Titel Lüdenscheid 14.10.2003 11:17 Uhr Seite 1

Lüdenscheider Köpfe des kulturellen Lebens von A-Z 177 Kurzbiographien

Helmut Pahl Lebens von A-Z Lüdenscheider Köpfe des kulturellen Helmut Pahl Rückseite Titel 14.10.2003 11:15 Uhr Seite 1

Abbildungen auf der Umschlagseite (von links): Prof. Paul Wieghardt, Else Hueck-Dehio, Prof. Dr. Konrad Ameln Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 1

Lüdenscheider Köpfe des kulturellen Lebens von A-Z 177 Kurzbiographien

Helmut Pahl

Copyright der Texte bei den Autoren. · Dokumentationen Titel, Umschlaggestaltung sowie Art und Anordnung des · Bildung und Forschung Inhalts sind zugunsten des jeweiligen Inhabers dieser · Bau und Handwerk Rechte urheberrechtlich geschützt. · Bio, Gastro, Freizeit Nachdruck und Übersetzungen sind – auch auszugs- weise – nicht gestattet. Infos auch im Internet: www.alles-deutschland.de Nachdruck oder Reporduktion, gleich welcher Art, ob www.alles-austria.at Fotokopie, Mikrofilm, Datenerfassung, Datenträger oder www.sen-info.de Online nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. www.klinikinfo.de www.zukunftschancen.de 58507098/1. Auflage/2003 WEKA info verlag gmbh Autor: Helmut Pahl Lechstraße 2 D-86415 Mering In unserem Verlag erscheinen Produkte zu den Themen: Telefon +49 (0) 82 33/3 84-0 · Bürgerinformation Telefax +49 (0) 82 33/3 84-1 03 · Klinik- und Gesundheitsinformation [email protected] · Senioren und Soziales www.weka-info.de Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 2

„Für Edith” Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 3

Grußwort des Heimatvereins Lüdenscheid e.V.

Der Lüdenscheider Autor Helmut Pahl hat men und durch den Anzeigenverkauf die Hartmut Waldminghaus in jahrelanger, immenser Forschungsarbeit Finanzierung sichergestellt hat. Wir danken Vorsitzender des Heimatvereins mit Unterstützung des Stadtarchivs diese Herrn Bürgermeister Friedrich Karl Lüdenscheid e.V. Chronik Lüdenscheider Persönlichkeiten Schmidt, der die Herausgabe dieser des kulturellen Lebens erstellt. Insgesamt Publikation stark unterstützt hat. Und werden 177 Frauen und Männer, die in wir danken den Einrichtungen, Geschäfts- Lüdenscheid und darüber hinaus gewirkt betrieben und Unternehmen, die die Ver- haben, porträtiert und dargestellt. Dem wirklichung des Buches mit ihrer Anzeige Heimatverein Lüdenscheid liegt sehr ermöglichten. daran, dass diese Persönlichkeiten nicht in Vergessenheit geraten. Dazu trägt diese Nicht zuletzt gilt unser besonderer Dank biographische Dokumentation bei. Sie dem Autor, Herrn Helmut Pahl, der das zeigt die lebendige Vielfalt der kultur- Manuskript kostenfrei zur Verfügung stellte. schaffenden Menschen aus und in unserer Hinter seiner Arbeit wird seine Liebe und Stadt. Und sie macht deutlich, dass nicht Verbundenheit zum kulturellen Leben sei- nur rege Gewerbetätigkeit und herrliche ner Heimatstadt Lüdenscheid sichtbar. Wir Landschaft, sondern auch Kunst und danken Herrn Stadtarchivar Dieter Saal für Kultur Lüdenscheid ein Gesicht geben. die Mithilfe bei der Recherche und der Zusammenstellung des Registers. Angesichts knapper werdender Finanzen hat der Heimatverein eine Möglichkeit Wir wünschen dem Buch „Lüdenscheider gesucht, das von Herrn Pahl angebotene Köpfe des kulturellen Lebens von A-Z“ Manuskript zu veröffentlichen. Wir sind eine gute Aufnahme und eine weite dankbar, mit dem WEKA-Verlag aus Verbreitung. Mering einen Partner gefunden zu haben, der die Herstellung des Buches übernom- Lüdenscheid, im September 2003 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 4

Vorwort

Es waren und sind die Menschen, Frauen Erwartung, dass sie veröffentlicht werden, seines leidenschaftlichen Forscherfleißes und Männer, welche an herausragender was er bereits mehrfach mit Erfolg erreicht der Öffentlichkeit vorlegen. Dabei hat jede Stelle die Geschichte gestaltet haben und hat. Ich weise auf seine Biographie hin, die Biographie fast den gleichen Umfang. Ein gestalten. Selbstverständliche Aufgabe in diesem Buch nachgelesen werden derartiges Unterfangen, komprimiert auf und unabdingbare Notwendigkeit, auch kann. In diesem Kontext darf ich Friedrich eine DIN A4-Manuskriptseite, ist ungemein der lokalen Geschichtsforschung, muss es Jaeger zitieren, der sich, von 1952 bis schwierig, aber notwendig, um Wertungen deshalb sein, das Leben, Wirken und die 1954 als Bürgermeister der Stadt zu vermeiden. Verdienste dieser Frauen und Männer zu Lüdenscheid, mit hohem Fachwissen für Von 177 in Lüdenscheid und über erforschen, zu veröffentlichen, um sie vor deren Kultur engagiert und erfolgreich ein- Lüdenscheid hinaus Wirkenden hat der dem allzu schnellen Vergessen zu bewah- gesetzt hat: „Wie wenig bedeutete eine Forscher Kurzbiographien erarbeitet. Dabei ren. Das ist wesentlicher Bestandteil der Stadt, wenn sie nur eine Anhäufung von hat sich Helmut Pahl bei den von ihm ver- Erinnerungskultur. Dieser Verpflichtung, Häusern, Straßen und Plätzen wäre – eine fassten Kurzbiographien drei Kriterien vor- fokussiert auf das weite Gebiet der Kultur Gelegenheit, den täglichen Geschäften gegeben. Erstes Kriterium war, dass die der Stadt Lüdenscheid und darüber und Zerstreuungen nachzugehen, rein Frauen und Männer auf dem weiten Gebiet hinauswirkend, hat sich der Lüdenscheider biologische Funktionen zu erfüllen. Wenn der Kultur gewirkt haben. Hinzu kam, dass Autor und Künstlerbiograph Helmut Pahl unter den Bürgern nicht Frauen und diese, um den notwendigen Bezug zur gestellt. Männer wären, die der Dienst an Werten, Stadt Lüdenscheid herzustellen, hier ge- Hierzu bedurfte es für ihn keiner Anregung die zeitlos sind, zu handeln triebe. Akzente boren sein mussten oder, wenn auch nur oder Bitte Dritter, schon gar nicht einer im Leben einer Stadt werden nicht routine- kurzzeitig, in Lüdenscheid gewohnt haben. Aufforderung oder eines förmlichen mäßig gesetzt, diese Seiten einer lebendi- Letztes Kriterium war, dass diese Frauen Auftrags, gleich von wem. Nein, wie bei all gen Chronik wurden und werden auch und Männer nicht mehr leben. seinen bisherigen, auch bei diesen seinen heute noch mit dem Herzblut ihrer besten Die vom Autor getroffene Auswahl ist, wie ehrenamtlichen Forschungen, wurde Bürger geschrieben.“ ihm bekannt, subjektiv, obwohl er sich um Helmut Pahl selbst aktiv. Er erkannte lokale Mehr als 10 Jahre, mit Unterbrechungen, Objektivität bemüht hat. Das kann von Forschungsdefizite, hat diese aufgearbeitet hat Helmut Pahl an den Lebensläufen dem Leser kritisch gesehen werden, in der berechtigten Hoffnung und geforscht und kann nunmehr das Ergebnis schmälert jedoch keineswegs den I Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 5

Vorwort

Wert der biographischen Forschungen. Pädagogen, Filmpioniere, Heimatforscher, biographische Veröffentlichung, die es Hinzu kommt, dass weitere von Helmut Musiker, Galeristen und Architekten. bisher noch nicht gab. Pahl bearbeiteten Viten von Persönlich- Die Viten machen neugierig und laden zum Ich wünsche den „Lüdenscheider Köpfen keiten in diesem Buch keine Berücksichti- Lesen ein. Es werden Verbindungen trans- des kulturellen Lebens von A-Z“ eine gung finden konnten, weil dem Umfang parent zu den Malern und Graphikern geneigte Aufnahme. dieses Buches von dem herausgebenden Lovis Corinth, , Oskar Verlag ein Limit gesetzt werden musste. Kokoschka, zu dem Bildhauer Georg Dieter Saal Es gibt aber auch Lebensläufe, zu denen Kolbe, zu den Schauspielern Hans Albers, Stadtarchivar, Leiter des Stadtarchivs nicht genügend gesichert verifizierbare Lil Dagover, Lilian Harvey, Hildegard Knef, Lüdenscheid Informationen zu beschaffen waren. Heinrich George und Paul Dahlke, zu den Hinzu kommen gewiss noch Kultur- Pianisten Detlef Kraus und Elly Ney, dem Lüdenscheid, im September 2003 schaffende, die bislang unbekannt und Filmregisseur Fritz Lang, dem Schriftsteller somit unerkannt geblieben sind und ihrer Günter Grass, dem Geiger Yehudi Menuhin Erforschung harren. und dem später weltberühmt gewordenen Die von A bis Z angeordneten Biographien Komponisten Kurt Weill. beginnen mit dem Kunstwissenschaftler Mehr möchte ich nicht verraten. Sie, Professor Dr. August Adamy (1850-1898) verehrte Leserinnen und Leser, sollten und enden mit dem Kunstkenner und neugierig bleiben. -förderer Dr. Leo Wilhelm Erich Zimmer- Ich habe die Manuskripte dieses Buches mann (1887-1964). Die älteste Biographie mit Freude und mit Zugewinn an Wissen setzt mit dem Geburtsjahr 1760 ein, die gelesen. Den Leserinnen und Lesern jüngste endet mit dem Sterbejahr 2003. wünsche ich die gleiche Freude und den Dem Leser begegnen Lebensläufe, die u. gleichen Gewinn. a. folgende Schwerpunkte zum Thema Diese Arbeit ist eine für die Stadt haben: Bildende Künstler, Schriftsteller, Lüdenscheid auf dem Gebiet der Kultur II Schauspieler, Geistliche, Wissenschaftler, längst überfällige kulturhistorisch- Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 6

Firmenverzeichnis

Wir danken allen Firmen, die dieses Buch mit Kurzbiographien von Lüdenscheider Persönlichkeiten möglich gemacht haben.

Altenheim nach S. 142 Gerüstbau nach S. 120 Sanitär nach S. 96, Altenzentrum nach S. 142 Heizung nach S. 96, nach S. 120 Aluminiumbausysteme nach S. 48 nach S. 120 Sicherheitstechnik nach S. 139 Aluminiumbe- und Holzbearbeitung nach S. 96 Sparkasse nach S. 174 -verarbeitung nach S. 48 Hospiz nach S. 142 Sporthalleninnenausbau nach S. 96 Bank nach S. 174 Ingenieurbüro: Bauplanung nach S. 91 Stanz- und Biegtechnik nach S. 48, Bankdienstleistungen nach S. 174 ISDN-Technik nach S. 120 nach S. 91 Bauklempnerei nach S. 120 Kunstoffbe- und verarbeitung nach S. 96 Steuerberater nach S. 13 Bauschreinerei nach S. 96 Kunstofftechnik nach S. 48 Steuerberatung nach S. 13 Bedachungen nach S. 120 Malerbedarf nach S. 96 Systemlieferant Bestattungsinstitut nach S. 142 Malerbetrieb nach S. 96 Automobilindustrie U 4 Buchprüfung nach S. 13 Malereinkauf nach S. 139 Toranlagen-Service nach S. 96 Container nach S. 139 Metallbe- und verarbeitung nach S. 70, Wärmetechnik nach S. 120 Elektroinstallationen nach S. 120 nach S. 96 Wasser nach S. 94 Elektronik nach S. 68 Metallerzeugung und Werkzeugbau nach S. 91 Elektronische Schalt- -bearbeitung nach S. 91 Wirtschaftsdienste nach S. 91 anlagen- und Geräte nach S. 172 Metallwaren nach S. 70 Wirtschaftsprüfer nach S. 13 Elektronische Steuerungen nach S. 172 Metallwarenfabrik nach S. 70 Wohnungsgenossenschaft nach S. 117 Elektrotechnik nach S. 120, Mineralölerzeugnisse nach S. 120 Wohnungsunternehmen nach S. 117 nach S. 139 Möbelschreinerei nach S. 96 Zoohandlung nach S. 96 Energieversorgung nach S. 94 Notar nach S. 13 Zoologischer Bedarf nach S. 96 Entsorgung nach S. 139 Rechtsanwalt (Familienrecht) nach S. 13 Entsorgungsfachbetrieb nach S. 139 Rechtsanwalt (Medizinrecht) nach S. 15 Erodiertechnik nach S. 91 Rechtsanwalt (Strafrecht) nach S. 13 Formenbau nach S. 96 Rechtsanwälte nach S. 13, Geldanlagen nach S. 174 nach S. 15 U = Umschlagseite Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 1

Prof. Dr. Rudolf Adamy Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Kunstwissenschaftler)

geboren am 23. März 1850 in Lüdenscheid gestorben am 13. Januar 1898 in Darmstadt

August Adamy (1807–1869) war Fabrikant mit dem achten Band abgeschlossen Aber auch dichterisch hat sich der und Ratsherr in Lüdenscheid. Er leitete wurde und die ihrem Autor einen be- Kunstwissenschaftler hin und wieder die 1850 gegründete Gewerbliche Fort- deutenden Ruf verschaffte. betätigt, wovon das Gedicht „Nachruf“ bildungsschule und gehörte zu den zeugt, dessen letzte Zeilen lauten: Initiatoren der 1856 ins Leben gerufenen Eine weitere, 1891 erschienene Arbeit Volksbibliothek. befasst sich mit der aus der zweiten Hälfte Frei von allen Erdenmängeln, des 8. Jahrhunderts stammenden Karo- schlafe Du, mein Jugendfreund! 1850 erblickte sein Sohn Rudolf in der lingischen Torhalle und der inzwischen voll- Träume süß! Ob Deine Seele gleich Bergstadt das Licht der Welt. Er wuchs in ständig verschwundenen Klosterkirche in der Zeitlichkeit entschwebt, einem kulturell aufgeschlossenen Eltern- Lorsch. Die Torhalle zählt heute zu den Zeugen Deines Geistes Werke: haus auf und bestand in Brilon das Abitur. bedeutendsten Bauwerken Deutschlands. „Nicht umsonst hast Du gelebt!“

Anschließend studierte er Kunstge- Von den weiteren Veröffentlichungen Auch in seinem Geburtsort betrieb Rudolf schichte, Ästhetik und Altertumsforschung. Rudolf Adamys seien erwähnt: „Einführung Adamy frühgeschichtliche Forschungen. Er promovierte zum Dr. phil. und ließ sich – in die antike Kunstgeschichte“ (1884), Mehrmals wurde in Veröffentlichungen zunächst als Privatdozent – an der Groß- „Die Einhard-Basilika zu Steinbach im berichtet, er habe auf dem Buckesfelder herzoglichen Technischen Hochschule Odenwald“ (1885), „Die ehemalige früh- Kopf Hinweise auf eine sächsische in Darmstadt nieder, an der er 1886 eine romanische Centralkirche des Stiftes Wallburg gefunden, was aber später von Professur für Ästhetik und allgemeine St. Peter zu Wimpfen im Thal“ (1891) und Dr. Manfred Soennecken widerlegt wurde. Kunstwissenschaften erhielt. Daneben „Kunstdenkmäler im Kreis Friedberg, wurde er später Museumsinspektor. Provinz Oberhessen“ (1895).

Zahlreiche Veröffentlichungen gibt es von Im Jahr 1884 erfand Rudolf Adamy ein ihm. Sein Hauptwerk ist die im Jahr 1881 Verfahren, mit dem es möglich ist, Zement begonnene „Architektonik auf historischer für stereochromatische Bemalung tauglich 1 und ästhetischer Grundlage“, welche 1896 zu machen. Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 2

Richard Althaus (Autor)

geboren am 23. August 1905 in Iserlohn-Obergrüne wohnte von 1933 bis 1954 in Lüdenscheid gestorben am 9. April 1995 in Hagen i.W.

Nach seinem Werk und seiner Arbeit Verheiratet mit einer Lüdenscheiderin, zog ben Fehlentscheidungen von Rat und Ver- befragt, bemerkte Richard Althaus Anfang das Ehepaar 1933 in die Bergstadt. waltung kritisierte. der 70er-Jahre: „Alles das wäre sicher nicht getan worden und all das wäre ich Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Im Jahre 1954 zog Richard Althaus nach nicht geworden, wäre mir nicht die Heimat begann seine eigentliche schriftstellerische Hagen, wo er bis zur Versetzung in den immer ein sicherer Grund gewesen, auf Arbeit. Lüdenscheider Zeitungen veröffent- Ruhestand als Mitarbeiter des Osthaus- dem ich fest stehen konnte.“ lichten seine Erzählungen und Gedichte. Museums tätig war. Er übernahm die Und es dauerte nicht lange, bis er an Geschäftsführung des Hagener Heimat- Diese Zeilen dürften kennzeichnend sein mehreren Heimatkalendern sowie an bundes, war Mitbegründer und Leiter für einen Mann, der sich wie kaum ein Zeitungen in West- und Süddeutschland des Autorenkreises „Ruhr-Mark“ und des Zweiter für die Literatur im Märkischen mitarbeitete. 1951 berief ihn Landeshaupt- Niederdeutschen Arbeitskreises e.V. Raum eingesetzt hat. mann Salzmann in die Fachstelle „Schrift- tum“ des Westfälischen Heimatbundes. Von seinen Buchveröffentlichungen seien In Iserlohn als Sohn eines Waldarbeiters stellvertretend genannt: „Wie Malepartus geboren und im stillen Obergrüner Waldtal In Lüdenscheid arbeitete er in der Natur- unterging“, „Ewige Wanderung“, „Abenteuer aufgewachsen, lernte Richard Althaus wissenschaftlichen Vereinigung, der im Schluchtwald“ und „Erzählungen, schon früh, die Natur zu lieben. Da es ihm Volkshochschule, der SGV-Abteilung und Anekdoten, alte Fotos aus Stadt und Land nach der Schulentlassung nicht möglich einem von Willi Zuncke und August Lüdenscheid“ (1977). war, Förster oder Gärtner zu werden, Schlingmann geleiteten Heimatkreis. Und absolvierte er eine Industrielehre, studierte mit großen Engagement unterstützte er die aber nebenher Naturwissenschaft drei Naturschutzarbeit von Wilhelm Lienen- Jahre in Abendkursen. kämper. Eine geistige Heimat fand er bei der Jugendbewegung und beim Wandervogel. Nicht von allen Mitbürgern begrüßt wurde Ende der 20er-Jahre verfasste er seine es, wenn er – zum Wohl der Stadt – in ersten Gedichte. Spottgedichten, Leserbriefen und Einga- 2 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 3

Prof. Dr. Konrad Ameln (Musikwissenschaftler)

geboren am 6. Juli 1899 in Neuß gestorben am 1. September 1994 in Lüdenscheid

Aus dem Rheinland stammend, wuchs an den Pädagogischen Akademien von , Georg Friedrich Konrad Ameln in auf, wo er das Elbing und . Im Jahre 1934 kam Händel und Leonhard Lechner. „Amelns humanistische Wilhelms-Gymnasium Konrad Ameln mit seiner Familie nach Quellenpublikationen sind“, wie es in „Das besuchte. Als Freiwilliger nahm er aktiv Lüdenscheid, wo er im Januar 1935 große Lexikon der Musik“ heißt, „grund- am Ersten Weltkrieg teil und geriet in gemeinsam mit Wilhelm Boecker die legend für die Kenntnis des frühdeutschen Gefangenschaft, aus der er 1919 entlas- „Lüdenscheider Musikvereinigung e.V.“ Liedes und des protestantischen Chorals sen wurde. Anschließend erhielt er – ohne gründete, die er bis 1973 musikalisch der Reformationszeit und tragen zur Er- Prüfung – das Abiturzeugnis. Er studierte – betreute. Höhepunkte waren die jährlich neuerung des modernen Kirchenliedes bei.“ schwerpunktmäßig Musikwissenschaft – stattfindenden „Kleinen Musikfeste“ zunächst bei Friedrich Ludwig in Göttin- mit alter Musik auf meist historischen Zu den zahlreichen Anerkennungen, die gen, anschließend bei Willibald Gurlitt Instrumenten, bei denen hochkarätige dem Wissenschaftler zuteil wurden, ge- in Freiburg i.Br.. Dort promovierte er mit Solisten wie Ferdinand Conrad und August hören die Ehrenplakette der Stadt Lüden- der Arbeit „Beiträge zur Geschichte der Wenzinger mitwirkten. scheid, der Kulturpreis des Märkischen Melodien ,Innsbruck, ich muß dich lassen‘ Kreises und 1980 die Verleihung des und ,Ach Gott, vom Himmel, sieh darein‘. Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Professorentitels durch das Land Nord- wurde Konrad Ameln eingezogen, und rhein-Westfalen. Stark engagiert war Konrad Ameln in der nachdem er 1946 aus amerikanischer Wandervogel- und Jugendmusikbewegung, Gefangenschaft zurückgekehrt war, nahm und er gab die Zeitschrift „Die Singgemein- er die Arbeit an den Kleinen Musikfesten, de“ von 1925 bis 1933 heraus. die geruht hatte, und auch seine wissen- schaftliche Tätigkeit wieder auf. 1959 grün- Im Herbst des Jahres 1930 erhielt er einen dete er den „Internationalen Studienkreis für Lehrauftrag für Evangelische Kirchenmusik Hymnologie“, den er bis 1967 leitete. an der Universität Münster, den er – mit einjähriger Unterbrechung – bis 1939 aus- Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen 3 übte. Daneben unterrichte er für kurze Zeit Forschungen standen die Komponisten Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 4

Peter Wilhelm Julius I. Assmann (Schriftsteller)

geboren am 25. Dezember 1836 in Lüdenscheid gestorben am 1. Juli 1914 in Lüdenscheid

Im Jahre 1836 in Lüdenscheid als sechs- Station II. Ordnung. Aus dem interessierten bolischen Darstellungen der Urchristen, über tes Kind des Fabrikanten Friedrich Wilhelm Laien Julius Assmann war mit der Zeit ein das Verhältnis von Religion und Kunst Assmann geboren, wuchs sein Sohn Julius wissenschaftlicher Meteorologe geworden.“ berichtet mit Einbeziehung von Stick-, Gold- in der Bergstadt auf und bestand 1858 in „Weiter förderte er“, wie F. W. Gieding- schmiede- und Baukunst. Seine um 1900 Dortmund das Abitur. Anschließend studier- hagen im Buch „Lüdenscheid – Industrie- entstandene Arbeit „Über den Ursprung und te er u.a. Jura in Bonn und . Nach stadt auf den Bergen“ bemerkt, „durch die Geschichte des Christusbildes“ wurde Lüdenscheid zurückgekehrt, arbeitete er die Veröffentlichung von Wettertelegrammen erst 2003 von Rainer Assmann veröffentlicht. in der Leitung des Familienunternehmens die Verbreitung moderner meteorologischer „F. W. Assmann & Söhne“. Kenntnisse.“ Unter dem Pseudonym Felix Otto Assmann gab Julius I. im Jahre 1901 eine Seit den 80er-Jahren befasste sich Julius 1890 gründete Julius I. Assmann die Arbeit zu „Heimatkunde“ heraus mit Assmann mit der Meteorologie. Er gründe- „Königliche Kunstanstalt für Kirchenaus- Schwerpunkt Meteorologie, und 1905 te das „Spezialinstitut für Wetter und stattung“. Zum Wohl seiner Heimatstadt erschien, zunächst für seine Kinder und Klimalehre“. Messgeräte stellte er im Park wirkte der Fabrikant im Magistrat, in der Enkel gedacht, sein Bericht „Selbsterlebtes seiner Villa an der Hochstraße auf und Handelskammer und der Stadtverordne- im Wunderland Italien“, welcher seine schloss später noch mehrere Außenstellen, tenversammlung. Von 1866 bis 1870 Eisenbahnreise mit Frau Emilie nach Florenz u.a. im Ebbegebirge, an. Die notierten nahm er – zuletzt im Range eines Leutnants und Rom schildert, aber auch auf römi- Daten reichte er weiter u.a. an die Kaiser- der Reserve – an den Einigungskriegen sche Bauwerke in Deutschland hinweist. liche Deutsche Seewarte Hamburg und das teil. Neben Katalogen der Firma „F. W. Jul. Peter Wilhelm Julius I. starb am 1. Juli Königliche Meteorologische Institut Berlin. Assmann“ von kirchenkunstgeschichtli- 1914 in Lüdenscheid. chem Rang und Aufsätzen zur Wetter- Nach Wilhelm Kloster, der schon als kunde veröffentlichte der Fabrikant weitere Schüler Julius I. Assmann assistiert und Arbeiten: 1896 erschien in erster und 1898 dort als Student eigene Messungen durch- in zweiter Auflage seine Schrift über geführt hatte, war die Station „reichhaltiger „Protestantismus und Bildende Kunst“, in ausgestattet als im allgemeinen eine der er, ausgehend von den ersten, oft sym- 4 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 5

Fred Backhove (Bildhauer)

geboren am 1. März 1916 in Werne gestorben am 30. November 2000 in Lüdenscheid

„Abschied von Fred“ überschrieb Birgit Doch dann erfuhrt die künstlerische Lauf- Als noch unter dem Titel „Signum“ Schlieper ihren Nachruf in den Lüden- bahn Backhoves, wie bei vielen seinen Arbeiten heimischer Künstlerinnen und scheider Nachrichten für den „Lebens- Altersgefährten, ein abruptes Ende. Er Künstler im Rathausfoyer ausgestellt künstler“ Fred Backhove, und sie fügte wurde zum Wehrdienst einberufen, kämpf- wurden, war er 1966, 1968 und 1971 hinzu: „Er suchte nicht nur den Kontakt zu te im Zweiten Weltkrieg in den Nieder- dabei. 1974 gehörte er – neben so anderen bildenden Künstlern, er mochte landen, in Frankreich und Russland, wurde bekannten Kollegen wie Fritz Bernuth, die Menschen ... Über viele Jahrzehnte 1942, schwer verwundete, im Luftwaffen- Joachim Berthold, Gotthelf Schlotter und bereicherte er die Kunstwelt in Lüden- lazarett von Halle an der Saale gepflegt, Michael Schwarze – zu den Bildhauern, scheid und der ganzen Region.“ kam dann über Stralsund nach Zingst. die mehr als hundert Arbeiten in Lüden- Hier erlebte er das Kriegsende, und er be- scheider Schaufenstern zeigten. In Werne an der Lippe geboren, arbeitete gann, sich mit Bildhauerei zu beschäftigen. Fred Backhove nach der Schulentlassung Stets aufgeschlossen den unterschiedlich- zunächst zwei Jahre als Volontär bei einem 1946 musste er mit seiner Familie in den sten Kunstrichtungen gegenüber, war Fred Reklamemaler, der u.a. große Bilder für die Westen fliehen und kam auf Umwegen Backhove, der sich in späteren Jahren Frontseite von Lichtspieltheatern gestalte- nach Lüdenscheid, wo er zuvor, während erfolgreich pädagogisch betätigte, der te. Dem Kinobesitzer Carl Braukhoff ge- eines Aufenthalts in der Flakkaserne, seine Meinung: „Erst wenn einer das Hand- fielen die Entwürfe des jungen Backhove Frau kennengelernt hatte. werkliche beherrscht, wenn er sich so gut, dass er ihm einen Vertrag beim Kenntnisse über Anatomie, Aufbau einer „Devau Film- und Presseverlag“ in Berlin Der Künstler zeichnete, malte und formte Figur und Wirkung von einfallendem Licht vermittelte. Hier arbeitete er als Zeichner Skulpturen. Er gestaltete 1953 für den Kin- auf Metall angeeignet hat, kann er sich und Bühnenmaler, wirkte auch bei der dergarten im Wermecker Grund eine Wand bemühen, eine eigene Form, einen eige- Ausstattung von Filmen mit, so bei Richard mit Märchenmotiven, schuf eine Drahtziehe- nen Stil zu finden.“ Eichbergs „Der Tiger von Eschnapur“ und rei im Kleinformat für das Burgmuseum „Das indische Grabmal“ mit La Jana, Frits Altena und formte 1958 die Plastik „Kleine van Dongen und René Deltgen in den Lesende“, die sich in der Pfarrbücherei von 5 Hauptrollen. St. Joseph und Medardus befindet. Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 6

Walther Baudert (Autor)

geboren am 1. Januar 1888 in Zeist/Niederlande wohnte von 1933 bis 1937 in Lüdenscheid gestorben am 25. Dezember 1952 in Herrnhut

Am Heiligen Abend des Jahres 1952 feier- nach bestandener zweiter Prüfung – der Herr besonders ausgeprägt geschenkt te Walther Baudert noch die Christnacht- Pfarrer in Schlettwein in Thüringen. Hier hatte, machten ihn zum Freund und Helfer feier. Aber kurz vor Mitternacht plagten ihn traf ihn ein schwerer Schicksalsschlag: vieler.“ starke Herzbeschwerden, und am frühen Ein Jahr nach seiner Hochzeit starben Weihnachtsmorgen schloss er seine seine Frau und sein erstes Kind. Im Jahre 1937 berief die Brüderkirche ihn Augen für immer. als Präses des Missionswerks der 1921 heiratete er erneut, blieb noch Brüdergemeine in Surinam (Holländisch- Im niederländischen Zeist als Sohn vom einige Zeit in Schlettwein und folgte dann Guyana). Nach eineinhalb Jahren kehrte Chef des angesehenen Unitätsgeschäfts einem Ruf als Landesjugendpfarrer der Walter Baudert – bedingt durch Krankheit „Wees en Weiss“ geboren, verbrachte er Evangelisch-Lutherischen Landeskirche und Tod seiner Frau – nach Deutschland eine frohe Kindheit, während der er eines in Thüringen, was ihn veranlasste, nach zurück. Die Synode wählte ihn in die Tages vom Tod des Ertrinkens gerettet Eisenach zu ziehen. Direktion der Brüder-Unität, zuständig für wurde, ein Erlebnis, an das er später noch die Gemeinden. 1941 heiratete der oft zurückdachte. „Die Entwicklung der damaligen kirchlichen Theologe zum dritten Mal. Er unternahm Verhältnisse brachte es“, wie Bischof dienstliche Reisen, war aktiv an „Losungs- Als er dreizehn Jahre alt war, schickten Johannes Vogt bemerkte, „mit sich, daß leser-Zusammenkünften“ beteiligt und ihn seine Eltern auf das Pädagogium der er, der sich der Bekennenden Kirche mit schrieb Bücher, so „Malauni“, „Unser Brüdergemeine nach Niesky in der ganzem Herzen angeschlossen hatte, sich Leben in der Kraft des Heiligen Geistes“ Oberlausitz, wo er später seine Reife- nach Lüdenscheid melden mußte.“ Und an (1950), „Das Geheimnis der Gemeinde“ prüfung ablegte. Im theologischen Seminar anderer Stelle notierte Johannes Vogt: „In (1952) und das Gedichtbändchen „Brücke Gnadenfeld studierte er Theologie und war seiner Gemeinde, die er täglich treu ins Licht“ (1952). anschließend als Lehrer in Niesky tätig. besuchte, alles Leid und alle Freude mit ihr trug, hat es viele gegeben, die ihm bis an 1951 wählte ihn die Synode zu einem Dann trat er vorübergehend aus dem sein Lebensende treu blieben. Seine Bischof der Evang. Brüder-Unität. Dienst der Brüdergemeine aus, arbeitete Verkündigung wurde ihm immer dankbar u.a. pädagogisch in Herchen und wurde – abgenommen. Güte und Liebe, die ihm 6 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 7

Theo Becker (Geiger)

geboren am 10. Mai 1913 in Köln wohnte von 1945 bis 1957 in Lüdenscheid gestorben am 19. November 1991 in Herdecke

Seit 1948 gab es bei der Volkshochschule darboten, so auch das Forellen-Quartett „dem Lüdenscheider Musikleben nach Lüdenscheid eine bemerkenswerte, von von . dem Kriege erste und wertvolle Impulse Konrad Ameln und Max Bührmann geleite- gegeben.“ te Kammermusikreihe, in der bis 1950 das Theo Becker spielte die erste, Paul Becker-Quartett maßgeblich mitwirkte. Baumann die zweite Geige; Bratschist war Von 1946 bis 1953 wirkte der Geiger als Carl Bormann und Karl Ropte der Cellist. Konzertmeister bei der von Irmgard und Erster Geiger war der aus Köln stammen- Heinz Wilhelm geleiteten „Musiziergemein- de Theo Becker, der in seiner Jugend Sie traten im Stadthaussaal auf, in der schaft Lüdenscheid“ mit. Auch als schwer erkrankte und eine Rückgratver- Erlöserkirche gemeinsam mit dem Bach- Pädagoge hat sich Theo Becker verdient krümmung zurückbehielt. Nach dem Chor unter Oswald Schrader und auch im gemacht. Seit 1945 unterrichtete und Schulabschluss studierte er bei Professor Osthaus-Museum Hagen. förderte er junge Geigentalente in seiner W. Kunkel an der Rheinischen Musikschule Wohnung an der Lösenbacher Straße. Als und bei Professor Hermann Zitzmann an Gemeinsam unternahmen sie von Dozent lehrte er seit 1948 an der Pädago- der Musikhochschule Köln. Westfalen aus Konzertreisen, die sie sogar gischen Hochschule Ruhr, zunächst in zum Südwestfunk nach Stuttgart führten, Lüdenscheid, später in Dortmund, Kettwig, Noch vor Abschluss seines Examens im wo sie Aufnahmen von Quartetten der Duisburg und Hagen. Jahre 1941 wurde Theo Becker als Komponisten Benjamin Britten und Konzertmeister bei dem Westfälischen Michael Tippett einspielten, die mehrmals Viele Jahre spielte Theo Becker als erster Städteorchester in Hamm verpflichtet. gesendet wurden und deren Uraufführung Geiger im Sinfonieorchester des West- zuvor im Lüdenscheider Stadthaussaal deutschen Rundfunks Köln, solange es Mit dessen Streicherquartett kam der stattgefunden hatte (1947). sich um reine Studioaufnahmen handelte. Musiker nach Beendigung des Zweiten Seit dem 1. Januar 1970 unterrichtete der Weltkriegs am 2. August 1945 nach „Mit vielen freien Konzertveranstaltungen Musiker, den Heinz Wilhelm als guten Lüdenscheid, wo sie häufig unter dem und zyklischen Quartettaufführungen für Geiger mit erstaunlicher Klugheit und viel Namen „Becker-Quartett“ öffentlich auf- die Volkshochschule hat das ’Becker- Mutterwitz bezeichnet, an der Jugend- 7 traten und zahlreiche Streichquartette Quartett‘“, wie ihr Leiter 1970 notierte, musikschule Lüdenscheid. Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 8

Werner Berg (Schriftsteller)

geboren am 26. September 1896 in Lüdenscheid gestorben am 7. September 1982 in Lüdenscheid

Zwei Weltkriege waren es, die einen Werner Berg zur Wehrmacht einberufen. Zauber, Schönheit und Untergang“ sowie wesentlichen Einfluss ausübten auf Leben Hautnah erlebte er zahllose Kämpfe, u.a. 1977 „Verdun – Stalingrad. - Ein nach- und Werk von Werner Berg, der als Sohn in Polen und Russland, und geriet an- denklicher Vergleich“, in dem „es nicht um des Kommerzienrates Carl Berg, dem schließend in Gefangenschaft, aus der er einen militärhistorischen Vergleich zweier Freund und Förderer des Grafen Zeppelin, 1947 krankheitsbedingt entlassen wurde. Schlachten geht“, wie H. Jürgen Ritting- in Lüdenscheid geboren wurde. Nach Erneut übernahm er die Geschäftsführung haus bemerkt, sondern um einen Hinweis bestandenem Notabitur meldete er sich im des Verlags und der Druckerei Staats in „auf die schicksalhafte Parallelität von September 1914 als Kriegsfreiwilliger, kam Wuppertal, welcher eine Zweigniederlas- Todesgängen, die auch in einem höheren zunächst zum 4. Garde-Feldartillerieregi- sung in Lüdenscheid angegliedert wurde. Sinne als der nur politischen Konsequen- ment nach Potsdam und später als Nach Erreichen des Pensionsalters widme- zen weitreichende Veränderungen bewirkt Fahnenjunker zur Ersatzschwadron des te sich der Verleger der Schriftstellerei. haben.“ Husarenregiments 13 nach Hannover, bei „Die Erlebnisse in Russland“, so berichtete dem er bis Kriegsende blieb. er, „ließen in mir die Bilder entstehen, die Das sich anschließende Volkswirtschaft- mein Buch ,Der General‘ formten. Mir schien, und Jurastudium in Tübingen musste der der erschütternde Untergang unserer junge Mann nach drei Semestern ab- Armeen gehorche einem übergeordneten brechen, um sich in der wirtschaftlich höheren Gesetz, das den Sieg zur Nieder- schwierigen Inflationszeit um die elterlichen lage werden ließ, und durch das die Schuld Betriebe zu kümmern, um die Firma an dem furchtbaren Geschehen einem Wilhelm Berg in Lüdenscheid, welche höheren Gericht überantwortet wurde.“ später in den Konzern der „Vereinigten Es folgten in Buchform „Ich hatt‘ einen Deutschen Metallwerke“ eingegliedert Kameraden“, in dem er Erlebnisse mit wurde, und den von seiner Mutter Pferden in zwei Weltkriegen schilderte, übernommenen Zeitungsverlag Fr. Staats „Die Glocke des Verklungenen. – Freund- in Wuppertal. schaft, Liebe und Tod“ als Privatdruck, Während des Zweiten Weltkriegs wurde „Im Spiegel der Erinnerung. – Ostpreußen, 8 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 9

Erna Berndt (Klavierpädagogin)

geboren am 3. Januar 1892 in Lüdenscheid gestorben am 11. Februar 1977 in Lüdenscheid

Als Schriftsteller Fritz Nölle 1934 sein Buch Nach Abschluss ihres Studiums ließ sich Zu den besonderen Freizeitbeschäfti- „Das Haus der Väter“ veröffentlichte, Erna Berndt als Klavierlehrerin in Lüden- gungen von Erna Berndt gehörten das in dem er Leben und Treiben Lüden- scheid nieder, wo sie im elterlichen Hause Studium der französischen und englischen scheider Mitbürger mit spitzer Feder Bahnhofstraße 32 mehrere Generationen Sprache, in denen sie das Examen schilderte, setzt er in ihm als „das klavier- von Klavierschülerinnen und -schülern als Lehrerin an Privatschulen in Koblenz spielende Fräulein B.“ der Pianistin und unterrichtete. ablegte, außerdem Bergsteigen und Musikpädagogin Erna Berndt ein literari- Wandern. Sie war Mitbegründerin der sches Denkmal. In den Jahren 1919/20 begegnete sie im Sektion Lüdenscheid des Deutschen Treppenhaus häufig einem jungen Musiker, Alpenvereins, der sie 1969 zum Ehren- Diese verbrachte nach ihrer Jugendzeit in der ein möbliertes Zimmer gemietet hatte mitglied der Sektion ernannte. der Bergstadt, nach dem Besuch der und am privaten Stadttheater als stellver- Volksschule und des Lyzeums, welches tretender Kapellmeister verpflichtet worden sie mit der Mittleren Reife verließ, da es war, dem später weltberühmten Kurt Weill. damals für Mädchen hier den Weg zum Abitur noch nicht gab, ein Jahr im Kloster- In Schülerkonzerten stellte Erna Berndt internat von Brüssel, ehe sie in ihren den von ihr unterrichteten Nachwuchs der Geburtsort zurückkehrte. Öffentlichkeit regelmäßig vor.

Ersten Klavierunterricht hatte sie bei ihrer Zu denen, auf die sie besonders stolz war, Mutter, einer Beamtenwitwe, und bei Franz gehörten Renate Fischer-Kretschmar, Louwerse, dem Musiklehrer am Jungen- Professorin an der Nordwestdeutschen Gymnasium, erhalten. Ergänzt wurde die Musikakademie Detmold, und Dr. Arnfried Ausbildung durch den Besuch des Edler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Conservatoire royal“ in Brüssel und des Musikwissenschaftlichen Institut, Universi- Konservatoriums in Hagen, in dem Heinz tätsorganist und Leiter der Studenten- 9 Schüngeler ihr Lehrer war. kantorei in Kiel. Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 10

Rudolf Beucker (Galerist)

geboren am 16. September 1904 in Lüdenscheid gestorben am 22. Mai 1987 in Lüdenscheid

„Er war ein stiller, nachdenklicher, verson- kleinen Buchladen, mit dem er sechs die Galerie ein Ort der Begegnung von nener Mensch, der sich schon früh den Jahre später in sein Elternhaus – Kölner Kunstschaffenden und –freunden. Büchern und der Kunst verschrieben Straße 5 – umzog. Bereits hier zeigte er hatte, ein bescheidener Zeitgenosse, der seinen Kunden erste Kunstausstellungen. Aber auch Arbeiten bedeutender Maler in seiner zurückhaltenden Art dennoch und Grafiker waren zu sehen, wie etwa so manche Anregung gab und viel Gehör Elf Jahre später stand das Gebäude auf 1973 Radierungen von Max Beckmann, fand.“ der Abbruchliste und er bezog nun ein 1975 Farbholzschnitte von Esteban kleines Haus am Rathausplatz. Als dieses Fekete, 1976 Holzschnitte von Hansen- Diesen Satz schrieb Jürgen Kramer wegen Ausschachtungsarbeiten für den Bahia und 1977 Druckgrafik und Bücher anlässlich des Todes von Rudolf Beucker Straßentunnel abgerissen werden musste, von Alfred Kubin. 1987 in den Lüdenscheider Nachrichten. verlegte der Buchhändler sein Geschäft für kürzere Zeit in den an der Altenaer Im eigenen Kommissionsverlag gab Wer war der Verstorbene? In Lüdenscheid Straße gelegenen Teil des Rathauses, ehe Rudolf Beucker mehrere Veröffentlichun- geboren, absolvierte er nach dem Besuch er 1974 in einen Neubau an alter Stelle gen heraus, so die Reihe „Lüdenscheider des Realgymnasiums eine kaufmännische zurückkehrte. Beiträge“, den Band „Geschichte der Lehre in , der Stadt der Bücher. Stadt Lüdenscheid“ und den „Sauerlän- Von 1957 bis 1982 zeigte Rudolf Beucker dischen Naturbeobachter“. Hier ließ er sich zum Buchhändler aus- in der seiner „Westfälischen Bücherstube“ bilden, arbeitete anschließend in Essen angeschlossenen Galerie 51 Ausstellun- 1982 zog sich Rudolf Beucker aus dem und Bochum und war danach als Ge- gen. Dabei standen Werke heimischer Geschäft zurück und übergab es seinem schäftsführer einer Hamburger Buchhand- Künstler im Vordergrund, zu denen u.a. Sohn Ingo, der es, allerdings ohne die lung tätig, ehe er in seinen Geburtsort Lutz Bernsau, Andrea Böhm-Naske, Erika Galerie, fortführt. zurückkehrte. Kümmel, Marie Luise Quade, Lotte Tell- Lang und Waldemar Wien gehörten, aber Unter schweren Bedingungen der Nach- auch Carl Baumann und Helwig Pütter kriegszeit eröffnete er hier 1946 einen vom „Hagenring“. Und immer wieder war 10 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 11

Herbert Bienhaus (Glasmaler)

geboren am 28. März 1906 in Lüdenscheid gestorben am 31. März 1960 in Köln

Wenn ich in Köln über den Heumarkt Wehberg und ein Transformatorenhaus in Köln-Stammheim und Lindlar sowie in gehe, denke ich daran, wie ich hier vor der Worth. Lüdenscheid in der St.-Michaels-Kapelle mehr als vierzig Jahren zum letzten Mal und in der Kirche Maria Königin am Herbert Bienhaus begegnete, wie wir auf Doch im Vordergrund der Arbeiten von Schättenkopf. einer Bank saßen und er mir von seinen in Herbert Bienhaus stand die Gestaltung Köln ausgeführten Arbeiten berichtete. von Glasfenstern. Dabei verzichtete der „Schade“, meinte der Pfarrer von St. Peter In Lüdenscheid als Sohn des Malermeisters Künstler, wie sein Freund Max Bührmann am See in Hunswinkel, als ich seine Kirche Karl Bienhaus geboren, erlernte Sohn berichtete, „in Übernahme der klaren einmal aufsuchte, „dass Herbert Bienhaus Herbert zunächst das väterliche Hand- Erkenntnisse der Eigentümlichkeiten der die Fenster unseres Gotteshauses nicht werk. Doch dann besuchte er die Düssel- mittelalterlichen Glasmalerei auf eine mehr gestalten konnte.“ Ich musste dem dorfer Akademie und die Kölner Werk- Raumillusion oder auf plastische Wirkun- Geistlichen zustimmen. schulen, wurde Meisterschüler bei Jan gen; aus dem Material, dem Handwerk Thorn Prikker, einem der bedeutendsten und der ornamentalen Linienausbreitung Glasfenstergestalter seiner Zeit. entwickelten sich bei ihm Formen und Gestalten ohne jegliche Spekulation. Sie Nach Beendigung seines Studiums sind modern, ohne modisch zu sein. Seine heiratete Herbert Bienhaus und ließ sich Zeichnungen zeigen die gesunde Ent- als freischaffender Künstler in Köln nieder. wicklung aus den Urformen, und mit der In den folgenden Jahren schuf er zahl- Sonne, mit dem Licht malt er nicht in reiche Zeichnungen, Gemälde und Begriffe zu fassender Mystik seine symbol- Kleinplastiken, befasste sich aber in erster trächtigen Aussagen in farbigem Glas - wie Linie mit dem Thema „Kunst am Bau“. So im Mittelalter die Meister.“ entstanden Sgraffito-Arbeiten u.a. für das Cellitinnen-Kloster und die Kirche St. Maria Beispiele hierfür sind zu finden in der im Kapitol in Köln, aber auch in Lüden- Böhm-Kirche von Frielingsdorf, in Kirchen 11 scheid für die St.-Michaels-Kapelle am von Adenau, Kelberg, Köln-Dünnwald, Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 12

Friedrich Conrad Bleckmann (Autor)

geboren 1812 in Moers gestorben 1860 in Lüdenscheid

Ob Friedrich Conrad Bleckmann, der in noch im gleichen Jahr (nach anderen Im Januar 1849 übernahm der Lehrer die Lüdenscheid hauptsächlich pädagogisch Angaben erst 1848) in Lüdenscheid eine Redaktion der Wochenzeitung „Märkischer wirkte, „dichterisch hochbegabt“ war, wie Anstellung als wissenschaftlicher Lehrer Bote“, die bereits im Jahr zuvor sein Ge- Alfred Diedrich Rahmede im „Buch der und Konrektor an der Rektoratsschule, der dicht gegen Fr. Eilert, den „Verfasser der Bergstadt“ anmerkt, sei dahingestellt. späteren „Städtischen höheren Schule“. deutschen Marseillaise“, veröffentlicht Bekannt geblieben ist von ihm das Als seine Wahl bekanntgegeben wurde, hatte. Während seiner dortigen Tätigkeit „Lüdenscheider “, zu dem er den Text war, wie in historischen Unterlagen ver- hat Friedrich Conrad Bleckmann, um A. D. 1850 verfasst hat, während die Musik von zeichnet, „die Freude der Schüler groß, Rahmede zu zitieren, „kulturell Hervor- Louis Weinbrenner stammt. und nur beifällige Äußerungen wurden von ragendes geleistet“. Da der Pädagoge sich allen Seiten vernommen“. allerdings politisch immer wieder stark In der letzten Zeile heißt es: engagierte, indem er sich etwa für eine „Noch einmal Freunde stoßet an, / es Das Hauptinteresse des Pädagogen galt gerechte Lehrerbesoldung einsetzte, klinge stark und weit! / Ein freudig allerdings der Politik, und Landrat von wurde er 1860 aufgrund seiner „gesell- Hoch von Mann zu Mann, / auf unser Holtzbrinck sah in ihm „nicht nur den tüchti- schaftlichen Verflechtungen“ mit 48 Jahren Lüdenscheid!“ gen, aufopfernden Lehrer, sondern auch pensioniert; kurze Zeit später starb er. einen der besten Patrioten des Kreises, Aufgewachsen im Rheinland, arbeitete der durch sein offenes Auftreten und durch Friedrich Conrad Bleckmann zunächst als seine gründliche geschichtliche Bildung Privatlehrer. Da ihn diese Tätigkeit jedoch sehr viel dazu beiträgt, in den höheren nicht ausfüllte, studierte er in Bonn. Wegen Schichten der Gesellschaft der Stadt seiner Teilnahme an der verbotenen Lüdenscheid den ächten Preußischen Sinn Verbindung „Marcomannia“ wurde er ver- zu erhalten und zu nähren.“ warnt, später aber „begnadigt“. Unter diesem Aspekt muss auch Nachdem er 1847 das philologische Bleckmanns schriftstellerisches Schaffen Staatsexamen bestanden hatte, fand er gesehen werden. 12 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 13

Dr. Rudolf Blümner (Schauspieler)

geboren am 19. August 1873 in Breslau wohnte 1903 in Lüdenscheid gestorben am 2. September 1945 in Berlin-Charlottenburg

Von den zahlreichen Charakterrollen, dachte und ebenso fein durchgeführte Meyer-Förster am 15. Februar 1903. welche Rudolf Blümner in seinem reichen Rolle schuf Herr Dr. Blümner als Dr. Müller, Seinen letzten großen Erfolg hatte er in Schauspielerleben im Film und auf der selbst in der größten Not blieb er vornehm Lüdenscheid in Sudermanns „Johannis- Bühne gestaltet hat, wird wohl eine noch und fast imponierend“. feuer“ am 24. Februar 1903, worüber es lange die Erinnerung an ihn wachhalten, heißt: „Die Wiedergabe des Hilfspredigers nämlich die des Verteidigers in der großen In „Pastors Rieke“ von Erich Schlaikjer Haffke lag Herrn Dr. Blümner ob, welcher Gerichtsszene des Fritz-Lang-Films „M“ (15.01.1903) gab Dr. Blümner, wie er in der Partie den wünschenswerten, ganz (1931) neben Gustaf Gründgens, Theo Kritiken ausschließlich genannt wurde, als leicht komischen Beigeschmack gab, der Lingen und Peter Lorre. Konsul Malming eine „wohldurchdachte diesem Darsteller meist so hübsch gelingt.“ Leistung zum besten“. Zwei Interessen bestimmten das Leben Am 27. Februar 1903 endete die Spielzeit von Rudolf Blümner: Literatur und Theater. Es folgten u.a. der Regierungsrat in und die Mitwirkenden verließen mit ihrem Sein Universitätsstudium beschloss er mit Hermann Sudermanns „Heimat“ Intendanten Alfred Helm nach vierzig Auf- der Habilitation zum Dr. phil., dann wandte (18.01.1903), der Amtsvorsteher in Gerhart führungen die Stadt. er sich der Bühne zu. Seine Wanderjahre Hauptmanns „Biberpelz“ (30.01.1903) mit führten ihn 1903 nach Lüdenscheid, wo er Frau Steinmann als Mutter Wolffen, ein Rudolf Blümner kam schließlich über das als Mitglied des Stadttheater-Ensembles Leutnant in „Flachsmann als Erzieher“ von Hoftheater in Meiningen nach Berlin, wo er als Regisseur und Darsteller tätig war. Otto Ernst (01.02.1903), Pastor Meiling in u.a. an Max Reinhardts Deutschem Theater „Die größte Sünde“ von Otto Ernst und an der Komischen Oper engagiert war Seine erste Erwähnung fand er in einer (05.02.1903) und Rektor Wiedemann in und als Lehrer an der Schauspielschule Kritik zur Posse „Der Mann im Mond“ von Sudermanns „Glück im Winkel“ (12.02.1903). unterrichtete. Er verfasste Theaterstücke, Treptow, in der es heißt, dass er „recht bearbeitete Molière und Gogol und wirkte sicher und flott“ spielte. Über das „Dr. Blümner gab den sich für eine bedeuten- in weiteren Filmen mit, so in „Menschen im Volksstück „Gebildete Menschen“ von de Persönlichkeit haltenden Kammerdiener Sturm“ (1941) und „Paracelsus“ (1943) mit Victor Leon (13.01.1903) steht in der Lutz vortrefflich“, steht in der Kritik über die Werner Krauss. 13 Lüdenscheider Zeitung: „Eine feindurch- Aufführung von „Alt-“ von Wilhelm Foto: hinten Rudolf Blümner. Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 14

KOMPETENZ AN DREI STANDORTEN www.gbmp.de LÜDENSCHEID KIERSPE ERFURT 58466 Lüdenscheid 58560 Kierspe 99017 Erfurt Postfach 16 03 Postfach 21 08 Postfach 10 17 30 58507 Lüdenscheid 58566 Kierspe 99084 Erfurt Rathausplatz 21 Friedrich-Ebert-Str. 378 Gotthardtstr. 18/19 Telefon (0 23 51) 36 29 0 Telefon (0 23 59) 66 40 Telefon (03 61) 57 67 60 Telefax (0 23 51) 36 29 10 Telefax (0 23 59) 66 41 50 Telefax (03 61) 57 67 680 eMail [email protected] eMail [email protected] eMail [email protected] Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 15 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 16

Elisabeth Boecker-Ewald (Gesangspädagogin)

geboren am 21. Juli 1887 in Birstein/Vogelsberg gestorben am 3. Januar 1978 in Lüdenscheid

Mit sieben Jahren erhielt Elisabeth Ewald vom 12. Mai 1920, bei der die Operette seien stellvertretend genannt: Elsbeth in Marburg, wo sie seinerzeit lebte, ihren „Zehn Mädchen und kein Mann“ von Franz Eichholz, Evelin Gerhardi, Irene Karthaus- ersten Klavierunterricht, welcher später bei von Suppé aufgeführt wurde. Sie selber Stamm, Hanni Rafflenbeul, Waltraut Mehl- dem Klavierpädagogen Bajohr eine hatte damals die Partie der Sängerin über- Lange, Gerda Sommer, Barbara Stolte wesentliche Ergänzung fand. Parallel dazu nommen; der später weltberühmte und Marga Reininghaus, Ernst Dickhagen, erfolgte seit ihrem siebzehnten Lebensjahr Komponist Kurt Weill leitete das Orchester. Herbert Ross, der früh verstorbene Alfred eine Gesangsausbildung, zunächst in Schiffer, Dr. Felix Strunden und Frank Marburg und Berlin, anschließend bei der Mehrere Konzerte gestaltete Elisabeth Tigges. Hofopernsängerin Adele Krämer in Wies- Boecker-Ewald gemeinsam mit dem baden und zum Abschluss am Konserva- Eisenacher Pianisten und Komponisten Der Sprung an bedeutende Opernbühnen torium in Hagen bei Hans Hoppe. In Professor Wilhelm Rinkens, der ihr vier gelang Kammersänger Rolf Becker zahlreichen Konzerten und Oratorien trat seiner Lieder widmete. (Staatstheater Hannover), Klaus Hesse die junge Sängerin als Solistin auf, so in (Musiktheater Flensburg) und Ute Vinzing Barmen, Coesfeld, Dortmund, Görlitz, Schon bald wandte sich die Sopranistin (Deutsche Oper Berlin). Hagen und Iserlohn, im Kölner Gürzenich, von ihrer solistischen Tätigkeit ab und in Menden, Neheim-Hüsten und Rheine. einer neuen Aufgabe zu, der sie sich mit Zu ihren musikalischen Begleitern gehörten großer Intensität widmete, der Ausbildung häufig der Geiger Schoenmaker und der junger Sängerinnen und Sänger. In regel- Pianist Heinz Schüngeler. mäßigen Abständen stellte sie ihre Schütz- linge in Konzerten der Öffentlichkeit vor. Durch ihre Heirat mit dem Mediziner Dr. Wilhelm Boecker gelangte Elisabeth Ewald Die meisten ihrer Schülerinnen und Schüler nach Lüdenscheid, wo sie fortan blieb. sahen das Gesangsstudium als - für sie Besonders gern erinnerte sich die wesentliches - Hobby an, dem sie sich Künstlerin später an eine Privataufführung intensiv widmeten. Von denen, die in zahl- der Lüdenscheider Gesellschaft Concordia reichen heimischen Konzerten mitwirkten, 14 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 17

Andrea Böhm-Naske (Bildweberin)

geboren am 6. Juli 1925 in Merseburg wohnte von 1955 bis 1987 in Lüdenscheid gestorben am 15. Dezember 1987 in Essen/Ruhr

Als im Jahre 1978 in der Münchener Werkkunstschule arbeitete sie in den um zuletzt ein geschlossenes, glühendes Residenz die „Erste Biennale der Meisterklassen der Professoren Maria Ganzes zu erreichen.“ Deutschen Tapisserie“ stattfand, gehörte Steudel (Bildweberei) und Gottfried Diehl zu den 90 ausgewählten Künstlerinnen (Bau- und Wandmalerei). Im Jahre 1951 Ihre bemerkenswerten Bildteppiche und Künstlern, welche mit Arbeiteten ver- beendete sie mit einem Abschluss-Diplom hängen heute, außer in zahlreichen Privat- treten waren, auch Andrea Böhm-Naske ihre Ausbildung. wohnungen, u.a. in einem Idsteiner aus Lüdenscheid. Kinderheim, im Dortmunder Josephinen- 1955 kam die Künstlerin, inzwischen ver- stift, im Saal des Gemeindezentrums der In Merseburg geboren, kam sie schon in heiratet, nach Lüdenscheid, wo sie sich im Lüdenscheider Erlöser-Kirchengemeinde früher Jugend mit bildender Kunst in enge Gartenzimmer ihres Hauses ein Atelier ein- und in einem Erholungsheim von Timmen- Berührung. Häufig unterhielt sie sich mit richtete, in dem sie, soweit es ihre dorfer Strand. Malern und Bildhauern, die in ihrem Eltern- Pflichten als Hausfrau und Mutter zuließen, haus verkehrten, eine Tatsache, die den Aquarelle, Zeichnungen, Wollcollagen und Andrea Böhm-Naske starb 1987 in Essen späteren beruflichen Weg des Mädchens Bildteppiche anfertigte. und fand ihre letzte Ruhe auf dem Wald- wesentlich beeinflusste. friedhof Lüdenscheid-Loh. Zu den textilen Kunstwerken, die hier in Von 1942 bis 1944 besuchte sie die oft monatelanger Arbeit entstanden und Werkkunstschule Breslau, lernte bei später bei Ausstellungen im In- und Marianne Bergmeister Aquarellieren und Ausland gezeigt wurden, meinte Andrea Zeichnen nach der Natur; ferner wurde sie Böhm-Naske u.a.: „Von Farbkompositio- mit Flachsweben, ornamentaler Schrift und nen spreche ich gern, anklingend an Kunstgeschichte vertraut gemacht. die Musik. Ich füge die Farben zu einer Harmonie Nach mehrjähriger Unterbrechung setzte zusammen, suche die Konsonanz, setze Andrea Naske 1948 ihr Studium in Dissonanzen, die Spannung geben, löse 15 Offenbach am Main fort. An der dortigen diese durch entspannende Übergänge, Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 18 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 19

Günter Bomm (Konzertagent)

geboren am 22. August 1920 in Lüdenscheid gestorben am 8. August 1985 in Lüdenscheid

Nach langer Zeit blättere ich wieder einmal Viele bekannte Namen sind im Gästebuch Hinzu kamen wenige Theateraufführungen im Gästebuch von Günter Bomm, und verzeichnet, so die Gesangssolisten Lore und - oft in Zusammenarbeit mit der Buch- Erinnerungen werden wach an den Hoffmann, Peter Anders, Rudolf Bockel- handlung Max Eckardt - Rezitationsabende Konzertagenten, aber auch an die bedeu- mann, Kurt Gester, Walter Ludwig, Willy mit Lil Dagover, Olga Tschechowa, Paul tenden Künstler, welche er nach dem Schneider, Wilhelm Strienz und Franz Völker. Hartmann, Paul Henckels, Will Quadflieg Zweiten Weltkrieg zu Gastspielen nach und Erich Ponto, der am 18. Februar 1948 Lüdenscheid geholt hat. Von den Instrumentalvirtuosen seien Matthias Claudias zitierte: „Es ist nichts erwähnt: die Pianisten Eduard Erdmann, groß, was nicht gut ist.“ Josefa Behrens- Nur kurze Zeit nachdem Günter Bomm, Walter Gieseking, Konrad Hansen, Detlef Totenohl, Rudolf Hagelstange und Eugen der als Fahnenjunker bei der deutschen Kraus und Carl Seemann sowie Elly Ney, Roth lasen aus eigenen Werken. Wehrmacht in Frankreich als Dolmetscher die in oben erwähntem Buch ihren verehr- gearbeitet hatte, in seine Heimatstadt ten Beethoven zitierte mit den Worten: Nur kurze Zeit hat die Konzertagentur die zurückgekehrt war, eröffnete er gemein- „Ich kenne nur eine Überlegenheit des Währungsreform überlebt. Ab Februar sam mit Georg Vater im Herbst 1945 eine Menschen, die der Güte. 22.10.1948.“ 1949 wurde Günter Bomm von der bel- Konzertagentur, die es sich zur Aufgabe gischen Armee zur kulturellen Betreuung gemacht hatte, schwerpunktmäßig Zu den weiteren musikalischen Gästen der Soldaten verpflichtet, wozu später Orchester, Chöre und Solisten zu Gast- zählten der Don-Kosaken-Chor unter auch die Verwaltung des Parktheaters spielen nach Lüdenscheid zu holen, aber Serge Jaroff, der Bielefelder Kinderchor mit gehörte, eine Aufgabe, die der Lüden- auch Tourneen zusammenzustellen, die bis Friedrich Oberschelp und die Regens- scheider mehr als ein Vierteljahrhundert nach Hamburg, Köln und München führten. burger Domspatzen. gewissenhaft ausführte.

Die Geschäftsstelle befand sich in einer Zwei außergewöhnliche Ereignisse waren Sein Gästebuch aber hielt - nicht nur für Tabakwarenhandlung in der Wilhelmstraße. Konzerte des Stuttgarter Orchesters ihn - unvergessliche Erinnerungen wach. Säle wurden gemietet, im Stadthaus, in unter Karl Münchinger (11. Juni 1947) und der „Erholung“ und im Städtischen Kranken- der Berliner Philharmoniker mit Sergiu 16 haus, aber auch die Schützenhalle. Celibidache (Herbst 1947). Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 20

Hugo Boucke (Holzschnitzer)

geboren am 17. Mai 1890 in Lüdenscheid gestorben am 9. November 1977 in Lüdenscheid

Mit Holz kam er schon sehr früh in Berüh- kämpfte an der Front und geriet schließlich tretend genannt: 1937 entstand eine rung, der als Sohn eines selbstständigen in englische Gefangenschaft. wuchtige Holztür für die Toreinfahrt zwi- Schreinermeisters 1890 in Lüdenscheid schen den Häusern Knapper Straße 40 geborene Hugo Boucke. Häufig hielt sich Aus ihr entlassen, kehrte er nach Lüden- und 42 in Lüdenscheid, 1950 der Quer- der Junge in der Werkstatt auf, um seinen scheid zurück und eröffnete hier eine eige- riegel mit Bild eines Rathsherrn an der Tür Vater bei der Arbeit zu beobachten, zu- ne Holzbildhauerwerkstatt, in der es ihm des Alten Rathauses und 1957 ein Kruzifix nächst mit umherliegenden Hölzern zu gelang, „durch ansprechende, dem Mate- für die Kapelle des ehemaligen Städtischen spielen, später diese zusammenzusetzen rial Holz angepaßte Entwürfe und eine bis Krankenhauses in der Philippstraße. und zu bearbeiten. Eine gründliche Ausbil- ins letzte Detail stimmende, gute hand- dung erhielt er nach der Schulentlassung werkliche Ausführung“ die Wünsche seiner Offiziell meldete der Künstler sein Gewerbe bei dem heimischen Holzbildhauer Kunden voll zu befriedigen. Sein Können im Jahre 1964 ab, um von nun an nur Bernhard Wendland und wurde nebenher sprach sich herum, und er bekam bereits noch privat kleinere Arbeiten auszuführen. in der Fortbildungsschule von Bildhauer in den zwanziger Jahren u.a. Aufträge zur Und noch als Achtzigjähriger verstand er Gottwalt Kuhse im Modellieren und Anfertigung von Kriegerehrenmalen für es, einen unansehnlichen Eichenklotz in Zeichnen unterrichtet. Kirchen in Hagen-Vorhalle, Herscheid, ein ornamental-geschmücktes Kästchen Oberrahmede und Wetter an der Ruhr. zu verwandeln. Im Anschluss an die Lehre und eine zwei- jährige Gesellenzeit verließ Hugo Boucke In seiner Werkstatt fertigte Hugo Boucke - seinen Heimatort, um sich in Deutschland neben Entwürfen und Modellen für die umzuschauen. Zunächst arbeitete er in heimische Industrie - Gedenktafeln und Werkstätten von Hannover und Hildesheim Plaketten, Porträtbüsten in Lebensgröße, und besuchte nebenher die dortigen Kästen und Truhen, Familien- und Städte- Kunstgewerbeschulen, dann zog er weiter wappen für Privatpersonen, Vereine und nach Barmen, Elberfeld und Düsseldorf, Gemeinden. wo ihn der Ausbruch des Ersten Welt- kriegs überraschte. Er wurde eingezogen, Drei wesentliche Arbeiten seien stellver- 17 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 21

Hubertus Brauckmann (Schauspieler)

geboren am 9. Mai 1950 in Lüdenscheid gestorben am 25. Mai 1977 in Sankt Augustin

Aufgewachsen in Lüdenscheid, verließ Schon bald erwarb sich Huppes des Stückes „XY - NY“ mitarbeitete. „Huppes“ Brauckmann, wie ihn seine Brauckmann als Initiator und Autor lehr- Später kam der Künstler zur „Theater- Freunde nannten, am Ende der Unterprima reicher und gleichzeitig fröhlicher Spiele, manufaktur Berlin“, spielte hier in dem das Zeppelin-Gymnasium und begann in welche u.a. in Bochumer Schulen gezeigt Stück „Johann Faustus“ von Hanns Eisler Hamburg mit dem Kunststudium. wurden, einen guten Namen in der die Rollen des Kaisers und des Bücher- Schwerpunktmäßig beschäftigte sich der Ruhrmetropole. Seine Meinung war: „Ins geistes. junge Mann hier mit Plastiken und Spiel- Theater kommen meistens doch nur die objekten für Kinder, eine Tätigkeit, welche Kinder von Eltern, die es eh schon richtig Nach einem Gastspiel in Bonn hatte ihn schon bald in einen Berliner „Kinder- machen - wir spielen viel lieber in den Hubertus Brauckmann gemeinsam mit laden“ führte, wo er seine Theorien Schulen der Vororte.“ einem Kollegen auf der Autobahn bei bestens in die Praxis umwandeln konnte. Sankt Augustin, auf dem Wege nach , Anlässlich seines ersten Stückes „Immer eine Reifenpanne. Obwohl sie ihren Wagen Vater eines der Kinder, welche er hier wieder Streit“ meinte die lokale Presse: vorschriftsmäßig auf dem Randstreifen betreute, war der Übersetzer Karsten „Entfesselte Kinderfreuden - Hubertus abstellten, wurden beide von einem Schälike, der damals für das Bochumer Brauckmann erobert im Sturm junges anderen Fahrzeug erfasst und auf der Schauspielhaus arbeitete. Als er dessen Publikum.“ Es folgten zwei weitere von ihm Stelle getötet. Intendanten Peter Zadek, welcher gerade verfasste Stücke: im Dezember 1973 die Einführung eines Theaters für Kinder „Nicht nur zu Weihnachten“ und im März plante, von dem engagierten Lüden- 1974 „Eulenjonny“, bei dem junge Zu- scheider erzählte, holte dieser ihn umge- schauer erneut zum Mitdenken und Mit- hend nach Bochum, wo er 1973 seine machen aufgefordert wurden. Tätigkeit aufnahm. Im Sommer des gleichen Jahres wechselte Am 15. März startete er in den Kammer- Huppes Brauckmann über zu dem renom- spielen unter dem Motto „Theaterspielen“ mierten Kinder- und Jugendtheater „Rote 18 eine Aktion für Kinder und Erwachsene. Grütze“ in Berlin, wo er an der Gestaltung Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 22

Franz Bruckmann (Filmpionier)

geboren am 12. Juli 1879 in Essen gestorben am 19. April 1950 in Lüdenscheid

„Wer Franz Bruckmann persönlich kannte, Programm auch hin und wieder „Erstlingswerke“ von Hans Müller über wußte seine warmherzige Art, seine Besonderheiten, so ab 1. Oktober 1913 seine Heimat. Den größten und schönsten menschliche Haltung und seinen goldenen den von Franz Bruckmann in Auftrag Kinobau Lüdenscheids, das Apollo- Humor zu schätzen. Wer ihm je nahetrat, gegebenen Film über einen Großbrand in Theater mit 1074 Plätzen an der Kölner war von der Begegnung mit einer starken Meinerzhagen. Straße, eröffnete Franz Bruckmann am 3. Persönlichkeit beeindruckt.“ November 1939, und hin und wieder gab Nach Ende des Ersten Weltkriegs verließ es dort auch – bis zum Abriss des Hauses Diese Zeilen enthält ein Bericht der West- 1919 der Kinobesitzer die Bergstadt und 1971 – Lifeauftritte. Willy Millowitsch spiel- falenpost anlässlich des Todes eines der zog nach Düsseldorf, wo er die te im „Etappenhasen“, Jürgen von Manger wohl wichtigsten Filmpioniere unserer „Bruckmann-Filmverleih AG“ gründete und brachte seine Sketche, der Tenor Jon engeren Heimat. 1920 das „Alhambra-Theater“ bauen ließ. Otnes und der Humorist Heinz Erhardt Doch allzu lange hielt es ihn nicht im plauderten mit dem Publikum. In Essen geboren, erlebte Franz Bruck- Rheinland. Mit seiner Verleihfirma zog er mann als junger Mann fasziniert den 1924 nach Berlin, wo er die „Goldenen Wenige Wochen nachdem das Apollo Aufstieg des Films, der in seinem weiteren Zwanziger“ aus nächster Nähe erlebte und von der Besatzungsmacht beschlagnahmt Leben eine wesentliche Rolle spielte. bereicherte, so 1927 durch den Bau des worden war, starb 1950 Franz Bruckmann, Primus-Filmpalastes am Potsdamer Platz. über den es 1983 in der Westfälischen 1909 übernahm er in Lüdenscheid das Rundschau hieß: „Die Ausstrahlung seiner erste Kino, das „Central-Theater“ in der 1929 kehrte Franz Bruckmann endgültig Ideen war stärker, als die nüchternen Altenaer Straße (3a), das er den neusten nach Lüdenscheid zurück und erwarb als Zahlen erkennen lassen; der Zwang der technischen Bedingungen anpasste. Doch weiteres Filmtheater das „Capitol“ in der modernen Filmverleiher im ,Block- und schon bald erwies sich der Raum mit 130 Wilhelmstraße. Anfang der dreißiger Jahre Blindsystem‘ war nicht seine Sache. Nur Sitzplätzen als zu klein, weshalb Franz zeigte er im „Central-Theater“ u.a. einen das kann der Grund dafür gewesen sein, Bruckmann gegenüber einen Neubau Film, den er über die Landung des daß die Zeitungen ihn ,Fachmann der erstellte, der am 15. Januar 1910 eröffnet Zeppelins in Münster am 15. Juni 1930 Branche‘, ,einer der älteren Filmpioniere‘, wurde. Hier gab es neben dem aktuellen selber gedreht hatte, sowie zwei ,Kinokönig‘ nannten.“ 19 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 23

Dr. Max Bührmann (Kunst- und Theaterwissenschaftler)

geboren am 20. Februar 1904 in Lüdenscheid gestorben am 27. Februar 1976 in Lüdenscheid

Theater, das war sein Leben, sei es von Wuppertal, Duisburg und Mönchen- Schattenspielfiguren hatte Max Bührmann das Schauspiel, die Oper oder das farbige gladbach-Rheydt sowie bei den Händel- zuerst in Kiel bei Professor Georg Jacob chinesische Schattenspiel. Festspielen Göttingen. Er lernte Rudolf kennengelernt, dessen Figuren er später Schock als Chorsänger kennen und über- erbte. Mit ihnen begann er in den 50er- Bereits als Schüler schwärmte Max Bühr- nahm für den erkrankten Schauspieler Jahren Spiele einzustudieren, welche er mann für die Bühne. Während seine Eltern Ottomar in der Au kurzfristig die besonders mit seiner Truppe „SAN MEI PAN“, der die Gaststätte „Pferdestall“ im Erdge- schwierige Rolle des Riccaut in Lessings Drei-Pflaumenblüten-Gesellschaft, in vielen schoss vom Hotel zur Post führten, war „Minna von Barnhelm“. Ländern der Welt zeigte, auch bei der ihr Sohn häufig im darüberliegenden Saal EXPO in Brüssel und im Kulturprogramm des Lüdenscheider Stadttheaters zu Dann kam der Krieg mit der Einberufung der Olympiade 1972 in München. finden, wo Schauspiel-, Opern- und Ope- zum Wehrdienst. Und als Max Bührmann rettenaufführungen gezeigt wurden, wo endlich nach Hause zurückkehrte, hatten Eine besondere Ehre wurde Max Bühr- Willi Strüning, Bella Waldritter und Kurt die Theater jüngere Mitarbeiter verpflichtet. mann zuteil durch die Einladung 1957 Weill mitwirkten. Mit einer Gastinszenierung von Lortzings nach China, wo er auch die Provinz Oper „Undine“ in Mönchengladbach- Szetschuan kennenlernte, aus der ein Nach dem am Zeppelin-Gymnasium Rheydt, die 1951 auch in der Lüdenschei- Großteil seiner Figuren stammte, die bestandenen Abitur studierte Max Bühr- der Schützenhalle gezeigt wurde, sich heute im Filmmuseum Düsseldorf mann in Berlin, München, Wien und Kiel verabschiedete er sich von der Arbeit an befinden. in den Fächern Germanistik, Kunstge- Städtischen Bühnen. schichte, Psychologie, Theater- und Musikwissenschaft. Mit einer Arbeit über In den folgenden Jahren arbeitete er u.a. Johann Nepomuk Nestroy promovierte er als Kulturamtsleiter in seiner Heimatstadt 1933 zum Dr. phil. sowie als Dozent an Volkshochschulen und als Lehrer an Gymnasien. Ab 1935 arbeitete er als Dramaturg und 20 Oberspielleiter an den Städtischen Bühnen Das Spiel mit farbigen chinesischen Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 24

Hermann Bürger (Kopist und Maler)

geboren am 4. Februar 1877 in Witten gestorben am 9. März 1960 in Lüdenscheid

Im Hauptberuf war er mehr als fünf Jahr- ihm die Königliche Gemäldegalerie in Er brachte es im Kopieren zu einer derarti- zehnte bei der Lüdenscheider Stadtver- Kassel das Kopieren einiger der gen Perfektion, dass die Kopien als waltung tätig, zuletzt als Leiter des bekanntesten Gemälde. Kein geringerer originalgetreu galten, was ihm von Kunst- Standesamtes. Bereits in seiner Kindheit als der Maler Professor Hans Thoma er- wissenschaftlern immer wieder bestätigt war bei ihm eine besondere zeichnerische teilte ihm 1910 die Kopiergenehmigung für wurde. Begabung hervorgetreten, die später mit die Badische Kunsthalle in Karlsruhe. Es seinen Kopien alter Meister, aber auch mit folgten das Kaiser-Friedrich-Museum Das nachschaffende Malen allein konnte eigenen Werken Anerkennung fand. 1885 Berlin, das Herzog-Anton-Ulrich-Museum ihn jedoch nicht erfüllen, und so gestaltete zog die Familie nach Lüdenscheid. Nach Braunschweig, die Gemäldegalerie er eine große Anzahl eigener Werke, z.B. Abschluss seiner Schulausbildung war an Dresden, das Wallraf-Richartz-Museum Bildnisse und Stillleben als Pastell- oder ein geplantes Kunststudium nicht zu den- Köln, das Rijksmuseum Amsterdam und Ölbilder. Wie bei seinen Kopien, gab er bei ken, da seinen Eltern sowohl das Geld als das Museum der Stadt Metz. den meisten seiner eigenen Bilder die auch ein notwendiges Verständnis fehlten. Wirklichkeit detailgetreu wieder. Bei der So trat er in den Dienst der Stadtver- So entstanden im Laufe der Jahre mehr Großen Deutschen Kunstausstellung 1944 waltung ein. Als er jedoch während seiner als vierzig Kopien berühmter Meisterwerke, in München war er mit eigenen Bildern zweijährigen Militärzeit von 1898 bis 1900 so nach Rembrandt van Rijn, der ihn ganz vertreten, von denen sich heute noch der in Karlsruhe war, suchte er dort häufig das besonders faszinierte, „Die Wache“ und „Steinbruch“ im Lüdenscheider Museum Kunstmuseum auf, um Gemälde alter „Der Architekt“, nach Vermeer van Delft befindet. Meister, besonders niederländischer, im ein „Brieflesendes Mädchen“ und nach Original regelrecht zu studieren. Er be- Franz von Lenbach ein Bismarck-Porträt. schäftigte sich vorrangig mit dem Bild- „Die Bilder selbst wurden“, wie Wilhelm Tell aufbau und der farblichen Gestaltung und bemerkte, „seine Lehrmeister. Durch inni- bemühte sich, durch eigene malerische ges Versenken entlockte er ihnen das Versuche dem Geheimnis der Künstler auf Geheimnis der Arbeitsweise der alten Maler: die Spur zu kommen. Dieses gelang ihm die genaue Kenntnis der Farbnuancen und weitgehend, denn bereits 1907 erlaubte den Umgang mit den Tonwerten ...“. 21 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 25

René Carol (Sänger)

geboren am 11. April 1920 in Berlin gestorben am 9. April 1978 in Minden beigesetzt im Mai 1978 in Lüdenscheid

