Chefdirigent APR / MAI 2018 MAGAZIN

Sir Simon Rattle gastiert mit dem London Symphony Orchestra Igor Levit spielt das erste Klavierkonzert von Johannes Brahms Leif Ove Andsnes stellt Benjamin Brittens Klavierkonzert vor Liebes Publikum

Wien, Essen, Hamburg, Paris, Heidelberg, Zaragoza, San ­Sebastián und Madrid – in den dortigen Konzertsälen gastie- ren wir auf unserer 150-Jahr-Jubiläumstournee unter der Lei- tung unseres Chefdirigenten Lionel Bringuier. Besonders freu- en wir uns auf unser Debüt gemeinsam mit Igor Levit in der Hamburger «Elbphilharmonie». Mit im Gepäck sind unter an- derem Brahms’ 1. Klavierkonzert und Berlioz’ «Symphonie fantastique», mit der Lionel Bringuier im September 2014 sei- nen umjubelten Einstand als Chefdirigent gab und die wir Ih- nen auch in Zürich vor der Tournee präsentieren. Die Schüler- Wie klingt manager dieser Saison haben sich vorgenommen, das Publikum unter dem Titel «Brahms im Kopf» an einer Entdeckungsreise voller Überraschungen und besonderer Übergänge von Brahms’ Klavierkonzert bis zu an- gesagter Clubmusik teilnehmen zu lassen: die vierte Ausgabe von TOZdiscover, zum ersten Mal in Engagement? der Tonhalle Maag! Aus Anlass des 150-Jahr-Jubiläums der Tonhalle-Gesellschaft Zürich haben wir hochkarätige Gäste einge­ laden. Sir Simon Rattle wird mit seinem London Symphony Orchestra Mahlers 9. Sinfonie interpretieren, eine Partitur, die ihm «heilig, total heilig ist, was aber nicht zur Ideologie werden darf...» Verpassen Sie keinesfalls dieses Debüt in der Tonhalle Maag! Auch nicht entgehen lassen sollten Sie sich den charismatischen Diri- genten Antonio Pappano, wenn dieser Ligetis Frühwerk «Concert Românesc» und Brahms’ Violinkonzert mit Lisa Batiashvili als Solistin interpretiert. Gemeinsam mit dem Chamber Orchestra of Europe wird ­Pappanos Hang zu akribischster Feinarbeit an musikalischen Details und transparentem Klang, ohne den grossen Bo- gen zu verlieren, besonders gut zur Geltung kommen. Eine klingende Zeitreise sollten Sie sich gönnen: Aus dem Archiv des SRF haben Peter Hagmann und ich 22 Live-Mitschnitte ausgewählt, welche die bewegte Ge- schichte des Tonhalle-Orchesters Zürich, ihrer Chefdirigenten und wichtigen Gastdirigenten eindrücklich­ dokumentieren. Sie beginnt 1942 mit einer Aufführung von Bruckners 7. Sinfonie unter der ­Leitung von Volk- mar Andreae und endet 2016 mit der Uraufführung von Dieter Ammanns «Glut». 75 Jahre Aufnahmehistorie, die ein hohes Mass an Authentizität auf den 14 CDs dieser Jubiläums-Edition vermitteln, sind jetzt bei Sony erschienen.

Auf die nächsten Begegnungen mit Ihnen, ob in Zürich oder auf der Tournee, freue ich mich schon heute!

Ihre Ilona Schmiel, Intendantin

Die Konzerte der Tonhalle-Gesellschaft Zürich werden ermöglicht dank der Subventionen der Stadt Zürich, der Beiträge des Kantons Zürich, des Maestro Clubs sowie des Gönnervereins des Tonhalle-Orchesters Zürich.

Zürich-West klingt gut! Dank dem Tonhalle-Orchester Zürich hält nun die klassische Musik Einzug im Maag-Areal. Als langjähriger Partner des Tonhalle-Orchester Zürich freuen wir uns auf den frischen Wind Projekt-Partner: Privatbank Maerki Baumann & Co. AG, Radio SRF 2 Kultur, F. Aeschbach AG / U. Wampfler, Swiss Re, Swiss Life Projekt-­Förderer: Adrian T. Keller und Lisa von Westen. Larsson, Monika und Thomas Bär, Baugarten-Stiftung, Ruth Burkhalter, Dr. Rudolf W. Hug, Hans Imholz-Stiftung, Robert A. & Verena Jeker-Stiftung, Max Kohler Stiftung, ­International Music & Art Foundation, Pro Helvetia, Martinů Stiftung Basel, Heidi Ras Stiftung, Ernst und Adeline Schneider Stifung, Landis & Gyr Stiftung Service-Partner: credit-suisse.com/sponsoring ACS-Reisen AG, CLOUDS, Ricola AG, Schellenberg Druck AG, ­PricewaterhouseCoopers AG Kooperations-Partner: Miller’s, Zürcher Gemeinschaftszentren, Zurich Filmfestival

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Tonhalle-Orchester Zürich 3

24568_210x297_Tonhalle_ZH_kli_d.indd 1 13.06.17 13:28 Ihre Leidenschaft Unser Inhalt Engagement —

06 Sir Simon Rattle dirigiert Mahlers Neunte 10 Igor Levit – ein Denker am Klavier 13 «Symphonie fantastique» mit Inspiration Lionel Bringuier für alle 13 14 TOZdiscover – Brahms im Kopf — 17 150 Jahre Tonhalle-Orchester Zürich – Lionel Bringuier dirigiert mit dem Tonhalle- die neue CD-BOX Orchester Zürich die «Symphonie fantastique» 18 Antonio Pappano gastiert mit dem Chamber Orchestra of Europe von Hector Berlioz. 20 Sol Gabetta 22 Konzertkalender 24 Leif Ove Andsnes spielt Benjamin Britten 26 Festtags-Matinee: Carillon Quartett 27 Lunchkonzert: Wer kennt Joachim Raff? 28 Kammermusik-Soiree mit Mojca Erdmann und dem Kuss Quartett Tonhalle-Orchester Zürich und Swiss Re – eine inspirierende Partnerschaft. 18 30 Familienkonzerte Spannende Perspektiven, neue Horizonte, innovative Ideen – bewegen uns bei Swiss Re. Die Zusammenarbeit mit Menschen auf der 31 Kammermusik um 5: Divertimenti ganzen Welt begeistert uns. Auch in Kunst und Kultur. Unser Engagement öffnet Augen, bewegt Herzen, berührt Seelen. Und sucht — den Dialog. So entsteht Neues, so gestalten wir Zukunft. Gemeinsam, denn: Together we’re smarter. Lisa Batiashvili ist unter 32 Série jeunes: Quatuor Arod 33 Série jeunes: Mariam Batsashvili swissre.com/sponsoring Skulptur: © 2015 Danh Vo. Alle Rechte vorbehalten. der Leitung von 34 «Manaesse» von Friedrich Hegar Antonio Pappano im 36 Jubiläum: Friedrich Hegar – der erste Violinkonzert von Johannes Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Brahms zu erleben. 40 Einladung zum Saisongespräch 41 Notizen 42 Meine Tonhalle Maag: Annemarie Hirschi

AUSSTELLUNG WANDELKONZERTE WILDPERFORMANCES WORKSHOPS KLANG- UND VIDEO- INSTALLATIONEN mit Heiner Goebbels David Moss SCHLOSSMEDIALE Theatre of Voices Ensemble Barokksolistene WERDENBERG 20 Nadja Räss INTERNATIONALES FESTIVAL Rocío Márquez FÜR ALTE MUSIK, NEUE MUSIK — Erwan Keravec UND AUDIOVISUELLE KUNST Sol Gabetta setzt sich für Bohuslav Martinů ein und Christoph Draeger & spielt Schuberts Streichquintett im Teamwork mit dem Heidrun Holzfeind 18.– 27. MAI 2018 SCHLOSS WERDENBERG Grabser Bergfinkli Arens Sammy Hart, Uwe Priska Ketterer, Fotos: Hagen Quartett. u.v.a. WWW.SCHLOSSMEDIALE.CH

Tonhalle-Orchester Zürich 5 Sir Simon Rattle Mahler hat mein Leben verändert Sir Simon Rattle, einer der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit, gastiert mit dem London Symphony Orchestra in der Tonhalle Maag. Zur Aufführung gelangt Gustav Mahlers neunte Sinfonie.

l Noch ist er Chefdirigent der Berliner Philhar- Centre – nach einem neueren Rating eines der moniker. Aber er wird dieses Amt nach 16 Jah- vier weltbesten Orchester überhaupt. Rattles ren auf Ende der laufenden Saison abgeben. künstlerische Kontakte mit dem London Sym- Gleichzeitig ist Sir Simon Rattle seit Beginn die- phony reichen bis ins Jahr 1977 zurück, als er ser Saison der neue Chefdirigent beim London sein erstes Konzert dirigierte und im Juli in den Symphony Orchestra – sozusagen der Rolls- Abbey Road Studios zusammen mit Andrei Gavri- Royce unter Londons grossen Orchestern. Nimmt lov eine Schallplattenaufnahme machte. man die 18 Jahre dazu, während deren Rattle Chef beim City of Birmingham Symphony Orchestra war – von 1980 Danach gab es während längerer Zeit nur wenige gemeinsame bis 1998 – und dieses zu einem der erstklassigen Orchester ge- Projekte, weil sich Rattle zuerst auf «sein» City of Birmingham formt hatte, so staunt man schon: ein Dirigent, der sich lieber Symphony Orchestra und anschliessend auf die Berliner Phil- auf langfristige Engagements einliess, statt mit kurzzeitigen harmoniker konzentrierte. Umso grösser die Begeisterung, als Verpflichtungen und mit Gastspielen rund um die Welt die eige- er bei der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele ne Karriere medienwirksam anzukurbeln. 2012 wieder einmal am Pult des London Symphony erschien. Und am 14. September 2017 folgte schliesslich sein offizielles Dazu passt auch die Geschichte, die Wolfgang Stresemann, in Antrittskonzert als neu gekürter «Music Director». «Das London den 1980er-Jahren noch einmal Intendant bei den Berliner Phil- Symphony zu dirigieren», sagte Rattle damals, «ist für mich wie harmonikern, gerne erzählte: «Der einzige junge Dirigent von einen Rennwagen fahren, der auf einem Stecknadelkopf wen- Format, bei dem ich mehrmals vergeblich anfragte, war Simon den kann.» Ein Orchester also, das Unmögliches spielend mög- Rattle, der mich jedes Mal wissen liess, er sei noch nicht ‹reif› lich macht. Typisch für Rattle war auch das Programm dieses für die Berliner Philharmoniker.» Dass sich Rattle 2002 Antrittskonzerts: neben Elgars «Enigma Variations» je ein Werk schliesslich doch noch zum Chefdirigenten der Berliner Philhar- von vier zeitgenössischen britischen Komponisten. moniker wählen liess, wurde zum Glücksfall für das Orchester. Es empfing den Briten mit dem wuscheligen Lockenkopf wie «Ich hasse Ghettoisierung» einen Götterboten. Und in Hinblick auf Rattles baldigen Ab- «Ich bin mit zeitgenössischer Musik aufgewachsen», betonte schied von den Berliner Philharmonikern nach stolzen 16 Chef- Rattle. «Ich hatte das Glück, in Liverpool aufzuwachsen – einer jahren meinte Intendant Martin Hoffmann, das sei insgesamt Hauptstadt der unterschiedlichsten Musikstile. Und als ich wie vier Amtszeiten eines amerikanischen Präsidenten. dann nach London kam, war das gerade die grosse Zeit von Pierre Boulez beim BBC Symphony Orchestra. Ich habe bei Bou- Rattle und das London Symphony lez studiert und für ihn auch Klavier und Schlagzeug gespielt. Nun also ein Neubeginn beim London Symphony Orchestra. Wie Es war für mich das Natürlichste der Welt, dass man sich mit eine Heimkehr fühle sich das an, sagt Rattle. Gegründet wurde zeitgenössischer Musik, überhaupt mit aller Musik beschäftigt. das London Symphony 1904, und zwar als selbstverwaltetes Ich hasse die Ghettoisierung.»

Musikerkollektiv. Es ist das Residenzorchester im Barbican Oliver Helbig Foto:

6 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 7 «Die technische Qualität der Orchester ist heute

zweifellos höher als vor 20 Jahren. Wobei ich nicht

den eigentlichen technischen Level meine, sondern WEGE WEGE WEGE WEGE EIGENE EIGENE EIGENE EIGENE EIGENE EIGENE EIGENE EIGENE EIGENE den Aerobic-Level. Dieser ist zweifellos besser. Wenn ich mich aber frage, ob sie damit eine Schubert-Sinfonie besser spielen können, lautet Wir handeln nach eigenen Grundsätzen. meine Antwort klar: nein.» — Sir Simon Rattle

Begeistert erzählte mir Rattle von seiner Kindheit und seiner Philharmonikern debütierte, und zwar mit Mahlers Sechster, «musical education» in Liverpool und hob dabei jenen grossen meinten einige ältere Orchestermusiker, dass das womöglich Mahler-Zyklus, den Sir Charles Groves mit dem Royal Liverpool schon gute Musik sei, aber Richard Strauss sei besser und Philharmonic in den 1960er-Jahren realisierte, besonders Bruckner erst recht. So oder so, Rattle konnte «seine» Berliner albinkistler.ch hervor. «Es war der erste Mahler-Zyklus in Grossbritannien; ich überzeugen und realisierte auch hier einen vollständigen war damals elf oder zwölf. Gustav Mahler hat mein Leben völlig Mahler-Zyklus. verändert. Zwar war mir damals schon klar, dass ich Musiker werden wollte, aber erst durch dieses Mahler-Erlebnis wurde «Die Partitur ist heilig» ich zum Dirigenten. Ich war nicht mehr dieselbe Person wie vor- Kein Zweifel, Mahler ist für Rattle von zentraler Bedeutung: her.» Das sei übrigens in einer Zeit gewesen, als man über «So viel neue Musik, die heute komponiert wird, ist ohne Mah- Mahler zum Beispiel lesen konnte, dass die einzigen Sinfonien, ler undenkbar.» Über seine Sicht auf Mahler sagte er: «Mahler die sich anzuhören lohnen würden, die erste und vierte seien … muss irgendwie speziell sein – man sollte ihn nicht zu oft aufführen. Man sollte aus Mahler nicht Tschaikowskys Fünfte Mahler-Zyklen machen.» Und weiter: «Die Partitur ist heilig, total heilig – aber Rattle sah das sehr anders: Bereits mit 18 Jahren dirigierte er das darf nicht zur Ideologie werden. Nicht, was die Partitur Mahlers zweite, die «Auferstehungssinfonie», und zwar mit sagt, sondern was sie bedeutet, ist entscheidend. Denn nach dem Studentenorchester der Royal Academy of Music, wo er 25 Jahren liest man dieselbe Notation anders und sieht eine studierte. Sein Lehrer und Mentor John Carewe erinnerte sich, andere Bedeutung in ihr.» .Wir offerieren Ihnen. dass Rattle ihm einen Bandmitschnitt von diesem Konzert l WERNER PFISTER gebracht habe und «sehr, sehr stolz» darauf gewesen sei. «Ich weiss noch, wie ich mir das Band anhörte und mich fragte, was .mehr für Ihr. um Himmels Willen ich dazu sagen könnte – etwas, das nützlich und nicht verletzend wäre. Schliesslich beschloss ich, in Ge- genwart von Rattle die berühmte Klemperer-Aufnahme aufzu- — legen. Rattle hörte sich die an, und natürlich war er ziemlich Fr 27.04.18 .Haus. niedergeschmettert.» Otto Klemperer als Prüfstein für den jun- 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag gen Mahler-Adepten: Eine bessere Schule lässt sich kaum vor- London Symphony Orchestra stellen. Sir Simon Rattle Leitung Sie verkaufen Ihre Liegenschaft zu Marktpreisen und die Stiftung PWG schenkt Ihnen ein Gustav Mahler 150 Sinfonie Nr. 9 D-Dur paar schöne Gewissheiten dazu: Alle unsere über 1800 Wohnungen und Gewerberäume Während seiner Chefdirigentenzeit in Birmingham realisierte in der Stadt Zürich bleiben unveräusserlich in unserer Hand. Unser Stiftungszweck sichert Rattle seinen ersten vollständigen Mahler-Zyklus, der sich über Nach dem Konzert, Konzertfoyer Ausklang mit Ilona Schmiel und Gästen den Mietenden ein Bleiberecht zu günstigen Zinsen und schützt Ihr Objekt vor der Um- mehrere Saisons erstreckte. Zudem realisierte er 1980 die erste wandlung in Eigentumswohnungen. Digitaleinspielung von Mahlers zehnter Sinfonie und später Intro für «Kopf-Hörer» Aufnahmen des «Lieds von der Erde» und des «Klagenden Stiftung PWG | Postfach | 8036 Zürich | 043 322 14 14 | pwg.ch Lieds» – Aufnahmen, die noch heute zu den Favoriten in der Mahler-Diskografi e zählen. Als er 1987 endlich bei den Berliner

