Weihnachtskonzerte

MUSiKAM 13

Samstag, 20. Dezember 2014, 19 Uhr Sonntag, 21. Dezember 2014, 17 Uhr Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt 399./400. Konzert der MUSIK AM 13. Montag, 22. Dezember 2014, 19.30 Uhr Mauritiuskirche Holzgerlingen Dieses Konzert wird in freundlicher Weise gefördert durch:

Unser besonderer Dank gilt der Martin Schmälzle-Stiftung und der Jörg-Wolff-Stiftung für die Unterstützung unserer Arbeit.

STIFTUNG

Aktuelle Informationen zur Musik an Stadt- und Lutherkirche erhalten Sie unter 0711/54 99 73 75 oder unter www.musik-am-13.de. Dort können Sie auch unseren Newsletter abonnieren.

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02 PROGRAMM / AUSFÜHRENDE

Benjamin Britten Saint Nicolas op. 42 (1948) Liebe Konzertbesucher,

Kantate für Tenor solo, gemischten Chor, Klavier, Streicher, die Saint Nicolas Kantate von Benjamin Britten Schlagzeug und Orgel nach einem Text von Eric Crozier enthält zwei Lieder, bei der Sie als Gemeinde Gelegenheit haben mitzusingen. Text und Noten dazu finden Sie hier im Programmheft. Weihnachts-Oratorium BWV 248 (1734) für Soli, Chor und Orchester

Kantate I-III (Sa) Kantate IV-VI (So) Kantate I, IV-VI (Mo)

Sophie Klußmann Sopran Drei Kaben:

Felix Rempp Knabensopran Arthur Aretz, Felix Rempp, Johannes Rempp

Ivy Jänicke Alt Klavierduo Jost Costa

Dávid Szigetváry Tenor Frauenchor Tübingen

Stephan Loges Bass Daniela Schüler Leitung Cantus Stuttgart Bachchor Stuttgart Bachorchester Stuttgart

Jörg-Hannes Hahn Gesamtleitung

03 EINFÜHRUNG

Benjamin Britten zeitweise solistisch ab. Einkalkulierte Kontraste ergeben sich aber auch Saint Nicolas op. 42 aus den geradlinigen, im Anspruch (bis auf wenige Ausnahmen) zurück- genommenen Aufgaben des Chores, und der künstlerischen Profilierung der Solopartie des Tenors. ngland ist vergleichsweise arm an herausragenden Komponisten. ENach dem goldenen Zeitalter der Renaissance und dem überragen- ankt Nikolaus, der Schutzpatron der Kinder, Seeleute, Reisenden, den Henry Purcell (1659-1695) klafft fast 300 Jahre lang bis ins ausge- Sund – für Brittens Wahl des Stoffes gewiss nicht unerheblich – der hende 19. Jahrhundert eine Lücke. Erst mit Edward Elgar (1857-1934), Collegestadt Lancing, wird in Brittens Kantate als starke Persönlichkeit Ralph Vaughan Williams (1872-1958) und Frank Bridge (1879-1941) gewinnt gezeichnet. Seine bewegte Lebensgeschichte wird in dem der Kompo- England musikalisch wieder an Bedeutung. Und mit Benjamin Britten sition zugrundegelegten Text Eric Croziers, der Britten damals für einige (1913-1976), dem wohl bekanntesten englischen Komponisten des 20. Jahre als Librettist eng verbunden war, in neun Abschnitten ausgebreitet. Jahrhunderts, hat England wieder Anschluss an die internationale Elite Das beginnt – nach einer Introduktion (Nr.I)– mit seiner Geburt (Nr.II) der Musik gefunden, und dies, obwohl Brittens Musik noch fest in der und geht weiter mit seinem Gelübde, sein Leben Gott zu widmen (Nr.III). Tonalität verwurzelt ist, eine klanglich-melodische Seine Reise nach Palästina (Nr.IV), seine Wahl zum Dimension betont und eine ausgeprägte übersichtli- Bischof von Myra (Nr.V), die Christenverfolgung und che Faktur zeigt. Das prädestinierte Britten, sich auch seine Jahre in Gefangenschaft (VI) folgen. Seine intensiv der musikalischen Förderung der Kinder zu selbstlose Zuwendung zu jenen, die in Not sind widmen. The Young Persons Guide to the (Nr.VII), und derer Dank und Preis (Nr.VIII) vervoll- (1934) und die Kinderoper The Little Sweep - Let’s ständigen die Betrachtung seines Lebens und Wir- Make an ! (1949) sind nur ein Beispiel für sein kens. Mit seinem Tod (Nr.IX) endet Brittens Kantate. Herzensanliegen. Manche seiner Werke schrieb er speziell für die Musikunterweisung an der Schule. ritten nennt seine Komposition eine Kantate, Bdoch sie trägt, wenn man neben der Partie des uch die Kantate Saint Nicolas für Tenor, Chor und Nikolaus auch den Chor in der Rolle handelnder Per- AOrchester op. 42 entstand für eine schu lische sonen sieht, die Züge eines Oratoriums. Von der mu- Festveranstaltung am Lancing College, Sussex. Die sikalischen Struktur her wechseln rezitativische und Mittel, die Britten damals 1948 für diese Kantate zur ariose Abschnitte mit Chorszenen und Chorälen ab, Verfügung standen, bedingten Struktur und Beset- die zum Teil von der Gemeinde mitgesungen werden. zung der Komposition: ein großer vierstimmiger Mitunter lag Britten an einer betont wirklichkeitsna- Schülerchor, ein separater Mädchenchor, ein Ama- Sankt Nikolaus. Mosaik-Ikone, hen Darstellung, etwa wenn er Nikolaus noch im zar- teur-Streichorchester, Schlagwerk, ein Tenorsolist, 9.-10. Jahr hundert, Burtscheid, ten Alter eines Kindes (Nr.II) mit den immer wie- ein Klavierduo und Orgel. Der klangliche Eindruck, Pfarrkirche St. Johann Baptist der kehrenden Worten »God be glorified!« vom der Britten in dieser Kantate vorschwebte, gründet jüngsten Chormitglied gesungen haben wollte. Eine auf der vorherzusehenden Divergenz eines scharf konturierten Klavier- naturalistische Szenerie wiederum wollte er mit der musikalischen Aus- satzes und präzise akzentuierender Schlaginstrumente, – denn für diese malung der Reise nach Palästina (Nr.IV) nachzeichnen, wenn die beiden hatte Britten neben dem Tenorsolisten jeweils professionelle Musiker Klaviere in ihrem Auf und Ab eine stetige Wellenbewegung oder auch vorgesehen –, und auf der anderen Seite eines warmen, unvermeidlich das Eintauchen der Ruder ins Wasser suggerieren. Und auch der aufkom- wohl auch ein wenig unscharfen Klangcharakters, den ein Laienorchester mende Sturm und das Abflauen der Winde werden in Brittens Musik hervorruft, dem man eine beträchtliche Toleranz an Intonationsgenau- deutlich zum Ausdruck gebracht. igkeit zubilligt. Die Stimmführer des fünfstimmigen Streichersatzes hat- ten allerdings nach dem Willen Brittens auch hier Berufsmusiker zu sein, denn vor allem die erste Violine, aber auch das Violoncello lösen sich

