Z 8398 CX ^rmatbnsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 1. Februar 1979

Politik für die Freiheit — • BUNDESPARTEI Wortlaut der Erklärung der CDU- Glück für die Menschen Ministerpräsidenten Seite 3 • BUNDES- Deutsche wählt das HAUSHALT 1979 Gute Gründe gegen schlechte freie und soziale Politik / Warum die CDU/CSU den Bundeshaushalt abgelehnt Europa — gegen ein hat Selten 5—12 • HOLOCAUST sozialistisches Heiner Geißler: Lehren aus der Europa Unfreiheit ziehen Seite 13 u. 1.6 • KOALITION Jf't diesem Slogan wird die CDU den Europa- Schleswig-Holsteins SPD-Chef Wahlkampf bestreiten. Das ist der einmütige will die Atomkraftwerke stoppen °eschluß des Bundesvorstandes vom Seite 14 29- Januar 1979 in Bonn. Der Einstimmungs- Jjogan „Politik für die Freiheit — Glück • ÖFFENTLICH- für die Menschen" soll ebenfalls weitergeführt KEITSARBEIT We»"den, da er bei der Bevölkerung eine Neu im Angebot: Der Auftrag fußerordentlich starke Zustimmung gefunden der Gewerkschaften in der hat. Demokratie Seite 15 j?'e Europawahl entscheidet über den künf- tigen Kurs Europas — eine freiheitlich, plura- • DOKUMENTATION "Stische, soziale Gesellschaftsordnung oder Die CDU handelt — Zukunfts- e chancen der Jugend 'ne sozialistische Gesellschaftsordnung. Da- grüner Teil p!t ist nach Auffassung der CDU auch die Rundfrage nach der außenpolitischen Rolle • EUROPA Europas verbunden — verankert im westlichen Argumente für eine freiheitliche Weiter auf Seite 2 Europapolitik blauer Teil UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 2

Bündnis oder als ein neutralisiertes Land mit Annäherungstendenzen afl die osteuropäischen Staaten. Schwerpunkt des 27. Bundesparteitages vom 25. bis 27. März 1979 in Kiel wird das Thema Europa sein (vergleiche UiD 3/79). Der Bundesvorstand hat beschlossen, auf dem Parteitag vornehmlich folgende drei Themen zu diskutieren und darüber Beschluß zu fassen: • Das Thema Partnerschaft, zu der wir ja sagen, verbunden mit dem Thema Klassenkampf, zu dem wir nein sagen. • Das außenpolitische Thema — ein Ja zur Sicherheit und Freiheit if1 Europa und ein Nein zur Neutralisierung Europas. • Das Thema der Bürgerfreiheit, die wir sichern wollen oder ein büro- kratisiertes, verplantes Europa, das wir ablehnen. Vier Anträge auf dem Bundesparteitag Der Bundesvorstand wird am 12. Februar 1979 wieder in Bonn zusammen- treten und zu diesen drei Themenbereichen Anträge beschließen. Auf dem Bundesparteitag soll ferner ein Wahlkampfaufruf erarbeitet und verab- schiedet werden, in dem noch einmal die grundsätzliche Position der CDU zum Ausdruck kommt. Auch hierzu wird der Bundesvorstand am 12. Februar einen Entwurf verabschieden. Die vier Anträge des Bundesvorstandes werden dann sofort den Landes- und Kreisverbänden sowie den Bundesvereinigungen zugeleitet und im UiD 7/79 (15. 2.) veröffentlicht, damit diese Vorlagen diskutiert und dazu Anträge zum bzw. auf dem Bundesparteitag gestellt werden können. Auf dem Parteitag selbst können Initiativanträge gestellt werden, die von 30 De- legierten unterschrieben sein müssen, soweit nicht bereits bis zur allge- meinen Antragsfrist für den Parteitag (25. 2. 1979) diese Anträge einge- reicht worden sind. Der Bundesvorstand hat außerdem eine Wahlkampf-Kommission unter Lei- tung des Generalsekretärs eingesetzt. Diese Kommission wird aus den Spitzenkandidaten der jeweiligen Landeslisten bestehen: Die Mitglieder der Wahlkampfkommission sind , , Kai-Uwe von Hassel, Karl-Heinz Hoff mann, Dr. Hans-Edgar Jahn, Hans Katzer, Dr. Ernst Alfred Klepsch. Dr. Ernst Müller-Hermann, Dr. Hans-Gert Pöttering (als Vertreter der Jungen Union), Pau' Schnitker, Prof. Dr. Konrad Schön, Frau Hanna Walz, der Spitzenkandidat Berlins, der nod1 benannt wird. Auf die Frage, ob die CSU zur Europawahl eine eigene Bundesliste auf- stellen werde, erklärte Heiner Geißler vor der Presse: 1. Ich habe aus meinen Gesprächen mit der CSU solches nicht entnehmen können und 2. gehen wir gemeinsam davon aus, daß das gilt, was die Strategiekommission im Sommer des vergangenen Jahres vereinbart hat. d. h. alles, was mit strategischen Überlegungen dieser oder ähnlicher Art zu tun hat, wird nach Beendigung der Wahlperiode dieses ersten halben Jahres einschließlich der Europawahlen diskutiert und alles, was getan UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 3

Wortlaut der Erklärung der CDU-Ministerpräsidenten Nach dem Gespräch der CDU-Ministerpräsidenten am 28. Januar 1979 in Mainz gab der Sprecher der rheinland-pfälzischen CDU folgende Erklä- rung ab: »Auf Einladung des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Bern- hard Vogel trafen sich in Mainz die Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, Franz Josef Röder, Lothar Späth, und Bernhard Vogel zu einem Mittagessen. Dabei wurde die wechselseitige Unterstützung bei den bevorstehen- den Landtagswahlen abgesprochen. Die Ministerpräsidenten werden in den Gremien der Partei dahin wir- ken, noch mehr als bisher die sachpolitischen Ziele der CDU deutlich zu machen und einmütig zu vertreten. Sie werden gemeinsam für die Wiederwahl von Helmut Kohl als Bundesvorsitzender der CDU auf dem bevorstehenden Bundesparteitag der Union in Kiel eintreten." Zu der Erklärung der Ministerpräsidenten stellte Heiner Geißler fest: -Die fünf Ministerpräsidenten wollten deutlich machen, daß sie selber eine positive Entscheidung für den Führungsanspruch von Helmut Kohl getroffen haben, und daß sie bereit sind, dies auf dem Bundes- parteitag auch zu vertreten; d. h. sie haben nicht an andere appelliert, solidarisch zu sein, sondern sie haben sich selber solidarisch gezeigt."

