Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

JAHRESBERICHT 2014 Herausgegeben 2015 vom Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg www.ios-regensburg.de

Redaktion: Markus Mathyl

Layout und Satz: Holger W. John, Regensburg Druck: Schmidl Buch- und Offsetdruck GmbH, Lappersdorf JAHRESBERICHT 2014

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

INHALTSÜBERSICHT

Editorial ...... 5

Das IOS – Aufgaben und Ziele ...... 11

Ausgewählte Forschungsprojekte ...... 17

Nachwuchsförderung ...... 41

Vernetzung ...... 67

Wissenstransfer und Veranstaltungen ...... 95

Bibliothek und elektronische Forschungsinformation ...... 127

IOS Publikationen ...... 145

Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen ...... 155

Auszeichnungen und Preise ...... 177

Daten und Fakten ...... 183

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

EDITORIAL

Unerwartet und vor allem unverhofft ge - die nach einem sogenannten Referendum am langte Osteuropa im abgelaufenen Jahr durch 16. März zum 1. April 2014 vollzogen wurde. In die Krise in der Ukraine wieder in das Zent- einer Rede im Dezember 2014 verglich Putin rum der internationalen Aufmerksamkeit. Der die Krim in ihrer Bedeutung für die Russen mit Präsident der Russländischen Föderation, Vla- dem Tempelberg und lieferte somit eine me- dimir Putin, reagierte auf den Sturz des ihm taphysische Begründung seines Vorgehens – genehmen ukrainischen Präsidenten Viktor was für die zukünftige Politik Russlands nichts Janukovič, der die Ukraine in die von Russland Gutes verheißt. Nach der Annexion der Krim dominierte Eurasische Union führen woll- besetzten Freischärler und Geheimdienstler te (bzw. sollte), aber Ende Februar 2014 vom aus Russland in Kooperation mit lokalen Se- Parlament in Kiev abgesetzt wurde, mit einer paratisten Verwaltungsgebäude im ostukrai- militärischen Aggression gegen die Ukraine. nischen Donbass. Sie begannen, gegen ukrai- Zuerst besetzten nicht-gekennzeichnete russ- nische Sicherheitskräfte Krieg zu führen, der ländische Truppen die Krim, um die Annexion mittlerweile mehr als 6.000 Menschenleben der Halbinsel durch Russland vorzubereiten, kostete. Hunderttausende Bewohner der am

Jahresbericht 2014 5 Editorial Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

stärksten betroffenen ostukrainischen Bezirke hofiert werden. Die anti-europäische Rheto- Donezk und Luhansk flohen, und die Ukrai- rik Putins, der Russland als eigenständige Zi- ne rückte an den Rand des Zusammenbruchs. vilisation mit besonderer Mission präsentiert, Russland, dessen Präsident in Reden von ei- konservative Werte hochhält und angeblich nem vorgeblich „historisch“ zu Russland gehö- Russland-feindliche Machenschaften westli- renden „Neurussland“ schwadronierte, unter- cher Mächte beklagt, verfängt auch unter den stützte die Separatisten mit Waffen, Soldaten Feinden Europas innerhalb der Europäischen und Propaganda. Eine dieser Waffenlieferun- Union. Ob diese Propaganda, verknüpft mit gen (eine Batterie Boden-Luft-Raketen) führ- zunehmender Repression nach innen und te vermutlich zum Abschuss des malaysischen Aggression nach außen, dauerhaft die Bevöl- Flugs MH17, bei dem alle 298 Insassen (davon kerung Russlands darüber hinweg täuschen 80 Kinder) getötet wurden. Die Bilder der die kann, dass das Land dank der Politik seines Habseligkeiten der Getöteten plündernden Präsidenten an den Herausforderungen der pro-russischen Soldateska erschütterten die Modernisierung zu scheitern droht, während Weltöffentlichkeit und gaben ein beredtes Bild sich die Freunde des Präsidenten weiterhin be- der Verrohung dieser Truppen, die in den von reichern, bleibt abzuwarten. Noch jedenfalls ihnen kontrollierten Gebieten eine primitive scheinen sich die Zustimmungsraten zu Putin, Gewaltherrschaft etablierten. getragen von einem Gefühl neuer nationaler Nach dem Abschuss von MH17 verschärf- Stärke, unabhängig vom Kurs des Rubels und ten die Europäische Union und die USA die der Wirtschaftsentwicklung zu bewegen. Sanktionen gegen Russland, die mittlerweile – Die Ereignisse in der Ukraine sowie die Po- zusammen mit dem niedrigen Ölpreis sowie litik Putins veranlassten das IOS 2014 zur Or- den strukturellen Defiziten der russländischen ganisation einer Reihe von Veranstaltungen, Ökonomie – das Land in eine tiefe Rezession welche die Gründe und Hintergründe dieser geführt haben. Auch wenn der Kreml gerne Entwicklungen beleuchteten (siehe Seite 103). auf die engen Kontakte zu anderen Schwel- Diese Veranstaltungen repräsentieren zugleich lenländern verweist, die wie China vor allem ein wesentliches Ziel des Instituts: die Orga- an Russlands Öl und Gas Interesse haben, ist nisation von Wissenstransfer in die akademi- Russland international so isoliert wie niemals sche sowie außerakademische Öffentlichkeit. zuvor seit Ende des Kalten Krieges. Bei der Ab- Im Rahmen der neuaufgelegten, politikorien- stimmung der UN-Generalversammlung am tierten Online-Publikationsreihe des Instituts, 27. März über eine Resolution, die alle UN-Mit- Policy Issues, erschienen Analysen der ökono- glieder zur Wahrung der territorialen Integ- mischen und gesellschaftlichen Dynamiken rität der Ukraine – die Russland übrigens in in der Ukraine. Das Institut nahm zudem die völkerrechtlich verbindlichen Abkommen an- aktuellen Entwicklungen in der Ukraine zum erkannt hatte – aufrief, stimmten neben Russ- Anlass, um im Rahmen der „Nordbayern-In- land bloß Armenien, Bolivien, Kuba, Nicaragua, itiative“ des Freistaats die Etablierung einer Nordkorea, Simbabwe, Sudan, Syrien, Venezue- politikwissenschaftlich orientierten Nach- la und Weißrussland dagegen. Präsident Pu- wuchsgruppe zu beantragen, die über aktuelle tins internationale Freunde setzen sich zu- Territorialkonflikte in Ost- und Südosteuropa nehmend aus Autokratien sowie in West- und forschen soll. Dank der Unterstützung durch Mitteleuropa aus Faschisten und Rechtsextre- das Wissenschaftsministerium war dieser Ini- men zusammen, die umgekehrt vom Kreml tiative Erfolg beschieden, so dass ab Mitte 2015

6 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Editorial

MVD Mariupol, Januar 2015 die Forschergruppe „Frozen and Unfrozen Con- IOS gemeinsam mit sieben Partnern im Juni in flicts“ beginnen kann, politische, aber auch so- Sarajevo veranstaltete. Mehr als 120 Referent/ ziale, ökonomische, kulturelle und rechtliche innen präsentierten neue Forschungsergeb- Dimensionen der noch ungelösten territoria- nisse über diverse Dimensionen der Kriegser- len Fragen der Auflösung der Sowjetunion so- fahrung in Südosteuropa und anderen Teilen wie Jugoslawiens zu untersuchen. Geplant ist, der Welt. Die Kritik, vor allem von nationalis- vier bis fünf Nachwuchswissenschaftler/innen tisch gesinnten Serben, welche die Tagung im zu beschäftigen, die vergleichend und trans- Vorfeld erfuhr, verdeutlichte zudem die Viru- disziplinär arbeiten sollen. Abgesehen von den lenz des Ersten Weltkriegs in den kollektiven zu erwartenden wichtigen Forschungsresulta- Erinnerungen der südosteuropäischen Gesell- ten, stellt dieses Projekt eine Stärkung des in- schaften. Sie machte die noch immer schein- terdisziplinären Profils des Instituts sowie sei- bar ungebrochene Stärke national-historischer ner Politikberatungskompetenz dar. Blickwinkel klar, in denen die Geschichte ein Auch für die historische Forschung stand Ding ist, das einem gehört und das man ge- 2014 ein Konflikt im Vordergrund: Im Jahre der gen Aneignungsversuche anderer verteidigen hundertsten Wiederkehr des Ausbruchs des muss. Gerade angesichts solcher verzerrter Ersten Weltkriegs widmete sich das IOS in ei- Blickwinkel sind die vergleichenden und trans- ner Reihe von Veranstaltungen und Publikatio- nationalen Perspektiven, die das IOS verfolgt, nen dem Krieg und seiner Vorgeschichte, insbe- von besonderem Wert. Um die spezifische Vor- sondere in Bezug auf Südosteuropa (siehe Seite geschichte des Ersten Weltkriegs in Südosteu- 110). Höhepunkt der einschlägigen Veranstal- ropa, nämlich die Balkankriege, für eine brei- tungen war die Tagung „The Great War: Regi- tere Öffentlichkeit gut zugänglich darzustellen onal Approaches and Global Contexts“, die das und zu dokumentieren, wurde gemeinsam mit