04 Johann Sebastian Bach taten »Lasst uns sorgen, lasst uns wachen« BWV 213 und »Tönet, ihr Pau- ken« BWV 214. Beide Werke hatte Bach bereits 1733 komponiert, die erst- Weihnachts-Oratorium BWV 248 genannte Kantate zum Geburtstag des sächsischen Kronprinzen, die letztere zum Geburtstag von dessen Mutter. Die Arie »Erleucht auch ie Jahreswende 1734/35 ergab während Bachs Leipziger Amtszeit meine finstre Sinnen« aus dem fünften Teil hatte ihre Vorlage in der Kan- Ddie Situation eines Sonntags zwischen Neujahr und Epiphanias, der tate BWV 215 »Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen«, in deren Kon- Thomaskantor hatte also für die Kirchenmusik von sechs aufeinander- text sie 1734, wenige Wochen vor ihrer Wiederverwendung im Weih- folgenden Sonn- und Festtagen zu sorgen. Erst mit dieser Folge von nachts-Oratorium, schon einmal erklungen war. Für den abschließenden sechs Feiertagen – das eigentliche Weihnachtsfest feierte man damals sechsten Teil nahm Bach zu weiten Teilen ebenfalls ein früheres Werk noch an drei aufeinanderfolgenden Festtagen – konnte Bachs Idee eines zur Hand; hierbei handelte es sich vermutlich um eine verschollene zusammengefügten Oratoriums Gestalt annehmen. Denn für ein im Zu- Trauungskantate. sammenhang aufzuführendes, zwangsläufig umfangreicheres Werk gab es an Weihnachten – anders als am Karfreitag mit den Passionsauffüh- is auf den zweiten Teil, der mit einer instrumentalen Sinfonia eröff- rungen – in der Leipziger Gottesdienstordnung keinen Platz. Wie bisher Bnet wird, beginnt Bach jede der einzelnen Kantaten des Weih- sollte jedem der Feiertage eine einzelne Kantate zugewiesen werden, nachtsoratoriums wie gewohnt mit einem großangelegten Chorsatz. doch sollten die sechs Kantaten durch einen fortlaufenden Evangeliums- Und bis auf die dritte Kantate, bei der Bach den Eingangschor »Herrscher text miteinander verknüpft sein und durch Rollenzuweisungen an ein- des Himmels« zu deren Beschluss wiederholen lässt, enden alle Kanta- zelne Soliloquenten und den Chor zum Oratorium dramatisiert werden. ten mit instrumentalbegleiteten Choralsätzen. Nur die für den Sonntag Wie in den Passionen sollte auch hier der reine Bibeltext ganz im Zen- nach Neujahr bestimmte fünfte Kantate schließt mit einem schlichten trum stehen, das fortlaufende Geschehen durch Arien, Accompagnati, Kantionalsatz, die Schlusschoräle der anderen Kantaten erhalten mit Chöre und Choräle reflektiert und untergliedert werden. Den ersten drei ihren gliedernden Instrumentalzwischenspielen zwischen den einzelnen Kantaten des Weihnachts-Oratoriums legte Bach die eigentliche Weih- Choralzeilen eine formale Aufwertung. Und da Bach hierbei für die In- nachtsgeschichte zugrunde. Bis einschließlich der vierten Kantate zum strumentalbegleitung fast immer auf motivisches Material des jeweili- Neujahrsfest folgt er dabei dem Lukasevangelium. Dem Sonntag nach gen Eingangssatzes zurückgreift, bildet er so einen Rahmen um die Neujahr und dem Erscheinungsfest wurden die Tageslesungen aus dem einzelnen Teile des Werks. Matthäusevangelium zugewiesen. Ohne den dazwischen eingefügten Sonntag hätte für den Schlussteil des Gesamtwerks bei dessen Einzel- it einem prächtigen dreiteiligen Da-capo-Chorsatz (»Jauchzet, aufführung der gesamte Bibeltext von der Ankunft der drei Weisen ver- Mfrohlocket, auf, preiset die Tage«) eröffnet Bach die erste Kantate arbeitet werden müssen. Das hätte die normale Dauer einer Kantate von seines Weihnachtsoratoriums. Die bestimmenden Paukenschläge zu Be- 25 Minuten gesprengt. Bach war also bei der Konzeption seines Weih- ginn (die hier nur eine leichte instrumentale Färbung durch zwei aufei- nachtsoratoriums auf eine solche nicht alltägliche Folge von sechs Fei- nanderfolgende Trillerfiguren der Flöten und Oboen erhalten) und der ertagen zwingend angewiesen. erst verspätet folgende Einsatz von Trompeten und Streichern sind der ursprünglichen Verwendung dieses Satzes geschuldet: In der früheren achs Weihnachtsoratorium ist allerdings nicht wirklich ein neues Glückwunschkantate (BWV 214) lautete der Text hierzu »Tönet ihr Pau- BWerk. In wesentlichen Teilen geht das Weihnachtsoratorium auf äl- ken! Erschallet, Trompeten! Klingende Saiten, erfüllet die Luft!«. Doch tere und auch zumeist weltliche Werke zurück. Von den Arien und den stilistisch passte der Satz auch im neuen Umfeld und er ließ sich pro- Chören mit freiem Text hat Bach nur die Altarie »Schließe mein Herze« blemlos mit dem neuen Text unterlegen, für den wahrscheinlich Pican- aus dem dritten Teil und den Eingangschor des fünften Teils »Ehre sei der, Bachs Leipziger Librettist, verantwortlich zeichnete. Auch die beiden dir, Gott, gesungen« neu komponiert. Neu geschaffen wurden allerdings Arien dieser ersten Kantate sind Parodien früherer weltlicher Komposi- alle bibelwortgebundenen Rezitative und Chöre, die Choräle und die tionen. Das Notenbild der Altarie »Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trie- kommentierenden Accompagnati. Die übrigen, nicht an das Evangelium ben« hatte vormals innerhalb der Kantate BWV 213 (auch für dieses Werk gebundenen Sätze stammen vor allem aus den beiden weltlichen Kan- hatte Picander seinerzeit den Text verfasst) noch einen ganz anderen

05 EINFÜHRUNG

Affekt nachzeichnen wollen: »Ich will dich nicht hören, ich will dich nicht n der dritten Kantate des Weihnachtsoratoriums weicht Bach ab von wissen« lautete die ursprüngliche Textfassung dieser Arie. Und das frü- Ider Regel, dass am Ende einer Kantate ein Schlusschoral zu stehen hat, here empörte Ausrufen »ich will nicht, ich mag nicht« wandelte sich in und er lässt nach dem Choralsatz »Seid froh dieweil« noch einmal den vollkommene Verzückung, denn nun wurde dieselbe Notenfolge mit Eingangschor »Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen« wiederholen. dem Text »den Schönsten, den Liebsten« unterlegt. Dessen Gestus ist recht tänzerisch, der formale Aufbau fällt in zwei ei- nander motivisch angenäherte Teile. Neben zwei weiteren Chorälen, ie zweite Kantate leitet Bach mit einem Instrumentalsatz ein, einer denen jeweils ein nicht an den Bibeltext gebundenes, frei gedichtetes DSinfonia, die man (wie Albert Schweitzer) in ihrer musikalischen Rezitativ vorausgeht, ist der Chor auch noch da gefordert, wo das Evan- Aufgliederung in Streicher samt Flöten und korrespondierende Oboen gelium vom Aufbruch der Hirten nach Betlehem erzählt (»Lasset uns (in Anlehnung an die volkstümlichen Schal- nun gehen«), ein motettisch-imitierender Satz, meien!) als Musizieren der Engel und der Hirten der in seiner auf ge fächerten Struktur und melo- deuten kann, denn Hirten auf dem Feld sind es, disch gegenläufigen Richtung Bewegung sugge- die als erste von der Geburt Christi erfahren. Mit riert. Eine musikalisch herausgehobene Bedeu- den beiden Arien dieser Kantate gewinnt Bach tung erlangt die Altarie »Schließe, mein Herze, dem Geschehen eine hohe Anschaulichkeit ab: dies selige Wunder«, deren Charakter trotz des Der Tenor fordert die Hirten mit virtuos gewen- relativ virtuosen Violinparts stark nach innen ge- deter Agilität auf, zum Stall zu eilen (»Frohe Hir- wendet erscheint. ten, eilt, ach eilet«), der Alt besingt das in der Krippe liegende Jesuskind (»Schlafe, mein Liebs- ie vierte Kantate und insbesondere deren ter, genieße der Ruh«). Beide Arien haben ihre DEingangschor »Fallt mit Danken, fallt mit Vorbilder in den oben genannten weltlichen Kan- Loben« entfernt sich mit der weichen Tonart taten BWV 213 und 214. Die Hirtenarie war vor- F-Dur und der Besetzung mit zwei Hörnern am mals dem Alt zugewiesen gewesen, den Triosatz weitesten von der hellen, durch Trompetenklang ergänzte hier statt der Flöte eine Oboe d’amore. geprägten D-Dur-Brillanz der rahmenden Teile I Vom Charakter des Textes her sind Vorbild und und VI. Eine besondere Stellung nehmen in die- Parodie hier durchaus vergleichbar. Ein wenig an- ser Kantate zwei Bass-Rezitative ein (»Immanuel, ders sieht es dagegen mit der Arie »Schlafe, mein o süßes Wort« und »Wohlan, dein Name soll Liebster« aus: Hier reichert Bach den vormals allein«): Sie sind zum Choral geweitet. Die Cho- reinen Streichersatz noch mit Holzbläsern an ralstrophe »Jesu, du mein liebstes Leben« wird (Oboe d’amore I,II, Oboe da caccia I,II), und die hierbei auf zwei Sätze aufgeteilt. Die Sopranarie jetzt in den Alt gelegte Singstimme wird von »Flößt, mein Heiland, flößt dein Name« gründet einer Flöte im unisono oktaviert. Der Text aller- auf der Form der Dialogkomposition, reduziert dings hat im Weihnachts-Oratorium eine gänzlich neue Zielrichtung die antwortende Stimme aber auf reizvolle Echowirkungen, nicht nur auf eingenommen. In der Kantate BWV 213 war es noch die personifizierte vokaler, sondern auch auf instrumentaler Ebene. »Wollust« gewesen, die hier in Sopranlage verführerisch von der »Lockung entbrannter Gedanken« und vom »Schmecken der Lust der m fünften Teil, der Kantate zum Sonntag nach Neujahr, zeigt sich, dass lüsternen Brust« gesungen hatte. Dass der groß angelegte, mehrteilige IBach den Charakter eines Oratoriums vorübergehend abschwächt, und musikalisch reichhaltige Chorsatz dieser Kantate »Ehre sei Gott möglicherweise ein Zugeständnis an den Usus des Ablaufs eines ge- in der Höhe« erst gegen Ende dieser Kantate erklingt, ist nur folgerichtig, wöhnlichen Sonntagsgottesdienstes und dessen Zwänge einer »norma- denn zunächst geht es um das Staunen über das Erlebte, erst mit len« Kantate ohne dramatisierende Elemente. So sind die drei Weisen der Erkenntnis kann sich der Jubel der Hirten über Christi Geburt aus dem Morgenland hier nicht, wie eigentlich zu erwarten, einem Bahn brechen. Solistenterzett anvertraut, sondern als vierstimmiger Chorsatz vertont,

06 und die im Evangelium wörtlich wiedergegebene Antwort der Hohe- priester und Schriftgelehrten auf Herodes’ Fragen, wo Christus geboren sei (»zu Betlehem, im jüdischen Lande«), wird hier nicht als Chorsatz ge- bracht, sondern geht im Vortrag des Evangelisten auf. Und nicht zuletzt ist diese Kantate (ausgenommen die Sonderform der dritten Kantate) die einzige, die im Schlusschoral auf obligate Instrumentalstimmen verzich- tet und mit einem schlichten vierstimmigen Satz schließt. Doch auf der anderen Seite stellt der konzertante, pochend vorantreibende Eingang- schor »Ehre sei dir, Gott, gesungen« eine der wenigen völligen Neu- schöpfungen des Weihnachtsoratoriums dar. Die h-Moll-Arie »Ach, wann wird die Zeit erscheinen« gehört zu den raren solistischen Terzett- Kompositionen Bachs. Immer wieder verschafft sich der Solo-Alt massiv Gehör: Mit den Einwürfen »Schweigt, schweigt« verweist er Sopran und Tenor darauf, dass Jesus seine Herrschaft schon längst angetreten hat.