wird, erfolgt im Einvernehmen. Ich gehe davon aus, daß sich die CSU ge- nauso wie die CDU an diese Vereinbarung hält. 2ur möglichen Kandidatur von Otto von Habsburg sagte Heiner Geißler auf eine entsprechende Frage: ^ies ist in der Verantwortung der CSU und deswegen kann ich über diese Kandidatur, die ja — soweit mein Kenntnisstand reicht — bis heute noch nicht endgültig entschieden und abgeschlossen ist, auch kein Urteil ab- peben. Auf eine Frage, ob eine Kandidatur Otto von Habsburgs auf einer Liste der CDU denkbar sei, antwortete Heiner Geißler: Wir würden ihm auf ?in-er CDU-Liste sicher keine Chance geben und zwar deswegen, weil — ich ut>ernehme hier das Wort meines Kollegen Stoiber von der CSU — Herr v°n Habsburg vor allem hinsichtlich seiner Beurteilung der verfassungs- re.chtlichen Situation und auch der möglichen verfassungspolitischen Ent- wicklungen eine Auffassung vertritt, die nicht die Auffassung der Christlich- Demokratischen Union sein kann. Und Herr Stoiber hat erklärt, Herr von •^absburg sei der Repräsentant einer restaurativen politischen Gesinnung. UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 4

Bundeshaushalt 1979 Einzelplanübersicht mit Steigerungsraten gegenüber Vorjahr — Ausgaben in Mio. DM —

Verände rung Vorl. Ist Soll gegenüber Vorjahr Einzelplan 1978 1979 in Mio. DM in v. H.

01 — Bundespräsidialamt 13,2 14,3 + 1,1 + 8,3 02 — 280,8 310,1 + 29,3 + 10,4 03 — Bundesrat 8,2 8,9 + 0,7 + 8,5 04 — Bundeskanzleramt 351,0 383,4 + 32,4 + 9,2 05 — Auswärtiges Amt 1 573,4 1 643,0 + 69,6 + 4,4 06 — Inneres 2 929,4 3 407,4 + 478,0 + 16,3 07 —Justiz 306,0 324,5 + 18,5 + 6,0 08 — Finanzen 2 972,0 3119,6 + 147,6 + 5,0 09 —Wirtschaft 3 995,5 5 112,6 + 1 117,1 + 28,0 10 — Ernährung 6 088,0 6 323,2 + 235,2 I 3,9 11 —Arbeit, Soziales 42 966,6 46 487,0 + 3 520,4 + 8,2 12 —Verkehr 24 529,8 26 347,6 + 1 817,8 + 7,4 13—Post 12,9 5,0 — 7,9 — 61,2 14 — Verteidigung 35 398,6 36 663,6 + 1 265,0 + 3,6 15 — Jugend, Familie 15 875,3 18 208,6 + 2 333,3 + 14,7 19 — Bundesverfassungsgericht 10,3 10,8 + 0,5 + 4,9 20 — Bundesrechnungshof 32,2 33,2 + 1,0 + 3,1 23 — Wirtschaftl. Zusammenarbeit 3 492,3 4 557,9 + 1 065,6 + 30,5 25 — Raumordnung 3 639,8 4 280,6 + 640,8 + 17,6 27 — Innerdeutsche Beziehungen 446,3 467,5 + 21,2 + 4,8 30 — Forschung 4 704,3 5 554,2 + 849,9 + 18,1 31 — Bildung 3 973,3 4151,3 + 178,0 + 4,5 32 —Bundesschuld 11 418,9 13 387,9 + 1 969,0 + 17,2 33 — Versorgung 8 614,1 8 719,4 + 105,3 + 1,2 35 — Verteidigungslasten 1 107,5 1 131,7 + 24,2 + 2,2 36 — Zivile Verteidigung 619,1 730,7 -I- 111,6 + 18,0 60 — Allgemeine Finanzverwaltung 13 754,4 12 476,9 — 1 277,5 — 9,3

Gesamtsumme 189 113,1 203 860,6 + 14 747,5 + 7,8

ohne Einbeziehung Tilgungsverrechnungskonto — 21,6 v. H. UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 5

BUNDESHAUSHALT 1979 Gute Gründe gegen schlechte Politik

Der Bundeshaushalt 1979 schließt in Die Regierung fährt fort, die drängen- annahmen und Ausgaben mit den Fragen auszuklammern und die ge- 2°3,8 Milliarden Mark. Die Netto- botene Sanierung der Finanzen des Staates und der Träger unserer sozia- Neuverschuldung erreicht mit 31 len Sicherung auf die Zukunft abzu- »2 Milliarden Mark abermals einen schieben. Sie verzehrt das Saatgut für "euen Nachkriegsrekord. Von jedem künftige Ernten. Sie täuscht die Bürger Hundertmarkschein, den der Bund über die wirkliche Lage, um nur über ausgibt, sind 15 Mark gepumpt. Zum den Tellerrand der nächsten Wahlen ®fstenmal seit Bestehen der hinwegzukommen. Bundesrepublik Deutschland über- Eine solche Politik ist unverantwortlich, steigt die Gesamtverschuldung des ist gefährlich, ist der Versuch der Aus- °undes seine jährlichen Ausgaben. beutung unserer Kinder und Enkel. 'ns9esamt 158,2 Milliarden Mark Deswegen lehnen wir diesen Haushalt ^nötigten SPD/FDP-Regierungen ab. seit 1970 um ihre Haushalte zu Jinanzieren, verglichen mit 14,3 Mil- Und hier die Gründe '•arden Mark in den Jahren von im einzelnen: '950 bis 1969. 05 — Auswärtiges Amt Q iese Regierung ist einst angetreten, rr>it dem Anspruch, alles besser zu Nach links gerutscht fachen, erklärte nach 42stündiger De- atte im Bundestag der Vorsitzende des Die politische Situation des geteilten r^ushaltsausschusses, MdB Heinrich Deutschland — an der Nahtstelle von indelen. Sie muß nun immer höhere Ost und West gelegen, als Mitglied des ^Paraturkosten für ihre verfehlte Poli- nordatlantischen Bündnisses und der 'k aufwenden und dafür immer höhere europäischen Gemeinschaft — erfor gulden aufnehmen. Sie muß immer dert von der deutschen Außenpoliti' ohere Haushaltsmittel aufwenden, um eigenes Handeln zur Wahrung der na- u reParieren, zu sanieren und um den tionalen Interessen. Dieser Forderun usammenbruch ganzer Branchen und wird die Politik der Bundesregierun e9ionen zu verhindern. Damit bleibt nicht gerecht. Trotz zahlreicher Aktio ^mer weniger für die Modernisierung, nen hat sie zu den wesentlichen Em .Neuerung und Zukunftssicherung üb- Wicklungen und Vorgängen in der We' ng. mehr geschwiegen als gehandelt. UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 6