Jahresbericht 2014 7 Editorial Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

der bayerischen Staatsbibliothek auf VifaOst Wie schon in den Jahren zuvor organisierte das ein Themenportal eingerichtet (www.vifaost. Institut gemeinsam mit Partnern Veranstal- de/themenportale/balkankriege). tungen in Regensburg und anderswo für Nach- Dieses Themenportal war ein Element der wuchswissenschaftler/innen und fortgeschrit- 2014 unternommenen umfangreichen Schritte, tene Studierende. Besonders hervorzuheben die Angebote des IOS im Bereich der elektro- ist dabei der von der Stiftung „Erinnerung, Ver- nischen Forschungsinfrastruktur sowie digi- antwortung und Zukunft“ geförderte interdis- talen Forschungskommunikation auszubauen. ziplinäre Workshop „Politische Kultur in der Ein besonderer Erfolg diesbezüglich war die Ukraine: Wertewandel nach dem Euromaidan“, Bewilligung der DFG für das Projekt „GeoPort­ der im November stattfand und Studierende Ost“, das auf die Schaffung eines Portals geo- höherer Semester aus Kiev und Regensburg referenzierter versteckter Karten zu Ost- und zusammenbrachte. Solche Aktivitäten wären Südosteuropa zielt. Dieses Projekt wird ein nicht möglich, hätte das Institut nicht interna- wesentlicher Baustein des für 2015 geplan- tionale Partner. Daher ist es besonders erfreu- ten Aufbaus einer umfassenden Infrastruktur lich, dass im letzten Jahr neue institutionelle für das Management von elektronischen For- Kooperationsabkommen mit drei renommier- schungsdaten am IOS sein, für die es schon ei- ten Institutionen abgeschlossen werden konn- nen passenden Namen gibt: „LaMBDaλ“ (Labour, ten: mit der Fakultät für Sozialwissenschaften Migration and Biographical Data for East and der Karls-Universität-Prag, den Departments Southeast Europe). In Angriff genommen wur- of Economics and Political Science der Uni- de 2014 auch die Schaffung von elektroni- versität Perugia sowie dem Centre for Euro- schen Bezugsmöglichkeiten der Zeitschriften pean, Russian and Eurasian Studies (CERES) Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Südosteu- der Munk School of Global Affairs an der Uni- ropa und Südost-Forschungen, die bisher „nur“ versität Toronto. Mit diesen Partnern laufen als Printversion erschienen. Bei Economic Sys- gemeinsame Aktivitäten, die zusammen mit tems gibt es schon länger die Möglichkeit ei- der von Jahr zu Jahr wachsenden Zahl von in- nes elektronischen Abonnements – sicherlich ternationalen Gastwissenschaftler/inne/n am auch ein Grund für die ausgesprochen positi- Institut, den zahlreichen Veranstaltungen und ve Entwicklung der wirtschaftswissenschaftli- der Präsenz von IOS-Mitarbeiter/innen in in- chen Zeitschrift des Instituts, die mittlerweile ternationalen Forschungsdiskursen die Sicht- einen ansehnlichen Impact Factor erreicht hat barkeit des Instituts weiter erhöhen. und ein Flaggschiff der Institutspublikationen Auf der Basis des 2014 Geleisteten, wofür darstellt. Neue Wege im Publizieren wird die wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern digitale Reihe DigiOst im Rahmen von OstDok des Instituts herzlich danken wollen, sind gehen, die gemeinsam von IOS, Collegium Ca- wir zuversichtlich, dass das Institut gut auf- rolinum (München) und Herder-Institut (Mar- gestellt ist, um sein gegenwärtig wichtigs- burg) herausgegeben wird. Der erste Band der tes strategisches Ziel zu erreichen: Mitglied Reihe, der vom IOS besorgt wird, wurde 2014 in der Leibniz-Gemeinschaft zu werden . Es zur Publikation final vorbereitet. freute das Institut in diesem Zusammenhang Zwei weitere Schwerpunkte der Institutsar- insbesondere, dass wir im Berichtsjahr die- beit im abgelaufenen Jahr lagen im Bereich der ses Vorhaben persönlich mit Staatsminister Nachwuchsförderung und der Weiterentwick- Dr. Ludwig Spaenle im Wissenschaftsminis- lung der internationalen Zusammenarbeit. terium in München sowie mit Staatssekretär

8 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Editorial

Bernd Sibler und Ministerialdirigent Dr. Mi- tur, Wissenschaft und Kunst essentiell. Mit Dr. chael Mihatsch bei deren Besuchen am IOS Georg Brun, der das Ministerium im Stiftungs- in Regensburg diskutieren konnten. Zur Er- rat des IOS vertritt, sowie seinem Mitarbeiter reichung des Ziels und zur Schärfung der Al- Uwe Embert weiß das Institut zwei Mitstreiter leinstellungsmerkmale des Instituts wurden in der Salvatorstraße in München, denen an 2014 weitere strukturbildende Schritte ge- dieser Stelle für ihre Unterstützung ausdrück- setzt. So begann das Besetzungsverfahren der lich gedankt sei. Ebenso möchten wir uns beim noch vakanten Leitung des Arbeitsbereichs Stiftungsrat, allen voran seinem Vorsitzenden, Geschichte, die gemeinsam mit der Universi- dem Präsidenten der Universität Regensburg, tät Regensburg als Professur besetzt werden Prof. Dr. Udo Hebel, herzlich bedanken; die Ko- wird. Ebenso wurde eine neue Stabsstelle für operation mit der Universität Regensburg ist Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätsmanage- für das Institut enorm wichtig. Und auch 2014 ment geschaffen, die mit Markus Mathyl be- hat der Wissenschaftliche Beirat das Institut setzt werden konnte, der u. a. das Büro des ausgezeichnet beraten, weshalb wir ihm und DAAD in Sankt Petersburg aufgebaut und ge- seinem Vorsitzenden, Prof. Dr. Josef Brada, un- leitet hatte. Die Erweiterung des disziplinä- seren Dank aussprechen wollen. ren Profils der gegenwartsorientierten Zeit- Das 2014 nicht zuletzt dank der Unterstüt- schrift Südosteuropa sowie deren Umstellung zung der genannten und der vielen nicht ge- auf Englisch als alleinige Publikationssprache nannten Partner des Instituts Erreichte lässt gehören ebenfalls in diesen Kontext. uns zuversichtlich in die Zukunft blicken. Wir Gerade auch in Bezug auf die Erreichung freuen uns, wenn Sie, verehrte Leserinnen und des Ziels der Aufnahme in die Leibniz-Ge- Leser dieses Jahresberichts, unsere Einschät- meinschaft ist die enge Zusammenarbeit mit zung nach der Lektüre des vorliegenden Be- dem Staatsministerium für Bildung und Kul- richts teilen.

Ulf Brunnbauer Jürgen Jerger

Jahresbericht 2014 9

DAS IOS – AUFGABEN UND ZIELE Das IOS – Aufgaben und Ziele Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IOS

Das Institut für Ost- und Südosteuropafor- der Ost- und Südosteuropaforschung zu sein. schung (IOS) ist eine der größten und traditi- Dabei zielt es nicht nur auf exzellente eigene onsreichsten Forschungseinrichtungen seiner Forschung, sondern auch auf die Schaffung Art in Deutschland. Es baut auf einer mehr als zeitgemäßer Angebote im Bereich der For- achtzigjährigen Geschichte der Erforschung schungsinfrastrukturen und -services. Nach- des östlichen und südöstlichen Europa durch wuchsförderung und Wissenstransfers sind seine Vorläuferinstitute (Südost-Institut, gegr. weitere wichtige Ziele des IOS. Zur Erreichung 1930, und Osteuropa-Institut, gegr. 1952) auf. dieser Ziele setzt es auf Chancengleichheit und Diese wurden 2007 von München nach Re- Internationalisierung. Auf diesem Wege trägt gensburg verlagert und fusionierten am 1. Ja- das IOS zur Weiterentwicklung des Wissen- nuar 2012 zum IOS. Das Institut verfolgt den schaftsstandorts Regensburg bei, von dem es Anspruch, eine der auch international führen- selber stark profitiert. den Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet

12 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Das IOS – Aufgaben und Ziele

Forschung

Das Institut bündelt geschichts- und wirt- wärtig wird diesen Leitfragen anhand von drei schaftswissenschaftliche Expertise zu inter- Schwerpunktthemen nachgegangen, die viel- disziplinären Forschungsschwerpunkten und fache Berührungspunkte aufweisen und ent- trägt so zu der Entwicklung neuer Perspekti- scheidende Problemkomplexe markieren: ven für die Erforschung der Großregion Ost- und Südosteuropa bei. Disziplinen-übergrei- 1. Governance zwischen Personalisierung fend stehen vergleichende und transnationale und Formalisierung Perspektiven im Vordergrund, um sowohl die 2. Dynamiken des Austausches (Migration Spezifika als auch die allgemeinen Dimensio- und Handel) nen des Wandels der Gesellschaften in der Re- 3. Formen und Beziehungen von Arbeit im gion zu analysieren. Das Institut betreibt dabei Wandel Grundlagenforschung ebenso wie angewandte Forschung mit dem Ziel, zu relevanten Diskus- Die kontinuierliche Weiterentwicklung der sionen nicht nur wichtige Forschungsbeiträ- Forschungsschwerpunkte ist eine wesentli- ge zu leisten, sondern auch neue Debatten an- che Aufgabe des Instituts, das dabei auch auf zustoßen. Die Forschung des IOS positioniert einen Zugewinn weiterer geistes- und sozial- sich einerseits in regionalwissenschaftlichen, wissenschaftlicher Expertise zielt. So soll 2015 andererseits in fachdisziplinären Zusammen- eine politikwissenschaftlich orientierte Nach- hängen. Geleitet wird die Forschung dabei von wuchsgruppe etabliert werden, die sich mit der Frage nach dem Verhältnis von Kontinuität aktuellen Territorialkonflikten im Bereich der und Diskontinuität in der Entwicklung der ost- ehemaligen Sowjetunion und Jugoslawiens und südosteuropäischen Gesellschaften. The- beschäftigen wird. Auf diese Weise stärkt das men wie Pfadabhängigkeit, die Bedeutung von IOS nicht nur seine Alleinstellungsmerkmale Kontingenz oder die Rolle von Institutionen in innerhalb der außeruniversitären Ost- und Transformationsprozessen werden sowohl in Südosteuropaforschung, sondern auch seine ihrer historischen Tiefendimension als auch Politikberatungskompetenz, die auf systema- in aktuellen Ausprägungen untersucht. Gegen- tischer eigener Forschung beruht.

