Straßennamen in Celle Und Personelle Verbindungen Mit Dem Nationalsozialismus
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Bernhard Strebel »Es ist nicht ganz einerlei, wie die Straße heißt, in der man wohnt« Straßennamen in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus Durchgesehene und ergänzte Fassung Hannover, 30. November 2010 Im Auftrag der Stadt Celle Inhalt Einleitung .................................................................................................................... 1 Forschungslage und Methode, Quellenlage und Quellenkritik ...................................... 2 »Berlin Document Center« ........................................................................................ 5 Entnazifizierungsakten .............................................................................................. 6 I Mitgliedschaften ................................................................................................. 9 II Konservativer Widerstand .............................................................................. 12 Ludwig Beck ................................................................................................................ 12 Carl-Heinrich von Stülpnagel ....................................................................................... 13 Peter Yorck Graf von Wartenburg ............................................................................... 14 Carl Goerdeler .............................................................................................................. 14 Ulrich von Hassell ........................................................................................................ 16 III Wehrmacht ....................................................................................................... 17 Erwin Rommel ............................................................................................................. 17 Werner Freiherr von Fritsch ......................................................................................... 17 IV Autorinnen und Autoren ................................................................................. 19 Carla Meyer-Rasch ....................................................................................................... 20 Hanna Fueß .................................................................................................................. 21 Heinrich Hüner ............................................................................................................. 24 Otto von Boehn ............................................................................................................ 25 Felicitas Rose Moersberger .......................................................................................... 26 Agnes Miegel ............................................................................................................... 27 V Einzelfälle (I) .................................................................................................... 28 Helmuth Hörstmann ..................................................................................................... 28 Als Student und Arzt in der SS .................................................................................. 28 Berlin ........................................................................................................................ 35 Landsberg (Warthe) ................................................................................................. 37 Kriegsende und danach ............................................................................................ 46 Wilhelm Heinichen ....................................................................................................... 55 Hermann von Rautenkranz ........................................................................................... 63 Helmut Thiele ............................................................................................................... 71 Erich Eichelberg ........................................................................................................... 72 Jürgen Ricklefs ............................................................................................................. 81 Otto Haesler .................................................................................................................. 83 VI Einzelfälle (II) ................................................................................................... 89 Hanns Martin Schleyer ................................................................................................. 89 Karl Schiller ................................................................................................................. 90 Ernst Sprockhoff .......................................................................................................... 91 August Bier .................................................................................................................. 92 Emil Ermshaus ............................................................................................................. 92 Hildegard Wallis .......................................................................................................... 93 Theodor Wilkens .......................................................................................................... 93 VII Splitter................................................................................................................ 95 Zusammenfassung ................................................................................................... 97 Quellen und Literatur ............................................................................................... 104 Tabellarische Übersicht ........................................................................................... 121 Einleitung »Man muß dem Kinde einen Namen geben! Das ist oft gar nicht so einfach, ob es sich nun um ein neues Menschenkind oder um – eine neue Straße handelt. Es ist nicht ganz einerlei, wie man heißt, weder als Mensch, noch als Weg. Kann nicht ein Name abfär- ben? Er tut es keineswegs immer, aber manchmal. Jedermann steht in einem gewissen Verhältnis zu seinem Straßennamen, verbindet bestimmte Begriffe mit ihm. Man kann die Anwohner einer Straße damit froh oder verstimmt machen. [...] Nein, es ist nicht ganz einerlei, wie die Straße heißt, in der man wohnt. Und es ist auch alles andere als langweilig, sich einmal mit den Straßennamen unserer alten Herzogstadt zu beschäfti- gen, Namen, die von alten Dingen und Menschen berichten und mancherlei Aufschluß geben über Celles Entwicklung.«1 Als die Heimatschriftstellerin Carla Meyer-Rasch (geb. 1885) Ende 1941 ihre »Klei- ne Wanderung durch die Stadt« für die von der NSDAP-Kreisleitung herausgegebe- nen »Celler Kriegsbriefe« verfasste, konnte sie nicht ahnen, dass 1997 auch nach ihr eine Straße benannt werden sollte. Unter anderen Voraussetzungen ist es heute eben- falls »alles andere als langweilig«, sich mit Meyer-Rasch und weiteren Personen zu beschäftigen, die im Celler Straßenbild geehrt werden.2 Zwei Faktoren spielen bei nach Personen benannten Straßen eine wesentliche Rol- le: zum einen die Biografie der auf diese Weise Gewürdigten, zum anderen das Selbstverständnis der Benenner und der Zeitgeist zum Zeitpunkt der Namensgebung. Insofern spricht Rainer Pöppinghege in seiner kleinen Studie über Straßennamen und Gedächtniskultur in Deutschland von »mehreren übereinander geschichteten und teilweise amputierten kollektiven Geschichtsbildern«, die so etwas wie ein »konsensuales generationsübergreifendes Selbstverständnis einer Gesellschaft« bil- den.3 Die politischen Verhältnisse und der Zeitgeist unterliegen Wandlungen, ebenso das Selbstverständnis nachfolgender Repräsentanten von Städten und Gemeinden. In der wechselhaften Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert kam es deshalb im- mer wieder zu Umbenennungen. Nur zwei markante Beispiele aus dem Jahr 1933, bei denen Celle keine Ausnahme machte: Meyer-Rasch begrüßte in ihrer kleinen Wanderung durch die Stadt die Umbenennung der »Bahnhofstraße« in 1 Meyer-Rasch, Kleine Wanderung durch die Stadt, S. 83. 2 Einen der kritischen Heimatgeschichtsschreibung verpflichteten Ansatz verfolgte Anfang der 1990er Jahre bereits Möller, Straßen in Celle; vgl. auch Rohde, Erinnerungspolitik, S. 39 f. 3 Pöppinghege, Geschichte mit Füßen getreten, S. 7. 1 »Hindenburgstraße« (nach 1945 wieder »Bahnhofstraße«): »Nun hatte, wenn man ihn aussprach, die Straße doch wieder ein Gesicht. Und was für eines!«. Den »Adolf- Hitler-Platz« (zuvor: Unionsplatz, heute: Thaerplatz) überging sie bemerkenswerter- weise.4 Beide Umbenennungen hatte das Bürgervorsteherkollegium am 24. März 1933 auf Initiative der NSDAP beschlossen, mit den Stimmen der bürgerlichen Frak- tion und gegen die Stimmen der SPD.5 Anlass der vorliegenden Untersuchung war die Umbenennung zweier Straßen in Celle 2007 und 2008, welche die Namen ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt trugen: Ernst Meyer (1926-1945) und Kurt Blanke (1964-1973). Erhalten hatten die Straßen ihren Namen 1953 bzw. 1999. Die Umbenennungen erfolgten aufgrund von Befunden über die willfährige bzw. aktive Beteiligung beider Personen an Verfol- gungsmaßnahmen des NS-Regimes. Die Erkenntnisse waren zwar nicht wirklich neu, wurden aber in aktuellen Arbeiten noch einmal zusammengefasst bzw. im Fall Blan- ke deutlich präzisiert und rückten so ins Licht der Öffentlichkeit.6 Vor diesem Hintergrund bestand das Anliegen der Recherche darin, für alle Per- sonen, nach denen in Celle Straßen benannt wurden und die bei Kriegsende das