ie sechste Kantate bietet wieder eine festliche Trompeten- und DPaukenbesetzung auf. Der imposante vielgliedrige Eingangschor »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben« steht in seinen unterschied- lichen Ausprägungen der Form einer Fuge nahe. Der Satz beginnt mit einem motivisch vorbereitenden dreiteiligen Instrumentalritornell. Auf eine Chorfuge (»Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«) folgt nach einem kurzen Satz ein Chorabschnitt, der weitere Motive des Instrumen- talritornells aufgreift. Der Mittelteil des Chorsatzes bildet anfangs einen eigenmotivischen Quintkanon aus (»Wir wollen dir allein vertrauen«), wendet sich dann aber der fortspinnenden Motivik des Ritornells zu (»so BÄCKEREI – KONDITOREI können wir den scharfen Klauen«). Der Schlussteil führt zurück zum Be- ginn (»Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«), setzt aber in der Fort- führung des Satzes im Unterschied zum ersten Abschnitt auf das ge- samte thematische Material des den Satz eröffnenden instrumentalen Ritornells. Die erste der beiden jeweils mit Oboi d’amore begleiteten Arien ist leicht und tänzerisch gehalten (Sopran: »Nur ein Wink von seinen Händen«), die zweite (Tenor: »Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken«) von einem temperamentvollen, konzertanten Zug geprägt. Ein nach und nach alle vier Vokalsolisten zusammenführendes Rezitativ (»Was will der Hölle Schrecken nun«) leitet zum Schlusschoral dieser Kantate über, Brezelkörble in Stuttgart der mit dem zeilenweisen Einbau in einen volltönenden Orchestersatz Teinacher Straße 29 – Telefon 563436 einen glanzvollen Abschluss nicht nur dieses Teils sondern des ganzen Stgt.-Bad Cannstatt Oratoriums bildet.

Thomas Bopp

07 BENJAMIN BRITTEN / SAINT NICOLAS

I. Introduction I. Einleitung

Our eyes are blinded by the Wir sind geblendet durch die Heiligkeit, holiness you bear. die du verkörperst. The bishop’s robe, the mitre Der Bischofsmantel, die Mitra and the cross of gold Und das goldene Kreuz obscure the simple man Verhüllen den einfachen Mann, within the Saint. der im Heiligen lebt. Strip off your glory, Nicolas, Leg an deine Pracht, Nikolaus, and speak! und sprich zu uns!

Nicolas Nikolaus Across the tremendous bridge Über die große Zeitspanne von Of sixteen hundred years sechzehnhundert Jahren hinweg I come to stand in worship with you komme ich, um mit euch anzubeten, As I stood among my genau wie ich es tat inmitten meiner Faithful congregation long ago. gläubigen Gemeinde vor langer Zeit. All who knelt beside me then are gone. Alle, die mit mir die Knie beugten, sind davon. Their name is dust, Ihre Namen sind Rauch, ihre Their tombs are grass and clay, Gräber sind zu Staub und Asche geworden. Yet still their shining seed of faith Und doch lebt der herrliche Same Survives in you! ihres Glaubens weiter – in euch! It weathers time, it springs again Er widersteht der Zeit, er sprosst erneut In you! With you it stands in euch, in euch steht er fest, Like forest oak or dem Eichenwald gleich, oder er welkt Withers with the grasses underfoot. dahin wie Gräser am Wegrand. Preserve the living faith Bewahrt euch diesen lebendigen Glauben, For which your fathers fought! für den eure Väter kämpften. For faith was won by centuries Denn der Glaube wurde erworben durch Of sacrifice and many martyrs died Jahrhunderte der Opfer, und viele Märtyrer That you might worship God. starben, damit ihr Gott anbeten könnt.

Help us, Lord, to find the hidden road Hilf uns, Herr, den verborgenen Weg zu That leads from love finden, der uns führt von Liebe To greater love, zu größerer Liebe, From faith to greater faith. von Glauben zu stärkerem Glauben. Strengthen us, o Lord! Stärke uns, oh Herr! Screw up our strength to Bündle unsere Kraft, damit wir Serve Thee with simplicity. dir in aller Einfachheit dienen.

08 II. The Birth of Nicolas Nikolaus wird geboren

Nicolas was born in answer to prayer Nikolaus’ Geburt war die Erhörung des Gebets, And leaping from his mother’s womb he cried: er sprang aus dem Mutterschoß und rief dabei: God be glorified! Gott werde verherrlicht! Swaddling-bands and crib awaited him there, Windeln und Wiege warteten auf ihn, But Nicolas clapped both his hand and cried: aber Nikolaus klatschte in die Hände und rief: God be glorified! Gott werde verherrlicht! Innocent and joyful, naked and fair, Unschuldig und fröhlich, nackt und schön – He came in pride on earth to abide. So kam er freudig, um auf Erden zu leben. God be glorified! Gott werde verherrlicht! Water rippled Welcome in the bath-tub by his side, »Willkommen!« plätscherte das Badewasser neben ihm, he dived in open-eyed, he swam, he cried: er tauchte hinein mit offenen Augen, schwamm und rief: God be glorified! Gott werde verherrlicht! When he went to church at Christmastide, Als er zum Christfest in die Kirche kam, He climbed up to the font to be baptized. kletterte er zum Becken hinauf, um getauft zu werden. God be glorified! Gott werde verherrlicht! Pilgrims came to kneel and pray by his side. Pilger knieten nieder und beteten mit ihm, er He grew in grace, his name was sanctified. wuchs an Gnade, sein Name wurde gepriesen. God be glorified! Gott werde verherrlicht! Nicolas grew in innocence and pride. Nikolaus war rein und selbstbewusst zugleich. His glory spread in rainbow round the Sein Ruhm verbreitete sich wie ein Regenbogen Countryside. »Nicolas will be a Saint!« durch das Land. »Er wird ein Heiliger!« The neighbours cried. sagten die Leute: God be glorified! Gott werde verherrlicht!

III. Nicolas devotes himself to God Nikolaus weiht sein Leben Gott

Nicolas Nikolaus My parents died all too soon Meine Eltern starben viel zu früh. I left the tranquil beauty of their home Ich verließ die friedliche Umgebung ihres Hauses und And knew the wider world of man. lernte die weite Welt der Menschen kennen. Poor Man! I found him solitary, Armer Mensch! Ich sah ihn einsam, Racked by doubt: born, bred, doomed to die von Zweifeln geplagt: geboren, erzogen, dem Tod In everlasting fear of everlasting death: geweiht in endloser Angst vor dem ewigen Tod: The foolish toy of time, Ein armseliges Spielzeug der Zeit, The darling of decay – der Liebling des Verfalls – Hopeless, faithless, defying God. hoffnungslos, ziellos, in Auflehnung gegen Gott. Heartsick, in hope to mask the twisted Bekümmert, hoffte ich das entstellte Gesicht Face of poverty, I sold my lands to feed der Armut zu verhüllen und verkaufte mein The poor. I gave my goods to charity Land, um die Armen zu nähren. Ich war sehr mildtätig,

09 BENJAMIN BRITTEN / SAINT NICOLAS

But love demanded more. aber die Liebe verlangte noch mehr. Heartsick, I cast away all things Tiefbetrübt verwarf ich alle Dinge, That could distract my mind die meinen Sinn ablenken konnten von From full devotion to His will; der ganzen Hingabe an Gottes Willen; I thrust my happiness behind ich warf mein eigenes Glück hinter mich, But love desired more still. aber die Liebe forderte noch mehr. Heartsick, I call an God to Kummervoll bat ich Gott inständig, meine Purge my angry soul, zornige Seele zu züchtigen, mein einziger To be my only master, friend and guide. Herr, Freund und Ratgeber zu sein. I begged for sweet humility Ich bat um köstliche Demut And love was satisfied. und die Liebe war zufrieden.

IV. His Journeys to Palestine Seine Reise nach Palästina

Nicolas sailed for Palestine Nikolaus segelte nach Palästina Across the sunlit seas. über das sonnenbeschienene Meer. The South West wind blew soft and fair, Der Südwestwind wehte mild und sanft, Seagulls hovered through the air die Möwen flogen durch die Luft And spices scented the breeze. und die Brise duftete würzig. Everyone felt that land was near: Alle spürten, wie nah das Land schon war: All dangers now were past: Die Gefahren waren bald vorbei. Except for one who knelt in prayer, Nur einer kniete nieder im Gebet mit Fingers clasped and head quite bare, gefalteten Händen, das Haupt entblößt, Alone by mizzen-mast. Allein am mittleren Mast. The sailors jeered at Nicolas, Die Seeleute verspotteten Nikolaus, Who paid them no regard, der sie nicht beachtete bis zur Stunde Until the hour of sunset came des Sonnenuntergangs. When up he stood and stopped their game Da stand er auf und beendete ihr Pokerspiel Of staking coins on cards. mit Karten. Nikolaus sprach und Nicolas spoke and prophesied prophezeite ihnen einen Sturm, der A tempest far ahead. noch in weiter Ferne war. The sailors scorned such words of fear, Die Seeleute verlachten seine Warnung, Since sky and stars shone bright and clear, denn der Himmel und die Sterne waren klar und hell, So »Nonsense!« they all said. da sagten sie alle: »Unsinn!« Darkness was soon on top of them, Die Dunkelheit kam über sie, But still the South wind blew. aber der Südwind wehte noch. The captain went below to sleep Der Kapitän legte sich unter Deck zur Ruhe And left the helmsman there to keep und überließ das Steuer dem Steuermann His course with one of the crew. und einem anderen Seemann. Nicolas swore he’d punish them Nikolaus schwor ihnen Vergeltung dafür, For mocking at the Lord. dass sie den Herrn verspottet hatten.

