Bachtäler im Arnsberger Wald

LIFE-Projekt 2009 - 2014 LIFE-Projekt

„Bachtäler im Arnsberger Wald“ Deutschland

Der Arnsberger Wald gehört zu den größten Waldge- bieten Nordrhein-Westfalens. Zahlreiche Fließgewäs- Nordrhein-Westfalen ser vom kleinsten Rinnsal bis zum großen Bach durch- fließen den Wald. Wo die forstliche Nutzung weniger intensiv war, konnten sich wertvolle Lebensräume erhalten und entwickeln. Auen und Moore sind Heimat für Eisvogel und Schwarzstorch, für Schwarz-Erle und Karpatenbirke, für Bachforelle und Groppe. Neben der Nutzung des Waldes als Holzlieferant Kreis Soest wurden viele Bachtäler über Jahrhunderte als Wiesen oder Weiden genutzt. Wasser war Segen und Fluch zugleich. Es brachte Nährstoffe und bewahrte vor Aus- trocknung, es setzte die flachen Auen aber auch unter Wasser, „versumpfte“ sie. Hochsauerlandkreis Es wurden Entwässerungsgräben ausgehoben, Bäche begradigt und verlegt, Anlagen zur Wiesenbewäs- serung gebaut - je näher an den Siedlungen, desto aufwendiger die Maßnahmen. Was die Vorfahren mit ihren bescheidenen Mitteln schufen, um der kargen „LIFE“ ist ein Finanzierungsprogramm der Europäischen Landschaft Nahrungsmittel und Viehfutter abzuringen, Union zugunsten der Umwelt. ist beeindruckend. Es war eine mühsame und harte Das Projekt wurde von der ABU gemeinsam mit dem Lehr- Arbeit. und Versuchsforstamt Arnsberger Wald, der Biologischen Station Hochsauerlandkreis und dem Naturpark Arnsber- Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die bunten ger Wald initiiert und geplant. Auwiesen für eine immer produktivere Landwirtschaft Träger des Projektes: ABU - Biologische Station Soest zunehmend unrentabel. Oft fielen sie zunächst brach, Partner und Mitwirkende im Projekt: dann wurden immer mehr Fichtenforste angepflanzt. Naturschutzzentrum - Biologische Station - Hochsauer- Viele Bachauen wurden dunkel und artenarm. landkreis / Naturpark Arnsberger Wald / Landesbetrieb Wald und Holz NRW - Lehr- und Versuchsforstamt Heute sind landeseigene Wald- und Wiesenflächen Arnsberger Wald / Stadt Meschede / Bezirksregierung im Arnsberger Wald Naturschutzgebiet und Teil des Arnsberg / Kreis Soest / Hochsauerlandkreis / Ministerium europaweiten Schutzgebietsnetzes „NATURA 2000“. für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Die prioritär geschützten Lebensraumtypen nach der Verbraucherschutz NRW Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und die gesetzlich ge- Projektlaufzeit: Januar 2009 bis Juli 2014 schützten Biotope - Erlen-Eschenwälder, die Weich- Projektbudget: 1.2 Mio € holzauwälder sowie Quellen, Quellsiepen und Fließge- Finanzierung: EU rund 540.000 €, Land NRW rund wässer - sollen der natürlichen Entwicklung überlassen 606.000 € aus Naturschutzmitteln, Naturpark Arnsberger Wald 50.000 €, ABU 3.000 €, Biologische Station Hoch- sein. Nicht Fichtenforste, sondern standorttypische sauerlandkreis 1.000 € Laubwälder sind in den Bachauen das Ziel. Die Bäche und Auen sollen Lebensadern dieser Waldlandschaft sein. Das LIFE-Projekt hatte das Ziel, hierfür einen Beitrag zu leisten. Diese Broschüre will einen Eindruck vermitteln über die Natur der Bachtäler, ihre Beeinträchtigungen und die Verbesserungsmaßnahmen, die ergriffen wurden.

Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald

Hier im Tal des Hevensbrink stehen die ältesten Schwarz-Erlen des Projektgebietes. naturnah Im Gebiet des LIFE-Projektes gibt es viele naturnahe Bachabschnitte, die einen sehr guten Eindruck vom natürlichen Zustand geben. Hier ist es die naturnahe Heve. Sie ist breit und in die ebene Aue nur wenig eingeschnitten. Kiese prägen den Bachgrund. Langsam durch- flossene Kolke und rasch überströmte Schnellen wechseln sich ab. Der Erlen-Auwald wird vom Licht durchflutet. naturnah Ein Hochwasser durchströmt das Tal der Kleinen Schmalenau. Der windungsreiche, natur- nahe Bachlauf ist nicht auszumachen. Er transportiert nur einen kleinen Teil der Wasser- massen, sein Kiesbett ist so vor zerstörerischen Kräften geschützt. Die Aue ist das Hoch- wasserbett - und sie profitiert, denn Samen werden vom Hochwasser verbreitet, das hier und da den Rohboden als Keimbett freigelegt. Aus silikatischen, also kalkarmen Gesteinen ist der Kies entstanden, der die Sohle der Bäche prägt und in den Talauen unter einer Schicht von Auelehm liegt. Er wird in den Bächen vor allem bei Hochwasser transportiert, man spricht vom Geschiebe. Nachschub an Kies erhalten die Bäche hier und da aus den steilen, seitlich einmündenden Kerbtälern und durch seitliche Verlagerung in den Talauen. Nur wenn die nach bachabwärts trans- portierte Geschiebemenge nicht größer als die nachgelieferte ist, ist das Bachbett im Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht ist sensibel.

Laubbäume sind aus mehreren Gründen wichtig für die Bäche: Sie bieten die passende Mischung aus Licht und Beschattung. Das Herbstlaub ist die entscheidende Nahrungsquelle für die Lebewe- sen im Bach. Baumstämme, Äste, Zweige und das sich davor stauende naturnah Herbstlaub bewirken eine enorme Vielfalt an Lebensräumen im Bach Die Große Schmalenau zeigt auf und sorgen dafür, dass die Hoch- dem Foto oben die typische Abfolge wasser schnell in die Aue ausufern. von träge durchflossenen Kolken und rasch überströmten Ansamm- lungen von Kies. Dies ist ein Blick in das Gewirr Diese Kieskörper werden als soge- von Ästen, Zweigen und Laub- nannte Schnellen nicht nur rasch packungen auf einem naturnahen, überflossen, sie werden in den von Erlen geprägten Abschnitt im oberen 10 bis 20 cm auch von sauer- Mittellauf der Großen Schmalenau. stoffreichem Wasser durchströmt, wie der blaue Pfeil in der Grafik andeutet. Diesen Bereich bezeich- net man als Kieslückensystem. Hier ist der Lebensraum von unzähligen Insektenlarven, beispielsweise der Eintagsfliege.

Forellen legen hier ihren Laich ab. In den Laubpackungen leben Die Eier entwickeln sich in den Kies- Bachflohkrebse. Sie zerkleinern und lücken, umspült vom klaren Wasser fressen Laub und machen es so für des Baches. das Ökosystem im Bach verfügbar. Ausprägen können sich diese Struk- Herbstlaub ist der Treibstoff, Bach- turen nur dann, wenn der Bach im flohkrebse sind der Motor, könnte breiten, flachen Tal mäandriert und man vereinfacht sagen. schon bei kleinen Hochwassern ausufert. naturnah Lichtdurchflutet und mit einer reichhaltigen Bodenvegetation: Hierdurch zeichnen sich alte Erlen-Auwälder aus. Schwarz-Erlen sind besonders gut an die extremen Bedingungen der Auen angepasst. In Hochwasserzeiten, wenn die Wurzeln unter Wasser stehen, atmen sie über Korkporen - sog. Lentizellen - am Stamm. Auf etwas seltener überfluteten Bereichen löst die Stieleiche die Schwarz-Erle ab. Licht spielt eine besondere Rolle: Die Hauptbaumarten Schwarz-Erle, Stieleiche, Birke und Hainbuche sind sogenannte Lichtkeimer. Nur in heller Umgebung kann ihr Samen keimen und zu einem jungen Bäum- chen heranwachsen.