Zu den Erschütterungen in Afrika, im noch gefragt werden, damit kein rech- 1 Iran oder Kambodscha fehlt eine klare ter oder linker Extremist, der Lehre " Meinung und Haltung. Wichtig wäre werden möchte, verunsichert wird. hier die Einsicht, daß heute in fernen Auch seinen Teil zur äußeren Verteil' strategischen Zonen durch die in der gung unseres Landes leistet Ministe' Zeit der sogenannten Entspannung ge- Baum nur höchst unzulänglich: die Zr waltig gewachsenen sowjetischen Mili- vilverteidigung leidet Not. Schutzräume tärmacht unsere Versorgungsadern ab- gibt es zwar für Bundesministerien. Fuf geschnitten werden können. die Bevölkerung gibt es so gut wie keine; auch ihre Versorgung für den Die Bundesregierung hat sich auch ge- Spannungsfall ist nicht sichergestellt- scheut — offenbar aus allzu großer Auf die Dauer wird man darüber nach' Rücksichtnahme auf sowjetischen Un- denken müssen, ob der Schutz der Zi- willen — den Friedensschluß und vilbevölkerung im Spannungs- oder Freundschaftsvertrag zwischen China Verteidigungsfall nicht anderswo bes- und Japan zu würdigen. Die Vorstellun- ser aufgehoben ist als beim Innenmini' gen im Regierungslager über Aufgaben ster. und Ziele der auswärtigen Beziehungen streben immer weiter auseinander. Der Bundesinnenminister bietet keine" Ansatz, der an eine Zustimmung zu sei- Durch Parteidruck ist die Außenpolitik nem Etat auch nur denken lasserf könn- unseres Landes immer weiter nach te. Ihm fehlt Festigkeit, wo sie not tut- links gerutscht. Mehr und mehr wird sie Er ist nicht stark genug, um ein Libera- ideologischen Experimenten unterwor- ler zu sein. fen. Für eine solche Politik fehlt der CDU/CSU das politische Vertrauen. 07 — Bundesministerium der Justiz 06 — Bundesministerium des Innern Lasche Haltung beim Vor den Extremisten Anti-Terrorgesetz kapituliert Die Bilanz des BundesjustizministerS für das Jahr 1978 kann nicht zufrieden- Der Bundesinnenminister müßte nach stellen. Im Bereich der Anti-Terrorge' seiner Aufgabe der erste sein, der of- setzgebung sind der Regierung und de fensiv für die Vorzüge unserer freiheitli- Koalition Versäumnisse vorzuwerfen- chen Rechtsordnung eintritt und die Widersprüche bestehen zwischen de Auseinandersetzung mit ihren Gegnern Kindergelderhöhung im Steuerpake führt. Statt dessen führt er den Rückzug und den wenig familienfreundlichei1 vor diesen Gegnern an: die von ihm zu Plänen zur Neuordnung der elterliche" verantwortenden Regeln für den Zu- Sorge sowie zwischen dem Eintrete" gang zum öffentlichen Dienst läuten die für die Unverjährbarkeit von Mord un Kapitulation vor der Berufsverbotskam- der quasi regelmäßigen Aussetzung de pagne ein. Der Verfassungsschutz, legi- lebenslangen Freiheitsstrafe nach fünf- times Instrument der Selbstverteidigung zehn Jahren. des Rechtsstaates, darf nach seinen Erkenntnissen über die Förderer verfas- Der Bundesjustizminister hat sich, a"' sungsfeindlicher Bestrebungen kaum statt, wie es seine Aufgabe gewese" i UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 7 wäre, seine Regierungs- und Fraktions- 09— Bundesministerium für kollegen zu mahnen, selbst an der Wirtschaft Kampagne gegen das Bundesverfas- sungsgericht beteiligt. Es ist Aufgabe Fundamente der Sozialen des Bundesverfassungsgerichts, das Marktwirtschaft untergraben Grundgesetz zu interpretieren; seine Die Steigerung des Wirtschaftshaus- Urteilssprüche sind daher zu respektie- halts täuscht nicht darüber hinweg, daß ren. die SPD/FDP-Bundesregierung und der Bundeswirtschaftsminister eine Politik 8 der bürokratischen und uneffizienten 2 — Bundesministerium der Finanzen Programmflut, des Interventionismus und der Gängelung der Wirtschaft fort- Hohe Steuerlast setzen. Die Fundamente der Sozialen und drückende Schulden Marktwirtschaft werden damit immer mehr untergraben. D 'e Dauerkrise der Finanzpolitik setzt Führende SPD-Politiker diffamieren die sich auch 1979 fort. Die zentrale Aufga- Wirtschaftsordnung der Sozialen Markt- be, endlich mit der Konsolidierung der wirtschaft — jene Wirtschaftsordnung ^aatsfinanzen zu beginnen und den die aus dem Trümmerhaufen der Nach- Schuldenzuwachs abzubauen, wird kriegszeit die Wirtschaft zur Blüte führ- nicht angepackt, sondern vom Finanz- te und die Grundlagen zu einem ausge- ämter auch 1979 wieder einmal ver- bauten Sozialstaat legte. Allen voran bot. Die Neuverschuldung hat den neu- der Bundeskanzler, der die Soziale Gn Rekordstand von über 31 Mrd. DM err Marktwirtschaft als politisches Schlag- eicht. Immer größere Anteile davon wort abgetan hat und versucht sie mit Werden gebraucht, um die ständig stei- den Kriterien einer kapitalistischen 9ende Zinsenlast des riesigen Schul- Wirtschaftsform moralisch abzuwerten. denberges zu tragen, der am Jahresen- de allein beim Bund höher sein wird als Nach unserer Auffassung gehören De- die gesamten Bundesausgaben des mokratie, demokratischer Rechtsstaat -Jahres 1979. und Soziale Marktwirtschaft zusammen, e denn nur in dieser Kombination vereini- ^' Aufgaben von heute werden nicht gen sich das Prinzip der Freiheit am bewältigt. Perspektiven für die Zukunft Markt mit dem des sozialen Ausgleichs Werden nicht gezeigt. Die Ausgaben für de innerhalb einer vom Staat gesicherten n Schuldendienst (Zinsen und Tilgun- Rahmenordnung. gen) sind inzwischen höher als die Aus- gaben für den Verkehr, doppelt so hoch Mit einer Konjunkturpolitik der nervö- Wie die Aufgaben für Jugend und Fami- sen Unrast hat die Bundesregierung die 'e. fast fünfmal so hoch wie die Ausga- zyklischen Schwankungen verstärkt ben für Forschung und achtmal so hoch und konjunkturelle und strukturelle Kri- W|e die Ausgaben des Bundes für Bil- sen verursacht. Falsche Entscheidun- lig und Hochschulen. Auch in den gen hat die SPD/FDP bei der Rohölbe- Jahren bis 1982 setzt sich diese Fehl- vorratung und dem Deminex-Programm, Wicklung fort. Eine Korrektur der bei der in Auftrag gegebenen künftigen !nanzpolitik zu Lasten der Zukunft ist Strukturberichterstattung und der Er- ni°ht erkennbar. richtung eines Verbraucherinstituts ge- UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 8 fällt. Diese Projektion ist angesichts der zicht wesentlich zur Stabilitätspolitik konkreten Situation Illusion und täuscht beigetragen hat. ein Sanierungskonzept vor, das nicht Der dritte Grund ist der Grenzaus- besteht. gleich, der wegen der Währungsparitä- Neue klare Perspektiven sind nicht er- ten eigentlich bei 30% liegen müßte. kennbar, der Haushalt spiegelt die Wi- aber nur 10,8% beträgt. Zur Selbstge- dersprüchlichkeit der Wirtschaftspolitik fälligkeit der Bundesregierung besteht der Bundesrepublik Deutschland wider. also kein Anlaß. Die CDU/CSU lehnt daher den Einzel- plan des Bundeswirtschaftsministers ab. Auch 1979 sind von der Bundesregie- rung keine Schritte für eine Einkom- 010 — Bundesministerium für Er- mensverbesserung in der Landwirt- nährung, Landwirtschaft und schaft zu erwarten. Für die Preisver- Forsten handlungen in Brüssel ist die Aus- gangslage der Veredelungsprodukte Blütenträume blieben unerfüllt schlecht. Die Einkommenslage der Anfang 1979 lassen die Zukunftsaus- deutschen Landwirtschaft wird sich da- sichten der deutschen Landwirtschaft her unter dieser Bundesregierung nicht keine rosige Beurteilung zu. Während verbessern. der deutschen Präsidentschaft in der EG haben sich die Blütenträume der 011 — Bundesministerium für Arbeit Bundesregierung nicht erfüllt. Eine ver- und Sozialordnung , nünftige Regelung der Fischereigrenzen blieb auf der Strecke. Durch nationale Arbeitslosigkeit und Alleingänge wie die der Niederlande Rentenbetrug dauern an drohen der Geflügelwirtschaft erhebli- che Schäden. Die Einkommen der deut- Im Gegensatz zur Bundesregierung und ihren Propagandisten wird die CDU' schen Landwirtschaft sind 1978 zwar u um 8% gestiegen. Sie haben damit CSU-Fraktion den von der Regierung z aber erst den Stand des Jahres 1971/72 verantwortenden Rentenbetrug — der erreicht, weil die Landwirtschaft im offensichtlich eine Fortsetzung finden Wirtschaftsjahr 1976/77 Einkommens- soll — nicht decken. verluste von 13,8 % erlitt. Trotz aller — mit erheblichem finanziel- Ein weiterer Grund sind die Preisver- len Aufwand — verabschiedeten und handlungen in Brüssel, bei denen die allein vom Arbeitsminister zu verant- Bundesregierung nicht alle Möglichkei- wortenden Programme zur Behebung ten zur Preisverbesserung in der Ver- der Arbeitslosigkeit sind in diesem Be- gangenheit ausgeschöpft hat. 1977 be- reich kaum Erfolge sichtbar. Die CDU/ trug die Preissteigerungsrate in der CSU-Fraktion mißbilligt auch das Ver- Bundesrepublik Deutschland 3,8%, die halten des Bundesarbeitsministers ge' der Nahrungsmittelpreise aber nur genüber Mitarbeitern seines Hauses: 1,8%. 1978 stiegen bei einer durch- Die Kritik der Linken in der SPD an schnittlichen Rate von 2,4% die Nah- dem sogenannten Zumutbarkeitserlaß rungsmittelpreise lediglich um 1 %. der Bundesanstalt für Arbeit sowie an Hier war es die deutsche Landwirt- dem 5. Arbeitsförderungsgesetz hat Eh- schaft, die durch ihren Einkommensver- renberg zum feigen Zurückweichen und UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 9

