vernys seit Jahrzehnten be- braucht, mag der Hörer entscheiden. Schön anzu- nicht schwierig anzuhören ist. js stehendes Quartett. rk hören ist es jedenfalls. rk AG Cueni Series – Weltklasse in Basel. DESIGN Jazz-Spring 2011

> Tribute to Billie Holiday

Dee Dee Bridgewater > New Christal Silence > Mama Africa – African Funk > From Bach to Jazz > Solo & Duets & Band Chick Corea & Angélique Kidjo Nigel Kennedy An Evening With Feat. James Carter Gary Burton Duets & Band & Quintet Bobby Mc Ferrin > Freitag I 04. März 2011 > Freitag I 25. März 2011 > Donnerstag I 07. April 2011 > Sonntag I 01. Mai 2011 > Freitag I 13. Mai 2011 > 20:00 I Stadtcasino Basel > 20:15 I Stadtcasino Basel I Musiksaal > 20:15 I Theater Basel I Grosse Bühne > 20:15 I Stadtcasino Basel I Musiksaal > 20:15 I Stadtcasino Basel I Musiksaal

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Hauptsponsoren: Co-Sponsoren: Medienpartner: JNM_6_2010_54-55_HB_LB 27.10.2010 16:40 Uhr Seite 54 HÖRBAR scheidend an der Gründung der Fluxus-Bewegung Lulu aus. Einerseits ist da die Stimme von Barba- beteiligt. Fluxus steht – sehr kurz gefasst – für eine ra Berger, die mehr an eine Oper als an ein Jazzpro- Art dargebotener Kunst zwischen Dada, Haiku und jekt denken lässt, andererseits wird da wunder- der Zelebrierung des Sinnlosen. Die beiden Musi- schöner Jazz gespielt. Gekonnte Bläserpassagen ker Rössle und Kniel setzen mit dem Verweis auf stehen im Dialog mit einem ebenso packenden Paik den Rahmen, in welchem sie ihre neun Stücke Rhythmusgeflecht. Dennoch will das alles nicht so verstanden wissen wollen. Es geht ihnen nicht recht zusammenpassen. Die Übergänge zwischen darum, entzifferbaren Sinn in die Musik zu packen. dem Gesang und dem Bandsound funktionieren Wichtiger ist die Form resp. in ihr selbst liegt der zwar nahtlos, sind aber zu brav, zu wenig: Eine LIZZ WRIGHT Inhalt der künstlerischen Aussage. Diese Form wirkliche Auseinandersetzung zwischen den beiden “Fellowship” wiederum ist definiert durch strikte Reduktion, so gegensätzlichen Teilen, einer klassischen Opern- Lizz Wright (voc), Glen Patscha, (keys), Me’Shell N’Degeocello, angefangen bei der gezielt beschränkten Wahl des stimme und einem innovativen Jazzsextett, ist das Rocky Bryant (dr), Sweeping through the City Choir, Instrumentariums, sodann bei der transparenten (noch) nicht. ra Angelique Kidjo (voc) u.v.a. Struktur der Stücke, die sich aus reiner Taktstruktur (Verve Forecast 0602527470900 / Universal) und nackter Lead-Melodie zusammenzusetzen scheint. Beschränkung auferlegen sich die beiden OUIZZZ darüber hinaus in Bezug auf den dramaturgischen ”Lightbrown” Lizz Wright muss als die Gospelinterpretin per se Aufbau der Stücke, indem sie es konsequent ver- Michael Gabriele (pno), Pierre Kuthan (bs), Roberto Titocci (drs), angesehen werden. Da stimmt jede Phrasierung, meiden, ein klar definiertes Ziel anzusteuern. Alle (Altrisoni AS 290 / Phonag) jede Nuancierung, nichts klingt künstlich oder wie Richtungen bleiben möglich, die Orientierung wird anderswo so oft übertrieben. Auch die Begleitung schwierig, die Bewegung ist nicht voraussehbar. stimmt überall, obwohl über die ganze Produk- Das Wort “Zen” ist schon fast eine abgegriffene Man darf sie einfach nicht vergessen, die Ennet- tion ins Massenhafte gezogen wurde. Aber das ist Metapher für viele moderne Kunstwerke, deren vom-Gotthard-Musikschaffenden, die schon so oft authentische Musik der Afroamerikaner, leiden- Absicht in der Suche nach Vollendung in der das Musikleben der Schweiz bereichert haben. Drei schaftlich, packend und sehr gut gemacht. Wright Leerheit besteht. In Bezug auf die Reduktion und Mann haben sich zu einem funktionierenden Trio hat eine dieser Stimmen, welche keine Fragen offen- die Offenheit ist der Begriff hier aber durchaus hör- zusammengeschlossen, um in etwa den Eindruck lassen – sie interpretiert das, was sie am besten bar. ct der Esbjörn Svensson Truppe nicht verwischen zu kann und überzeugt Mal für Mal. Kein Wunder, sie lassen und in dieser Fahrrinne weiterzukutschie- stammt aus dem Süden der USA. kw ren. Wo es bei Gabriele & Co. noch hapert: Das Zusammenführen von Rockrhythmus und Jazzim- provisation ist noch nicht à point und bedarf wei- terer Gedanken. Im Wesentlichen jedoch handelt es sich bei den dreien um Könner ihrer Instru- mente. Mit der Stilistik geht man für meinen Begriff etwas zu large um. Trotzdem – genügend Luft nach oben! kw

SCHNEEKOENIG “relaunch” YOUN SUN NAH THOMAS SIFFLING/DANIEL PRANDL Linus Hunkeler (tp), Felix Straumann (as), “Same Girl” “Ballads” Jürg Schneebeli (p), sampler, sequencer, Peter Leuzinger (b), Youn Sun Nah (voc, kalimba), Ulf Wakenius (g), Thomas Siffling (tp, flh), Daniel Prandl (p) Christoph Keller (dr), Ray Anderson (tb), spezial guest Lars Danielsson (b), Xavier Desandre-Navarre (perc) (Jazz’n’Arts) (Elite Spezial ES 73794 / Turicaphon) (ACT 9024 / MV)