Wissenstransfer und Forschungsunterstützung

Ein zentrales Ziel des IOS ist, das neu gewon- im östlichen und südöstlichen Europa sowohl nene Wissen in gesellschaftliche Diskurse ein- für Wissenschaft und Politik als auch für die zuspeisen – in der Überzeugung, dass es sich interessierte Öffentlichkeit. Zahlreiche Ver- bei Ost- und Südosteuropa um eine äußerst be- anstaltungen dienen nicht nur dem wissen- deutsame Großregion für die europäische und schaftlichen Austausch, sondern auch der In- damit auch die deutsche Politik handelt. Das formation der Öffentlichkeit über historische Institut liefert wichtige Beiträge für ein fun- wie heutige Problemlagen der Region. Unter- diertes Verständnis der Veränderungsprozesse stützt wird dieser Wissenstransfer durch den

Jahresbericht 2014 13 Das IOS – Aufgaben und Ziele Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Servicebereich des IOS, den zweiten zentralen und Bereitstellung von elektronischen For- Schwerpunkt der Institutstätigkeit. Die Leis- schungsdaten sowie eine Fachbibliothek mit tungen des Instituts für die Forschungscom- mehr als 330.000 Medieneinheiten. Diese Ser- munity umfassen die Publikation von vier in vices sind stark forschungsbasiert und leis- ihrem Gebiet jeweils führenden Fachzeitschrif- ten einen wesentlichen Beitrag für die Erfor- ten, von Buchreihen, digitalen Publikationen schung des östlichen und südöstlichen Europa sowie Grundlagenwerken, die Aufbereitung insgesamt.

Vortrag von Christopher Clark „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“ am 22. Oktober 2014

Nachwuchsförderung

Dem IOS ist die dynamische Weiterentwick- lichkeiten zur Förderung des wissenschaft- lung der Forschung über Ost- und Südosteu- lichen Nachwuchses sowohl auf der Promo- ropa und ihre Einbettung in internationale vierenden- als auch der Postdoc-Ebene (zum Forschungsdiskurse ein großes Anliegen – Beispiel im Rahmen der durch die Exzellen- dafür braucht es junge Wissenschaftlerinnen zinitiative geförderten Graduiertenschule für und Wissenschaftler, die originelle Fragen Ost- und Südosteuropastudien, an der sich und Ansätze entwickeln und tradierte Para- das IOS beteiligt). Das Institut betreut Pro- digmen hinterfragen. Die Förderung des wis- movierende und Studierende, die Abschluss- senschaftlichen Nachwuchses ist daher ein arbeiten anfertigen. Darüber hinaus spricht weiteres wichtiges Ziel des IOS. Es bekennt das IOS qualifizierte Studierende einschlägi- sich zu der bedeutenden Rolle, die außeruni- ger Fächer an, um diese frühzeitig für die versitäre Einrichtungen bei der Nachwuchs- wissenschaftliche Beschäftigung mit Ost- und förderung spielen und entwickelt dafür ge- Südosteuropa zu interessieren und bietet für eignete Instrumente. Als außeruniversitäre sie Praktikumsplätze sowie studentische und Einrichtung bietet das IOS besondere Mög- wissenschaftliche Hilfskraftstellen .an

14 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Das IOS – Aufgaben und Ziele

Ein wichtiges Ziel ist die Einbindung der im Ausland. Maßnahmen wie diese intendie- Nachwuchswissenschaftler/innen des IOS in ren die möglichst frühzeitige Herausbildung internationale Zusammenhänge, z. B. durch eines eigenständigen wissenschaftlichen Pro- die gezielte Förderung der Teilnahme an inter- fils der Nachwuchswissenschaftler/innen mit nationalen Fachtagungen sowie die Unterstüt- entsprechender Sichtbarkeit, um ihre Karrie- zung von Forschungs- und Lehraufenthalten remöglichkeiten zu fördern.

Internationalisierung

Zentral für das Profil des IOS ist seine starke te Netzwerk auch im Sinne der Vergrößerung internationale Ausrichtung, die bereits im For- der eigenen Sichtbarkeit und Forschungsleis- schungsgegenstand begründet liegt und sich tung systematisch weiter. Darüber hinaus in hohem Maße in der Zusammensetzung sei- steht die Bibliothek des IOS im aktiven Aus- ner Mitarbeiter/innen zeigt. Das Institut för- tausch mit mehr als 250 Partnerbibliotheken dert Internationalisierung durch ein eigenes weltweit und sorgt auch auf diese Weise für Gastwissenschaftler/innen-Programm sowie eine fortlaufende Aktualität ihres internatio- die Betreuung internationaler Stipendiat/ nal bedeutenden Medienbestands. Durch die inn/en anderer Förderorganisationen. Das Organisation zahlreicher wissenschaftlicher IOS will sich somit als gastgebende Einrich- Veranstaltungen im In- und Ausland sowie tung für ausgezeichnete Forscher/innen aus die Herausgabe internationaler Zeitschriften aller Welt etablieren, die über Geschichte und entwickelt das IOS den internationalen Fach- Gegenwart Ost- und Südosteuropas forschen. diskurs weiter und unterstützt den Austausch Es unterhält zahlreiche institutionalisierte zwischen den wissenschaftlichen Communi- Kooperationen mit führenden Forschungs- ties in Ost und West. einrichtungen und entwickelt dieses weltwei-

Chancengleichheit

Chancengleichheit und Gleichstellung gehö- ten, sondern auf alle Gruppen, mit denen das ren zum Selbstverständnis des Instituts. Dies IOS in seinen unterschiedlichen Funktionen betrifft sowohl die Funktion des Instituts als und Aufgaben zu tun hat. Das Institut fördert Arbeitgeber als auch seine Wirkung nach au- zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Fami- ßen. Gleichstellung versteht das Institut in ei- lie, z. B. durch weitgehende Home-Office-Re- nem umfassenden Sinne als Abwesenheit der gelungen. Bei einem bereits existierenden Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Al- überdurchschnittlichen Anteil weiblicher Be- ter, sexueller Orientierung, Nationalität sowie schäftigter strebt das Institut insbesondere die ethnischer und konfessioneller Zugehörigkeit. Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungs- Für das IOS bezieht sich Nicht-Diskriminie- positionen an, denn hier gibt es noch Nach- rung nicht nur auf die am Institut Beschäftig- holbedarf.

Jahresbericht 2014 15 Das IOS – Aufgaben und Ziele Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Die Altstadt von Regensburg

Standort Regensburg

Das IOS profitiert von der seit Jahren ge- Gemeinsam mit der Universität will das IOS in wachsenen Ost- und Südosteuropaexpertise in Zukunft weitere Verbundprojekte (wie einen Regensburg und entwickelt diese durch sein Wissenschaftscampus im Rahmen des univer- besonderes Profil und seine klaren Entwick- sitären Themenverbunds Ost-West-Transfers) lungsziele kontinuierlich weiter. Als größtes auf den Weg bringen. außeruniversitäres Institut des Ost- und Süd- Mit seiner fast 2000-jährigen Geschichte und osteuropaclusters in Regensburg kooperiert es starken wirtschaftlichen Dynamik ist Regens- mit komplementären Forschungseinrichtun- burg auch als Stadt ein äußerst attraktiver Ar- gen vor Ort wie dem Institut für Ostrecht, dem beits- und Lebensort. Es verfügt über eine der Ungarischen Institut sowie dem 2014 gegrün- größten zusammenhängenden mittelalterli- deten Forschungszentrum Deutsch in Mittel-, chen Altstädte nördlich der Alpen, die zu gro- Ost- und Südosteuropa (DiMOS). Gemeinsam ßen Teilen UNESCO-Weltkulturerbe ist. Zahl- mit diesen Partnern bildet das IOS das Wis- reiche Unternehmen vor Ort profitieren vom senschaftszentrum Ost- und Südosteuropa Wissenschaftsstandort Regensburg und schaf- Regensburg. Die Anbindung an die Univer- fen attraktive Arbeitsplätze. Durch die Donau sität Regensburg und deren ausgewiesenen sowie diverse Städtepartnerschaften ist die Ost- und Südosteuropaschwerpunkt ermög- Stadt eng mit Ost- und Südosteuropa verbun- licht eine enge Zusammenarbeit bei der Gestal- den – für das IOS ein ideales Umfeld, das Kre- tung (Süd-)Osteuropa-bezogener Studiengän- ativität und Dynamik fördert und zu dessen ge sowie bei der Promovierendenausbildung. Weiterentwicklung das Institut beitragen will.

16 Jahresbericht 2014 AUSGEWÄHLTE FORSCHUNGSPROJEKTE

Von den vielfältigen Forschungsprojekten, die Mitarbeiter/innen des IOS – oftmals in Kooperation mit anderen Wissenschaftler/inne/n – bearbeiten (siehe www.ios-regensburg.de/forschung.html), werden im Folgenden vier exemplarisch vorgestellt; diese zeigen die thema- tische und regionale Vielfalt der Themenstellungen ebenso wie das Bestreben, interdisziplinäre Perspektiven zu entwickeln.

Tschernobyl: Die transnationale Geschichte einer Nuklearkatastrophe ���������������������������������������������������������������� 18

Am Rande der Arbeitswelt. Prostituierte, Vagabunden und Arbeitslose in Jugoslawien (1918–1941) ...... 24

Sozioökonomische Effekte von Religiosität in Transformationsökonomien ...... 29

Arbeitsmarktinstitutionen, die globale Krise und geschlechterspezifische­ Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa ...... 34 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Tschernobyl: Die transnationale Geschichte einer Nuklearkatastrophe

Projektbearbeitung: Dr. Melanie Arndt

Projektzusammenhang: Französisch-Deutsches Forschungsprojekt „Umweltzeitge- schichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten. Regionale Dynamiken und globale Prozesse, 1970–2000“ Leitung: Dr. Melanie Arndt (IOS), Dr. Marc Elie (CNRS Paris), Prof. Dr. Klaus Gestwa (Universität Tübingen) Laufzeit: 2014–2017 Förderung: DFG und ANR Projekthomepage: http://ecoglobreg.hypotheses.org

