GROSSFREIBURG NOVEMBER 2020 FUSIONSZEITUNG

EXTRABLATT GIVISIEZ

Die Gemeinde Givisiez beteiligt sich am Fusionsprojekt Grossfreiburgs. Ein Projekt, das Errungen- schaften beibehält

ERIC MENNEL - DELEGIERTER VON GIVISIEZ IN DER KONSTITUIERENDEN VERSAMMLUNG GROSSFREIBURGS, EDITORIAL PRÄSIDENT DER ARBEITSGRUPPE ENTWICKLUNG

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Givisiez Die Fusion wird die Errungenschaften der Gemeinden nicht gefährden: Die Gemeindeschalter bleiben bestehen, der Steuersatz wird attraktiv Sie wählten mich als Vertreter in die konstituierende Versammlung für bleiben, die Arbeitsplätze der Gemeinden sind garantiert und die Dienst- die Fusion Grossfreiburgs. Die Arbeit dieser Versammlung war von einer leistungen werden dezentral erfolgen. Auf politischer Ebene wird keine konstruktiven Kultur geprägt. Es war mir ein Anliegen, an der Entwicklung ehemalige Gemeinde eine Mehrheit haben. Die Gründung eines von dieses Gemeinschaftsprojekts mitzuwirken und gleichzeitig sicherzu- den Behörden anerkannten Lokalvereins wird ermöglichen, dass die stellen, dass die Errungenschaften der Gemeinden erhalten bleiben. Interessen der Bevölkerung von Givisiez gewahrt werden.

Die Fusion Grossfreiburgs bringt eindeutige Vorteile. Die neue Gemeinde Die Broschüre, die Sie in den Händen halten, zeigt die wesentlichen bietet der Bevölkerung mehr Dienstleistungen, Kompetenzen und Flexi- Punkte des Fusionsprojekts auf. Informieren Sie sich und stellen Sie uns bilität. Sie verbessert die Effizienz der Dienstleistungen und garantiert Ihre Fragen! Bleiben Sie gesund. die Nachfolge mehrerer interkommunaler Zusammenschlüsse. Diese funktionieren zwar, aber die Entscheidungsprozesse sind langsam und kompliziert. Die Fusion Grossfreiburgs bedeutet auch mehr politisches INHALT Gewicht in wichtigen Verhandlungen mit dem Kanton und dem Bund. Interview mit dem Vize-Ammann von Givisiez 2 Grossfreiburg ist eine glaubwürdige Antwort auf die Herausforderungen Interview mit dem Oberamtmann des Saanebezirks 3 von Morgen. Das Problem Grossfreiburgs hinsichtlich Mobilität und Das Wichtigste 4 Zugang zu qualitativ hochstehenden öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt trotz der hervorragenden Arbeit der Agglomeration bestehen. Die Fusion Unternehmensbesteuerung 6 ermöglicht mithilfe des Kantons die Umsetzung der Massnahmen, die Bürgernähe 8 bisher nur zögerlich vorankamen: die Verringerung der Lärmbelastung durch den motorisierten Individualverkehr sowie eine Offensive zuguns- Mobilität und Arbeitsplätze 10 ten des Langsamverkehrs und des öffentlichen Verkehrs. Zeichnung von Frédéric Aeby 12

FUSIONSZEITUNG 1 INTERVIEW «Die Fusion ist für Givisiez zwingend notwendig»

GILLES DE REYFF - VIZE-AMMANN VON GIVISIEZ, MITGLIED DES LENKUNGSAUSSCHUSSES DER FUSION

Der Steuersatz wird sich zum Glück praktisch nicht verändern – allerdings wird sich noch zeigen, welche Auswirkungen die Coronakrise auf die Gemeindefinanzen hat. Aber wir müssen auf unsere Vertretung im künftigen Gemeinderat achten. Ein Mitglied des Gemeinderats wird aus einer der drei Gemeinden Granges-Paccot, Givisiez und stammen. Zwei dieser Gemeinden würden also keinen Gemeinderat haben. Auch die Gemeindeversammlung würde nichtmehr existieren. Es stellt sich also die Frage, wo die Menschen anklopfen werden, wenn sie etwas zu sagen haben. Die Bürgerinnen und Bürger haben weniger Angst vor dem Ver­ lust von Autonomie, sondern vielmehr davor, nichts mehr zu sagen zu haben und als kleine Gemeinde von den Grossen übernommen zu werden. Ich sehe die Lage anders: Bereits heute regeln wir unsere Probleme, wie etwa das Verkehrsmanagement gemeinsam, in Zu­ sammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden.