Nach seinen beiden letzten Trio-Alben verspürte 13 Titel befinden sich auf dieser CD, welche von Auf ihrem Debütalbum gab es noch sechs Eigen- Thomas Siffling Lust und Reiz, sich einmal intensiv Radio DRS 2 produziert und aufgenommen wurde. kompositionen, jetzt sind es nur noch derer zwei. auf ganzer Albumlänge dem Genre der Ballade zu- Diese Titel sind gut vorbereitet, sehr homogen in- Die elf Titel ihrer neuen CD reichen von Randy zuwenden. Der Mannheimer Trompeter fand im terpretiert und wieder einmal ein Beweis des State Newman und Metallica bis zu diversen Folk- Pianisten David Prandl den passenden Partner. Die of the Art des Jazz in der Schweiz. Da passt Ray Balladen und einem abschliessenden Chanson. Die beiden mischten deutsches Liedgut, Populäres und Andersons sehr persönliche Spielart der Posaune Vielseitigkeit dieser koreanischen Sängerin, die ihre das Great American Songbook zu einem schlüssi- zwar dazu, seine überragende Routine öffnet aber Karriere in Musicals startete, mag überraschen. gen Ganzen. Sehr einfache, aber spontan ergreifen- den Graben zwischen den beiden Schweizer Youn Sun Nah besticht mit einem stimmlichen de Melodik von so populären Titeln wie “Alle Bläsern und Anderson. Jedenfalls sind hauptsäch- Spektrum, das vom Country-Blues (“Moondog”) Vöglein sind schon da” oder “Hänschen klein” wird lich Schneebelis kompositorische Ideen sehr gut und dem Great American Songbook (“My favourite unaufgeregt harmonischen Forschungen unterzo- und originell, dasselbe gilt für sein beachtliches, things”, wo sie sich selber auf der Kalimba begleitet gen. Dabei beweist Siffling, der sich ungeniert ne- gut getimtes Pianospiel. Insgesamt eine gelungene in verschlepptem Tempo) bis zum Chanson ben Chet Baker stellen kann, einen weich fliessen- Symbiose zwischen heutigem Rhythmus und den (“Chanson d’Helene”) und zu etwas Scat reicht. Alle den Trompeten-Balladen-Ton. Prandl ist der ideale Hardbop Sounds der 50er! Gut gemacht, da ist Songs sind sparsam begleitet, kommen trotz hoch- Partner für Sifflings kultivierten Ton. Schnörkellos, noch viel Platz in den sonst leider zu wenig ange- karätiger Begleitmusiker meist im Duo daher. Mit zart bis spannungsreich, umspielt er das von ihm wendeten Blasinstrumenten. kw warmer, klarer Stimme interpretiert Youn Sun Nah arrangierte Material, das insgesamt vom Duo ver- die Lieder, kniet sich in sie hinein, ohne allerdings edelt wird. Freilich kann die Spannung nicht immer jemals den Balladen-Ton zu verlassen, was eine ge- gehalten werden, weil sich die Kinderlieder nicht wisse Einförmigkeit mit sich bringt. Eine neue Jazz- unbedingt alle als Jazznummern eignen. Doch der Stimme, wie vielfach kolportiert wird, ist hier Mut, mit einem ausschliesslich aus Balladen beste- bestimmt nicht geboren. rk henden Album an die Öffentlichkeit zu treten, muss gewürdigt werden. rk ORIOXY “Tales” Yael Miller (lead voc), Julie Campiche (harp, voc), Manu PETER SCHÄRLI SPECIAL SEXTETT Hagmann (b), Nelson Schaer (dr) FEAT. GLENN FERRIS & BARBARA (Unit Records 4274 / MV) BERGER “Complete Lulu” (TCB 30602 / K-Tel) Ein Quartett, dem man die Lust am Spielen auch via CD durchaus abnimmt, das auch durch eigenartige, Sinn ergebende Besetzung überzeugt und doch FIFTY – FIFTY Peter Schärli weckte am Schaffhauser Jazzfestival einen eigenen, dem Jazz nicht abgeneigten, also “Fragments" 2009 einige Erwartungen mit Teilen aus seinem sympathisierenden, aber etwas exotischen Weg Ekkehard Rössle (ts, ss), Manfred Kniel (dr, toy piano, whistle) neuen Projekt “Lulu”. Das nun als CD vorliegende beschreitet. Als wichtigstes Element muss die isra- (Klangbad) Projekt, entstanden nicht etwa in Anlehnung an elische Sängerin Yael Miller betrachtet werden. Sie Alban Bergs Oper, sondern direkt inspiriert durch verfügt über eine angenehme, sehr modulationsfä- die Werke Frank Wedekinds, ist in zwei Teile aufge- hige und wohlklingende Altstimme, und wenn Das Zitat von Nam June Paik im Booklet dieser CD gliedert. Zwischen den beiden Teilen aus Schärlis Geschrei oder Lautmalerei, dann mit Sinn und regt an, die übrig gebliebenen Kenntnisse der zeit- Feder steht als Interludium ein “Rumba” von Donat Zweck. An Stelle von Piano ist sehr dezidiert Harfe genössischen Kunstgeschichte wieder einmal auf- Fisch, ein Jazzhighlight mit einem entfesselten eingesetzt und ergibt ebenso Sinn. Julie Campiche, zufrischen. Paik, ursprünglich selbst zum Kompo- Hans Feigenwinter am Piano. Wie aus zwei Teilen, die Harfenistin gibt den vier im Zusammenhang mit nisten ausgebildet, war in den 1960er-Jahren ent- die irgendwie nicht zueinanderpassen wollen, der feinen Stimme das, was jede Band sucht: Per- 54 nimmt sich hingegen die Produktion zum Thema sönlichkeit und musikalische Identität. kw JAZZ JNM_6_2010_54-55_HB_LB 29.10.2010 15:18 Uhr Seite 55 SEH/LESBAR gestanden wird, analysiert Stefanie Bramböck “Eine Wende. Aufnahmen mit namhaften Orchestern der Musikszene zwischen Selbsthilfe und Institution”, Schweiz, darunter das von Teddy Stauffer, auf dem so der Untertitel ihres Buches. eigenen Elite-Label sowie neue Geschäftspartner, Die Autorin, selbst als Sängerin aktiv, fragt nach auch im Ausland, brachten 1942/43 das “beste Arbeits- und Produktionsbedingungen, die für Ergebnis seit Bestehen”. Schallplatten waren im künstlerisches Schaffen eine grosse Rolle spielen. Krieg beliebt, sie waren bei vielerlei Beschränkun- Sie führt vielfach Rahmenbedingungen auf, nennt gen ein beliebter “Ausweichartikel”. Mit dem 1946 Szene-Treffs, Clubs, Manager, Medien und Publi- gegründeten “Austrophon”-Label, das Partner aus kum. Die Tätigkeitsbereiche von Jazzmusikern, so Österreich einbrachten, war man auch “Schlager- das Fazit, sind alles andere als rosig. Bramböck Brutstätte”. Dass man “auf dem Gebiet des Jazz in MUSICA NUDA geisselt ökonomische Restriktionen, fehlendes Ma- all seinen Schattierungen geradezu avantgardis- “Live à Paris” (DVD) nagement, mangelnde mediale Unterstützung, tisch eingestellt” war, wie zu lesen ist, ist aus heu- Ferruccio Spinetti (b), Petra Magoni (voc) uneinheitliches Auftreten der Szene, fehlende tiger Sicht schwer nachvollziehbar. Freilich war der Bonsai EDV 2009 (Harmonia Mundi Musicora) Lobbystrukturen und die Macht der Major Labels, Jazzfan, der mit dem Elite-Label bedient wurde, 55/21 (CD) (Harmonia Mundi Musicora) die alle dem Jazz schaden statt ihm zu nützen. Dass dessen Erträge zeitweise immerhin 20% des er sich “innerhalb der letzten 15 Jahre einer be- Gesamtumsatzes ausmachten, “zu einem Faktor im achtlichen Entwicklung erfreut”, wie festgestellt Schallplattengeschäft geworden”. Dass dem späte- Das unter dem Namen Musica Nuda agierende Duo wird, mag dann doch etwas überraschen. Eigentlich ren Geschäftsführer “diese Musik am meisten ans von Petra Magoni und Ferruccio Spinetti trat im ein Wunder, denn auch staatliche Förderung, die Herz gewachsen” war, auch das ist kaum nachvoll- Herbst 2005 erstmals am Festival des Club Tenco penibel anhand nackter Zahlen aufgelistet wird, ziehbar. Nach wie vor stand der Schlager im Mit- in San Remo auf. 2006 schon holte sich das mit wurde bereits 2002 eingefroren. “Die bisherigen telpunkt, Volkmusik folgte in den Achtzigerjahren. viel Witz und Kunst ausgestattete Duo den Preis Produktionsförderungen des Österreichischen Mu- Turicaphon, so die Bilanz des Buches, “macht für das beste Album in der Sparte “Interpretation”. sikfonds kamen nur sehr wenigen Jazzproduktionen weiterhin munter auf dem Musikmarkt mit”. Um in der Schweiz bekannt zu werden, muss das zugute, der Förderschwerpunkt liegt hier deutlich “Leben mit Musik” dürfte für all diejenigen interes- Duo – wie schon andere italienische Künstler zuvor im Bereich der Popmusik.” sant sein, die sich für die Entwicklung der Ton- – den Umweg über Frankreich nehmen. Dort wurde Stefanie Bramböcks Fazit weist trotz aller ernüch- trägerindustrie interessieren. Vernachlässigt wird schon im Frühjahr 2006 eine Live-DVD aufgezeich- ternder Widrigkeiten in die Zukunft: “Abschliessend der Jazzfan, dem auf wenigen Seiten Ueli Staub net, im Pariser Théâtre de Bagneux. Die mit zahlrei- kann gesagt werden, der Jazz in Wien treibt seit das Elite-Special-Label vorstellt. “Das grosse chen Boni und einem halbstündigen Porträt der Jahren in der Stadt des Walzers und des Opernballs Turicaphon-Lexikon” rundet den exzellent gestalte- Künstler ausgestattete DVD zeigt den innovativen stets neue innovative und aussergewöhnliche ten Band ab; ein Index fehlt leider. Weg auf, den das Duo zu Beginn seiner Karriere Blüten. Suboptimalen Arbeits- und Produktions- Erhältlich ist das Buch unter www.turicaphon.com auszeichnete. Kunstvoll werden Standards der in- bedingungen zum Trotz, greifen Protagonisten der oder im Buchhandel (Preis CHF 39.–) rk ternationalen Popmusik (“Come together” von Len- Wiener Jazzszene als professionell agierende und non-McCartney), der italienischen Canzone-Tradi- organisierte Szenemitglieder zu bemerkenswerter tion (“Mamma mia dammi cento lire”) oder gar der Selbsthilfe. Ein Zeichen dafür, dass der Jazzszene klassischen Tradition (“Lascia ch’io pianga” von das Um und Auf einer Jazzszene nach wie vor das Händel) und natürlich als captatio benevolentiae grösste Anliegen ist, nämlich der Jazz selbst.” rk der französischen Chanson-Tradition (Nougaro, Gainsbourg, Brel) aufs Wesentliche reduziert, “nackte Musik” eben. Die aufgezeichneten Konzert- Aufnahmen liegen bereits vier Jahre zurück, geben aber ein beeindruckendes Bild des Talents und der Potenzialität dieses Paares, das in der Ebene zwi- schen Lied und Jazz ein neues Kapitel aufschlug, nicht nur im italienischen Kontext. Die bis anhin letzte CD des Duos, “55/21”, in Italien immerhin bei Blue Note/EMI erschienen, ist nun auch in der Schweiz erhältlich. Sie zeigt die Ent- wicklung des Duos auf, das nun neben Eigenkom- DRUMMING IN THE STYLE OF positionen auch Interpretationen von brasiliani- MODERN JAZZ MASTERS schen Komponisten (Vinicio de Moraes) und insbe- by Danny Gottlieb & Michael Green sondere von Vertretern der jüngeren Sängergene- Produktnummer: 20948BCD, Format: Buch/CD-Set ration Italiens aufnimmt (Pacifico, Cristina Donà). ISBN: 0786676965 Einer der Höhepunkte ist der Song “Crocodail”, mit LEBEN MIT MUSIK der Beteiligung der immer noch sexy provokativen 80 Jahre Schallplattengeschichte in Deutschland, Stimme von Jacques Higelin, der nur einer der Österreich und der Schweiz, Bei Mel Bay Publications ist das Buch “Drumming Gäste dieses Albums ist, neben seinem Landsmann von Hans L. Oestreicher und Bettina Greve, in the Style of Modern Jazz Masters” von Michael Sanseverino, Stefano Bollani und Nicola Stilo. ra Leuberg-Edition, Riedikon 2010, Green sowie Danny Gottlieb erschienen. Es handelt 216 Seiten (ISBN 978-3-89849-654-4) sich hierbei um eine umfangreiche Zusammenstel- lung zum Thema Modern Jazz Drumming. Dabei untersuchen die Autoren die spezielle Spielweise Zum 80-jährigen Bestehen der Turicaphon AG legt von Schlagzeugern wie Tony Williams, Elvin Jones Bettina Greve die Geschichte dieser Schweizer Fir- und Jack DeJohnette, welche den Modern Jazz ma vor, die von Anfang an mit der weltweiten stark geprägt haben. In den Übungen geht es da- Fono-Industrie verbunden war. Die Hamburger rum, eine gute Koordination zu entwickeln, am eige- Publizistin, die bereits die Geschichte der Polydor nen Sound zu arbeiten, kreativ zu sein und durch vorlegte, hat sich mit Zeitungsausschnitten, Jubi- das Spiel der erwähnten Schlagzeuger positiv läumsschriften und Geschäftsberichten beschäftigt, beeinflusst zu werden. Dabei findet man auch viele die ihr der vor wenigen Jahren verstorbene Turi- musikalische Beispiele im Buch. Für die unter- caphon-Gesellschafter Hans K. Oestreicher und schiedlichsten Levels gibt es Übungen. Ebenfalls dessen Sohn Hans L. Oestreicher zur Verfügung liegt eine CD bei, auf welcher man noch ausführ- stellten. lichen Audio-Begleittext findet. Die kompakte Darstellung, mit zahlreichen Fotos illustriert, liest sich nicht leicht, verwirrend sind die Aus dem Inhalt: DIE WIENER JAZZSZENE vielen Namen und Aktivitäten diverser Subunter- – Introduction – Instructional CD – Notation Key Eine Musikszene zwischen Selbsthilfe und nehmen. Orientierung bringen die in Jahrzehnte Section 1: Time Studies Institution, Stefanie Bramböck eingeteilten Kapitel. In der Entwicklung der Turica- Systems Verlag Peter Lang, Frankfurt 2010, 194 Seiten phon, die 1930 mit 200’000 Franken startete, Part l: Aggressive, Textural and Creative (ISBN 978-3-631-59652-4) spiegelt sich die Geschichte der Tonträgerindustrie Part ll: Flowing and Emotional beispielhaft wider. Dass die Geschichte “mit viel Part lll: Abstract, Musical and Sensitive Erfolg, Erfindungsreichtum, kaufmännischem Ge- Section 2 : Phrases Dies ist die erste Untersuchung, die sich mit der schick und Leidenschaft” letztendlich so ertragreich Part l: Aggressive, Textural and Creative aktuellen Wiener Jazzszene beschäftigt – nicht war, liegt, so Greve, daran, dass “Passion für die Part ll: Flowing and Emotional mit der musikalischen Entwicklung, sondern mit Kunst stets mit gesundem Geschäftssinn” verbun- Part lll: Abstract, Musical and Sensitive – den sie vielfach einengenden und hinderlichen den wurde. Dabei waren die Umsätze zunächst Biographies Rahmenbedingungen, wie aufgezeigt wird. Auf der “keineswegs atemberaubend”. Die Geschäfte mit Weitere Informationen zum Buch findet man bei Basis intensiv geführter Interviews mit Kennern der Schallplatten liefen Mitte der Dreissigerjahre melbay.com. dk Szene wie Mathias Rüegg oder Andreas Felber, die “schleppend”, erst der Erwerb eines Presswerks und keinerlei repräsentativen Anspruch haben, wie ein- die Produktion von Schallplatten brachten die 55 JAZZ JNM_6_2010_56-57_AH 29.10.2010 10:46 Uhr Seite 56 SYLWIA Z TEXT UND FOTO: JOHANNES ANDERS Sylw ren. MITTELALTERLICHE CHORMUSIK: Muz 1.) MALE CHOIR OF ZION PATRIARCHAL le B CATHEDRAL: HALLELUJAH (“A Georgian und Congregational Song”, rec. 1989. zeitg Choir Regent: Nodar Kiknadze. Melodija-LP). CD- 2.) THE HILLIARD ENSEMBLE zehn IDERUNT OMNES (“Perotin”, rec. 1988. in K The Hilliard Ensemble. ECM New Series-CD). mit JA: Diese Beispiele habe ich ausgesucht, weil dem ten du im Vorgespräch erwähnt hast, dass dich Gran diese Musik anspricht. In d SZ: (zu 1) ... sie spricht mich nicht nur an, sie Proj berührt mich, ich habe Tränen in den Augen. Mitt Ich frage mich immer, wenn ich diese Musik verb höre, was wir mitbringen – es ist Musik, in der anne Do 11. 11. ich mich gar nicht bewege, aber jedes Mal, (Cel HERBIE KOPF’S SWILIT wenn ich in diese ganz starke Stimmung beso versetzt werde, spüre ich, dass sie das wirklich Mus Fest Wahre in uns anspricht, was auch mit Kind- her heitserinnerungen zu tun hat, in denen Erleb- Zyty nisse in einem Chor einer orthodoxen Kirche an d wieder aufleben, magische Momente, echt war gesungen, aus dem Bauch und Herzen heraus, 200 wer wars?. 2 war wohl das Hilliard-Ensemble, Kult viel moderner gesungen, sehr sauber und sehr Okto gestylt, obwohl ich ein Fan des Ensembles bin. du N Kind Für FRÉDÉRIC CHOPIN (1810–1849): Lily- CONCERTO FOR PIANO AND ORCHESTRA tionslosen 1. Bei 2 war mir die extreme Suche ausg NO. 1 IN E-MINOR, OP 11, 2. SATZ nach dem Rhythmischen etwas zu heraus- sie m ROMANCE-LARGHETTO (“Chopin: Piano stechend, im Gegensatz zu den anderen drei der Concertos Nos. 1 & 2”, rec. 1999. Polish Beispielen, aber eine Interpretation von jeman- stat CD-N Di 16. 11. CD-Taufe Festival Orchestra, Solist and Conductor dem, der genau weiss, was er sagen möchte, KRYSTIAN ZIMERMAN. Universal-2CD). und sagt es total konsequent. 3 ist für mich Sylw TRESBASS « FILDEREN » SZ: Du kannst ausblenden, sonst bringst du der heutige Standard der perfekten Aufnah- Base mich um und ich löse mich auf. Der Pianist hat metechnik, des perfekten Spielens, nicht mehr ein Tempo, einen Klang, eine Farbe, da muss und nicht weniger, im Gegensatz zu den ande- ich ein paar Mal tief atmen – wahnsinnig schön ren, völlig anders gearteten Beispielen fast et- gespielt, muss jemand sein, dem Chopin was langweilig. 4 hat eine gewisse Distanz, sehr nahe ist. Aber das Orchester irritiert mich steht über dem Ganzen, ist kein Junger mehr, etwas, denn sie spielen nicht so liebevoll, jemand, der sich irrsinnig mit dem Klavier aus- wie sie könnten, wer ists? Es ist ein junges einandergesetzt hat, so perfekt, beeindrucken- Orchester, das Zimerman gegründet hat. der Anschlag, packt einen, nimmt einen mit; seine Fuge war für mich von allen das Grösste. JOHANN SEBASTIAN BACH: DAS WOHLTEMPERIERTE KLAVIER, KARL AMADEUS HARTMANN (1905–1963): BUCH 1: CONCERTO FUNEBRE FOR VIOLIN SOLO PRAELUDIUM & FUGA (A 4 VOCI) BWV 850, AND STRING ORCHESTRA, 2. SATZ No. V in D-DUR ADAGIO / 1939 (“Violin Concertos – Berg, 1.) FRIEDRICH GULDA (1930–2000), Janá ek, Hartmann”, rec. 1990. Deutsche rec. 1972, 1:09 / 2:00. MPS-2CD. Kammerphilharmonie, Thomas Zehetmair, 2.) KEITH JARRETT (*1945), rec. 1987, violin & conductor. Teldec-CD). 1:11 / 1:33. ECM-2LP). SZ: Es ist Musik, die mit der Seele Bilder malt, 3.) TILL FELLNER (*1972), rec. 2002, eines der schönsten Stücke, die man hören 1:08 / 1:48. ECM New Series-2CD). kann, von jemandem, der wunderbar direkt, So 28. 11. 4.) MAURIZIO POLLINI (*1942), offen, ohne Allüren, wie selbstverständlich zu rec. 2008/2009, 1:11 / 1:47. Universal-2CD). einem spricht; diese Musik kann sehr süss, WHO-TRIO – WINTSCH SZ: Unglaublich beeindruckend die vier ver- sehr kitschig sein, sie ist es hier aber nicht! HEMINGWAY OESTER schiedenen Welten, sich auszudrücken, was Der Klang dieser Aufnahme, das Orchester nichts mit Können zu tun hat. Bei 1 ist von wie der Geiger sind so direkt und miteinander Anfang an der Blick nach vorn gerichtet in verschmolzen, also nicht hier der Solist, dort EUGENE CHADBOURNE SOLO Richtung der letzten Note – fast unerträglich das Orchester, dass einem die Tränen an den zu hören, geradeaus, ganz eckig, damals Wimpern hängen, wunderschön. JÜRG WICKIHALDER sicher nicht selbstverständlich, so zu spielen, ORCHESTRA insofern mutig und provokativ – die Fuge fand KEITH JARRETT (*1945): ich richtig lustig. Pianistisch sind alle vier grosse PART I, PART II (“Testament Paris – London”, « NARZISS UND ECHO » Klasse. 2 war vom Klang her wie eine Er- rec. 2008. Keith Jarrett, Piano. ECM-3CD). lösung, plötzlich weich und etwas runder, end- SZ: Für mich ist das jemand, der nicht richtig Moods im Schiffbau | 8005 Zürich lich etwas Emotion im Gegensatz zum emo- weiss, für was er sich entscheiden soll, soll er Programm: moods.ch | Tickets: starticket.ch JNM_6_2010_56-57_AH 29.10.2010 10:46 Uhr Seite 57 A ZYTYNSKA ANDERS HÖREN