10 The wind arose, the thunder roared, Der Wind erhob sich, der Donner rollte. Lightning split the waves that poured Blitze spalteten die Wellen, In wild cascades on board. die wild über das Deck stürzten. Waterspouts rose in majesty Wasserfontänen türmten sich majestätisch auf, Until the ship was tossed bis das Schiff hin und her geworfen wurde von Abaft, aback, astern, abeam, vorne nach hinten und rechts nach links. Lit by the lightning’s livid gleam Erleuchtet durch den grellen Blitz And all aboard cried, »Lost!« riefen alle an Bord: »Verloren!« Lightning hisses through the night, Blitze zischten durch die Nacht, Blinding sight with living light! Ah! blendeten alle durch ihre Helligkeit! Ah! »Spare us!« - »Man the pumps!« »Verschone uns!« - »An die Pumpen!« »Axes!« - »Save us, Savior!« »Äxte!« - »Rette uns, Heiland!« Winds and tempest howl their cry Sturm und Wind heulten auf im Of battle through the raging sky! Ah! Kampf am wütenden Himmel! Ah! »Spare us!« - »Lifeboats!« »Verschone uns!« - »Rettungsboote!« »Lower away!« - »Save us, Savior!« »Lasst sie herab!« - »Rette uns, Heiland!« Waves repeat their angry roar, Die Wellen erneuern ihr Brüllen, sie fallen Fall and spring again once more! Ah! zurück und springen wieder empor! Ah! »Let her run before the wind!« »Lass sie vor dem Wind fahren!« »Shorten sail!« - »Reef her!« »Spann das Segel!« - »Reff das Schiff!« »Heave her to!« »Dreht das Schiff bei!« Thunder rends the sky asunder Donner erschütterte den Himmel mit With its savage shouts of wonder! Ah! Tosen und Wüten! Ah! »Pray the God. Kneel and pray!« »Betet zu Gott!« Kniet nieder und betet!« Lightning, thunder, tempest, ocean Blitze, Donner, Sturm und Meer Praise their God with voice and motion. Loben ihren Herrn mit Stimmen und Bewegung. Nicolas waited patiently Nikolaus wartete geduldig ab, bis sie Till they were on their knees, alle auf den Knien lagen. Then down he knelt in thankfulness Dann kniete auch er nieder in Dankbarkeit Begging God their ship to bless und bat Gott, ihr Schiff zu segnen And make the storm to cease. und den Sturm zu stillen.

Nicolas Nikolaus »O God! We are all weak, »Oh Gott! Wir sind alle schwache, Sinful, foolish men. We pray from fear schuldige, unwissende Menschen. Wir rufen zu dir aus Angst And from necessity at death, und Furcht vor dem Tod, In sickness or private loss. in Krankheit oder persönlichem Leid. Without the prick of fear our conscience Ohne den Stachel der Angst schläft unser Gewissen, Sleeps, forgetful of Thy grace. deine Gnade ist vergessen. Help us, o God, to see more clearly. Hilf uns, Gott, klarer zu erkennen. Tame our stubborn hearts. Zähme unsere störrischen Herzen. Teach us to ask for less and offer more Lehre uns, bescheiden zu werden und dir dankbarer zu sein.

11 BENJAMIN BRITTEN / SAINT NICOLAS

Gratitude to Thee. Pity our Erbarme dich unserer Einfalt, Simplicity, for we are truly denn wir sind erbarmungswürdig Pitiable in Thy sight. Amen!« vor deinem Angesicht. Amen!« The winds and waves lay down to rest, Wind und Wellen legten sich zur Ruhe, The sky was clear and calm. der Himmel war still und klar. The ship sailed onward without harm Das Schiff segelte unbeschadet weiter, And all creation sang a psalm und alle Kreatur stimmte ein an Of loving thankfulness. voller Liebe und Dankbarkeit. Beneath the stars the sailors slept Die Seeleute legten sich unter den Sternen nieder, Exhausted by their fear, while I ganz erschöpft von ihrer Angst, während ich Knelt down for love of God on high kniend den Höchsten anbetete und seine And saw his angels in the sky Engel im Himmel sah. Smile down at me, and wept. Sie lächelten mir zu und ich weinte.

V. Nicolas comes to Myra and Is chosen Bishop Nikolaus wird zum Bischof von Myra gewählt

Come stranger sent from God! Tritt ein, Fremder, von Gott gesandt! Come, man of God! Komm, du Mann Gottes! Stand foremost in our church Stehe unserer Kirche voran und And serve this diocese as Bishop Nicolas, diene in dieser Diözese als Bischof Nikolaus – Our shield, our strength, our peace! Unser Schild, unsere Stärke, unser Friede!

Nicolas Nikolaus I, Nicolas, Bishop of Myra and Ich Nikolaus, Bischof von Myra und seiner Its diocese, shall with the unfailing grace Diözese, werde durch Gottes unfehlbare Gnade Of God, defend his faithful servants, seine gläubigen Diener verteidigen, Comfort the widow and fatherless, die Witwen und Waisen trösten, And fulfil his will for this most und Gottes Willen für diese Blessed church. gesegnete Kirche erfüllen.

Amen! Amen! Place the mitre on your head Setze die Mitra auf dein Haupt, To show your mastery of men! Amen! um deine weltliche Macht zu zeigen. Amen. Take the golden robe that covers Nimm den goldenen Umhang, der dich You with Christ’s authority! mit Christi Macht umhüllt. Amen! Amen. Wear the fine dalmatic woven Trage diesen feinen Damast, gewebt With the cross of faith. mit dem Kreuz des Glaubens. Amen! Amen. Bear the crozier as a staff Führe diesen Krummstab als Stütze And comfort to your flock! und Trost für deine Herde. Amen! Amen.

12 Set the ring upon your hand Stecke diesen Ring an deine Hand als In sacramental sign of wedlock heiliges Zeichen der innigen Verbindung With thy God! mit deinem Gott! Amen! Amen! Serve the faith and Diene dem Glauben und Spurn his enemies! verschmähe seine Feinde.

1. All people that on earth to dwell, Alle Menschen, die auf Erden leben, Sing to the Lord with cheerful voice! sollen Gott mit froher Stimme loben. Him serve with fear, His praise forth tell, Ihm dienet mit Furcht, sein Lob vermehrt, Come ye before Him and rejoice. kommt vor ihn und frohlockt.

2. O enter then His gates with praise, In seine Tore einzuziehen mit Loben, Approach with joy His courts unto, in seine Vorhöfe mit Frohlocken, Praise, laud and bless His name always, seinen Namen zu rühmen und loben immerdar, For it is seemly so to do. das ist unser Amt.

3. For why? The Lord, our God is good: Warum? Gott, unser Herr, ist gut: His mercy is forever sure; Seine Güte währet ewiglich; His truth at all times firmly stood, Seine Wahrheit stand zu aller Zeit fest und And shall from age to age endure. wird bleiben von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Amen.

13 BENJAMIN BRITTEN / SAINT NICOLAS

Gemeinde, Chöre und Instrumente musizieren gemeinsam:

14 15 BENJAMIN BRITTEN / SAINT NICOLAS

VI. Nicolas from Prison Nikolaus im Gefängnis

Nicolas Nikolaus Persecution sprang upon our church Verfolgung brach über unsere Kirche herein And stilled its voice. Eight barren years und ließ ihre Stimme verstummen. Acht fruchtlose Jahre It stifled under Roman rule: unterlag sie römischer Gewalt. And I lay bound, condemned to celebrate Ich lag gefangen und musste meine einsamen My lonely sacrament with prison bread, Mahlfeiern mit Gefängnisbrot bestreiten, While wolves ran loose während Wölfe in meiner Herde Among my flock. – O man! wüteten! – Oh, Mensch! The world is set for you as for a king! Diese Welt ist dir bereitet wie einem König. Paradise is yours in loveliness. Das Paradies mit aller Schönheit gehört dir, The stars shine down for you, die Sterne funkeln nur für dich, For you the angels sing, dir singen die Engel zu, Yet you prefer your wilderness. und doch ziehst du die Wildnis vor. You hug the rack of self, Du liebst die Streckbank des Egoisten, du sehnst Embrace the lash of sin, dich nach der Peitsche der Sünde, du ver- Pour your treasures out to bribe distress. schwendest deinen Reichtum an Wucherer. You build your temples Du errichtest deine Tempel, die Fair without and foul within: von außen schön und innen zerfallen sind: You cultivate your wilderness, So kultivierst du deine Wildnis. Yet Christ is yours, yours! Und dennoch gehört dir Christus, ja, dir! For you he lived and died. Für dich lebte und starb er. God in mercy gave his Son Gott in seiner Güte gab seinen Sohn, To bless you all, to bring you life euch alle zu segnen, euch Leben zu schenken. And Him your crucified Und ihr habt ihn an das Kreuz geschlagen, To desecrate your wilderness. um eure Wildnis zu entweihen. Turn, turn away from sin! Ah! Kehrt um, kehrt euch ab von der Sünde! Ah! Bow down your hard and stubborn hearts! Öffnet eure harten, unbeugsamen Herzen. Confess, confess yourselves to Him Tut Buße vor dem Herrn, In penitence, and humbly vow your reumütig, und weiht demütig Lives to Him, to holiness. euer Leben Gott, dem Heiligen.