Der Vize-Ammann von Givisiez, Gilles de Reyff, ist voll und ganz überzeugt, Gibt das Fusionskonzept befriedigende dass die Fusion von gesundem Menschenverstand zeugt. Antworten auf diese Bedenken? Ja, die konstituierende Versammlung gab be­ Warum und wie beteiligte sich Ihre an ihre Kompetenzgrenze: bei Anfragen, Ent­ friedigende Antworten auf die meisten dieser Gemeinde am Fusionsprozess? wicklungsplänen, etc. Wir sehen sehr deutlich Bedenken. Das Fusionskonzept garantiert uns Wir unterzeichneten am 25. Januar 2017 ein den Unterschied in der Herangehensweise, eine dezentrale Verwaltung, so dass jede Bür­ Abkommen mit Freiburg, Marly und Cormin­ wenn wir uns mit Fachleuten, insbesondere gerin und jeder Bürger weiterhin im Wohnort bœuf, um den Prozess zu starten. Wir hatten mit denjenigen aus der Stadt Freiburg, zu ge­ zum Gemeindeschalter gehen kann. Was die bereits in der Vergangenheit im Rahmen eines meinsamen Themen austauschen. Das Miliz­ Entscheidungsfindung betrifft, mache ich mir früheren Prozesses versucht, mit drei unserer system kommt an seine Grenzen. Ein Mitglied keine grossen Sorgen: Über Ortsvereine und Nachbargemeinden zu fusionieren (Fusi­ eines Gemeinderats an der Spitze einer grossen im Generalrat werden wir uns an den Entschei­ on2C2G). Das ist leider gescheitert. Lassen Sie Direktion kann zu 50% für die Gemeinde arbei­ den der neuen Gemeinde beteiligen können. mich vorneweg sagen: Ich bin absolut über­ ten, während er gleichzeitig anderswo zu 100% Die Bürgerinnen und Bürger, die befürchten, zeugt, dass, wenn es uns heute nicht gelingt, angestellt ist. Das ist nicht haltbar. Ich bin dass wir in einem zu grossen Konstrukt ver­ wir nicht in fünf Jahren fusionieren werden. daher überzeugt, dass wir die Exekutive pro­ loren gehen, möchte ich daran erinnern, dass Wir können uns der Geschichte nicht entzie­ fessionalisieren müssen. Auch wenn die Bürger unsere Gemeinde heute etwa 3200 Einwohner hen. Wir arbeiten in so vielen Bereichen mit von Givisiez mit unseren Dienstleistungen zählt und fast 5000 Arbeitsplätze aufweist. Im den Gemeinden im Fusionsgebiet zusammen. zufrieden sind, bin ich sicher, dass sich die Bereich des Managements ist sie heute an der Unsere Wasserbewirtschaftung, die Strassen­ Qualität noch verbessern wird. Ausserdem Grenze ihrer Kapazitäten. Wenn man 5000 reinigung und die Baubewilligungen werden wird Grossfreiburg nach aussen mehr Gehör Arbeitsplätze hat, muss man sich um die an­ bereits von Freiburg erledigt. Über Gemeinde­ erhalten, wenn wir mit einer Stimme sprechen. wesenden Unternehmen kümmern. Ich sehe, gesellschaften sind wir auch am Sportgelände dass wir das heute schon weniger gut machen St. Léonard und an den Theatern Équilibre Bei welchen Punkten der Fusion muss als noch vor 15 Jahren. Hinzu kommt, dass wir und Nuithonie beteiligt. Die Gemeinderätinnen ihre Gemeinde wachsam sein? stark von der Agglomeration abhängig sind. und Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden treffen sich sehr oft. Es ist wie in einer Liebes­ beziehung, irgendwann sagen sie: «Wir sehen uns sowieso die ganze Zeit, wir brauchen nicht mehr zwei Wohnungen, wir ziehen zusammen.» Was bedeutet die Fusion für Givisiez? Welche Vorteile hat das heute vor- Informieren Sie sich über die Konsequenzen für Ihre Gemeinde auf liegende Projekt für Ihre Gemeinde? Zunächst einmal die Professionalisierung der www.grandfribourg.ch/de/givisiez Dienstleistungen. Die Dienststellen und die Exekutive stossen in allen möglichen Bereichen

2 FUSIONSZEITUNG INTERVIEW «Das ist die Stadt, in der ich morgen leben möchte»

CARL-ALEX RIDORÉ - OBERAMTMANN DES SAANEBEZIRKS

Der Oberamtmann des Saanebezirks, Carl-Alex Ridoré, präsidiert die konstitu- ierende Versammlung Grossfreiburgs. Er fasst die Herausforderungen des Projekts der Gemeindefusion zusammen und versetzt sich in die Stadt, die im Falle des Erfolgs des Fusionsprozesses ins Leben gerufen wird.