Ur n Abwälzen eigener politischer Ver- In einem Antrag hat die CDU/CSU ge- ar|twortung auf erfahrene Beamten sei- fordert, zur Verbesserung der Verkehrs- nes Hauses veranlaßt, die entlassen sicherheit für Kinder die Bundesmittel °der versetzt wurden. um 2 Mill. DM zu erhöhen. Obwohl die aß der für Gesundheitsökonomie zu- Bundesrepublik Deutschtand in der Kin- ständige Fachminister z. B. nicht einmal der-Unfallbilanz einen traurigen Rekord n der Lage ist, die Auswirkungen der hält, weil nirgendwo so viel Kinder ver- 'm Europa-Programm der SPD gefor- unglücken wie bei uns, hat die Koalition mten 35-Stunden-Woche auf die Ko- diesen Antrag völlig unverständlicher- stenstruktur im Krankenhausbereich zu weise abgelehnt. Ermitteln, zeigt einmal mehr, daß Ideo- 9ie und Parteipolitik in diesem Hause 013 — Bundesministerium für das errang vor sachgerechten Problemlö- Post- und Fernmeldewesen sungen im Sinne des Gemeinwohls ha- ben. Fernmeldegebühren als Ersatzsteuern mißbraucht 12 ., — Bundesministerium für Die Fernmeldegebühren der Deutschen Verkehr Bundespost sind noch immer überhöht. JJe>n Konzept zur Sanierung Trotz guter Gewinnsituation, die nicht de in Form von Gebührensenkungen an r Bundesbahn den Kunden weitergegeben werden, le muß die Post jetzt eine Sonderabliefe- h CDU/CSU lehnt den Verkehrshaus- a|t ab, weil sich die Bundesregierung rung in erheblicher Höhe an den Bun- m die Lösung der Bahnprobleme her- deshaushalt entrichten. Die Fernmelde- ^drückt, und das bei einem Zuschuß- gebühren werden dadurch in eine Art eclarf von 15 Mrd. DM. Die CDU/CSU Ersatzsteuer umfunktioniert. ''.' endlich politische Entscheidungen Anstatt sich auf den Bau und Betrieb 1 der Bahn sehen und nicht immer von Fernmeldeanlagen und die Kontrol- e f ue unverbindliche Modelle und Prü- le und Beaufsichtigung des Endstellen- ^n9saufträge, mit denen lediglich Er- geschäfts zu beschränken, nimmt die ar D tungshorizonte aufgebaut werden. Post unter Ausnutzung ihres Monopols Ie Bahn ist schließlich ein Unterneh- selbst am Endstellengeschäft teil, be- n und keine Bundesversuchsanstalt, hindert den Wettbewerb und somit den der Bundesbahnpolitik ist die Bun- technischen Fortschritt. Deutsche Fir- desregierung in eklatanter Weise den men müssen heute im Ausland vielfach eweis ihrer Entscheidungsfähigkeit im schon modernere Geräte anbieten als . a°inett und ihrer Mehrheitsfähigkeit im Inland, wenn sie sich im Wettbewerb m k Parlament schuldig geblieben. In behaupten wollen. °nkreten Entschließungsanträgen ver- Der Postminister muß verstärkt darauf *n9t die CDU/CSU Entscheidungen achten, Verfassungsfeinde aus dem er Bundesregierung über das zukünfti- Postdienst fernzuhalten, da das Kom- j*e Streckennetz der Bahn, über ihre munikationssystem für die Bundesrepu- .j/üfungsaufträge hinsichtlich einer blik Deutschland von lebenswichtiger Nennung von Fahrweg und Betrieb und Bedeutung, gleichzeitig jedoch in höch- er die Neuorganisation von Bahn- stem Maße stör- und mißbrauchsanfäl- Und Postbussen. lig ist. UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 10

