Magazin Nr. 5 2019 / 2020 ZKM I , Deutschland

*Fritz Kuhr, 1928. Student am von 1923–27, Mitarbeiter in der Werkstatt für Wandmalerei von 1928–29, unterrichtete von 1929–30 Zeichnen am Bauhaus.

DIE GANZE WELT EIN BAUHAUS* László Moholy-Nagy Im Programm des Staatlichen Bauhauses Das Buch „Malerei Photographie Film“ 1921 in verkündete Walter Gropius die Maler, Fotograf, Typograf, (1925) postuliert seine Theorie des Bühnenbildner, Kunsttheoretiker „Neuen Sehens“. Ab 1928 wieder in Erschaffung eines Gesamtkunstwerkes: „Das und -pädagoge , entwirft er intermediale Bauhaus erstrebt eine Sammlung alles künst- 20. Juli 1895 in Bácsborsód, Dekorationen für die Krolloper und lerischen Schaffens zur Einheit, die Wiederver- Österreich-Ungarn Piscator-Bühne. Er experimentiert in – 24. November 1946 in Chicago, USA der Malerei mit Materialien wie einigung aller werkkünstlerischen Disziplinen Aluminium und Bakelit und will mittels – Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Plexiglas vor Leinwänden transparente Geboren in Südungarn als Sohn des Handwerk – zu einer neuen Baukunst als dreidimensionale Effekte erzielen. jüdischen Landwirts Lipot Weisz wird Seine Versuche führen zur Konstruk- deren unablöslichen Bestandteile. Das letzte, der spätere Pionier der Moderne vom tion einer beweglichen Raumskulptur wenn auch ferne Ziel des Bauhauses ist das Onkel in Mohol (heutiges Serbien) aus Glas und Metall, dem „Raum- erzogen. Ein Rechtsanwalt der Mutter modulator“. 1934 lässt er sich von Einheitskunstwerk – der große Bau – in dem namens Nagy half ihr und sechs seiner Frau Lucia Moholy, Bauhaus- es keine Grenze gibt zwischen monumentaler Kindern, das Leben zu meistern, nach- Fotografin und Publizistin, scheiden, und dekorativer Kunst.“ (…) Das Bauhaus will dem der Vater die Familie verlassen die zusammen mit Herwarth Walden hatte. Daraus formt László seinen seine Karriere ab 1921 stark Architekten, Maler und Bildhauer aller Grade je neuen Nachnamen und geht eigene gefördert hat. nach ihren Fähigkeiten zu tüchtigen Handwer- Wege: Das vom Soldatensein im Ersten Weltkrieg jäh unterbrochene Mit seiner zweiten Frau Sybille kern oder selbständig schaffenden Künstlern Jurastudium quittiert der an der Pietzsch emigriert er über Amsterdam erziehen und eine Arbeitsgemeinschaft russischen Front schwer Verwundete. und London 1937 in die USA. Auf Empfehlung von Walter Gropius erhält führender und werdender Werkkünstler grün- Nach vollständiger Genesung widmet er sich voll und ganz der Malerei. Mit er die Leitung des New Bauhaus den, die Bauwerke in ihrer Gesamtheit – Roh- dem Sturz der Ungarischen Räte- Chicago, das aus Geldmangel im bau, Ausbau, Ausschmückung und Einrichtung republik im Jahr 1919 geht er nach Folgejahr schließt. 1939 eröffnet Wien, 1920 nach Berlin und 1923 an Moholy-Nagy die School of Design in – aus gleichgeartetem Geist heraus einheitlich das Bauhaus nach Weimar und . Chicago, die 1944 zum Institute of zu gestalten weiß.“ László Moholy-Nagy übernimmt den Design umgeformt wird und zu seinem Vorkurs und wird Formmeister der letzten Wirkungsort als Pädagoge Wenn auch der „große Bau“, orientiert an der Metallwerkstatt. Mit Gropius ediert er wird. Mit seinem Buch „Vision in Motion“, das erst ein Jahr nach seinem mittelalterlichen Dombauhütte, stets Utopie ab 1924 die vierzehn „Bauhausbücher“. Seine Fotografien lösen bei Studieren- Tod veröffentlicht wird, dokumentiert er blieb, so näherte sich das Bauhaus doch in den einen „Foto-Boom“ aus. die Synthese seines Schaffens als mehreren Projekten dem Anspruch eines Das „Schreiben mit Licht“ führt ihn Lehrer, Künstler und Theoretiker. „Die ganze Welt ein Bauhaus“ zeigt in acht Gesamtkunstwerkes: 1921 waren Studierende zu abstrakten Experimenten mit Text: Astrid Volpert kameraloser Fotografie (Photogramm). Themenbereichen vielfältige und überraschende am „Haus Sommerfeld“ von Walter Gropius Einblicke in das Schaffen und Leben an einer und Adolf Meyer im Berlin an der Ausgestaltung G der bedeutendsten Kunstschulen des 20. Jahr- beteiligt. 1923 arbeiteten zahlreiche Mitglieder hunderts: Dem 1919 in Weimar gegründeten verschiedener Werkstätten gemeinsam für das Bauhaus. Es zog 1926 nach Dessau und – nach- vom Maler und Bauhausmeister Georg Muche E dem dort der Weiterbetrieb durch den National- entworfene „Versuchshaus am Horn“. Walter sozialismus unmöglich wurde – 1932 nach Berlin, Gropius‘ 1926 eröffnetes Bauhausgebäude wo das Institut schließlich 1933 endgültig seine und die Meisterhäuser in Dessau sind eben- S Türen schloss. falls gesamtkünstlerische Werke, die auch auf E einem Prinzip der Werkstattübergreifenden Diese Schau lädt anhand von Fotos, Arbeiten Zusammenarbeit gründen. Auf diese Weise auf Papier, Modellen, Dokumenten, Filmen, Texten 1927 A entstanden Metall- und Holzmöbel, Leuchten 1926/27, und Objekten ein zu entdecken, wie umfassend I sowie die Farbkonzepte für die Räume. und unterschiedlich die Konzepte und Lösungen Junkers-Luftbildaufnahme, Bauhausgebäude in Dessau, des Bauhauses für eine zeitgemäße, moderne Ge- Der Anspruch, ein Gesamtkunstwerk zu M N staltung von Architektur, Gegenständen des Alltags, schaffen, zeigte sich auch in der Arbeit der der Malerei und Bühnenkunst, bis hin zu pädago- Bühnenwerkstatt. Die expressionistischen gischen Modellen, waren. Stets auch mit dem Ziel, Bühnenwerke Lothar Schreyers am Weimarer T für den Menschen und seine Umwelt angemes- Bauhaus verbanden etwa Sprache, Gestik, L sene, bessere Lebensbedingungen zu schaffen. Farbe und Plastik radikal miteinander. Auch die Theaterkonzepte von László Moholy-Nagy, Schließlich finden Sie in jedem Themenbereich K wie zum Beispiel die „Partiturskizze zu einer der Ausstellung – ausgehend von einem Objekt E mechanischen Exzentrik: Synthese von Form, – ausgewählte Biografien von Bauhäuslern Bewegung, Ton, Licht (Farbe) und Geruch“ und Bauhäuslerinnen, die die Verschiedenheiten U haben den Charakter eines Gesamtkunst- und gemeinsame Bezugspunkte der Lebenswege I werkes beziehungsweise „Gesamtwerkes“, wie aufzeigen. es Moholy-Nagy formulierte. N Dabei war das Bauhaus in den 14 Jahren seines T Bestehens eine sich stetig neu erfindende Insti- tution. Denn ihre Ausrichtung wurde von ihren drei S Direktoren, den Architekten Walter Gropius, Hannes U Meyer und Ludwig Mies van der Rohe sowie den Bauhausmeistern, Werkstattleiterinnen und den Studierenden immer wieder sehr lebendig und T N nicht ohne Streitigkeiten diskutiert und definiert. Einige dieser unterschiedlichen Positionen am Bauhaus, auch kritische Meinungen aus jener Zeit W G über das Bauhaus, sind für die Ausstellung einge- sprochen worden – lauschen Sie diesen Stimmen per Kopfhörer. E Nicht nur am Bauhaus, sondern auch außerhalb des Bauhauses, wurde über seine Aufgabe und R Bedeutung stets kontrovers diskutiert – bis heute. Daran erinnern Plakate mit Zitaten unterschiedli- cher Persönlichkeiten und meist aus Zeitungs- K artikeln aus der Zeit von 1945 bis heute. Sie zeigen die Rezeptionsgeschichte und den Wandel der Bedeutung des Bauhauses.

Boris Friedewald Kurator der ifa Tourneeausstellung

Walter Gropius (Autor), Lyonel Feininger (Illustration), Manifest und Programm des Staatlichen Bauhauses Weimar mit Titelblatt „Kathedrale“ April 1920 Marianne Brandt, Aschenbecher,

1924

„Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle K müssen zum Handwerk zurück!“ hatte Staatliche Bildstelle Berlin, Haus am Horn, Kinderzimmer, Blick in Essraum und Küche, Alma Walter Gropius im Bauhaus-Manifest von Buscher, Erich Brendel (Möbel), 1919 gefordert. Deshalb war das Ziel U zunächst, jeden Studierenden ein Handwerk Staatliche Bildstelle Berlin, Haus am Horn, Wohnzimmer, Marcel Breuer (Möbel), Gyula Pap (Lampe), Martha Erps (Teppich), László Moholy-Nagy (Wandlampe), in einer der Werkstätten erlernen zu 1923 lassen. Erst aus dem Handwerk könne N Staatliche Bildstelle Berlin (Carl Rogge), Haus Sommerfeld in Berlin-Dahlem, Hofansicht, Walter künstlerisches Gestalten entstehen; der 1920–21 Gropius und Adolf Meyer (Architektur), Künstler sei die Steigerung des Hand- werkers. S G 1923 Anfang 1922 stellte sich in der Herstellung der Werke die Frage nach Einzelstück- T oder Serienproduktion. Walter Gropius E notierte: „Meister Itten stellte neulich unter uns die Forderung, man müsse sich entscheiden, entweder in vollkommenen S Gegensatz zur wirtschaftlichen Außenwelt individuelle Einzelarbeit zu leisten, oder die Fühlung mit der Industrie zu suchen.“ H A Itten selbst propagierte das individuell gefertigte handwerkliche Einzelstück, noch ganz im Sinne des ursprünglichen A M Ziels des frühen Bauhauses. Den entscheidenden Richtungswechsel N verkündete Gropius 1923 mit der neuen T Parole „Kunst und Technik – eine neue Einheit“, der die weitere Zukunft des D Bauhauses entscheidend prägte. Mit K dieser Neuausrichtung verließ Johannes Itten das Bauhaus. Im Katalog der großen Bauhausausstellung 1923 in Weimar er- W U klärte Gropius, dass das Bauhaus keine , Keramische Werkstätten Catharine Louise (Kitty) Fischer und dessen Frau Greten Dornburg, Kaffeekanne L16, Handwerkerschule sei und bewusst die 1923 van der Mijll Dekker (Fischer) Kähler baut sie in Nunspeet 1933 E Verbindung mit der Industrie suche. Zu- Textildesignerin die Handweberei De Wibstrik auf. Ihr Beitritt zur Vereinigung

1920 22. Februar 1908 in Jogyakarta, N dem würden die Werkstätten nun gezielt für Gewerbe- und Kunsthand- Java – 6. Dezember 2004 in Normarbeit vorbereiten. So sollten ver- werk, ermöglicht ihr eine Aus- Nijkerk, Niederlande stärkt Prototypen und Standards entwi- stellungsbeteiligung im Stedelijk R Museum Amsterdam. Außerdem S ckelt werden, die sich für die industrielle Kitty van der Mijll Dekker wird auf erhält sie auf der Triennale Serienproduktion eigneten. Erste Ergeb- Java geboren, wo ihr Vater Ver- di Milano für zwei Stoffe aus nisse dieses Bestrebens waren die aus walter auf einer Tabakplantage Cellophan die Silbermedaille. K ist. Mit acht Jahren kommt sie Als sich Hermann Fischer und T wenigen Teilen bestehenden, sich oft auf nach Holland und besucht Greten Kähler 1934 trennen, Elementarformen beziehenden funktio- bis 1925 die Bürgerschule in Den führen van der Mijll Dekker und Nicht nur das Bauhaus selbst wurde nalen Erzeugnisse, wie zum Beispiel die Haag. Es schließen sich Bildungs- Fischer den Betrieb als Hand- durch die Einnahmen aus dem Verkauf und Sprachreisen in die weberei und Entwurfsatelier „Teekombinationskanne“ von Theodor K.v.d. Mijll-Dekker weiter. Vielfäl- W unabhängiger von öffentlichen Fördergel- Schweiz, USA und nach England Bogler, der „Lattenstuhl“ von Marcel Breuer, an. An der Hornsey School of Art tige Ehrungen, unter anderem dern – auch die Studierenden waren am 1935 die Goldmedaille auf der die legendäre „Bauhausleuchte“ von Carl in London absolviert sie Kurse Erlös ihrer Entwürfe und an dem Verkauf für Aquarellieren, Zeichnen und Weltausstellung in Brüssel und T Jakob Jucker und Wilhelm Wagenfeld Kunstgeschichte. Im Anschluss 1937 das „Diplôme D’honneur“ von Lizenzen beteiligt und konnten damit E sowie das Bauhaus-Schachspiel von erhält sie Privatunterricht bei auf der Pariser Weltausstellung, einen Teil ihrer Lebenshaltungskosten dem Innenarchitekten Jan Buys bringen der Textildesignerin ab Josef Hartwig. Im 1925 erschienenen bestreiten. Mit dem Umzug in das neue und dem Industrieentwerfer Cor 1938 Aufträge für das niederlän- E Bauhausbuch Nr. 7 „Neue Arbeiten der Alons , die ihr 1929 Referenzen dische Königshaus ein. Sie fertigt Dessauer Bauhausgebäude 1926 er- R Bauhauswerkstätten“, der einem Bestell- für ihre Bewerbung am Bauhaus zudem Wandteppiche und Gar- hielten die Werkstätten eine neue Aus- in Dessau geben. Nach dem dinen für öffentliche Gebäude, katalog serieller Bauhauserzeugnisse stattung mit Maschinen, die neben der Vorkurs am Bauhaus schließt sie liefert Entwürfe für die einheimi- C gleich kam, postulierte Gropius: „Die vier Semester in der Weberei- sche Textilindustrie, auch für

Lothar Schreyer, „Heiland, Heiland“ aus der Publikation ‚Kreuzspiel‘, Gestaltung von Typen für die Industrie K Bauhauswerkstätten sind im wesentlichen werkstatt an, wo sie mit Formen Bodenbelege und Wandverklei- auch eine rationellere Serienproduktion und Materialien experimentiert, dungen. Mit geometrischen Laboratorien, in denen vervielfaltigungs- Formen, moderner Webtechnik erlaubten. So wurden die Werkstätten zu darunter Cellophan und syntheti- H reife, für die heutige Zeit typische Geräte sche Garne. Im November 1931 und Farbklängen, die an eine echten „Produktionswerkstätten“, in denen Bauhausästhetik erinnern, revo- sorgfältig im Modell entwickelt und besteht sie in der Tuchfabrik des gleichwohl die Ausbildung weiter ging. Vaters ihrer Kommilitonin Margot lutioniert sie das klassische dauernd verbessert werden“. Im selben Meschke in Rummelsburg/ Geschirrtuch. 1950 heiratet sie N Jahr brachte das Bauhaus Dessau den Unter dem Direktorat von , Pommern die Gesellenprüfung ihren deutschen Partner und erhält im April 1932 außer- Hermann Fischer. Bis 1970 lehrt „Katalog der Muster“ heraus, in dem die der „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ dem das Bauhaus-Diplom Nr. 66 sie am Institut für Kunstgewerbe- Eigenerzeugnisse zur Bestellung ange- propagierte, entstand das erfolgreichste als Weberin, woraufhin sie nach unterricht in Amsterdam. I Holland zurückkehrt. Mit ihren 1923 priesen wurden. Als bestimmendes Prinzip Standardprodukt des Bauhauses: Die Text: Astrid Volpert Mitstudierenden Hermann für die Gestaltung solcher Produkte hatte Bauhaustapeten, deren Entwürfe in einem Gropius die „Wesensforschung“ vorge- Wettbewerb unter den Studierenden schlagen: „Ein Ding ist bestimmt durch ausgewählt wurden. Unter dem Direktorat K sein Wesen. Um es so zu gestalten, dass von Ludwig Mies van der Rohe wurde es richtig funktioniert – ein Gefäß, ein die Produktion von seriellen Erzeugnissen Stuhl, ein Haus – muss sein Wesen zuerst in den Werkstätten des Bauhauses ein- erforscht werden; denn es soll seinem gestellt. Prototypen für die Industrie Zweck vollendet dienen, d. h. seine Funk- wurden indes weiter entworfen – wie die tionen praktisch erfüllen, haltbar, billig Lampen von Heinrich Siegfried Bormann, und ‚schön‘ sein.“ die von Körting & Mathiesen als „Kandem Lampen“ vertrieben wurden. Herbert Bayer, Notgeld des Landes Thüringen,