Das Fusionsprojekt Grossfreiburgs sollte im Mai 2020 einer Konsultativ- abstimmung unterzogen werden. Covid-19 hat Sie gezwungen, diese Abstimmung zu verschieben. Ist dies ein Aufschub auf den Sankt-Nimmerleins-Tag? Es war ein schwerer Schritt, diese Abstimmung zu verschieben. Aber eine Kampagne mit Infor- mationssitzungen war unmöglich durchführ- bar während der Ausgangsbeschränkung. Die Priorität liegt nun auf den Hygienemassnah- men. Die Gemeindewahlen, die im März 2021 stattfinden werden, werden den Bürgerinnen Grundbetrag für ihren normalen Betrieb ver- nachhaltiger zu gestalten, um die Dienstleis- und Bürgern Gelegenheit bieten, sich über die fügen. Zweitens wird die zukünftige Gemeinde tungen für die Bürgerinnen und Bürger zu Gemeinde von Morgen zu informieren. Die ihrerseits über die finanziellen Mittel verfü- gewährleisten. Auch ist zu bemerken, dass in Konsultativabstimmung und Festlegung des gen, um Projekte und Vorschläge aus diesen den Gemeinden mit dem attraktivsten Steuer- definitiven Gebiets werden unmittelbar danach, Vereinen zu unterstützen. Letztlich wird eine satz niemand weiss, wie lange dieser noch be- im Herbst 2021, durchgeführt. Dienststelle diesen Vereinen zu Seite stehen stehen wird. Ausserdem ist der Steuersatz nicht und administrative sowie logistische Unter- der einzige Indikator, der Informationen über Die konstituierende Versammlung stützung bieten. Die Orts- und Quartiervereine die finanzielle Gesundheit einer Gemeinde lie- hatte angekündigt, dass sie alle werden die privilegierten Ansprechpartner der fert. Als Bürger von Villars-sur-Glâne bin ich heiklen Themen ansprechen wird. Behörden sein für alle Fragen, die ihren Ort zum Beispiel besorgt zu sehen, dass meine Ge- Ist Ihnen dies gelungen? oder ihr Quartier betreffen. meinde von allen neun Gemeinden des Fusions- Ja. Dank unseres partizipativen Ansatzes kön- gebiets diejenige ist, die die grösste Pro-Kopf- nen wir unsere Diskussionen ohne Tabus füh- Was den Steuersatz anbelangt, ist Verschuldung aufweist. Ich bin gezwungen, ren. Die heiklen Themen – zum Beispiel das das Projekt für die meisten Gemeinden mir über die mittelfristige finanzielle Situation Thema der Sprachen, der Burgergemeinde, der des Fusionsperimeters attraktiv. Aber meiner Gemeinde Gedanken zu machen. Pensionskasse, die Sanierung der Deponie La für Granges-Paccot, Villars-sur-Glâne Pila – werden von der Versammlung angespro- und würde eine Fusion eine Was ist Ihr Gefühl einige Monate chen. Andere Themen setzten sich nach und Steuererhöhung bedeuten. Ist dies vor der Abstimmung? nach in der Debatte durch. Ich denke insbeson- ein Hindernis? Gewisse Sorgen und Zweifel bleiben in der dere an die Entwicklung der kulturellen, sport- Wenn man die Zahlen genau analysiert, merkt Bevölkerung bestehen. Es braucht noch einen lichen oder sozialen Aktivitäten und an den Wil- man, dass sogar die Gemeinden mit einem tie- grossen Informationsaufwand, Vereinfachung len, echte Orts- und Quartiervereine zu gründen, feren Steuersatz mittelfristig mit der Fusion und Überzeugungsarbeit. Aber ich bin stolz die eine wichtige Rolle im Quartierleben, für etwas zu gewinnen haben. Die Gemeinden mit auf die Qualität und die Ernsthaftigkeit, mit den sozialen Zusammenhalt und als Vermittler den attraktivsten Steuersätzen sind auch dieje- der die Vertreterinnen und Vertreter der neun zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und nigen, die am meisten von einer kleinen Anzahl Gemeinden gearbeitet haben. Die Idee war, sich den neuen Behörden einnehmen werden. an Steuerzahlern abhängig sind. Dies ist ins- auf den Reichtum und das Erbe der bestehen- besondere der Fall in Granges-Paccot und den Gemeinden zu stützen, um die Vision einer Wird Grossfreiburg über die finanziel- Villars-sur-Glâne, wo der Steuersatz von vier Stadt mit menschlichem Gesicht auszuarbeiten. len Mittel verfügen, um seine Ambitio- bis fünf Unternehmen abhängt, was natürlich Eine neue Stadt, nachhaltig und bürgernah, die nen in diesem Feld zu erfüllen? keine gesunde Situation ist. Übrigens hat Villars- für alle Generationen Lebensqualität bietet. Wir Ja. Die konstituierende Versammlung sieht vor, sur-Glâne vor Kurzem die Steuern für juris- haben unsere Energie investiert, damit jeder die zukünftigen Orts- und Quartiervereine tische Personen um fünf Punkte erhöht. sagen kann: «Das ist die Stadt, in der ich morgen auf drei verschiedene Weisen zu unterstüt- Indem man die Anzahl der Steuerzahler er- leben möchte.» Und das ist die Stadt, die ich mir zen. Erstens werden diese Vereine über einen höht, ermöglicht die Fusion die Einnahmen für meine Kinder und Grosskinder wünsche!

FUSIONSZEITUNG 3 DAS WICHTIGSTE Eine attraktive Gemeinde

Das Fusionsprojekt Grossfreiburg wurde von einer Bürgerversammlung erarbeitet. Nach 24 Monaten Arbeit lieferten die Vertreterinnen und Vertreter aus den neun Gemeinden des Einzugsgebiets ihr Gemeinschaftsprojekt in Form eines Fusionskonzepts ab, das auf der Website www.grossfreiburg.ch einsehbar ist. Das Konzept zeigt die Umrisse der neuen, fusionierten Gemeinde und wird am 26. September 2021 im ganzen Fusionsgebiet einer Konsultativabstimmung unterbreitet. Eine Übersicht.