Dr. Melanie Arndt

„I hope Chernobyl has given us a lesson“, so Auch die Nachbarstaaten in New England und die Worte Paul McEacherns, dem demokrati- andere Regionen mit geplanten oder operie- schen Herausforderer des republikanischen renden Atommeilern blieben von der wieder Gouverneurs John Sununu in den Gouver- aufgeflammten Debatte über die Risiken der neurswahlen in New Hampshire 1986, kurz Atomenergie nicht verschont. nach der Katastrophe von Tschernobyl.1 Die Die Katastrophe auf der weit entfernten an- Reaktorexplosion in der sowjetischen Ukrai- deren Seite des Eisernen Vorhangs hatte das ne hatte das Thema Atomenergie ins Zentrum „Restrisiko“ der beschwichtigenden Wahr- der Wahlkampagne in dem neuenglischen scheinlichkeitsrechnung entrissen. Dessen Bundesstaat katapultiert. Dort sollte das jah- eingetretene Faktizität strahlte – sozial, poli- relang gebaute Atomkraftwerk Seabrook im tisch, wirtschaftlich und kulturell – bis in die Herbst 1986 endlich in Betrieb genommen US-amerikanischen Städte und Provinzen aus. werden. Doch plötzlich war Atomenergie wie- Hier offenbarte es nicht nur in drastischster der zu einem heftig umstrittenen Thema ge- Weise die Gefahren der Atomenergienutzung worden – nicht nur in dem Bundesstaat, in und die Hilflosigkeit im Umgang mit den Fol- dem die Kernkraftwerksbetreiber ungeduldig gen des zur Realität gewordenen Restrisikos. darauf warteten, den Startknopf zu drücken. Vielmehr reaktivierte und modifizierte die Ka- tastrophe auch Teile der US-amerikanischen Anti-Atomkraftbewegung, die ihren Höhe- 1 Zit. n. “Chernobyl’s Political Fallout in the US”. In: The New York Times, 11. Mai 1986. punkt längst überschritten hatte und meist

18 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

nur noch auf lokaler Ebene aktiv war. Darüber nen“ – Menschen, die in radioaktiv verseuch- hinaus trug der Reaktorunfall in der letzten ten Landschaften lebten und/oder arbeiteten; Phase des Staatssozialismus und der frühen technische und medizinische Experten; zivil- post-sowjetischen Zeit zu einem Wandel der gesellschaftliche Institutionen, die am Katas- Interaktionen zwischen den einstigen System- trophenbewältigungsprozess teilhatten; und gegnern bei: die Zusammensetzung der Akteu- politische Institutionen, insbesondere Gesund- re wurde heterogener, Umweltthemen gewan- heits- und Strahlenschutzinstitutionen. nen nicht nur an Stellenwert, sondern wurden Mein Vorhaben baut auf den Ergebnissen auch zur Grundlage eines weitreichenden En- des von der VolkswagenStiftung geförder- gagements. ten Projektes „Politik und Gesellschaft nach Tschernobyl. Belarus, Ukraine, Russland, Li- Soziale und politische Folgen der tauen und Deutschland in vergleichender und Katastrophe beziehungsgeschichtlicher Perspektive (1986– Diese transnationalen sozialen und poli- 2006)“4 auf, das ich von 2008 bis 2011 am Zent- tischen Folgen der Katastrophe von Tscher- rum für Zeithistorische Forschung in Potsdam nobyl2 stehen im Mittelpunkt meines Habi- leitete. Die Quellengrundlage bilden Archivdo- litationsprojektes. Mit der Untersuchung der kumente aus verschiedenen Archiven in Bel- Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in der arus, der Ukraine, den USA und Deutschland, Sowjetunion und den Vereinigten Staaten qualitative Interviews und Fragebogenum- ziele ich darauf ab, nicht nur offensichtliche fragen in Belarus, den USA und Deutschland, Unterschiede und Abgrenzungsprozesse, die sowie zahlreiche „graue“ Publikationen, wie vornehmlich auf den unterschiedlichen poli- Veröffentlichungen von Nichtregierungsorga- tischen und ökonomischen Systemen beruhen, nisationen oder Memoiren der Akteurinnen aufzuzeigen, sondern auch nach den Ursachen und Akteure. von Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zu Eingebettet ist das Projekt in das fran- fragen, die sich trotz des Systemunterschiedes zösisch-deutsche Forschungsprojekt „Um- ausmachen lassen. Dabei interessieren mich weltzeitgeschichte der Sowjetunion und ih- insbesondere Prozesse des Transfers und der rer Nachfolgestaaten. Regionale Dynamiken Verflechtung, die sich durch Interaktion und und globale Prozesse, 1970–2000“, das im Juli Austausch auf unterschiedlichen Ebenen über 2014 seine Arbeit aufgenommen hat. Ziel des die bipolare Aufteilung des Kalten Krieges hin- gemeinsamen Projekts, an dem 13 Wissen- wegsetzten. schaftler/innen beteiligt sind, ist es, Prozes- In meinem Projekt untersuche ich vier se der Ökologisierung und Entökologisierung unterschiedliche Gruppen, die ich als carri- von Politik und Gesellschaft in der Sowjetuni- ers of knowledge3 verstehe und versuche, die on und ihrer Nachfolgestaaten im globalen Zu- komplexen Wechselwirkungen zwischen ih- sammenhang zu untersuchen. nen herauszuarbeiten: die „direkt Betroffe-

2 „Tschernobyl“ steht hierbei für den gesamten Katastro- 4 Einen Überblick über die Ergebnisse des Projektes bietet phenprozess und nicht nur als Angabe eines geographischen auch: Melanie Arndt (Hrsg.): Politik und Gesellschaft nach Ortes oder des Unfallereignisses am 26. April 1986. Tschernobyl. (Ost-)Europäische Perspektiven, Berlin 2015. 3 Matthias Middell: Kulturtransfer und Historische Kompa- ratistik. Thesen zu ihrem Verhältnis. In: Comparativ, 10 (1999), S. 7–41.

Jahresbericht 2014 19 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Die Tschernobylkatastrophe Das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe am 26. April 1986 verschwieg die sowjetische Regierung unter Bis heute sind nicht alle technischen, phy- Michail Gorbačev drei Jahre lang. Diese Ver- sikalischen, biologischen, medizinischen und leugnung, die Ignoranz auf der Ebene der Par- psychologischen Folgen der Reaktorexplosion tei und der Staatsführung, sowohl in den Repu- bis ins Detail aufgeschlüsselt; widersprüchli- bliken als auch im Moskauer Zentrum, hatten che und ungenaue Angaben müssen gegenei- weitreichende Konsequenzen nicht nur für die nander abgewogen werden. Als gesichert gilt, Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch für dass ein planmäßiger Test die Explosion aus- die weitere politische und wirtschaftliche Ent- löste, die weite Teile von Belarus, der Ukraine wicklung. und Russland, aber auch des restlichen Euro- Während die sich ständig verschlechternde pas und weit darüber hinaus radioaktiv ver- Umweltsituation in den Unionsrepubliken be- strahlte. Laut offizieller Angaben lebten zum reits vor 1986 zu vereinzelten Protesten von Zeitpunkt des Unfalls etwa sieben Millionen direkt Betroffenen geführt hatte, resultierte Menschen in dem bis heute verstrahlten Gebiet, der Unfall von Tschernobyl in einer bis dahin darunter etwa drei Millionen Kinder. 200.000 ungekannten Sensibilisierung und Mobilisie- bis 350.000 Menschen wurden evakuiert, um- rung großer und in ihrer Zusammensetzung gesiedelt oder verließen das Gebiet auf eigene heterogener Bevölkerungsgruppen. Nachdem Initiative. Heute leben noch etwa fünf Millio- die Tschernobyl-Informationssperre Ende nen Menschen in verseuchten Landschaften, der 1980er Jahre aufgehoben wurde, führte darunter etwa 400.000 Kinder. In Belarus, dem der darauf folgende ökologische Enthüllungs- am stärksten vom radioaktiven Fallout betrof- boom auch zur Aufdeckung anderer Umwelt- fenen Land, der Ukraine und Russland haben katastrophen, beispielsweise den Unfällen in sich seit Tschernobyl nicht nur Besiedelungs- und um das Plutoniumwerk Majak oder der muster durch Evakuierung, Umsiedlung und Austrocknung des Aralsees. Die Veränderung Wiederansiedelung geändert, sondern auch der Umwelt, ob durch radioaktive Isotope, an- Wahrnehmungen von Landschaften, Ernäh- dere toxische Elemente, Desertifikation oder rungsgewohnheiten und kulturelle Praktiken.5 Flussbegradigungen, wurde nun in der UdSSR zunehmend politisiert und zu einem entschei- denden Katalysator in der Erosion des staatli- chen Politikmonopols Ende der 1980er Jahre. Die US-amerikanischen Umweltaktivisten erreichten die ersten Informationen über die Katastrophe in einem Moment der Stagnation. Doch die mysteriösen Nachrichten über den Unfall beendeten diese Starre. Einen knappen Monat nach der Katastrophe, am 24. Mai 1986, fanden mehr als 40 Anti-Atomkraft-Proteste im Land statt. Die Befürwortung der Atome- Tschernobyl nergienutzung und des Baus neuer Kraftwerke rutschte in den Keller. Laut Meinungsumfragen 5 Vgl. Melanie Arndt: Tschernobyl. Auswirkungen des Reaktorunfalls auf die Bundesrepublik Deutschland und die stellte sich nun die Mehrheit der Amerikaner DDR, Erfurt 2011. gegen eine Expansion des Atomprogramms6

20 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

Tschernobyl

und 78 Prozent der Befragten lehnten die Nut- die Gouverneure von Massachusetts, Vermont, zung der Atomenergie komplett ab.7 Versuche Ohio und New York ihre Zustimmung zu den der politischen Institutionen und der Atomin- Evakuierungsplänen, die ihre Bundesstaaten dustrie, die Öffentlichkeit davon zu überzeu- betrafen. Damit verzögerten oder stoppten sie gen, dass es sich bei Tschernobyl um einen „ty- den Lizenzierungsprozess der jeweiligen Ato- pisch sowjetischen Unfall“ handele und dass manlagen. der bewältigte Unfall von Three Mile Island Trotz teurer Medienkampagnen von Kern- doch die Sicherheit der amerikanischen Reak- kraftwerksbetreibern waren laut einer Umfra- toren eindeutig bewiesen habe, stießen nicht ge der Zeitung USA Today mehr als die Hälfte auf Widerhall. der US-Amerikaner davon überzeugt, dass ein Im Fokus der US-amerikanischen Ausein- Unfall wie in Tschernobyl „überall“ passieren andersetzungen standen die Fragen nach der könne. Dieser Ansicht stimmte auch das Kom- Sicherheit der Reaktorgebäude und nach der missionsmitglied der „Nuclear Regulatory Evakuierungsplanung. Nachdem bekannt ge- Commission“, James Asselstine, zu. Noch 1986 worden war, dass „selbst die Sowjets“ in einem kritisierte er öffentlich die offizielle amerika- Radius von 30 Kilometern um den explodier- nische Position und unterstrich in bis dahin ten Reaktor evakuiert hatten, regte sich vehe- ungekannter Deutlichkeit für einen Regie- menter Widerstand gegen die Standardlösung rungsbeamten, dass ähnliche Unfälle in den von 16 Kilometern in den USA. Unter dem star- USA nicht nur möglich, sondern sehr wahr- ken Druck besorgter Bürger/innen verwehrten scheinlich seien.8 Asselstines öffentliches Auf-

6 Introduction, in: Radical America, 20 (1986) 2/3, S. 2, 8. 8 The Implications of the Chernobyl Accident for the U. S. 7 Alvin M. Weinberg: A Nuclear Power Advocate Reflects Nuclear Power Program. Remarks Before the New England on Chernobyl. In: Bulletin of the Atomic Scientists 43 (1986) Conference of Public Utilities Commissioners, 1986 Annual 1, Aug./Sep., S. 57–60, hier S. 57. Symposium, Chatham, Massachusetts., 9. Juni 1986. In: Archi- ves of the Nuclear Regulatory Commission, 47193/47194.