VII. Nicolas and the pickled Boys Nikolaus und die eingelegten Jungen

Famine tracks us down the lanes, Hungersnot verfolgt uns auf den Straßen, Hunger holds our horses’ reins, Hunger hält unsere Pferde im Zaum, Winter heaps the roads with snow. Winter türmt Schnee auf die Straßen. O we have far to go! Oh, wir müssen noch weit wandern! Starving beggars howl their cry, Hungernde Bettler klagen laut und schreien, Snarl to see us spurring by, schimpfen, weil wir so schnell vorübereilen,

16 Times are bad and travel slow. Die Zeit ist bitter und Reisen ist beschwerlich. O we have far to go! Oh, wir müssen noch weit wandern! We mourn our boys, our missing sons! Wir trauern um unsere Jungen, sie fehlen uns! We sorrow for three little ones! Wir weinen um drei Kinder! Timothy, Mark and John are gone, Timotheus, Markus und Johannes sind fort, are gone! sind fort! Landlord, take this piece of gold! Herr Graf, nehmt dieses Goldstück an! Bring us food before the cold Gebt uns Essen, bevor die Kälte unseren Makes our pangs of hunger grow. Hunger noch verschlimmert. O we have far to go! Oh, wir müssen noch weit wandern! Day by day we seek to find Tag für Tag suchen wir nach Spuren Some trace of them but oh! Unkind! unserer Kinder, aber – nein, oh weh! Timothy, Mark and John are gone, Timotheus, Markus und Johannes sind fort, are gone! sind fort! Let us share this dish of meat. Lasst uns dieses Fleisch miteinander teilen. Come, my friends, sit down and eat! Kommt, meine Freunde, setzt euch und esst. Join us, Bishop, for we know Tretet ein, Bischof, denn wir wissen, That you have far to go! dass ihr noch weit wandern müsst. Mary meek and Mother mild Maria mild und Mutter wert, Who lost thy Jesus as a child, du hast deinen Knaben Jesus auch verloren, Our Timothy, Mark and John are gone, unser Timotheus, Markus und Johannes sind fort, are gone! sind fort! Come, your Grace, don’t eat so slow! Kommt, Euer Gnaden, esst nicht so zögerlich! Take some meat! Nehmt doch von dem Fleisch!

Nicolas Nikolaus O do not taste! O do not feed Oh, seid bedacht! Oh, nährt euch nicht On sin! But haste to save three souls in need! von der Sünde! Eilt herzu, drei Seelen zu retten! The mothers’ cry is sad and weak, Die Mütter klagen betrübt und ermattet, Within these walls they lie in diesen Wänden sind die drei zu finden, Whom mothers sadly seek. die ihre Mütter so schmerzlich suchen. Timothy, Mark and John, Timotheus, Markus und Johannes, Put your fleshly garments on! legt an euer fleischliches Gewand! Come from dark oblivion! Come! Kommt aus der dunklen Nacht! Kommt! See! Three boys spring back to life, Seht! Drei Junge erstehen wieder zum Leben, Who, slaughtered by the butcher’s knife, die durch des Metzgers Messer zerteilt, Lay salted down! And entering, in Salz eingelegt waren. Sie treten ein, Hand in hand they stand and sing stehen Hand in Hand und singen: »Alleluia« to their King! »Alleluia« ihrem König!

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VIII. His piety and marvellous works Seine Frömmigkeit und Wundertaten

For forty years our Nicolas, Vierzig Jahre lang war Nikolaus Our prince of men, our shepherd and unser Fürst der Menschen, unser Hirte und Our gentle guide walked by our side. unser sanfter Ratgeber an unserer Seite. We turned to him at birth and death Zu ihm kamen wir bei Geburt und Tod, In time of famine and distress, in Zeiten des Hungers und der Not, In all our grief to bring relief. in allen Anfechtungen, um Trost zu erfahren. He led us from the valleys to Er führte uns aus Tälern auf die angenehmen The pleasant hills of grace. Höhen der Gnade. Er mühte sich sehr, He fought to fold us in from mortal sin. uns vor tödlichen Sünden zu bewahren. O! He was prodigal of love! Oh, er war verschwenderisch mit Liebe! A spendthrift in devotion to us all Er war freigebig mit Zuwendung uns allen And blessed as he caressed. gegenüber. Er wurde gesegnet, indem er liebte. We keep his memory alive Wir halten sein Gedächtnis wach In legends that our children in den Geschichten, die unsere Kinder And their Children’s children treasure still. und die Kinder ihrer Kinder bis heute wertschätzen. A captive at the heathen court Ein Gefangener an einem Königshof Wept sorely all alone. Weinte in Einsamkeit! »Oh, Nikolaus »O Nicolas is here, my son! ist da, mein Freund! Und er bringt And he will bring you home!« Dich sicher heim.« »Fill, fill my sack with corn!« he said. »Füll, füll meinen Sack mit Getreide«, sprach er. »We die from lack of food!« »Sonst verhungern wir alle.« Und von And from that single sack he fed dem einen Sack machte er A hungry multitude. eine große hungrige Menge satt. Three daughters of a nobleman Drei Töchter eines Edelherren waren Were doomed to shameful sin, Zur Ehrlosigkeit schon verdammt. Till our good Bishop ransomed them Da erlöste sie der Bischof, indem By throwing purses in. Er ihnen Geldbeutel zuwarf. The gates were barred, the black flag flew, Die Tore waren verriegelt, die schwarze Fahne Three men knelt by the block. wehte über drei knieenden Männern am Block. But Nicolas burst in like flame Aber Nikolaus brach ein wie Feuer und And stayed the axe’s shock. hielt das Schwert zurück. »O help us, good Nicolas! »Oh, hilf uns doch, guter Nikolaus! Our ship is full of foam!« Unser Schiff ist voller Schaum!« He walked across the wave to them Er ging über die Wellen zu ihnen und And led them safely home. leitete sie sicher in den Hafen. He sat among the bishops Er war einer der Bischöfe, die zu Who were summoned to Nicaea: Nicäa zusammengerufen wurden. Then rising with the wrath of God Dort packte ihn der göttliche Zorn und Boxed Arius’s ear! er wies Arius hart zurecht. He threatened Constantine the Great Er drohte Konstantin dem Großen mit

18 With bell and book and ban: Glocke, Buch und Bann, Till Constantine confessed his sins bis Konstantin seine Schuld bekannte, Like any common man. wie jeder gewöhnliche Mensch auch. Let the legends that we tell Mögen die Legenden, die wir erzählen, Praise him, with our prayers as well. ihn ehren, wie unsere Gebete es tun. We keep his memory alive Wir halten sein Gedächtnis wach In legends that our children and in den Geschichten, die unsere Kinder Their children’s children treasure still. und die Kinder ihrer Kinder bis heute wertschätzen.

IX. The Death of Nicolas Der Tod des heiligen Nikolaus

Nicolas Nikolaus Death, I hear thy summons and I come Tod, ich höre deine Stimme wohl und ich eile In haste, for my short life is done zu kommen, denn mein Leben ist vorüber. And O! my soul is faint with love Oh! Und meine Seele dürstet in Liebe nach For Him who waits for me above. dem, der meiner wartet im Himmel!

Lord, now lettest Thou Thy servant Herr, nun lässest du deinen Diener Lord , I come to life, to final birth Herr, ich lebe, nach meiner letzten Geburt Depart in peace, according to Thy word. in Frieden fahren, wie du gesagt hast. I leave the misery of earth Ich verlasse das Elend der Erde, For mine eyes have seen Thy salvation Denn meine Augen haben dein Heil gesehen, For light, by Thy eternal grace um ins Licht deiner ewigen Güte Which Thou hast prepared Welches du bereitet hast Where I shall greet Thee face to face. zu kommen, dein Angesicht zu schauen. Before the face of all people vor allen Völkern, Christ, receive my soul with tenderness, Christus, nimm meine Seele gnädig auf. To be a light to lighten the gentiles ein Licht, zu erleuchten die Heiden For in my last of life I bless Denn ich rühme dich im letzten Atemzug, And to be the glory of Thy people Israel. und zum Preis deines Volks Israel. Thy name who lived and died for me der für mich lebte und starb, Glory ne to the Father, Ehre sein dem Vater, And dying, dying yield my soul to Thee. dem ich meine Seele sterbend anbefehle, And to the Son and to the Holy Ghost. und dem Sohn und dem Heiligen Geist. As it was in the beginning, is now Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar And ever shall be world without end. Amen. und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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20 1. God moves in a mysterious way Gott wählt gar wunderliche Weisen, His wonders to perform; um seine Wunder zu vollbringen. He plants His footsteps in the sea Er setzt seinen Fuß inmitten des Meeres And rides upon the storm. und fährt auf Sturmwolken dahin.

2. Deep in unfathomable mines Tief in unergründlichen Quellen, Of never failing skill deren Kräfte nie versiegen, He treasures up his bright designs verbirgt er seine weisen Pläne und And works His sovereign will. übt seinen allmächtigen Willen.

3. Ye fearful saints, fresh courage take, Ihr furchtsamen Heiligen, seid mutig, The clouds ye so much dread denn die drohenden Wolken, die ihr Are big with mercy and shall break fürchtet, sind voller Segen und In blessing in your head. Amen. sollen sich auf euer Haupt ergießen. Amen.

Text: Eric Crozier, Übertragung: Anna Katharina Echtner

21 JOHANN SEBASTIAN BACH / WEIHNACHTS-ORATORIUM BWV 248

TEIL I O aller Welt Verlangen, »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage« O meiner Seelen Zier! O Jesu, Jesu, setze Mir selbst die Fackel bei, 1. Chor SATB Damit, was dich ergötze, Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, Mir kund und wissend sei! Rühmet, was heute der Höchste getan! (Paul Gerhardt, 1653) Lasset das Zagen, verbannet die Klage, Stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! 6. Rezitativ Tenor (Evangelist) Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn Laßt uns den Namen des Herrschers verehren! in eine Krippen, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. (Lk 2, 7) 2. Rezitativ Tenor (Evangelist) Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augusto 7. Choral und Rezitativ Sopran, Bass ausging, daß alle Welt geschätzet würde. Und jedermann ging, daß er Er ist auf Erden kommen arm, sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch Wer will die Liebe recht erhöhn, auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Die unser Heiland vor uns hegt? Stadt David, die da heißet Bethlehem; darum daß er von dem Hause und Daß er unser sich erbarm, Geschlechte David war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem Ja, wer vermag es einzusehen, vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam Wie ihn der Menschen Leid bewegt? die Zeit, daß sie gebären sollte. Und in dem Himmel mache reich, (Lk 2, 1.3-6) Des Höchsten Sohn kömmt in die Welt, Weil ihm ihr Heil so wohl gefällt, 3. Rezitativ Alt Und seinen lieben Engeln gleich. Nun wird mein liebster Bräutigam, So will er selbst als Mensch geboren werden. Nun wird der Held aus Davids Stamm Kyrieleis! Zum Trost, zum Heil der Erden (Martin Luther, 1524) Einmal geboren werden. Nun wird der Stern aus Jakob scheinen, 8. Arie Bass Sein Strahl bricht schon hervor. Großer Herr, o starker König, Auf, Zion, und verlasse nun das Weinen, Liebster Heiland, o wie wenig Dein Wohl steigt hoch empor! Achtest du der Erden Pracht! Der die ganze Welt erhält, 4. Arie Alt Ihre Pracht und Zier erschaffen, Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben, Muß in harten Krippen schlafen. Den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn! Deine Wangen 9. Choral SATB Müssen heut viel schöner prangen, Ach mein herzliebes Jesulein, Eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben! Mach dir ein rein sanft Bettelein, Zu ruhn in meines Herzens Schrein, 5. Choral SATB Daß ich nimmer vergesse dein! Wie soll ich dich empfangen (Martin Luther, 1535) Und wie begegn’ ich dir?