Eine erhöhte Schlagkraft Belfaux

Die neue Gemeinde wird mit über 74’000 Einwohnerinnen und Einwohnern die drittgrösste Gemeinde der Westschweiz und die neuntgrösste Gemeinde der Schweiz sein – nach Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern, Winterthur, Luzern und St. Gallen. Sie wird auch die bevölkerungsstärkste zwei- sprachige Gemeinde des Landes sein. Ihre Schlagkraft wird erhöht, etwa wenn es darum geht, den Stellenwert zwischen Lausanne und Bern sicherzustellen, aber auch in Diskussionen mit dem Kanton und dem Bund. Corminbœuf Eine stärkere Autonomie der Gemeinde

Die Gemeinden Grossfreiburgs sind mit Herausforderungen konfrontiert, die über ihre Grenzen hinausgehen. Alleine kön- nen sie so schwierige und komplexe Aufgaben wie Raumplanung, Mobilität, Wirtschaftsförderung oder Wasser- und Energiebe- wirtschaftung nicht wahrnehmen. Dazu arbeiten die Gemein- den heute in interkommunalen Strukturen zusammen. Diese Strukturen haben aber zwei Nachteile: einerseits die damit verbundene Arbeitsbelastung und andererseits die wenig trans- Matran parenten Entscheidungsprozesse, an denen sich die Behörden und die Bevölkerung nicht beteiligen können. Mit der Fusion übernimmt die Gemeinde diese Aufgaben wieder. Dadurch wird ihre Autonomie gestärkt.

74’000 EINWOHNER-INNEN

Avry Belfaux Corminbœuf Freiburg Givisiez Granges-Paccot 1’921 Einwohner-innen 3’283 Einwohner-innen 2’696 Einwohner-innen 38’263 Einwohner-innen 3’166 Einwohner-innen 3’750 Einwohner-innen

4 FUSIONSZEITUNG Solide Finanzen

Zwei Studien, die vor dem Beginn der Corona-Pandemie erstellt wurden, zeigen, dass die Fusion Grossfreiburgs realistisch und attraktiv ist. Ein Steuersatz zwischen 70 und 73% wird es ermöglichen, alle bereits geplanten Ausgaben zu übernehmen und neue Dienstleistungen und Infrastrukturen zu finanzieren. Der Cashflow wird jährliche Investitionen im Umfang von 75 Millionen Franken ermöglichen. Die neun Gemeinden investierten zwischen 2014 und 2018 gemeinsam 64 Millionen pro Jahr. Diese Indikatoren müssen mit Blick auf die Aus- wirkungen der Coronavirus-Krise auf die Gemeindefinanzen neu bewertet werden. Es kann jedoch bereits jetzt gesagt werden, dass die fusionierte Gemeinde weniger anfällig auf Steuererhöhungen sein wird, die aufgrund neuer Situationen (Abwanderung von wichtigen Steuerzahlern) oder Gesetze (Unternehmenssteuerreform) eintreten können; sie wird zudem über eine hohe Kapazität für künftige Investitionen in Schul-, Sport- und Verkehrsinfrastrukturen verfügen. Die neue Gemeinde wird ausserdem von einer relativ tiefen Verschuldung profitieren.

Eine dynamischere Granges-Paccot Bürgerbeteiligung

Das Fusionsprojekt sieht die Gründung von Orts- und Quartierver- einen vor. Zu deren Aufgaben wird die Wahrung der Interessen der örtlichen Bevölkerung, die Entwicklung der Lebensqualität und des sozialen Zusammenhalts gehören. Zudem werden die Orts- und Givisiez Quartiervereine als Kommunikationskanal zwischen dem Gemein- derat und der lokalen Bevölkerung dienen. Sie werden zu allen Themen konsultiert, die sie betreffen. Die Gemeinde unter- stützt die Orts- und Quartiervereine: Diese erhalten einen Freiburg jährlichen Beitrag und können finanzielle Mittel für konkrete Projekte beantragen. Sie werden den Einwohnerinnen und Einwohnern frei zugängliche Quartierzentren zur Verfü- gung stellen, die für alle Generationen zugänglich sind.

Villars-sur-Glâne Ein grösseres Dienstleistungsangebot

Schulen, Krippen, Bibliotheken, Gemeindeschalter, Sportan- lagen, kulturelle Einrichtungen und Entsorgungsstellen bleiben erhalten. Mit der Fusion wird die Bevölkerung von Grossfreiburg Marly über ein breiteres Angebot verfügen, da sie alle Dienstleistun- gen im gesamten Gemeindegebiet in Anspruch nehmen kann. Die besten Praktiken jeder Gemeinde werden allgemein gelten. Die lokalen Gesellschaften bleiben bestehen, ebenso wie de- ren Subventionen. Für die Akteure aus den Bereichen Kultur und Sport werden im gesamten Gemeindegebiet die gleichen Regeln und Möglichkeiten der Unterstützung bestehen – diese werden nach oben hin vereinheitlicht werden.

Marly Matran Villars-sur-Glâne 8’193 Einwohner-innen 1’506 Einwohner-innen 12’094 Einwohner-innen

FUSIONSZEITUNG 5 STÄRKER ANGESICHTS DER KRISE

Die Fusion Grossfreiburgs ermöglicht es den Gemeinden, die mit der Wirtschaftslage verbundenen Chancen und Risiken zu bündeln. Index der Abhängigkeit der Gemeinden von juristischen Personen

Die Arbeitsgruppe «Finanzen» der konstituie- Abbildung 1 renden Versammlung Grossfreiburgs erstellte Belfaux basierend auf Daten der kantonalen Steuer- verwaltung einen Index zur Abhängigkeit der Granges-Paccot Gemeinden Grossfreiburgs von juristischen 4 % 17,6 % Personen. Givisiez 11,3 % Mit dem Index lässt sich besser verstehen, inwiefern jede Gemeinde im Fusionsgebiet 10,9 % bezüglich Steuereinnahmen von den fünf gröss- 2,3 % ten auf ihrem Gebiet ansässigen Unternehmen 31,1 % abhängig ist. Der Index verdeutlicht die grossen Avry Unterschiede zwischen den Gemeinden (Ab- 10,4 % Villars-sur-Glâne bildung 1): Die Werte für die Jahre 2016 und 13,7 % 2017 reichen von 2,2% bis 31,1% (Durchschnitt). Matran 2,2 % Marly Als Ganzes betrachtet weist Grossfreiburg (Ab- bildung 2) eine geringe Abhängigkeit von sei- nen fünf grössten juristischen Personen auf Abbildung 2 (9,7%).

