TERROIRDIVO Februar 2017
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Nr. 82 TERROIRDIVO Februar 2017 DIVO DÉFENSE ET ILLUSTRATION DES VINS D’ORIGINE SYRAH MONDEUSE VIOGNIER INHALT • Editorial . 2 • Cornas: Die AOC des grossen « Vin Noir » . 9 • Dr . José F . Vouillamoz: Familiengeschichten . 2 • Crozes-Hermitage und Hermitage: • Die Weinregion der nördlichen Die Appellationen der Rive Gauche . 10 Côtes du Rhône . 4 • Ein kleiner Abstecher in den Süden: Die AOC • Côte-Rôtie: Die Wiege der Syrah . 6 Côtes du Rhône Villages Saint-Gervais . 13 • Condrieu: Eine AOC in reinem Weiss . 7 • Die Mondeuse alias Grosse Syrah . 15 TERROIRDIVO EDITORIAL Die vorliegende Revue entführt Sie in die nördlichen Côtes Untersuchungen haben ergeben, dass die Syrah höchstwahr- du Rhône, die Heimat der Rebsorte Syrah. Heute kennt scheinlich eine natürliche Kreuzung aus Mondeuse Blanche man vor allem die opulenten, sonnenverwöhnten Syrahweine (heute nur noch auf 5 Hektaren in Savoyen angebaut) und aus dem Süden Frankreichs oder aus Übersee . Doch wissen der Dureza ist . Diese vom Verschwinden bedrohte Rebsorte Sie auch, dass diese mittlerweile internationale Sorte erst in aus der Region Ardèche war früher in der Isère und im Norden den 1960er Jahren nach Süden emigrierte und dass ihr welt- der Drôme verbreitet . Zwischen Mondeuse Blanche und weiter Erfolg eher jüngeren Datums ist ? Ihr Ursprungsterroir Mondeuse Noire wie auch zwischen Mondeuse Blanche liegt in der Region von Ampuis, in der Côte-Rôtie. Es schien und Viognier gibt es eine genetische Verbindung vom Typ uns also angebracht, den Geburtsort dieser Rebsorte zu be- Eltern-Kind . Dies erklärt, warum dem Syrah in der Côte-Rôtie suchen . Der Viognier für seinen Teil findet in derselben Re- bis zu einem Fünftel Viognier beigemischt werden darf: Gleich gion wie die Syrah zu seiner schönsten Ausdrucksform, vor und gleich gesellt sich gerne ! allem in der Appellation Condrieu. Nicht weit von hier, in Sa- voyen, lernen Sie die Mondeuse Noire kennen, eine autoch- Barbara Pokorny Eric Duret Walter Zambelli thone Rebsorte, die häufig auch Grosse Syrah genannt wird . Nicht ohne Grund: Erst vor kurzem durchgeführte genetische TITELBILD: BLICK AUF DAS RHONETAL IN DER GEGEND VON CROZES HERMITAGE DR. JOSÉ F. VOUILLAMOz – FAMILIENGESCHICHTEN: SYRAH, VIOGNIER UND MONDEUSE NOIRE Die Syrah, heute bestens bekannt und LEGENDEN, DIE SICH UM DIE weltweit kultiviert (auf 185 000 ha), war HERKUNFT DER SYRAH RANKEN lange Zeit auf das Rhonetal beschränkt, • Am hartnäckigsten hält sich die Le- vornehmlich auf die berühmten Appel- gende, wonach die Syrah aus der persi- lationen Hermitage und Côte-Rôtie, schen Stadt Shiraz (im heutigen Iran) wo sie erstmals im Jahr 1781 als stammt, und von wo sie Kreuzfahrer « Sira » auftaucht . Im selben Jahr wurde zwischen 1095 und 1291 ins Rhonetal auch der Viognier erstmals genannt ; gebracht haben sollen . er stammt sehr wahrscheinlich aus • Gewisse Autoren vermuten als Vor- Condrieu im nördlichen Rhonetal . Frü- fahrin der Syrah die hypothetische Vitis her kaum verbreitet und nur in seiner syriaca aus Syrien, die von Plinius dem engeren Heimat anzutreffen, hat es der Älteren erwähnt wird . Vio gnier in letzter Zeit