22 TEIL II 15. Arie Tenor »Und es waren Hirten in derselben Gegend« Frohe Hirten, eilt, ach eilet, Eh ihr euch zu lang verweilet, Eilt, das holde Kind zu sehn! 10. Sinfonia Geht, die Freude heißt zu schön, Sucht die Anmut zu gewinnen, 11. Rezitativ Tenor (Evangelist) Geht und labet Herz und Sinnen! Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herren Engel trat zu 16. Rezitativ Tenor (Evangelist) ihnen, und die Klarheit des Herren leuchtet um sie, und sie furchten sich Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln sehr. gewickelt und in einer Krippe liegen. (Lk 2, 8-9) (Lk 2, 12)

12. Choral SATB 17. Choral SATB Brich an, o schönes Morgenlicht, Schaut hin, dort liegt im finstern Stall, Und laß den Himmel tagen! Des Herrschaft gehet überall! Du Hirtenvolk, erschrecke nicht, Da Speise vormals sucht ein Rind, Weil dir die Engel sagen, Da ruhet itzt der Jungfrau’n Kind. Daß dieses schwache Knäbelein (Paul Gerhardt, 1667) Soll unser Trost und Freude sein, Dazu den Satan zwingen 18. Rezitativ Bass Und letztlich Friede bringen! So geht denn hin, ihr Hirten, geht, (Johann Rist, 1641) Daß ihr das Wunder seht: Und findet ihr des Höchsten Sohn 13. Rezitativ Tenor (Evangelist) In einer harten Krippe liegen, Und der Engel sprach zu Ihnen: So singet ihm bei seiner Wiegen Sopran (Engel) Aus einem süßen Ton Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Und mit gesamtem Chor Volke widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, Dies Lied zur Ruhe vor! welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt David. (Lk 2, 10-11) 19. Arie Alt Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh, 14. Rezitativ Bass Wache nach diesem vor aller Gedeihen! Was Gott dem Abraham verheißen, Labe die Brust, Das läßt er nun dem Hirtenchor Empfinde die Lust, Erfüllt erweisen. Wo wir unser Herz erfreuen! Ein Hirt hat alles das zuvor Von Gott erfahren müssen, 20. Rezitativ Tenor (Evangelist) Und nun muß auch ein Hirt die Tat, Und alsobald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Was er damals versprochen hat, Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Zuerst erfüllet wissen. (Lk 2, 13)

23 JOHANN SEBASTIAN BACH / WEIHNACHTS-ORATORIUM BWV 248

21. Chor SATB 27. Rezitativ Bass Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Er hat sein Volk getröst’, Wohlgefallen. Er hat sein Israel erlöst, (Lk 2, 14) Die Hülf aus Zion hergesendet Und unser Leid geendet. 22. Rezitativ Bass Seht, Hirten, dies hat er getan; So recht, ihr Engel, jauchzt und singet, Geht, dieses trefft ihr an! Daß es uns heut so schön gelinget! Auf denn! wir stimmen mit euch ein, 28. Choral SATB Uns kann es so wie euch erfreun. Dies hat er alles uns getan, Sein groß Lieb zu zeigen an; 23. Choral Des freu sich alle Christenheit Wir singen dir in deinem Heer Und dank ihm des in Ewigkeit. Aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr, Kyrieleis! Daß du, o lang gewünschter Gast, (Martin Luther, 1524) Dich nunmehr eingestellet hast. (Paul Gerhardt, 1656) 29. Arie Sopran, Bass Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen Tröstet uns und macht uns frei. TEIL III Deine holde Gunst und Liebe, »Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen« Deine wundersamen Triebe Machen deine Vatertreu Wieder neu. 24. Chor SATB Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen, 30. Rezitativ Tenor (Evangelist) Laß dir die matten Gesänge gefallen, Und sie kamen eilend und funden beide, Mariam und Joseph, dazu das Wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht! Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Höre der Herzen frohlockendes Preisen, Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kind gesaget war. Und alle, für Wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen, die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesaget hatten. Weil unsre Wohlfahrt befestiget steht! Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. (Lk 2, 16-19) 25. Rezitativ Tenor (Evangelist) Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten 31. Arie Alt untereinander: Schließe, mein Herze, dies selige Wunder (Lk 2, 15/1) Fest in deinem Glauben ein! Lasse dies Wunder, die göttlichen Werke, 26. Chor SATB Immer zur Stärke Lasset uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, Deines schwachen Glaubens sein! die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. (Lk 2, 15/2) 32. Rezitativ Alt Ja, ja, mein Herz soll es bewahren, Was es an dieser holden Zeit

24 Zu seiner Seligkeit TEIL IV Für sicheren Beweis erfahren. »Fallt mit Danken, fallt mit Loben«

33. Choral SATB Ich will dich mit Fleiß bewahren, 36. Chor SATB Ich will dir Fallt mit Danken, fallt mit Loben Leben hier, Vor des Höchsten Gnadenthron! Dir will ich abfahren, Gottes Sohn Mit dir will ich endlich schweben Will der Erden Voller Freud Heiland und Erlöser werden, Ohne Zeit Gottes Sohn Dort im andern Leben. dämpft der Feinde Wut und Toben. (Paul Gerhardt, 1653) 37. Rezitativ Tenor (Evangelist) 34. Rezitativ Tenor (Evangelist) Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward Und die Hirten kehrten wieder um, preiseten und lobten Gott um alles, sein Name genennet Jesus, welcher genennet war von dem Engel, ehe das sie gesehen und gehöret hatten, wie denn zu ihnen gesaget war. denn er im Mutterleibe empfangen ward. (Lk 2, 20) (Lk2, 21)

35. Choral SATB 38. Rezitativ Sopran, Bass & Choral SATB Seid froh dieweil, Immanuel, o süßes Wort! Daß euer Heil Mein Jesus heißt mein Hort, Ist hie ein Gott und auch ein Mensch geboren, Mein Jesus heißt mein Leben. Der, welcher ist Mein Jesus hat sich mir ergeben, Der Herr und Christ Mein Jesus soll mir immerfort In Davids Stadt, von vielen auserkoren. Vor meinen Augen schweben. (Christoph Runge, 1653) Mein Jesus heißet meine Lust, Mein Jesus labet Herz und Brust. 24. Chor da capo SATB Jesu, du mein liebstes Leben, Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen, Komm! Ich will dich mit Lust umfassen, Laß dir die matten Gesänge gefallen, Meiner Seelen Bräutigam, Wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht! Mein Herze soll dich nimmer lassen, Höre der Herzen frohlockendes Preisen, Der du dich vor mich gegeben, Wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen, Ach! So nimm mich zu dir! Weil unsre Wohlfahrt befestiget steht! An des bittern Kreuzes Stamm! Auch in dem Sterben sollst du mir Das Allerliebste sein; In Not, Gefahr und Ungemach Seh ich dir sehnlichst nach. Was jagte mir zuletzt der Tod für Grauen ein? Mein Jesus! Wenn ich sterbe, So weiß ich, daß ich nicht verderbe.

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Dein Name steht in mir geschrieben, Jesus sei mir in Gedanken, Der hat des Todes Furcht vertrieben. Jesu, lasse mich nicht wanken! (Johann Rist, 1642) (Johann Rist, 1642)

39. Arie Sopran, Sopran (Echo) Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen TEIL V Auch den allerkleinsten Samen »Ehre sei dir, Gott, gesungen« Jenes strengen Schreckens ein? Nein, du sagst ja selber nein. (Nein!) Sollt ich nun das Sterben scheuen? 43. Chor SATB Nein, dein süßes Wort ist da! Ehre sei dir, Gott, gesungen, Oder sollt ich mich erfreuen? Dir sei Lob und Dank bereit’. Ja, du Heiland sprichst selbst ja. (Ja!) Dich erhebet alle Welt, Weil dir unser Wohl gefällt, 40. Rezitativ Sopran, Bass & Choral SATB Weil anheut Wohlan, dein Name soll allein Unser aller Wunsch gelungen, Jesu, meine Freud und Wonne, Weil uns dein Segen so herrlich erfreut. Meine Hoffnung, Schatz und Teil, In meinem Herzen sein! 44. Rezitativ Tenor (Evangelist) Mein Erlösung, Schmuck und Heil, Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit Hirt und König, Licht und Sonne, des Königes Herodis, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande So will ich dich entzücket nennen, gen Jerusalem und sprachen: Wenn Brust und Herz zu dir vor Liebe brennen. (Mt 2, 1) Doch Liebster, sage mir: Ach! wie soll ich würdiglich, 45. Chor SATB & Rezitativ Mein Herr Jesu, preisen dich? Wo ist der neugeborne König der Jüden? Wie rühm ich dich, wie dank ich dir? Sucht ihn in meiner Brust, (Johann Rist, 1642) Hier wohnt er, mir und ihm zur Lust! Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind kommen, 41. Arie Tenor ihn anzubeten. Ich will nur dir zu Ehren leben, Wohl euch, die ihr dies Licht gesehen, Mein Heiland, gib mir Kraft und Mut, Es ist zu euerm Heil geschehen! Daß es mein Herz recht eifrig tut! Mein Heiland, du, du bist das Licht, Stärke mich, Das auch den Heiden scheinen sollen, Deine Gnade würdiglich Und sie, sie kennen dich noch nicht, Und mit Danken zu erheben! Als sie dich schon verehren wollen. Wie hell, wie klar muß nicht dein Schein, 42. Choral SATB Geliebter Jesu, sein! Jesus richte mein Beginnen, (Mt 2, 2) Jesus bleibe stets bei mir, Jesus zäume mir die Sinnen, 46. Choral SATB Jesus sei nur mein Begier, Dein Glanz all Finsternis verzehrt,

