Johann Frank, Wolfgang Braumandl-Dujardin, Walter Matyas
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Erich Reiter (Hg.) Die strategische Lage im Osten der EU Wien, Mai 2014 Die Autoren geben in diesem Sammelband ausschließlich ihre persönliche Meinung wieder. Impressum: Herausgegeben von SC a.D. Hon.Prof. DDr. Erich Reiter Medieninhaber und Hersteller: Internationales Institut für Liberale Politik Wien Semmering Nr. 40/14 Waldhof 1 A/2680 Semmering Wien, Mai 2014 ISBN 978-3-902275-40-0 2 Inhaltsverzeichnis Vorwort 5 Erich Reiter Die strategische Situation im Osten Europas 9 Egbert Jahn Die Bedeutung der osteuropäischen Konfliktpotentiale für eine west- und mitteleuropäische Osteuropapolitik 21 Winfried Schneider-Deters Die Ukraine im Zentrum jeder Osteuropapolitik 35 Winfried Schneider-Deters Die „Putin-Doktrin” – das Ende europäischer Sicherheit 73 Hannes Adomeit Die transatlantische Komponente europäischer Ostpolitik 125 Dominik P. Jankowski Die strategische Rolle der EU im Osten Europas aus polnischer Sicht 169 Peter W. Schulze Die deutsch-russischen Beziehungen als Faktor einer Osteuropapolitik der EU 173 Peter Schmidt Die Möglichkeiten der EU zur Gestaltung einer Osteuropapolitik 211 Andrei Zagorski Russlands Sicht der EU 229 Hüseyin Bağcı Die Türkei als Faktor strategischer Rahmenbedingungen einer europäischen Osteuropapolitik 241 Gustav C. Gressel Das Ringen um die Ukraine 251 Herausgeber und Autoren 265 Vorwort Die Ereignisse in der Ukraine dominieren die außenpolitische Medienberichterstattung der ersten Jahreshälfte 2014. Die akademische Diskussionswelt ist gespalten, wie die Ereignisse zu interpretieren sind. Darüber hinaus müssen einige langfristig-strategische Fragen aufge- worfen werden: Welche Schlussfolgerungen und Lehren zieht Europa aus 20 Jahren Post- Sowjetischer Russlandpolitik? Was bedeuten russische Ziele und politische Praxis in Osteu- ropa für die gesamteuropäische Sicherheitslandschaft? Kann die Prämisse „partnerschaftli- cher“ Politik mit Russland noch aufrechterhalten werden? Wer hat die Konsequenzen zu zie- hen, wenn dem nicht so ist? Welchen Stellenwert nimmt die Ukraine für die gesamteuropäi- sche Sicherheit ein und was ist Europa bereit, für sie zu riskieren? Welche Konsequenzen hat es, die Ukraine „im Stich zu lassen“? Kann die Europäische Union sich noch eine Außenpoli- tik leisten, ohne diese mit militärischen Mitteln zu unterfüttern? Welche Rolle will die USA in Europa einnehmen, bzw. welche europäischen Staaten können in der Osteuropapolitik Füh- rerschaft ausüben, wenn die USA dies nicht tun? Der vorliegende Band liefert aus verschiedensten Blickwinkeln Antworten auf diese Fragen. Seit 2007 beschäftigt sich das Internationale Institut für Liberale Politik (IILP) im Zuge seiner Forschungskooperation mit dem BMLVS intensiv mit den Räumen östlich der EU/NATO Außengrenze. Der vorliegende Band umschließt die schriftlich festgehaltenen Ergebnisse zweier Expertenworkshops zum Thema „Die strategische Situation im Osten der EU und die gestalterischen Möglichkeiten der Europäischen Union, Österreichs und der mittelosteuropä- ischen Staaten“, die im Juli und Oktober 2013 veranstaltet wurden. Der „Maidan“, der Volks- aufstand der Ukrainer gegen die Herrschaft Janukowitschs, viel genau in die Zeit des Zu- standekommens dieser Publikation. Dementsprechend wurde auch mit weiteren Beiträgen der Entwicklung Rechnung getragen. Konflikte über die politische und geografische Ordnung dieses Raumes sind nicht neu – es sei hierzu auf die entsprechenden Publikationen der vergangenen Jahre verwiesen. Auch der nun die Berichterstattung dominierende Konflikt in der Ukraine blickt auf eine Konflikthisto- rie zurück, die bereits durch verschiedenste Publikationen des IILP aufgearbeitet wurde. Hier soll jedoch der Konflikt in einem breiteren Zusammenhang eingeordnet werden – der Frage der politischen, sozialen und territorialen Ordnung Europas östlich der Außengrenzen von EU und NATO. Egbert Jahn geht in seinem Beitrag auf den Zusammenhang von Nationsbildung, Staatswer- dung und bewaffneten Konflikten ein. Alle Nachlassstaaten der im 20. Jahrhundert unterge- gangenen europäischen Imperien – Sowjetrusslands, des osmanischen Reiches und der Habsburgermonarchie waren oder sind Staaten ohne abgeschlossene Nationsbildung. Auf die Ukraine trifft dies besonders zu. Die Fragen, welche politische, soziale oder wirtschaftli- che Ordnung man sich geben will, an welchen externen Vorbildern man sich orientiert und in welche Integrationsprojekte man sich einbringt, ist gerade für diese jungen Staaten nicht (nur) ein Frage der Bewältigung von Modernisierungsproblemen, sondern vor allem auch eine Frage der nationalen und kulturellen Identität. Daher sind Umwälzungen der politi- schen Ordnung, insbesondere Demokratisierungsschübe, mit aufflammenden Nationalitä- tenkonflikten verbunden. 