014 — Bundesministerium für durch das völlige Fehlen von Prioritäten Verteidigung und Perspektiven in der Gesundheits- politik des zuständigen Bundesministers Zweifel an Apels gerechtfertigt. Durchsetzungsvermögen Die wesentlichen Initiativen sind hier Der Bundesminister der Verteidigung ausschließlich aus dem Parlament ge- hat kürzlich festgestellt, daß wir den kommen. Nicht einmal Aufträge, wie sie Mittelstreckenraketen der sogenannten der Bundesregierung und dem zustän- Grauzone „nichts Vergleichbares" ent- digen Fachminister durch Entschlie- gegenzusetzen haben. Der Bundes- ßungsanträge zur Krebsbekämpfung kanzler vertrat vor dem Internationalen und zur Lage der Psychiatrie aufgege- Institut für Strategische Studien in Lon- ben wurden, können innerhalb der vom don die Ansicht, die Allianz müsse Parlament gesetzten Fristen erfüllt wer- durch die Bereitstellung ausreichender den. Mittel allen Entwicklungen vorbeugen, Der Familien- und Jugendpolitik dieser „die unserer unverändert richtigen Bundesregierung können wir ebenfalls Strategie die Grundlage entziehen nicht zustimmen, da sie nicht auf die könnten". Interessen der Familie und der Kinder Nur: Meint das auch die SPD? Meinen und auch nicht auf die Interessen der das auch die Jusos? Meint das auch Frauen gerichtet ist. Diesen Weg kön- die Mehrheit? Wir haben nach allem, nen wir nicht mitgehen, denn mit der was dazu in den letzten Wochen gesagt Aushöhlung der Familie wird ein weite- und geschrieben worden ist, ernste rer Schritt auf dem Weg zur Aushöh- Zweifel. Da haben wir denn auch unse- lung unserer Freiheit getan. Aus diesen re Zweifel an der Aufrichtigkeit und an Gründen lehnen wir diesen Haushalt ab. der Durchsetzungskraft des Bundesver- teidigungsministers. 023 — Bundesministerium für Die Unionsparteien sind lange Zeit über wirtschaftliche Zusammenarbeit ihren Schatten gesprungen und haben Kein vernünftiges Konzept dem Verteidigungshaushalt zugestimmt — allein um zu dokumentieren, daß wir Diesen Einzelplan lehnt die CDU/CSÜ die Lasten, die uns als Partei für die u. a. deshalb ab, weil der zuständige Freiheit abverlangt werden, mittragen Minister — Offergeid — bis jetzt nicht wollen. Das wollen wir immer noch. Den in der Lage ist, sein Haus zu führen- Einzelplan 14 des Bundeshaushaltes Der letzte Rundumschlag gegen leiten- 1979 lehnen wir ab, weil wir der Vertei- de Beamte seines Ressorts sieht aus digungspolitik der Sozialdemokrati- wie eine Tat der Verzweiflung. Das In- schen Partei und ihrer Repräsentanten strument des politischen Beamten dient mit tiefstem Mißtrauen begegnen. nicht dazu, jemand los zu werden, des- sen Nase einem nicht gefällt, sondern 015 — Bundesministerium für dient dazu, jemanden zu entlassen, der Jugend, Familie und Gesundheit mit der politischen Ausrichtung, mit der Leitlinie der Politik nicht übereinstimmt- Mißbrauch der Familienpolitik Eine kluge und förderliche Entschei- Die Ablehnung des Einzelplanes 15 dung hat Minister Offergeid nicht ge' durch die CDU/CSU wird allein schon troffen. UiD 5 • 1. Februar 1979 • Seite 11