Die Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen der Stadt Zürich (PWG) ist eine gemeinnützige, öffentlich-rechtliche Stiftung der Stadt Zürich mit eigener Rechtspersönlichkeit. Tonhalle-Orchester Zürich 9 Igor Levit Ein Denker am Klavier Igor Levit spielt unter der Leitung von Lionel Bringuier das erste Klavier- konzert von Johannes Brahms. Nach der Konzertpause ist Hector Berlioz’ «Symphonie fantastique» angesagt.

l Der Sommer der Anarchie war kurz. Aber intensiv. Und ganz «Série Jeunes» in der Zürcher Tonhalle einen unvergleichlichen anders, als man ihn sich vorgestellt hatte. Denn nicht mit ­Triumph. Für ihn bilden diese Variationen eine Art klingenden ­Fäusten oder gar metallischen Waffen wurde dieser Kampf für Lackmustest: «Die Frage, mit der sie uns konfrontieren, das Schöne ausgefochten, sondern auf 88 zierlichen Tasten, lautet, um mit einem anderen Stück von Rzewski zu sprechen: schwarz und weiss. Auch der Ort – Hans Scharouns genialischer Which Side Are You On? Auf welcher Seite stehst du? Auch Kammermusiksaal in der Berliner Philharmonie – schien eher ich, der Pianist,­ bin damit angesprochen. Darf ich im Elfenbein- geeignet, ästhetische Gefühle zu erzeugen. Und doch. Ein turm verharren? Was mache ich überhaupt? Und wie lebe ich Hauch von lateinamerikanischer Guerilla-Romantik wehte eigentlich?» durch den Saal. Und das lag an zwei Protagonisten: am Kompo- nisten und am Interpreten. An Frederic Rzewski und Igor Levit. Alles steht im Zweifel Fragen über Fragen. Sie passen zu diesem Pianisten, der die «Auf welcher Seite stehst du?» Dinge der Welt nicht einfach so hinnehmen mag. Alles steht im Frederic Rzewski zählt zu jenen schöpferischen Geistern, um die Zweifel. Auch die eigene Person, das eigene Handeln, das Pianisten für gewöhnlich einen weiten Bogen machen. Die ­eigene Sein. Für Levit war aber nicht nur die dezidierte politi- ­Stücke des eigensinnigen Amerikaners sind nicht nur sperrig, sche Implikation reizvoll (die in diesem Stück musikalisch aus- zum Teil aberwitzig virtuos, sondern sie sind manchmal eben formulierte Utopie einer Vereinigung aller Klassen), sondern auch erklärtermassen politisch konnotiert. Wie etwa die auch die Form. Variationen seien ihm immer, so der Pianist, 36 Variationen über das Revolutionslied «El Pueblo unido jamás schon die liebste musikalische Form gewesen. «Je schneller der será vencido» (zu deutsch: Das vereinte Volk wird niemals Wechsel, je höher die Frequenz, desto besser. Ich brauche das, besiegt). diese bunten und vielfältigen Charaktere. Variationszyklen er- lebe ich wie Reiseliteratur: Es sind Berichte von Wegen, die von Die Erinnerung ist noch lebendig: Im Mai 2014 erspielte sich A nach B führen, aber auch von Menschen, die als Person X auf- Igor Levit mit diesem Variationen-Zyklus im Rahmen der brechen und als Person Y ankommen. Nie weiss ich im Voraus,

wie ich die Stationen der Reise erleben werde und in welcher Robbie Lawrence Foto: Verfassung ich ans Ziel gelange. Dennoch habe ich mich auf sol- chen Wegen immer sehr geschützt und aufgehoben gefühlt.» Technik interessiert ihn Gilmore Award 2018 für Igor Levit Schon der Dichter und Dramatiker Hugo von Hofmannsthal war kaum mehr als das ein Verfechter der Idee von der Verwandlung durch Erkenntnis; «Kraftvolle Kunst» nicht nur seine Theaterstücke, sondern mehr noch seine Opern- Der mit 300 000 Dollar dotierte Gilmore Award ist ein Musikpreis der besonderen Art. Alle vier Jahre wird er libretti künden davon. Igor Levit wandelt gewissermassen auf berühmte Mittel, das an einen Pianisten vergeben. Entscheidend ist dabei nicht nur das künstlerische Profil des ­Kandidaten, seinen Spuren. Was ihn interessiert, ist die Entwicklung, die ­sondern auch seine Persönlichkeit. Igor Levit wurde über mehrere Jahre ohne sein Wissen von sechs Fach- man zum Zweck benötigt. Veränderung, die Mutation, mit einem Wort: der Prozess des Werdens (und Vergehens). Werke wie Beethovens Diabelli-Vari- leuten der Musikwelt beobachtet. Jetzt wurde er mit dem Gilmore Artist Award 2018 gekürt. Zu seinen nam- Ihm geht es um die ationen, aber auch Zyklen wie Schostakowitschs Präludien und haften Vorgängern als Gilmore-Preisträger zählen Leif Ove Andsnes, Piotr ­Anderszewski und Rafał Blechacz. Sub­stanz eines musika- Fugen (Levit hat sie beide mit riesigem Erfolg in der Zürcher «Igor Levit ist nicht nur ein grossartiger Pianist, sondern auch ein sehr nachdenklicher und aufschlussreicher Tonhalle gespielt) bilden hierfür die geeignete Vorlage, sind sie Künstler», sagte Daniel R. Gustin, Direktor des Irving S. Gilmore Keyboard Festivals, anlässlich der Preis­ doch komponierte Verwandlungen einer zunächst gesetzten übergabe. «Seine starke Mischung aus kraftvoller Kunst und politischer Offenheit hat einen tiefen Eindruck lischen Gegenstandes, um Formel, einer Floskel oder eines Theorems. seine Essenz, um seine auf alle hinterlassen, die seine Auftritte in den letzten drei Jahren verfolgt haben.» Substanz und Essenz Zudem: Nach mehreren Konzerten, die Igor Levit in Bonn mit Werken Ludwig van Beethovens gab, wählten Gestalt. Und um dessen Levit betrachtet dies wie ein Forscher: Er legt das Theorem ihn die Mitglieder des Vereins «Bürger für Beethoven» zum Träger des Beethoven-Rings. Die Auszeichnung ­unter eine imaginäre Lupe. Die Technik, die nötig ist, um das, wird ihm am 21. April 2018 im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses in Bonn verliehen. mögliches Geheimnis. was er will, in Klang umzusetzen, besitzt er in reichlichem > >

10 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 11 Foto: Priska Ketterer Foto:

«Symphonie fantastique» Fast zu Tränen gerührt … AUF DER SUCHE Masse. Doch Technik interessiert ihn kaum mehr als das be- Lionel Bringuier setzte Hector Berlioz’ Meister- rühmte Mittel, das man zum Zweck benötigt. Ihm geht es um werk zum ersten Mal bei seinem Antrittskonzert die Substanz eines musikalischen Gegenstandes, um seine als Chefdirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich NACH DEM Essenz, um seine Gestalt. Und um dessen mögliches Geheimnis. aufs Programm. Publikum und Presse reagierten Und so geht er spielend daran, tief in die Materie einzudringen, euphorisch: die er vorfi ndet. Im konkreten Fall: die Partitur. «Die Aufführung tönte keineswegs nach einem Meis- Einfache Vorlagen interessieren ihn hier nicht. Das Komplexe terwerk, über das schon dreitausend Laufmeter Bü- muss es sein. Wie zum Beispiel die späten Beethoven-Sonaten cher geschrieben wurden. Sondern nach einem Meis- in ihrer radikalen Fragmentierung. Wenn Levit sie spielt, gleicht terwerk, das einen wie zum ersten Mal packt, berührt, das gewissermassen dem Gang eines Literaturwissenschaftlers verblüfft. Noch mehr als in den vorherigen Werken durch eine üppig ausgestattete Bibliothek: Hat er das richtige deutete sich hier an, in welche Richtung Bringuier mit Buch gefunden, das Buch, das seinen Blick erhellen könnte, dem hoch motivierten Orchester klanglich arbeiten versinkt er darin – und ward für Stunden nicht mehr gesehen. wird: Schon im ersten Satz legten die Streicher Samt STIL Levits Spiel ist so und klingt so. Wie eine Versenkung. Denn aus (nicht Plüsch!), die ‹Scène aux champs› rührte dieser aussergewöhnliche Pianist ist ja nicht nur Pianist. Er ist einen in Passagen purer Schönheit fast zu Tränen. auch ein passionierter Leser dessen, was vor ihm auf dem Und im ‹Marche au supplice› hörte man nicht brüske Pult liegt. Ein Denker am Klavier. Sforzati, sondern existenzielles Erschrecken. Dass 1850 bis 1900 l JÜRGEN OTTEN sich in diesem ‹Gang zum Richtplatz› noch einmal eine ganz andere Karawane in Bewegung setzt: War das Zufall? Oder Konzept? Jedenfalls passte auch in dieser Hinsicht alles aufs Schönste zusammen in die- — — sem Konzert. Und spätestens als im Finale die Fuge Do 05.04.18 Do 05.04.18 12.15 Uhr 19.30 Uhr zur Hexensabbatnacht noch einmal als jene musikali- Konzertsaal Tonhalle Maag Konzertsaal Tonhalle Maag sche Frechheit präsentiert wurde, die sie ursprünglich Lunchkonzert Tonhalle-Orchester Zürich war, dachte man an Richard Wagner. Der hatte einst Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier Leitung etwas süss-sauer bemerkt, dieses Werk habe für Ber- Lionel Bringuier Leitung Igor Levit Klavier lioz eine ‹Partei› gewonnen, ‹die keine andere Musik Hector Berlioz Johannes Brahms «Symphonie fantastique» op. 14 Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 in dieser Welt mehr hören will›. Doch, nach diesem Hector Berlioz 23.3.2018 Unterstützt durch den Gönnerverein Konzert kann man das gut verstehen.» «Symphonie fantastique» op. 14 – 15.7.2018 Unterstützt durch den Gönnerverein — Susanne Kübler im «Tages-Anzeiger» 12 Tonhalle-Orchester Zürich www.landesmuseum.ch Tonhalle-Orchester Zürich 13

RZ_Ins_Tonhalle_210x297_Stil.indd 1 25.01.18 09:26 discover Brahms im Kopf TOZ Klassik trifft auf zeitgenössische Clubkultur. Unter diesem Motto dürfen auch diese Saison sechs Schülermanager gemeinsam das vierte TOZdiscover organisieren und so einen Einblick in die Organisation des Tonhalle-Orchesters Zürich erhalten.

l Einer der sechs Schülermanager ist Silvan Sterki. Der 18-jäh- Als Schülermanager sammeln wir sehr viele neue Erfahrungen rige Schüler studiert Violoncello bei Thomas Grossenbacher im in den unterschiedlichsten Abteilungen des Tonhalle-Orches- PreCollege Musik. Als Preisträger verschiedener Wettbewerbe ters und im Bereich des Eventmanagements. Wir sind erstaunt wurde er bereits zu Konzerten in die Carnegie Hall nach New und zugleich fasziniert, wie viel Arbeit und organisatorisches York und nach Rom eingeladen. In der Marketing- und Kommu- Geschick hinter einem Event wie TOZdiscover steckt, zumal in nikationsabteilung des Tonhalle-Orchesters Zürich lernt er der Tonhalle Maag ja fast jeden Tag ein Konzert stattfindet. klassische Musik von einer komplett neuen Seite kennen. Der Krieg ums Komma Crashkurs mit Brahms «Brahms im Kopf» oder «Brahms, im Kopf» oder doch lieber «Als Schülermanager erhalten wir während sechs Monaten die «Brahms – im Kopf»? Gelegenheit, umfassende Einblicke in das Geschehen vor und Einen grossen Teil unserer Zeit haben wir in die Titelsuche des hinter den Kulissen des Tonhalle-Orchesters Zürich zu erhalten. Events TOZdiscover investiert. Ob ein Komma oder doch ein Im Rahmen unserer regelmässigen Sitzungen besuchen wir zu- ­Gedankenstrich, alle Details müssen diskutiert und gemeinsam erst gemeinsam eine Einführung zu Brahms’ erstem Klavierkon- in den wöchentlichen Sitzungen abgesprochen werden. zert beim Dramaturgen des Tonhalle-Orchesters Lion Gallusser. Nachdem wir uns schlussendlich auf den Titel «Brahms im Beeindruckt hat uns vor allem die Tatsache, dass das Werk un- Kopf» geeinigt hatten, beginnen wir mit der Feinplanung wie mittelbar nach dem Suizidversuch von Robert Schumann ent- beispielsweise der Gestaltung der Tonhalle Maag und Härterei. standen ist. Dies wird anhand der wiederkehrenden Dramatik Eines unserer Anliegen ist der gelungene Übergang vom klassi- im ersten Satz deutlich. schen Konzert zur anschliessenden Party. Hier lassen wir unse- rer Kreativität freien Lauf und halten noch einige Überraschun- Ganz im Gegensatz dazu steht der Charakter des zweiten Sat- gen wie Visuals, Seifenblasendusche und viele weitere Extras zes, der die Liebe zu Clara Schumann zum Ausdruck bringt. «Ich bereit … Wir freuen uns auf viele neugierige Besucher!» schreibe dieser Tage den ersten Satz des Concertes ins Reine. Auch male ich an einem sanften Portrait von Dir, das dann ­Adagio werden soll», schrieb der damals 23-jährige Brahms in einem Brief an die 15 Jahre ältere Clara Schumann. Durch die ­— starken Kontraste zwischen den beiden Sätzen entstand eines Fr 06.04.18 der beliebtesten und pianistisch anspruchsvollsten Klavier­ 22.00 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag konzerte des 19. Jahrhunderts. Tonhalle-Orchester Zürich Lionel Bringuier Leitung Klassische Musik, Livesets, DJs und Dancefloor Igor Levit Klavier Nach der Einführung in Brahms’ Werk und der Gestaltung des DNO EDM, Trap

Foto: Priska Ketterer Foto: La VeneXiana Retro, Deep House klassischen Teils beginnen wir mit der Planung der anschlies- Projektil Visuals senden Party. Das dazu erforderliche Know-how wird uns von Johannes Brahms erfahrenen Eventmanagern des Tonhalle-Orchesters Zürich ver- Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 Treffen sich regelmässig zu Sitzungen und organisieren das mittelt. Bei der Wahl der einzuladenden DJs stand immer die Organisiert von den Schülermanagern vierte TOZdiscover: Die Schülermanager 2018 Silvan Sterki, Verbindung zwischen Brahms’ Klavierkonzert und der zurzeit In Zusammenarbeit mit Roos & Company aktuellen Clubmusik im Vordergrund. Wir hatten das Glück, Unterstützt durch Eberhard von Koerber Nicolas Kubat, Lisa Maria Wagner, Simon Nievergelt, zwei hervorragende, lokale DJs engagieren zu können. Ihre Of- fenheit gegenüber der klassischen Musik schätzen wir sehr und Caroline Plichta und Jan Steiner. freuen uns über die gute Zusammenarbeit.

