NR. 1 | 2013 | 9. Jahrgang NACHRICHTENINFO 26 INHALT
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NR. 1 | 2013 | 9. Jahrgang NACHRICHTENINFO 26 INHALT Geleitwort 04 | 05 Nekrolog 06 Lichtenstein Regierungschef besucht Ex-Stasi-Gefängnis 07 Bezirk Lichtenberg zeichnet Förderverein mit Preis aus 08 | 09 Ungarischer Staatspräsident besucht Ex-Stasi-Gefängnis 10 | 11 IHRE UNTERSTÜTZUNG Diplomaten aus 37 Ländern besuchen Ex-Stasi-Gefängnis 12 | 13 Der Förderverein freut sich auf Ihre Rückumzug der Gedenkstätte 14 | 15 Mithilfe. Mitglieder können Personen oder Organisationen werden, die des- Kurznachrichten 16 | 17 sen Ziele ideell und materiell unter- stützen wollen. Ex-Stasi-Oberst wegen Geschichtsfälschung verurteilt 18 | 19 Organisationen oder privatwirtschaft- Zentrales Mahnmal für die Opfer des Kommunismus gefordert 20 liche Unternehmen, die den Förder- verein unterstützen, werden von der Kunstwettbewerb für Stasi-Opfer Gedenkstätte entschieden 21 Gedenkstätte auf Wunsch öffentlich erwähnt. Gedenkstättenprojekt zur Aufarbeitung der Vergangenheit Tunesiens 22 Für Ihre Spenden und Mitgliedsbeiträ- Die Demut des Opfers 23 | 25 ge stellen wir Ihnen eine Spendenbe- scheinigung aus. Edda Schönherz: „Die Solistin“ 26 | 27 Nancy Aris, Clemens Heitmann: „Via Knast in den Westen“ 28 | 29 SPENDENKONTO Das Lettische Okkupationsmuseum 30 Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Commerzbank Berlin KTO 622 622 900 BLZ 120 400 00 Geleitwort Liebe Mitglieder und Freunde des Fördervereins, Der Vorstand hat Herrn Dr. Knabe da- land. Besonders stark stieg die Zahl für gedankt, dass er ein Strafverfah- der ausländischen Gäste an – um ein manches Mitglied mag sich in der Frühlingssonne die Au- ren gegen den früheren Stasi-Offizier Viertel auf etwa 67.000 Personen. gen reiben, aber es ist die erfreuliche Wirklichkeit. Der Wolfgang Schmidt angestrengt hat. Förderverein geht mit Riesenschritten seinem zehn jähri- Dieser hatte auf der Internetseite des Ich wünsche Ihnen unbeschwerte gen Jubiläum entgegen. Am 27. November 2003 haben so genannten MfS-Insiderkomitees Sommertage! 19 Gründungsmitglieder den Förderverein in Berlin aus der das 1952 hingerichtete Mitglied der Taufe gehoben. Heute gehören dem Verein 180 Mitglieder Kampfgruppe gegen Unmenschlich- an. Auf seiner letzten Sitzung hat der Vorstand das Ziel for- keit (KgU) Johann Burianek als „Ban- Ihr Jörg Kürschner muliert „200 Mitglieder zum 10. Geburtstag“. Mit anderen diten“ und „Angehörigen einer terro- n Worten, wir hoffen auf 20 Neueintritte im nächsten Halb- ristischen Vereinigung“ bezeichnet. jahr. Bitte merken Sie sich schon jetzt den 7. November 2005, 53 Jahre nach der Enthauptung, vor. Auf der Tagesordnung der Jahresmitgliederversamm- war Burianek vom Landgericht Berlin lung steht u. a. die Neuwahl des Vorstands. Anschließend rehabilitiert worden. Dieses Gericht wollen wir während eines kleinen Empfangs an unsere gab der Klage Knabes jetzt wegen Gründung erinnern und die vergangenen 10 Jahre Revue der „Verunglimpfung des Andenkens passieren lassen. Verstorbener“ statt und verurteil- te Schmidt zu einer Geldstrafe von Ein ehrgeiziges Ziel, das wir nur mit Ihrer Hilfe erreichen 1.200 Euro. Es bestätigte damit ein können. Darum