Obwohl im letzten Jahr aufgrund der Schutz bestehender Mietverhältnisse ist •nitiative des Deutschen Bundestages die Bundesregierung nicht einmal in die Entwicklungshilfeleistungen im Etat der Lage, Stellung zu nehmen, wozu sie wesentlich ausgeweitet wurden, fließen nach unserer Verfassung verpflichtet nun mindestens 475 Mill. DM zurück, ist, obwohl der Wohnungsbauausschuß das trifft die Kapitalhilfe mit ca. 160 Mill. bereits die Beratungen dieses Gesetz- DM und die Bildungshilfe mit ca. 11 entwurfes aufgenommen hat. Mill. DM. Diese vom Bundestag vorge- Die oft versprochene verstärkte Förde- nommene Mittelausweitung hatte im rung kinderreicher Familien beschränkt vergangenen Jahr in den Entwicklungs- sich auf verbale Bekenntnisse. Diese ländern große Hoffnungen geweckt. Die Politik führt in die falsche Richtung. Sie Nichtvergabe dieser Mittel hat nun in kann auf Dauer nur zu erneuter Woh- diesen Ländern bittere Enttäuschungen nungsnot und zu der Forderung nach ausgelöst. Auch dies ist ein Versagen immer weitergehenden Dirigismen füh- und zeigt die Unfähigkeit "der Führung ren. des Ministeriums. 027 — Bundesministerium für 025 — Bundesministerium für Raum- innerdeutsche Beziehungen planung, Bauwesen und Städtebau Versprochene Zielsetzung Statt Liberalismus nicht erreicht ideologischer Dirigismus Die Erwartungen in die Deutschlandpo- von der seit Jahren überfälligen Be- litik dieser Bundesregierung sind ohne- standsaufnahme der Wohnungsbaupoli- hin nicht mehr groß; die Öffentlichkeit f'k mit dem Ziel der Erarbeitung eines ist schon lange desillusioniert. Die ver- ln sich schlüssigen Gesamtkonzeptes sprochenen Zielsetzungen wurden nicht 2ur Neuorientierung ist die Bundesre- erreicht. Die beiden Staaten sind sich 9'erung weiter entfernt denn je. Auch nicht näher gekommen, sie haben sich der geringste Versuch, die ausgefahre- im Gegenteil weiter entfernt. Die Gren- nen Gleise ihrer Wohnungsbaupolitik zu ze wurde nicht durchlässiger, sie wurde verlassen, scheitert an der Zerstritten- lückenloser. Ergebnisse der Deutsch- neit der Koalition, an den Ideologen in landpolitik, die direkt den Menschen der SPD. zugute kamen, liegen nun schon weit So ist die Bundesregierung nicht in der zurück. Neues ist nicht mehr in Sicht. La ge, den freifinanzierten Mietwoh- Bestenfalls werden gegen horrende Be- nungsbau aus seiner Talsohle zu füh- zahlungen in mehr technischen Berei- re n. Nicht einmal den Erfahrungsbericht chen gelegentliche Konzessionen von zum Zweiten Wohnraumkündigungs- Seiten des DDR-Regimes gemacht. schutzgesetz konnte sie fristgerecht Von jenen innerdeutschen Bereichen, 2um 1. Januar 1979 vorlegen. Zu stark für die eine vertragliche Regelung in sind die Differenzen zwischen FDP und SPD Aussicht genommen wurde, in Form von Folgeverträgen zum Grundvertrag, £U dem zaghaften Gesetzentwurf des liegt das wenigste an Ergebnissen vor. Bundesrates, zur Auflockerung der Bin- Das was vorliegt, ist vom Regelinhalt dungen für Sozialwohnungen bei vollem gering und nützt den Menschen, ge- UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 12 messen an den Problemen unseres ge- 031 — Bundesministerium für teilten Volkes wenig. Andere Folgever- Bildung und Wissenschaft träge jedoch, deren Regelinhalt direkt den Menschen zugute gekommen wäre, Zukunftschancen der jungen wie z. B. das Abkommen über den Be- Generation leichtfertig vertan zug von Büchern, Zeitschriften usw., sind überhaupt nicht in Sicht. Es ist Von dem Anspruch der Regierung, die kein Fortschritt mehr zu sehen. Bildungspolitik zum Reformthema Num- mer eins zu machen, ist nichts über- 030 — Bundesministerium für geblieben als Unsicherheit, Sorge und Forschung und Technologie teilweise auch Zukunftsangst in der jun- gen Generation. Drei Fehlentwicklun- Zuviel Bürokratie und gen belasten die Jugend von heute: Der Reglementierung frühere Grundkonsens zwischen allen Parteien im Bildungswesen wurde von Obwohl wir bei den Beratungen des der Koalition aufgegeben, um Schulen Forschungsetats einen kleinen Teil un- und Hochschulen zur Durchsetzung ge- serer Vorstellungen durchsetzen konn- sellschaftspolitischer Ziele zu mißbrau- ten — 150 Mill. DM wurden gekürzt — chen. lehnen wir den Einzelplan 30 ab. Der Forschungsminister hat wiederholt zu Die zweite Fehlentwicklung liegt in der erkennen gegeben, daß er zu einer kon- Verwissenschaftlichung und Vertheore- struktiven Erörterung unserer Vorschlä- tisierung aller Bildungsbereiche und in ge zu einer Neuorientierung der staatli- der gleichzeitigen Abqualifizierung der chen Forschungspolitik nicht bereit ist. praktischen Erfahrung. Wir fordern besonders für die mittel- ständische Wirtschaft eine Ausweitung Drittens hat die Bundesregierung über der Möglichkeiten indirekter, steuerli- Jahre versucht, die Entwicklung im Bil- cher Förderung, denn diese ist wesent- dungswesen von der Entwicklung im lich wirkungsvoller als die bürokratisch Beschäftigungswesen abzukoppeln. schwerfällige projektgebundene Förde- rung. Die Konsequenzen zeigen sich bei den Auch versucht der Forschungsminister schwindenden Berufschancen der zunehmend, mit staatlichem Geld in die Hochschulabsolventen. Der Haushalt Wirtschaft hineinzuregieren. Geht es des Bildungsministers zeigt keine Per- nach Hauff, sollen die Bürokraten be- spektiven, wie aus der verfahrenen bil- stimmen, welche Branchen wachsen dungspolitischen Situation herausge- sollen und welche nicht. Er will als funden werden kann. Statt dessen wird Zuchtmeister und Zensurenverteiler der neben den gesetzlichen Verpflichtun- Industrie auftreten. Diese seit Jahren gen das Geld für linke Modellvorhaben betriebene Politik ist ein Anschlag auf ausgegeben mit dem Ziel, das differen- unsere freiheitliche Wirtschaftsordnung. Wir brauchen eine Forschungspolitik zierte Bildungssystem allmählich aus ohne investitionslenkende Reglementie- den Angeln zu heben. Auch die Förde- rung, weil solche Reglementierungen rung der jungen Wissenschaftler kommt zu schweren volkswirtschaftlichen Ver- zu kurz. Deshalb lehnen wir den Einzel- werfungen führen. plan 31 ab. UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 13