14 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 15 CD-Box Klingende Zeitreise 150 Reich und bewegt ist die 150 Jahre umfassende Geschichte des Tonhalle-Orchesters Zürich. Sie in Klang fassbar werden zu lassen, das will die 14 Teile umfassende CD-Box, die bei Sony zu haben ist.

Ein Abend mit einer besonderen .

Sie möchten auf einen genussvollen Auftakt vor dem Konzert nicht verzichten? Der temporären Verlagerung des musikalischen Geschehens entsprechen wir mit einem besonderen Angebot für unsere geschätzten Gäste: Wählen Sie ein 3-Gänge-Menü in unserem Restaurant Rive Gauche und lassen Sie sich anschliessend kostenlos mit einer unserer komfortablen Limousinen zur «Tonhalle Maag» chauffieren. Herzlich Willkommen und viel Vergnügen!

Bitte reservieren Sie mindestens 48 Stunden im Voraus. Ihre Reservationen nimmt unser Concierge gerne unter Telefon 044 220 50 20 oder [email protected] entgegen. www.bauraulac.ch

l Die Sammlung enthält Aufnahmen mit dem Tonhalle- Bruckners. Auf Andreae folgten mit und Hans Orchester Zürich aus den Jahren 1942 bis 2016. Mit Beiträgen Rosbaud zwei Dirigenten, die in je eigener Weise der Moderne vertreten sind alle Chef dirigenten des Orchesters mit Aus- zugetan waren – die Uraufführung von Albert Moeschingers nahme von Friedrich Hegar, der als erster Chefdirigent des Sinfonie Nr. 4 unter der Leitung Rosbauds, die 1958 aufge- Orchesters zwar lange in Zürich ge arbeitet hat, dies aber zu zeichnet wurde, mag das illustrieren. einer Zeit tat, da die Tonaufzeichnung noch nicht weit genug gediehen war. Er gänzend kommt dazu eine Reihe von Gast- Beethoven mit Kempe und Brüggen dirigenten, von denen spezifi sche Impulse ausgegangen sind. Einen grossen Schritt machte das Orchester mit als seinem Chef dirigenten; die Aufnahme von Beethovens Fünf- 22 Live-Mitschnitte ter von 1968 macht es greifbar. Dieser Aufzeichnung gegen- Gestalt angenommen hat das Unterfangen dank der Zusammen- übergestellt ist der Mitschnitt von Beethovens erster Sinfonie, arbeit mit dem Archiv der SRG. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat wie sie Frans Brüggen 1997 mit dem Orchester erarbeitet hat. das Schweizer Radio Konzerte des Tonhalle-Orchesters Zürich Die Begegnung mit der historisch informierten Auf- aufgezeichnet und archiviert – ein singulärer Beitrag des öffent- führungspraxis öffnete eine Tür für und den hel- lich-rechtlichen Rundfunks zur Kultur- und Musikgeschichte der len, transparenten Ton, der in den fast zwei Jahrzehnten seiner Stadt wie des Landes. Aus diesem Bestand fi nden sich in der Tätigkeit zum Markenzeichen des Tonhalle-Orchesters wurde. CD-Box 22 Aufnahmen, die einen spannenden Gang durch die Zinman selbst ist mit der «Sinfonia domestica» von Richard Geschichte des Orchesters ermöglichen. Durchwegs handelt es Strauss aus der Frühzeit seines Zürcher Wirkens und dann mit sich um Live-Mitschnitte, die den Moment des Konzerts ab- Mahlers Zweiter, seinem Abschiedskonzert von 2014, vertreten. bilden, also ein hohes Mass an Authentizität vermitteln. Worauf mit Dieter Ammans «Glut» von 2016 eine der jüngsten Ur aufführungen folgt. 75 Jahre deckt die CD-Box ab: eine wahre Die älteste Aufnahme der Box lässt Hegars Nachfolger Volkmar Zeitreise. Andreae erleben, und dies mit einer Aufführung von Bruckners l PETER HAGMANN Sinfonie Nr. 7, deren Mitschnitt 1942 entstanden ist – elf Jahre vor seiner legendären Wiener Gesamtaufnahme der Sinfonien Erhältlich ab 6. April 2018.

Tonhalle-Orchester Zürich 17 Herz und Leidenschaft Die Oper ist die künstlerische Heimat von Antonio Pappano – doch längst gehört der charismatische Dirigent auch im sinfonischen Repertoire zu Antonio Pappano den ganz Grossen seiner Zunft. In der Tonhalle Maag gastiert er mit Werken von Brahms und Ligeti.

l Er ist der Mann für besondere Stunden. Opernsternstunden, Nazionale di Santa Cecilia tönt, ist ein wunderbar entschlack- um es genauer zu sagen. Vor allem die Sängerstars reissen sich ter, moderner Verdi-Klang. In der fein austarierten Balance zwi- förmlich um ein Rendezvous mit Antonio Pappano: Er stand am schen Finesse und dramatischen Ausbrüchen ist Antonio Pap- Pult, als sich für Plácido Domingo der lang gehegte Traum einer pano – wieder einmal – ein grazil-elegantes Klanggemälde «Tristan»-Einspielung erfüllte, mit Nina Stemme als seiner Isol- gelungen. Und gerade darin offenbart sich seine seltene Meis- de. Ein paar Jahre später veredelte er der launischen Soprandi- terschaft: Trotz akribischer Feinarbeit an den noch so kleinen va Angela Gheorghiu – «Wir hatten unserer Kämpfe!» – deren musikalischen Details und jedem noch so geschärften Ohr für Studioeinspielung von Puccinis «Madama Butterfl y» – an ihrer die entlegenste Nebenstimme im polyphonen Orchesterdickicht Seite Startenor Jonas Kaufmann. verliert der Maestro nie den Blick für den grossen dramati- schen Atem und die zupackenden Momente in der Partitur. Erfahrung ist alles Und erst vor wenigen Jahren versammelte Pappano für seine Praller, lebensechter Brahms «Aida»-Gesamtaufnahme ein selten luxuriöses Solisten-Ensem- Das gilt längst nicht nur für seine Operneinspielungen. Mit Jan ble, wiederum mit Jonas Kaufmann als vielleicht bestem Ra- Lisiecki hat er kürzlich eine betörende Interpretation von Schu- Musacchio & Ianniello Foto: damès unserer Tage und einer kongenialen Anja Harteros als manns Klavierkonzert op. 54 vorgelegt, gefolgt von einer Auf- Aida. Seinen Ruf als «Sängerdirigent» kommentiert Pappano nahme des Violinkonzerts von Brahms mit der vorzüglichen Ja- «Ich war nie hinter dem mit der für ihn typischen Mischung aus künstlerischem Selbst- nine Jansen als Solistin. Prall und lebensecht ist Pappanos Als Klavierbegleiter kam er schliesslich mit einem Sänger für bewusstsein und Bodenständigkeit: «Aus der Erfahrung heraus Brahms, in den Tutti-Stellen aufregend aufgeraut und akzent- ein Vorsingen nach Europa und begegnete dort Daniel Baren- schnellen Geld her! kommen die Tempi irgendwann ganz natürlich, ausserdem freudig gespielt, um daneben die kantablen Linien nur umso boim. Der war zwar wenig überzeugt vom Sänger, dafür umso muss man Graben und Bühne wirklich im Griff haben. Das stärker zur Geltung kommen zu lassen. Vielseitig ist dieser Ma- mehr von der Musikalität des Begleiters, dem er sogleich eine Es braucht eben ein paar braucht seine Zeit!» estro heute und erklimmt mittlerweile wie selbstverständlich Stelle als Assistent bei den Bayreuther Festspielen anbot. die Achttausender des Orchesterrepertoires. Das gelingt ihm Sechs Jahre dauerte die Zusammenarbeit, danach folgten noch Grade an Menschlich- Trotz der vokalen Schwergewichte, die für diese «Aida» aufge- scheinbar so mühelos, weil er sich genügend Zeit zum Reifen zwei weitere «Lehrjahre» bei Michael Gielen an der Oper in boten wurden, ist der eigentliche Star der Aufnahme Antonio liess und nicht wie so manch anderer im ICE-Tempo durch seine Frankfurt. keit und an Erfahrung, Pappano. Er demonstriert eindrücklich, dass Verdis Ägypten- Karriere rauschte. Oder wie er selbst es sagt: «Ich war nie hin- damit sich bestimmte Vierakter kein Cecil B. DeMille-Blockbuster, sondern ein inti- ter dem schnellen Geld her! Es braucht eben ein paar Grade an Chefposten in London und Rom mes Kammerspiel ist. Was da aus dem Orchester der Accademia Menschlichkeit, an Verständnis und an Erfahrung, damit sich 1987 stand «Tony», wie ihn alle liebevoll nennen, zum ersten Dinge entfalten.» bestimmte Dinge entfalten. Das gilt auch für Dirigenten. Es Mal selbst als Chef vor einem Orchester und gab mit «La travia- dauert zehn Jahre, um das Handwerk richtig zu lernen. Und ta» sein Debüt an der Norwegischen Oper, wo er 1990 Musikdi- dann, wenn man das Herz, die Leidenschaft und die Intelligenz rektor wurde. 1992 wechselte er in gleicher Position an das — besitzt, dann wird man vielleicht ein guter Dirigent.» Brüsseler Opernhaus, 1999 folgte das Debüt bei den Bay- dem sinfonischen Repertoire widmen kann. Und ganz nebenbei Mi 23.05.18 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag reuther Festspielen. 2002 wurde schliesslich zum Schicksals- hat er das einstmals marode Orchester zu einem Klangkörper Barenboim und Gielen jahr für Antonio Pappano – da wurde er Musikdirektor am Royal von Weltgeltung geformt. Kein Wunder also, dass Antonio Chamber Orchestra of Europe Antonio Pappano Leitung Geholfen hat Antonio Pappano dabei sicher auch seine Her- Opera House Covent Garden in London. Bis heute hat er diesen Pappano auch bei anderen internationalen Orchestern ein gern Lisa Batiashvili Violine AiR 2015/16 kunft, stammt er doch aus einer musikalischen Familie, die ein Chefposten inne, eine für die Klassikbranche ganz und gar un- gesehener Gast ist. In Zürich dirigiert er nun das Chamber György Ligeti 150 besonderes Operngen zu haben scheint. Schon sein Vater stu- gewöhnlich lange Erfolgsgeschichte. Orchestra of Europe, Lisa Batiashvili ist die Solistin im Violin- «Concert Românesc» dierte Gesang bei Ettore Campogalliani, zu dessen Schülern konzert von Johannes Brahms. Sie kann sich einer Sache total Johannes Brahms einst derart klangvolle Namen wie Renata Tebaldi und Luciano 2005 besann er sich dann ausserdem auf seine italienischen sicher sein: dass der Maestro in jeder Phrase mit ihr atmen Violinkonzert D-Dur op. 77 Johannes Brahms Pavarotti gehörten. In der Oper machte auch Antonio Pappano Wurzeln und übernahm als Chefdirigent das Orchester der wird – ganz so, wie er es sonst mit den Sängern auf der Opern- Serenade Nr. 1 D-Dur op. 11 seine ersten Künstlerschritte, und zwar als Korrepetitor an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom – und er hat dort bühne tut. New York City Opera – da war er gerade einmal 21 Jahre alt. bis heute eine zweite musikalische Heimat, wo er sich vor allem l BJØRN WOLL

18 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 19 Plädoyer für Bohuslav Martinů Sol Gabetta «Sol» heisst auf Spanisch «Sonne». Sol Gabetta macht ihrem Namen alle Ehre, denn bei ihren Auftritten «strahlt» sie mit ihrer Persönlichkeit und ihrem höchst präzisen und ausdrucksvollen Spiel. Im Mai ist sie wieder mit dem Tonhalle-Orchester Zürich zu erleben – und zwar mit einem Werk, das ihr besonders am Herzen liegt.