Inmitten des neuen evangelischen Parodist von Zarah Leander, Theo Lingen sächsische Dorf Haselhorn. Von hier aus Friedhofs in Lüdenscheid liegt, von niedri- und Hans Moser auf. unternahm René Carol Tourneen in gen Rhododendronsträuchern umgeben, Europa, aber auch in Kanada und den das Grab des Sängers René Carol. Am Sein großer künstlerischer Durchbruch USA, bei denen ihn seine Frau meist oberen Ende erhebt sich ein großer, fla- kam, nachdem er 1949 mit Erfolg bei Kurt begleitete. Bei seinen privaten Besuchen in cher Stein mit der Signatur des Künstlers, Feltz im Kölner Funkhaus vorgesungen Lüdenscheid konnte man ihm u.a. am den Jahreszahlen. „1920-1978“ und, aus hatte. Noch im gleichen Jahr veröffentlich- Billardtisch der Stadtschänke begegnen. Metall getrieben, einem Stängel mit te die Firma POLYDOR seine erste Blättern und zwei Rosen, die an das Lied Schallplatte mit dem Lied „Am Zuckerhut“, 1978 starb der Sänger in einem Mindener „Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein“ einem Terzett, bei dem Danielle Marc und Krankenhaus. Zunächst wurde er in erinnern. Willy Schneider seine Partner waren. Die seinem Wohnort beigesetzt und dann, Musik stammte von Ernst Fischer, der Text als seine Witwe nach Lüdenscheid zu- Wie kommt es, dass der Sänger in der von Kurt Feltz, und schon bald konnte rückkehrte, in die Bergstadt überführt. Bergstadt seine letzte Ruhe fand? In man das Lied aus vielen Lautsprechern Berlin aufgewachsen, erlernte Gerhard hören. Es wurde zum Schlager. René Carol Noch heute erklingen Lieder dieses Tschierschnitz, wie er mit richtigem unternahm zahlreiche Tourneen, von Künstlers im Funk und von CD, und auch Namen hieß, nach dem Schulabschluss denen ihn eine auch ins Lüdenscheider heute noch kommt es vor, dass Freunde eine Feinmechanikerlehre. Dann erfolgte Apollo-Theater führte, und wirkte in Filmen und Verehrer(innen) sein Grab aufsuchen. seine Einberufung zur Wehrmacht, wel- mit, so in „Capri-Fischer“ und „Die Beine che für ihn in französischer von Dolores“ (1957). Gefangenschaft endete. Nach 1945 machte der junge Mann sein Hobby, das Während eines Gastspiels in Kierspe im Singen, zum Beruf. Unter dem Herbst 1973 lernte er die aus Lüdenscheid Künstlernamen René Carol trat er bei stammende Hannelore Lindner kennen. Bunten Abenden als Sänger meist italie- Sie verliebten sich und heirateten im April 22 nischer Lieder, als Conferencier und 1974. Ihr Wohnort war das kleine nieder- Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 26

Gustav Carrier (Maler)

geboren am 1. Juli 1883 in Essen-Stoppenberg gestorben am 25. Juni 1944 in Lüdenscheid

Nach dem Besuch der Essener Der Pädagoge selber wurde in seinem auch dem von Kolleginnen und Kollegen. Präparandenanstalt, einem Studium am Leben und Schaffen geprägt durch die Er redete mit ihnen, suchte deren Ausstel- Königlichen Lehrerseminar in Rheydt Liebe zu Mensch und Natur. Aktiv gehörte lungen auf, um hin und wieder darüber in (1900-1903) und einer einjährigen Militär- er zur Wandervogelbewegung; er züchtete der heimischen Presse zu berichten. dienstzeit in Köln nahm Gustav Carrier für Bienen und versuchte, seinem Nächsten, kurze Zeit eine Lehrtätigkeit in seinem sooft wie möglich, zu helfen. Stets war er „Sein Tun und Lassen widerspiegelte“, Geburtsort auf, um dann an der König- um Weiterbildung bemüht. So leitete er wie Friedrich Jaeger anmerkte, „die lichen Kunstschule in Berlin nach zweijäh- eine Fachklasse der Berufsschule und anspruchsvolle Forderung des Hohen- rigem Studium die Befähigung als führte 1928 unter dem Thema „Methode Meißner-Bekenntnisses: innere Wahr- Zeichenlehrer für höhere Schulen zu des neuen Zeichenunterrichts“ einen haftigkeit.“ erwerben. Lehrgang für heimische Lehrerinnen und Lehrer durch. Nur kurz dauerte seine Tätigkeit an einer Essener Volksschule, ehe er 1910 an das Bei seinen zahllosen Wanderungen beglei- Lüdenscheider Realgymnasium, das tete ihn meist ein Skizzenblock, auf dem er spätere Zeppelin-Gymnasium, verpflichtet bemerkenswerte Eindrücke festhielt. Er wurde, wo er mehr als drei Jahrzehnte war ein Meister gegenständlicher Bleistift- die Fächer Deutsch, Geschichte und zeichnung, wagte sich aber auch an die Mathematik, Gesang und Sport unterrich- Gestaltung von Ölbildern heran. Zu seinen tete, vorrangig jedoch Kunst, und nicht bevorzugten Motiven zählten Landschafts- selten konnten Bürger sehen, wie der bilder; es reizte ihn das Besondere, sei es Lehrer mit seinen Schülern in die Altstadt ein knorriger Baum oder ein halb verfalle- zog, damit sie dort lohnende Motive nes Gehöfts, weniger waren es Porträts. unmittelbar vor Ort im Bild festhielten, von Gustav Carrier gelobt, korrigiert, manch- Das Interesse des Malers galt allerdings mal auch getadelt. nicht nur dem eigenen Schaffen, sondern 23 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 27

Dr. Walter Theodor Cleve (Autor)

geboren am 25. Mai 1913 in Osnabrück wohnte von 1952 bis 1975 in Lüdenscheid gestorben am 7. November 1975 in Flensburg

„Wer einmal in das Starkstromfeld des er als Religionslehrer am Gymnasium und bedeutende Gäste zu verpflichten, so göttlichen Geistes hineingeraten ist, der am Lyzeum in Leer. Dann erfolgte ein Pascual Jordan, Carl Friederich von sehe zu, dass er sich diesen Starkstrom wesentlicher Einschnitt in seinem Leben: Weizsäcker und Heinz Zahrnt, aber auch nicht verwandeln lasse in einen schwachen Er wurde evangelisch. Viele Überlegungen den niederländischen Zauberpater van Gebrauchsstrom für gemütliche Lampen und Diskussionen mit konvertierten Straaten. Daneben gab es Aufführungen und Lämpchen!“ Diese Worte stammen Priestern im „Bensheimer Kreis“ waren des von Ferdinand Held-Magney geleiteten von Walter Th. Cleve aus seinem Buch vorausgegangen. Später meinte er: „Die Iserlohner Schauspielstudios in der „Weggeleit in die Evangelische Kirche“, das Heirat, bei mir 1952, ist nur der Abschluß Christuskirche und im Wiedenhofsaal. 1972 in achter Auflage erschien. eines langen inneren Weges.“ Von den Buchveröffentlichungen Walter Der Autor, in Osnabrück geboren, wuchs Nach dem Besuch des von Hans Thimme Th. Cleves seien genannt: „Peter Wust, ein in Münster auf und besuchte das dortige geleiteten Predigerseminars kam er als christlicher Existenz-Philosoph unserer Gymnasium. Ab 1932 studierte er an der Synodalvikar am 21. Juli 1952 nach Tage“ (1950), „Wege einer Freundschaft“ Wilhelms-Universität u.a. katholische Theo- Lüdenscheid, und am 7. Dezember des (1951) und „Evangelisch und katholisch“ logie bei Michael Schmaus, besuchte aber gleichen Jahres erfolgte die Ordination (1958, 6. Aufl.). auch Vorlesungen von dessen evange- durch Superintendent Walter Köllner. Auf der Nordsee-Hallig Oland, wo er lischem Kollegen Wilhelm Stählin. Nach Seitdem blieb Dr. Cleve hauptberuflich häufiger seinen Urlaub verbrachte, fand der Priesterweihe im Hohen Dom von Osna- Pfarrer an der Lüdenscheider Christus- „dieser ungewöhnliche Mensch und brück studierte er - in kirchlichem Auftrag – kirche. Seelsorger“, wie ihn Wolfgang Hoffmann noch Philologie und Rechtswissenschaft. in einem Nachruf kennzeichnet, seinen Seine Dissertation schrieb er zu dem Daneben hielt er Vorträge im In- und letzten Ruheplatz. Thema „Die deutsche Auslandseelsorge Ausland und war Gastdozent an der Freien vom kirchlichen Standpunkt aus betrachtet“. Evangelischen Theologischen Akademie in Basel. Im Rahmen des „Evangelischen Seine erste Stelle erhielt Walter Th. Cleve Vortragsdienstes“, den er in Lüdenscheid 24 als Pfarrvikar in Emsbüren, später arbeitete gründete und leitete, gelang es ihm, Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 28

Emma Cramer-Crummenerl (Schriftstellerin)

geboren am 27. Februar 1875 in Lüdenscheid gestorben am 1. Januar 1964 in Lüdenscheid

„Ihre Geschichten kamen aus dem Volk das Ansehen der Autorin war, beweist die Tageszeitungen in den Bereichen und fanden darum auch zum Volk zurück.“ Tatsache, dass anlässlich ihres fünfzigsten Lüdenscheid, Hagen und Hattingen. Der Mit diesen Zeilen charakterisierte Dr. Geburtstages im Jahre 1925 Vertreter der bekannte Verlag Enßlin & Laiblin in Konrad Liss anlässlich ihres Todes das Presse, der Amts- und der Stadtverwal- Reutlingen druckte ihren Roman „Die vom Werk seiner Kollegin Emma Cramer- tung zu ihren Gratulanten gehörten und Edelhof“. Und sogar eine deutschsprachi- Crummenerl. dass sie zahlreiche Glückwunschschreiben ge Zeitung in Mexiko veröffentlichte eine aus dem In- und Ausland erreichten. ihrer Erzählungen. Nach Beendigung des Geboren in Lüdenscheid, wo sie auch ihre Zweiten Weltkriegs, in dem sie zwei Söhne ersten Lebensjahre verbrachte, zog das Im folgenden Jahr erschien ihr Gedicht- verloren hatte, erwarben Verlage in Balve, Mädchen im Alter von fünf Jahren mit band „Trauben und Schlehen“. Besonderer Marl und Wuppertal von der Autorin das seinen Eltern nach Breslau. Hier erhielt es Beliebtheit erfreuten sich ihre in unregel- Druckrecht für etwa dreißig Frauenromane, zum Weihnachtsfest 1886 ein Tagebuch mäßiger Folge erscheinenden Zeitungs- die sie als Buch herausgaben. geschenkt, in das es fortan Erlebnisse und beiträge unter dem Titel „Lechtstünnecken“, Gedanken, aber auch erste einfache in denen sie sich - häufig in Gesprächs- Gedichte eintrug. form - mit aktuellen lokalen Problemen aus der Sicht des einfachen Bürgers beschäf- Schon bald kehrte Emma Cramer in ihren tigte. Daneben druckte die heimische Geburtsort zurück, lebte und arbeitete hier, Presse mehrere ihrer plattdeutschen mit wenigen Unterbrechungen, bis zu Einakter und Romane, so etwa „Heilege ihrem Tode. Häimet“ und „Met ruhen Hännen“, von denen sie später einige ins Hochdeutsche Ihre volksnahen Gedichte und Erzählungen übersetzte. erschienen zunächst im Lüdenscheider General-Anzeiger; die besten davon wur- Schon bald gehörte Emma Cramer- den 1916 unter dem Titel „Vom Herzens- Crummenerl, wie sie sich nach ihrer Heirat Überfluß“ als Buch veröffentlicht. Wie groß nannte, zu den Mitarbeitern von zehn 25 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 29

Wilhelm von der Crone (Maler)

geboren am 15. Februar 1901 in Lüdenscheid gestorben am 19. März 1983 in Lüdenscheid

„Ihm liegt wenig an wunderschöner Auf- München bildete den Abschluss seines wald, Vogesen und Allgäu gelangte er machung, er läßt die Wahrheit zu Worte Studiums. nach Südtirol, erlebte hier das Ende des kommen.“ Mit diesem Satz kennzeichnete Zweiten Weltkriegs und verlegte fünf Jahre Herbert Bienhaus das Werk seines Maler- „Wenn man einmal als Maler in München später seinen Wohnsitz endgültig nach kollegen Wilhelm von der Crone, welcher ist“, bemerkte später der Künstler, „kommt Lüdenscheid. 1901 in Lüdenscheid das Licht der Welt man langsam, aber unaufhaltsam immer erblickte. weiter nach Süden, nach Tirol.“ Und so Hier beschäftigte er sich zum ersten Mal lebte er anschließend in Gebirgsorten und intensiv mit ungegenständlicher Malerei, Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs auf Almen, lernte Menschen und Land- fand aber nicht den rechten Zugang und besuchte er zunächst die Malerfachschule schaften kennen und schätzen, fertigte bei wandte sich schon bald wieder in Hagen und häufig auch das dortige seinen Wanderungen zahlreiche Skizzen Landschafts- und Blumenbildern zu. Karl-Ernst-Osthaus-Museum. Dabei an und stellte nicht selten seine Staffelei in empfand er es als besonderes Erlebnis, der Natur auf, um das großartige Ausstellungen seiner Arbeiten gab es u.a. „immer wieder vor dieser einmaligen Panorama der Bergwelt unmittelbar im Bild in Bozen, Essen und Hagen. Im Jahre Sammlung zu stehen, konfrontiert mit festzuhalten. 1977 ehrten die Inhaber der Lüden- Meisterwerken der modernen Kunst“. scheider Privatgalerie „Bilderstöckchen“ 1934 kehrte der Maler für kurze Zeit in den damals sehr zurückgezogen lebenden Sein weiterer Weg führte Wilhelm von seinen Geburtsort zurück, gehörte hier zu Künstler mit einer umfangreichen Einzel- der Crone über Kassel und Halle zur den Mitbegründern der Künstlergemein- ausstellung, der letzten, die zu seinen Kunstakademie Nürnberg, wo schaft „Westfälische Werkstätte“ und Lebzeiten gezeigt wurde. Professor Rudolf Schiestl sein Lehrer und schuf gemeinsam mit Herbert Bienhaus der später in den USA zu Weltruhm eine „Sauerlandmappe“ mit zahlreichen gelangte Richard Lindner sein Kollege Linolschnitten. waren. Eine intensive Ausbildung im Zeichnen mit Bleistift, Feder und Kohle Doch schon bald zog es Wilhelm von der 26 bei Professor Adolf Schinnerer in Crone erneut gen Süden. Über Schwarz- Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 30

Eugen Crummenerl (Autor)

geboren am 19. September 1894 in Lüdenscheid gestorben am 29. Dezember 1977 in Lüdenscheid

Eigentlich kam Eugen Crummenerl, ein Geschichten im periodischen Schrifttum Weiterhin entstanden ein „Vokabular der Verwandter der Lüdenscheider Autorin seiner sauerländischen Heimat veröffent- plattdeutschen Grenzmundart des süd- Emma Cramer-Crummenerl, erst recht licht. lichen Sauerlandes“, eine Sammlung von spät zum Schreiben. etwa achthundert deutschen Sprich- Kurz nach Erreichung der Altersgrenze wörtern und Redensarten, ein Artikel in Im Anschluss an seine Schulzeit erlernte er übersiedelte der Autor 1959 nach England Hochdeutsch „Über die plattdeutsche den Kaufmannsberuf, wurde Buchhalter in und kehrte 1964 in seinen Geburtsort Sprache“ sowie in Hochdeutsch das „Lied einer Lüdenscheider Firma, nahm als zurück. „Meine Vorliebe galt seit jeher auf Lüdenscheid“. Diese Beiträge erschie- Soldat am Ersten Weltkrieg teil und mach- der plattdeutschen Grenzmundart unseres nen in den Heimatzeitungen. In der te sich nach dessen Ende selbstständig Südsauerlandes“, bemerkte 1971 der Anthologie „Boa Isen liett un Eiken wasset als Bearbeiter von Bilanz- und Steuer- Autor und fuhr fort: „Meine bündige, ...“ (1970) ist der Autor mit plattdeutschen fragen. 1935 wurde er Buchhalter und geraffte Schreibweise unter Beachtung Gedichten vertreten. Lohnstellenleiter bei der Heeresstandort- der für unser Plattdeutsch gültigen Regeln verwaltung Lüdenscheid und war im (gegen die leider zu oft verstoßen wird!) Alle mundartlichen Veröffentlichungen Zweiten Weltkrieg Offizier im Truppen- ist nicht nur im heimischen Raum, sondern wurden von der „Volkskundlichen sonderdienst. - wie bewiesen – weit darüber hinaus Kommission, Abteilung Mundartforschung“ gut lesbar und verständlich.“ Neben in Münster angefordert. 1951 wanderte er nach Kanada aus, wo er einer Reihe Zeitungsveröffentlichungen sich als Direktor der Johnson Timber Co. verfasste er drei Bücher, die im Verlag Ltd. in Sault Ste. Marie (Ontario), als Gebrüder Zimmermann in Balve gedruckt Mitbegründer und Vorsitzender der wurden: „Gedichte und Geschichten Deutsch-Österreichischen Vereinigung in Hoch- und Plattdeutsch“ (1967), sowie als Sprecher der „Deutschen „Bi uns doahäim - Gedichte und Stunde“ des dortigen Rundfunks einen Geschichten in Plattdeutsch“ (1969) und Namen machte. Seit 1953 wurden seine „Ohne Spekulation“, ein Roman in Hoch- hoch- und plattdeutschen Gedichte und deutsch (1971). 27 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 31

Max Crummenerl (Schriftsteller)

geboren am 7. November 1902 in Lüdenscheid gestorben am 30. August 1979 in Lüdenscheid

In Lüdenscheid geboren und aufgewach- „Iek bläiw grade sou lange“, meinte der Erst nach seiner Pensionierung im Jahre sen, besuchte Max Crummenerl nach der Pädagoge später, „um to begripen, dat dei 1968 hatte er wieder Zeit und Muße, sich Volksschule das Realgymnasium, in dem grouten Kappesburen rike Lüe wären.“ um das Lünscher Platt zu kümmern. die Professoren Breitenbach, Cornelius, Anschließend kam er nach Lüdenscheid, Haberland und Raithel zu seinen Lehrern wo er in Peddensiepen und Bierbaum Kurz vor seinem Tode stellte er - auf gehörten. Später meinte der Junge: unterrichtete. Anregung von Stadtarchivar Dieter Saal - eine Auswahl „Lünscher Geschichten“ und „Doabi wouer mi kloar: Dei Schäulers sittet „1945 harr alles äin Änge.“ Weil Max einen plattdeutschen Lebenslauf, aus dem am ächtersten Änge. Dei Schaulmesters Crummenerl während der vergangenen obige Zitate stammen, zusammen, die sind immer uandroppe. Se het wieneg Jahre „politisch tätig“ war, kam er von April 1980 als Buch erschienen und solchen Arbet und viel Firgen. Un sou stond et 1945 bis August 1947 ins Lager Reckling- Anklang fanden, dass noch im gleichen faste: Iek well ouk Schaulmester wären! hausen. Später notierte der Lehrer: Jahr eine zweite, erweiterte Auflage folgte. Iek gong also op dat Lährerseminar. „Et was ne böise Tid - un doach möche Do kam iek in de Gewoalt van Direktor iek se nit missen. Im Lager kam mi dei Wiebel, Konrektor Borchers und iähren Gedanke, alle mine Erinnerungen platt- Gehülpen. Sei het miek 6 Joahre lang dütsch opte schriwen. Hi sind viele miner eschliepen at ne Edelstein in Idar-Oberstein.“ Lünscher Geschichten ua Vertellekes diägelagt un diän Lünscher Kumpels Doch dann kam die Enttäuschung: „Iek oawens vüareloasen wouern. Do kräig was Schaulmester! Owwer keine Schaule maneger düstere Dag äin hellet Änge.“ konn miek bruken, et gaffe viel to viel!“ Aus dem Lager entlassen, arbeitete Max In den folgenden sechs Jahren war er am Crummenerl zunächst in der Firma Lüdenscheider Arbeitsamt tätig. Dann Jüngermann & Co, ehe er als Lehrer und erhielt er seine erste Lehrerstelle an einer Schulleiter an der „Kalwer Schaule“ im 28 Dorfschule in Strickherdecke bei Unna. April 1949 angestellt wurde. Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 32

Gerhard Dahlke (Maler)

geboren am 24. Oktober 1913 in Berlin gestorben am 9. September 1987 in Lüdenscheid

Gerhard Dahlke gehörte zu den Mit- Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, In zahlreichen Karikaturen hat Gerhard menschen, die gerne zeitlebens als an dem er von Anfang an aktiv teilnahm, Dahlke Eindrücke aus dem alten Berlin freischaffende bildende Künstler gearbeitet gelangte er als Gefangener über Öster- festgehalten, Badefreuden im Strandbad hätten, auch die Voraussetzungen dafür reich und Ungarn nach Russland. Endlich Tegel, einen Maskenball oder das „Bolle- besaßen, die aber aus wirtschaftlichen wieder in Freiheit, kam er nach Lüden- Pferd“. Als Schauspieler Eric Ode einmal Gründen einen anderen Hauptberuf er- scheid, der Heimat seiner Frau, wo er sich diese Zeichnungen sah, meinte er: „Wie wählten. So arbeitete er in Lüdenscheid eine Existenz aufbaute. schön, daß es noch Menschen gibt, die zunächst als Maler und Anstreicher, später Humor haben!“ als Mitarbeiter der Maler-Einkauf-Genos- An Wochenenden und in den Ferien zog senschaft bis zum Eintritt in den Ruhe- es ihn hinaus in die Natur. Fast immer In Lüdenscheid waren Arbeiten des Malers stand. hatte er Bleistift und Zeichenblock bei sich, mehrmals im Rahmen von Gemeinschafts- oft auch den Kasten mit Aquarellfarben. ausstellungen zu sehen, so im Foyer des In Berlin, der Stadt seiner Geburt, an der Und so hielt er gleich vor Ort die Ansichten Neuen Rathauses, in der Galerie „Der er mit großer Liebe hing, hatte er eine fest, welche ihn besonders faszinierten. Rahmen“, in der Schalterhalle der Lehre beim Kirchenmaler Hans Walldorf Mal waren es steil aufragende Berge, ein- Sparkasse und in der Produzentengalerie absolviert, auf der Innungsfachschule same Bäche oder Talsperren, dann wieder Curt Herrde. Lichterfelde Grundlagen dekorativer verträumte Gassen oder historische Malerei und die Erstellung von Studien- Kirchen. zeichnungen erlernt und an der Kunstge- werbeschule Charlottenburg anatomisches Hatte er im Freien einmal mit seiner Arbeit Zeichnen geübt. Von dem bekannten begonnen, ließ er sich auch nicht vom Reklamegestalter Willi Belling erfuhr er, wie Regen abhalten, das begonnene Bild zu man mit Bleistift, Kreide oder Kohle in beenden. So weisen noch mehrere wenigen Minuten Schnellskizzen erstellen Aquarelle - ähnlich wie bei Otto Pankok - konnte. Spuren des Regens auf. 29 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 33

Ernst Deitenbeck Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Medailleur)

geboren am 23. Dezember 1868 in Wettringhof (jetzt Lüdenscheid) gestorben während des Zweiten Weltkriegs in Berlin

In seinem 1904 in erschienenen leicht war, Aufträge zu erhalten, so ver- während des Zweiten Weltkriegs gestor- Nachschlagwerk „Dictionary of Medallists“ stand er es doch, sich schon bald durch ben ist, besitzt das Berliner Münzkabinett (Lexikon der Medailleure) bezeichnete qualitativ gute Arbeiten einen Namen zu heute noch vierundzwanzig Medaillen und Leonard Forrer den aus Wettringhof machen, sodass Kunden, aber auch Plaketten u.a. mit den Bildnissen von stammenden Ernst Deitenbeck als einen Kritiker auf ihn aufmerksam wurden. Robert Koch (1890), Rudolf Virchow „Contemporary Sculptor and Medallist“ (1890) und Otto von Bismarck (1895). (zeitgenössischen Bildhauer und Im Rahmen der Berliner Kunstausstellung Medailleur), und er wies darauf hin, dass er des Jahres 1907 konnte Ernst Deitenbeck Signaturen dieses Künstlers auf Plaketten mehrere seiner Medaillen und Plaketten von Robert Koch und Rudolf Virchow zeigen, die er entweder direkt in Metall gefunden habe. geschnitten oder für einen späteren Guss geformt hatte. Zu den Persönlichkeiten, Nach der Schulentlassung absolvierte denen die kleinen Werke gewidmet waren, Ernst Deitenbeck eine Graveurlehre in gehörten u.a. Dr. K. Pietschker, Lüdenscheid und lernte nebenher in der Graf E. Pilati sowie Kunstgießer Hoepner, von Gottwalt Kuhse geleiteten Graveur- mit dem der Graveur zusammenarbeitete. schule Malen und Modellieren. Um sich weiterzubilden, besuchte der junge Mann Große Anerkennung bedeutete es für ihn, anschließend die Kunstgewerbeschule in dass er schon damals in das von Thieme Wuppertal und beendete sein Studium und Becker herausgegebene „Allgemeine schließlich in Berlin an der Königlichen Lexikon der bildenden Künstler“ aufge- Kunstschule und bei Rudolf Siemerings. nommen wurde und dass ihn die Berliner Münzanstalt zu ihrem Mitarbeiterstab holte, Im Jahre 1898 eröffnete der Graveur in der bei dem er bis zu seiner Pensionierung deutschen Hauptstadt eine eigene blieb. Von dem Künstler, der sich auch als 30 Werkstatt. Wenn es auch zunächst nicht Bildhauer betätigte und der vermutlich Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 34

Dr. Günther Deitenbeck (Geschichtsforscher)

geboren am 27. April 1915 in Lüdenscheid gestorben am 4. September 1992 in Lüdenscheid

In Lüdenscheid geboren und aufge- setzter war er später darüber, was „die Nach dem Tode seines Kollegen Wilhelm wachsen, besuchte Günther Deitenbeck Behörden daraus gemacht“ haben. Sauerländer setzte Günther Deitenbeck in das Zeppelin-Gymnasium bis zum Abitur jahrelanger akribischer Kleinarbeit dessen im Jahre 1934. Anschließend studierte er Am Ende des Schuljahres 1979/80 trat der Erforschung der Stadtgeschichte fort, die in Münster, Heidelberg, Königsberg und Pädagoge in den Ruhestand. dann 1985 in Buchform unter dem Titel Marburg die Fächer Englisch, Geographie „Geschichte der Stadt Lüdenscheid 1813 und Geschichte. 1939, im Jahr des Zeitlebens bestimmten zwei Bereiche seine bis 1914“ erschien und auf große Kriegsbeginns, bestand der junge Mann freie Zeit, die Arbeit in der Kirche und die Anerkennung stieß. sein Staatsexamen und promovierte mit Geschichtsforschung. einer Arbeit zum Thema „Kurhessen Anschließend erweiterte und überarbeitete und die schleswig-holsteinische Frage“ Länger als ein Vierteljahrhundert war er im der Autor Sauerländers „Geschichte der zum Dr. phil. kirchlichen Bereich aktiv tätig, so im Stadt Lüdenscheid von den Anfängen bis CVJM, als Mitglied der Kreissynode und zum Jahre 1813“, die 1989 in zweiter Doch statt, wie erhofft, nun seine beruf- als Presbyteriumsmitglied der Evangelischen Auflage erschien. Fredo Gutberlet meinte liche Laufbahn anzutreten, wurde Günther Kirchengemeinde Hellersen-Loh. dazu in der Westfälischen Rundschau: Deitenbeck zur Wehrmacht einberufen und „Zum einen hat Dr. Deitenbeck sowohl im erlebte den Krieg von 1939 bis 1945 in Interessiert an Geschichte, speziell an Stil als auch in der Gliederung der Arbeit Frankreich, Russland und Deutschland Heimatgeschichte, hielt Günther dem mehr trocken-wissenschaftlichen Stil hautnah mit. Nach Hause zurückgekehrt, Deitenbeck mehrere fundierte Vorträge im Sauerländers zu einer etwas besseren trat der Lehrer, nachdem er das pädago- Geschichtsverein, dem er als Obmann des Verständlichkeit verholfen, zum andern gische Examen nachgeholt hatte, seinen Historischen Beirats angehörte. Er ver- mussten aber auch neue wissenschaftliche Dienst am Zeppelin-Gymnasium an, fasste Beiträge für den „Reidemeister“ Erkenntnisse aus 23 Jahren seit Sauer- zunächst als Verwaltungsoberstudienrat, und schrieb 1978 einen längeren Aufsatz länders Veröffentlichung berücksichtigt später als Studiendirektor und Koordinator für die Festschrift „100 Jahre Freiwillige werden.“ für die Oberstufenreform, auf deren Gebiet Feuerwehr Lüdenscheid“. er Hervorragendes leistete, umso ent- 31 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 35

Karl Deitenbeck (Autor)

geboren am 15. Januar 1901 in Lüdenscheid gestorben am 23. Februar 1968 in Hellersen (jetzt Lüdenscheid)

Nach dem Besuch des Seminars seiner Schulkammer der Ev. Kirche von Westfalen Schöpfung und die Größe des Schöpfers Heimatstadt und Ablegung der Ersten an und war Fachvertreter für Ev. Unter- begeistern“. Lehrerprüfung im Jahre 1921 konnte Karl weisung an Volksschulen im Kirchenkreis Deitenbeck zunächst, wegen eines Über- Lüdenscheid. Weitere Veröffentlichungen folgten: 1950 angebots von Lehrern, seinen erlernten „Sonderbare Heilige“, 1962 „Das Feld Beruf nicht ausüben. Er sah sich deshalb In seiner Freizeit wanderte er als langjähri- muß er behalten“, eine allgemein verständ- nach einer anderen Tätigkeit um, welche ges Mitglied im Sauerländischen Gebirgs- liche Kirchengeschichte, 1965 er für die folgenden fünf Jahre im Verein oft und gerne, spielte er Geige und „Sauerländer Originale“ und 1968, wenige Betriebsbüro der Westfälischen Kupfer- Klavier, hielt er seine Umwelt in Zeichnun- Monate vor seinem Tode, eine Auslegung und Messingwerke fand. gen und Fotografien fest und betätigte er des Hebräerbriefes. sich schriftstellerisch. In Blankenstein an der Ruhr erhielt er 1926 Für die Taschenbücher „Gehilfen der seine erste Lehrerstelle und wurde zwei Neben zahlreichen Beiträgen für Zeit- Freude“ (1961) und „Botschafter der Jahre später auf eigenen Wunsch nach schriften und den „Neukirchner Kalender“ Herrlichkeit“ (1962) schrieb er Berichte Lüdenscheid versetzt, wo er - ab 1947 erschienen mehrere Veröffentlichungen des über Katharina von Bora und Ernst als Rektor der Kluserschule - bis kurz vor Autors. Einen besonders großen Erfolg Modersohn. seinem Tod - noch über die Pensionierung hatte er mit seiner volkstümlichen Sternen- hinaus - pädagogisch tätig war. kunde, die 1933 zum ersten Mal unter dem Titel „Wanderungen im Weltraum“ Mit Eifer engagierte sich Karl Deitenbeck erschien. 1934 gab es bereits die zweite besonders in der evangelischen Kirche. und 1946 eine weitere erweiterte Auflage. Fast zwei Jahrzehnte arbeitete er als Mit diesen kleinen Bändchen wollte der Presbyter, war im Dritten Reich aktives Autor, wie er in einem Vorwort bemerkte, Mitglied der Bekennenden Kirche, seit „Große und Kleine für Augenblicke 1947 Vorsitzender der Landeskirchlichen aus den Niederungen des Alltagslebens 32 Gemeinschaft „Philadelphia“, gehörte der erheben und sie für die Wunder der Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 36

Paul Deitenbeck (Autor)

geboren am 13. Juli 1912 in Lüdenscheid gestorben am 3. Dezember 2000 in Lüdenscheid

Am ersten Adventstag des Jahres 2000 Es folgte eine Zeit als Hilfsprediger im den „Gemeindetagen unter dem Wort“ in verließ der „kleine Marschierer Gottes“, wie Ravensberger Land und als Synodal- der Christuskirche, bei Gottesdiensten an sich Paul Deitenbeck gern selber bezeich- Jugendpfarrer im Kirchenkreis Bielefeld. der Glörsperre oder als Vertreter für seine nete, unsere Welt. „Diese ganze Zeit war“, wie er später Tochter Monika Deitenbeck-Goseberg in notierte, „überlagert von dem Ernst des der Kirche Oberrahmede. Geboren wurde er 1912 als Sohn eines Kirchenkampfes im Dritten Reich, der Werkmeisters in Lüdenscheid, wo er in mich in die Reihen der Bekennenden Sehr umfangreich waren die Aktivitäten einem christlichen Elternhaus aufwuchs. Kirche führte.“ des Pfarrers. Er wirkte mit in der Volks- Hier war, wie er später bemerkte, „Glaube und Zeltmission, in der Evangelischen und Leben eine Einheit, gerade auch darin, Während des Zweiten Weltkriegs wurde Allianz und der Bekenntnisbewegung wie man sich gegenseitig vergeben und auch der Pfarrer eingezogen. Als Peilfun- „Kein anderes Evangelium“, arbeitete in tragen konnte“. ker arbeitete er bei der Luftwaffe an der Deutschland zusammen mit Billy Graham, Ostfront und kam von 1945 bis 1948 wäh- predigte in Funk und Fernsehen, verfasste Geprägt wurde Paul Deitenbeck in seiner rend seiner russischen Gefangenschaft u.a. zahlreiche Bücher, so „Blick durch Jugend ferner durch die Mitarbeit im nach Moskau. „Das wurde die zweite Hoch- den Horizont“, „Das habe ich mit Gott CVJM und durch den Religionsunterricht schule meines Lebens“, so Paul Deitenbeck. erlebt“, „Geh den Weg der Freude“ und bei Studienrat H. Borchers am Zeppelin- „Ein Leben aus Dankbarkeit“. Gymnasium. Nach dem Abitur studierte 1949 erhielt er, nach Hause zurückgekehrt, Für seine Verdienste erhielt Paul Deiten- der junge Mann in Münster bei Prof. Otto eine Anstellung als Jugendpfarrer in beck 1982 das Bundesverdienstkreuz Schmitz, in Tübingen bei den Professoren Lüdenscheid und als Synodalpfarrer für Erster Klasse und den Ehrenring der Stadt Karl Heim und Adolf Schlatter und schließ- Volksmission im gleichen Kirchenkreis. Von Lüdenscheid. lich in Berlin. Dann kam die Vikariatszeit, 1952 bis 1982 war er dann hauptberuflich „Trotz vieler Reisen in aller Herren Länder zunächst in Lüdenscheid bei Pastor Walther als Gemeindepfarrer an der Lüdenscheider ist mir“, um den Pfarrer noch einmal zu Baudert, dem späteren Bischof der Herrn- Kreuzkirche angestellt. Aber auch nach zitieren, „keine Stadt so teuer wert wie huter Brüdergemeine, dann in der Berliner seiner Pensionierung predigte er öfters in meine Vaterstadt, inmitten der sauerländi- Stadtmission bei Pfarrer Erich Schnepel. seiner Heimatstadt und Umgebung, so bei schen Berge und Täler.“ 33 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 37

Dr. Jürgen Dennert (Wissenschaftler)

geboren am 6. August 1935 in Stettin wohnte von 1949 bis 1961 in Lüdenscheid gestorben am 4. Januar 1970 in Hamburg

Die Praxis seines Vaters, eines ange- Bereits als Untertertianer verfasste er erste der Universität Hamburg. Während dieser sehenen Veterinärarztes und medizini- Berichte, welche in den Lüdenscheider Zeit habilitierte er sich 1968 mit der Arbeit schen Forschers, interessierte den jungen Nachrichten veröffentlicht wurden. „Die ontologische und aristotelische Jürgen nicht, wohl aber, mit ihm auf die Politikwissenschaft und der Rationalismus“ Jagd zu gehen, Wald und Tiere zu Nachdem er 1956 sein Abitur bestanden zum Privat-Dozenten, zu dem ihn der beobachten, berichtete einmal seine hatte, arbeitete er zunächst als Volontär Senat der Hansestadt 1968 ernannte. Mutter Dora Dennert. beim Westdeutschen Rundfunk in Wuppertal, um anschließend an der Uni- Zweimal wurde er mit dem „Theodor-Wolf- Ihr Sohn wuchs im pommerschen versität von Hamburg Staatswissenschaft, Preis“ für journalistische Leistungen ausge- Naugard auf. Politik und Geschichte zu studieren. zeichnet. Mehrere Bücher erschienen vom ihm, so „Ursprung und Begriff der Nachdem sein geschätzter Vater im Er wurde, da ihn der Journalismus nie Souveränität“ und „Entwicklungshilfe - Zweiten Weltkrieg vermisst war, musste ganz losließ, Mitarbeiter bei dem von Hans geplant oder verwaltet“. seine Mutter mit ihren beiden Söhnen Lilje herausgegebenen Deutschen Allge- die Heimat verlassen und gelangte auf meinen Sonntagsblatt, schrieb u.a. für „Die Nach kurzer schwerer Krankheit starb Umwegen nach Meinerzhagen. Sie Welt“, arbeitete für Rundfunk und Fernsehen. Jürgen Dennert im Alter von 34 Jahren. wohnten im Heidehaus bei Neuemühle. Da die schlechten Fahrmöglichkeiten An der Universität in Hamburg immatriku- den Besuch der Sexta des Gymnasiums lierte er sich im Mai 1958 für Philosophie in Lüdenscheid unmöglich machten, kam und politische Wissenschaft und promo- Jürgen zunächst für drei Jahre in das vierte im April 1963 mit dem Thema von seinem Großonkel mitbegründete „Ursprung und Begriff der Souveränität“ Pädagogium mit angeschlossenem zum Dr. phil. Internat in Bad Godesberg, um anschlie- ßend zum Zeppelin-Gymnasium Lüden- Fünf Jahre arbeitete er als wissenschaft- 34 scheid überzuwechseln. licher Assistent und Lehrbeauftragter an Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 38

Ernst Dickhagen (Konzertsänger)

geboren am 19. Februar 1899 in Lüdenscheid gestorben am 1. November 1968 in Lüdenscheid

„In dem, seiner Stimme angemessenen Straße ein älteres Schuhgeschäft, zog Günther Wilhelms sowie der Flötist Hans Bereich mit Schwerpunkt in der mittleren aber später um in die untere Wilhelm- Martin Linde. Die musikalische Leitung lag Oktave füllt er mühelos den großen Raum straße. meist in den Händen von Oswald der Christuskirche“, hieß es 1949 in einer Schrader. Rezension der heimischen Presse über Sein Gesangsstudium setzte er nun bei den Bassisten Ernst Dickhagen. Elisabeth Boecker-Ewald fort. Immer häufi- Nur zweimal wirkte Ernst Dickhagen bei ger kam es vor, dass er gebeten wurde, szenischen Aufführungen mit: 1941 als In Lüdenscheid geboren, absolvierte er bei Liederabenden und kirchlichen Colas in Mozarts „Bastien und Bastienne“, nach Beendigung der Schulzeit eine kauf- Aufführungen mitzuwirken. So gestaltete er 1951 in dem Märchenspiel „Die drei männische Lehre in Remscheid-Lennep. Solopartien in der Johannes-Passion und Federn“ von Konrad Liss. Dann erfolgte die freiwillige Teilnahme am im Weihnachts-Oratorium von Johann Ersten Weltkrieg, der sich eine kaufmänni- Sebastian Bach, in „Die Auferweckung des Seine gesangliche Tätigkeit, die sich mit sche Tätigkeit in Wuppertal-Oberbarmen Lazarus“ von Carl Loewe (1947) sowie in Ausnahme eines Gastspiels in Unna auf anschloss. der Matthäus-Passion von Bach und von den Märkischen Kreis beschränkte, stellte Heinrich Schütz, letztere a capella. Ernst Dickhagen unter das Bibelwort: „Ich In dieser Zeit nahm der musikbegeisterte will dem Herrn danken mit meinem Lied.“ junge Mann ersten Gesangsunterricht bei In einer Besprechung von 1939 ist zu Professor Windhorst. lesen: „Ernst Dickhagen kam mit seinem großen, klangschönen und bewegungs- Doch schon bald gab Ernst Dickhagen zarten Bass zu voller Wirkung.“ seine Absicht, zur Bühne zu gehen, auf. Musik sollte sein Hobby, vielleicht sogar Zu den Kolleginnen und Kollegen, mit etwas mehr bleiben. denen er gemeinsam auftrat, gehörten u.a. die Gesangssolisten Johannes Feyerabend, 1933 kehrte er nach Lüdenscheid zurück, Paul Gümmer, Helmut Kretschmar, Marga übernahm zunächst in der Werdohler Reininghaus, Irene Stamm-Karthaus und 35 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 39

Kurt Eckardt (Verleger)

geboren am 3. Juni 1912 in Lüdenscheid gestorben am 31. Januar 1981 in Lüdenscheid

„Im Buchhandel herrscht noch der 1934 in das väterliche Geschäft in persönlichen Kontakt zwischen Autor und Individualismus, der die geistige Einstellung Lüdenscheid eintrat. Leser. Zu seinen Gästen gehörten u.a. und den persönlichen Geschmack des Albrecht Goes (1949), Uta Danella (1959), Käufers respektiert.“ Während des Zweiten Weltkriegs wurde Günter Eich (1962), Joachim Fernau (1963), Kurt Eckardt als Flaksoldat eingezogen, Hisako Matsubara (1972) und Johannes Nach diesem in einer Festschrift anlässlich nahm an harten Gefechten teil und kehrte von Buttlar (1977). Anlässlich eines des fünfzigjährigen Firmenjubiläums schwerverwundet in seinen Geburtsort Theatergastspiels kam Hans-Joachim veröffentlichten Motto von Max Eckardt, zurück, wo er 1946 seine Buchhandlung Kulenkampff zu einer Signierstunde in die welcher die angesehene Buchhandlung in erneut aufbaute, welcher er 1968 einen Buchhandlung (1969). Lüdenscheid 1906 gegründet hatte, umfangreichen Taschenbuchladen im handelte auch sein Sohn Kurt, über den Kellergeschoss angliederte. Viele Jahre wirkte Kurt Eckardt im Vor- Wolfgang Hoffmann anlässlich seines stand der Lüdenscheider Musikvereini- Todes in den Lüdenscheider Nachrichten Daneben führte er den von seinem Vater gung, war mehr als zwanzig Jahre u.a. bemerkte: „Er wollte nicht nur für ein gegründeten „Verlag Max Eckardt“ weiter, Vertrauensmann der Lüdenscheider elitäres Publikum da sein, sondern auch in dem u.a. kleine Bändchen der Mundart- Buchhändler und gehörte eine lange Zeit für den kleinen Mann, der nur selten ein- dichterin Emma Cramer-Crummenerl als Schatzmeister dem NRW-Landes- mal ein Buch kauft.“ erschienen, aber auch heimische Land- vorstand des Verbandes der Buchhändler karten, eine Bildmappe mit Federlithos der und Verleger an. Als Sohn des Buchhändlers und Verlegers Altstadt von Gerhard Reipert, der Bildband Max Eckardt 1912 in der Bergstadt „Lüdenscheid - Gesicht einer Stadt im geboren, besuchte Sohn Kurt das Real- Sauerland“ von Karl A. F. Günther und die gymnasium bis zur Mittleren Reife und Neuauflage von F. W. Haases platt- absolvierte anschließend eine Buch- deutschem Buch „Buer un Reimester“. händlerlehre in Wernigerode im Harz. Seine ersten Anstellungen fand er in Öfters lud der Buchhändler zu Autoren- 36 Magdeburg und Stadthagen, bevor er lesungen ein und vermittelte so einen Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 40

Fritz Eckern (Maler)

geboren am 13. Januar 1910 in Valbert gestorben am 17. Dezember 1997 in Lüdenscheid

Viele Jahre schickte Fritz Eckern zum Anschließend arbeitete Fritz Eckern in fernte, gab es nur noch selten von ihm Jahresende Freunden und Bekannten Garmisch-Partenkirchen als Geselle Arbeiten in Lüdenscheid zu sehen, so Radierungen mit Bildern aus der Heiligen des Barockmalers Bickel, dem er bei der 1989, als seine Zeichnung „Niklas G.“ Schrift und den besten Grüßen zum neuen Gestaltung von Freskos half. 1931/32 im Museum der Stadt Lüdenscheid Jahr, welche ein Zeichen dafür waren, besuchte Fritz Eckern noch einmal die ausgestellt war. dass er, auch im hohen Alter noch, Wuppertaler Kunstschule, um dort freischaffend künstlerisch tätig sein konnte, sein einmal begonnenes Studium abzu- 1985 übernahm der Künstler die recht obwohl er zeitlebens hauptberuflich als schließen. schwierige Aufgabe, das stark beschädig- Maler und Anstreicher gearbeitet hatte, um te Fresko von Professor Nida-Rümelin an seine Familie versorgen zu können. Zur Zeit großer Arbeitslosigkeit bot ihm der Trafo-Station Ecke Hohfuhr- und sein ehemaliger Ausbilder in Lüdenscheid Philippstraße zu restaurieren, was er mit Friedrich Wilhelm Eckern stammte aus die Mitarbeit in seinem Malergeschäft an. großem Geschick erledigte. Danach wurde Valbert, wo er eine unbeschwerte Jugend Fritz Eckern sagte zu. 1934 legte er die es immer ruhiger um den Künstler. verbrachte und sich schon von Kindheit an Prüfung als Dekorationsmalermeister ab. mit Malen und Zeichnen beschäftigte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Eigentlich sollte er nach Beendigung der unterrichtete er mehrere Jahre als Lehrer Schulpflicht den elterlichen Hof überneh- an der heimischen Berufsschule, als deren men, da er sich dafür jedoch nur wenig Obermeister für die Malerinnung er ge- interessierte, absolvierte er in Lüdenscheid wählt wurde. zunächst eine Malerlehre, um anschließend in Wuppertal-Elberfeld von 1927 bis 1929 In Ausstellungen war der Künstler zu- die Kunstgewerbeschule zu besuchen, wo nächst häufig vertreten, so 1942, als sein er bei den Professoren Julius Mermagen Aquarell „Stilleking“ im Stadthaussaal von und Max Bernuth Malerei und figürliches Lüdenscheid gezeigt wurde. Als sich Zeichnen studierte. Hier erlernte er auch jedoch später das offizielle Interesse von die Radierkunst. heimischen Künstlern mehr und mehr ent- 37 Lüdenscheid_Redaktion1-38 14.10.2003 10:34 Uhr Seite 41

Dr. Wilhelm Ehmer (Schriftsteller)

geboren am 1. August 1896 in Hongkong gestorben am 16. Juni 1976 in Lüdenscheid

„Lüdenscheid, dessen Name mir bis zum redakteur zum „Lüdenscheider General- Als der Verleger aus dem Zweiten Welt- Weihnachtsabend 1925 nahezu unbekannt Anzeiger“ kommen wolle. Der Journalist krieg, in dem er den rechten Arm verloren war, ist mir inzwischen zur achten Heimat sagte zu und übernahm die Stelle, war hatte, zurückkehrte, fing er mit der Arbeit geworden, in der ich mein Lebenswerk dort ab 1936 als Verleger tätig. an seiner Zeitung erneut an, die im gebaut habe“, notierte Wilhelm Ehmer 1970. November 1949, diesmal unter dem Titel Mehrere bemerkenswerte Bücher stam- „Lüdenscheider Nachrichten“, erschien. In Hongkong geboren, kam er 1906 nach men aus der Feder von Wilhelm Ehmer. Hamburg, wo er das Gymnasium be- Nach mehr als fünfjähriger Arbeit kam suchte und 1914 das Notabitur erhielt, Es begann 1935 mit dem Kinderbuch 1963 als weiteres Buch „So werden wir bevor er sich als Kriegsfreiwilliger meldete „Peter reist um die Welt“, in dem er eigene gelebt“ im Schneekluth-Verlag heraus. und den Ersten Weltkrieg von Anfang an Kindheitserlebnisse verarbeitete und das in bis zum bitteren Ende miterlebte. erster Linie für seine beiden Söhne Zu den vielen Ehrenämtern, welche gedacht war. Es folgte 1936 der Berg- Wilhelm Ehmer ausübte, zählte der Vorsitz Anschließend studierte er in Hamburg, steigerroman „Um den Gipfel der Welt“, im Aufsichtsrat der Standortpresse Freiburg i.Br. und München hauptsächlich in dem er den Kampf einer englischen G.m.b.H. in Bonn, der rund 230 Tages- Geschichte, Kunstgeschichte und Philo- Bergsteigergruppe um den höchsten Berg zeitungen in der Bundesrepublik ange- sophie. Im März 1925 erwarb er den der Erde schilderte und ihren tragischen hörten. Dr. phil. im Fach Geschichte. Ausgang. Dieses Werk erhielt anlässlich des Kunstwettbewerbs der XI. Olympi- Wilhelm Ehmer, der bereits während seiner schen Spiele in Berlin die Silberne Studienzeit journalistisch tätig war, nämlich Olympia-Medaille. Es folgten die Erzählun- als Volontär beim „Hamburger Fremden- gen „Der flammende Pfeil“ und „Die Nacht blatt“, trat am 1. April 1925 in die Redak- vor Paris“, von denen sich die erste mit dem tion der Zeitung „Hannoverscher Kurier“ Geschehen des Ersten Weltkriegs, die letzte ein. Noch kein Jahr war vergangen, als er mit dem Geschehen des Zweiten Weltkriegs 38 die Anfrage erhielt, ob er nicht als Chef- befassten. Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:42 Uhr Seite 42

Kurt Ette Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Maler)

geboren am 19. Dezember 1915 in Lüdenscheid gestorben am 24. September 1979 in Minden

„64 Jahre alt musste er werden, bis er gefangenschaft zurückkehrte, fand er Einzelne seiner Bilder wurden von privaten seine erste eigene Kollektivausstellung sein Elternhaus zerstört vor, stand er vor Kunstfreunden erworben, einen städti- erleben durfte“, heißt es im Mindener dem Nichts. schen Auftrag erhielt er nur ein einziges Tageblatt vom 15. September 1979 über Mal: die Gestaltung der Rückwand einer den Maler Kurt Ette; lange währte die Was ihm blieb, war die Liebe zur Malerei. Mindener Turnhalle als Sgraffito. Freude darüber nicht, da der Künstler Er gestaltete Landschaftsmotive des bereits wenige Tage später starb. Wiehengebirges und des Weserberglands In seinem Buch „Malerei und Grafik in in Aquarell und Öl, fertigte Holzschnitte an Minden“ schreibt Wulf Schomer: „Im Blick Geboren wurde er als Sohn eines Rent- und zeichnete Blumen. Wann er die einzel- auf die einfachen, schönen Reize dessen, meisters in Lüdenscheid, wo er seine nen Werke geschaffen hat, lässt sich kaum was vor seiner Tür liegt und auf das, was Kindheit in der Schulstraße (heute: noch feststellen, da er die Arbeiten nicht in Zeiten äußerer Bedrückung und innerer Corneliusstraße) verlebte. Als der Junge datierte. Kurt Ette sah sich als Maler, der Not wieder ermutigen, aufhelfen und neun Jahre alt war, verzog die Familie gerne sein ganzes Leben freischaffend das harmonisieren kann, malt Ette stets nur im nach Minden, wohin der Vater versetzt gestaltet hätte, was ihm gefiel, doch davon aufbauenden und von positiven Grund- worden war. Hier besuchte Kurt Ette die konnte er nicht leben, keine Familie er- ideen geleiteten Sinne, ganz im Gegensatz Bessel-Oberrealschule, und anschließend nähren. Deshalb übernahm er die unter- zu seiner damaligen, schwierigen eigenen studierte er, da er sich lebhaft für Malen schiedlichsten Jobs, so als Anstreicher, Lebenswelt.“ und Zeichnen interessierte, an der Eisensäger und Lagerarbeiter. Düsseldorfer Kunstakademie bei den „Auf seine Herkunft hat er“, wie Claus Professoren Humer und Kiederich. Er war, wie Karl Graeff bemerkt, „eine Rüggebrecht berichtete, „immer wieder stattliche Erscheinung, wenn auch nicht verwiesen: selbst Postkarten von seinen Doch bereits zwei Jahre später musste er sehr groß, aber fein, ich möchte ihn Gemälden tragen den Hinweis auf sein Studium abbrechen, da er zum drahtig nennen, mit klug geschnittenem Geburtstag und –ort.“ Arbeitsdienst verpflichtet und 1939 Kopf.“ Sportlich, wie er war, fuhr er täglich zum Wehrdienst eingezogen wurde. Als er mit dem Fahrrad von seiner Wohnung in schließlich 1946 aus belgischer Kriegs- Häverstädt zur Arbeitsstelle nach Minden. 39 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:42 Uhr Seite 43

Hans Fiergolla (Maler)

geboren am 14. Februar 1914 in Kalkum bei Düsseldorf gestorben am 8. Juli 1965 in Lüdenscheid

Da der Rheinländer Hans Fiergolla den stammte, wohin das Ehepaar 1945 nach Auf zahlreichen Gemälden, Aquarellen und Wunsch hatte, Kirchenmaler zu werden, der Hochzeit zog. Radierungen hielt er Ansichten aus besuchte er nach Beendigung seiner Lüdenscheid und der Umgebung fest, von Schulzeit acht Semester die Kunstge- Immer bemüht sich fortzubilden, nahm der denen mehrere in den Museen der Stadt werbeschule in Düsseldorf und half Künstler von 1946 bis 1948 Privatunter- gezeigt werden. Für das ehemalige Ver- während dieser Zeit bereits bei der Aus- richt bei dem Radierer August Kaul und waltungsgebäude der Stadtwerke schuf malung von Kirchen, u.a. in Kaiserswerth. bei Professor Schreiber, studierte von Hans Fiergolla ein Fenster aus 571 Glas- 1953 bis 1955 erneut an der Werkkunst- scheiben, für den kleinen Sitzungssaal des Doch dann kam der Zweite Weltkrieg. schule Düsseldorf, besuchte 1959 und Rathauses ein 85 x 522 cm großes Mosaik Der Maler wurde eingezogen und zweimal 1962 von Professor Oskar Kokoschka mit der Silhouette der Bergstadt und für schwer verletzt, sodass es ihm später geleitete Kurse der Salzburger Sommer- das Transformatorenhaus Worthnocken ein nicht mehr möglich war, auf einem Gerüst akademie. Letzterer schrieb ihm ins Zeug- Sgraffito mit fliegenden Vögeln. stehend zu arbeiten. nis: „Vorzüglich - sollte von den Behörden gefördert werden.“ „Er war“, nach Meinung von Hermann Aus diesem Grunde wandte er sich nun Langkitsch, „kein Maler formativer verstärkt der Malerei und Grafik zu, studierte Galerist Hermann Langkitsch bemerkte Erfindungen, er malte vor dem Objekt und an der Düsseldorfer Kunstakademie bei einmal: „Diese gründliche Ausbildung, die setzte es, mehr empfindend als intellek- den Professoren Otto Coester, Julius Paul er mit dem Lerneifer des stets Aufnahme- tuell, abstrahierend zwar, aber das Junghanns, Hans Schmitz-Wiedenbrück bereiten vervollkommnete, verhalf ihm zur Gegenständliche überhöhend, um.“ und Wilhelm Schmurr. Anschließend beleg- Könnerschaft auf vielen Gebieten, zur te er die Fächer Gestaltung, Grafik und Meisterschaft in mancherlei Techniken der Schrift an der Werkkunstschule Wuppertal, bildenden Kunst.“ welche damals nach Schalksmühle ausge- lagert worden war. Hier lernte Hans Studienreisen nach Belgien Frankreich, Fiergolla auch seine spätere Frau Hilde Holland, Norditalien und Österreich 40 Diemer kennen, die aus Lüdenscheid erweiterten den Horizont des Malers. Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 44

Hilde Fiergolla-Diemer (Malerin)

geboren am 6. November 1912 in Werdohl-Kleinhammer wohnte von 1944 bis 1968 in Lüdenscheid gestorben am 27. Dezember 1975 in Siegen

Hilde Diemer, Tochter einer Lüdenscheider Zweiten Weltkriegs das Atelier der lungen u.a. in Altena, Dortmund, Lüden- Fabrikantenfamilie, war schon, wie sie Zeichnerin mit all ihren Arbeiten bei einem scheid, München, Oldenburg und Stuttgart später berichtete, als Kind restlos Bombenangriff zerstört wurde. Sie kehrte zu sehen. glücklich, wenn man ihr Stift und Papier in in ihr Elternhaus zurück und setzte ihr die Hand drückte und sie Bilder aus Studium in der nach Schalksmühle ausge- Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Märchen oder kleineren Geschichten fest- lagerten Werkkunstschule Wuppertal fort, im Jahre 1965 sah sich die Künstlerin halten konnte. Als sie aber später den wo sie den Maler Hans Fiergolla kennen- nach einer neuen Aufgabe um, die sie voll Wunsch äußerte, eine Kunstschule zu lernte, den sie 1945 heiratete. und ganz ausfüllen würde und die sie drei besuchen, fand sie bei ihren Eltern nur Jahre später in Gelnhar fand, wo sie wenig Verständnis. Das Ehepaar, welches der Künstlerge- Kinder in einem heilpädagogischen Heim meinschaft „der bogen“ angehörte, schuf als Kunsterzieherin betreute. Dennoch nahm sie nach Beendigung der zunächst gemeinsam Dekorationen für das Schulzeit und Absolvierung eines Prakti- Bergstadt-Theater Lüdenscheid und fer- Während eines privaten Aufenthalts in kums ein Studium an der Werkkunstschule tigte 1957 zwölf Majoliken mit Tiermotiven Siegen starb Hilde Fiergolla im Jahre 1975. Dortmund auf. Professor Herricht und für die Albert-Schweitzer-Schule; ferner Bildhauer Herbrechter waren hier ihre arbeitete es pädagogisch an Volkshoch- Lehrer. Es folgte der Besuch der „Schule schulen und für die Arbeitsgemeinschaft für die Kunst“ in München. Als ihr dortiger „bild und form“ in Nordrhein-Westfalen. Lehrer Hildes Eltern mitteilte, wie begabt er seine Schülerin, besonders auf dem Im Mittelpunkt ihres Schaffens standen bei Gebiet der Illustration, hielt, gaben diese Hilde Fiergolla jedoch Illustrationen, welche ihren Widerstand gegen die Berufswahl sie für Illustrierte, Tages- und Fachzeit- ihrer Tochter auf. schriften, aber auch für Bücher anfertigte. Daneben schuf sie Bilder mit Blumen-, Ein frühes und unvorhergesehenes Ende Menschen- und Märchenmotiven. fand die Münchner Zeit, als während des Beispiele ihrer Arbeiten waren bei Ausstel- 41 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 45

Wilhelm Finkbeiner (Architekt)

geboren am 2. Januar 1888 in Pfaffenstube Kreis Freudenstadt gestorben am 17. Januar 1972 in Lüdenscheid

In seinem Nachruf schrieb Paul Conze in Anschließend arbeitete er als Diplom- von Lüdenscheid, veröffentlichte zahlreiche den Lüdenscheider Nachrichten u.a.: Ingenieur in Stuttgart, Harburg an der Elbe Berichte in führenden deutschen Fachzeit- „Wenn je ein Leiter des städtischen und Krefeld, ehe er 1914 als „Vorsteher schriften. Bauamtes in der jüngeren Geschichte der des Stadterweiterungsamtes mit Bera- Stadt dieser seinen Stempel aufgedrückt tungsstelle und Bauentwurf für städtische Seit seiner Pensionierung im Jahre 1946 hat, dann ist es Wilhelm Finkbeiner gewe- Gebäude in Lüdenscheid“ gewählt wurde. baute Wilhelm Finkbeiner für den Volks- sen. Man braucht sich nur das alte bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Grünewald-Viertel anzusehen, das 1915 wurde er zum Heeresdienst einberu- drei Soldatenfriedhöfe, fertigte er Gut- zwischen der Wehberger Straße, dem fen und kehrte nach aktiver Teilnahme am achten für die Württembergische Hypo- Bahngleise und dem Mathildenfriedhof Ersten Weltkrieg und Radikaloperation des thekenbank an und vertrat die Bauspar- liegt, um seine Handschrift zu erkennen. rechten Ohres im Dezember 1918 nach kasse Wüstenroth. Den gleichen Charakter tragen z.B. die Lüdenscheid zurück. Hier wurde er am Häuser auf der rechten Seite der Jahn- 17. April 1919 einstimmig als Stadtbaurat In besonderer Erinnerung bleiben seine straße, auf der linken Seite der unteren und Magistratsmitglied zunächst für zwölf Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Willy Kölner Straße, auch jene Reihen, die im Jahre und dann für einen weiteren Zeit- Meller und seine Anlage von Städtischen Schatten des Amtsgerichtes sowohl in raum gewählt. Waschanstalten in Anlehnung an die der Freiherr-vom-Stein-Straße als auch Gesolei-Ausstellung in Düsseldorf. an der Philipp- und Hasleyatraße gebaut Auch am Zweiten Weltkrieg nahm Fink- worden sind.“ beiner aktiv teil. Zunächst war er als Führer einer Brückenbauleitung in Russland tätig, Geboren in Pfaffenstube, bestand später wurde er 1942 bei Waronesch Wilhelm Finkbeiner 1906 sein Abitur in schwer verwundet und 1943 aus dem Stuttgart-Cannstatt und studierte an- Wehrdienst entlassen. schließend Architektur an der Technischen Hochschule in Stuttgart, wo er 1911 seine Mit großem Erfolg widmete er sich nun 42 Diplomhauptprüfung bestand. erneut dem Stadt- und Landschaftsbild Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 46

Ernst Fischer (Geiger und Dirigent)

geboren am 29. Dezember 1881 in Oranienbaum bei Dessau gestorben am 17. Januar 1962 in Lüdenscheid

„Zu den Persönlichkeiten, die über vier das bei Trios und Quartetten in seinem damaligen Jahre nicht passte, wurde es Jahrzehnte im kulturellen Leben unserer Wohnzimmer, als aber die Zahl der 1934 nach und nach aufgelöst. Stadt eine Rolle gespielt haben, gehört Musizierenden mehr und mehr anstieg, Ernst Fischer.“ Diese Worte notierte Alfred gründete er 1930 das Lüdenscheider Von 1935 bis zu seiner Pensionierung Diedrich Rahmede anlässlich einer Ehrung Jugendorchester, für das ihm - als 1946 arbeitete der Dirigent als Leiter der 1953 in den Lüdenscheider Nachrichten. Protektor – Magistratsrat Zuncke die Städtischen Verkehrsauskunft und des Kerksighalle als Probenraum zur Verfügung Museums, die beide im Haus Poststraße 2 Der gelobte Mitbürger stammte aus der stellte. Aufführungen fanden in der Berg- untergebracht waren, und es ist Ernst Nähe von Dessau. Nach dem Schulab- stadt selber, aber auch in nahe gelegenen Fischer zu verdanken, dass der Motor des schluss absolvierte er ein Musikstudium Orten statt. ersten lenkbaren Luftschiffs in die und legte die Prüfung als Pädagoge auf Sammlung kam. diesem Gebiet ab. Anschließend war er als Nicht lange dauerte es, bis der West- Geiger und Konzertmeister tätig. deutsche Rundfunk auf das Orchester mit Im Jahre 1951 übernahm der Musiker, der etwa 30 Musikern aufmerksam wurde und sich auch als Schriftsteller in Dessauer Im Jahre 1911 kam er mit seiner Frau im Stadthaussaal Aufnahmen mit ihm Mundart betätigte, die Leitung des Marie Elise nach Lüdenscheid. Bis 1922 machte, die wenig später gesendet wur- Orchesters der Stadtverwaltung, bis er den leitete er ein kleines Orchester, das im den. Der Anklang bei den Hörern war so Dirigentenstab an Paul Preis weiterreichte. Zentraltheater, einem Kino, Stummfilme life groß, dass das Orchester mit seinem musikalisch untermalte. Daneben wirkte Dirigenten zu einer Direktübertragung in der Dirigent als Geiger solistisch bei zahl- das Kölner Funkhaus eingeladen wurde, reichen Kirchen- und Vereinskonzerten mit. ein Ereignis, das vielen Mitwirkenden lange in bester Erinnerung blieb. Da das Eine Hauptaufgabe sah er darin, jungen Orchester jedoch, dem u.a. Trude Roos, Menschen Musikunterricht zu erteilen, Richard Kamp und der spätere Stadt- wobei er immer wieder versuchte, das direktor Werner Brinkmann angehörten, Zusammenspiel zu fördern. Erst geschah den parteipolitisch Verantwortlichen der 43 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 47

Hugo Fliegner (Kapellmeister)

geboren am 3. August 1864 in Trebnitz wohnte von 1907 bis 1912 in Lüdenscheid gestorben am 18. November 1941 in Witten

Im Jahre 1907 kam der besonders aktive Orchestermusiker auf mehr als das vention auf 5.000 Mark zu erhöhen. Musiker Hugo Fliegner nach Lüdenscheid Dreifache gestiegen. und übernahm von Kapellmeister Lange Regelmäßig war Hugo Fliegner mit seinem die Leitung der Stadtkapelle, die häufig auch Im Jahre 1909 beklagte sich Hugo Fliegner Orchester Gast des Lüdenscheider als Städtisches Orchester bezeichnet wurde. in der Presse darüber, dass es in Lüden- Stadttheaters im Saal vom Hotel zur Post, scheid selber zu wenig Verpflichtungen wo er bei vielen musikalischen Werken Nach langen, hitzigen Debatten genehmig- gäbe, dass zum Beispiel Vereine bei mitwirkte und auch in Schauspielpausen te ihm der Magistrat einen jährlichen Veranstaltungen lieber auswärtige Militär- das Publikum unterhielt, so am 22. Zuschuss von 2.500 Mark unter der kapellen verpflichten würden, als auf sein Februar 1910, als er bei einer Aufführung Bedingung, dass er sechs bis acht Prome- Orchester zurückzugreifen, wodurch das des Schauspiels „Madame Sans-Gêne“ nadenkonzerte für die Bevölkerung ver- Einkommen seiner Musiker massiv ge- von Victorien Sardou die Ouvertüre anstalte und dass er - gegen Vergütung - schmälert würde. Auch auswärtige Enga- solennelle „1812“ von Tschaikowsky zu bei festlichen Anlässen der Stadt mit gements, etwa in Essen und Iserlohn, Gehör brachte, allerdings ohne Kanonen- seinem Orchester mitwirke. konnten daran nicht viel ändern. donner.