„HOLOCAUST" Lehren aus der Unfreiheit ziehen

Es ist ein positives Zeichen, daß so Die Sensibilität gegenüber der NS-Zeit viele Bürger die „Holocaust'- und die Bereitschaft über ihre Bewälti- Sendungen gesehen haben — trotz gung zu diskutieren, ist aber nicht neu. der relativ späten Sendezeit und Es hat niemals ein abgestumpftes Ver- hältnis zu dieser Vergangenheit gege- trotz Ausstrahlung in den 3. Fern- ben. Wäre denn sonst die CDU in der sehprogrammen. Die Menschen in Zeit ihrer Regierungsverantwortung in der Bundesrepublik Deutschland der Lage gewesen, die Fundamente zur sind bereit, sich mit unserer, der Aussöhnung mit Israel und dem jüdi- deutschen Geschichte auseinander- schen Volk zu legen? Die Jahre des zusetzen. Sie weichen den dunklen Nationalsozialismus gehören zu unserer Schatten unserer Geschichte nicht Geschichte. Wir können dieses Kapitel aus, erklärte Heiner Geißler. deutscher Geschichte nicht beiseite- legen wie ein Buch. Die Aufgabe, aus Es wird auch deutlich, daß anhand dieser Zeit die Lehren zu ziehen, dauert von Einzelschicksalen und mit Hilfe fort. des Fernsehens in viel stärkerem Maße In beklemmender Weise macht die Sen- geschichtliche Kenntnisse vermittelt dung die Verführbarkeit und Manipulier- werden können, als es mit Hilfe von barkeit der Menschen durch totalitäre Büchern und Dokumenten geschehen Ideologien deutlich. Dies gilt ohne Un- könnte. Diese Kenntnisse helfen mit, terschied für den faschistischen und unsere Urteilsfähigkeit gegenüber der kommunistischen Totalitarismus. Ale- eigenen Geschichte zu begründen, na- xander Solschenizyn hat dies in seinen tionales Selbstverständnis zu erwerben Werken deutlich gemacht. und die Widerstandsfähigkeit gegen ideologische Verführungen zu stärken. Niemand sollte glauben, extremistische Aus den Fragen der Bürger wird sicht- Ideologien hätten nur im totalitären Sy- bar, daß der Film etwas in Bewegung stem die Kraft der Verführung. Die Dis- gebracht hat. Diese Fragen offenbaren kussion der CDU über die geistigen Ratlosigkeit, Ergriffenheit, wohl auch Ursachen des Terrorismus hat offenge- legt, daß es nicht zuletzt diese Kraft ist, die schwere nachträgliche Begreifbar- die junge Menschen in terroristische keit des Ungeheuren, wie ein Kritiker schreibt. Der Kritiker fährt fort und ich Verbrechen abgleiten ließ. finde das sehr gut, man höre aus den Der Film ,,Holocaust" leistet einen Bei- Fragen die Not eines Volkes, das auch trag, daß die Menschen in der Bundes- seinerseits von Verbrechen heimge- republik Deutschland immun bleiben sucht wurde — Dresden, Ostvertrei- gegen totalitäre Ideologien. Darauf hin- bung —, aber hier auf die eigene Tat zuwirken ist eine wichtige Aufgabe der festgelegt werde. demokratischen Politiker. UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 14

beide ein Disziplinarverfahren durchset- KOALITION zen. Klose will dies verhindern. Doch ist es fraglich, ob er bei der Abstimmung in der Hamburger Bürgerschaft — die Jansen: Oder ich trete aus SPD hat 18 Sitze mehr als die Union — auf die Treue aller Genossen rechnen Knapp drei Monate vor der Landtags- kann. 20 „Rebellen" sind ebenso wie wahl in Schleswig-Holstein am 29. April die CDU der Meinung: die Lehrer Gohl läßt es der schleswig-holsteinische und Dreckmann sollen den Staatsdienst SPD-Landesvorsitzende Günther Jan- quittieren, weil sie als kommunistische sen auf einen persönlichen Bruch mit Funktionäre die Demokratie bekämpfen. seiner Partei ankommen. In Briefen an Schon zehn „Rebellen" würden genü- die Umweltschützer Professor Robert gen, um die SPD zu überstimmen. Für Jungk und „Liedermacher" Knuth Kie- einen solchen Fall hat Schulsenator sewetter ließ Jansen wissen, er werde Joist Grolle (SPD) den Rücktritt ange-' aus der SPD austreten, wenn der weite- kündigt. Auch Klose deutete für sich auf re Ausbau der Atomkraftwerke nicht einer Klausurtagung der SPD einen sol- gestoppt werde. Der Kieler Ministerprä- chen Schritt an. sident und stellvertretende CDU-Bun- desvorsitzende Gerhard Stoltenberg er- Wieder SPD-Austritte klärte hierzu, daß die SPD-Politik zur Kernenergie in Schleswig-Holstein „im- in Aachen mer zweideutiger und undurchschauba- Wegen des „Linksrucks in der Aache- rer werde". ner SPD" sind jetzt wiederum 14 SPD- Stoltenberg wies auf einer Pressekonfe- Mitglieder aus der Partei ausgetreten. renz darauf hin, daß „dieselben schles- Anfang Januar hatten bereits 67 Aache- wig-holsteinischen SPD-Bundestagsab- ner SPD-Mitglieder die Partei mit der- geordneten, die bei uns im Land massiv selben Begründung verlassen. In einem Front gegen Atomkraftwerke machten, Schreiben an SPD-Bundesgeschäftsfüh- in Bonn viermal in grundlegenden Ent- rer Bahr begründen die 14 ihren Schritt scheidungen für die Politik der Bundes- mit „einem ständigen Kesseltreiben der regierung zur weiteren friedlichen Nut- Jusos gegen gemäßigte Parteimitglie- zung der Kernenergie und der Erhö- der". Die ausgetretenen Mitglieder, die hung ihres Anteils an der Stromversor- „nach wie vor" hinter Bundeskanzler gung" gestimmt hätten. Stoltenberg Schmidt stehen, wollen sich als „unab- sprach hauptsächlich die SPD-Bundes- hängige Sozialdemokraten" zusammen- tagsabgeordneten Norbert Gansei, Ek- schließen. Sie erwägen auch, bei der kart Kuhlwein, Heide Simonis, Rainer kommenden Kommunalwahl eigene Überhorst und SPD-Bundesgeschäfts- Kandidaten aufzustellen. führer an. Giftskandal in Hessen Hamburger SPD über Der hessische Minister für Landwirt- DKP-Lehrer zerstritten schaft und Umwelt, Willi Görlach, gab Bringen zwei DKP-Lehrer Hamburgs vor der Landespressekonferenz zu, daß Bürgermeister Hans-Ulrich Klose zu in seinem eigenen Ministerium seit Jah- Fall? Die CDU-Opposition will gegen ren Schlamperei herrscht. In dem UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 15