l Sol Gabetta, in Argentinien als Tochter französisch-russi- Unvergesslich etwa, wie Gabetta die zermürbend-melancholi- scher Eltern geboren, hat vielerorts begeisterte Fangemeinden sche Stimmung von Edgar Elgars Cellokonzert, das der britische um sich geschart. So auch in Zürich, wo sie sich bereits bei ih- Komponist in der persönlichen Isolation und traumatisiert vom rem Debüt im Rahmen der «Série jeunes» im Januar 2006 in die Ersten Weltkrieg 1918/19 schrieb, im Februar 2016 mit dem Herzen der Limmatstädter gespielt hatte. Mittlerweile Mitte Tonhalle-Orchester Zürich zum Ausdruck brachte. Am Dirigen- dreissig und seit Kurzem stolze Mutter eines Sohnes, befindet tenpult stand Krzysztof Urbański, mit dem Sol Gabetta eine in- Foto: Uwe Arens Uwe Foto: sich Gabetta auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie arbeitet tensive künstlerische Zusammenarbeit verbindet. Bei ihrem weltweit mit den bedeutendsten Orchestern und Dirigenten Wiedersehen im Mai beim Tonhalle-Orchester Zürich dirigiert Kammermusik-Soiree zusammen und trat an etlichen wichtigsten Festivals wie den wiederum der charismatische und fast gleich alte Pole. Gemein- Salzburger Festspielen auf. sam interpretieren sie das erste Cellokonzert von Bohuslav Martinů, welches – mit Bedřich Smetanas «Moldau» und An- Sol Gabetta mit Eine besondere Vorliebe hegt die Cellistin aber auch für die tonín Dvořáks 9. Sinfonie («Aus der Neuen Welt») – von den Kammermusik. Seit bereits mehr als zehn Jahren geht Gabetta, zwei wohl bekanntesten tschechischen Orchester-Werken um- dem Hagen Quartett die im Fricktal wohnt, dieser Leidenschaft am von ihr selbst rahmt wird. Und die Reihenfolge ist Programm: Auch Martinů l Sol Gabetta liebt Kammermusik – besonders dann, gegründeten «Solsberg Festival» im aargauischen Olsberg nach. und sein erstes Cellokonzert gehören zu den grössten Errun- wenn sie diese mit Freunden spielen und dabei Ihr künstlerisches Credo für dieses Festival – «die Tiefen und genschaften der tschechischen Musik. «menschliche und musikalische Freundschaften pflegen Schönheiten der Musik entdeckbar und hörbar zu machen» – und aufbauen» kann. Wenn sie am 8. April in der Ton­ darf auch für ihr gesamtes Schaffen gelten. Gabetta und Urbański kennen das Werk bis in alle Details, halle Maag eine Kammermusik-Soiree mit dem Hagen welche sie auch in einer Ende 2016 erschienenen CD-Einspie- Quartett spielt, dann trifft genau dies zu. Eine enge lung mit den Berliner Philharmonikern zum Erklingen brachten. Freundschaft verbindet die Cellistin mit dem Spitzen- Gerade wie Gabetta die leidenschaftliche Intensität und die ­— ­— Streichquartett, das seit über dreissig Jahren zu den So 08.04.18 Sa 05.05.18 Ausbrüche im lyrischen zweiten Satz gestaltet, ist grosse Klas- 19.30 Uhr Tonhalle Maag 18.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag se. Und auch in den Ecksätzen brilliert Gabetta mit ihrem gab Martinů dem Werk aber erst, als er nach den Schrecken des bedeutendsten Formationen seiner Riege ­gehört: Ge- Kammermusik-Soiree So 06.05.18 technisch feinen Spiel. Dabei kommt ihr die Erfahrung mit un- Zweiten Weltkriegs wieder in Europa lebte: Er hob den sinfoni- meinsam sind sie u.a. bereits an den ­renommierten 17.00 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Hagen Quartett terschiedlichstem Repertoire zugute. Denn Martinů schrieb mit schen Aspekt noch stärker hervor. Salzburger Festspielen aufgetreten, zudem stehen Auf- Lukas Hagen Violine Tonhalle-Orchester Zürich seinem ersten Cellokonzert ein faszinierendes Werk, das ver- tritte im Prinzregententheater in München und in der Rainer Schmidt Violine Krzysztof Urbański Leitung Veronika Hagen Viola Sol Gabetta Violoncello schiedene Ansätze in sich vereint – und damit auch seinen so Die besondere Anziehungskraft des Konzerts geht gerade Elbphilharmonie in Hamburg an. Clemens Hagen Violoncello vielseitigen Lebensweg reflektiert. aus dieser Vielschichtigkeit hervor: Die moderne Orchest­ Sol Gabetta Violoncello Bedřich Smetana Aus: «Mein Vaterland» Nr. 2 rierung trifft auf ein an barocken Formen inspiriertes Vorbild, In der Tonhalle Maag interpretieren sie Schuberts höchst Ludwig van Beethoven «Die Moldau» Seit den frühen 1920er-Jahren lebte der 1890 geborene Kompo- deren Ausgestaltung jedoch erfrischend frei ist, auf folklo­ dramatisches Streichquintett, das dieser kurz vor sei- Streichquartett Nr. 3 D-Dur Bohuslav Martinů nist in Paris, wo er sich von den modernen Strömungen zu ristische Momente, die Martinů als einem Exil-Tschechen be- op. 18 Nr. 3 Cellokonzert Nr. 1 nem Tod schrieb und das bald als Teil des «Schwanenge- einer experimentellen Phase inspirieren liess. Zu Beginn der sonders wichtig waren, und auf eine interessante tonale Ton- Anton Webern Antonín Dvořák sangs» berühmt wurde. Wunderbare, kontrastreiche Streichquartett (1905) 1930er-Jahre hingegen schrieb Martinů vermehrt klassizistisch: sprache. Dass das Werk in Zürich erklingt, unterstreicht zudem Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 Musik, die – typisch für Schubert – zwischen melodiöser Franz Schubert «Aus der Neuen Welt» Paradigmatisch für diese neue Auffassung ist das just 1930 Martinůs enge Beziehung zur Schweiz. 1956 liess sich der Streichquintett C-Dur D 956 Seligkeit und dem Abgrund ­oszilliert. Das Hagen Quar- 05.05., 17.30 Uhr, Klangraum ­fertiggestellte Konzert für Violoncello und Kammerorchester, Künstler in der Nähe von Liestal nieder und verkehrte persön- 06.05., 16.00 Uhr, Klangraum das er als «Concerto grosso» anlegte. Aus diesem «barockisie- lich mit dem Musikmäzen­ Paul Sacher. Nur gut drei Jahre spä- tett spielt zudem Beet­hovens drittes Streichquartett, mit Einführung mit Lion Gallusser dem sich dieser als junger Komponist einen Namen 06.05., nach dem Konzert, Konzertfoyer renden» Stück entstand bis 1956 – mehr als ein Vierteljahr­ ter, 1959, sollte Martinů dann auch in der Schweiz sterben. Sol Ausklang mit Ilona Schmiel und Gästen hundert später – das Cellokonzert Nr. 1, das Sol Gabetta in Gabetta hilft dem zu Unrecht im Schatten seiner Landsleute machte, und ­Weberns frühes Streichquartett von 1905, ­Zürich spielt: 1939, als sich Martinů bereits im politischen Exil stehenden Martinů zu mehr Präsenz im Konzertsaal – die er das musikalisch am spätromantischen Brahms anknüpft 05.05.18 – Unterstützt durch die Hans Imholz-Stiftung und durch Martinu Stiftung Basel in den Vereinigten Staaten befand, instrumentierte er sein zweifelsohne verdient hat. – und bereits unmissverständlich die moderne Klang­ 06.05.18 – Unterstützt durch Swiss Re, durch Phoenix Reisen GmbH und durch Martinu Stiftung Basel kammermusikalisches Cello-Konzert. Seine definitive Gestalt l LION GALLUSSER sprache des Schönberg-Schülers spricht.

20 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 21 So 27.05.18 Europa-Tournee 17.00 Uhr Johanneskirche am — Limmatplatz Tonhalle-Orchester Zürich Kammermusik um 5 Lionel Bringuier Leitung Karl Fässler, Mischa Greull Horn Igor Levit Klavier 150 Michael von Schönermark Fagott Simon TrpčeskiTrpceski Klavier Kilian Schneider Violine Isabel Neligan Violine Brahms Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 15 Konzertkalender Ursula Sarnthein Viola Liszt Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur S 125 Frank Sanderell Kontrabass Berlioz «Symphonie fantastique» op. 14 Elgar «Enigma-Variationen» op. 36 Fr 06.04.18 Mo 16.04.18 So 13.05.18 Do 17.05.18 Haydn Divertimento D-Dur Hob. IV: 22.00 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag 18.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Grieg «Peer-Gynt-Suite» Nr. 1 op. 46, aus der Musik zu Ibsens Drama D3 für Horn, Viola und Kontrabass Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 TOZdiscover Série jeunes Kammermusik-Soiree TOZintermezzo Mozart Divertimento KV 334 für zwei APRIL Tonhalle-Orchester Zürich Quatuor Arod Mojca Erdmann Sopran Tonhalle-Orchester Zürich Violinen, Viola, Bass und zwei Hörner Lionel Bringuier Leitung Jordan Victoria Violine Kuss Quartett Lionel Bringuier Leitung Wien – Mo 09.04.18 – Konzerthaus 16.00 Uhr – Café um 4 Igor Levit Klavier Alexandre Vu Violine Jana Kuss Violine Lara Stoll Slam-Poetry Mo 02.04.18 16.45 Uhr – Musikdetektive Essen – Di 10.04.18 – Philharmonie 11.15 Uhr Johanneskirche am Brahms Klavierkonzert Nr. 1 op. 15 Corentin Apparailly Viola Oliver Wille Violine Rimskij-Korsakow «Scheherazade» CHF 25 Limmatplatz Samy Rachid Violoncello William Coleman Viola op. 35 CHF 45 / 20 (bis 30 Jahre), Mikayel Hakhnazaryan Violoncello Kammermusik-Matinee unnummeriert Haydn Streichquartett g-Moll op. 74 CHF 45 inkl. Getränk Carillon Quartett Organisiert von den Schülermanagern Nr. 3 «Reiterquartett» Schumann Sechs Gesänge op. 107 Andreas Janke Violine In Zusammenarbeit mit Roos & Company Attahir Neues Werk CH-EA (Transkription für Sopran und Elisabeth Bundies Violine Unterstützt durch Eberhard von Koerber Bartholdy Streichquartett Nr. 2 — Streichquartett Aribert Reimann) Katja Fuchs Viola op. 13 Beethoven Streichquartett Nr. 9 Christian Proske Violoncello So 08.04.18 op. 59 Nr. 3 «Rasumowsky»; 11.15 / 14.15 Uhr Konzertsaal CHF 35 Yoshiko Iwai Klavier Unterstützt durch den Gönnerverein Streichquartett Nr. 16 op. 135 Tonhalle Maag Reimann «Kirchner Lieder und Quar- Schostakowitsch Streichquartett Klassik zum Mitmachen tett Intermezzi» CH-EA Nr. 8 op. 110 Jugend Sinfonieorchester Zürich Dvořák Klavierquintett Nr. 2 op. 81 David Bruchez-Lalli Leitung CHF 75 / 60 / 45 / 30 Unterstützt durch den Gönnerverein 10.00 Uhr – Café Peter Zimmermann Erzähler Mo 28.05.18 11.00 Uhr – Musikdetektive Hoffmann «Servus! Herr Mozart» 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag CHF 25 Das Leben des berühmten Mi 23.05.18 Série jeunes Komponisten mit seiner Musik erzählt. 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Hamburg – Mi 11.04.18 – Elbphilharmonie Mariam Batsashvili Klavier — Für Kinder ab 5 Jahren. Chamber Orchestra of Europe Antonio Pappano Leitung Bach / Busoni Chaconne BWV 1004 Paris – Do 12.04.18 – Théâtre des Champs-Elysées Do 05.04.18 Erwachsene: CHF 35 Lisa Batiashvili Violine AiR 2015/16 Nr. 5 (Bearb. Partita Nr. 2 d-Moll 12.15 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Kinder bis 12 Jahre: CHF 10 Heidelberg – Sa 14.04.18 – Kongresshaus Stadthalle Lunchkonzert In Zusammenarbeit mit Musikschule Ligeti «Concert Românesc» Satz Nr. 5 für Klavier solo) Tonhalle-Orchester Zürich Konservatorium Zürich MKZ Fr 27.04.18 Brahms Violinkonzert op. 77; Mozart Rondo a-Moll KV 511 Zaragoza – Mo 16.04.18 – Palacio de Congresos Lionel Bringuier Leitung 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Serenade Nr. 1 op. 11 Schubert Impromptu op. 142 Nr. 1 Liszt «Ungarische Rhapsodie» Nr. 9 San Sebastián – Di 17.04.18 – Kursaal Berlioz «Symphonie fantastique» Extrakonzert CHF 125 / 100 / 75 / 40 Es-Dur «Pester Karneval» op. 14 London Symphony Orchestra Mi 16.05.18 Beethoven Klaviersonate Nr. 29 Madrid – Mi/Do 18./19.04.18 – Auditorio Nacional de Música Sir Simon Rattle Leitung 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag CHF 35 op. 106 «Hammerklavier» Unterstützt durch den Gönnerverein Unterstützt durch den Gönnerverein Mahler Sinfonie Nr. 9 Tonhalle-Orchester Zürich CHF 35 Nach dem Konzert – Ausklang Lionel Bringuier Leitung Leif Ove Andsnes Klavier Unterstützt durch den Gönnerverein Intro für «Kopf-Hörer» Gastspiele Honegger «Rugby» CHF 175 / 130 / 85 / 40 Britten Klavierkonzert op. 13 — Rimskij-Korsakow «Scheherazade» Katowice – Sa 19.05.18 – NOSPR Concert Hall MAI op. 35 Festiwal Katowice Kultura Natura So 08.04.18 Tonhalle-Orchester Zürich 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag 18.00 Uhr Toni-Areal – Surprise Lionel Bringuier Leitung Kammermusik-Soiree Sa 05.05.18 CHF 125 / 100 / 75 / 40 18.30 Konzertsaal Tonhalle Maag So 27.05.18 NN Bariton Hagen Quartett — 11.15 / 14.15 Uhr Konzertsaal Lukas Hagen Violine So 06.05.18 Ravel «Ma mère l‘Oye» Do 17.05.18 Tonhalle Maag Rainer Schmidt Violine 17.00 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag 12.15 Uhr Klubsaal im Kaufleuten Lutosławski «Les espaces du sommeil» für Bariton und Orchester Familienkonzert Veronika Hagen Viola Tonhalle-Orchester Zürich Kammermusik-Lunchkonzert Dutilleux Sinfonie Nr. 1 Do 05.04.18 Musikerinnen und Musiker 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Clemens Hagen Violoncello Krzysztof Urbański Leitung Andreas Janke Violine — des TOZ Tonhalle-Orchester Zürich Sol Gabetta Violoncello Sol Gabetta Violoncello Christopher Whiting Violine – So 20.05.18 – NOSPR Concert Hall Meret Hottinger und Jeannot Katowice Lionel Bringuier Leitung Michel Rouilly Viola Festiwal Katowice Kultura Natura Beethoven Streichquartett Nr. 3 Smetana Aus: «Mein Vaterland» Hunziker Konzept / Schauspiel Igor Levit Klavier D-Dur op. 18 Nr. 3 Nr. 2 «Die Moldau» Christian Proske Violoncello Robert Walker Arrangement Prag – Di 22.05.18 – Smetana Saal Berlioz «Symphonie fantastique» Webern Streichquartett (1905) Martinů Cellokonzert Nr. 1 Raff Streichquartett Nr. 4 a-Moll Antje Brückner Licht Internationales Musikfestival Prager Frühling op. 14 Schubert Streichquintett C-Dur Dvořák Sinfonie Nr. 9 op. 137 Edvard Grieg Musik zu Henrik Ibsens Brahms Klavierkonzert Nr. 1 op. 15 op. 163 «Aus der Neuen Welt» Beethoven Streichquartett Nr. 11 Tonhalle-Orchester Zürich «Peer Gynt». Für Kinder ab 5 Jahren Lionel Bringuier Leitung CHF 125 / 100 / 75 / 40 CHF 75 / 60 / 45 / 30 05.05.18 17.30 Uhr – Einführung op. 95 «Quartetto serioso» Erwachsene: CHF 35 Leif Ove Andsnes Klavier Unterstützt durch den Gönnerverein — 06.05.18 16.00 Uhr – Einführung Filmausschnitte aus nach dem Konzert – Ausklang «Le songe du luthier» Kinder bis 12 Jahre: CHF 10 Honegger «Rugby» — Britten Klavierkonzert op. 13 CHF 150 / 115 / 80 / 40 CHF 30 05.05. Unterstützt durch die — Rimskij-Korsakow «Scheherazade» op. 35 Hans Imholz-Stiftung 06.05. Unterstützt durch Swiss Re Folgen Sie uns auf Facebook und auf dem Web.