Hodges, total unterschiedliche Konzerte, un- wer das ist. Man spürt die Temperatur der Sylwia Zytynska wurde 1963 in Warschau gebo- glaublich gut und schön, wobei ich bei beiden Stimmung dieses Stückes, absolut meister- ren. Sie studierte Schlagzeug an der Akademia das Gefühl habe, das Klavier lebt. Und Hodges haft instrumentiert, es geht nicht nur ums Muzyczna in Krakow und an der Musikhochschu- le Basel. Seither konzertierte sie als Solistin spielt wahnsinnig schön und perfekt, er kann Schlagzeug, es sind die Farben, es ist das und Kammermusikerin auf vielen Bühnen der die für viele fremde Sprache sprechen und Licht – ist ganz toll, wunderbar ziehend und zeitgenössischen Musik und spielte zahlreiche verständlich rüberbringen. packend – ist es Beat Furrer? Ich kenne ihn CD- und Rundfunk-Aufnahmen ein. Sie war über persönlich gut und ich mag ihn sehr. Das zehn Jahre festes Mitglied des “Ensembles 13” GALINA USTVOLSKAYA (1919–2006: passt zu ihm, er ist ein Mensch, der auch lebt. in Karlsruhe, spielte viele Konzerte im Duo PIANO SONATA NO. 6 (“Galina Ustvolskaya – mit dem Geiger Egidius Streiff sowie auch mit Complete Works for Piano”, rec. 2008. VIBRAPHON: dem Quartett “e-motion” (mit dem Saxofonis- SABINE LIEBNER, piano. NEOS-2CD). 1.) LIONEL HAMPTON QUARTET ten Marcus Weiss, dem Gitarristen Maurizio SZ: Das ist jemand, der oder die macht keine (1908–2002 ): WITH OSCAR PETERSON: AIR Grandinetti und dem Pianisten Paolo Alvarez). In den letzten Jahren stehen vermehrt eigene halben Sachen, einfach geradeaus, klares Bild, MAIL SPECIAL, rec. ca. 50er-Jahre. Projekte, Performances und Kompositionen im grosszügig, voll, das ist es, so bin ich – super. Clef Records 45 EP. Mittelpunkt ihres Schaffens. Seit zehn Jahren Wer ists? Ich kenne ihre Musik nicht. Weil ich 2.) BERND THURNER: “LICHTWEISS” (1999) verbindet sie mit dem Trio “selbdritt” mit Mari- Gubaidulina mit ihrem Pathos so hasse, habe ROLAND DAHINDEN. “Roland Dahinden – anne Schuppe (Stimme) und Alfred Zimmerlin ich die Ustvolskaya auch in die Ecke gestellt, Silberen”, rec. 2004. B. Thurner, (Cello) eine intensive Improvisationsarbeit. Ihr was sich jetzt als grosser Irrtum herausstellt. vibraphone solo. Mode-CD). besonderes Interesse für Musiktheater, Neue Gefällt mir sehr. 3.) WALT DICKERSON (1931–2008): Musik und Performances führte sie 1991 zum INFINITE LOVE. “Shades of Love – Walt Festival “Neue Musik Rümlingen”, wo sie seit- GEORG FRIEDRICH HAAS (*1953): Dickerson solo”, rec. 1977. W. Dickerson, her in der Programmgruppe mitwirkt. Sylwia Zytynska unterrichtet seit 1985 Schlagzeug WER, WENN ICH SCHRIEE, HÖRTE MICH vibraphone. SteepleChase – LP). an der Musik-Akademie der Stadt Basel. Sie FOR PERCUSSION AND ENSEMBLE / 1999 4.) BOBBY HUTCHERSON: MAIDEN war Composer of the Week beim “Musikmonat” (“Georg Friedrich Haas – Works for Ensemble, YOYAGE / HERBIE HANCOCK. 2001 in Basel und erhielt im selben Jahr den rec. 2008. Collegium Novum Zürich, Enno “Bobby Hutcherson – Harold Land Quintet”, Kulturpreis der Alexander-Clavel-Stiftung. Seit Poppe, conductor, Martin Lorenz, percussion, rec. 1969. B. Hutcherson, vib. JMY-CD). Oktober 2004 leitet sie im Kulturzentrum Gare Experimentalstudio des SWR, live electronics. SZ: Das ist Hampton, toll, diese Musik ist du Nord in Basel ein eigenes Grossprojekt für NEOS / Disques Office-CD). unser Ursprung als Vibrafonisten, sehr klar, Kinder und mit Kindern, den “Gare des Enfants”. SZ: Ist ein grosses, schweres Stück, wo die sehr selbstverständlich, ohne Vibrato, wenig Für diese Arbeit wurde sie kürzlich mit dem Welt rollt – Endstimmung, schwere Bässe, tie- Pedal, sehr schöne Instrumente, die man heu- Lily-Wäckerlin-Preis für “Jugend und Musik" ausgezeichnet. Seit rund drei Jahren diskutiert fe Elektronik, die Tiefe und die Elektronik, das te eigentlich nicht mehr bekommt. 2 ist ein sie mit Thomas Adank und Thomas Meyer in klingt für mich wie Nono, aber die Metalle Stück, das ich sehr gern selbst spielen würde, der jeden Mittwoch von 21–22 Uhr bei DRS2 oben, das kann er nicht sein, es kann auch was selten vorkommt. Es ist mir aber zu nah stattfindenden Sendung “Musik unserer Zeit” nicht Lachenmann sein, der komponiert viel aufgenommen, was vermutlich gewollt ist. CD-Neuerscheinungen zeitgenössischer Musik. differenzierter, aber es ist ein grosser Kom- Man hört die verschiedenen Anschlagmög- Sylwia Zytynska hat zwei Kinder und lebt in ponist, ein klassisches Stück Neue Musik aus lichkeiten und das macht es spannend, man- Basel. den neunziger Jahren. Es muss das SWR- chmal klingt es wie ein Marimbafon, manch- Sinfonieorchester sein mit dem Experimental- mal etwas holzig, manchmal nach Glocken, studio und der Handschrift von André Richard, manchmal schmerzhaft hoch und metallisch. ein bisschen Filmmusik machen oder etwas aber er ist nicht dabei. Supergutes Stück, tolle Derjenige oder diejenige, die das spielt, macht ernster Richtung Klassik gehen, ich meine das Sache. das sehr gut. Das Stück ist sehr reduziert, sehr nicht negativ. JA: Da sollten wir aber noch klar, sehr konsequent, sehr eigen. Der Spieler ein anderes Beispiel nehmen. SZ: Aber jetzt MAX ROACH (1924–2007): ist aber nicht der Komponist, wer ists? Ihn machst du mich verrückt, diese Diskrepanz. J. C. MOSES (“Max Roach & Archie Shepp kenne ich nicht, aber natürlich Roland, ich Das gefällt mir sehr, super, ist ein Grosser, ein The Long March”, rec. 1979 Jazzfestival schätze ihn sehr und im-mer mehr, das ist Guter, ein Toller! Genial, fantastisch, so mag Willisau. Max Roach, drum solo. eines seiner besten Stücke. 3: Das anfängliche ich Klavier, so soll es sein – ein Amerikaner? HatOLOGY-CD). Vibrato mag ich nicht, aber ein Superspieler, SZ: Für mich ist das ein unerreichbares Kön- ganz toll ... JA: Die ganze LP ist frei improvi- WOLFGANG RIHM (*1952): nen, etwas, was wir als klassische Musiker siert ... SZ: Was ich gehört habe, finde ich sehr 1.) STÜCK / 1989 (“Zoom – Schlagquartett nicht haben können; wir experimentieren gut, obwohl es mir eigentlich schwerfällt, alles Köln”, 2:58, rec. 2003. Edition Zeitklang-CD). zwar mit Klang und Technik, wie wir es erlernt gut zu finden, aber habe noch nie einen so 2.) SOTTO VOCE NOTTURNO FÜR KLAVIER haben, um damit etwas zu machen. Das hier speziellen Vibrafonisten gehört, der so spielt, UND KLEINES ORCHESTER / 1999 ist aber irgendwie unterbewusst, es entsteht so trocken, mit so vielen Noten, gefällt mir (“Wolfgang Rihm”, rec. 2008. Luzerner in dem Moment, wo es gemacht wird, ohne sehr. Den Namen muss ich mir merken. 4: Ein Sinfonieorchester, John Axelrod, conductor, viel Grübeln, Nachdenken, Analysieren, es wunderbares Stück und ein wunderbarer Vi- Nicolas Hodges, piano. KAIROS-CD). kommt einfach, wie man sagt, aus dem Bauch. brafonist. Es ist so schön, aber es macht mich SZ: Das ist Rihm, ich habe zehn Jahre seine So wie der hier spielt, ist es sogar besser als wahnsinnig traurig – wieder diese polnische Stücke uraufgeführt, dieses Triostück aber komponiert, es gibt keine Show, nichts ist Sache –, dass ich nie solche Musik spielen nicht, sehe aber die Partitur vor mir. Schlag- überflüssig, es hat einen wunderbaren Bo- werde, obwohl ich die Technik hätte. Wir, die zeugstücke müssen sehr gekonnt gross oder gen, ist einfach da, er spielt, was er fühlt, mit Neue-Musik-Leute, haben uns von derartiger sehr gekonnt klein sein. Rihm will das zweite. grossem Strukturbewusstsein – sehr grosses Musik entfernt, vom Jetzt-Spielen, so frei, nicht Seine Stärke ist, dass er immer sehr hoch und Schlagzeug. wertend, losgelöst von der ganzen Hülle und sehr tief verbindet, sodass man wie in einem den Zwängen, in denen wir stecken. Beson- Rahmen ist. Das ist bei vielen Stücken von BEAT FURRER (*1954): ders schön hier, dass man spürt, dass alle die- ihm, was ich sehr mag. Zu 2: Das ist sein APON FÜR ORCHESTER UND SPRECHSTIM- selbe Sprache sprechen – wunderschön, eine kürzlich eingespieltes Klavierkonzert mit Nico- ME / 2009 – TEIL 2 / UA (“Donaueschinger mich berührende Musik, die Seele atmet las Hodges, in meinen Augen sein bestes Musiktage 2009”. SWR-Sinfonieorchester, durch. Stück und eines der besten Stücke für Klavier Leitung Beat Furrer. SWR 2 2009). und Orchester überhaupt. Ein anderes ist das SZ: Eine bildhafte, fleischige Musik, kenne Sylwia Zytynska, herzlichen Dank für deinen Klavierkonzert von Beat Furrer, ebenfalls mit den Komponisten, wage aber nicht zu sagen, Besuch. ´

Die Musikprotokolle “Anders Hören" stellt uns unser langjähriger Mitarbeiter Johannes Anders (www.andersmusic.ch) mit freundlicher Genehmigung der Schweizer Musikzeitung SMZ zur Verfügung (www.musikzeitung.ch). 57 JAZZ JNM_6_2010_58-59_New 27.10.2010 16:44 Uhr Seite 58 NEW PROJECTS WOANDERS MIT SARAH BUECHI

lisieren, dass sie keinen Schimmer hatte, wie diese matisch-melodischen Komponenten der südindischen Musik funktioniert, wie die Sänger ihren Sound errei- Musik bewusst und vertraut. Andererseits hört man chen, was rhythmisch genau abgeht. “Da war nur das auch eine Band, die sich, durchdrungen von global- Gefühl, dass dies eine grossartige, tiefe und alte musikalischen Einflüssen zwischen Jazz und Pop, Musiktradition ist.” ihren eigenen Weg durch die Kompositionen bahnt. Intensive Gurus Neben dem jazztypisch-forschen Interplay fällt das Sarah Buechi schloss die Jazz-Ausbildung in Luzern Album auch mit seinen klanglich-atmosphärischen 2007 ab. In zwei längeren Phasen zuvor studierte sie Momenten auf. die klassische karnatische Musik und Konnakol (südin- Lebensaufgabe dische Rhythmussprache) bei R.A. Ramamani und Seit 2008 unterrichtet Sarah Buechi als Gesangs- T.A.S. Mani in Bangalore. Der Unterricht war extrem dozentin an der Jazzschule Dublin. Diesen Sommer intensiv, die “Gurus” (Lehrer) förderten und forderten studierte sie in New York bei , der sie sie. Schon nach vier Monaten wurde sie für öffentliche anschliessend einlud, im Februar 2011 in Paris ein Auftritte vorbereitet. “Die klassisch-südindische Musik Konzert mit ihm und seiner Band zu bestreiten. Neben ist enorm komplex. Da sind 18 Monate eine lächerlich ihrer Band THALi ist sie in der Schweiz und in Irland in kurze Zeit, um zu meinen, man habe schon viel begrif- mehrere andere Projekte involviert (Swiss Indian Or- fen.” chestra, Lupo, Lehera, Trilogue, Lucas Niggli’s Zoom). Immerhin: Die anderthalbjährige Ausbildung half ihr, Die Sängerin und Komponistin will sich weiter entwi- herauszufinden, welche Elemente der indischen Musik, ckeln: In ihrem musikalischen Ausdrucksfeld, aber auch so unhörbar sie zunächst auch schienen, mit der als Mensch und Persönlichkeit. “Ich glaube nicht, dass europäischen Musik Gemeinsamkeiten aufweisen. Das dies nur in einem Projekt, einem Studium oder einer hat einen Weg vorgezeichnet. “Um diese Elemente Reise gefunden werden kann. Es ist eine Lebensauf- Subtil fügt sie Elemente der südindischen werde ich mich kümmern, alles überdenkend, was ich gabe.” www.sarahbuechi.com ´ Musik in ihre eigenen Kompositionen ein: Für schon kenne, und versuchen, klare Entscheidungen zu die Sängerin Sarah Buechi ist das nicht bloss treffen, die meine eigenen sind und nicht diejenigen ein exotischer Flirt. Sie hat während 18 Mo- meines Umfeldes.” naten in Bangalore studiert. Von Pirmin Bossart Starker Höreindruck Die Luzernerin Sarah Buechi hat sich bewusst nach Einen ersten starken Höreindruck ihrer musikalischen “ganz woanders” begeben, um herauszufinden, wel- Intentionen bietet das Debütalbum “Vidya Mani”, das che Elemente ihre musikalische Ausdrucksform prä- sie kürzlich mit ihrer Band THALi auf Unit Records ver- gen sollen. Vor fünf Jahren hatte sie sich entschieden, öffentlicht hat. Mit Matthias Tschopp (Baritonsax),

WINDMÜLLER ihr Auslandstudienjahr nicht wie üblich in den USA Stefan Aeby (Piano), Marco Müller (Bass) und Lionel oder in Skandinavien zu verbringen, sondern – in Süd- Friedli (Drums) hat sie vier Musiker gefunden, die es SARAH BUECHI’S THALI indien. verstehen, die neuen Elemente zu integrieren, ohne Vidya Mani (Unit Records / MV)

PEEWEE Den Ausschlag gab eine CD mit indischer Musik, die ihre persönliche Musiksprache zu vernachlässigen. sie von ihrer Dozentin Susanne Abbuehl, Jazz- Je weiter die CD fortschreitet, desto eindringlicher

FOTO: Hochschule Luzern, erhalten hatte. Sie begann zu rea- werden einem die komplex-rhythmischen und melis-