26 Die trübe Nacht in Licht verkehrt. 52. Rezitativ Alt Leit uns auf deinen Wegen, Mein Liebster herrschet schon. Daß dein Gesicht Ein Herz, daß seine Herrschaft liebet Und herrlichs Licht Und sich ihm ganz zu eigen gibet, Wir ewig schauen mögen! Ist meines Jesu Thron. (Georg Weissel, 1642) 53. Choral SATB 47. Arie Bass Zwar ist solche Herzensstube Erleucht auch meine finstre Sinnen, Wohl kein schöner Fürstensaal, Erleuchte mein Herze Sondern eine finstre Grube; Durch der Strahlen klaren Schein! Doch, sobald dein Gnadenstrahl Dein Wort soll mir die hellste Kerze In demselben nur wird blinken, In allen meinen Werken sein; Wird es voller Sonnen dünken. Dies lässet die Seele nichts Böses beginnen. (Johann Franck, 1655)

48. Rezitativ Tenor (Evangelist) Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm TEIL VI das ganze Jerusalem. (Mt 2, 3) »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«

49. Rezitativ Alt Warum wollt ihr erschrecken? 54. Chor SATB Kann meines Jesu Gegenwart Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben, Euch solche Furcht erwecken? So gib, daß wir im festen Glauben O! solltet ihr euch nicht Nach deiner Macht und Hülfe sehn! Vielmehr darüber freuen, Wir wollen dir allein vertrauen, weil er dadurch verspricht, So können wir den scharfen Klauen der Menschen Wohlfahrt zu verneuen. Des Feindes unversehrt entgehn.

50. Rezitativ Tenor (Evangelist) 55. Rezitativ Tenor (Evangelist) Und ließ versammlen alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernet mit Fleiß von ihnen, Volk und erforschete von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. wenn der Stern erschienen wäre? Und weiset sie gen Bethlehem und sprach: Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande Bass (Herodes) bist mitnichten die kleinest unter den Fürsten Juda; denn aus dir soll mir Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihrs findet, kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei. sagt mirs wieder, daß ich auch komme und es anbete. (Mt 2, 4-6) (Mt 2, 7-8)

51. Arie Sopran, Alt, Tenor 56. Rezitativ Sopran Ach, wenn wird die Zeit erscheinen? Du Falscher, suche nur den Herrn zu fällen, Ach, wenn kömmt der Trost der Seinen? Nimm alle falsche List, Schweigt, er ist schon wirklich hier! Dem Heiland nachzustellen; Jesu, ach, so komm zu mir! Der, dessen Kraft kein Mensch ermißt,

27 JOHANN SEBASTIAN BACH / WEIHNACHTS-ORATORIUM BWV 248

Bleibt doch in sichrer Hand. Ich will ihn auch nicht von mir lassen. Dein Herz, dein falsches Herz ist schon, Sein Arm wird mich aus Lieb Nebst aller seiner List, des Höchsten Sohn, Mit sanftmutsvollem Trieb Den du zu stürzen suchst, sehr wohl bekannt. Und größter Zärtlichkeit umfassen; Er soll mein Bräutigam verbleiben, 57. Arie Sopran Ich will ihm Brust und Herz verschreiben. Nur ein Wink von seinen Händen Ich weiß gewiß, er liebet mich, Stürzt ohnmächtger Menschen Macht. Mein Herz liebt ihn auch inniglich Hier wird alle Kraft verlacht! Und wird ihn ewig ehren. Spricht der Höchste nur ein Wort, Was könnte mich nun für ein Feind Seiner Feinde Stolz zu enden, Bei solchem Glück versehren! O, so müssen sich sofort Du, Jesu, bist und bleibst mein Freund; Sterblicher Gedanken wenden. Und werd ich ängstlich zu dir flehn: Herr, hilf! so laß mich Hülfe sehn! 58. Rezitativ Tenor (Evangelist) Als sie nun den König gehöret hatten, zogen sie hin. Und siehe, 62. Arie Tenor der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging für ihnen hin, Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken; bis daß er kam und stund oben über, da das Kindlein war. Da sie den Was könnt ihr mir für Furcht erwecken? Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet und gingen in das Haus und Mein Schatz, mein Hort ist hier bei mir. funden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und Ihr mögt euch noch so grimmig stellen, beteten es an und täten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Droht nur, mich ganz und gar zu fällen, Weihrauch und Myrrhen. Doch seht! mein Heiland wohnet hier. (Mt 2, 9-11) 63. Rezitativ Sopran, Alt, Tenor, Bass 59. Choral SATB Was will der Höllen Schrecken nun, Ich steh an deiner Krippen hier, Was will uns Welt und Sünde tun, O Jesulein, mein Leben; Da wir in Jesu Händen ruhn? Ich komme, bring und schenke dir, Was du mir hast gegeben. 64. Choral SATB Nimm hin! es ist mein Geist und Sinn, Nun seid ihr wohl gerochen Herz, Seel und Mut, nimm alles hin, An eurer Feinde Schar, Und laß dirs wohlgefallen! Denn Christus hat zerbrochen, (Paul Gerhardt, 1656) Was euch zuwider war. Tod, Teufel, Sünd und Hölle 60. Rezitativ Tenor (Evangelist) Sind ganz und gar geschwächt; Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Bei Gott hat seine Stelle Herodes lenken, und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land. Das menschliche Geschlecht. (Mt 2, 12) (Georg Werner, 1648)

61. Rezitativ Tenor So geht! Genug, mein Schatz geht nicht von hier, Er bleibet da bei mir,

28 29 MITWIRKENDE

Die Sopranistin Sophie Klußmann studierte bei Thomas Quasthoff und Margreet Honig. Ihre warme, dunkel timbrierte Stimme mit großem Tonumfang öffnete ihr rasch die Türen zu den internationalen Bühnen und Konzertpodien. Am Opernhaus Halle sang sie die Pamina (Zauberflöte), Cherubino (Figaro), Nannetta (Falstaff), Dorinda (Orlando), Carmina Burana, Well- gunde (Rheingold), Waldvogel (Siegfried) und ein junger Hirte (Tannhäuser). Im Sommer 2011 übernahm sie in der Inszenierung Foto: Joachim Gern Foto: der Zauberflöte von Katharina Thalbach die Rolle der Pamina und coverte 2013 Anna Netrebkos »Donna Anna« in Baden- Baden. Als Konzertsängerin trat sie u.a. mit dem Deutschen Sinfonieorchester , dem Radio-Sinfonieorchester Berlin, dem SWR Sinfonieorchester unter Dirigenten wie Marek Janowski, Ingo Metzmacher, Michael Sanderling und Michael Gielen auf. Sophie Klußmann arbeitete zudem mit führenden Originalklangspezialisten wie Marcus Creed, Václav Luks oder Martin Hasel- böck. In der laufenden Saison singt sie u.a. in der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie und in der Tonhalle Zürich.

Felix Rempp (Knabensopran), wurde 2003 in Stuttgart geboren und erhielt Gesangsunterricht bei Christine Meier-Rempp. Seit 2008 ist er Mitglied im Knabenchor Collegium Iuvenum Stuttgart, mit dem er im In- und Ausland Auftritte absolvierte. Als Knabensolist wirkte er bei zahlreichen Gottesdiensten und Konzerten im Stuttgarter Raum mit. 2014 war er Preisträger beim Wettbewerb »Jugend musiziert«.

Ivy Jänicke (Alt) studierte zunächst Schulmusik und Klavier und anschließend bei Helmut Kretschmar in Detmold Gesang. Nach preisgekrönten Teilnahmen an internationalen Wettbewerben folgten erste Engagements an den Opernhäusern in Kre- feld/Mönchengladbach, Bern und Hamburg. Neben ihrer Operntätigkeit widmet sich die Mezzosopranistin intensiv dem Lied- und Oratoriengesang. Ihre Konzerttätigkeit führte sie durch ganz Europa, die USA, Kanada, Singapur und Japan sowie zu in- ternationalen Festivals. Bei nahezu allen deutschen Rundfunkanstalten erfolgten Aufnahmen sowie zahlreiche CD-Einspie- lungen. Ivy Jänicke hat mit namhaften Dirigenten gearbeitet, u.a. Semyon Bychkov, Dmitrij Kitajenko, David Shallon, Ingo Metzmacher, Miguel Gomez Martinez, Lothar Zagrosek, Gerd Albrecht und Helmut Rilling. Seit 2008 ist sie Gesangsprofes- sorin an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.

Der lyrische Tenor Dávid Szigetváry ist Erster Preisträger des XVIII. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig (2012). Er studierte an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest bei Katalin Halmai und besuchte Meisterkurse bei Mitsuko Shirai, Peter Schreier, Helmuth Rilling, Ton Koopmann und Jean-Paul Fouchécourt. Beim Monteverdi-Zyklus am Landestheater Passau sang er 2013 die Titelpartie in »L‘Orfeo«, die er daraufhin auch in einer Produktion mit dem französischen Ensemble Akadêmie in Indien (Neu Delhi) und an der Cité de la Musique in sang. 2013 debütierte er sowohl beim Festival d’Aix en Provence in der Oper »Elena« von Francesco Cavalli als auch beim Bachfest Leipzig, wo er ein Solokonzert gab. Auf- tritte führten ihn u.a. zum Schleswig-Holstein-Musikfestival, zu den Musikfestspielen Sanssouci (Potsdam), den Tagen Alter Musik (Herne), nach , Rotterdam und an das Konzerthaus Wien.