Im Hevetal hat der Orkan Kyrill in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 auf großer Fläche Fich- tenforste geworfen. Wenige Jahre später erorbern mehr und mehr Birken die kahlen Flächen.

Hochwasser ist für die Schwarz-Erle von besonderer Bedeutung. Die Samen fallen im Herbst und Winter aus den Zapfen, Hochwasser ver- naturnah breitet sie in der Aue. Gelangt er auf offenen Rohboden, ist die Chance Hier in der Heveaue zeigt der Erlen-Auwald seine Vielfalt: Nasse und sumpfige Lebens- für einen neuen Baum groß. räume grenzen an trockenere, hier ein Binsensumpf oder Seggenried, dort von Gräsern dominierte Bereiche.

Pestwurz-Uferfluren Phalarido-Petasitetum hybridi Sternmieren-Eichen-Hainbuchen-Wald Auf nassen Standorten, die stän- Stellario holosteae - Carpinetum dig von Grund- und Quellwasser Walzenseggen-Erlensumpfwald Schwarz-Erlen-Auwald geprägt sind, wachsen Binsen- und Carici elongatae - Alnetum Stellario nemorum - Alnetum Hainsimsen- Buchenwald Seggensümpfe - ein sehr nasser und Luzulo - Fagetum sensibler Lebensraum. Torfmoos-Erlenbruch Schlankseggenried Spagno palustris - Alnetum Caricetum gracilis

Heve In naturnahen Bachabschnitten fin- den sich hier und da auf Kiesbänken ausgedehnte Pestwurzfluren. Auenbereiche mit trockenere Talrandversumpfung, schwankendem Auenstandorte vermoorte, ehemalige Grundwasserstand Bachschlingen der Heve abgewandte Heve-fernere Senke Bereiche, geringe Grund- mit hoch anstehendem wasserschwankungen Kiesbänke Grundwasser

Das Schema zeigt die typische Verteilung der Lebensräume in der naturnahen Heveaue. naturnah Karge, saure, moorige Böden - mit diesen Bedingungen müssen Pflanzen zurecht omk - men, um im Hamorsbruch zu leben. Die Karpaten-Moor-Birke ist an solche extremen Be- dingungen angepasst. Mit ihrem knorrigen, teils mehrstämmigen Wuchs prägen die alten Birken das Bild des seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschafteten Teils des Hamorsbruchs. Wollgras und Bärlappe wachsen im Schutz der Moor-Birken. Vielfalt

