Feminismus in Der Populärmusik. Feministische Potentiale Exemplarisch Dargestellt Anhand Der Oppositionellen Lesart Nach John Fiske
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Feminismus in der Populärmusik. Feministische Potentiale exemplarisch dargestellt anhand der oppositionellen Lesart nach John Fiske. Magisterarbeit zur Erlangung der Würde der Magistra Artium der Philologischen, Philosophischen und Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. vorgelegt von Kathrin Leipold aus Merzig WS 2008/09 Hauptfach: Europäische Ethnologie Inhaltsverzeichnis 1. Ziel und Konzeption der Arbeit……………….………………………………………….1 2. Das Thema aus volkskundlicher Sicht…………………………………….……………6 3. Theorien zur Populärkultur…………………………………………………..…………..9 4. Zur Theorie John Fiskes………………………………………………………….…….14 4.1 Decodierte Bedeutungen, Bricoleur und phantasievolle Produktivität - theoretische Vorgänger aus den Cultural Studies………………………………………………….……………………………14 4.2 Fiskes Werk………………………………………………………………...…..17 4.3 Anwendungsbeispiele………………………………….………………………28 5. Der feministische Diskurs………………………………………………………...…….31 5.1 Zur Begriffserklärung von „Feminismus“…………………………………….31 5.2 Strömungen und Vertreter……………………………………………….……34 6. Vorstellung der Künstlerinnen………………………………………………………….41 7. Exkurs: Identitätsbildung im Jugendlichenalter………………………………………50 8. Analyse…………………………………………………………………………………...55 8.1 Lady „Bitch“ Ray……………………………………………………….……….57 8.1.1 Videoclip „Du bist krank“………………………….…………………57 8.1.2 Songtext „Du bist krank“……………………………..………………59 8.1.3 Lesarten……………………………………………………………….60 8.2 Peaches…………………………………………………………………………75 8.2.1 Videoclip „Kick it“………………………………….………………….75 8.2.2 Songtext “Kick it”…………………………….……………………….77 8.2.3 Lesarten……………………………………………………………….78 9. Fazit……………………………………………………………………………………….87 10. Kritik……………………………………………………………………………………..90 11. Ausblick………………………………………………………………………….………93 12. Bibliographie……………………………………………………………………………96 13. Anhang………………………………………………………………………..……….102 2 1. Ziel und Konzeption der Arbeit “Nicht das Produkt ‚populär’ ist aufschlussreich, sein Produktionsprozeß“ 1 Mir diesen Worten leitet Rolf Wilhelm Brednich 1974 in seinem Aussatz Das Lied als Ware seine Analyse über den Warencharakter der Kunst ein. Er folgt hierbei den Worten von Utz Jeggle und Gottfried Korff, die diese Aussage bereits zwei Jahre zuvor im Tübinger Korrespondenzblatt gemacht haben. Brednich behandelt in seiner Abhandlung zunächst das Phänomen des Schlagers, welcher seiner Auffassung nach eine Ware darstellt und durch seine rasche Verfügbarkeit und Einfachheit von jedem Menschen konsumiert werden kann. Diese „planvolle Produktion von auf den Massenkonsum zugeschnittene Ware“ 2, so Brednich, enthülle eine neue Seite der Kunst: Die ihres Warencharakters. Von dieser Argumentation aus gelangt er zu einer kurzen Darstellung des Volksliedes und dessen Verbreitung ab dem 15. Jahrhundert. Sein Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Auftreten der ersten Lieddrucke im 15. Jahrhundert. Ihre massenhafte Verbreitung führt seiner Meinung nach zur Erschütterung der Tradition nur für den eigenen Gebrauch zu produzieren. Diese Entwicklung legt, seiner Auffassung nach den Grundstein für die Popularisierung von Liedern. Die Lieddrucke werden nach Aussage von Brednich durch ihre massenhafte Verbreitung zu einem geplanten Produkt und „erfüllen […] [damit] in idealer Weise die Bedingungen einer Ware“ 3, die lediglich noch konsumiert werden müsse. Brednich geht es in seinem Aufsatz primär um die Entwicklung vom Volkstümlichen zur Massenware und gleichsam um die Aussage, dass populär nicht mehr „volkläufig“, sondern „vielmehr aufgekauft“ 4 bedeutet. Diese Aussage bezüglich der verschiedenen Bedeutungen des Begriffs populär und damit einhergehend der traditionellen beziehungsweise der planvollen, ökonomischen Produktion des Populären möchte ich aufgreifen und diese These mit einer weiteren Theorie des Populären verbinden. Im Vordergrund dieser Theorie stehen der Konsument und dessen Umgang mit populären Kulturwaren. Dies bringt sie in direkten Zusammenhang mit dem volkskundlichen Interesse der Erforschung alltäglicher Aneignungsformen von Kulturobjekten. 1 Jeggle, Utz und Korff, Gottfried: Tübinger Korrespondenzblatt Nr. 6. Jahrgang 1972. S. 2. 2 Brednich, Rolf Wilhelm: Das Lied als Ware. S. 11-20. In: Jahrbuch für Volksliedforschung. 19. Jahrgang. 1974. S.11. 3 Ebd., S. 15. 4 Ebd., S. 11. 