Stephan Loges (Bassbariton) war Mitglied des Dresdner Kreuzchores und studierte an der Hochschule der Künste in Berlin sowie an der Guildhall School of Music and Drama in London. Dort gewann er den Wigmore Hall International Song Com- petition (1999). Mit den großen Oratorien-Partien u.a. von Bach, Händel, Haydn, Mendelssohn, Brahms, Berlioz und Britten gastiert er weltweit mit renommierten Ensembles wie der Academy of Ancient Music, dem Münchner Bachchor, Gewandhaus- orchester Leipzig, Chicago Symphony Orchestra, dem Schwedischen Radio-Sinfonie-Orchester. Mit Sir John Eliot Gardiner hat er zahlreiche Kantaten Bachs im Rahmen von dessen Bach Cantata Pilgrimage 2000 aufgenommen. (Deutsche Grammophon). Opernrollen waren u.a. Wolfram (Tannhäuser) und Papageno (Zauberflöte) am Théâtre Royal de la Monnaie Brüssel. Er gibt regelmäßig Liederabende in der Wigmore Hall London, in der Carnegie Hall New York, im Concertgebouw Amsterdam und beim Schleswig-Holstein Festival.

30 Raffinierte Virtuosität und eine Vorliebe für außergewöhnliche Programme zeichnet das Klavierduo Jost Costa aus. Es wurde 2006 von den Pianisten Yseult Jost (Frankreich) und Domingos Costa (Portugal) gegründet und gewann 2008 den Internationalen Edvard- Grieg-Wettbewerb in Oslo sowie drei Sonderpreise. Nach ihrem Solo-Studium in Stuttgart, Basel und Detmold wurden sie Meisterschüler von Prof. Hans-Peter Stenzl und schlossen ihre Studien 2013 mit dem Master für Klavierduo ab. Sie waren u.a. Gast beim Festival Inter- national de Musique de Besançon und beim Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd. Auftritte führten sie nach Montreux (Schweiz), Montbéliard, Besançon, Dôle, Stutt- gart und Olso. 2007 widmete der englische Komponist John Palmer dem Duo sein Stück fado, das in Frankreich uraufgeführt und 2008 auf CD aufgenommen wurde (Sargasso).

Der Frauenchor Tübingen e.V. wurde 1987 gegründet und wird seit 2000 von Daniela Schüler geleitet. Das Repertoire umfasst neben Werken aus Klassik und Romantik beson- ders auch die Chormusik des 20. und 21. Jahrhunderts; regelmäßig werden Auftragskom- positionen regionaler Komponisten (Gerhard Steiff, Herwig Rutt, Susan Nurmi-Schomers) uraufgeführt. Der Chor gestaltet jährliche Konzerte in Tübingen, Reutlingen und Umge- bung, arbeitet gern und oft mit anderen Künstlern zusammen und beteiligt sich mit kürzeren

Foto: Oscar Schmid-Schwämmle Foto: Auftritten an Veranstaltungen im lokalen Kulturleben. Konzertreisen führten 2005 nach Perugia, 2008 nach Aix-en-Provence, 2011 nach Eindhoven und 2014 nach Israel. Das künstleri - sche Selbstverständnis des Frauenchors ist geleitet von intensiver Auseinandersetzung mit dem Werk, der Arbeit am stimmlich ausbalancierten, homogenen Chorklang und Offenheit für unterschiedliche Stile. Die eigene Begeisterung für musikalischen Ausdrucksreichtum, Witz und schräge Töne kommt in temperamentvollen Interpretationen zum Ausdruck.

Das Vokalensemble Cantus Stuttgart widmet sich vor allem der anspruchsvollen A-cap- pella-Chorliteratur des 16. bis 21. Jahrhunderts mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen (A. Hölszky, H. Renner, D. Schnebel, K. Huber, H. Zender, W. Rihm, M. Kelemen usw.). Besondere Anerkennung erwarb er sich mit zwölf Aufführungen sämtlicher Bachmotetten

Foto: Rüdiger Schestag Rüdiger Foto: (2002). Cantus Stuttgart war zu Gast bei zahlreichen bedeutenden Festivals, u.a. beim Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd (2004), beim Oberstdorfer Musiksom- mer (2006) und beim Europäischen Musikfest Stuttgart (2006 und 2007). Im Jahr 2005 nahm der Chor unter der Leitung von Jörg-Hannes Jahn die Messe op. 4 für Chor und Orgel von Camille Saint-Saens auf CD auf (erschienen bei CANTATE).

31 Der Bachchor Stuttgart wurde im Bachjahr 2000 von KMD Prof. Jörg-Hannes Hahn ge- gründet, der ihn seither künstlerisch leitet. Er widmet sich einem breit gefächerten Reper- toire, das von Barockmusik bis zur Musik der Gegenwart reicht. So war er u.a. 2007 an der Uraufführung von Sidney Corbetts Maria Magdalena beteiligt. Konzertreisen und Gastauf- tritte führten den Chor u.a. nach Schwäbisch Gmünd, Prag, Brünn, Wien, London und in die- sem Jahr erstmals nach . 2005 erschien seine erste CD mit Camille Saint-Saënts Oratorio de Noël. 2006 wurde ihm der Förderpreis des Forums Region Stuttgart verliehen.

Das Bachorchester Stuttgart besteht aus ausgewählten Instrumentalisten der führenden Stuttgarter Orchester (Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Stuttgarter Philharmoniker, Staatsorchester Stuttgart und Stuttgarter Kammerorchester), die sich durch ihre Ausbildung und ihr Interesse in besonderem Maße der historischen Aufführungspraxis Alter Musik verbunden sehen. Die Musiker verzichten jedoch nicht auf ihr »klassisches« Instrumentarium, um auch Musik des 19. und 20. Jahrhunderts in adäquater Weise realisieren zu können.

Daniela Schüler ist Dozentin für Dirigieren an der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen. Sie studierte Blockflöte, Chor- und Orchesterleitung und Gesang an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Neben der Arbeit als Chorleiterin des Frauenchors Tübingen und als Musikpädagogin widmet sie sich einer umfangreichen Konzert- tätigkeit als Blockflötistin und Sopranistin und arbeitet mit namhaften Orchestern und Ensembles zusammen, u.a. mit dem Staatsorchester Stuttgart und der Stuttgarter Hofmusik. Foto: Oscar Schmid-Schwämmle Foto:

Jörg-Hannes Hahn ist künstlerischer Leiter der Reihe MUSIK AM 13. und des Bachchors und Bachorchesters Stuttgart. Er studierte Kirchenmusik, Orgel, Klavier und Dirigieren u.a. bei Werner Jacob, Ludger Lohmann (Stuttgart) und Marie-Claire Alain (Paris) und war Preisträger u.a. der Orgelwoche Nürnberg 1992. 1997 konzertierte er mit dem gesamten Orgelwerk Max Regers, zum Ende des Bach-Gedenkjahres 2000 folgte das Orgelwerk Johann Sebastian Bachs. Seine Liebe gilt der Alten Musik, deren Werke er sich in zunehmendem Maße aus der historisch-informierten Aufführungspraxis heraus erschließt, sowie der Musik der deutschen Romantik. Mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen hat er sich um die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts verdient gemacht. (u.a. 2004 Adriana Hölszkys Das Licht, 2007 Sidney Corbetts Maria Magdalena und 2011 Anno Schreiers Er ist nicht…). Verpflichtungen als Solist, Gastprofessor, Wettbewerbsjuror und als Dirigent führten ihn in die meisten europäischen Länder, nach Russland, Israel, Südamerika und nach Japan, Korea und Singapur. Er unterrichtete u.a. am Conservatorio Verdi Mailand, am Tschaikowsky-Konservatorium Moskau und an der Korea National University of Arts, Seoul. Zahlreiche CD-und Rundfunkpro- duktionen dokumentieren seine künstlerische Arbeit. So nahm er für das Label CANTATE die Chorwerke von Camille Saint-Saens sowie – erstmals überhaupt – die Orgelwerke von Carl Philipp Emanuel Bach auf der historischen Marx-Migendt-Orgel in Berlin-Karlshorst auf. Im Mai 2005 wurde Jörg-Hannes Hahn der Titel »Kirchenmusikdirektor« verliehen, Ende 2007 wurde er zum Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und Anfang 2008 zum Kirchenkreiskantor für Stuttgart ernannt.

32 Bachchor Stuttgart

33 de . s BestattungenBestattungen Alle LeistungenLeistungenle aus aa

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35 DIE NÄCHSTEN KONZERTE

> Di, 13. Januar 2015, 20 Uhr, Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt Lauten-Recital Werke von Johann Sebastian Bach Martin Laute, Link Sprecher

> Fr, 13. Februar 2015, 18 Uhr, Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt Klangdom Werke von Gilles Gobeil (*1954) und Ludger Brümmer (*1958) Gregorianische Gesänge Domkapelle Sankt Eberhard, Andreas Großberger Leitung ZKM Karlsruhe Video und Klangregie In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

> Fr, 13. März 2015, 20 Uhr, Spätgotische Stadtkirche Stuttgart-Bad Cannstatt Passionskonzert Heinrich Ignaz Franz Biber Mysterien-Sonaten (»Rosenkranz-Sonaten«) Texte von Walther von der Vogelweide Guckelsberger Sprecher, Valetti Violine, Finck Gambe, Held Laute, Hahn Orgel

Kirchenkreiskantorat Stuttgart KMD Prof. Jörg-Hannes Hahn Wilhelmstraße 8, 70372 Stuttgart Telefon 0711/54 99 73-75, Telefax 0711/54 99 73-78 [email protected], www.musik-am-13.de

Dramaturgie und Programmheftredaktion: Ellen Freyberg, [email protected] Grafik-Design: Albrecht Hahn, [email protected]

Stadtkirche Lutherkirche Stuttgart – Bad Cannstatt