Bereits in der ersten Zeit trat der Musiker Immer wieder verstand es der Kapell- Im Jahre 1912 übernahm Hugo Fliegner mit großen klassischen Werken an meister, für seine heimischen Konzerte eine neue Aufgabe in Witten und übergab die Öffentlichkeit, so mit den Symphonien prominente Gäste zu verpflichten, den die Leitung seines Orchesters an Nr. 1, 3 (Eroica) und 5 von Ludwig van Geiger Kun Arpad, das Koburger Trio mit Musikdirektor Ferdinand Kautzenbach. Beethoven, der Symphonie Nr. 8 h-Moll Professor Döring und Grete Merrem, den (Unvollendete) von Franz Schubert, der Cellisten Lucian Horwitz, die Pianistin Symphonie Nr. 16 B-Dur von Joseph Käthe Paffrath und die Koloratursängerin Haydn und der Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 Reimer-Wendeborn. von . Für den Magistrat war die Qualität 44 Inzwischen war die Zahl der anfangs zwölf der Konzerte ein Anlass, 1910 die Sub- Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 48

Robert Forsch (Schauspieler)

geboren 1871 wohnte 1898 in Lüdenscheid gestorben am 8. September 1948 in Berlin-Wilmersdorf

Von 1887 bis 1913 kamen jährlich Darstellers in Kritiken auf, obwohl er theaters“, und die Mitwirkenden verließen Schauspieltruppen in den Saal vom vermutlich in den meisten gezeigten die Bergstadt. „Hotel zur Post“, um auf der dortigen Schauspielen mitwirkte. Bühne unter dem Namen „Lüdenscheider Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam Stadttheater“ mehrere Wochen oder Am 19. April 1898 war er als Altgeselle in Robert Forsch nach Berlin, wo er u.a. am Monate lang Aufführungen zu zeigen. „Die goldene Eva“ von Franz von Schön- Kleinen Theater unter den Linden auftrat. Zu den Mitwirkenden, die im April 1898 than und Koppel-Ellfeld zu sehen, am Auch in Filmen wirkte er mit, so 1946 als aus Gießen angereist kamen, gehörte 24. April 1898 gestaltete er den Freiherrn Mondschein in Wolfgang Staudtes „Die auch der Schauspieler Robert Forsch. von Wettingen in dem Schwank „Zwei Mörder sind unter uns“ als Partner von Wappen“ von Blumenthal und Kadelburg Hildegard Knef und Wilhelm Borchert. Eines der ersten Stücke, welches gezeigt neben Marie Marloff und Direktor Alfred Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde, war „Othello“ von William Helm, und am 29. April 1898 stand er gehörte Robert Forsch zu den geschätzten Shakespeare mit Georg Fritzschler in der als Schmock in Gustav Freitags Darstellern des älteren Charakterfachs am Titelrolle und Marie Marloff als „Journalisten“ auf der Bühne neben Oskar Deutschen Theater Berlin. Unter der Regie Desdemona. „Robert Forsch schuf“, Bohnée als Gast vom Theater Köln, der von Ludwig Berger, Thomas Engel und wie es im Lüdenscheider Wochenblatt den Redakteur Konrad Bolz spielte. Wolfgang Langhoff spielte er u.a. den heißt, „mit seinem Fähnrich Jago eine Cornelius in Shakespeares „Hamlet“ neben Leistung, die ihn als einen tüchtigen Bei einer „Gala-Aufführung“ von Victorien Horst Caspar, den Johann Herder 1947 in Schauspieler kennzeichnete.“ Und ein Sardous „Madame Sans-Gêne“ konnte der Uraufführung von Ernst Tolleres Mitarbeiter der Lüdenscheider Zeitung man Robert Forsch als Fouché erleben „Pastor Hall“ und - ebenfalls 1947 - den notierte: „Ganz vorzüglich war der neben den Hofschauspielern Mathilde Stadtrat Kutzmann in Carl Zuckmayers schurkische Intrigant Jago durch Herrn Lipski als Catherine und Rudolf Possin als „Hauptmann von Köpenick“ mit Paul Bildt Forsch verkörpert, der sich überhaupt Napoleon am 8. Mai 1898. in der Titelrolle. immer mehr als eins der schätzenswerte- sten Talente der Gesellschaft entwickelt.“ Am folgenden Tag endete die recht kurze Nur recht selten taucht der Name dieses Spielzeit des „Lüdenscheider Stadt- 45 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 49

Erwin Funke (Orchesterleiter)

geboren am 3. Mai 1908 in Lüdenscheid gestorben am 24. September 1999 in Lüdenscheid

Erwin Funke stammte aus einer musik- Später erinnerte er sich: „Ein knappes Diese intensive Ausbildung kam ihm bei liebenden Familie. Sein Vater war erster Dutzend Musizierfreudiger fand sich seiner späteren Dirigententätigkeit zugute. Trompeter in der Höher Kapelle, der späte- wöchentlich einmal zur Probe zusammen. ren Kriegsvereins-Kapelle, und der Sohn Sehr bald zeigte sich aber, dass uns Während des Zweiten Weltkriegs musste selber erhielt mit sieben Jahren seinen unsere ,Spielerei‘ nicht zufriedenstellte. die Vereinstätigkeit ruhen, doch wurde sie ersten Geigenunterricht. Mit zwölf durfte Es wurde beschlossen, die Mitglieder zu bereits 1946 wieder aufgenommen. er hin und wieder mit seinem Vater im schulen und einen Dirigenten zu bestellen. Regelmäßige Konzerte bereicherten die gleichen Orchester musizieren, im Real- Mit beiden Aufgaben wurde ich schon Lüdenscheider Musikszene. Gymnasium spielte er mit Studienrat Dr. A. wenige Wochen nach der Gründung Sander im Duett, er die Geige, sein Lehrer betraut.“ Im Jahre 1952 schloss sich der „Lüden- die Gitarre, und auch bei Wanderungen scheider Mandolinen-Klub“ mit der wurde, wie damals üblich, häufig musiziert. Er leitete die Proben und suchte die „Mandolinen-Konzert-Gesellschaft“ unter Laienmusiker, von denen viele keine Leitung von Erwin Funke zum „Vereinigten Verständlich, dass Erwin Funke gerne Notenkenntnisse besaßen, am Abend in Lüdenscheider Mandolinen-Orchester Berufsmusiker werden wollte, was aber bei ihrer Wohnung auf, um sie zu unterrichten. 1929“ zusammen. den wirtschaftlichen Verhältnissen der Nach intensiven Proben konnte das damaligen Zeit nicht möglich war. Also Orchester am 1. November 1931 mit Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums erlernte er einen kaufmännischen Beruf, einem Konzert im Saal der „Erholung“ an wurde 1979 im Rahmen eines Fest- widmete aber einen großen Teil seiner die Öffentlichkeit treten, und der Beifall der konzertes Erwin Funke zum Ehren- Freizeit der Musik. Anwesenden war so groß, dass mehrere dirigenten ernannt und in den Ruhestand Zugaben erzwungen wurden. verabschiedet. Als sich am 15. Mai 1929 Jugendliche , die dem Club „Frohe Wanderer“ angehör- Im Herbst 1932 nahm Erwin Funke an ten, zum „Lüdenscheider Mandolinen-Klub einem Dirigentenlehrgang des Deutschen 1929“ zusammenschlossen, gehörte auch Mandolinen- und Gitarrenspieler-Bundes 46 er dazu. teil und bestand die Abschlussprüfung. Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 50

Willi Gauchel (Maler)

geboren am 14. März 1908 in Hagen i.W. gestorben am 30. November 1967 in Lüdenscheid

Weit spannt sich der Bogen im künstle- lichen Bildern, auf denen allein Farbe und zusammen, deren Geschäftsführer Willi rischen Schaffen von Willi Gauchel. Er Form tonangebend waren. Gauchel bis zu seinem Tode blieb. reicht von Ölbild und Zeichnung über Karikatur und Buchgestaltung bis hin zum Stets stand bei Willi Gauchels Bildern die Zu erwähnen bleibt noch, dass dem Maler, Entwurf von Medaillen und dem Formen Thematik im Vordergrund, und es kam den Hermann Langkitsch einmal als einen von Masken. nicht selten vor, dass auf ein und demsel- „der Experimentierungsfreudigsten“ ben Werk die unterschiedlichsten bezeichnet hatte, zahlreiche Wettbewerbs- Im Anschluss an eine Architektenlehre und Techniken, etwa Tempera, Aquarell und preise zuerkannt worden waren, so in die Tätigkeit als Werbemitarbeiter großer Kohle, nebeneinander zu einer geschlos- Detmold, Düsseldorf, München und Kaufhäuser kam der Künstler 1930 nach senen Einheit führten. Münster. Lüdenscheid, wo er seitdem als freischaf- fender Grafiker und Maler tätig war. „Seine Themen streifen mit Vorliebe das Zunächst fand hier Willi Gauchel Beach- Metaphysische, ja sogar das tung durch künstlerische Plakate, so etwa Gespenstische“, meinte 1949 ein Kritiker zu Aufführungen der Parkbühne, zu einem und fuhr fort: „Aber es wird gestaltet im Vortrag über „Farbiges Schattenspiel“ von Gewande des Alltags und in Formen, Dr. Max Bührmann (1947) oder zu den die aus der heilen Bezogenheit eines „Kleinen Musikfesten“. ungestörten Welttreibens ausbrechen in die Situationen des erbarmungslosen Ausgangspunkt seiner privat erstellten Geworfenseins.“ Grafiken und Gemälde waren zunächst gegenständliche Motive, welche der Unter dem Motto „Einzeln arbeiten - Künstler im Laufe der Jahre mehr und gemeinsam diskutieren und ausstellen“ mehr vereinfachte, auf das Wesentliche schlossen sich am 19. Juni 1964 je drei reduzierte. Und so gab es von hier aus nur flämische und westfälische Maler zu der einen kleinen Schritt zu ungegenständ- Künstlergemeinschaft „gruppe 64“ 47 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 51

Heinrich Geier (Emailleur)

geboren am 28. Mai 1888 in Hanau wohnte von 1933 bis 1942 in Lüdenscheid gestorben am 8. September 1952 in Heidelberg

In der bekannten Schmuckstadt Hanau über die gezeigten Werke: „Eine ganze Heidelberger Hauptstraße 163 ein geboren, erlernte Heinrich Geier nach dem Reihe dieser hübschen Sachen ist in Juweliergeschäft mit Goldschmiede- Schulabschluss den Beruf eines Vitrinen untergebracht. Man sieht dort werkstatt. Emailleurs. Er besuchte die Zeichenaka- Emaillearbeiten von Heinrich Geier, bunt, demie und leitete anschließend etwa acht schwungvoll und im Technischen einwand- Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs Jahre als Emailmaler und als künstlerischer frei. Ob es sich nun um die Übertragung war Heinrich Geier einer der ersten, Berater eine Schmuckwarenfabrik in Paris. irgend eines berühmten Vorbildes, etwa welche die Gold- und Silberschmiede- eines Holbeinschen Frauenporträts auf innung in Heidelberg neu aufbauten, wobei Anfang der 30er-Jahre nahm er ein Ange- eine zierliche Emailledose handelt oder um er sich besonders um die berufliche und bot der Lüdenscheider Medaillenfabrik bunte Ketten in den unterschiedlichsten soziale Förderung des Nachwuchses Deumer an, bei der er in seinem erlernten Farben und Formungen, immer ist hier ein kümmerte. Mehrere Jahre war er an der Beruf arbeitete. Schon bald traf er sich mit künstlerischer Geschmack auf eine sorg- Hanauar Meisterschule für das Gold- und heimischen Malern und Zeichnern, welche fältige Auswahl bedacht gewesen, hat eine Silberschmiedehandwerk als Lehrer für 1934 die Künstlergemeinschaft „West- geübte Hand das Material werkgerecht Email-Malerei tätig. fälische Werkstätte“ gründeten. Zu den verarbeitet.“ Heinrich Geier schuf die ersten Mitgliedern gehörten neben Bürgermeisterkette und den Ehrenteller der Anlässlich seines Todes hieß es am Heinrich Geier noch Herbert Bienhaus, Stadt Lüdenscheid. 11.09.1952 in der Rhein-Neckar-Zeitung in Wilhelm von der Crone, Wilhelm Jünger- einem Nachruf u.a.: „Mit Heinrich Geier mann und Karl Naas. Später kam dann Später machte sich der Emailleur selbst- ging einer der wenigen noch in Deutsch- Lotte Tell-Lang hinzu. ständig und eröffnete in der vorderen land tätigen Handwerksmeister dahin, die Werdohler Straße ein Geschäft, in dem die Kunst des Emailmalens ausübten.“ Anlässlich einer Ausstellung, die im er u.a. selber gefertigten Silberschmuck Sommer 1935 in den Räumen des mit Emailleeinlage verkaufte. Da der Ertrag Städtischen Verkehrsamtes an der Post- jedoch hinter den Erwartungen zu- straße gezeigt wurde, schrieb Wilhelm rückblieb, verließ der Kunsthandwerker 48 Ehmer im Lüdenscheider General-Anzeiger 1942 die Bergstadt und gründete in der Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 52

Profil nach Maß

        

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Ida Gerhardi (Malerin)

geboren am 2. August 1862 in Hagen i.W. gestorben am 29. Juni 1927 in Lüdenscheid

„Ida Gerhardi war“, wie es im Prospekt zur Von 1891 bis 1912 lebte Ida Gerhardi, mit gezeigt. Eine schwere Erkrankung, von der großen Ausstellung 1999 in der Ausnahme von Reisen u.a. nach Deutsch- sie sich nie wieder ganz erholte, zwang Ida Kolvenburg Billerbeck heißt, „für die land, England und Italien, vorwiegend in Gerhardi 1912 dazu, nach Deutschland westfälische Region eine Pionierin in der Paris. Sie studierte an der Academie zurückzukehren. Bei ihrem Bruder Karl- Malerei und eine wichtige Mittlerin Colarossi bei Ernest Courtouis-Bonnen- August, einem angesehenen Arzt in zwischen der französischen und deut- contre und Charles Cottet, lernte u.a. Lüdenscheid, fand sie Unterkunft und schen Kunst.“ Ferruccio Busoni, Käthe Kollwitz und bestmögliche Pflege. Erst 1916 konnte sie Auguste Rodin kennen, verkehrte im „Café erneut zu Stift und Pinsel greifen, um vor- Und dennoch wäre sie schon wenige du Dôme“, einem Treffpunkt bildender zugsweise Stillleben und Blumenbilder zu Jahrzehnte nach ihrem Tode völlig ver- Künstler. gestalten, aber auch den Blick aus ihrem gessen worden, wenn sich nicht Wilhelm Fenster. Mehr als hundert Bilder umfasst Tell in den 50er-Jahren mit Akribie und Während dieser Zeit beschäftigte sich die das Spätwerk der Künstlerin, die 1927 Ausdauer bemüht hätte, Leben und Werk Malerin vorrangig mit der Gestaltung von starb und in Detmold ihre letzte Ruhe fand. der Künstlerin zu erforschen, worauf Menschen. Zum einen entstanden spätere Publikationen und Ausstellungen Bildnisse von Arthur Nikisch, Karl-Ernst aufbauen konnten. Osthaus und Christian Rohlfs, aber auch Selbstporträts, zum andern hielt sie das In Hagen geboren, verbrachte Ida Gerhardi heiter-turbulente Treiben in der franzö- ihre Jugendzeit in Detmold, wo sie ihren sischen Metropole in Bild fest, sei es auf ersten Zeichenunterricht erhielt. Als sie im einem Spielplatz im Luxembourg-Garten Alter von 28 Jahren ihren Bruder in oder bei einer Can-Can-Vorführung im München besuchte, lerne sie dort den Cabaret. Komponisten Frederick Delius kennen, aber auch die Malerin Tina Blau-Lang, Eine Auswahl ihrer Arbeiten wurde - mit welche das künstlerische Talent der jungen wechselndem Erfolg - u.a. in Berlin, 49 Frau erkannte und maßgeblich förderte. Düsseldorf, München, Paris und Wien Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 54

Georg Goebel (Geistlicher Rat)

geboren am 25. September 1900 in Albendorf, Kreis Neurode (Glatz) gestorben am 7. Juni 1965 in Lüdenscheid

Zu den Menschen, die sich dafür ein- Landeshauptstadt der Bukowina Ein großer Teil seiner Freizeit galt der ver- setzten, dass Lüdenscheid 1952 die (Rumänien), wo er einer „segensreichen lorenen Heimat. Er gab den „Grafschafter Patenschaft über Stadt und Kreis Glatz Tätigkeit“ nachging, bis er nach Besetzung Boten“ und die Dokumentarserie „Die übernahm, gehörte auch Georg Goebel, durch die Russen 1940 nach Deutschland Grafschaft Glatz, Deutschlands Erker, der daraufhin die Redaktion des von ihm „umgesiedelt“ wurde. Gesundbrunnen und Herrgottswinkel“ herausgegebenen „Grafschafter Boten“ heraus, vermittelte Patenschaften, so in die Bergstadt verlegte. Hier zunächst von der Gestapo verhaftet, zwischen Altena und Habelschwerdt und dann aber wieder entlassen, übernahm er zwischen Castrop-Rauxel und seinem Ge- Im Jahre 1900 in der Grafschaft Glatz im September 1941 eine Pfarrstelle in burtskreis Neurode, bemühte sich um die geboren, besuchte er nach der Volks- Rosenthal, Kreis Habelschwerdt, die er Glatzer Siedlung in Neuenrade, in der eine schulzeit das Gymnasium der Pallottiner in bis zur Vertreibung durch die Polen im Straße seinen Namen trägt, und eröffnete Schönstatt bei Vallendar. Nach kurzer September 1946 verwaltete. 1962 im Lüdenscheider Museum das Unterbrechung durch seine Teilnahme am „Glatzer Archiv“, dem er zwei Bilder des Ersten Weltkrieg erlangte er den Gymnasial- Georg Goebel gelangte in den Westen. Glatzer Kunstmalers Joseph Andreas abschluss und studierte anschließend an Hier widmete er sich neben seiner seelsor- Pausewang schenkte. der theologischen Hochschule der gerischen Tätigkeit mit besonderem Eifer Pallottiner in Limburg an der Lahn. der Vertriebenenarbeit. Unter dem Leitwort Sein letztes Lebensjahr verbrachte der „Fern doch treu“ gründete er den „Landes- Geistliche Rat, der für sein Engagement Am 14. Februar 1926 weihte ihn, nach verband der Vertriebenen“, zu dessen mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt dem Besuch des Priesterseminars in ersten Vorsitzenden er gewählt wurde. worden war, im Lüdenscheider „Haus Breslau, Kardinal Bertram zum Priester. Derhääme“, in den Georg-Goebel-Alten- Zunächst war Georg Goebel in der Im September 1951 schickte Generalvikar wohnungen. Grafschaft Glatz als Seelsorger tätig, dann Dr. Rintelen aus Paderborn den Geistlichen wurde er 1931 freigestellt für den „Reichs- in den heutigen Märkischen Kreis, wo er zu- verband für das katholische Deutschtum nächst eine Pfarrstelle in Kierspe-Bahnhof, e.V.“. Er kam nach Czernowitz, der später eine in Werdohl-Eveking übernahm. 50 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 55

Hans Richard Grabert (Schauspieler)

geboren am 16. März 1903 in Quedlinburg gestorben am 23. August 1984 in Lüdenscheid

„Er war ein bescheidener Mensch, der sich Niessen am Theaterwissenschaftlichen als Pilger Luka in Gorkis „Nachtasyl“ mit nie für sich selbst in den Vordergrund Institut der Universität. Rolf Sebastian und Leonie Dielmann sowie drängte, aber aufmerksam seinen als Schutzmann Schierke in „Die Ratten“ Mitmenschen zur Verfügung stand.“ Mit Dann begann der Krieg. Auch Hans von Gerhart Hauptmann. Daneben wirkte diesen Worten beschreibt seine Tochter Richard Grabert wurde eingezogen und Hans Richard Grabert als Inspizient. Karola den Schauspieler Hans Richard kam zur Marine. Gemeinsam mit einigen Grabert, der es verstand, auch kleineren Kameraden, zu denen auch der Komiker Bis zum Ende der Spielzeit 1953/54 blieb Charakterrollen auf der Bühne, leider nie in Heinz Erhardt gehörte, bildete er ein er beim Ensemble des Dortmunder Film und Fernsehen, eine unvergesslich „Fronttheater“, dem es gelang, dass Theaters, dann arbeitete er bis zum Eintritt bleibende Gestalt zu verleihen. Soldaten wenigstens für kurze Zeit die in den Ruhestand bei der dortigen Grausamkeiten des Krieges vergaßen. Stadtverwaltung. 1962 zog er zu seiner In Mecklenburg geboren, wuchs der Familie nach Lüdenscheid. Künstler in Düsseldorf auf, besuchte das Nach 1945 spielte Hans Richard Grabert dortige Gymnasium und arbeitete an- zunächst in Kiel, dann nahm er 1947 ein Am 13. Januar 1977 rezitierte er im schließend bei einer Bank. Da ihn jedoch Engagement bei den Städtischen Bühnen Glatzer Saal des Alten Rathauses unter das Theater mehr interessierte, belegte er Dortmund an. Anlässlich einer Aufführung dem Titel „Verse, die zu Herzen gehen“ Abendkurse an der Schauspielschule und von „Des Teufels General“, in der er Gedichte u.a. von Goethe, Chamisso, erhielt bald darauf sein erstes Engagement 1947/48 den ersten Arbeiter spielte, lernte Gellert und Lenau. Es war ein Abend, der an den Städtischen Bühnen Düsseldorf. In er den Autor Carl Zuckmayer persönlich den Zuhörern unvergesslich bleiben sollte. der Vorkriegszeit folgten das Landes- kennen, eine Begegnung, an die er später theater Stuttgart, die Städtischen Bühnen noch oft und gern zurückdachte. Bis 1953 Essen, das Künstler-Theater in trat der Schauspieler in zahlreichen, oft am Main, das Stadttheater Gelsenkirchen kleineren Rollen auf, so als Chauffeur und die Kammerspiele Köln. Während des Franke in Brechts „Furcht und Elend des letztgenannten Engagements hospitierte Dritten Reiches“ neben Rolf Boysen, als 51 der Schauspieler bei Professor Carl Fischer Ruodi in Schillers „Wilhelm Tell“, Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 56

Lydia Grüber-Walterstein (Schulreiterin)

geboren am 27. Januar 1905 in Berlin wohnte von 1969 bis 1978 in Lüdenscheid gestorben am 7. Februar 2001 in Bad Kissingen

Was sollte eine Tierfreundin und Besitzerin „Inzwischen hatte ich“, wie mir Lydia Fabrikant Kurt Grüber nach Lüdenscheid von zwei Reitpferden während der Walterstein erzählte, „fünf eigene kam, lag ihre künstlerische Laufbahn Rezessionszeit der Zwanziger Jahre in der Schulpferde. Mit dreien trat ich auf, zwei längst abgeschlossen hinter ihr, aber deutschen Hauptstadt machen, um ihre waren als Ersatzpferde in der Ausbildung. auch hier pflegte sie zu Reiterinnen und Tiere zu behalten? Diese Frage stellte sich ,Hohe Schule im Wandel der Zeiten‘ Reitern enge Kontakte und schrieb für die der Weinrestaurantsbesitzer-Tochter Lydia nannte sich die Darbietung. Einen schwar- Lüdenscheider Nachrichten ihre Walterstein, die nach dem Besuch eines zen, ostpreußischen Hengst ritt ich wie zu Erinnerungen auf. Schweizer Töchterpensionats und der alten Zeiten im Damensattel in einem weiß- Handelsschule in Berlin im elterlichen seiden Prinzeßkleid, einen prächtigen Gold- Ihren Lebensabend verbrachte sie in Bad Betrieb mitgearbeitet hatte. fuchs im Herrensattel im klassischen Kissingen. Die letzte Ruhestätte fand sie schwarzen Dress mit Zylinder, wie es auch auf dem alten evangelischen Friedhof in Es blieb ihr ein nicht alltäglicher Ausweg: heute noch auf Turnierplätzen üblich ist. Lüdenscheid. Sie wandte sich an den Zirkusdirektor Mein drittes Pferd, das eine temperament- Busch, der sie als Elevin aufnahm und ihr volle Effektschule zeigte und zum Schluss eine Lehre als Schulreiterin mit ihren Pfer- - auch auf der Bühne - über recht hohe den ermöglichte. Im Anschluss an eine Hindernisse sprang, ritt ich im roten Rock.“ fünfmonatige Ausbildung erhielt die junge Frau ihr erstes Engagement im Hamburger Elf Jahre stand Lydia Walterstein im Busch-Gebäude. Rampenlicht der Manege, dann zwang sie der Tod ihres Vaters, die Leitung der zwei Nach großem Anfängererfolg wurde sie von Restaurants am Kurfürstendamm in Berlin den Zirkusunternehmen Sarasani, Hagen- von 1936 bis 1951 zu übernehmen und beck und Knie verpflichtet und gastierte u.a. sie - trotz der oft nicht gerade guten wirt- in Barcelona, Brüssel, Budapest, Kopen- schaftlichen Lage - fortzuführen. hagen, London, Paris und Wien, aber auch in Ägypten, China, Indien und Japan. Als die Schulreiterin durch ihre Ehe mit 52 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 57

Prof. Albert Grün (Schriftsteller)

geboren am 13. Mai 1822 in Lüdenscheid gestorben am 22. April 1904 in Straßburg

In den Wirren seiner Zeit engagierte Anschließend ging er als Zivilcommissar in Recht umfangreich ist das literarische sich Albert Grün, ähnlich wie sein älterer die Pfalz, beteiligte sich an der Nieder- Werk des Pädagogen. So verfasste er das Bruder Karl, auf politischem Gebiet mit schlagung des badischen Aufstandes, Drama „Friederike“ und den Roman „Das großer Leidenschaft, ohne jedoch wurde zum Tode verurteilt, entkam aber Forsthaus in den Vogesen“. Weitere dessen Bekanntheitsgrad zu erreichen. nach Straßburg, wo er als Professor für Arbeiten sind: „A - B - C der Ästhetik“, deutsche Sprache und Literatur u.a. an „Aus der Verbannung“, „Poesie der Natur“ In Lüdenscheid geboren und aufgewach- der neudeutschen höheren Töchterschule und „Die deutsche Rechtschreibung mit sen, besuchte er das Gymnasium und unterrichtete. besonderer Berücksichtigung der preußi- arbeitete anschließend zunächst als Berg- schen und badischen Verordnungen“. aspirant in den Kohlengruben des Dann kam der deutsch-französische Krieg Mehrmals gedachte er auch in Gedichten Dortmunder Oberbergamtsbezirks und als 1870/71. Albert Grün musste mit seiner seiner Geburtsstadt. Versicherungsangestellter in Köln, ehe er Familie das Elsass verlassen und zog vor- 1845 in Bonn sein Philologiestudium an übergehend nach Baden. Als sie nach Seinen Lebensabend verbrachte er im der Universität begann. Kriegsende nach Straßburg zurückkehrten, Pfarrhaus von St. Thomas. fanden sie ihr Haus zerstört vor, und Aufgrund einer Anklage wegen Majestäts- sie wurden von ehemaligen Freunden beleidigung musste er 1846 nach Belgien und Nachbarn zunächst voll Misstrauen fliehen, kehrte aber bald zurück. Als 1848 betrachtet. die politischen Unruhen begannen, wurde er zum Vorsitzenden der Königstädter Als Chefredakteur des „Niederrheinischen Gruppe der Berliner Maschinenbauer ge- Kuriers“ setzte sich Albert Grün vehement wählt, musste beim Einmarsch des für eine Versöhnung der beiden Länder ein, General-Feldmarschalls von Wrangel mit und schon bald konnte er wieder an einer seinen Truppen fliehen und wurde von der Schule unterrichten. Erst im Alter von 73 revolutionären Regierung Sachsens nach Jahren gab er 1895 seine Lehrtätigkeit auf. 53 Frankfurt delegiert. Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 58

Prof. Dr. Karl Theodor Ferdinand Grün (Autor)

geboren am 30. September 1817 in Lüdenscheid gestorben am 18. Februar 1887 in Wien

Als im Jahre 1848 Abgeordnete der hegelianer zum Organ des vormärzlichen bis 1863 als Professor an der Handels- Länder in der Frankfurter Paulskirche politischen Radikalismus machte“. und Gewerbeschule in Frankfurt am Main, zusammenkamen, um eine gesamt- 1865 in Heidelberg. deutsche Verfassung zu entwerfen und Da dieses den Machthabern nicht gefiel, einen Nationalstaat zu schaffen, gehörte musste Karl Grün das Land verlassen und 1867 ging er nach Wien, wo er sich end- zu ihnen auch der aus Lüdenscheid kam über Köln und Wesel ins Ravens- gültig niederließ. Er arbeitete über Ludwig stammende Karl Theodor Ferdinand Grün. berger Land, wo er sich bei der freisinni- Feuerbach und schrieb 1874 „Die Kultur- gen Zeitschrift „Dampfboot“ in Rheda geschichte des 16. Jahrhunderts“ und Als Sohn des aus dem Siegerland engagierte. 1844 emigrierte er und ge- 1880 - zweibändig - die des 17. Jahr- kommenden Lehrers Johan Samuel Grün langte über Brüssel nach Frankreich. Hier hunderts. in Lüdenscheid geboren, verbrachte er hier entstand sein wohl wichtigstes Werk seine Kindheit und kam als Zwölfjähriger „Die soziale Bewegung in Frankreich und Anlässlich seines Todes 1887 lobte die nach Wetzlar zu seinem Großvater, der, Belgien“ (1845). „Neue freie Presse“ in Wien, deren wie Wilhelm Sauerländer bemerkt, seine Mitarbeiter er war, „sein ausgebreitetes „Aversion gegen Preußen und seine stete Nach Deutschland kehrte er 1848 zurück Wissen und seine glänzende Darstellungs- und konsequente Vorliebe für Österreich“ und wurde als Abgeordneter des Eifel- gabe, die Kraft des zündenden Wortes begründet hat. kreises Bitburg in die Nationalversamm- und des hinreißenden Ausdrucks.“ lung gewählt. Bei dem Aufstand der Karl Grün studierte in Berlin, beschäftigte Pfälzer und Badener gegen die preußische sich mit der Philosophie Hegels, lernte Karl Landwehr kam er in Gefangenschaft und Marx kennen und promovierte 1839. wurde erst nach längerer Haft wieder ent- lassen. Seine erste Anstellung fand er in Colmar; 1842 wurde er Redakteur bei der „Mann- Nach seiner Amnestierung im Jahre 1861 heimer Abendzeitung“, die er, nach Meyers unternahm er zunächst eine Italienreise Enzyklopädischem Lexikon, „als Links- und unterrichtete anschließend von 1862 54 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 59

Karl A. F. Günther (Autor)

geboren am 14. September 1904 in Varel/Friesland gestorben am 30. Juni 1990 in Lüdenscheid

Recht schwierig erwies sich die Berufs- Laufbahn des Journalisten sieben Jahre was die Werke „Lüdenscheid - Gesicht wahl für den im Oldenburger Land gebore- lang unterbrach. Anschließend ging es im einer Stadt im Sauerland“ (1959), nen und in Holstein aufgewachsenen Charly erlernten Beruf weiter über Detmold, „Wir Schmiede im Versetal“ (1963) und Günther, wie er von Freunden genannt Hamburg, München und Essen, bis er „Lüdenscheid - Porträt einer Stadt“ (1968) wurde. Sollte er zum Theater gehen, etwa 1949 nach Lüdenscheid kam. „Es war belegen. als Dramaturg, oder zur Presse? Da er nicht der Chefredakteurposten allein, der jedoch schon als Schüler für die Heimat- mich hier seßhaft werden ließ“, meinte er Motto seiner Arbeit war zeitlebens: zeitung in Neumünster Beiträge verfasst später und fügte hinzu: „Die Landschaft „Wenn ein Journalist schreibt, macht er hatte, welche erfolgreich veröffentlicht wor- und ihre Menschen zogen mich an ... So es mit Lust und Liebe und nicht immer den waren, entschied er sich nach gründ- bin ich im Laufe der Jahrzehnte ein ‘mit tierischem Ernst, sondern mit einem lichem Überlegen für den Journalismus. Sauerländer und Lüdenscheider gewor- Augenzwinkern.’“ den, soweit das von den Ureinwohnern In Lübeck begann er 1924 im politischen überhaupt akzeptiert wird.“ Es wurde! Bereich einer Nachrichtenredaktion seine berufliche Tätigkeit und gelangte dann Neben seiner Arbeit in der Redaktion der über eine Stelle am Niederrhein nach Lüdenscheider Nachrichten verfasste Karl Essen in die Reportageredaktion des Ver- A. F. Günther zahlreiche Einzelarbeiten. lages Reismann-Crone. 1953 kam sein Jugendbuch „Der Wasser- teufel“ heraus, dem ein weiteres mit dem „Ich habe damals entdeckt“, berichtete Titel „Hinkepott und die Räuber“ folgte. Charly Günther später, „dass der welt- Eine Auswahl seiner beliebten Charly- berühmte Clown Grock im Grunde ein Geschichten erschien 1958 in dem Band tiefsinniger Philosoph war, und ich habe „Griff ins Leben“. festgestellt, daß Leichenträger überaus lustige Leute sein können.“ Auch mit der Geschichte seiner neuen 55 Dann folgte der Zweite Weltkrieg, der die Heimat setzte sich der Autor auseinander, Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 60

Hans Gulden (Pianist)

geboren am 28. November 1907 in Selb/Bayern gestorben am 30. Januar 1977 in Lüdenscheid

Nach seiner Arbeit und seinen Plänen Dann brach die hoffnungsvoll begonnene Cellist Siegfried Ulbricht hinzu. Mehr als ein gefragt, antwortete Hans Gulden oft in Karriere abrupt ab: Hans Gulden wurde Jahrzehnt traten sie als „Gulden-Trio“ seiner bescheidenen Art: „Ich bin ein während des Zweiten Weltkriegs eingezo- öffentlich auf. Das Repertoire umfasste Musikant und mache Musik.“ gen, arbeitete als Funker und verlor bei Kammermusik aus fast allen Epochen. einem Bombenangriff Wohnung und Habe. Hans Nicklaus bemerkte in der Aus dem Fichtelgebirge stammend, Westfälischen Rundschau: „Die Pflege, studierte er elf Semester am Leipziger Vor dem Nichts stehend, erinnerte er sich Erhaltung und Vermittlung der großen Konservatorium u.a. bei dem Klavier- an seine Zeit in Lüdenscheid, auch an die musikalischen Kunstschätze ist für Hans pädagogen Prof. Robert Teichmüller und Konzerte mit der Geigerin Steffi Koschate- Gulden Verpflichtung und Lebensaufgabe.“ dem Beethoven-Interpreten Prof. Max von Thomä, die er als Musikerin geschätzt Pauli. Bereits während dieser Zeit setzte hatte. sich Hans Gulden für die Neue Musik ein. So stellte er - von der Kritik gelobt - Aus diesem Grunde kam der Pianist Klaviersonaten von Bela Bartok und Igor erneut ins Sauerland und baute sich in Strawinsky in Leipzig einem interessierten Lüdenscheid eine neue Existenz als Publikum als Erstaufführung vor. Musiklehrer auf.

Als junger Pianist kam der Musiker 1928 Das kulturelle Leben seines neuen Wohn- für drei Jahre nach Lüdenscheid, wo er ortes hat Hans Gulden in den kommenden pädagogisch wirkte und mit zahlreichen Jahren mit viel Eigeninitiative maßgeblich Konzerten an die Öffentlichkeit trat. bereichert. Im Jahre 1948 begann er bei der Volkshochschule eine Kammermusik- Dann zog es ihn nach Leipzig zurück; von reihe, welche mehr als 28 Jahre lang dort aus gastierte er u.a. in Berlin, Frank- Konzerte anbot. In der ersten Zeit war furt, Mannheim, München und Nürnberg, Steffi Koschate-Thomä häufig seine aber auch beim Deutschlandsender. Violinpartnerin, später gesellte sich der 56 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 61

Prof. Friedrich Wilhelm Haase Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Autor)

geboren am 19. Oktober 1874 in Lüdenscheid gestorben am 23. Februar 1920 in Münster

„Selwer in 'nem ollen Buern- un Zeit galt sein Interesse technischen Seine heimatkundlichen Forschungen Reimesterhuse as Buernjunge ter Welt Konstruktionen. So baute er Hütten im hatte der Architekt in den letzten Jahren ekuomen un schlicht un däfteg groutetuan Garten, fertigte einen Göpel und ein fortgesetzt und die Ergebnisse, meist in un luter op dat ejnfache, an suerer Arbet Wasserrad für den nahen Bach. Plattdeutsch, zu Papier gebracht. Freunde rike Liawen fröggerer Tiden van minen und Verwandte ermunterten ihn zu einer ejnfachen, arbejtsamen Ollen hienewiesen, Nach Beendigung der Schulzeit studierte Veröffentlichung, welcher der Autor gult min Füarschen teejest minen ejgenen er Architektur und wirkte später, zum zustimmte. Vüarfahren.“ Professor ernannt, als Oberlehrer an der Baugewerkschule, als Architekt und staat- Im Januar 1920 schloss er die Arbeit an Mit diesen Worten erklärte Friedrich licher Bauberater in Münster. seinem kleinen Buch „Buer un Reimester“ Wilhelm Haase, wie er dazu kam, sich ab. Wenige Wochen später starb er, am mehr als ein Vierteljahrhundert seiner Seine Arbeit über „Das Bauernhaus und Schreibtisch sitzend. In Lüdenscheid fand Freizeit mit der Erforschung heimatkund- die bäuerlichen Gehöfte der ehemaligen er seine letzte Ruhestätte. licher Themen zu beschäftigen. So inte- Grafschaft Mark“ erschien, ergänzt ressierte er sich für Geschichte, Brauch- durch eigene Zeichnungen und Sein Buch, mit einem Vorwort von Bruder tum und mundartliche Sprache seiner Fotografien, im Jahre 1909 in „Die Paul Haase versehen, erschien 1924 beim engeren Heimat, studierte Hausprotokolle, Grafschaft Mark. Festschrift zum Dortmunder Verlag Fr. Wilh. Ruhfus in Testamente und Heiratskontrakte, sammel- Gedächtnis der 300jährigen Vereinigung erster und 1977 beim Lüdenscheider te Hausinschriften und historische Haus- mit Brandenburg-Preußen“, 1. Band. Verlag Max Eckardt in zweiter Auflage. haltsgeräte, erkundigte sich bei zahllosen Bürgerinnen und Bürgern nach alten Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs heimischen Sitten und Gebräuchen. sah Friedrich Wilhelm Haase eine Haupt- aufgabe darin, die Bauweise seiner Auf einem Bauernhof in Oeneking aufge- Heimat, an gute alte Vorbilder anlehnend, wachsen, besuchte er die Schulen seiner wieder „bodenständig und einfach, vor- 57 Heimatstadt, und bereits während dieser nehm und echt“ zu gestalten. Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 62

Prof. Adolf Hasseberg (Pädagoge/Autor)

geboren am 8. Januar 1899 in Lippstadt wohnte u. a. von 1945 bis 1953 in Lüdenscheid gestorben am 9. Februar 1958 in Dortmund

Als Sohn eines Lithographen in Lippstadt wenige Jahre später, eine weitere in Rektor die Leitung der neu gegründeten geboren, kam Adolf Hasseberg schon früh Dortmund folgte, wo er einen großen Teil Pädagogischen Akademie. Dabei war, um nach Lüdenscheid, wo er gemeinsam mit seiner Freizeit in Ausbau und Einrichtung noch einmal Fritz Nölle zu zitieren, sein seinen drei Brüdern aufwuchs und acht des dortigen Schulmuseums investierte. Hauptanliegen: „Jeder, der die erste Jahre die Volksschule besuchte. 1925 erschien seine damals viel beachtete Lehrerprüfung bestanden hatte, sollte sich Arbeit „Buch und Bücherei in der öffent- als Forschender fühlen, als ein Sucher „Er fiel“, wie Fritz Nölle berichtet, „seinen lichen Bildungspflege“. nach dem besten Wege.“ Schwer traf es Lehrern durch einen nicht zu stillenden den zum Professor ernannten Pädagogen, Lesehunger und eine seltene Fähigkeit des Aber auch rein literarisch betätigte sich der als Kultusministerin Christine Teusch 1953 Gedächtnisses auf. Noch nach Jahr- Autor, wovon sein Volksstück „Die siebte die Pädagogische Akademie Lüdenscheid zehnten wusste er anzugeben, auf welcher Bitte“ Zeugnis ablegt (1941). schloss. Buchseite ein Text stand, der ihn inte- ressiert hatte.“ Während des Zweiten Weltkriegs wurde In Dortmund fand Adolf Hasseberg, Adolf Hasseberg erneut eingezogen, aber gemeinsam mit dem Psychologen Nach dem Schulabschluss sollte der junge nur für kürzere Zeit. Dann nahm er seine Professor Dr. Karl Limper, an der dortigen Mann eigentlich Kontorist werden, aber Lehrertätigkeit wieder auf, wurde mit Pädagogischen Akademie ein neues durch Vermittlung von Rektor Karl Sattler Dortmunder Schulen nach Konstanz ver- Wirkungsfeld. 1955 veröffentlichte er in wurde es ihm ermöglicht, die heimische legt und arbeitete anschließend als Dozent erster, 1957 in zweiter Auflage in Präparande und anschließend das in Höxter an der nach dort ausquartierten Zusammenarbeit mit Karl Vaupel und Karl Lehrerseminar zu besuchen. Ehe er jedoch Dortmunder Akademie. Burghardt sein wohl bekanntestes Werk: seinen Beruf aufnehmen konnte, wurde er „Mehr leisten in der Oberstufe der 1917 eingezogen und kämpfte u.a. an der Gegen Kriegsende in der Ruhrgebietsstadt Volksschule“. Westfront, von wo aus er schwerverwun- ausgebombt, kam Adolf Hasseberg 1945 det heimkehrte. Erst danach erhielt Adolf mit seiner Familie erneut nach Lüden- Wenige Monate später starb der Hasseberg seine erste Lehrerstelle im scheid. Hier war er kurze Zeit als Schulrat Pädagoge in Dortmund und wurde in siegerländischen Gosenbach, welcher, tätig und übernahm im Dezember 1946 als Lüdenscheid beerdigt. 58 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 63

Rudolf Heinke (Verleger)

geboren am 29. Januar 1900 in Lüdenscheid gestorben am 7. Januar 1985 in Lüdenscheid

Als der Zweite Weltkrieg sein Ende ge- Pädagogen im Erholungswerk, und sie Doch der Heinke-Verlag konnte sich funden hatte und die Menschen Not litten, brachten Rudolf Heinke so weit, dass er zunächst behaupten. Von 1954 bis 1960 gründeten Frauen und Männer aus die Lizenz für einen Verlag beantragte, veröffentlichte er mit großem Erfolg die Lüdenscheid ein Erholungswerk für gefähr- welche ihm von der britischen Militär- sechsteilige Heftreihe „Durchs Märkische dete Kinder und Jugendliche aus der regierung am 18. November 1946 erteilt Sauerland“, die vom Arbeitskreis für Umgebung, aber auch aus dem nahen wurde. Heimatkunde unter Leitung von Erwin Ruhrgebiet. Fünf Häuser standen zur Seidler zusammengestellt wurde und zu Verfügung, darunter das in Schürfelde Als Erstes erschien die Fibel „Das offene der Hans Wendland die Umschläge ent- oberhalb der Fürwigge Talsperre. Zu den Tor“, die, wie Manfred Bernau berichtet, warf. Anfang der sechziger Jahre erschien Initiatoren gehörte neben dem späteren annähernd jedes dritte Kind in Westfalen in das vierbändige Werk „Lesen und lau- Regierungsdirektor Ernst Müller und dem die Hand bekam. Leider konnten nicht so schen“, welches eine Gruppe von Pädagogen Professor Adolf Hasseberg viele Exemplare gedruckt werden, wie sie Pädagogen unter ihrem Vorsitzenden Karl ebenfalls Rudolf Heinke, der bisher als Schulen, auch aus Niedersachsen, Vaupel erstellt hatte. Betriebswirt gearbeitet hatte. wünschten, da Papier knapp war. Neben Schulbüchern gab der Verlag Letzterer entwickelte am 1. Januar 1946 in In einer Dreizimmerwohnung in der Sachschriften für den Unterricht und „Die einem Zeitungsartikel für die NWZ seine Staberger Straße hatte die Arbeit des beruflichen Schulen“, ein Gesetzeswerk, Gedanken zu einer neuen Jugendbewe- Verlages begonnen, später zog er heraus, das fortlaufend ergänzt wurde. gung. Er selber war, wie Hermann Lang- um in ein Gebäude an der unteren kitsch bemerkte, „Angehöriger einer Schützenstraße. „Im Jahre 1948“, Bleibt noch zu erwähnen, dass Rudolf Gruppe der freien Jugend vor 1933 und schreibt Manfred Bernau, „nach der Heinke von 1961 bis 1969 dem Ver- wünschte eine Vereinigung der Jugend auf Währungsreform also, war dann genug waltungsrat der Sparkasse Lüdenscheid breiter demokratischer Grundlage.“ und besseres Papier da. Aber jetzt angehörte. erwachte auch die Konkurrenz wieder, „Was wir brauchen, sind gute die in den Reichsmarkjahren stumm 59 Schulbücher“, war die Meinung der geblieben war.“ Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 64

Manfred Hellmann (Grafiker)

geboren am 20. Juli 1928 in Lüdenscheid gestorben am 18. Juni 1998 in Oerlinghausen

„Holst du mir bitte Zigaretten“, fragte mich dern als freier Mitarbeiter von Tages- stellungen teil, u.a. in Berlin, Dortmund, Manfred genau an meinem Geburtstag. Ich zeitungen sein Geld verdiente. Düsseldorf, Hagen, Münster Reckling- tat es für einen guten Freund und erhielt hausen und Wuppertal. dafür meinen ersten Holzschnitt des ange- Bereits damals trat sein vielseitiges Talent sehenen Künstlers. hervor. So arbeitete er als Maler und Seit 1957 arbeitete Manfred Hellmann Grafiker, aber auch als Schauspieler, hauptberuflich als Journalist, zunächst in Im Jahre 1928 wurde der Maler in Lüden- Regisseur und Autor. Im Jahre 1952 über- Dortmund, später in Bielefeld. Von 1977 scheid geboren, wo er seine Jugendzeit nahm er die Leitung des Wuppertaler bis zu seiner Pensionierung leitete er die verbrachte. 1946 begann er ein Studium Studenten-Kabaretts „Die Funzel“, zu Pressestelle der von Bodelschwinghschen an der Düsseldorfer Kunstakademie, deren Mitarbeitern auch Dr. Max Anstalten in Bethel, gab die Zeitschrift wechselte aber bereits im folgenden Jahr Bührmann gehörte. Als dieses aufhörte zu „Der Ring“ und die Reihe „Bethel“ heraus über nach Wuppertal, wo er an der bestehen, kehrte Manfred Hellmann für und veröffentlichte ein Buch über Friedrich Werkkunstschule bei Jupp Ernst, Franz kurze Zeit nach Lüdenscheid zurück. von Bodelschwingh Krause und Ernst Oberhoff Malerei, Grafik und Design studierte. Hatte er sich in seinem bildnerischen Noch einmal kam er in seinen Geburtsort Schaffen zunächst mit ungegenständlichen zurück, als das Museum 1989 im Rahmen Während dieser Zeit erteilte der junge Arbeiten beschäftigt, so veranlasste ihn der Ausstellung „Bildende Kunst in Mann sozialgeschädigten Kindern und 1953 eine Studienfahrt nach Südfrank- Lüdenscheid“ sein Gemälde „Capri“ zeigte. Jugendlichen in der Stadt an der Wupper reich, die geschauten Landschaften in Kunstunterricht, bei dem er sich 1950 mit Federzeichnungen und Linolschnitten fest- spinaler Kinderlähmung ansteckte, zuhalten. So geschah es auch bei weiteren wodurch seine rechte Hand in Mitleiden- Reisen, die ihn u.a. nach Italien und schaft gezogen wurde. Aufgrund dieser Jugoslawien führten. Behinderung wurde ihm wegen „Berufs- unfähigkeit“ das Stipendium entzogen, Von 1949 bis 1955 nahm der Künstler an wonach er allerdings nicht aufgab, son- achtundvierzig jurierten Gruppenaus- 60 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 65

Werner Hempel (Bildhauer und Graveur)

geboren am 6. März 1940 in Lüdenscheid gestorben am 19. August 1997 in Berlin/Neukölln

„Werner Hempel ist kein Revolutionär“, wandte er sich zunächst mehr und mehr mit beiden Füßen auf dem Boden der schrieb einmal Claus Rüggebrecht in den der Skulptur zu, und bereits zu Beginn Kunst, sucht in Urformen die Form, die Lüdenscheider Nachrichten und fuhr fort: seines zweiten Studiensemesters konnte dem Betrachter aufgeschlossen bleibt.“ „sondern ein Bewahrer – einer der sensibel er eigene Arbeiten im Rahmen einer und gläubig Menschenbilder formt und jurierten Ausstellung des dortigen Kunst- Nach bestandener Meisterprüfung in nicht umgekehrt Formen am Objekt vereins zeigen. Schwäbisch Gmünd studierte Werner ,Mensch‘ demonstriert.“ Hempel ein Semester in Düsseldorf an der Zwei besondere Ehrungen beflügelten das Kunstakademie bei Professor Zoltan Karl Petri, Zeichenlehrer an der West- weitere Schaffen des jungen Bildhauers: Szekessy und anschließend von 1962 bis schule, war es, der zuerst auf das künstle- Für die Gestalt eines stehenden Jünglings 1965 bei Professor Bernhard Heiliger in rische Talent von Werner aufmerksam erhielt er bei einem Wettbewerb in Baden- Berlin. wurde und ihm riet, eine Lehre als Relief- Württemberg den zweiten Preis, und graveur zu absolvieren, was sein Schüler in Mannheim wurde ihm für eine ungegen- Nach Beendigung seines Studiums blieb auch tat. Dreieinhalb Jahre dauerte die ständliche Arbeit ebenfalls ein Preis zu- der Lüdenscheider in Berlin, um dort als Ausbildung, welche durch den Unterricht erkannt. Bildhauer, Graveur und Restaurator - an der Berufsschule bei Wilhelm Jünger- speziell von Orden - zu arbeiten. Nach mann wesentlich ergänzt wurde. Hinzu In Lüdenscheid zeigte der engagierte Lüdenscheid kehrte er nur noch privat kam privater Mal- und Zeichenunterricht Galerist Hermann Langkitsch 1960 in der zurück. bei Marie Luise Quade und Hans Fiergolla. Galerie Dalichow zum ersten Mal Werke von Werner Hempel. Als Achtzehnjähriger reiste Werner Hempel nach Schwäbisch Gmünd, um an der Hierzu bemerkte Claus Rüggebrecht: „Er dortigen Fachhochschule seine Meister- strebt eine klare Linie im Strich wie auch in prüfung als Münz- und Reliefgraveur zu der Plastik an ... Kühne Konstruktionen erwerben. Beeinflusst durch seinen Lehrer, und die vielen Künstlern eigene Effekt- 61 den angesehenen Bildhauers Fritz Nuss, hascherei liegen ihm fern. Er steht vielmehr Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 66

Hanni (Johanna Maria) Henning (Musikerin)

geboren am 15. Mai 1927 in Lüdenscheid gestorben am 3. März 2001 in Lüdenscheid

In Lüdenscheid geboren, erlernte Hanni Ab 1954 unterrichtete die junge Frau für Die künstlerische Leitung der Henning bereits mit sieben Jahren das drei Jahre an der Musikschule Remscheid „Chorgemeinschaft Lüdenscheid e.V.“ Geigenspiel bei Else Peters. „Als Kind und leitete gleichzeitig das „Lüdenscheider (dem ehemaligen Bach-Chor) hatte die hatte ich“, wie sie später berichtete, „zwei Jugendorchester“, mit dem sie auch Musikerin von 1971 bis 1982. Das heiße Wünsche: Ein gelbes Sportauto mit Auslandreisen - u.a. nach Brüssel, Paris „Lüdenscheider Kammerorchester“ Speichenrädern wollte ich besitzen und - und Rom - unternahm. Von 1957 bis gründete sie 1983; ferner leitete sie einen Straßenmusikant wollte ich werden.“ 1963 gehörte die Geigerin als Solistin zu weiteren Kirchenchor und arbeitete im der von Wilhelm Ehmann geleiteten Kuratorium der Phänomenta. Nach der Mittleren Reife fuhr Hanni „Westfälischen Kantorei“. Sie wirkte bei Henning nach Berlin, wo sie das Begab- Schallplatteneinspielungen mit und bei Durch südkoreanische Krankenschwestern tenausleseverfahren für die Aufnahme an Konzertreisen nach Finnland, Norwegen in Lüdenscheid entstand ein Kontakt zu der Musikhochschule bestand. Doch und in die USA. Mit viel Geschick leitete deren Heimatland, der dazu führte, dass konnte sie das Studium nicht beginnen, da Hanni Henning von 1963 bis 1965 Hanni Henning zwischen 1974 und 1986 sie zu einem Pflichtjahr und anschließen- die „Lennetaler Musikschule“ und an- das Städtische Orchester Kwang ju zeit- dem Arbeitsdienst während des Krieges schließend - bis zu ihrer Pensionierung weise leitete und als Gastprofessorin an herangezogen wurde. 1987 - die in Lüdenscheid, mit deren Chor der Chonnam-National-Universität lehrte. und Orchester sie bei Rundfunkaufnahmen Am 15. Mai 1977 wurde sie zur Ehren- 1947 war es ihr endlich möglich, an der mitwirkte und mehr als zwanzig musika- bürgerin der Stadt Kwang ju gewählt. Musikhochschule Köln, u.a. bei den lische Werke im heimischen Raum auf- Pädagogen Becker, Lemacher und Schieri, führte, so „Brüderlein Hund“ und „Krabat“ „Den gelben Sportwagen mit Speichen- zu studieren. Im Jahre 1950 bestand sie von Cesar Bresgen. rädern“, meinte die Musikerin um 1970, die Staatliche Musiklehrerprüfung im Fach „könnte ich mir heute wohl leisten. Aber Violine. Es folgten Zusatzausbildungen bei 1967 bestand Hanni Henning die staat- was soll‘s, ich passe nicht mehr hinein. Prof. Velden im Fach Geige und bei Lilli liche Prüfung für „Jugend- und Volks- Der zweite Wunsch hingegen, der vom Friedmann in Detmold im Spiel auf der musik“ mit den Hauptfächern Dirigieren Straßenmusikanten, ich bin nicht sicher, ob Barock-Violine. und Tonsatz. der nicht doch in Erfüllung gegangen ist.“ 62 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 67

Brigitte Herleb-Stahl (Malerin/Grafikerin)

geboren am 11. April 1944 in Krefeld wohnte von 1944 bis 1961 im Lüdenscheid gestorben am 15. Oktober 1981 im Friedberg (Hessen)

Anlässlich einer umfangreichen Einzel- späteren Mann kennen, den Bildhauer sichtbar werden, deren Ausdrucksgehalt ausstellung ihrer Arbeiten, welche 1980 im Klaus Herleb. von großer Anmut ist. Eine ähnliche Frankfurter Fernmeldeturm, hoch über der Wirkung wie die Collagen haben auch die Stadt gezeigt wurde, meinte Brigitte Nach der Heirat musste die künstlerische Monotypien, die mit Tusche und Feder Herleb-Stahl: „Ich hoffe, alt zu werden, um Tätigkeit der jungen Frau zunächst einige überarbeitet sind.“ noch viel sehen und erleben zu können, Zeit ruhen, da sie der Haushalt und ihre obwohl ich bereits heute Schwierigkeiten beiden Kinder voll beanspruchten. Das In der folgenden Zeit entstanden neben habe, alles Gespeicherte in Wort oder Bild änderte sich erst, nachdem sich ihr Mann Landschafts-, Tier- und Pflanzenstudien umzusetzen.“ als freischaffender Bildhauer in Hagen auch phantastische Zeichnungen. Doch niedergelassen hatte. Nun hatte sie wieder genau genommen waren es nach Meinung Es sollte ihre letzte große Ausstellung sein, häufiger Zeit, zu malen und zu zeichnen, der Künstlerin stets „Naturstudien im da sie im folgenden Jahr starb. Collagen und Keramiken herzustellen. Sie weitesten Sinne, optische Eindrücke, die wurde Mitglied im Hagenring, leitete Mal- unsere Welt, unser Stern, unser Globus In Krefeld geboren, wuchs sie in Lüden- und Keramikkurse für Jugendliche und uns bieten.“ scheid auf und verbrachte hier ihre Erwachsene. Schulzeit. Schon früh zeigte sich ihre künstlerische Begabung, welche wesent- Als am 9. Juni 1974 eine umfangreiche lich gefördert wurde von ihrer Kunst- Ausstellung des Ehepaars Stahl im Lüden- erzieherin Irene Mertens von Schaller und scheider Rathausfoyer gezeigt wurde, deren Mann Georg von Schaller, aber bemerkte Anna-Christa Funk vom Hagener ebenfalls von den Malern Hans Fiergolla, Osthaus-Museum in ihrem Einführungs- Karl Naas und Marie Luise Quade. vortrag u.a.: „Zarter und durchscheinender als jede aufgetragene Farbe lassen die von Während ihres Studiums von 1961 bis der Künstlerin eingefärbten und aufgekleb- 1963 in der Grafikklasse der Werkkunst- ten Seidenpapiere Farbüberschneidungen, 63 schule Wuppertal lernte Brigitte Stahl ihren flächen- und farbbedingte Tiefenwerte Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 68

Curt Herrde (Maler)

geboren am 14. August 1898 in Wartha (Schlesien) gestorben am 12. März 1985 in Lüdenscheid

„Naturlieb wie ich bin, schwärme ich für Doch nun merkte er, dass ihm viele hatte und von deren Leuchtkraft er eine interessante Landschaft, für Pflanzen Grundlagen zur bildnerischen Gestaltung fasziniert war. und Tiere, aber auch für Menschen. fehlten, dass ihn reine Laienmalerei nicht So fühle ich mich der gegenständlichen befriedigte. Aus diesem Grunde absolvierte In den Räumen seiner Wohnung eröffnete Malweise verhaftet.“ er ein Fernstudium bei der „école a.b.c. de Curt Herrde 1976 eine kleine Privatgalerie, paris“, das 1968 mit der Übersendung in der er insgesamt drei Ausstellungen Das war die Meinung des aus eines „Diploms“ abschloss. mit eigenen Werken, aber auch mit Schlesien stammenden Curt Herrde, Bildern seiner Kollegen Gerhard Dahlke der sich erst recht spät intensiv seiner Curt Herrde zeichnete und malte, fertigte und Wilhelm Winterhoff zeigte. Hinzu Lieblingsbeschäftigung zuwenden Aquarelle, Guaschen, Öl- und Pastellbilder kamen ältere Arbeiten von Herbert konnte. an. Dabei entstanden Porträts von Bienhaus, Christian Rohlfs und Rudi Rhein. Verwandten und Bekannten, aber auch - Schon seit seiner Jugendzeit malte und nach Vorzeichnungen- Bilder seiner zeichnete er mit Begeisterung, kam aber Heimat wie Schloss Oedenthal oder das nur selten dazu. Nach Abschluss einer Bürger-Schützenfest bei Nacht. Malerlehre folgte nicht das erhoffte Kunst- studium, sondern die Teilnahme am Ersten 1971 beschäftigte er sich kurze Zeit mit Weltkrieg. abstrakter Gestaltung, indem er „Farb- Spiralnebel“ schuf, bei denen - seiner Im Jahre 1925 heiratete er die Lüden- Meinung nach – Gedanken als Fragment scheider Fabrikantentochter Toni Kremp aus dem Unterbewusstsein auftauchen, und widmete sich seitdem der Firma „bis sie sich zu einem klaren Erinne- seines Schwiegervaters. Zum Malen blieb rungsbild kristallisieren“. Ein Jahr später - keine Zeit. Das änderte sich erst 1966, als nach dem Tode seiner Frau – entstand er sich aus dem Betrieb ins Privatleben eine Reihe von Ölbildern, die er auf zurückzog. blattgoldbeschichteten Holztafeln gefertigt 64 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 69

Hubert Hesse (Geiger)

geboren am 8. Februar 1892 in Hohenlimburg-Nahmer (heute: Hagen) gestorben am 24. Mai 1978 in Lüdenscheid

Obwohl er nur ein kleiner, recht unbedeu- erste war nur noch bereit, wenige musiker und besitzt auch die nötige tender Musiker war, taucht sein Name im Aufführungen zu betreuen. Technik. Auch als 2. Hornist konnte ich ihn Zusammenhang mit dem Komponisten verwenden. Ich wünsche ihm weiter viel Kurt Weill in mehreren Veröffentlichungen Diese Situation änderte sich erst, als für Glück. Kapellmeister Kurt Weill.“ auf. Und das kam so: knapp fünf Monate Kurt Weill als Dirigent verpflichtet wurde, von dem Hubert Hesse Dieses ist heute wohl eines der ältesten Im Nahmertal geboren und aufgewachsen, später im Gespräch mit Redakteur handschriftlichen Dokumente des kam Hubert Hesse um die Jahrhundert- Wolfgang Hoffmann berichtete: „Wir hätten Komponisten, weshalb es auch in mehre- wende nach Lüdenscheid. In der Musik- erst nicht geglaubt, dass so ein Jüngsken ren Biografien veröffentlicht und 1976 bei schule von Walter Huhn sen. erlernte er mit dem Orchester fertig werden würde. einer Ausstellung im Lincoln-Center in New das Spiel auf der Geige und auf dem Aber er hat es doch geschafft und war York gezeigt wurde. Horn. Im Jahre 1913 erhielt er einen trotzdem ein freundlicher, kameradschaft- Vertrag als Musiker in einem Infanterie- licher Mensch.“ Hubert Hesse war nach 1920 noch regiment, in dem er auch Waldhorn spielte. kurze Zeit als Musiker tätig, so im Viel gab es damals für die Musiker zu tun: Lüdenscheider Promenadenorchester und Als er 1919 aus dem Krieg zurückgekehrt Neben Operetten und Opern brachten sie im Caféhaus „Germania“. Dann zog er sich war, erfuhr er im Spätherbst, dass eine auch Zwischenspiele in Sprechstücken. Da von der Berufsmusik zurück - und eröffne- Theatertruppe in den Saal vom Hotel zur gegen Ende der Saison die meisten te als „Rollmops-Hesse“ ein Marinaden- Post in Lüdenscheid eingezogen war und Musiker noch kein neues Engagement Geschäft. noch Musiker zur Verstärkung ihres kleinen hatten, baten sie ihren Dirigenten um eine Orchesters suchte. Hubert Hesse meldete Beurteilung, so auch der Violinspieler. Was ihm von früher blieb, waren Erinne- sich und wurde engagiert. Doch schon Kurt Weill notierte am 11. April 1920: „Herr rungen, das oben erwähnte Dokument bald rumorte es bei den Musikern. Hubert Hesse war in meinem Orchester und seine Geige, mit deren Spiel er Gagenforderungen wurden laut, welche als 2. Geiger tätig, und ich bestätige gern, noch, über achtzigjährig, Mitbewohner im die Theaterleitung nicht erfüllen konnte. daß er seinen Posten gut ausgefüllt hat. Altenheim Maria Königin erfreute. 65 Der zweite Kapellmeister kündigte und der Er ist ein durchaus verläßlicher Orchester- Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 70

Hermann Höhfeld (Maler)

geboren am 17. Mai 1897 in Lüdenscheid gestorben am 19. Dezember 1968 in Lüdenscheid

Besonders kritisch setzte sich der vor seinem Tod, noch über die Pensio- Große Beachtung fand 1929 die Pädagoge und Maler Hermann Höhfeld nierungsgrenze hinaus, am Zeppelin- Ausstellung „Kind und Kunst“, welche zeitlebens mit bildender Kunst auseinan- Gymnasium unterrichtete. Hinzu kam Hermann Höhfeld gemeinsam mit der, mit der seiner Kolleginnen und in den ersten Jahren eine Tätigkeit Bibliothekar Otto Wohlgemuth und Lehrer Kollegen, aber auch mit der eigenen, und als Dozent an der Pädagogischen Vaupel in Gelsenkirchen-Buer zu- es kam nicht selten vor, dass er das eine Akademie Lüdenscheid bis zu deren sammengestellt hatte. oder andere seiner Bilder, mit dem er nicht Schließung im Jahre 1953. voll zufrieden war, zerriss und fortwarf. In den fünfziger Jahren besuchte der Hatte sich der Lehrer während seiner Lüdenscheider Pädagoge dreimal von Nach dem Besuch von Volksschule und Jugendzeit zunächst mit Musik beschäf- Oskar Kokoschka geleitete Kurse Präparande studierte der Sohn eines Werk- tigt, wandte er sich schon bald der bil- der Salzburger Sommerakademie, meisters am Lehrerseminar seiner Heimat- denden Kunst zu, wobei die Gestaltung wodurch seine eigene Arbeit aber kaum stadt, konnte jedoch die Abschlussprüfung von Blumenbildern, Stillleben und Land- beeinflusst wurde. erst nach zwangsweiser Unterbrechung schaften im Mittelpunkt stand. seines Studiums, während dem er am In späteren Jahren zog sich der Maler Ersten Weltkrieg aktiv teilnahm, ablegen. Einzelne Arbeiten von ihm waren im mehr und mehr vom öffentlichen Kunst- Rahmen größerer Ausstellungen zu betrieb zurück. Seine schulische Laufbahn begann in sehen, so in Bielefeld, Dortmund, Gelsenkirchen-Buer; hier besuchte er Gelsenkirchen und Münster, im Hagener Für das Museum der Stadt Lüdenscheid nebenher akademische Fortbildungskurse, Osthaus-Museum, im Essener Folkwang- erwarb Dr. Walter Hostert zwei Aquarelle welche er 1931 mit dem Mittelschullehrer- Museum und 1939 bei der „Großen deut- von Hermann Höhfeld, welche die Erinne- Examen für die Fächer Mathematik und schen Kunstausstellung“ in München, rung an ihn wachhalten. Erdkunde abschloss. Nach mehrjähriger aber auch mehrmals in Lüdenscheid, wo Tätigkeit in Garmisch-Partenkirchen kehrte in der Buch- und Kunsthandlung Hermann Höhfeld in seinen Geburtsort Dalichow einmal einundzwanzig seiner zurück, wo er von 1947 bis wenige Tage Bilder gezeigt wurden. 66 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 71

Emmy vom Hofe (Bildhauerin)

geboren am 4. September 1885 in Lüdenscheid gestorben am 21. September 1964 in Herrenalb

Obwohl es zur Jahrhundertwende keines- Paris, um dort für ein Jahr im Atelier des und nach Düsseldorf zog. Über ihr künstle- falls selbstverständlich war, dass eine Bildhauers Emile-Antoine Bourdelle zu risches Schaffen hat sie – vermutlich – junge Frau ernsthaft den Wunsch äußerte, arbeiten. Dann kehrte sie nach Berlin kaum noch gesprochen. Bildhauerei zu studieren, war der Lüden- zurück, wo sie ihre eigenständige Tätigkeit scheider Knopffabrikant Fritz vom Hofe fortsetzte, Kleinplastiken, Porträtbüsten Was erhalten geblieben ist von Emmy mit dem Plan seiner Tochter Emmy ein- und auch Holzschnitzarbeiten gestaltete. vom Hofe, einer der ersten Bildhauerinnen verstanden, sodass diese ihre Koffer aus dem westfälischen Raum, sind wenige packte, nach Berlin fuhr und dort in der Gerne hätte die Künstlerin bei dem von ihr Porträtköpfe im Familienbesitz, ein steiner- angesehenen Lewin-Funcke-Schule ihr besonders geschätzten Ernst Barlach nes Grabmal auf dem alten evangelischen Studium aufnahm. studiert, aber dieser schrieb auf ihre Friedhof in Lüdenscheid sowie zahlreiche Anfrage u.a.: „Ich tauge nicht zum Lehrer – Fotografien ihrer Bildhauerarbeiten im Im Frühjahr 1909 konnte sie in ihrem viel weniger dazu, einmal oder wenige Lüdenscheider Stadtarchiv. Atelier in der Güntzelstraße eine erste Male zu korrigieren.“ kleine Ausstellung eigener Skulpturen zeigen, und mit Datum vom 10. April Auf einer Postkarte vom 7. Juli 1914 des gleichen Jahres wurde ihr eine kündigte der angesehene Bildhauer Georg „Belobigung“ überreicht „in Anerkennung Kolbe einen Besuch im Atelier seiner ihrer guten Fortschritte für die in der Kollegin an. Ob er allerdings gekommen Klasse des Herrn Lewin-Funcke gefertig- ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. ten Arbeiten“, welche von so angesehenen Kollegen wie Lovis Corinth, August Gaul, Die schwere Zeit des Ersten Weltkriegs Max Liebermann, Max Slevogt und Arthur und der Jahre danach machte sich auch Lewin-Funcke unterzeichnet war. bei der Künstlerin negativ bemerkbar. Ihre Begeisterung für den erlernten Beruf Zur Ergänzung ihres Studiums reiste schwand mehr und mehr dahin, sodass 67 Emmy vom Hofe im Oktober 1911 nach sie enttäuscht um 1921 ihr Atelier aufgab Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 72

Helmut vom Hofe (Schauspieler)

geboren am 26. April 1918 in Lüdenscheid gestorben am 2. August 2002 in Lüdenscheid

„Mein Leben als Schauspieler wer so, wie 1971. Schon bald wurde der Film auf ihn und Sonja Ziemann in Operetten auf, tanz- ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe keine aufmerksam. Die „Tobis“ verpflichtete ihn te und sang im Friedrichstadt-Palast. Auch Minute bereut“, bemerkte Helmut vom Hofe 1941 als Partner von Christian Kayssler der Film wurde wieder auf den Lüden- 1995 im Gespräch mit Andrea Schneider für den von Hans Bertram inszenierten scheider aufmerksam und verpflichtete ihn von den Lüdenscheider Nachrichten. Fliegerfilm „Kampfgeschwader Lützow“, 1954 als Partner von Angelika Hauff und dem „Der große Appell“, „Mathilde René Deltgen für den Paul-May-Film In der Bergstadt geboren und aufgewach- Möhring“ nach Theodor Fontane und „Phantom des großen Zeltes“. sen, besuchte der Künstler zunächst die „Mein Leben für Irland“ folgten. Volksschule, dann einige Jahre das „Der Krieg“, bemerkte der Schauspieler, Zwei Bühnenrollen in Berlin schätzte der Zeppelin-Gymnasium und absolvierte „unterbrach meine so hoffnungsvoll Darsteller besonders, den George in John anschließend eine kaufmännische Lehre. begonnene Karriere. Ich wurde Soldat.“ Er Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ „Schon während meiner Schulzeit galt kämpfte, wurde verwundet und kam in ein und den Staatsanwalt in „Das Lied von meine ganze Sehnsucht dem Film und Lazarett. Nach der Entlassung erhielt er in Bernadette“, mit dem er in vielen dem Theater“, berichtete Helmut vom Hofe Berlin bei Ernst Legal seinen ersten deutschen Städten gastierte. 1963 fuhr später. Und so zog er als Zwanzigjähriger Bühnenvertrag als Cléanthe in Molières Helmut vom Hofe mit der „Cap Frio“ zu nach Berlin, besuchte die Theaterschule, „Der eingebildete Kranke“. Anschließend einem mehrmonatigen Gastspiel am nahm privaten Unterricht bei Agnes Straub verpflichtete ihn Viktor de Kowa an die deutsch-jüdischen Theater in Buenos Aires und hörte als Gast in der Universität „Berliner Künstlerbühne“, und Olga über den Atlantik. Vorlesungen zur Theater- und Literaturge- Tschechowa holte ihn an ihr „Friedenauer Heimgekehrt nach Berlin spielte er u.a. schichte bei Professor Hans Knudsen. Theater“. Er spielte den Puck in bei Paul Esser am Schauspielhaus Shakespeares „Sommernachtstraum“ „Hansa“, wirkte in Fernsehsendungen mit Nach zweijähriger intensiver Ausbildung neben Hans Söhnker als Oberon, war und synchronisierte amerikanische bestand der junge Mann vor der damali- Partner von Lil Dagover und Rudolf Platte. Kollegen. Mit 65 Jahren zog er sich von gen Reichstheaterkammer seine Nach einem Gesangsstudium bei seinem Beruf zurück und verbrachte Abschlussprüfung. „Ich war nun Schau- Kammersängerin Marcella Roeseler trat später seinen Lebensabend mit Ehefrau spieler und sehr glücklich“, notierte er Helmut vom Hofe mit Hannelore Bollmann Gisela in Lüdenscheid. 68 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 73

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Wilfried Hoffmeister (Maler und Galerist)

geboren am 28. Juli 1941 in Lüdenscheid gestorben am 26. August 2002 in Lüdenscheid

„Sein ganzes Leben war der Kunst gewid- Nach bestandenem Abitur wollte Wilfried stadt, 1981 das Buch „Inselbilder“, met“, bemerkte Birgit Schlieper in den Hoffmeister in Düsseldorf an der seinerzeit welches die Foto-Revue als „Glanzlicht in Lüdenscheider Nachrichten anlässlich des überbelegten Kunstakademie studieren, er- der Flut fotografischer Bildbände“ bezeich- überraschenden Todes von Wilfried hielt aber eine Absage. So ging er zur Kölner nete und zu dem der Geiger Yehudi Hoffmeister, welcher sich als bildender Universität, belegte Fächer in Wirtschafts- Menuhin notierte: „... mit Ihrem Buch in Künstler, aber auch als Galerist einen be- und Sozialwissenschaften und bestand 1968 der Hand kann man träumen.“ deutenden Ruf erworben hatte, weit über das Examen als Diplom-Kaufmann. die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus. Immer wieder stellte der Maler mit Frau 1972 kehrte er in seinen Geburtsort zu- Ulrike in Lüdenscheid Kunstausstellungen In Lüdenscheid geboren und in einer rück, eröffnete und leitete erfolgreich eine zusammen, zuerst im Keller seines großen Familie aufgewachsen, fühlte sich Werbeagentur, in der er seine unterschied- Hauses, zuletzt in seinen Büroräumen auf Wilfried schon früh zur Kunst hingezogen, lichen Fähigkeiten zur Entfaltung bringen dem Gersbeul. Viele angesehene Künstler auch wenn er, wie er später anmerkte, konnte, die als Kaufmann, geschulter waren vertreten, so etwa Victor Bonato, „nicht gerade verrückt nach ihr“ war. Er Psychologe, Grafiker, Fotograf und Texter. Winfried Gaul, Otto Herbert Hajek, Adolf schuf einfache Bilder und Plastiken, musi- Luther, Heinz Mack, Matschinsky- zierte auf unterschiedlichen Instrumenten Nach 1972 durchlief Wilfried Hoffmeister, Denninghoff, Heinrich Siepmann und und war daneben ein eifriger Sportler. Vom wie er mir erzählte, viele Schaffens- Antonio Tapies sowie die Söhne von Willy Zeppelin-Gymnasium wechselte er 1958 epochen im Eiltempo, stets stellten seine Brandt und Richard von Weizsäcker (Lars über zu den Hermann-Lietz-Schulen in Bilder und Plastiken Reflexionen gegen- und Andreas). Bieberstein und auf Spiekeroog, einem wärtiger Situationen dar, setzten etwas angesehenen Internat. In der Freizeit arbei- Begonnenes logisch fort, oft genug als tete er mit dem Maler Peter Klutmann und Ventil, als innerer Zwang mit großer Ehr- ließ sich von Ika Schilbock in die Kunst lichkeit und Eigenständigkeit gefertigt. des Töpferns einführen. Sein Interesse galt den deutschen Expressionisten Barlach, 1979 erschien der Fotoband „Lüdenscheid Kirchner und Nolde. heute“, eine Huldigung an seine Heimat- 69 Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 75

Gertrud Hueck (Förderin der Kultur)

geboren am 4. November 1897 in Solingen gestorben am 7. Oktober 1992 in Lüdenscheid

Viele Jahrzehnte war die Villa Hueck in der gefunden hatte, die „Internationale Theo Altmeyer und der Bassist Wilhelm Humboldtstraße Treffpunkt angesehener Gesellschaft für Hymnologie“ Pommerien sowie die Instrumentalsolisten Musiker, die hier für kurze Zeit wohnten (Kirchenmusik). Ferdinand Conrad (Flöte), Alfred Lessing und übten, und zwar auf Einladung der (Cello), Fritz Neumeyer (Cembalo), Michael Besitzerin Gertrud Hueck. Als diese ihren An klassischer Musik interessiert, setzte Schneider (Orgel) und achtzigsten Geburtstag feierte, reimten die sich die Frau des Fabrikanten im Jahre als Dirigent. Bemerkenswert ist die Gäste: „Wir spielen Buxtehude und stür- 1935, gemeinsam mit Konrad Ameln und Tatsache, dass auch immer wieder heimi- men Huecks die Bude.“ dem Arzt Wilhelm Boecker, für die sche Musikerinnen und Musiker integriert Gründung der „Lüdenscheider wurden, so Magdalena Behre und Jutta Als Tochter des Mediziners Professor Dr. Musikvereinigung e.V.“ ein, der sich ein im Ehmann (Violine), Hanni Henning (Viola), Friedrich Röpke erblickte Gertrud 1897 in Jahr zuvor entstandener Volkschor Anne Sauerländer (Cello), Jürgen Heller Solingen das Licht der Welt. Nach dem anschloss. (Horn) und aus Hagen Manna Hoesch Besuch der Höheren Mädchenschule (Cembalo). erlernte sie den Beruf einer Höhepunkt waren stets die „Kleinen Gewerbelehrerin und bestand ihr Examen Musikfeste“, welche - mit kriegsbedingter „Ziel der Organisatoren war es“, wie in Kassel. Unterbrechung - bis 1973 stattfanden, bei Wolfgang Hoffmann bemerkte, „alte Musik denen u.a. Werke von Bach, Händel, in historischer Instrumentierung und Im Jahre 1918 heiratete sie den Haydn, Mozart und Scarlatti dargeboten Besetzung, nach originalgetreuem Lüdenscheider Offizier und Fabrikanten wurden und die Lüdenscheid weit über die Klangideal aufzuführen. Die mitwirkenden Oscar Eduard Hueck. So kam seine Frau Stadtgrenzen hinaus in der Musikwelt in- und ausländischen Künstler waren stets in die Bergstadt. Hier lernte sie später den bekannt machten. Gäste im Hause Hueck, wo auch die Musikwissenschaftler Konrad Ameln ken- Proben (vor den Musikfesten eine Woche nen, der 1934 seinen Wohnsitz nach Von den zahlreichen prominenten Solisten, lang) stattfanden.“ Lüdenscheid verlegt hatte. Im kommenden die mitwirkten, seien stellvertretend Jahr gründete er gemeinsam mit Gertrud genannt: die Sopranistin Emilia Petrescu, 70 Hueck, in der er eine engagierte Förderin die Altistin Jeanne Deroubaix, der Tenor Lüdenscheid_Redaktion39-70 14.10.2003 10:43 Uhr Seite 76

Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 71

Dr. Walter Hueck (Schriftsteller)

geboren am 4. Juni 1898 in Lüdenscheid gestorben am 10. März 1972 in München

„Ich wollte Arzt werden, gewiß, Arzt unbe- „Menschen unter sich“ und „Wohin steu- sönliches Werk, „Dilettanten des Lebens“, dingt, aber doch vielleicht nicht gerade ein ern wir?“ heraus. „Ich war auf dem besten „Die Polarität der Wahrheit und der Arzt mit Hörrohr und Skalpell; viel eher Weg, ein Autor zu werden und mir einen Rhythmus des Lebens“ als endgültige wollte ich der geplagten Menschheit mit Namen zu machen“, meinte Walter Hueck Fassung seiner Philosophie und das kul- Erkenntnis, mit der Klarheit des später. turphilosophische Reisebuch „Man muß Gedankens helfen - war das kein Ziel, das Italien noch einmal sehen“. des Einsatz eines Lebens lohnte?“ Doch das verhinderten die nationalsozialis- tische Herrschaft und der Zweite 1970 bemerkte der Autor: „All meine Diese Frage stellte sich Walter Hueck, der Weltkrieg. Der Schriftsteller, unzufrieden Bücher, die Sturzgeburten von Büchern, nach dem Besuch des Realgymnasiums in mit der politischen Lage, verstummte waren schlecht; ich habe sie seitdem Lüdenscheid und der Teilnahme am Ersten zunächst und nahm 1943 für kurze Zeit nochmals und nochmals neu geschrieben Weltkrieg von 1917 bis 1918 als Soldat an wieder seine ärztliche Tätigkeit in einem und erst heute ... sind sie gut, so gut zum der Westfront nach Freiburg im Breisgau großen Krankenhaus auf. „Der Anfang mindesten, wie ich sie nur irgend machen zog. Hier studierte er von 1919 bis 1923 war“, nach seiner Meinung, „nieder- kann.“ Medizin u.a. bei den Geheimräten Lexer schmetternd. Ich hatte alles vergessen und Uhlenhut. und beherrschte keinen Handgriff mehr. Aber ich fand freundliche Helfer, ich mach- Seit 1924 lebte Walter Hueck in München. te mich klein, und schließlich biß ich mich Nach einem Praktikantenjahr bei Friedrich durch. Und siehe, in der strengen Schule von Müller arbeitete er zunächst nur als des tätigen Lebens ... fand ich am Ende freier Schriftsteller. Sein erstes Buch zu mir selbst zurück.“ erschien 1925 mit des Titel „Die Philosophie des Sowohl-Als-Auch“, vier Nach Kriegsende wandte sich Walter Jahre später folgte sein Standardwerk „Die Hueck wieder der Schriftstellerei zu. Es Welt als Polarität und Rhythmus“ beim entstanden die „Odyssee in grünen 71 Piper-Verlag. Dann kamen die Essaybände Hosen“, „Arzt wider Willen“, ein ganz per- Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 72

Else Hueck-Dehio (Schriftstellerin)

geboren am 31. Dezember 1897 in Dorpat wohnte von 1920 bis 1954 in Lüdenscheid gestorben am 30. Juni 1976 in Murnau/Staffelsee

Als Professorentochter in Dorpat, einer nahm als Schwesternschülerin eine Arbeit Zweiten Weltkriegs, aus dem Mann und kleinen Universitätsstadt in Livland gebo- im Kreiskrankenhaus „Unter den Eichen“ in Sohn wohlbehalten zurückkehrten, wandte ren und in einem kulturell aufgeschlosse- Berlin-Lichterfelde an, wo sie später ihr sich Else Hueck wieder verstärkt der nen Elternhaus aufgewachsen, wurde Else Schwesternexamen bestand. Schriftstellerei zu. 1953 erschien das Dehio bereits als Achtjährige, wenn auch Bändchen „Ja, damals ...“, ein Jahr nur entfernt, mit dem Schatten der russi- Inzwischen hatten sich Else Dehio und später „Die Brunnenstube“, dann 1955 schen Revolution konfrontiert. Richard Hueck verlobt; 1920 heirateten sie „Liebe Renata“. in Elses altem Elternhaus in Dorpat, das Dann kam der Erste Weltkrieg, und die damals zur Estischen Republik gehörte. Schwer erkrankt zog sich Richard Hueck Lage der Deutschen im Baltikum ver- Aufgrund einer schweren Verwundung 1954 aus der Firma zurück und zog mit schlechterte sich. Erst 1918 wurde es für Richards kehrte dieser mit seiner Frau seiner Frau nach Murnau an den kurze Zeit wieder besser, als deutsche nach Lüdenscheid zurück und trat in die Staffelsee. Wenige Monate später verun- Soldaten einzogen und den „bolschewiki- Geschäftsleitung des elterlichen Werkes glückte ihr Sohn tödlich. In dieser schwe- schen Spuk hinter seine Grenzen“ zurück- ein. Else kümmerte sich um den Haushalt ren Zeit entstanden die Bände „Er aber drängten. und die Erziehung ihres 1923 geborenen zog seine Straße“ (1957), „Tipsys sonderli- Sohnes Günther. che Liebesgeschichte“ (1960) und - nach Während dieser Zeit lernte die junge Frau Aufenthalten in Wien und Rom - „Die „einen langen, lustigen Leutnant“ kennen Oft kam es vor, dass sie sich in die Magd im Vorhof“ (1962). und lieben, den aus Lüdenscheid stam- Einsamkeit eines kleinen Jagdhauses der menden Richard Hueck. Doch nachdem Familie in Hervel, am Fuße des im November 1918 die Soldaten in ihre Ebbegebirges, zurückzog, um dort zu Heimat zurückkehrten, kamen wieder schreiben. Waren es zunächst kleinere Bolschewiken, und die Situation der Essays, die entstanden, so folgten bald die Deutschen wurde schlimmer. ersten Romane: „Die Hochzeit auf Sandnes“ (1934) und „Der Kampf um Else Hueck verließ ihren Geburtsort und Torge“ (1936). Nach dem Ende des 72 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 73

Marie Hüsing (Autorin)

geboren am 4. September 1909 in Obernbeck/Stadt Löhne wohnte von 1946 bis 1954 in Lüdenscheid gestorben am 9. September 1995 in Siegen

„Weil wir in einer dunklen, kalten Welt im den. In Bethel wurde sie ab 1938 zur Quernheim tätig zu sein. Zuletzt betreute Licht der Liebe leben dürfen, darum lohnt Kranken-, Kinder- und Gemeindeschwester sie als Hausmutter psychisch Kranke in es sich, Christ zu sein.“ Diese Worte, mit ausgebildet. Bethel, nahe ihrem Mutterhaus Sarepta. denen sie ihren Mitmenschen Mut machen Nach Beendigung ihrer aktiven Arbeit im wollte, sind in einer der zahlreichen Im Jahre 1946 nahm sie ihre Arbeit in der Jahre 1974 nahm Marie Hüsing die Veröffentlichungen der Diakonisse Marie Christuskirchen-Gemeinde Lüdenscheid als Einladung ihrer Freundin Annemarie Hüsing zu finden. Mitarbeiterin von Pfarrer Heinrich Karsemeijer, der Leiterin eines Altenheims Schoenenberg und als Helferin in der in Utrecht, an, zu ihr nach Holland zu zie- Geboren in Obernbeck, aufgewachsen in Jugendarbeit bei Pfarrer Paul Deitenbeck hen. Hier hatte die deutsche Diakonisse dem von der „Erweckungsbewegung“ stark auf, und sie dachte später noch daran endlich Muße, verstärkt literarisch zu arbei- geprägten Ravensberger Land, ereilte das zurück, wie im schlimmen Winter des glei- ten. Mehr als zwanzig Veröffentlichungen junge Mädchen, als es sieben Jahre alt chen Jahres Kirchenbesucher anstelle der erschienen von ihr, darunter „Anruf und war, ein schwerer Schicksalsschlag: Maries Kollekte Briketts mitbrachten, welche an Trost“, „In diesem Augenblick“, „Heller Vater war als Soldat im Weltkrieg, als ihre frierende Familien verteilt werden konnten. Horizont“ mit einem Vorwort von Paul Mutter an Tuberkulose starb. Nun stand sie Schon bald hatte sich „Schwester Marie“ Deitenbeck und „Tropfen aus dem Strom“. mit ihren Geschwistern allein da. Das im Wildmecker Pfarrbezirk einen guten Sie besprach Tonkassetten und hielt änderte sich, nachdem ihr Vater, aus dem Namen gemacht. Sie besuchte Familien, Andachten bei Jürgen Werth im Feld zurückgekehrt, ein zweites Mal heira- sorgte sich um Trostsuchende und Kranke, Evangeliumsrundfunk. tete. Doch das Glück sollte nur wenige begleitete Mitmenschen auf ihrem letzten Jahre dauern. Als die älteste Tochter vier- Lebensweg. In der geringen Freizeit, die ihr Durch ihre literarische Tätigkeit und durch zehn Jahre alt war, holte Gott auch ihre blieb, fing sie an, erste Gedichte zu schrei- Leitung vieler Bibelfreizeiten und Vorträge „zweite Mutter“ heim. Nun musste sie sich ben. Dem Ruf von Bethel folgend, verließ wurde die Diakonisse in christlichen Kreisen um Vater und Geschwister kümmern. Marie Hüsing 1954 Lüdenscheid, um bekannt und geschätzt. Beeinflusst durch ihre Erlebnisse und zunächst bis 1962 eine Pflegevorschule zu Während einer Freizeit, die sie in Siegen Erfahrungen war ihr späterer leiten im westfälischen Halle und dann bis durchführte, starb sie 1995 und fand in 73 Berufswunsch: Sie wollte Diakonisse wer- 1970 als Gemeindeschwester in Stift Bethel ihre letzte Ruhestätte. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 74

Walter Huhn jun. (Musikdirektor)

geboren am 6. März 1909 in Herzberg/Sachsen-Anhalt gestorben am 1. Januar 1990 in Lüdenscheid

Walter Huhn jun. war ein verschlossener Orchesterleitung seinem Sohn. Als dieser einstudiert. Viele Veranstaltungen, Feste Mensch, durch Schicksalsschläge verbit- jedoch als Soldat in den Krieg einrücken und Feiern wurden unter seiner Leitung zu tert, der nur ungern über sein Leben und musste, übernahm sein Vater die bleibenden Erlebnissen. Besonders hervor- seine Arbeit berichtete, für den aber die Vertretung bis zur Auflösung des zuheben ist die freundschaftliche Musik eine wesentliche Bedeutung hatte. Orchesters im Jahre 1944. Nachdem Beziehung zu dem Männergesangverein Mit ihr war er schon früh in Berührung Walter Huhn jun. aus der 'Liedertafel' Hellersen, die durch ihn gekommen. In Sachsen-Anhalt geboren, Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, zustande kam.“ wuchs er in Wittingen auf, wo sein Vater gründete er 1950 die „Orchesterver- gleichen Namens 1909 eine Musikschule einigung Lüdenscheid e.V.“, die sich aus Eine große Ehre wurde dem Dirigenten im eröffnet hatte und 1920 zum Städtischen Laien und ehemaligen Militärmusikern Januar 1982 zuteil, als ihm Erich Musikdirektor ernannt worden war. Er war zusammensetzte. Schumacher, der Ehrenpräsident des es auch, der seinem Sohn den ersten Deutschen Sängerbundes, anlässlich sei- Musikunterricht erteilte. Verstärkt arbeitete er jetzt als Chordirigent. ner vierzigjährigen Dirigententätigkeit die So leitete er den „MGV Arion“, den „MGV goldene Ehrennadel überreichte. Später studierte dieser an der Kölner Liedertafel Hellersen“ und den „MGV Musikhochschule das Geigenspiel und Eintracht Kuhlenhagen“. Bleibt noch nachzutragen, dass Walter unterzog sich dann in Berlin einer Prüfung Huhn jun. auch komponierte; so stammt als Chor- und Orchesterleiter. Als Nachfolger von Gustav Uhlmann, der von ihm die Vertonung des Gedichtes sich aus Altersgründen zurückzog, über- „Die Hex von Dasenstein“. Im Jahre 1926 verzog Walter Huhn sen. nahm Walter Huhn jun. 1970 die Leitung nach Lüdenscheid. Hier übernahm er die des „MGV Othlinghausen“ und bestimmte Foto: links Walter Huhn jun. Leitung der Musikschule und die des die folgenden zehn Jahre maßgeblich das Städtischen Orchesters. Später kam noch Vereinsleben. „Ihm verdanken wir“, wie es ein Musikverlag hinzu. in der Vereinschronik heißt, „viele schöne Chorstunden. Nicht nur altes Liedgut, Im Juni 1939 übergab er Musikschule und auch moderne, neuzeitliche Lieder wurden 74 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 75

Walter Huhn sen. (Musikdirektor)

geboren am 12. Juli 1887 in Derenburg/Kreis Halberstadt gestorben am 9. Juni 1961 in Lüdenscheid

Als Sohn des Musikdirektors Friedrich 4. April 1930 in Saale der Erholung, bei vielen Kapellen nachgespielt wurden, wie Wilhelm Huhn im brandenburgischen dem zum ersten Mal der Cellist Siegfried etwa das Stück „Artistenleben“. Derenburg geboren und aufgewachsen, Ulbricht als Solist mitwirkte. fühlte sich Walter schon früh zur Musik Aber er schuf auch eigene Kompositionen, hingezogen, und er erfuhr in der von sei- Auf dem Schättenkopf, wo heute die so den Marsch „Glückliche Jugend“, die nem Vater geleiteten Stadtkapelle seine Kirche Maria Königin steht, befand sich die Gavotte „Der kleine Gernegroß“ und „In erste Ausbildung, der sich das Studium im von Walter Huhn geleitete Stöckelschuhen“. nahen Magdeburg anschloss. Orchesterschule, in der musikbegeisterte Jugendliche zu Orchestermusikern ausge- Verlag, Schule und Orchesterleitung über- Im Jahre 1909 gründete Walter Huhn in bildet wurden, und der ein Internat ange- gab der Musiker im Jahre 1939 seinem Wittingen eine eigene Orchesterschule und schlossen war. Über den Schulleiter Sohn Walter jun., doch führte er, nach wurde dort 1920 zum Städtischen berichtet Gerhard Marauhn: „Er war streng dessen Einberufung zum Wehrdienst wäh- Musikdirektor ernannt. und konnte mit eisernem Besen kehren. rend des Zweiten Weltkriegs, die Arbeit bis Aber wir haben viel gelernt.“ zur Auflösung des Verlags 1944 weiter. Nach Lüdenscheid kam er 1926, wo er die Leitung einer Musikschule und die des Der Einzugsbereich der Schule reichte bis Städtischen Orchesters übernahm. Mit ihm Stuttgart. Einen großen Teil seiner freien gab er längere Zeit volkstümliche Zeit verbrachte Walter Huhn damit, dass Konzerte, welche häufig am er, oft bis in die Nacht hinein, von populä- Dienstagabend auf dem Karlsplatz, dem ren Musikstücken Arrangements für heutigen Rathausplatz, stattfanden. Blasmusik in Noten setzte, mit denen er Daneben musizierte er im Stadtpark, im recht bekannt wurde, und die er im eige- Loher Wäldchen, auf dem Kluser Platz und nen, 1929 gegründeten Musikverlag veröf- an der Fuelbecke Talsperre. Hinzu kamen fentlichte. Dabei setzte er sich besonders hin und wieder anspruchsvollere für Kompositionen von Hans Löhr ein, wel- 75 Sinfoniekonzerte, so etwa eines am che in der Huhnschen Bearbeitung von Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 76

Carl Huth (Fotograf)

geboren am 16. September 1842 in Berlin gestorben am 2. Januar 1920 in Lüdenscheid

In seinem Geburtsort Berlin erlernte nach besonders im Bereich des Märkischen Nach dem Tod des Fotografen im Jahre dem Schulabschluss Carl Huth von 1862 Sauerlandes. 1920 führten seine Tochter Ella und sein bis 1865 das Fotografenhandwerk von Sohn Max die Arbeit fort. Grund auf beim Hof-Fotografen Hermann Als während der 1880er-Jahre bei der Günter, der sich bereits Mitte des 19. Großindustrie eine Flaute einsetzte und die Als im Frühjahr 2000 im Stadtmuseum die Jahrhunderts mit Industriebildern beschäf- Aufträge von dort weniger wurden, verließ Ausstellung „Lüdenscheid um 1900 - tigte und auf diesem Gebiet überregional der Fotograf mit seiner Familie Hagen und Fotografen sehen ihre Stadt und ihre Anerkennung fand. Nach Abschluss der siedelte über nach Lüdenscheid. In einer Menschen“ gezeigt wurde, war neben Lehre schickte er Carl Huth ins kleinen Holzbude, hinter einem Haus an Fotos von Carl Huth auch dessen große Ruhrgebiet, um u.a. in Bochum, Hagen der Knapper Straße, unweit vom Atelierkamera der Marke Voigtländer von und Witten Aufnahmen von der Arbeitswelt Carlsplatz, richtete er ein Atelier ein, das 1890 zu sehen. anzufertigen. Dem jungen Mann gefiel die aber schon bald geschlossen wurde, da neue Umgebung, und er ließ sich 1865 in das Gebäude feuerpolizeilichen Hagen als selbstständiger Fotograf nieder. Vorschriften nicht entsprach.