Jahresbericht 2014 21 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Tschernobyl-Reise US-amerikanischer Aktivisten des „Center for US-USSR Initiatives“, Anfang 1991. Quelle: Vrač, Okt. 1991, S. 58.

treten wurde von der Regierung Ronald Re- Jahre erholten sich Zehntausende sogenannte agan nicht gebilligt, seine Amtszeit 1987 nicht Tschernobylkinder in den USA, oft betreut von verlängert. Seine Warnungen wurden jedoch Gastfamilien, die zuvor keinerlei Berührung zumindest teilweise ernst genommen und mit Osteuropa hatten. mündeten nicht zuletzt in einer international Neben Gasteltern, die in die Heimat ihrer besetzten Expertenkommission, der auch sow- „Tschernobylkinder“ reisten, machten sich jetische Atomphysiker angehörten.9 auch „direkt Betroffene“ aus nuklearen Land- Nicht nur auf der Ebene der Experten, son- schaften der USA auf den Weg nach „Tscherno- dern auch auf der Ebene der Zivilgesellschaft byl“: Anwohner der Nuklearwaffentestgebie- verstärkten sich nach Tschernobyl Austausch- te in Nevada, New Mexico und Utah oder der beziehungen und Transferprozesse, die weit Plutoniumfabrik in Hanford, die sogenannten davon entfernt waren, Einbahnstraßen zu Downwinders, aber auch Three-Mile-Island-Ak- sein. US-amerikanische Organisationen wie tivisten wie Gene Stilp und Michael Mariotte das „Center for US-USSR Initiatives“ began- statteten der ukrainischen Reaktorruine einen nen, sich für ökologische Themen zu interes- Besuch ab. sieren und aktiv Graswurzelinitiativen in der Tschernobyl als „the end of the Soviet Union Sowjetunion zu unterstützen oder sowjetische and the beginning of environmental hysteria“ Wissenschaftler/innen in die USA einzuladen. zu definieren, wie es Edward Teller, der „Vater Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Wasserstoffbombe“ tat,10 ist irreführend. verdichtete sich das Engagement – sowohl im Auch Ulrich Becks „anthropologischer Schock“11 In- als auch im Ausland. Seit Anfang der 1990er greift zu kurz, wenn wir uns die Auswirkungen

9 Vgl. Thomas R. Wellock: The Children of Chernobyl: Hysteria. In: Scott, Alisn M. / Geist, Christopher D. (Hrsg.): The Engineers and the Campaign for Safety in Soviet Designed Writing on the Cloud. American Culture Confronts the Atomic Reactors in Central and Eastern Europe. In: History and Tech- Bomb, Lanham 1997, S. 1–10, hier S. 1. nology 29 (2013) 1, S. 3–32. 11 Ulrich Beck: Der anthropologische Schock. Tschernobyl 10 Edward Teller: The Consequences of the Atomic Bomb: und die Konturen der Risikogesellschaft. In: Merkur, Zeitschrift The End of the SU and the Beginning of Environmental für europäisches Denken 40 (1986) 8/450, S. 653–663.

22 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

weckte der japanische Störfall kaum Aufmerk- samkeit in Osteuropa. Tschernobyl hat allerdings tatsächlich zum Ende der Sowjetunion beigetragen. Selbst ei- ner der Hauptverantwortlichen für den Um- gang mit der Katastrophe, Michail Gorbačev, gestand das ein.12 Statt einer „ökologischen Hysterie“ hat die Katastrophe auf beiden Sei- ten des Eisernen Vorhangs zumindest zeit- weilig zu einer Ökologisierung bzw. Re-Öko- logisierung der Gesellschaft und auch der Politik geführt. Auf beiden Seiten war dieser Three Mile Island Prozess mit einer vehementen Einforderung von Rechten verbunden. Sie hat darüber hin- aus ein neues Bewusstsein für „eine Welt“ ge- der Katastrophe in einer Perspektive anschau- schärft, in der ökologische Gefahren weder vor en, die über die Grenzen Westeuropas hinaus- nationalen noch ideologischen Grenzen Halt geht. Während nach Fukushima „Tschernobyl“ machen und Gesellschaften vor sehr ähnliche in Westeuropa wieder in aller Munde war, er- Herausforderungen stellen.

12 Michail S. Gorbatschow: Todesstoß für die UdSSR. In: Die Welt, 21. April 2006.

Jahresbericht 2014 23 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Am Rande der Arbeitswelt. Prostituierte, Vagabunden und Arbeitslose in Jugoslawien (1918–1941)

Projektbearbeiter: Dr. Stefano Petrungaro

Laufzeit: seit Januar 2012 Finanzierung: IOS

Dr. Stefano Petrungaro

Ziel des Vorhabens ist die Analyse von Inter- sie waren jedoch in rechtlicher, wirtschaftli- aktionen zwischen dem Staat und „margina- cher oder gesellschaftlicher Hinsicht nur teil- lisierten Arbeiter/inne/n“ in den Großstädten weise anerkannt. Jugoslawiens in der Zwischenkriegszeit (1918– Die Ausgangsthese ist, dass die Festlegung 1941). Mit dem Begriff werden dabei diejenigen der Grenze der (anerkannten) Arbeit für die Arbeiter/innen bezeichnet, deren Berufe in der Eliten ein Weg war, um die Grenzen ihrer an- Hierarchie der „normalen“, nach den damali- gestrebten Gesellschaft zu bestimmen. Eine gen Normen „dominanten“ Arbeit so niedrig präzise Hierarchie innerhalb der Arbeitswelt rangierten, dass sie aus dem Bereich, den man herzustellen bedeutete, wichtige Entschei- gewöhnlich als „regelgerechte Arbeit“ ansah, dungen auch über die kollektive Moral, über (beinahe) ausgeschlossen waren. Es geht also die gesellschaftliche Ordnung sowie über die um sozioprofessionelle Gruppen wie beispiels- wirtschaftlichen und politischen Projekte für weise Prostituierte (als die Prostitution, wie im die Zukunft zu treffen. Von großer Relevanz Jugoslawien der 1920er Jahre, legalisiert war), sind hierfür die politischen Entwicklungen Straßenhändler und Wanderkünstler, die von der 1930er Jahre – zunächst die Einführung Zeit zu Zeit arbeitslos und gelegentlich Bettler der Königsdiktatur 1929, dann das quasi-au- und Vagabunden sein konnten. Solche soziale toritäre Regime von Ministerpräsident Milan Figuren befanden sich am Rande der Arbeits- Stojadinović in der zweiten Hälfte der 1930er welt. Sie bildeten die Welt derer, die manchmal Jahre. Im Rahmen dieser politischen Entwick- keine, ansonsten nur eine prekäre und vor al- lungen wurden die ersten Schritte des jugo- lem sozial marginalisierte Arbeit hatten. Ihre slawischen Interventionsstaats im sozialen Berufe waren nicht illegal, nicht völlig aus dem und wirtschaftlichen Bereich unternommen, Bereich der erlaubten Arbeit ausgeschlossen, das heißt die ersten einheitlichen staatlichen

24 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

Prostituierte in Jugoslawien

Sozialpolitiken ausgearbeitet und in die Praxis ausreichend berücksichtigt worden waren. umgesetzt. Das Forschungsprojekt hinterfragt, Der „klassische“ Arbeiter war eigentlich im- inwiefern solche rechtlichen und politischen mer „umringt von und vermischt mit einem Prozesse das Grenzland zwischen Arbeit und heterogenen‚ Semi-Proletariat‘ von Hausie- Nicht-Arbeit beeinflusst haben, also wie, wann rern, Halbpächtern, Hausangestellten, Bettlern und wo Berufe unterdrückt und marginalisiert und Lumpensammlern“.2 wurden. Dabei wird sich auch der „Rahmen“ Es ist kein Zufall, dass die genannten Be- des von den Eliten entworfenen gesellschaft- rufe weitgehend jenes „Lumpenproletariat“ lichen „Bildes“ zeigen, d. h. ihre sozial-politi- bilden, dem Marx und Engels den Status von schen Projekte im weiteren Sinne. „Klasse“ verweigerten. Bei diesen Nicht-Prole- tariern handelt es sich um historische Akteu- Theoretischer und methodologischer re, die man an den Rändern der Arbeitswelt Hintergrund trifft, also um Angehörige einer Kategorie, die Das Forschungsprojekt bewegt sich an der in der interdisziplinären Fachliteratur auch Schnittstelle von Sozialgeschichte und new la- als „Nicht-Arbeit“ bezeichnet wird. Diese Ka- bor history. In den letzten Jahrzehnten wurde tegorie wird von Soziologen und anderen die Geschichte der Arbeit weitgehend revi- Geisteswissenschaftlern benutzt, um auf die diert. Das Forschungsfeld, das traditionell auf strukturellen Veränderungen der heutigen das Industrieproletariat und die Arbeiterbe- Arbeitswelt und auf jene Arbeitsverhältnis- wegung fixiert war, hat sich um geschlechter- se der Gegenwart hinzuweisen, die „atypisch“, geschichtliche, kulturelle, transnationale und prekär, ungeregelt/informell, und sozial un- globale Perspektiven erweitert.1 Dabei wurde gesichert sind. Es geht also um rechtlich und/ auch die historische Relevanz einer Reihe von oder gesellschaftlich „nicht-anerkannte“ Ar- Berufen betont, die bis dato kaum oder nicht beitstätigkeiten, wie die Hausarbeit, oder um

1 Heerma van Voss Lex, Marcel van der Linden (Hrsg.): Class 2 Marcel van der Linden: Globalizing Labour Historiogra- and Other Identities. Gender, Religion and Ethnicity in the Wri- phy. The Amsterdam Approach. In: Josef Ehmer et al. (Hrsg.): ting of European Labour History, New York, Oxford 2002; Joan „Arbeit“. Geschichte-Gegenwart-Zukunft, Leipzig 2002, S. 151– Allen, Alan Campbell, John McIlroy (Hrsg.): Histories of Labour. 164, hier S. 159. National and International Perspectives, Pontypool 2010.