Otto Lindig, Keramische Werkstätten Dornburg, Teller, 1922/23 Das Bauhaus gilt heute als eine der innova- tivsten und prägendsten Kunstschulen des 20. Jahrhunderts. Dabei war der Gründer Walter Gropius sicher, dass „Kunst an sich nicht lehrbar sei, wohl aber das Handwerk“. Deshalb bildeten am Bauhaus die Werk- stätten für Wandmalerei, Metall, Weberei und Tischlerei das Herzstück der Ausbildung von Lehrlingen, die später auch die Möglichkeit Pius Pahl, Ludwig Mies van der Rohe während des Unterrichts im K Bauhausgebäude Dessau mit Studierenden, Annemarie Wilke (vorne), hatten eine Gesellenprüfug abzulegen. Damit Heinrich Neuy, Ludwig Mies van der Rohe (Mitte), Hermann Klumpp 1930 / 31 setzte sich das Bauhaus deutlich von den klassischen Akademien ab. Man errichtete U zunächst die Gold-Silber-Kupfer-Schmiede (später Metallwerkstatt), die grafische Druckerei, die Buchbinderei und die Weberei. Unbekannt, Walter Gopius‘ Serienhäuser, aus der Publikation „Staatliches Bauhaus Weimar 1919–1923“, N 1920 wurden dann die Werkstätten für R 1923 Keramik, Glasmalerei, Wandmalerei sowie Holz- und Steinbildhauerei gegründet. 1921 S folgten die Tischlerei- und Bühnenwerkstatt. A Marcel Lajos („Lajkó“) Breuer 187, Architekt und Designer Unbekannt, Strukturstoffmuster „Semmering“ Nr. Ein Problem war zunächst, geeignete Lehr- aus einem Musterbuch mit Bauhausstoffen, 1928–31 T 21. Mai 1902 in Pécs, kräfte zu finden, die handwerkliches Können Österreich-Ungarn vermittelten und zugleich künstlerische D – 1. Juli 1981 in New York City, USA Fragen klären konnten. „Zuerst musste eine Der Architekt Hannes Meyer, der neue generation ausgebildet werden, die 1928 als neuer Bauhausdirektor I Mit 18 Jahren schreibt sich fähig war, beide eigenschaften zu vereinen.“ antrat, organisierte den Lehrplan Marcel Breuer an der Akademie erklärte Gropius später. Deshalb wurden die neu, fasste einige Werkstätten der Bildenden Künste in Wien Werkstätten gemeinsam von einem „Werk- H ein. Doch schon bald zieht es zusammen, erhöhte die Studienzeit, K den Ungarn jüdischer Herkunft meister“ oder einer Werkmeisterin für das holte zahlreiche Gastdozenten gemeinsam mit weiteren Handwerkliche und einem „Formmeister“ malenden Landsleuten an das an das Bauhaus und organisierte Bauhaus. Von 1920 bis 1924 ist oder Formmeisterin für formal-gestalterische Vorträge von Wissenschaftlern, A er Studierender in Weimar, wo er Anliegen geleitet. Dieses Prinzip wurde erst Künstlern und Künstlerinnen. Unter A avantgardistische Holzmöbel mit dem Umzug des Bauhauses nach Dessau entwirft, so etwa gemeinsam mit Meyer war die Architekturklasse, Gunta Stölzl den „Romantischen aufgebrochen. die erst seit 1927 am Bauhaus N Lehnstuhl (Afrikanischen angeboten wurde, nun fest veran- L Stuhl)“. Sein Gesellenstück „Toilettentisch der Dame“ (1923) Studierende, die eine Ausbildung in einer kert. Außerdem führte Meyer den entwirft er für das Musterhaus Werkstatt beginnen wollten, mussten zunächst Sportunterricht und eine Fotoklasse D am Horn. Als Jungmeister leitet am Bauhaus ein. Stärker als zuvor E Marcel Breuer in Dessau von den Vorkurs, den Johannes Itten und später 1925 bis 1928 die Möbelwerk- László Moholy-Nagy und wollte Meyer ein „Studium am statt und entwickelt Stuhl- leiteten, erfolgreich absolvieren. Der Vorkurs Werk“ ermöglichen, insbesondere W Systeme aus Stahl- und Eisen- durch Beteiligung an gemeinschaft- garngewebe (u. a. „Wassily- sollte die schöpferischen Fähigkeiten der Sessel“). Er lässt die Objekte in Studierenden entwickeln, sie von Konven- lichen Bauprojekten, für die durch seiner Firma Standard Möbel tionen und von Vorstellungen bisheriger Stil- genaue Analysen der zukünftigen E Lengyel & Co herstellen, ab Nutzfunktionen eine „wissen- P 1929 dann bei Thonet. Von 1928 bewegungen befreien. Denn für Gropius bis 1931 betreibt Breuer in Berlin galt: „ Zuerst der ganze Mensch, dann erst – schaftlich begründete Gestaltung“ ein Architekturbüro und stattet Firma Rasch, Bauhaustapeten-Muster, entworfen von Studierenden des Bauhauses, 1932 geschaffen werden sollte. unter anderem die Wohnung des so spät wie möglich – die Spezialisierung“. R Theaterintendanten Erwin Nachdem Ludwig Mies van der Ä Piscator mit seinen Möbeln aus. Bis auf sein erstes architekto- Rohe 1930 zum Direktor des nisch realisiertes Projekt, das Bauhauses berufen wurde, war es K „Haus Harnischmacher“ in D (1932, im Zweiten den Studierenden je nach Vor- Weltkrieg zerstört) und die bildung möglich, ohne den bisher „Doldertal Appartements“ obligatorischen Vorkurs an einer (1936, mit Alfred und Emil Roth) A scheitern Versuche, sich als Ausbildung am Bauhaus teilzu- Architekt des Neuen Bauens im nehmen. Nun wurde sehr viel deutschsprachigen Raum zu eta- Theorie vermittelt und die Studien- blieren. Ab 1935 arbeitet Marcel T 1924 dauer deutlich verkürzt. Bei seinem G Breuer als Architekt bei Francis Reginald Stevens Yorke in Antritt als Direktor im Jahr 1930 London. 1937 folgt er dem Ruf Josef Hartwig (Figuren), Joost Schmidt (Verpackung), Das Bauhaus Schachspiel, Modell XVI, bekannte Ludwig Mies van der an die Graduate School of E Design der Harvard University, Rohe: „Ich will keine Marmelade, O wo er mit Walter Gropius die nicht Werkstätten und Schule, Architekturlehre aufbaut. In Cambridge führen beide bis sondern Schule“. C 1941 ein gemeinsames Büro, wo G Breuer das „Gropius House“ in Lincoln (1938) entwirft. Nach seiner Ehe (1926–34) mit der H Bauhausschülerin Martha Erps I heiratet er im Jahr 1940 seine Sekretärin Constance Crocker Leighton. Er verlegt sein Büro N nach New York und baut in K Neuengland 70 Privathäuser, für die er die „weiße Moderne“ mit regionalen Materialien und Trends verbindet. 1952 realisiert er mit I Pier Luigi Nervi und Bernard Zehrfuss das Gebäude der UNESCO in Paris. Mit Abraham Elzas verwirklicht er von 1953 K bis 1957 das Kaufhaus „De Bijenkorf“ in Rotterdam. In den 1960er Jahren entwirft Breuer die Überbauungsarchi- tektur des französischen Winter- sportorts Flaine sowie das Whitney Museum in New York. Im Jahr 1948 widmet ihm das Museum of Modern Art MoMA in Unbekannt, Schema der Lehre, aus der Publikation „Staatliches New York eine Einzelschau, wo Bauhaus Weimar 1919–23“, 1923 er bereits 1938 in der allgemei- nen Bauhaus-Ausstellung vertreten war. Text: Astrid Volpert

1928 / 29 Unbekannter Fotograf, Klasse für Wandmalerei im Bauhausgebäude Dessau, Irena Blühová Vielmehr engagiert sie sich in Fotografin, Publizistin, der Kommunistischen Partei. Ab Hochschullehrerin 1933 führt sie unter dem Logo BLÜH in Bratislava einen Verlag 2. März 1904 in Považská- und eine Buchhandlung. In ihren Bystrica, Österreich-Ungarn Fokus geraten soziografische – 30. November 1991 in Erforschungen der Provinz. Bratislava, Tschechoslovakei Von 1939 bis 1945 kollaboriert der slowakische Staat mit dem Als Fotografin ist Irena Blühová NS-Regime. Sie muss ihr Stu- zunächst Autodidaktin, sie muss dium in der Filmabteilung der ihren Lebensunterhalt als Kunstgewerbeschule in Bratislava Bankangestellte verdienen. Erst abbrechen und flieht in den 1930 kann sie sich am Bauhaus Untergrund. Nach dem Krieg in Dessau als Studierende ringt sie um eigene Positionen in einschreiben. Unter Mies van der dem von Männern dominierten

Medium der Fotografie. Ab 1948,

Rohes Direktorat absolviert sie Dessau, in Bauhausmensa der Terrasse der auf Yamawaki Michiko und Iwao Kranz, Kurt die Grundlehre und arbeitet in sie ist selbst Mutter geworden, den Werkstätten für Fotografie stehen Kinder und Frauen im und Reklame/Typografie. Als Mittelpunkt ihrer Aufnahmen. das Bauhaus im Sommer 1932 in Ab den 1970er Jahren hat sie Dessau schließt, verlässt sie die Einzelausstellungen in der Institution und kehrt in die Bundesrepublik Deutschland Heimat zurück. Ihre sozialkriti- und in Ungarn, 1974 auch am schen Werke mit experimentel- Bauhaus-Archiv Berlin-West. lem Gestus setzt sie nicht fort. Text: Astrid Volpert

Lotte Gerson-Collein, der größte und der kleinste Bauhäusler Peter Bücking und Takehiko Mizutani im Vestibül des Bauhausgebäudes in Dessau, aus bauhaus. zeitschrift für gestaltung, 2 / 3, 1928 R A Erich Consemüller, Marcel Breuer und sein „Harem“, D v. links: Marta Erps-Breuer, Katt Both, Ruth Hollos-Consemüller, 1927 I G K 1927 E A M L E Marianne Ahlfeld-Heymann (zugeschrieben), Übung aus dem Unterricht „bildnerische Formenlehre“ von , E 1923–24 I Theodore Lukas (Lux) Feininger In der Zeit von 1929 bis 1931 Fotograf, Maler, Hochschullehrer arbeitet er, auf Vermittlung von Umbo, für die Berliner Foto- 11. Juni 1910 in Berlin, agentur Dephot (Deutscher N Deutsches Kaiserreich Photodienst). Während seiner – 7. Juli 2011 in Cambridge, Zeit am Dessauer Bauhaus Massachusetts, USA entstehen zahlreiche Fotogra- P fien, insbesondere vom S Theodore Lux Feininger ist der Bauhaus-Alltag und der Sohn des Malers und Bauhaus- Bauhaus-Bühnenwerkstatt. 1936 meisters Lyonel Feininger. Aus zieht Lux Feininger nach New Ä reiner Experimentierfreude York. Dort wirkt er zunächst als Neben dieser Arbeitsgemeinschaft war C beginnt der Weimarer Abiturient freischaffender Maler. Bis 1947 zu fotografieren, zunächst mit stellt er in Europa und USA unter für ihn auch die Lebensgemeinschaft einer Kamera der Großmutter, dem Namen Theodore Lux aus, von Lehrenden und Studierenden wichtig, dann mit einer eigenen 9cm × später unter seinem vollen D Namen. Von 1950 bis 1975 lehrt sodass er sie ebenfalls im Bauhauspro- H 12cm Plattenkamera. Im Jahr 1926 nimmt er sein Studium am er an verschiedenen amerikani- gramm hervorgehoben hatte. Sie sollte in Bauhaus Dessau auf. Dort ist er schen Hochschulen, unter der gemeinsamen Freizeitgestaltung, in den nach dem obligatorischen Vor- anderem Design am Sarah A kurs von 1927 bis 1929 Mitglied Lawrence College in New York, Bauhausabenden und den legendären A der von „Drawing and Painting“ am Bauhausfesten Ausdruck finden. Eben diese geleiteten Bauhausbühne sowie Fogg-Museum der Harvard von 1928 bis 1932 der Bauhaus- University in Cambridge sowie Arbeits- und Lebensgemeinschaft betonte G Kapelle. Von 1929 bis 1932 als Professor an der Boston Arts auch Bauhausdirektor Ludwig Mies van der F nimmt er an den unterschied- Museum School. Rohe 1932, als das Bauhaus kurz vor seiner lichsten Kursen am Bauhaus teil. Text: Boris Friedewald Er beschäftigt sich zudem Schließung in Dessau stand: „Es gibt in intensiv mit Malerei und fängt Deutschland und der Welt keine Bildungs- O 1928 T Ludwig Hirschfeld-Mack, „Die drei selbst an zu malen. stätte, die man dem Bauhaus an die Seite Grundfarben gelb, rot, blau verteilt auf die zugehörigen Grundformen stellen könnte. Gerade in den letzten zwei Edmund Collein, Bauhäusler beim Badeausflug an der Elbe, G gleichen Flächeninhaltes, Jahren ist das Verhältnis zwischen Lehrern Dreieck, Quadrat, Kreis …“, und Lernenden in Dessau zu einer weit Farbtafel aus dem Farbenseminar bei Ludwig Hirschfeld-Mack, innigeren Zusammenarbeit gediehen als sie

Marianne Ahlfeld-Heymann (zugeschrieben), Übung aus dem Unterricht aus der Publikation „Staatliches „bildnerische Formenlehre“ von Paul Klee, an irgendeiner anderen deutschen Hoch- I Bauhaus Weimar 1919–23“, 1923 schule erreicht werden kann.“ Auch sein Vorgänger Hannes Meyer hatte das koope- rative beziehungsweise kollektive Zusammen- K arbeiten aller Kräfte am Bauhaus zum wesentlichen Leitbegriff gemacht. Bei alledem wurde die Gemeinschaft durch Von Anfang an war „Gemeinschaft“ am sich separierende Grüppchen am Bauhaus Bauhaus ein viel beschworener Begriff, immer wieder auf die Probe gestellt, wie dessen Bedeutung sich allerdings über die zum Beispiel durch die sektiererische Jahre hinweg veränderte. Bereits im ersten Mazdaznan-Gemeinschaft um Johannes 1923–24 Programm der Hochschule vom April 1919 Itten am frühen Bauhaus, aber auch durch betonte Walter Gropius, dass es das Ziel kommunistische Gruppen während der Ära sei, „Architekten, Maler und Bildhauer aller Hannes Meyers und der Ära Mies van der Grade je nach ihren Fähigkeiten zu tüch- Rohes. Und schließlich war die von Gropius tigen Handwerkern oder selbständig von Anfang an verkündete „Gleichberechti- schaffenden Künstlern erziehen und eine gung der Geschlechter“ nicht immer selbst- Arbeitsgemeinschaft führender und verständlich und musste während der werdender Werkkünstler gründen [zu gesamten Bauhauszeit in der Gemeinschaft wollen].“ stets von neuem ausgelotet werden. Marcel Breuer, „Bambos 3“, Entwurf für eine Siedlung in Dessau für die Jungmeister, aus bauhaus. zeitschrift für gestaltung, 1, 1928

Juan O’Gorman, Haus mit Atelier für Diego Rivera und Frida Kahlo, Mexiko-Stadt, Bauhaus Dessau, Werbeprospekt / Bestellkarte 1927 © ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie für die Zeitschrift „bauhaus, alle kreise der kulturwelt“,

G E 1931

Unbekannter Fotograf, Bauhaus-Siedlungs-Gelände, Walter Gropius M (Entwurf), Farkas Mólnar (Zeichnung), 1922 E

1930 I Unbekannter Fotograf, Montage mit Fotos der Studentendemonstration anlässlich der Entlassung von Bauhausdirektor Hannes Meyer,

Faik Tagirov, Buchumschlag, „VChUTEIN“, „Höheres staatliches künstlerisch-technisches Institut in Moskau“, Moskau, 1929 © Yale University Library N Hannes Meyer (Hrsg.), Ernst Kállai bauhaus.(Schriftleiter), für gestaltung, 2zeitschrift / 3, S C H

Die ganze Welt ein Bauhaus? A Zwischen dem Aufbruchsgeist der Weimarer Republik und der Dämmerung des Nationalsozialis- mus avancierte das Bauhaus in nur 14 Jahren zum F Symbol moderner Gestaltung und avantgardistischer Lebensführung. Die Ausstellung „Die ganze Welt ein Bauhaus“, die sich diesem Thema in zwei Teilen T widmet, versteht den Titel programmatisch. „Die (1922/23). Heute gelten diese als ganze Welt ein Bauhaus“ ist ein Zitat des Bauhaus- Friedl Dicker (Dicker-Brandeis) früheste Bauhaus-Architektur- entwürfe unter weiblicher Be- schülers und -lehrers Fritz Kuhr aus dem Jahr 1928. Malerin, Textilgestalterin, teiligung. Ab 1926 entwerfen ihr Innenarchitektin, Es spielt auf die Auflösung der Grenzen zwischen Partner und sie im gemeinsamen Kunstpädagogin Architekturbüro Singer-Dicker in Kunst, Handwerk und Technik, wie sie der 30. Juli 1898 in Wien, Wien für Kunden aus ganz Bauhaus-Gründer Walter Gropius proklamiert, an. Österreich-Ungarn – 6. Oktober Europa. Mehrfach prämiert ist