5 Winfried Schneider-Deters analysiert in zwei Beiträgen ausführlich die Lage in der Ukraine und die politische Genese des aktuellen Konfliktes. Der erste Beitrag behandelt die Regie- rungszeit Janukowitschs bis zum Ausbruch des Maidans. Die damalige Regierung suchte ihre eigene (personenbezogene) Macht auszubauen, in dem sie versuchte, die EU und Russland gegeneinander auszuspielen. Durch eine Scheinannäherung an die EU – ohne entsprechende Vorgaben für innere Reformen ernst zu nehmen – suchte Janukowitsch der politisch- wirtschaftlichen Dominanz Russlands und einer Vollintegration in die Zollunion zu ent- kommen. Durch kokettieren mit Moskau und dem Versuch einer Annäherung eben an diese versuchte er, die Union unter Druck zu setzen, auf Forderungen der Enthaftung politischer Gefangener und der tiefgreifenden inneren Reform der Ukraine zu verzichten. Letztendlich verspekulierte er sich dreifach: die EU war nicht bereit, sich von Janukowitsch erpressen zu lassen, Moskau verlangte einen eindeutigen und nachhaltigen Abbruch der EU-Annäherung und das ukrainische Volk war nicht bereit, kampflos auf eine EU-Perspektive zu verzichten. In seinem zweiten Beitrag beschreibt Schneider-Deters die Maidan-Revolution und ihre un- mittelbaren Auswirkungen auf die europäische Sicherheitslage. Die „Putin-Doktrin“, die Durchsetzung moskauzentrierter Integrationsprojekte durch direkte und subversive Gewalt ist eine ernste Herausforderung der europäischen politischen Ordnung. Europa ist gefordert, die neue Ukraine zu unterstützen und solchen Destabilisierungstendenzen entgegenzuwir- ken. Hannes Adomeit beleuchtet die transatlantische Dimension europäischer Osteuropapolitik. Die Erweiterung des euro-atlantischen Stabilitätsraumes zur Absicherung der jungen demo- kratischen Systeme in den ehemals kommunistischen Staaten war ein wichtiges Ziel aller amerikanischen Administrationen seit 1989. Seit der militärischen Bindung der USA in Af- ghanistan 2001 und im Mittleren Osten 2003 werden den deklarierten Zielen nicht mehr die nötigen Mittel zu deren Erreichung nachgeschoben. Der Versuch des „Neustarts“ der ameri- kanisch-russischen Beziehungen wurde zum Fehlstart. Vor diesem Hintergrund müssen die Europäer mehr Eigenverantwortung für diesen Raum übernehmen. Dominik P. Jankowski umreißt kurz die Ziele polnischer Osteuropapolitik, in deren Zentrum die demokratische Transformation und Westbindung der Staaten jenseits der EU/NATO Außengrenze steht. Peter W. Schulze beleuchtet die deutsch-russischen Beziehungen und vor allem die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und Russland. Er streicht die hohe Be- deutung Russlands für die ökonomische Stabilität Deutschlands heraus und unterstreicht, dass nur über diese Anbindung langfristig gegenseitiges Verständnis erwirkt werden kann. Russlandkritik wertet er implizit als Versuche, die deutsche Russlandpolitik zu unterminie- ren. Peter Schmidt beleuchtet die Handlungsmöglichkeiten der europäischen Union. Aus unter- schiedlichen weltanschaulichen und wissenschaftlichen Blickwinkeln sind Ziele und Mittel der EU-Außenbeziehungen verschieden zu werten – wobei die Union und ihre Staaten sich selbst kaum einig über diese sind. Da sich die Frage der Erweiterung für die Staaten der Ost- partnerschaft früher oder später stellen wird (können), spielen auch unionsinterne Aspekte wie Fragen der innereuropäischen Reform, der Erweiterungsfähigkeit der Union oder deren Finalität in die außenpolitisch-strategische Diskussion hinein. Bis jetzt scheint sich dieser gordische Knoten aber nicht zu lösen, sondern sich durch aktuelle Ereignisse weiter festzu- ziehen. 6 Andrei Zagorski beleuchtet die Integrationsfrage aus russischer Sicht. Er zieht Bilanz über die letzten 20 Jahre, in denen die EU und Russland versuchten, eine Ordnung für den zwischen- europäischen Raum zu finden. Dabei geht er insbesondere auf die wachsende Entfremdung zwischen der EU und Russland in den letzten zehn Jahren ein, die schlussendlich zum Ent- stehen eines „bipolaren“ Europas geführt haben. Besonders interessant wurden auch Ziele und Umsetzungsschwierigkeiten der russischen Integrationsprojekte (Zollunion, Eurasische Union) herausgearbeitet. Hüseyin Bagci geht auf die Rolle der Türkei als Akteur in Osteuropa ein. Die Türkei sieht Europapolitik allerdings fast ausschließlich mit der eigenen Beitrittsfrage verbunden. Aus- nahme ist der Balkanraum, den man als Raum eigener wirtschaftlich-kultureller Entfaltung zu nutzen weiß. Gustav C. Gressel sieht den Konflikt um die Ukraine in erster Linie als Funktion der Beschaf- fenheit des russischen Regimes an. Im Gegensatz zu den übrigen Autoren ist das russische Großmachtstreben nicht realpolitisch, sonder ideologisch-weltanschaulich begründet. In die- sem Sinne schließt er eine strategische Verständigung zwischen