Jahresbericht 2014 25 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

ren Brüchen in den soziokulturellen und wirt- schaftlichen Verhältnissen. Im jugoslawischen Raum fand in der ersten Hälfte des 20. Jahr- hunderts statt, was die Städte der westeuropäi- schen Länder im Laufe des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung erfahren hatten: Eine neue Trennlinie zwischen den „arbeit­ samen“ und den „gefährlichen Klassen“ wurde gezogen.5 Und es ist genau Arbeit, oder, besser gesagt, einige bestimmte Formen von forma- lisierter Arbeit, welche die moderne Grenze zwischen den respektablen Arbeitern und den marginalisierten sozialen Akteuren bildet. Die Herangehensweise des Projekts ver- Wandergewerbeschein – Viktor der Zauberer spricht einen besonderen Erkenntnisgewinn, da sie den breiten und beweglichen „Rand“ „nicht-formalisierte“ bezahlte Tätigkeiten, wie der Arbeitswelt und der Gesellschaft sichtbar die Forschung über den „informellen Sektor“ macht. Es wird aufgezeigt, wie Berufe, die frü- erörtert hat.3 her existiert hatten, nach der jugoslawischen Das hier vorgestellte Forschungsprojekt Staatsgründung formell verschwanden; wie will diese internationale und interdisziplinä- einige marginalisierte Arbeiter/innen ihren re Debatte auf das Jugoslawien der Zwischen- Status und ihre Überlebensstrategien mit den kriegszeit anwenden und sie damit integrie- staatlichen Behörden neu verhandelten; wel- ren, nuancieren und weiter entwickeln. Im che Definitionen, Deutungen und Wahrneh- Rahmen der internationalen Forschung über mungen dabei normativ waren, und auf wel- die Arbeit/„Nicht-Arbeit“ soll somit eine his- che Weise sich diese änderten. torische Fallstudie entstehen, die durch neues Das erste jugoslawische „Experiment“, der empirisches Wissen einen fruchtbaren Dialog Versuch, am Anfang des 20. Jahrhunderts meh- mit der aktuellsten Forschung herstellen und rere ethnonationale Gruppen und Minderhei- die theoretischen und vergleichenden Pers- ten unter ein gemeinsames Dach zu bringen, pektiven erweitern kann. Gleichzeitig greift wird aus einem Blickwinkel heraus untersucht, das Projekt auch auf die Tradition der Sozial- der in der Historiographie zu Südosteuropa geschichte zurück, die sich mit sozialen Rand- eher ungewöhnlich ist. Das Projekt fragt da- gruppen, Pauperismus, Devianz und mit Me- nach, wie die neue jugoslawische Gesellschaft chanismen sozialer Kontrolle beschäftigt.4 Der von ihren Rändern her gestaltet wurde. Raum der sozialen Marginalität ist dabei we- Die Relevanz des Vorhabens liegt darin, ei- der unveränderlich noch vordeterminiert: Er nen besonderen Blick auf die Ausdehnung verändert sich im Zusammenhang mit größe- und Veränderung der Staatlichkeit sowie auf

3 Sabyasachi Bhattacharya, Jan Lucassen (Hrsg.): Workers 4 Paolo Sorcinelli: Viaggio nella storia sociale. Bruno in the Informal Sector. Studies in Labour History 1800–2000. Mondadori, Mailand 2009. New Delhi 2005; Andrea Komlosy u. a. (Hrsg.): Ungeregelt 5 Louis Chevalier: Classes laborieuses et classes dangereu- und unterbezahlt. Der informelle Sektor in der Weltwirtschaft. ses à Paris pendant la première moitié du XIXe siècle, Plon, Frankfurt a. M. 1997. Paris 1958.

26 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

die Ambivalenzen des Modernisierungspro- zesses zu ermöglichen. In diesem Sinne wird ein Beitrag zur Erforschung der Genese des Interventionsstaats geleistet. Die konkreten Anwendungen von „sozialhygienischen“ Pro- grammen in Bezug auf die Arbeiter/innen, sowie die exkludierenden Mechanismen des Sozialstaates stehen im Mittelpunkt. Dabei ist das Projekt für die Historiographie über Jugo- slawien sowie über Südosteuropa insgesamt äußerst innovativ, und es trägt gleichzeitig dazu bei, die allgemeineren neueren Fragen und Themen der Arbeits- und Sozialgeschichte weiter zu entwickeln.

Die Welt der (jugoslawischen) Bettler vor dem Büro eines Hilfsvereins Nicht-Arbeit: erste Ergebnisse Die rechtliche Kodifizierung der Arbeit, die slawien habe ich bereits anhand der Geschich- seit dem späten 19. Jahrhundert stattfand und te der Herbergen für Arbeitslose erforscht.7 In im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit im Zei- den 1920er und vor allem in den 1930er Jahren chen neuer Staatlichkeit erneuert und vieler- wurde in Jugoslawien ein neues Netzwerk von orts erstmals konsolidiert wurde, spielt bei solchen Herbergen erdacht, finanziert und teil- der Untersuchung der Ränder der Arbeitswelt weise sogar neu gebaut. In Zeiten großer inter- eine grundlegende Rolle. Im Untersuchungs- ner arbeitsbezogener Migration war dies eine zeitraum ist die Formalisierung und „Anerken- wichtige Unterstützung für mittellose Arbeits- nung“ der Arbeit unmittelbar mit der Anerken- suchende. Solche Initiativen wurden gründlich nung sozialer Rechte verbunden.6 Deswegen von der alten Armutshilfe unterschieden: Sie ist es wichtig, besser zu verstehen, wer wie waren nicht mehr der Effekt oft privater Barm- und wann ein Recht auf öffentliche Hilfe hatte: herzigkeit, sondern ein „Recht“ derjenigen Ar- Wie wurde die moderne Arbeit und mithin die beiter, die „ohne eigene Schuld“ keine Arbeit moderne Arbeitslosigkeit in Jugoslawien kon- fanden. Dem Staat wurde in Kooperation mit zipiert? Welche Formen von sozialem Schutz den lokalen Verwaltungen zum ersten Mal die wurden theoretisiert und angewandt? Wer war Pflicht zugeschrieben, einigen – d. h. den recht- ein- bzw. ausgeschlossen? lich anerkannten und sozialversicherten – Ar- Die Relevanz der „Arbeitslosigkeit“ für die beitslosen Unterstützung zu gewähren. Solche Entstehung moderner Sozialpolitiken in Jugo- Maßnahmen können als Zeichen eines wichti-

6 Jens Alber: Vom Armenhaus zum Wohlfahrtstaat. Analy- Melinz, Susan Zimmermann (Hrsg.): Sozialpolitik in der Pe- sen zur Entwicklung der Sozialversicherung in Westeuropa. ripherie. Entwicklungsmuster und Wandel in Lateinamerika, Frankfurt u. a. 1982; Sabine Hering: Berteke Waaldijk, Helfer der Afrika, Asien und Osteuropa. Frankfurt a. M. / Wien 2001. Armen – Hüter der Öffentlichkeit: Die Wohlfahrtgeschichte 7 Stefano Petrungaro: Hostels for Jobless Workers in Inter- Osteuropas 1900–1960. Opladen 2006; Béla Tomka: Welfare in war Yugoslavia. In: International Review of Social History, 59 East and West. Hungarian Social Security in an International (2014), 3, S. 443–471. Comparison, 1918–1990. Berlin 2004; Johannes Jäger, Gerhard

Jahresbericht 2014 27 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

gen Wandels in der damaligen politischen Kul- torisch-gesellschaftlichen, kulturellen und tur verstanden werden, die neue Rechte und wirtschaftlichen Phänomene organisiert.9 Die Unterstützungsinitiativen gründete, gleichzei- Veranstaltung problematisierte das Thema an- tig aber neue soziale Differenzierungen und hand der methodischen Ansätze unterschied- Diskriminierungen schuf. licher Disziplinen und erwies sich als äußerst Die Haltung der jugoslawischen Regierun- fruchtbar, nicht nur um die Theoretisierung gen gegenüber den unterschiedlichen sozialen der Abgrenzung dieser Kategorie klarer zu be- Schichten wurde ebenfalls stark von den da- stimmen, sondern auch um ihre politischen, maligen politischen und sozialen Theorien be- moralischen und wissenschaftlichen Implika- einflusst, wie etwa dem Korporativismus, der tionen sowie ihre Anwendbarkeit in der ana- allerdings in der Forschung zu Südosteuropa lytischen Praxis zu erörtern.10 bislang vernachlässigt wurde. Das Projekt hat Weiterhin fand im Rahmen des Projekts deswegen eine interessante Forschungspers- das Panel „The Changing Boundaries of Fema- pektive entwickelt, weil aufgezeigt wird, dass le Work in Eastern Europe (20th–21st Century)“ und wie mehrere politisch relevante Persön- im Rahmen der Jahrestagung 2014 der Associ- lichkeiten in diesen Jahren Elemente korpora- ation for Slavic, East European and Eurasian tivistischer Theorien benutzten, um Parteipro- Studies (ASEEES) statt. Ein Beitrag zu diesem gramme und -praktiken zu bestimmen.8 Eine Panel konzentrierte sich auf die Entwicklung transnationale Geschichte des Korporativis- des rechtlichen Rahmens der Prostitution mus kann deshalb auch Transfers nach und im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit.11 Die Anpassungen in Jugoslawien berücksichtigen, weibliche Prostitution war im Jugoslawien der insbesondere in den Jahren der offiziellen Dik- 1920er Jahre ein „reglementierter“ Beruf, der tatur (wie im Fall der königlichen Diktatur, die im Kontext der (internationalen) abolitionis- im Januar 1929 eingeführt wurde) und der Re- tischen Bewegung zum Gegenstand immer gierungen mit formalen und informellen au- heftigerer öffentlicher Debatten wurde. Die toritären Tendenzen (wie im Fall des Minister- reglementierte Prostitution wurde Ende der präsidenten Milan Stojadinović in der zweiten 1920er Jahre abgeschafft. Die Prostitution im Hälfte der 1930er Jahre). Diese Entwicklungen Jugoslawien dieser Zeit erweist sich als äußerst können einige Aspekte des neuen Interventi- geeignetes Beispiel, um zu untersuchen, wie onsstaats und der Reformen erklären, die im die Arbeit und ihre Grenzen gesellschaftlich Bereich der Sozial- und Wirtschaftspolitik ein- konstruiert sind und wie einige marginalisier- geführt wurden, und die auch die Sphäre der te Berufe ihren Status schnell ändern können. Nicht-Arbeit betrafen. So wie in diesem Fall – die Prostitution wurde Zur weiteren Vertiefung der theoretisch-me- im Laufe weniger Jahrzehnten erst als legale, thodologischen Debatten über den Begriff der obwohl marginalisierte Arbeitstätigkeit aner- „Nicht-Arbeit“ wurde 2013 ein Workshop über kannt und geregelt, dann aber kriminalisiert die Kategorie der „Nicht-Arbeit“ und ihre his- und unterdrückt.