1928 Alles ist Design – und die Schaffung einer modernen 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau ihre Innenausstattung (Oświęcim), Polen „Kindergarten Goethehof“, Wien Umgebung kreiert auch den modernen Menschen. (1930). Ab 1931 gehen Dicker Für die Ausstellung im ZKM I Zentrum für Kunst und Die Biografie und das Werk von und Singer getrennte Wege. Sie Friedl Dicker sind lange ver- führt ein Atelier und unterrichtet Medien Karlsruhe hat der Titel jedoch noch eine gessen gewesen, obwohl sie als Kunstlehrerin. Als Mitglied weitere Dimension: Während im ersten Teil durch der Kommunistischen Partei eine der kreativsten Schüler- acht Kapitel die Lehre und die Produkte, die am innen des Bauhauses in Weimar kämpft sie mittels politischer war. Nach einer Lehre für Foto- Collagen und Agitprop-Plakaten Bauhaus entstanden sind, in den Blick genommen grafie an der Wiener Graphischen gegen den Faschismus. Nach werden, fokussiert der zweite Teil das Bauhaus Lehr- und Versuchsanstalt einer Inhaftierung im Jahr 1934, (1912–14) besucht sie die Textil- flieht sie nach Prag. Im Wider- von seinen Rändern aus. Der Blick wechselt von klasse der Kunstgewerbeschule stand agiert sie weiterhin im Um- Deutschland in der Zeit der Weimarer Republik auf und die Wiener Privatschule des feld der Buchhandlung „Schwarze die global agierenden Avantgarden, die in den Schweizers Johannes Itten. Sie Rose“. Durch ihre Ehe mit Pavel nimmt dessen auf die Individualität Brandeis wird sie 1936 in die 1920er-Jahren eigene Antworten auf die Umbruch- jeden Schülers ausgerichtetes Tschechoslowakei eingebürgert prozesse der Gesellschaft fanden. Künstlerinnen und kann daher ein Innenarchi- Lehrkonzept an. Als Itten 1919 und Künstler begegneten dem Bauhaus und seinen nach Weimar berufen wird, folgt tektur-Büro führen. 1938 flieht ihm Dicker. Dem typisch das Paar nach Nordböhmen. Im Akteuren aus jeweils eigener Motivation und gesetzten Weg von Frauen am Dezember 1942 werden beide in verleibten sich Inhalte ein, um sie unter anderen das Ghetto Theresienstadt Bauhaus, nämlich der Ausbil- Vorzeichen erneut hervorzubringen – ein trans- dung in Weberei, Druckerei und deportiert, wo Friedl Dicker für Buchbinderei, entzieht sie sich, die Kinder im Lager Malunterricht kultureller Prozess, der sich beispielsweise vor nach den Bauhaus-Vorkurs-Prin- unter anderem durch die Gestal- 1935 einem politisch-nationalen Hintergrund in Santiago tung des Bauhaus-Almanachs zipien von Johannes Itten gibt. Ausstellungsplakat,, BuenosWerke von Aires, Horacio Copolla und Grete Stern in den Redaktionsräumen „Utopia. Dokumente der Wirklich- Im Oktober 1944 wird das der Zeitschrift Sur de Chile, als Antwort auf die rasante Industriali- keit“. Nebenher produziert sie Ehepaar in das Konzentrations- © Galeria Jorge Mara-La Ruche, Scala Archives, Florenz sierung in Mexiko-Stadt oder in postkolonialer Hin- Bühnenbilder und -kostüme, lager Auschwitz-Birkenau über- sicht in Casablanca ereignete. erdenkt Puppen und Spiele, baut führt, wo Friedl Dicker einen Tag Möbel und entwirft Schmuck. Mit nach Ankunft am 9. Oktober ihrem Partner Franz Singer 1944 stirbt. Pavel Brandeis fertigt sie vier Wohnungsgrund- überlebt das Konzentrationslager. risse für einen Flachbau Text: Astrid Volpert Berlin 1932–1933 1925

Zeitungsausschnitt, die Galeristin Galka Scheyer als „Prophetin der blauen Vier“ in den USA, © Norton Simon Museum, The Blue Four Galka Scheyer Collection, Pasadena CA, USA

Der Titel fungierte in diesem zweiten Teil als Forschungs- auftrag an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die das Bauhaus und vor allem die Aneignung seiner Konzepte, Überlegungen und Verfahren in einem Viele Bauhäusler wirken nach ihrer Zeit am Bauhaus weltweit globalen Kontext untersuchten. So zeigt „Die ganze als Lehrkräfte an Instituten und Welt ein Bauhaus?“ Fallstudien aus Buenos Aires, Universitäten und tragen die 18. Der Studierende Ernst Louis Beck vor dem Eingang der Idee und Lehre des Bauhauses umgebauten Telefonfabrik, 1932–33 Casablanca, Mexiko-Stadt, Moskau, Santiago de Chile, in die Zukunft USA, sowie aus Karlsruhe, das mit dem 17. Der Schlag gegen das Bauhaus, Fotomontage von Iwao Yamawaki Josef Albers wird 1933 als ZKM I Zentrum für Kunst und Medien für das „digitale im Vorfeld der Machtergreifung der Professor an das Black Nationalsozialisten, 1932 Bauhaus“ steht. Dadurch wird deutlich, dass das Mountain College in North Carolina (USA) berufen. Auch Bauhaus keine exklusive Unternehmung war, sondern Die Bauhaus-Faschingsfeste am 18. und 25. Februar 1933 seine Frau sowie Die NSDAP beantragt im Xanti Schawinsky lehren dort es in vielen Gegenden der Welt Avantgarden gab, die Dessauer Gemeinderat die mit etwa 1.100 Besuchenden sich als Motoren einer gesellschaftlichen, kulturellen Schließung des Bauhauses und sind die letzten Feste des Bauhauses und politischen Neuentwicklung verstanden und das den Abriss des Schulgebäudes

MarcialLema, Arbeit in Schwarzweiß, veröffentlicht im Magazin der „Neuen Kunstschule“, Bei einer Hausdurchsuchung Santiago de Chile, September 1928 Bauhaus aus der jeweils eigenen Perspektive © David Maulen Archive, Creative Commons Repräsentanten der NSDAP besichtigen das Bauhaus durch die Geheime Staatspolizei betrachteten und in seine Diskurse integrierten. (Gestapo) am 11. April wird Der Dessauer Gemeinderat „kulturbolschewistisches“ 20. Signet des „new bauhaus“ in Chicago, 1937 Valérie Hammerbacher verabschiedet die Schließung Beweismaterial gefunden. des Bauhauses zum Es kommt zu 32 Verhaftungen László Moholy-Nagy wird 1937 Institut für Auslandsbeziehungen 1. Oktober 1932 und der Versiegelung des Direktor einer neu gegründe- Bauhauses Berlin ten Design-Schule in Chicago Die sozialdemokratisch (USA), der er den Namen New geführten Städte und Die Auflösung des Vertrages Bauhaus gibt bekunden ihr mit der Tapetenfirma Rasch Interesse an der Übernahme entzieht der Schule eine wich- Walter Gropius wird 1937 als In Deutschland scheitern des Bauhauses tige Finanzierungsgrundlage Leiter der Architekturabteilung nach 1945 Versuche zu einer an die Harvard Graduate Wiederbelebung des Bauhauses Der Magistrat der Stadt Dessau Für eine Weiterführung des School of Design in Cambridge/ in Dessau und Weimar überträgt Mies van der Rohe Bauhauses fordert die Gestapo 19. Josef Albers mit Studierenden im Zeichenunterricht, um 1939/40 Massachusetts (USA) berufen Anfang Oktober alle Rechte zur einen neuen „staatskonformen“ 1953 wird in Ulm die Weiterführung des Bauhauses Lehrplan sowie die Entlassung Ludwig Mies van der Rohe Hochschule für Gestaltung als Privatinstitut von und In das Bauhausgebäude übernimmt 1938 die Leitung gegründet. Die Lehre knüpft Ludwig Hilberseimer Dessau ziehen 1933 die der Architekturabteilung direkt an die Lehre am Bauhaus Das Bauhaus wird im Oktober Landesfrauen-Arbeitsschule des Armour Institut in Chicago an. Direktor ist der ehemalige in einer ehemaligen Telefonfabrik Daraufhin beschließen die und die NS-Gauführerschule (USA). Dorthin folgen ihm Bauhäusler Max Bill; auch Josef im Berliner Stadtteil Steglitz Lehrkräfte am 20. Juli die ein. Ein Abriss des Gebäudes Walter Peterhans und Ludwig Albers, Walter Peterhans und wiedereröffnet Selbstauflösung des Bauhauses steht nicht mehr zur Disposition Hilberseimer Johannes Itten lehren hier

Das Bauhaus hat 25 Studentinnen Das Bauhaus hat 5 Studentinnen und 90 Studenten und 14 Studenten 1932 1933 Nach Schließung des Bauhauses

Die Ausstellung „Modern Adolf Hitler wird am 30. Januar Architecture: International deutscher Reichskanzler Exhibition“ am Museum of Modern Art New York reduziert Auf dem 4. CIAM-Treffen die verschiedenen Tendenzen zum Thema „Die funktionelle , Rabat 2019 des Neuen Bauens in Europa Stadt“ verabschieden die auf einen rein ästhetischen Beteiligten die „Carta von Stil. Die soziale Dimension, Athen“. Diese wird nach 1945 die Funktion und die Debatten den Wiederaufbau der Städte werden damit ausgeklam- dominieren Nassim Azarzar, Digitale Studien, Muster und Farben, Studie Nr. 1 nach Mohamed Melehi mert. Verantwortet wird die © Nassim Azarzar Ausstellung von Philipp Johnson 15. Ausstellung „Entartete Kunst“ im Galeriegebäude 1937 am und Henry-Russell Hitchcock, Münchener Hofgarten (mit Gemälden von Wassily Kandinsky, Emil die für ihre Recherche 1930/31 Nolde, Conrad Felixmüller, Heinrich Campendonk u.a., Skulpturen von Marg Moll, Otto Baum, Eugen Hoffmann und Rudolf Belling u.a.) auch das Bauhaus in Dessau besuchten

Ab September 1933 kontrolliert 1937 werden 16.000 Werke die Reichskulturkammer die Moderner Kunst von den gesamte deutsche Kunst- und Nationalsozialisten beschlag- Kulturproduktion nahmt und zum größten Teil zerstört Viele Kunstschaffende und Intellektuelle gehen ins Exil, Die Nationalsozialistische andere werden verfolgt oder Propaganda-Ausstellung erhalten Berufsverbot. Wieder „Entartete Kunst“ zeigt im glei- andere arrangieren sich mit den chen Jahr 650 dieser Werke, Repressalien des NS-Regimes darunter auch von Bauhäuslern. 16. Katalog der Ausstellung „Cubism and Abstract Art“ Die Ausstellung ist ironischer- am Museum of Modern Art, New York, 2.3. bis 19.4.1936, mit einem Schaubild von Alfred H. Barr weise die meistbesuchte Ausstellung Moderner Kunst 1936 präsentiert das Museum Am 1. September 1939 beginnt of Modern Art in New York 14. Ausstellungsansicht „Modern Architecture: International Exhibition“, der Zweite Weltkrieg. Er endet in der Ausstellung „Cubism Museum of Modern Art, New York, 10.2. bis 23.3.1932 am 8. Mai 1945 and Abstract Art“ die gesamte Bandbreite der europäischen Avantgarde. Kurator der Aus- stellung ist Alfred H. Barr, der die gezeigten Werke für das MoMA erwirbt. Die Sammlung ist seit 1958 in der ständigen Ausstellung zu sehen

Emmy Wollner, Farbtafeln zu den Vorträgen von Professor Adolf Hölzel, Stuttgart, o.J © Adolf Hölzel-Stiftung, Stuttgart Weimar 1919–1925

Walter Gropius wird an die Großherzoglich sächsische 2. Großherzoglich Sächsische Hochschule für bildende Kunst Weimar, 1915, ab 1919 Hochschule für bildende Kunst Staatliches Bauhaus Weimar Weimar berufen

Er schließt die Hochschule für bildende Kunst und die Kunstgewerbeschule zu einer neuen Kunstschule zusammen:

Staatliches Bauhaus 8. Plakat von Joost Schmidt zur Bauhaus- Ausstellung in Weimar, 1923 Weimar Georg Muche (Maler) wird an Gründungsdatum das Bauhaus berufen Im Sommer eröffnet die erste 1. April 1919 4. Signet des Staatlichen Bauhauses in 7. Das neue Signet „Staatliches Bauhaus Die Leitung der Werkstätten Weimar von 1919–1921 Weimar“ von Oskar Schlemmer, 1922 große Bauhaus-Ausstellung übernehmen jeweils ein/-e und Bauhaus-Woche mit Formmeister/-in (Künstler/-innen) Wassily Kandinsky (Maler) Vorträgen, Film-, Musik- und und ein/-e Werkmeister/-in wird an das Bauhaus berufen Theateraufführungen (Handwerksmeister/-innen) In Kalkutta (Indien) werden „Haus am Horn“, von Georg Die neue bürgerlich-konserva- Die Ausbildung in den Bilder von Meistern und Muche entworfen tive Thüringische Regierung Studierenden am Bauhaus und kürzt den staatlichen Zuschuss Werkstätten orientiert sich Walter Gropius verkündet an der Handwerkslehre. Sie zeitgenössischen indischen für das Bauhaus auf ein Drittel Künstlern ausgestellt in seiner Eröffnungsrede die schließt mit einer Prüfung vor Am Bauhaus tritt der erste programmatische Neuaus- Die Thüringische Regierung der Handwerkskammer ab offizielle Lehrplan in Kraft Theo van Doesburg gibt in richtung des Bauhauses: kündigt die Arbeitsverträge der Weimar private De Stijl-Kurse, Meister zum 31. März 1925 Haus Sommerfeld in Berlin wird Paul Klee (Maler), Oskar „Kunst und Technik – durch das Baubüro Gropius an denen auch Bauhäusler/- Schlemmer (Maler & Bühnen- innen teilnehmen eine neue Einheit.“ Der „Kreis der Freunde des unter Mitwirkung der Bauhaus- bildner) und Lothar Schreyer Bauhauses“ mit internationalen Werkstätten realisiert (Dramaturg & Maler) werden an Johannes Itten, der eine Hin- Unterstützern wie Marc Chagall, wendung zur Technik ablehnt 3. Lyonel Feiningers Holzschnitt das Bauhaus berufen Albert Einstein, Nach Anfeindungen als „Kathedrale“ für das Manifest des Staat- und individuelle Handwerks- und H.P. Berlage wird gegründet Ausländer tritt Henry van de Ab 1915 nimmt die Groß- lichen Bauhauses in Weimar, 1919 Die Professoren der ehemaligen arbeit favorisiert, verlässt das 1860 wird in der aufstrebenden Velde 1915 als Direktor der herzoglich Sächsische Hochschule für bildende Künste Bauhaus Die Bauhaus GmbH wird für Residenzstaat Weimar eine Kunstgewerbeschule Weimar Hochschule für bildende Kunst Johannes Itten (Maler, Kunst- scheiden aus dem Bauhaus den Vertrieb der Erzeugnisse neue Kunstschule gegründet 1. in seinem Arbeitsraum der Kunstgewerbeschule Weimar, zurück und empfiehlt u.a. den Weimar Verhandlungen mit pädagoge), aus und gründen eine rivalisie- Der Ungar László Moholy-Nagy aus den Bauhaus-Werkstätten um 1906 Architekten Walter Gropius als Walter Gropius auf (Bildhauer) und Lyonel Feininger rende Kunsthochschule (Sitz (Maler, Fotograf & Konstruktivist) gegründet Der belgische Architekt Henry seinen Nachfolger (Grafiker) werden an das bis 1925 im selben Gebäude) 6. Postkarte von Theo van Doesburg an wird an das Bauhaus berufen. Antony Kok, 12.9.1921 van de Velde wird 1902 zum Im Frühjahr 1908 wird Dieser sendet Anfang 1916 Bauhaus berufen An die Stelle von Ittens Studien Die Bauhaus-Meister erklären künstlerischen Berater für Henry van de Velde die Die Weimarer Kunstgewerbe- „Vorschläge zur Gründung einer Die Bauhaus-Maler stellen mit natürlichen Materialien und Ende Dezember die Auflösung 5. Haus Sommerfeld, Berlin, 1920/1921 Industrie und Kunstgewerbe Leitung der neu gegründeten schule wird zum 1. Oktober Lehranstalt als künstlerische Johannes Itten entwickelt den in Herwarth Waldens Galerie Die Meister diskutieren im Analysen alter Meister treten im des Bauhauses zum 1. April im Großherzogtum Sachsen- Großherzoglich Sächsischen 1915 aufgelöst Beratungsstelle für Industrie, Vorkurs am Bauhaus, in den „Der Sturm“ in Berlin aus Meisterrat über das Tragen des Vorkurs von Moholy-Nagy neue 1925 Weimar-Eisenach berufen Kunstgewerbeschule Weimar Gewerbe und Handwerk“ Elemente seines bereits in Wien Erster Bauhaus-Abend mit der Professorentitels und entschei- Techniken und Materialien aus übertragen Das Schulgebäude wird nach Weimar Nach seiner Rückkehr aus dem erprobten Unterrichtskonzepts Dichterin Else Lasker-Schüler Die Mazdaznan-Lehre den sich dagegen Industrie und Medien Verschiedene Städte bekunden Im Herbst 1902 übernimmt während des Ersten Weltkrieges Krieg nimmt Walter Gropius sowie das seines Stuttgarter ent wickelt sich durch Johannes Interesse an der Übernahme er die Leitung des neu gegrün- Zentraler Bestandteil der als Lazarett genutzt – Einzelne Durch den Ersten Weltkrieg Anfang 1919 erneut Kontakt mit Lehrers Adolf Hölzel einfließen Johannes Itten führt die vege- Itten und Georg Muche zur Das Triadische Ballett Lothar Schreyer verlässt nach des Bauhauses, darunter deten Kunstgewerblichen Ausbildung ist die praktische Werkstätten werden privat werden die Verhandlungen dem zuständigen Verwalter der tarische Ernährung in der „heimlichen Religion“ am von Oskar Schlemmer wird dem Misserfolg seines Stückes am Main, , Seminars in Weimar Arbeit in Lehrwerkstätten weiter betrieben unterbrochen Weimarer Kulturinstitute auf Erste Sitzung des Meisterrats Bauhaus-Kantine ein Bauhaus in Stuttgart uraufgeführt „Mondspiel“ das Bauhaus Mannheim und Dessau