mit Leichtigkeit auf eine weltweite Anbaufläche von • Zur Inselgruppe der Kykladen (Grie- 11 400 Hektaren gebracht . Die Mon- chenland) gehört auch Syros . Man erzählt, deuse Noire dagegen ist eine typische dass die Syrah von dort stammen könnte, Rebsorte aus der Dauphiné . Erstmals obwohl dort bis heute nicht die kleinste erwähnt wurde sie 1845 in der Isère, Spur nachgewiesen werden konnte . heute wächst sie auf 306 Hektaren, zur • Probus (232-282 n . Chr .), der römi- Hauptsache in Savoyen . Die Syrah sche Kaiser, der dem französischen wurde 1921 in die Schweiz, genauer Weinbau kräftig unter die Arme griff, ins Wallis, eingeführt . Der Viognier kam indem er das Edikt von Domitian wider- deutlich später in die Region Genf, wäh- rief, nach welchem die Hälfte aller rend die Mondeuse Noire historisch Weinberge ausserhalb Italiens hätte gesehen seit langem in der Genfersee- ausgerissen werden müssen, soll die region sowie im Wallis angebaut wurde, Syrah 281 auf seinem Marsch nach unter dem wenig schmeichlerischen UM DIE HERKUNFT DER SYRAH RANKEN SICH Lyon (Lugdunum) aus Syrakus (Sizilien) Namen « Gros Rouge » . ZAHLREICHE LEGENDEN © CHRISTOPHE GRILHÉ mitgebracht haben . DIVO DÉFENSE ET ILLUSTRATION DES VINS D’ORIGINE 2 Nr. 82 FEBRUAR 2017 TAFEL 1: DAS TErrITORIUM DER ALLOBROGER DEHNTE SICH VOM LAC LÉMAN BIS GRENOBLE AUS UND VON SAVOYEN BIS IN DIE REGION VON VIENNE IM SÜDEN VON LYON. IM 19. JAHRHUNDErt WURDE DIE MONDEUSE NOIRE IM GESAMTEN GEBIET DER ALLOBROGER KULTIVIErt (SCHRAFFIErt), WELCHES AUCH DIE VERBREITUNGSZONE DR. JOSÉ F. VOUILLAMOZ DA, WO ER SICH AM LIEBSTEN AUFHÄLT UND FORSCHT: IM WEINBErg © SEDRIK NEMETH DER SYRAH (GEPUNKTET) UMFASSTE. Dank DNA-Tests wissen wir heute, dass Die Syrah geht etymologisch sehr wahr- Montpellier (Frankreich) und Davis (Kali- all diese Legenden falsch sind . scheinlich auf den indogermanischen fornien) die verblüffende Entdeckung Stamm «ser-» zurück, was lange Dauer der Eltern der Sorte Syrah: Demnach ALLOBROGICA bedeutet und zum lateinischen «serus» ist die Syrah eine natürliche Kreuzung Die Allobrogica war angeblich eine Reb- (= spät) geführt hat . Denselben Stamm zwischen Mondeuse Blanche und Du- sorte aus dem Reich der Allobroger findet man auch im Namen «Sérine» reza (Tafel 2). Die Mondeuse Blanche, (Tafel 1), erstmals erwähnt im 1 .Jh . wieder, einem der ältesten Synonyme heute noch auf kümmerlichen fünf Hek- n .Chr . Aus ihr wurde der «picatum » für Syrah . taren in Savoyen angebaut und keine (geteert) genannte Wein gekeltert, wahr- Farbmutation der Mondeuse Noire, war scheinlich in Anlehnung an den Pechge- DNA: DER STAMMBAUM früher weit verbreitet in den Regionen schmack, den der Wein von den Fässern DER SYRAH Ain, Haute-Savoie und Savoie, wo oder Krügen bekam, die zum Schutz vor Der 1998 durchgeführte Vaterschafts- sie auch Dongine oder Savouette ge- Oxydation im Inneren mit Pech ausge- test ermöglichte den Forschern von nannt wird, was unzweifelhaft für einen strichen wurden . Dieser Wein war in der Umgebung von Vienne (im Süden von Lyon, Tafel 1) ausgesprochen renom- miert – in einer Region also, die mehr oder weniger mit der heutigen Appella- tion Côte-Rôtie zusammenfällt . Zahl- reiche Autoren haben deshalb die Allo- brogica