8 Stefano Petrungaro: Yugoslavia (1918–1941) Looked 10 Stefano Petrungaro: The Fluid Boundaries of “Work”. Some Through Corporatist Glasses, European Social Science History Considerations about Concepts, Approaches, and South-Eas- Conference, Wien, 23–26. April 2014. tern Europe. In: Südost-Forschungen, 72 (2013), S. 271–286. 9 „Nicht-Arbeit“: multidisziplinäre Auseinandersetzungen 11 Stefano Petrungaro: Female Prostitution in Yugoslavia mit einer analytischen Kategorie, Institut für Ost- und Süd- Between the Two World Wars, ASEEES Convention 2014, 20–23 osteuropaforschung (IOS), unterstützt von der Universitäts- November 2014, San Antonio, Texas. stiftung Hans Vielberth, organisiert von Stefano Petrungaro, Regensburg, 11. Oktober 2013.

28 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

Sozioökonomische Effekte von Religiosität in Transformationsökonomien

Projektleitung: Olga Popova, Ph.D.

Projektmitarbeiterin: Ekaterina Selezneva, Ph.D. Kooperationspartner: Center for Economic Research and Graduate Education – Economics Institute (CERGE-EI, Prag), Laboratory for Comparative Social Research of the National Research University – Higher School of Economics (LCSR- HSE, Moskau) Finanzierung: Bayhost, DAAD Projektdauer: 2010–2015

Olga Popova, Ph.D.

Ziele und Relevanz des Vorhabens auch auf weitere Lebensbereiche auswirken. In den Ländern der ehemaligen Sowjetuni- Ob und inwieweit dem so ist, untersuchen wir on sowie in Mittel- und Osteuropa (im Weiteren in unserem Forschungsvorhaben. als Transformationsländer1 bezeichnet) wur- Wirtschaftswissenschaftliche, soziologische den Religionen und Religionsgemeinschaften und psychologische Studien legen nahe, dass lange Zeit unterdrückt. Mit dem Ende der kom- zwischen Religiosität und individuellen sozio­ munistischen Herrschaft nahm in diesen Län- ökonomischen Größen wie Bildung, Gesund- dern das Interesse an Religion spürbar zu. Die heit, Einkommen und Lebenszufriedenheit Wiederbelebung der Religiosität in Transfor- eine Interdependenz besteht. Für entwickelte mationsökonomien ist auch in etlichen Befra- Länder sind diese Effekte bereits untersucht gungen belegt, beispielsweise im World Valu- worden, nicht hingegen in Transformations- es Survey und der European Values Study. Ein ökonomien. Das in drei Teilbereiche geglie- solcher Wertewandel müsste sich eigentlich derte Projekt „Sozioökonomische Effekte von

1 Nach der Klassifikation der Europäischen Bank für Wie- Moldau, Montenegro, Mongolei, Polen, Rumänien, Russland, deraufbau und Entwicklung (EBRD) sind die Transformations- Slowakei, Slowenien, Serbien, Tadschikistan, die Tschechische länder: Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Bosnien-Herze- Republik, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan und gowina, Bulgarien, Kroatien, Estland, Mazedonien, Georgien, Weißrussland. Kasachstan, Kirgistan, Kosovo, Lettland, Litauen, Republik

Jahresbericht 2014 29 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

dividuen hat, und sind entsprechend relevant für die Formulierung von Wirtschaftspolitik in Transformationsländern.

Religiosität und Wirtschaftsreformen in Transformationsökonomien Die abschließende Studie zu diesem Teil des Projektes trägt den Titel „Can Religion Insure against Aggregate Shocks to Happiness? The Case of Transition Countries“ (Kann Religi- on gegen Lebensbrüche versichern – das Bei- spiel der Transformationsökonomien); unter- sucht wird der unterschiedliche Einfluss von Wirtschaftsreformen auf religiöse und auf nicht-religiöse Personen. Wir analysieren da- bei die Effekte von Religiosität auf verschie- Religiosität in Transformationsökonomien“ dene Größen – insbesondere auf die Lebens- schließt diese Lücke: Im Vordergrund des ers- zufriedenheit, und darauf, wie die Personen ten Teilprojektes stehen die Effekte von Re- ihre wirtschaftliche und politische Situation ligiosität auf Lebenszufriedenheit und die einschätzen. Wahrnehmung von ökonomischen und politi- Frühere Untersuchungen legen nahe, dass schen Gegebenheiten, im zweiten Teilprojekt religiöse Menschen besser mit stressreichen die Effekte auf die Gesundheit von Kindern Lebensereignissen zurechtkommen. Dies gilt und im dritten die Effekte auf Präferenzen zum Beispiel für Entlassungen – hierunter lei- bezüglich der Einkommensverteilung. den alle Menschen, religiöse Personen jedoch Methodisch basiert das Projekt auf verschie- in geringerem Ausmaß. Dieses Phänomen wird denen Ansätzen mikroökonometrischer Mo- als „Absicherungseffekt“ der Religiosität be- dellierung. Benutzt werden historische Daten zeichnet; während er in entwickelten Ländern zu Religionen sowie Daten aus verschiedenen hinreichend untersucht wurde, wurde er in Befragungen von Individuen, unter anderem den post-kommunistischen Staaten aufgrund der Life in Transition Survey (LiTS) der Euro- der einst unterdrückten Religionsausübung päischen Bank für Wiederaufbau und Entwick- bislang kaum erfasst. Indem wir LiTS-Survey- lung (EBRD), der Russian Longitudinal Survey daten der EBRD und historische Daten zur Re- (RLMS) und der European Values Study (EVS). ligion kombinieren, kommen wir zu Aussagen Die mögliche umgekehrte Kausalität des Effek- über den Absicherungseffekt von Religiosität tes von Religiosität auf sozioökonomische Grö- im Transformationsprozess. Die Endogenität ßen zu erfassen, ist dabei eine große metho- von Religion wird hierbei berücksichtigt. dische Herausforderung. Diesbezüglich trägt Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Reli- das Projekt zur Literatur bei, indem innovative giosität bei der individuellen Anpassung an Methoden entwickelt werden, um solche Endo- Wirtschaftsreformen eine Rolle spielt. Betrach- genitäten zu kontrollieren. Die Ergebnisse des tet werden die Effekte verschiedener Reform- Projektes lassen erkennen, welche Konsequen- maßnahmen, die von der EBRD kategorisiert zen die Wiederbelebung der Religiosität auf In- werden. Dies sind unter anderem die Privati-

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sierung großer Unternehmen, Reformen der Governance bzw. Regierungsführung, die Preis- liberalisierung, sowie Reformen der Wettbe- werbspolitik. Die Ergebnisse legen nahe, dass religiöse Menschen im Reformverlauf eine höhere Lebenszufriedenheit empfinden als nicht-religiöse Menschen. Religiosität wirkt demnach tatsächlich als eine Art „Sicherungs- anker“ für Glück und die Wahrnehmung wirt- schaftlicher und politischer Ereignisse. Die Ergebnisse der Studie wurden im Okto- ber 2013 auf der Konferenz „Religiöse Plurali- tät als Faktor des Politischen in der Ukraine“ präsentiert, die von Katrin Boeckh und Oleh Turiy in Lemberg/Ukraine mit finanzieller Un- terstützung des DAAD organisiert worden war. Im Jahr 2014 wurde die Studie auf der Jahres- Preisverleihung, „Young Economist of the Year 2014“, konferenz der „Association for the Study of Re- 29. November 2014, Prag ligion, Economics, and Culture“ (ASREC) vorge- stellt, die an der Chapman University (Orange, Elterliche Religiosität und die Gesund- CA, USA) stattfand. Im August 2014 wurden die heit von Kindern Ergebnisse in der international führenden Der zweite Teil des Projektes trägt den Titel Fach­zeitschift Journal of Comparative Econo- „Sufer for the Faith? Parental Religiosity and mics publiziert.2 Children’s Health“ (Für den Glauben leiden? El- Für diese Studie hat die Czech Economic So- terliche Religiosität und Gesundheit von Kin- ciety zudem Olga Popova den zweiten Preis dern) und wird zusammen mit dem Labora- im Wettbewerb „Young Economist of the Year torium für Vergleichende Sozialforschung der 2014“ zuerkannt. Der Preis wurde im Rahmen Nationalen Forschungsuniversität – Higher der Konferenz der Czech Economic Society ver- School of Economics (LCSR-HSE, Moskau, Rus- liehen, die am 29. November 2014 an der Wirt- sische Föderation) durchgeführt. Im Rahmen schaftsuniversität Prag stattfand. der Durchführung dieser Studie ist Olga Popo- va im Jahr 2013 Mitglied des internationalen Netzwerkes des Laboratoriums geworden. Die wirtschaftswissenschaftliche Literatur hat den positiven Einfluss von Religiosität auf verschiedene soziökonomische Faktoren wie Gesundheit, Bildung, Einkommen und Lebenszufriedenheit untersucht. Die Auswir- kungen von Religiosität auf Kinder ist jedoch

2 Popova, O., 2014: Can religion insure against aggregate shocks to happiness? The case of transition countries, Journal of Comparative Economics 42 (3), 804–818.