22 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 23 es, diese Werke jenseits von Schwulst und sentimentalem Hol- ­— ­— Ein bezwingender Erzähler lywood-Soundtrack darzustellen. Mit einem entschlackten Mi 16.05.18 Do 17.05.18 19.30 Uhr 18.30 Uhr Klang und kristallklarer Brillanz brachte er eine selten gehörte Konzertsaal Tonhalle Maag Konzertsaal Tonhalle Maag Unter den grossen Pianisten unserer Zeit ist Leif Ove Andsnes einer der Transparenz in diese Musik, und Pappano folgte ihm beeindru- TOZintermezzo Tonhalle-Orchester Zürich ckend auf diesem Weg. Lionel Bringuier Leitung Tonhalle-Orchester Zürich Leif Ove Andsnes Leif unauffälligsten. Aber was für ein hoch begabter Künstler! Nun kommt er Leif Ove Andsnes Klavier Lionel Bringuier Leitung Lara Stoll Slam-Poetry mit Benjamin Brittens Klavierkonzert in die Tonhalle Maag. Blitzschnelle Wechsel bei Beethoven Arthur Honegger Auch seine Beschäftigung mit Beethovens Klavierkonzerten «Rugby» Nikolaj Rimskij-Korsakow ­unter Beteiligung des Mahler Chamber Orchestra war von Erfolg Benjamin Britten «Scheherazade» op. 35 Klavierkonzert D-Dur op. 13 gekrönt. Das Hauptproblem sieht Andsnes darin, dass «viele Nikolaj Rimskij-Korsakow ­traditionelle Sinfonieorchester der Vergangenheit zu einer mas- «Scheherazade» op. 35 siven Darstellung der Beethoven-Klavierkonzerte tendieren. Sie 18.00 Uhr, Toni-Areal beeindrucken damit zwar», erklärt er, «sind jedoch in dieser Surprise mit Studierenden ­Musizierweise festgefahren. Ihr Spiel beinhaltet nicht den blitz- der ZHdK schnellen Wechsel, den Beethovens Musik oftmals benötigt.»

Vollkommen anders agiert da Andsnes mit dem Mahler Cham- ber Orchestra. Fernab des Klischeebilds vom heroischen ­Beethoven, der grimmig das Schicksal an die Pforte klopfen Aktionskünstler Robin Rhode das Multimediaprojekt «Pictures lässt, gelangen ihm durchsichtige und rhythmisch federnde Ein- Reframed» als Neuinterpretation von Mussorgskijs «Bilder spielungen. Der Nuancenreichtum von Andsnes’ Pianissimo- ­einer Ausstellung», und 2014 war er am Educationprogramm Spiel im berühmten Andante con moto, im Mittelsatz des vier- des Mahler Chamber Orchestra «Feel the Music» beteiligt, das ten Konzerts, lässt Erinnerungen an den ehrwürdigen Wilhelm gehörlose und schwerhörige Kinder in Kontakt mit Musik, Kempff wach werden, während die architektonische Durch­ ­Musikern und Instrumenten brachte. Zuletzt widmete sich der dringung der Sätze und die phänomenal brillant ausgeführten Norweger Jean Sibelius’ sträflich vernachlässigten Klavier­ Verzierungen an Andsnes’ Vorbild Arturo Benedetti Miche-­ kompositionen, von denen er auch eine Auswahl auf CD ein- l­angeli denken lassen. spielte. Nun hat er sich für seine aktuelle Tournee ein Werk ausgesucht, das ebenfalls viel zu selten im Konzertsaal zu Engagement für Gehörlose ­hören ist: Benjamin Brittens einziges Klavierkonzert. Man darf Abseits des Mainstream-Konzertprogramms hat der norwe­ gespannt sein, wie er dieses virtuose Bravourstück zum Klingen gische Pianist auch ein Faible für ungewöhnliche Dinge. So bringen wird. ­verwirklichte er 2009 gemeinsam mit dem südafrikanischen l MARIO-FELIX VOGT Foto: Gregor Hohenberg Gregor Foto: l «Ein Pianist ganz ohne Halligalli», betitelte die «Süddeutsche flusst. Andsnes’ Laufbahn ist ein gutes Beispiel dafür, dass man l Zeitung» einen Bericht über den norwegischen Wunderpianis- auch ohne den Siegerlorbeer der grossen Klavierwettbewerbe TOZintermezzo mit Lara Stoll ten Leif Ove Andsnes und traf damit den Nagel auf den Kopf. eine umfassende Weltkarriere aufbauen kann, denn ausser dem l 15 Minuten Slam-Poetry, 45 Minuten klassisches Konzert und danach Denn dem 47-jährigen Norweger geht es in bewunderungswür- Ersten Preis beim Hindemith-Wettbewerb in Frankfurt/Main ein Drink mit den Künstlern – das alles in einem Ticket, das ist TOZ­ diger Weise nur um die Musik; völlig zu Recht bezeichnete ihn und dem Norwegischen Kritikerpreis finden sich kaum Wett­ intermezzo! Ein lockeres Afterwork-Konzert, dank dem Sie erst noch die die «Neue Zürcher Zeitung» als einen «bezwingenden Erzähler» bewerbserfolge. Dafür erhielt er umso mehr Auszeichnungen Rushhour umgehen! am Klavier. Glamour, Inszenierung und Starallüren sind ihm für seine Aufnahmen. Der Norweger wurde für acht Grammys total fremd, er ist ein absolut in sich ruhender, zurückhaltender nominiert und gewann sechs Gramophone Awards und fünfmal Im dritten und letzten TOZintermezzo der aktuellen Saison ist die Slam Mensch, und so ist auch sein Klavierspiel: klar, schlank im Ton, den Deutschen Schallplattenpreis. Eine stolze Bilanz. Er ist ­Poetin Lara Stoll zu Gast. Im Sturm eroberte die gebürtige Schaffhauserin zu hundert Prozent kontrolliert und mit feinen Klangfarben, vor auch Gilmore Preisträger (siehe Seite 11). die Poetry-Slam-Szene und gewann bereits die Schweizer und die Euro­ allem in der Pianosphäre. pameisterschaften. Heute ist sie mit ihrem Soloprogramm auf Tournee, tritt Andsnes’ Repertoire reicht von Bach bis zur Musik der Gegen- nebenbei mit ihrer Punkband auf und produziert «verrückte Sendungen Rachmaninow ohne Schwulst wart, insbesondere seine Einspielungen der Klavierwerke von und Filme». Lesen Sie jetzt das ausführliche Interview mit der vielseitigen­ Leif Ove Andsnes wurde 1970 auf Karmøy geboren, einer unweit Edvard Grieg und Franz Schubert fanden grossen Anklang bei Künstlerin auf unserer Website! Auf die Einlage von Lara Stoll folgt von Bergen gelegenen Insel. Er studierte bei den Pianisten Jiri Publikum und Kritik. Zu seinen bedeutendsten Aufnahmen mit Hlinka und Jacques de Tiège und wurde laut eigener Aussage Orchester gehören die vier Rachmaninow-Konzerte mit den Ber- ­«Scheherazade» op. 35, die berühmte sinfonische Dichtung Rimskij-­ besonders vom Spiel der Pianisten Svjatoslav Richter, Dinu liner Philharmonikern und dem London Symphony Orchestra, Korsakows, in der er das Märchen aus «Aus tausendundeiner Nacht» vertont. ­Lipatti, Arturo Benedetti Michelangeli und Géza Anda beein- beide unter der Leitung von Antonio Pappano. Andsnes gelang

24 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 25 Wer kennt Joachim Raff?

Lunchkonzert Zu seinen Lebzeiten zählte er zu den am meisten aufgeführten Komponis- ten. Dann aber begann Joachim Raffs Stern zu sinken, und erst dank einer Festtags-Matinee Neubewertung der Romantik scheint sich heute eine Aufwertung seines Schaffens anzubahnen.

l Kaum einem Komponisten mit Wurzeln «Vaterland» und «Mutterland» in der Schweiz gelang es, auf der musika- Nicht zuletzt weil sich die Beziehung zu Zu viert und zu fünft lischen Karriereleiter so hoch zu steigen seiner Familie als irreparabel erwies, fie- wie Joachim Raff. Als Sohn eines lehren- len Raffs weitere Schweiz-Besuche erst in Mit dem Streichquartett Nr. 8 von Schostakowitsch setzt das Carillon den politischen Flüchtlings aus Württem- die späten 1860er-Jahre, als er sich berg und einer ansässigen Wirtstochter längst unter die seinerzeit meistgespiel- Quartett einen Meilenstein der Quartettliteratur aufs Programm – und erblickte der kleine Joachim 1822 in La- ten Komponisten reihte. Fernab des Alp­ mit dem zweiten Klavierquintett von Dvořák einen Höhepunkt des chen am Oberen Zürichsee das Licht der fusses evozierte Raff jedoch bereits in Welt. Nach den Gymnasialjahren in Rott- Weimar (1850–1856) mit den «Schweizer- romantischen Quintettschaffens. weil besuchte er das Jesuitenkolleg in weisen» oder der Eclogue fantastique Schwyz und wirkte bald darauf in Rap- «Aus der Schweiz» jene Bergluft, die er perswil als Lehrer. Sehr zum Leidwesen für seinen liberalen Geist verantwortlich l Das Streichquartett Nr. 8 in c-Moll risierender Gesinnung erkannte. Ein erst Tradition vorgegebenen Schema zu folgen seiner Eltern entschied er sich jedoch machte. Auf die erste Sinfonie mit der op. 110 gehört zu den bekanntesten Kom- 2001 bekannt gewordener Brief belegt scheint als der Inspiration des Komponis- nach wenigen Jahren, die sichere Stellung Überschrift «An das Vaterland», mit der positionen von Dmitri Schostakowitsch dagegen, dass Schostakowitsch hier ten. Hinzu kommt Dvořáks fortschreiten- aufzugeben und den Durchbruch als Kom- er die deutsche nationale Bewegung the- aus leicht begreiflichen Gründen – hat im Grunde seine eigene persönliche Ge- de Kunst, den so beliebten «slawischen» ponist anzustreben. Nach einer Krisenzeit matisierte, folgte mit seiner siebten («In das Werk doch einen bemerkenswert schichte als Opfer sowjetischer Drang­ Einschlag seiner Musik auf feine und ele- in Zürich machte er im Casino Basel eine den Alpen») Jahre später eine Hommage schillernden biografischen und ideolo- salierung zum Stoff seiner Musik machte gante, ganz unplakative Weise in einen Bekanntschaft, die sein Leben veränder- an sein «Mutterland». gisch-politischen Entstehungshinter- und das bitter-sarkastische Motto des nach wie vor deutsch-klassizistischen te: Er kam ins Gespräch mit Franz Liszt, grund. Schostakowitsch hielt sich 1960 Stücks eigentlich hätte lauten sollen: und daher universal verständlichen Ton- der ihn mit nach Deutschland nahm und Vor allem seinen Sinfonien, die ihren Weg kurzzeitig in der sächsischen Landstadt «Gewidmet dem Andenken des Kompo- satz einzuweben. Grossartig. ihm verschiedene Stellungen verschaffte, bis nach New York, Buenos Aires und gen Andantes verknüpft und für das Pres- Gohrisch nahe Dresden auf, um an den nisten dieses Quartetts». l JENS-PETER SCHÜTTE ehe er den jungen Lachner als Assistent Moskau fanden und dabei Pjotr Tschai- to den rasant-verspielten Charakter des Dreharbeiten zu einem Film über die Zer- zu sich nach Weimar holte. kowsky oder Richard Strauss beeinfluss- scherzoartigen Mittelsatzes aufgreift. In störung Dresdens Ende des Zweiten Welt- Musik – bloss Musik ten, verdankte Raff seinen Weltruhm. den später komponierten drei Quartetten kriegs teilzunehmen, wofür er die Musik Gegen Schostakowitsch gehalten stammt — — Aber auch fast alle anderen musikali- op. 192, dessen zweites die Überschrift schreiben sollte. Antonín Dvořáks zweites Klavierquintett Mo 02.04.18 Do 17.05.18 schen Gattungen seiner Zeit bediente der «Die schöne Müllerin» trägt, experimen- A-Dur op. 81 wie aus einer anderen Welt 11.15 Uhr 12.15 Uhr, Klubsaal im Kaufleuten produktive Komponist. Raffs Streichquar- tiert Raff hingegen mit der wiederbeleb- Musik und Biografie – einer Welt, in der Musik noch bloss Johanneskirche am Limmatplatz Lunchkonzert tett-Schaffen zeigt den Versuch, inner- ten Suitenform. Festtags-Matinee zu Ostern Zwar verfiel der Komponist stattdessen ­Musik war und nicht ein Vehikel zum Andreas Janke Violine halb einer Gattung jeweils möglichst un- Carillon Quartett Christopher Whiting Violine auf ein Stück Kammermusik. Aber die Transport ideologischer oder autobiogra- terschiedliche Solitäre oder Werkgruppen Als erster Direktor des einflussreichen Andreas Janke Violine Michel Rouilly Viola sowjetische Propaganda, die den besag- fischer Botschaften. Hier findet der Elisabeth Bundies Violine Christian Proske Violoncello zu schaffen, exemplarisch auf: Während Hoch’schen Konservatoriums verstarb Katja Fuchs Viola ten Film öffentlichkeitswirksam als ­mannigfachste, reichste Wechsel rein Joachim Raff die ersten beiden Quartette gewaltige Raff 1882 im Alter von bloss 60 Jahren in Christian Proske Violoncello ­Monument des «Antifaschismus» ver- musikalischer Gestalten – bald melodiös, Streichquartett Nr. 4 a-Moll op. 137 Ausmasse und modernste Klangsprache Frankfurt. Seine Werke verschwanden Yoshiko Iwai Klavier marktete, bemächtigte sich flugs auch bald tänzerisch, bald liedhaft, heiter, Ludwig van Beethoven kombinieren, nehmen die 1867 in einem trotz prominenten Fürsprechern im frü- Dmitri Schostakowitsch Streichquartett Nr. 11 f-Moll op. 95 dieses achten Streichquartetts und fügte ­lyrisch, dramatisch, apotheotisch – als Zug entstandenen drei Quartette op. 136 hen 20. Jahrhundert weitgehend in der Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110 «Quartetto serioso» dem Erstdruck die – im Autograf nicht blosser ästhetischer Selbstzweck ohne Antonín Dvořák Filmausschnitte bis op. 138 eine klassischere Form an. Versenkung. Seit den 1970er-Jahren fin- auftauchende – Widmung «Im Gedenken weitere Hinterabsichten statt. Klavierquintett A-Dur op. 81 aus «Le songe du luthier» den sie im Zuge einer Raff-Renaissance an die Opfer des Faschismus und des 10.30 Uhr Foyer Kirchgemeindehaus Reverenz an Beethoven jedoch wieder vermehrt den Weg in die Krieges» hinzu, worauf die internationale Durchaus bezeichnend für den reifen Café mit TOZ-Musikern Im Quartett a-Moll op. 137 verweist Raff Konzertprogramme. Musikkritik in dem Werk prompt ein Dvořák neigt die Formgebung der einzel- Musikdetektive gar auf die zyklische Werkgestaltung l SEVERIN KOLB ­Idealbeispiel von des Komponisten pazi- nen Sätze mehr und mehr zu unakademi- 11.00 Uhr Beethovens, indem er zu Beginn des Fina- Treffpunkt Foyer Kirchgemeindehaus fistischer, sich mit den Opfern von scher, bisweilen ans Fantasieartige strei- Mit Sabine Appenzeller für die Kinder les ein Rezitativ mit Reminiszenzen des ­Gewalt, Krieg und rechtem Terror solida- fender Freiheit, die weniger einem durch der Konzertbesucher (ab 5 Jahren) Allegro patetico sowie des schwermüti-

