Kulturweg Binntal

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Kulturweg Binntal LANDSCHAFTSPARK BINNTAL Kulturweg Binntal 1 Die Broschürenreihe «Kulturwege im Land- schaftspark Binntal» entstand mit Unterstüt- GUTEN TAG! zung des Bundesamts für Umwelt und des Kantons Wallis. Wir freuen uns, dass Sie den Landschaftspark Binn- tal entdecken möchten. Er besteht aus dem Gebiet der Gemeinden Binn, Bister, Ernen und Grengiols, sowie der Titelbild: Paradieslilien im inneren Binntal mit Blick gegen Westen Dörfer Niederwald und Blitzingen der Gemeinde Goms. Die Dörfer und Weiler sind Ortsbilder von nationaler Bildlegenden: und regionaler Bedeutung. Sie liegen in einer vielfälti- S. 11 Scheuchzers Wollgras am Geisspfadpass S. 24 Brotleiter gen Kulturlandschaft. Im Parkgebiet leben rund 1‘300 S. 34 Heiliger Wendelin am Weg zum Schaplerstafel EinwohnerInnen. In einem Naturpark von nationaler Be- S. 42 Wilere von Süden deutung sollen Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe S. 52 Kapelle St. Martin in Fäld gestärkt werden und von den landschaftlichen Vorzügen Projektleitung und Redaktion: profitieren, diese aber gleichzeitig schonend behandeln. Peter Clausen Ziel ist ein Gleichgewicht zwischen Erhalt und Entwick- lung. Sie unterstützen die lokale Wertschöpfung, wenn Texte: Dr. Klaus Anderegg (Kulturwissenschaftler) Sie bei uns einkaufen, einkehren oder übernachten. Die Dr. Annekäthi Heitz (Botanikerin) vorliegende Broschüre «Kulturweg Binntal» lädt Sie zu Spaziergängen und kurzen Wanderungen ein. Sie erhal- Fotos: Oliver C. Ritz, Klaus Anderegg (Twingi), ten Informationen zu ausgewählten Sehenswürdigkei- Annekäthi Heitz (Flora), Landschaftspark Binntal, ten. Hintergrundtexte vermitteln Einblicke in die natur- Archive historisches Bildmaterial: Martha Schmid, räumlichen Gegebenheiten und das Zusammenspiel von Ursula Imhof Ulrich, Erwin Imhof (†), Marie Tenisch, Landschaftspark Binntal Geologie und Pflanzenvielfalt. Die Karten zeigen Ihnen, wo es lang geht. Karten: Julia Agten In dieser Broschüre wird der Kulturweg Binntal von Ausserbinn Kartendaten: bis nach Fäld beschrieben: Bundesamt für Landestopographie Bundesamt für Umwelt Wegabschnitt 1: Ausserbinn – Steinmatten S. 25 Wegabschnitt 2: Steinmatten – Twingischlucht – Ze Binne S. 31 Gestaltung: CH.H.GRAFIK Gestaltungswerkstatt Wegabschnitt 3: Ze Binne – Wilere – Schmidegehischere S. 45 Druck: Wegabschnitt 4: Schmidegehischere – Giesse – Fäld S. 53 s+z:gutzumdruck ©2 Landschaftspark Binntal, 2018 3 ± AUSSERBInn – WILERE SEITE 21 0 0.5 1 KilometerBru GEHZEIT 2 Stunden Sattulti rs ete 2130 e ilom HÖHENMETER 168 m Auf- und 80 m Abstieg ss 1 K Löüb Gie LÄNGE 5.6 km 0.5 1418 a Äbnimatt er us Bine 2091 0 Tr AUSSERBINN 1304 8 48 Asp 12 Meili Hubu 0 0.5 1 Kilometers BINN 1199 Hasuwald 9 Steinmatten Bärefatt 1310 10 Wilere r. 1 siehe hinten. r. 1625 ± N ld rt 11 wa Ga Binna 1323 16 ene 18 Ruf 13 14 Twingischlucht 1325 15 1309 17 Ze Binne etailkarten ab etailkarten 1328 D 12 2091 Santigläis ggi hbe atta Risc ulm hap SCHMIDIGEHISchere – FäLD SEITE 49 0 0.5 1 Kilometer Sc GEHZEIT 1 Stunde Täl 1475 1320 HÖHENMETER 165 m Auf- und 20 m Abstieg 1547 Binna FÄLD LÄNGE 2.6 km Giesse 36 37 Rippje BINN 1507 a wär ent 1400 Schmidigehiischere Hitt Santigläis 