Das Bauhaus hat 101 Studentinnen Das Bauhaus hat 62 Studentinnen Das Bauhaus hat 44 Studentinnen Das Bauhaus hat 48 Studentinnen Das Bauhaus hat 35 Studentinnen Das Bauhaus hat 45 Studentinnen und 106 Studenten und 81 Studenten und 64 Studenten und 71 Studenten und 106 Studenten und 82 Studenten Vor 1914 1914–1918 Erster Weltkrieg 1919 1920 1921 1922 1923 1924

In München gründen Hermann Der 1907 in München gegrün- Etwa zeitgleich entstehen ab Ende Juli 1914 bricht der In Russland übernimmt nach Das Kriegsende und die In Moskau werden die Höheren Die erste Rate an Reparations- Anfang des Jahres kommt Der Dawes-Plan mindert die Obrist und Wilhelm von dete Deutsche Werkbund führt 1905 die Avantgardekunst- Erste Weltkrieg aus. Weltweit der Oktoberrevolution 1917 Hoffnungen in die neue Republik Künstlerisch-Technischen zahlungen verschärft die der Vertreter des russischen Reparationszahlungen und Debschitz 1902 eine private Handwerk, Kunst und Industrie richtungen des Futurismus in kämpfen mehr als 60 Millionen erstmals eine Arbeiterpartei beflügeln die Utopie vom Aufbau Werkstätten (WChUTEMAS) Inflation und befeuert die Konstruktivismus El Lissitzky mit Krediten aus dem Ausland Werkstättenschule. Hier werden zu einer neuen Formkunst Italien, des Kubismus in Frank- junge Soldaten die Macht einer neuen Gesellschaft. gegründet, die in Struktur und innenpolitischen Unruhen der nach Berlin und knüpft Kontakte stabilisiert sich die deutsche aus der Natur abgeleitete zusammen. Mit seinen reich und des Expressionismus Durch den Krieg unterbrochene Lehrprogramm dem Bauhaus jungen Weimarer Republik. zur Avantgarde, etwa den Wirtschaft. Es beginnt die Gestaltungsgesetze praktisch in Ausstellungen und Publikationen in Deutschland. Der Expressio- In den Niederlanden gründen Im Deutschen Reich endet Reformbestrebungen gelangen ähneln Die Zahl der Arbeitslosen liegt Dadaisten, Theo van Doesburg kurze Blütezeit der „Goldenen Werkstätten umgesetzt. Sowohl ist der Werkbund ein zentraler nismus prägt auch die ersten Theo van Doesburg und Piet die Monarchie und am nun zu neuer Kraft bei 354.000 und László Moholy-Nagy Zwanziger“ Jahre Henry van de Velde als auch Motor für die Verbreitung Jahre am Bauhaus Mondrian 1917 die Künstler- 9. November 1918 wird die In Berlin veranstalten die Walter Gropius informieren sich einer neuen Gestaltung und gruppe „De Stijl“. Ihre Prinzipien Republik ausgerufen Dadaisten die Erste Internatio- Adolf Hitler wird zum Im September organisiert Theo Die Schweizer Avantgarde- einer geometrisch-abstrakten 7. Eröffnungssitzung der verfassungsgeben- nale Dada-Messe. Ihre neue Vor sitzenden der National- van Doesburg in Weimar den 10. Notgeld in der Hyperinflation von 1923 Gruppe ABC um Hannes Meyer, über diese neue Lehrmethode Warenästhetik den Deutschen Nationalversammlung im gestaltet von Herbert Bayer Gestaltung nehmen 1921/22 Zwei Tage später endet der Deutschen Nationaltheater in Weimar am Ästhetik der Montage von sozialistischen Deutschen „Internationalen Kongress der den Niederländer Mart Stam Erste Weltkrieg 6. Februar 1919, am Rednerpult Friedrich Im Berliner Büro des Werkbund- großen Einfluss auf das expres- Ebert Fotografie und Typografie Arbeiterpartei (NSDAP) gewählt Konstruktivisten und Dadaisten“. und El Lissitzky erklärt die Mitbegründers Peter Behrens sionistisch geprägte Bauhaus beeinflusst später vor allem die Unter den Teilnehmenden sind Die Inflation erreicht im Herbst Funktion zur Grundlage jeglicher treffen 1908 drei der später Am 6. Februar tagt im National - Reklame am Bauhaus Theo van Doesburg propagiert auch mehrere Bauhäusler ihren Höhepunkt und führt Gestaltung. Diesen Ansatz bedeutendsten Vertreter der In Wien eröffnet Johannes Itten theater Weimar die erste auf Vorträgen in Weimar, zum Zusammenbruch der bringt Meyer ab 1927 in die 1917 seine erste Kunstschule gewählte deutsche National- Der ungarische Avantgarde- Jena und Berlin die abstrakt- architektonischen Moderne 6. Flugblatt von Hermann Max Pechstein deutschen Wirtschaft und des Baulehre am Bauhaus ein aufeinander: Walter Gropius, und lernt über Alma Mahler für den Arbeitsrat für Kunst Berlin, 1919 versammlung Künstler László Moholy-Nagy geometrischen Gestaltungs- Bankensystems. Die Zahl der ihren damaligen Mann Walter kommt nach Berlin und lernt prinzipien der Künstlergruppe Mit dem Aufschwung im Ludwig Mies van der Rohe und 4. Herwarth Walden vor seiner Porträtbüste In der Verfassung der Weimarer Arbeitslosen steigt auf 978.000 von William Wauer, um 1918 Gropius kennen. Dieser lädt dort die Dadaisten kennen „De Stijl“ Bauwesen kommen vor allem der junge Le Corbusier Der 1918 in Berlin gegründete Republik wird erstmals das Itten später ans Bauhaus ein, Arbeitsrat für Kunst fordert Ein Putschversuch durch Adolf in sozialdemokratisch regierten 1914 werden in Köln die Herwarth Waldens 1910 in wohin ihm einige seiner Wiener Recht auf Wohnung festge- In Petrograd wird Wladimir In Russland entbrennt an Tatlins Hitler wird niedergeschlagen. Städten wie Berlin, Frankfurt Mitte des 19. Jahrhunderts 1. Metall-Werkstatt der Debschitz-Schule, Berlin gegründete Zeitschrift eine grundlegende Reform der schrieben. Die Bekämpfung Tatlins Modell für ein „Monu- Turm eine Debatte um die Ge- München, um 1905 Leistungen des Werkbundes Schüler folgen Die NSDAP wird verboten und am Main oder Dessau die Ideen entsteht in England die Arts and „Der Sturm“ wird zum Organ 5. Bettelnder Kriegsversehrter in Uniform Kunst, Kultur und Bildung. Der der Wohnungsnot ist eine der ment für die 3. Internationale“ staltungs prinzipien Komposition in der Produktgestaltung und mit Orden, Berlin, 1923 kollektive „Bau“ ist das erklärte Adolf Hitler verhaftet des Neuen Bauens nun zur Crafts-Bewegung. Ihr Begründer An der Stuttgarter Kunst- Baukunst einem internationalen des deutschen Expressionismus In der Schweiz entsteht 1916 großen Herausforderungen der enthüllt. Der Glas-Stahl-Turm versus Konstruk tion. Aus Ausführung William Morris lehnt die industri- und zu einem Zentrum als Reaktion auf den Krieg und Ziel aller Künste. Zu den etwa jungen Republik gilt als Geburtsstunde des ihr gehen die Prinzipien des Le Corbusier verbreitet mit akademie lehrt der Maler und Publikum vorgestellt Arbeitslosigkeit, Hunger und 50 Mitgliedern zählen Bruno elle Maschinenproduktion ab Kunsttheoretiker Adolf Hölzel der europäischen Avantgarde als Angriff auf die bürgerliche soziales Elend bestimmen Konstruktivismus Konstrukti vismus hervor: seiner programmatischen und beschwört eine Wiederbe- Kultur die provokative Anti- Taut, Lyonel Feininger, Walter Der Friedensvertrag von wissenschaft liche Methodik und Schrift „Vers une architecture“ ab 1906 seine moderne Farb- 1912 eröffnet die Sturm- den Alltag der deutschen Gropius und Gerhard Marcks Versailles verpflichtet Deutsch- In Paris gründen Le Corbusier lebung des Handwerks. Kunst- und Formtheorie. Hölzels Kunst des Dadaismus Bevölkerung. Die Kriegs- Materialgerechtigkeit ein Konzept für eine neue voll gefertigte Gebrauchsgegen- Galerie mit einer Ausstellung land als Kriegsverlierer zu und Amedée Ozenfant die 9. Gruppenbild entstanden auf dem Architektur, das auf fünf Grund- vorbereitender Grundkurs dient der expressionistischen zerstörungen verschärfen die In der Novembergruppe schlie- Reparationszahlungen an die Zeitschrift „L’Esprit Nouveau“ Internationalen Kongress der Konstruktivisten stände sollen Kunst hinein seinem Schüler Johannes Itten Wohnungsnot und es fehlen ßen sich Kunstschaffende und Dadaisten in Weimar, 1922 prinzipien basiert in den Alltag tragen Künstlervereinigung „Der Blaue Siegermächte und verbreiten ihre Vision einer später als Vorbild für den Reiter“, die im Jahr zuvor von etwa eine Million Wohnungen aller Richtungen zusammen, Rationalisierung in der Kunst Durch den Erfolg des Kunst- Vorkurs am Bauhaus. Zu Wassily Kandinsky und Franz um dem „Aufbau des jungen und neuen Maschinenästhetik handwerks gerät die akademi- Hölzels Schülern zählt auch Marc in München gegründet freien Deutschland (ihre) besten sche Künstlerausbildung mit Oskar Schlemmer wurde Kräfte zu widmen“. Die Gruppe ihrer Nachahmung historischer besteht bis 1933. Zu den zeit- Stile in die Kritik. Forderungen weise 170 Mitgliedern zählen nach Reformen und einer El Lissitzky, Wassily Kandinsky, größeren Nähe zur Praxis László Moholy-Nagy und werden laut Ludwig Mies van der Rohe

3. Plakat von Fritz Helmuth Ehmcke an- 2. Adolf Hölzel und seine Stuttgarter lässlich der Ausstellung „Deutsche Schüler/-innen, von links: Alfred Wickenburg, Werkbund Ausstellung“ in Köln, 1914 Ida Kerkovius, unbekannt, Edmund Kinzinger, Hermann Stenner, Adolf Hölzel, Lily Hildebrandt, Willi Baumeister, Oskar Schlemmer, 1914 8. Wladimir Tatlins Modell des Denkmals für die Dritte Internationale, 1920 Dessau 1925–1931

15. Blick auf den Wohnflügel der ADGB Bundesschule Bernau von Hannes Meyer und , 1931

Die Bauabteilung am Bauhaus realisiert die Schule des Allgemeinen Deutschen 12. Bauhausgebäude in Dessau, 1926–27 Das Bauhaus arbeitet verstärkt Gewerkschaftsbundes (ADGB) mit der Industrie zusammen. Zu in . Sämtliche den erfolgreichsten Produkten Bauhaus-Werkstätten sind an Die erste Architekturklasse am zählen die „Bauhaus-Tapete“ diesem Projekt beteiligt Bauhaus wird eingerichtet. Die 10. Das Signet „Das Bauhaus in Dessau“ und die „Bauhaus-Lampen“ Politisierung am Bauhaus als Stempelabdruck, 1931 Leitung übernimmt der Architekt Hannes Meyer „Metallisches Fest“ am Bauhaus durch eine sich radikalisierende kommunistische Studierenden- Die Meisterhäuser und Teile der Freie Malklassen bei Paul Klee Hannes Meyer organisiert den gruppe und Wassily Kandinsky werden Lehrplan und die Werkstätten Walter Gropius Hannes Meyer Ludwig Mies van der Rohe Siedlung Dessau-Törten werden Hannes Meyer wird aufgrund fertiggestellt ergänzend zur handwerk- neu 9 lich-praktischen Ausbildung in seiner politischen Haltung als 1 930 931 932 933 9 1 920 9 2 922 923 924 925 926 927 928 929

Die erste Fotoklasse am Marxist von der Stadt Dessau 1 1 1 1 1 Das Bauhaus wird als staatliche den Werkstätten angeboten 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Hochschule für Gestaltung aner- Bauhaus wird eingerichtet Anfang August fristlos gekündigt kannt und kann fortan eigene Die Pionierin des 9. Prospekt der Stadt Dessau, 1931 Die Bauhaus-Wanderaus- Ludwig Mies van der Rohe Zeugnisse ausstellen Ausdruckstanzes, Gret Palucca, Walter Gropius erklärt am tanzt auf der Bauhaus-Bühne stellung startet in Basel mit wird wenige Tage später neuer 4. Februar 1928 seinen Rücktritt aktuellen Arbeiten aus Direktor des Bauhauses und

Die Formmeister tragen jetzt Sommersemester Das Bauhaus zieht in die als Direktor des Bauhauses, den Bauhaus-Werkstätten organisiert den Lehrplan neu