CHRISTIAN ZEHNDER – DER VERSCHMELZER Das Basler Saxofonquartett ARTE wurde 1985 gegründet und begeht seither eine beachtliche Gratwanderung zwischen moderner zeitgenössischer Kompositionsmusik und dem Jazz. Insbesondere die Projekte unter “ARTE Plus” fanden grosse Beachtung unter Jazzfans. So schrieben etwa der englische Gitarrist Fred Frith oder der amerikanische Saxofonist Tim Berne Kompositionen für das Quartett, die dann auch gemeinsam geprobt und aufgeführt, später auch als CD zugänglich gemacht wurden. Auf dem letzten Album “Different Worlds” (JAZZ’N’- MORE 02-2010) widmete sich das Quartett zur Hälfte Kompositionen helvetischer Herkunft, zur Hälfte Kom- positionen von John Zorn, Terry Riley und dem libane- sischen Oud-Spieler Rabih Abou Khalil. Vom Liba- nesen stammten die Komposition “Dreams of a Dying City” und die Vorlage zu einer begeisternden Version des “Arabian Waltz”, die durchaus auf der Höhe jener Einspielung von 1996 mit dem Balanescu String Quar- tet ist. Abou Khalil stand schon lange auf der Wunschliste des Quartetts für ein ARTE-Plus-Projekt. PD/ZVG Bei einem ARTE-Auftritt in London und anlässlich der Einspielungen der CD “Different Worlds” konkretisier- FOTO: ten sich die Kontakte zu dem kreativen Orientalen, der schen Akkordeonisten Luciano Biondini. Im Zentrum 09.11.2010 D-Freiburg, Jazzfestival ein gesuchter Partner und nebst anderen Projekten des musikalischen Denkens von Abou Khalil steht seit 12.11.2010 CH-Tavannes auch Leader eines von der Besetzung her originellen seiner klassischen Ausbildung in Wien die analytische 13.11.2010 D-Stuttgart, Laboratorium Trios mit dem Tubaspieler Michel Godard und dem Beschäftigung mit der klassischen europäischen 10.12.2010 CH-Luzern, KKL Drummer Jarrod Cagwin ist. Musik, die ihm eine neue Perspektive auf die traditio- 17.12.2010 D-Mannheim Auf dem jüngst erschienenen Album “Selection” (JAZZ’- nelle arabische Musik erlaubte. Die gemeinsame Basis www.zehndermusic.ch N’MORE 01-2010) entbietet der Libanese einen breit des Libanesen und der vier Basler Saxofonisten ist die gefächerten Einblick in seine vielschichtigen Pro-jekte klassische Musik als Ausgangspunkt und der neugieri- der letzten 20 Jahre. Wir hören dabei etwa ge Blick über die Grenzen hinaus, bereit zur Ausein- Einspielungen mit dem italienischen Klarinettisten Ga- andersetzung mit anderen Musikwelten. briele Mirabassi, dem amerikanischen Bassisten Steve Dank einer Auftragsarbeit des ARTE Quartetts kommt Swallow, dem Trompeter oder dem es nun zu einer Uraufführung von Kompositionen, die kürzlich verstorbenen Altsaxofonisten Charlie Mari- Khalil eigens für das gemeinsame Projekt schrieb. ano. Auf seinem Album “em português” (Enja 2007) Damit erweitern Beat Hofstetter, Sascha Armbruster, erweiterte er seinen Horizont ans andere Ende des Beat Kappeler und Andrea Formenti ihren Horizont Mittelmeers und widmete sich in einer Zusammenar- einmal mehr: Nach den urbanen Experimenten mit CHRISTIAN ZEHNDER QUARTETT beit mit dem Sänger Ricardo Ribeiro dem portugiesi- Fred Frith und Tim Berne wenden sich die vier Schmelz schen Fado, gemeinsam mit den beiden oben erwähn- Saxofonisten nun den reichen Musiktraditionen des (Traumton) ten Mitgliedern des aktuellen Trios und dem italieni- östlichen Mittelmeerraums mit seinem arabischen 58 Hintergrund zu. ´ JAZZ JNM_6_2010_58-59_New 27.10.2010 16:44 Uhr Seite 59 NEW PROJECTS FREDRIKA STAHL – EINE ERFOLGREICHE TRÄUMERIN

“Es fägt richtig, ihre uf der Bühni zuezluege”, und an jenen Dingen, die ich selbst erlebt habe und sagt der Konzertbesucher auf dem Barhocker die in mir eine Spur hinterliessen. Zugegeben: Ich vis-à-vis. Sein Blick weicht kaum von der finde es deutlich einfacher, Melodien zu schreiben als Bühne der Zürcher Hafenkneipe. Dort sitzt Texte.” die schwedische Sängerin Fredrika Stahl Fredrikas Songs stehen in der Tradition moderner, am Piano und spielt in Begleitung eines femininer Songwriterinnen wie Emiliana Torrini und Gitarristen Lieder aus ihrem dritten Album Regina Spektor, die alle ihre ganz eigene Stimme und “Sweep Me Away”. Sie ist jung, gerade mal Ausdrucksform entwickelt haben. Fredrika Stahl singt 25 Jahre alt. Doch das Jazz- und Pop-Hand- mit einer enormen Klarheit und Akkuratesse, sie ver- werk beherrscht sie wie die ganz Grossen. mag es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Sie hat Von Luca D'Alessandro keine Angst, auf Leute zuzugehen, im Gegenteil: Mit “Sweep Me Away” titelt Fredrika Stahls neues Album, Charme und starkem Eigencharakter vermag sie zu das mit ihren bisherigen, jazzigen Alben nicht mehr überzeugen. viel zu tun hat. Sie hat sich weiterentwickelt, ist in Gelernt hat sie ihr Handwerk in Paris, ihrer Wahlhei- Richtung Pop-Musik gedriftet und hat dem Jazz den matstadt. Dort fühlt sie sich wohl: Besonders die Rücken gekehrt: “Den Rücken gekehrt? Das stimmt so Erinnerungen an ihre ersten Auftritte in den Pariser nicht ganz: Für die Studioaufnahmen habe ich den Jazzclubs New Morning und Duc des Lombards leben ROZE Jazzpianisten Eric Legnini aufgeboten. Durch ihn ist in ihr, als sei alles erst gestern gewesen. mein Bezug zum Jazz nach wie vor spür- und hörbar”, Mit 17 kam sie nach Paris, um ihrem Traum als Tän- so Fredrika. zerin nachzugehen. Bald jedoch zeigte sich, dass sie PD/LISA Das neue Album enthält dreizehn Eigenkompositio- auf die Karte Musik setzen sollte. Entdeckt wurde ihr nen, die an das Nouvelle Chanson eines Benjamin natürliches Talent vom amerikanischen Jazzpianisten FOTO: Biolay erinnern und im Kern stark im Pop verankert Tom McClung, dem jahrelangen Begleiter von Archie sind. “Wenn man meine Musik auf die Essenz ent- Shepp. Auf der Bühne stand sie bereits mit Herbie schlackt, also auf Klavier und Stimme, bin ich tatsäch- Hancock, Richard Bona und Maceo Parker. Doch zu lich im Pop anzusiedeln. Allerdings liebe ich es, mit ihren grossen musikalischen Vorbildern zählt sie – und der Musik zu spielen und zu tüfteln. Ich gehe gerne an das ohne lange zu überlegen – Stevie Wonder. “Er hat meine Grenzen, um zu erfahren, was ich noch tun einen Wahnsinnsgroove. Einmal mit ihm zu spielen, könnte.” Wenn Fredrika komponiert, passiert alles das wäre das Grösste”, sagt Fredrika. Gibt es entspre- spontan. Sie ist keine Sängerin, die ein Konzept chende Pläne? “Nein, leider nicht. Aber träumen darf schreibt und das Album danach ausrichtet. Als man ja.” FREDRIKA STAHL Autodidaktin lässt sie den Augenblick auf sich wirken, “Sweep Me Away” hört auf ihre Stimmung und erst dann bringt sie die fredrika-stahl.web.waycom.net ´ (Sony Music) Melodien auf Papier. Und die Texte? “Diese ergeben sich aus den Melodien. Ich inspiriere mich am Alltag

PEDRA PRETA – EIN TRANSATLANTISCHES PINGPONGSPIEL

Mit “Your Choice” lancieren der Drummer Flo bedeutet nämlich nicht, dass man auf Biegen und JNM: Wieso? Reichle, der Bassist Toni Schiavano und der Brechen etwas Neues machen muss. Wichtig ist, dass TS: Wir mussten einiges organisieren und kamen des- Sänger und Gitarrist Munir Hossn unter dem man sich weiterentwickelt und mit neuen Inputs das halb kaum mehr zum Spielen. Doch nun sind wir sehr Namen Pedra Preta – schwarzer Stein – ein eigene Fundament ausbaut. stolz, unser Werk einem breiten Publikum vorstellen zu Album, das sich an die Traditionen Westafri- JNM: Diese Inputs kommen passagenweise deutlich dürfen. Die Tournee ist geplant, und wir können es kas und Brasiliens lehnt. Es ist eine Melange zur Geltung: Der Titel “Que Guell” zum Beispiel ist kaum erwarten, den Leuten den Pingpongball zuzu- aus südländischem Temperament und wohl- markant afrikanisch. werfen. ´ tuender Gelassenheit, aus groovigen Rhyth- TS: Die brasilianische Musik hat ihren Ursprung in men und warmen Klängen. JAZZ’N’MORE Afrika. Über die Jahrhunderte hat sie sich weiterent- Pedra Preta – Konzerte wollte mehr über dieses Feeling erfahren und wickelt und eine ganz eigene, in sich sehr verzweigte 10. November: Theater am Gleis Winterthur hat Toni Schiavano an einem hochnebelver- Färbung erhalten. Wir von Pedra Preta nehmen nun 11. November: Bombay Bar Zürich hangenen Oktobermorgen zum Kaffee einge- dieses Patchwork auf und werfen es wie ein www.pedra-preta.com laden. Von Luca D'Alessandro Pingpongball zurück nach Afrika, wo es mit den JNM: Toni, wie lässt sich bei dem Nebel draussen Ursprungsrhythmen interagiert. Daraus ergeben sich das brasilianische Lebensgefühl wachrufen?? interessante Variationen, die übrigens auch von unse- TS: Als Sohn von italienischen Eltern steckt in mir ein rem Jazzbackground beeinflusst sind. gewisses südländisches Temperament. Dieses kommt JNM: Damit dieses Experiment gelingt, habt ihr ver- immer dann zum Vorschein, wenn ich mit Leuten aus mutlich Stunden im Übungskeller verbracht. anderen Kulturen zusammenarbeite. Wenn ich also mit TS: Ganz und gar nicht. Als Munir in die Schweiz auf Munir Hossn und Flo Reichle spiele – Flo hat längere Besuch kam, trafen wir uns auf ein kurzes Zeit in Brasilien verbracht – kann es draussen regnen Brainstorming und spielten danach völlig unbe- und stürmen, das Temperament sickert immer durch. schwert. Das Ganze nahmen wir in einem kleinen PD/ZVG JNM: Drei Menschen mit unterschiedlichen Studio auf und stellten es schliesslich dem Label Unit Wurzeln: Gab es bei der Konzeption des Albums vor. Die Leute von Unit waren begeistert und schlos-

FOTO: PEDRA PRETA Probleme? sen mit uns den Vertrag ab. “Your Choice” TS: Nein, denn unser Album ist kein Konzeptwerk. Es JNM: Das tönt so einfach. (Unit Records / MV) ist generisch entstanden. TS: War es aber nicht. Wir hatten ziemlichen Stress JNM: Zufall? am Ende. TS: Ja und nein. Einerseits hatten wir Glück, von Anfang an eine gemeinsame Sprache gefunden zu haben. Zum anderen stehen unsere drei Spielweisen über einem ähnlichen Nenner; dieser basiert auf brasi- lianischen und afrikanischen Musikformen. JNM: Mit Munir Hossn habt ihr jemanden in der Band, der das brasilianische Kulturgut im Blut hat. TS: Darauf kommt es aber nicht an. Genauso wie Flo und ich fühlt Munir in sich den Wunsch, aus den eige- nen Ketten auszubrechen, um Neues zu entdecken. JNM: Trotzdem: Durch ihn erhält eure CD eine bra- silianische Prägung. Kann es sein, dass Munir in die- ser Konstellation gar nicht richtig ausbrechen kann?

TS: Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Songs auf PD/ZVG unserer CD stammen aus seiner Feder. Ich finde es

gut, dass man Munirs Herkunft spürt. Ausbrechen FOTO: JNM_6_2010_60_New-kopf 29.10.2010 10:51 Uhr Seite 60 NEW PROJECTS HERBIE KOPF – IM OSTEN WAS NEUES

Herbie Kopf, Schweizer E-Bassist der ersten mit dem Pianisten Dimitrij Golovanov, auch er ein Stunde, entwickelt sich neben seinem hervor- grossartiger Virtuose, dem eigenwilligen Trompeter ragenden Bassspiel immer mehr zum Talent- Mindaugas Vadoklis und dem zurzeit wohl spannends- scout. “SWILIT”, soviel wie SWItzerland- ten Saxofonisten der neueren Schweizer Szene, LITauen, heisst sein neustes Projekt und Reto Suhner, haben wir uns für das Projekt SWILIT überzeugt auf Anhieb. zusammengetan. Was dieses homogene Ensemble aus Von Peewee Windmüller meinen Kompositionen macht, mit eben diesem indi- viduell litauischen Charme, überrascht mich immer Immer wieder verbringt Herbie Kopf längere Zeit in wieder. Einfach grossartig!”, so Herbie Kopf. den baltischen Staaten, einerseits um musikalische Bekanntschaften zu pflegen, anderseits um neue junge SWILIT kommen nun auf eine Tour durch die Schweiz. Musiker kennenzulernen. Insbesondere in Litauen Zwischen den Konzerten bittet Radio DRS das sind seine Kontakte zur Jazzszene während den letz- Quintett für CD-Aufnahmen ins Studio. ´ ten zehn Jahren enger geworden und da hat der Bassist und Bandleader auch immer wieder längerfristige Projekte initiiert. In Litauen wird Kopf gerne auch als “Ambassador des Schweizer Jazz” bezeichnet. “Ich ziehe abends gerne von Location zu Location, einfach DIE KONZERTDATEN VON SWILIT überall hin, wo gute Musik gespielt wird, auf diese UND HERBIE KOPF: Art lerne ich die besten Musiker und spannendsten Szenen kennen. Meistens ergibt sich der eine oder andere Kontakt und führt mich tiefer in das lokale 2.11. Luzern Jazzkantine Leben hinein, das heisst, es entstehen besonders Herbie Kopf's SWILIT wertvolle Kontakte, und wer sich offen bewegt, der 3.11. Zürich Jazzbaragge, stösst auch auf Offenheit. Das erleichtert den Zugang HK & friends enorm, sowohl zum Publikum als auch zu den Musikern”, so Herbie Kopf. 4.11. Giswil Krone Herbie Kopf's SWILIT So lernte er auch seine Mitmusiker kennen, mit wel- 5.11. St.Gallen Gambrinus chen er im Frühjahr 2010 bereits am Jazzfestival Herbie Kopf's SWILIT Birstonas in Litauen erfolgreiche SWILIT-Premiere 6.11. Olten Vario-Bar feierte. “Gerade in den baltischen Staaten, speziell in Herbie Kopf's SWILIT Litauen, ist das kreative Potenzial enorm hoch, du 10.11. Zürich Jazzbaragge

WINDMÜLLER stösst immer wieder auf sehr talentierte, junge Musi- ker. Vor sechs Jahren wurde mir der junge Schlag- HK & friends zeuger Marijus Aleksa vorgestellt und ich war vom 11.11. Zürich Jazzclub Moods

PEEWEE ersten Augenblick an völlig begeistert. Diese Kreati- Herbie Kopf's SWILIT vität, ohne jeglichen postsowjetischen Mief, sowie

FOTO: die Spielfreude waren für mich einzigartig. Zusammen JNM_6_2010_61-65 29.10.2010 10:58 Uhr Seite 61 KONZERT-TIPPS Di 9. und Mi 10.11., 20.30 bis ca. 22.45 h JAZZCLUB AARAU BADEN BLUES CLUB Sonic Calligraphy featuring Coco Zhao JAZZCLUB BÜLACH WWW.JAZZCLUBAARAU.CH WWW.BLUUSCLUB.CH and Wu Na JAZZINN IM GRAMPEN Do 11.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr ALLMENDSTRASSE 1 Do 4. November LägereBräu AG Joris Roelofs featuring Gregory BASEL 8180 BÜLACH