1328 Wilere E n g Grossi Twära 16 l i s 1309 c h 18 b Ze Binne 17 a c h 4 0 50 100 Meters ± 0 50 100 Meters ± AUSSERBINN SEITE 22 FÄLD SEITE 60 1589 45 44 0 1547 50 1 43 00 Met ers 41 40 42 39 7 5 3 1304 6 4 2 h c a b 1 m 38 eh L ± WILere – SCHMIDIGEHISCHERE S. 43 Schmidigehischere 34 35 33 30 27 32 28 1519 Binna 29 26 1400 31 25 24 BINN 1421 19 21 20 Wilere 22 23 5 Aebmet schon weiträumigen Handelsbeziehungen und für den WIllKOMMEN Austausch von Rohstoffen (im Binntal zum Beispiel IM BINNTAL Bergkristall). Diese vorgeschichtliche Route durch das Tal hat die Siedlungsentwicklung des Binntals massge- bend bestimmt. Rund vierzig Gräberfunde an acht ver- schiedenen Stellen aus der La-Tène- und der Keltorömi- schen Zeit weisen auf die hervorragende Bedeutung des Al brunpasses in vorgeschichtlicher und römischer Zeit hin. Vor der Eroberung des Wallis im Jahre 57 v. u. Z. durch Julius Caesar lebte im Binntal eine keltische Be- völkerung, die bereits damals – den topgrafischen Ver- Die Wanderung durchs Binntal beginnt in Ausser- hältnissen angepasst – in einer jahreszeitlichen Wande- binn, das bis 2005 eine eigenständige Gemeinde war. rung die verschiedenen Höhenstufen für Ackerbau und Ausserbinn ist durch die Twingischlucht vom inneren Viehwirtschaft genutzt hat. Diese Nutzung war im Wal- Binntal mit den Siedlungen Ze Binne, Wilere, Schmi- lis für die Ausformung der Naturlandschaft zur Kultur- digehischere, Giesse und Fäld getrennt. Während der landschaft ausschlaggebend. Wintermonate war die Twingischlucht kaum passierbar. Ausserbinn war deshalb kulturell und wirtschaftlich Das Binntal war bis weit ins 20. Jahrhundert ein Ge- auf die Gemeinde Ernen ausgerichtet. Die Kleingemein- biet mit bergbäuerlicher Wirtschaft mit Viehzucht und de gehört zur Pfarrei Ernen. Hingegen Binn bildet seit Ackerbau. In vorindustrieller Zeit gab es zu der den 1296 eine eigenständige Pfarrei. Auch politisch gehört geographischen Gegebenheiten angepassten Landwirt- Ausserbinn zur Gemeinde Ernen. Der Dorfteil hat rund schaft kaum Alternativen. Als Selbstversorgungswirt- 40 EinwohnerInnen und liegt auf rund 1‘300 m ü.M. schaft war dieses Agrarsystem weitgehend auf den eige- nen Konsum ausgerichtet. Die Alltagsgeschichte wurde Das innere Binntal ist – wie das auch in anderen bestimmt vom Arbeitsanfall und dem katholischen Fest- Talendgemeinden des Oberwallis manchmal der Fall tagskalender. Sie verlief in einem langsamen Rhythmus, ist – ein Gebiet mit mehreren Weilersiedlungen. Der bei dem weniger das einzelne Ereignis als vielmehr die Name Binn als Ortsbezeichnung existiert nicht. Die ei- gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen be- genständige Gemeinde Binn hat 145 EinwohnerInnen. stimmend waren. Die Hauptsiedlung des Tals Schmidigehischere liegt auf 1‘400 m ü.M. Von den fünf Siedlungen des inneren Bin- Heute gibt es im Binntal noch 4 Bauernbetriebe. In ntals sind drei vom ISOS (Inventar der schützenswerten der Zeitachse erfolgten in der Landwirtschaft zwar An- Ortsbilder der Schweiz) als von nationaler Bedeutung passungen, einerseits bedingt durch klimatische Verän- klassiert: Wilere, Schmidigehischere und Fäld. derungen, anderseits durch Neuerungen im Anbau- und Betriebssystem. So brachte zum Beispiel die Umstellung ZUR GESCHICHTE DES BINNTALS von der Einzelsennerei zur genossenschaftlichen Alpung Das Binntal gehört als Passtal zum frühen Sied- eine rationellere Alpwirtschaft und Käseproduktion. Im lungsgebiet des Oberwallis. Der nach Oberitalien füh- 19. Jahrhundert gewährleistete eine starke Verlagerung rende Albrunpass diente nicht nur dem lokalen Verkehr, vom Getreide- zum Kartoffelanbau eine krisenunabhän- sondern war eine wichtige Transitachse für die damals gigere Versorgung. 