mit der Mondeuse Noire oder der Syrah gleichgesetzt, denn die Ver- breitung dieser beiden Sorten im 19 . Jahrhundert stimmte perfekt mit der An- bauzone der Allobrogica überein (Tafel 1) . Es scheint jedoch, dass die Allobrogica in der römischen Epoche aus einer Po- pulation von «Proto-Mondeuses» be- stand, die in der Folge Mondeuse Noire und Syrah hervorbrachten . Plinius der Ältere präzisierte in der Tat, dass die dunklen Trauben der Allobrogica beim ersten Frost reifen und ihre Qualitäten beim Abwandern verlieren . Diese späte TAFEL 2: DER PLAUSIBELSTE STAMMBAUM SIEHT DIE SYRAH ALS NATÜRLICHE TOCHTER DER MONDEUSE Reife findet sich sowohl bei der Mon- BLANCHE UND DER DUREZA, ALS HALBSCHWESTER DES VIOGNIER, ALS ENKELIN DER MONDEUSE NOIRE, deuse Noire als auch bei der Syrah . NICHTE DES TEROLDEGO UND URENKELIN DES PINOT DIVO DÉFENSE ET ILLUSTRATION DES VINS D’ORIGINE 3 TERROIRDIVO savoyardischen Ursprung spricht . Die Dureza ist eine alte Rotweinsorte aus der Ardèche, die früher im Mischsatz mit der Syrah in den Regionen Drôme und Isère kultiviert wurde und von der nur eine Hektare überlebt hat, da und dort in den Weinbergen verstreut . Die natürliche Kreuzung, die zur Geburt der Syrah geführt hat, muss also in einer Weinregion stattgefunden haben, in der ihre beiden Elternteile kultiviert wurden, sehr wahrscheinlich in der Isère . Dank einem ungewöhnlichen probalisti- schen Ansatz, um die Verwandtschafts- beziehungen zwischen den Rebsorten zu bestimmen, konnte ich 2006 nach- weisen, dass die Dureza aus der Ardèche eine Schwester des Teroldego DER VIOGNIER WURDE 1781 © CHRISTOPHE GRILHÉ DIE MONDEUSE NOIRE WIRD HEUTE FAST ist, einer alten Rebsorte aus dem nord- ERSTMALS ERWÄHNT AUSSCHLIESSLICH IN SAVOYEN KULTIVIErt italienischen Trentino . Die Syrah ist also nicht nur eine Tochter der Dureza, son- in Frage stellt . Mittels DNA-Test konnte fen hervorgehoben worden . Das erklärt, dern folglich auch eine Nichte des ich auch die Existenz einer genetischen warum die Mondeuse Noire bisweilen Teroldego (Tafel 2) . Zudem haben die Verbindung vom Typ Elternteil-Kind Grosse Syrah genannt wird . Die direkte Resultate ergeben, dass Dureza und zwischen Mondeuse Blanche und Abstammung zwischen Mondeuse Teroldego Enkelkinder des Pinot sind, Mondeuse Noire nachweisen, ebenso Blanche und Viognier dagegen war nie der alten Burgunder Sorte, die bereits zwischen Mondeuse Blanche und zuvor vermutet worden . Vielleicht sind im Mittelalter sowohl in Frankreich als Viognier. Die genetische Verbindung aus diesem Grund in den berühmten auch in Tirol präsent war . So dürfte zwischen Mondeuse Blanche und Weinen der Côte-Rôtie und aus Hermi- also der Pinot sehr wahrscheinlich ein Mondeuse Noire ist nicht überraschend, tage bis zu 20 % Viognier in der Assem- Urgrosselternteil der Syrah sein, was die denn ihre morphologischen Ähnlichkei- blage mit Syrah zugelassen: gleich und angenommenen Ursprünge der Sorten ten waren bereits von den Ampelogra- gleich gesellt sich gern ! DIE WEINREGION DER NÖRDLICHEN CÔTES DU RHÔNE DIVO entführt Sie also zu den Ursprün- nicht viel gemein mit den sonnenver- mit den Weinen aus dem Burgund als gen der Syrah . «Man sollte sich nicht wöhnten, verführerischen Syrahs,