26 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 27 Romantik im Zeitgenössischen Mojca Erdmann kommt bereits zum zweiten Mal in dieser Saison zur Tonhalle- Gesellschaft Zürich. Nun präsentiert sich die vielgefragte Sopranistin zum ers- ten Mal in einem kammermusikalischen Konzert. Gemeinsam mit dem Kuss

Kammermusik-Soiree Quartett geht sie ihrer Vorliebe für zeitgenössisches Repertoire nach – mit zwei Werken für Sopran und Streichquartett, in denen Aribert Reimann romantische Lieder in der Gegenwart verortet.

l «Die schönen Augen der Frühlings- nacht / Sie schauen so tröstend nieder / Hat dich die Liebe so kleinlich gemacht / Die Liebe sie hebt dich wieder.» Als Theo- dor Kirchner (1823–1903) diese Verse eines Gedichts von Heinrich Heine ver- tonte, dachte er sicherlich auch an Clara Schumann: Die Witwe seines verstorbe-

nen Lehrers Robert gab ihm jedoch klar Molina Visuals Foto: zu verstehen, dass es zwischen ihnen kei- ne Liebe geben könne. Gut möglich also, dass Kirchner das Gedicht nicht im trös- gaben. Dies kommt nicht von ungefähr: Zukunftsweisend — tenden Sinne aufgefasst hat. Dies jeden- Sowohl Erdmann wie auch das renom- Reimanns Liedbearbeitungen offenbaren So 13.05.18 falls suggeriert der Komponist Aribert mierte Streich-Ensemble setzen sich für einen cleveren Ansatz, die klassische 19.30 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag Reimann: «Schöne Augen können wun- ein vielfältiges Repertoire ein, das von Musik von innen heraus ins 21. Jahrhun- Mojca Erdmann Sopran Kuss Quartett derbar sein, aber auch genau das Gegen- der Renaissance bis in die Gegenwart dert zu bringen. Sie werden an dieser Jana Kuss Violine teil.» reicht. Der Zyklus «…die schönen Augen Kammermusik-Soiree in einen interes- Oliver Wille Violine der Frühlingsnacht» gab dem 1936 ge­ santen Kontrast zu den zwei gespielten William Coleman Viola Tradition und Moderne borenen Reimann, der unbestritten zu Streichquartetten von Beethoven treten: Mikayel Hakhnazaryan Violoncello Dieser Interpretation gibt Reimann freien den bedeutendsten heutigen Komponis- Gerade im grossen op. 135, dem letzten Theodor Kirchner «Die schönen Augen der Frühlingsnacht» Sechs Lauf in seiner Bearbeitung des Kirchner- ten gehört, die Möglichkeit, an sein 1997 seiner Streichquartette, trieb auch Beet- Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine für Sopran Liedes für Sopran und Streichquartett, uraufgeführtes Werk «…oder soll es hoven die Musik zu neuen Grenzen – und und Streichquartett bearbeitet und verbunden mit denn die Dramatik des Liedes kommt im Tod bedeuten» anzuknüpfen. Bereits in wies in die Zukunft. sieben Bagatellen von Aribert Reimann CH-EA Ludwig van Beethoven Ensembleklang voll zur Geltung. Zudem diesem bearbeitete er romantische l LION GALLUSSER Streichquartett Nr. 9 C-Dur op. 59 Nr. 3 «Rasumowsky» schrieb Reimann nach diesem Lied eine ­Lieder mit Heine-Texten, nämlich solche Streichquartett Nr. 16 F-Dur op. 135 aufgewühlte instrumentale Bagatelle, in von Felix Mendelssohn Bartholdy. Und Felix Mendelssohn Bartholdy der die Emotionen geradezu überbro- schon diese Stücke verband er mit «...oder soll es Tod bedeuten?» Acht Lieder und ein Fragment nach Gedichten von Heinrich Heine für deln. Damit lässt Aribert Reimann aber ­instrumentalen Zwischenspielen, mit Sopran und Streichquartett bearbeitet und ver- auch die Musik des 19. Jahrhunderts in Intermezzi, welche die romantische Inst- bunden mit sechs Intermezzi von Aribert Reimann der zeitgenössischen aufgehen – und ver- rumentierung ins Zeitgenössische über- CH-EA handelt sie produktiv, ganz gemäss sei- gehen liessen. ner Überzeugung, nach der er «sowohl die musikalische Tradition als auch die modernen Entwicklungen» schätzt. Reimanns Liedbearbeitungen offenbaren einen Angeregt zur Bearbeitung der Kirchner- cleveren Ansatz, die klassische Musik von innen heraus Lieder, welche in Zürich zur Schweizer Erstaufführung kommen, wurde Reimann ins 21. Jahrhundert zu bringen und die musikalische durch Mojca Erdmann und das Kuss Foto: Ina Schoff Foto: Quartett, die das Werk bei ihm in Auftrag Tradition mit modernen Entwicklungen zu verbinden.

28 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 29 Haydn & Mozart: Divertimenti «Unterhaltung»: Das ist wörtlich der Sinn und Zweck von einem Divertimento

Familienkonzerte (vgl. ital. «divertire»), und man darf davon ausgehen, dass vor 250 Jahren, als diese musikalische Gattung in der höchsten Blüte ihrer Beliebtheit stand, Kammermusik um 5 Kammermusik ­«Unterhaltung» schon genau dasselbe meinte wie heute – ein Vergnügen, etwas Amüsantes, der Arbeit und noch mehr der Langeweile Entgegengesetztes.

Servus! Herr Mozart «Peer Gynt» Das Leben des berühmten Komponisten mit Er ist ein Taugenichts. Statt seiner verwitweten seiner Musik erzählt: Mit viel Witz und be- Mutter Aase beizustehen, treibt sich Peer kannten Melodien werden den jungen Zu- Gynt herum und erzählt die fantastischsten schauern Mozarts Leben und seine berühmtes- Lügengeschichten. Aus einer Laune heraus ten Werke nähergebracht. Sie dürfen selbst in entführt er eine Braut, die in ihn verliebt ist; die Rolle eines Künstlers schlüpfen als Teil der aber als das Abenteuer vorbei ist, langweilt sie l Geändert hat sich im Laufe der Jahr- alle Sensationen, zündende Effekte oder vergessenen Feier zuliebe schrieb Mozart Kindersinfonie oder im Kanon «Bona nox». ihn. Weil der Rumtreiber nicht zu sich selbst hunderte allerdings die Vorstellung da- sonstige Auffälligkeiten, ohne jedes star- sein umfangreichstes Divertimento von, was man denn nun an einer Musik ke Gewürz, aber mit desto mehr Subs- ­überhaupt, schüttelte aus unbedeutends- findet, soll er in eine Bleifigur verwandelt «unterhaltend» findet – oder eher hat tanz, gleich einer gesunden nahrhaften tem Anlass die süssesten Früchte seines werden. Aber davor rettet ihn Solveig, die un- sich seit 1780 das musikalische Publikum Kost. Michael Haydns milde gemächliche Genies aus dem Ärmel. So 8.04.18 beirrbar auf ihn wartet. 11.15 Uhr / 14.15 Uhr selbst grundlegend geändert. Ein Haydn Zurückhaltung ist nämlich durchaus l JENS-PETER SCHÜTTE Konzertsaal Tonhalle Maag und ein Mozart schrieben nicht in erster ­keine Harmlosigkeit, sondern sophistica- So 27.05.18 Linie für breite Schichten von Hörern tion – etwas für den reifen und entwi- — Preise Erwachsene: CHF 35 / Kinder bis 12 Jahre: CHF 10 So 27.05.18 11.15 Uhr / 14.15 Uhr oder gar für das «Volk» – für «alle» –, ckelten Geschmack, der wieder das 17.00 Uhr Konzertsaal Tonhalle Maag In Zusammenarbeit mit Musikschule Konservatorium Zürich sondern für eine kleinere, ausgewählte, ­Ursprüngliche und Einfache, das Feine Johanneskirche am Limmatplatz (Junior Music Partner) Preise Erwachsene: CHF 35 / Kinder bis 12 Jahre: CHF 10 gehobene, in ihrer sozialen Herkunft oft- und Nuancierte zu schätzen weiss. Karl Fässler Horn mals adelige Gruppe von «Kennern und Mischa Greull Horn Unterstützt durch die Robert A. & Verena Jeker-Stiftung Unterstützt durch die Robert A. & Verena Jeker-Stiftung Liebhabern», wie man heute sagen wür- Süsseste Früchte Michael von Schönermark Fagott Kilian Schneider Violine de, für eine «Elite», die sich mit Musik Mozarts Divertimento D-Dur KV 334 Isabel Neligan Violine aus Liebhaberei und Leidenschaft be- (320b), ebenfalls in Salzburg – kurz vor Ursula Sarnthein-Lotichius Viola schäftigte und selber mindestens ein Ins- Mozarts Weggang nach Wien – entstan- Frank Sanderell Kontrabass Musikdetektive trument spielte, wenn nicht gleich auch den, ist etwas weniger schlicht und in- Joseph Haydn Ist ein Oktett ein Meeresungetüm? noch komponierte. nerlich, etwas üppiger und repräsentati- Divertimento D-Dur Hob. IV:D3 für Horn, Viola und Kontrabass ver gehalten, ganz wie es sich für eine Diese und viele andere spannende Fragen Mo 02.04.18 11.00 Uhr Wolfgang Amadeus Mozart rund um die Musik untersuchen wir Kinder bei So 27.05.18 16.45 Uhr Nahrhafte Kost auf offener Gasse des Abends zu spielen- Divertimento D-Dur KV 334 für zwei den ­Musikdetektiven, während unsere Eltern Violinen, Viola, Bass und zwei Hörner Eintritt frei für die Kinder der Konzert­ Nur einem solchen Publikum konnte man de Musik gehört. Wundern darf man sich oder Grosseltern «Kammermusik um 5» besucherinnen und -besucher der guten Gewissens ein Stück wie das nur, welchen Aufwand der Komponist 16.00 Uhr, Foyer Kirchgemeindehaus erleben. Wir ermitteln passend zu den musi- «Kammermusik um 5» (ab 5 Jahren). D-Dur-Divertimento für Horn, Viola und für einen so bescheidenen Anlass wie das Café um 4 mit TOZ-Musikern kalischen Verdachtsmomenten. Je nach Tatbestand gehören auch Singen, Tanzen oder Treffpunkt 15 Minuten vor Konzertbeginn Kontrabass vorsetzen (das anstatt von abgeschlossene Jus-Studium seines Musikdetektive 16.45 Uhr Zeichnen zu unseren musikdetektivischen im Foyer des Kirchgemeindehauses dem weltberühmten Joseph Haydn wohl Freundes Sigmund Robinig an der Salz- Treffpunkt Foyer Kirchgemeindehaus­ Ermittlungsmethoden. Johanneskirche am Limmatplatz. eher von dessen in Salzburg wirkendem burger Universität zu machen für gut be- Mit Sabine Appenzeller für die Kinder Bruder Michael stammt): ein Stück ohne fand. Einer einmaligen, privaten, schnell der Konzertbesucher (ab 5 Jahren)

30 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 31 Von schnellen Pferden und Das Besondere in der Série jeunes jungen Talenten Série jeunes Musik entdecken Nicht nur die klassische Musik scheint die vier Musiker des Quatuor Arod zu Jedes Werk sei von einer Aussage des Komponisten geprägt – davon ist begeistern, sondern auch die Literatur: Der Name ihres Quartetts leitet sich ­Mariam Batsashvili überzeugt. Diese zu entdecken und für das Publikum er- nämlich aus einer weithin bekannten literarischen Trilogie ab. lebbar zu machen ist ihr Wunsch und die treibende Kraft hinter ihrem Spiel.