Groppe Sumpfveilchen Würfelfleck Schlammfliege Bachneunauge Feuersalamander Blauflügel-Prachtlibelle Bachforelle Pilze Bachflohkrebs Kleiner Blaupfeil Eisvogel Rothirsch Fliegenpilz Schwarzstorch Gerandete Jagdspinne Tannenbärlapp Kaisermantel Schwarz-Erle Uferbold Verlängerte Segge Wollgras Siebenstern Steinfliege Straußfarn Zweigestreifte Quelljungfer Moos Die Grafik zeigt den Landschaftsgeschichte Lauf von Heve und Neuhaus Großer Schma- Im Arnsberger Wald standen im Mittelal- und 1848 die heutige Neuhäuser Forststra- lenau nahe Möh- Aue ter jagdliche Interessen im Vordergrund. ße befestigt. 1821 wurde die Markenteilung nesee-Neuhaus bis Waldweide spielte im Umfeld der Ortsla- eingeführt und damit die weitgehende zum Jahr 2002. gen eine wichtige Rolle und war z.B. in der Trennung von Wald und Weide, es begann Im näheren Umfeld Gründungsurkunde für Hirschberg schon der Neuaufbau der stark zerstörten Wälder. der Ortschaft Neu- Heve 1306 geregelt. An den Hängen der Bachtä- Noch um 1850 gab es im Arnsberger Wald haus war die Heve ler wurden Erze abgebaut. Zur Verhüttung nur vereinzelt Fichtenbestände, dann wur- schon 1832 weitest- 1 wurden große Mengen Holzkohle benötigt. den sie großflächig angebaut. Die Fichte gehend begradigt. Noch heute finden sich im Wald die ein- war schnellwüchsig. Steinkohlebergbau Der Unterlauf der geebneten Köhlerplätze. Beschreibungen im Ruhrgebiet, Eisenbahn, Baugewerbe Großen Schmale- aus dem Zeitraum von 1583 bis 1761 berich- und Möbelindustrie fragten sie nach. Hinzu nau wurde Mitte ten von einem wenig gepflegten Hochwald, kamen Reparationshiebe von Laubwald des 19. Jahrhun- prägende Landnutzung im 19. Jahrhundert unterbrochen von Heiden. Weidenutzung nach dem 2. Weltkrieg. Ein großer Teil der derts umgestaltet. 2 in der Aue der Großen Schmalenau und Wildwiesen prägten die breiteren Täler. Erlenbestände war um 1920 in Fichte und und Zustand vor dem LIFE-Projekt Um 1600 gab es gute Auerhahn-Bestände, Eiche umgewandelt. Nach 1940 allerdings und auch Birk- und vor allem Haselhuhn wurden in den Bachtälern stellenweise Große Schmalenau 1 Wiesen mit Wiesenbewässerung waren häufig. 1786 wurde das Plaggen der wieder Erlen angepflanzt. Um 1980 nahmen 3 Der Bachlauf ist vollständig begradigt Heide verboten, die Wälder waren durch Fichten etwa die Hälfte der Waldfläche ein. Beweidung, Holzeinschlag und mangeln- und an die rechte Talseite verlegt. Weil Anfang der 1980er Jahre Eichen und de Pflege heruntergewirtschaftet. Blößen Reste des ursprünglichen Laufes sind ein Vorkommen des Straußfarns an der mit Gras, Heide und Gebüsch dehnten sich nicht mehr vorhanden. Ein großer Ent- Kleinen Schmalenau durch Pappelanbau immer weiter aus. Große Mengen Holz wässerungsgraben durchzieht die Aue gefährdet waren, wurde das 100 ha große verschlangen auch die Salinen entlang 2 Weiden und Wiesen Naturschutzgebiet „- des Hellweges und eine Glashütte, die ab Der Bachlauf ist weitgehend begradigt Hevesee“ ausgewiesen und später gekauft. 1762 für einige Jahre in Neuhaus betrieben und überwiegend an die rechte Talseite In dieser Zeit wurden die Bemühungen des wurde. Diese Ortschaft entstand um 1750 verlegt. Einige Reste des ursprüng- Naturschutzes stärker und mündeten u.a. mit einem kurfürstlichen Jagdhaus. Ab 1806 lichen Laufes sind erhalten geblieben. in der Ausweisung der Naturschutzgebiete siedelten sich Waldarbeiterfamlien und In der Aue finden sich zahlreiche Ent- „Arnsberger Wald“ (SO) und „Breitenbruch- Kleinstbauern an. wässerungsgräben. Neuhaus“ (HSK) im Jahr 1991. 10 Jahre spä- 3 Weiden Erst als das Gebiet nach dem Wiener Kon- ter wurde das FFH-Gebiet Arnsberger Wald Der natürliche Lauf ist nahezu vollstän- gress 1815 an die Preußen fiel, wurden der Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes 500 Meter dig erhalten. In der Aue sind wenige Schillingsweg von Arnsberg nach Allagen NATURA 2000. Rudimente von Entwässerungsgräben.