den Titel „Professor“ und die erste Satzung tritt in Kraft neue Satzung tritt in Kraft neue Satzung tritt in Kraft Industriestadt Dessau um um sich seiner Arbeit als freier neue Satzung tritt in Kraft neuer Studien- und Lehrplan tritt in Kraft Ausbildung schließt mit einem Architekt zu widmen Arbeiten aus den Bauhaus- Eine neue Satzung untersagt Gerhard Marcks verlässt das Bauhaus-Diplom ab Werkstätten werden für die jegliche politische Betätigung Bauhaus Hannes Meyer wird am Weltausstellung nach Barcelona am Bauhaus Vorunterricht 1 Semester 2 Semester Grundlehre 2 Semester 1 Semester Werklehre nicht mehr Pflicht 1. April 1928 neuer Direktor Probesemester Johannes Itten Johannes Itten & Georg Muche László Moholy-Nagy & Josef Albers László Moholy-Nagy & Josef Albers Josef Albers Josef Albers gesandt direkter Einstieg in höheres Semester möglich Der Unterricht beginnt an des Bauhauses und verkündet verschiedenen provisorischen sein Motto: Töpferei Orten Paul Klee verlässt das Bauhaus. Gerhard Marcks Baulehre Bauabteilung „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ Bis 1933 bewohnt er weiterhin Max Krehan Hannes Meyer Hannes Meyer & Hannes Meyer, Hans Wittwer Hans Wittwer & Ludwig Hilberseimer Eine neue Satzung und ein sein Meisterhaus in Dessau aktualisierter Lehrplan treten in Marcel Breuer, László Moholy- Glasmalerei Johannes Itten Oskar Schlemmer Paul Klee Glas- & Kraft Nagy und Herbert Bayer verlas- Gunta Stölzl verlässt das Carl Schlemmer J. Albers Wandmalerei sen mit Gropius das Bauhaus Bauhaus Josef Albers (kommissarisch) Ehemalige Studierende über- 11. Die Meister auf dem Dach des Wandmalerei Wandmalerei nehmen als Jungmeister einige Bauhauses, von links: Josef Albers, Hinnerk Johannes Itten O. Schlemmer Wassily Kandinsky Hinnerk Scheper Abteilung für Bau und Ausbau Externe Dozenten werden Die letzte Ausgabe der Franz Heidelmann Carl Schlemmer Heinrich Beberniss Scheper, Georg Muche, László Moholy- 13. Collage von Marianne Brandt für Ausbauabteilung Mies van der Rohe & Ludwig Hilberseimer Werkstätten Nagy, Herbert Bayer, Joost Schmidt, Walter „Palucca tanzt“, 1929 vermehrt für Vorträge an das Zeitschrift „bauhaus“ erscheint Gropius, Marcel Breuer, Wassily Kandinsky, Bauhaus eingeladen Tischlerei Möbelwerkstatt Alfred Arndt Hinnerk Scheper Die erste Serie der von Walter Paul Klee, Lyonel Feininger, Gunta Stölzl In New York ist die erste Johannes Itten Walter Gropius Marcel Breuer & Heinrich Bökenheide Josef Albers Alfred Arndt & Heinrich Bökenheide Lilly Reich und Oskar Schlemmer, aufgenommen von 14. Manda von Kreibig in Oskar Schlemmers Josef Zachmann Erich Reinhold Weidensee Gropius und László Moholy- Lucia Moholy, 1926 Georg Muche verlässt das Am Bauhaus wird der Sport- Bauhaus-Ausstellung in den Alfred Arndt Lilly Reich „Stäbetanz II“, Bauhausbühne, 1927 Brendel Nagy herausgegebenen Bauhaus und Gymnastik-Unterricht USA zu sehen Metallabteilung der Kunstgewerbeschule Metall Bauhaus-Bücher erscheint eingeführt Johannes Itten Paul Klee Oskar Schlemmer László Moholy-Nagy Marianne Brandt Das Bauhausgebäude Dessau Studierende der Moskauer Hannes Meyer organisiert in bis 1915 Naum Slutzky Christian Dell (komissarisch) Am Bauhaus wird die wird am 4. Dezember 1926 mit WChUTEMAS besuchen im Bauhäusler besuchen die Die Bauhaus-Bühne gibt 16. Karikatur über Hannes Meyer, 1930 Moskau in privater Initiative die Grafische Abteilung der Kunsthochschule Grafische Druckerei Abteilung für Reklame Kleinschreibung eingeführt mehr als 1.000 Gästen aus dem Sommer das Bauhaus WChUTEMAS in Moskau Gastspiele in Berlin, Breslau, Ausstellung „bauhaus dessau Walter Klemm Lyonel Feininger Joost Schmidt unbesetzt In- und Ausland eröffnet Frankfurt am Main, Stuttgart 1928–1930“ Walter Klemm (seit 1913) Carl Zaubitzer „Katalog der Muster“ präsentiert Alfred H. Barr, späterer Wassily Kandinsky inszeniert und Basel Hannes Meyer geht nach Druck & Prototypen aus den Bauhaus- Das Bauhaus gibt die erste Gründungsdirektor des Museum am Friedrich-Theater Dessau Moskau. Eine Gruppe Bau- Der amerikanische Komponist Druckwerkstatt Reklame Reklameabteilung Werkstatt für Buchbinderei der Kunstgewerbeschule Buchbinderei Paul Klee L. Schreyer Herbert Bayer & Willi Hauswald Joost Schmidt & Willi Hauswald Werkstätten für den Vertrieb Ausgabe der Zeitschrift of Modern Art in New York, Modest Petrowitsch Mussorgskis Oskar Schlemmer verlässt häusler folgt ihm im nächsten Henry Cowell gibt mehrere Otto Dorfner Vertragsauflösung mit dem Bauhaus Abteilung für Fotografie durch die Bauhaus GmbH „bauhaus“ heraus besucht das Bauhaus „Bilder einer Ausstellung“ das Bauhaus Frühjahr Konzerte am Bauhaus Otto Dorfner (seit 1910 / ab 1915 als Privatbetrieb) Fotoklasse Walter Peterhans Walter Peterhans Bildhauerklasse der Kunsthochschule Holzbildhauerei Richard Engelmann Georg Muche J. Itten Oskar Schlemmer Richard Engelmann (seit 1906) Hans Kämpfe Josef Hartwig Plastische Werkstatt Bildende Kunst Das Bauhaus hat 28 Studentinnen Das Bauhaus hat 28 Studentinnen Das Bauhaus hat 41 Studentinnen Das Bauhaus hat 45 Studentinnen Das Bauhaus hat 58 Studentinnen Das Bauhaus hat 44 Studentinnen Das Bauhaus hat 53 Studentinnen Joost Schmidt Bildhauerklasse der Kunsthochschule Steinbildhauerei Joost Schmidt und 73 Studenten und 73 Studenten und 125 Studenten und 121 Studenten und 143 Studenten und 122 Studenten und 141 Studenten Richard Engelmann Johannes Itten Oskar Schlemmer Richard Engelmann (seit 1906) Max Kull Josef Hartwig Freie Malklassen Wassily Kandinsky & Wassily Lyonel Feininger Kandinsky Paul Klee, Wassily Kandinsky & Lyonel Feininger

Bühne Experimental-Werkstatt und Bühnenaufführungen Lothar Schreyer Oskar Schlemmer 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 Betreuung: Joost Schmidt & Emil Galandi

Weberei Weberei Textilabteilung Weberei In Frankfurt am Main entstehen Johannes Itten gründet in In der Schweiz schließen sich Walter Gropius verantwortet Der Abzug amerikanischer Werkstatt für Weberei der Kunstgewerbeschule Johannes Itten Georg Muche Georg Muche & Gunta Stölzl Gunta Stölzl & Kurt Wanke A. Albers Lilly Reich Helene Börner (kommissarisch) in wenigen Jahren 15.000 Berlin eine private Kunstschule, 24 internationale Vertreter für den Deutschen Werkbund Kredite löst in Deutschland eine Helene Börner (seit 1907 / ab 1915 als Privatbetrieb) neue Wohneinheiten in einer an der später Georg Muche und des Neuen Bauens zu den die „Séction allemande“ auf der neue Bankenkrise aus. Die Färberei Lis Beyer & Kurt Wanke Margarete Leischner industriellen Bauweise nach Lucia Moholy lehren „Congrès Internationaux Kunstgewerbeausstellung im Zahl der Arbeitslosen steigt auf Legende neuen Minimalstandards. d’Architecture Moderne“ (CIAM) Grand Palais Paris mehr als 5 Millionen Auch Bauhäusler sind an In Weimar wird die „Staatliche zusammen. Das gemeinsame Aufbauphase einer Werkstatt / eines Kurses Hochschule für Handwerk und Auf dem dritten CIAM-Kongress Mit der Deutschen Bauaus- dem Wohnungs bau programm Programm wird maßgeblich Bestehende Werkstatt (soweit bekannt) 9 1 930 931 932

Baukunst“ gegründet, an der mit in Brüssel diskutieren die stellung und der Proletarischen 9 920 921 922 923 924 925 926 927 928 929

„Neues Frankfurt“ beteiligt von Le Corbusier vorberei- 1 1 1 1933 Schließung Formmeister*innen einer Werkstatt 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Ernst Neufert, Otto Lindig und tet – Hannes Meyer und Mart Beteiligten über „Rationelle Bauausstellung stehen sich In Mannheim zeigt eine Ludwig Hirschfeld-Mack auch Stam fügen diesem eine soziale Bebauungsweisen“ im in Berlin die Positionen der Werkmeister*innen einer Werkstatt (soweit bekannt) Ausstellung die Kunst der Bauhäusler lehren Siedlungsbau „Rationalisierung im Bauen“ Dimension bei. Diese „Erklärung Aus regulärem Lehrprogramm herausgelöst Weimar Berlin „Neuen Sachlichkeit“. Der versus die „Lösung der Woh- Dessau Führende Vertreter des Neuen von Sarraz“ der CIAM erscheint Die NSDAP wird bei den neue sachliche Blick auf die auch in der Zeitschrift „bauhaus“ nungs frage des Proletariats“ gesellschaftliche Wirklichkeit Bauens schließen sich als Reichstagswahlen nach der gegenüber beeinflusst die Fotografie „Der Ring“ zusammen, darunter Als Opposition gegen das SPD die zweitstärkste Partei Walter Gropius, Ludwig Mies 13. Werbeblatt für die Werkbund-Aus- am Bauhaus Neue Bauen gründen stellung „Film und Foto“ in Stuttgart, 1929 van der Rohe und Ludwig völkisch-konservativ gesinnte Hilberseimer Die Werkstätten am Bauhaus 12. Plakat von Willi Baumeister anlässlich Architekten die Vereinigung der Werkbund-Ausstellung „Die Wohnung“ „Der Block“. Zu den Wortführern Die Internationale Werkbund- in Stuttgart, 1927 zählt Paul Schultze-Naumburg, Ausstellung „Film und Foto“ Das Diagramm visualisiert die Entwicklung der Werkstätten der später maßgeblich an der in Stuttgart präsentiert 200 am Bauhaus unter den drei Direktoren Walter Gropius, Für die Werkbund-Ausstellung Schließung des Bauhauses in internationale Künstler/-innen, am Stuttgarter Weissenhof Dessau beteiligt ist darunter zahlreiche Bauhäusler, Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe an den drei entstehen 16 internationale Karl Blossfeldt und Man Ray Standorten des Bauhauses in Weimar, Dessau und Berlin. Positionen zum Neuen Bauen und Wohnen. Die Leitung unter- Der Börsencrash in New York Das Wirken der Form- und Werkmeister*innen wird liegt Ludwig Mies van der Rohe; am 24. Oktober 1929 löst die Weltwirtschaftskrise aus chronologisch und fachspezifisch ebenso deutlich wie die unter den Architekten sind mehrfache Neu- und Umorganisierung der Werkstätten Le Corbusier, Mart Stam, Auf dem 2. CIAM-Kongress Walter Gropius, Peter Behrens in Frankfurt am Main steht die und die damit verbundene Schwerpunktsetzung der drei und Bruno Taut Lösung der Wohnungsfrage im Direktoren in der Ausbildung. Mittelpunkt. 120 Architekt/-innen und Wissenschaftler/-innen aus 14 Ländern diskutieren Nicole Opel Strategien für „Die Wohnung für das Existenzminimum“

In New York eröffnet das Museum of Modern Art als eines der ersten Museen für Moderne Kunst in Amerika

11. Titelbild der Zeitschrift „Das neue Frankfurt“, 1. Jahrgang, 1926 / 27, Heft 2, Thema: Mechanisierung Mies van der Rohe entwirft des Wohnungsbaus / Der Weg vom Ziegelmauerwerk den deutschen Pavillion für die zum Frankfurter Montageverfahren Weltausstellung in Barcelona 1923

Schweben und Schwebendes zeigten sich Gestalten und Codieren am Bauhaus in verschiedener Ausprägung. Im 20. Jahrhundert wurden die Kategorien Kunst Man findet sie als Motive in der Architektur, bildenden Kunst sowie als Metapher

und Ästhetik durch Gestaltung ersetzt. Vor 1900 Paul Klee, Seiltänzer, hießen Kunsthochschulen Akademien der schönen für einen modernen Lebensentwurf: Als Künste und schließlich nur noch Akademien der Marcel Breuer 1926 in seiner Collage Künste, da im 20. Jahrhundert „die nicht mehr „Ein Bauhaus-Film“ die Entwicklung seiner schönen Künste“ (Hans Robert Jauß, 1968) ihren Sitzmöbel demonstrierte, stand am Anfang Siegeszug antraten. Die tiefgreifende Umbruch- der „Afrikanische Stuhl“, der 1921 am situation nach dem Ersten Weltkrieg bildete den Bauhaus in Weimar entstanden war. Als Ausgangspunkt für eine Generation, die radikal Endpunkt und zukünftiges Ziel in dieser nach neuen Ordnungen suchte. Reihe, präsentierte Breuer einen sitzenden Menschen, schwebend auf einer „federn- Einerseits fand eine Analyse der malerischen den Luftsäule“ – deren Entstehungszeit Elemente statt: Die Darstellungsmittel der Malerei Breuer noch mit Fragezeichen versah. wie Punkt, Linie und Fläche, die ehemals der Stahlrohrmöbel wie Marcel Breuers und Repräsentation der Gegenstandswelt dienten, Ludwig Mies van der Rohes Freischwinger Piet Mondrian, Neue Gestaltung, (Bauhausbücher, 5), München, 1925 wurden selbst zum Gegenstand der Darstellung. sind Vorstufen dieser Sehnsucht nach Titelgestaltung Moholy-Nagy Diese Selbstdarstellung der Darstellungsmittel Entmaterialisierung. führte zur abstrakten Malerei, die am Bauhaus durch Johannes Itten, Wassily Kandinsky und Seit der Eröffnung des Bauhausgebäudes Paul Klee stark vertreten war. Andererseits kam 1926 in Dessau fotografierten sich viele es zur Selbstdarstellung der Gegenstandswelt Bauhäusler und Bauhäuslerinnen in einer durch die Objekte beziehungsweise Readymades Weise, dass der Eindruck entstand, sie von Marcel Duchamp. Eine dritte Richtung, die würden schweben – oder wären kurz davor D speziell im, am und um das Bauhaus herum ent- abzuheben. Paul Klee beschäftigte sich in wickelt wurde, versuchte dieses Chiasma zu über- der Lithografie „Der Seiltänzer“ bereits winden, indem universelle Gestaltungsprinzipien 1923 mit dem Thema. Die Figur des Seilt- A sowohl für die Gestaltung der Gegenstandswelt änzers steht für den zukünftigen, modernen als auch für die Eigenwelt der Darstellungsmittel Menschen, den die Sehnsucht nach Schwerelosigkeit in luftige Höhen führt 1926 postuliert wurden. Umbo (Otto Umbehr), Pantoffeln, – noch brauchte auch er ein Seil unter den S In Theorie und Praxis wurde am Bauhaus durch Füßen und eine Stange zur Balance. die Einführung des Begriffs Gestaltung eine Ab- grenzung zum Ästhetik-Begriff geschaffen. Die Schule markiert einen historischen Bruch mit dem Repräsentationsanspruch der Kunst: „universelle Gestaltungsprinzipien“ wurden eingeführt, mit Fernab jeglicher Schwere erscheint auch der Entwurf von Mies van der S denen in allen Gattungen, das heißt Malerei, Rohe für ein „Hochhaus in Glas und Eisenbeton“ von 1923, das sich aufgrund Skulptur, Kunsthandwerk und Architektur, funktional seiner Transparenz aufzulösen scheint. Ein Phänomen, welches auch das operiert werden konnte. Die Prinzipien der Ge- Dessauer Bauhausgebäude von Walter Gropius vermittelte, besonders C staltung einer Fläche waren die gleichen wie wenn es nachts erleuchtet wurde. Schon 1923 hatte Gropius erklärt: „Mit die Gestaltungsprinzipien des Raumes: Gemälde, zunehmender Festigkeit und Dichtigkeit der modernen Baustoffe (Eisen, Gebrauchsgegenstände und Gebäude gehorch- Beton, Glas) und mit wachsender Kühnheit neuer schwebender Konstruk- H ten den gleichen visuellen Mustern der Linien und tion wandelt sich das Gefühl der Schwere, das die alten Bauformen entschei- Farben. Die Künstler hofften, mit dem Prinzip der dend bestimmte.“ Dort, im Dessauer Bauhausgebäude, waren auch Gestaltung etwas zur Verbesserung der Welt mehrfach „schwebende plastiken“ der Studierenden aus dem Vorkurs von W beizutragen. Deswegen bildete das Manifest Zur Moholy-Nagy zu bestaunen, die für den Bauhaus-Meister wertvolle Vorstufen neuen Weltgestaltung der Künstlergruppe De Stijl zur „im höchsten maße vergeistigten form“, nämlich zu „kinetischen plas- im Jahr 1921 den Auftakt. Weitere Publikationen tiken“, darstellten. des Bauhauses folgten: Neue Gestaltung (Piet E Mondrian, Bauhausbuch Bd. 5, 1925) und Grund- 1918, Ausführung von Gerard van de Groenekan nach 1918, begriffe der Neuen Gestaltenden Kunst (Theo van Doesburg, Bauhausbuch Bd. 6, 1925). In der B Gerrit Rietveld, Rot-blauer Stuhl, ca. Bemaltes Buchenholz, Sperrholz, 87,5 × 60 × 76 cm, Gemeentemuseum Den Haag Folge bezeichnen sich die neu gegründeten © Foto: Gemeentemuseum Den Haag, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Kunstinstitutionen in Deutschland als Hochschulen für Gestaltung und im englischsprachigen Raum E als Institutes of Design. Hundert Jahre später hat sich die Situation der N Kunst und der Kunstinstitutionen verändert. Für das Bauhaus mit seinen Gestaltungsprinzipien waren die Begriffe Material und Maschine aus- D schlaggebend. Die künstlerische Gegenwart setzt hingegen auf die Begriffe Medien und Daten.

