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2010 \ ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Eine Konferenz der Alfred Herrhausen Gesellschaft und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Zwanzig Jahre Einheit Fragen an uns selbst: Was bleibt, was wird? Deutsche Bank Gesellschaftliche Verantwortung Was Leidenschaft leisten kann Es gibt wohl keine größere Verschwendung als die Verschwendung von Talent. Und kaum eine größere Ungerechtigkeit, als begabten jungen Menschen die Chance zu verbauen, das Beste aus sich zu machen. Alle, die wie wir bei der Deutschen Bank leidenschaftlich gerne zeigen, was sie zu leisten vermögen, schmerzt diese Verschwendung und Ungerechtigkeit besonders. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Roland Berger Stiftung die Initiative FairTalent ins Leben gerufen. Mit ihr wollen wir begabten jungen Menschen aus sozial benachteiligten Familien die Chance verschaffen, ihre Talente zu entwickeln. Wir haben jetzt die ersten 150 jungen Menschen in diese Inititative aufgenommen. Freuen Sie sich mit uns! www.deutsche-bank.de/csr 3 Ein Volk, geteilt durch die Vereinigung VON WOLFGANG NOWAK eine Zumutbarkeitsgrenze. Den Ostdeutschen wurde mehr An- passungsbereitschaft zugemutet als Migranten aus dem Ausland. Am 3. Oktober 1990 wurden die Bewohner der ehemaligen DDR zu Auf die Abwicklung Ost folgte nicht die notwendige Abwicklung West. Immigranten im eigenen Land. Vierzig Jahre zu spät waren sie in West- Mit Milliarden wurde der unproduktive Steinkohlebergbau im Westen deutschland angekommen. Alles wurde fremd: Rechtsordnung, Arbeits- erhalten, in Ostdeutschland wurde Unproduktives über Nacht geschlos- leben, Geld, selbst die Sprache. Schulische und berufliche Abschlüsse sen. Eine gemeinsame Identität konnte so nicht entstehen. wurden einer unerbittlichen Anerkennungsbürokratie ausgeliefert. Wer durch die Städte Ostdeutschlands geht, dem fallen noch heute Hervorragend Ausgebildete wurden zu Bittstellern im Westen; leere Kränze an Hausmauern auf. Die Symbole, die sie füllten, sind Mittelmaß machte Karriere im Osten. Ein Land mit Vollbeschäftigung verschwunden. Was ist an ihre Stelle getreten? Der Euro, Europa, Kir- lernte Arbeitslosigkeit kennen. chen, Parteien und Verbände haben in diesem Jahr eine dramatische Die Ostdeutschen hatten die Vereinigung mehr als die Westdeutschen Abwertung erfahren. Im Kanzleramt, im Paul-Löbe-Haus, in Partei- gewollt, sich gegen die Staatsbürgerschaft der DDR gewehrt, und Konzernzentralen finden wir große leere sich als Deutsche gefühlt. „Wir sind das Volk“, hatten sie Atrien. Womit füllen wir die Leerstellen? Über skandiert. „Wir sind die Eigentümer“, schallte ihnen entge- diese Frage wollen wir in Dresden nachdenken, gen. Das Volk wurde durch Vereinigung geteilt; damals entwi- damit wir nicht um den Schlaf gebracht werden. ckelten viele erstmals eine eigene Identität als Ostdeutsche. Die Identität der Westdeutschen bestand aus dem Gefühl der Wolfgang Nowak ist Geschäftsführer der Überlegenheit. Anstelle der Mauer errichtete der Westen Alfred Herrhausen Gesellschaft. Die Suche nach den richtigen Worten VON FRANK SCHIRRMACHER unbestreitbaren Erfolge des Landes – anders als in den sechziger Jah- ren – zur Selbstvergewisserung taugen. Grund, über Deutschland nachzudenken, gab es in den vergangenen Womöglich ist Deutschland bereits in die Phase eingetreten, wo der Monaten oft. Selten zuvor wurde so erbittert darüber gestritten, was demographische Wandel zum Wertewandel führt – das reicht von der Deutschland eigentlich sei – eine Identitätsfrage, die durch den demo- Einschätzung familiärer Strukturen über Lebenserfolge bis hin zu Pro- graphischen Wandel und die Globalisierung für viele fast zur existen- testen gegen Bauprojekte, deren Vollendung in einer alternden Gesell- tiellen Frage zu werden schien. Die Feier zum zwanzigsten Jahrestag schaft viele nicht mehr erleben. Die Konferenz „Denk ich an Deutsch- der Einheit war geprägt von Versuchen der Selbstvergewisserung. Re- land“ wird sich diesen Fragen widmen. Sie wird es, so die Hoffnung präsentiert die politische Klasse noch das Meinungs- und Willensspek- der Veranstalter, mit einer Sprache versuchen, welche die Differenzen trum der Gesellschaft, sind Parteien noch imstande, eine zunehmend nicht wegredet, sondern die Konflikte benennt und Lösungswege er- fragmentarisierte Gesellschaft abzubilden, gelingt die Integration? sinnt. Denn eines haben die letzten Monate gezeigt: Die Probleme Das Gefühl, dass Politik die Gefühle und die Erfah- sind groß, aber unsere Fähigkeit, die richtigen Worte für sie rungen der Bevölkerung nicht hinreichend ver- zu finden, ist ziemlich erlahmt. Doch darin steckt eine Chan- steht, ist weit verbreitet. Misserfolge bei Reformen ce: Wenn man die richtigen Worte findet, werden selbst und der Integration muslimischer Bevölkerungstei- schwere Probleme lösbar werden. le scheinen rhetorisch zugestanden zu werden, aber das Empfinden bleibt, dass daraus kein Han- Frank Schirrmacher ist Herausgeber der deln erwächst. Andererseits fällt auf, dass auch die FrankfurterAllgemeinen Zeitung. IMPRESSUM Zur Konferenz der Alfred Herrhausen Gesellschaft Chefin vom Dienst: Elena Geus. Redaktion und Verlag, Postanschrift: und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erscheint Gestaltung: Tobias Stier. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Hellerhof- die Beilage Denk ich an Deutschland 2010. Produktion: Jost Kampmann. straße 2-4, 60267 Frankfurt am Main; Hausanschrift: Die Beilage ist eine Produktion der Frankfurter Verantwortlich für Anzeigen: Hellerhofstraße 2-4, 60327 Frankfurt am Main. Allgemeinen Zeitung. Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer); Diese Sonderbeilage und alle in ihr enthaltenen Verantwortlicher Redakteur: für Anzeigenproduktion Stephan Puls. Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich Klaus-Dieter Frankenberger. Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH. geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelasse- Zuständiger Redakteur: Bertram Eisenhauer. © Copyright Frankfurter Allgemeine Zeitung, nen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung Bildredaktion: Christian Pohlert. Frankfurt am Main. des Verlags strafbar. Fotos Marc Darchinger, Daniel Biskup 4 Die Siegessäule auf dem Großen Stern in Berlin, die wir auf unserer Titel- seite abbilden, ist ein Gedenkort, dessen Bau den Kriegen des 19. Jahrhunderts gar nicht mehr hinterher- kam. Ursprünglich als Siegeszeichen des dänischen Feldzugs 1864 gedacht, wurde das 61 m hohe Säu- lenmonument durch die rasch folgenden Waffengänge gegen Österreich 1866 und Frankreich 1870/71 zum Denkmal für die drei siegreich beende- ten Kriege und die Gründung des Deut- schen Reichs. Bildhau- er Friedrich Drake schuf die Viktoria, die als geflügelte Sieges- göttin Kranz und Feld- zeichen hält; derzeit wird sie mit 30 000 Blättchen Blattgold restauriert. Deutschlands Verbrechen – und daran, wie Sie sollten ein Nationalgefühl Denkmäler zeigen sich ein Land der historischen fördern, wie das Hermannsdenkmal Verantwortung stellt. bei Detmold (oben rechts) und wollen wir in diesem Heft, einige Gewidmet sind die Orte mal den die Walhalla (Seite 10). wenigstens. Es sind oft gewaltige, Eisernen – wie das Bismarck- Wochenlang ist unser Fotograf triumphalistische, aber es gibt auch Denkmal in Hamburg (oben links) Daniel Pilar durchs Land gereist, die kleineren, na ja: stilleren. Oft, –, mal den Geschmeidigen, wie um in den Details der Monumente vielleicht zu oft, erinnern deutsche das Adenauer-Denkmal in Bonn unbekannte oder ungewöhnliche Monumente an Kriege, so die (Seite 18/19). Sie zeugen vom Ansichten aufzuspüren, so etwa Siegessäule in Berlin. Oder sie Glauben, wie die Wartburg bei den Ölzweig in der Hand einer erinnern, wie etwa das Holocaust- Eisenach (links) und der Dom zu Engelsstatue am Niederwald- Mahnmal in Berlin (Seite 6), an Speyer (Seite 20). denkmal (unten rechts). Porsche empfiehlt Hier erfahren Sie mehr – www.porsche.de oder Telefon 01805 356 - 911, Fax - 912 (EUR 0,14/min). Seit über 62 Jahren feiern wir mit leichteren, schnelleren und effizienteren Fahrzeugen Erfolge. Warum damit aufhören? DerneueCayenneSHybrid. Seit 1948 bauen wir Sportwagen mit hoher Leistung und hoher Effizienz. So nutzt der Parallel-Full-Hybrid-AntriebdesneuenCayenneSHybriddasZusammenspielderKräfte vonElektro-undVerbrennungsmotor.Füralle5AntriebsvariantenderneuenCayenne Modellegilt:Leichtbausorgtfürbiszu185kgwenigerGewicht.Und–inVerbindung mitTechnologienwiederAutoStart-Stop-Funktion–fürbiszu23%wenigerVerbrauch undbiszu26%wenigerCO2-Emissionen. Das Prinzip dahinter: Porsche Intelligent Performance. Seit 1948. Kraftstoffverbrauchl/100km:innerstädtisch8,7·außerstädtisch7,9·insgesamt8,2·CO2-Emission: 193 g/km 7 Offensiv Das Holocaust- Mahnmal ten und Katholiken sind 43 Prozent sechzig Jahre und älter, nur zwölf Pro- im Zentrum Berlins, zent sind unter dreißig Jahre. unweit des Branden- Der Anteil der westdeutschen Bevöl- burger Tors, wurde auf kerung, der sich als religiös be- zwischen 2003 und schreibt, ist zwar wesentlich geringer 2005 nach heftigen als die Zahl der Kirchenmitglieder, Debatten errichtet, aber weitaus größer als in Ostdeutsch- um der unter der land. 47 Prozent der westdeutschen, Herrschaft der Na- aber 25 Prozent der ostdeutschen Be- tionalsozialisten er- Distanz völkerung stufen sich als religiös ein. mordeten Juden zu 53 Prozent der westdeutschen, aber gedenken. Am 20. Immer weniger Bürger des wiedervereinigten 29 Prozent der ostdeutschen Bevölke- Mai 2005 wurde das rung geben an, dass christliche Wert- Mahnmal feierlich ein- Deutschland sind gläubig, die Vereinigung hat vorstellungen für sie persönlich wich- geweiht. Es besteht diesen Prozess beschleunigt.