Als er 1881 Bilder bei einem Wettbewerb Nachdem der Fotograf für kurze Zeit in der eingereicht hatte, der in Frankfurt am Main Schillerstraße ein Unterkommen gefunden vom „Verein für Photographie und ver- hatte, bezog er ein Atelier im Garten des wandte Kunst“ durchgeführt wurde, erhielt Hauses Schulstraße 5, worauf er am 15. er einen ersten Preis. Schwerpunkt seiner Dezember 1889 in einer Zeitungsanzeige damaligen Arbeit war – neben hinwies. Industriebildern – die Gestaltung von Porträtaufnahmen von Mitwirkenden des Im Jahre 1900 erwarb Carl Huth das Haus Hagener Stadttheaters. Schon bald erwarb Thünenstraße 13 und eröffnete dort, als sich Carl Huth einen guten Ruf weit über Ergänzung zu seinem Atelier, eine die Grenzen seines Wohnorts hinaus, Fotohandlung mit Labor für Amateure. 76 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 77

Max Huth (Fotograf)

geboren am 21. Mai 1875 in Hagen/Westfalen gestorben am 15. Februar 1961 in Lüdenscheid

„Der kleine Mann aus der Bahnhofstraße Vater einen hervorragenden Lehrmeister. Noch einmal sei Gerd Hennig zitiert, der war doch eine Größe“, schrieb Gerd Später hielt es ihn nicht daheim, und er über den Fotografen schrieb: „Sein Name Hennig 1961 anlässlich des Todes von zog hinaus in die weite Welt. Während er wurde bald ein Begriff in der Stadt Max Huth für die Lüdenscheider sich in der Schweiz, in Zürich, aufhielt, Lüdenscheid, und er achtete peinlich dar- Nachrichten und fuhr fort: „Seine erfuhr er 1920 vom Tode seines Vaters. auf, den Grad der Achtung, die man ihm Menschlichkeit überstrahlte fast noch sei- Umgehend kam er ins Sauerland zurück entgegenbrachte, zu erhalten, noch zu för- nen beruflichen Werdegang, sein immer- und übernahm gemeinsam mit seiner dern. Die Qualität brachte ihn zur währendes Streben nach dem Neuen in Schwester Ella, einer gelernten Fotografin, Meisterschaft; er hat sie über viele der Fotografie, deren Rätsel und den väterlichen Betrieb. Jahrzehnte in sicheren Händen getragen.“ Entwicklungen er sich auf seine Lebensfahne geschrieben hatte. Während er sich um das Kaufmännische Nach dem Tode von Max Huth übernah- kümmerte, Menschen, Maschinen, men 1961 Charlotte und Ella Huth - in drit- Als er vor vielen Jahrzehnten begann, sei- Werkstätten, Landschaften und Volksfeste ter Generation - Geschäft und Atelier. nem Vater auf die Finger zu schauen und zunächst auf Platten, später auf Filmen von dem alten Carl Huth fast unbezahlbare festhielt, beschäftigte sich Ella speziell mit Im Juli 1970 übergaben sie den größten Erfahrungen aus dem Foto-Handwerk zu Porträtaufnahmen. Daneben sah es Max Teil des väterlichen Erbes an fotografi- übernehmen, war er selber noch ein junger Huth als wichtige Aufgabe an, sein schen Platten dem Leiter des Wegbereiter dieser Zauberkunst in Können und Wissen der folgenden Lüdenscheider Stadtarchivs, Dieter Saal. Schwarzweiß, von der man damals kaum Generation weiterzureichen. Dieses Fotomaterial bezeichnete Heinrich ahnte, daß sie einmal zum ,Volkssport‘ Grether in den Lüdenscheider Nachrichten aufsteigen würde.“ 1922 kaufte der Fotograf das Haus als eine „Sammlung von hohem dokumen- Altenaer Straße 8 und richtete dort Atelier tarischen Wert.“ In Hagen wurde er geboren und verbrach- und Laden ein. Später, im Jahre 1924, te er seine Kinderzeit. 1888 kam er mit erwarb er das Haus Bahnhofstraße 9/I von seinen Eltern nach Lüdenscheid. Er ergriff dem Maler und Fotografen Emil Alwin 77 den Fotografenberuf und hatte in seinem Stille, der nach Brasilien auswanderte. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 78

Friedrich Hymmen (Maler und Graveur)

geboren am 5. Dezember 1873 in Lösenbach (jetzt Lüdenscheid) gestorben am 15. Juni 1961 in Lüdenscheid

„Er malte wie einer, der durch die Plaketten, so z.B. eine aus Anlass der Herbstwald, das Panorama von Landschaft geht und sieht“, so charakteri- Verleihung des Hosenbandordens Lüdenscheid“, aber auch Portraits. sierte anlässlich einer geschaffene. Ausstellungseröffnung Dr. Walter Hostert Noch mit 82 Jahren arbeitete der Künstler den 1873 geborenen Friedrich Hymmen, Obwohl es dem Künstler in Großbritannien an seinem Graveurtisch, wo ein welcher nach dem Besuch der gefiel, wurde er dort nicht heimisch. Immer Schlaganfall seinem Schaffen ein Ende Volksschule eine Graveurlehre absolvierte häufiger kehrte er ins Sauerland zurück, setzte. und sich nebenher durch den Besuch von besuchte dort Freunde und Bekannte, Modellier- und Zeichenkursen weiterbilde- wanderte über die Berge und hielt Eine umfangreiche Ausstellung seiner te. Doch danach hielt es ihn nicht mehr in Geschautes im Bilde fest. Arbeiten fand im Frühjahr 1963 im der Heimat, die ihm zu eng wurde. Über Museum Lüdenscheid an der Liebigstraße Wuppertal-Barmen gelangte der 17-jährige Eine endgültige Übersiedlung erfolgte im statt. nach London. Hier wirkte er zunächst als Jahre 1904. Friedrich Hymmen heiratete freier Mitarbeiter des Hoflieferanten Wyon und errichtete auf dem väterlichen und besuchte Abendkurse des Grundstück in der Lösenbach eine „Department of Science and Art of the Devotionalienfirma, welche später in grö- Committee of Her Majesty‘s Most ßere Räume in die Karlstraße umzog. Honourable Privy Council on Education“, um sich hier intensiv mit Malerei zu Soweit es seine zahlreichen Aufträge beschäftigen, was 1895 zum Abschluss ermöglichten, wanderte der Graveur mit mit der Note „sehr gut“ führte. Zeichenblock oder Staffelei hinaus ins Grüne, um reizvolle Ansichten im Bild fest- Schon bald gehörte Friedrich Hymnen zu zuhalten. „Keiner Schule verpflichtet“, den meistgefragten Graveuren Englands. bemerkte Dr. Hostert, „schuf er seine Selbst das Britische Museum in London Werke, die Motive aufgreifend, wo er sie erwarb einige seiner Medaillen und fand: einen markanten Baum, den 78 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 79

Friedrich Jaeger (Kunstkenner und -förderer)

geboren am 22. Dezember 1904 in Lüdenscheid gestorben am 20. Juli 1983 in Lüdenscheid

„Wie wenig bedeutete eine Stadt, wenn sie In Lüdenscheid geboren und aufgewach- Er setzte sich ein für den Erwerb bedeu- nur eine Anhäufung von Häusern, Straßen sen, besuchte Friedrich Jaeger die tender Bildhauerarbeiten von Georg Kolbe, und Plätzen wäre - eine Gelegenheit, den Oberrealschule in Hagen, die er mit der Käthe Kollwitz, Gerhard Marcks, Richard täglichen Geschäften und Zerstreuungen Obersekundareife verließ, um an Scheibe und Renée Sintenis. nachzugehen, rein biologische Funktionen Fachschulen in Düsseldorf, Berlin und Köln zu erfüllen. Wenn unter den Bürgern nicht Bilanz- und Steuerwesen zu studieren. In Friedrich Jaeger war Vorsitzender des Frauen und Männer wären, die der Dienst Dortmund legte er seine Prüfung als Geschichtsvereins und des Ausschusses an Werten, die zeitlos sind, zu handeln Wirtschaftstreuhänder ab. 1963 eröffnete für bildende Kunst der Kunstgemeinde e.V. und zu wirken triebe. Akzente im Leben er in Lüdenscheid eine Praxis als Als Protektor wirkte er mehr als zwei einer Stadt werden nicht routinemäßig Treuhänder und Steuerberater. Seit 1939 Jahrzehnte für den „Lüdenscheider gesetzt, diese Seiten einer lebendigen arbeitete er als vereidigter Männergesangverein 1855“. Als Mitglied Chronik wurden und werden auch heute Wirtschaftsprüfer. Sein besonderes der „Johannis-Loge zum Märkischen noch mit dem Herzblut ihrer besten Bürger Interesse galt bildender Kunst, Literatur, Hammer“ hielt er dort manch bemerkens- geschrieben.“ Musik und Politik, für die er sich in seiner werten Vortrag, so über den Philosophen Freizeit mit großem Engagement und fast Baruch de Spinoza. Mit diesen Worten begann ein Vortrag zum immer ehrenamtlich einsetzte. Thema „Der Bürger und die Kunstpflege Immer wieder suchte und fand er Kontakt seiner Stadt“, den Ratsherr Friedrich Als FDP-Ratsherr gehörte er dem Rat der zu bildenden Künstlern, weit über die Jaeger am 8. April 1956 im Stadthaussaal Stadt Lüdenscheid von 1948 bis 1956 an; Stadtgrenzen hinaus, und noch kurz vor hielt und der später in der Reihe von 1952 bis 1954 war er Bürgermeister. seinem Tode schrieb er das Vorwort zu „Lüdenscheider Beiträge“ veröffentlicht meinem Buch „Lüdenscheider wurde. Anlass war die feierliche Enthüllung Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass Künstlerportraits“. der Bronzeplastik „Die neun Musen“, wel- die archäologische Sammlung Soennecken che der Kiersper Bildhauer Waldemar für das Museum und die heimatkundliche Friedrich Jaeger setzte sich mit „Herzblut“ Wien für die Stirnseite des Stadthaussaals des Rechtsanwalts Dr. Schmalenbach für für die Kultur seiner Heimatstadt ein. 79 geschaffen hatte. die Stadtbücherei angekauft wurden. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 80

Wilhelm Jüngermann (Medailleur)

geboren am 8. Juli 1900 in Lüdenscheid gestorben am 27. Mai 1977 in Lüdenscheid

Lüdenscheid, Stadt der Medaillen und gend, in seinen Geburtsort zurück, um hier Seinen stark vereinfachten Skulpturen, bei Plaketten, war und ist Wohnort einer Reihe eine eigene kunsthandwerkliche Werkstatt denen eine geschlossene schlichte Form hoch qualifizierter Graveure. Einer der zu eröffnen, in der er zahlreiche Aufträge im Vordergrund stand, waren meist zahlrei- bekanntesten unter ihnen dürfte Wilhelm gewissenhaft ausführte. che Skizzen vorausgegangen, oft auch Jüngermann gewesen sein. kleinere Tonmodelle, die der Künstler in die Daneben unterrichtete er 23 Jahre lang an Hand nehmen und, wenn notwendig, Bereits mit zwölf Jahren nahm er an einem der gewerblichen Berufsschule eine immer wieder abändern konnte. Mensch Modellierkurs bei Bildhauer Gottwalt Kuhse Fachklasse für Graveure, in der er sein und Tier waren seine bevorzugten Motive. teil und erlernte, nach der Wissen und Können an die nachfolgende Schulentlassung, den Graveurberuf in der Generation weitergab. Wilhelm Jüngermann, welcher Anfang der Werkstatt seines Onkels von Grund auf. dreißiger Jahre zu den Mitbegründern der In seiner verständlicherweise recht knapp Künstlergemeinschaft „Westfälische Im Anschluss an eine kurze Gesellenzeit bemessenen Freizeit beschäftigte sich der Werkstätte“ gehörte, nahm häufiger mit besuchte der junge Mann zunächst von Graveur und Medailleur mit dem Entwurf seinen Arbeiten an größeren Ausstellungen 1921 bis 1923 je zwei Semester die eigener Plaketten und mit der Bildhauerei. teil, eine Einzelausstellung war ihm zu Zeichenakademie Hanau und die Während einige seiner mit viel Lebzeiten leider nur einmal beschieden, Kunstgewerbeschule Pforzheim, um spä- Einfühlungsvermögen gestalteten nämlich im Oktober 1976 in der ter, nach inflationsbedingter Porträtmedaillen heimischen „Sauerland-Galerie“ von Sundern, ange- Unterbrechung, im Atelier des bekannten Persönlichkeiten wie Professor Konrad regt von seinem Kollegen Johannes Medaillenexperten Professor Maximilian Ameln, Richard Hueck und Friedrich Leonhard Kaufhold. Dasio an der Kunstgewerbeschule Jaeger gewidmet waren, erinnern andere München sein Studium zu beenden. an Prominente wie Papst Pius XII., Gustav Stresemann (1950) und Theodor Heuss Anschließend kehrte Wilhelm Jüngermann, (1959). Ein Teil dieser Plaketten kann heute lohnende Angebote aus dem süddeutschen im Museum der Stadt Lüdenscheid Raum und sogar aus Amerika ausschla- bewundert werden. 80 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 81

Heinz Kalinowski (Maler und Grafiker)

geboren am 7. Januar 1914 in Lüdenscheid gestorben am 13. Oktober 2001 in Lüdenscheid

Gern wäre der junge Kalinowski freischaf- Unterbrochen durch seine Teilnahme am Im Jahre 2000 erfüllte sich Heinz fender Maler geworden, aber die wirt- Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 führ- Kalinowski seinen Jugendtraum: Im ehe- schaftliche Lage jener Zeit ließ es für ihn te Heinz Kalinowski seinen Betrieb bis maligen Werkstattgebäude richtete er eine nicht zu, sodass er sich seinen Wunsch 1977, als er ihn seinem ältesten Sohn eigene Galerie ein. Als die erste erst mehr als ein halbes Jahrhundert spä- Heinz übergab. Schon früh hatte der Vater Ausstellung am 1. November mit zahlrei- ter erfüllen konnte. Kontakte zu bildenden Künstlern seiner chen seiner Bilder eröffnet wurde, lobte Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs als Heimatstadt geknüpft, so zu Wilhelm von Kulturausschussvorsitzender Dr. Dietmar Sohn eines Anstreichers in Lüdenscheid der Crone, Hans Fiergolla und Wilhelm Simon sein „großes künstlerisches und geboren, wuchs er hier auf und besuchte Korth. Jetzt konnte er endlich selber mit technisches Können“. Ergänzt wurde die die Tinsberger Schule, die er mit dem seiner kreativen Arbeit beginnen. Zunächst Ausstellung durch Arbeiten der Designerin Abschlusszeugnis verließ, das u.a. im entstanden Aquarelle mit Blumen und Kathrin Koll und Bildhauerarbeiten aus Zeichnen die Note „sehr gut“ aufwies. Landschaften, dann, nachdem ihn sein Holz von Rolf Wüstner. Weitere Der aus Großendrescheid stammende Kollege Fritz Eckern mit der Radiertechnik Ausstellungen folgten. Heinz Kalinowski Hein König, welcher in München eine pri- vertraut gemacht hatte, eine Reihe von gehörte zum „Kreativ-Kreis Kirchplatz vate Malschule leitete, bot dem jungen Ansichten der Lüdenscheider Altstadt. Lüdenscheid“ und war Gründungsmitglied Mann ein Stipendium an, das dieser der Lüdenscheider Liste. Als sachkundiger jedoch ablehnte. Da sein Vater aus dem Seine Arbeiten waren stets realistisch, war Bürger im Rat setzte er sich – vergeblich – Krieg nicht zurückgekehrt war, fühlte er er doch der Meinung: „An den modischen dafür ein, dass die Stadt ihre Räume für sich verpflichtet, für den Unterhalt der Malereien kann ich nichts finden, obwohl heimische Künstler öffnet. Familie zu sorgen. ich das so gerne verstehen möchte.“ 1981 Am 4. September 2001 erklärte der Maler Aus diesem Grunde absolvierte er von zeigte Hermann Langkitsch in der Galerie Dieter Saal gegenüber: „Ich bin müde 1928 bis 1932 eine Malerlehre, die er mit Dalichow eine erste Einzelausstellung mit geworden, mit mir geht es zu Ende. Was der Gesellenprüfung abschloss. Seit 1934 Bildern des Künstlers. Weitere folgten u.a. soll es? Ich bin dankbar, daß ich so ein führte er ein eigenes Malergeschäft und in der Stadtbücherei, in Schloss Neuenhof erfülltes Leben führen durfte.“ bestand 1938 vor der Handwerkskammer in der Bergland Klinik und im Rudolf- Uwe Kalinowski führt die Galerie im Sinne 81 Arnsberg die Meisterprüfung. Kaschke-Haus. seines Vaters weiter. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 82

Richard Kamp (Musiker, Kreischorleiter)

geboren am 26. September 1913 in Düsseldorf wohnte u. a. von 1945 bis 1982 in Lüdenscheid gestorben am 27. Juli 1999 in Bad Zwischenahn

„Über Jahrzehnte hinweg hat er das Leben er zur Wehrmacht einberufen, kämpfte an es, beide Gesangvereine zu Meisterchor- der Stadt bereichert, als Pädagoge, als der Front, wurde aber auch beauftragt, Auszeichnungen zu führen, wofür er die Musikexperte und als Kommunalpolitiker. Singleiterlehrgänge durchzuführen und Ernennung zum Ehrendirigenten erhielt. Das ist unvergessen geblieben“, schrieb Soldatenchöre aufzubauen. Jürgen Kramer in den Lüdenscheider Um das Musikleben in Lüdenscheid Nachrichten. Aus der Gefangenschaft entlassen, kehrte bemüht, arbeitete er im Vorstand der er nach Lüdenscheid zurück, arbeitete Kunstgemeinde mit, unterrichtete an der Gemeint hatte er damit den aus hauptberuflich an der Schule, die er einst Volkshochschule und war längere Zeit Düsseldorf stammenden Richard Kamp, besucht hatte, dem Zeppelin-Gymnasium, Vorsitzender im Kulturausschuss des der schon früh über Hagen nach seit 1963 als Oberstudienrat. Er baute Rates der Stadt. Lüdenscheid kam, wo er von 1924 bis einen Schulchor und ein -orchester auf, 1933 das Zeppelin-Gymnasium besuchte. die öfters mit Aufführungen an die Öffent- Nach dem Abitur studierte er an der lichkeit traten, an denen Richard Kamp Hochschule für Musikerziehung und maßgeblich beteiligt war. Erwähnt seien Kirchenmusik in Berlin und gleichzeitig Orffs „Carmina burana“, Brittens „Kleiner Germanistik an der dortigen Universität. Im Schornsteinfeger“ und Telemanns Rahmen eines Kompositionswettbewerbs „Schulmeisterkantate“. 1976 trat der der Hochschule wurde ihm 1935 ein Preis Pädagoge in den Ruhestand. zuerkannt. Konzertreisen mit einem Kammerchor und -orchester führten den Verdient gemacht hat er sich ebenfalls um jungen Mann nach England und das heimische Chorwesen. Von 1946 bis Schottland. 1981 übernahm er die musikalische Leitung des Lüdenscheider Männer- Im Jahre 1938 schloss er sein Studium ab Quartetts 1910 e.V. und von 1965 bis und arbeitete anschließend als Referendar 1982 betreute er den Brügger MGV in der deutschen Hauptstadt. Dann wurde Philomele 1878 e.V. Mehrmals verstand er 82 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 83

Erich Kann (Geschichtsforscher)

geboren am 7. November 1910 in Gelsenkirchen gestorben am 10. April 1984 in Lüdenscheid

Als erster Heimatforscher in Lüdenscheid Während der nationalsozialistischen Zeit Neben Zeitungsbeiträgen erschienen von hat sich Berufsschulpfarrer Erich Kann mit lernte der Geistliche unterdrückte Erich Kann in den Geschichtsblättern „Der der Geschichte jüdischer Mitbürger aus- Minderheiten kennen, denen seine Reidemeister“ drei wesentliche Beiträge: führlich beschäftigt und mehrere Arbeiten Zuwendung und sein ganz besonderes „Aus der Geschichte der jüdischen darüber veröffentlicht. Der Autor, in Interesse galten. Gemeinde in Lüdenscheid“ (1968), „Der Gelsenkirchen geboren, studierte nach Anfang der jüdischen Gemeinde der Stadt dem Abitur Theologie und wurde am 17. Als nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Lüdenscheid im 19. Jahrhundert“ (1969) Juli 1938 von Kardinal Clemens August Deutschland das Schicksal jüdischer und „Der Familienstammbaum Liefmann“ Graf von Galen in Münster zum Priester Mitbürger aufgearbeitet wurde, dieses aber (1973). geweiht. Anschließend wirkte er als Kaplan in Lüdenscheid noch nicht geschah, sah in Bottrop, Münster, Nieukerk, Meerbeck es Erich Kann als seine Aufgabe an, aktiv Erst nach dem Tode des Pfarrers kamen und schließlich in Duisburg-Hamborn. Von zu beginnen. Einen großen Teil seiner 1994 in erster und 1995 in zweiter, verbes- hier aus kam er 1959 nach Lüdenscheid, Freizeit recherchierte er, forschte im serter Auflage seine Arbeiten in Buchform wo er fast 25 Jahre tätig war, zunächst als Stadtarchiv, durchblätterte alte Zeitungen heraus unter dem Titel „Lüdenscheider Berufsschullehrer und Subsidiar der und Bücher, las Testamentakten im Jüdinnen und Juden 1690-1945“, ergänzt Gemeinde „St. Joseph und Medardus“, Amtsgericht, führte Gespräche mit älteren und erweitert durch neuere Forschungen später als Bezirksbeauftragter für katholi- Mitbürgern und suchte den jüdischen von Matthias Wagner. schen Religionsunterricht an berufsbilden- Friedhof am Ramsberg auf. den Schulen in Lüdenscheid. „,Ich hatte“, wie Stadtarchivar Dieter Saal Nach seiner Pensionierung im Jahre 1976 bemerkte, „den Eindruck, daß dieser ruhi- setzte er sich nicht zur Ruhe, sondern ge Mann, der viel Güte und Wärme aus- übernahm die „Aufgabe eines Pfarrers im strahlte, der jüdischen Geschichte und besonderen Dienst“ in der Gemeinde „St. dem Schicksal der Menschen sehr nahe- Joseph und Medardus“. stand.“ 83 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 84

Rudolf Kaschke (Maler)

geboren am 29. Januar 1879 in Raudten (Schlesien) gestorben am 3. Juli 1965 in Neuenweg (jetzt Lüdenscheid)

„Maler des Märkischen Sauerlandes“, so ter, zurückgekehrt aus dem Ersten Jahre im Hagener Karl-Ernst-Osthaus- wurde er häufig genannt, der aus Weltkrieg, ein eigenes kleines Haus im Museum statt; später waren seine Bilder Schlesien stammende Rudolf Kaschke, Rahmedetal bezog und seinen durch die u.a. in Berlin, Breslau, Dortmund, der es mit großem Geschick verstand, die Zeitumstände eingestellten Malerbetrieb Gelsenkirchen, Iserlohn sowie im Haus der Landschaft seiner Wahlheimat mit ihren wieder aufbaute. Kunst in München zu sehen. Anlässlich Bächen und Flüssen, ihren Blumen, seines siebzigsten Geburtstages ehrte ihn Sträuchern und Bäumen, ihren Häusern Doch die meiste Zeit widmete der passio- die Stadt Lüdenscheid mit einer umfassen- Tälern und Bergen - jedoch fast immer nierte Wanderer der freien Malerei. Dabei den Ausstellung. ohne Tiere und Menschen - auf seinen - ging er bei der Gestaltung seiner weitge- häufig gespachtelten - Bildern festzuhalten hend naturalistischen Bilder von konkreten und damit bei weiten Kreisen der heimi- Ansichten aus, die er bei seinen schen Bevölkerung Anerkennung zu fin- Spaziergängen unmittelbar vor der den. Landschaft festgehalten hatte, sei es im Sauerland oder auch bei Reisen nach Nach seiner Schulentlassung hatte der Schlesien, in die Alpen und an den Rhein, Sohn eines Dekorations- und Kirchen- nach Bad Tölz und in das Aisnetal. malers eine umfassende Malerlehre absolviert, zu der auch die Gestaltung von Glänzend verstand es der Künstler, sei es Ornamenten sowie Wand- und Decken- mit Pinsel, Stift oder Spachtel, gerade das malerei gehörten, und sich anschließend Typische so auf Papier oder Leinwand an der Kölner Kunstakademie weiter- festzuhalten, dass eine Vielzahl der gebildet. Betrachter glaubte, gerade diesen Teil der Natur selber bestens zu kennen. Jung verheiratet zog Rudolf Kaschke 1903 nach Lüdenscheid, wo er schon bald hei- Eine erste größere Präsentation seiner misch wurde und etwa ein Jahrzehnt spä- Arbeiten fand zu Beginn der dreißiger 84 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 85

Gertrud Katz-Beck (Sängerin)

geboren am 3. September 1893 in Siegen gestorben am 21. November 1971 in Lüdenscheid

Im Leben von Gertrud Katz hat Musik nicht mehr fortführen. Sie wurde Altpartien bei der Christvesper und bei stets eine besondere Rolle gespielt. Krankenschwester, legte ihr Examen ab weiteren Kirchenkonzerten. „Schon als kleines Mädchen hatte ich und arbeitete längere Zeit im Krankenhaus große Freude am Gesang“, erzählte sie mir Charlottenburg-Westend in Berlin. Im Jahre 1943 wurde Gertrud Katz kriegs- einmal und fuhr fort: „Es war für mich ein dienstverpflichtet und musste deshalb ihre kleines Weihnachtsgeschenk, wenn meine Hier lernte sie den aus dem Sauerland Unterrichtsstunden reduzieren und auf den Eltern mir sagten, daß ich am Heiligabend stammenden Prokuristen und angesehe- Abend verlegen. Nachdem allerdings ihr vor dem Christbaum ,O du fröhliche, o du nen Sportler Willi Katz kennen und lieben. Mann und ihre Mutter gestorben waren, selige ...‘ singen durfte.“ Sie heirateten 1920 und zogen nach gab sie ihre pädagogische und gesangli- Lüdenscheid. che Tätigkeit völlig auf, besuchte aber In einem musikalischen Elternhaus aufge- weiterhin mit Vorliebe Konzerte und wachsen, erhielt Gertrud Beck bereits Da ihr Mann sehr musikalisch war, hatte er Opernaufführungen. während ihrer Grundschulzeit ersten nichts dagegen, dass seine Frau das Klavierunterricht; später sang sie im Musikseminar von Heinz Schüngeler in Schulchor des Lyzeums. Während eines Hagen besuchte, um ihre Kenntnisse in Pensionsjahres in Kiel studierte sie in ihrer Gesang und Klavierspiel aufzufrischen und Freizeit Gesang, anschließend auch in zu vertiefen. Nach zwei Jahren bestand Berlin. Gertrud Katz ihre Abschlussprüfung, was sie aber nicht davon abhielt, noch ein wei- Im Kreise ihrer Familie fanden häufig kleine teres Jahr den Gesangsunterricht ihres Konzerte statt, bei denen ihre Mutter Hagener Lehrers zu besuchen. Klavier und ihr Bruder Geige spielten, wäh- rend sie Lieder vortrug. Kritischer Zuhörer In der folgenden Zeit war sie als Gesangs- war ihr Vater. Als dieser 1914 starb und und Klavierlehrerin in Lüdenscheid tätig, wenige Wochen später der Erste Weltkrieg wirkte sie bei kirchlichen Trauungen und 85 ausbrach, konnte sie ihr Musikstudium Feierstunden der Frauenhilfe mit, sang sie Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 86

Ernst Kaufmann (Musiker)

geboren am 15. Dezember 1891 in Lüdenscheid gestorben am 18. Mai 1992 in Lüdenscheid

Viele Jahre hing am Hause Schillerstraße 3 Ibach-Flügel den 1. Satz des zahlreiche Kompositionen – in Lüdenscheid ein Schild, welches auf die Klavierkonzerts a-Moll von Robert Unterhaltungsmusik und Konzertstücke –, seit mehr als 40 Jahren von Ernst Schumann und Grande Polonaise von welche auch gedruckt erschienen, so Kaufmann geleitete Klavierschule hinwies, Chopin gespielt. „Barkarole“, „Ballade Tokkata“, „Scherzo“ dann fiel das Gebäude der Spitzhacke Erst nach Beendigung des Krieges konnte und „Walzerphantasien“, die auch zum Opfer, um einem modernen sich Ernst Kaufmann erneut der Musik gedruckt vorliegen. Geschäftshaus Platz zu machen. zuwenden. Er berichtete später: „Der Pianist Wilhelm Backhaus, den ich in Daneben fertigte der Musiker mehr als Lüdenscheid war die Heimatstadt von Berlin, meinem damaligen Wohnsitz, ken- zehn Jahre lang druckfertige Noten für Ernst Kaufmann. Hier erblickte er das Licht nenlernte, empfahl mir den Virtuosen Dr. Musikverlage an. Eine große Freude war der Welt, hier verbrachte er seine Jugend, Mark Günzburg, einen Schüler von Emil es für ihn, wenn ihn einer seiner Schüler hier erhielt er seinen ersten von Sauer, als neuen Lehrer. Ich spielte bei später aufsuchte, um ihm von seinen Klavierunterricht. Zu seinen Lehrern gehör- ihm vor und wurde in seine Meisterklasse musikalischen Erfolgen zu berichten. ten Musikdirektor Louwerse und die aufgenommen und von ihm speziell in die Pariser Pianistin Madame Felgeroul sowie Klaviermethode ,Deppe-Caland‘ eingewie- der Komponist Karl Wittis. sen, welche mir sehr zusagte.“

Als Zwanzigjähriger wurde Ernst Kaufmann Ernst Kaufmann blieb zunächst in Berlin, im Konservatorium Hagen unter der ergänzte seine Ausbildung durch einen Leitung von Heinz Schüngeler aufgenom- Kompositionsunterricht bei men, das er etwa drei Jahre lang besuch- Generalmusikdirektor Prof. Eduard Möricke te, ehe er zu Beginn des Ersten Weltkriegs und schloss sein Studium bei der eingezogen wurde. Konzertpianistin Elsa Günzburg-Oertel ab.

Wenige Monat zuvor hatte er im Anschließend kehrte er als Musiklehrer Folkwang-Museum Hagen auf einem nach Lüdenscheid zurück. Hier entstanden 86 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 87

Ferdinand Kautzenbach (Musikdirektor)

geboren am 25. August 1856 in Baitzen/Schlesien wohnte von 1912 bis 1921 in Lüdenscheid gestorben am 19. November 1942 in Reichenbach (Schlesien)

Am 1. April 1912 übernahm der aus Hammelsbeck, begleitet von dem der „Erholung“ dar, bei dem neben rein Reichenbach in Schlesien kommende Architekten Schluck am Klavier und das musikalischen Werken Dagobert Simon Stadtmusikdirektor Ferdinand Kautzenbach Violinkonzert von Alfredo d‘Ambrosio mit das Preislied aus den „Meistersingern von als Nachfolger von Hugo Fliegner die dem Geiger Ferdi Kaufmann als Solisten. Nürnberg“ vortrug. „Das Orchester mach- Leitung des Städtischen Orchesters in te“, wie es in einer Kritik heißt, „dem Lüdenscheid für einen Betrag in Höhe von Der Erfolg dieses Konzertes veranlasste Meister alle Ehre.“ 20.000 Mark, wie es damals üblich war, die Stadtverordneten-Versammlung, den wofür u.a. Wohnungsinventar und für das Jahr vorgesehenen Zuschuss von Im Februar 1920 übernahm Musikmeister Notenmaterial seines Vorgängers in seinen 4.500 Mark auf 7.500 Mark zu erhöhen. Karl Kaus die Leitung des Orchesters. Im Besitz übergingen. Jahr darauf verließ Ferdinand Kautzenbach „Kautzenbachs Wirksamkeit war“, wie Lüdenscheid und kehrte mit seiner Frau Das erste große Konzert unter seiner Hans Strodel berichtet, „auf saubere, nach Reichenbach zurück. Leitung fand am 14. April 1912 in der gediegene Arbeit gestellt. Sein Programm Schützenhalle statt. Recht umfangreich verließ sich weniger auf die großen und vielseitig wer das Programm. Die junge Nummern der klassischen Musik – Pianistin Maria Kautzenbach, Tochter des obgleich er auch solche gelegentlich zu Dirigenten, spielte das Klavierkonzert g- Gehör brachte –, sondern bevorzugte die Moll von Camille Saint-Saens. In der Kritik nachromantische, heitere und leichtere, der Tageszeitung heißt es: „Ihr Auftreten ist auch den breiteren Massen mehr zugängli- bescheiden-symphatisch, sie besitzt einen che Kost.“ prächtigen Anschlag und eine reine Technik, die sie zu den höchsten Aufgaben So brachte er u.a. Promenaden- und auch zu befähigen scheint.“ Sinfoniekonzerte. Einen Höhepunkt stellte am 13. Februar 1913 – anlässlich der hun- Weitere Programmpunkte waren Wagner- dertsten Wiederkehr des Geburtstages 87 Arien mit dem Elberfelder Tenor von Richard Wagner – ein Abend im Saal Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 88

Paul Kellermann (Dokumentarfilmer)

geboren am 20. August 1905 in Lüdenscheid gestorben am 20. September 1991 in Lüdenscheid

In den 50er- und 60er-Jahren zeigten die Anfang der 50er-Jahre kehrte er zu seiner Eisen verarbeitet wurde, sprach Mathias meisten Lichtspieltheater im Vorprogramm Ehefrau, der Gymnastiklehrerin Gutta Wieman den Text. Weitere Filme behandel- Dokumentarfilme, und eine ganze Reihe von Kellermann, nach Lüdenscheid zurück und ten heimatkundliche und industrielle ihnen wurde von Paul Kellermann mit viel gründete in der Loher Straße eine eigene Themen aus dem Märkischen Kreis, dem Mühe und Einfühlungsvermögen hergestellt. Filmproduktion. Rhein-Ruhr-Kreis, dem Tecklenburger- und dem Wittgensteiner Land, aus Duisburg, Der Filmschaffende wuchs in Hervel auf, „Das schöne an meinem Beruf war“, wie Hagen und Osnabrück. besuchte die Volksschule in Neuenmühle er später berichtete, „daß ich alles alleine und dann das Zeppelin-Gymnasium in arrangiert habe. Kameraführung, Als zu Beginn der 70er-Jahre das Lüdenscheid, wo er 1923 die Abiturprüfung Textentwurf, das Engagieren von Kinosterben begann und Fernsehen immer ablegte. Anschließend studierte er zunächst Sprechern und die Verhandlung mit mehr an Bedeutung gewann, zog sich in Jena, München und Marburg Geschäftspartnern, das alles waren Paul Kellermann vom kommerziellen Kunstgeschichte, Philosophie und Tätigkeiten, die meinen Beruf ausfüllten.“ Filmgeschäft zurück, arbeitete aber privat Germanistik, dann, nachdem er sich mehr in seinem Häuschen am Ebbehang bis und mehr für Fotografie und Film interessier- Bereits mit seinen ersten Filmen über die kurz vor seinem Tode weiter. te, zwei Semester am Fotografischen Institut Haubergwirtschaft im Siegerland und den in Marburg und fand eine erste Anstellung Bau der Versetalsperre erregte er Später betreute sein Sohn, Günter bei der Commerzfilm AG in Berlin als Aufsehen. Sein größter Erfolg aber wurde Kellermann, der seinem Vater häufig bei Volontär und angehender Regisseur. Anfang der 60er-Jahre der Film „An den der Arbeit geholfen hatte, liebevoll den Quellen“, welcher die damalige Industrie im Nachlass, und immer wieder kam es vor, Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, Märkischen Kreis festhielt, der mehr als 15 dass Kopien der Filme von Goethe- in dem er u.a. am Russlandfeldzug teilge- Jahre in deutschen und österreichischen Instituten, Fachhochschulen und nommen hatte, sammelte der Jungfilmer Kinos gezeigt wurde und dreimal das Universitäten angefordert wurden, stellen erste Erfahrungen als Kameramann, Prädikat „wertvoll“ erhielt. Zu dem Streifen sie doch unvergängliche Zeitdokumente Drehbuchautor, Regisseur und Produzent in „Der Eisenwald“, der davon berichtet, wie dar. Düsseldorf. Holzkohle ins Siegerland gebracht und 88 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 89

Arthur Kistenmacher (Opernsänger)

geboren am 28. Juni 1882 in Stettin wohnte von 1919 bis 1920 in Lüdenscheid gestorben am 25. Juli 1965 in Berlin

Im Herbst des Jahres 1919 eröffneten York. Seine Bühnenlaufbahn begann für Am 12. Mai 1920 fand eine Aufführung der Opernsänger Arthur Kistenmacher und Arthur Kistenmacher als lyrischer Tenor am Operette „Zehn Mädchen und kein Mann“ Schauspieler Willi Strüning gemeinsam im Stadttheater Osnabrück. Es folgten im Saal der „Concordia“ statt, bei der in Hotel zur Post das private Lüdenscheider Engagements in Luzern und Zürich, aber der Regie von Arthur Kistenmacher und Stadttheater, in dem während dieser auch 1913/14 Gastspiele in der Mailänder unter der musikalischen Leitung von Kurt Saison u.a. die Soubrette Bella Waldritter Scala. Dann kam der Erste Weltkrieg und Weill junge Damen der Lüdenscheider und der Dirigent Kurt Weill mitwirkten. unterbrach die hoffnungsvolle Karriere. Gesellschaft mitwirkten. Wenige Tage später beendete das Stadttheater seine Der aus Pommern stammende Arthur Eine der ersten Stationen seines Neuan- Spielzeit und die Mitwirkenden verließen Kistenmacher, Sohn eines fangs war die Arbeit beim Lüdenscheider die Bergstadt. Großhandelskaufmanns, studierte Stadttheater. Die Eröffnungsvorstellung am zunächst Philosophie, Kunst- und 20. November 1919 mit Leon Jessels Arthur Kistenmacher kam nach Berlin, wo Musikgeschichte in Freiburg i.Br., wandte „Schwarzwaldmädel“ „brachte dem Herrn er heimisch wurde. 1921 gastierte er in der sich aber dann der Musik zu. Carl Direktor Kistenmacher einen Sieg auf der Staatsoper, später wirkte er als geschätz- Reinecke, Engelbert Humperdinck und ganzen Linie“, wie der Rezensent des ter Operettentenor am Metropol-Theater. Jean Louis Nicodé waren seine Lehrer. Lüdenscheider General-Anzeigers bemerk- Er wirkte in Rundfunksendungen und Nach kurzer Tätigkeit als Konzertpianist te. In den folgenden sechs Monaten führte Filmen mit, komponierte Lieder, Unter- folgte ein Gesangsstudium bei Hermann der Sänger Regie und wirkte mehrmals haltungs- und Filmmusik. Gura und Claire Stolzenberg-La Porte in wöchentlich in Opern und Operetten, aber Berlin sowie bei Ricci, Rossi und Vanza in auch in Schauspielen mit. Zu seinen Rollen Foto: vorne rechts Arthur Kistenmacher, Mailand. gehörten der Georg in Lortzings vorne links Kurt Weill. „Waffenschmied“, der Turiddu in Mascagnis Im Jahre 1905 unternahm er als „Cavalleria rusticana“ und der Max in Klavierbegleiter von Pablo de Sarasate Webers „Freischütz“, der Hans in „Drei alte eine Tournee, 1907/08 arbeitete er als Schachteln“ von Walter Kollo und der Niki 89 Korrepetitor mit Enrico Caruso in New in „Ein Walzertraum“ von Oscar Straus. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 90

Ly Klein (Malerin)

geboren am 20. Juni 1898 in Saarbrücken wohnte von 1946 bis 1951 in Lüdenscheid gestorben am 13. Juni 1968 in Zweibrücken

„In der Saarländerin Ly Klein begegnen wir 1920 übersiedelte die junge Frau nach Ehepaar wohnte zunächst auf der Wislade, einer Künstlerin, welche die stolzen München. Halbtags arbeitete sie im später in der Nähe der Christuskirche. Hier Errungenschaften der französischen Kunstgewerbe, danach besuchte sie die entstand auch 1947 das Ölgemälde „Blick Meister unter dem zweiten Kaiserreich Kunstakademie, zuletzt als von der Mathildenstraße“, welches sich auch heute noch als vorbildlich betrachtet Meisterschülerin von Carl von Marr. Zwei heute gemeinsam mit dem Aquarell und mit hohem formalem Können in ihrem Jahre, 1930 und 1931, hielt sie sich „Kommandantenstraße“ im Museum der Sinne Werke schafft, die durch die Kraft anschließend auf der Insel Korsika auf. Stadt Lüdenscheid befindet. und Originalität des aus ihnen sprechen- Diese Landschaft mit ihren „Opuntien, den Temperaments unmittelbar zu uns Agaven, Gummibäumen und den Hainen Im Mai 1947 fand eine Einzelausstellung Heutigen sprechen.“ jahrhundertealter Edelkastanien mit drei bis der Künstlerin unter dem Motto „Sinfonie vier Meter starken Stämmen, seinen phan- in Farben“ im Obergeschoss vom Diese Zeilen schrieb Hans Kahns für das tastischen 2 bis 3.000 Meter hohen Kaufhaus Krause statt. Vorwort des Katalogs einer Ausstellung mit Bergen und dem pittoresken Reiz seiner 274 Bildern der Malerin, die 1946 im unberührten Natur hat es ihr angetan; sie 1951 verzog das Ehepaar nach Dortmund, Volksbildungswerk Villingen im ist die Malerin Korsikas geworden“, um wohin die Zentralbücherei verlegt worden Schwarzwald gezeigt wurden. noch einmal Hans Kahns zu zitieren. war, und fand schließlich 1955 in Zweibrücken einen letzten Wohnsitz. Karoline Klein, wie sie richtig hieß, wurde Nach einem längeren Österreich-Aufenthalt 1898 in Saarbrücken geboren. Schon seit gelangte Ly Klein in den Schwarzwald früher Kindheit interessierte sie sich für nach St. Georgen. Malen und Zeichnen. Nach der Schulentlassung erlernte sie zunächst Im Jahre 1946 kam sie nach Lüdenscheid, einen „bürgerlichen“ Beruf, bekam aber wo sie den Bibliothekar Dr. Walther Koch ersten Kunstunterricht von Heinrich Rau heiratete, der die Zentralbücherei betreute, und Professor Fritz Grevenich, dem Leiter welche der Pädagogischen Akademie in der Trierer Kunstschule. Lüdenscheid angeschlossen war. Das 90 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 91

Egon Körbi (Karikaturist)

geboren am 17. Oktober 1920 in Lüdenscheid gestorben am 30. April 1990 in Bielefeld

„So verwirrt auch das heutige Aufgewachsen in Lüdenscheid, zog er Die meisten seiner mehr als 10.000 Kunstschaffen ist und so fragwürdig auch 1928 mit seinen Eltern nach Bielefeld und Karikaturen aus den Bereichen Politik und mancherlei davon in den Vordergrund im folgenden Jahr nach Oerlinghausen, Sport entstanden in der Redaktion, und Gezerrtes sein mag – eins kann man“, wie der Heimat seine Mutter. Hier besuchte er Gisela Burkamp berichtet in ihrem 1981 Anton Sailer in der Zeitschrift „die kunst“ die Schule und ergriff im Anschluss daran erschienenen Buch über den Künstler, wie bemerkt, „unserer Gegenwart zugute hal- eine Lithographenlehre, die ihm aber nur dieser „manchmal mit gesenktem Kopf ten: Wir haben blendende Karikaturisten.“ wenig Freude bereitete. durch die Räume geistert, als suche er Und einer der bekanntesten Vertreter etwas ... Jenen zündenden Funken näm- Deutschlands dürfte der aus Lüdenscheid Als Einundzwanzigjähriger erhielt er die lich, der ein Ereignis in Gedanken zum Bild gebürtige Egon Körbi sein, der von Einberufung zur Wehrmacht, welche ihn werden läßt, den Haken, an dem er dann Freunden und Bekannten aufgrund seines zunächst nach Frankreich und in den erleichtert und kurz entschlossen mit Kürzels unter den Zeichnungen oft nur Mittelmeerraum führte, dann in amerikani- schnellem Strich die große Politik aufhän- „EKö-“ genannt wurde. sche Gefangenschaft, aus der er – 1946 gen kann.“ entlassen – nach Bielefeld zurückkehrte, Er gehörte zu den Zeichnern des wo er vier Semester an der Eine seiner letzten Arbeiten war 1990 eine Adenauer-Buches „Konrad, bleibst du jetzt Werkkunstschule studierte, schwerpunkt- großformatige farbige Karikatur als zu Haus?“ (1963), nahm an den großen mäßig in den Bereichen Illustration und Wandbild in einem Hotel in Greffen. Ausstellungen „Zeitgenossen karikieren Zeichnung. Zeitgenossen“ in Recklinghausen (1972) und „Cartoon ‘77“ in Berlin teil, zeichnete Seine erste Karikatur erschien 1949 in der Kommentare zu der vom Saarländischen Neuen Presse (Bielefeld), für die Egon Rundfunk ausgestrahlten Fernsehsendung Körbi später hauptberuflich arbeitete, auch „Der Markt“ und illustrierte zeitweise die dann noch, als sie sich mit der „Tour de France“ für das Deutsche Westfälischen Zeitung zur Neuen Fernsehen. Westfälischen zusammenschloss. 91 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 92 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 93

Wilhelm Korth (Maler)

geboren am 26. Dezember 1903 in Wisborienen (Ostpr.) gestorben am 2. Januar 1994 in Lüdenscheid

Beim Gang durch Lüdenscheid sind Ihnen Ins Sauerland zurückgekehrt, besuchte er Elemente“ an der Rückwand der Aula der bestimmt schon die zahlreichen Sgraffiti an drei Semester die Malerfachschule in Albert-Schweitzer-Schule. Dabei ging es Hauswänden aufgefallen, womit nicht die Hagen, wo er ein breites Spektrum deko- Wilhelm Korth immer darum, dass seine Schmierereien Jugendlicher gemeint sind, rativer Techniken kennenlernte. Während Arbeiten eine klare Aussage aufwiesen und sondern durch Künstlerhand aus dem Putz dieser Zeit hatte er zum ersten Mal dass sie einen direkten Bezug zum gekratzte Darstellungen, welche dem Gelegenheit, einige seiner vorwiegend Bauwerk oder dessen Umgebung aufwie- Gebäude ein eigenes Gepräge verleihen. figürlichen Bilder öffentlich zu zeigen. sen. Die meisten von ihnen stammen von Wilhelm Korth, so etwa am Kath. Nachdem Wilhelm Korth seine Zu den in anderen Techniken ausgeführten Kinderheim St. Josef in der Gartenstraße, Meisterprüfung als Dekorationsmaler Wandgestaltungen gehören die an der Kreuzkirche und am Feuerwehr- bestanden hatte, eröffnete er in Drahtplastik „Kameraden“ am Zeppelin- Gerätehaus in Brügge. Lüdenscheid eine eigene Werkstätte, war Gymnasium und die 1963 für die dort als Kunsthandwerker und gleichzeitig Sparkasse Lüdenscheid geschaffene Wer war Wilhelm Korth? Aus Ostpreußen als freischaffender Künstler tätig. Von 1930 Metallplastik „Bienen und Waben“ in den stammend, kam er als Dreijähriger nach bis 1935 unterrichtete er nebenberuflich unterschiedlichen Farben des Geldes. Lüdenscheid, wo er - mit als Zeichenlehrer an der Berufsschule. Unterbrechungen - wohnen blieb. Daneben schuf Wilhelm Korth zahlreiche Immer wieder beschäftigte sich der Aquarelle und Ölbilder, die u.a. in Altena, In der Absicht, Dekorationsmaler zu wer- Künstler mit dem Thema „Kunst am Bau“. Dortmund, Essen, Lüdenscheid, München den, absolvierte er nach dem 1951 entstand sein erstes Sgraffito für und Münster gezeigt wurden. Schulabschluss eine handwerkliche Lehre, einen Häuserblock an der Friedrich- hielt sich dann längere Zeit in der Schweiz Wilhelm-Straße, dem fast dreißig weitere auf. In Werkstätten von Zug und Zürich Wandgestaltungen im Märkischen Kreis angestellt, half er u.a. bei der Anfertigung folgten. Stellvertretend seien genannt für von Wandmalereien und der Restaurierung Lüdenscheid: die „Emmausjünger“ an der 92 von Altären. Auferstehungskirche und „Die vier Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 94

Steffi Koschate-Thomä (Geigerin)

geboren am 18. Januar 1895 in Kattowitz (Oberschlesien) gestorben am 27. Oktober 1982 in Lüdenscheid

Angeregt durch die Musikpflege in ihrem Hannover, Köln, München, Rotterdam und Während ihrer letzten Wehrmachtstournee Elternhaus, erhielt Steffi Koschate schon Stuttgart. wurde sie im August 1944 in Rumänien recht früh Unterricht im Geigen- und gefangen genommen und erst im Mai Klavierspiel. In Breslau, wohin ihr Vater ver- Als Steffi Koschate eines Tages, gemein- 1946 wieder nach Deutschland entlassen. setzt worden war, wurde sie von namhaf- sam mit dem Hagener Pianisten Arthur ten Musikpädagogen weitergebildet, und Laugs, in Lüdenscheid gastierte, lernte sie Nach Lüdenscheid zurückgekehrt, wo sie sie durfte eines Tages sogar dem berühm- hier den Arzt Dr. Friedrich Thomä kennen auch pädagogisch tätig wurde, bereicherte ten französischen Violinisten Henri Marteau und lieben, den sie wenig später heiratete, sie das Kulturleben. Zunächst musizierte vorspielen, der sie in seine Meisterklasse in ein Grund für sie, nun im Märkischen sie mit dem Pianisten Hans Gulden als Berlin aufnahm. Neben zwei kleineren Sauerland zu bleiben. Duo, dem sich wenig später der Cellist Auszeichnungen wurde der jungen Frau in Siegfried Ulbricht hinzugesellte, erweitert Berlin der „Mendelssohn-Staatspreis“ zuer- Gemeinsam mit der Pianistin Ilse zu dem geschätzten „Gulden-Trio“. Ferner kannt. Müschenborn und der Cellistin Käte übernahm Steffi Koschate-Thomä die Pabst-Hess gründete sie ein „Damentrio“, Aufgabe der Konzertmeisterin in der von Es folgten im In- und Ausland Violinkonzerte welches nicht nur in der heimischen Erich Pett geleiteten Orchestergemein- unter teils bedeutenden Dirigenten wie etwa Umgebung, sondern auch in Paris gastier- schaft im Kreis Lüdenscheid. Max Fiedler und Robert Heger. Höhepunkt te und zu Rundfunkaufnahmen eingeladen war für die Geigerin ein Konzert unter der wurde. Leitung von Arthur Nikisch im Leipziger Gewandhaus mit dem 3. d-Moll-Konzert Während des Zweiten Weltkriegs wurde von Max Bruch, welcher übrigens bei einem Steffi Koschate-Thomä häufig zur Berliner Gastspiel der Virtuosin selber Truppenbetreuung geholt. Unmöglich ist anwesend war. es, die Namen all der Orte zu nennen, in denen sie spielte. Stellvertretend seien Es folgten Soloabende u.a. in Delft, Den genannt: Ancona, Bordeaux, Brest, Haag, Frankfurt a.M., Hamburg, Ravenna, Rimini, Reval und Verona. 93 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 95

Karl Krüger (Chorleiter)

geboren am 13. Oktober 1896 in Ingolstadt wohnte von 1910 bis 1973 in Lüdenscheid gestorben am 12. August 1973 in Berlin-Gatow

„Ihren Bemühungen ist es gelungen, unge- Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs Land und die Goldene Ehrennadel des zählten Tausenden Freude zu bringen, erfolgte für Karl Krüger die Einberufung. Deutschen Sängerbundes e.V., zehn Jahre nicht nur den Mitgliedern ihrer Vereine, Mehrmals schwer verwundet, wurde er später die „Verdienstplakette des sondern darüber hinaus auch den Hörern schon bald feldunfähig geschrieben. Sängerbundes NW in Gold“. Im der von Ihnen geleiteten Konzerte.“ Diese Begleitschreiben hieß es: „In Dankbarkeit Zeilen schrieb Erich Schumacher, Danach besuchte er erneut ein und Anerkennung Ihrer steten Bereitschaft Präsident des Sängerbundes NRW, 1970 Konservatorium, studierte Gesang, Klavier, zur Gemeinschaft, Ihrer immerwährenden an den Chorleiter Karl Krüger. Violine und Kontrapunkt und absolvierte Einsatzbereitschaft und Ihrer nimmermü- die Lehrerprüfung. den Schaffensfreude um die Förderung Dieser stammte aus Oberbayern und deutschen Chorgesanges.“ wuchs in einem Musik liebenden Viele Jahre war Karl Krüger als Pädagoge Elternhaus auf. Kaum ein Tag verging, an an Volksschulen tätig, zuletzt als Konrektor dem sich nicht Eltern und Kinder zu einer der Tinsberger Schule in Lüdenscheid. Gesangsstunde zusammenfanden. Unterbrochen wurde die Arbeit durch einen erneuten Kriegseinsatz, der von Mit fünf Jahren erhielt Sohn Karl den ersten 1939 bis zur Kapitulation 1945 dauerte. Musikunterricht. „Ich hatte“, so berichtete er später, „strenge, aber auch verstehende Die Freizeit widmete der Lehrer zum gro- Lehrer, die meine Fähigkeiten in die richti- ßen Teil der Musik. Seit 1930 betätigte er gen Bahnen lenkten.“ Nach seinem Umzug sich erfolgreich als Chorleiter. Zu den ins Sauerland besuchte der junge Mann ab Gesangvereinen, die er betreute, gehörte 1910 die Präparande des Königlich der Männerchor Platestahl e.V., welcher Preußischen Lehrerseminars in ihn 1966 zum Ehrendirigenten ernannte. Lüdenscheid und wurde auf musikalischem Weitere Auszeichnungen wurden dem Gebiet weitergebildet von dem Königlichen Musiker zuteil: 1960 erhielt er den 94 Seminarmusiklehrer Sauerland. Ehrenteller der Gemeinde Lüdenscheid- Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 96

Tradition und Moderne

Die Stadtwerke Lüdenscheid sind seit Generationen eng mit der Stadt und der Märkischen Region verbunden. Tag für Tag versorgen wir rund 100.000 Menschen mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. Zuverlässig, preisgünstig und serviceorientiert. Dadurch ist eine ganz besondere Verbun- denheit zu den Menschen und den Traditionen rund um Lüden- scheid entstanden, auf die wir sehr stolz sind. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 97

Wir setzen alles daran, dass diese starke Beziehung mit jedem Tag wachsen kann. Zum einen durch unser Engage- ment im kulturellen Bereich, mit dem wir die Persönlichkeit der Stadt mitgestalten. Vor allem aber durch unsere Lei- stungen. Darin verbinden wir jahrzehntelange Erfahrung, modernste Technologien und innovative Serviceleistungen zu einem Stück Lebensqualität für Sie. Damals, heute und in Zukunft. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 98

Fritz Kuhne (Schriftsteller)

geboren am 6. November 1894 in Lüdenscheid gestorben am 24. August 1992 in Halver

„Wer bin ich denn?“ fragte Fritz Kuhne öffentlicht wurden, und gab 1926 gemein- Märkischer Kreis und des Autorenkreises anlässlich seines 70. Geburtstags und ant- sam mit Paul Hermens die Fibel „Gute Ruhr-Mark. 1980 erhielt er – gemeinsam wortete: „Ein pensionierter Schulmeister, Freunde“ heraus. 1929 schrieb er mit Paul mit Gertrud van Dam – den Rottendorf- der seinen Garten bestellt, der ein wenig Hörich eine Heimatkunde des Kreises Preis für besondere Leistungen zur malt und zeichnet, der Musik und Bücher Altena und des Stadtkreises Lüdenscheid Förderung und zum Erhalt der niederdeut- liebt und – vielleicht – ein ganz bescheide- unter dem Titel „Meine Heimat“. schen Sprache. nes poetisches Talent besitzt.“ Später folgten zahlreiche Von Wilhelm Lienenkämper übernahm Fritz Mit diesen wenigen Worten charakterisierte Eigenveröffentlichungen, teils in plattdeut- Kuhne das Amt des Kreisheimatpflegers, sich der Autor, welcher in Lüdenscheid auf- scher Sprache, für deren Erhalt sich der welches er bis 1969 ausübte und bei dem wuchs, das heutige Zeppelin-Gymnasium, Pädagoge besonders einsetzte. Erwähnt er sich besonders um die Bestandsauf- die Präparandenklasse und das seien: „De soziale Frage“ (1977), „Der nahme der Kulturdenkmale im Märkischen Lehrerseminar besuchte, wo er 1914 die Kirchenstreit – Geschichte um den Bau Kreis bemühte. erste Lehrerprüfung bestand. Es folgte die der ev. Kirche in Brüninghausen“ (1979), Teilnahme am Ersten Weltkrieg, aus dem er „Lechterstunne“ (1979), „Rings ümme diän 1915 wegen einer schweren Verletzung des Christboum“ (1980), „Das rechten Arms entlassen wurde. Noch im Geigenmännlein“ (1982) und „Heimat – Du gleichen Jahr fand er eine Anstellung als mein Land“ (1984). Hinzu kamen der Text Lehrer an der Volksschule Augustenthal, in zu dem Schattenspiel „Dat Mäken van der er 1918 seine zweite Staatsprüfung Lünsche un de Schlange“ sowie zwei absolvierte. Später zog er nach Carthausen Hörspiele – „Lüdenscheid“ und und unterrichtete, bis zu seiner „Sauerland“, welche 1931/32 vom Pensionierung, als Realschullehrer in Halver. Rundfunk Münster gesendet wurden.

Zunächst verfasste Fritz Kuhne pädagogi- Kuhne war Mitglied im Fritz-Reuter-Verein sche Beiträge, die in Lehrerzeitschriften ver- Lübeck, Ehrenmitglied des Heimatbundes 95 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 99

Gottwalt Kuhse (Bildhauer)

geboren am 25. Juli 1854 in Köln gestorben am 22. Juni 1919 in Lüdenscheid

Er war Realist. „Beim Malen und gegründeten privaten Gewerbeschule Von den eigenen Werken des Künstlers Modellieren kam es ihm“, wie einer seiner anzunehmen, welche 1887 zur städtischen sind nur noch wenige im Märkischen Kreis Schüler später bemerkte, „in erster Linie Graveur- und Werkmeister- zu finden: ein 1889 errichtetes Denkmal darauf an, daß die Proportionen stimmten.“ Fortbildungsschule ausgebaut wurde, zur Erinnerung an gefallene Mitbürger stimmte der Künstler zu. Groß war die Zahl sowie die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich Gemeint ist mit diesen Worten der aus von Schülern, denen er die Kunst ver- III. in der Ortsmitte von Halver, die Reliefs dem Rheinland stammende Gottwalt mittelte, Abgüsse bekannter Bronze- oder vom ehemaligen Markanerdenkmal (1909) Kuhse, welcher in Berlin bei Albert Wolff Marmorskulpturen zu zeichnen und nach- am Gedenkstein in Halver-Ehringhausen die Grundlagen des Bildhauerhandwerks zuformen oder auch Wappen und und eine großformatige Plakette mit dem erlernte. Ornamente zu gestalten. Bildnis von Amtmann Opderbeck im Treppenhaus des Museums der Stadt Im Rahmen einer akademischen Einige der ehemaligen Studierenden wur- Lüdenscheid. Kunstausstellung, die im Jahre 1881 in der den später selber bekannt und gaben ihr deutschen Hauptstadt zu sehen war, zeig- erworbenes Können der nachfolgenden Fünfzig Jahre stand am Lüdenscheider te der junge Mann das Gipsmodell seines Generation weiter. Zu diesen gehörten u.a. Straßenstern Kuhses Kaiser-Wilhelm- Erstlingswerks mit dem Titel „Sakuntala“, Wilhelm von der Crone, Friedrich Jaeger, Denkmal, welches, nach kurzzeitiger dessen Zinkbronzeguss zwei Jahre später Wilhelm Jüngermann, Julius Pahl und Umsetzung in den Stadtgarten, 1940 end- an gleicher Stelle zu sehen war und des- Waldemar Runde. gültig zerstört wurde. sen Schöpfer ein Kritiker in der „Zeitschrift für bildende Kunst“ als „verheißungsvolles Neben seiner pädagogischen Tätigkeit Foto: links Gottwalt Kuhse. Talent für anmutige Formengebung und für baute Gottwalt Kuhse eine Sammlung einen weichen Linienfluß der Silhouette“ kunstgewerblicher Gegenstände auf und bezeichnete. stellte eine Fachbibliothek zusammen, wel- che für die Ausbildung des Als der Lüdenscheider Gewerbeverein Graveurnachwuchses von wesentlicher 96 Gottwalt Kuhse bat, die Leitung der 1879 Bedeutung war. Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 100 Lüdenscheid_Redaktion71-97 14.10.2003 10:53 Uhr Seite 101

Johann Wilhelm Kuithan (Pädagoge und Wissenschaftler)

geboren am 3. Februar 1760 in Dortmund wohnte von 1799 bis 1805 in Lüdenscheid gestorben am 16. Dezember 1831 in Dortmund

„Am 12. Januar 1804 schickte der 55 Dichter als Weihnachtsgeschenk über- 1805 folgte Kuithan, zum Bedauern vieler Jahre alte Johann Wolfgang von Goethe sandt hat und das sich noch heute – mit Bürger, einem Ruf als Professor für griechi- einen Brief nach Lüdenscheid. Adressat Widmung des Autors – in Goethes sche und lateinische Literatur an ein war der 44 Jahre alte Pädagoge Johann Bibliothek befindet. Düsseldorfer Lyzeum und übernahm 1807 Wilhelm Kuithan, der an den berühmten die Leitung des Arche-Gymnasiums in Dichter ein Schreiben gerichtet hatte. Wer war Johann Wilhelm Kuithan? Dortmund. Goethe, akkurat bis zum Äußersten, verzeichnete in seinem Tagebuch am In Dortmund als Sohn des Predigers der Das wissenschaftliche Werk Kuithans, 12. Januar sorgfältig: ,Rektor Kuithan, Reinoldikirche geboren, besuchte er das welcher in der Allgemeinen Deutschen Lüdenscheid, Antwort‘.“ dortige Gymnasium, wo er die Biographie von 1863 als „Verfasser einiger Abschlussrede zum Abitur in lateinischer origineller Schriften zur Sprachvergleichung Erstaunt lasen Literaturfreunde diesen Sprache hielt. Ab 1778 studierte er in der Deutschen und der Griechen“ bezeich- Bericht von Claus Rüggebrecht am Göttingen Geologie, Philosophie und net wird, beschäftigte sich intensiv mit der 16. Juli 1977 in den Lüdenscheider Theologie, leitete von 1790 bis 1799 eine – seiner Meinung nach – ursprünglichen Nachrichten, in dem der Autor noch auf Lateinschule in Lünen und kam anschlie- Einheit beider Völker, so auch in seiner einen weiteren Eintrag in Goethes ßend nach Lüdenscheid in die Stadt, aus Veröffentlichung von 1822 mit dem Titel Tagebuch vom Heiligabend 1910 hinweist, der sein Großvater väterlicherseits stammte. „Die Germanen und Griechen. Eine der nur zwei Worte enthält: „Kuithans Sprache, ein Volk, eine aufgeweckte Urcomödien“. Hier leitete er die „gelehrte Schule“, welche Geschichte“. der „Bürger- und Handlungsschule“ ange- Diese Bemerkung bezieht sich darauf, schlossen war. Dabei verstand er es, wie dass der Pädagoge sein in Lüdenscheid Wilhelm Sauerländer anmerkt, „den tradi- begonnenes und in Dortmund vollendetes tionellen Geist der alten Latein- und Ge- Werk „Arbeit über die entdeckten lehrtenschule mit den Forderungen einer Comödien Pindars oder über die vorhan- veränderten geistigen und wirtschaftlichen 97 denen Urcomödien“ dem prominenten Situation in gesunden Einklang zu bringen“. Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 98

Walter Lange (Kreischorleiter)

geboren am 2. September 1884 in Lüdenscheid gestorben am 30. Juni 1960 in Lüdenscheid

Als Anfang Juli 1960 Walter Lange zu dem Chorgesang. Seit 1910 leitete er den Dirigenten, der sich auch als Komponist Grabe getragen wurde, gaben ihm - neben „MGV Euphonia 1894“. Ab 1921 kam der einen Namen machte, in besonderer Angehörigen und Bürgern - mehr als 500 „Lüdenscheider Männergesangsverein Erinnerung, da bei ihnen der Bariton Sängerinnen und Sänger aus dem Raum 1855“ hinzu, 1929 der „MGV Union Heinrich Schlusnus mitwirkte, dessen Altena – Lüdenscheid, welche neunzig Oberrahmede“. Verwandte in der Bergstadt lebten und der Fahnen mit sich führten, das letzte Geleit. Über den geschätzten Chorleiter schrieb mit Walter Lange befreundet war. Pfarrer Theodor Siebel und Erich Paul Conze anlässlich des 75. Geburtstags Schumacher, der Präsident des in den Lüdenscheider Nachrichten u.a.: In einem Nachruf der Lüdenscheider Sängerbundes NRW, ehrten in Reden den „Nicht Singen des Singens wegen ist seine Nachrichten für den Dirigenten heißt es Verstorbenen. Devise, sondern Singen als kulturelle u.a.: „In den Herzen seiner Sänger und in Aufgabe. Das ist ihm das Anliegen. Das seinen volkstümlichen Kompositionen hat Geboren und aufgewachsen in möchte er verwirklicht sehen bei seinen er sich selbst ein Denkmal gesetzt.“ Lüdenscheid, besuchte dieser nach dem heimischen Sängern und im ganzen Schulabschluss das Lehrerseminar in Sängerbund.“ Hilchenbach und studierte nebenher Musik bei dem Königlichen Musikdirektor und In Jahre 1923 wurde Walter Lange zum Komponisten Karl Roeder. Kreischorleiter gewählt und als Mitglied in den Musikausschuss des Deutschen Im Jahre 1904 begann der junge Mann Sängerbundes NRW berufen. seine pädagogische Tätigkeit und unter- richtete seit 1910 an einer Lüdenscheider Häufig kam es vor, dass der Pädagoge als Volksschule, seit 1919 bis zu seiner Wertungsrichter zu überörtlichen Pensionierung im Jahre 1949 - zuletzt als Gesangswettbewerben eingeladen wurde. Konrektor - an der ehemaligen Ost-, der heutigen Pestalozzi-Schule. Vier von ihm geleitete Konzerte in der In seiner Freizeit widmete er sich intensiv Lüdenscheider Schützenhalle blieben dem 98 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 99

Werner Lange (Schriftsteller)

geboren am 10. Juli 1919 in Altena wohnte von 1964 bis 1977 in Rathmecke (jetzt Lüdenscheid) gestorben am 23. Juli 1977 auf der Ostsee bei Dahme, Kreis Ostholstein

„Haus am Haken“ lautet der Titel des wohl nes Unternehmen, das auch dann noch waren: „Campingurlaub im Norden“ bekanntesten Buches von Werner Lange, seinen Namen behielt, als er nach (München 1962), „Auf zwei Eimern Luft der als begeisterter Urlauber mit Auto und Lüdenscheid-Rathmecke umzog. durchs Mittelmeer“ (Bielefeld 1968) und - Wohnwagen seine Erfahrungen und wie bereits erwähnt – „Haus am Haken“ Erlebnisse mit Freude an andere weiter- Neben zahlreichen Wohnwagen-Reisen (Stuttgart 1968/1970). gab. unternahm Werner Lange seit 1958 regel- mäßig Boots-Tourenfahrten, meist in klei- In Letzterem heißt es: „Es ist bisher nicht In Altena geboren und aufgewachsen, nen Schlauchbooten. Dabei umrundete er gelungen, die Herkunft des Bazillus zu ent- besuchte er später die Höhere Sizilien, fuhr zum Nordkap und überquerte decken, der sonst ganz solide und ruhige Handelsschule und die das Mittelmeer von Sizilien bis Tunis. Menschen überfällt, in ihnen wächst und Wirtschaftshochschule in Mannheim. sich vermehrt und auf dem Wege über Während er in England ein Praktikum Seit 1950 übernahm der Weltreisende aus Cara-Wahnvorstellungen zum letzten durchführte, brach der Zweite Weltkrieg Leidenschaft Redaktionsaufgaben. Er Stadium, dem Cara-Wahnsinn, führt und aus. Werner Lange musste nach wurde Chefredakteur der Zeitschriften der sie dann zwingt, das Wohnwag-nis Deutschland zurückkehren und wurde hier „Ferien-Panorama“ und „Wiking-Ahoi“ einzugehen.“ sogleich zur Wehrmacht einberufen, nahm sowie Fachredakteur und Mitarbeiter zahl- an Frontkämpfen teil, wurde fünfmal ver- reicher Camping- und Bootszeitschriften. Während eines Urlaubs, den Werner wundet und schließlich, kurz vor Lange im Sommer 1977 mit seinem Boot Kriegsende, als Schwerbeschädigter ent- In den Jahren 1957 bis 1964 stellte er für „Phylax“ auf der Ostsee verbrachte, ereilte lassen. den Goldstadt-Verlag in Pforzheim ihn mitten auf dem Meer der Tod. Reiseführer zusammen: Venedig und Von 1946 bis 1948 besuchte er die Adria, Neapel, Capri und Ischia, Sizilien, Werbefachschule Düsseldorf, gründete Riviera und Norwegen. anschließend in Räumen des inzwischen abgebrochenen Iserlohner-Tores in Altena Seine bekanntesten 99 unter dem Namen „Tor-Werbung“ ein eige- Einzelveröffentlichungen in Buchform Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 100

Hermann Langkitsch (Galerist)

geboren am 27. Februar 1915 in Leipzig gestorben am 9. Oktober 1995 in Lüdenscheid

Zu Lüdenscheider Persönlichkeiten, wel- kurze Zeit – in der Freiherr-vom-Stein- und e.V., im Heimatverein Lüdenscheid e.V. che sich jahrzehntelang mit großer Aktivität später in der Schemperstraße. und in der Johannisloge zum „Märkischen und ehrenamtlich um Bildende Kunst in Hammer“. ihrer Stadt bemühten, gehörten zwei Insgesamt zeigte Hermann Langkitsch in Buchhändler und Galeristen, Rudolf der seiner Buchhandlung angeschlossenen Eigentlich sollte Wilhelm Tell 1989 eine Beucker und der aus Leipzig stammende Galerie in Eigeninitiative mit viel Arbeit über „Bildende Kunst in Hermann Langkitsch. Begeisterung und Idealismus 88 Lüdenscheid von 1920 bis 1960“ Ausstellungen. Zum einen bot er heimi- zusammenstellen, doch bereits im kom- Nach dem Besuch der Oberrealschule stu- schen Kunstschaffenden, darunter auch menden Jahr nahm ihm der Tod die Feder dierte Letzterer zunächst Gebrauchsgrafik, vielen jüngeren, eine Möglichkeit, ihre aus der Hand. Nun gab es in der Anatomie und Kunstgeschichte in Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren, Bergstadt nur noch einen, der sich mit der Saarbrücken, entschloss sich aber wäh- zum anderen gelang es ihm, Originalwerke Materie besonders gut auskannte: rend der großen Arbeitslosigkeit für den von Richard Seewald, A. Paul Weber und Hermann Langkitsch. Basierend auf den Buchhändlerberuf, in dem er eine Lehre den Mitgliedern der „Wiener Schule des Unterlagen und Skizzen von Wilhelm Tell absolvierte. Im Anschluss an den Arbeits-, phantastischen Realismus“ nach stellte er in den kommenden Jahren mit Wehr- und Kriegsdienst und einer schwe- Lüdenscheid zu holen. viel Sachverstand und Akribie eine aus- ren Verwundung während des Zweiten führliche Dokumentation zusammen, deren Weltkriegs kam er nach Lüdenscheid, in Zu Signierstunden und Gesprächen mit Veröffentlichung aber auch er nicht mehr die Heimat seiner Verlobten Annemarie Bürgern kamen u.a. Christine Brückner erleben durfte. Am Tage der Drucklegung Meinhardt. und Günter Grass in die Buchhandlung. starb er im Alter von achtzig Jahren.