Jazz – Jamsession BADEN Klosterstrasse 40 AARAU Hutchinson, Aaron Goldberg 20.00 – 20.30 Uhr: 5430 Wettingen and Joe Sanders WWW.JAZZBUELACH.CH Eröffnungsset der Jam-Band 5.11.2010, 20:00h Fr 12. und Sa 13.11., BÜLACH 20.30 – 23.30 Uhr: Jamsession LARRY'S BLUES BAND (CH 20.30 und 21.45 h Konzert-Reservationen Theater Tuchlaube Aarau (Galerieraum) Walter Jauslin Quintet (Mo-Fr bis 16.00 Uhr) Do 18. November 2010, 20.15 Fjord, Schmiedestrasse 12/14 Di 16. und Mi 17.11., Tel. 043 411 37 36 Christy Doran' s bunter Hund: 5400 Baden 20.30 bis ca. 22.45 h Freitag, 12. November 2010, Restaurant Jeannette, Aarau 25. 11. 2010, 20:00h: Oliver Mally's Xu Fengxia & Lucas Niggli - 20.15 Uhr Do 2. Dezember 2010 Blues Distillery Jubiläumstour 20 Jahre BLACK LOTOS Groovin’ Trombones Zeit: 20.00 Jazz – Jamsession mit Do 18.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Twobones 20.00 – 20.30 Uhr: In Zusammenarbeit mit Trijaz: Jazzhaus – Eröffnungsset der Jam-Band Les Dominicains – bird’s eye 20.30 – 23.30 Uhr: Jamsession MODERN JAZZ AM MONTAG Wolfgang Haffner Trio Theater Tuchlaube Aarau (Galerieraum) IM STADT-BISTRO ‘ISEBÄHNLI' Fr 19. und Sa 20.11., JAZZ IN DÜBENDORF Do 16. Dezember 2010, 20.15 BAHNHOFSTRASSE 10, 20.30 und 21.45 Uhr 8700 DÜBENDORF Fabian Müller Trio: Robert Lakatos Trio featuring Gabor Bolla WWW.JAZZINDUEBI.CH 5400 BADEN Di 23. und Mi 24.11., WWW.JAZZINBADEN.CH 20.30 bis ca. 22.45 h 12.11.2010 tre KONZERT ZUM FROSCH Yang Jing - Different Song Obere Mühle, Dübendorf 01. November 2010 / 2015h Do 25.11., 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Türöffnung 19:30 Uhr, WEIN-/KULTURBAR Jerry Bergonzi Trio Odem Musik ab 20:30 Uhr. ADELBÄNDLI 12 08. November 2010 / 2015h Fr 26. und Sa 27.11., 25.11.2010 Regina Litvinova “Extreme Trio" 20.30 und 21.45 Uhr Die Lange Nacht der Pianos 5000 AARAU 15. November 2010 / 2015h Jovino Santos Neto Trio

DÜBENDORFDer Klassiker Twobones So 28.11., 17.00 h Pasta & Piano: Essen ab 19:00 Uhr. Sonntag, 7.11., 19 Uhr 22. November 2010 / 2015h In Zusammenarbeit mit den internationa- Erich Fischer Trio Märtkafi, Usterstrasse 10, Dübendorf Jovino Santos Neto Trio len Musikfesttagen B. Martin : 20.01.2011 06. Dezember 2010 / 2015h THOMAS DOBLER & KENNY DREW - Joe & Dave & Friends Grober Plan MartinSuite Pasta & Piano SPECIAL JAZZ CAT CLUB @ 13. Dezember 2010 / 2015h Di 30. und Mi 1.12., Essen ab 19:00 Uhr, SALA DEL GATTO Colin Vallon Trio 20.30 bis ca. 22.45 Uhr Konzert um 20:30 Uhr. 20. Dezember 2010 / 2015h Bucher 5 Märtkafi, Usterstrasse 10, Dübendorf VIA MURACCIO 21 urban spaces quartet 29.04.2011 6612 ASCONA) 03. Januar 2011 / 2015h Heiri Känzig's “Buenos Aires" WWW.JAZZCATCLUB.CH Matthias Tschoppís Baritone 5 Obere Mühle, Dübendorf 10. Januar 2011 / 2015h BLUES NOW! Türöffnung 19:30 Uhr,

ASCONA Andy Scherrer ñ Oliver Tabeling Quartet 22. 11. 2010: Cedar Walton Quintet SUDHAUS BASEL Musik ab 20:30 Uhr Cedar Walton, p, Piero Odorici, ts, BURGWEG 15, 4058 BASEL Roberto Rossi, tb, Darryl Hall, b, WWW.BLUESNOW.CH Willie Jones III, dr KULAK JAZZ, WWW.KULAK.CH VEREIN JAZZ NIGHTS ALLE KONZERTE IN DER 4. Nov.: 13. 12. 2010; Shannon Powell' New 9230 FLAWIL STANZEREI BADEN Johnny Moeller Band plus Orleans Groove feat. Jason Marsalis Special Guest (USA) WWW.NIGHT-MUSIC.CH Shannon Powell, dr & voc , 30. Nov.: Jason Marsalis, vib, Roland Guerin, b 26.11.20120, 20:15h Matt Schofield Band Fernando Tarres Quintet Konzertort: Restaurant Park FLAWIL Bachstr. 19, 9230 Flawil 24. 1. 2011: The Brazilian Trio Konzertbeginn jeweils 20 Uhr Helio Alves, p, Nilson Matta, b , BEJAZZ CLUB Duduka Da Fonseca, dr AVO SESSION 8.11., Michael Hammer Trio FESTSAAL MESSE BASEL VIDMARHALLEN 15.11., Swing Strings 4000 BASEL BERN-LIEBEFELD 22.11., A Touch Of Swing SCHLOSSHOF BERN WWW.BEJAZZ.CH 29.11., Buesonix WWW.AVO.CH 6.12., Aja Soul Group – CD Taufe SCHULWEG 3 BASEL Donnerstag, 4. November, 20:30 Uhr 13.12., Gavin James 8479 ALTIKON Konzertbeginn jeweils 20:00h Vidmar 676 – Band t.b.a. 20.12., Younger Young WWW.SCHLOSSHOF.CH 07.11.: Element Of Crime und Donnerstag, 11. November, 20:30 Uhr 27.12., Claude Dialllo Situation 2Raumwohnung Romano Ricciardi Quintett 3.1., s.u.c & Co Konzertbeginn jeweils 20:30h 09.11.: Gino Paoli und Luca Carboni Freitag, 12. November, 20:30 Uhr 10.1., Judith Karrer Quartett ALTIKON 10.12.2010: 10.11.: Anastacia und Ritschi Uptown Big Band 17.1., Bridge Pipers jazz Band SCIENCE FICTION THEATER 11.11.: Jessy Norman und Donnerstag, 18. November, 20:30 Uhr 24.1., Lisa Berg 21.1.2011: The Jury Gagarin Band Tom Principato & Powerhouse Alex Wyssmann Twilight Trio 31.1., Pullup Orchestra 13.11.: Jamie Cullum Freitag, 19. November, 20:30 Uhr und Dianne Reeves Silvio Cadotsch Odem 14.11.: Mariza und Eliane Elias Freitag, 26. November, 20:30 Uhr EISENWERK KULTUR CINEMA CLUB ARBON Omri Hason Modus Quartett – CD-Taufe! FARBGASSE, 9320 ARBON Donnerstag, 2. Dezember, 20:30 Uhr INDUSTRIESTRASSE 23 071 440 07 64 BIRDS EYE Vidmar 676 – Band t.b.a. 8500 FRAUENFELD Freitag, 3. Dezember, 20:30 Uhr WWW.EISENWERK.CH WWW.KULTURCINEMA.CH KOHLENBERG 20 Chris Gall Trio feat. Eni ARBON 4051 BASEL Freitag 5. November, 20.30h : Donnerstag, 9. Dezember, 20:30 Uhr Do, 4.11. ab 20:15 Uhr / Eisenbeiz/ AION QUINTETT WWW.BIRDSEYE.CH Adrian Frey Tri George Sterki Group Samstag 6. November, 14 – 17h: Freitag, 10. Dezember, 20:30 Uhr Fr, 5.11. ab 21:00 Uhr / Saal/ Quadro Kunststück Sonntag/Montag geschlossen Uptown Big Band Nuevo Sonntag 7. November, 9.30 – 13h, In Zusammenarbeit Freitag, 17. Dezember, 20:30 Uhr Di, 16.11. ab 20:15 Uhr / Theater / mit culturescapes - China Aaron Goldberg Trio jazz:now: Johänntgen-Braff-

Sonntagszopf FRAUENFELD Freitag 12. November, Di 2. und Mi 3.11., Oester- Rohrer Film: Que tan lejos 20.30 bis ca. 22.45 h Fr, 19.11. ab 21:00 Uhr / Saal / NITS Samstag 13. November, 14 - 17h: Wu Wei & Lucas Niggli MARIANS JAZZROOM Sa, 20.11. ab 21:00 Uhr / Eisenbeiz / Kunststück Di 9. und Mi 10.11., Peter Finc - musicnblessness-Tour Freitag 19. November, Besuch: 20.30 bis ca. 22.45 h ENGESTRASSE 54 A Sa, 27. 11. ab 21:00 Uhr / Eisenbeiz / Autorin Zsuzsanne Gahse Sonic Calligraphy featuring Coco Zhao CH-3012 BERN Gianni Spano Samstag 20. November, 14 - 17h: and Wu Na WWW.MARIANSJAZZROOM.CH Sa, 11.12. ab 21:00 Uhr / Saal / Kunststück Di 16. und Mi 17.11., Dr. Feelgood Freitag 26. November, 20.30 bis ca. 22.45 h 2. – 6. 11. KIM THOMPSON Do, 16.12. ab 20:15 Uhr / Theater / Christoph Stiefel –Inner Language Trio Xu Fengxia & Lucas Niggli - BLACK 9. – 13. 11. DAVE YOUNG QUARTET jazz:now: Souleyes Samstag 27. November, 14 - 17h: LOTOS 16. – 20. 11. GERALD CLAYTON TRIO Kunststück Di 23. und Mi 24.11., 23. – 27. 11. BRAD LEALI QUARTET Filmzyklus: Drei Farben:Blau, Weiss, Rot 20.30 bis ca. 22.45 h 30. 11. – 4. 12. AMR, SUDE DES ALPES Freitag 3. Dezember Yang Jing - Different Song CATHERINE RUSSELL QUARTET 10, RUE DES ALPES,1201 GENÈVE Film: Drei Farben: Blau (Freiheit) Do 4.11., 20.30 bis ca. 22.45 h 7. – 11. 12. FRANK VIGNOLA’S Freitag 10. Dezember VEIN featuring Glenn Ferris “100 YEARS OF DJANGO” BAND WWW.AMR-GENEVE.CH Film: Drei Farben Weiss (Gleichheit) Fr 5. und Sa 6.11., 20.30 und 21.45 h 14. – 18. 12. SHANNON POWELL TRIO GENF Freitag 17. Dezember Darren Sigesmund - Strands II FEAT. JASON MARSALIS & Toutes les soirées (concerts et jam sessi- Film: Drei Farben Rot (Brüderlichkeit) Workshop in Zusammenarbeit mit cultu- ROLAND GUERIN ons) débutent à 21 h 30, sauf indication rescapes – China 21. – 23. 12. différente – Ouverture des portes une 8. 11., 18 bis 20 Uhr ANKE ANGEL BOOGIE TRIO heure auparavant. Volkshochschulkurs im bird’s eye: 28. 12. – 1. 1. AL COPLEY QUINTET «Jazz und traditionelle chinesische Musik» Vendredi 5.11.: FAT KID WEDNES- mit dem Trio Sonic Calligraphy featuring DAYS Coco Zhao & Wu Na Samedi 6.11.: ANDREAS SCHAERER & Details und Anmeldung: www.vhsbb.ch BÄNZ OESTER Jeudi 11.11.: CARTE BLANCHE à EVARISTE PEREZ 61 JAZZ JNM_6_2010_61-65 29.10.2010 10:58 Uhr Seite 62 KONZERT-TIPPS Vendredi 12.11.: CARTE BLANCHE à EVARISTE PEREZ Samedi 13.11.: THIRD REEL JAZZ CLUB LUZERN 16. LUCERNE BLUES FESTIVAL UPJAZZ IM KIB, Jeudi 18.11.: ROBERT GLASPER TRIO POSTFACH 7435 5. – 14. NOVEMBER 2010 KULTUR IM BEAULIEU

GENF Vendredi 19.11.: GERI ALLEN PIANO CH-6000 LUZERN 7 PREHLSTR.13, 3280 MURTEN SOLO “FLYING TOWARDS Samstag, 6.11.2010 THE SOUND" ACCOMPANIED BY FILMS TEL 0041/41 240 75 88 Hotel Schweizerhof Luzern WWW.UPJAZZ.CH

OF CARRIE MAE WEEMS. LUZERN WWW.JAZZLUZERN.CH LUZERN 19:00 Uhr, 20:00 Uhr Samedi 20.11.: ORIOXY JT Lauritsen & The Buckshot Hunters MURTEN Samstag 6. November 2010 Lundi 22 au Jeudi 25.11. à LA CAVE. LUZERN with special guest Billy Gibson 20.30 Uhr LE JARDIN DES MUSES Grand Casino Luzern/Casineum (freier Eintritt) Heiri Kaenzig - Buenos Aires ST.GALLEN Vendredi 26.11.: LES VENDREDIS Haldenstrasse 6 Sonntag, 7.11.2010 Samstag 11. Dezember 2010 DE L'ETHNO: IOAN POP ET IZA WWW.JAZZLUZERN.CH Blues Brunch, Hotel Seeburg Luzern 20.30 Uhr MUSIQUE DU MARAMURESH, 21.11. 19.00 Uhr 10:30 Uhr, 12:00 Uhr Walter Jauslin Quintet ROUMANIE. Christian Münchinger Quartet Lou Pride Samedi 27.11.: GRAND PIANORAMAX 10.12. 19.30 Uhr Rusconi Mittwoch, 10.11.2010 FEAT. BLACK CRACKER 19.12. 10.30 Uhr Grand Casino Luzern, Casineum KULAK JAZZ Tous les mardis: Black Bottom Stompers 20:00 Uhr MEMOIRES VIVES – projection d'images 07.01. 19.30 Uhr Robi Weber Quartet 23:00 Uhr AULA, KREISSCHULE d'archives - à 18h Bryan Lee & The Blues Power Band MUTSCHELLEN 3 JAM SESSION à 21 h 30 KKL Luzern Eröffnungskonzert Festival Les mercredis 3, 10 et 17 Europaplatz 1 (freier Eintritt) “LiLa” JAM DES ATELIERS WWW.KKL-LUZERN.CH Donnerstag, 11.11.2010 Freitag, 19. November 2010, 20:15 TAVANNES Vendredi 3.12.: MIKE REED'S PEOPLE, 07.11. 19.00 Uhr Grand Casino Luzern, Panoramasaal Aula, Kreisschule Mutschellen 3 PLACES & THINGS The Big Chris Barber Band 17:30 Uhr Christoph Erb (ts), Flo Stoffner (eg), Samedi 4.12.: Party 12.11. 19.30 Uhr Sonny Rollins 19:00 Uhr (Hauptbühne Panoramasaal) Hans-Peter Pfammatter (kb, synth b), Mardi 7.12.: TURNAROUND. DAVE 05.12. 18.30 Uhr Monty Alexander & 19.00h Guy Davis Julian Sartorius (dr) LIEBMAN PLAYS ORNETTE 20.15h Lou Pride Vendredi 10.12.: LES VENDREDIS 21.45h Dave Specter & The Bluebirds MUTSCHELLEN DE L'ETHNO : KARA SYLLAKA feat. Jimmy Johnson & Sharon Lewis Samedi 11.12.: DONAT FISCH 23.30h JT Lauritsen & The Buckshot JAZZCLUB RORSCHACH QUARTET JAZZKANTINE LUZERN, Hunters with special guest Billy Gibson SEERESTAURANT Dimanche 12.12.: HSLU – MUSIK ABT. JAZZ Casineum Club Stage:

CHURERSTRASSE 28 THALWIL Coproduction avec La Cave 12: GRABENSTR. 8, 6004 LUZERN 01.00h Lynwood Slim feat. Kid Ramos DANIEL CARTER-WILLIAM PARKER- Freitag, 12.11.2010 9400 RORSCHACH FEDERICO UGHI. WWW.JSL.CH/KANTINE Grand Casino Luzern, Panoramasaal WWW.JAZZCLUB-RORSCHACH.CH LUNDI 13 AU JEUDI 16.12. À LA 17:30 Uhr CAVE : TRIO DUBOULE-PETITAT-PINCA DI 2.11.2010, 20.30 h 19:00 Uhr (Hauptbühne Panoramasaal) 12.11.2010 - Peter's Playstation Vendredi 17.12.: PARALLELS SWILIT 19.00h Tia Carroll & Hard Work 26.11.2010 - Faffy Martins Band Samedi 18.12.: PARTY!! MI 3.11.2010, 20.30 h 20.30h The Nighthawks 10.12.2010 - The Trio of Oz feat. Omar LES MARDIS 14 ET 21.12.: Sonic Calligraphy, featuring with Hubert Sumlin Hakim and Rachel Z RORSCHACH MEMOIRES VIVES – projection d'images Coco Zhao and Wu Na 22.00h Mavis Staples USTER d'archives - à 18h SO 7.11.2010, 20.00 h 23.45h Ronnie Baker Brooks Open Mic JAM SESSION à 21 h 30 Casineum Club Stage: MÜHLE HUNZIKEN Tous les vendredis et samedis Kurzkonzerte mit verschiedenen Singer- 23.00h Walt’s Blues Box LABORATOIRES à 18 heures Songwriter und Instrumental-Solisten 01.30h Dave Specter & The Bluebirds 3113 RUBIGEN rencontres musicales et autres surprise DI 9.11.2010, 20.30 h feat. Jimmy Johnson & Sharon Lewis WWW.MÜHLEHUNZIKEN.CH Werkschau Neue Musik Samstag, 13.11.2010 Philippe Leroux - Ial (1990) 12' - 1. Blues Brunch, Hotel Schweizerhof Konertbeginn: Werktage 21 Uhr/ für keltische Harfe und Gitarre Luzern Christian Winther Christensen Sonn- und Feiertage 20 Uhr BÜCHELER-HUS 10:30 Uhr Fr 5. Nov: Sherman Robertson & Blues Being Apu Sarkar (2009) 7' - RUBIGEN DORFSTRASSE 47 12:00 Uhr Move USA Texas Soul Blues für Saxophon, Klavier und Schlagzeug Tia Carroll & Hard Work 8302 KLOTEN Rolf Wallin - Too much of a good Thing Sa 6. Nov: Slam & Howie and the Samstag, 13.11.2010 reserve men CH Boots & Bluegrass (1993/2010) 20' - für 6 E-Gitarren und Grand Casino Luzern, Panoramasaal 11. November 2010, 20:15 Uhr 3 Schlagzeuger Fr 12. Nov.: Gianmaria Testa I Solo- KLOTEN Alexia Gardner Trio: 17:30 Uhr dal vivo Cantautore MI 10.11.2010, 20.30 h 19:00 Uhr (Hauptbühne Panoramasaal) 9. Dezember 2010, 20:15 Uhr Big Veto Sa 13. Nov.: The Pretty Things GB Baumli-Münchinger Trio: 19.00h Super Chikan and since 1964 - crazy forever ... R&B DI 16.11.2010, 20.30 h The Fighting Cocks Student Concert Night Di 16. Nov.: Mothers Finest USA Funk 20.30h Lynwood Slim feat. Kid Ramos Rock Soul MI 17.11.2010, 20.30 h 22.00h Bryan Lee & The Blues Thali Fr 19. Nov.: Dan Baird & Homemade KULTURSCHEUNE LIESTAL Power Band Sin USA / The Quireboys Rock DI 23.11.2010, 20.30 h 23.45h Nathan & The Zydeco Cha-Chas KASERNENSTRASSE 21A Jam Session Sa 20. Nov.: The Nits NL Strawberry Casineum Club Stage: Wood Tour Pop 4410 LIESTAL MI 24.11.2010, 20.30 h 23.00h The Winklepickers WWW.KULTURSCHEUNE.CH Gianluigi Trovesi - Mats Spillmann und 01.30h Ronnie Baker Brooks Big Band der Hochschule Luzern Sonntag, 14.11.2010 LIESTAL Sa 13.11., 20.30 Uhr FR 26.11.2010, 20.30 h 2. Blues Brunch, Hotel Schweizerhof KAMMGARN SCHAFFHAUSEN Shirley Grimes and Joe McHugh – Die Absenten Luzern BAUMGARTENSTRASSE 19 Irish Traditional Quartet Arrangierte Episoden 10:30 Uhr Shirley Grimes (voc, g), Joe McHugh SA 27.11.2010, 20.30 h 12:00 Uhr 8200 SCHAFFHAUSEN (Uilleann Pipes & Whistles), Wolfgang “KOCH-SCHÜTZ-STUDER" & SHELLEY Mavis Staples WWW.KAMMGARN.CH Zwiauer (b) and Veronika Stalder (violine, HIRSCH viola and voc) SO 28.11.2010, 15.00 h Donnerstag, 4. November 2010, Musikschülerinnen und Musikschüler Tür: 19.45 Uhr, Beginn: 20.30 Uhr LUZERN “on stage" DANCE INN / ROOTS TUCK & PATTI (USA) MI 1.12.2010, 20.30 h ZUKUNFTSFABRIK Donnerstag, 18. November 2010, THEATER PALAZZO Workshopkonzerte 9542 MÜNCHWILEN TG Tür: 20.15 Uhr, Beginn: 21 Uhr BAHNHOFPLATZ/POSTSTRASSE 2 Michael Franks SUDEN AIKA (FIN) Alpine Groove Music WWW.ROOTS.CH Samstag, 20. November 2010, CH-4410 LIESTAL Out of this World Tür: 20.30 Uhr, Beginn: 21.30 Uhr 0041 +61 921 14 01 DO 2.12.2010, 20.30 h Samstag, 20. November 2010 SCHAFFHAUSEN CRAZY DIAMOND (CH) - Pink Floyd WWW.PALAZZO.CH Lucerne Jazz Orchestra präsentiert die John Lee Hooker jr. (USA) Tribute Musik von Lukas Frei Grammy Nominee & Blues Award Winner Freitag, 17. Dezember 2010, Fr 26.11. 20:30h DI 7.12.2010, 20.30 h Tür: 20.15 Uhr, Beginn: 21 Uhr Pierre Bensusan, Solo-Konzert Gitarre & Workshopkonzerte BLUEGRASS JAMBOREE! BLUEGRASS Stimme Kunterbunt MUSIG IM OCHSEN UND AMERICANA MUSIC FESTIVAL Eddie Harris Funky, Groovy, Hip and Hot! MÜNCHWILEN mit: Michael Cleveland & Flamekeeper Afro-Groove-Stücke von New Bag HOTEL OCHSEN (USA), Jeff and Vida (USA), Shotgun MO 13.12.2010, 20.30 h SEETALSTR. 16, 5630 MURI Party (USA) RETE DUE CONCERTI Workshopkonzerte WWW.OCHSEN-MURI.CH “TRA JAZZ E NUOVE MUSICHE” Gehacked, Geknackt und Abgespackt DI 14.12.2010, 20.30 h RSI LUGANO RADIO STUDIO Workshopkonzerte Samstag & Sonntag, TONHALLE ST.GALLEN LUGANO Art Blakey & The Jazz Messengers 6. & 7. November 2010, 20:30 MUSEUMSSTR. 25 D Electric Groove Music & Wild Noises Gretchen Parlato (USA) /

LUGANO Mercoledì 17 novembre 2010 Performance Workshop, Chris Der neue Stern am Stimmen-Himmel » 9000 ST.GALLEN Chiasso, Cinema Teatro 20.30 Wiesendanger (p), Leitung Sonntag, 14. November 2010, 20:30 WWW.ST.GALLEN.CH/TONHALLE DAVE DOUGLAS & KEYSTONE MI 15.12.2010, 20.30 h Gerald Clayton (USA) / Venerdì 26 novembre 2010 Workshopkonzerte Der Tastenderwisch Sonntag, 28. November 2010, RSI Lugano - Auditorio 20.30 Silver Blue The Music of Charlie Mariano Sonntag, 21. November 2010, 20:30 19.00 Uhr, Shayna Steele (USA) / JAN GARBAREK GROUP

CHRISTIAN WALLUMROED ENSEMBLE Elvin Jones ST.GALLEN Giovedi 2. Dicembre Old Wine in New Bottles – Die Stimme von Moby FEAT. TRILOK GURTU RSI Lugano Studio 20:30 Music of Wayne Shorter Sonntag, 21. November 2010, 20:30 Third Reel – Final Step 2FORSOUL (CH)/ Berner Soul Brothers No.1» Mittwoch, 8. Dezember 2010, 20:30 Pete McCann Quintet / Superhero Guitarist from NYC » Sonntag, 9. Januar 2011, 20:30 Uhr The Gamebois (CH) / Die senkrechtstarter 62 MURI JAZZ JNM_6_2010_61-65 29.10.2010 10:58 Uhr Seite 63 KONZERT-TIPPS SWISSJAZZORAMA Di. 09. November, 20.15 Raw and Cooked KULTUR IM BAHNHOF / MUSIKCONTAINER JAZZ IM TRATTORIA & SOUL So., 14. November, 19.00 JAZZSCHULE ST. GALLEN ASYLSTR. 10, 8610 USTER SEEFELDSTRASSE 5 twopool 33. BAHNHOFPLATZ 2 WWW.SWISSJAZZORAMA.CH 8008 ZÜRICH So., 21. November, 20.15

USTER Bellatrice - Work In Progress Series XXXII 9000 ST. GALLEN Di., 23. November, 20.15

Sonntag, 7. November 2010 ZÜRICH Donnerstag & Freitag ab 21.00 Uhr Streichtrio 5. November, 20 Uhr Sonntagsmatinee, 11.00h 04. – 5.11.10 Brigitte Dietrich Group Kalpana Rao & Band Di., 30. November, 20.15 Sonic Calligraphy feat. Coco Zaho & Wu Markus Lauterburg percussion ST.GALLEN Na (Jazz / Ethno, China/Ch) Sonntag, 5. Dezember 2010 11. – 12.11.10 Sonntagsmatinee, 11.00h Late‘n Groove Hans-Peter Pfamatter piano Brunch-Teller: Casa Loma Jazz Band aus 18. – 19.11.10 Do., 02. Dezember, 20.30 Rheinfelden Rodrigo Botter Maio Billiger Bauer: das 15. Jahr... LEROYAL & Jazz Via Brasil Group So., 05. Dezember, 20.00 GRAND-RUE 28 25. – 26.11.10 Sonus - WIM on Air Swing de Paris Di., 07. Dezember, 20.15 2710 TAVANNES JAZZLAKE 09. – 10.12.10 Jürg Gasser saxophone WWW.LEROYAL.CH WADIN JAZZ CLUB IM THEATER Jenny Chi & ChiBossa Peter K Frey bass TICINO, SEESTRASSE 57 16. – 17.12.10 Dieter Ulrich drums 20.11.2010, 20:30 Peter's Playstation & Michael Zisman So., 12. Dezember, 19.00 UNITRIO 8820 WÄDENSWIL Nur 30.12.10 twopool 34. 14. Dezember, 20.15

TAVANNESFred BOREY (ts), Damien ARGENTIERI WWW.JAZZLAKE.CH the jamsession (ham), Alain TISSOT (dr) Hans-Peter Pfamatter piano Mi 17. November, 2030 Uhr Christian Weber bass Julian Sartorius drums Nils Wogram - Root70 WIDDER BAR

JAZZCLUB THALWIL WÄDENSWIL HOTEL WIDDER HOTEL SEDARTIS FORUM JAZZ IN WILLSAU RENNWEG 7 JAZZBARAGGE WEDNESDAYJAM BAHNHOFSTRASSE 16 WWW.JAZZWILLISAU.CH 8001 ZÜRICH MEHRSPUR MUSICCLUB WWW.JAZZCLUBTHALWIL.CH WWW.HOTELWIDDER.CH WALDMANNSSTR. 12 Konzertort: Stadtmühle Willisau 17.12., 20:30h, Konzertbeginn jeweils 20:00h 8001 ZÜRICH THALWIL 09.11.10 Heiri Känzig Buenos JCT All Stars Christmas Concert Aires Tango WWW.JAZZBARAGGE.CH Freitag, 26. November 2010: 16.11.10 Roberta Gambarini SAADET TÜRKÖZ-NILS WOGRAM jeden Mittwoch WednesdayJam, Freitag, 28. Januar 2011: PIERRE Beginn 21:00h, Bar 18:00 – 02:00h JAZZCLUB USTER WILLISAU FAVRE-SAMUEL BLASER freier Eintritt! MUSIKCONTAINER Freitag 25. Februar 2011: RAY KULTURCLUB LEBEWOHLFABRIK ASYLSTR. 10, 8610 USTER ANDERSON - FRÖHLICHSTRASSE 23 Freitag 25. März 2011:

USTER WWW.JAZZCLUBUSTER.CH CH - 8008 ZÜRICH ZÜRICH, EXIL TAYLOR HO BYNUM- WWW.LEBEWOHLFABRIK.CH Türöffnung 19.30 Uhr oder eine THOMAS FUJIWARA HARDSTR. 245, 8005 ZÜRICH Stunde vor Konzertbeginn Freitag 28. Mai 2011: WWW.EXIL.CL QBA JANICKI PROJECT Dienstag, 2. November, ab 18h: DO 4.11. 20.30 Uhr Eva Katz Trio CULTURESCAPES - CHINA-KLÄNGE: 02.11 Nina Nastasia (USA), Jamaica's Donnerstag, 4. November, 20h: ZÜRICH WOHER & WOHIN Finest: K.O.S Crew “Leon Duncan’s C-Breeze” 03.11 LOS DOS invite BABS HIESTAND: Young Talents / Old Masters JAZZ IN WINTERTHUR: Dienstag, 9. November, ab 18h: Fr 11.11. 20.30 Uhr Los Dos , Babs Hiestand ALTE KASERNE, “Swingin Guitars” 04.11 Spectrum aka Sonic Boom (UK), Theo Bleckmann Ben Monder Donnerstag 11. November, 20h: FR 19.11. bis SO 21.11. TECHNIKUMSTRASSE 8, 8402 Support: David Max and the Sons of the Elmar Kluth Trio feat. Paul Batto jr. Void, THE BRIDGE: Kay-Zee & Reezm WINTERTHUR Dienstag, 16. November, ab 18h: 06.11 Filewile, Hey Ø Hansen (A) PIANO-PAM! “Lady sings the blues” KONZERTE IM QBUS USTER Samstag, 4. Dez. 2010, 20:15 Uhr 07.11 Male Bonding (UK), Donnerstag, 18. November, ab 19h: Support: Saum FR 19.11. 20.30h Günter Adler Seefeldstubete mit Thomi Erb 1. Tamriko Kordzaia und Rudi Mahall bcl, Daniel Erdmann ts, bs, 11.11 Gadget & EXIL present: Dienstag, 23. November, ab 18h: Indica (FIN) MONDRIAN Quartet Johannes Fink b, Heinrich Köbberling dr Raphael Jost & Band 2. Aki Takase – Lucas Niggli Duo 12.11 MÉNAGE À TROIS: Donnerstag 25. November, 20h: Trio Plaid (Warp, UK) SA 20.11. 20.30h Doppelbock mit Christine Lauterburg 3. Dominik Blum Solo WINTERTHUR 13.11 EXILENCE feat. Dienstag, 30. November, ab 18h: NATION MUSIC: Harris (D), TAFS 4. Irene Schweizer Solo JAZZAMMITTWOCH “Deu Choro” SO 21.11. 11h IM THEATER AM GLEIS 14.11 Philippe Chrétien qtopia sonntagsmatinée & 16.11 Sam Amidon (USA), PAM-PIANO-FESTIVAL UNTERE VOGELSANGSTR. 3 Jamaica's Finest: K.O.S CREW 5. PIANOMANIA 8400 WINTERTHUR WIM WERKSTATT FÜR 19.11 Bouillabaisse invites Abbruchhaus SO 21.11. 2015h IMPROVISIERTE MUSIK 20.11 Stiller Has 6. WEISS vertont KAURISMÄKI 10. Nov. 2010: Pedra Preta 21.11 Stiller Has FR 3.12. 20.30 Uhr 24. Nov. 2010: MAGNUSSTR. 5, 8004 ZÜRICH 25.11 THE BRIDGE: Keith Murray THALI Mengis-Stoffner-Schramm WWW.WIMMUSIC.CH (Def Squad, USA) & Respect Tha God FR 10.12. 20.30 Uhr 8. Dez. 2010: (Perverted Monks, USA), Support: Zeriouz Netnakisum Streichtrio Kimmig - Studer - Zimmerlin Di. 02. November, 20.15 / Mo3ta / Duplo Impacto (Inferno Muzik) FR 17.12. 20.30 Uhr 22. Dez.2010: Fabio Pinto Quintett Quartett Bunte Hörschlaufen 08.12 Polo Hofer & Die Band Jon Sass / Shilkloper Duo 5. Jan. 2010: SPACE JAZZ Do., 04. November, 20.30 09.12 Polo Hofer & Die Band 19. Jan. 2011: Billiger Bauer: das 15. Jahr... Zihlmann Orchester TOW So. 07. November, 20.00 Sonus - WIM on Air

Jazz-Interessenten Originalität ‘ Zentrale Plattform rund um das jazzhotels.ch ist die einzige Thema Jazz Schweizer Online-Plattform ‘ Laufende Information über jazzhotels.ch bietet für Jazz-Interes- aktuelle Veranstaltungen wie sierte nützliche Informationen über auch über Spezialangebote Veranstaltungen, Sonderange- in den besten Schweizer Hotels/ Die Plattform für bote und Neuheiten rund um das Clubs Thema Jazz. -Interessierte ‘ Gesammte Nutzung von jazzhotels.ch ist kostenlos ‘ Dank dem Newsletter sind Sie immer auf dem neuesten Stand. Bands / Musiker Sie fi nden auf jazzhotels.ch eine Liste exzellenter Bands und Jazz- musiker unterschiedlicher Stilrich- tungen. tissa-marketing.ch JNM_6_2010_61-65 28.10.2010 14:18 Uhr Seite 64 KONZERT-TIPPS 16.12.2010: Zurich Jazz Orchestra – Di 23.11.10, 20.00, Volkshaus Zürich Mostly Latin Youssou N’Dour HEY CLUB 17.12.2010: Bonobo, anschl. Real Funk So 28.11.10, 19.00, Tonhalle St. Gallen LUCAS NIGGLI BELLEVUE, EINGANG for Real People: Feel The Funk Mo 29.11.10, 20.00, Kultur- FREIECKGASSE 18.12.2010: Balkankaravan: Bajanksi Bal Casino Bern 6.11. F Strasbourg, Jazz D'Or Festival 19.12.2010: Journeys Di 30.11.10, 20.00, Stadtcasino Basel Maya Homburger - Barry Guy - Lucas 8001 ZÜRICH 21.12.2010: ZKB Jazzpreis: Fr 3.12.10, 20.00, Tonhalle Zürich Niggli ZÜRICH WWW.CLUBHEY.CH (na)PALMT(h)REE ZÜRICH Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu 10.11. CH Rheinfelden, Schützen 22.12.2010: Artist in Residence So 28.11.10, 20.00, Kaufleuten Zürich Erika Stucky Bubbles & Bangs (with John 04.11.2010, 21.00-02.00h Vera Kappeler: Wintergsang und Eva Ayllon Sass/ Lucas Niggli)

U&C Piano Fourhands Boogie Bluesband Betinko & Bafia bros. Mo 29.11.10, 20.00, Volkshaus Zürich TOURNEEN 11.11. CH Le Locle Erika Stucky Bubbles TOURNEEN 17.11.2010, 21.00-02.00h 23.12.2010: Swiss Jazz Orchestra invi- Diego El Cigala & Bangs ( with John Sass/ Lucas Niggli) Blues - Jamsession tes Greg Gisbert Mi 1.12.10, 20.00, Kaufleuten Zürich 13.11. A Breitenwang Erika Stucky “The Lucky Lutz” 25.12.2010: High Level: Old School & The Earth Wind & Fire Experience feat. Al Bubbles & Bangs (with John Sass/ 24.11.2010, 21.00-02.00h New Good HipHop McKay AllStars Lucas Niggli) Olivieri Jazz 26.12.2010: Erika Stucky & Roots So 5.12.10, 18.30, KKl Luzern, 14.11. F Strasbourg, Jazz d'Or Festival 26.11.2010, 21.00-24.00h of Communication Konzertsaal Luciano Biondini - Michel Godard - Item 27.12.2010: New York Monty Alexander & Jacky Terrasson Lucas Niggli 03.12.2010, 21.00-24.00h Ska-Jazz Ensemble Do 30.12.10, 20.00, Kaufleuten Zürich 16.11. CH Basel. Birds Eye, Hitsköpfe 28.12.2010: Chica Torpedo Philipp Fankhauser Culturscape Festival BLACK LOTOS 15.12.2010, 21.00-02.00h 29.12.2010: Marc Sway Xu Fengxia - Lucas Niggli) Bluessession - Night 30.12.2010: Funky Brotherhood & 17.11. CH Basel. Birds Eye, Culturscape Blues - Jamsession Friends feat. Freda Goodlett, Noel MCalla, Festival BLACK LOTOS “The Lucky Lutz” Mali McCalla, Gigi Moto LUCERNE JAZZ ORCHESTRA (Xu Fengxia - Lucas Niggli) 31.12.2010: Silvesterparty mit WWW.LJO.CH 19.11. CH Uster. PAM - PIANO - Real Funk for Real People (vor, zwischen Festival @ Qbus und nach den Konzerten), The Funk 3. November 2010, 20:00 Uhr Kultur- www.pam.nu/pam/index5.asp MEHRSPUR MUSICCLUB Explosions, RundFunk, The Haggis Horns, und Kongresszentrum Luzern Aki Takase - Lucas Niggli Duo / WALDMANNSSTRASSE 12 Real Funk for Real People: CD-Taufe “Berge versetzen” Mondrian Quartet 8001 ZÜRICH The Funk Explosions presented by KKL Luzern 20.11. CH Uster. PAM - PIANO - 2. Dezember 2010, 20:30 Uhr Festival @ Qbus, Dominik Blum Solo / WWW.MEHRSPUR.CH SCHWEIZ Jazzkantine Luzern Irene Schweizer Solo LJO präsentiert die Musik von Lukas Frei 21.11. CH Uster. PAM - PIANO - Beginn jeweils 21:00h UNERHÖRT 20. Januar 2011, 20:30 Uhr Festival @ Qbus, Pianomania (Film) 11h Fr. 05.11.2010 Weird Beard Jazzkantine Luzern Koni Weiss vertont live Juha Sa. 06.11.2010 Lurking Loops 24. BIS 29. NOVEMBER 2010 WWW.UNERHOERT.CH LJO präsentiert die Musik von Kaurismäki Fr. 12.11.2010 Romano Ricciardi von Aurel Nowak 26.11. D Köln. LOFT Felix Profos 5tet - Remembering Bird FORCE MAJEUR Sa. 13.11.2010 Cassie Bernstein rote fabrik 10.11. CH Bern, Dampfzentrale STEAM- Do. 18.11.2010 ZÜRICH jazzclub moods BOAT SWITZERLAND & Ensemble Brad Leali Quartett (USA) ah bürgerasyl-pfrundhaus MIGROS-KULTURPROZENT-JAZZ Courage play Werthmüller-.. museum rietberg Fr. 19.11.2010 Zurich Jazz Orchestra - KONZERTE UND ALLBLUES SCHWEIZER 11.12. CH - Bern Dampfzentrale Drum Inviting Christophe Schweizer and the musikklub mehrspur Sextett, mit Fredi Studer, Andy Hug, music of Joe Zawinul JAZZBANDS UND INTERNATIO- Christian Sartorius, Chrigel Bosshard, Sa. 27.11.2010 Elmar Frey Sextett Mittwoch, 24. November 2010: NALE JAZZGRÖSSEN Michael Werthmüller und Lucas Niggli Fr. 03.12.2010 Fearless Five Museum Rietberg, 21.00 Uhr 2. und 3.1.11 CH Basel. Birds Eye, Sa. 04.12.2010 Kyriosis MAHMOUD TURKMANI – BARRY GUY Freitag 12.11.10, 20.30, Culturscape Festival Wu Wei ( sheng ) - Do. 16.12.2010, Aaron Goldberg Trio Donnerstag, 25. November 2010: Victoria Hall Genf Lucas Niggli Duo Fr. 17.12.2010 Adrian Frey Trio Rote Fabrik / Fabriktheater, 20.00 Uhr The New Anouar Brahem Quartet Sa. 18.12.2010 Flunk'd MATTHIAS SPILLMANN/GIANLUIGI Moncef Genoud solo TROVESI + BIG BAND DER HOCHSCHU- (In Zusammenarbeit mit LE LUZERN – MUSIK Prestige Artists Genève) TOUR CHRISTINA JACCARD Freitag, 26. November 2010: Donnerstag 18.11.10, 19.30 Uhr, MOODS IM SCHIFFBAU Rote Fabrik / Clubraum, 20.00 Uhr KKL Luzern SAMSTAG 6. NOVEMBER 20.30 Uhr SCHIFFBAUSTR. 6 8005 ZÜRICH SYLVIE COURVOISIER – Anouar Brahem New Quartet Herzbaracke Zürich-Bellevue WWW.MOODS.CH MARK FELDMAN QUARTET Thierry Lang und Matthieu Michel LADY SINGS THE BLUES DANIEL MOUTHON SOLO Samstag 27.11.10, 19.30, MONTAG 15. NOVEMBER 18.00 Uhr DER ROTE BEREICH Kaufleuten Zürich ALDEN Hotel Splügenschloss, Konzertbeginn jeweils 20:30h Samstag, 27. November 2010: Splügenstr. 2, 8002 Zürich ausser Sonntags 19:30h The New Gary Burton Quartet Rote Fabrik / Clubraum, 20.00 Uhr Tobias Preisig «Flowing Mood» “Ladies prefer ALDEN” 1.11.2010: DAVE HOLLAND QUINTET CLAUDIA ULLA BINDER – DIENSTAG 16. NOVEMBER 2.11.2010: SPOKFREVO Mittwoch 16.2.11, 19.30, JOHN BUTCHER Stadtcasino Basel 18.00-20.00 Uhr Lebewohlfabrik Zürich, 3.11.2010: DONNY MCCASLIN CARLA KIHLSTEDT – Fröhlichstr. 23, 8008 Zürich QUARTET Tord Gustavsen Quintet MATTHIAS BOSSI: SHILO Rusconi LADY SINGS THE BLUES- Jazz Apéro 5.11.2010: BEADY BELLE GIANLUIGI TROVESI OCTET DONNERSTAG 18. NOVEMBER 6.11.2010: PORTICO QUARTET (In Zusammenarbeit mit Sonntag, 28. November 2010: Off Beat Series Basel) 20.00 Uhr Mahogany Hall Bern, 7.11.2010: CULTURESCAPES: Altersheim Bürgerasyl-Pfrundhaus, Klösterlistutz 18, 3013 Bern SONIC CALLIGRAPHY FEAT. 16.00 Uhr LADY SINGS THE BLUES COCO ZHAO AND WUNA GEORGE GRUNTZ. GAST: FREITAG 19. NOVEMBER 19.30 Uhr 8.11.2010: MUSIC MAKER BLUES ERIKA STUCKY HERBIE KOPF’S SWILIT Kulturschachtel Adliswil FOUNDATION REVUE Sonntag, 28. November 2010: WWW.HERBIEKOPF.COM CD-TAUFE “Silver Wings” 9.11.2010: CULTURESCAPES: Jazzclub Moods, 19.00 Uhr SAMSTAG 20. NOVEMBER HANGGAI WHO-TRIO: MICHAEL WINTSCH, BÄNZ 20.30 Uhr Herzbaracke Zürich-Bellevue 10.11.2010: DAVE DOUGLAS & 2.11. Luzern Jazzkantine/ HSLU OESTER, GERRY HEMINGWAY 4.11. Giswil Kulturrest. Krone LADY SINGS THE BLUES KEYSTONE “SPARK OF BEING” - EUGENE CHADBOURNE SOLO DIENSTAG 23. NOVEMBER A FILM BY BILL MORRISON 5.11. St.Gallen Gambrinus Jazzclub, JÜRG WICKIHALDER ORCHESTRA: 6.11. Olten Vario-Bar 20.00 Uhr Piano Off Stage Luzern 2010 11.11.2010: HERBIE KOPF SWILIT «NARZISS & ECHO» MIT TIM KROHN Eröffnung KKL alle Pianistinnen und 17.11.2010: ZKB JAZZPREIS: QUETZAL 8.11./ 9.11. Winterthur Hard Studios, UND MANUEL PEROVIC Radio DRS Recording Pianisten des Piano Off Stage Luzern 18.11.2010: LA BRASS BANDA Montag, 29. November 2010: TOURNEEN MITTWOCH 24. NOVEMBER 20.11.2010: BALKANKARAVAN: 10.11. Zürich Jazzbaragge@mehrspur Musikklub Mehrspur, 21.00 Uhr 11.11. Zürich Moods im Schiffbau 20.00 Uhr Piano Off Stage Luzern 2010 MAGNIFICO JOHN BUTCHER AND HIS ZURICH DONNERSTAG 25. NOVEMBER 20.11.2010: BALKANKARAVAN JAZZ-SCHOOL WORKSHOP BAND 20.00 Uhr Piano Off Stage Luzern 2010 1.12.2010: ZKB Jazzpreis: Orioxy CHRISTOPH GRAB & THE BLIND SIDE FREITAG 26. NOVEMBER 20.00 Uhr 2.12.2010: Marc Ducret Trio KAZALPIN Piano Off Stage Luzern 2010 3.12.2010: JSZ Bandfestival: 2 Y's, Irena Kotvitskaja, Rusia, Nadzeya SAMSTAG 27. NOVEMBER 20.00 Uhr BelliCelli, Butterflies, Be The Bullet; Real Tschuhunova, Gesang; Albin Brun, Piano Off Stage Luzern 2010 Funk for Real People: The Moods Power ZWEISIMMEN JAZZ Saxophone, Schwyzerörgeli; Patricia SONNTAG 28. NOVEMBER 17.00 Uhr 4.12.2010: Bauchklang WWW.ZWEISIMMENJAZZ.CH Draeger, Akkordeon; Claudio Strebel, Reformierte Kirche Bubikon K.O.S. Crew 3 Years Dancehall Mood Kontrabass; Marco Käppeli, Schlagzeug. GOSPEL-KONZERT 5.12.2010: Dave Liebman Quartet 27. November 2010 20.30 Uhr SONNTAG 5. DEZEMBER 19.00 Uhr - 6.12.2010: Artist in Residence Hot Strings – Swing, Musette, Blues, 20 AARAU, Donnerstag, 11. November Reformierte Kirche Seon / AG Vera Kappeler Jahre Hot Strings Jubiläumskonzert 2010, 21.00 Uhr CHRISTMAS MEANS LOVE Solas und Doneda-Kocher-Wolfarth Restaurant Galerie Hüsy Blankenburg KiFF Foyer, Tellistr. 118, Aarau MONTAG 6. DEZEMBER 18.00 Uhr 7.12.2010: The Trio of OZ 22. Januar 2011, 20.30 Uhr SOLOTHURN, Freitag, 12. November ALDEN Hotel Splügenschloss, feat. Omar Hakim und Rachel Z Making Blues / Ignaz Netzer – 2010, 20.30 Uhr Splügenstr. 2, 8002 Zürich 8.12.2010: Antonio Faraò Quartet Acoustic Bluesguitar & Bluesharp KreuzKultur, Kreuzgasse 4, Solothurn “Ladies prefer ALDEN” 9.12.2010: Sly Johnson Gasthof Bären Zweisimmen ALTBÜRON, Samstag, 13. November MITTWOCH 8. DEZEMBER 10.12.2010: ZKB Special: 2010, 20.00 Uhr 18.00-20.00 Uhr TINA BAR, DEUTSCHLAND James Taylor Quartet bau 4 schaerholzbau, Kreuzmatte 1, Niederdorfstr. 10, 8001 Zürich, Real Funk for Real People: Totally Wicked Altbüron “Apéro-Jazz” 11.12.2010: Arno ALL BLUES KONZERTE LUZERN, Sonntag, 14. November DONNERSTAG 9. DEZEMBER Carioca Funk 19.00 Uhr 19.30 Uhr Schlosskirche Grüningen, 12.12.2010: Ben l'Oncle Soul Fr 12.11.10, 19.30, La Fourmi, Tribschenstr. 61, Luzern 8627 Grüningen 13.12.2010: Otto Lechner Klaus KKl Luzern, Konzertsaal BRUGG, Freitag, 19. November CHRISTMAS MEANS LOVE Trabitsch “Still" Sonny Rollins 20.15 Uhr FREITAG 10. DEZEMBER 20.15 Uhr - 14.12.2010: Tages-Anzeiger Act: Mi 17.11.10, 20.00, Kaufleuten Zürich Kulturhaus ODEON Brugg Ref. Kirche Hedingen, 8908 Hedingen . Thierry Lang “Lyoba revisited" Mother’s Finest CHRISTMAS MEANS LOVE 15.12.2010: Artist in Residence Vera Mo 22.11.10, 20.00, SONNTAG 12. DEZEMBER 11.00 Uhr Kappeler: Werwolf Sutra und Tim Krohns Kongresshaus Zürich Gemeinderatssaal Dietikon KONZERTE “Der Geist am Berg” Orquesta Buena Vista Social Club CHRISTMAS MEANS LOVE feat. Omara Portuondo 64 JAZZ JNM_6_2010_61-65 28.10.2010 14:18 Uhr Seite 65