Die fusionierte Gemeinde ist widerstandsfä- higer gegen Wirtschaftsschwankungen.

Grossfreiburg 9,7 % Geringe Abhängigkeit: 0 % - 10 %

Mässige Abhängigkeit: 10.1 % - 15 %

Hohe Abhängigkeit: > 15%

6 FUSIONSZEITUNG Grossfreiburg

AND 21 %

GKS 5 9,7 % GKS 24 % GKS AND 14,3 % EVP 55 %

Insgesamt stammen 24% der Steuerein- nahmen der fusionierten Gemeinde aus der Unternehmenssteuer. Dieser Anteil liegt derzeit in Corminboeuf bei 4% und in Villars-sur-Glâne bei 40%. Die Fusion von Grossfreiburg erlaubt den Gemeinden, Chancen und Risiken der wirtschaftlichen Konjunktur zu teilen.

photo : Charly Rappo

Avry Belfaux Corminboeuf

AND 22 % AND 18 % AND 20 % GKS 5 10,4 % GKS 5 4 % GKS 5 2,3 % GKS 14 % GKS 7 % GKS 4 % GKS AND 3,6 % EVP 75 % GKS AND 3 % GKS AND 1,7 % EVP 64 % EVP 76 %

Fribourg Givisiez Granges-Paccot

AND 21 % AND 26 % AND 28 %

GKS 5 10,9 % GKS 5 11,3 % GKS 5 17,6 % GKS 23 % GKS 25 % GKS 31 % GKS AND 12,1 % EVP 49 % GKS AND 13,7 % GKS AND 13,4 % EVP 56 % EVP 41 %

Marly Matran Villars-sur-Glâne

AND 27 % AND 18 % AND 23 % GKS 5 2,2 % GKS 5 13,7 % GKS 5 31,1 % GKS 6 % GKS 22 % GKS 40 % GKS AND 3,8 % GKS AND 8,3 % EVP 42 % GKS AND 8,9 % EVP 71 % EVP 51 %

EVP: Einkommens- und Vermögenssteuer natürlicher Personen - AND: Andere Einnahmen (Liegenschaftssteuer und andere unregelmässige Abgaben) GKS: Gewinn- und Kapitalsteuer juristischer Personen - GKS 5: Gewinn- und Kapitalsteuer der fünf grössten juristischen Personen GKS AND: Gewinn- und Kapitalsteuer aller anderen juristischen Personen

FUSIONSZEITUNG 7 BÜRGERNÄHE Was sind die Folgen für die Bevölkerung?

Veränderungen im Ausmass der Fusion Grossfreiburgs werfen unweigerlich Bedenken auf. Die konstituierende Versammlung nimmt diese berechtigten Fragen ernst und ist bemüht, überzeu- ANTOINETTE DE WECK gende Antworten zu liefern. Delegierte der konstituierenden

Versammlung und Vize-Stadtpräsidentin Freiburg

Wie wird die Zweisprachigkeit gehandhabt?

Französisch und Deutsch werden die offiziellen Sprachen der Fusionsgemeinde sein, ebenso- FRANÇOIS ROUBATY wie sie im Staat Freiburg als Amtssprachen aner Delegierter der konstituierenden Versammlung kannt sind. Dies bedeutet nicht, dass das gesamte- Matran Gemeindepersonal zweisprachig sein muss. Die Ver Wie kann die Vertretung der Orte sichergestellt werden? waltung wird jedoch ein System einrichten müssen, das es ermöglicht, Anfragen von deutschsprachigen Die konstituierende Versammlung schlägt die Gründung von Vereini Personen innerhalb einer angemessenen Frist auf gungen vor, die als «Quartiervereine» oder «Ortsvereine» bezeichnet - Deutsch zu beantworten. Im Bereich der Schulen- werden und von den Behörden anerkannt sind. Ihre Hauptaufgabe besteht bietet die Gemeinde Freiburg schon heute Unter - darin, die Interessen der lokalen Bevölkerung zu wahren. Sie werden sys richt in Französisch und Deutsch an. Die konstituie tematisch zu den für sie relevanten Themen konsultiert und können Vor- rende Versammlung schlägt vor, auch zweisprachige- schläge einreichen. Ihre zweite Aufgabe ist es, mit konkreten Projekten die - Klassen einzurichten. Es besteht keinerlei Verpflich Lebensqualität und den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Für jeden tung für die Schülerinnen und Schüler, die Schule Verein wird im Gemeindebudget eine Grundfinanzierung vorgesehen. Die in einer zweisprachigen Klasse zu absolvieren. Die von den Vereinen entwickelten Projekte können auch von bestimm Gemeinde gewährleistet die Wahlfreiheit, sie kann- ten Beträgen aus dem Budget profitieren. - aber Bedingungen für den Zugang zu den verschie denen Schulgängen festlegen, zum Beispiel die Muttersprache der Eltern der Schülerinnen und Schüler.