Hier trat Hermann Langkitsch 1948 als Sehr vielseitig war das Engagement von Erster Sortimenter in die Buchhandlung Hermann Langkitsch: Viele Jahre arbeitete Dalichow Nachf. ein, welche er 1959 über- er im Theater- und Literaturausschuss der nahm. Das Geschäft befand sich zunächst Kunstgemeinde mit, war er Mitglied im an der oberen Wilhelmstraße, dann – für Verein der Museumsfreunde Lüdenscheid 100 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 101

Dr. Fritz Linden (Ernst Friedrich Wilhelm) (Pianist/Dirigent)

geboren am 14. September 1897 in Lüdenscheid gestorben am 17. Oktober 1979 in Seehausen am Staffelsee

„Herr Schüngeler und sein ehemaliger junge Mann an der Technischen Hindemith und Vivaldi, im „Stubenrauch- Schüler Herr Linden haben mit der Hochschule in Dresden. 1923 verfasste er Trio“ war er Klavierpartner von Maria von Wiedergabe dieser beiden monumentalen seine Dissertation zum Thema „Beiträge Stubenrauch-Kraus (Violine) und Rudolf Schöpfungen eine künstlerische Tat voll- zur Lebensfähigkeit mittlerer Metzmacher (Violoncello), und bei führt, die höchsten Lobes wert ist.“ Unternehmungen, dargestellt auf Grund Liederabenden begleitete er als „trefflicher So die Meinung eines Kritikers des von Untersuchungen in der Lüdenscheider Führer am Flügel voll musikalischen Elans“ Lüdenscheider General-Anzeigers, der Metallkurzwarenindustrie“. Neben seinem u.a. die Sopranistin Margarete Düren, den dem Kammerkonzertabend mit Werken Studium betätigte sich Fritz Linden ab Bariton Waldemar Staegemann und den von Max Reger für zwei Klaviere zu vier 1920 als stellvertretener Leiter, aber schon Bassisten Leo Schützendorf. Händen am 18. Oktober 1921 im Saal der bald als Leiter des „Musik-Zirkels“ Mehrmals sendete der Bayerische „Erholung“ beigewohnt hatte. Dresden, der bemerkenswerte Konzerte Rundfunk zwischen 1931 und 1934 Der jüngere der beiden Pianisten, Fritz veranstaltete. Aufnahmen des Pianisten Fritz Linden, so Linden, wurde als Sohn des 1924 trat Dr. Linden in die Lüdenscheider mit dem Klaviertrio op. 5 von Wolf-Ferrari. Fabrikantenehepaars Ernst Linden und Firma „Friedrich Linden“ ein, wo er bis Der Versuch des Solisten, sich auf das Auguste geb. Selve 1897 in Lüdenscheid 1927 tätig war. Während dieser Zeit kon- Dirigieren vorzubereiten, wurde durch die geboren. Nach Beendigung der Schulzeit zertierte er als Pianist u.a. in Hagen, Einberufung zur Wehrmacht vereitelt. Nach besuchte er von 1910 bis 1913 das Lüdenscheid und Werdohl. Kriegsende kehrte Fritz Linden nach „Konservatorium der Musik“ in Hagen, wo Um sich ganz der Musik zu widmen, ver- München zurück, übernahm als Professor Mimi Hagebölling und Robert Laugs seine ließ Fritz Linden 1927 die Bergstadt und eine Meisterklasse für Klavierspiel an der Lehrer waren. Im Rahmen eines arbeitete zunächst als „Volontär der Musikhochschule, konzertierte u.a. mit der Schülerkonzert trat er am 17. Dezember Solorepetition und Bühnenassistenz“ am Geigerin Herma Studeny und spielte weite- 1910 mit der Mazurka von Godard in der Bayerischen Staatstheater in München, re Aufnahmen beim Bayerischen Rundfunk Aula der höheren Mädchenschule Hagen dann freiberuflich. ein. zum ersten Mal öffentlich auf. Von 1931 bis 1939 leitete er viele Konzerte Seinen Lebensabend verbrachte er in Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, des „Neuen Orchestervereins 1880“ Murnau am Staffelsee. 101 an dem er aktiv teilnahm, studierte der München u.a. mit Werken von Gluck, Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 102

Käthe Liss (Musikpädagogin)

geboren am 18. Februar 1890 in Rastenburg/Ostpreußen gestorben am 4 . Juni 1973 in Lüdenscheid

In Ostpreußen geboren, in der Mark Über ihren musischen Unterricht berichtete ,Wasser des Lebens‘, ,Das Feuerzeug‘, Brandenburg aufgewachsen, besuchte später eine ihrer ehemaligen Schülerinnen: ,Die Schneekönigin‘ und ,Die drei Federn‘ Käthe Liss, Tochter eines Lehrers, in „Sie hatte es schwerer als die heutigen zur Aufführung.“ Hinzu kamen Mozarts Neuruppin die höhere Mädchenschule bis Musikpädagogen, die eine moderne Singspiel „Bastien und Bastienne“ mit zur Untersekundarreife. Tontruhe mit reichhaltigem Platten- Ernst Dickhagen als Colas sowie „Der klei- Repertoire als Hilfsmittel zur Verfügung ne Schornsteinfeger“ von Benjamin Britten In ihrer Freizeit erhielt sie Unterricht in haben. Eine Einführung in die mit Waltraut Mehl-Lange als Fräulein Klavierspiel, Gesang und Harmonielehre ,Meistersinger‘ gab sie uns in der ,Ein- Baggott und Evelin Gerhardi als bei dem Organisten und Schulmusiker Mann-Besetzung‘ Käthe Liss: Ihr Flügel Kindermädchen Olga. Martin Gambke. war das ganze Orchester, ihre Stimme sang die Soli von Hans Sachs über „Bis in die späten Abendstunden“, berich- Anschließend wandte sich die junge Frau Evchen bis zu Beckmesser. So ließ sie uns tete Wolfgang Hoffmann, „wurde unter der nach Berlin, wurde dort in die Königliche die Oper erspüren – nicht zuletzt auch Regie von Käthe Liss entworfen, verwor- Akademische Hochschule aufgenommen dank ihrer schauspielerischen Begabung.“ fen, genäht, gefärbt, gezimmert, gepinselt, und besuchte das Institut für Kirchen- und geprobt und gesungen. So entstanden Schulmusik. Im Jahre 1915 bestand sie Eines Tages verfassten Schülerinnen ein Aufführungen, die über das Schulniveau die Prüfung für Schulmusik, ein Jahr spä- kleines Theaterstück nach der Ballade von hinausgingen und vielen Lüdenscheidern – ter die für Leibesübungen. Bis 1917 unter- der schönen jungen Lilofee, und sie baten nach Jahrzehnten – noch in Erinnerung richtete sie als Kriegsvertreterin an Berliner ihre Lehrerin, ihnen bei der Vorbereitung zu sind.“ Volksschulen, dann bis 1919 an einer einer Aufführung zu helfen. „Bei dieser Mädchen- und Knabenmittelschule im Gelegenheit“, berichtete Käthe Liss später, westfälischen Hagen. 1919 kam Käthe „entdeckte ich Lust und Liebe zur Regie, Liss als Musik- und Turnlehrerin zum und da mein Bruder (Konrad Liss) Lüdenscheider Lyzeum, an dem sie bis Märchenspiele verfasste, deren Inhalt die 1945 tätig war. Mühe des Einstudierens lohnte, brachten wir im Laufe der Jahre ,Das Marienkind‘, 102 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 103

Dr. Konrad Liss (Theaterwissenschaftler)

geboren am 31. Januar 1898 in Neuruppin gestorben am 17. Oktober 1967 in Lüdenscheid

Die angeblich so goldenen Zwanziger heraus, daß die Resonanz des von ihm vom Lüdenscheider Kinderchor unter Jahre in Berlin hat Konrad Liss hautnah vertretenen Organs ständig abnahm.“ Leitung des Komponisten zur Aufführung miterlebt, hier hat er Germanistik und gebracht. Theaterwissenschaft studiert und als einer Auf Anregung seiner Schwester, die von der ersten bei Professor Herrmann in dem 1919 bis 1945 am Lüdenscheider Lyzeum Nach langwierigen Recherchen und noch neuen Fachgebiet der unterrichtete, schrieb Konrad Liss in Arbeiten konnte Konrad Liss kurz vor sei- Theaterwissenschaft promoviert. Versform mehrere Theaterstücke nach nem Tod im Jahre 1967 das Theaterstück bekannten Märchen, zu denen Käthe die „Die Bergstädter“ fertigstellen, welches der Ausgebombt in der deutschen Hauptstadt, Musik komponierte, die sie mit Autor seiner Wahlheimat anlässlich des kam Konrad Liss 1945 zu seiner Schülerinnen erfolgreich einstudierte und 700-jährigen Stadtjubiläums zum Schwester Käthe nach Lüdenscheid, wo zur Aufführung brachte. Genannt seien in Geschenk machte. Die erste Aufführung er fortan blieb. Als freier Mitarbeiter der diesem Zusammenhang „Die durch das Schauspielstudio Iserlohn unter „Westfalenpost“ verfasste er zahllose Schneekönigin“, „Das Feuerzeug“ und „Die Leitung von Ferdinand Held-Magney fand Kunstkritiken, aber auch satirische drei Federn“. Letzte gemeinsame Arbeit am 19. Juni 1968 im Parktheater solch Glossen zum Orts- und Zeitgeschehen der Geschwister war „Die Familienge- großen Zuspruch, dass sie mehrmals unter den Pseudonymen „Kolibri“, „Icke“ schichte der Schraube“ anlässlich eines wiederholt werden musste. und „Ilex“. Dabei „spießte Liss“, wie sein heimischen Firmenjubiläums. Kollege Wolfgang Hoffmann bemerkte, Eine Veröffentlichung in Buchform wurde „nicht nur Absonderlichkeiten der täglichen Gemeinsam mit dem Komponisten Heinz durch Käthe Liss 1969 ermöglicht. Commedia humana auf die spitze Feder, Wilhelm verfasste Konrad Liss ein für die sondern mischte sich oft auch in aggressi- Bergstadt typisches Werk: „Die ver Form in Kommunalpolitik und Schlechtwetter-Kantate“, welche auch auf Wahlkämpfe ein. In den letzten Jahren Schallplatte erschien, und sein von Oswald wurde der Polemiker allerdings immer ver- Schrader komponiertes Lied „Wenn ein söhnlicher – nicht zuletzt aus der von ihm Bursch ein Mädchen freit“ wurde anlässlich 103 selber mehrfach geäußerten Erkenntnis des Sängertages 1959 im Parktheater Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 104

Franz Louwerse (Musikdirektor)

geboren am 9. September 1852 in Middelburg/Niederlande gestorben am 31. Mai 1928 in Lüdenscheid

Aus Bingen kommend zog Musikdirektor Sängern zahlreiche große Chorwerke auf, F-Moll von -Bartholdy Franz Louwerse 1896 nach Lüdenscheid, von denen einige genannt seien: „Paulus“ mit dem Barmer Streichtrio. „Den ziemlich nachdem er hier am 23. Oktober einstim- von Mendelssohn-Bartholdy (1897), „Das bedeutenden Klavierpart spielte Herr mig zum neuen Dirigenten des Lied von der Glocke“ von Max Bruch Louwerse mit guter Verteilung der „Städtischen Gesangvereins“ als (1898), „Elias“ von Mendelssohn-Bartholdy Tonstärken, zurückhaltend, wo das Klavier Nachfolger von Musikdirektor Kayser- (1908), „Ein deutsches Requiem“ von die Begleitung, hervortretend, wo es die Hagen gewählt worden war. Johannes Brahms (1908) und „Der Führung übernahm. Als gleich meisterhaf- Messias“ von Georg Friedrich Händel 1912 ter Beherrscher des Instruments zeigte Mit dem Chor, den der Musiker vorfand, war in der Christuskirche. sich der Konzertgeber in zwei Soli, einer er höchst zufrieden, nicht aber mit dem Berceuse und einer kurzen Etude von Publikum, stand doch bisher bei den meis- Bei der Aufführung von Schumanns Chopin.“ – Beendet wurde das Konzert mit ten Konzerten das gesellige Beisammensein „Paradies und Peri“ am 3. April 1914 sang Liedern von Brahms, Franz, Schauseil und im Vordergrund, nicht die künstlerische Elisabeth Boecker-Ewald die Sopranpartie. Rheinthaler, vorgetragen von der Darbietung. Während der Aufführungen Sopranistin Martha Beines. waren es die Zuhörer gewohnt, an Tischen Wie Herbert Schönfeld in seiner zu sitzen und zwischendurch ihr Bier zu Musikgeschichte anmerkt, sorgte Franz Franz Louwerse, der privaten genießen. Mit dieser Tradition räumte Franz Louwerse „auf eigene Rechnung für Musikunterricht erteilte und von 1897 bis Louwerse auf. Er führte nummerierte Abonnementkonzerte und brachte selbst 1919 als Gesangslehrer am Lüdenscheider Stuhlreihen ein und verbannte Getränke Opfer dafür. Er wurde damit zum ersten Realgymnasium unterrichtete, trat 1921 als während des Konzerts aus dem Saal, sehr wirklichen musikalischen Erzieher der hiesi- Chorleiter in den Ruhestand. zum Ärger des Gastronomen und einiger gen Hörerschaft.“ Bürger, die sich aber bald mit der neuen Regelung abfanden. Sein erster Kammermusikabend fand am 21. Oktober 1900 im Saal der „Erholung“ In den 25 Jahren seines Wirkens führte statt. In einem Bericht darüber heißt es: der Dirigent gemeinsam mit seinen Zu Beginn gab es das Klavierquartett in 104 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 105

Franz Loviscach (Zeichner und Lithograph)

geboren am 10. August 1865 in Prag gestorben am 17. Oktober 1957 in Lüdenscheid

Ein reiches Wanderleben lag hinter ihm, als worauf er sich bewarb und den Betrieb In diesen Jahren entstanden viele Franz Loviscach 1891 nach Lüdenscheid gemeinsam mit Wilhelm Maack erwarb. Zeichnungen, auf denen er naturalistisch kam, eine Druckerei übernahm und hier und mit großer Akribie die Natur mit das fand, was er schon lange gesucht Da sein Name in der Schreibweise recht Menschen und Tieren festhielt, unbeein- hatte, einen Ort, an dem er sich heimisch ungewöhnlich war, fügte er ein „h“ hinzu druckt von modernen Kunstströmungen, fühlte. und nannte sich nun Lovischach. wobei ihm besonders die Gestaltung ein- fallenden Lichtes reizte. In Prag, der Stadt, die damals noch zur Später trennten sich die beiden Österreichisch-Ungarischen Donaurepublik Geschäftspartner, und die Firma wurde Hin und wieder war eine Auswahl seiner gehörte, geboren und aufgewachsen, unter dem Namen „Druckerei Franz Bilder in der Bergstadt zu sehen, so in den absolvierte er nach dem Schulabschluss Lovischach“ fortgeführt. Monaten November/Dezember 1934 in eine Lithographenlehre von 1879 bis 1883 Doch schon bald sollte es sich zeigen, den Räumen des städtischen Verkehrs- und arbeitete dort noch kurze Zeit im dass deren Besitzer zwar ein vortrefflicher amtes, Poststraße 2, im Rahmen einer erlernten Beruf. Kundenberater in künstlerischen Fragen Gemeinschaftsausstellung mit seinem war, aber kein besonders guter Sohn Max Loviscach und Heinz vom Hofe. Da er allerdings schon früh seine Eltern Geschäftsmann, was sich auf seinen und drei seiner Geschwister verloren hatte, Betrieb auswirkte. hielt ihn nichts in der „Goldenen Stadt“. Er zog zunächst nach Dresden, wo er von Er selber galt als großer Naturfreund, der 1884 bis 1887 als Lithograph tätig war, schon am frühen Morgen um fünf Uhr über hielt sich dann in Aarau und Winterthur, die noch feuchten Wiesen des Stadtparks vermutlich auch kürzere Zeit in Italien auf. ging und im nahen Bach ein Bad nahm. Während dieser Zeit las er in einer Zeitung, Oft und gerne erwanderte er das dass im sauerländischen Lüdenscheid die Märkische Sauerland und blieb – mit lithographische Anstalt „Carl von der Ausnahme eines kürzeren Aufenthalts in 105 Linnepe“ zum Kauf angeboten wurde, Bad Godesberg – in Lüdenscheid wohnen. Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 106

Max Loviscach (Maler)

geboren am 13. Februar 1911 in Lüdenscheid gestorben am 30. Mai 1956 in Düsseldorf

Nach bestandener Reifeprüfung am ner Werke, gemeinsam mit denen seines seiner Freizeit entstanden Werke, in denen Lüdenscheider Zeppelin-Gymnasium Vaters Franz Loviscach und des Grafikers er seine theoretischen Überlegungen zu besuchte Max Loviscach, Sohn eines Heinz vom Hofe, im Lüdenscheider verwirklichen suchte. Neben einer Serie Lithographen und Druckereibesitzers, für Verkehrsamt. von „Rhönlandschaften“ in Wachsöltechnik kurze Zeit das von Mies van der Rohe schuf er gegenstandslose Arbeiten, bei geleitete in Dessau, in dem er Im Jahre 1941 erhielt der Maler die denen er Farben und Formen „als reiche Kandinsky, Feinfinger und Klee kennen- Einberufung zur Wehrmacht, der im Jahr Sprache des Geistes“ benutzte. lernte, das er aber schon bald wieder ver- darauf eine krankheitsbedingte Freistellung ließ, da die politische Diskussion seiner für achtzehn Monate folgte. Aus Angst vor 1956 nahm Max Loviscach eine Stelle als Meinung nach die künstlerische Tätigkeit Bombenangriffen verzog der Künstler mit Kunsterzieher an einem Düsseldorfer völlig zum Erliegen brachte. seiner fünfköpfigen Familie von Wuppertal Gymnasium an, um damit der Isolierung nach Kleinsassen in der Rhön. Zurück ließ auf dem Lande zu entgehen und Es folgte für ihn eine einjährige Lehrzeit als er sein Atelier und die meisten seiner Anschluss an das aktuelle aufblühende Dekorationsmaler in Wallenbrück, welcher Bilder, die im Keller der Ruhmeshalle kulturelle Leben der 50er-Jahre zu finden. sich ein Studium bei Professor Max untergebracht waren. Bombenangriffe Noch im gleichen Jahr starb er an den Wiethüchter an der Kunstgewerbeschule zerstörten alles. Folgen eines Unfalls. in Barmen anschloss. Inzwischen verheira- tet, verließ Max Loviscach 1933 diese 1944 wurde Max Loviscach erneut einge- Lehranstalt, um anschließend als freischaf- zogen, kehrte aber schon bald nach fender Maler tätig zu sein. Seine erste, Kriegsende aus italienischer 1934 im Wuppertaler Von-der-Heydt- Gefangenschaft in die Rhön zurück. Museum gezeigte Einzelausstellung schloss schon bald wieder ihre Pforten, da Von 1946 bis 1956 unterrichtete er als seine Bilder als „entartet“ eingestuft wur- Kunsterzieher an der Hermann-Lietz- den. Erfolgreich dagegen verlief im Herbst Schule in Schloss Bieberstein und besuch- des gleichen Jahres eine Präsentation sei- te nebenher die Kunstakademie Kassel. In 106 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 107

Lüdenscheider Streichquartett

Erwin Seidler (1904–1987) 1. Violine Trude Roos (1911–1990) 2. Violine Ernst Mehlich (1906–1968) Bratsche Kurt Horn (1902–1975) Violoncello

„Die kulturelle Legitimierung eines Musikstück von Ignaz Pleyel. Doch besser Seit etwa 1951 wirkten Trude Roos, Kurt Gemeinwesens liegt nicht so sehr in den als ein Trio wäre ein Quartett, war die Horn und Erwin Seidler einmal im Monat Großveranstaltungen, die mit auswärtigen Meinung der Musiker, und so gesellte sich bei der Musiziergemeinschaft Haus Rhade Kräften gestaltet werden, als vielmehr in schon nach wenigen Wochen die Geigerin mit, auch dann noch, als durch den Tod der Aktivität seiner kunstfreudigen Bürger.“ Trude Roos, eine Mitarbeiterin der von Ernst Mehlich das Lüdenscheider Diese Zeilen notierte Konrad Liss anläss- Stadtverwaltung, hinzu. Jeweils am Streichquartett seine Arbeit einstellte. lich des zwanzigjährigen Bestehens des Dienstagabend, Jahr für Jahr, kamen die Lüdenscheider Streichquartetts. Künstler zu Proben zusammen, zunächst „Diesen vier Menschen war“, wie Paul in der Wohnung von Ernst Mehlich, später Conze meinte, „das Musizieren Und wie hatte es begonnen? In der in seinem Sportartikelgeschäft an der Notwendigkeit, um sich aus der Misere Wilhelmstraße trafen sich 1947 nach lan- Werdohler Straße, und nicht selten des damals so schäbigen Alltagslebens ger Zeit wieder einmal zwei gute Bekannte geschah es, dass Passanten vor dem erheben und Kräfte sammeln zu können, aus der Berufsschulzeit, die Pädagogen Schaufenster stehenblieben, um der Musik mit deren Hilfe man imstande war, Halt, Erwin Seidler und Ernst Mehlich. Sie zu lauschen. Trost und neuen Lebensmut zu finden.“ tauschten Erinnerungen aus, berichteten über ihre Kriegserlebnisse und kamen Vorrangig spielten sie alte Musik, Klassik Foto, von links: schließlich zu ihrem gemeinsamen Hobby, und Barock, wagten sich aber hin und Erwin Seidler, Trude Roos, Ernst Mehlich, dem Musizieren. wieder auch an Max Reger und Paul Kurt Horn. Hindemith heran. Meist musizierten sie im „Man müßte etwas unternehmen“, meinte privaten Kreis, hin und wieder traten sie Erwin Seidler. Er selber spielte Geige, bei gewerkschaftlichen, städtischen oder Ernst Mehlich Bratsche. Doch wer könnte kirchlichen Feiern öffentlich auf, so etwa noch mitmachen? Sie fragten ihren bei der Übergabe der Plastik „Die Kollegen Kurt Horn, der sich sofort bereit Flötenspielerin“ von Waldemar Wien an die erklärte. In Ernst Mehlichs Wohnung trafen Friedensschule, in die sie zuletzt ihre 107 sie sich und übten zunächst ein kürzeres Probenabende verlegten. Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 108

Johann Diedrich Lüttringhaus (Autor)

geboren am 22. August 1814 in Woestenhof gestorben am 17. Februar 1888 in Lüdenscheid

Als Sohn eines Hammerschmieds wurde Erziehung standen die religiös sittliche Aufsätze von ihm erschienen in Johann Diedrich Lüttringhaus im oberen Bildung, die Liebe und Verehrung der Fachzeitschriften und 1881 kam seine Versetal geboren. Nach der Eltern und die Pflege brüderlicher Liebe zu „Heimatkunde vom Kreis Altena“ heraus. Schulentlassung arbeitete er zunächst vom den Mitschülern und Mitmenschen. Mehr als 1.000 plattdeutsche Sprichwörter 14. bis zum 23. Lebensjahr an der Besonderes Gewicht wurde natürlich auf und Redensarten trug er zusammen, die Drehbank in einer Fabrik. Ab 1837 die Entwicklung und Pflege der geistigen nach seinem Tode von seinem Sohn besuchte er zwei Jahre das Lehrerseminar Anlagen und Kräfte gelegt. Aber auch die Gustav veröffentlicht wurden, und er ver- in Soest, absolvierte die Prüfung. körperliche Pflege wurde besonders fasste zahlreiche Gedichte. Eines beginnt Anschließend unterrichtete er von 1839 bis betont, und er sah es gern, wenn seine mit den Zeilen: 1841 in Werdohl-Elverlingsen, dann bis Zöglinge sich in Feld, Wald und Wiese 1858 in der einklassigen Schule tummelten. So konnte es nicht ausbleiben, Der Frühling kommt, – die Vögel werden Wesselberg. daß er als vorzüglicher Lehrer und väter- singen, licher Erzieher eine höchst segensreiche Die Wiesen grünen und die Knospen Im Jahre 1858 schied er aus dem Tätigkeit entfaltete.“ springen, Schuldienst aus, um sich einen Traum zu Und in viel tausend lieblichen Gestalten verwirklichen. Er kaufte ein etwa hundert Und es dauerte nicht lange, bis sich die Die Blüten sich entfalten. Morgen großes Gelände mit Bauernhof in Schule weit über den heimischen Raum Spielwigge und richtete dort eine private hinaus einen guten Ruf erworben hatte 1877 trat Johann Diedrich Lüttringhaus in „Erziehungs- und Unterrichtsanstalt“ ein, und dass neben Bürgerfamilien auch den Ruhestand und übergab das Internat allerdings nur für Jungen. Hier fand der Adelige dort ihre Sprösslinge anmeldeten. seinem Nachfolger. Pädagoge, wie Alfred Diedrich Rahmede Recht umfangreich waren die Interessen 1951 für die Westfalenpost schrieb, „ein von Johann Diedrich Lüttringhaus: reiches Arbeitsfeld. Die Bewirtschaftung Er züchtete Obstbäume, legte eine des Gutes erbrachte das Wesentliche, was Gesteinssammlung an, setzte sich für zum Unterhalt der großen Gemeinschaft pädagogische Reformen ein und gründete notwendig war. Im Vordergrund seiner eine Zementfabrik. 108 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 109

Waltraut Mehl-Lange (Sängerin)

geboren am 12. August 1916 in Lüdenscheid gestorben am 21. Februar 1998 in Lüdenscheid

„Meine Mutter hatte in ihrer Jugend große einem Schüler des italienischen Baritons „Christnacht“ von Joseph Haas für die Freude am Gesangs- und Klavierunterricht Mattia Battistini, und legte ihre Katholische Pfarrgemeinde St. Josef und und mein Vater spielte sehr gut Klavier“, Eignungsprüfung vor der Kommission für Medardus, worüber es in der Rezension erzählte mir die Künstlerin, und so ist es das Opernfach in München ab. hieß: „Der Satz, ... Es wird schon gleich nicht verwunderlich, dass die Tochter von dunkel ... erstand in schöner und weicher ihrem achten Lebensjahr an bei der, mit Zunächst wurde sie 1943 als Mitglied des Stimmformung und wurde eine der besten ihrer Familie befreundeten, Opern- und Operettenchors am Gaben des Abends.“ Klavierpädagogin Erna Berndt Unterricht Würzburger Stadttheater engagiert. Als erhielt und bei Schülerkonzerten öffentlich aufgrund des Kriegsendes viele auftrat. Daneben genoss Waltraut im Opernhäuser geschlossen wurden, kehrte Musikunterricht bei ihrer Lehrerin Käthe Waltraut Mehl nach Lüdenscheid zurück. Liss einen „anregenden Musikunterricht“; Sie studierte erneut bei Elisabeth Boecker- sie durfte kleine Liedchen komponieren Ewald und ließ sich von Dr. Max Bührmann und bei Märchenaufführungen mitwirken. in die Theatergeschichte einführen. 1947 bestand die Sängerin in Dortmund ihre Nach einer dreijährigen Berufsausbildung Abschlussprüfung für das Opernfach. in Paderborn und in der Schweiz kehrte Waltraut Mehl in ihre Heimatstadt zurück, Seitdem war sie hauptsächlich in wo sie Gesangsunterricht von Elisabeth Lüdenscheid künstlerisch tätig. So spielte Boecker-Ewald erhielt. „Ihr verdanke ich,“ sie beim Bergstadt-Theater in dem wie die Schülerin später erzählte, „die gute Lustspiel „Bezauberndes Fräulein“ und in Schulung meiner Mezzosopran-Alt- „Gefährliche Kurve“ von Priestley, wirkte Stimme“. 1952 als Haushälterin Miss Baggott in der Britten-Oper „Der kleine Schornsteinfeger“ Ab 1940 studierte Waltraut Mehl in unter der Regie von Käthe Liss mit und 109 München bei Professor Ottokar Leval, sang 1954 die Altpartie im Oratorium Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 110

Ernst Mehlich (Musiker)

geboren am 10. Januar 1906 in Hamm wohnte von 1934 bis 1968 in Lüdenscheid gestorben am 18. März 1968 in Eppstein (Taunus)

Aufgewachsen in Dortmund, fühlte sich 1948 übernahm er das Amt des Schriftführer an. Im Februar 1953 reisten Ernst Mehlich, der früh seine Eltern verlo- Oberbürgermeisters. sieben Vertreter des politischen und kultu- ren hatte, schon als Kind zur Musik hinge- Doch spielte Musik stets eine wesentliche rellen Leben Lüdenscheids, unter ihnen zogen. Nach seinem Schulabschluss stu- Rolle in seinem Leben. Otto Bussemer, Ernst Mehlich und dierte er dieses Fach, war anschließend Redakteur Sepp Schelz, in die USA, um als Musiklehrer am Dortmunder Vom 2. Juni 1946 an, als die Kontakte anzuknüpfen und auch den aus Konservatorium tätig und leitete längere Kunstgemeinde ihre Arbeit wieder auf- der Bergstadt stammenden Maler Paul Zeit die dortige Musikschule. „In der nahm, gehörte Ernst Mehlich bis zu sei- Wieghardt in seinem Atelier aufzusuchen. Jugendmusikbewegung groß geworden“, nem Tode dem Vorstand an. Viele Jahre berichtete Paul Conze, „hatte Mehlich leitete er den Musikausschuss und war Nachdem Ernst Mehlich sein Geschäft auf- beste Verbindungen zu den damaligen füh- seit 1964 erster Vorsitzender. gegeben hatte, kehrte er zum Anfang sei- renden Leuten wie Fritz Jöde und Walter ner beruflichen Tätigkeit zurück: Er wurde Hensel. Er nahm in diesen für ihn fruchtba- Seit 1947 traf er sich mit seinem alten wieder pädagogisch tätig, jetzt an heimi- ren und erfolgreichen Jahren an verschie- Bekannten Erwin Seidler zum gemeinsa- schen Berufs- und Berufsfachschulen als denen Singfahrten kreuz und quer durch men Musizieren in seiner Wohnung. Er sel- Kunsterzieher. „Das gab seinem Leben die Deutschland teil.“ Bedingt durch die politi- ber spielte Bratsche, sein Freund hingegen Krönung“, bemerkte Paul Conze und fuhr sche Entwicklung verließ Ernst Mehlich Violine. Später kamen die Geigerin Trude fort: „denn was hätte diesem musisch so Dortmund und zog 1934 mit seiner Frau Roos und der Cellist Kurt Horn hinzu. So begabten Menschen mehr liegen können, nach Lüdenscheid, wo sie gemeinsam an entstand das „Lüdenscheider als diese Aufgabe in seinen reifen Jahren - der vorderen Werdohler Straße ein Streichquartett“, welches gemeinsam nach allem Ungemach, welches ihm das Sportgeschäft eröffneten. musizierte und auch öffentlich auftrat, Leben in den Weg geworfen hatte.“ mehr als zwanzig Jahre lang bis zum Tod 1945 wurde er von der Besatzungsmacht von Ernst Mehlich. in den Rat der Stadt berufen, dem er ab 1946 als gewählter Volksvertreter weiterhin Dem 1948 ins Leben gerufenen Filmclub angehörte. Vom 6. Juli bis 4. November gehörte der Musiker als stellvertretender 110 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 111

Irene Mertens von Schaller (Autorin/Malerin)

geboren am 27. August 1908 in Essen/Ruhr gestorben am 14. Januar 2003 in Lüdenscheid

Anlässlich eines Atelierbesuchs bei Irene in dem Buch „Eine Deutsche erlebt Paris“ Freund, ein. Im Jahre 1946 veröffentlichten von Schaller im Jahre 2002 bemerkte fest, das zwischen 1938 und 1944 in drei sie eine Auswahl seiner Gedichte und Birgit Schlieper in den Lüdenscheider Auflagen erschien. Dieses Werk las auch Briefe als Buch, welches 1985 in zweiter, Nachrichten: „Wer die faszinierende der Österreicher Georg von Schaller, der erweiterter Auflage erschien. Unter dem Künstlerin besucht, besucht auch ihren davon so fasziniert war, dass er nach Titel „Kein Warten ist vergebens“ kam Mann, Georg von Schaller. Die Beiden Deutschland reiste, um die Autorin kennen 1999 ein Band mit Mankowski-Gedichten haben wohl wie kein anderes Ehepaar in zu lernen, mit der er sich bald verlobte und und Aquarellen der Irene von Schaller her- ihrem Leben die Kunst gelebt. Nicht eine die er 1945 heiratete. aus. Als Dank dafür, dass sich das Kunst, sondern wirklich die Kunst im Ehepaar so sehr für den österreichischen Ganzen.“ Von Arnsberg aus kam das Ehepaar 1961 Dichter einsetzte, wurde ihm 1985 das nach Lüdenscheid, wo Irene von Schaller „Goldene Ehrenzeichen für besondere In Essen geboren und aufgewachsen, zunächst am Zeppelin-Gymnasium und Verdienste um das Land Steiermark“ ver- interessierte sich Irene Mertens bereits als von 1955 bis 1967 am Geschwister- liehen. Kind für bildende Kunst; sie malte und Scholl-Gymnasium – schwerpunktmäßig besuchte häufig mit ihrer Schwester das Kunst – unterrichtete. Original-Arbeiten der Malerin, die sich auch Folkwang-Museum. Kein Wunder, dass sie kompositorisch betätigte, waren – jedoch nach dem Abitur neben Germanistik ein Für die Lüdenscheider Nachrichten schrieb nur selten – in Ausstellungen zu sehen, so umfangreiches Kunststudium absolvierte, die Pädagogin Berichte zu Ausstellungen 1979 in der Galerie Dalichow, 1992 in der bei den Professoren Heinrich Lützeler in und eine Serie über die Entwicklung der Stadtgalerie Altena und zuletzt – 2002 – in Bonn und Werner Hager in Münster. modernen Malerei. 1985 erschien im der Stadtbücherei Lüdenscheid anlässlich Ergänzt wurde das Studium durch den Verlag Aurel Bongers ihr Buch „Der Baum der 50-Jahr-Feier des Heimatvereins. Besuch der Pariser Sorbonne, wo in der Kunst des 20. Jahrhunderts“. Aktzeichnen im Vordergrund stand. Mit großem Eifer setzte sich das Ehepaar Ihre Eindrücke während des Aufenthaltes für den im Zweiten Weltkrieg gefallenen 111 in der Seine-Metropole hielt Irene Mertens Grazer Dichter Friedrich Mankowski, ihren Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 112

Karl Heinrich Meyer (Chorleiter)

geboren am 11. März 1905 in Betzdorf/Kreis Altenkirchen gestorben am 22. März 1979 in Lüdenscheid

Schon früh kam Karl Heinrich Meyer nach Anschließend wirkte er in Lüdenscheid als mit namhaften Chören in Attendorn, Lüdenscheid, wo er am Realgymnasium, privater Musiklehrer, Konzertpianist und Dormagen, Krefeld, Siegen und Wuppertal dem heutigen Zeppelin-Gymnasium, 1924 Leiter des Chores der Christuskirche. seien erwähnt. das Abitur bestand. Und bereits während der Schulzeit erlernte er Klavier- und Im Jahre 1932 spielte er als Solopianist bei Von 1955 bis 1970 unterrichtete Karl Cellospiel, wirkte er im Schulchor und den Haydn-Feiern in der Deutschen Heinrich Meyer an der Schule, welche er -orchester mit. Kolonie von Barcelona. Dann wurde die selber einst besucht hatte, dem Zeppelin- musikalische Laufbahn zwangsweise Gymnasium. Doch dann absolvierte er zunächst ein unterbrochen durch Wehrdienst und Maschinenbaustudium an der Technischen anschließende Kriegsgefangenschaft. Ab Hochschule Karlsruhe von 1924 bis 1926, Juli 1947 konnte er in Lüdenscheid seine um anschließend ein Jahr im väterlichen Tätigkeit als Musiklehrer wieder aufneh- Betrieb mitzuarbeiten. Erst im Anschluss men. Neben der Arbeit für den daran wandte er sich speziell der Musik Gottesdienst führte er mit dem Chor der zu. In Hagen studierte er von 1928 bis Christuskirche mehrere bemerkenswerte 1930 am staatlich anerkannten Konzerte auf, so „Das Sühneopfer des Musikseminar von Heinz Schüngeler das alten Bundes“ von Carl Loewe, „Judas Hauptfach „Klavier“ und die Nebenfächer Makkabäus“ und „Anthems“ von Georg „Gesang“, „Komposition“, „Chor- und Friedrich Händel. Als langjähriger Leiter Orchesterleitung“. des „Männerchors 1857 e.V.“ trat er mit besonderen Veranstaltungen an die Öffent- Seine erste Anstellung als Chordirigent lichkeit. Hierzu gehörten Schubert- fand er bereits 1928, und 1930 legte er Konzerte, „Frohsinn im Handwerk“ von seine Prüfung als Musiklehrer beim Hermann Grabner und der „Mörike-Zyklus Schulkollegium in Münster am für Männerchor und drei Hörner“ von Konservatorium Dortmund ab. Walter Rein. Auch Konzertgemeinschaften 112 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 113

Frank M. (Medardus Franz) Millin (Autor und Orgelbauer)

geboren am 1. Mai 1928 in Böhmisch-Grünthal gestorben am 28. Juni 1994 in Lüdenscheid

„Mein Buch ist so schlecht, daß es nicht Guardia Civil und zur französischen Frank M. Millin war Mitglied im Deutschen auch seine guten Seiten hätte.“ Diese Fremdenlegion. Autorenverband und in der Regensburger Zeilen, die mir der Autor Frank M. Millin in Schriftstellergruppe International, er gehör- sein Buch „Fische fressen keine Von Rom kommend wohnte Frank Millin te zu den Mitarbeitern des Westfälischen Diamanten“ schrieb, sind typisch für die zunächst 1952/53 in Siegen, wo er ohne Literaturbüros Unna und der Hagener liebevoll-ironische Art und Weise, in der er großen Erfolg ein Briefmarken- und Künstlergilde. 1989 erschien sein bereits seine Umwelt und sich selber kritisch Münzengeschäft betrieb. Seine nächsten erwähntes Buch „Fische fressen keine betrachtete. Wohnorte waren u.a. Aschaffenburg, Diamanten“ mit Zeichnungen von Ulla Castrop-Rauxel, Hagen und Dortmund. Millin. Dabei verarbeitete der Autor, wie es Bunt und schillernd wie Gestalten in sei- 1980 kam er nach Lüdenscheid, die Stadt in einer Besprechung der Westfälischen nem schriftstellerischen Werk ist das mit „St. Medardus“ als Schutzheiligen. Hier Rundschau heißt, „zumindest in den von Leben des Autors, und es lässt sich in schrieb er zahllose Musikkritiken für die ihm vorangestellten Kapiteln, ganz persön- einigen Fällen nicht mehr feststellen, wel- heimische Presse, verfasste Prosa und liche Erlebnisse, die er mit honorigen che Stationen seiner Vergangenheit der Lyrik, gab von 1988 bis 1992 ein Personen der Stadt hatte. Darunter auch Realität und welche der Phantasie seiner Veranstaltungsprogramm mit dem Titel Begebenheiten aus dem Kulturhaus der Erzählungen zuzuschreiben sind. Im „Das Fenster“ heraus, arbeitete als Stadt, wobei er nicht ausläßt, auch über Sudetenland geboren und in der ehemali- Orgelbauer und -stimmer. So entwarf und das ,Bildungsbürgertum‘ dieser gen Tschechoslowakei aufgewachsen, fertigte er im Auftrag des Hagener Kulturstätte höchst sarkastisch herzuzie- befasste er sich schon früh mit dem Organisten Professor Hartmut hen.“ Schreiben, verfasste Lyrik, Kurzprosa und Riemenschneider eine Orgel für die St.- Essays, die aber nicht erhalten blieben, Michaels-Kirche, die von der Firma Kurz vor seinem Tod beendete der erlernte den Beruf des Orgelbauers. Stockmann fertiggestellt wurde und sich Schriftsteller die Arbeit an dem Buch heute in Neviges befindet. Mit dem fertigen „Arche Dona“. Er unternahm Reisen nach Mittel- und Werk war der Musiker voll und ganz zufrie- Nordamerika, lebte, wie er berichtete, als den, und er lobte den Erbauer und seine 113 Mönch in Italien, gehörte in Spanien zur verwirklichten Ideen. Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 114

Hans Müller (Filmregisseur)

geboren am 19. April 1909 in Lüdenscheid gestorben am 17. Februar 1977 in Lüdenscheid

Bereits als Schüler interessierte sich Hans Nach Beendigung des Zweiten (1959) mit Heinz Erhardt, ein besonderer Müller für das damals noch recht neue Weltkrieges, als die Berliner Ateliers größ- Publikumserfolg. Medium Film. In den heimischen tenteils zerstört waren, drehte Hans Müller Lichtspieltheatern gehörte der junge Mann mit Käthe Haack, Paul Dahlke und Lutz Immer aufgeschlossen dem Neuen gegen- zu den eifrigsten Besuchern, und nicht sel- Moik unter anderem auf Burg Altena, an über, wandte sich Hans Müller 1960 dem ten wurde ihm erlaubt, einen Blick in den der Fuelbecke-Talsperre und auf dem Fernsehen zu. Er studierte dafür zahlreiche Vorführraum zu werfen. Lüdenscheider Bahnhofsgelände den Film Serien ein, so Münchhausens Abenteuer „Und finden dereinst wir uns wieder“. mit Hans-Joachim Kulenkampff, „Spedition Nach bestandenem Einjährigen besuchte Marcus“, „Die Kramer“ mit Barbara Rütting der Drogistensohn in Berlin das Lette- Dann ging es zurück in die inzwischen neu in der Titelrolle und die Kriminalreihe Haus mit seinen Ausbildungsstätten für errichteten Studios von Berlin, Hamburg „Buttler Parker“ mit Dirk Dautzenberg. Optik, Film- und Fototechnik. und München. 1972/73 verfilmte der große Musikfreund Hans Müller in Italien „Das achte Während eines Rundgangs durch die Hier entstanden u.a. „1, 2, 3 Corona!“ Madrigalbuch von Claudio Monteverdi“ Ufa-Studios in Babelsberg und Tempelhof (1948) mit Eva Ingeborg Scholz, unter der musikalischen Leitung von schnupperte Hans Müller Filmluft, welche „Hafenmelodie“ (1949) mit Kirsten Heiberg, Nikolaus Harnoncourt. ihn zeitlebens nicht mehr loslassen sollte. „Das Mädchen aus der Südsee“ (1950) mit Hardy Krüger und Angelika Hauff, „Gift im Nach seinem größten Erfolg gefragt, nann- Im Anschluss an einen Dokumentarfilm Zoo“ (1951) mit Carl Raddatz und Ernst te der Regisseur seinen Opernfilm „Zar über seine Heimatstadt, der in Schröder, „Lockende Sterne“ (1952) mit und Zimmermann“, welcher in vielen Lüdenscheider Kinos mit großem Erfolg Ilse Steppat, Rudolf Prack und Paul Ländern der Erde, sogar in New York gezeigt wurde, und Aufnahmen für die Dahlke, „Carola Lamberti“ (1954) mit erfolgreich gezeigt wurde. Wochenschauen erschien 1944 als erster einem Comeback von Henny Porten, der Vier der erfolgreichsten DEFA-Filme selbstinszenierter Film „Aufruhr der Opernfilm „Zar und Zimmermann“ (1956), stammen, wie mir Guido Altendorf vom Herzen“ mit Lotte Koch, Rudolf Prack und die Operette „Mazurka der Liebe“ (1957) Filmmuseum Potsdam berichtete, von O. E. Hasse in den Hauptrollen. und als letzter Kinofilm „Drillinge an Bord“ Hans Müller. 114 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 115

Lotte Münther (Malerin)

geboren am 20. April 1909 in Gross-Krössin wohnte von 1946 bis 1973 in Lüdenscheid gestorben am 6. August 1994 in Staufen

Die aus Pommern stammende Lotte „Auch in der für sie so harten Bild fest, die sie bei Wanderungen in ihrer Münther hatte es nicht leicht, ihren Traum Nachkriegszeit“, notierte Ingrid Weiland, neuen Umgebung, aber auch bei Reisen von der Malerei zu verwirklichen. Nachdem „griff Lotte Münther zu Pinsel und Farben, ins In- und Ausland aufgenommen hatte. sie zunächst autodidaktisch gearbeitet wann immer sie Zeit dazu fand und sie die hatte, erhielt sie in 1928/29 priva- nötigen Materialien auftreiben konnte. Sie, Anlässlich der Ausstellung „Bildende Kunst ten Unterricht bei Professor Bauer, der sie die sich einen Blick für die Schönheiten in Lüdenscheid“, die 1989 in den Museen mit den unterschiedlichsten Maltechniken der Natur bewahrt hatte, fand ihre Motive der Stadt gezeigt wurde und in der ihr Bild vertraut machte. Erste Bilder hatten immer vor allem auf Spaziergängen in die „Urwald in “ vertreten war, kam wieder Motive ihrer pommerschen Heimat Umgebung Lüdenscheids.“ die Malerin noch einmal in die Bergstadt. zum Inhalt. Verheiratet zog die Künstlerin mit ihrem Zu Beginn der fünfziger Jahre entstanden, Mann nach Liegnitz in Niederschlesien, wo vorwiegend in Braun- und Grünabstufun- sie während ihrer Mußestunden in einem gen, Ölbilder der heimischen Landschaft, eigenen kleinen Atelier ihrer künstlerischen so eine stille Bucht der Versesperre, das Tal Beschäftigung nachging. Schon war eine unterhalb der Hohen Steinert und ein Blick Ausstellung einiger Arbeiten in ihrem auf die Stadt vom Wehberg aus. Wohnort geplant, als die Kriegswirren sie Weitgehend naturalistisch arbeitend schuf unmöglich machte. sie Ansichten, oft mit großer Tiefenwirkung. Um in der Nähe ihrer Kinder zu leben, ver- Lotte Münthers Ehemann fiel an der Front ließ Lotte Münther 1973 Lüdenscheid, und sie musste mit ihren beiden Kindern, lebte zunächst in Vogtsburg am ihrer Tochter Heinke und ihrem Sohn Kaiserstuhl und später in Staufen im Christian, die Heimat verlassen und nach Breisgau. dem Westen wandern. In Lüdenscheid fand sie eine Unterkunft und Arbeit u.a. Jetzt hatte sie genügend Zeit, sich der 115 beim Sozialamt. Malerei zu widmen. Eindrücke hielt sie im Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 116

Karl Naas (Maler)

geboren am 4. Mai 1896 in Hanau gestorben am 8. August 1967 in Lüdenscheid

Zeitlebens stand das Tier im Mittelpunkt Als er im folgenden Jahr im Rahmen einer Galenschen Kurie zu Münster unter dem des Schaffens von Karl Naas, der aus Gemeinschaftsausstellung mehrere Bilder Titel „Die Welt des Tieres“. Hanau stammte, als Freiwilliger am Ersten zeigte, meinte Dr. Wilhelm Ehmer im Weltkrieg teilnahm und nach dessen Lüdenscheider General-Anzeiger u.a.: „Es Auch nach Erreichen des Pensionsalters Beendigung an den Kunstakademien in sind besonders die Tiere, die es diesem setzte der Künstler seine Lehrtätigkeit am Hanau und Düsseldorf u.a. bei Professor lebhaften Temperament angetan haben. Gymnasium wie auch seine aktive Malerei von Kunovski studierte. Neue Anregungen Mit einigen kecken Umrißlinien oder mit ein fort bis zu seinem Tode im Sommer 1967. und Erkenntnisse vermittelte ihm ein paar weichverfließenden Tuschwolken ver- anschließender längerer Parisaufenthalt. steht Naas es, die huschende Haltung „Im Rückblick auf sein Schaffen“, meinte oder auch die tierhaft beschauliche Ruhe Claus Rüggebrecht, „ist berechtigt, ihn in Nach einer Zeit freischaffender Tätigkeit, einer Katze, einer Ziege, eines Hundes den Kreis bedeutender Tiermaler aufzu- während der er hin und wieder einzelne wiederzugeben.“ nehmen.“ Bilder bei Ausstellungen im süddeutschen Raum zeigen konnte, nahm Karl Naas Dass neben den Tierbildern auch zahlrei- 1927 seine pädagogische Tätigkeit in Tilsit che Landschaftsbilder mit auf, wo auch eine erste, viel beachtete Sauerlandmotiven entstanden, darf nicht Kollektivausstellung seiner Werke statt- unerwähnt bleiben. fand. Wie sehr Arbeiten von Karl Naas außerhalb Im Jahre 1931 kam der Maler nach seines Wohnortes geschätzt wurden, mag Lüdenscheid, unterrichtete hier als die Tatsache beweisen, dass er u.a. an Kunsterzieher am Lyzeum, dem späteren Ausstellungen in Dortmund, Hagen, Geschwister-Scholl-Gymnasium, und Hamm, Hasselt, Iserlohn, München, gehörte zu den Mitbegründern der Stuttgart und Telgte teilnahm. Höhepunkt Künstlergemeinschaft „Westfälische bildete eine Gemeinschaftsausstellung mit Werkstätte“. Professor Walther Klemm in der von 116 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 117

Clemens Noelke (Musiker)

geboren am 21. Dezember 1907 in Hamm/Westf. gestorben am 23. Mai 1990 in Lüdenscheid

„Nobler Mensch und integrer Künstler“, so Nachdem sich hier in der Klavier- Schülern der Gymnasien brachte er, teils in charakterisierte Kantor Oswald Schrader Meisterklasse von Professor Eduard Zusammenarbeit mit Käthe Liss und den aus Hamm stammenden Clemens Erdmann herausgestellt hatte, dass auf- Richard Kamp, Brittens „Ceremony of Noelke, der schon in früher Jugend grund einer Gelenkbanderweiterung sämt- Carols“ und „Der kleine Schornsteinfeger“, Kammermusiken im Elternhaus miterlebte licher Finger für ihn hohe technische gemeinsam mit Hans Gulden konzertierte und der zunächst durch seinen Vater, Perfektion im Spiel nicht möglich sei, er an zwei Klavieren und bei Oratorien einen Lehrer und Organisten, im wechselte er schweren Herzens zur übernahm er häufig den Cembalopart. Klavierspiel unterrichtet wurde, später Schulmusik über. Hier unterrichteten ihn Dabei schuf er die Cembalostimmen zu von einer Pädagogin, die noch bei Hans die Professoren Walter Braunfels, Heinz Händels „Alexanderfest“ und zu „Samson“, von Bülow und Klara Schumann studiert Jolles, Heinrich Lemacher und Felix welche in die neue Hallesche hatte. Oberborbeck unter anderem in Klavierspiel Händelausgabe aufgenommen wurden. und Tonsatz, Chor und Orchesterführung. Mit zehn Jahren brachte Clemens die 1931 bestand der Student in Berlin Bleibt noch hinzuzufügen, dass der Orgelpfeifen seiner Heimatkirche zum seine Abschlussprüfung in Musik, zu der Musiker ehrenamtlich lange Zeit im ersten Mal zum Tönen, mit elf spielte er sich 1937 in Münster das Examen in Musikausschuss der Kunstgemeinde mit- das Krönungskonzert von Mozart, mit Geschichte hinzugesellte. arbeitete und dass er mehr als zwanzig zwölf - auswendig - das g-Moll-Konzert Jahre für die heimische Presse als von Mendelssohn-Bartholdy mit Orchester Im Anschluss an eine pädagogische Musikkritiker tätig war. und mit dreizehn übernahm er eine Tätigkeit in Paderborn und Hamm und die Organistenstelle, die er bis 1933 behielt. Teilnahme am Zweiten Weltkrieg kam der Musiker 1947 zum Geschwister-Scholl- Nach bestandener Reifeprüfung verab- Gymnasium nach Lüdenscheid, wo er bis schiedete sich der junge Mann – auf Zeit – zu seiner Pensionierung unterrichtete. mit Franz Liszts Es-Dur-Konzert von sei- nem Geburtsort, um an der Staatlichen Vielfältig waren Clemens Noelkes musikali- 117 Hochschule für Musik in Köln zu studieren. sche Aktivitäten: Mit Schülerinnen und Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 118

Wohnungsunternehmen in Lüdenscheid

Seit über 75 Jahren der kompetente Partner für:

● Vermietung und Verwaltung von Mietwohnungen Lüdenscheider Wohnstätten AG ● Vermietung und Verwaltung von Gewerbeobjekten Liebigstr.15 • 58511 Lüdenscheid • Tel. 02351/1895-55 Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 119

Fritz Nölle (Schriftsteller)

geboren am 19. Mai 1899 in Lüdenscheid gestorben am 14. November 1980 in Lüdenscheid

Anlässlich des Todes von Fritz Nölle dem Titel „Haus der Väter“ veröffentlicht, in An zwei Weltkriegen nahm Fritz Nölle aktiv schrieb Wolfgang Hoffmann in den dem er teils liebevoll mit Humor, teils mit teil. In den beiden letzten Kriegsjahren reis- Lüdenscheider Nachrichten: „Man hat die- bitterem Sarkasmus das Leben und te er mit der Rezitation humorvoller sem alten Mann nicht verzeihen können, Treiben Lüdenscheider Bürger – unter Geschichten von der Fischerhalsfront bis daß er während des Dritten Reiches einige meist erkennbaren Pseudonymen - zum Balkan. peinliche Konzessionen an den braunen geschildert hatte, was ihm einige der Zeitgeist gemacht und noch 1944 von den betroffenen Persönlichkeiten und deren Neben vielen Kurzgeschichten und Nazis den Kulturpreis Westfalen-Süd ent- Nachkommen zeitlebens nicht vergeben Novellen entstand das Drama „Vor der gegengenommen hatte. Was bei konnten und wollten. Brücke“, das in Bielefeld aufgeführt wurde. Publizisten wie Rudolf Augstein, Henri Nannen und etlichen literarischen Größen Außerhalb der Bergstadt fand der Band in Nach dem Totalverlust seiner Dortmunder als ,Irrtum‘ und ,Jugendsünde‘ angesehen ganz Deutschland großen Anklang, sodass Wohnung im Zweiten Weltkrieg kehrte der wurde, blieb an dem kleinen Schulmeister zwei - weitaus schwächere - Schriftsteller, welcher zu den und Heimatschriftsteller als Makel haften. Fortsetzungsbände folgten: „Die jungen Neubegründern der Der Rat der Stadt verweigerte ihm 1976 Leute“ und „Das hinkende Jahrzehnt“. Schriftstellervereinigung „Die Kogge“ die Ehrenplakette.“ Über den ersten Band schrieb eine gehörte und Mitglied im Autorenkreis Ruhr- Hamburger Zeitung: „Das Köstlichste, was Wupper war, nach Lüdenscheid zurück, Möglicherweise gab es für einige der uns seit langem vorgelegen hat. Nur bei wo er zurückgezogen, aber schriftstelle- damaligen Politiker noch einen weiteren, den Großen des Humors fanden wir derar- risch aktiv lebte. für sie wichtigeren Grund, über den jedoch tig Reiches, sprudelnd Lebendiges, nicht geredet wurde. Im Jahre 1934 hatte lachend Ernstes, Fröhliches und Fritz Nölle, der am Lehrerseminar seiner Tragisches zugleich.“ Heimatstadt studiert, in mehreren westfäli- schen Städten unterrichtet hatte und In Dortmund gehörte der Autor zum anschließend lange Zeit in Dortmund lebte, Immermannbund und wurde Leiter der lite- 118 bei einem Hamburger Verlag ein Buch mit rarischen Gesellschaft. Lüdenscheid_Redaktion98-119 14.10.2003 10:59 Uhr Seite 120

Martin Gustav Nottebohm (Musikforscher und Komponist)

geboren am 12. November 1817 in Lüdenscheid gestorben am 29. Oktober 1882 in Graz (Österreich)

„Nottebohms Arbeiten wurden wegwei- Zu seinem Freundeskreis zählten so Eine anschließend geplante Mitarbeit des send für die musikalische Textkritik vor bekannte Musiker wie Johannes Brahms, Wissenschaftlers an den Gesamtausgaben allem der Werke Ludwig van Beethovens“, Joseph Joachim, und der Werke von Johann Sebastian Bach heißt es im „Großen Lexikon der Musik“, Robert Volkmann. und Franz Schubert kam aufgrund seiner welches der Herder-Verlag herausgegeben Das kompositorische Schaffen schweren Erkrankung, die zum Tode führ- hat. Nottebohms enthält hauptsächlich kleine te, nicht mehr zustande. Klavierstücke und Kammermusik. Der hier gelobte Wissenschaftler wuchs in Eine Bronzetafel am Haus Wilhelmstraße Lüdenscheid auf. Von 1838 bis 1839 stu- Einen bedeutenden Namen machte er sich 46 in Lüdenscheid erinnert an den promi- dierte er in Berlin bei L. Berger (Klavier) als Musikforscher. So war er der erste, der nenten Sohn der Stadt, welcher deren und Siegfried Dehn (Kontrapunkt), die Bedeutung der Skizzenbücher Bürger 1860 mit einem Klavierkonzert anschließend bis 1845 in Leipzig bei Felix Beethovens, von denen er zwei neu her- begeisterte. Mendelssohn-Bartholdy, Robert ausgab, für die Entwicklungsgeschichte Schumann und Moritz Hauptmann am von dessen Werk erkannte. „Die dortigen Konservatorium. Gesamtausgabe der Werke von Beethoven und Mozart“, ist in der Dann wandte er sich nach Wien, wo er Enzyklopädie „Die Musik in Geschichte zunächst seine Kontrapunktstudien bei und Gegenwart“ zu lesen, „verdanken der Simon Sechter fortsetzte und anschließend Leitung bzw. Mitarbeit des umsichtigen als freiberuflicher Musiklehrer und -forscher Quellenforschers nicht nur wertvolle tätig war. Anregungen, sondern auch zahlreiche gewissenhafte, auf mühevoller Kleinarbeit 1858 wurde er in die Direktion der beruhende Werkrevisionen.“ Gesellschaft der Musikfreunde berufen, Ferner gelang es Gustav Nottebohm, die 1863 zum Archivar des evangelischen unvollendete Fuge Bachs der „Kunst der Chorvereins ernannt. Fuge“ zuzuweisen. 119 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 131

Karl-Heinz Oberschelp Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Zeichner/Bühnenbildner)

geboren am 27. März 1921 in Hagen i. W. wohnte von 1961 bis 1968 in Lüdenscheid gestorben am 22. Juni 1989 in Hagen i. W.

Schon seit früher Jugend beschäftigte Nach seiner Rückkehr hielt sich der Von 1961 bis 1968 arbeitete er im sich der Hagener Karl-Heinz Oberschelp Künstler zunächst erneut in Hagen auf, Lüdenscheider Kaufhof als künstlerischer mit künstlerischem Gestalten und konnte arbeitete als Bühnenbildner am Theater, Leiter, zuständig für die Gestaltung der Erfolge verbuchen. Heißt es doch an- ging dann in die Filmstudios Geiselgasteig Schaufenster und der einzelnen lässlich einer Gemeinschaftsausstellung in und schließlich zur Oper Basel. „Doch die Abteilungen. Dann ging er zum Staats- seinem Geburtsort in der Presse von innere Unrast“, schrieb Claus Rügge- theater Stuttgart und anschließend zum 1938: Er „ist wieder als Landschafter zu brecht, „und eine unruhige Künstler-Seele Stadttheater Hildesheim. Sein unstetes nennen, der Talent in sich birgt.“ ließen ihn nicht ruhen. Er brach fast alle berufliches Wanderleben endete dort, wo Brücken mit der Alten Welt ab und wagte - es begonnen hatte: beim Theater Hagen. Um dieses zu fördern, besuchte der junge im Vertrauen auf sein Können - den Hier war er Atelierchef und Malersaal- Mann nach einer Lehre als Dekorations- Sprung über den großen Teich. In den vorstand. Zuletzt lebte er freischaffend in maler und dem Besuch der Fachschule für Vereinigten Staaten und in Kanada Wetter. handwerkliche und künstlerische verschaffte er sich als freischaffender Gestaltung in Hagen die Düsseldorfer Künstler schnell einen recht guten Namen. Noch einmal kam er mit seinen bemer- Kunstakademie, musste aber bald den Er skizzierte, karikierte, schuf Bühnen- kenswerten Porträtzeichnungen nach geplanten Lebensweg verlassen, da er dekorationen, befaßte sich mit innenarchi- Lüdenscheid, wo er 1985 eine Auswahl in zum Wehrdienst eingezogen wurde. Doch tektonischen Aufgaben, er modellierte, der Schalterhalle der Sparkasse zeigte, auch während dieser schweren Zeit war malte und porträtierte ... Am Broadway darunter Bilder von Heinrich George, seine Begabung gefragt: Für Aufführungen und in Hollywood malte Oberschelp Inge Meysel und Gustav Knuth, von des Lager-Theaters stellte er Kulissen her. Größen des Show-Business. Hauptstätte Konrad Adenauer, Charles de Gaulle und Als der Krieg 1945 endlich vorbei war, seines Wirkens war jedoch die kanadische Theodor Heuss. gelangte Karl-Heinz Oberschelp in Provinzhauptstadt Toronto, in der er russische Gefangenschaft. Betreuer, die schnell heimisch wurde.“ auf seine künstlerische Ader aufmerksam wurden, besorgten ihm einen Auftrag als Doch lange hielt es ihn nicht in der Fremde; 120 Bühnenbildner für das Theater in Gorki. er kehrte in sein Heimatland zurück. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 132 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 133

Plym (Friedrich Wilhelm) Pahl (TV-Regisseur und -Autor)

geboren am 22. August 1938 in Lüdenscheid gestorben am 14. Dezember 1988 in München

Lieber Friedrich Wilhelm! Lüdenscheid ist so weit, dass du als freier Mitarbeiter Kommissar Lenz. Es schlossen sich der Ort, wo du 1938 das Licht der Welt Beiträge für den Bayerischen Rundfunk mehrere Folgen von „Soko 5113“ mit erblicktest, wo du im Bräucken auf- fertigtest, so etwa Dokumentationen und Werner Kreindl und von „Ein Fall für zwei“ wuchsest, wo du das Zeppelin-Gymna- Berichte über das kulturelle Tagesge- mit Günter Strack und Claus Theo Gärtner sium, eine Klasse unter mir, besuchtest schehen in München. 1968 führtest du in sowie von „Links von den Pinguinen“, und 1958 das Abitur bestanden hast. Köln bei einer Serie von Lehrfilmen Regie. einer Serie aus dem Tierparkmilieu, an.

Schon früh wurdest du, wie bereits dein In der bayerischen Metropole hattest du Nach Lüdenscheid kamst du nur noch Vater, der als eifriger Fußballfan eine zuvor Ulrike, die Tochter des Schauspielers selten zurück, so nämlich als deine Pudelmütze mit „Plüme“ (Bommel) auf Ernst Fritz Fürbringer, kennengelernt, und Großmutter, meine Tante Martha, beerdigt dem Kopf trug, Plym genannt, ein ihr heiratetet 1969. wurde. Vorname, den du später „offiziell“ behiel- test. Doch gibt es für den Spitznamen 1970 gingst du als Autor, Dramaturg und auch noch andere Erklärungen. Welche Produzent zur Bavaria-Film AG, bei der du davon stimmt, weiß ich nicht. bis 1978 bliebst. In dieser Zeit arbeitetest du für die Serien „Okay S.I.R.“ mit Anita Im Jahre 1958 verließest du Lüdenscheid, Kupsch und Monika Peitsch, „Graf Yoster um in München Brückenbau zu studieren, gibt sich die Ehre“ mit Lukas Ammann und was dir allerdings nicht zusagte, sodass Wolfgang Völz, „O‘ Henry“ und „Inspektion du dich schon bald der „Theaterwissen- Lauenstadt“ mit Joachim Wichmann und schaft“ und dem „Institut für Film und Maxl Graf. Fernsehen“ zugewandt hast. Nicht lange dauerte es, bis du erste Aufgaben als Ab 1978 warst du zunächst als freier Autor Regieassistent übernahmst und den für Dokumentationen tätig, dann folgte Filmbetrieb hautnah kennenlerntest. 1984 das Drehbuch zu dem „Tatort – 121 Bereits Anfang der 60er-Jahre warst du Heißer Schnee“ mit Helmut Fischer als Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 134

Prof. Hans Pels-Leusden (Maler/Galerist)

geboren am 19. August 1908 in Lüdenscheid gestorben am 26. April 1993 in Berlin

Anlässlich einer bemerkenswerten Kunst- und Witten. Doch nach dem steilen Heinrich Zille, dessen Nachlass er erwarb. ausstellung, welche 1934 in Lüdenscheid Aufstieg kam während der Zeit des Natio- Als der Galerist 1972 in seiner Kunst- gezeigt wurde, erklärte Wilhelm Finkbeiner nalsozialismus ein Schicksalsschlag handlung zum ersten Mal eigene Arbeiten in seiner Eröffnungsrede u.a.: „Wir können nach dem anderen: Der Maler erhielt Aus- zeigte, meinte Hellmut Kotschenreuther: sagen, daß wir hier zwei Wanderer vor uns stellungsverbot, sieben seiner vom „Denn auch in Berlin, in seiner nächsten haben, die auf jenem Sehnsuchtswege Märkischen Museum Witten erworbenen Umgebung und unter seinen Freunden einherschreiten, der nach einem letzten, Bilder wurden beschlagnahmt und blieben und Bekannten hatten nur wenige gewußt, großen Ziel führt: einmal losgelöst von aller seitdem verschwunden, durch Bomben daß dieser Mann, der Bilder anderer Maler Form, nur mit der Farbe allein zu schildern wurde der größte Teil seines bisherigen mit der Beredsamkeit eines passionierten und sich auszudrücken und auch dann Werkes, auch bei zwei Sammlern, zerstört. Liebhabers anzupreisen versteht, auch noch verstanden zu werden.“ Maler ist, und ein guter noch dazu.“ Als Hans Pels-Leusden Ende 1945 aus Gemeint waren hiermit der fast 85-jährige dem Krieg zurückkehrte, in dem er als Als Anerkennung für seine Verdienste renommierte Maler Christian Rohlfs und Soldat an Ost- und Westfront teilgenom- wurde Hans Pels-Leusden 1983 vom der noch am Beginn seiner Karriere men hatte, musste er in Berlin völlig von Berliner Senat der Professorentitel stehende, aus Lüdenscheid stammende vorn beginnen, was für ihn nicht leicht war. verliehen. Hans Pels-Leusden. Er fing als Verkäufer in einer Buch- und Kunsthandlung am Kurfürstendamm an, Letzterer hatte nach dem Abitur in die er 1951 als Inhaber übernahm und Düsseldorf dort zunächst bei Prof. Paul 1965 zu einer angesehenen Galerie er- Bindel studiert und anschließend von 1929 weiterte, in der er bemerkenswerte Themen- bis 1931 in Berlin bei Prof. Willi Jaeckel. Ausstellungen zeigte, so über den Akt, das Tier oder die Landschaft in der Erste Ausstellungen seiner Bilder gab es Kunst des 20. Jahrhunderts, aber auch mehrmals in der Galerie Nierendorf in Einzelausstellungen mit Werken von Berlin, aber auch in Düren, Essen, Halle Käthe Kollwitz, Joachim Schmettau und 122 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 135

Erich Pett (Musikdirektor)

geboren am 28. Juli 1908 in Berlin gestorben am 2. Oktober 1985 in Lüdenscheid

Erich Pett, ein echter Berliner, der schon in Funk-, Schallplatten- und Filmaufnahmen Schock bei öffentlichen Veranstaltungen frühester Jugend die besten Musikkorps entstanden, aber auch eigene Komposi- begleitete. in Gartenrestaurants an der Spree gehört tionen. hatte, wurde 1924 in die Schule von Da der Musiker befürchtete, sein erlernter Musikdirektor Karl Kiesant aufgenommen Doch das alles genügte Erich Pett nicht; Beruf böte ihm auf die Dauer keine feste und dort im Laufe von vier Jahren bis nebenher nahm er an der Berliner Existenzgrundlage, begann er 1954 eine zur Orchesterreife ausgebildet. Mit dem Musikhochschule das Studium bei den Ausbildung als Justizbeamter, die er erfolg- Zeugnis als Berufsmusiker verließ er nach Professoren Hänsgen und Richter auf, zu reich abschloss. Von 1959 bis zu seiner erfolgreicher Abschlussprüfung das Institut. dem sich noch Klarinettenunterricht bei Pensionierung war er als Beamter bei der Kammermusiker Ernst Lommatsch und Lüdenscheider Stadtverwaltung tätig. Anschließend spielte der junge Musiker Dirigieren bei Professor Schmidt hinzuge- als Soloklarinettist im Musikkorps des sellten. Doch auch jetzt noch blieb er der Musik Infanterie-Regiments 9, im Berliner treu. 1961 wurde er als Leiter des Symphonie-Orchester unter Clemens Als Musikleiter nahm Erich Pett am „Orchesters der Stadtverwaltung“ gewählt, Schmalstich, im Orchester des Nollendorf- Zweiten Weltkrieg teil und wurde nach welches später in „Orchestergemeinschaft Theaters, im Potsdamer Schauspielhaus, dessen Ende mit seiner Familie nach im Kreis Lüdenscheid e.V.“ umbenannt im UFA-Tonfilmorchester unter Egon Lüdenscheid verschlagen, wo er fortan wurde und mit bemerkenswerten Kaiser, im Wintergarten und in der Scala. blieb. Konzerten an die Öffentlichkeit trat.

Als erster Saxophonist und Klarinettist 1946 übernahm er als Leiter das Welfare- wirkte er in namhaften Kapellen mit, die Orchester der I. belgischen Armee in von Bernard Etté, Otto Kermbach, Max Lüdenscheid. 1948 gründete er ein eige- Rohlée und Kurt Wege geleitet wurden nes Tanzorchester, welches u.a. bei und die im Adlon und Exelsior, im Schloss Turnieren aufspielte, aber auch Interpreten Cäcilienhof und im Hause des Reichs- wie Renate Kern, Heino Conti, Rudi 123 präsidenten von Hindenburg gastierten. Rauher, Wolfgang Sauer und Rudolf Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 136

Theo Pieper (Maler)

geboren am 13. Januar 1912 in Münster gestorben am 20. Januar 1988 in Lüdenscheid

Der 16. August 1980 war ein ganz beson- Kunst zu, sondern der Religion, wobei ihn Volkshochschulkurse bei Marie Luise derer Tag im Leben von Theo Pieper. Im das schier unerschöpflich scheinende Quade und Annegret Schwindt, um sich großen Foyer vom „Haus der Kurgäste“ in Thema „Religion und Kunst“ besonders weiterzubilden. Bad Waldliesborn wurde die erste Einzel- interessierte, was sich auch darin zeigte, ausstellung dieses Künstlers eröffnet, und dass er seine Examensarbeit über den So entstanden Stillleben, Interieurs, in seiner aus diesem Anlass gehaltenen „Phönix in der altchristlichen Kunst“ 1935 Landschaften, Porträts und auch einige Rede bemerkte Wilhelm Tell, ein ehema- verfasste. ungegenständliche Arbeiten. liger Kollege Piepers, u.a.: „Hauptanliegen dieser Schau ist nicht so sehr das Zeigen 1966 kam Theo Pieper als Religionslehrer Nur selten waren Bilder dieses Künstlers eigener Bilder als vielmehr der Wunsch an die berufsbildenden Schulen des öffentlich zu sehen, so etwa in der des Malers, mit seinen Aquarellen und Kreises Altena in Lüdenscheid, wo er bis Altentagesstätte auf dem Rathausplatz Zeichnungen dem Betrachter Anregungen zu seiner Pensionierung im Jahre 1977 oder bei einer Wanderausstellung der zu einem kreativen Schaffen zu geben und unterrichtete. Katholischen Fachhochschule NRW, die zu vertieftem Sehen und Erleben von Natur unter dem Titel „Malen als neue Freude im und Welt.“ Aus der Praxis heraus entstand 1968 Alter“ 1976 u.a. in Aachen, Köln, seine Studie „Bildbetrachtung im Lüdenscheid und Münster zu sehen war. Nach dem Besuch der Volksschule kam Religionsunterricht der berufsbildenden Theo Pieper in Münster in das angesehene Schule“, in der er seine intensive Mit seinem Aquarell „Interieur“ war er Gymnasium Paulinum, in dem ihm sein Beschäftigung mit der Formen- und 1989, ein Jahr nach seinem Tod, im Kunsterzieher Franz Homoet den Zugang Symbolsprache u.a. im Werk von Max Rahmen der Ausstellung „Bildende Kunst zu moderner Kunst ebnete und ihn zum Beckmann, Marc Chagall und Wilhelm in Lüdenscheid“ in den Museen der Stadt Umgang mit freier Form und Farbe ermun- Morgner niederlegte. Lüdenscheid vertreten. terte. Erst in den letzten Jahren seiner beruf- Doch nach bestandenem Abitur wandte lichen Tätigkeit griff Theo Pieper wieder sich der junge Mann nicht der bildenden verstärkt zu Stift und Feder, besuchte er 124 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 137

Horst Pipahl (Maler)

geboren am 26. April 1921 in Lichteinen (Ostpreußen) gestorben am 6. Oktober 1998 in Lüdenscheid

Er war Autodidakt, der sich liebend gern sen, einen Raum in der Altstadt mieteten Galerie „Altgasse 4“ Winterbilder des mit künstlerischem Gestalten befasste, der und dort in den kommenden Jahren Malers zu sehen. zeichnete, malte, aber auch Kleinplastiken bemerkenswerte Ausstellungen zeigten. und Reliefs gestaltete. Seit 1974 hielt sich Horst Pipahl häufig in Damit begann für den Künstler eine erfolg- seinem kleinen Wochenendhaus im Die Begabung sei, wie er mir einmal sagte, reiche Zeit: Stadtwerke und Sparkasse spanischen Denia, zwischen Alicante und von seinem Großvater ererbt, einem in erwarben einige seiner großformatigen Valencia, auf, wo er sich erholte und auch seiner masurischen Heimat angesehenen Reliefs, das Museum zwei Aquarelle mit arbeitete. In der Sparkasse und im Kultur- Architekten. Er selber habe, wie er fortfuhr, der Darstellung vom Bremecker Hammer haus von Denia gab es Ausstellungen des von früher Jugend an gemalt und gezeich- und die Stadt eine kleine, aus Tosca-Stein Lüdenscheiders. net, sich aber weder damals noch später gefertigte Plastik, welche als Wanderpreis mit Kunstgeschichte, Farben- und Formen- für die besten heimischen Schachspieler Motto im Schaffen des Künstlers war: „Ich lehre beschäftigt. dienen sollte. Für die Außenwand eines muß variieren und probieren. Immer das Stangenpresswerkes an der Loher Gleiche, das kann ich nicht.“ Nach seiner Vertreibung aus Ostpreußen Straße entstand 1971 ein ungegenständ- gelangte er nach Lüdenscheid, wo er viele liches Aluminiumrelief, welches aus Teilen In seiner Galerie „Needful Things“ am Jahre hauptberuflich als Technischer gefertigt war, die in der Firma hergestellt Graf-Engelbert-Platz in Lüdenscheid zeigte Angestellter im Rathaus beschäftigt war. werden. 2003 Christoph Kirsebauer Arbeiten aus dem Nachlass von Horst Pipahl. In der Vorweihnachtszeit des Jahres 1969 Eine große Pipahl-Ausstellung gab es fand im Lüdenscheider Rathausfoyer unter 1972 im Rathausfoyer, in der neben dem Titel „Bestandsaufnahme“ eine Werken von Horst auch Arbeiten seiner Ausstellung mit Werken zahlreichender Nichte Christiane und seines in Castrop- bildender Künstler statt, von denen sich Rauxel wohnenden Bruders Albert zu einige, unter ihnen auch Horst Pipahl, zur sehen waren, und im Rahmen der 125 Gruppe „Der Rahmen“ zusammenschlos- Weihnachtsausstellung 1978 gab es in der Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 138

Paul Preis (Musikdirektor)

geboren am 18. Januar 1900 in Glatz gestorben am 2. Juli 1979 in Lüdenscheid

Einer alteingesessenen, Musik liebenden Schallplatten festgehalten, viele weitere stammenden Kammersängerin Annelies Grafschafter Familie entstammend, sollte seit 1928 vom Breslauer Sender verbreitet Kupper und verfasste ein zweibändiges der junge Mann nach dem Besuch des wurden. umfangreiches Werk über das „Musik- und humanistischen Gymnasiums zunächst Theaterleben von Stadt und Kreis Glatz“. Apotheker werden. Da ihm dieser Beruf Ein schwerer Schicksalsschlag setzte Seine Wohnung wurde Treffpunkt vieler jedoch nicht besonders gefiel, wandte er dem erfolgreichen Wirken ein jähes Ende: alter Grafschafter, zu denen auch der sich schon bald der Musik zu. Vorbereitet Im Mai 1945 musste Paul Preis unter Dirigent Franz Marszalek und Menzel- vom Habelschwerdter Musikdirektor Georg Zurücklassen sämtlicher Habe seine Willem (Prof. Dr. Wilhelm Menzel) gehörten. Amft studierte Paul Preis in Berlin, legte Heimat in kürzester Zeit verlassen. Über die Kapellmeister- und Musikpädagogen- Ostritz, wo er gleich damit begann, seine Zahlreiche Ehrungen wurden Paul Preis prüfung ab. wichtigsten Kompositionen aus dem zuteil. So erhielt er 1965 die Ehrennadel in Gedächtnis neu aufzuschreiben, Baden- Gold der Landsmannschaft Schlesien und Seine Laufbahn als Dirigent führte ihn von Württemberg, das Münsterland und 1970 die Willi-Engels-Plakette des Görlitz aus über Breslau, Bad Reinerz und Bielefeld kam er 1956 in die Glatzer Deutschen Sängerbundes. Bad Langenau 1939 nach Habelschwerdt Patenstadt Lüdenscheid, wo er seinen zurück, wo er zum Leiter der neu gegrün- Lebensabend verbrachte. Als Motto seines Lebens nannte der deten Musikschule berufen, mit dem Amt Musiker einmal ein Zitat von Hermann des städtischen Musikbeauftragten betraut Unermüdlich widmete er sich auch hier der Stehr: „Das Maß der Pflichterfüllung ist und 1942 zum Städtischen Musikdirektor Musik, speziell der seiner schlesischen das Maß vom Menschenglück“. mit Planstelle ernannt wurde. Heimat. Einige Zeit leitete er das Orchester der Stadtverwaltung und mehrere Chöre, In all den Jahren schuf der Musiker neben veröffentlichte 1961/62 vier weitere seiner Dirigententätigkeit zahlreiche Schallplatten, erstellte eine dreiteilige Bild- Kompositionen (oratorische, orchestrale Ton-Dokumentation über „Die Grafschaft und vokale Werke), von denen einige Glatz und ihre Menschen“ (1961-1967), bereits 1925 auf VOX- und ISOPHON- konzertierte u.a. mit der aus seiner Heimat 126 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 139

Marie Luise Quade (Malerin)

geboren am 18. Mai 1913 in Lüdenscheid gestorben am 1. Juni 1990 in Schalksmühle

„Man nehme sich nicht vor, im Bestreben Namen, wurde sie zum Entwurf von erfolgreich tätig: Seit 1954 leitete sie Kurse up to date zu sein, mitzumachen im Run Prospekten und Plakaten herangezogen, an der Volkshochschule Lüdenscheid der Kunststile. Die wechseln, ehe man ihre illustrierte sie Bücher u.a. von Karl A. F. und der Heimvolkshochschule Wislade; bloßen Namen begriffen hat. Alles, was Günther und Fritz Nölle, bat man fast acht Jahre lehrte sie am Geschwister- man schafft, muß aus eigener Erkenntnis sie um ihre Mitarbeit bei der künstlerischen Scholl-Gymnasium. langsam und in der Stille geschehen.“ Ausgestaltung öffentlicher Gebäude. So entwarf sie ein farbiges Kachelfries Marie Luise Quade, langjähriges Mitglied Diese, ihre Worte sind kennzeichnend für für das Rathaus, gestaltete sie Wand- der deutsch-flämischen Künstlervereini- das Werk der Malerin und Grafikerin Marie bilder für die Albert-Schweitzer-Schule gung „gruppe 64“ und der Bundesarbeits- Luise Quade, die, in Lüdenscheid geboren, und das Zeppelin-Gymnasium. gemeinschaft Gestaltendes Handwerk e.V., nach bestandenem Abitur zunächst in Ferner fertigte sie Antependien für Kirchen konnte in vielen Ausstellungen des In- und München an der Hochschule für Bildende in Leverkusen und Mülheim/ Ruhr Auslandes ihre Arbeiten zeigen, zuletzt in Künste bei Professor Carl Blocherer und sowie Wandgestaltungen für Gebäude einer Einzelausstellung im Haus Nordhelle anschließend an den Kölner Werkschulen in Belgien, Bonn, Hagen und Köln- in Valbert. u.a. bei Professor Heinrich Hussmann Wesseling. studierte. Gezeichnet von schwerer Krankheit Im Mittelpunkt ihres Schaffens standen verbrachte sie ihren Lebensabend in einem Nach Beendigung ihrer Ausbildung wurde stets die Natur und das Leben in ihren Schalksmühler Altenheim. die junge Frau von 1939 bis 1945 kriegs- vielfältigsten Formen. „Ihre Ordnung ist“, dienstverpflichtet, sodass sie erst im wie sie einmal bemerkte, „nicht in jedem Anschluss daran eine freischaffende künst- Fall unsere Ordnung. Sie ist Kommen und lerische Tätigkeit in ihrem Heimatort auf- Gehen, unpathetisch das Ewige. Sie ist nehmen konnte. Ausgewogenheit, wo ihr Fortgang nicht zerstört wird. Wo sie Spiel ist, ist sie Schon bald erwarb sie sich in weiten durchdachtes Spiel.“ 127 Kreisen der Öffentlichkeit einen guten Aber auch pädagogisch war die Künstlerin Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 140

Regina Quincke-Trompeter (Opernsängerin)

geboren am 4. August 1907 in Winkhausen (jetzt Lüdenscheid) gestorben am 4. Dezember 1985 in Lüdenscheid

In Brügge aufgewachsen, besuchte sie vom 10. bis 13. August 1932 als Sängerin einen endgültigen Schlussstrich Regina Trompeter das Lyzeum in Lüden- Klärchen in der Operette „Im weißen Rößl“ unter ihre künstlerische Laufbahn und scheid bis zum Abitur. Anschließend von Ralph Benatzky auf dem Schlossberg kehrte in ihren Heimatort zurück. studierte sie in Hagen Musik. Zu ihren in Arnsberg mit und gestaltete die Berta Lehrern gehörten u.a. Kurt Felden, Heinz von Bruneck am 13. und 14. Mai 1933 Was blieb, waren Erinnerungen und eine Schüngeler und Carl Seidemann. Schon in Schillers „Wilhelm Tell“ im Burghof von alte Schellack-Schallplatte, die sich die bald wurde die junge Altistin für kleinere Altena. Sängerin hin und wieder anhörte, die aber Partien an das Stadttheater Hagen ver- eines Tages zerbrach und damit unwieder- pflichtet, wo sie als Brautjungfer in „Der Dann holte sie Adolf Henschke als bringlich verlorenging. Freischütz“ von Carl Maria von Weber und Sängerin zur Westdeutschen Operetten- als Edelknabe in „Lohengrin“ von Richard bühne nach Duisburg-Hamborn. Hier und Wagner das Leben auf der Bühne hautnah bei Gastspielen brillierte sie mehr als fünf- kennenlernte. Zahlreiche Konzerte im zigmal in der Rolle der alten Zigeunerin Märkischen Raum gesellten sich hinzu. Czipra in „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß und dreißigmal als Prinz Orlofsky in Es folgte eine feste Anstellung als Schau- der vom gleichen Komponisten stammen- spielerin und Sängerin bei dem in Hagen den Operette „Die Fledermaus“. Zu weite- ansässigen Westdeutschen Städtebund- ren Werken, in denen Regina Trompeter theater, welches von ihrem ehemaligen auf der Bühne stand, gehörten u.a. „Ihre Lehrer Kurt Felden geleitet wurde und das Hoheit, die Tänzerin“ von Walter W. Goetze, in den umliegenden Orten, die kein „Schwarzwaldmädel“ von Leon Jessel, „Der eigenes Theater besaßen, mit Schauspiel- Bettelstudent“ von Carl Millöcker und und Operettenaufführungen gastierte. „Wiener Blut“ von Johann Strauß.