einstmals intakten, straff organisierten Ministerium, unter dem früheren Mini- ÖA ster Dr. Tröscher, der wohl der letzte w'fkliche Fachminister in diesem Hause war, herrschen diese Zustände schon Neu im Angebot: seit 1970. Es gibt außer Hessen kein Land in der Bundesrepublik Deutsch- land, das in diesem Jahrzehnt von der- art unglaublichen Umwelt- und Gift- skandalen geschüttelt wurde. Dies liegt allein an dem desolaten Organisations- Zustand der hessischen Behörden. Da- 'ür ist nicht nur der Landwirtschaftsmi- nister verantwortlich, sondern der Lan- deschef, dem es genausowenig wie sei- nem Vorgänger Osswald gelungen ist, den Kompetenzwirrwarr zu beseitigen.

Desinformation »on interessierter Seite ist die Öffent- lichkeit über eine wichtige vertrauliche Sitzung des Verteidigungsausschusses Der Auftrag ln einer Weise „informiert" worden, die der Gewerkschaften den tatsächlichen Verlauf der Sitzung in der Demokratie auf den Kopf stellt. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Willi Heiner Geißler IIIundlrei Weiskirch, erklärte hierzu: Wenn be- hauptet wird, die von hohen Offizieren der Bundeswehr — darunter dem Gene- „Der Auftrag der Gewerkschaften in der falinspekteur — gegebene Information Demokratie": So lautet der Titel des über das Kräfteverhältnis zwischen Ost Referats von Heiner Geißler beim 33. und West habe zwar eine „numerische" Büß- und Bettagsgespräch des Instituts Überlegenheit des Warschauer Paktes für Gesellschaftswissenschaften Wal- festgestellt, die jedoch durch die Quali- berberg e.V. am 22. November 1978. tät der Waffen des Westens voll wettge- Der CDU-Generalsekretär macht deut- macht werde, dann ist das schlichtweg lich, daß wir am Beginn einer neuen •alsch. Es ist bedauerlich, daß eine von Phase der Beziehungen zwischen Ge- den Mitgliedern des Verteidigungsaus- werkschaft und politischen Parteien schusses als sehr instruktiv und nütz- stehen. Nach der Auffassung von Hei- lich empfundene Unterrichtung über die ner Geißler könnte dies eine Phase des Militärische Lage in Europa zu einer konstruktiven Dialogs zwischen CDU tendenziösen Berichterstattung miß- und DGB-Gewerkschaften werden. braucht wird, die ganz offensichtlich die Mindestabnahme: 100 Exemplare Bedrohung, der sich der Westen ausge- Preis: 40,— DM pro Mindestabnahme setzt sieht, verharmlosen soll. Bestell-Nr.: 3924 UiD 5-1. Februar 1979 • Seite 16

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waren mehr Männer als Frauen und v"f ZITAT mehr Jüngere als Ältere. Das ist d'e große Überraschung. Diese Serie ha eine ganze Nation zum Nachdenken Qe' bracht. HOLOCAUST DFS, 27. 1. 1979 Alle anderen Überlegungen sind geg^' Ein ganzes Volk scheint aufgebrochen standslos geworden angesichts d& in diesen Tagen auf der Suche nach überwältigenden Resonanz, die diese seiner Vergangenheit. Nicht eine nüch- Serie in der deutschen öffentlichke'1 terne, eine faktenhuberische Dokumen- erzeugt, angesichts der unzählig^ tation hat dies bewirkt, sondern eine mehrheitlich doch positiven ReaktiO' bunte Spielhandlung, ein professionel- nen ... „Holocaust" geht den Leuten ler Hollywood-Film. Da ist die überra- unter die Haut... schende Erfahrung mit ,,Holocaust", die vor allen denen, die politische Bildung, Schweizer Rundfunk, 26. 1. 1979 aber auch denen, die Fernsehen ma- Kein Fernsehfilm hat die Zuschauer so chen, eine Lehre sein sollte. Nicht schockiert, wie dieser es tat. Der WD!* sachliche Information, sondern persön- a liche Erschütterung und emotionale Be- hat beschlossen, den Film noch eintf ' troffenheit schaffen so viel Willen und zu senden auf dem ersten Kanal... D& Bereitschaft, sich ehrlich und ohne fal- hätte auch den Vorteil, daß „Holocaust' sche Rücksicht mit unserer NS-Vergan- in der DDR gesehen werden könnte. Es genheit auseinanderzusetzen. ist nicht so, wie die kommunistisch^ N/WDR, 27. 1. 1979 Propaganda es immer darstellt, da» nämlich alle guten Deutschen in d& Über 80 Prozent (der Anrufer beim WDR) reagierten ausgesprochen posi- DDR und alle bösen Deutschen in d& tiv, sie blieben sachlich, äußerten, wenn Bundesrepublik leben. es sein muß, Kritik, aber im Rahmen. Es Niederländischer Rundfunk, 28.1.1979

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