3 Die Theorie stammt von John Fiske und wurde im Rahmen der britischen Cultural Studies entwickelt 5. Entgegen der Auffassung Brednichs liegt für Fiske der Grund für die Popularität eines Kulturprodukts nicht länger in seiner massenhaften Herstellung: „Für Fiske ist die Populärkultur kein aufgezwungenes, kommerzielles Produkt der Kulturindustrie, sondern wird in einem aktiven und schöpferischen Prozeß von den Konsumenten selbst geschaffen“ 6 7. Fiske geht davon aus, dass „Menschen nicht einfach passiv Kultur als Ware konsumieren, sondern Bedeutungen, die ihnen in Warenform über Kulturprodukte angeboten werden aktiv umarbeiten und daraus ihre eigenen Konstruktionen von sozialer Identität bilden“ 8. Seine These: populär wird, was polysem ist, beinhaltet die Aussage, dass kulturelle Waren, die keine Möglichkeiten zu vielseitigen und individuellen Bedeutungsproduktion bieten auf dem Markt scheitern würden. Mit dem Begriff der Bedeutungsproduktion meint Fiske, dass die angebotenen Texte 9 nicht nur nach der dominanten, ideologischen Lesart10 nach gelesen und gedeutet werden können, sondern, falls es kritische Texte sind, auch in einer oppositionellen Lesart: „Ein kritischer Text hat nicht mehr die Aufgabe der Etablierung einer ‚richtigen’ Lesart (und sei es Ideologiekritik), sondern muß den Text öffnen für Bedeutungen, die darin unterdrückt sind“ 11 . Somit liegt nach Fiske die Produktion des Populären in den Händen der 5 In dieser Arbeit wird der Begriff Populärkultur als Übersetzung von Fiskes Popular Culture verwendet, auch wenn das deutsche Wort populär nicht alle Dimensionen des englischen popular erfasst. Auf den Begriff Popularkultu r der deutschen Übersetzung des Werkes Reading the Popular , Lesarten des Populären , wird aufgrund des gewählten Titels der Arbeit verzichtet. Er findet lediglich in Zitaten Erwähnung. Zitate aus Understanding Popular Culture müssen im Englischen erscheinen, da dieses Werk lediglich im englischen Original vorliegt. 6 Die Erwähnung der Kulturindustriethese, die bereits im ersten Kapitel erfolgt ist, ist aufgrund dieses Zitats und der Hinwendung zum Thema unumgänglich. Die Kulturindustriethese ist nicht Gegenstand dieser Arbeit, wird allerdings aufgrund der Nähe zum Thema an dieser Stelle und in Kapitel drei, welches einen begriffshistorischen Überblick des Begriffs populär behandelt, kurz erwähnt. 7 Winter, Rainer: Cultural Studies als kritische Medienanalyse: Vom „encoding/decoding“ – Modell zur Diskursanalyse. S. 49 – 66. In: Hepp, Andreas und Winter, Rainer (Hg.): Kultur – Medien – Macht. Cultural Studies und Medienanalyse. 2. Auflage. Opladen, Wiesbaden 1999. S. 56. 8 Lutter, Christina, Reisenleitner, Markus: Cultural Studies. Eine Einführung. Wien 1998. S. 7. 9 Fiske entlehnt den Begriff Text Clifford Geertz, der ihn unter „Kultur als Text“ in die Cultural Studies einführte. Text meint hierbei alle möglichen Erscheinungsformen kultureller Waren, nicht nur den schriftlichen Text. 10 Jeffrey Wimmer beschreibt die Begriffe dominant und oppositionell in seinem Buch (Gegen-) Öffentlichkeit in der Mediengesellschaft. Analyse eines medialen Spannungsverhältnisses . Ideologisch bedeutet, dass der Rezipient der herrschenden Ideologie zustimmt, sie akzeptiert. Oppositionell hingegen bedeutet sich aufgrund der persönliche Erfahrung und der sozialen Situation in direkten Widerstand zur herrschenden Situation zu stellen. 11 Lutter, Christina, Reisenleitner, Markus: Cultural Studies. Eine Einführung. Wien 1998. S. 74. 4 Konsumenten 12 . Der Aspekt populär beruht darauf mehrdeutig und im Alltag für den Konsumenten relevant zu sein. Dieser Produktionsprozess des Populären stellt den theoretischen Ausgangspunkt meiner Arbeit dar. Er wird mit dem Thema Feminismus in der Populärmusik 13 verknüpft. Meine Absicht besteht darin zwei populäre Texte 14 , das bedeutet zwei Musikerinnen und ihr Werk, auf die oppositionell feministische 15 Lesart zu untersuchen. Dadurch möchte ich die Mehrdeutigkeit und die Relevanzen der Texte im Alltag herausstellen. Hierzu dienen Videoclips und Liedtexte der Musikerinnen als Quelle, die analysiert werden. Zusätzlich werden Aussagen von Rezipienten als Hinweis auf die Bedeutungen und als Belege für die oppositionell feministische Lesart in der Betrachtung miteinbezogen. Diese Aussagen stammen aus Internetforen 16 . Dadurch wird eine realitätsnahe Darstellung der Bedeutungen und Relevanzen der Lesarten im alltäglichen Gebrauch ermöglicht. Die möglichen Bedeutungen in einen feministischen Zusammenhang gebracht. Davon ausgehend werde ich versuchen Schlüsse zu ziehen auf das feministische Potential der Texte. Es soll dargestellt werden, wie der feministische Diskurs Einzug in den Alltag halten könnte 17 . Als Voraussetzung hierzu dient der Politikbegriff 12 In der vorliegenden Arbeit wird folgende geschlechtersensible Sprache genutzt: Auf den Zusatz „- Innen“ werde ich verzichten. Stattdessen werde ich teils die männliche, teils die weibliche Form verwenden. 13 Populärmusik wird als Begriff verwendet um auszudrücken, dass es sich um Musik in der Populärkultur gemäß Fiskes Definition handelt. 14 Die Popularität der Texte wird in Kapitel sechs belegt. 15 Eine feministische Lesart als eine mögliche oppositionelle Lesart wird von Fiske selbst vorgeschlagen: “But