Von besonderem Reiz waren für die junge Nach ihrer Heirat mit dem Gewerbelehrer Künstlerin Freilichtaufführungen. So wirkte Wilhelm Quincke im Jahre 1937 zog die 128 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 141

Hanni Rafflenbeul-Naber (Konzertsängerin)

geboren am 17. März 1919 in Lüdenscheid gestorben am 15. September 2002 in Schalksmühle

„Soli Deo Gloria - Gott allein die Ehre!“ te, „immer mehr der Kirchenmusik.“ So Viele Konzertreisen unternahm Hanni Dieses Motto stand über dem Leben der kam es, dass sie der Bitte von Ernst Rafflenbeul mit den Eicker-Chören. So Sängerin, die 1919 als Tochter des Kauf- August Eicker, dem Leiter des in Halver- gastierte sie u.a. in der Stuttgarter manns August Naber im Wefelshohl Bever beheimateten Chores „Wir singen Liederhalle, der Donau-Halle Ulm und der geboren wurde. Schon als kleines für Jesus“ gerne nachkam, in Konzerten Oetkerhalle Bielefeld. Mädchen interessierte sich Hanni für Musik, eine Solopartie zu übernehmen, auch bei und es war ihr großer Wunsch, Klavierspiel mehreren Schallplattenaufnahmen. „Seit vielen Jahren“, berichtete mir Ernst und Gesang zu erlernen, wofür die Eltern August Eicker, „kannten wir Hanni volles Verständnis zeigten. Nach dem Dazu gehören u.a. die religiösen Lieder Rafflenbeul als eine sympathische und Schulabschluss war es dann so weit, dass „Es gibt im Leben ein Herzeleid“, „Ein Lied liebe Person mit einer wunderbaren sie in ihrer Heimatstadt bei der ange- vom Kreuz“ und „Jesus will heut dein Altstimme. An ihren Liedern, welche sehenen Gesangspädagogin Elisabeth Heiland sein“, aber auch die Gesamtauf- sehr die Herzen berührten, haben wir uns Boecker-Ewald regelmäßigen Unterricht nahme des Passions-Oratoriums „Hinauf immer erfreut. Persönlich waren wir bekam. Vier Jahre dauerte die intensive gen Jerusalem“ von August Rücker, in durch die Musik und unseren Glauben Ausbildung zur Lied- und Oratoriensängerin. dem Hanni Rafflenbeul-Naber die Altpartie befreundet.“ gestaltete. Bei zahlreichen Aufführungen im heimi- Hanni Rafflenbeul starb am 15. September schen Raum wirkte Hanni Naber in der Eine weitere Langspielplatte der 2002 und fand in Schalksmühle ihren folgenden Zeit als Solistin mit, besonders Sängerin, begleitet von Heinrich Gladen letzten Ruheplatz. in Bach-Kantaten. Nachdem die Sängerin an der Orgel, erschien unter dem 1946 den Werkmeister Werner Rafflenbeul Titel „Dir, dir Jehova, will ich singen“. geheiratet hatte, verzog sie nach Sie enthält elf Lieder u.a. mit der Schalksmühle, wo sie seitdem wohnte. Musik von Johann Sebastian Bach, Johannes Conrad und Felix Mendels- „Von nun an widmete ich mich“, wie mir sohn-Bartholdy. Zu einem verfasste die 129 die Künstlerin vor einigen Jahren berichte- Solistin den Text. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 142

Alfred Diedrich Rahmede (Heimatforscher)

geboren am 12. Januar 1892 in Lüdenscheid-Buckesfeld gestorben am 17. Juni 1975 in Lüdenscheid

Als Nachkomme eines alten Reidemeister- den späteren Lüdenscheider Nachrichten Heimat ausfindig und war, was nur wenige geschlechts wuchs Alfred Diedrich mehr als 450 Beiträge von ihm über heimi- wissen, ein guter Zeichner. Rahmede in der Bergstadt auf, besuchte sche Bauern- und Schmiedegeschlechter, hier die Schule und bestand das Abitur. Portraits bekannter Persönlichkeiten sowie „Seine Freizeit gehörte der Heimatge- Anschließend beabsichtigte er, Mathematik „Vertellekes“ in Hoch- und Plattdeutsch. schichte“, bemerkte Wolfgang Hoffmann und Naturwissenschaften in Münster zu in seinem Nachruf, „und zwar nicht im studieren, brach aber nach kurzer Zeit ab, Gemeinsam mit dem Genealogen Otto Sinne eines stillen ,Privatgelehrten‘, um zunächst als Einjährig-Freiwilliger Lesser erforschte A. D. Rahmede neun- sondern mit der Absicht, die Früchte der seinen Wehrdienst zu absolvieren. Bevor zehn Firmen- und Familiengeschichten. liebevoll und fleißig geführten Forschungen dieser allerdings beendet war, begann Er arbeitete mit am „Buch der Bergstadt weiterzugeben, um bei möglichst vielen 1914 der Weltkrieg, aus dem der junge Lüdenscheid“ (1953), schrieb 1956 die Menschen die Liebe zur Heimat und das Mann erst Ende 1918, mehrfach verwun- 450-jährige Geschichte der Lüdenscheider Verständnis für geschichtliche Zusam- det, heimkehrte. Schützengesellschaft auf und erstellte das menhänge zu wecken.“ reich bebilderte Häuserbuch der Altstadt. Die Lust am Studium war dahin, er wollte Unveröffentlicht blieb eine zweibändige gleich einen Beruf anfangen und begann Stadtgeschichte, die 1943 im Auftrag des eine Lehre bei der Deutschen Bank in damaligen Oberbürgermeisters entstand. Schwelm. Über Wuppertal-Langerfeld kam er 1922 in die neu eröffnete Lüdenscheider Der Forscher, welcher mehr als fünfzehn Filiale, in der er mehr als vier Jahrzehnte Jahre Mitarbeiter der Volkskundlichen bis zu seiner Pensionierung blieb. Kommission in Münster war, stellte eine Sammlung von 3.000 Flurnamen des Den größten Teil seiner Freizeit widmete heimischen Raumes zusammen und er der Erforschung heimatkundlicher sammelte mehr als 1.500 plattdeutsche Themen. Seit 1926 erschienen u.a. im Ausdrücke. Er machte etwa hundert Lüdenscheider General-Anzeiger und in Geschlechterwappen seiner engeren 130 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 143

Johannes (Hans) Raithel (Schriftsteller)

geboren am 31. März 1864 in Benk bei Bayreuth wohnte von 1902 bis 1924 in Lüdenscheid gestorben am 26. September 1939 in Benk bei Bayreuth

Der Platz vor den Berufsbildenden Schulen Meistens bekam man gleich eine zuverläs- Fuchs“, eine Gymnasialgeschichte in am Buckesfeld erhielt seinen Namen nach sige Auskunft, oder der Gelehrte schlug in Versen. dem Pädagogen und Schriftsteller seiner Bücherei von mehreren tausend Johannes Raithel, welcher längere Zeit in Bänden nach und konnte den Fragesteller Anlässlich der Namensgebung des Lüdenscheid lebte und wirkte und von befriedigen.“ Raithelplatzes in Lüdenscheid wurde eine dem es in einem Nachruf heißt: „Er war ein städtische Stiftung angekündigt, welche großer, in seinen persönlichen Ansprüchen Johannes Raithel zog es auch hinaus in sich für die Verbreitung der Werke des mehr als bescheidener Mann.“ die Ferne. So unternahm er Studienreisen Autors in der Stadt und speziell in nach England, Frankreich, Italien und Lüdenscheider Schulen einsetzen sollte. Nach seinem Schulbesuch studierte er Amerika. 1924 trat er im Alter von sechzig Philosophie, Geschichte, Germanistik und Jahren auf eigenen Wunsch in den Ruhe- Raithel war, wie sein Kollege Burkhart neue Sprachen. Seine erste Anstellung stand und verließ wenig später Lüden- Schomburg bemerkte, ein „gütiger erhielt er als Oberlehrer in Oldenburg und scheid, um sich in seinem Geburtsort Mensch, der sich nie vordrängte, aber in kam anschließend 1902 zum Realgym- wieder verstärkt der Schriftstellerei zuzu- der Stille schaffte und immer zur Hilfe nasium in Lüdenscheid als Studienrat und wenden. bereit war.“ Professor. Bei seinen Büchern, von denen die „Er hatte“, wie sich sein Kollege Burkhart meisten mehrere Auflagen erreichten, Schomburg später erinnerte, „ein erstaun- handelte es sich hauptsächlich um lich umfassendes Wissen, dieser Bauern- fränkische Bauernromane, und es kam sohn aus dem Frankenlande, der schon vor, dass deren Autor als „Rosegger des als Junge aus seinem Elternhaus ausge- Fichtelgebirges“ bezeichnet wurde. Zu rückt war und sich nächtelang in Hecken den bekanntesten Werken gehören: versteckt gehalten hatte. Wenn man „Annameig“, „Der Schusterhans“, irgendeine Frage auf dem Herzen hatte, „Auf dem schmalen Steg“, „Herrle und 131 durfte man sich getrost an ihn wenden. Hannile“, aber auch „Der Luchs und der Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 144

Prof. Dr. Albert Reble (Pädagoge)

geboren am 20. August 1910 in Magdeburg wohnte von 1950 bis 1954 in Lüdenscheid gestorben am 29. September 2000 in Würzburg

„In seiner Lüdenscheider Zeit, nämlich machers zum Dr. phil. Albert Reble Akademie gemeinen Wissens in Erfurt, zu 1951, veröffentlichte Reble“, wie Axel arbeitete zunächst an Volksschulen, legte deren Ehrenmitglied er 1991 ernannt Krüger in einem Nachruf schrieb, aber während dieser Zeit die Prüfungen für wurde. „die erste Ausgabe seines bekanntesten Mittelschulen und das höhere Lehramt ab. Werkes, der ,Geschichte der Pädagogik‘. „Nach sechs Jahren Kriegsdienst ließ er Von seinen zahlreichen Einzelveröffent- Dieses Buch setzte nach Aussage von sich“, um noch einmal Axel Krüger zu lichungen seien stellvertretend angeführt: Fachkollegen Rebles Maßstäbe für die zitieren, „vom Reformpädagogen Peter „Pestalozzis Menschenbild und die Gegen- historische Beurteilung der Erziehungs- Petersen ermuntern, die Lehrerbildung in wart“ (1952), „Kerschensteiner“ (1955), wissenschaften.“ der Sowjetischen Besatzungszone in Halle „Lehrerbild in Deutschland“ (1958), mit aufzubauen. Als im Rahmen der „Hugo Gaudig - ein Wegbereiter der Bis zum Tode des Autors erschien das Sowjetisierungskampagne alle älteren modernen Erlebnispädagogik?“ (1981) und Werk in 19 Auflagen, wurde in zahlreiche pädagogischen Theorien als ,bürgerlich‘ 1993 die „Geschichte der Lehrerbildung in Sprachen übersetzt, so ins Griechische, gebrandmarkt wurden, ging Reble als autobiographischer Sicht“, herausgegeben Koreanische und Slowakische. Gymnasiallehrer erst nach Düsseldorf und von D. P. J. Wynands. dann nach Lüdenscheid.“ Albert Reble, als Sohn eines angesehenen In seiner Einleitung zur „Geschichte der Juweliers in Magdeburg geboren, be- Von 1950 bis 1954 unterrichtete er als Pädagogik“ schrieb Albert Reble: suchte das Gymnasium und bestand 1929 Studienrat am Zeppelin-Gymnasium. „Erziehung vollzieht sich nicht im luftleeren die Reifeprüfung. Anschließend studierte er Anschließend lehrte er von 1954 bis 1962 Raum, als eingleisige Verbindung zwischen zunächst an der Pädagogischen Akademie an den Pädagogischen Akademien in ,dem‘ Erzieher und ,dem‘ Zögling über- Erfurt, dann an den Universitäten von Jena Bielefeld und Münster, später, bis zu seiner haupt; sie ist vielmehr zutiefst verwoben in und Leipzig u.a. bei Theodor Litt. Seine Emeritierung im Jahre 1975, als Experte das höchst komplexe geschichtliche Hauptstudiengebiete waren Germanistik, für die „Geschichte der Pädagogik“ an der Gesamtleben und ist selbst ein geschicht- Geschichte, Pädagogik und Philosophie. Universität Würzburg. liches Phänomen.“ 1935 promovierte er mit einer Arbeit über die Kulturphilosophie Friedrich Schleier- Seit 1936 war Albert Reble Mitglied der 132 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 145

Marga Reininghaus (Sängerin)

geboren am 11. Februar 1915 in Hagen/Westf. gestorben am 19. Mai 1995 in Lüdenscheid

„Wandle, als träte mein zagender Schritt gekehrt nach Westfalen, heiratete sie den gemeinsam mit dem Pianisten Hans nicht irdische Matten, Lüdenscheider Fabrikanten Arnold Gulden Lieder erarbeitete, von denen eine Zöge im Fluge der Wolken schon mit, Reininghaus. Ihre Gesangsausbildung fand Auswahl bei der Electrola-Gesellschaft in Ein seliger Schatten.“ eine Fortsetzung bei der angesehenen Köln für Schallplatten aufgenommen Pädagogin Elisabeth Boecker-Ewald. wurde. Leise verklingt die warme Altstimme von Marga Reininghaus mit diesem Lied von Seit dieser Zeit wirkte Marga Reininghaus Nachdem sich Marga Reininghaus ent- Edward Grieg, begleitet von Hans Gulden bei Kammermusikabenden der Volkshoch- schlossen hatte, nicht mehr öffentlich zu am Klavier, in einer Schallplattenaufnahme schule unter Leitung von Hans Gulden mit, singen, schenkte sie ihren wertvollen aus dem Jahre 1964. gestaltete eigene Liederabende, sang Flügel und viele Noten der Lüdenscheider solistisch in Messen und Oratorien, war hin Musikschule, um jungen Menschen damit Erinnerungen werden wach an die begna- und wieder auch mit Opernarien im Freude zu bereiten. dete Sängerin und liebenswerte Frau, Konzertsaal zu erleben. Ihre künstlerische deren Stimme nur noch in Tondokumenten Tätigkeit führte sie nicht nur in Orte ihrer Noch einmal lausche ich ihrer Stimme, zu hören ist. engeren Heimat, sondern auch nach diesmal mit Händels „Arioso“, in dem es Niedersachsen, ins Rhein- und Siegerland. heißt: „Du führst uns, Gott, an Deiner Nach dem Besuch von Oberlyzeum und In besonderer Erinnerung blieb ihr eine Hand zum ewgen Ziel.“ Höherer Handelsschule in Hagen begann Darbietung von Bachs Matthäus-Passion, sie achtzehnjährig ein Gesangsstudium am bei der sie 1951 in Bünde unter Leitung Konservatorium von Carl Seidemann, von Musikdirektor Schaller die Altpartie nachdem sie bereits Jahre zuvor den gesungen hatte, begleitet vom Herforder ersten Klavierunterricht erhalten hatte. Symphonie-Orchester.

Im Anschluss an eine fast vier Jahre Dann wurde es in der Öffentlichkeit immer dauernde Ausbildung zur Altistin folgte ein stiller um die Künstlerin, welche sich 133 einjähriger Amerika-Aufenthalt. Zurück- auf Hauskonzerte beschränkte und Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 146

Gerhard Reipert (Maler und Grafiker)

geboren am 20. März 1919 in Teplitz wohnte von 1948 bis 1956 in Lüdenscheid gestorben am 3. November 1994 in Freudenberg, Kreis Siegen-Wittgenstein

Zu den Lehrern am Lüdenscheider An Wochenenden konnte man Gerhard und Designer. In seinem Atelier entstanden Zeppelin-Gymnasium, an die ich Reipert häufig in der Altstadt oder in der zahlreiche Aquarelle, Zeichnungen und besonders gern zurückdenke, Umgebung treffen, wenn er mit dem Reliefs, die u.a. in Baden-Baden, Prag, gehört Gerhard Reipert, der es verstand, Bleistift interessante Bauwerke, aber auch Riga und Wien gezeigt wurden, aber auch seinen Schülern, auch mir, die Liebe Landschaften auf seinem Skizzenblock mehrmals in Siegen, so 1991, als anlässlich zur bildenden Kunst zu vermitteln. festhielt, um einige der Ansichten als der Ausstellungseröffnung Dr. Ursula Federzeichnung daheim zu gestalten. Blanchebarbe vom Siegerland-Museum Aus Böhmen stammend, hatte der Buchhändler und Verleger Kurt Eckhardt hervorhob, dass Gerhard Reipert bewusst Pädagoge als Sohn eines Mathematik- war von den Arbeiten des Zeichners so den formalistischen Experimenten des professors 1919 in Teplitz das Licht beeindruckt, dass er sie in Schaufenstern modernen Kunstbetriebs fern stehe. Stets der Welt erblickt. Nach dem Schul- seines Geschäftes ausstellte und eine gehe dem eigentlichen Werk ein sehr abschluss studierte er in Prag an der Auswahl als Federlithos in einer Mappe, persönlicher Erkenntnisprozess voran. Kunstakademie als Meisterschüler aber auch als Einzelblätter veröffentlichte, von Professor Hönich und an der welche großen Anklang fanden. Viele Jahre lang veröffentlichte die Karls-Universität, der ältesten deutsch- „Siegener Zeitung“, sehr zur Freude ihrer sprachigen Hochschule, wo er, Da der Pädagoge als Katholik - leider - Leser, „seine subtilen Dorf- und Stadt- auf Wunsch seines Vaters, den Lehramts- keine Möglichkeit einer festen Anstellung ansichten aus den engeren Heimat- abschluss in Mathematik erwarb. am Zeppelin-Gymnasium fand, verließ er grenzen“. Und als der Tod von „Jonny“ 1956 die Bergstadt und zog nach Siegen, Reipert, wie ihn viele Freunde nannten, Während des Zweiten Weltkriegs wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre bekannt wurde, meinte ein Mitarbeiter der begann seine Unterrichtstätigkeit 1983, zuletzt als Studiendirektor, am Lokalredaktion im Nachruf, dass der in Böhmen, ehe er, schwerverletzt, Löhrtor-Gymnasium unterrichtete. Künstler zeitlebens versucht habe, nach Westfalen gelangte. „zahlreichen jungen Menschen die Freude Über Plettenberg kam er 1948 als Schon bald nach seinem Umzug ins des Malens und Zeichnens zu vermitteln“, Studienassessor zum Lüdenscheider Siegerland erwarb sich der Künstler hier - auch mir. Zeppelin-Gymnasium. einen guten Namen als Zeichner, Grafiker 134 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 147

Prof. Carl Rhein (Bildhauer und Medailleur)

geboren am 30. Oktober 1884 in Lüdenscheid wohnte von 1894 bis 1921 in Lüdenscheid gestorben am 24. Januar 1946 in Eutin

„Er blieb in der Zurückhaltung, weil er sie 1923 einem Ruf an die „Handwerker- und Auswirkung der Brüningschen Notver- für seine Arbeit brauchte, und war nicht Kunstgewerbeschule“ Kiel, wo er 1927 ordnungen geschlossen wurde, arbeitete bereit, in den Kreis derer zu gehen, die zum Professor ernannt wurde. der Künstler dort unermüdlich weiter in der das Innerliche der Kunst für den äußeren trügerischen Hoffnung, eine baldige Schein aufgaben.“ In dieser Zeit entstanden, neben der päda- Neueröffnung stehe kurz bevor. Auch gogischen Tätigkeit, zahlreiche Porträt- nachdem sich der Medailleur 1943 in Eutin Mit diesen Worten charakterisierte büsten und Gedenktafeln, Plaketten, niedergelassen hatte, führte er seinen Friedrich Griese im Dezemberheft 1950 Medaillen und Schmuckstücke. Und noch Unterricht in der Landeshauptstadt bis zur der Zeitschrift „Schleswig-Holstein“ den einmal sei Friedrich Griese zitiert, welcher Zerstörung der Schule durch Bomben im 1884 in Lüdenscheid geborenen Carl meint: „Wenn man dann einzelne Stücke Jahre 1943 fort. Rhein. Dieser wandte sich, wie auch des von Carl Rhein Geschaffenen betrach- sein Bruder Rudolf Josef, nach der Schul- tet, wird man bei fast jedem daran Noch 1944 erhielt Carl Rhein erneut eine entlassung einem weitgehend künstleri- erinnert, daß ihn in jenen Jahren, da Auge Einberufung zur Wehrmacht und nach schen Beruf zu. Er erlernte das Graveur- und Hand gebildet wurden, die Landschaft Kriegsende gelangte er über Lüdenscheid, und Ziselierhandwerk und studierte seiner westfälischen Heimat umgab. wo er kurze Zeit an der Berufsschule anschließend aufgrund eines Stipendiums Immer wieder ist es das freilebende Tier, unterrichtete, zurück nach Eutin. Hier starb an der Zeichenakademie Hanau. Es folg- das er darstellt, und hier vor allem das er im Januar 1946 an den Folgen eines ten ein Aufenthalt in der Künstlerkolonie zarte, das maßvoll Schöne in Haltung und Unglücksfalls. Darmstadt und ein ergänzendes Studium Bewegung: der Vogel in der Luft, das bei den Professoren Behrends und Füllen ohne Zaum und Gatter, das ruhende Olbricht in Berlin. oder schreitende Reh, jedes mit dem sicheren Auge des Künstlers hineingestellt Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges, in den verfügbaren Raum.“ an dem er aktiv teilgenommen hatte, erhielt Carl Rhein an der Berliner Obwohl 1932 die Fachklasse von Profes- 135 Hochschule ein Atelier und folgte dann sor Rhein an der Kieler Gewerbeschule als Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 148

Rudolf Josef Rhein (Maler/Grafiker)

geboren am 15. Dezember 1897 in Halver-Oberbrügge wohnte von 1897 bis 1927 in Lüdenscheid gestorben am 6. Januar 1970 in Köln

Geboren in Oberbrügge und aufgewach- zeichnete, fertigte Radierungen und Dombrowski, Walther Klemm und Irmgard sen in Lüdenscheid im Kreise seiner Holzschnitte an, aber auch farbige Zinko- Wessel-Zumloh - auch Rudi Rhein mit Geschwister, interessierte sich Rudolf graphien. Dabei darf nicht vergessen fünf Holzschnitten, teils farbig, teils Rhein, ähnlich wie sein älterer Bruder Carl, werden, dass ebenfalls zahlreiche Gemäl- Schwarz-Weiß, vertreten. Doch kein schon früh für die unterschiedlichsten de zum Œuvre dieses Künstlers gehören. Kritiker der heimischen Presse erwähnte Bereiche bildender Kunst. Nach seiner Zu besonderen Anlässen sandte er seinen Namen. Schulentlassung folgte eine Lehre Freunden und Bekannten häufig kleine als technischer Zeichner, und bereits Karten mit oft kritischen Grafiken, denen er Am Dreikönigstag des Jahres 1970 ist 1925 entledigte er sich der Aufgabe, nicht selten humorvolle Verse hinzufügte. der Grafiker und Maler, 72-jährig, in seiner Illustrationen zu einem Band mit Sagen Wahlheimat Köln gestorben. des märkischen Sauerlandes anzufertigen, Im Mittelpunkt seines Schaffens standen mit solchem Können, dass er auch über immer wieder Menschen, seien es Mutter In einem Nachruf der Lüdenscheider die Grenzen seines Heimatortes hinaus und Kind oder auch der brotlose Maler, Nachrichten heißt es: „Er war ein Meister Anerkennung fand. der Krüppel oder der Greis. Viele Jahre der kleinen und stillen Dinge. Verhaltene zählte Rudi Rhein zu den Mitarbeitern der Schwermut und köstlicher Humor formten Von 1927 bis 1931 besuchte Rudi Rhein, von Wilhelm Geißler und F. M. Jansen die behutsame Sprache, mit der er die wie er von Freunden genannt wurde, gegründeten „Woensampresse“, einer Welt, so wie er sie sah und verstand, die Kölner Werkkunstschule, arbeitete auf Werkgemeinschaft deutscher Grafiker, deutlich machte.“ den Gebieten Malerei und Grafik, zuletzt die sich zur Aufgabe gesetzt hatte, als Meisterschüler von Professor Richard Interessenten gute zeitgenössische Grafik Seewald. Anschließend ließ sich der zu erschwinglichen Preisen anzubieten. junge Mann als freischaffender Künstler in Köln nieder. Als im Dezember 1951 im Lüdenscheider Stadthaussaal eine Ausstellung mit mehr Seine besondere Vorliebe galt den unter- als hundert Grafiken der „Woensam- schiedlichsten grafischen Techniken; er presse“ gezeigt wurde, war - neben Ernst 136 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 149

Claus Rüggebrecht (Schriftsteller)

geboren am 18. März 1939 in Königsberg gestorben am 10. Mai 1987 in Lüdenscheid

In Ostpreußen aufgewachsen, kam Claus Mehrere Jahre verließ der Journalist „Moderne Kunst“ enthalten: Rüggebrecht im Anschluss an Krieg und Lüdenscheid, um in Stuttgart Fuß zu Ach, Leute, laßt das Weheklagen Vertreibung über Weimar und Münster fassen, was ihm allerdings nicht gelang. ob jeder Plastik, die der Rat, nach Lüdenscheid, wo er das Zeppelin- Er kehrte Anfang der siebziger Jahre in die er ist befugt, er hat das Sagen, Gymnasium besuchte. Bergstadt zurück und stürzte sich in der auf Plätzen aufgestellet hat. Redaktion der Lüdenscheider Nachrichten Nach ihrem Sinn sollt ihr nicht fragen; Anschließend begann er 1961 als Volontär erneut auf die Arbeit. Zahllose Berichte denn der Kulturausschuß ermißt in der Lokalredaktion der Lüdenscheider erschienen unter dem Kürzel „-gg-“, und - das will ja schon der Name sagen - Nachrichten und „er bewährte sich hier“, 1979 stellte er in Eigenverantwortung eine was kultureller Ausschuß ist. wie sein Kollege Wolfgang Hoffmann 160 Seiten starke Sonderbeilage aus schrieb, „als ein Redakteur, der stilsicher Anlass des 125-jährigen Zeitungsjubiläums und farbig zu schreiben wußte, ein fundier- zusammen. tes Urteil über Theater, Literatur und bildende Kunst entwickelte, ohne Arroganz Eine besondere Ehre wurde Claus auch den ,kleinen‘ Dingen des Stadtge- Rüggebrecht 1982 zuteil, als ihm für schehens liebevoll nachspürte. Früh zeigte seine Kurzgeschichte „Bus für Tunesien“ sich aber auch eine fast kindliche Arg- und ein Schriftstellerpreis des Ministeriums Wehrlosigkeit gegenüber den praktischen für wirtschaftliche Zusammenarbeit Widrigkeiten des Lebens, sei es im beruf- zuerkannt wurde. lichen oder privaten Bereich.“ Im Herbst 1986 heiratete er die Schau- Angezogen vom hellen Licht des Mittel- spielerin Karin Hübner, die erste „My Fair meerraumes unternahm Claus Rügge- Lady“ auf deutschen Bühnen, mit der er brecht mehrere Reisen nach Griechenland, 1987 gemeinsam das Lyrik-Bändchen Portugal und Tunesien, über die er an- „Ruf Dich selbst zurück“ herausgab. In ihm 137 schließend in literarischer Form berichtete. ist sein für ihn typisches Gedicht über Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 150

Waldemar Runde (Maler)

geboren am 25. Juni 1892 in Lüdenscheid gestorben am 10. Dezember 1988 in Lüdenscheid

„Nichts, was ich geschaffen habe, war Waldemar Runde in München die private weltbekannter Persönlichkeiten bis hin zu weltbewegend, sollte es auch nie sein. Ich Malschule von Professor Walther Thor, in bemerkenswerten Selbstporträts reichten. habe keinen neuen Stil, keine neue der er vorrangig mit dem Umgang mit Kunstrichtung begründet oder beeinflußt. Farben vertraut gemacht wurde. In den letzten Jahren seines langen In erster Linie habe ich gemalt, was mir Schaffens legte Waldemar Runde den Freude machte.“ Beides, die gekonnte Zeichnung sowie Pinsel beiseite, um sich gekonnt schlichten die stimmige Einbeziehung von Farbe Zeichnungen zuzuwenden, welche von Mit diesen nüchternen Worten blickte wurde für das weitere Werk des Künstlers der Weisheit des Alters geprägt zu sein Waldemar Runde am Ende seines Lebens wesentlich. scheinen. auf das bisherige Schaffen zurück. Nach Hause zurückgekehrt, suchte der Außer in Lüdenscheid, wo er u.a. anläss- Begonnen hatte es damit, dass seine Maler in den zwanziger und dreißiger lich seines 80. Geburtstages mit einer Vorliebe für Malen und Zeichnen bereits in Jahren mit Vorliebe Handwerker an ihrem umfangreichen Ausstellung im Rathaus- früher Jugend aus Anlass eines Bremer Arbeitsplatz auf, um sie bei ihrer Tätigkeit foyer geehrt wurde, waren seine Bilder in Wettbewerbs mit einem ersten Preis im Bilde festzuhalten. So entstanden in Arnsberg, Dortmund, Hagen, Hasselt, bedacht wurde. Es folgte eine gründliche Tempera, Öl oder Pastell die Werke Herne und Schwerte zu sehen. Lithographenlehre in seiner Heimatstadt, „Am Dampfhammer“, „Schüppenschmiede ergänzt durch die intensive Anleitung in „Kokillenguß“ und „Im Hammerwerk“, Im November 2003 wird die Sparkasse Bleistift-, Kreide- und Kohlezeichnen durch welche sich heute im Besitz des Museums Lüdenscheid mit einer Ausstellung an den Bildhauer Gottwalt Kuhse, dem Leiter einer der Stadt Lüdenscheid befinden. Künstler erinnern. privaten Modellierschule für Graveure in Lüdenscheid. Einen weiteren Schwerpunkt im Schaffen des Künstlers stellten, neben Tier- und Im Anschluss an eine kürzere Tätigkeit als Landschaftsbildern, zahlreiche Porträts Illustrationszeichner in Köln und der dar, welche vom Bild einer alten Bäuerin Teilnahme am Ersten Weltkrieg besuchte über die Köpfe prominenter Mitbürger und 138 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 151

Wilhelm Sauerländer (Autor/Geschichtsforscher)

geboren am 24. Juni 1891 in Haldem, Kreis Lübbecke gestorben 28. Mai 1967 in Lüdenscheid

Anlässlich seines 75. Geburtstages Altersgenossen fühlte er sich dem von 1723“ (1958) und der „Geschichte der charakterisierte Franz Krins den Päda- Wandervogel und der Jugendbewegung Stadt Lüdenscheid von den Anfängen bis gogen in der Zeitschrift „Der Märker“ mit eng verbunden. zum Jahre 1813“ (1965). folgenden Worten: „Wer Sauerländer kennt, weiß, daß bei aller Herzlichkeit im Von 1919 bis 1936 unterrichtete er an Daneben forschte Wilhelm Sauerländer persönlichen Verkehr, er in Fragen seines einem Bielefelder Gymnasium, dann kam über Karl Theodor Ferdinand Grün und Faches ein nüchterner, sachlicher Kritiker er zum Zeppelin-Gymnasium in über die Revolutionsjahre 1848 bis 1850. ist, der sich nicht scheut, auch klar und Lüdenscheid, wo er – noch über seine Viele Jahre gab er die stadtgeschichtliche eindeutig seine Meinung zu vertreten. Daher Pensionierung hinaus - bis 1959 blieb. Zeitungsbeilage „Der Reidemeister“, wird sein Urteil zwar gelegentlich gefürch- das Mitteilungsblatt des Lüdenscheider tet, aber doch geschätzt und anerkannt.“ Unterbrochen wurde diese pädagogische Geschichtsvereins, heraus. Als Kreis- Tätigkeit durch die Teilnahme am Zweiten heimatgebietsleiter wirkte er im West- Aus einer Lehrerfamilie stammend, be- Weltkrieg, aus dem Wilhelm Sauerländer fälischen Heimatbund mit. suchte Wilhelm Sauerländer das als Hauptmann zurückkehrte. Gymnasium in Minden und bestand hier Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde 1911 die Abiturprüfung. Anschließend In seiner Freizeit leitete er ab 1948 neben- der Forscher und Autor mit der Ehren- studierte er Deutsch, Geschichte, ev. beruflich das Stadtarchiv, schrieb Beiträge plakette der Stadt Lüdenscheid ausge- Theologie und Sport in Marburg, Berlin u.a. für Tageszeitungen und den „Märker“. zeichnet. und Münster. Noch vor seinem Abschluss- Seine intensive Beschäftigung mit der examen erhielt er während des Ersten Lüdenscheider Stadtgeschichte fand ihren Weltkriegs die Einberufung zum Wehr- Niederschlag in vier wichtigen Veröffent- dienst. Er kämpfte, wurde schwer verwun- lichungen, in der „Kirchen- und Schulge- det und als Leutnant entlassen. schichte der Stadt und des Kirchspiels Lüdenscheid von den Anfängen bis 1800“ Zur Universität zurückgekehrt, bestand er (1952), in dem „Stadt- und Gildebuch 139 1918 sein Staatsexamen. Wie viele seiner 1682 bis 1809“ (1954), der „Brandakte Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 152 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 153

Sepp Schelz (Autor)

geboren am 12. Dezember 1917 in Aussig an der Elbe wohnte von 1949 bis 1959 in Lüdenscheid gestorben am 1. März 1986 in Hamburg

„Mit Sepp Schelz hat die Hamburger kämpfte er an der Westfront, kam in Preises“ der Stadt Wuppertal berufen, war Presse, hat unsere Stadt einen profilierten amerikanische Gefangenschaft, wo er u.a. Förderer im „Ring bergischer Künstler“ (rbk) und engagierten Journalisten verloren. mit Martin Held eine Lagertheatertruppe und Mitinitiator der ersten Ausstellungen Sein Wirken als Chefredakteur, als Verlags- aufzog. 1947 nach Arnsberg entlassen, polnischer Künstler in der Bundesrepublik. leiter des Deutschen Allgemeinen tingelte er u.a. mit Hanns Ernst Jäger über Sonntagsblatts und in jüngster Zeit als sauerländische Dörfer. Ab 1964 als Leiter des Evangelischen Verlagsdirektor und Mitherausgeber der Publizistischen Zentrums Berlin und enger Hamburger Morgenpost sicherte ihm einen Nach einem Volontariat bei der „Westfalen- Mitarbeiter von Bischof Kurt Scharf setzte wichtigen Platz in der deutschen Publizistik.“ post“ in Soest bekam er 1949 als Redak- sich Schelz für den Dialog mit Polen und teur der „Lüdenscheider Nachrichten“ den rebellierenden Studenten ein, beson- Mit diesen Worten würdigte der damalige seine erste feste Stelle, engagierte sich im ders während seiner Tätigkeit als Dozent Hamburger Erste Bürgermeister Klaus von Stadtrat und gründete eine Familie. für Publizistik an der Kirchlichen Hoch- Dohnany Sepp Schelz, der seine publi- Bis 1956, zuletzt als stellvertretender schule Berlin. Für seinen Beitrag zur zistische Karriere in Lüdenscheid begann. Chefredakteur, blieb er bei den „LN“. deutsch-polnischen Versöhnung wurde 1953 zählte er neben Gustav Heinemann, ihm 1971 das Bundesverdienstkreuz Geboren 1917 im Sudetenland, und zwar Johannes Rau und anderen zu den Grün- verliehen. Von 1971 bis 1983 war Sepp noch als „Kakanier“, also Bürger der öster- dungsmitgliedern der Gesamtdeutschen Schelz Verlagsdirektor des Deutschen reichisch-ungarischen Doppelmonarchie, Volkspartei (GVP), die zugunsten der Allgemeinen Sonntagsblatts, ab 1983 absolvierte er zunächst eine kaufmänni- Wiedervereinigung für eine Neutralität Mitherausgeber der Hamburger Morgen- sche Ausbildung. Zur Wehrmacht Deutschlands eintrat. 1956 nahm er das post. 1984 wurde er zum Vorsitzenden eingezogen, nahm er am Russlandfeldzug Angebot der „Westfälischen Rundschau“ der Hamburger Medientage berufen. teil und erlitt vor Moskau schwerste in Wuppertal an, ihr Chefredakteur zu In all den Jahren war er publizistisch tätig Erfrierungen an Händen und Füßen. Nicht werden. 1959 erfolgte der Umzug ins und veröffentlichte einige Bücher: mehr fronteinsatzfähig konnte er in Jena Bergische Land. Hier engagierte sich „Weltkirche in Aktion“, „Die fromme das Abitur machen und ein Studium der Schelz besonders in der Kulturpolitik, Schröpfung“, „Sekundenzeiger“ und „Die 140 Literaturwissenschaften beginnen. 1944 wurde ins Kuratorium des „von-der-Heydt- Tyrannei der Werte“. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 154

Alfred Schiffer (Konzert- und Opernsänger)

geboren am 17. Januar 1945 in Lüdenscheid gestorben am 10. September 1967 in Lüdenscheid

Am 3. März des Jahres 1967 kamen zahl- Karriere und seinem Leben wenige Monate Am 2. November 1963 sang er im Theater reiche Lüdenscheider Musikfreunde in den später ein jähes Ende. Hagen vor und wurde für die folgenden Stadthaussaal, um einem Konzert mit dem beiden Spielzeiten als 2. Chorbass ver- jungen heimischen Bassbariton Alfred Musik hatte Alfred Schiffer von Kindheit an pflichtet. Er blieb bis zum 1. Oktober 1965, Schiffer zu lauschen, bei dem er Lieder begleitet, ja, eine wesentliche Rolle um dann zur Kölner Musikhochschule von Schubert, Schumann, Richard Strauss gespielt. Schon als kleiner Junge lauschte zurückzukehren. und vortrug, aber auch er, wenn seine Mutter, eine begeisterte Opernarien von Wagner und Verdi. Opernliebhaberin, bekannte Melodien auf Mehrmals konnten Lüdenscheider Musik- dem Klavier spielte oder ihre Schallplatten freunde dem jungen Sänger lauschen, so Im Gespräch mit einem Reporter meinte auflegte. am 2. April 1960 bei einem „Gemein- damals der Sänger: „Auch wenn ich mein schaftskonzert“ heimischer Chöre in der Studium an der Staatlichen Musikhoch- In der Schule holte ihn sein Musiklehrer Erholung, am 19. November 1961 bei schule beendet habe - fertig bin ich noch Richard Kamp in den Chor und betraute einem „Lieder-, Balladen- und Opern- lange nicht, fertig ist man eigentlich nie. ihn hin und wieder mit kleineren Solo- abend“ im Parktheater und am 24. April Jetzt muß ich mich erst bewähren, und das partien. Er war es auch, der dafür sorgte, 1964 bei einem Schülerkonzert der geht nur, wenn ich weiter hart an mir dass die Lüdenscheider Gesangs- Gesangsschule Boecker-Ewald im Stadt- arbeite.“ pädagogin Elisabeth Boecker-Ewald haussaal. den jungen Mann so intensiv schulte, Für die Spielzeit 1967/68 hatte er ein dass er später einen Platz an der Musik- Wenige Monate vor seinem Tode meinte Engagement bei den Bühnen der Landes- hochschule Köln erhielt, wo ihn die Alfred Schiffer: „Wenn es eines Tages mit hauptstadt Kiel erhalten, wo er u.a. als Schauspielpädagogin Gernoth-Heindl und dem Singen nicht mehr klappen sollte, Schaunard in Puccinis „La Bohéme“, als Kammersänger Josef Metternich weiter würde ich als Pförtner oder Maskenbildner Tonio in Leoncavallos „Bajazzo“ und als ausbildeten. In Hochschulaufführungen beim Theater bleiben.“ Heerrufer in Wagners „Lohengrin“ auftreten lernte er die Bühnenpraxis kennen und sollte. Doch so weit kam es nicht. Eine wurde auch als Gast an die Kölner Oper heimtückische Krankheit setzte seiner verpflichtet. 141 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 155

Willy Schlöter (Autor)

geboren am 4. August 1905 in Lüdenscheid gestorben am 30. Oktober 1980 in Lüdenscheid

Als Sohn eines Schneiders kam er in nisten Peter Kreuder und Friedrich Mehr als hundert Schlagertexte hat der Lüdenscheid zur Welt, hatte aber selber Schroeder. 1931 verfasste Willy Schlöter Autor im Laufe seines Lebens verfasst, so nach seiner Schulentlassung keinerlei Lust, für die UFA ein Manuskript, das für den zu den Liedern „Alle Neune“, „Vergiss und den väterlichen Beruf zu ergreifen, da er sich Film „Gib mir ein Autogramm“ mit Lilian vergib“, „Wenn die roten Rosen blühen“ mehr zur Schriftstellerei hingezogen fühlte. Harvey vorgesehen war. und „Signore Capitano“, von denen einige ins Englische, Französische und So verfasste er zunächst, gemeinsam mit Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs Holländische übertragen wurden und von Rolf Rippel als Komponist, für den Lüden- kehrte der Autor in seinen Geburtsort denen mehr als fünfzehn auf Schallplatten scheider Turnverein 1861 die Operette zurück. Hier schrieb er u.a. den Text zu (u.a. ARIOLA, ODEON und TELEFUNKEN) „Der Walzerkönig“, welche in der der Operette „Stapellauf ins Glück“, in der erschienen sind. Schützenhalle ihre Uraufführung erlebte. Es auch das Lied „Ja, ihr Frauen seid so folgten das Singspiel „Was fragt die Liebe herrlich“ vorkommt, welches der Lüden- nach Millionen?“ und „Susie und das scheider Tenor Herbert Ross auf Schall- Militär“, deren Erstaufführungen ebenfalls platte aufnahm. in Lüdenscheid stattfanden. Weitere Liedtexte folgten, denen teilweise Nächste Station war für Willy Schlöter größere Erfolge beschieden waren: Berlin, wo er sich als freischaffender Autor Bei den Deutschen Schlagerfestspielen niederließ. Hier entstand der Text zu dem 1960 in Wiesbaden erreichte sein von Lied „Geiger, laß die Geigen nicht so G. Tilgert vertontes Lied „Es kommt eine weinen“, das in der deutschen Hauptstadt Zeit“ den zehnten Platz. Mit seinem Text schon bald zum Schlager wurde. zu „Lexikon d‘Amour“, mit der Musik des gleichen Komponisten, gelangte er 1962 Am Stammtisch saß der Sauerländer nun bei der nationalen Vorentscheidung zum mit zahlreichen Prominenten, so dem Grand Prix de la Chanson in Baden-Baden 142 Arrangeur Gerhard Mohr und den Kompo- auf den sechsten Platz. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 156 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 157

Dr. Heinz Schlötermann (Theater- und Religionswissenschaftler)

geboren am 14. Juni 1913 in Lüdenscheid gestorben am 27. Januar 1985 in Mannheim

Ich begann meine „Schulzeit im Zeppelin- Fehling in der Tasche, und kam mit seiner Jugendaustausch mit der Stadt Brighouse Gymnasium, in dem ich stets ein Frau nach Lüdenscheid. durchzuführen, was er auch tat. Er reiste schlechter Schüler war, weil ich nie bereit mit seinem „Laienspielring“ 1950 und 1951 und Willens gewesen bin, mich einem Hier beeinflusste er das kulturelle Leben nach England, zeigte seine Einstudierun- Konformismus zu beugen“, berichtete maßgeblich: Er gehörte zu den Mitbegrün- gen in mehreren Orten, auch in London. 1970 Heinz Schlötermann, der nach dern der Volkshochschule, hielt Vorträge Inzwischen hatte die Bezirks-Regierung bestandenem Abitur ab 1935 in Köln zu literarischen und philosophischen Arnsberg seine Fähigkeiten erkannt Theaterwissenschaft, Philosophie und Themen und schrieb eine dreibändige und ihn zum Beauftragten für Laienspiel Kunstgeschichte studierte, sich dann in „Einführung in die Philosophie“ (1947/48). ernannt. Berlin mit Theologie beschäftigte, wobei Bertholst und Hans Lietzmann seine Von besonderer Bedeutung war seine Im Jahre 1951 verließ Heinz Schlötermann Lehrer waren. Den letzten Teil seiner Gründung und Leitung eines Laienspiel- die Bergstadt, zog zunächst nach Studien verbrachte er in Jena bei den rings, der 1946 mit ersten Proben begann Hannover, später nach Baden. Zwanzig Professoren Karl Heusel und Bruno Bauch. und bis 1951 existierte. Gezeigt wurden Jahre arbeitete er an führender Stelle in 1938 promovierte er mit einer wert- u.a. Goethes „Faust“ und „Der Kreide- der „Freireligiösen Bewegung“ und vertrat kritischen Analyse, in der er für den im kreis“, dessen Text Heinz Schlötermann sie im „Weltbund für religiöse Freiheit“ KZ-Lager inhaftierten Dichter Ernst nach dem chinesischen Original verfasst (IARF). Er lehrte an den Pädagogischen Wiechert eintrat. hatte. Mitwirkende waren hauptsächlich Hochschulen in Karlsruhe und Heidelberg, Schülerinnen und Schüler vom Gymna- arbeitete für den Südwestfunk und veröf- Das Kriegsende erlebte Heinz Schlöter- sium und Lyzeum, zu denen u.a. Jutta fentlichte weitere Bücher, u.a. „Religionen mann in Berlin. Dort arbeitete er als Fastabend, Ulla Selters, Lore Wagner, der Völker“ (1954), „Der Jahreskreis“ Regisseur am Pankower Volkstheater und Gerhard Schmidtmann, Hans Wilhelm (1964) und „Rainer Maria Rilke“ (1968). gab die erste Theaterzeitschrift Vahlefeld und Reinhard Wilke gehörten. nach 1945 heraus. Doch schon bald floh er aus dem russischen Sektor, mit einem 1950 wurde Heinz Schlötermann von der 143 schriftlichen Auftrag von Regisseur Jürgen englischen Militärregierung gebeten, einen Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 158

Gerda Schmidtmann (Sopranistin)

geboren am 7. März 1915 in Lüdenscheid gestorben am 2. August 1966 in Lüdenscheid

Musik bestimmte das Leben von Gerda vor, welcher im Rahmen der Reihe Kreta, in Russland und Frankreich gastier- Schmidtmann, deren künstlerische „Konzerte junger Künstler“ von der Lüden- te, ehe sie nach Kriegsende ins Sauerland Laufbahn durch die geschichtliche Lage in scheider Musikvereinigung e.V. ermöglicht zurückkehrte. Deutschland maßgeblich beeinflusst und wurde. schließlich durch eine heimtückische Ende 1945 trat sie bei Opern- und Krankheit frühzeitig beendet wurde. Am 1. Juli 1939 führte die Lüdenscheider Operettenabenden in ihrem Geburtsort Musikvereinigung e.V. zwei kürzere Sing- auf, gehörte dann zum Ensemble des nur Als Kind schon erlernte sie das Klavier- spiele von Albert Lortzing auf, bei denen kurze Zeit bestehenden Stadttheaters spiel, erfreute Verwandte und Bekannte neben Evelin Gerhardi und Adolf Wächter, Plettenberg, wo sie als Hexe in „Hänsel mit einem weiten Spektrum bekannter auch Gerda Schmidtmann brillierte. und Gretel“, als Agathe im „Freischütz“ Melodien, die von Beethoven und Mozart und als Lisa im „Land des Lächelns“ bis hin zu „La Paloma“ von de Yradier Kurz darauf zog sie in die deutsche Erfolge verbuchen konnte, ehe sie reichten. Hauptstadt, nach Berlin, um hier bei Engagements zunächst am Celler Schloss- Professor Hermann Weißenborn ihr Theater und später an einem Privattheater Während sie nach der Schulentlassung Gesangsstudium zu ergänzen. 1941 in Mannheim annahm. „Viel Operette, ihren Lebensunterhalt als Büroangestellte gehörte sie zum dreißigköpfigen Chor des zuviel Operette“, klagte damals die in einer heimischen Metallwarenfabrik Metropol-Theaters und wirkte auch bei der Sängerin. Dann kam die Währungsreform verdiente, gehörte ein Großteil der Freizeit Komparserie des Deutschen Theaters hin und die allzu hohe Zahl an Theatern dem Gesangsstudium, zunächst und wieder mit, stand neben Ewald Balser, schrumpfte zusammen. Gerda Schmidt- bei Elisabeth Boecker-Ewald in ihrer Marianne Hoppe und Albin Skoda auf der mann fand kein Engagement mehr und Heimatstadt, dann in Köln, wo sie am Schauspielbühne. kam über Leverkusen erneut nach Lüden- 21. April 1938 ihre Abschlussprüfung scheid, wo sie noch wenige Jahre im bestand. Anschließend erging es der jungen Frau Bach-Chor mitwirkte. wie anderen Kolleginnen und Kollegen: Sie Noch im gleichen Jahr stellte sie sich in wurde zum Front-Theater eingezogen, mit ihrer Heimatstadt mit einem Liederabend dem sie u.a. in Griechenland und auf 144 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 159

Ludwig Schmitz (Schauspieler)

geboren am 28. Januar 1884 in Köln wohnte 1908 in Lüdenscheid gestorben am 29. Juni 1954 in Hannover

Bestimmt können sich auch heute noch Am 20. Januar fand hier eine Aufführung Danach verließ Ludwig Schmitz die einige Filmfreunde an den rundlichen des Schauspiels „Es lebe das Leben“ Bergstadt und trat ein Engagement am Komiker mit Glatze erinnern, der in dem von Hermann Sudermann mit Louise Residenztheater seiner Heimatstadt Köln Streifen „Grün ist die Heide“ einen der Willig als Gast statt. Neben ihr glänzte an. Der weitere Weg führte ihn über drei Vagabunden spielte und der als Ludwig Schmitz in der Rolle des Usingen, Mannheim, Düsseldorf und München nach Obereunuch in „Das Land des Lächelns“ worüber es in einer Kritik heißt: Berlin, wo er u.a. im Renaissance-Theater neben Martha Eggerth und Jan Kiepura „In Herrn Schmitz besitzt unsere Bühne und im Theater am Schiffbauerdamm mitwirkte. einen sehr schätzbaren feinen Charakter- auftrat, immer häufiger in komischen darsteller, der es zudem versteht, Rollen. Daneben wirkte er im Funk und im Es war Ludwig Schmitz, der im Rheinland vorzüglich Maske zu machen. Was frühen Fernsehen mit und spielte in mehr aufwuchs, die Realschule bis kurz vor dem wir bisher von ihm sahen, waren durch- als 80 Kinofilmen. Abschluss besuchte, um dann im väter- weg Kabinettstücke, die nur glücken, lichen Betrieb eine Lehre zu beginnen und wenn mit dem Geschick großer Fleiß - was für ihn besonders wichtig war - sich paart.“ gleichzeitig Schauspielunterricht zu nehmen. Weitere Rollen des Darstellers, von Kurz nach der Jahrhundertwende erhielt dem in einer Besprechung stand: er am Stadttheater Nordhausen sein „Was er anfaßt, bekommt Hand und Fuß“, erstes Engagement, dem weitere in waren: von Keller in Sudermanns Düren, Hofgeismar, Wismar und auch „Heimat“, Streckmann in „Rose Bernd“ beim Lüdenscheider Stadttheater folgten. von Gerhart Hauptmann, Bertram in Anfang 1908 kam er mit einer Schauspiel- „Robert und Bertram“ von G. Räder truppe unter Leitung von Direktor Alfred und - zu seinem Benefiz-Abend - Helm in die Bergstadt, wo die Künstle- der Sigismund „Im weißen Rößl“, dem rinnen und Künstler im Saal vom Hotel zur Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg, 145 Post auftraten. am 31. März. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 160

Günter Schnorr (Puppenspielexperte)

geboren am 6. Dezember 1917 in Jejkowitz/Kreis Rybnik/OS gestorben am 15. August 1978 in Lüdenscheid

„Er war ein fleißiger Mann, der in seiner so arbeitete das Ehepaar seitdem auf dem „Puppenspielkunde“ in den Deutschen Freizeit unermüdlich an Studien und Gebiet des Puppenspiels: Ulli entwarf und Gelehrtenkalender aufgenommen. Ab Abhandlungen arbeitete, Abschriften und fertigte Figuren, Günter betätigte sich als 1977 gab er, gemeinsam mit Jürgen Fotokopien machte, forschte und mit Techniker, Musiker und Theoretiker. Sie Klünder, die Heftreihe „Puppenspiel- Freunden in der ganzen Welt korrespon- gründeten die „Rottaler Puppenbühne“, kundliche Quellen und Forschungen“ dierte.“ Diese Zeilen schrieb Hans Richard wurden bekannt und lernten - durch Zufall heraus, in der auch sein „Versuch einer Purschke anlässlich des Todes von Günter - den Gründer und Leiter der Münchner Bibliographie puppenspielkundlicher Schnorr und fügte hinzu: „Am wohlsten Puppentheatersammlung, Ludwig Krafft, Dissertationen“ erschien. aber fühlte er sich zu Hause, inmitten kennen, mit dem sie fortan eine lebens- seiner Spezialbibliothek des Puppenspiels, lange Freundschaft verband. Wie oft hat mir Günter Schnorr bei meinen einer der größten privaten überhaupt, und Besuchen in der Stadtbücherei erzählt, seiner Sammlung.“ 1952 verzogen die Schnorrs nach Lüden- welche Arbeiten er noch beenden und scheid, wo ihre Eltern lebten. Günter nach seiner Pensionierung veröffentlichen Da sein Geburtsort Jejkowitz im Jahre arbeitete zunächst als Dozent der wollte. Doch so weit sollte es nicht mehr 1921 polnisch und sein Vater als Lehrer Volkshochschule, schrieb 1952 bis 1957 kommen. Von einem Krankenhausaufent- versetzt wurde, besuchte Günter Schulen Beiträge über das Puppenspiel für den halt kehrte er 1978 nicht, wie erhofft, nach in Dortmund und Habelschwerdt. „Großen Brockhaus“ und erhielt 1957 Hause zurück. Anschließend studierte er in Breslau und eine Anstellung als Bibliothekar in der Halle vier Semester Medizin, wurde aber Stadtbücherei Lüdenscheid. dann eingezogen und als Leutnant viermal verwundet. In Lüttich brachte er 1958 ein viel beachtetes Referat zum Thema „Aspekte Nach Kriegsende fand er seine Verlobte der Puppen- und Schattenspielforschung“, Ulli in Niederbayern wieder und sie heirate- welches auch gedruckt erschien. ten 1946. An eine Wiederaufnahme des 1961 wurde Günter Schnorr als Theater- Medizinstudiums war nicht zu denken, und wissenschaftler mit dem Fachgebiet 146 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 161

Herbert Schönfeld (Autor)

geboren am 4. Januar 1899 in Insterburg/Ostpreußen gestorben am 24. Oktober 1958 in Lüdenscheid

Bestimmt erinnern sich noch zahlreiche Gymnasium nach Lüdenscheid, wo er - Viele literarische Themen bearbeitete Bürger an ihren „alten“ Lateinlehrer Herbert zuletzt als Oberstudienrat - bis wenige Herbert Schönfeld, von denen nur wenige Schönfeld, der es verstand, seinen Tage vor seinem Tode tätig war. als Buch erschienen, so 1955 bei Schülern nicht nur die fremde Sprache Heimeran eine Übersetzung der Geschichte nahe zu bringen, sondern auch einen Viele Aktivitäten bestimmten die Freizeit Alexanders des Großen von Curtius Rufus, Einblick in das Leben der Römer und ihrer dieses Lehrers. So schrieb er Buchbe- der zweibändige Jugendroman Geschichte zu vermitteln. sprechungen für philologische und „Die Pagenverschwörung in Baktra“ (1956) literarische Fachzeitschriften und namhafte und „Sein Stern erlosch in Babylon“ (1958) Als jüngstes von fünf Kindern des Tageszeitungen, gab er als Mitarbeiter sowie „Meyer fünf lernt Latein“, ein Buch, Generalarztes a.D. Sanitätsrat Dr. Richard der Verlage Klett und Diesterweg alt- „um hinter die Schliche des Lateins zu Schönfeld kam er in Insterburg in sprachliche und deutsche Schullektüren kommen.“ Ostpreußen zur Welt. Nach dem Besuch heraus und lehrte als Dozent an der des humanistischen Gymnasiums und Lüdenscheider Volkshochschule. bestandener Reifeprüfung meldete er sich 1917 als Kriegsfreiwilliger und kam schon Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs, bald an die Front. Bei einem Fliegerangriff an dem er ab 1944 aktiv teilnahm, wurde er im Mai 1918 schwer verwundet übernahm er in seiner Wahlheimatstadt und lag neun Monate in einem Lazarett. die Leitung des Film-Clubs und die des Nach seiner Entlassung aus dem Literatur- und Theaterausschusses der Militärdienst studierte er in Halle, Kunstgemeinde, Aufgaben, deren er Heidelberg und Königsberg Deutsch, sich mit großem Eifer und Erfolg widmete. Latein und evangelische Religion. Viele Jahre war er Vorstandsmitglied der Lüdenscheider Musikvereinigung, Nach Anfängerjahren als Pädagoge in deren Chronik er unter dem Titel Insterburg, Gumbinnen und Nordenham „100 Jahre Musikleben in Lüdenscheid“ 147 kam er Ostern 1929 zum Zeppelin- 1953 verfasste. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 162

Prof. Dr. Burkhart Schomburg (Autor)

geboren am 22. Mai 1880 Altendorf (jetzt: Holzminden) wohnte von 1907 bis 1911 in Lüdenscheid gestorben am 14. Juli 1976 in Osnabrück

Während seiner Zeit als Studienassessor Scheune der Lehrer mit seinen Schülern nach Kriegsende ins Salzburger Land- am Realgymnasium Lüdenscheid fanden bei einer mehrtägigen Wanderung über- gerichtsgefängnis. Dort und in mehreren für Burkhart Schomburg Begegnungen mit nachtete und mit dem ihn anschließend Lagern verbrachte er hinter Stacheldraht drei Persönlichkeiten statt, die sein weite- eine lebenslange Freundschaft verband. eine schlimme Zeit. „Und doch möchte ich res Leben maßgeblich beeinflussten. „Er war mir“, um Schomburg zu zitieren, sie“, so Schomburg, „in meinem Leben „ein leuchtendes Vorbild in seinem zähen nicht missen. Sie vermittelte mir so viele Zunächst war es die mit Edmund Neuen- Kampfe für die Gesundung auf allen Erfahrungen, so viele Einblicke in die dorff, dem Autor des Buches „Hinaus in Lebensgebieten, für Natur- und Heimat- ganze Größe, aber auch in die Erbärm- die Ferne“, den der Lehrer anlässlich eines schutz, vor allem aber für die Hinkehr zur lichkeit des Menschen.“ Vortrags beim Turnverein Jahn kennen- Natur durch Jugendwandern.“ lernte und in dem er einen geistigen Nach Osnabrück zurückgekehrt schrieb Stürmer und Dränger sah, „der alle, die 1911 verließ der Pädagoge die Bergstadt, und veröffentlichte er u.a.: „Nachtwan- ihm begegneten, anfeuerte, noch mehr arbeitete vorübergehend als Studienrat in derung“ (1951), „Wanderkunst - Lebens- aus sich herauszuholen.“ Lübeck und wurde dann vom Lüneburger kunst“ (1960), „Wandertage“ (1951) und Regierungspräsident in dessen Regierung „Wie man das Leben meistert“ (1963). Während einer Wandervogelwanderung berufen mit dem Auftrag, sich um junge im Rahmedetal begegnete Burkhart Menschen zu bemühen, für die er Jetzt hatte er endlich Zeit, große Reisen zu Schomburg Richard Schirrmann, dem Schulungswochen mit Wandern, Singen, unternehmen, die ihn u.a. nach Ägypten, Gründer des Jugendherbergswerks, und Tanzen und Musizieren durchführte. in die Bretagne, nach Griechenland, Italien er war von dessen Idee so begeistert, Anschließend kehrte Burkhart Schomburg und Lappland, aber auch zweimal zu dass er, mit Unterstützung der Stadtver- in den Schuldienst zurück. Er unterrichtete Safaris nach Ostafrika führten. waltung, in der Turnhalle am Loh die zwei- am Hildesheimer Andreas-Realgymnasium te Jugendherberge der Welt einrichtete. und gelangte 1933 als Lehrer zum Real- gymnasium nach Osnabrück, einem Ort, Die dritte Persönlichkeit war Wilhelm wo er fortan blieb. Münker aus Hilchenbach, in dessen Als ehemaliger Nationalsozialist kam er 148 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 163

Oswald Schrader (Kirchenmusikdirektor)

geboren am 8. Juli 1907 in Unna wohnte von 1946 bis 1963 in Lüdenscheid gestorben am 17. November 1984 in Essen

Oswald Schrader, Pfarrersohn aus Unna, schloss. Zahlreiche Oratorien- Westfälischen Kirchenchorverbandes und der, wie Redakteur Wolfgang Hoffmann aufführungen setzten Glanzpunkte im im Gesangbuch-Ausschuss der bemerkte, „das Musikleben Lüdenscheids städtischen Konzertleben. Westfälischen und Rheinischen Kirche. lange entscheidend mitprägte“, studierte nach seiner Schulentlassung zunächst Daneben leitete der Organist die ev. Aus persönlichen Gründen verließ Oswald bei Kirchenmusikdirektor Gerard Bunk Kantorei und den ev. Kinderchor, mit dem Schrader 1963 Lüdenscheid. Es folgte am Konservatorium Dortmund und er zahlreiche Tourneen im In- und Ausland eine stille Schaffenspause, während der anschließend bei Professor Friedrich unternahm, zu Rundfunk- und Schall- 1964 sein „Chorbuch für drei gleiche Hömer am Kirchenmusikalischen Institut plattenaufnahmen in die Studios reiste. Stimmen“ im Hänßler-Verlag Stuttgart- der Musikhochschule Leipzig. Besondere Erwähnung verdienen mehr Hohenheim erschien, und an die sich 1968 als hundert Solokonzerte Schraders, bei eine Tätigkeit als Organist der Martin- Mit „glänzenden Examina“ in der Tasche denen er u.a. das komplette Orgelwerk Luther-Kirche in Waldkraiburg anschloss, übernahm er 1938 seine erste Organisten- von Johann Sebastian Bach Musik- zu der zwei Jahre später die Leitung der stelle, kam dann als Kantor nach Lüden- freunden darbot. neu gegründeten Bach-Singegemeinschaft scheid an die ev. Erlöserkirche (1946) und hinzukam, mit der er erfolgreich musizierte. lehrte gleichzeitig als Dozent für evange- Während dieser Zeit kam es hin und lische Kirchenmusik an der damals noch wieder vor, dass der Kantor mit einem Im November 1984 starb der Kirchen- im Ort bestehenden Pädagogischen seiner Chöre auch selbst komponierte musikdirektor i.R. und wurde auf dem ev. Akademie. Lieder einstudierte, u.a. „Wenn ein Bursch Friedhof in Lüdenscheid beigesetzt. ein Mädchen freit“, zu dem sein Freund Bereits im folgenden Jahr rief Oswald Konrad Liss den Text geschrieben hatte. Schrader den Bachchor ins Leben, welcher sich später – längere Zeit nach Wertvolle Arbeit leistete der Künstler in dem Fortgang seines Gründers - mit der überregionalen Gremien, so im Kirchen- Musikvereinigung e.V. zur Chorge- musikalischen Ausschuss der west- 149 meinschaft Lüdenscheid zusammen- fälischen Landeskirche, als Leiter des Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 164

Erich Schumacher (Präsident des Deutschen Sängerbundes NRW)

geboren am 1. Mai 1899 in Lüdenscheid gestorben am 8. Januar 1989 in Lüdenscheid

Hauptberuflich war er eigentlich Lehrer kennung fand: Bei dem „Ordentlichen 1968 die „Verdienstplakette“ seiner und seit 1953 Konrektor, doch bestimmte Sängertag“ des Sängerbundes Nordrhein- Heimatstadt. die Liebe zur Musik, genauer gesagt Westfalen wurde der Lehrer 1948 zum zum Chorgesang, das Leben von Erich Beisitzer berufen, 1958 zum stellvertreten- Als hauptberuflicher Lehrer lag ihm die Schumacher. den Vorsitzenden und Schatzmeister, musikalische Unterweisung Jugendlicher - schließlich 1959 beim Sängertag in wie bereits erwähnt - besonders am Seine Sängerlaufbahn begann bereits im Lüdenscheid zum Präsidenten gewählt. Herzen. Von 1949 bis zu seiner Pensio- Jahre 1919, und der erste Chor, den er nierung im Jahre 1964 leitete er eine leitete, war der MGV „Sangeslust“ Lüden- Nach den Schwerpunkten seiner Arbeit Arbeitsgemeinschaft der Musiklehrer an scheid, zu dem sich bald schon weitere befragt, meinte Erich Schumacher später: Lüdenscheider Volksschulen, welche ein hinzugesellten. „In dieser meiner Eigenschaft als Präsident Liederheft erarbeitete und veröffentlichte, des weitaus größten Teilverbandes im das von der Regierung in Arnsberg ge- Von 1932 bis 1947 arbeitete Erich Deutschen Sängerbund gilt meine Haupt- nehmigt und empfohlen wurde. Schumacher als Pressewart des sorge der Chorleiterförderung, der Sängerkreises Lüdenscheid-Altena und Literaturwahl und der Erfassung von Bis 1974 stand Erich Schumacher an wurde anschließend, nachdem die Jugendlichen und Kindern in angeschlos- der Spitze des Sängerbundes NRW, zu Besatzungsmächte Gesangvereine wieder senen Chören. Mit diesen und vielen dessen Ehrenvorsitzenden er anschließend erlaubten, als 1. Vorsitzender seines anderen Fragen habe ich mich beschäftigt, ernannt wurde; bis 1988 leitete er den Sängerkreises gewählt. In verdienstvoller wobei die Kontaktpflege mit Chören Stadtverband Lüdenscheider Gesang- Zusammenarbeit mit seinem Kollegen und Sängerkreisen eine besondere vereine. Walter Lange baute er in der folgenden Rolle spielt.“ Zeit das Chorwesen im heimischen Raum weiter aus. Große Ehren wurden dem Pädagogen zuteil: 1963 erhielt er den Ehrenring des Kein Wunder, dass seine rege Tätigkeit Sängerbundes Nordrhein-Westfalen, 1964 auch außerhalb Lüdenscheids Aner- das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 150 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 165

Anne Schwindt (Grafikerin)

geboren am 17. August 1933 in Lüdenscheid gestorben am 18. April 1996 in Recklinghausen

Ihre Einstellung zur aktiven Beschäftigung dem Entwurf von Prospekten. Beendet schaffender gezeigt wurden, sei es in der mit bildender Kunst fasste die Malerin wurde das besonders intensive Studium Galerie „Altgasse 4“, im alten oder neuen und Pädagogin Anne Schwindt anlässlich 1956 durch die Staatliche Abschluss- Rathaus. 1976 zeigte sie - gemeinsam mit ihrer Pensionierung im Jahre 1994 in prüfung. ihrem Kollegen Rüdiger Wilde - zahlreiche einem Interview mit folgenden Worten Grafiken in der Buchhandlung Dalichow, in zusammen: „Jeder kann malen, nur: Nachdem sie zunächst bei einer Düssel- der drei Jahre später dann ihre erste Jeder macht es anders.“ dorfer Werbeagentur gearbeitet, für diese Einzelausstellung gezeigt wurde. u.a. Anzeigen, Briefköpfe und Werbe- Und so hat sie selber als Lehrerin an material entworfen hatte, erhielt sie 1966 Aus diesem Anlass meinte Britta Hueck- Lüdenscheider Gymnasien zahllosen eine Anstellung als Kunsterzieherin am Ehmer am 26. Oktober 1979 in den Schülerinnen und Schülern während eines Geschwister-Scholl-Gymnasium ihres Lüdenscheider Nachrichten u.a.: „Sie Zeitraums von achtundzwanzig Jahren Geburtsortes. konterfeit, was sich ihrem Auge bietet, den jeweils persönlichen Weg zur Kunst liebenswert, realistisch, originell.“ und der aktiven Beschäftigung mit ihr Finanziell unabhängig, konnte sie nun in gewiesen. ihrer Freizeit das gestalten, was ihr beson- ders am Herzen lag. So zeichnete sie Als Anne Niggemann in Lüdenscheid Ansichten von Lüdenscheid und Umge- geboren, wandte sie sich nach bestande- bung, Bilder der Arbeitswelt aus Sicht des ner Mittlerer Reife am neusprachlichen „kleinen Mannes“ und immer wieder Tier- Mädchengymnasium ihrer Heimatstadt bilder, etwa von ihrem Hund „Schröder“ nach Wuppertal, wo sie acht Semester an oder ihren Katzen. der Werkkunstschule studierte. Hier lernte sie u.a. bei Professor Hans Schreiber die Anne Schwindt gehörte zu den Mitbe- unterschiedlichsten grafischen Techniken gründern der Galerie „Der Rahmen“, und in Theorie und Praxis kennen, beschäftigte sie war häufig dabei, wenn Gemein- 151 sich mit Illustrationen, Aquarellieren und schaftsausstellungen heimischer Kunst- Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 166

Max Seidel (Holzschnitzer)

geboren am 20. Juli 1907 in Neuwelt bei Schwarzenberg (Erzgebirge) wohnte von 1940 bis 1971 in Lüdenscheid gestorben am 9. November 1994 in Michelstadt

Als Sohn eines Holzschnitzers und Schustermesser geschnitzt. Erst als sich Er vermag das Holz derart meisterhaft zu Weihnachtspyramidenbauers wurde der die Zeiten besserten, konnte ich mir richti- gestalten, daß die aus ihm entstehenden 1907 im Erzgebirge geborene Max Seidel ge Schnitzmesser besorgen.“ Figuren nicht im geringsten ,hölzern‘ wir- bereits in früher Jugend mit dem Bear- ken. In ihnen ist Ausdruck, ist Bewegung beiten von Holz vertraut gemacht. Gerade Schon bald erwarb sich der Künstler einen und Leben. Die Gesichter sind keine vor und in der Adventszeit durfte der guten Ruf, weit über die Grenzen seiner Schablonen, nicht einmal bei den aller- Junge am Abend länger aufbleiben, Wahlheimat hinaus, wo er einige seiner kleinsten Figuren.“ Und weiter heißt es: um seinem Vater beim Schnitzen zuzu- Schnitzereien u.a. im Alten Rathaus und im „Max Seidel will die Wirklichkeit einfangen, schauen, wobei dieser die Hoffnung hegte, Haus des deutschen Ostens zeigen konnte. er will nichts vortäuschen. Das ist vielleicht sein Sohn möge die von ihm begonnene einer der Gründe, weshalb man beim Arbeit einmal fortführen, zu Recht. Im Januar des Jahres 1960 nahm er an Anblick seiner Krippen den Eindruck der Ausstellung „Volkskunst in Thüringen gewinnt: So und nur so kann es gewesen So drückte Vater Seidel dem kleinen Max und im Erzgebirge“ im Haus der „Einheit in sein, damals vor fast 2000 Jahren, als der hin und wieder das Schnitzmesser in die Freiheit“ in Bonn teil, worüber auch das Welterlöser in einem Stall geboren wurde.“ Hand, damit dieser etwa ein Schaf, ein Fernsehen ausführlich berichtete. Es folg- Reh oder einen Hirsch für die Weihnachts- ten Ausstellungsbeteiligungen 1965 in krippe gestalten sollte, wie es damals im Krefeld und 1966 in Düsseldorf. Unter dem Erzgebirge in vielen Haushalten üblich war. Thema „Hutzenabend unter Jupiter- lampen“ gab es 1965 Fernsehaufnahmen Im Jahre 1940 kam der junge Künstler seiner Arbeit in Lüdenscheid. nach seiner Flucht aus der alten Heimat nach Lüdenscheid, wo er das Schnitzen „Seidel ist“, wie man in der Weihnachts- wenige Jahre später fortführte. Da es in ausgabe der Westfälischen Rundschau jenen Tagen keine dafür geeigneten Eisen aus dem Jahre 1963 nachlesen kann, „der gab, „habe ich“, wie Max Seidel später einzige in der Bundesrepublik, der die berichtete, „die ersten Figuren mit dem original erzgebirgischen Krippen schnitzt. 152 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:06 Uhr Seite 167