Mündungsbereich 2009 nahezu baumfrei der Gr. Schmalenau Fichte in die Heve mit dem Grünland Zustand vor und Laubwald nach der Begradi- 2002 „Heide“ gung beider Bäche. Quelle: „Special Karte von der Königl. 1950 Landnutzung in der Heve- Oberförsterei Obe- aue zwischen Neuhaus im reimer. Angefertigt Westen und der Mündung theils auf Grund der Hettmecke im Osten auf der Kataster Blan- einem Talabschnitt von 6 km quets i.J. 1832 durch 1919 nach Karten (1894 - 2002) Dankelmann, theils und nach Luftbildern (2009). auf Grund neuer Der Sturm Kyrill in der Nacht Meßung i.J. 1845 vom 18. auf den 19. Januar durch Lex; berichtigt 1894 2007 warf einen erheblichen Teil der Fichten im Hevetal. und zusammenge- Nachfolgende Erntearbeiten tragen i.J. 1852 durch vergrößerten die nahezu Krohn, .....“ baumfreien Flächen weiter. Landschaftsgeschichte In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 richtete der Orkan Kyrill im Sauerland große Schäden an. Das Bild zeigt die Aufräumarbeiten im Hevetal ca. 4 km talaufwärts von Neuhaus am 4. März 2007. naturfern Begradigt, tief eingeschnitten, dunkel und ohne Laub: Das sind typische Beeinträchtigun- gen zahlreicher Bachabschitte im Arnsberger Wald. Das LIFE-Projekt hatte zum Ziel, hier eine Entwicklung hin zu naturnahen Verhältnissen einzuleiten. naturfern Das Hochwasser im begradigten Unterlauf der Großen Schmalenau vor den Maßnahmen des LIFE-Projektes lässt erahnen, welche Kräfte wirken. Fische, Insekten, Laub, Äste, Zweige und der Kies werden mitgerissen. Zurück bleibt ein verarmter Bachabschnitt. Und die Aue, rechts im Bild, bleibt trocken, das Hochwasser als Motor für Vielfalt und Dynamik fällt aus. naturfern Nach dem Hochwasser trügt das Bild, vermittelt eine scheinbare Idylle. Doch die aus dem Bachbett ragenden Felsrippen sind untrügliches Zeichen dafür, dass der so wichtige Kies fehlt, fortgerissen vom Hochwasser. naturnah naturfern Sohlerosion An der Kleinen Schmalenau war der direkte Vergleich eines Erosionsprofils mit einem naturnahen Gewässerprofil möglich. Unmittelbar neben dem Bach- lauf war ein Rudiment des ehemaligen naturnahen Bachlaufs als leichte Senke im Fichtenwald noch erkennbar.

Das naturnahe, ehemalige Gewässerpro- fil wurde freigelegt. Beide Profile wurden vermessen.

Die Unterschiede zwischen dem naturnahes Querprofil erodierten, begradigten Profil

40cm und dem historischen, naturna- hen sind groß. Das zeigt auch 130 cm ein vereinfachter Vergleich von begradigter, naturferner Lauf Kenndaten für den bordvollen historisch belegter, naturnaher Lauf naturfernes Querprofil Abfluss des naturnahen und des

