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Medien

STARS rie „I love Lucy“ durfte auf Druck der Produzenten nicht einmal das Wort Solo für zwei „schwanger“ fallen, als die Schauspiele- rin Lucille Ball wie auch ihre Serienfigur n einer Episode von Helmut Dietls 1952 in andere Umstände gerieten. Und Ilegendärer Journalistensatire „Kir noch 1994 musste , Royal“ (1986) schnüffelte Klatschrepor- Hauptdarstellerin von „Akte X“, ihre ter Baby Schimmerlos Franz Xaver Schwangerschaft mit weiten Gewändern Kroetz einem Serienstar hinterher – die kaschieren. Eher pragmatisch geht das Dame war angeblich schwanger und da- ZDF mit dem Thema um: Sechs Folgen mit die ganze Fernsehproduktion in Ge- lang war die Schauspielerin Melanie fahr. Wenn echte TV-Stars ein Kind er- Marschke in der Krimi-Serie „Soko warten, ist das zwar auch heute noch Leipzig“ mit echtem Babybauch zu eine Nachricht für Boulevardmedien. sehen. Dann verabschiedete sich die Aber anders als früher beenden Schwan- von Marschke gespielte Kommissarin – gerschaften keine Fernsehkarrieren in den Mutterschaftsurlaub. mehr, im Gegenteil: Die Zeit vor der Niederkunft wird immer öfter in die Spielhandlung einbezogen. Nach Lisa Kudrow in der Erfolgs- reihe „Friends“ zeigt jetzt auch die US-Schauspielerin Jennifer Garner auf dem Bildschirm ihren Baby- bauch. Garner, 33, verheiratet mit ihrem Kollegen Ben Affleck, be- kommt in Kürze ein Kind – wie die von ihr gespielte Agentin in der neuen Staffel der Serie „Alias“. Die „Alias“-Werbung zeigt Garner, wie sie schützend eine Hand vor ihren Bauch hält; „Expect More“, erwarte mehr, verheißt der doppel- deutige Slogan. Ein derart offensi-

ves Solo für zwei war in der TV- VIVIAN ZINK / ABC Branche früher selten: In der Se- Garner in „Alias“ (mit )

SERIEN SPIEGEL: Was ist der Unterschied zum klassischen Drehbuchschreiben? „Nebenher bügeln“ Weber: Die Arbeitsteilung. Anders als viele Drehbuchautoren sind Storyliner, Anja Weber, 38, wie wir sie ausbilden, fest angestellt. Leiterin der neuen Etwa zehn arbeiten in einem Team zu- Serienschule des TV- sammen, jedes Team muss sich pro Wo- Produzenten Grundy che genug Geschichten für fünf Folgen UFA, über die Aus- ausdenken. Die Dialoge schreiben dann bildung zum Autor andere. von Telenovelas und SPIEGEL: In Serien wie „Bianca – Wege Daily Soaps zum Glück“ dauert es oft quälend lange, bis die Handlung zu Potte kommt. Was SPIEGEL: Frau Weber, von November an sollen Ihre Schüler besser machen? lernen bei Ihnen 15 Schüler, wie man Weber: Ach, das ist doch Geschmacks- sich Geschichten für Serien wie „Verbo- sache. Wenn man weniger Zeitdruck tene Liebe“ oder „Verliebt in Berlin“ hat, kann man alles besser machen. Und ausdenkt. Ein eher simpler Unterrichts- die Zuschauer mögen das Langsame, stoff? schließlich bügeln oder essen sie neben- Weber: Das ist gar nicht so leicht, wie her. Wichtig ist, dass unsere Schüler ler- man denkt! Eine tägliche Serie zu struk- nen, ihre Themen gut zu recherchieren. turieren, immer im Kopf zu haben, was Wir haben Quereinsteiger dabei, eine passiert ist und was noch kommen Hausfrau, einen Juristen, die können könnte – das muss man erst mal hinkrie- sich besser in bestimmte Figuren ein- gen. Dazu die vielen Nebenfächer: fühlen als andere. Geschichte der Soap, Geschichte der SPIEGEL: Aber Serien müssen alle Dramaturgie, solche Sachen. Aber Schüler ständig gucken? die Hauptsache ist das praktische Weber: Das machen die doch sowieso, Schreiben. das muss man ihnen gar nicht sagen.

212 der spiegel 41/2005