Neue Sterne am Klassikhimmel — l Schon von klein auf wusste die 1993 in wurde sie zum «Rising Star» der vergan- Seit der Gründung des Quartetts im Jahr Mo 28.05.18 Tiflis Geborene, dass sie Klavier spielen genen Saison gekürt, womit Konzerttour- 2013 ging alles sehr schnell: Nach ver- 19.30 Uhr, Konzertsaal wollte: Als sie noch nicht einmal einjäh- neen verbunden sind, die es der Pianistin Die Stars von morgen für Sie entdeckt! schiedenen Auftritten und ersten Preisen rig war, so will es eine Familien-Anekdo- ermöglichen, ihre Vorstellungen auszule- gewannen sie 2016 den Ersten Preis beim Mariam Batsashvili Klavier te, sei sie tagtäglich stundenlang beim ben und reifen zu lassen. ARD-Wettbewerb in München, womit der Johann Sebastian Bach Klavier gesessen und habe gebannt ge- Startschuss zu einer weltweit erfolgrei- Chaconne BWV 1004 Nr. 5 lauscht, wie ihre Cousine übte. Heute Musikalische Visionen (Bearbeitung Ferruccio Busoni) chen Karriere endgültig gegeben war. Wolfgang Amadeus Mozart noch ist sich Batsashvili sicher, dass Beim Musizieren kommt es Batsashvili Letzten Herbst nahmen sie ihre erste CD Rondo a-Moll KV 511 schon damals ihre musikalischen Vor- nicht bloss auf technische Perfektion und mit Werken von Mendelssohn auf. Dieser Franz Schubert stellungen im Entwickeln begriffen wa- intensiven Klang an. Diese sind vielmehr Impromptu f-Moll D 935 Nr. 1 ist für die vier Musiker von zentraler Be- Franz Liszt ren und der Wunsch entstand, dem Inst- Mittel zum Zweck, um das Transzendie- deutung, begann doch ihr Zusammenwir- «Ungarische Rhapsodie» Nr. 12 cis-Moll S 244 rument ebenso zaubervolle Klänge zu rende hinter den Noten zu ergründen. Die ken als Ensemble mit einem seiner Quar- Frédéric Chopin entlocken. Und genau dies tat sie auch: Pianistin glaubt, dass jedem Stück eine «Andante spianato et Grande polonaise tette. Seither schreiben begeisterte zunächst bei Natalia Natsvlishvili in ih- eigene Botschaft innewohne. So sucht sie brillante» op. 22 Kritiker von «neuen Sternen am Klassik­ Franz Liszt rer Heimat, dann bei Grigory Gruzman an denn auch, diesen ganz persönlichen Zu- himmel» und loben ihr harmonisches Zu- Fantasie über Themen aus Mozarts «Figaro» der Hochschule für Musik Franz Liszt in gang zur Musik ihrem Publikum weiterzu- sammenspiel und ihre überraschend neu- und «Don Giovanni» S 697 Weimar. 2014 gelang Batsashvili der in- geben. Stets bemüht darum, in ihren In- (Vervollständigung Leslie Howard) en Interpretationen. ternationale Durchbruch, als sie den terpretationen ein möglichst all­umfas-­ Unterstützt durch den Gönnerverein Liszt Concours in Utrecht gewann. Von sendes Bild der Komponisten und ihrer

Foto: Verena Chen Verena Foto: Mit ihrem Spiel wollen die Musiker immer der European Concert Hall Organisation Intentionen zu präsentieren, erhofft sie ihrem Motto treu bleiben – «das Gesicht sich, dass von der Bühne eine «Welle der — l Fans von «Herr der Ringe» haben die der Welt verändern» und den Menschen Empathie» zum Publikum ströme und Mo 16.04.18 Assoziation bestimmt gleich erkannt: ein Lächeln auf ihr eigenes Gesicht zau- auch in ihm Emotionen auslöse. Dies sei 19.30 Uhr, Konzertsaal Arod ist in J.R.R. Tolkiens monumentaler bern. Um dies zu erreichen, spielen sie der wichtigste Aspekt bei ihren Auftrit- Die Stars von morgen für Sie Trilogie das Pferd des Elbenzprinzen Le- regelmässig Klassiker des Quartettreper- ten. entdeckt! golas. Das Tier wird als leicht und feurig toires, aber ebenso oft widmen sie sich Quatuor Arod beschrieben, und so bedeutet dessen der neuen und der zeitgenössischen Mu- Den faszinierendsten Teil ihres Pianistin- Jordan Victoria Violine Name in Tolkiens Fantasiesprache aus sik. So gaben sie ein erstes Streichquar- nen-Daseins sieht Batsashvili aber im Alexandre Vu Violine Corentin Apparailly Viola der Saga auch «schnell». Doch wieso be- tett bei Benjamin Attahir, einem jungen Erlernen neuer Werke. Sie geniesst es, Samy Rachid Violoncello nennt sich ein Quartett nach einem französischen Komponisten, in Auftrag jede Note, jede Bemerkung des Kompo- Joseph Haydn Pferd? Spielen sie etwa zügellos feurig und liessen es in verschiedenen Konzert- nisten genau zu lesen und zu studieren, Streichquartett g-Moll op. 74 Nr. 3 oder galoppieren sie wild durch die Mu- sälen erklingen, jetzt auch in Zürich. Ihre um so gänzlich in die Musik einzutauchen Hob. III:74 «Reiterquartett» sik? Die Erklärung liegt wohl eher in der Experimentierfreudigkeit bewiesen sie und zur wahren Bedeutung des Stücks zu Benjamin Attahir Neues Werk CH-EA persönlichen Vorliebe der vier jungen bei einem Cross-Over-Konzert, wo sie gelangen. Habe sie das geschafft und sei Felix Mendelssohn Bartholdy Musiker: «Wir lieben Pferde sehr, sie ha- Jimmy Hendricks mit Andrzej Markowsky sie bereit, ein Werk aufzuführen, in der Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 ben den Menschen jahrhundertelang be- kreuzten, während Reiter dazu eine Qua- vollen Überzeugung, genau das mitteilen Unterstützt durch den Gönnerverein gleitet» – wie die Musik, die ebenfalls ein drille ritten. Bei ihrem Konzert in Zürich zu können, was sie wolle, so solle das treuer Begleiter der Menschheit ist. Für kommt zudem Haydns «Reiterquartett» dem Publikum schliesslich ermöglichen, das Quartett steht der Name «Arod» als zur Aufführung, das die beiden Vorlieben ihre Interpretation als Anstoss zur Ausei- Symbiose von Reiter und Pferd und somit des Quartetts – Pferde und Musik – kom- nandersetzung mit den eigenen Vorstel- symbolisch für den abenteuerlichen Weg biniert. lungen zu verstehen.

des gemeinsamen Musizierens. l MANUELA JETTER Attila Klab Foto: l CHRISTOPH ARTA

32 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 33 Publireportage

Orchester auf ein professionelles Niveau und führte es zu Wie Friedrich Hegar Zürich internationalem Ansehen. Er machte sich bald einen «Manasse» Namen als einer der «umsichtigsten, feinfühligsten und unternehmensfreudigsten Dirigenten»1 seiner Zeit. Tonhalle Maag am 23. Juni 2018 zur Musikmetropole machte Darüber hinaus brachte er hervorragende Interpreten Das schwungvolle, feurige Chorwerk des ersten Ton- und Komponisten wie seinen Freund Johannes Brahms, halle-Dirigenten Friedrich Hegar kommt endlich zur Clara Schumann, Richard Strauss, Max Bruch und Pablo verdienten Wiederaufführung. Veranstalter bei die- de Sarasate nach Zürich. Ende des Jahrhunderts hatte sem grandiosen Oratorium sind der Männerchor Der erste Dirigent der Zürcher Tonhalle stammte aus sich Zürich «zu einer Musikstadt von hervorragendem Basel und war ein Komponist fürs breite Publikum. Range emporgeschwungen»1. Zürich, der in den Jahren 1865 bis 1867 von Hegar Friedrich Hegar brachte die neusten Kompositionen ins persönlich geleitet wurde, sowie der Kammerchor Theater und internationale Stars in die Limmatstadt. 1875 rang Hegar den Stadtvätern die Gründung einer Zürcher Unterland. Die Leitung hat die Tessinerin Musikschule ab, das spätere Konservatorium, deren Anna Jelmorini. Ein Höhepunkt der Konzertsaison Direktor er bis 1914 war. Kurz zuvor erhielt er das Zürcher im Jubiläumsjahr der Tonhalle. Es war um 1862 herum, als Friedrich Hegar das Angebot Bürgerrecht und 1889 die Ehrendoktorwürde der Uni­ des einflussreichen Dirigenten und Leiters der Abon- versität Zürich. 1917 wurde der Komponist mit der Wahl Informationen zum Konzert und Link zur nementskonzerte der Allgemeinen Musik-Gesellschaft zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste geehrt. (AMG), Theodor Kirchner, erreichte. Der junge Basler Ticketreservation unter www.maennerchor.ch oder Künstler sagte zu, verliess das gemütliche Vogesenstädt- 1927 fand Hegar seine letzte Ruhe im Friedhof Fluntern, www.tonhalle-maag.ch/konzerte chen Gebweiler und eine solide Stellung als stellvertre- der bekannt ist für die dort begrabene Prominenz, darun­ tender Kapellmeister des berühmten Kammersängers ter James Joyce und Elias Canetti. Julius Stockhausen, um in die Limmatstadt zu ziehen, Unterstützt von: «wo seinem künstlerischen Streben höhere Ziele gesetzt Wirken als Chordirigent und Komponist waren»1. Der enorm engagierte Musiker Hegar leitete verschiede­ Dies obwohl die Bevölkerung Zürichs damals nur gering- ne Chöre. Neben dem gemischten Chor Zürich dirigierte fügig grösser war und Gebweiler ebenso wie Zürich dank er unter anderem den Männerchor Harmonie und den der Textilindustrie eine Blütezeit des Geisteslebens und Lehrergesangverein. Er gilt als Reformator des Männer­ der Kultur erlebte. In Zürich sass der erfolgreiche Eisen- gesangs und als Begründer der Männerchorballade. Mit bahnunternehmer Alfred Escher, auch «Zar von Zürich» seinem kompositorischen Schaffen trat er der «Liederta­ genannt, im Stadtparlament, Gottfried Sempers Hauptge- felei» entgegen und wies dem Chorgesang neue Wege. bäude der ETH wurde eingeweiht, und Gottfried Keller sorgte mit seinem «Fähnlein der sieben Aufrechten» für Zu seinen Grosserfolgen zählt das Chorwerk «Manasse». Jojoda, selber mit einer Samariterin liiert, setzt sich dem Furore. Es war im frühen 20. Jahrhundert eines der meistaufge­ Mainstream entgegen. Mit der Dramatisierung der alt­

Männerchor Zürich, Vereinschronik 1926 Vereinschronik Zürich, Männerchor führten Oratorien im gesamten deutschsprachigen Euro­ testamentarischen Episode schuf Widmann ein Werk, das Förderer von Zürich als Musikstadt pa3. Hegar schrieb es zunächst für reinen Männerchor. bis heute nichts an Brisanz und Bedeutung eingebüsst hat. Karriere begann. Nur ein Jahr später erfolgte die Ernen- Der erste Teil des biblischen Oratoriums wurde 1877 Der musikalische Nabel der Welt war damals freilich nung zum Kapellmeister, und 1865 übertrug man ihm die uraufgeführt4. Die Erstaufführung des Gesamtwerks fand Zur Musik schrieb der Rezensent G.W. in der NZZ am nicht Zürich, sondern Leipzig, das Friedrich Hegar gut Leitung des neu gegründeten gemischten Chors und die- im Oktober 1885 unter Mitwirkung des Männerchors 18.5.1877: «das Schwungvollste, das Beste, was Hegar kannte. Sein Vater meldete ihn als 16-Jährigen dort am jenige der Abonnementskonzerte der allgemeinen Musik- Zürich und der Harmonie statt, zwei der Gründerchöre schon geschrieben. Der Eindruck, den das Werk auf uns Konservatorium an. Die Schule, gegründet von Felix Gesellschaft. der Tonhalle. machte war ein vortrefflicher; alles klang frisch und Mendelssohn Bartholdy, gilt bis heute als eine der renom- feurig, hatte Fluss, die Themen waren voll Kraft.»4 In den miertesten musikalischen Ausbildungsstätten Europas. Vor 1862 gab es in Zürich kein stehendes Orchester. Die Das dramatische Gedicht «Manasse», welches Hegar ver­ letzten hundert Jahren wurde Manasse in Zürich wahr­ In Leipzig lernte Friedrich Hegar das Komponieren und Vorgänger Hegars engagierten nach Bedarf in Zürich tonte, stammt von Joseph Victor Widmann, ab 1880 scheinlich nur zwei, drei Mal aufgeführt. Jetzt, am 23. begann mit dem Aufbau seines Netzwerks, das sich für lebende Musiker und ergänzten diese mit Laien. Der Ruf Feuilleton­Redaktor beim Berner Bund und «literari­ Juni 2018 kommt das Werk in der Tonhalle Maag wieder seine spätere Wirkungsstätte Zürich als grosser Gewinn des Ensembles galt entsprechend nicht gerade als der sches Gewissen der Schweiz»2. Der Schriftsteller ver­ zur Aufführung. herausstellen sollte. Zu seinen wichtigen Bekanntschaf- Beste. Nach dem Urteil von Zeitgenossen waren «seine kehrte im selben Zürcher Kreis wie Brahms und Hegar. ten zählten berühmte Absolventen wie Theodor Kirchner, Leistungen (…) grösstentheils roh und oberflächlich»1. Literatur aber auch Johannes Brahms. Der hochaktuelle Text handelt in Israel nach der babyloni­ 1 August Glück: Friedrich Hegar, Biographien schweizerischer Richard Wagner, der im Exil in Zürich arbeitete, wusste schen Gefangenschaft und wirft ein Schlaglicht auf die Tonkünstler; Gebrüder Hug, Leipzig und Zürich, 1888 2 Samuel Geiser im Vorwort zu Joseph Viktor Widmanns In Zürich schliesslich trat Hegar 1863 mit gerade mal 22 mit dem damaligen Orchester trotzdem Erstaunliches zu Fremdenfeindlichkeit, die sich damals gegen die verpön­ Erinnerungen an Johannes Brahms; Rotapfel­Verlag, Zürich, 1980 Jahren die Stellung als Konzertmeister des Orchester- leisten und ebnete den Weg für Hegar. Dieser setzte die ten Mischehen zwischen Israeliten und Samaritern 3 Historisches Lexikon der Schweiz vereins und als Chordirektor am Theater an. Eine steile von Wagner angestossenen Neuerungen um, brachte sein richtete. Manasse, der Erstgeborene des Hohepriesters 4 NZZ­Archiv

342 Publireportage Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Publireportage Zürich 35 3 Jubiläum Unermüdliche Pionierarbeit

Gleichzeitig mit der Gründung der Tonhalle-Gesellschaft Zürich am 27. Februar 1868 wurde Friedrich Hegar zum ersten Chefdirigenten des Tonhalle-Orchesters Zürich 150 gekürt. 41 Jahre lang prägte Hegar die Geschichte des Orchesters sowie des Zürcher Musiklebens.