www.enjarecords.com MONTAG 13. DEZEMBER 20.30 Uhr Herzbaracke Zürich-Bellevue LADY SINGS THE BLUES JAZZINSTITUT DARMSTADT, DIENSTAG 14. DEZEMBER GEWÖLBEKELLER 18.00 Uhr Blindekuh Zürich BESSUNGER STRASSE 88D CHRISTMAS MEANS LOVE MITTWOCH 15. DEZEMBER D-64285 DARMSTADT 18.00 Uhr Blindekuh Basel WWW.JAZZINSTITUT.DE CHRISTMAS MEANS LOVE DONNERSTAG 16. DEZEMBER Donnerstag, 4. November 2010

TOURNEEN 18.00 Uhr Blindekuh Zürich 20.30 Uhr CHRISTMAS MEANS LOVE Förderverein Jazz e.V. präsentiert: FREITAG 17. DEZEMBER 20.00 Uhr outline '10 Ref. Kirche Letten, Imfeldstr. 51, Sonntag, 7. November 2010, 8037 Zürich-Wipkingen 15 bis 18 Uhr DEUTSCHLAND ENJ-9563 2 CHRISTMAS MEANS LOVE Förderverein Jazz e.V. und IBBK MITTWOCH 22. DEZEMBER Darmstadt e.V. präsentieren: 20.30 Uhr PRIMA VISTA Music-Bar Interdisziplinäre Reaktionskette: Restaurant, Baden GOSPEL NIGHT Art und Dialog I8I:à8$=FEJ MONTAG 27. DEZEMBER 20.30 Uhr Freitag, 12. November 2010, Reformierte Kirche Lauenen (Veranstalter 20.30 Uhr Dy;@KJK8E

KONZERTE Werner Grabher

Kontakt: Matthias Winckelmann GmbH [email protected] Vertrieb: Musikvertrieb JNM_6_2010_66 28.10.2010 14:11 Uhr Seite 66 RADIO/TV-TIPPS SCHWEIZER RADIO DRS 2 WWW.DRS.CH RADIO SWISS JAZZ WOCHENPROGRAMM WWW.RADIOSWISSJAZZ.CH Montag Freitag 2.11. 20.00 Jazz Collection Entfällt 13.00 “Diese Woche in der Musikjury” 09.00 “Diese Woche in der Musikjury” (W) (W) 2.11. 21.00 Jazz aktuell 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 5.11. 22.35 Jazz live Lisette Spinnler Siawaloma Made in Switzerland”: 2 Stunden Made in Switzerland”: 2 Stunden Musik aus der Schweiz Musik aus der Schweiz am Jazz Festival Schaffhausen 2010 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 5.11. 23.30 Jazz classics Randy Weston “African Cookbook” (1964) ab 22.00 “Jazz Night” ab 22.00 “Jazz Night” 6.11. 23.00 Jazz Collection (Z) “On Green Dolphin Street” mit Dienstag Samstag Lauren Newton und Hans Feigenwinter 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 9.11. 20.00 Jazz Collection Gunther Schuller mit Daniel Schnyder Made in Switzerland”: 2 Stunden Made in Switzerland”: 2 Stunden 9.11. 21.00 Jazz aktuell Musik aus der Schweiz Musik aus der Schweiz 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 18.00 “Diese Woche in der Musikjury” 12.11. 22.35 Jazz live Meshell Ndegeocello ab 22.00 “Jazz Night” (W) am Jazz Festival Willisau 2010 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 12.11. 23.30 Jazz classics Stanley Clarke “School Days” (1976) Mittwoch ab 22.00 “Jazz Night” 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 13.11. 23.00 Jazz Collection (Z) Gunther Schuller mit Daniel Schnyder Made in Switzerland”: 2 Stunden Sonntag 16.11. 20.00 Jazz Collection Roswell Rudd mit Nils Wogram Musik aus der Schweiz 09.00 – 11.00 “Jazzmatinée”: die 16.11. 21.00 Jazz aktuell 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” besten Jazz, Soul und Bluestitel, 21.00 Die Radio Swiss Jazz ausgewählt von den Hörerinnen und 19.11. 22.35 Jazz live George Robert Jazztet Hitparade Hörer von Radio Swiss Jazz am Jazz Festival Schaffhausen 2010 ab 22.00 “Jazz Night” 11.00 “Diese Woche in der Musikjury” (W) 19.11. 23.30 Jazz classics Michael Brecker “Tales From Donnerstag 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues The Hudson” (1996) 09.00 Die Radio Swiss Jazz Made in Switzerland” : 2 Stunden 20.11. 23.00 Jazz Collection (Z) Roswell Rudd mit Nils Wogram Hitparade Musik aus der Schweiz 15.00 –17.00 “Jazz, Soul & Blues 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 23.11. 20.00 Jazz Collection Billy Strayhorn mit Chris Wiesendanger Made in Switzerland”: 2 Stunden ab 22.00 “Jazz Night” 23.11. 21.00 Jazz aktuell Musik aus der Schweiz 26.11. 22.35 Jazz live (na)Palmt(h)ree 19.00 – 21.00 “Jazz for Dinner” 21.00 Diese Woche in der Musikjury am Jazz Festival Willisau 2010 ab 22.00 “Jazz Night” 26.11. 23.30 Jazz classics John Coltrane “Africa/Brass” (1961) 27.11. 23.00 Jazz Collection (Z) Billy Strayhorn mit Chris Wiesendanger 30.11. 20.00 Jazz Collection Randy Brecker mit Daniel Schenker WDR JAZZLINE Dienstag, 12. Dezember 30.11. 21.00 Jazz aktuell Paul Zauner Blue Brass feat. Donald Smith 3.12. 22.35 Jazz live Wayne Shorter Quartet Dienstag, 02. November 00.15 - 01.00 Uhr Manu Katché 23.15 - 00.15 Uhr am Jazznojazz Festival Zürich 2010 Dienstag, 09. November 3SAT 3.12. 23.30 Jazz classics Art Blakey and the Jazz Odean Pope, New York All Stars Messengers “Mosaic” (1961) 23.15 - 00.15 Uhr 15.11. Dienstag, 16. November 03:15h George Clinton WDR Big Band “Mingus Projekt" Parliament Funkadelic 4.12. 23.00 Jazz Collection (Z) Randy Brecker mit Daniel Schenker 00.15 - 01.00 Uhr AVO Session Basel 2009 Dienstag, 23. November 04:13h: Diana Krall 7.12. 20.00 Jazz Collection “Body And Soul” mit Annina Salis Steve Coleman “Five Elements" AVO Session Basel 2009 und Christoph Grab 23.15 - 00.15 Uhr 05:07h Peter Schärli Trio 7.12. 21.00 Jazz aktuell Dienstag, 30 November feat. Glenn Ferris Klaus Doldinger Passport feat. AVO Session Basel 2009 10.12. 22.35 Jazz live Humcrush & Sidsel Endresen Uwe Ochsenknecht am Jazz Festival Willisau 2010 23.15 - 00.15 Uhr 10.12. 23.30 Jazz classics Charlie Haden “Magico” (1979) 11.12. 23.00 Jazz Collection (Z) “Body And Soul” mit Annina Salis und Christoph Grab — 14.12. 20.00 Jazz Collection John Abercrombie mit Tomas Sauter 14.12. 21.00 Jazz aktuell

17.12. 22.35 Jazz live Esperanza Spalding — Chamber Music Society Zürcher Hochschule der Künste am Jazznojazz Festival Zürich 2010 Departement Musik 17.12. 23.30 Jazz classics Charlie Parker “With Strings” (1949) — — 18.12. 23.00 Jazz Collection (Z) John Abercrombie mit Tomas Sauter 21.12. 20.00 Jazz Collection Clark Terry mit Sandro Häsler 21.12. 21.00 Jazz aktuell jazz studieren - pop studieren 24.12. 22.35 Jazz live Entfällt — 24.12. 23.30 Jazz classics Entfällt Den Studienschwerpunkt in den Bereichen Pop-Rock und 25.12. 23.00 Jazz Collection (Z) Entfällt aktuellem Jazz selbst bestimmen – das ist nur an der 28.12. 20.00 Jazz Collection Ed Thigpen mit Elmar Frey Zürcher Hochschule der Künste möglich. Für unsere Studierenden 28.12. 21.00 Jazz aktuell bedeutet das individuelle Ausbildung statt stilistischer Einengung, moderne Styles plus Tradition, Instrumente plus Electronics, Spielen 31.12. 22.35 Jazz live Entfällt und Performen, Komponieren und Produzieren. 31.12. 23.30 Jazz classics Entfällt Und einen Abschluss als Master of Arts in Music. — jährliche Termine Aufnahmeprüfung: Anmeldeschluss 1. April, Prüfung im Mai Mo-Sa 17.30 -18.30, DRS2, Apero Studienbeginn im September — Anmeldeformular und weitere Informationen www.zhdk.ch — Fragen und Anmeldung Zürcher Hochschule der Künste Verlangen Sie eine Departement Musik – Jazz und Pop unverbindliche Offerte! Waldmannstrasse 12, 8001 Zürich T 043 446 50 70, [email protected] — Das erfahrene Turicaphon-Team Sie wollen uns in Aktion erleben? berät Sie gerne zu Aufnahmen, Druck- mehrspur – der live music club der ZHdK sachen bis zu den fertigen Tonträgern. Waldmannstrasse 12, Zürich Programm siehe www.mehrspur.ch ,KP[PVU;\YPJHWOVU(.‹;\YPJHWOVUZ[YHZZL — 9PLKPRVU‹;LS!  — PUMV'[\YPJHWOVUJO‹^^^[\YPJHWOVUJO www.zhdk.ch

CD/DVD-PRODUKTION JNM_6_ZKB Wettbewerb_67 28.10.2010 13:26 Uhr Seite 1 Verlosung

ZKB und Moods – 10 Jahre Partnerschaft ... und eine Doppel-CD als Geschenk Seit 10 Jahren sind die Zürcher Kantonalbank und der Jazzclub Moods Partner, eine Zusammenarbeit, welche beide Seiten als äusserst fruchtbar und kreativ bezeichnen. Anlässlich dieser 10-jährigen Partnerschaft erscheint eine Doppel-

CD, welche im Handel nicht erhältlich ist. 08.10.1

ZK371_Cover_Interim_S01_ZK371_Cover_Interim_S01 compilationvol. 2 of moods

Die erste CD ist voll und ganz dem Jazz gewidmet, die zweite entführt die HörerInnen in die World-, Black-Music-, Pop- und Rock-Szene. JAZZ’N’MORE verlost exklusiv 50 dieser wertvollen Doppel-CDs für unsere LeserInnen. Einsendeschluss: 15.12.2010

Name Vorname Strasse PLZ/Ort

JAZZ’N’MORE GmbH, “compilation”, Birmensdorferstrasse 20, 8902 Urdorf, oder per Mail: [email protected] 8008_ZKB_MOODS_A4_8008_A4_Moods_Magazin 25.10.10 11:49 Seite 1

Moods im Schiffbau – die ZKB unterstützt guten Jazz und mehr.

Seit 2000 unterstützt die ZKB das Moods im Schiffbau. Mit der ZKB Karte erhalten Sie eine Reduktion von CHF 5.– auf alle Moods Veranstaltungen.

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