FRÉDÉRIC CLÉMENT

Delegierter der konstituierenden Versammlung und Präsident des Generalrats ANNE-ELISABETH NOBS Villars-sur-Glâne Vize-Präsidentin der konstituierenden Versammlung

und Gemeindepräsidentin Müssen sich die lokalen, sportlichen und Corminboeuf kulturellen Vereine zusammenschliessen? Muss eine Zentralisierung - der Verwaltung befürchtet werden? Nein. Die konstituierende Versammlung möchte si- cherstellen, dass die Dienstleistungen für die Bevölke Nein. Die Gemeindeverwaltung wird für die gesamte Bevölke - rung weiterhin so nah wie möglich an deren Bedürfnissen rung im ganzen Einzugsgebiet zugänglich sein. Dazu gehört sind. Die Fusion der Gemeinden bedeutet demnach nicht- sowohl die Schaffung eines Online-Schalters als auch die Bereit - die Zusammenlegung der Organisationen. Die konstitu stellung von physischen Schaltern mit attraktiven Öffnungszeiten ierende Versammlung hat in ihrer Finanzanalyse und im in allen ehemaligen Gemeinden. Die konstituierende Versammlung Budgetvoranschlag alle Subventionen, die die Gemeinden schlägt auch die Schaffung eines Hausdienstes vor, um Menschen Grossfreiburgs derzeit an lokale, sportliche und kulturelle- mit eingeschränkter Mobilität oder beschränkter Nutzung digita - Vereine vergeben, vollumfänglich beibehalten. Schulen, Bi- ler Hilfsmittel behilflich zu sein. Im Bereich Unterhalt und Technik bliotheken, Sozial- und Beistandsdienste, lokale Gesell werden die Direktionen zusammengelegt, aber die operative Um - schaften, Sportvereine sowie kulturelle und soziokulturelle setzung wird dezentralisiert erfolgen. So wird das Strasseninspek - Räume werden ebenfalls erhalten bleiben. Ebenso wird- torat dauernd im ganzen Gebiet präsent sein und die Entsorgungs - das bestehende kulturelle, sportliche und soziale Ange stellen bleiben bestehen. Im Gegenzug werden die Vorschriften bot in den Gemeinden beibehalten und, nach Möglichkeit,- und Praktiken vereinheitlicht. durch die Entwicklung einer umfassenderen institu tionellen Politik gestärkt.

8 FUSIONSZEITUNG MURIEL BESSON-GUMY Delegierte der konstituierenden Versammlung und Grossrätin Belfaux

Wie sieht die Zukunft des Gemeindepersonals aus? ERIC MENNEL Die Fusion sieht keinen Stellenabbau vor. Ist die Fusion erst Delegierter der konstituierenden Versammlung einmal beschlossen, bedeutet sie zu Beginn sogar zusätzliche Givisiez Arbeit. Einerseits erfordert sie eine Vereinheitlichung der Praktiken Kann die Entwicklung in Zukunft und Reglemente, aber auch eine Neuorganisation der Abteilungen. besser gesteuert werden? Da das Gemeindepersonal eine Schlüsselrolle für den Erfolg einer Fusion hat, stellte die konstituierende Versammlung im Rahmen der Die konstituierende Versammlung schlägt zwei Grund- - Fusion eine Beschäftigungsgarantie aus. Die neuen politischen Ins sätze für die Zukunft vor: Die Entwicklung der fusio - tanzen müssen eine neue Lohnskala einführen, so dass die Gehälter nierten Gemeinde soll im Dienste des Wohlergehens der - nach Funktionen angeglichen werden. Die konstituierende Versamm Bevölkerung stehen und das ganze Einzugsgebiet Gross - lung Grossfreiburgs spricht sich in ihrem Fusionskonzept klar für freiburgs soll ausgewogen berücksichtigt werden. Die diese Harmonisierung und die Gleichheit zwischen Frauen und Fusion ermöglicht eine bessere Steuerung der Verdich- Männern aus. tung, den Schutz der Biodiversität und die Annäherung der städtischen an die ländliche Lebenswelt. Durch den Aus - bau des öffentlichen Verkehrs und des Langsamver - kehrs soll der Transitverkehr eingedämmt werden.

ANNE DEFERRARD Vize-Präsidentin der konstituierenden Versammlung Marly Was geschieht mit der Burgergemeinde?

Die Burgergemeinde von Freiburg ist eine von der politischen Gemeinde unabhängige Gesellschaft. Diese Unabhängigkeit ist im kantonalen Recht sichergestellt. Eine Auflösung ist daher im Rahmen der Fusion nicht möglich. Wenn die Fusion erfolgreich ist, wird die Burgergemeinde weiterhin das bür- gerliche Kulturerbe verwalten und ihre Gewinne der Allgemeinheit zukommen lassen, wie sie es derzeit tut, allerdings für die gesamte neue Gemeinde. Die CHANTAL HAYOZ Delegierte der konstituierenden Versammlung Bürgerinnen und Bürger mit Bürgerrecht der ehemaligen Gemeinden des Avry Fusionsgebiets werden automatisch den Status der Burgerin oder des Bur- gers erhalten – wie bei der Fusion der Gemeinden Murten und Estavayer. Wie kann die ganze Bevölkerung vertreten werden?