l 1862 wurde Friedrich Hegar zum Konzertmeister des soeben neu gegründeten Orchestervereins, eines Vorläufers des Ton- halle-Orchesters, berufen; ab 1864 trat er auch als Dirigent am Zürcher Theater auf. Offensichtlich mit grossem Erfolg: 1865 erreichte ihn eine Berufung als Musikdirektor nach Frankfurt a.M. Aber Hegar lehnte ab – vielleicht in weiser Vorahnung: Nur zwei Jahre später wurde er Chefdirigent beim Tonhalle-Orches- Pro gramme setzten sich mehrheitlich aus anerkannten Klassi- pfl egte er freundschaftliche Beziehungen, ebenso zu den da- ter Zürich. Dass es ausgerechnet einen waschechten Basler kern zusammen; Vorklassik und Barock kamen noch wenig zum mals tonangebenden Schweizer Dichterfürsten Gottfried Keller, nach Zürich an die Spitze des Tonhalle-Orchesters verschlug, Zug. Umgekehrt schienen die Zürcher bei bislang hier noch nie Conrad Ferdinand Meyer und Carl Spitteler. Sogar der grosse war angesichts der bis heute lebendigen Rivalität der beiden erklungener oder gar zeitgenössischer Musik kaum Berüh- Friedrich Nietzsche bat Hegar um dessen fachmännisches Schweizer Städte nicht unbedingt zu erwarten. Vielleicht war rungsängste zu haben: Als 1870 das «Deutsche Requiem», wel- Urteil: «Diese beifolgende Composition würde ich gerne jetzt das auch ein Grund, weshalb Friedrich Hegar im Umgang mit ches Brahms nur zwei Jahre zuvor vollendet hatte, erstmals in herausgeben – vorausgesetzt, dass sie Ihre Billigung fände.» Orchestern und Chören, aber auch in der Musikschule sowie im Zürich erklang, war die alte Tonhalle bis auf den letzten Platz aussermusikalischen Bereich, im Gespräch unter Bekannten ausverkauft. Dasselbe bei der – späten – schweizerischen Das Stadttheater geht voran und Freunden, ausschliesslich Hochdeutsch sprach. Als fürchte- Erstaufführung von Beethovens «Missa solemnis» 1871. Und 1873 wurde Hegar das Bürgerrecht der Stadt und des Kantons te er, sich mit seinem angestammten Baseldytsch in Zürich ridi- 1874 kam Brahms höchst persönlich in die Tonhalle, um sein Zürich verliehen, und zwar «geschenkweise», und 1889 erfolgte kül zu machen. «Triumphlied» zu dirigieren. Der Chor, so steht es in den Anna- die Ernennung zum Dr. h.c. der Universität Zürich. Zürichs len, umfasste 600 Sängerinnen und Sänger, das verstärkte Musikleben fl orierte, und so kann es kaum verwundern, dass «Jedesmal ein lustiges Klirren …» Tonhalle-Orchester 105 Musikerinnen und Musiker. der Ruf nach einem grösseren Konzertsaal laut wurde. Sollte «Der neue Konzertmeister griff sofort mit starker Hand in das man die alte Tonhalle umbauen? Oder eine neue und grössere etwas in Unordnung geratene Räderwerk des Zürcher Musikle- Mehr und mehr wuchs das Ansehen Friedrich Hegars, vor allem bauen? Die Diskussion lief hin und her – Zürichs so oft fehlen- bens ein», konstatierte die Zürcher Presse – offensichtlich mit in Zürich, aber auch über die Landesgrenzen hinaus. Zu vielen der Mut für grosse Bauprojekte zeigte sich schon damals: Genugtuung. Denn dieses Musikleben sah noch etwas provin- damals berühmten Komponisten – unter ihnen Johannes «Je grossartigere Projekte man aufstellt, je weniger man das ziell aus, wie sich Hegar Jahre später noch erinnerte: «In jedem Brahms, Max Bruch, Othmar Schoeck und Richard Strauss – wirklich Erreichbare im Auge behält und je weniger man mit Konzert wurde eine längere Pause gemacht, die man zur Begrüssung von Bekannten und zur Einnahme von Erfrischun- gen benutzte. Die Herren brachten den Damen grosse Tüten mit Zuckerwerk; Eis und Limonade wurden serviert und die leeren Gläser nebst Löffelchen unter die Stühle gestellt.» Nach der Gottfried Keller an Friedrich Hegar: Pause und während der Sinfonie sei dann «hie und da ein Fuss Verehrter Herr Capellmeister! in Berührung mit diesen Gegenständen» gekommen, «was jedes nicht beirren: «In der Erziehung sowohl des Orchesters als auch Mal ein lustiges Klirren verursachte …» des Publikums gab es mancherlei Hemmungen zu beseitigen. Ich irre wohl nicht, wenn ich Ihrer Güte die Zusendung eines Billets für Ihr letztes Es bedurfte einer unermüdlichen Pionierarbeit, um hierin Wan- Konzert zuschreibe und erlaube mir daher, Ihnen meinen herzlichsten Dank für diese Misstöne gab es aber auch auf dem Orchesterpodium. Hegar del zu schaffen.» Aufmerksamkeit und Freundlichkeit sowohl als überhaupt den erlebten Genuss erinnerte sich an eine Probe, wo plötzlich einer der ersten Gei- darzubringen. Zugleich aber bitte ich Sie, aus dieser wohlwollenden Tat nun keine ger sich erhoben und im Namen des Orchesters verkündet Friedrich Nietzsche bittet um Rat fortzusetzende Gewohnheit machen zu wollen, da ich mich auch ohne das so oft als habe, «dass sie nicht weiter spielen würden. Eine Sinfonie von Das Publikum schien das offensichtlich zu schätzen und möglich in der Halle der Töne einfinde, solange Sie darin walten. Mozart könne jeder von ihnen ohne Probe spielen, und jetzt strömte neugierig in die Konzerte: In der Wintersaison 1869/70 werde schon über eine Stunde an etwas so Leichtem herumpro- wurden 475 Abonnements in drei Preiskategorien verkauft, Ihr freundschaftlich grüssender biert, das sei zu arg …» Aber Hegar, man ahnt es, liess sich wobei die höchste Kategorie besonders begehrt war. Die G. Keller

36 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 37 C. F. Meyer dichtet für Hegar Zur Jubelfeier Hegar’s hatte. Am 13. Juni 1890 setzte man zum ersten Spatenstich Wir treten vor Dich dankentflammt, an, am 1. Oktober 1891 konnte der neue Prunkbau am Bellevue Mit leichten Lorbeerkronen mit Wagners «Lohengrin» eröffnet werden. Und diesem Becher Dir das Amt Von manchem Jahr zu lohnen. Die neue Tonhalle Was Dir geschenkt der Muse Gunst, Damit schien nun auch Bewegung in die Diskussion um eine neue Tonhalle gekommen zu sein. 1891 wurde die bisherige Uns hast Du es gespendet Tonhalle-Gesellschaft aufgelöst und als «Neue Tonhalle-Gesell- Und in getreuem Dienst der Kunst schaft» auf eine substanzielle fi nanzielle Grundlage gestellt. All Deinen Hort verwendet. Aus einem Planungswettbewerb – man hatte sich für einen […] Bauplatz ennet der Limmat in Richtung Enge entschieden – ging Wohlan! Den Becher füllen wir, abermals das Büro Fellner und Helmer als Sieger hervor. Im Draus quelle Dir Genügen! Herbst 1893 wurde mit dem Bau der neuen Tonhalle – des soge- Draus trinke Macht und Feuer Dir nannten «Trocadero» – begonnen, im Oktober 1895 war sie voll-

Aus Liebe Aus Liebe zur Musik Mit jugendlichen Zügen! endet. Wiederum kam Johannes Brahms nach Zürich, um beim […] Eröffnungskonzert am 20. Oktober abermals sein «Triumph- Du bist der Meister! lied» zu dirigieren, anschliessend leitete Friedrich Hegar eine […] Aufführung von Beethovens neunter Sinfonie. Fazit: 41 Jahre lang amtierte Hegar als Chefdirigent des Ton- halle-Orchesters und legte damit den Grundstein zur euro- paweiten Ausstrahlung des Zürcher Musiklebens. Mit 65 Jahren beschloss er, die Leitung abzugeben. Auf April 1906 reichte er Werden Sie jetzt Gönner/in des sein Rücktrittsgesuch ein. Natürlich wurde versucht, ihn zum den vorhandenen und allenfalls noch zu erwartenden Mitteln Bleiben zu bewegen. Doch er blieb bei seinem Entschluss – und Tonhalle-Orchesters Zürich! rechnet, in desto weitere Ferne wird die Erreichung des Zieles dies in bemerkenswert weitsichtiger, edler Gesinnung: «Ich bin hinausgerückt», heisst es in knorrigem Protokollführerdeutsch den Anstrengungen nicht mehr gewachsen … Eine Erleichte- Fördern Sie mit Ihrer finanziellen Unterstützung seine künstle- im Jahresbericht der Tonhalle-Gesellschaft 1887/88. rung wäre ja nur möglich, wenn mir zum Beispiel Herr Andreae rischen Ziele und seinen weltweit guten Ruf, ermöglichen einen Teil der Arbeit abnehmen würde. Das würde aber sofort Dann passierte das Unvorstellbare: In der Neujahrsnacht 1890 die Bildung zweier Parteien im Gefolge haben … Auf diese Wei- Sie herausragende Konzerte und tragen Sie zum Kauf besonderer wurde das alte Aktientheater ein Raub der Flammen. Unver- se müsste auch mein Verhältnis zu Andreae getrübt werden, Instrumente bei. Willkommen im Kreis des Gönnervereins! züglich begannen die Theateraktionäre die Möglichkeiten eines den ich nicht nur als Künstler hoch achte, sondern den ich auch Neubaus zu prüfen. Die Stadt Zürich beschied, dass einzig der als Menschen lieb habe. Es ist daher die sauberste Lösung, ganz Gönnerverein des Tonhalle-Orchesters Zürich Dufourplatz (am Bellevue) dafür in Frage komme. Geeignete zurückzutreten. 41 Jahre sind eine lange Zeit und ich danke Zahnradstrasse 22, CH-8005 Zürich Architekten waren ebenfalls bald gefunden: das Architektur- Gott, dass er mich so lange hat meines Amtes walten lassen.» Tel. +41 44 206 34 40 büro Fellner und Helmer in Wien, das schon halb Europa mit l WERNER PFISTER tonhalle-orchester.ch/goennerverein seinen klassizistischen Opern- und Theatertempeln verschönert

38 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 39 Einladung Notizen KARTENVERKAUF

zum Saisongespräch Billettkasse Tonhalle Maag

Saisongespräch Das Entdecken in der Tonhalle Maag geht weiter. Gerne Zahnradstrasse 22, 8005 Zürich stellen wir Ihnen das neue Programm und unsere Tel. +41 44 206 34 34, [email protected] www.tonhalle-orchester.ch thematischen Schwerpunkte vor. Erfahren Sie, auf welche Mo bis Fr 11–18 Uhr resp. bis Konzertbeginn Sa / So / Feiertage 1½ Stunden vor Künstler und Dirigenten Sie sich be­sonders freuen dürfen Konzertbeginn und welche musikalischen Akzente Sie erwarten. Eines Billettkasse am Paradeplatz können wir schon heute versprechen: Auch die kommen- Schalterhalle im Lichthof der Credit Suisse Mo bis Fr 9–16.30 Was bringt die neue Konzertsaison? de Saison bringt viel Spannendes und Neues. Treten Sie Adieu Eva Administration- Bestellungen Intendantin Ilona Schmiel, mit uns in den Dialog. Stellen Sie uns Fragen, äussern Sie News Tel. Mo bis Fr 10–18 Uhr; Internet und E-Mail; Ihre Anliegen und Wünsche und teilen Sie uns mit, welche Bearbeitung nach Eingang der Bestellung Orchestermusiker und Mitarbeitende Weitere Vorverkaufsstellen Erfahrungen Sie in der ­Tonhalle Maag bisher gemacht Wir verabschieden Musik Hug, Jelmoli City der Tonhalle-Gesellschaft Zürich haben. Eva Menghetti, Grafik Zahlungsbedingungen Barzahlung, Rechnung, präsentieren Ihnen die Höhepunkte Kreditkarte (Amexco, Diners, Mastercard, Visa), Di 08.05.18 17 Uhr und 20 Uhr Wir begrüssen EC-Direct, Postcard. der Saison 2018/19. Bei Zustellung per Post verrechnen wir einen Bitte melden Sie sich an: Jil Wiesner, Grafik Unkostenbeitrag von CHF 8.–. tonhalle-orchester.ch/saisongespraech oder per E-Mail [email protected] IMPRESSUM

Magazin Tonhalle-Orchester Zürich 21. Jahrgang, April / Mai 2018 Erscheinungsweise sechsmal jährlich Offizielles Vereinsorgan der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und des Vereins «Gönner der Tonhalle-Gesellschaft Zürich» — Herausgeberin Vorprogramm Tonhalle-Gesellschaft Zürich Zahnradstrasse 22, 8005 Zürich Konzert 20.30 Uhr Tel. +41 44 206 34 40 Vorschau Tonhalle-Orchester Zürich Liebe Eva www.tonhalle-orchester.ch Lionel Bringuier Leitung Redaktion Yuja Wang Klavier Du wirst uns bald verlassen, weil die nächste Lebens­ Michaela Braun, Werner Pfister Grieg «Peer-Gynt-Suite» Nr. 1 op. 46 etappe ansteht, der verdiente (Un-)Ruhestand. Gestaltung, Bildredaktion Prokofjew Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur op. 26 Marcela Bradler Ravel «La valse» Viele unserer Leserinnen und Leser kennen Dich nicht Druck Schellenberg Druck AG Eintritt frei persönlich, sie haben aber Deine Produkte in den letzten Redaktionsschluss Jahren in den Händen gehabt. Sei es das TOZ Magazin, 22.02.2018 welches Du bis Ende Saison 2016 gestaltet hast, seien es Auflage 12500 Exemplare ISSN 2235-1051 Programmhefte oder Spezialeditionen, deren Inhalt Du © Tonhalle-Gesellschaft Zürich. Das Tonhalle-Orchester Zürich lädt Live unter freiem Himmel unseren Kunden grafisch nähergebracht hast. Änderungen und alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit schriftlicher alle herzlich zum Open-Air-Konzert Rund eine Woche vor dem Start der Fussballweltmeister- Wir danken Dir für Dein ausgeprägtes Interesse an Genehmigung der Tonhalle-Gesellschaft. im Herzen der Stadt ein. schaft in Russland spielen unsere Stars bereits auf. der Musik und für Deine Hingabe bei der Umsetzung ver­ schiedenster Printprodukte! Der Münsterhof verwandelt Unsere Aufstellung ist besetzt mit 82 Musikerinnen und Musikern aus 15 Nationen und im Sturm mit der Klaviervir- Auf Wiedersehen im Konzertsaal. sich an diesem Abend in eine tuosin Yuja Wang. Die Taktik übernimmt unser französi- urbane Freilichtarena. scher Chefdirigent Lionel Bringuier. MICHAELA BRAUN UND WERNER PFISTER Fr 08.06.18 20.30 Uhr Münsterhof Zürich Geniessen Sie dieses musikalische Feuerwerk im Rahmen der Festspiele Zürich in ungezwungener Atmosphäre. Wir freuen uns auf Sie!

40 Tonhalle-Orchester Zürich Tonhalle-Orchester Zürich 41 Meine Tonhalle Maag: Ein gutes Werk gewinnt mit Annemarie Hirschi Abonnentin des Tonhalle-Orchesters Zürich der Zeit an Wert – genau wie

Lieblingsort die Beziehung zu Ihrer Bank.

l Die Schwester meines Urgrossvaters war Albertine Hegar, die Frau von Friedrich Hegar. Friedrich Hegar war der erste Kapellmeister der 1868 gegründeten Tonhalle-Gesellschaft und bis 1906 Chefdirigent des Orchesters.

Unser Abonnement geht entsprechend weit zurück: «Tante Frieda», die Tochter Friedrich Hegars, belegte zwei Aboplätze, und immer, wenn sie keine Begleitung hatte, durfte meine

Mutter mit ins Konzert gehen. Später durfte ich sie dann begleiten, irgendwann ging das Abonnement an meine Mutter und schliesslich übernahmen mein Mann und ich die Plätze. Ich bin überglücklich mit der Tonhalle Maag. Am spannendsten finde ich, dass das Orchester hier so anders klingt. So lernt man das Orchester ganz neu kennen.

Aber trotzdem: Ich will unbedingt nochmals zurück in die Tonhalle am See. Ich bin auch nicht Besuchen Sie uns auf www.zkb.ch/privatebanking «RLF_XXVI» Daniel Robert Hunziker, 2KLack, Pressspan, 2011, © by the artist and von Bartha Gallery mehr die Jüngste, aber mindestens so lange möchte ich mein Abo behalten!

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