Friedrich Ludwig Werner Silla (Autor)

geboren am 6. März 1901 in Lüdenscheid gestorben am 15. April 1992 in Groß-Gerau

Im Lüdenscheider General-Anzeiger des reisen, wo er mehrere Jahre in Buenos Filmen als Darsteller mit, so in dem von Jahres 1920 konnte man eine Anzeige Aires als Handelsvertreter tätig war. Zurück Günther Fastenrath inszenierten Streifen finden, in der drei Veröffentlichungen ange- in Europa führte ihn sein beruflicher Weg „Schloß Neuenhof“ und in der Komödie boten wurden, welche der Schriftsteller nach Lamspringe als Prokurist einer „Pneus und Pedes“. Als er zusammen mit Werner Silla im Eigenverlag herausgege- Porzellanfabrik, nach Sonneberg als Leiter Werner Heckmann im Lüdenscheider ben hatte. Es waren der, vermutlich nie des Kreisverkehrsamtes, nach Clausthal- Museum eine großartige Ausstellung zum aufgeführte, Einakter „Leonore“ sowie die Zellerfeld als Kreisverkehrsdirektor sowie Jubiläum der Landsmannschaft der Gedichtbändchen „Havelock“ (1919) und als Kurdirektor in das ukrainische Staats- Sachsen und Thüringer organisiert hatte, „Meine Lieder“ (1919). Etwa zur gleichen bad Morszyn. bedankte sich die Landsmannschaft Zeit erschienen die Lyrikbändchen Im Zweiten Weltkrieg erlebte Werner Silla mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft „Knospen“ (1919), „Balladen“ (1920) und die Bombardierung Dresdens in unmittel- bei Silla. „Lieder um Leonore“ (1921). barer Nähe mit. Dieses Ereignis findet sich Als Geschäftsführer des Verkehrs- und Als stürmischer Zwanzigjähriger gab in Manuskripten aus den Jahren von 1945 Heimatvereins Lüdenscheid konnte er in Werner Silla im Februar und März 1920 bis 1947 sprachlich verarbeitet. einigen Fragen der Stadtsanierung maß- eine Monatszeitschrift mit dem Titel „Kunst 1945 aus amerikanischer Gefangenschaft geblich mit beraten. und Wissenschaft“ heraus. entlassen, fand Werner Silla mit seiner 1972 verließ Werner Silla seinen Geburts- Familie Aufnahme im väterlichen Haus in ort und zog nach Röllfeld am Main. Nach Der Autor wuchs mit je zwei Schwestern Lüdenscheid. Sein vielseitiges Interesse dem Tod seiner Frau Marianne verbrachte und Brüdern in Lüdenscheid auf und galt weiterhin der Kultur sowie in zuneh- er die letzten Lebensjahre bei seiner besuchte das Zeppelin-Gymnasium. Nach mendem Maße der Politik. Von 1958 bis Tochter in Dreieich. Auch in dieser Zeit dem Abitur studierte er einige Semester 1965 fuhr er einmal im Jahr die gesamte wusste Werner Silla trotz zunehmender Germanistik in Marburg, machte aber Zonengrenze von Travemünde bis Hof ab Blindheit seine Gedanken, Gefühle und keinen Abschluss, sondern wechselte in und dokumentierte in unzähligen Fotos, Erlebnisse in Gedichten festzuhalten. Eine eine kaufmännische Ausbildung. Einige Filmen und Berichten die Willkür sowje- kleine Auswahl veröffentlichte er für Zeit verbrachte er als Volontär in Kopen- tischer Machthaber. Im Lüdenscheider Freunde und Verwandte anlässlich seines 153 hagen, um 1923 nach Südamerika zu Filmklub wirkte Werner Silla bei einigen 90. Geburtstags. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 168

Wilhelm Silla (Sänger und Dirigent)

geboren am 15. November 1892 in Lüdenscheid gestorben am 8. Mai 1951 in Lüdenscheid

„Das Material zu einem guten Sänger ist Im Jahre 1923 wählte ihn die 1912 Neben prominenten auswärtigen Gästen vorhanden, auch die Intelligenz es zu gegründete „Musikalische Gesellschaft“ zu wurden auch heimische Musiker und formen“, bemerkte Kritiker Adolf Bartsch ihrem Dirigenten, eine Aufgabe, die er mit Sänger für die solistischen Partien ver- im Lüdenscheider General-Anzeiger nach großem Eifer ausfüllte, bis der gemischte pflichtet, wie etwa die Geigerinnen einem Konzert, welches am 26. Oktober Chor 1925 mit dem Städtischen Gesang- Magdalena Behre und Steffi Koschate- 1919 in der Lüdenscheider Schützenhalle verein zur „Lüdenscheider Konzertgesell- Thomä, aber auch der Bassist Wilhelm Silla. stattfand und in dem der heimische schaft“ zusammengeschlossen wurde. Bass-Bariton Wilhelm Silla als Olaf in Im Jahre 1935 wirkte er, um nur zwei „Erlkönigs Tochter“ neben der Sopranistin Laut Verfügung vom 29. März 1930 Beispiele zu nennen, am 19. April bei einer Liesenfeld-Lück mitwirkte. Das Orchester wurde dem Sänger von der Regierung in Karfreitagsveranstaltung in der vollbe- leitete Hermann Neumann. Münster aufgrund seiner bisherigen setzten Erlöserkirche im Oratorium „Die Leistungen ohne Prüfung der Titel sieben Worte Jesu Christi am Kreuz“ von Als Sohn des Fabrikanten Hermann Silla „Staatlicher Gesanglehrer“ verliehen. Heinrich Schütz mit neben Elisabeth 1892 geboren, wuchs Wilhelm im Kreise Boecker-Ewald, Magdalene Kaiser und der Familie mit vier Geschwistern auf. Nach 1934 gründete Wilhelm Silla einen Ludwig Breiden. Am 1. Dezember war der Beendigung seiner Schulpflicht absolvierte Volkschor „im Sinne der neuen politischen Bassist an gleicher Stelle im Rahmen einer der junge Mann eine kaufmännische Lehre Strömungen“, wie Herbert Schönfeld Bach-Gedenkfeier zu hören. und ließ sich - als großer Musikfreund - bemerkt. zum Konzertsänger ausbilden. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs Im gleichen Jahr schlossen sich zwei wurde es still um den Künstler, der, zuletzt In den Zwanziger und Dreißiger Jahren Chöre zur „Lüdenscheider Musikver- als kaufmännischer Angestellter hauptbe- gehörte Wilhelm Silla zu den angesehenen einigung e.V.“ zusammen, welche unter ruflich tätig, am 8. Mai 1951 in seiner Persönlichkeiten im Lüdenscheider der musikalischen Leitung von Konrad Heimatstadt starb. Musikleben, sowohl als Sänger als auch Ameln mit kleineren und größeren bei der Einstudierung von Chören und als Veranstaltungen weit über die Stadt- Gesangslehrer. grenzen hinaus auf großes Interesse stieß. 154 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 169

Hermann Speelmans (Schauspieler)

geboren am 14. August 1902 in Uerdingen/Rheinland wohnte von 1946 bis 1947 in Lüdenscheid gestorben am 9. Februar 1960 in Berlin-Grunewald

Während der ersten Jahre nach Beendi- sen letzte Aufführungen vom 18. bis Tournee der „Werkstatt“ an, wie sich das gung des Zweiten Weltkriegs verschlug es 20. März 1946 im Lüdenscheider Saal Theater nannte. Sie dauerte länger als ein viele Schauspielerinnen und Schauspieler Streppel stattfanden, stand der Darsteller Jahr und führte quer durch Deutschland. in die Provinz, von wo aus sie sich nicht ohne Engagement da. In dieser Zeit leitete Helga Speelmans eine selten bemühten, kulturelle Tätigkeiten Theateragentur in Lüdenscheid. Die Wäh- erneut in Gang zu setzen. Zu den darstel- Als ihm in der Bergstadt eine Wohnung rungsreform setzte den Unternehmungen lenden Künstlern, welche auf diesem angeboten wurde, mietete er sie und zog ein Ende. Gebiet einen besonderen Akzent setzten, mit seiner Frau Helga ein. gehörte der Schauspieler Hermann Danach begann Speelmans neben seiner Speelmans, der sich in Lüdenscheid für Hermann Speelmans beschloss, einen Bühnentätigkeit auch wieder zu filmen. kurze Zeit niederließ und den zahlreiche lang gehegten Wunsch zu realisieren, 1951 spielte er in dem vom Lüdenscheider Bürger vom Film her kannten, so in seiner nämlich ein qualitätsvolles Tourneetheater Hans Müller inszenierten Streifen „Gift im bemerkenswerten Rolle als Kuchenreutter zu gründen. Gedacht, getan. Er verpflich- Zoo“ den Kriminalrat Glasbrenner. neben Hans Albers in „Münchhausen“, tete Schauspielerkollegen, die wie er keine einer Jubiläumsproduktion der UFA Arbeit hatten, und im Juli 1946 konnte Der Darsteller, welcher in mehr als fünfzig von 1943. Regisseur Peter Thomas mit den Proben Filmen mitwirkte, „zeichnete Menschen- zu Strindbergs Schauspiel „Der Vater“ mit typen von kernigem, hartem Charakter mit Aus dem Rheinland stammend, studierte Speelmans als Rittmeister beginnen. Seine einem Zug ins Hintergründige“, wie es in Hermann Speelmans zunächst Philo- Partnerinnen waren Käthe Jaenicke, Irma einem Zeitungsbericht heißt. sophie, Soziologie und Kunstgeschichte, Poppe und Erna Raupach-Petersen, wandte sich aber dann der Schauspielerei später eine der Großen des Hamburger Später wurde es still um ihn; er starb 1960 zu. 1927 debütierte er in Köln und gehörte Ohnsorg-Theaters. in Berlin. schon bald zu den gefragtesten Darstellern auf der Bühne und im Film. Der begeistert aufgenommenen Premiere Nach Beendigung einer Tournee mit dem am 21. August 1946 im Saal der 155 Schauspiel „Alaska“ von C. G. Viola, des- „Erholung“ schloss sich eine ausgedehnte Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 170

Emil Alwin Stille (Maler und Photograph)

geboren am 2. Februar 1873 in Braunschweig wohnte von 1898 bis 1924 in Lüdenscheid gestorben am 30. Dezember 1938 in Rio de Janeiro

Obwohl er in Braunschweig 1873 das sich um 1900 der Malerei zu. Die Grund- Neue Welt auszuwandern. Er trat seine Licht der Welt erblickte und 1938 in Rio de lagen dazu erarbeitete er sich als Auto- Reise über den Atlantik an und ließ sich in Janeiro starb, verbrachte er doch einen didakt durch das Studium von Fachliteratur Brasilien nieder, wo er seine Arbeit als wesentlichen Lebensabschnitt, nämlich und häufigen Besuchen von Museen. Fotograf und Maler fortführte. „Hier von 1898 bis 1924, in Lüdenscheid, wo fanden“, wie seine Tochter Hedwig Stille sich der gelernte Fotograf Emil Alwin Stille Als er sich während des Ersten Welt- 1980 berichtete, „seine Maleraugen ein im Anschluss an ausgedehnte Wander- krieges, eingezogen zur Wehrmacht, bei reiches Feld. Ihn faszinierten die lichten jahre, die ihn quer durch Deutschland einer Fliegertruppe im Elsass aufhielt, Farben der subtropischen Landschaft mit geführt hatten, kurz vor der Jahrhundert- entstanden dort während seiner freien Zeit ihrer üppigen Vegetation, die Schönheit wende niederließ. Bleistift- und Kohleskizzen, auf denen er der gewaltigen Bergformationen, die Weite typische Landschaftsmotive festhielt. und Brandung des Meeres.“ Zunächst eröffnete er ein Geschäft in der Thünenstraße, später zog er in ein eigenes Nach Beendigung des Krieges kehrte Emil Neue Motive kamen hinzu, die Farben Atelierhaus in die Bahnhofstraße um. Alwin Stille ins Sauerland zurück, um seine wurden kühner, und es kam so weit, dass Während hier zahllose Porträts und Tätigkeit als Fotograf und Maler fortzu- die Nationalgalerie von Rio de Janeiro eine Gruppenbilder als Auftragsarbeit entstan- führen. Auf letzterem Gebiet entstanden Auswahl seiner Bilder erfolgreich zeigte. den, zog der Fotograf nach Dienstschluss hauptsächlich Stillleben, Landschaften und Ein Herzschlag beendete 1938 das Leben und an Wochenenden hinaus in die Natur, Blumenbilder, von denen das eine oder des Künstlers. um diese im Bild festzuhalten. So ent- andere auch im Rahmen heimischer standen Ansichten von einsamen Ausstellungen gezeigt wurde. Eine seiner Waldwegen, von urigen Gehöften und Stadtansichten, den Blick von der Homert Abendstimmungen. aus, erwarb die Stadt Lüdenscheid, eine Mondlandschaft das Museum in Hannover. Doch eines fehlte dem Künstler: die Farbe. Da sich diese damals auf fotografischem Zu Beginn des Jahres 1924 entschloss Wege noch nicht einfangen ließ, wandte er sich der Künstler, mit seiner Familie in die 156 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 171

Hans Störmer (Gründer der Heimvolkshochschule Wislade)

geboren am 19. Oktober 1879 in Oberwüsten, Kreis Lemgo wohnte von 1914 bis 1959 in Lüdenscheid gestorben am 16. August 1964 in Detmold

Zum letzten Mal stand der fast achtzigjäh- etwas Ähnliches auch in Lüdenscheid gehörte Hans Störmer 1946 der ersten rige Hans Störmer am 21. Dezember 1958 realisieren ließe? „Um den Boden für eine Stadtvertretung Lüdenscheids an, und in Oberrahmede als Prediger auf einer gesunde Demokratie nach dänischem und noch im gleichen Jahr nahm die heimischen Kanzel, bevor er Lüdenscheid englischem Vorbild bereiten zu helfen“, Heimvolkshochschule ihre Arbeit in nach mehr als vierzigjähriger segensreicher berichtete später Paul Conze, „setzte er ursprünglicher Form wieder auf. Eigen- Tätigkeit verließ, um in Detmold, unweit sich mit vollem Eifer für den Volkshoch- tümer war der „Wislader Bund“ mit Hans des Ortes, wo er 1879 geboren wurde, schulgedanken ein, und zwar in der beson- Störmer als 1. Vorsitzenden und Rudolf seinen Lebensabend zu verbringen. deren Ausprägung der damaligen Fichte- Brinkmann als Leiter. In den folgenden Volkshochschule, die eine Lebensgemein- Jahren konnten Gäste nicht nur aus der Im Herbst 1914 hatte er eine Pfarrstelle in schaft nicht nur theoretisch lehrte, sondern engeren Umgebung begrüßt werden, der Bergstadt bekommen, nachdem er auch praktisch zu leben versuchte.“ sondern aus ganz Deutschland und sogar zuvor u.a. 1904/05 als Hilfsprediger und dem Ausland. Lehrer in Alexandrien gewesen und dort Hans Störmer erwarb auf der Wislade ein ordiniert worden war. Grundstück und erbaute dort mit Freunden Der Name ihres Gründers war, wie es das erste Haus der Heimvolkshochschule, 1964 in einem Nachruf der Lüdenscheider Mit großem Engagement setzte er sich für welches am 22. Juni 1924 feierlich einge- Nachrichten hieß, gleichbedeutend soziale Fragen ein und betätigte sich auch weiht wurde. Weitere Bauten kamen 1926 „mit begeistertem und begeisterndem politisch. Als Blaukreuzler verfasste er die und 1928 hinzu. Junge Menschen trafen Idealismus des von den pädagogischen Schrift „Was jeder vom Alkohol wissen sich hier zu mehrtägigen und -wöchent- Zielen der Jugendbewegung beeinflussten muß“, die in elf Auflagen erschien, und als lichen Kursen und Freizeiten, um gemein- Mannes, dessen tiefstes Anliegen es Guttempler gründete er die hiesige Loge. sam zu leben, zu arbeiten, zu lernen und war, Menschen für die Nachfolge Christi zu zu diskutieren. 1934 zog ein neuer Geist in gewinnen.“ Bei zahlreichen Reisen nach Dänemark die Fortbildungsstätte ein, als sie der lernte er die dortigen Volkshochschulen Nationalsozialistische Lehrerbund „über- und das Gedankengut von Nicolai nommen“ hatte. 157 Grundtvig kennen und schätzen. Ob sich Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 172

Hans Stolle Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Maler)

geboren am 31. März 1896 in Warnsdorf, Kreis Rumburg (Sudetenland) wohnte von 1946 bis 1961 in Lüdenscheid gestorben am 28. November 1971 in Kaufbeuren

Anlässlich einer Ausstellung mit Bildern Felde und zur Oedenthaler Mühle.“ Aus der Gefangenschaft entlassen, stand Lüdenscheider Künstler im Herbst 2002 Im Jahre 1896 im Sudetenland als Sohn er vor dem Nichts und wandte sich nach wurden in den Museen Lüdenscheid auch eines Kaufmanns geboren, wuchs Hans Westen. zehn Aquarelle von Hans Stolle gezeigt. Stolle im Kreise der Familie mit sechs Über das Rheinland kam er 1946 nach Wer war dieser Künstler? Geschwistern auf. Nach dem Schulab- Lüdenscheid, wo er eine Wohnung, aber schluss besuchte er drei Jahre lang die kaum Arbeit fand. Für kurze Zeit war er als Ich begann nachzuforschen und erhielt Kunstgewerbliche Staatsfachschule und Mal- und Zeichenlehrer für die belgische wenig später einen interessanten Anruf: arbeitete anschließend in Hannover als Garnison tätig, aber schon bald wurde „An ihn kann ich mich noch gut erinnern“, Designer für die Tapetenindustrie. Nach diese Stelle aus Geldmangel eingespart. erklärte mir Gerd Nahlik und fuhr fort: „Es Beendigung des Ersten Weltkriegs nahm Seitdem betätigte sich Hans Stolle als war noch vor der Währungsreform. Aus der junge Mann sein Studium wieder auf, freischaffender Künstler, schuf Ölbilder und Oberschlesien vertrieben, hatten wir in indem er die Staatshochschule in der Aquarelle, Federzeichnungen, Holzschnitte Othlinghausen bei Lüdenscheid eine neue Schmuckstadt Gablonz besuchte. Mit 24 und Radierungen. Bleibe gefunden. Öfters fiel mir ein älterer Jahren machte er sich selbstständig und Mann auf, welcher am Wegrand saß und eröffnete ein Atelier für kunstgewerbliches Im Herbst 1961 verließ der Maler mit mit Kohle oder Aquarellfarben Landschaft Zeichnen, in dem er während der seiner Frau die Bergstadt und zog nach oder Häuser auf einem großen kommenden 19 Jahre mehr als 30.000 Kaufbeuren-Neugablonz, wo er seinen Zeichenblock festhielt. Ich gesellte mich zu Entwürfe für Stickereien u.a. für Kleider Lebensabend verbrachte. ihm und kam mit ihm ins Gespräch. Der anfertigte. Maler, es war Hans Stolle, freute sich über mein Interesse, und er erklärte mir den Ein Wandel ergab sich, als 1938 die richtigen Aufbau eines Bildes, den Einfluß Deutschen ins Sudetenland einzogen. der Sonne und die adäquate Gestaltung Hans Stolle wurde ins Planungsamt für von Schatten. Ich war von dem Mann Raumordnung berufen, unterrichtete Kunst beeindruckt, und so begleitete ich ihn am Gablonzer Gymnasium, wurde ein- öfters zu seinen Malorten, so nach Eicken, gezogen und im Krieg schwer verwundet. 158 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 173

Dr. Dieter Helmut Stolz (Autor)

geboren am 20. September 1916 in Mannheim wohnte von 1966 bis 1978 in Lüdenscheid gestorben am 17. November 1999 in Salem/Baden

Aufgewachsen in Mannheim, lernte Dieter immer stärker wurden, erhielt er vom in Lüdenscheid die Stelle als Kulturreferent Helmut Stolz schon im Alter von elf Jahren Badischen Unterrichtsministerium den und Leiter des Kulturamtes an. Seine erste Konzerte und Bühnenaufführungen Auftrag, als Lehrer an der Schlossschule in wesentlichsten Aufgaben in dieser Zeit kennen, auf die ihn sein Vater, ein ange- Salem zu unterrichten, was auch bis Mai waren die Organisation und Durchführung sehener Journalist, intensiv vorbereitet 1945 und aushilfsweise bis 1947 geschah. der 700-Jahr-Feier 1968 mit einem großen hatte. Hinzu kamen Begegnungen mit pro- Er lehrte Deutsch, Geschichte, Latein und Festzug, die Neuordnung und der Ausbau minenten Künstlern wie Wilhelm Griechisch. Inzwischen fühlte er sich mit von Volkshochschule und Stadtbücherei Furtwängler, Fritz Kreisler, Hans Pfitzner, seiner Familie am Bodensee recht hei- sowie die Intensivierung des Ausstellungs- Richard Strauss und Arturo Toscanini, die misch. Da ihm jedoch das Staatsexamen wesens. Am 30. April 1978 trat Dr. Stolz in dem jungen Mann unvergesslich blieben. fehlte, wurde er nach Kriegsende an der den vorzeitigen Ruhestand. Schlossschule Salem nicht fest angestellt. Nach dem humanistischen Abitur studierte Aus diesem Grunde trat er in die Fuß- Wenig später kehrte er zum Bodensee er in Freiburg im Breisgau und in München stapfen seines Vaters und arbeitete zurück. Germanistik, Geschichte, Kunst- und als Journalist. Etwa 13 Jahre war er Mitar- Theatergeschichte, promovierte im Jahre beiter der in Konstanz erscheinenden 1941 mit einer Arbeit über „Rudolf Georg Tageszeitung „Südkurier“. Binding und seine Lyrik“. Im Jahre 1959 erhielt Dieter H. Stolz eine In den folgenden eineinhalb Jahren Anstellung als Leiter des Überlinger arbeitete er als Assistent am theater- Stadtarchivs und der dortigen Leopold- wissenschaftlichen Seminar der Universität Sophien-Bibliothek. In mehrjähriger Arbeit und als wissenschaftlicher Sachbearbeiter stellte er einen Katalog der Überlinger der Deutschen Akademie. Wiegendrucke zusammen.

Nachdem - während des Zweiten Welt- Im Frühjahr 1966 verließ er - aus privaten 159 kriegs – die Luftangriffe auf München Gründen - den Bodenseeraum und nahm Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 174

Willi Strüning (Schauspieler/Regisseur)

geboren am 10. November 1889 in Wuppertal-Elberfeld wohnte von 1919 bis 1922 in Lüdenscheid gestorben am 5. Oktober 1975 in Velbert-Neviges

Mit achtzehn Jahren erhielt Willi Strüning eröffnen. Die Vorarbeiten waren bald abge- „Johannisfeuer“, das er auch einstudiert seinen ersten Schauspielunterricht bei schlossen und im Oktober 1919 konnte hatte. Adolf Schumacher und 1908 seine erste mit der Operette „Schwarzwaldmädel“ von Rolle in Frank Wedekinds „Frühlingser- Leon Jessel eröffnet werden. Seit seinem Fortgang aus der Bergstadt wachen“ am Stadttheater Elberfeld. trat der Künstler u.a. in Münster, Rostock, Weitere Engagements folgten in Bochum Doch bereits wenige Wochen später Straßburg, Saarbrücken und Dortmund und Krefeld. kündigte der zweite Kapellmeister. Willi auf. Seinen Abschied von der Bühne Strüning hängte sich ans Telefon, um feierte er 1957 dort, wo er einst begonnen Von 1912 bis 1913 leistete der Schau- Ersatz zu bekommen. Er fand ihn schließ- hatte, in Wuppertal, und zwar als Wein- spieler seine Dienstzeit ab beim Telegra- lich in dem jungen Musiker Kurt Weill, der händler Piepenbrink in „Die Journalisten“ fenbatallion III in Koblenz und unternahm am 19. Dezember seine Stelle in Lüden- von Gustav Freitag. anschließend mit der Operette „Die Kino- scheid antrat und bis zum 17. Mai des königin“ von Jean Gilbert eine Tournee folgenden Jahres blieb. „Und wie sind Ihre Erinnerungen an durch Österreich und die Schweiz. Lüdenscheid?“ fragte ich den Schau- In April 1920 trennte sich Willi Strüning von spieler, als ich ihn in Neviges besuchte. Von Kriegsbeginn an bis Dezember 1918 seinem bisherigen Partner und führte seit- Er lächelte und meinte, frei nach Lortzings war er Soldat und konnte im Sommer dem gemeinsam mit Heinz Arno das „Waffenschmied“: „Es war eine köstliche 1917 beim Fronttheater unter Leitung von „Stadttheater Lüdenscheid“ weiter bis zum Zeit.“ Intendant Maxim René vom Hoftheater 30. April 1922. Dresden arbeiten. Nach Kriegsende wirkte Willi Strüning zunächst am Stadttheater Zwei Rollen blieben dem Schauspieler, Gleiwitz. welcher häufig Partner von Bella Waldritter war, besonders in Erinnerung: der Im Sommer 1919 fasste er gemeinsam mit Lindoberer in der Operette „Der fidele Opernsänger Arthur Kistenmacher den Bauer“ von Leo Fall und Hilfsprediger Plan, in Lüdenscheid ein Theater zu Haffke in Sudermanns Schauspiel 160 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 175

Dr. Felix Strunden (Sänger)

geboren am 17. September 1897 in Lüdenscheid gestorben am 18. Dezember 1966 in Lüdenscheid

Wer war der Sänger Felix Strunden, Nach seiner Ausbombardierung in Rheydt diese einem Bass, nicht einem Bariton, wie dessen Name in historischen Konzertpro- kehrte Felix Strunden in seinen Geburtsort er es war, zugedacht war. grammen der Bergstadt hin und wieder zurück, wo er nach Kriegsende eine auftaucht? Geboren in Lüdenscheid, eigene Praxis als Hautfacharzt eröffnete. Zeitlebens zeigte sich Felix Strunden als besuchte Felix Strunden das Realgym- gewissenhafter Mediziner, welcher mit nasium in Papenburg, welches er mit der Da seine besondere Liebe der Musik galt, vollem Herzen den Musik verbunden war. Obersekundarreife verließ, um als Kriegs- setzte er sein Gesangsstudium fort, freiwilliger in den Heeresdienst während zunächst bei Elisabeth Boecker-Ewald, des Ersten Weltkriegs einzutreten. anschließend bei Margret Bueren. Nachdem er schwer verwundet worden war, konnte er weiterhin die Schule in Häufig wurde der Arzt gebeten, als Papenburg besuchen, wo er 1918 sein Gesangssolist aufzutreten, so bei zahl- Abitur bestand. Es folgten Studien an der reichen Liederabenden, bei der Goethe- Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn und der feier im Bergstadttheater, 1951 im Rahmen Christian-Albrecht-Universität Kiel. Am eines Winterfestes der Lüdenscheider 29. Mai 1925 promovierte er zum Doktor Musikvereinigung im Saal der „Concordia“ der Medizin an der Friedrich-Wilhelm- oder bei einer Aufführung von Georg Universität in Bonn. Philipp Telemanns „Pimpinone“ in der Titelrolle gemeinsam mit Evelin Gerhardi Ausgebildet als Hautfacharzt ließ er sich als Vespetta. zunächst in Mönchengladbach nieder, dann in Rheydt, wo er als Solist und Als er einmal von einer Patientin an eine Chormitglied im Städtischen Musikverein Aufführung der Verdi-Oper „Don Carlos“ wirkte. In seiner Freizeit studierte er erinnert wurde, begann er während der bei Herrn Kaysel Gesang in Mönchen- Konsultation die ersten Takte der Arie „Sie 161 gladbach. hat mich nie geliebt“ zu singen, obwohl Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 176

Wilhelm Tappe Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Baumeister)

geboren am 23. Dezember 1767 in Lüdenscheid gestorben am 20. Dezember 1823 in Dortmund

Als Lüdenscheider Bürger in den zwanzi- bereits als junger Mann an der Rektorats- Schon früh richtete Wilhelm Tappe eine ger Jahren des 19. Jahrhunderts den Plan schule als Zeichenlehrer angestellt. Druckerei für Musterkarten der fassten, die durch Stadtbrände arg Seine pädagogischen und didaktischen Lüdenscheider Industrie als Werbemittel zerstörte Medarduskirche, die heutige Fähigkeiten machten ihn überorts bekannt, ein, gab seit 1810 acht Hefte seiner Erlöserkirche, unter Einbeziehung der sodass ihn die Regierung zum Baukon- Architekturthemen heraus und veröffent- Reste von Turm und Chorraum wieder dukteur und Schulinspektor für den lichte 1823/24 das zweibändige Werk aufzubauen, baten sie u.a. den in Soest Zeichenunterricht in der Grafschaft Mark „Alterthümer der deutschen Baukunst in wohnenden und aus Lüdenscheid stam- ernannte. Im Auftrag der Kriegs- und der Stadt Soest“. menden Wilhelm Tappe um einen Entwurf, Domänenkammer Hamm prüfte er obwohl sie wussten, dass dieser eigen- Schülerarbeiten, welche ihm Zeichenlehrer Vielleicht war, wie Ludwig Schreiner willige Baumeister, wie Günther Deiten- des Bezirks regelmäßig senden mussten. bemerkt, das Architektursystem Tappes beck bemerkt, „wegen seiner radikalen, Die besten Arbeiten konnte er einmal im die „Theorie eines Einzelgängers, ja viel- mit allem Herkommen brechenden, Rahmen einer Berliner Kunstausstellung leicht eines dilettantischen Sonderlings. halbelliptischen Bauform bekannt ge- zeigen, wobei ihm eine Auszeichnung Dennoch verdient sie in hohem Grade im worden“ war. zuerkannt wurde. historischen Rückblick Beachtung.“ Ab 1810 lebte Wilhelm Tappe zunächst in Und so war es nicht verwunderlich, dass Hagen, wurde dann 1813 als Lippischer dieser Entwurf von der Preußischen Landbaumeister an den fürstlichen Hof in Oberbaudelegation Berlin, in der Karl Detmold geholt, wo er die kommenden Friedrich Schinkel maßgeblich mitbestimm- Jahre wirkte. Im Jahre 1819 ließ er sich als te, abgelehnt wurde, da er „zu radikal mit freier Baumeister in Soest nieder und zog den architektonischen Formen der Vergan- 1823, wenige Monate vor seinem Tode, genheit“ breche. nach Dortmund um. Mit vielen Persönlichkeiten seiner Zeit war In Lüdenscheid als Sohn einer Küster- er befreundet, so mit Heinrich Pestalozzi familie geboren, wurde Wilhelm Tappe und Oberpräsident von Vincke. 162 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 177

Wilhelm Tell (Lehrer und Kunstkenner)

geboren an 8. September 1907 in Hagen wohnte von 1935 bis 1973 in Lüdenscheid gestorben am 22. August 1990 in Nottuln (Kreis Coesfeld)

Wilhelm Tell, ein „hochsensibler und faszi- Seine pädagogische Tätigkeit an der „Ich nehme an“, schrieb ihm der Maler nierender Interpret der bildenden Kunst“, Berufsschule am Raithelplatz wurde durch Hans Purrmann, „daß man durch dieses wie ihn Jürgen Kramer bezeichnete, wurde die unfreiwillige Teilnahme am Zweiten Büchlein die Bilder von Ida Gerhardi immer als Sohn eines Fotografen in Hagen/Westf. Weltkrieg und eine fünfjährige Gefangen- wieder heranziehen wird, wenn man von geboren, kam schon früh mit der Kunst in schaft in Sibirien unterbrochen. deutscher Malerei, und besonders von Verbindung, besonders dem Jugendstil, deutschen Malerinnen zu sprechen hat.“ studierte in Köln Kunstgewerbe und Nach Lüdenscheid zurückgekehrt, stieß Pädagogik, bestand das Examen als der Lehrer eines Tages auf einen Bericht Wilhelm Tell hielt Einführungsvorträge zu Gewerbelehrer. von Dr. Max Bührmann, in dem dieser Ausstellungen, schrieb Rezensionen, über die Malerin Ida Gerhardi berichtete, arbeitete bei der Volkshochschule und Nach seiner Heirat mit der aus Österreich, welche in der Bergstadt gelebt hatte und Kunstgemeinde aktiv mit. und zwar aus Wien stammenden hier auch gestorben war. Da der Autor das Malerin Lotte Lang kam das Ehepaar Thema nicht weiter verfolgen wollte, griff 1973 zog das Ehepaar Tell zu ihrem Sohn 1935 nach Lüdenscheid. Schon bald es Wilhelm Tell auf. Er wälzte Literatur, Peter nach Havixbeck (Kreis Coesfeld), schloss es sich der „Westfälischen nahm Kontakt auf zu Verwandten und unweit der westfälischen Metropole Münster. Werkstätte“ an, einer Künstlergemein- Bekannten der Malerin, suchte Orte im schaft, der u.a. Herbert Bienhaus, Wilhelm In- und Ausland auf, wo sie gelebt hatte. von der Crone, Wilhelm Jüngermann So war es Wilhelm Tell am 28. April 1960 und Karl Naas angehörten, die sich zur möglich, im Rahmen der VHS einen aus- Arbeit in der alten Bergschen Fabrik führlichen Lichtbildervortrag über Leben einfanden und später oft im Hinterzimmer und Werk Ida Gerhardis zu bringen, der Gaststätte Krugmann am Kirchplatz welcher ein Jahr später in der Reihe über Kunst diskutierten. In diesem „Lüdenscheider Beiträge“ gedruckt und Kreis von Praktikern stellte Wilhelm Tell bebildert erschien. Diese enorm fleißige den Theoretiker dar, von dem viele Arbeit stellte die Grundlage für jede weitere 163 Impulse ausgingen. Ida-Gerhardi-Forschung dar. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 178

Lotte Tell-Lang (Malerin)

geboren am 20. August 1907 in Wien (Österreich) wohnte von 1935 bis 1973 in Lüdenscheid gestorben am 27. September 1994 in Havixbeck

Lotte Lang, Tochter eines Malers und Werkstätte“ an, zu der bereits Herbert von der Wesensart des Dargestellten Opernsängers, erblickte in der Bienhaus, Wilhelm von der Crone, Heinrich aussagen.“ Donaumetropole das Licht der Welt und Geier, Wilhelm Jüngermann und Karl Naas wuchs in einem Elternhaus auf, welches gehörten. Mehrere gemeinsame 1973 verließen Lotte und Wilhelm Tell der Kultur in all ihren Bereichen aufge- Ausstellungen fanden großes Interesse bei Lüdenscheid, um bei ihrem Sohn Peter in schlossen gegenüberstand. Während ihr der Bevölkerung. Havixbeck ihren Lebensabend zu ver- Vater am Hagener Stadttheater engagiert bringen. Nicht leicht hatte es die Malerin, war, besuchte seine Tochter die dortige Studienfahrten führten die Malerin nach welche im Sauerland bekannt und ange- Städt. Malerfachschule. „Dort legte man“, Paris und Rom, nach Belgien, in die sehen war, im Münsterland künstlerisch wie Lotte Lang später berichtete, Schweiz und die Niederlande. Hinzu Fuß zu fassen. Und dennoch gelang es „größten Wert auf das Handwerkliche des kamen Besuche in ihrem Geburtsland ihr, was Ausstellungen in Coesfeld (1978), Zeichnens, des Malens und der Ge- Österreich. Bocholt (1981) und Havixbeck (1982) brauchsgrafik. Nach einigen Jahren der beweisen. Ausbildung war es mir möglich, mich als Einen Niederschlag fanden zahllose Gebrauchsgrafikerin und Malerin selbstän- Eindrücke, welche sie in sich aufgenom- dig zu machen und meine Bilder in men hatte, in Bleistiftzeichnungen, Öl- und Ausstellungen, zunächst in Hagen und Aquarellbildern, wobei Landschaften, Dortmund zu zeigen.“ Blumen, Stillleben und Porträts, mal weitgehend realistisch, mal abstrahiert, im Nach ihrer Heirat mit dem Pädagogen Vordergrund standen. Ein Kritiker be- Wilhelm Tell kam Lotte Tell-Lang, wie sie merkte: „Von der gedämpften Tönung der sich von nun an nannte, in die Bergstadt Aquarelle steigert sich ihre Farbgebung in Lüdenscheid, wo sie fast vier Jahrzehnte den Ölmalereien zu intensiver Leuchtkraft. lebte und arbeitete. Schnell fand sie Ohne viel zu experimentieren, geht sie Kontakte zu heimischen Kunstschaffenden unbeirrt ihren Weg. Lebendig sind ihre und sie schloss sich der „Westfälischen Bildnisse, die mit sparsamen Mitteln viel 164 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 179

Siegfried Ulbricht (Cellist)

geboren am 14. März 1904 in Osnabrück wohnte von 1930 bis 1980 in Lüdenscheid gestorben am 10. Mai 1988 in Dortmund

Bei einem Konzert des Städtischen studierte er nebeneinander zwei Berufe, Anfang der 50er-Jahre rüstete der Lehrer Orchesters Lüdenscheid, welches am den des Lehrers und den des Musikers mit sein zweites Schuljahr vollständig mit 4. April 1930 unter der Leitung von Walter dem Hauptfach „Cello“. Da er nach Blockflöten aus und musizierte regelmäßig Huhn sen. im Saal der Gesellschaft bestandenem Abschlussexamen keine mit den Mädchen und Jungen. Siegfried „Erholung“ stattfand, trat das neue Anstellung als Pädagoge finden konnte, Ulbricht erteilte privaten Cellounterricht, Orchestermitglied Siegfried Ulbricht zum nahm er eine als Musiker im Städtischen und er freute sich über spätere Erfolge ersten Mal als Solocellist in der Bergstadt Orchester Lüdenscheid an. seiner Schützlinge, zu denen auch Brita öffentlich auf. Ein Kritiker des Er spielte, was ihm als ernsthaften Musiker Keddi und Barbara Brauckmann gehörten. Lüdenscheider General-Anzeigers bemer- bestimmt nicht leicht fiel, bei Schützen- Für die heimische Presse verfasste der kte anschließend: „Ulbricht vereinigt in festen zum Tanz auf, nahm als Bläser an Pädagoge zahlreiche Musikkritiken mit seinem Spiel Energie und starkes, rhyth- Fest- und Trauerzügen teil. großem Sachverstand. misches Empfinden. Seine Technik besitzt schon jetzt viel Feinheit und Verve, sein Doch schon bald konnte er hauptberuflich Nach dem Tod seiner Frau verließ er 1980 Ton ist groß, wenn auch noch nicht immer als Lehrer arbeiten. Nebenher leitete die Bergstadt und verbrachte seinen schön, aber warm und ausdrucksvoll. er nach dem Ende des Zweiten Welt- Lebensabend im Dortmunder Augustinum, Der junge Künstler berechtigt sicherlich zu kriegs acht Jahre lang an der Volkshoch- wo er hin und wieder seine Mitbewohner großen Hoffnungen.“ schule eine 1948 von Konrad Ameln ins durch Vorträge von Gedichten und kleine- Leben gerufene Kammermusikreihe, ren Musikstücken erfreute. Als Dank wurde dem Solisten im An- welche sich großer Beliebtheit erfreute. schluss an das Konzert ein Blumenstrauß Er gehörte als Cellist zum „Gulden-Trio“ überreicht. neben der Geigerin Steffi Koschate- Thomä und dem Pianisten Hans Gulden Seit dieser Zeit war der Musiker für Jahr- und musizierte mit jungen Menschen, zehnte eine Stütze des heimischen die sich mit Streichinstrumenten, Musiklebens. Blockflöten und Gitarren im „Haus der 165 In Osnabrück geboren und aufgewachsen, Jugend“ zusammenfanden. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 180

Kurt Ullrich (Intendant/Schauspieler)

geboren am 24. November 1907 in Wuppertal-Elberfeld wohnte von 1946 bis 1949 in Lüdenscheid gestorben am 8. Juli 1977 in Bonn-Bad Godesberg

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab es verließen der Intendant und mit ihm die Bad Godesberg, unternahm später in Lüdenscheid, im Saal der Gaststätte meisten Künstlerinnen und Künstler die Tourneen, arbeitete für Funk und Crummenerl an der Schlittenbacher Bergstadt. Fernsehen, gastierte bei den Karl-May- Straße, fast drei Jahre das „Bergstadt- Festspielen in Bad Segeberg. Theater“, welches, getragen vom Eifer und Wer war Kurt Ullrich und was wurde aus Engagement seiner Mitarbeiter, privat ihm? Als sein Sohn Walter Ullrich 1958 in Bad finanziert, den Bürgern mehr als dreißig Godesberg das „Kleine Theater“ eröffnete, Bühnenwerke zeigte. Nach dem Besuch der renommierten kehrte sein Vater dorthin zurück. Im Jahre Schauspielschule von Luise Dumont in 1964 feierte in diesem Hause Kurt Ullrich, Nach knapp zwei Monaten gab der erste Düsseldorf erhielt der 19-Jährige sein den man, wie Ingrid Schampel bemerkt, Intendant, Ottomar in der Au, seinen erstes Engagement am Schauspielhaus „mit Recht einen begnadeten Schauspieler Posten auf, und Kurt Ullrich übernahm die Rheydt. Es folgte eine Verpflichtung an die nennen durfte“, sein vierzigjähriges freigewordene Stelle Anfang Oktober Komödie Dresden, ehe er nach Bühnenjubiläum. 1946. Mit einer Mischung aus Drama, Mönchengladbach-Rheydt, diesmal ans Komödie und Märchenspiel gelang es ihm, Stadttheater zurückkehrte. Hier lernte er den Bürgern qualitätsvolles, lebendiges seine spätere Frau, die Opernsängerin Theater zu bieten. Hin und wieder verpflich- Margarethe Kohle kennen, hier wuchsen tete er für die Hauptrollen Gäste, so etwa ihre drei Kinder auf. Ein Jahr nahm Kurt Gertrud Fackler und Irene Küster. Er selber Ullrich aktiv am Zweiten Weltkrieg teil, inszenierte und spielte Hauptrollen, manch- dann kehrte er zum Theater zurück, wirkte mal gemeinsam mit seinem Sohn Walter, in Freiberg und Halberstadt anschließend etwa in Max Halbes Stück „Der Strom“ in der „Komödie“ Bad Godesberg, ehe er und in Schillers „Kabale und Liebe“. die Intendanz in Lüdenscheid übernahm.

Die Währungsreform überlebte das Nachdem er die Bergstadt verlassen hatte, Theater nur kurze Zeit. Im Februar 1949 blieb er bis 1951 erneut an der „Komödie“ 166 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 181

Bella Waldritter (Schauspielerin/Sängerin)

geboren am 1. November 1886 in München wohnte von 1919 bis 1923 in Lüdenscheid gestorben am 3. September 1974 in Berlin

Als im Jahre 1919 Arthur Kistenmacher theater Hannover, in dem sie u.a. als lange Zeit Mitglied des Rose-Theaters und in Lüdenscheid das neu eröffnete Stadt- Partnerin von Agnes Sorma in Stücken arbeitete während des Zweiten Weltkriegs theater übernahm, verpflichtete er als von Sudermann und Gerhart Hauptmann vier Jahre bei der Wehrmachtsbetreuung. Soubrette die aus Düsseldorf kommende auftrat. 1911 stand sie neben Ernst von 1950 holte sie Bert Brecht zu seinem Bella Waldritter. Possard im „eingebildeten Kranken“ als Ensemble ans „Theater am Schiffbauer- Toinette auf der Bühne. damm“, wo sie u.a. unter seiner Regie die „Zunächst arbeitete ich viel mit dem Mutter Crusinien in „Der kaukasische Dirigenten Kurt Weill zusammen, der mir Es folgten u.a. die Stadttheater von Riga, Kreidekreis“ und die alte Bäuerin in „Mutter unvergeßlich geblieben ist“, berichtete sie Lüneburg, Göttingen, Gießen, Bremen und Courage“ mit Helene Weigel spielte. 1959 später und fuhr fort: „Sehr jung, wie er Wuppertal-Barmen, ehe sie nach Lüden- gestaltete sie – neben Rolf Ludwig – die war, arbeitete er besonders fleißig und scheid kam. Hier hat sie viele Operetten- furchteinflößende Hexe in dem DEFA-Film komponierte auch. Man sah ihn fast nur und auch einige Opernpartien gestaltet, „Das Feuerzeug“. mit einer Partitur unter dem Arm.“ so etwa das Bärbele im „Schwarzwald- mädel“, die Käthi in „Alt Heidelberg“, die An Lüdenscheid zurückdenkend erzählte Bella Waldritter stammte aus München. Stasi in der „Csardasfürstin“, die Trude in sie später: „Es war – wenn auch das Ihre große Liebe galt zunächst der Malerei, dem Schauspiel „Johannisfeuer“ von Theater nur klein war - die schönste Zeit doch wandte sie sich nach dem Besuch Sudermann, die Schriftstellerin in „Pension meiner Bühnenlaufbahn.“ einer Kunstschule schon bald dem Schau- Schöller“ und - unter der Leitung von Kurt spiel zu. Von 1903 bis 1904 nahm sie Weill – die Lola in „Cavalleria rusticana“ Unterricht an der Münchner Theaterschule. von Mascagni.

Ihr erstes Engagement erhielt sie mit sieb- Nach dem Fortgang von Arthur Kisten- zehn Jahren an einer böhmischen macher übernahm ihr Mann Heinz Arno „Schmiere“. 1908 holte sie Emil Jannings die Leitung des „Lüdenscheider Stadt- an die Sommerbühne nach Langen- theaters“. Mit ihm siedelte sie an- 167 schwalbach. Dann folgte das Residenz- schließend nach Berlin über, war dort Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 182

Fritz Weiland (Medailleur)

geboren am 1. Februar 1900 in Lüdenscheid gestorben am 23. März 1979 in Springfield (Pennsylvania)

Über den Künstler, der in den letzten Doch es zog ihn bald wieder nach Amerika Sein Plan, im Frühjahr 1979 noch einmal Lebensjahren zur „Franklin Mint“ gehörte, zurück. So reiste er 1955 erneut gen in seinen Geburtsort zurückzukehren, schrieb diese u.a.: „Weiland hat mehr als Westen und ließ sich zunächst in erfüllte sich nicht; er starb am 23. März in fünfzig Jahre als Handwerker und Minneapolis nieder. Nachdem er sich, 66 Springfield/Pennsylvania. Abenteurer zugebracht Er hat in drei Jahre alt, von seinem Beruf zurückziehen Erdteilen gelebt, Kriege und Natur- wollte, erreichte ihn die Bitte um Mitarbeit katastrophen überlebt und viele Künste bei der „Franklin Mint“ in Yeadon, im US- praktiziert. Er hat seinen Lebensunterhalt Staat Pennsylvania, welche Medaillen und verdient als Maler, Bildhauer, Graveur, Münzen anfertigt. Einen solchen Antrag Fotograf, Juwelier, Mechaniker und auszuschlagen lag ihm nicht, sodass der Tuba-Technologe.“ Lüdenscheider ihn mit Freude annahm.

Begonnen hatte der Künstler, unter- Neben Münzen für die Bahamas, Israel, brochen durch den Ersten Weltkrieg, mit Jamaika und Panama schuf Fritz Weiland einer Graveurlehre in der Firma Robert Medaillen zur „Thomason Medallic Bible“ , Sieper. Es folgte eine fotografische Tätig- von denen sich heute ein Satz u.a. im keit, die ihm nicht besonders zusagte, Vatikan befindet. „Es ist“, so bemerkte sodass er 1923 nach Brasilien auswander- später der Graveur, „ein gutes Gefühl zu te und am Fuße des Zuckerhuts als wissen, daß ich diese Serie ausgeführt Graveur und Tubabauer wirkte. habe. Es ist eine ganz besondere Art des Befriedigtseins.“ Ende der dreißiger Jahre kehrte der Künstler in seinen Geburtsort zurück, Völlig überraschend teilte Fritz Weiland nahm aktiv am Zweiten Weltkrieg teil und 1975 seinem Chef mit: „Ich habe nicht eröffnete anschließend in Lüdenscheid mehr die Kraft in meinen Händen, um in eine eigene Werkstatt. Stahl zu arbeiten, und ich muß ausruhen.“ 168 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 183

Kurt Weill (Dirigent/Komponist)

geboren am 2. März 1900 in Dessau wohnte von 1919 bis 1920 in Lüdenscheid gestorben am 3. April 1950 in New York

Nachdem im Spätherbst 1919 beim er mit Sängern und Musikern, leitete jeden Trotz karg bemessener Freizeit kam „Lüdenscheider Stadttheater“ der zweite zweiten Abend eine musikalische Auffüh- Kurt Weill zum Komponieren. So entstand Kapellmeister unerwartet gekündigt hatte, rung, brachte vor und nach Schauspielen ein Streichquartett h-Moll, das er einer bemühte sich Oberspielleiter Willi Strüning kürzere symphonische Werke zu Gehör. Verehrerin schenkte. um Ersatz, den er in dem jungen Kurt Weill fand, dem Sohn eines jüdischen Kantors, Über die Premiere der Operette „Die Am 17. Mai 1920 verließ der Musiker der u.a. in Berlin bei Engelbert Humper- keusche Susanne“ am 13. Februar ist zu Lüdenscheid, um zunächst sein Studium dinck studiert hatte und der auf ein lesen: „Das Orchester stand unter Herrn bei Ferruccio Busoni fortzusetzen. Ab Engagement wartete. Am 19. Dezember Weills Leitung. An einigen Stellen fehlte die 1925 wandte er sich der Komposition von 1919 kam er in der Bergstadt an, straffe Disziplin“ und über die am 5. März Bühnenwerken zu, wobei er Elemente der stürzte sich in die Arbeit und leitete im gezeigte „Fledermaus“ heißt es: Tanzmusik und des Jazz einbezog. Theater zunächst nur Wiederholungen „Die musikalische Leitung hatte der Über Frankreich musste er in die USA musikalischer Werke. jugendliche Kapellmeister Kurt Weill. Er emigrieren gemeinsam mit seiner Frau ist ein ungemein fleißiger, strebsamer Lotte Lenya, die 1965 Lüdenscheid einen Nach der Premiere der Walter-Kollo- Mann, dem es hoffentlich bald gelingt, die privaten Besuch abstattete. Operette „Die tolle Komteß“ am 11. Januar ... ,Imponderabilien‘ des Orchesters zu 1920 erschien der Name des Dirigenten beheben.“ zum ersten Mal in der „Lüdenscheider Zeitung“. Dort hieß es: „Das Orchester Es folgten am 4. April die Oper unter Herrn Weills Leitung sorgte dafür, „Cavalleria rusticana“ von Mascagni und daß unter den flotten Weisen der Operette am 16. April „Das Dreimäderlhaus“, zu das Gesamtspiel durchaus befriedigte.“ dem Konrad Bartsch, ein Studienkollege Weills, meinte: „Der Dirigent ... und das Die Tätigkeit war für den Dirigenten sehr Orchester taten ihre Pflicht, die dem anstrengend, da immer neue Stücke auf ernsten Musiker in diesem Falle nicht ganz 169 dem Spielplan erschienen. Täglich probte leicht fallen wird.“ Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 184

Louis Weinbrenner Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Musiker)

geboren am 6. August 1820 in Hamm/Sieg gestorben am 6. Oktober 1894 in Lüdenscheid

„Wir sitzen hier im trauten Kreis / beim den mit großen Konzerten an die Öffent- „Die Jahreszeiten“ von frohen Becherklang ...“ Mit diesen Zeilen lichkeit. Als erstes Werk wurde „Die (1861), „Die letzten Dinge“ von Ludwig beginnt das 1850 entstandene Schöpfung“ von Joseph Haydn in der Spohr (1868) und „Requiem für Mignon“ „Lüdenscheider Lied“, dessen Text von Stadtkirche, der heutigen Erlöserkirche, von Robert Schumann (1870). Anlässlich Friedrich Bleckmann und dessen Musik 1860 aufgeführt. „Die Solopartien sangen des 25-jährigen Bestehens des von Louis Weinbrenner stammen. die Vereinsmitglieder Frau G. vom Hofe, „Städtischen Gesangvereins Lüdenscheid“ Fräulein O. Lammerts sowie die Herren gab es 1878 eine Festkantate für Solo- Anfang der 40er-Jahre kam der aus dem Pels-Leusden und Julius Turck.“ stimmen und gemischtem Chor, die Louis Westerwald gebürtige Komponist, dessen Weinbrenner komponiert und zu der Vorname eigentlich Ludwig lautete, als Der Erfolg bei der Bevölkerung war so Vorstandsmitglied Philipp Schwarzhaupt Musiklehrer nach Lüdenscheid und über- groß, dass noch im Oktober des gleichen den Text verfasst hatte. nahm hier schon bald die Leitung des Jahres eine Darbietung von Mendelssohns gemischten Chors „Glocke“ und des „Loreley“ folgte. Mit einer erneuten Aufführung von Haydns „Männergesangvereins 1847“. Beide „Schöpfung“ trat der Musiker 1880 in den schlossen sich am 26. April 1853 gemein- Neben seiner musikalischen Tätigkeit Ruhestand. Aus diesem Anlass wurde er sam mit dem gemischten Chor „Orpheus“ arbeitete Louis Weinbrenner mehrere Jahre zum Ehrenmitglied des Gesangvereins zum „Städtischen Gesangverein Lüden- als Theaterrezensent beim „Lüdenscheider ernannt, mit dem er sich auch weiterhin scheid“ zusammen. Die Anregung hierzu Wochenblatt“. Kennzeichnend für ihn war, eng verbunden fühlte. war ausgegangen von Rechtsanwalt Dr. wie ein Zeitgenosse bemerkte, „sein Arnold Essellen und von Louis Wein- freundliches, zuvorkommendes Wesen, brenner, der als sogenannter „technischer sein nie versiegender Humor, sein Director“ mit einem Jahresgehalt von 45 trockener Witz“. Thalern die künstlerische Leitung übernahm. Mehrere Benefizkonzerte veranstaltete er für den Witwen- und Waisen-Verein. Von In den folgenden Jahren traten er und den weiteren größeren Werken, die er mit seine Sänger in unregelmäßigen Abstän- seinem Chor aufführte, seien genannt: 170 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 185

Heinrich Johann Hubert Weindorf (Organist und Chorleiter)

geboren am 9. April 1906 in Essen-Borbeck wohnte von 1960 bis 1987 in Lüdenscheid gestorben am 22. März 1995 in Bergisch-Gladbach

Geboren in Essen, wuchs Hans Weindorf St. Joseph und Medardus. Mit den „ein Vollblutmusiker und brillanter Pianist, in Bockum-Hövel auf. Nach dem Sängerinnen und Sängern studierte er in der es wie kaum ein anderer verstand, Schulabschluss studierte er Orgelspiel, der folgenden Zeit zahlreiche Messen, schöne Chorstunden zu gestalten und uns Dirigieren und Kompositionslehre an der Motetten und geistliche Lieder ein u.a. Sängern die Lieder nahezubringen.“ Kirchenmusikschule Münster, dem von Bach, Mozart, Pergolesi und Scarlatti Städtischen Konservatorium Krefeld und zur musikalischen Ausgestaltung der 1961 lud der Chor mit seinem Dirigenten der Musikhochschule Köln. Zu seinen Gottesdienste. zu einer Morgenfeier mit dem Solisten Lehrern gehörten die Professoren Hans Kenneth Spencer ins Parktheater ein. Bachem, Dr. Lemacher und H. Schroeder. Als anlässlich der 75-Jahr-Feier des 1963 begann die Zusammenarbeit mit Chores in Lüdenscheid ein Diözesan- dem „A Capella Koor“ aus Hasselt Anschließend wirkte der junge Mann als Kirchentag durchgeführt wurde, brachte anlässlich einer Gedenkfeier an der Nelly- Kirchenmusiker in Wuppertal, Bonn und er gemeinsam mit dem von Hanni Henning Pütz-Gedächtnisstätte am Buckesfeld. Bergisch-Gladbach. Während des Zweiten geleiteten Chor der Gemeinde Maria Am 29. Mai 1965 erfolgte die Teilnahme Weltkriegs wurde Hans Weindorf zur Königin in der dortigen Kirche zwei Auf- am Chorfest des Sängerbundes NRW in Wehrmacht einberufen, wo er als Funker führungen von Monteverdis „Marienvesper“ Essen mit Kompositionen von Hajo Kelling, tätig war und zeitweise einen Soldatenchor am 12. und 13. Oktober 1963. Solisten die auch auf Schallplatte übertragen leitete. Nach Hause zurückgekehrt, nahm waren u.a. die Sopranistin Margot wurden. er seine Tätigkeit wieder auf, arbeitete als Guilleaume, die Altistin Frauke Haasemann Organist und musste manchmal auch das und der Bassist Wilhelm Pommerien, Nach seiner Pensionierung im Jahre Küsteramt ausüben. klangvolle Stimmen. 1971 blieb Hans Weindorf noch einige Zeit in Lüdenscheid, zog aber 1987 nach Auf Empfehlung seines Freundes Clemens Noch eine weitere Aufgabe hatte Hans Bergisch-Gladbach. Noelke kam er 1960 nach Lüdenscheid Weindorf übernommen. Von 1960 bis und übernahm hier hauptberuflich die 1967 betreute er den Lüdenscheider Stelle als Organist und Leiter des Männergesangverein 1855. „Weindorf 171 Cäcilienchores der Kirchengemeinde war“, wie Gerhard Crummenerl bemerkte, Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 186

Prof. Paul Wieghardt (Maler)

geboren am 26. August 1897 in Lüdenscheid gestorben am 9. Dezember 1969 in Wilmette ()

An Paul Wieghardt erinnern im Museum Als Maler ließ sich Paul Wieghardt 1931 in Mit großem Eifer stürzte sich Paul der Stadt Lüdenscheid zahlreiche Paris nieder, stellte erfolgreich seine Wieghardt auf die Arbeit, und schon bald Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen Arbeiten aus und unternahm mit seiner erwarb er sich als Maler und auch als und Radierungen, welche Nelli Bar, Frau Reisen in die Bretagne und die Pädagoge einen guten Ruf. Im Jahre 1942 die Witwe des Künstlers, dem Geburtsort Normandie, nach England, Norwegen, übernahm er die Malabteilung der ihres Mannes schenkte. Portugal und Spanien. Sommerakademie „Cummington Playhouse in the Hills“ in Massachusetts, Als Sohn eines Malermeisters in der „Auf den in jenen Jahren entstandenen später baute er in Philadelphia das Art Bergstadt aufgewachsen, interessierte Bildern“, bemerkt Vernon L. Geisel, Department der Friend‘s Neighbourhood er sich schon früh für bildende Kunst, „verriet Wieghardt durch die Wahl und auf, welches er bis 1946 leitete; dann welche ihm zur Therapie werden sollte, Anwendung bestimmter Farben den wurde er Professor an der Kunstakademie nachdem er als Teilnehmer am Ersten Ort seines Schaffens, auch wenn der des Art Instituts von Chikago. Robert Weltkrieg bei Amiens verschüttet, Bildinhalt nicht für die jeweilige Gegend Indiana und Claes Oldenburg gehörten zu zeitweilig seine Sprache verloren hatte und charakteristisch war.“ seinen Schülern. diese erst mühsam zurückgewinnen musste. Inzwischen erfolgte in Deutschland Daneben unterrichtete Paul Wieghardt - die Machtübernahme durch die auf Bitte von Mies van der Rohe - noch Danach konnte er studieren, zunächst Nationalsozialisten. Da der Maler nicht über seine Pensionierung hinaus in der an der Kunstgewerbeschule Köln bereit war, sich einer Kunstdiktatur zu Architekturabteilung des Illinois Institute bei Professor Elsässer und im ange- unterwerfen und da seine Frau, die of Technology. sehenen Bauhaus von Weimar, wo Bildhauerin Nelli Bar, aus einer jüdischen Feininger, Kandinsky, Maholy-Nagy, Familie stammte, gab es für das Ehepaar Eine bemerkenswerte Ausstellung über Schlemmer und Klee unterrichteten, nur einen Ausweg: die Flucht. Über Leben und Werk des Malers zeigte Dr. dann erneut in Köln und schließlich als Schweden, die Sowjetunion und Japan Eckhard Trox 2003 in den Museen der Meisterschüler von Robert Sterl an der gelangte es in die USA, wo beide fortan Stadt Lüdenscheid. Dresdner Kunstakademie. lebten und wirkten. 172 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 187

Der Puls

des Lichts: Vossloh-Schwabe

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Dr. Ferdinand Wilkes (Schriftsteller)

geboren am 20. März 1900 in Ennepetel-Voerde gestorben am 15. Januar 1980 in Lüdenscheid

„Bücher prägen uns. Meine Liebe zu ihnen er zunächst als Chemiker in der Versuchs- land auf Sylt, wo er fast zwei Jahrzehnte begann an dem Tage – ich war neun Jahre anstalt eines großen Stahlwerks in in der Flüchtlings- und Gemeindearbeit alt -, als ich von meiner Mutter mit Hagen und hielt nebenher Vorträge zu wirkte, zur Funk- und Fernseharbeit Stubenarrest bestraft wurde ... Ich tröstete weltanschaulichen Themen. herangezogen wurde und als Landes- mich mit einem Buch und begann an kirchenrat der schleswig-holsteinischen diesem Tage, die Originalausgabe des Nach seiner Heirat verließ Ferdinand Kirchenleitung in Kiel tätig war. Robinson Crusoe zu lesen. Kein Buch hat Wilkes 1926 Westfalen, war als Mitarbeiter mich später mehr gefesselt als dieses. für Schulungsarbeit der evangelischen Erst als Ferdinand Wilkes 1965 mit Und da es für mich zunächst kein gleich- Jugend tätig und wurde 1935 zum Leiter seiner Familie als Pensionär nach wertiges gab, beschloß ich, selber eins zu der ev. Jugendarbeiterschule auf dem Lüdenscheid zog, hatte er Zeit zu schrei- schreiben.“ Hainstein in Eisenach berufen. ben und zu veröffentlichen. So entstanden u.a. die Jugendbücher „Dieter Berns und Mit diesen Worten schilderte später Auch am Zweiten Weltkrieg musste seine Wikinger“ und „Gräber in Kanada“, Ferdinand Wilkes den Beginn seiner er aktiv teilnehmen, vom Beginn bis die Erzählungen „Sehnsucht“ und Schriftstellerei. Doch bis er dafür Muße zum bitteren Ende, doch hatte er noch „Ein Mann und Gott“ sowie die Andachts- hatte, sollte noch einige Zeit vergehen. Gelegenheit, beim Konsistorium in bücher “Solange es Tag ist“ und „Der Magdeburg seine zweite theologische helle Horizont“. Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, Prüfung abzulegen und dort 1943 von bei dem der junge Mann noch im Frühjahr Generalsuperintendent Lohmann zum 1918 ins Feld einrücken musste, konnte er Pfarrer ordiniert zu werden. das ersehnte Studium beginnen. Dabei wählte er schwerpunktmäßig, angeregt Heimgekehrt aus der Kriegsgefangen- durch Ernst Haeckels Buch „Welträtsel“, schaft, kam er für kurze Zeit zu seiner die Naturwissenschaften. An der Univer- Familie nach Thüringen zurück, musste sität Gießen promovierte er im Frühjahr aber schon bald vor den Russen flüchten 1923 zum Dr. phil. Anschließend arbeitete und gelangte über Willingen nach Wester- 173 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 189

Wilhelm Franz Wirth Es war leider nicht möglich, ein Bild zu beschaffen. (Maler)

geboren am 27. September 1895 in Lüdenscheid gestorben am 7. April 1957 in Lüdenscheid

Als „Winter-Wirth“ wurde er später in meist Ölgemälde, wenige Lithographien, welche in weiten Kreisen der Bevölkerung Kunstkreisen bekannt, der 1895 in häufig mit Ansichten der sauerländischen Anklang und auch Käufer fanden. Lüdenscheid geborene Wilhelm Franz Landschaft, aber auch mit Altstadt- und Wirth, auf dessen zeichnerische Begabung Blumenmotiven. Dann kam der Zweite Weltkrieg mit seinen bereits in seiner Jugendzeit Bildhauer Bombenangriffen u.a. auf Düsseldorf, Gottwalt Kuhse aufmerksam wurde, Schon bald wurde es dem Künstler zu eng bei denen der Maler Wohnung, Atelier sodass dieser den Eltern riet, ihr Sohn in seiner Heimat und er zog hinaus in die und alle noch darin befindlichen Bilder möge doch nach der Schulentlassung Ferne. Dabei lernte er die Niederrhein- verlor. Enttäuscht und verzweifelt fuhr er einen künstlerischen Beruf ergreifen, landschaft kennen und schätzen, sodass mit seiner Frau nach Lüdenscheid, lebte möglichst eine Graveurlehre beginnen, er sich in Düsseldorf niederließ. In seinem hier bescheiden und unauffällig. Noch was auch geschah. Ergänzung fand die dortigen Atelier widmete er sich mit beson- einmal kehrte er für kürzere Zeit nach Ausbildung durch den Besuch der derer Vorliebe der Gestaltung von Winter- Düsseldorf zurück, ehe er 1957 in seinem städtischen Fortbildungsschule für bildern, bei denen er es mit Geschick Geburtsort starb. Graveure, in welcher der junge Mann verstand, „die vom Wasser durchflossene Zeichnen nach Gipsmodellen und Weite der Landschaft mit kahlen Bäumen, Entwerfen von Ornamenten vorrangig schneebedeckt und vom einfallenden Licht erlernte. der Wintersonne ein wenig erhellt, im Bilde festzuhalten“. Doch so hatte sich Willy Wirth seine künstlerische Laufbahn nicht vorgestellt, Ausgangspunkt hierfür waren zahlreiche, und schon bald kehrte er dem Graveur- meist großformatige Skizzen, welche der beruf den Rücken, fertigte für kurze Zeit Künstler bei seinen Aufenthalten am Treibarbeiten im Auftrag eines heimischen Niederrhein und an den Ufern der Erft Betriebs an, um sich dann der Tätigkeit unmittelbar angefertigt hatte. Menschen eines freiberuflichen Malers zuzuwenden. und Tiere kamen dabei kaum vor. Und 174 In dieser Zeit entstanden zahlreiche Bilder, gerade diese Winterbilder waren es, Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 190

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Erich Wuttke (Komponist und Kantor)

geboren am 26. Oktober 1892 in Breslau gestorben am 3. April 1964 in Hellersen (jetzt Lüdenscheid)

Am Abend des 28. Oktober 1962 kamen entstanden erste kleinere Kompositionen. Liederzyklen und das erwähnte Streich- heimische Musikerinnen und Musiker im Erich Wuttke nahm Orgelmusiken für den quartett. Stadthaussaal zusammen, um den Rundfunk auf und gastierte als Organist in „Ich konnte“, wie der Musiker erzählte, Komponisten Erich Wuttke anlässlich der Jahrhunderthalle. „oft das Elend vergessen. Wenn nachts seines 70. Geburtstags mit einem Konzert die Kameraden auf ihren Pritschen in ihren zu ehren, bei dem ausschließlich Werke 1936 leitete er einen Chor von 1.500 Gedanken an den kommenden Tag zu des Jubilars dargeboten wurden. Bariton Mitwirkenden beim Deutschen Sängerfest, klagen begannen, freute ich mich auf die Fredo Gansauge sang seine „Garten- und 1938 spielte er den Orgelpart beim Zeit, in der ich wieder meiner so geliebten lieder“, Hans Gulden brachte am Flügel die Eröffnungskonzert des Deutschen Turn- Arbeit nachgehen konnte, die mir viele unbeschwerte Spielmusik der Sonatine zu festes. glückliche Stunden geschenkt hat.“ Gehör und sein Streichquartett, 1956 vom WDR Köln uraufgeführt, spielten Steffi Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs Aus der Gefangenschaft vorzeitig entlas- Koschate-Thomä, Magdalena Behre, wurde er noch als Volkssturmführer ein- sen, kam Erich Wuttke 1962 nach Lüden- Hanni Henning und Marlene Blank. Zu den gezogen, von russischen Soldaten scheid, wo seine Familie, aus der ehe- weiteren Mitwirkenden gehörten die verhaftet und zu fünfundzwanzig Jahren maligen Heimat geflohen, ein neues Evangelische Kantorei und der Quartett- Zwangsarbeit verurteilt. Er kam hinter Zuhause gefunden hatte. Schon bald verein „Sangeslust 1922“. Stacheldraht in ein sibirisches Lager un- nahm hier der Musiker seine Arbeit auf weit von Karaganda. und wirkte u.a. als Organist an der Erich Wuttke wurde in Breslau geboren, Kreuzkirche. wuchs dort auf und lernte die Musik Nachdem er als Vollinvalide in der schätzen. Nach Studium und Anfänger- bedrückenden Atmosphäre ein wenig zu jahren wirkte er neun Jahre als Musiklehrer, sich selbst gefunden hatte, begann Erich Kantor und Musikdirektor in Rumänien, in Wuttke zu komponieren. Zuerst schrieb er Siebenbürgen und der Bukowina, später Melodien auf kleine Papierfetzen, später als Kantor und Organist an der Breslauer übertrug er sie in Notenhefte. So entstan- 175 Trinitatis-Kirche. Während dieser Zeit den Kirchenmusiken, Chorwerke, Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 192

Dr. Eva Franziska Marie Zimmermann (Kunstwissenschaftlerin)

geboren am 29. Februar 1888 in Berlin wohnte von 1945 bis 1965 in Lüdenscheid gestorben am 30. Juni 1978 in Freiburg i. Br.