Die konstituierende Versammlung schlägt eine Über- gangsregelung von einer Legislaturperiode ab dem Inkrafttreten der Fusion vor, so dass die Vertretung der ehemaligen Gemeinden bei den Wahlen des Gemeinde- LAURENT BRONCHI rats und des Generalrats garantiert wird. Der Gemein - derat mit sieben hauptamtlichen Mitgliedern wird nach Delegierter der konstituierenden Versammlung Granges-Paccot dem Majorzsystem in fünf Wahlkreisen gewählt. Eine Wahl nach dem Proporzwahlrecht kann in der vom Gesetz vor - Bringt die Fusion für die Kultur gesehenen Form und Frist beantragt werden. Der Ge - einen Mehrwert? neralrat mit 80 Milizmitgliedern wird nach dem Proporz - system gewählt. Für den Generalrat bildet während der Die Kultur ist ein wichtiger Bestandteil der Identität Übergangszeit jede ehemalige Gemeinde einen Wahl - Grossfreiburgs. Zurzeit müssen kulturelle Projekte, die kreis. Jeder Gemeinde wird ein Sitz pro 1000 Ein - - in Grossfreiburg entwickelt werden, die Unterstützung meh wohnerinnen und Einwohner zugewiesen. rerer Behörden erhalten. Mit der Fusion wird es nur noch eine zuständige Behörde geben und diese wird gerechte Kriterien für alle im Kulturbereich tätigen Personen und Orga - nisationen des Fusionsgebiets anwenden. Wie im Sport wird die Fusion es ermöglichen, eine ehrgeizigere Kultur - politik zu entwickeln und den betroffenen Personen Res - Herausgeber Konstituierende Versammlung Grossfreiburgs p.a. Oberamt des Saanebezirks, sourcen und Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen, Reichengasse 51, Postfach 1622, 1701 Freiburg die ihren Ambitionen entsprechen. Was die Infrastruktur Grafiker Grafix, Freiburg betrifft, so wird diese ebenfalls von der Gemeinde Druckerei Imprimerie MTL SA, Villars-sur-Glâne übernommen. Papier Refutura, 70 gm2 Auflage 42’169 Exemplare

FUSIONSZEITUNG 9 SCHWERPUNKT Eine Offensive für Mobilität und mehr Arbeitsplätze

Dank der vorgesehenen Investitionen wird es möglich sein, jeden Punkt des Netzes in weniger als 15 Minuten zu erreichen.

Der Verkehr ist aktuell eine der grössten Schwä- den Langsamverkehr zu bieten. Diese Investi- fehlt zum heutigen Zeitpunkt (Abbildung 1). chen des Kantonszentrums. Die Einwohnerin- tion wird dem Staat Freiburg im Rahmen einer Der Bau eines neuen Schienenwegs von Marly nen und Einwohner sowie die ganze Bevölke- zusätzlichen Unterstützung der Fusion Gross- ins Zentrum Grossfreiburgs (Abbildung 2), zum rung des Kantons Freiburg erfahren es täglich, freiburgs beantragt (siehe Interview mit Staats- Beispiel in Form eines Trams, würde das Rück- wenn sie zu Stosszeiten im Stau stehen. Die rat Didier Castella auf Seite 11). Das Ziel ist ein grat des öffentlichen Verkehrs im kantonalen Experten sind sich einig: Der öffentliche Ver- 7,5-Minuten-Takt für alle Busse auf dem gesam- Zentrum vervollständigen. Der Bau einer Tram- kehr ist im Gebiet Grossfreiburg nicht attrak- ten Gebiet der fusionierten Gemeinde. Zudem linie nach Marly würde durch die Erstellung tiv genug. Trotz grossen Anstrengungen bleibt sollen die Passagiere jeden Punkt des städti- von Mobilitäts-Drehkreuzen in Givisiez, Avry der Anteil des öffentlichen Verkehrs in Gross- schen Netzes in weniger als 15 Minuten errei- und Marly ergänzt. Die Arbeiten dazu wurden freiburg mit 19% weit von den 35% entfernt, chen können. bereits aufgenommen (Abbildung 3). die etwa in Städten wie Bern oder Zürich er- reicht werden. Für die Bevölkerung gibt es Ein Tram als neue Schienenachse Abonnements von Jugendlichen keinen Grund den Bus zu nehmen, wenn die- Auf Ebene der Infrastruktur soll das Eisen- und Senioren werden übernommen ser im Stau nicht schneller vorwärtskommt als bahnnetz ausgebaut werden, das die Grund- Der Vorschlag (Abbildung 3) sieht Umleitungen die Autos. lage eines effizienten öffentlichen Verkehrs dar- für den Individualverkehr und die Einführung stellt. Grossfreiburg verfügt bereits über solche neuer Buslinien vor. Ebenso sind Massnahmen Das Mobilitätsproblem lösen zentralen Achsen im Westen (Avry – Rosé – zur Regulierung des Verkehrs geplant, um die Die konstituierende Versammlung schlägt In- Freiburg Bahnhof), im Norden (Belfaux SBB Beförderungsgeschwindigkeit der öffentlichen vestitionen von über 300 Millionen Franken und TPF – Givisiez – Freiburg Bahnhof) und Verkehrsmittel zu erhöhen und den Langsam- vor, um der Bevölkerung eine attraktive Inf- im Osten (Freiburg Bahnhof – Freiburg Poya verkehr zu fördern. Schliesslich wird vorge- rastruktur für den öffentlichen Verkehr und – Düdingen). Eine Achse in Richtung Süden schlagen, alle Ortschaften der fusionierten