Leo Baron, Gertrud Herold auf dem Dach des Bauhausgebäudes in Dessau, Für die Verbindung von Kunst und Technik bilden Edmund Collein, Konstruktionsübung1927 / 28 aus Glas, Vorkursunterricht E mittlerweile Daten und Codes die entscheidenden bei Josef Albers, Gestaltungsmittel. Das ZKM ist der Ort, der diesen Wandel durch Ausstellungen und eigene Produktionen kritisch begleitet. Deswegen wird T. Lux Feininger, Eurythmie, 1927 das ZKM auch das „digitale Bauhaus“ genannt. Peter Weibel Künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand

1923, Rekonstruktion 1983, Plexiglas, Polystyrol, Klebefolie, Holz,

1929

Theo van Doesburg, Cornelius van Eesteren, Modell für das Maison d’artiste, 60 × 60 × 60 cm, Gemeentemuseum Den Haag © Foto: Gemeentemuseum Den Haag

Karin Sander, XML-SVG CODE / Quellcode des Ausstellungsraums, 2010/2017, Oracal 638, Plotterfolie matt, 3-farbig, Ansicht ZKM-Ausstellung „Open Codes“ ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Karin Sander © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Foto: Jonas Zillus Iwao Yamawaki, Artikel von Iwao Yamawaki über die Fotocollagen von Kurt Kranz, Zeitschrift Koga, 12, Bd. 2, 1933 1927–32

Kurt Schmidt, Aufbau für ein Feuerwerk, aus der Bühnenwerkstatt, Ludwig Mies van der Rohe, Sessel MR 534,

Von Anbeginn war das Bauhaus bestrebt, auf seine Akti- D vitäten außerhalb Deutschlands aufmerksam zu machen Hinrich (Hin) Bredendieck ist er in Berlin im Atelier von 1923 – auch um Studierende aus aller Welt für die Ausbildung Industriedesigner und Pädagoge Moholy-Nagy und in der Dorland am Bauhaus zu gewinnen. Zu diesem Zweck sandte Werbeagentur unter Herbert A 9. Juni 1904 in Aurich, Bayer tätig. 1934 entwirft und Walter Gropius im Jahr 1920 Briefe nach Japan, Mexiko, Deutsches Kaiserreich produziert er gemeinsam mit – 1. September 1995 in Roswell, in die Türkei, nach Brasilien, Peru und Chile, um auf das Hermann Gautel Möbel in USA Oldenburg. Nach der Heirat mit „über die Grenzen Deutschlands hinaus“ bekannte Iwao Yamawaki, Artikel von Iwao Yamawaki über die S Fotocollagen von Kurt Kranz, Zeitschrift Koga, B der Bauhaus-Studierenden Bauhaus und seine „Reihe von Künstlern verschiedener 12, Bd. 2, 1933 In eine kinderreiche Kaufmanns- Virginia Weisshaus (1904–88) Länder (…), die einen internationalen Ruf genießen“ auf- familie hineingeboren, absolviert emigriert er 1937 in die USA. Hin Bredendieck bis 1922 eine Gropius beruft ihn an das merksam zu machen. Dieses Bestreben wurde auch von Tischlerlehre und arbeitet New Bauhaus Chicago (NBC), seinem Nachfolger, dem Schweizer Architekten Hannes E in einer Möbelfabrik. Nur kurz wo er den Vorkurs sowie die Meyer, fortgesetzt. In der hauseigenen Zeitschrift lud besucht er die Kunstgewerbe- Holz- und Metallwerkstatt leitet. schulen in Stuttgart und . Nach Auflösung des NBC er in mehreren Sprachen dazu ein, am Bauhaus zu S Im April 1927 schreibt sich entwirft er Möbel, Holzspielzeug, studieren. Im Jahr 1929 kamen 140 der Bauhausstudie- G Bredendieck am Bauhaus ein, Maschinen und Spezialwerk- renden aus Deutschland und 30 aus dem Ausland, da- wo er anfangs bei Josef Albers, zeuge. Im Anschluss erhält er Wassily Kandinsky und Paul 1945 einen Lehrauftrag an der runter aus der Schweiz, aus Polen, aus Russland, C Klee sowie László Moholy-Nagy Nachfolgeinstitution des NBC, Lettland, Holland, den USA, Palästina, der Türkei, Persien E studiert. Im Jahr 1928 wechselt dem Institute of Design Chicago. er in die Metallwerkstatt, wo er Nebenher fertigt er mit Nathan und Japan. Später schrieb die Weberin Gunta Stölzl: „… Leuchten für Schreib- und Nacht- Lerner Do-it-yourself-Möbel die Internationalität der Schüler hatte das wechselseitige H tische sowie gemeinsam mit an. Von 1952 bis 1971 lehrt Lernen im kameradschaftlichen Sinne gefördert …“. G Marianne Brandt Lampen für Bredendieck als Professor für Decken und Haushalt entwickelt. Industriedesign am Georgia Einige trugen den Bauhausgedanken, wie zum Beispiel Die Leipziger Leuchtenbaufirma Institute of Technology in durch die Teilnahme an internationalen Architekturwettbe- Körting & Mathiesen AG (Kandem) Atlanta. Designtheoretische werben oder eigenen Institutsgründungen, in die Welt. W Schriften dokumentieren N überzeugt er von einer Koopera- tion mit dem Bauhaus, die darauf- sein Wirken für Funktionalität So der Ungar Sándor Bortnyik, der 1928 in Budapest die hin industriell Bauhaus-Modelle und Materialgerechtigkeit. „Mühely“, das sogenannte „kleine Bauhaus“ gründete, fertigt. Nach dem Diplom 1930 Text: Astrid Volpert oder Renshichirō Kawakita, der 1932 das „Institut für E Walter Gropius, László Moholy-Nagy (Hrsg.) U

Lebensgestaltung“ in Japan ins Leben rief. „Internationale Architektur“, Bauhausbücher, B 1, 1925 N Aber auch die Bauhaus-Erzeugnisse hatten von Anfang E an ihren Platz in der Welt: 1922 gab es Verkaufsstellen G in Wien, Amsterdam, Leicester und den USA, die Produkte aus den Werkstätten anboten. Darüber hinaus präsentierte sich das Bauhaus weltweit in Ausstellungen. N So zum Beispiel 1922 mit Bildern von Studierenden in E Kalkutta, gemeinsam mit zeitgenössischen indischen Malern. 1929 auf einer Wanderausstellung mit Erzeug- D nissen des Bauhauses, die unter anderem in Basel, N Zürich und Breslau zu sehen war. Im selben Jahr wurden auch Arbeiten aus den Bauhaus-Werk- E stätten auf der Weltausstellung in Barcelona gezeigt und 1930 in einer Wanderausstellung in den USA (Harvard, Cambridge und New York) und der Weltausstellung in Barcelona. 1931 präsentierte Hannes Meyer die erste Bauhaus-Ausstellung in Moskau, die sich auf die Zeit 1928–30 konzentrierte, in denen er Bauhaus- direktor war.

1927

11,

Zugleich besuchten internationale Persönlichkeiten aus Kunst- und Geistesleben das Bauhaus, darunter Solomon R. Guggenheim und Marcel Duchamp. Manch einer dieser Gäste trat als Vortragender oder Gastdozent auf, darunter die Komponisten Béla Bartók, Henry Cowell, der Sufi-Meister Hazrat Inayat Khan oder Naum Gabo und El Lissitzky. Diese Besuche In den von 1925 bis 1930 vom Bauhaus herausgegebenen zeugen von der Weltoffenheit und dem trans- „Bauhausbüchern“ gewann die Institution nicht nur inter- kulturellem Bewusstsein des Bauhauses, das stets nationale Kulturschaffende als Autoren, sondern präsen- auch in Lehre und Arbeit einfloss und sich nicht tierte sich zugleich als Sammelpunkt avantgardistischer einzig zwischen „Indienkult“ und „Amerikanismus“ Strömungen der Avantgarde. Ein Bestreben, das zum bewegte, wie Oskar Schlemmer 1921 feststellte. Beispiel mit der vom Bauhaus 1923 gedruckten und heraus- Walter Gropius, László Moholy-Nagy (Hrsg.), „Kasimir Malewitsch. Die gegenstandslose Welt“, Bauhausbücher, gegebenen Mappe „Neue Europäische Graphik, 4. Mappe – Italienische und Russische Kuenstler“ sowie mit der „Internationale[n] Architekturausstellung“ der 1. Bauhaus- Ausstellung im selben Jahr bereits deutlich zum Ausdruck Joost Schmidt, Prospekt der Stadt Dessau, kam. Schließlich sandte Mies van der Rohe als Direktor 1931 des Bauhauses in Dessau einen Brief in die USA mit dem Ziel, für das „europäische Bauhaus“ „internationale“ Paten-Institute zu finden, um länderübergreifend zu kooperieren. Fritz Kuhr, Selbstporträt, 1927

O. Z. Hanish, David Ammann, Masdasnan – Atem-Lehre,

1919

D

Richard Oelze, Selbstporträt mit Freundin, E B 1922 / 23 R

Unbekannter Fotograf, Bauhäusler zu Besuch bei Vchutein in Moskau mit Peter Bücking, Gunta Stölzl, Arkadij Mordwinow, dahinter Arieh Sharon, 3. von rechts, 12.5.1928 E Iwao Yamawaki (1888–1970) kennen. 1928 montage ein. 1932, auf dem (geb. als Iwao Fujita) heiratet er Michiko Yamawaki Höhepunkt rechtsradikaler Fotograf, Architekt und (1910–2000), Erbin eines Intrigen gegen die Dessauer Es war die Aura des Neuen, des Aufbruchs Hochschullehrer reichen Geschäftsmannes. Im Institution, entsteht Yamawakis nach dem Ersten Weltkrieg, welche das G Hannes Meyer (Hrsg.), „studiert am bauhaus!“, bauhaus. zeitschrift für gestaltung, 2 / 3, Gegenzug für die Einwilligung Collage „Der Schlag gegen das N 29. April 1898 in Nagasaki, den Familiennamen der Frau Bauhaus“. In der Zwischenkriegs- Bauhaus von Anfang an proklamierte und, 1928 Japan – 8. März 1987 in Tokio, anzunehmen, erfüllt sich durch zeit lehrt Yamawaki am Tokioter die viele junge Menschen anzog. Sie wollten Japan die finanzielle Zuwendung sein Shinkenchiku kōgei, bekannt als nicht nur die Welt von morgen, sondern auch E Traum, am Bauhaus zu studieren. „Das Japanische Bauhaus“. In E Nach dem Studium an der Tokyo Im Herbst 1930 gelangen die Anlehnung an die Meisterhäuser ihr eigenes Leben anders gestalten. Schnell School of Fine Arts (1921–26), Yamawakis nach Dessau und von Walter Gropius baut er waren die Bauhäusler und Bauhäuslerinnen sammelt Iwao Yamawaki Be- belegen gemeinsam den Vorkurs 1935 sein Wohnhaus in Tokio, für ihr unkonventionelles Auftreten bekannt, rufspraxis als Architekt der bei Josef Albers. Im April 1931 ausgestattet mit Mobiliar aus G zu dem nicht nur die Bubikopf-Frisur und Oskar Schlemmer, Schematische Übersicht des Unterrichtsgebietes, „der Mensch“, aus bauhaus. zeitschrift für gestaltung 2 / 3, U Yokogawa Construction Company. geht Michiko Yamawaki in die Deutschland wie Breuers Die Arbeit am Bauhaus zielte auf zeitgemäße Produkte für Zur selben Zeit fotografiert er für Webereiwerkstatt, Iwao Yamawaki „Wassily-Sessel“. Er entwirft der kameradschaftliche Umgang zwischen die japanische Gesellschaft für wechselt zu Walter Peterhans in 1939 Interieurs für den Männern und Frauen gehörte, sondern auch eine neue, auch zukünftige Generation ab. Für den Kunstkritiker Architekturforschung. Auch die Fotografie Abteilung. Iwao Japanischen Pavillon der New Adolf Behne zeigte sich das in der Architektur des Bauhausge- N das Theater interessiert ihn: Yamawakis Aufnahmen vom Yorker Weltausstellung. 1954 die Tatsache, dass einige Bauhaus-Familien E bäudes von Walter Gropius: „Hier in dem neuen Bau des Er gründet mit Senda Koreya Bauhauskomplex wie auch von und 1971 bringen Iwao und in Gemeinschaft ohne Trauschein zusam- (1904–94) das Ningyō-za Gebäuden in Berlin, Amsterdam Michiko Yamawaki außerdem menlebten. Dessauer Bauhauses kommt einmal stark und rein zum Aus- Theater und ist Mitglied von und Moskau sind Ausdruck des Bauhaus-Ausstellungen nach druck (…): dass ein neuer Typ Mensch und ein neues Verhältnis U Tan-i sanka, einer Gruppe von von Moholy-Nagy begründeten Japan. 1995 veröffentlicht Avantgardekünstlern. Dort lernt „Neuen Sehens“. Kurt Kranz, Michiko Yamawaki ihr Buch „Das Schon im Mai 1919, das Bauhaus war erst dieses Menschen zur Welt Ausgangspunkt und zugleich er den Weimarer Bauhaus- ein enger Freund von Yamawaki, Bauhaus und die Tee-Zeremonie“. einige Wochen geöffnet, schrieb der Maler Zielpunkt der neuen Baubewegung ist. Neue Materialien, neue Studenten Sadanosuke Nakada führt ihn in die Technik der Foto- Text: Astrid Volpert und Bauhausmeister Lyonel Feininger an Konstruktionen, neue Techniken sind wichtig und müssen N seine Frau Julia: „Was ich bis jetzt von den diskutiert, erprobt, beobachtet werden. Aber sie sind immer M Schülern gesehen habe, sieht sehr selbstbe- nur Mittel zum Zweck, und der höchste letzte Zweck ist wusst aus. Sie haben fast alle Jahre im Felde der Mensch.“ G gestanden. Es ist ein ganz neuer Menschen- E schlag. Ich glaube sie wollen alle etwas Neues in der Kunst und sind nicht mehr so E ängstlich und harmlos.“ Und Oskar Schlemmer N erklärte 1921, „dass das Bauhaus nach ganz anderer Seite hin ‚baut‘, als erwartet wird, N nämlich: den Menschen. Gropius scheint S das sehr bewusst, und er erkennt darin das Manko der Akademien, die die Menschen- bildung außer Acht lassen.“ Wie der „Neue C Mensch“ jedoch aussehen könnte, welche Werte und Fähigkeiten ihn auszeichnen sollten, wurde während der gesamten Existenz H des Bauhauses kontrovers diskutiert: Von 1921 Johannes Itten, der durch Körper- und Atem- übungen sowie vegetarische Ernährung die Selbsterkenntnis jedes Einzelnen fördern wollte; in der Bühnenarbeit Oskar Schlemmers, in welcher jede Figur über den „Typenkörper“ hinaus im Verhältnis von Körper zu Raum erforscht wurde; in Malerei und Fotografie, in der durch Abstraktion, Verzerrung oder Collage neue Menschenbilder entworfen wurden; in den Bestrebungen einer „Weltre- 1928 volution“ der Studierenden der „kommu- Unbekannter Fotograf, Barbara Josephine Guggenheim, Wassily Kandinsky, Hilla von Rebay, Solomon R. nistischen Fraktion“ unter Direktor Hannes im Garten der Meisterhaussiedlung Dessau, 1929 Guggenheim Meyer, der sich selbst als „wissenschaft- licher Marxist“ verstand.

Alfred Bischoff, Pi-o-Murshid Hazrat Inayat Khan in Jena, Johannes Itten, „Gruß und Heil den Herzen, welche von dem Licht der Liebe erleuchtet und weder durch Hoffnungen auf einen Himmel noch durch die Furcht vor einer Hölle irregeleitet werden. werden. irregeleitet Hölle vor einer Furcht die durch noch Himmel einen auf Hoffnungen durch O.Z. Hanish“, Original aus der ersten Bauhaus-Mappe „Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar“, Lisbeth Oestreicher, Musterstück für Vorhangstoff,