möchte ich Sie herzlich bitten. Sicher gibt Urteil des Amtsgerichts Berlin-Tiergar- es in ihrer Familie, am Arbeitsplatz, im Freundes- und Be- ten. Von besonderer Bedeutung ist, kanntenkreis Interessierte, die für die Vorhaben des För- dass ein Gericht erstmals die „Ver- dervereins gewonnen werden können. Dazu ein wichtiger unglimpfung des Andenkens Verstor- Hinweis: Der Vorstand hat für Jugendliche von 16 bis 26 bener“ auf Opfer der SED-Diktatur Jahren die Möglichkeit einer zweijährigen, kostenfreien bezieht (siehe auch Seite 18). Der Ex- Schnuppermitgliedschaft beschlossen. Einzelheiten dazu Stasi-Offizier hat Revision gegen das finden Sie auf www.foerderverein-hsh.de. Zusätzlich wer- Urteil angekündigt. den wir mit der Gedenkstätte eine Mailingaktion starten, mit der wir gezielt zum Eintritt in den Förderverein werben. Nachtrag: Im vergangenen Jahr haben etwa 351.000 Menschen die Gedenk- Daran mögen Sie erkennen, dass sich die Zusammenar- stätte Berlin-Hohenschönhausen be- beit zwischen Förderverein und Gedenkstätte in der Sache sucht, rund 10.000 Menschen mehr reibungslos und im persönlichen Umgang freundschaftlich als 2011. Seit deren Gründung 1994 gestaltet. So haben wir außerdem beschlossen, die Aktivi- haben damit insgesamt 2,6 Millionen täten zur Generierung von Spenden zu bündeln, um deren Menschen das ehemalige Stasi-Ge- Einsatz für Projekte in der Gedenkstätte zu optimieren. fängnis besichtigt. Erneut kamen pro- zentual mehr Besucher aus den alten Bundesländern als aus Ostdeutsch- 4_Interna Interna_5 Nekrolog Lichtenstein Regierungschef von Jörg Kürschner besucht Ex-Stasi-Gefängnis von Jörg Kürschner Herbert Pfaff zu machen, ihnen von dem zu berich- * 8. Juli 1934, † 7. Januar 2013 ten, was er und andere hier erlebten, wurde zu seinem Lebensinhalt. „Ich habe über drei Jahre meine Schnauze gehalten. Und als ich dann Manchmal war Herbert etwas zu laut gesagt habe, wo ich war, da hat es und derb, bisweilen unbequem, aber mir keiner mehr geglaubt“. Diese Er- wer wollte ihm das verübeln. Die Zeit fahrung hat Herbert Pfaff nach seiner der Stasi-Haft hatte ihn geprägt und Haftentlassung machen müssen, der Spuren auf seiner Seele hinterlas- zweimal in Hohenschönhausen einge- sen. Nur konnte niemand diese se- sessen hat. hen. Dass er sich aus dieser aktiven Aufklärungsarbeit in den letzten Jah- Der 20-jährige Westberliner nahm ren krankheitsbedingt zurückziehen 1954 mit Freunden an einem FDJ- musste, schmerzte ihn sehr. Treffen im Ostteil der Stadt teil. Die Stasi verhaftete ihn unter Spionage- vember 1964 wurde Herbert Pfaff er- Am 7. Januar ist Herbert Pfaff im Al- Botschafter Prinz von und zu Liechtenstein (links), Regierungschef Dr. Klaus Tschütscher im Gespräch mit verdacht, da er den Ausweis eines neut verhaftet, nachdem er mehr als ter von 78 Jahren verstorben. Die Bei- Michael Lotsch Ostberliner Bürgers bei sich trug, den 40 DDR-Bürgern zur Flucht verholfen setzung fand auf dem Neuen Zwölf- er zuvor am Bahnhof Pankow aufgele- hatte. Apostel-Kirchhof in Berlin-Schöneberg Ende Januar hat der Regierungschef sen hatte. statt. von Liechtenstein Dr. Klaus Tschüt- Dies führte zu weiteren acht Mona- n scher gemeinsam mit dem Botschaf- Sieben Monate Untersuchungshaft ten in