Nachdem sie eine glückliche Kindheit und tion verfasste sie bei Rudolf Kautzsch Während sich hier Leo Zimmermann in Jugend in Berlin erlebt hatte, besuchte zu dem Thema „Vier Meister mittel- seiner Freizeit auf kulturellen Gebiet ehren- Eva Deißler, wie ihr Geburtsname lautete, rheinischer Plastik um 1400“. Die Promo- amtlich stark engagierte, beschäftigte sich ein Pensionat im schweizerischen tion erfolgte am 15. Dezember 1924 in seine Frau verstärkt mit Kunstgeschichte. Lausanne. Zurückgekehrt in ihren Geburts- Frankfurt am Main. Ihre maßgebliche und viel beachtete Arbeit ort, absolvierte sie eine pianistische über „Das Erdgeschoß des Südturmes Ausbildung am Sternschen Konservato- In Berlin hatte Eva Deißler auf einem vom Kölner Dom“ erschien 1958 im rium. „Freude und Interesse an Musik privaten Faschingsball den Medizin- „Kölner Domblatt 14/15“. begleiteten sie“, wie mir später ihre Tochter studenten Leo Zimmermann kennen- berichtete, „ihr Leben lang.“ gelernt, den sie 1914 heiratete. Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1964 blieb Eva Zimmermann nur noch ein Doch es gab noch ein weiteres Gebiet, In der Aufbruchstimmung der Zwanziger halbes Jahr in Lüdenscheid und zog dann welches sie mehr und mehr faszinierte, die Jahre zeigten beide ein reges Interesse für zu ihrer Tochter nach Freiburg, wo sie bildende Kunst. Zahlreiche Besuche in expressionistische Kunst, Literatur und ihren Lebensabend verbrachte. den großen Berliner Museen hatten hierzu Musik. die Basis gelegt. Das führte zu dem Ent- schluss, an die musikalische Ausbildung Viele Jahre lebten beide in Freiburg im ein Kunstgeschichtsstudium anzu- Breisgau, wo Leo Zimmermann eine ange- schließen. Da jedoch hierfür das Abitur sehene Fachpraxis betrieb. Während des Vorbedingung war, das sie noch nicht Zweiten Weltkriegs wurde er jedoch einge- besaß, holte sie es in einem Schnellkurs zogen und fand nach seiner Rückkehr nach. Anschließend studierte die junge 1945 Wohnung und Praxis durch Flieger- Frau zunächst in Berlin, später in angriffe zerstört vor. Aus diesem Grunde Straßburg, Freiburg i. Br. und Frankfurt am verließ er mit seiner Frau die Stadt und zog Main bei Heinrich Wölfflin, Adolph Gold- nach Lüdenscheid, wo er bereits während schmidt und Georg Dehio. Ihre Disserta- des Krieges als Militärarzt gearbeitet hatte. 176 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 193

Dr. Leo Wilhelm Erich Zimmermann (Kunstkenner und -förderer)

geboren am 15. Oktober 1887 in Koblenz gestorben am 25. November 1964 in Lüdenscheid

Zu den Persönlichkeiten, die sich nach Lazarettzug auf dem Balkan zahllosen Interesse an bildender Kunst und Literatur, Ende des Zweiten Weltkriegs in Lüden- Verwundeten. Daneben schrieb er seine zwei Gebieten, auf denen er auch aktiv scheid mit großem Einsatz um Kultur Dissertation über des „compendium wirkte. So verfasste er unter dem verdient machten, gehörte der Orthopäde aromatorium“ (Arzneibuch) des mittelalter- Pseudonym Malte Masson das historische Leo Zimmermann. lichen Mediziners Saladin von Ascoli. Die Drama „Katrin Howard, die Rose ohne Promotion erfolgte am 3. Dezember 1917 Dorn“, welches am 18. Januar 1935 in In Koblenz aufgewachsen, trat er mit in Freiburg. Heidelberg uraufgeführt wurde. etwa zehn Jahren in eine preußische Kadettenanstalt ein in der Absicht, später In dieser Stadt ließ er sich nach Kriegs- In Lüdenscheid wirkte er in der 1946 die Militärlaufbahn einzuschlagen, doch ende als Facharzt für Orthopädie nieder erneut ins Leben gerufenen Kunstge- aus gesundheitlichen Gründen wurde er und führte eine angesehene Praxis, bis er meinde mit und setzte sich neben vorzeitig entlassen. 1941 als Arzt zur Wehrmacht eingezogen Friedrich Jaeger und Wilhelm Tell maß- Nun besuchte er das Realgymnasium in wurde, mit letzter Station am Reserve- geblich für den Ausschuss „Bildende Kunst“ Lippstadt, bestand dort 1908 das Abitur lazarett Lüdenscheid-Hellersen (später ein, dessen Vorsitz er 1953 übernahm. und studierte anschließend in München, Kreiskrankenhaus). Da ein Fliegerangriff Auch in der „Werkgemeinschaft Lüden- Kiel und Berlin Medizin. 1914 erfolgte die Wohnung und Praxis in Freiburg 1944 scheid“, einem Kreis heimischer Künstler Approbation. zerstört hatte, kehrte er 1945 nicht dorthin und Kunstfreunde, wurde er zum zurück, sondern blieb in Lüdenscheid, Vorsitzenden gewählt. Hier hielt er 1956 In Berlin heiratete der junge Arzt die wohin ihm seine Frau nachfolgte. Hier einen dreiteiligen Vortrag über seine kultur- Kunstwissenschaftlerin Eva Deißler und übernahm er die Fachabteilung Orthopädie geschichtlich orientierten Reisen nach zog mit ihr nach Freiburg im Breisgau, im Kreiskrankenhaus und eröffnete eine Griechenland und Istanbul. wo er an der Universitätsklinik eine eigene Praxis in der Stadt. Am 24. Mai 1956 sprach Leo Zimmer- Praktikantenstelle erhalten hatte. mann im Stadthaussaal über Waldemar Bereits von Jugend an zeigte Leo Zimmer- Wiens Skulptur „Die neun Musen“, die Während des Ersten Weltkriegs half Leo mann, der mit dem Maler Hanns Sprung wenige Tage zuvor enthüllt worden war. 177 Zimmermann als Assistenzarzt in einem aus Koblenz befreundet war, ein reges Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 194

Literatur- und Quellenverzeichnis

Assmann, Rainer: Die Verbindung von unternehmerischer und wissenschaftlicher Tätigkeit durch Julius I. Assmann (1836-1914), Manuskript Bührmann, Max (Herausgeber): Buch der Bergstadt Lüdenscheid, Lüdenscheid o.J. Das Lexikon des deutschen Schlagers, München o.J. Deitenbeck, Günther: Geschichte der Stadt Lüdenscheid 1813-1914, Lüdenscheid 1985 500 Jahre Höhere Schule in Lüdenscheid, Lüdenscheid 1958/59 Graeff, Karl: Meine Bekanntschaft mit dem Maler Kurt Ette, Minden 1985 Hostert, Walter (Herausgeber): Lüdenscheid, Industriestadt auf den Bergen, Lüdensheid 1964 Krins, Franz: Oberstudienrat i. R. Wilhelm Sauerländer, 75 Jahre, in: "Der Märker", Heft 7, Altena 1966 Kutsch, K.J./Riemens, Leo: Großes Sängerlexikon, Bern und München 1999 Langkitsch, Hermann: Bildende Künst in Lüdensheid 1920-1960, Lüdenscheid 1996 Lüdenscheid - Kreisstadt im Grünen, Iserlohn 1978 Lüdenscheider General-Anzeiger Lüdenscheider Nachrichten Lüdenscheider Porträts des kulturellen Lebens in Selbstdarstellungen, Lüdenscheid 1972 Lüdenscheider Wochenblatt Pahl, Helmut: Lüdenscheider Künstlerportraits, Lüdenscheid 1986 Rentrop, E.: Joh. Diedr. Lüttringhaus, 1814-1888, in: "Der Märker", 1927 Sauerländer, Wilhelm: Das politische Leben in Lüdenscheid während der Revolutionsjahre 1848-1850, Lüdenscheid 1960 Sauerländer, Wilhelm: Geschichte der Stadt Lüdenscheid von den Anfängen bis zum Jahr 1813. 2. Auflage, erweitert und durchgesehen von Günther Deitenbeck, Lüdenscheid 1989 Schampel, Ingrid: Zum 20. Todestag von Kurt Ullrich, in: Bad Godesberger Magazin, Juli 1997 Schomer, Wulf: Malerei und Grafik in Minden, Minden 1999 Schönfeld, Herbert: Hundert Jahre Musikleben in Lüdenscheid, Lüdenscheid 1953 Strodel, Hans: Chronik der Stadt Lüdenscheid, Lüdenscheid 1929 Tell, Wilhelm: Ida Gerhardi, Lüdenscheid 1961 Vogt, Johannes: Walther Baudert, Bischof der Brüder-Unität, Herrnhut 1952 Vogt, Johannes: Walther Baudert, Herrnhut 1953 Westfalenpost Westfälische Rundschau Der Dank des Autors gilt vielen Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere jedoch dem Leiter des Stadtarchivs Lüdenscheid, Stadtarchivar Dieter Saal, ohne deren Hilfe diese Arbeit nicht hätte geschrieben werden können. 178 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 195

Abbildungsnachweis

Bischöfliches Generalvikariat Essen 83 82, 84, 88, 89, 95, 96, 102, 104-106, 108, 112, 114-116, 118, Brasch 52 119, 122, 130, 131, 135, 136, 138, 139, 141-143, 145, 146, 150, Breitbach, Paul 25 151, 152, 156, 157, 167, 172 Clausen, Rosemarie 34 Stadtmuseum Lüdenscheid, Katalog 54 Diegmann 100 Tell, Peter 163, 164 Filmmuseum Berlin 13 Thoma, Heinrich Wilhelm 123, 149 Garloff 128, 160 Unbekannt 113 Gralla 80 Universitätsarchiv Herrnhut 6 Gründken, Heinz 126, 159 Wengeroth 144 Hense, Gerd 8 Westfälische Rundschau 26, 37, 56, 60 Herkenrath 14, 85 Hess 51 Der Autor dankt allen herzlich, die Fotos zur Höppner 9, 27, 62, 75, 92, 93, 109, 124, 133, Verfügung gestellt haben. Huth 3, 17, 20, 42, 79, 90, 98, 127, 155, 176, 177 Kettling & Krüger 129 Köhne, Wieland 125 Kramer 50 Krause 24, 61, 64 Lange, Wilhelm 169 Lichtenberg 148 Lüdenscheider Nachrichten 55, 110 Pförtner 173 Privat 1, 10, 16, 18, 19, 35, 36, 43, 44, 46, 48, 58, 59, 65, 68, 69, 73, 76, 77, 86, 87, 91, 94, 99, 103, 107, 117, 120, 121, 132, 134, 137, 140, 147, 161, 165, 166, 168, 171, 175 Sammlung Schumacher 101, 154 Schaller, Georg von 111 Schulte, Claus 153 Stadt- und Landesbibliothek Dortmund 97 Stadtarchiv Lüdenscheid 2, 4, 5, 7, 11, 12, 15, 21-23, 28, 29, 31- 179 33, 38, 40, 41, 45, 47, 49, 53, 55, 63, 66, 67, 70-72, 74, 78, 81, Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 196

Personen- und Ortsregister Zusammengestellt von Dieter Saal

Durch Fettdruck sind die Namen der Frauen und Männer hervorgehoben, Bachem, Hans, Professor 171 von denen dieses Buch Kurzbiographien enthält. Auf den ebenfalls fett Backhaus, Wilhelm, Pianist 86 gedruckten Seiten sind deren Kurzbiographien zu finden. Backhove, Fred, Bildhauer 5 Bad Godesberg 34, 105, 166 Aachen 124 Bad Kissingen 52 Aarau 105 Bad Langenau 126 Adamy, August, Fabrikant und Ratsherr 1 Bad Reinerz 126 Adamy, Rudolf, Professor Dr., Kunstwissenschaftler 1 Bad Segeberg 166 Adenau 11 Bad Tölz 84 Adenauer, Konrad, Bundeskanzler 91, 120 Bad Waldliesborn 124 Albendorf (Kreis Neurode) 50 Bad Zwischenahn 82 Albers, Hans, Schauspieler 155 Baden-Baden 134, 142 Alexander der Große, König 147 Baitzen (Schlesien) 87 Alexandrien 157 Bajohr, Klavierpädagoge 14 Alicante (Spanien) 125 Balser, Ewald, Schauspieler 144 Altena 5, 41, 50, 92, 98, 99, 111, 114, 128, 150 Balve 25, 27 Altendorf (jetzt Holzminden) 148 Bar, Nelli 172 Altendorf, Guido (Filmmuseum Potsdam) 114 Barcelona 52, 112 Althaus, Richard, Autor 2 Barlach, Ernst, Bildhauer, Graphiker, Dichter 67, 69 Altmeyer, Theo, Tenor 70 Barmen 14, 17, 106 Ameln, Konrad, Professor Dr., Musikwissenschaftler 3, 7, 70, 80, 154, 165 Bartok, Bela, Komponist 56 Amft, Georg, Musikdirektor 126 Bartsch, Adolf, Redakteur 154 Amiens 172 Bartsch, Konrad, Redakteur 169 Ammann, Lukas, Schauspieler 121 Basel 24, 120 Amsterdam 21 Battistini, Mattia, Bariton 109 Ancona 93 Bauch, Bruno, Professor 143 Anders, Peter, Tenor 16 Baudert, Walther, Autor 6, 33 Arno, Heinz, Schauspieler, Regisseur 160, 167 Bauer, Professor 115 Arnsberg 81, 111, 128, 138, 140, 143, 150 Baumann, Carl, Künstler 10 Arpad, Kun, Geiger 44 Baumann, Paul, Geiger 7 Aschaffenburg 113 Beck, Gertrud 85 -s.a. Katz-Beck, Gertrud Assmann, Emilie 4 Becker, Musikpädagoge 62 Assmann, Felix Otto (Pseudonym von Peter Wilhelm Julius I. Assmann) 4 Becker, Rolf, Kammersänger 14 Assmann, Friedrich Wilhelm, Fabrikant 4 Becker, Theo, Geiger 7 Assmann, Peter Wilhelm Julius I., Schriftsteller 4 Beckmann, Max, Maler und Graphiker 10, 124 Assmann, Rainer, Richter a.D., Geschichtsforscher 4 Beethoven, Ludwig van, Komponist 16, 44, 56, 119, 144 Attendorn 112 Behre, Magdalena, Musiklehrerin 70, 154, 175 Au, Ottomar in der, Intendant, Schauspieler 20, 166 Behrends, Professor 135 Augstein, Rudolf, Publizist und Schriftsteller 118 Behrens-Totenohl, Josefa, Schriftstellerin 16 Augustenthal (jetzt Lüdenscheid) 95 Beines, Martha, Sporanistin 104 Aussig an der Elbe 140 Belling, Willi, Reklamegestalter 29 Babelsberg 114 Benatzky, Ralph, Komponist 128 Babylon 147 Benk bei Bayreuth 131 Bach, Johann Sebastian, Komponist 3, 35, 70, 119, 129, 133, 149, 154, 171 Berg, Carl, Kommerzienrat 8 180 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 197

Berg, Werner, Schriftsteller 8 133, 141, 144, 154, 161 Berger, L. 119 Böhmisch-Grünthal 113 Berger, Ludwig, Regisseur 45 Böhm-Naske, Andrea, Bildweberin 10, 15 Bergisch-Gladbach 171 Bohnée, Oskar, Schauspieler 45 Bergmeister, Marianne 15 Bollmann, Hannelore, Schauspielerin 68 Berlin 4, 5, 14, 18,-23, 29, 30, 33, 38 ,45, 49, 52, 54, 60-62, 65, 67, 68, Bomm, Günter, Konzertagent 16 74, 76, 79, 82, 84-86, 88, 89, 91, 93, 96, 102, 103, 114, 117, 119, 123, Bonato, Victor, Künstler 69 126, 139, 140, 142-145, 162, 167, 169, 176, 177 Bonn 4, 12, 18, 38, 53, 111, 127, 152, 161, 171 Berlin-Charlottenburg 13, 29 Bonn-Bad Godesberg 166 Berlin-Gatow 94 Bora, Katharina von 32 Berlin-Grunewald 155 Borchers, H., Studienrat 33 Berlin-Lichterfelde 72 Borchers, Hugo, Lehrerseminar-Konrektor 28 Berlin-Neukölln 61 Borchert, Wilhelm, Schauspieler 45 Berlin-Tegel 29 Bordeaux 93 Berlin-Wilmersdorf 45 Bormann, Carl, Geiger 7 Bernau, Manfred, Redakteur 59 Bottrop 83 Berndt, Erna, Klavierpädagogin 9, 109 Boucke, Hugo, Holzschnitzer 17 Bernsau, Lutz, Künstler 10 Bourdelle, Emile-Antoine, Bildhauer 67 Bernuth, Fritz, Bildhauer 5 Boysen, Rolf, Schauspieler 51 Bernuth, Max, Professor 37 Bozen 26 Berthold, Joachim, Bildhauer 5 Brahms, Johannes, Komponist und Pianist 119 Bertholts, 143 Brauckmann, Barbara, Cellistin 165 Bertram, Adolf, Kardinal 50 Brauckmann, Hubertus, Schauspieler 18 Bertram, Hans, Regisseur 68 Braukhoff, Carl, Kinobesitzer 5 Bethel 73 Braunfels, Walter, Professor 117 Betzdorf (Kreis Altenkirchen) 112 Braunschweig 21, 156 Beucker, Rudolf, Galerist 10, 100 Brecht, Bert, Dichter 51, 167 Bickel, Maler 37 Breiden, Ludwig, Bassist 154 Bieberstein 69 Breitenbach, Professor 28 Bieberstein, Schloss 106 Bremen 138, 167 Bielefeld 16, 33, 60, 66, 91, 99, 118, 126, 129, 132, 139 Bresgen, Cesar, Komponist 62 Bienhaus, Herbert, Glasmaler 11, 26, 48, 64, 163, 164 Breslau 13, 15, 25, 50, 84, 93, 126, 146, 175 Bienhaus, Karl, Malermeister 11 Brest 93 Bierbaum (jetzt Lüdenscheid) 28 Brighouse (Großbritannien) 143 Bildt, Paul, Schauspieler 45 Brilon 1 Billerbeck 49 Brinkmann, Rudolf, Leiter der Heimvolkshochschule Wislade 157 Bindel, Paul, Professor 122 Brinkmann, Werner, Dr., Jurist, späterer Stadtdirektor 43 Binding, Rudolf Georg, Dichter 159 Britten, Benjamin, Komponist 7, 82, 102, 109, 117 Bingen 104 Bruch, Max, Komponist 93, 104 Birstein/Vogelsberg 14 Bruckmann, Franz, Filmpionier 19 Bismarck, Otto von, Reichskanzler 30 Brückner, Christine, Schriftstellerin 100 Blanchebarbe, Ursula, Professorin, Dr. 134 Brügge (jetzt Lüdenscheid) 92, 128 Blank, Marlene 175 Brüninghausen (jetzt Lüdenscheid) 95 Blankenstein (an der Ruhr) 32 Brüssel 9, 20, 52, 54, 62 Blau-Lang, Tina, Malerin 49 Buckesfeld (jetzt Lüdenscheid) 130 Bleckmann, Friedrich Conrad, Autor 12 Budapest 52 Bleckmann, Friedrich, Lehrer 170 Buenos Aires 68, 153 Blocherer, Carl, Professor 127 Bueren, Margret, Musik- und Gesangspädagogin 161 Blumenthal, Oscar, Schriftsteller 45, 145 Bührmann, Max, Dr., Kunst- und Theaterwissenschaftler 7, 11, 20, 47, 60, Blümner, Rudolf Dr., Schauspieler 13 109, 163 Bocholt 164 Bülow, Hans von, Dirigent und Musiker 117 Bochum 10, 18, 76, 160 Bünde 133 Bockelmann, Rudolf, Bariton 16 Bunk, Gerard, Kirchenmusikdirektor 149 Bockum-Hövel 171 Bürger, Hermann, Kopist und Maler 21 Bodelschwingh, Friedrich von, Theologe 60 Burghardt, Karl, Pädagoge 58 181 Boecker, Wilhelm, Dr., Mediziner 3, 14, 70 Burkamp, Gisela 91 Boecker-Ewald, Elisabeth, Gesangspädagogin 14, 35, 104, 109, 129, Busoni, Ferruccio, Pianist und Komponist 49, 169 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 198

Bussemer, Otto 110 Delius, Frederick, Komponist 49 Buttlar, Johannes von, Schriftsteller 36 Deltgen, René, Schauspieler 5, 68 Buxtehude, Dietrich, Komponist und Organist 70 Den Haag 93 Carol, René, Sänger 22 Denia (Spanien) 125 Carrier, Gustav, Maler 23 Dennert, Dora 34 Carthausen (jetzt Halver) 95 Dennert, Jürgen, Dr., Wissenschaftler 34 Caruso, Enrico, Tenor 89 Derenburg (Kreis Halberstadt) 75 Caspar, Horst, Schauspieler 45 Deroubaix, Jeanne, Altistin 70 Castrop-Rauxel 50, 113 Dessau 106, 169 Celibidache, Sergiu, Dirigent 16 Detmold 9, 47, 49, 55, 62, 157, 162 Celle 144 Dickhagen, Ernst, Konzertsänger 14, 35, 102 Chagall, Marc, Maler 124 Diehl, Gottfried, Professor, Kunstpädagoge 15 Chamisso, Adalbert von, Dichter und Naturforscher 51 Dielmann, Leonie, Schauspielerin 51 Chikago 172 Diemer, Hilde 40, 41 -s.a. Fiergolla-Diemer, Hilde Chopin, Frédéric, Komponist und Klaviervirtuose 86, 104 Dohnany, Klaus von, Erster Bürgermeister 140 Claudius, Matthias, Dichter 16 Dombrowski, Ernst, Grafiker 136 Clausthal-Zellerfeld 153 Dongen, Frits van, Schauspieler 5 Cleve, Walter Theodor, Dr., Autor 24 Döring, Professor, Musiker 44 Coesfeld 14, 164 Dormagen 112 Coester, Otto, Professor 40 Dorpat (Livland) 72 Colmar 54 Dortmund 3, 4, 7, 14, 41, 51, 57, 58, 60, 66, 84, 90, 92, 97, 109, 110, Conrad, Ferdinand, Flötist 3, 70 112, 113, 116, 118, 138, 146, 149, 160, 162, 164, 165 Conrad, Johannes, Komponist 129 Dreieich 153 Conti, Heino, Sänger 123 Dresden 21, 101, 105, 153, 160, 166, 172 Conze, Paul, Redakteur 42, 98, 107, 110, 157 Duisburg 7, 20, 88 Corinth, Lovis, Maler und Graphiker 67 Duisburg-Hamborn 83, 128 Cornelius, Professor, Pädagoge 28 Dumont, Luise, Schauspielschule 166 Cottet, Charles, Kunstpädagoge 49 Düren 122, 145 Courtouis-Bonnencontre, Ernest, Kunstpädagoge 49 Düren, Margarete, Sopranistin 101 Cramer, Emma 25 -s.a. Cramer-Crummenerl, Emma Düsseldorf 11, 17, 19, 20, 39, 40, 47, 79, 51, 60, 61, 67, 69, 79, 82, 88, Cramer-Crummenerl, Emma, Schriftstellerin 25, 27, 36 97, 99, 106, 116, 120, 122, 132, 145, 151, 152, 166, 167, 174 Crone, Wilhelm von der, Maler 26, 48, 81, 96, 163, 164 Eckardt, Kurt, Verleger 36, 134 Crummenerl, Eugen, Autor 27 Eckardt, Max, Buchhändler 36 Crummenerl, Gerhard 171 Eckern, Fritz, Maler 37, 81 Crummenerl, Max, Schriftsteller 28 Edler, Arnfried, Dr., Musikwissenschaftler 9 Curtius Rufus, Quintus, Geschichtsschreiber 147 Eggerth, Martha, Schauspielerin und Sängerin 145 Czernowitz (Rumänien) 50 Ehmann, Jutta, Violinistin 70 Dagover, Lil, Schauspielerin 16, 68 Ehmer, Wilhelm, Dr., Schriftsteller 38, 48, 62, 116 Dahlke, Gerhard, Maler 29, 64 Eich, Günter, Schriftsteller 36 Dahlke, Paul, Schauspieler 114 Eichberg, Richard, Filmproduzent und Regisseur 5 Dam, Gertrud van, Schriftstellerin 95 Eichholz, Elsbeth, Sängerin 14 Dahme (Kreis Ostholstein) 99 Eicken (jetzt Lüdenscheid) 158 d'Ambrosio, Alfredo, Komponist 87 Eicker, Ernst August, Chorleiter 129 Danella, Uta, Schriftstellerin 36 Eilert, Fr.12 Darmstadt 1, 135 Eisenach 6, 173 Dasio, Maximilian, Professor 80 Eisler, Hanns, Komponist 18 Dautzenberg, Dirk, Schauspieler 114 Elberfeld 17, 87, 160 Dehio, Else 72 -s.a. Hueck-Dehio, Else Elbing 3 Dehio, Georg, Kunsthistoriker 176 Elsässer, Professor, Kunstpädagoge 172 Dehn, Siegfried, Musikwissenschaftler 119 Emsbüren 24 Deißler, Eva 176, 177 -s. a. Zimmermann, Eva Franziska Marie, Dr. Engel, Thomas, Regisseur 45 Deitenbeck, Ernst, Medailleur 30 Ennepetal-Voerde 173 Deitenbeck, Günther, Dr., Geschichtsforscher 162, 31 Eppstein (Taunus) 110 Deitenbeck, Karl, Autor 32 Erdmann, Eduard, Professor, Pianist 16, 117 Deitenbeck, Paul, Autor 33, 73 Erfurt 132 Deitenbeck-Goseberg, Monika, Pfarrerin 33 Erhardt, Heinz, Schauspieler 19, 51, 114 182 Delft 93 Ernst, Jupp, Graphiker und Bildhauer 60 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 199

Ernst, Otto, Bühnenschriftsteller 13 Gansauge, Fredo, Bariton 175 Essellen, Arnold, Dr., Rechtsanwalt 170 Garmisch-Partenkirchen 37, 66 Essen (Ruhr) 10, 15, 19, 23, 26, 44, 51, 55, 66, 92, 111, 122, 149, 171 Gärtner, Claus Theo, Schauspieler 121 Essen-Borbeck 171 Gauchel, Willi, Maler 47 Essen-Stoppenberg 23 Gaudig, Hugo, Pädagoge 132 Esser, Paul, Schauspieler, Theaterleiter 68 Gaul, August, Bildhauer 67 Etté, Bernard, Orchesterleiter 123 Gaul, Wilfried, Künstler 69 Ette, Kurt, Maler 39 Gaulle, Charles de, Politiker 120 Eutin 135 Geier, Heinrich, Emailleur 48, 164 Ewald, Elisabeth 14 -s.a. Boecker-Ewald, Elisabeth Geisel, Vernon L. 172 Fackler, Gertrud, Schauspielerin 166 Geißler, Wilhelm, Maler und Graphiker 136 Fall, Leo, Komponist 160 Gellert, Christian Fürchtegott, Dichter 51 Fastabend, Jutta 143 Gelnhar 41 Fehling, Jürgen, Regisseur 143 Gelsenkirchen 51, 66, 83, 84 Feininger, Lyonel, Maler und Graphiker 106, 172 Gelsenkirchen-Buer 66 Fekete, Esteban, Grafiker 10 George, Heinrich, Schauspieler 120 Felde (jetzt Lüdenscheid) 158 Gerhardi, August, Dr. med. 49 Felden, Kurt, Theaterleiter 128 Gerhardi, Evelin, Sängerin 14, 102, 144, 161 Felgeroul, Pianistin 86 Gerhardi, Ida, Malerin 49, 163 Feltz, Kurt, Schlagertextdichter, Schallplattenproduzent 22 Gernoth-Heindl, Schauspielpädagogin 141 Fernau, Joachim, Schriftsteller 36 Gester, Kurt, Bariton 16 Feuerbach, Ludwig, Philosoph 54 Giedinghagen, Friedrich Wilhelm, Leiter der Wetterstation 4 Feyerabend, Johannes, Konzertsänger 35 Gieseking, Walter, Pianist 16 Fiedler, Max, Dirigent 93 Gießen 167, 173 Fiergolla, Hans, Maler 40, 41, 61, 63, 81 Gilbert, Jean, Komponist 160 Fiergolla-Diemer, Hilde, Malerin 41 Gladen, Heinrich, Organist 129 Finkbeiner, Wilhelm, Architekt 42, 122 Glatz 50, 126 Fischer, Ernst, Geiger und Dirigent 43 Gleiwitz 160 Fischer, Ernst, Komponist 22 Gluck, Christoph Willibald, Komponist 101 Fischer, Helmut, Schauspieler 121 Gnadenfeld 6 Fischer, Marie Elise 43 Godard, 101 Fischer-Kretschmar, Renate, Professorin, Pianistin, Musikpädagogin 9 Goebel, Georg, Geistlicher Rat 50 Flensburg 14, 24 Goes, Albrecht, Schriftsteller 36 Fliegner, Hugo, Kapellmeister 44, 87 Goethe, Johann Wolfgang von, Dichter 51, 97, 143 Florenz 4 Goetze, Walter W., Komponist 128 Fontane, Theodor, Dichter 68 Gogol, Nikolai, Schriftsteller 13 Forrer, Leonard, Numismatiker 30 Goldschmidt, Adolph, Kunsthistoriker 176 Forsch, Robert, Schauspieler 45 Gorki, Maxim, Schriftsteller 51 Frankfurt am Main 51, 53, 54, 56, 63, 76, 93, 176 Gorkij (Russland) 120 Franz, Robert, Komponist 104 Görlitz 14, 126 Freiberg 166 Gosenbach 58 Freiburg i.Br. 3, 38, 71, 89, 159, 176, 177 Göttingen 3, 20, 97, 167 Freudenberg (Kreis Siegen-Wittgenstein) 134 Grabert, Hans Richard, Schauspieler 51 Freytag, Gustav, Schriftsteller 45, 160 Grabner, Hermann, Komponist und Musiktheoretiker 112 Friedberg (Hessen) 63 Graeff, Karl 39 Friedmann, Lilli, Musikpädagogin 62 Graf, Maxl, Schauspieler 121 Friedrich III., Kaiser 96 Graham, Billy, Erweckungsprediger 33 Frielingsdorf 11 Grass, Günter, Schriftsteller 100 Fritzschler, Georg, Schauspieler 45 Graz (Österreich) 119 Fürbringer, Ernst Fritz, Schauspieler 121 Greffen 91 Fürbringer, Ulrike 121 Grether, Heinrich, Redakteur 77 Funk, Anna-Christa 63 Grevenich, Fritz, Professor 90 Funke, Erwin, Orchesterleiter 46 Grieg, Edward, Komponist 133 Furtwängler, Wilhelm, Dirigent, Komponist, Musikschriftsteller 159 Griese, Friedrich 135 Gablonz 158 Grock, Musikclown 55 183 Galen, Clemens August Graf von, Kardinal 83 Groß-Gerau 153 Gambke, Martin, Organist und Schulmusiker 102 Gross-Krössin 115 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 200

Grüber, Kurt, Fabrikant 52 Hasse, O.E., Schauspieler 114 Grüber-Walterstein, Lydia, Schulreiterin 52 Hasseberg, Adolf, Professor, Pädagoge 58, 59 Grün, Albert, Professor, Schriftsteller 53 Hasselt 116, 138, 171 Grün, Johan Samuel, Lehrer 54 Hattingen 25 Grün, Karl Theodor Ferdinand, Professor Dr., Autor 53, 54, 139 Hauff, Angelika, Schauspielerin 68, 114 Gründgens, Gustaf, Schauspieler 13 Hauptmann, Gerhart, Dichter 13, 51, 145, 167 Grundtvig, Nicolai, Erzieher, Geistlicher, Schriftsteller 157 Hauptmann, Moritz, Komponist, Musikhistoriker 119 Guilleaume, Margot, Sopranistin 171 Havixbeck 164 Gulden, Hans, Pianist 56, 93, 117, 133, 165, 175 Haydn, Joseph, Komponist 44, 70, 112, 170 Gumbinnen 147 Heckmann, Werner, Museumskustos 153 Gümmer, Paul, Bassist 35 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Philospoh 54 Günter, Hermann, Hof-Fotograf 76 Heger, Robert, Dirigent 93 Günther, Karl A.F., Autor 36, 55, 127 Heiberg, Kirsten, Schauspielerin 114 Günzburg, Mark, Dr., Virtuose 86 Heidelberg 31, 48, 143, 147, 177 Günzburg-Oertel, Elsa, Konzertpianistin 86 Heiliger, Bernhard, Professor, Bildhauer 61 Gura, Hermann, Bariton 89 Heim, Karl, Professor 33 Gurlitt, Willibald, Musikwissenschaftler 3 Heinemann, Gustav, Bundespräsident 140 Gutberlet, Fredo, Redakteur 31 Heinke, Rudolf, Verleger 59 Haack, Käthe, Schauspielerin 114 Held, Martin, Schauspieler 140 Haas, Joseph, Komponist 109 Held-Magney, Ferdinand, Leiter des Schauspielstudios Iserlohn 24, 103 Haase, Friedrich, Professor, Autor 36, 57 Heller, Jürgen, Hornist 70 Haasemann, Frauke, Altistin 171 Hellersen (jetzt Lüdenscheid) 32, 175 Habelschwerdt 50, 126, 146 Hellersen-Loh (jetzt Lüdenscheid) 31 Haberland, Fritz, Professor, Pädagoge 28 Hellmann, Manfred, Grafiker 60 Haeckels, Ernst, Autor 173 Helm, Alfred, Theaterdirektor 13, 45, 145 Hagebölling, Mimi, Musikpädagogin 101 Hempel, Werner, Bildhauer und Graveur 61 Hagelstange, Rudolf, Schriftsteller 16 Henckels, Paul, Schauspieler 16 Hagen i.W. 2, 7, 9, 14, 25, 26, 47, 49, 60, 63, 66, 70, 76-77, 79, 82, 84- Hennig, Gerd, Redakteur 77 86, 88, 92, 93, 101, 102, 112, 113, 116, 120, 127, 128, 133, 138, 141, Henning, Hanni (Johanna Maria), Musikerin 62, 70, 171, 175 162-164, 173 Henschke, Adolf, Theaterleiter 128 Hagen-Vorhalle i.W. 17 Hensel, Walther, Musikpädagoge, Volksliedsammler 110 Hager, Werner, Professor, Kunstwissenschaftler 111 Herbrechter, Bildhauer 41 Hajek, Otto Herbert, Bildhauer 69 Herchen 6 Halbe, Max, Schriftsteller 166 Herdecke 7 Halberstadt 166 Herleb, Klaus, Bildhauer 63 Haldem (Kreis Lübbecke) 139 Herleb-Stahl, Brigitte, Malerin/Grafikerin 63 Halle an der Saale 5, 26, 122, 132, 146, 147 Hermens, Paul, Pädagoge 95 Halle i.W. 73, 122 Herne 138 Halver 95, 96 Herrde, Curt, Maler 29, 64 Halver-Bever 129 Herrenalb 67 Halver-Ehringhausen 96 Herricht, Professor 41 Halver-Oberbrügge 136 Herrmann, Professor, Theaterwissenschaftler 103 Hamburg 4, 10, 16, 18, 34, 38, 52, 55, 93, 114, 118, 140, 155 Herrnhut 6 Hamm (Westfalen) 7, 110, 116, 117, 162 Herscheid 17 Hamm/Sieg 170 Hervel (Herscheid) 72, 88 Hammelsbeck, Tenor 87 Herzberg (Sachsen-Anhalt) 74 Hanau 48, 80, 116, 135 Hesse, Hubert, Geiger 65 Händel, Georg Friedrich, Komponist 3, 20, 70, 104, 112, 117,133 Hesse, Klaus, Bassist 14 Hannover 8, 14, 17, 93, 143, 145, 156, 158, 167 Heusel, Karl, Professor 143 Hansen, Konrad, Pianist 16 Hilchenbach 98, 148 Hansen-Bahia, Karl-Heinz, Maler und Graphiker 10 Hildesheim 17, 120, 148 Hänsgen, Professor, Musikpädagoge 123 Hindemith, Paul, Komponist 101, 107 Harburg (an der Elbe) 42 Hindenburg, Paul von, Reichspräsident 123 Harnoncourt, Nikolaus, Dirigent 114 Hoepner, Kunstgießer 30 Hartmann, Paul, Schauspieler 16 Hoesch, Manna, Cembalospielerin 70 Harvey, Lilian, Schauspielerin 142 Hof 153 184 Haselhorn (Niedersachsen) 22 Hofe, Emmy vom, Bildhauerin 67 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 201

Hofe, Frau G. vom 170 Jannings, Emil, Schauspieler 167 Hofe, Fritz vom, Fabrikant 67 Jansen, Franz Maria, Maler und Graphiker 136 Hofe, Gisela vom 68 Jaroff, Serge, Dirigent 16 Hofe, Heinz vom, Grafiker 105, 106 Jejkowitz (Kreis Rybnik/Oberschlesien) 146 Hofe, Helmut vom, Schauspieler 68 Jena 88, 132, 140, 143 Hoffmann, Lore, Sopranistin 16 Jessel, Leon, Komponist 89, 128, 160 Hoffmann, Wolfgang, Redakteur 24, 36, 65, 70, 102, 103, 118, 130, 137, 149 Joachim, Joseph, Geigenvirtuose, Komponist 119 Hoffmeister, Ulrike 69 Jöde, Fritz, Musikpädagoge 110 Hoffmeister, Wilfried, Maler und Galerist 69 Jolles, Heinz, Professor, Musikpädagoge 117 Hofgeismar 145 Jordan, Pascual, Professor, Physiker 24 Hohenlimburg-Nahmer (heute Hagen i.W.) 65 Jüngermann, Wilhelm, Medailleur 48, 61, 80, 96, 163, 164 Höhfeld, Hermann, Maler 66 Junghanns, Julius Paul, Professor, Maler 40 Holtzbrinck, Arnold Ludwig von, Landrat 12 Kadelburg, Gustav, Schriftsteller 45, 145 Hömer, Friedrich, Professor, Musikpädagoge 149 Kahns, Hans 90 Homoet, Franz, Kunsterzieher 124 Kaiser, Egon, Orchesterleiter 123 Hönich, Professor, Kunstpädagoge 134 Kaiser, Magdalene, Sängerin 154 Honkong 38 Kaiserswerth 40 Hoppe, Hans 14 Kalinowski, Heinz, Maler und Grafiker 81 Hoppe, Marianne, Schauspielerin 144 Kalinowski, Heinz jun. 81 Hörich, Paul 95 Kalinowski, Uwe 81 Horn, Kurt, Cellist 107, 110 Kalkum (bei Düsseldorf) 40 Horwitz, Lucian, Cellist 44 Kamp, Richard, Musiker, Kreischorleiter 43, 82, 117, 141 Hostert, Walter, Dr., Studienrat, Museumsleiter 78 Kandinsky, Wassily, Maler 106, 172 Höxter 58 Kann, Erich, Geschichtsforscher 83 Hübner, Karin, Schauspielerin 137 Karaganda (Sibirien) 175 Hueck, Gertrud, Förderin der Kultur 70 Karlsruhe 21, 112, 143 Hueck, Günther 72 Karthaus-Stamm, Irene, Sängerin 14 Hueck, Oscar Eduard, Fabrikant 70 Kaschke, Rudolf, Maler 84 Hueck, Richard, Fabrikant, Oberbürgermeister 72, 80 Kassel 3, 21, 26, 70, 106 Hueck, Walter, Dr., Schriftsteller 71 Kattowitz (Oberschlesien) 93 Hueck-Dehio, Else, Schriftstellerin 72 Katz, Willi, Sportler 85 Hueck-Ehmer, Britta, Kunstkritikerin 151 Katz-Beck, Gertrud, Sängerin 85 Huhn, Friedrich Wilhelm, Musikdirektor 75 Kaufbeuren 158 Huhn, Walter jun., Musikdirektor 74 Kaufbeuren-Neugablonz 158 Huhn, Walter sen., Musikdirektor 65, 74, 75, 165 Kaufhold, Johannes Leonhard, Medailleur und Bildhauer 80 Humer, Professor, Kunstpädagoge 39 Kaufmann, Ernst, Musiker 86 Humperdinck, Engelbert, Komponist 89, 169 Kaufmann, Ferdi, Geiger 87 Hunswinkel (Valbert) 11 Kaul, August, Radierer 40 Hüsing, Marie, Autorin 73 Kaus, Karl, Musikmeister 87 Hussmann, Heinrich, Professor 127 Kautzenbach, Ferdinand, Musikdirektor 44, 87 Huth, Carl, Fotograf 76 Kautzenbach, Maria, Pianistin 87 Huth, Max, Fotograf 76, 77 Kautzsch, Rudolf, Kunsthistoriker 176 Hymmen, Friedrich, Maler und Graveur 78 Kaysel, 161 Idar-Oberstein 28 Kayser-Hagen, Musikdirektor 104 Idstein 15 Kayssler, Christian, Schauspieler 68 Illinois 172 Keddi, Brita 165 Indiana, Robert, Künstler 172 Kelberg 11 Ingolstadt 94 Kellermann, Günter 88 Innsbruck 3 Kellermann, Gutta, Gymnastiklehrerin 88 Insterburg (Ostpreußen) 147 Kellermann, Paul, Dokumentarfilmer 88 Iserlohn 14, 24, 44, 84, 103, 116 Kelling, Hajo, Komponist 171 Iserlohn-Obergrüne 2 Kermbach, Otto, Orchesterleiter 123 Jacob, Georg, Professor 20 Kern, Renate, Sängerin 123 Jaeckel, Willi, Professor 122 Kerschensteiner, Georg, Pädgoge und Schulreformator 132 Jaeger, Friedrich, Kunstkenner und -förderer 23, 79, 80, 96, 177 Kettwig 7 185 Jaenicke, Käthe, Schauspielerin 155 Kiederich, Professor 39 Jäger, Hanns Ernst, Schauspieler 140 Kiel 9, 20, 51, 135, 141, 161, 173, 177 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 202

Kiepura, Jan, Tenor 145 Krins, Franz, Dr., Archivar 139 Kierpse 22 Krüger, Axel 132 Kierspe-Bahnhof 50 Krüger, Hardy, Schauspieler 114 Kiesant, Karl, Musikdirektor 123 Krüger, Karl, Chorleiter 94 Kirchner, Ernst Ludwig, Maler und Graphiker 69 Kubin, Alfred, Graphiker und Schriftsteller 10 Kirsebauer, Christoph, Galerieleiter 125 Kuhlenkampff, Hans-Joachim, Schauspieler 36, 114 Kistenmacher, Arthur, Opernsänger 89, 160, 167 Kuhne, Fritz, Schriftsteller 95 Klee, Paul, Maler und Graphiker 106, 172 Kuhse, Gottwalt, Bildhauer 17, 30, 80, 96, 138, 174 Klein, Karoline 90 -s.a. Klein, Ly Kuithan, Johann Wilhelm, Pädagoge und Wissenschaftler 97 Klein, Ly, Malerin 90 Kümmel, Erika, Malerin 10 Kleinsassen (Rhön) 106 Kunkel, W., Professor 7 Klemm, Walter, Künstler 136 Kunovski, von, Professor 116 Klemm, Walther, Professor, Künstler 116, 136 Kupper, Annelies, Kammersängerin 126 Kloster, Wilhelm, 4 Kupsch, Anita, Schauspielerin 121 Klünder, Jürgen 146 Küster, Irene, Schauspielerin 166 Klutmann, Peter, Maler 69 Kwang ju (Südkorea) 62 Knef, Hildegard, Schauspielerin 45 La Jana, Tänzerin 5 Knudsen, Hans, Professor 68 Lammerts, Fräulein O. 170 Knuth, Gustav, Schauspieler 120 Lamspringe 153 Koblenz 9, 160, 177 Lang, Fritz, Filmregisseur 13 Koch, Lotte, Schauspielerin 114 Lang, Lotte 163 -s. a. Tell-Lang, Lotte Koch, Robert, Bakteriologe 30 Lange, Kapellmeister 44 Koch, Walther, Dr., Bibliothekar 90 Lange, Walter 150 Kohle, Margarethe, Opernsängerin 166 Lange, Walter, Kreischorleiter 98, 150 Kokoschka, Oskar, Maler und Graphiker 40, 66 Lange, Werner, Schriftsteller 99 Kolbe, Georg, Bildhauer und Graphiker 67, 79 Langenschwalbach 167 Koll, Kathrin, Designerin 81 Langhoff, Wolfgang, Regisseur 45 Köllner, Walter, Superintendent 24 Langkitsch, Hermann, Galerist 40, 47, 59, 61, 100 Kollo, Walter, Komponist 89, 169 Laugs, Arthur, Pianist 93 Kollwitz, Käthe, Malerin und Graphikerin 49, 79, 122 Laugs, Robert, Komponist 101 Köln 7, 11, 14, 16, 21-23, 43, 45, 51, 54, 62, 69, 74, 79, 84, 93, 96, 117, Lausanne 176 121, 124, 127, 136, 138, 141, 143-145, 155, 163, 171, 172, 176 Leander, Zarah, Filmschauspielerin und Sängerin 22 Köln-Dünnwald 11 Lechner, Leonhard, Komponist 3 Köln-Stammheim 11 Leer 24 Köln-Wesseling 127 Legal, Ernst, Schauspieler, Theaterleiter, Bühnenautor 68 König, Hein, Leiter einer Malschule 81 Leipzig 10, 56, 93, 100, 119, 132, 149 Königsberg 31, 137, 147 Lemacher, Dr., Professor 171 Konstanz 58, 159 Lemacher, Heinrich, Professor Dr., 117, 171 Kopenhagen 52, 153 Lemacher, Musikpädagoge 62 Koppel-Ellfeld, Franz, Schriftsteller 45 Lenau, Nikolaus, Dichter 51 Körbi, Egon, Karikaturist 91 Lenbach, Franz von, Maler 21 Korth, Wilhelm, Maler 81, 92 Lenya, Lotte, Schauspielerin 169 Koschate-Thomä, Steffi, Geigerin 56, 93, 154, 165, 175 Léon, Victor, Schriftsteller, Dramaturg 13 Kotschenreuther, Helmut, Kunstkritiker 122 Leoncavallo, Ruggiero, Komponist 141 Kowa, Victor de, Schauspieler 68 Lesser, Otto, Genealoge 130 Krafft, Ludwig, Gründer und Leiter der Münchner Puppentheatersammlung 146 Lessing, Alfred, Cellist 70 Krämer, Adele, Hofopernsängerin 14 Lessing, Gotthold Ephraim, Dichter 20 Kramer, Jürgen, Redakteur 10, 82, 163 Leval, Ottokar, Professor 109 Kraus, Detlef, Pianist 16 Leverkusen 127, 144 Krause, Franz, Kunstpädagoge 60 Lewin-Funcke, Arthur, Bildhauer 67 Krauss, Werner, Schauspieler 13 Lexer, Geheimrat 71 Krefeld 42, 63, 112, 152, 160, 171 Lichteinen (Ostpreußen) 125 Kreindl, Werner, Schauspieler 121 Liebermann, Max, Maler und Graphiker 67 Kreisler, Fritz, Geiger und Komponist 159 Liefmann, jüdische Familie 83 Kremp, Toni 64 Liegnitz 115 Kretschmar, Helmut, Tenor 35 Lienenkämper, Wilhelm, Lehrer, Naturschutzbeauftragter 2, 95 186 Kreuder, Peter, Komponist 142 Liesenfeld-Lück, Sopranistin 154 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 203

Lietz, Hermann, Pädagoge 69 Marr, Carl von 90 Lietzmann, Hans, Theologe 143 Marszalek, Franz, Dirigent 126 Lilje, Hanns, Theologe 34 Marteau, Henri, Violinist 93 Limburg an der Lahn 50 Marx, Karl, Theoretiker des Sozialismus und Begründer des Marxismus 54 Limper, Karl, Professor, Psychologe Dr. 58 Mascagni, Pietro, Komponist 89, 167, 169 Linde, Hans Martin, Flötist 35 Masson, Malte -Pseudonym von Dr. Leo Wilhelm Erich Zimmermann 177 Linden geb. Selve, Auguste 101 Matschinsky-Denninghoff, Martin, Künstler 69 Linden, Ernst, Fabrikant 101 Matsubara, Hisako, Schriftsteller 36 Linden, Fritz (Ernst Friedrich Wilhelm), Dr., Pianist/Dirigent 101 May, Paul, Regisseur 68 Lindlar 11 Meerbeck 83 Lindner, Hannelore 22 Mehlich, Ernst, Musiker 107, 110 Lindner, Richard, Maler 26 Mehl-Lange, Waltraut, Sängerin 14, 102, 109 Lingen, Theo, Schauspieler 13, 22 Meinerzhagen 19, 34 Lippstadt 58, 177 Meinhardt, Annemarie 100 Liss, Käthe, Musikpädagogin 102, 103, 109, 117 Meiningen 13 Liss, Konrad, Dr., Theaterwissenschaftler 25, 35, 102, 103, 107, 149 Meller, Willy, Professor, Bildhauer 42 Liszt, Franz, Klaviervirtuose und Komponist 117 Mendelssohn-Bartholdy, Felix, Komponist 93, 104, 117, 119, 129, 170 Litt, Theodor, Philosoph und Pädagoge 132 Menden 14 Loewe, Carl, Komponist 35, 112 Menuhin, Yehudi, Geiger 69 Lohmann, Generalsuperintendent 173 Menzel, Wilhelm, Professor Dr., Pädagoge 126 Löhr, Hans, Komponist 75 Mermagen, Julius, Professor 37 Lommatsch, Ernst, Kammermusiker 123 Merrem, Grete, Sängerin 44 London 30, 52, 78, 143 Merseburg 15 Lorre, Peter, Schauspieler 13 Mertens von Schaller, Irene, Autorin/Malerin 63, 111 Lorsch 1 Metternich, Josef, Kammersänger, Bariton 141 Lortzing, Albert, Komponist 20, 89, 144, 160 Metz 21 Lösenbach (jetzt Lüdenscheid) 78 Metzmacher, Rudolf, Violoncello 101 Louwerse, Franz, Musikdirektor 9, 86, 104 Meyer, Karl Heinrich, Chorleiter 112 Loviscach, Franz, Zeichner und Lithograph 105, 106 Meyer-Förster, Wilhelm, Schriftsteller 13 Loviscach, Max, Maler 105, 106 Meysel, Inge, Schauspielerin 120 Lübeck 55, 95, 148 Michelstadt 152 Lüdenscheider Streichquartett 107 Middelburg (Niederlande) 104) Ludwig, Friedrich, Musikwissenschaftler 3 Mies van der Rohe, Ludwig, Architekt 106, 172 Ludwig, Rolf, Schauspieler 167 Millin, Frank M. (Medardus Franz), Autor und Orgelbauer 113 Ludwig, Walter, Tenor 16 Millöcker, Carl, Komponist 128 Lüneburg 148, 167 Millowitsch, Willy, Schauspieler und Theaterleiter 19 Lünen 97 Minden 22, 39, 139 Luther, Adolf, Künstler 69 Modersohn, Ernst, Theologe 32 Lüttich 146 Moers 12 Lüttringhaus, Gustav 108 Mohr, Gerhard, Arrangeur 142 Lüttringhaus, Johann Diedrich, Autor 108 Moik, Lutz, Schauspieler 114 Lützeler, Heinrich, Professor, Kunstpädagoge 111 Molière, Jean Baptiste Poquelen, Dichter 13, 68 Luzern 89 Mönchengladbach 161 Maack, Wilhelm, Besitzer einer lithographischen Anstalt 105 Mönchengladbach-Rheydt 20, 166 Mack, Heinz, Künstler 69 Monteverdi, Claudio, Komponist 114, 171 Magdeburg 36, 132, 173 Morgner, Wilhelm, Maler 124 Maholy-Nagy, Laszlo, Künstler 172 Möricke, Eduard, Professor, Generalmusikdirektor 86 Mailand 89 Mörike, Eduard, Dichter 112 Manger, Jürgen von, Kabarettist, Schauspieler 19 Morszyn (Ukraine) Mankowski, Friedrich, Dichter 111 Moser, Hans, Schauspieler 22 Mannheim 56, 61, 99, 143-145, 159 Moskau 33, 140 Marauhn, Gerhard, Musiklehrer, Chorleiter 75 Mozart, Wolfgang Amadeus, Komponist 35, 70, 102, 117, 119, 144, 171 Marburg 14, 31, 88, 139, 153 Mülheim/Ruhr 127 Marc, Danielle, Sängerin 22 Müller, Ernst, Regierungsdirektor 59 Marcks, Gerhard, Bildhauer und Graphiker 79 Müller, Friedrich von 71 187 Marl 25 Müller, Hans, Filmregisseur 19, 114, 155 Marloff, Marie, Schauspielerin 45 München 15, 16, 20, 21, 26, 38, 41, 47, 49, 55, 56, 66, 71, 84, 88, 90, 92, Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 204

93, 99, 101, 109, 114, 116, 121, 127, 145, 146, 159, 167, 177 Oerlinghausen 60, 91 Münchinger, Karl, Dirigent 16 Offenbach am Main 15 Münker, Wilhelm, Lehrer 148 Olbricht, Professor 135 Münster i.W. 3, 24, 27, 31, 33, 47, 57, 60, 66, 83, 92, 95, 111, 112, 116, Oldenburg 41, 131 117, 124, 130, 132, 137, 139, 154, 160, 163, 171 Oldenburg, Claes, Objektkünstler 172 Münther, Christian, Dr. 115 Opderbeck, Emil, Amtmann 96 Münther, Heinke 115 Oranienbaum (bei Dessau) 43 Münther, Lotte, Malerin 115 Orff, Carl, Komponist 82 Murnau am Staffelsee 72, 101 Osnabrück 24, 88, 89, 148, 165 Müschenborn, Ilse, Pianistin 93 Osthaus, Karl-Ernst, Kunsthistoriker und Kunstsammler 49 Naas, Karl, Maler 48, 63, 116, 164 Ostritz 126 Naber, August, Kaufmann 129 Othlinghausen (jetzt Lüdenscheid) 158 Naber, Hanni 129 -s.a.Rafflenbeul-Naber, Hanni Otnes, Jon, Tenor 19 Nahlik, Gerd 158 Pabst-Hess, Käte, Cellistin 93 Nannen, Henri, Journalist 118 Paderborn 109, 117 Neheim-Hüsten 14 Paffrath, Käthe, Pianistin 44 Nestroy, Johann Nepomuk, Dichter 20 Pahl, Julius, Graveur 96 Neuemühle (Meinerzhagen) 34, 88 Pahl, Martha 121 Neuendorff, Edmund, Autor 148 Pahl, Plym (Friedrich Wilhelm), TV-Regisseur und -Autor 121 Neuenrade 50 Pankok, Otto, Maler und Graphiker 29 Neuenweg (jetzt Lüdenscheid) 84 Papenburg 161 Neugard (Pommern) 34 Paris 18, 48, 49, 52, 62, 64, 67, 86, 93, 111, 116, 164, 172 Neumann, Hermann, Orchesterleiter 154 Pauli, Max von, Professor, Pianist 56 Neumeyer, Fritz, Cembalospieler 70 Pausewang, Joseph Andreas, Maler 50 Neumünster 55 Peddensiepen (jetzt Lüdenscheid) 28 Neuruppin 102, 103 Peitsch, Monika, Schauspielerin 121 Neuß 3 Pels-Leusden, Hans, Professor, Maler/Galerist 122 Neuwelt bei Schwarzenberg (Erzgebirge) 152 Pels-Leusden, Herr 170 Neviges 113 Pergolesi, Giovannni Battista, Komponist 171 New York 14, 65, 89, 114, 169 Pestalozzi, Johann Heinrich, Pädagoge 132, 162 Ney, Elly, Pianistin 16 Peters, Else, Geigenlehrerin 62 Nicklaus, Hans 56 Petersen, Peter, Reformpädagoge 132 Nicodé, Jean Louis, Komponist, Musiker 89 Petrescu, Emilia, Sopranistin 70 Nida-Rümelin, Wilhelm, Professor, Bildhauer und Maler 37 Petri, Karl, Zeichenlehrer 61 Niesky (Oberlausitz) 6 Pett, Erich, Musikdirektor 93, 123 Niessen, Carl, Professor, Theaterwissenschaftler 51 Pfaffenstube (Kreis Freudenstadt) 42 Nieukerk 83 Pfitzner, Hans, Komponist 159 Niggemann, Anne 151 -s. a. Schwindt, Anne Pforzheim 99 Nikisch, Arthur, Dirigent 49, 93 Pieper, Theo, Maler 124 Noelke, Clemens, Musiker 117, 171 Pietschker, K., Dr. 30 Nolde, Emil, Maler und Graphiker 69 Pilati, E., Graf 30 Nölle, Fritz, Schriftsteller 9, 58, 118, 127 Pindar, Pindaros, Lyriker 97 Nordenham 147 Pipahl, Albert 125 Nordhausen 145 Pipahl, Horst, Maler 125 Nottebohm, Martin Gustav, Musikforscher und Komponist 119 Pius XII., Papst 80 Nottuln (Kreis Coesfeld) 163 Platte, Rudolf, Schauspieler 68 Nürnberg 26, 56 Plettenberg 134, 144 Nuss, Fritz, Bildhauer 61 Pleyel, Ignaz, Komponist 107 Oberborbeck, Felix, Professor 117 Pommerien, Wilhelm, Bassist 70, 171 Oberhoff, Ernst, Künstler 60 Ponto, Erich, Schauspieler 16 Obernbeck (Stadt Löhne) 73 Poppe, Irma, Schauspielerin 155 Oberrahmede (jetzt Lüdenscheid) 17, 33, 98, 157 Porten, Henny, Schauspielerin 114 Oberschelp, Friedrich, Chorleiter 16 Possard, Ernst von, Schauspieler 167 Oberschelp, Karl-Heinz, Zeichner/Bühnenbildner 120 Possin, Rudolf, Schauspieler 45 Oberwüsten (Kreis Lemgo) 157 Potsdam 8, 114 Ode, Eric, Schauspieler 29 Prack, Rudolf, Schauspieler 114 188 Oedenthal (jetzt Lüdenscheid) 158 Prag 105, 134 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 205

Preis, Paul, Musikdirektor 126 Rimini 93 Priestley, John Boynton, Schriftsteller 109 Rinkens, Wilhelm, Professor, Pianist und Komponist 14 Puccini, Giacomo, Komponist 141 Rintelen, Friedrich, Dr., Generalvikar 50 Purrmann, Hans, Maler 163 Rio de Janeiro 156 Purschke, Hans Richard 146 Rippel, Rolf, Komponist 142 Pütter, Helwig, Maler 10 Rittinghaus, H. Jürgen, Redakteur 8 Quade, Marie Luise, Malerin 10, 61, 63, 124, 127 Rodin, Auguste, Bildhauer 49 Quadflieg, Will, Schauspieler 16 Roeder, Karl, Königlicher Musikdirektor und Komponist 98 Quedlinburg 51 Roeseler, Marcella, Kammersängerin 68 Quernheim 73 Rohlée, Max, Orchesterleiter 123 Quincke, Wilhelm, Gewerbelehrer 128 Rohlfs, Christian, Maler 49, 64, 122 Quincke-Trompeter, Regina, Opernsängerin 128 Röllfeld am Main 153 Raddatz, Carl, Schauspieler 114 Rom 4, 62, 72, 113, 164 Räder, Gustav, Sänger, Schauspieler, Schriftsteller 145 Roos, Trude, Geigerin 43, 107, 110 Rafflenbeul, Hanni 14 -s.a. Rafflenbeul-Naber, Hanni Röpke, Friedrich, Professor Dr. 70 Rafflenbeul, Werner, Werkmeister 129 Röpke, Gertrud 70 -s.a. Hueck, Gertrud Rafflenbeul-Naber, Hanni, Konzertsängerin 129 Ropte, Karl, Cellist 7 Rahmede, Alfred Diedrich, Heimatforscher 12, 43, 108, 130 Rosenthal (Kreis Habelschwerdt) 50 Raithel, Johannes (Hans), Professor, Schriftsteller 28, 131 Ross, Herbert, Sänger 14, 142 Rastenburg (Ostpreußen) 102 Rossi, 89 Rathmecke (jetzt Lüdenscheid) 99 Rostock 160 Rau, Heinrich 90 Roth, Eugen, Schriftsteller 16 Rau, Johannes, Bundespräsident 140 Rotterdam 93 Raudten (Schlesien) 84 Rücker, August, Pastor und Komponist 129 Rauher, Rudi, Conferencier 123 Rüggebrecht, Claus, Schriftsteller 39, 61, 97, 116, 120, 137 Raupach-Petersen, Erna, Schauspielerin 155 Runde, Waldemar, Maler 96, 138 Ravenna 93 Rütting, Barbara, Schauspielerin 114 Reble, Albert, Professor Dr., Pädagoge 132 Saal, Dieter, Stadtarchivar 28, 77, 81, 83 Recklinghausen 28, 60, 91, 151 Saarbrücken 90, 100, 160 Regensburg 16, 113 Sailer, Anton, Kunstkritiker 91 Reger, Max, Komponist 101, 107 Saint-Saens, Camille, Komponist 87 Reichenbach (Schlesien) 87 Saladin von Ascoli, Mediziner 177 Reimer-Wendeborn, Sängerin 44 Salem (Baden) 159 Rein, Walter, Komponist 112 Salzburg 40, 66, 148 Reinecke, Carl Heinrich, Komponist 89 Salzmann, Landeshauptmann 2 Reinhardt, Max, Regisseur und Theaterleiter 13 Sander, August, Dr., Studienrat 46 Reininghaus, Arnold, Fabrikant 133 Sankt Augustin 18 Reininghaus, Marga, Sängerin 14, 35, 133 Sarasate, Pablo de, Violinvirtuose 89 Reipert, Gerhard, Maler und Grafiker 36, 134 Sardou, Victorien, Bühnenautor 44, 45 Rembrandt van Rijn, Maler 21 Sattler, Karl, Rektor 58 Remscheid 62 Sauer, Emil von, Pianist 86 Remscheid-Lennep 35 Sauer, Wolfgang, Sänger 123 René, Maxim, Intendant 160 Sauerland, Königlicher Seminarmusiklehrer 94 Reutlingen 25 Sauerländer, Anne, Cellistin 70 Reval 93 Sauerländer, Wilhelm, Autor/Geschichtsforscher 31, 54, 97, 139 Rheda 54 Sault Ste. Marie (Ontario) 27 Rhein, Carl, Professor, Bildhauer und Medailleur 135, 136 Scarlatti, Domenico, Komponist 70, 171 Rhein, Rudi, Maler/Grafiker 64 -s.a. Rhein, Rudolf Josef Schälike, Karsten, Übersetzer 18 Rhein, Rudolf Josef, Maler/Grafiker 135, 136 Schalksmühle 40, 41, 127, 129 Rheine 14 Schaller, Georg von, Lehrer 63, 111 Rheinthaler, Komponist 104 Schaller, Musikdirektor 133 Rheydt 23, 161, 166 Schampel, Ingrid 166 Ricci, 89 Scharf, Kurt, Bischof 140 Richter, Professor, Musikpädagoge 123 Schauseil, Komponist 104 Riemenschneider, Hartmut, Professor, Organist 113 Scheibe, Richard, Bildhauer 79 189 Riga 134, 167 Schelz, Sepp, Autor 110, 140 Rilke, Rainer Maria, Dichter 143 Schieri, Fritz, Musikpädagoge 62 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 206

Schiestl, Rudolf, Professor, Kunstpädagoge 26 Schumann, Clara, Pianistin 117 Schiffer, Alfred, Konzert- und Opernsänger 14, 141 Schumann, Robert, Komponist 86, 104, 119, 141, 170 Schilbock, Ika 69 Schüngeler, Heinz, Musikpädagoge, 9, 14, 85, 86, 101, 112, 128 Schiller, Friedrich von, Dichter 51, 128, 166 Schürfelde (Meinerzhagen) 59 Schinkel, Karl Friedrich, Baumeister und Maler 162 Schütz, Heinrich, Komponist 35, 154 Schinnerer, Adolf, Professor, Kunstpädagoge 26 Schützendorf, Leo, Bassist 101 Schirrmann, Richard, Gründer der Jugendherbergen 148 Schwäbisch Gmünd 61 Schlaikjer, Erich, Schriftsteller 13 Schwarze, Michael, Bildhauer 5 Schlatter, Adolf, Professor 33 Schwarzhaupt, Philipp 170 Schleiermacher, Friedrich, Philosoph und Theologe 132 Schwelm 130 Schlemmer, Oskar, Maler und Graphiker 172 Schwerte 138 Schlettwein (Thüringen) 6 Schwindt, Anne, Grafikerin 124, 151 Schlieper, Birgit, Redakteurin 5, 69, 111 Sebastian, Rolf, Schauspieler 51 Schlingmann, August, Oberbürgermeister 2 Sechter, Simon, Komponist 119 Schlöter, Willy, Autor 142 Seehausen am Staffelsee 101 Schlötermann, Heinz, Dr., Theater- und Religionswissenschaftler 143 Seemann, Carl, Pianist 16 Schlotter, Gotthelf, Bildhauer 5 Seewald, Richard, Professor, Maler, Graphiker, Schriftsteller 100, 136 Schluck, Architekt 87 Seidel, Max, Holzschnitzer 152 Schlusnus, Heinrich, Bariton 98 Seidemann, Carl 128, 133 Schmalenbach, Ernst, Dr., Rechtsanwalt, Notar 79 Seidler, Erwin, Violinist 59, 107, 110 Schmalstich, Clemens, Dirigent 123 Selb (Bayern) 56 Schmaus, Michael, Theologe 24 Selters, Ulla 143 Schmettau, Joachim, Bildhauer 122 Shakespeare, William, Dichter 45, 68 Schmidt, Professor, Musikpädagoge 123 Siebel, Theodor, Pfarrer 98 Schmidtmann, Gerda, Sopranistin 144 Siegen 41, 73, 85, 112, 113, 134 Schmidtmann, Gerhard 143 Siemering, Rudolf, Bildhauer 30 Schmitz, Ludwig, Schauspieler 145 Siepmann, Heinrich, Maler 69 Schmitz, Otto, Professor 33 Silla, Friedrich Ludwig Werner, Autor 153 Schmitz-Wiedenbrück, Hans, Professor 40 Silla, Hermann, Fabrikant 154 Schmurr, Wilhelm, Professor, Pianist 40 Silla, Marianne 153 Schneider, Andrea, Redakteurin 68 Silla, Wilhelm, Sänger und Dirigent 154 Schneider, Michael, Organist 70 Simon, Dagobert, Sänger 87 Schneider, Willy, Sänger 16, 22 Simon, Dietmar, Dr., Kulturausschussvorsitzender 81 Schnepel, Erich, Pfarrer 33 Sintenis, Renée, Bildhauerin und Graphikerin 79 Schnorr, Günter, Puppenspielexperte 146 Skoda, Albin, Schauspieler 144 Schnorr, Ulli, Puppenbildnerin 146 Slevogt, Max, Maler und Graphiker 67 Schock, Rudolf, Tenor 20, 123 Soennecken, Manfred, Dr., Geschichtsforscher 1 Schoenenberg, Heinrich, Pfarrer 73 Soennecken, Walter, Heimatforscher 79 Schoenmaker, Geiger 14 Soest 108, 140, 162 Scholz, Eva Ingeborg, Schauspielerin 114 Söhnker, Hans, Schauspieler 68 Schomburg, Burkhart, Prof. Dr., Autor 131, 148 Sommer, Gerda, Sängerin 14 Schomer, Wulf, Künstler 39 Sonneberg 153 Schönfeld, Herbert, Autor 104, 147, 154 Sorma, Agnes, Schauspielerin 167 Schönfeld, Richard, Dr., Generalarzt a.D. Sanitätsrat 147 Speelmans, Helga 155 Schönstatt (bei Vallendar) 50 Speelmans, Hermann, Schauspieler 155 Schönthan, Franz von, Schauspieler, Schriftsteller 45 Spencer, Kenneth, Bassist 171 Schrader, Oswald, Kirchenmusikdirektor 7, 35, 103, 117, 149 Spielwigge (jetzt Lüdenscheid) 108 Schreiber, Hans, Professor, Kunstpädagoge 40, 151 Spinoza, Baruch de, Philosoph 79 Schreiber, Professor 40 Spohr, Ludwig, Komponist und Violinvirtuose 170 Schreiner, Ludwig, Autor 162 Springfield (Pennsylvania) 168 Schröder, Ernst, Schauspieler 114 Sprung, Hanns, Maler 177 Schroeder, Friedrich, Komponist 142 St. Georgen 90 Schroeder, Hermann, Professor, Komponist 171 St. Medardus, Schutzheiliger 113 Schubert, Franz, Komponist 7, 44, 112, 119, 141 Stadthagen 36 Schumacher, Adolf, Schauspiellehrer 160 Staegemann, Waldemar, Bariton 101 Schumacher, Erich, Präsident des Deutschen Sängerbundes NRW 74, 94, Stählin, Wilhelm, Theologe 24 190 98, 150 Stalingrad 8 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 207

Stamm-Karthaus, Irene, Sängerin 35 Thor, Walther, Professor, Kunstpädagoge 138 Staudte, Wolfgang, Filmregisseur 45 Thorn Prikker, Jan, Maler 11 Staufen 115 Tigges, Frank, Sänger 14 Stehr, Hermann, Dichter 126 Tilgert, G., Komponist 142 Steinbach 1 Tilsit 116 Steinbeck, John, Schriftsteller 68 Timmendorfer Strand 15 Steinmann, Schauspielerin 13 Tippett, Michael, Komponist 7 Steppat, Ilse, Schauspielerin 114 Toller, Ernst, Dramatiker 45 Sterl, Robert, Maler und Graphiker 172 Toronto 120 Stettin 34, 89 Toscanini, Arturo, Dirigent 159 Steudel, Maria, Professorin, Kunstpädagogin 15 Travemünde 153 Stille, Emil Alwin, Maler und Photograph 77, 156 Trebnitz 44 Stille, Hedwig 156 Treptow 13 Stolle, Hans, Maler 158 Trier 90 Stolte, Barbara, Sängerin 14 Trox, Eckhard, Dr., Museumsleiter 172 Stolz, Dieter Helmut, Dr., Autor, Kulturreferent 159 Tschaikowsky, Peter Iljitsch, Komponist 44 Stolzenberg-La Porte, Claire, Gesangspädagogin 89 Tschechowa, Olga, Schauspielerin 16, 68 Störmer, Hans, Gründer der Heimvolkshochschule Wislade 157 Tschierschnitz, Gerhard 22 -s.a. Carol, René Straaten, van, Zauberpater 24 Tübingen 8, 33 Strack, Günter, Schauspieler 121 Tunis 99 Stralsund 5 Turck, Julius 170 Straßburg 53, 160, 176 Überlingen 159 Straub, Agnes, Schauspielerin 68 Uerdingen (Rheinland) 155 Straus, Oscar, Komponist 89 Uhlenhut, Paul, Geheimrat, Mediziner 71 Strauß, Johann, Komponist 128 Uhlmann, Gustav, Chorleiter 74 Strauss, Richard, Komponist 141, 159 Ulbricht, Siegfried, Cellist 56, 75, 93, 165 Strawinsky, Igor, Komponist 56 Ullrich, Kurt, Intendant/Schauspieler 166 Stresemann, Gustav, Reichskanzler, Außenminister 80 Ullrich, Walter 166 Strickherdecke (bei Unna) 28 Unna 35, 113, 129, 149 Strienz, Wilhelm, Bassist 16 Utrecht 73 Strindberg, August, Dichter 155 Vahlefeld, Hans Wilhelm, Autor 143 Strodel, Hans, Autor 87 Valbert 37, 127 Strunden, Felix, Dr., Sänger 14, 161 Valencia (Spanien) 125 Strüning, Willi, Schauspieler/Regisseur 20, 89, 160, 169 Van Dam, Gertrud -s. Dam, Gertrud van Stubenrauch-Kraus, Maria von, Violinistin 101 Vanza, 89 Studeny, Herma, Geigerin 101 Varel (Friesland) 55 Stuttgart 7, 16, 41, 42, 51, 75, 93, 99, 116, 120, 129, 137 Vater, Georg, Konzertagent 16 Stuttgart-Cannstadt 42 Vaupel, Karl, Lehrer 58, 66 Stuttgart-Hohenheim 149 Velbert-Neviges 160 Sudermann, Hermann, Schriftsteller 13, 145, 160, 167 Velden, Professor, Violinpädagoge 62 Suppé, Franz von, Komponist 14 Venedig 99 Szekessy, Zoltan, Professor, Bildhauer 61 Verdi, Guiseppe, Komponist 141, 161 Tàpies, Antonio, Maler und Graphiker 69 Verdun 8 Tappe, Wilhelm, Baumeister 162 Vermeer van Delft, Jan, Maler 21 Teichmüller, Robert, Professor, Klavierpädagoge 56 Verona 93 Telemann, Georg Philipp, Komponist 82, 161 Villingen 90 Telgte 116 Vincke, Ludwig von, Oberpräsident 162 Tell, Peter 163, 164 Vinzing, Ute, Sopranistin 14 Tell, Wilhelm, Lehrer und Kunstkenner 21, 100, 124, 164, 177, 163 Viola, C.G., Schriftsteller 155 Tell-Lang, Lotte, Malerin 10, 48, 164 Virchow, Rudolf, Pathologe 30 Tempelhof 114 Vivaldi, Antonio, Komponist und Geiger 101 Teplitz 134 Vogt, Johannes, Bischof 6 Teusch, Christine, Kultusministerin 58 Vogtsburg 115 Thimme, Hans, Theologe 24 Völker, Franz, Tenor 16 Thomä, Friedrich, Dr., Arzt 93 Volkmann, Robert, Komponist 119 191 Thoma, Hans, Professor 21 Völz, Wolfgang, Schauspieler 121 Thomas, Peter, Regisseur 155 Wächter, Adolf, Sänger 144 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 208

Wagner, Lore 143 Wilke, Reinhard, Dr. 143 Wagner, Matthias, Geschichtsforscher 83 Wilkes, Ferdinand, Dr., Schriftsteller 173 Wagner, Richard, Komponist 87, 128, 141 Willig, Louise, Schauspielerin 145 Waldkraiburg 149 Willingen 173 Waldritter, Bella, Schauspielerin, Sängerin 20, 89, 160, 167 Wilmette (Illonois) 172 Walldorf, Hans, Kirchenmaler 29 Wimpfen im Thal 1 Wallenbrück, 106 Windhorst, Professor, Gesangspädagoge 35 Warnsdorf (Kreis Rumburg/Sudetenland) 158 Winkhausen (jetzt Lüdenscheid) 128 Waronesch (Russland) 42 Winterhoff, Wilhelm, Künstler 64 Wartha (Schlesien) 64 Winterthur 105 Weber, Andreas Paul, Graphiker und Maler 100 Wirth, Wilhelm Franz, Maler 174 Weber, Carl Maria von, Komponist 89, 128 Wislade (jetzt Lüdenscheid) 90, 127 Wedekind, Frank, Schriftsteller 160 Wismar 145 Wege, Kurt, Orchesterleiter 123 Witten 21, 44, 76, 122 Weigel, Helene, Schauspielerin 167 Wittingen 75 Weiland, Fritz, Medailleur 168 Wittis, Karl, Komponist 86 Weiland, Ingrid 115 Woestenhof 108 Weill, Kurt, Dirigent/Komponist 9, 14, 20, 65, 89, 160, 167, 169 Wohlgemuth, Otto, Bibliothekar 66 Weimar 115, 137, 172 Wolf, Hugo, Komponist 141 Weinbrenner, Louis, Musiker 12, 170 Wolff, Albert, Bildhauer 96 Weindorf, Heinrich Johann Hubert, Organist und Chorleiter 171 Wolf-Ferrari, Ermanno, Komponist 101 Weißenborn, Hermann, Professor, Gesangspädagoge 144 Wölfflin, Heinrich, Kunsthistoriker 176 Weizsäcker, Andreas, Künstler 69 Wrangel, Friedrich Heinrich Ernst von, General-Feldmarschall 53 Weizsäcker, Carl Friedrich von, Physiker und Philosoph 24 Wuppertal 8, 20, 25, 30, 34, 40, 41, 60, 63, 106, 112, 140, 151, 160, 171 Weizsäcker, Lars, Künstler 69 Wuppertal-Barmen 78, 167 Wendland, Bernhard, Holzbidhauer 17 Wuppertal-Elberfeld 37, 130, 160, 166 Wendland, Hans, Lehrer 59 Wuppertal-Oberbarmen 35 Wenzinger, August, Dirigent, Musiker 3, 70 Würzburg 109, 132 Wenzinger, August, Musiker 3 Wüstner, Rolf, Holzbildhauer 81 Werdohl 101 Wuttke, Erich, Komponist und Kantor 175 Werdohl-Elverlingsen 108 Wynands, D.P.J. 132 Werdohl-Eveking 50 Wyon, Hoflieferant 78 Werdohl-Kleinhammer 41 Yeadon 168 Werne 5 Yradier, Sebastian de, Komponist 144 Wernigerode 36 Zadek, Peter, Intendant 18 Werth, Jürgen, Autor, Sänger 73 Zahrnt, Heinz, Theologe 24 Wesel 54 Zeist (Niederlande) 6 Wesselberg (jetzt Lüdenscheid) 108 Zeppelin, Ferdinand Graf von, Luftschifferbauer 8 Wessel-Zumloh, Irmgard, Malerin 136 Ziemann, Sonja, Schauspielerin 68 Westerland (auf Sylt) Zille, Heinrich, Zeichner und Graphiker 122 Wetter an der Ruhr 17, 120 Zimmermann, Eva Franziska Marie, Dr., Kunstwissenschaftlerin 176 Wettringhof (jetzt Lüdenscheid) 30 Zimmermann, Leo Wilhelm Erich, Dr., Kunstkenner und -förderer, 176, 177 Wichmann, Joachim, Schauspieler 121 Zingst 5 Wiebel, Lehrerseminar-Direktor 28 Zitzmann, Hermann, Professor, Musikpädagoge 7 Wiechert, Ernst, Schriftsteller 143 Zuckmayer, Carl, Schriftsteller 45, 51 Wieghardt, Paul, Professor, Maler 110, 172 Zug (Schweiz) 92 Wieman, Mathias, Schauspieler 88 Zuncke, Willi, Magistratsrat 2, 43 Wien 20, 49, 52, 54, 72, 100, 134, 163, 164 Zürich 77, 89, 92 Wien, Waldemar, Bildhauer 10, 79, 107, 177 Zweibrücken 90 Wiesbaden 14 Wiesborienen (Ostpreußen) 92 Wiethüchter, Max, Professor, Kunstpädagoge 106 Wilde, Rüdiger, Maler 151 Wilhelm I., Kaiser 96 Wilhelm, Heinz, Komponist 7, 103 Wilhelm, Irmgard 7 192 Wilhelms, Günther, Bariton 35 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 209

Der Autor Helmut Pahl Biographie erstellt von Dieter Saal

Nach eigenen Worten versucht Helmut Museen und Theateraufführungen im danach an der Sonderschule für Lernbe- Pahl „auf kulturelle Dinge hinzuweisen und Rhein- und Ruhrgebiet, ebenfalls in Berlin, hinderte und von 1969 bis zu seiner damit einen bescheidenen Beitrag zur Hamburg, München, New York, Verona, Pensionierung im Jahre 2000 an der Aufwertung Lüdenscheider Kultur zu leisten“. Wien und Zürich. Albert-Schweitzer-Hauptschule unterrichte- Bei all seiner Bescheidenheit bleibt festzu- Als Sohn des Graveurmeisters Julius Pahl te. Die Fachprüfungen in Deutsch und stellen, dass es weitaus mehr als nur ein am 16. November 1937 in Lüdenscheid Biologie für das Lehramt an Realschulen „bescheidener Beitrag“ war, mit dem geboren, ist Helmut Pahl echter absolvierte er 1967 beim Wissenschaft- Helmut Pahl das Kulturleben der Kreisstadt Lüdenscheider, Sauerländer und Westfale lichen Prüfungsamt in Münster/Westfalen. Lüdenscheid seit Jahrzehnten in Vergan- geblieben: Ein Mann, der unmissverständ- An der Albert-Schweitzer-Hauptschule genheit und Gegenwart erforscht, veröf- lich ausspricht, was er denkt, konsequent unterrichtete Helmut Pahl schwerpunkt- fentlicht und damit den ihm gebührenden und unbeirrbar zu dem steht, was er sagt mäßig die Fächer Deutsch, Kunst, Physik hohen Stellenwert nachgewiesen hat. Hier- und erreicht bzw. zu erreichen versucht, und evangelische Religion, daneben von legen die noch zu nennenden ver- was er für richtig hält. Geschichte, Erdkunde und Wirtschaftslehre. öffentlichten Forschungsergebnisse des Nach Ablegung des Abiturs am hiesigen Für den Pädagogen war es eine ausge- Lüdenscheider Kulturhistorikers und Künst- Zeppelin-Gymnasium im Jahre 1957 stu- sprochene Herzensangelegenheit, seine lerbiographen ein beredtes Zeugnis ab. dierte er an der Pädagogischen Akademie Schülerinnen und Schülern an das Erleben Helmut Pahl ist wegen seiner nachgewie- Dortmund (u.a. Kunst bei Professor Albert und Verstehen von Kultur und Kunst durch senen Kompetenz ein hoch sensibler, auf- Koch), wo er 1959 die Erste und in Besuche von Kunstausstellungen und merksamer, kritisch-sachlicher und Meinerzhagen 1962 die Zweite Prüfung für Theateraufführungen behutsam und mit zugleich liebevoller Beobachter und das Lehramt an Volksschulen bestand. viel Einfühlungsvermögen heranzuführen. Begleiter der Lüdenscheider Kulturszene, Seine Unterrichtstätigkeit, die für ihn Dabei war es seine Intention, den ihm die er seit Jahrzehnten weitgehend kennt. Berufung und berufliche Erfüllung war, verantwortlich anvertrauten jungen Seinen Blick und sein Verständnis in begann Helmut Pahl 1959 in Menschen die zur weiteren Entwicklung Sachen Kultur erweitert und schärft er Meinerzhagen. In seine Heimatstadt ihrer Persönlichkeit so unabdingbar auch außerhalb Lüdenscheids. Unter Lüdenscheid wurde Helmut Pahl 1963 ver- notwendigen kulturellen Wertvorstellungen 193 anderem sind es Besuche von Galerien, setzt, wo er zuerst an der Knapper Schule, zu vermitteln. Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 210

Er selber hatte bereits in jungen Jahren Aus der Feder des Autors stammen ferner gesellschaft in Lüdenscheid, forscht und schöngeistige Interessen. Während der die nachstehend aufgeführten eigenständi- publiziert Helmut Pahl seit mehr als drei Nachkriegsjahre 1947 bis 1949 gehörte gen Veröffentlichungen: Jahrzehnten über Leben und Wirken von Helmut Pahl zu den eifrigen Besuchern „Lüdenscheider Interpreten auf Schall- Kurt Weill in Lüdenscheid. Ebenfalls des Lüdenscheider „Bergstadt-Theaters“. platten“ (1969). „Diskographie von Stadt recherchiert er schon lange über Leben Die nachhaltigste und für sein späteres und Kreis Lüdenscheid“ (1. Auflage, und Werk des in seiner Heimatstadt weit- Leben prägende Ausbildung und zugleich zweite erweitere Auflage der gehend vergessenen Lüdenscheider Förderung seiner im Bereich von Kunst „Lüdenscheider Interpreten auf Schall- Filmregisseurs Hans Müller, welcher einige und Kultur liegendenden Neigungen und platten“, 1970). „Plastiken in Lüdenscheid der erfolgreichsten Kinofilme der früheren Interessen verdankt er seinem 1976 in Grünanlagen, öffentlichen Gebäuden DEFA schuf. verstorbenen Patenonkel Dr. phil. Max und Kirchen“ (1. Auflage 1970), der 1973 Auf Grund seiner schöngeistigen Bührmann, einem national sowie interna- die 2. erweiterte Auflage folgte. Interessen engagierte sich Helmut Pahl tional bekannten und anerkannten „Diskographie von Stadt und Kreis von 1965 bis 1970 im Ausschuss „Theater Theaterwissenschaftler und Schatten- Lüdenscheid“ (2. erweiterte Auflage, und Literatur“ der Kunstgemeinde Lüden- spieler. 1974). „Aus dem Kunstbesitz der Stadt scheid. Ebenso stellte er sein Wissen dem Die Anregung, kultur- und heimatge- Lüdenscheid“ (1977). „Märkische Ausschuss „Kinder- und Jugendtheater“ schichtlich zu forschen und zu publizieren, Grabmalinschriften aus fünf Jahrhunder- zur Verfügung. Dieser Ausschuss, vom bekam Helmut Pahl von Burgarchivar Dr. ten“ (1977). „Geschichte des Lüden- Jugendamt der Stadt Lüdenscheid ein- Franz Krins, dem damaligen Leiter des scheider Stadttheaters 1897-1913“ (1980), berufen, wurde von der Kunstgemeinde Kreisarchivs Altena/Westfalen (dem ausführlich rezensiert von Professor Lüdenscheid weitergeführt von seiner heutigen Archiv des Märkischen Kreises), Friedrich Luft im RIAS Berlin (Stimme der Gründung im Jahr 1973 bis zur Auflösung Herausgeber der dort noch heute erschei- Kritik vom 21.12.1980). „Museum der 1980. nenden landeskundlichen Zeitschrift für Stadt Lüdenscheid: Gemälde, Aquarelle, Mit Helmut Pahl, dem ersten Benutzer des den Bereich der ehemaligen Grafschaft Grafiken“ (1980). „Plastiken in Lüden- von mir seit 1966 geleiteten Stadtarchivs Mark und den Märkischen Kreis „Der scheid“ (1980). „Plastiken im Zentrum von Lüdenscheid, bin ich in Freundschaft Märker“. In dieser Fachzeitschrift wurde Lüdenscheid“ (1982). „Skulpturen märki- verbunden. Bei seinen Forschungen war 1961 die erste kleinere Abhandlung von scher Grab- und Gedenkstätten“ (1983). ich ihm stets und selbstverständlich eine Pahl veröffentlicht. „Lüdenscheider Künstlerportraits“ (1986) helfende Hand. In den folgenden Jahren schrieb der und, als seine leider vielleicht letzte große Lehrer Beiträge für verschiedene Forschungsarbeit für seine Heimatstadt, Dieter Saal Zeitschriften, zu denen neben dem die nunmehr vorliegenden „Lüdenscheider Stadtarchivar erwähnten „Der Märker“ auch Köpfe des kulturellen Lebens von A-Z“. Lüdenscheid, im September 2003 „Meinhardus“ und „Westfalenspiegel“ Zu all seinen Publikationen muss ange- gehörten. Hinzu kamen Berichte für die merkt werden, dass Helmut Pahl, ein Heimatbücher des Heimatbundes Idealist, immer honorarfrei publiziert hat. Märkischer Kreis, den „Westfälischen Angeregt durch eine Kurt-Weill-Veröffent- Heimatkalender“ (das heutige „Jahrbuch lichung von Wolfgang Hoffmann, dem Westfalen“) sowie für die beiden Lokal- ehemaligen Lokalchef der „Lüdenscheider zeitungen „Lüdenscheider Nachrichten“ Nachrichten“ und heutigem Presse- und „Westfälische Rundschau“. sprecher der Märkischen Verkehrs- 194 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:07 Uhr Seite 211 Lüdenscheid_Redaktion120-194 14.10.2003 11:08 Uhr Seite 212

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