6 7 Die Lage des jeweiligen Kulturlandes bestimmte den DIE KULTURLANDSCHAFT Standort der Gebäude. In der Zone der Heimgüter stehen DES BINNTALS das Wohnhaus und der Speicher, die Stallscheune und der Stadel in geschlossenen Dorf- und Weilersiedlun- gen (Haufendorf-Typus). Die Stallscheunen sind teilwei- se aber auch als Ausfütterungsställe verstreut auf den Mähwiesen erbaut. Um den mühsamen Heutransport zurück ins Dorf zu umgehen, brachte man das Vieh zum Heu. Zahlenmässig ist die Stallscheune der bedeutends- te Ökonomiebau. DER BÄUERLICHE HAUSBESTAND DIE SAKRAllANDSCHAFT Die historische Kulturlandschaft des Binntals ist Das Binntal besitzt eine bemerkenswert reiche Sa- funktional auf das mehrstufige Betriebssystem mit krallandschaft, die von der barocken, nach Versinnli- jahrzeitlicher Wanderung ausgerichtet. Die vertikale chung strebenden Religiosität geprägt ist. Neben der Stufung der einzelnen Nutzungszonen hat im Zuge der Pfarrkirche in Wilere besitzt das Gebiet sechs Kapellen. Umgestaltung der Naturlandschaft zur Kulturland- Die wirtschaftliche Blüte des 17. und 18. Jahrhunderts schaft zu einem differenzierten Landnutzungssystem ermöglichte diese reiche Bautätigkeit, die wenig Rück- geführt. Die wirtschaftliche Nutzung der verschiedenen sicht auf die Bauten vorangegangener Epochen nahm, Höhenstufen und die damit verbundenen Wanderungen wenn sie dem eigenen Schaffen im Wege standen. Ne- von Mensch und Tier, sowie die erschwerten Transport- ben der Pfarrkirche St. Michael in Wilere stehen in allen verhältnisse in steilem Gelände verlangten, dass auf Weilern des Binntals Barockkapellen (17. und 18. Jh.). jeder Höhenstufe der zur Bestellung und Nutzung der Sie sind zentraler Punkt dieser ehemals bäuerlichen Güter notwendige Baubestand errichtet werden musste Siedlungen; ihnen fiel innerhalb der dörflichen Gemein- (individuell auf der Stufe der Heimgüter und Voralpen, schaft eine wichtige Funktion zu. Hier versammelten genossenschaftlich auf den Sommerweiden). Die starke sich alle zum abendlichen Gebet. Und hier fand das Volk Hangneigung und die Trockenheit der Wiesen bedingten seine Heiligen. In dieser Zeit wurde die mittelalterliche weitere Ertrag sichernde und -steigernde Einrichtungen Kultschicht zum Teil von modernen barocken Heiligen wie Terrassierungen, Bewässerungsanlagen und ein ver- (Antonius von Padua) oder Kulten abgelöst (Maria Hilf, ästeltes Wegnetz. Heilige Familie oder Rosenkranzverehrung). Dieser als inneralpiner Streuhof bezeichnete Hofty- Wenn auch alle Sakralgebäude in barocker Zeit ent- pus besteht aus Einzweckbauten, aus Wohnhaus, Stall- standen sind, dürften viele mittelalterliche Vorläufer- scheune, Stadel und Speicher sowie aus Maiensässhaus bauten
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