Hohenschönhausen. Sie wa- ter S.D. Prinz Stefan von und zu im berüchtigten U-Boot folgten. „Also ren erneut geprägt von Einzelhaft, Liechtenstein und einer 7-köpfigen Schlafentzug wurde voll und ganz stundenlangen Verhören und den Delegation das ehemalige zentrale durchgezogen, und tagsüber durfte zermürbenden Zersetzungstaktiken Untersuchungsgefängnis der Staats- ich nicht auf der Pritsche liegen, auch des Staatssicherheitsdienstes. Diese sicherheit besichtigt. nicht nach nächtlichen Vernehmun- Erfahrungen machten ihn zu einem gen. Zur Genüge körperliche Miß- entschlossenen Kämpfer gegen die Nach der Begrüßung durch Gedenk- handlungen, Backpfeifen, Lampe in DDR-Diktatur. So führte er als einer stättendirektor Hubertus Knabe ver- die Fresse, Fußtritte in den Hintern“ der ersten ehemaligen Häftlinge nach mittelte der frühere Stasi-Häftling schildert Pfaff seinen Leidensweg in dem Fall der Mauer Schüler, Gäste Michael Lotsch während der Führung dem Foto- und Interviewband „Inhaf- des Bundestages über das Gelände durch U-Boot, Zellen- und Vernehmer- tiert“ der renommierten Berliner Fo- der früheren Untersuchungshaftan- trakt einen authentischen Eindruck tografin Franziska Vu. stalt. vom Haftalltag in Hohenschönhausen. Nach seiner Freilassung engagierte Den Menschen in seinen Führungen n sich Pfaff in der Berliner CDU und diesen „Ort des Grauens“ und das beim Deutschen Roten Kreuz. Im No- hier geschehene Unrecht begreiflich 6_Gedenken Besucher_7 Bezirk Lichtenberg zeichnet Förderverein mit Preis aus von Jörg Kürschner Mario Röllig und ich hatten die Ehre, Einschusslöcher aus dem Zweiten den Preis entgegennehmen zu dürfen. Weltkrieg sehen. In der ehemaligen Mancher im überfüllten Rathausaal Kleiderfabrik „VEB Fortschritt“ ent- konnte ein überraschtes Aufstöhnen standen begehrte Lofts, die Straßen nicht unterdrücken. Bevor Andreas rings um die Normannen-, und Mag- Geisel Bürgermeister wurde, war der dalenenstraße sind schön wie nie. Bezirk fest in der Hand der SED-PDS- Wer dort spazieren geht, weiß, dass Linken. Die Bundestagsabgeordnete es kein unrealistisches Ziel ist, was Lötzsch (Linke) verließ sogar unauffäl- Bürgermeister Geisel verfolgt: Lich- lig, aber zügig den Saal. tenberg zu einem Ort für Familien mit Kindern zu machen. Jahrelang hatte es Spannungen zwi- schen dem Bezirk und der Gedenk- Wenn, wie Roland Jahn vorgeschla- stätte gegeben. Das änderte sich gen hat, aus der ehemaligen Stasi- Preisverleihung: Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (Mitte), FV-Gründungsmitglied Vera Lengsfeld (rechts) und FV- erst, als Andreas Geisel ins Amt kam. zentrale ein Campus für Demokratie Mitglied Mario Röllig (links) während der Feierstunde im Rathaus Lichtenberg Schon früh besuchte er mit einer re- wird, wird sich die letzte Düsternis, Nach Jahrzehnten tiefster politischer die frühere DDR-Bürgerrechtlerin für präsentativen Delegation aus dem die der Ort heute noch ausstrahlt, PDS-Finsternis im Rathaus Lichten- eine kurze Ansprache: Bezirksamt die Gedenkstätte und verflüchtigen. Die ehemalige Unter- berg hat sich mit der Amtsübernah- machte klar, dass er sich dafür einset- suchungshaftanstalt Hohenschön- me des Sozialdemokraten Andreas Im Rückblick hat sie ihre Gedanken zen würde, dass