Gefälle Fläche Fließgeschin- bordvoller Sohlschub- naturfernen Querprofils. Die [-] [m²] digkeit [m/s] Abfluss spannung [m³/s] [N/m²] Lebewesen im Bach und der Kies naturfern 0,0150 3,8 2,0 7,6 100 naturnah 0,0075 0,7 0,9 0,6 18 auf der Sohle sind im naturfer- Verhältnis nen Zustand wesentlich höheren naturfern / 2 5 2 13 5 naturnah Strömungskräften ausgesetzt. Zudem wird die Aue im naturfer- nen Zustand nur bei sehr großen Der Bach fließt windungsreich, nur wenige Der Bach ist begradigt und hat sich tief bis auf und damit auch sehr seltenen Dezimeter in die Bachaue eingeschnitten. Kies das Gebirge eingeschnitten. „Sohlerosion“ Hochwassern überflutet. prägt die Sohle, im Bereich der Furten durch- nennt dies der Fachmann. Je tiefer die Sohle strömt ihn das sauerstoffreiche Wasser. Dieses liegt, desto größer sind die Kräfte des Hoch- sogenannte Kieslückensytem ist Lebensraum wassers. Erst wenn der Fels erreicht ist, stoppt Dieses Beispiel vom Hevensbrink zeigt für Insektenlarven und Laichplatz für Forellen. die schädliche Entwicklung. Nur wenig Kies ist denselben Effekt: links der begradigte, Hochwasser treten rasch über die Ufer, weil der geblieben, das so wichtige Kieslückensystem erodierte Bachlauf, rechts ein natur- Bach nur eine begrenzte Wassermenge trans- fehlt weitestgehend. Hochwasser fließen mit naher, windungsreicher Abschnitt nur portieren kann. So bleiben der Bach und seine hoher Geschwindigkeit im begradigten, tiefen wenige hundert Meter bachaufwärts. Sohle vor zu großen Kräften geschützt, die Bachbett. Sie reißen alles mit - Kies, Insekten, Verdriftung von Jungfischen und Insekten ist Schnecken und Jungfische. Die Bachaue erreicht moderat, die Aue profitiert vom Hochwasser. das Hochwasser nicht, so fehlt es ihr an Dyna- mik, Samen werden nicht eingetragen. fehlende Durchgängigkeit Viele Bachbewohner legen im Gewässer immer wieder längere Strecken zurück - um Laichplätze zu erreichen, um als Jungfisch den großen, räuberischen Altfischen aus dem Weg zu gehen, um die hochwasserbedingte Drift nach abstrom durch Aufwärtswanderung zu kompensieren. Wenn unüberwindbare Barrieren den Bach in zu kurze Abschnitte zerteilen, leidet die Artenvielfalt, und die Besiedlungsdichte geht zurück. Im Gebiet gab es zu Beginn des LIFE-  Projektes viele Wanderhindernisse. Hier sind Beispiele.  Ein ausreichend großer Durchlass wurde lei- der zu hoch eingebaut. Die glatte, flach über- strömte Betonsohle und der Absturz machen dieses Bauwerk in der Großen Schmalenau unüberwindbar für viele Lebewesen. ‚ Dies ist ein sehr typischer Fall: Ein viel zu kleines Rohr mit einem Absturz am Ende trennt diesen kleinen Nebenbach von der Heve. ƒ Einen Meter ist dieser Absturz hoch, Ergeb- nis der Sohlerosion der Kleinen Schmalenau ‚ infolge Begradigung. „ Für die frühere Wiesenbewässerung am Un- terlauf der Großen Schmalenau hatte man ein Wehr errichtet, um das Wasser in die Bewäs- Nicht nur in den Bächen serungsgräben ableiten zu können - unüber- sind viele Tiere unterwegs, windbar für viele Lebewesen, allerdings auch viele Insekten fliegen in den ein landschaftshistorisches Dokument. Bachauen auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen. Und viele müssen durch talauf- wärts gerichtete Wanderung die Strecken kompensieren, um die sie als Larve im Bach bei Hochwasser bachabwärts verdriftet wurden. ƒ Dunkle Fichtenwälder wie hier an der Großen Schmalenau sind für viele Insektenarten nicht nur ein eher unattrak- tiver Lebensraum, sie sind Die natürlichen Schnellen zwischen den Kolken sind auch ein Hindernis, weil sie für die Bachbewohner kein Problem. Bachforellen überwinden sie im kurzen Sprint, auch wenn der von vielen weder durchflogen noch überflogen werden. Rücken aus dem Wasser ragt. Gestreifte Quelljungfer

„ naturfern Reinbestände der Fichten sind dunkel und artenarm. Vor allem unter den jüngeren, sehr dunklen Beständen gedeiht kaum etwas. Der Boden ist kahl. Solche Forste unterbrechen das natürliche Verbundsystem der Auen. Die ausgedehnten Fichtenwälder des Arnsberger Waldes produzieren jedes Jahr tausende naturfern von Samen. Gekeimte junge Fichten sind sehr wuchsfreudig und können noch im Halb- schatten gedeihen. Haben sie einmal Fuß gefasst, überwachsen sie oftmals die Schwarz- Erlen und dunkeln sie aus. Kartierung Das Ausmaß unnatürlicher Gewässereintiefung durch Sohlerosion und die Beeinträchtigung der Durchgängigkeit wurden kartiert. Achtung: Dieser Abschnitt ist bedrängende Kiesablagerung SE = Sohlerosion, kSE = keine Sohlerosion, nicht Teil des Fichten um- infolge Hoch- LIFE-Projektes drücken