Ungenügende Infrastruktur Neue strukturierende Achse Neue Buslinien

10 FUSIONSZEITUNG Eine Offensive für Mobilität und mehr Arbeitsplätze

DIDIER CASTELLA STAATSRAT

Der Grosse Rat und der Staatsrat sprachen sich für eine zusätzliche Finanzhilfe für die Fusion aus. Warum? Die kantonalen Behörden wünschen sich seit Jahren eine Fusion Grossfreiburgs. Die Regierung ist überzeugt, dass ein starkes Zentrum die Ent- wicklung des gesamten Kantons sichert. Mit der Schaffung von Arbeitsplätzen beugen wir dem Risiko vor, ein Schlafkanton zu werden. Man muss den Unternehmen attraktive Rahmenbedingun- gen und der Bevölkerung des ganzen Kantons qualitativ hochstehende Dienstleistungen bieten. Deshalb unterstützt der Staat grundsätzlich eine Finanzhilfe, die gezielt Infrastrukturen stärkt, die Gemeinde durch die Erstellung von Buslinien, Jugendlichen in Ausbildung und Senioren. Mit allen Freiburgerinnen und Freiburgern zugute- die um Grossfreiburg verlaufen, an eine zentrale dieser Verlagerung kann diesen beiden Bevöl- kommen. Die Fusion bringt neuen Elan, um den Eisenbahnlinie anzuschliessen (Abbildung 3). kerungsgruppen der öffentliche Verkehr kos- Aufschwung unseres Kantons zu begleiten. tenlos angeboten werden, ohne dass für die Die Offensive betrifft auch die Preise für die Gemeinde zusätzliche Kosten entstehen. Dazu Welche Bedeutung hat dieses Projekt für öffentlichen Verkehrsmittel. Die konstituieren- ist es notwendig, dass der Kanton seine finan- die Stellung Freiburgs in der Schweiz? de Versammlung schlägt eine Anpassung der ziellen Beiträge auf dem heutigen Niveau bei- Die Stadt Freiburg wird unter den zehn bevöl- Finanzierung des städtischen Verkehrs vor. In behält. Dieses Konzept ist also auch für den kerungsstärksten Gemeinden der Schweiz sein. diesem neuen Modell verlagert die fusionierte Staat Freiburg kostenneutral. Das Projekt sieht Klar ist, dass eine Region, die mit einer Stimme Gemeinde ihre finanziellen Anstrengungen von zudem eine allgemeine Senkung der Fahrkar- spricht, mehr Gewicht in den Diskussionen mit der Entschädigung des städtischen Verkehrs tenpreise sowie eine einzige Tarifzone für das dem Bund und anderen Kantonen hat. Eine zur Übernahme der Abonnementskosten von gesamte Einzugsgebiet Grossfreiburgs vor. vereinheitlichte politische Führung ermöglicht es Grossfreiburg, Projekte zu lancieren, die die Attraktivität und die Glaubwürdigkeit des gan- zen Kantons stärken.

Neue Arbeitsplätze in Bertigny Genügt die Agglomeration nicht, Die konstituierende Versammlung schlägt vor, um einen starken Standort Freiburg die Wirtschaft anzukurbeln, indem grosse zu schaffen? Grundstücke für Unternehmen verfügbar sind, Die Agglomeration Freiburg war ein echter Fort- die sich in Freiburg niederlassen möchten. schritt. Sie ermöglichte den lokalen Behörden, Sie ruft den Staatsrat dazu auf, 20 Millionen zusammen die Entwicklung Grossfreiburgs vor- Franken für die Entwicklung von strategisch anzutreiben. Aber sie hat ihre Grenzen: Sie er- wichtigen Grundstücken auf einer Fläche von möglicht eine regionale Planung, aber kann die 10 Hektaren bereitzustellen; insbesondere im Kompetenzbereich der Gemeinden liegenden im Gebiet von Bertigny. «Dieser Vorschlag Massnahmen nicht umsetzen. Projekte zu kon- entspricht einer echten Nachfrage der Wirt- kretisieren verlangt viel Diskussion und Zeit. schaft. Wir sind mit einer besorgniserregen- Millionen an Bundesgeldern stehen auf dem den Knappheit an verfügbarem Land in den Spiel! Dies hat wohl den Entscheid des Grossen Industriezonen konfrontiert» bestätigt Paul- Rats beeinflusst, im Gesetz eine neue Form der Albert Nobs, ehemaliger Präsident der Asso- Agglomeration Freiburg einzuführen. Dieser ciation du parc d’activité de Moncor (APAM). Entscheid muss zum Anlass genommen wer- Dieses Land stünde Unternehmen zur Verfü- den, ihr eine breitere Grundlage zu geben, in gung, die Arbeitsplätze mit hohem Mehrwert einem grösseren Gebiet. So wird sichergestellt, schaffen. Die konstituierende Versammlung dass sie nach der Fusion auf einer umfassenden schlägt ausserdem eine Stärkung der Wirt- regionalen Ebene weiterbesteht. Auf lokaler und schaftsförderung vor. Schliesslich soll eine regionaler Ebene braucht es eine politische ausgebaute Mobilität die Erreichbarkeit für die Führung, die fähig ist, schnell grundsätzliche Unternehmen und Angestellten verbessern. Bertigny ist ein strategisches Grundstück. Projekte für die Lebensqualität der Bewohner und den ganzen Kanton zu realisieren.

FUSIONSZEITUNG 11 12 FUSIONSZEITUNG