1930

D

E 1921 R E X N P E Gleich mit seiner Gründung war das E Bauhaus – vor allem aus konserva- U tiven Regierungs- und Bürgerkreisen – mit dem Vorwurf konfrontiert, Lehrende R und Studierende würden nur experi- E mentieren, die ganze Institution sei nur 1926–31 ein Experiment. Sollte mit dieser Kritik Grete Reichardt (zugeschrieben), Webprobe, I das Bauhaus diskreditiert werden, war das Experimentieren jedoch für die Bauhäusler und Bauhäuslerinnen Horacio Coppola argentinischen Intellektuellen, Grafiker und Fotograf ihre gemeinsame Werkschau M tatsächlich ein bewusstes und bestim- 31. Juli 1906 in Buenos Aires, statt – die „erste Ausstellung M mendes Prinzip neben Lehre und moderner Fotografie in Argentinien – 18. Juni 2012 in Theorie. Denn man war sich sicher: Buenos Aires, Argentinien Argentinien“ (Luis Priamo). 1936 lassen sich die Coppolas E Das Neue, nach dem man hier nach endgültig in Buenos Aires nieder Als Sohn italienischer Auswan- E dem Ersten Weltkrieg intensiv suchte, und eröffnen ein auf Werbung dernder studiert Horacio Zur großen Bauhaus-Ausstellung im spezialisiertes Avantgarde- konnte nur im Experimentieren ent- Coppola in den 1920er Jahren Studio. Ab 1940 lebt das Paar in N Jahr 1923 präsentierte das Bauhaus in moderne Sprachen, Fotografie stehen. Mit Experiment war nicht eine Ramos Mejía, einem Dorf in der und Film in Buenos Aires, N wissenschaftliche Versuchsanordnung einer vielfältigen Schau die Ergebnisse Provinz Buenos Aires. Ihr Haus Argentinien. Er reist nach Europa, im Bauhausstil wird Treffpunkt gemeint, sondern ein freies, spieleri- seiner Experimente, darunter ein ge- wo er in Deutschland von 1932 für Argentinier und Argentinier- bis 1933 am Bauhaus bei Walter T sches Probieren, wie es im Vorkurs bautes „Versuchshaus“, das Technolo- innen sowie emigrierte Kriegs- Peterhans hospitiert. Seine gie-, Ökologie- und Wohnexperiment gegner und -gegnerinnnen. S des Bauhauses von allen Studierenden wichtigste Arbeit dort sind 18 Gemeinsam dokumentieren sie zugleich war sowie die „Reflektorisch- „Baustudien“ in geometrischem, erkundet wurde. Da das Experimentieren indigene Keramiken für das neu sachlichem Stil. In Berlin in den Werkstätten aber wiederkeh- en Farblichtspiele“ der Studierenden Anthropologiemuseum La Plata. dreht Coppola mit Walter rend auch zu Problemen im handwerk- Ludwig Hirschfeld-Mack und Kurt Mit ihrer Trennung im Jahr 1943, C Auerbach den Experimentalfilm lichen Unterricht führte, projektierte Schwerdtfeger. „Traum“ (1933). Dabei trifft er auf kehrt Horacio Coppola nach Buenos Aires zurück. In den Gropius Ende 1921 einen eigenen dessen Schwester Ellen und ihre Als das Bauhaus 1925 nach Dessau Freundin Grete Stern (1904–99). 1960er und 1970er Jahren ent- H Raum zum Experimentieren, „da es umzog, wo die Werkstätten nun „Labora- Die beiden Jüdinnen, ebenfalls deckt er Farbe als bildgestalten- des Mittel für seine Fotografien. 1923 sich praktisch wohl schwer vereini- kurzzeitig am Bauhaus, betreiben Herbert Bayer, Der Muster-Bauhäusler, torium-Werkstätten“ hießen, wurde bald 1984 bildet die Retrospektive gen[ließ], die rein experimentelle Arbeit das Fotostudio ringl+pit. Als die Kleinschreibung in Briefen, Prospek- Grete Stern 1935 vor den Nazis „Meine Fotografie“ mehr als 50 und die Ausführung bestimmter realer ten und der hauseigenen Zeitschrift nach Paris und weiter nach Jahre seines Schaffens ab. Sie Arbeiten in einer Werkstatt zu verrichten.“ London flieht, folgt Coppola der findet in einem Kulturzentrum – unter heftigen Protesten aus bürgerli- Gefährtin. Seine 16mm-Filme auf dem Plaza Dorrego statt, wo chen Kreisen - eingeführt. Dies wieder- über beide Hauptstädte er begonnen hatte, Sonntags- maler und Tangotanzende abzu- um gab Gropius Anlass, auf den grund- „Les Quais de la Seine“ und „A Sunday in Hampstead Heath“ lichten. Befragt nach der Zukunft sätzlich experimentellen Charakter zeigen die Dynamiken von Licht der Fotografie, antwortet er: des Bauhauses zu verweisen: „das und Bewegung. Das Paar „Es braucht nicht viel Technik… Was zählt, sind der Kopf und das bauhaus ist in erster linie versuchsins- heiratet in London und reist nach Grit Kallin-Fischer, zurückkehrt, ist sie geschieden. emanzipierte Frau. Von 1928 bis Buenos Aires. 1935 findet bei Auge“. geb. Margit Vries Sie geht mit dem Ziel ihrer 1934 wieder in Berlin, fertigt Grit titut für das ganze land, auf allen gestal- „Sur“, Literaturmagazin der Text: Astrid Volpert Malerin, Grafikerin, Bildhauerin Weiterbildung ans Bauhaus nach Kallin-Fischer Fotoarbeiten für tenden gebieten. es ist also nicht nur Dessau, absolviert bis 1928 die Zeitschrift „Gebrauchsgrafik“ 26. April 1896 in Frankfurt am Grundkurs, Metall- und Bühnen- an. 1931 nimmt sie an der Aus- unser recht, sondern geradezu unsere Main, Deutsches Kaiserreich werkstatt. Zusammen mit der stellung „Foreign Advertising pflicht, noch nicht erprobte dinge weiter – 17. Juli 1973 in Newtown/USA Tänzerin Manda von Kreibig Photography“ in New York teil. zu erproben.“ (1901–89) und Oskar Schlemmer In Dessau begegnet sie dem Grits Kallin-Fischers Bauhaus- entwickelt sie Bühnenkostüme amerikanischen Bauhausstu- periode ist ein Zwischenspiel, und Kulissen. Unübersehbar ist denten Edward L. Fischer In Dessau experimentierte Marcel Breuer mit gebogenem Stahlrohr, um Möbel bei dem es ihr gelingt, mit den ihr Talent für Fotografie. Den (1903–88), den sie 1934 heiratet daraus zu formen, und Oskar Schlemmer hatte im Bauhausgebäude endlich wenigen dort entstandenen Bildraum anschneidend porträ- und mit ihm nach New York zieht. eine eigene „Versuchsbühne“ für seine Bühnenexperimente. Schließlich die Werken Geschichte zu schreiben. tiert sie mit der Kamera im Stil Sie leben ab 1937 im eigenen, Oskar Schlemmer, Sitzende Figur, Figur „S“, Aufgewachsen in belgischen des „Neuen Sehens“ Bauhaus- von Walter Gropius und Marcel Fotografie: Dank der Kleinbildkamera, die zahlreiche Bauhäusler und Bauhäus- Pensionaten, studiert sie 1911 Mitstudierende und - Lehrende. Breuer entworfenen Haus. 1947 1923 lerinnen besaßen, wurde mit keinen anderen Techniken am Bauhaus so Malerei bei Karl Doerbecker in Darüber hinaus fertigt sie ist Kallin-Fischer nochmals Marburg und lernt von 1915 bis fotografische Selbstporträts mit in Europa und begeistert sich in hemmungslos außerhalb des Unterrichts experimentiert wie mit dem Fotoapparat 1917 bei Lovis Corinth. In den besonderer Gestaltungskraft. Zürich und Mailand für Skulptur und der Fotoentwicklung. Werner David Feist, der 1927 zum Studium ans Jahren 1918-19 sucht sie in Darin stilisiert sie sich als eine und plastische Formen in der Bauhaus gekommen war, erklärte rückblickend: „Das Experiment, das Ertasten Berlin Anschluss an künstleri- von der Außenwelt getrennte Bildenden Kunst. Sie verwirklicht sche Kreise. 1920 heiratet sie einsame Figur. In perfekter hier Projekte mit den Bildhauern der Grenzen, das Aufbrechen der Gesetze und Regeln, um neue Bereiche zu den russisch-jüdischen Musiker Szenerie mit ausgewählter Klei- Hermann Hubacher und entdecken – das war der alles beherrschende Geist am Bauhaus.“ Marik Kallin und sie ziehen zu dung und Pose sowie Kühle Mario Marini. seiner Familie nach London. Als und Melancholie als Gestaltungs- Text: Astrid Volpert sie 1926 nach Deutschland mittel positioniert sie sich als Marcel Breuer, Stuhl B5, Chronologie Abbildungen oben 17. Iwao Yamawaki, Der Schlag gegen das 11. Titelbild der Zeitschrift „Das neue 1. Louis Held, Henry van de Velde in seinem Bauhaus, 1932. © Yamawaki Iwao & Frankfurt“, 1. Jahrgang, 1926 / 1927, Heft 2, Arbeitsraum der Kunstgewerbeschule Weimar, Michiko Archives Thema: Mechanisierung des Wohnungsbaus / um 1906. © Fotoatelier Louis Held, Stefan 18. Leben am Bauhaus Berlin: Der Studie- Der Weg vom Ziegelmauerwerk zum rende Ernst Louis Beck vor dem Eingang der Frankfurter Montageverfahren, Baustelle mit 1926 Renno, Weimar. 2. Louis Held, Großherzoglich Sächsische umgebauten Telefonfabrik, 1932–1933, vorgefertigten Elementen, ca. 1927, Hochschule für bildende Kunst Weimar, Foto: Unbekannt. Bauhaus-Archiv Berlin Foto: Unbekannt. © Institut für Stadtgeschichte von 1919–1925 Staatliches Bauhaus Weimar, 19. Josef Albers beim Unterrichten am Frankfurt am Main, S7A1998_24299 um 1906. Bauhaus-Archiv Berlin Bauhaus Dessau: Besprechung einer 12. Willi Baumeister, Plakat „Wie wohnen?“ 3. Lyonel Feininger, Titelholzschnitt Ausstellung dreidimensionaler Vorkursar- für die Werkbund-Ausstellung „Die Wohnung“, „Kathedrale“, Manifest des Staatlichen beiten in Papier mit Studierenden, um 1928, Stuttgart, 1927. (CC) BY-NC-SA Willi Bauhauses in Weimar, 1919. © VG Bild-Kunst, Foto: Umbo (Otto Umbehr). © The Albers Baumeister Stiftung Bonn 2018 Foundation / Art Resource, NY / 13. Werbeblatt für die Werkbund-Ausstellung 4. Karl Peter Röhl, Entwurf zum Signet VG Bild-Kunst, Bonn 2018 „Film und Foto“, Stuttgart, 1929, unter „Staatliches Bauhaus Weimar“, 1919–1921. 20. Signet des „new bauhaus, American Verwendung einer Fotografie von László Bildnachweise Bauhaus-Archiv Berlin / © Karl-Peter-Röhl- School of Design“, Chicago, 1937. Bauhaus- Moholy-Nagy, 1929. © bpk / Kunstbibliothek, Stiftung, Weimar Archiv Berlin SMB / Dietmar Katz Gesamtkunstwerk 5. Walter Gropius, Adolf Meyer und andere 14. Ausstellungsansicht „Modern Architecture: Chronologie Abbildungen unten International Exhibition“, Museum of Modern © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Bauhaus-Studierende, Haus Sommerfeld, Art, New York, 10. Februar bis 23. März 1932, © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Berlin, 1920 / 1921. © VG Bild-Kunst, 1. Wanda von Debschitz-Kunowski, Metall- Foto: The Museum of Modern Art Archives. VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Bonn 2018 werkstatt der Debschitz-Schule, München, 6. Postkarte von Theo van Doesburg an um 1905. © Münchner Stadtmuseum, © The Museum of Modern Art, New York / © Bauhaus-Universität Weimar, Archiv Antony Kok, 12. September 1921, Foto: Van- Sammlung Fotografie Scala, Florence der Moderne Doesburg-Archiv. © Van-Doesburg-Archiv, 2. Hölzel und seine Stuttgarter Schüler, v.l.n.r.: 15. Ausstellung „Entartete Kunst“ im Galerie- © Bauhaus-Universität Weimar, Archiv Amsterdam, Rijkswijk Wickenburg, Kerkovius, unbekannt, Kinzinger, gebäude am Münchener Hofgarten, 1937, der Moderne 7. Oskar Schlemmer, Signet „Staatliches Stenner, Hölzel, Hildebrandt, Baumeister, Foto: Unbekannt. © bpk / Zentralarchiv, SMB © Bauhaus-Universität Weimar, Archiv Bauhaus Weimar“ als Stempelabdruck, 1922. Schlemmer, Eberhard, 1914, Foto: Unbekannt. 16. Alfred H. Barr, Katalog der Ausstellung der Moderne © Bauhaus-Archiv Berlin © Adolf Hölzel-Stiftung, Stuttgart „Cubism and Abstract Art“ am Museum of © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie 8. Joost Schmidt, Plakat zur Bauhaus- 3. Fritz Helmuth Ehmcke, Plakat anlässlich Modern Art, New York, 2. März bis 19. April © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Ausstellung in Weimar, 1923, Foto: Markus der Ausstellung „Deutsche Werkbund 1936. © The Museum of Modern Art Library, VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Hawlik. Bauhaus-Archiv Berlin / Ausstellung“ in Coeln, 1914. © bpk / Kuns- New York © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 tbibliothek, SMB Kunst, Handwerk, Technik 9. Joost Schmidt, Prospekt der Stadt Dessau, 4. Herwarth Walden vor seiner Portätbüste © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, 1931. Stiftung Bauhaus Dessau / von William Wauer, um 1918, Foto: Unbekannt. VG Bild-Kunst, Bonn 2019 © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 © bpk / Staatsbibliothek zu Berlin © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie 10. Oskar Schlemmer, Signet „Das Bauhaus in 5. Bettelnder, einbeiniger Kriegsversehrter in © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Dessau“ als Stempelabdruck auf dem Vorsatz Uniform mit Orden, Berlin, 1923, des Buches: Heinrich Hauser, Die letzten Foto: Unbekannt. © Bundesarchiv, Bild 146- © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Segelschiffe, S.Fischer Verlag, Berlin, um 1972-062-01 VG Bild-Kunst, Bonn 2019 1931. © Bauhaus-Archiv Berlin 6. Hermann Max Pechstein, Flugblatt Arbeits- © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie 11. Die Meister auf dem Dach des Bauhauses: rat für Kunst Berlin, 1919. © Max Pechstein © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Josef Albers, Hinnerk Scheper, Georg Muche, Urheberrechtsgemeinschaft © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, László Moholy-Nagy, Herbert Bayer, Joost 7. Eröffnungssitzung der verfassungs- VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Schmidt, Walter Gropius, Marcel Breuer, gebenden Deutschen Nationalversammlung Wassily Kandinsky, Paul Klee, Lyonel im Deutschen National­theater in Weimar am Radikale Pädagogik Feininger, Gunta Stölzl und Oskar Schlemmer, 6. Februar 1919, am Rednerpult Friedrich © Stiftung Bauhaus Dessau 1926, Foto: Lucia Moholy. Bauhaus- Ebert, 1919, Zeichnung: Hans W. Schmidt. Verantwortlich © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Universität Weimar, Archiv der Moderne / © Deutsches Historisches Museum, Berlin Dr. Ellen Strittmatter © Sammlung Bernd Freese © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 8. Wladimir Tatlin, Modell des Denkmals E Hubert Hoffmann wirkt mit an der Autobahnpla- © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie 12. Bauhausgebäude in Dessau, 1926 / 1927, für die Dritte Internationale, 1920, Foto: Künstlerische Leitung Foto: Junkers-Luftbildaufnahmen. Institut für Unbekannt. © Moderna Museet, Stockholm Stadtplaner und Architekt nung im Dritten Reich. Vom © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Dr. Valerie Hammerbacher Wehrdienst in Nordfrankreich © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Auslandsbeziehungen 9. El Lissitzky, Internationaler Kongress der 23. März 1904 in Berlin, Projektleitung abberufen, wird Hoffmann 13. Marianne Brandt, „Palucca tanzt“, 1929. Konstruktivisten und Dadaisten, Weimar, 1922. Deutsches Kaiserreich Dr. Clea Laade Landesplaner im okkupierten Gemeinschaft Staatliche Kunstsammlungen / © Foundation Khardzhiev / Stedelijk Museum X – 25. September 1999 in Graz, Litauen (1942–44) und an der © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Amsterdam Österreich © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Wissenschaftliche Assistenz Deutschen Akademie für 14. Oskar Schlemmer, Manda von Kreibig in 10. Herbert Bayer, Notgeldscheine, 1923, © Klassik Stiftung Weimar Laura Wünsche Reichs- und Städtebau in Berlin Stäbetanz II, Bauhausbühne, 1927, Foto: Andreas Körner. Institut für Auslands- © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Lara Eva Sochor Als der Berliner Hubert (1944–45). Kurz vor Kriegs- Foto: Unbekannt. Bauhaus-Archiv Berlin beziehungen / © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Elena Kaifel P © Galerie Kicken 15. Hannes Mayer, Hans Wittwer und Hoffmann im Wintersemester ende gerät er in US-Gefangen- Stefanie Bürgel 1926/27 an das Bauhaus nach schaft. Er ist Stadtplaner in © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Hermann Bunzel, Bundesschule Bernau, Dessau kommt, hat er Landwirt- Magdeburg, als ihn der Bauhaus- © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Blick auf den Wohnflügel der ADGB, 1931, schafts- und Maurerlehren hinter förderer und erneut ins Amt des © Bauhaus-Universität Weimar, Archiv Foto: Arthur Redecker. Bauhaus-Archiv Berlin / E sich sowie Studien an der Bau- Oberbürgermeisters gesetzte der Moderne © Stiftung Bauhaus Dessau Ausstellung schule, Kunstgewerbeschule liberale Politiker Fritz Hesse © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie 16. Adolf Hofmeister, Karikatur von Hannes und Technischen Hochschule nach Dessau holt. Hoffmann soll © Bauhaus-Universität Weimar, Archiv Meyer, 1930. Bauhaus-Universität Weimar, Kurator der ifa Tournee Ausstellung Hannover. Bis Sommer 1929 und den Wiederaufbau des Bau- der Moderne Archiv der Moderne „Die ganze Welt ein Bauhaus“: R als Hospitant von 1930 bis 1932, hauses organisieren und gerät in Boris Boris Friedewald studiert Hoffmann unter allen widersprüchliche Mühlen der Das Schwebende drei Direktoren des Bauhauses. Aufarbeitung der Nazizeit. Als © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Kuratorinnen und Kuratoren der Tischlerei, Reklame-Werkstatt Kollaborateur denunziert, kehrt VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Beiträge zu regionalen Schwerpunkten I und Bauabteilung sind seine er zurück nach Berlin (West). © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie für die Ausstellung in Karlsruhe: Versuchslabore. Die erste Büro- Von 1953 bis 1958 wirkt er als © Harvard Art Museums / Busch-Reisinger Prof. Dr. Enrique X. de Anda Alanís: praxis sammelt er 1930 bei Fred freier Architekt in Bonn und Museum, Gift of the Baron-Baum Family, 2007.115 Mexiko-Stadt, Mexiko Forbat (1897 – 72) in Berlin. In Berlin, ist Mitinitiator der „Interbau“ © Stiftung Bauhaus Dessau Silvia Fernández: Buenos Aires, M dieser Zeit pflegt er Kontakte zu und der Ausstellung „Die Stadt © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Argentinien einer Gruppe linker Bauhäusler von morgen“. Von 1959 bis 1975 Estate of T. Lux Feininger Prof. Dr. Margret Kentgens-Craig: und gestaltet die „Proletarische hält Hoffmann eine Professur für © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Bauhaus Rezeption in den Bauausstellung“ 1931. Mit der Städtebau und Entwerfen an der VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Die ganze Welt ein Bauhaus USA, 1919–39 Machtergreifung der National- Technischen Hochschule Graz © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Dr. Alexander Klee: Stuttgart, E sozialisten im Jahr 1933, gerät in der Steiermark inne. Die Ver- Eine Ausstellung des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) Stuttgart, Deutschland Deutschland © Stiftung Bauhaus Dessau, VG Bild-Kunst, er für zwei Monate in ein Straf- bindung von Kunst und Leben, Bonn 2019 www.ifa.de Salma Lahlou: Casablanca, Marokko lager. Bis zur Aufhebung seines aber auch sein auf anthroposo- David Maulen: Santiago de Chile, Chile Berufsverbotes durch die phischen Gedanken fußender Begegnungen PD Dr. Christiane Post: N Reichskulturkammer, findet er Funktionalismus kennzeichnen Moskau, Russland kaum Arbeit. 1934 bis 1936 seine österreichischen Jahre. © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie assistiert er dann an der Tech- Text: Astrid Volpert Das ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) ist die älteste Mittlerorganisation der deutschen Kurator für den Beitrag des © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, nischen Hochschule Berlin und Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik mit Standorten in Stuttgart und in Berlin. Es wurde ZKM | Zentrum für Kunst und Medien VG Bild-Kunst, Bonn 2019, T 1917 als Deutsches Ausland Institut in Stuttgart gegründet. Unsere Programme verbinden für die Station im ZKM | Karlsruhe: © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Medien, Politik und Zivilgesellschaft. Weltweit Prof. Dr. h.c. mult. Peter Weibel VG Bild-Kunst, Bonn 2019 fördert dadurch das ifa Begegnungen und vernetzt Menschen, die sich in kultureller Praxis, © Bauhaus-Universität Weimar, Archiv der Moderne Kunst und Medien engagieren. Szenografie / Architektur © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Studio Ilke Penzlien mit © Centre G. Pompidou / Bibliothèque Kandinsky Peter Kortmann © Nekbakht Foundation, Suresnes und Robert Müller Der Neue Mensch Technische Leitung © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Die Ausstellung „Die ganze Welt ein Bauhaus“ wird unterstützt vom Ministerium für Kunst, Martin Edelmann © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Wissenschaft und Forschung Baden-Württemberg VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Grafik Design © Hermann Famulla (Nachlass Fritz Kuhr) HIT © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie, Chronologie und Diagramm Hubert Hoffmann, zerlegbares Bücherregal, 1930 VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Nicole Opel „Steckregal“, Detail, Prototyp, © Harvard Art Museums / Busch-Reisinger Museum, VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Premiere der Ausstellung in Deutschland Ausstellungstexte © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Boris Friedewald Die ganze Welt ein Bauhaus Experiment 26. Oktober 2019 – 16. Februar 2020 Biografie © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe Astrid Volpert © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Boris Friedewald © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Übersetzung © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand Dr. Greg Bond, Englisch © Foto: ifa, A. Körner, bildhübsche Fotografie Prof. Dr. h.c. mult. Peter Weibel Pedro Gallegos, Spanisch

Leitung kuratorische Abteilung Fotografie Philipp Ziegler Andreas Körner, bildhübsche Fotografie

Projektleitung Tonstudio Hannah-Maria Winters Levi Harrison Studio Tongoetze Technische Projektleitung Anne Däuper Sprecher Levi Harrison, Englisch Dagmar Harrold, Englisch Mit freundlicher Unterstützung von Mario Pitz, Deutsch Ingrid L. Blecha Gesellschaft m.b.H., Filmolux Deutschland GmbH, Davorin Strauss, Deutsch KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH, Christopher Farr, Mevaco GmbH, Annette von der Seipen, Deutsch Tecnolumen GmbH & Co KG, Naef Spiele AG, Dringenberg GmbH Copyright Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa), sowie die Künstlerinnen und Künstler, Autorinnen und Autoren Der Geist des Bauhauses Wingler war es auch, der zusammen Mit der ifa-Ausstellung „Die ganze Ulrich Raulff mit dem ehemaligen Bauhaus-Meister Welt ein Bauhaus“ wollen wir wieder Präsident Herbert Bayer (1900–85), dem Aus- die Schule in den Mittelpunkt rücken des ifa (Institut für Das staatliche Bauhaus bestand nur stellungsmacher Dieter Honisch und sie in ihrer Widersprüchlichkeit Auslandsbeziehungen) wenige Jahre. Doch während und (1932–2004) und dem Kunsthistoriker und Vielgestaltigkeit zeigen. In Ronald Grätz vor allem nach seiner Schließung ist Ludwig Grote (1993–74) die Aus- wenigen Jahren versammelten sich Generalsekretär die Kunstschule zum Sinnbild für die stellung „50 Jahre Bauhaus“ entwi- dort Gestalter und Künstlerinnen, des ifa (Institut für Moderne geworden. Den Höhepunkt ckelte. Für diese Schau koordinierte welche die erste Hälfte des 20. Jahr- Auslandsbeziehungen) der Beachtung erfuhr das Bauhaus und organisierte das ifa (Institut für hunderts revolutioniert hatten: mit am Ende der 1960er-Jahre. In Berlin Auslandsbeziehungen) 1968 eine er- gegenstandsloser Malerei oder wurde das Bauhaus-Archiv gebaut folgreiche Tournee. Das ifa schickte Figurinen, welche den zweidimensio- und die Moderne in Großaus- die Ausstellung an verschiedene Sta- nalen Raum des Gemäldes verlassen stellungen gefeiert. Während sich tionen in die Museen der Welt. So hatten und nun die Bühne eroberten. Gestalter und Gestalterinnen sowie wurde „50 Jahre Bauhaus“ 1969 in Mit Experimenten zu Fotografie und Kunstschaffende von der Avant- Chicago, 1970 in Buenos Aires und Film, mit Schriftgestaltung, welche garde abwandten, erfuhr das 1971 in Tokio gezeigt. Das Ziel der Lesegewohnheiten hinterfragte, mit Bauhaus seine Wiedergeburt in der ifa-Ausstellung wurde schon im Titel angewandter Kunst, die gleichwertig Erinnerungsmaschinerie der Museen. deutlich. „50 Jahre Bauhaus“ beschreibt neben freier Kunst stand und letztlich eine Zeitspanne, die weit über die mit einer Lehre, welche an vielen Keiner Institution ist es in ähnlicher Existenz der Schule hinausging. Denn Schulen später vorbildlich wurde. Weise gelungen, sich von einem obwohl sie als Institution nicht mehr Lehrbetrieb in ein Lebensgefühl zu In einem zweiten Teil der Ausstellung vorhanden war, lebte das Bauhaus verwandeln. Heute steht das wollen wir jedoch den Fokus auf den als Idee weiter. Als Geist, der sich von Bauhaus für eine Haltung: avantgar- Kulturtransfer legen, der nicht nur die der Produktion von Objekten hin zu distisch, freiheitlich, fortschrittlich Rezeptionsgeschichte einschließt, einer Haltung gewandelt hatte und und modern im sozialen, politischen sondern auch die gleichzeitigen nun mehr als die ästhetische Gestal- und künstlerischen Sinn. Es ist zum Bewegungen der Moderne in außer- tung des Alltags behauptete. Der kultur- Symbol geworden. Trotz der Kritik an europäischen Regionen in den Blick politische Anspruch dieser Ausstellung, seiner funktionalistischen Ausrichtung, nimmt. Dieser Part wird in der Aus- deren Träger das Land Baden- die seit den 1960er-Jahren formuliert stellung durch acht Kapitel präsen- Württemberg und das Auswärtige Amt wurde, bildet die Moderne der tiert, die von Regionalkuratoren und waren, war, im Zeitalter des Kalten Bauhäusler und Bauhäuslerinnen -Kuratorinnen erarbeitet wurden. Krieges und des Ost-West-Konflikts, immer noch Bezugspunkte. Sie Ihnen stellten wir die Frage: „Die das Bauhaus beispielhaft für eine wurde zwar prüfend reflektiert, er- ganze Welt ein Bauhaus?“ und er- freiheitliche, deutsche Gemeinschaft schien jedoch als Wiedergängerin hielten Antworten aus Buenos Aires, vorzustellen. Auch wenn diese eine im Gegenbegriff der Post-Moderne. Casablanca, Mexiko-Stadt, Moskau, historische gewesen war. Die Der Kunsthistoriker und Leiter der Santiago de Chile, USA, Stuttgart Bauhaus-Idee war ein Modell, das Documenta 12 Roger M. Bürgel sowie aus Karlsruhe, das mit dem weltweit übertragbar war und abge- brachte diese widersprüchliche Ver- Zentrum für Kunst und Medien für das koppelt von einer Institution zeitlos strickung mit einer seiner Leitfragen „digitale Bauhaus“ steht. Diese Fall- verfügbar wurde. Die Ausstellung der Großausstellung auf den Punkt: studien zeigen eine multiperspektivi- „50 Jahre Bauhaus“ ermöglichte je- „Ist die Moderne unsere Antike?“ sche Sicht auf die künstlerische doch nicht nur über die künstlerische Bewegung des 20. Jahrhunderts Anlässlich des 100-jährigen Grün- Avantgarde zu berichten, sondern unter Berücksichtigung der jeweiligen dungsjubiläums, das sich 2019 auch die Zeit der Weimarer Republik regionalen Voraussetzung. Nicht die ereignet, stellt sich nun die Frage in den Blick zu nehmen. Sie wurde als Migrationsgeschichte nach der nach seiner Aktualität. Der argentini- Epoche hervorgehoben, welche erst Schließung des Bauhauses 1933 sche Architekt Tomás Maldonado die Rahmenbedingungen für das stand im Vordergrund, sondern die (1922–2018), Dozent und Rektor der Bauhaus geschaffen hatte. Eine Zeit, Aneignung und transkulturellen Be- Hochschule für Gestaltung in Ulm die offen für demokratische, freiheitli- züge während der 1920er-Jahre: Der von 1955 bis 1967, formulierte es che Strömungen war und als unbelas- chilenische Künstler, Komponist und folgendermaßen: „Das Bauhaus wird tete Referenz in der Erinnerungskultur Musiker Carlos Isamitt (1887–1974) nur im oberflächlich restaurativen der Bundesrepublik Deutschland fun- reiste beispielsweise 1925 nach Sinne akzeptiert. (…) Im Grunde gierte. Das Bauhaus war ein Ort früher Europa, um Unterrichtsmodelle zu handelt es sich nur um eine Schein- Demokratie, deren Wirkkraft durch die studieren und setzte diese bei der blüte, um den Versuch, das Bauhaus Nazidiktatur jäh beendet wurde.3 Neuausrichtung der Escuela de Bellas zu kanonisieren oder besser noch, 1969, ein Jahr nach der Ausstellungs- Artes in Santiago de Chile um. zu archäologisieren, das Bauhaus in Premiere in Stuttgart, bekam Hans Selbst die Distel, welche die Stu- eine Reliquie zu verwandeln, die nur Maria Winglers Bauhaus-Archiv ein dierenden im Vorkurs von Johannes bei feierlichen Anlässen hervorge- Finanzierungsangebot von der Stadt Itten zeichneten, wurde in den Lehr- holt wird. In ein Kultobjekt, das bis- Berlin, welches auch einen Neubau plan integriert. Doch diesmal nicht weilen die Funktionen des Totems und den Umzug von Darmstadt als synästhetische Übung, sondern erfüllt, bisweilen die eines Tabus.“ miteinschloss. Walter Gropius ent- um sie in eine abstrakte Form mit Sein Text, der mit den Worten über- warf den Neubau, der in stark ver- indigenen Mustern ins Bild zu setzen. schrieben war, „Ist das Bauhaus noch änderter Weise von 1976 bis 1979 Der Geist des Bauhauses gab den aktuell?“ wurde 1963 veröffentlicht, zu realisiert wurde. Damit schufen die Impuls. Er wandelte sich jedoch und einem Zeitpunkt, in dem die Bauhaus- Bauhaus-Akteure eine Institution, wurde letztlich zu einem anderen. Rezeption auf einem Höhepunkt deren Aufgabe es bis heute ist, angelangt war: 1960 war das Bauhaus- Eine solche Unternehmung kann nur wissenschaftlich wie populär das archiv von dem Kunsthistoriker Hans in Zusammenarbeit mit vielen Akteuren Bauhaus im Gedächtnis zu halten. Maria Wingler (1920–84) in Darmstadt und Akteurinnen gelingen. Darum gegründet worden. Er leitete es als Während das Bauhaus, seine Künstler gilt unser Dank der künstlerischen Direktor bis zu seinem Tod 1984. Ziel und Künstlerinnen sowie seine Pro- Leitung der Ausstellung Valérie des Archivs war es, das Bauhaus zu dukte ab den 1960er-Jahren gesam- Hammerbacher (ifa), dem Kurator erforschen und die Erkenntnisse zu melt, erforscht und letztlich in den der Tourneeausstellung Boris publizieren. Durch Schriften, Kataloge Schatzkammern der Ausstellungs- Friedewald, und den Kuratoren und und Ausstellungen wurde die häuser musealisiert wurden, entwi- Kuratorinnen der regionalen Beiträge Erinnerung wachgehalten, um der ckelte sich eine Kritik der nachfol- Enrique X. de Anda Alanís, Silvia genden Gestaltergeneration. Der Fernández, Margret Kentgens-Craig, 1 Richard Biedrzynski: Bauhaus. Institution einen Platz in der Gegen- Zur Eröffnung des Darmstädter wart zu sichern. Anlässlich der Eröffnung Höhepunkt der Erinnerungskultur, Alexander Klee, Salma Lahlou, Archivs auf der Mathildenhöhe. des Archivs schrieb die Stuttgarter wurde begleitet von einer kritischen David Maulen, Christiane Post und In: Stuttgarter Zeitung, 10.04.1961. Zeitung „Wenn man will, kann man Demontage: Der Funktionalismus mit Peter Weibel. Für die gestalterische 2 Walter Gropius: „I back him up through thick and thin because alles auf das Bauhaus rückblenden, seiner Trennung von Arbeiten und Umsetzung danken wir Ilke Penzlien, he opened his ears to all my advice, von ihm ausstrahlen und in die Zu- Wohnen geriet in die Krise. Der Peter Kortmann, Lina Grumm und and I hope he will go on doing kunft projizieren.“ 1 Das Archiv verstand Klassischen Moderne, die sich als Annette Lux. Peter Weibel, Philipp this.“ zit nach. Claudia Heitmann: Die Bauhaus-Rezeption in der sich unter der Leitung von Wingler als neue, ahistorische Setzung verstand, Ziegler und Hannah-Maria Winters Bundesrepublik Deutschland. das Gedächtnis der Institution, deren wurde Geschichtsvergessenheit danken wir für die Möglichkeit, die Etappen und Institutionen, Trier Bedeutung immer wieder aktualisiert vorgeworfen. Der Universalismus, Ausstellung im Zentrum für Kunst 2001, S. 49. 3 Claudia Heitmann: aaO., darin: wurde. Hier wurden Dokumente der davon ausging, die Errungen- und Medien in Karlsruhe präsentie- Die Ausstellung 50 Jahre Bauhaus gesammelt, geordnet und verwaltet schaften fortschrittlicher Baukultur ren zu dürfen und die Kooperation. – Kulminationspunkt der bundes- sowie das Netzwerk der noch leben- an jedem Ort der Welt umzusetzen, Mit allen und mit Ihnen, liebe Leser deutschen Rezeption, S. 224–238. den Bauhäusler und Bauhäuslerinnen stand auf dem Prüfstein. Wie inter- und Leserinnen, Besucher und 4 Dazu: Rasheed Araeen: Our Bauhaus other’s Mudhouse, in: gepflegt. Hans Maria Wingler und national ist der International Style Besucherinnen, wollen wir den Geist Third Text. Critical Perspectives on Walter Gopius, mit dem Wingler eng und wie übertragbar sind die Ideen des Bauhauses in dieser Ausstellung Contemporary Art and Culture, 6, Bd. 3, London, 1989, 3–14. Ebenso zusammenarbeitete, waren die des Modells „Bauhaus“ auf andere erleben –„In produktiver Uneinigkeit“, die Ausstellung „Magiciens de la 4 prägenden Figuren, welche das Bild Kulturräume? wie es der Maler Josef Albers Terre“, 18. Mai 1989 – 14 August des Bauhauses formten und in den in Bezug auf die Gemeinschaft der 1989, Centre Georges Pompidou, Vor diesem Hintergrund gilt es, das Paris. Sowie die polemische Schrift Diskurs der Gegenwart einschrieben.2 Meister 1922 beschrieben hatte. Bauhaus heute neu zu betrachten. von Tom Wolfe: From Bauhaus to Our House, New York, 1981.