Jahresbericht 2014 31 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

auf wichtige Ausprägungen kindlicher Ge- sundheit ausübt. Dieses Resultat ergibt sich für verschiedene Charakteristika kindlicher Gesundheit, wie z. B. die Impfwahrschein- lichkeit, die Wahrscheinlichkeit von Gesund- heitsproblemen und die Wahrscheinlichkeit von Krankenhausaufenthalten. Das impliziert auch, dass gesundheitspolitische Maßnahmen im Bereich der Kindergesundheit durchaus auch vor dem Hintergrund der Wiedererstar- kung von Religiosität entwickelt werden kön- nen und nicht notwendigerweise mit Wider- stand religiöser Eltern rechnen müssen. Das entsprechende Forschungspapier wur- de zur Präsentation auf der ASREC Jahreskon- ferenz angenommen, die im März 2015 in Bos- ton stattfindet.

Religiosität und Präferenzen zur Ein- kommensverteilung Olga Popova und Ekaterina Selezneva bei der LCSR Vorstellungen von Einkommensgerechtig- Konferenz, November 2014, St. Petersburg keit innerhalb von Gesellschaften spielen eine naturgemäß herausragende Rolle bei der Aus- selten Gegenstand der Betrachtungen. Der gestaltung sozialer Sicherungssysteme. Des- zweite Teil unseres Projektes widmet sich ge- halb stehen sie im Fokus der Aufmerksamkeit nau dieser Frage und untersucht den Einfluss, verschiedener Disziplinen und auch politischer den religiöse Überzeugungen von Eltern auf Debatten. Die vorhandene Literatur zeigt, dass die Gesundheit ihrer Kinder haben. Um dies in westlichen Ländern auch die individuelle leisten zu können, werden zunächst theoreti- Einstellung zur Religiosität Einfluss auf Prä- sche Modelle der Nachfrage nach Gesundheit ferenzen zur Einkommensumverteilung und modifiziert Mit Hilfe der Daten des Russian zur Gestaltung der sozialen Sicherungssyste- Longitudinal Monitoring Survey (RLMS) wird me hat. Frühere Arbeiten untersuchen diesen daraufhin empirisch getestet, ob elterliche Re- Zusammenhang zumeist vor dem Hintergrund ligiosität die kindliche Gesundheit beeinflusst. protestantischer Glaubensbekenntnisse, wäh- Um die Religiosität der Eltern zu erfassen, wer- rend die Rolle anderer Konfessionen bisher we- den Umfragedaten genutzt, die über Mitglied- niger Aufmerksamkeit erfährt. Unsere Studie schaft in einer Religionsgemeinschaft sowie mit dem Titel „Paying for One’s Sins: Income Selbsteinschätzungen zu religiösen Einstel- Redistribution through the Lens of Religiosi- lungen Auskunft geben. Die Endogenität von ty“ (Für seine Sünden zahlen: Einkommens- Religiosität wird dabei, wie im ersten Teilpro- umverteilung betrachtet durch die Linse der jekt, berücksichtigt. Religiosität), die gemeinsam von Olga Popova Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, und Ekaterina Selezneva erstellt wird, schließt dass elterliche Religiosität keinen Einfluss einen wichtigen Teil dieser Forschungslücke.

32 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

Auf der Basis einiger theoretischer Vorher- sagen von B. Benabou und J. Tirole (Belief in a Just World and Redistributive Politics, Quar- terly Journal of Economics 121 (2), 2006, 699–746) überprüft die Studie den Einfluss individueller Religiosität in Russland und in der Ukraine auf individuelle Präferenzen zur Einkommensver- teilung und auf die Vorstellungen zur Rolle des Staates bei der Herstellung von Einkommens- gerechtigkeit in der Gesellschaft. Als empiri- sche Basis dienen Individualdaten der Euro- pean Values Study (EVS) der Jahre 1999 und 2008. Messgrößen für Religiosität im EVS sind unter anderem die Religionszugehörigkeit an sich, die Bedeutung von Gott im eigenen Le- ben sowie die Häufigkeit von Kirchenbesuch und Gebet. Die vorläufigen Ergebnisse deuten IOS-Wissenschaftlerinnen bei der ISORECEA Konferenz, April 2014, darauf hin, dass sowohl in Russland als auch Kaunas, Litauen in der Ukraine religiöse Menschen – mehr als andere – es als erniedrigend empfinden, staat- Institutionen, Ideologie, und Werte). In diesem liche Transfereinkommen ohne Gegenleistung Panel haben auch weitere IOS-Wissenschaftle- zu empfangen, und daher der staatlichen Kor- rinnen teilgenommen: Kseniia Gatskova prä- rektur von Einkommensverteilungen durch sentierte ein Papier über den Wandel religiöser solche Leistungen auch reservierter gegen- Einstellungen nach dem Fall des Kommunis- über stehen. mus und deren Auswirkungen auf politische Im April 2014 wurden die vorläufigen Ergeb- Einstellungen in der Ukraine und Russland; nisse der Arbeit auf der Konferenz der „Inter- Miriam Frey widmete sich der Frage, ob Unter- national Study of Religion in Eastern and Cen- schiede in religiösen Einstellungen regionale tral Europe Association“ (ISORECEA) in Kaunas Unterschiede in Werten und Normen inner- vorgetragen. Auf dieser Konferenz organisierte halb der Ukraine erklären. Ein ähnliches Panel das IOS mit finanzieller Unterstützung durch wurde vom IX World Congress of the Interna- Bayhost ein eigenes Panel mit dem Titel „Re- tional Council for Central and Eastern Europe- ligion and Religiosity in Ukraine and Russia: an Studies (ICCEES) akzeptiert, der im August Institutions, Ideology, and Values (Religion 2015 in Makuhari/Japan stattfindet. und Religiosität in der Ukraine und Russland:

Jahresbericht 2014 33 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Arbeitsmarktinstitutionen, die globale Krise und geschlechterspezifische Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa

Projektteilnehmerin: Ekaterina Selezneva, Ph.D. (IOS) und Prof. Cristiano Perugini, Ph.D. (Università degli Studi di Perugia) Finanzierung: EU Jean Monnet Programm Variety of Institutional Settings and Socio-economic Inequalities in the Process of European Integration (INEQ) Projektdauer: 2013–2015

Ekaterina Selezneva, Ph.D.

Geschlechterspezifische Arbeitsmarkt- schafts- und Kreditwachstum gekennzeichnet unterschiede in den neuen mittel- und war. Mit Ausnahme der baltischen Staaten, wo osteuropäischen EU-Mitgliedsländern der wirtschaftliche Abschwung bereits 2007 In den zurückliegenden Jahrzehnten waren einsetzte, wurde das Ausmaß der Krise im Rest die geschlechterspezifischen Lohn- und Be- der Region erst im September 2008 deutlich. schäftigungsunterschiede sowohl in den al- Die krisenbedingten Folgen für Beschäftigung ten als auch in den neuen EU-Mitgliedsstaaten und Löhne waren durch signifikante Asym- sehr heterogen. So verdienten 2008 tschechi- metrien zwischen verschiedenen sozialen sche Männer bei gleicher Qualifikation und und wirtschaftlichen Gruppen geprägt. Zwi- sonstigen Charakteristika für gleiche Tätig- schen 2007 und 2010 verringerten sich die ge- keiten 22,6 % mehr als Frauen. In Polen dage- schlechtsspezifischen Unterschiede in 16 von gen betrug diese rein geschlechterspezifische 25 Mitgliedsstaaten der EU. Diese Entwicklung Lohndifferenz im gleichen Jahr nur 8,6 %. Da- vollzog sich vor dem Hintergrund weit verbrei- rüber hinaus konnten in den meisten Staaten teter Lohnsenkungen, die vor allem durch Ein- sog. glass ceilings, das sind auf den ersten Blick schnitte bei volatilen Lohnkomponenten (wie nicht sichtbare Aufstiegsbarrieren für Frauen, etwa Boni) zustande kamen, die für Löhne von identifiziert werden, insbesondere in Estland, Männern in der Regel relevanter sind. Polen und Ungarn. Zwei Faktoren scheinen eine generelle Ver- Vor dem Ausbruch der weltweiten Finanz- schärfung geschlechterspezifischer Unter- krise erlebten die Länder Mittel- und Osteu- schiede verhindert zu haben: zum einen die ropas eine Phase massiven wirtschaftlichen Muster vertikaler Arbeitsmarktsegmentie- Aufschwungs, die durch ein schnelles Wirt- rung und zum anderen die Struktur der Ar-

34 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

beitsmarktinstitutionen. Die vertikale Arbeits- marktsegmentierung übte vor allem deshalb einen mäßigenden Einfluss aus, weil Frauen in von der Krise weniger betroffenen Sektoren (Dienstleistungen, öffentlicher Sektor) überre- präsentiert, im produzierenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Finanzsektor dagegen unterrepräsentiert sind. Die Umgestaltungen der Arbeitsmarktinstitutionen im vergange- nen Jahrzehnt haben überdies dazu geführt, dass wirtschaftliche Abschwünge nicht mehr vornehmlich zuungunsten der Beschäftigung von Frauen, sondern durch die Reduzierung von Zeitarbeit abgefedert werden. einzelnen Gruppen (gewerkschaftlich organi- siert / nicht gewerkschaftlich organisiert) stär- Institutionelle Rahmenbedingungen ker ausgeprägt sein als innerhalb dieser Grup- und geschlechterspezifische Lohn­ pen, was eine Vergrößerung der Ungleichheit unterschiede: Forschungsstand und mit sich bringt. Für hohe Löhne gilt jedoch das Forschungslücken Gegenteil, da hier der Effekt innerhalb von Der Einfluss unterschiedlicher institutio- Gruppen dominiert. Solche Effekte erschwe- neller Rahmenbedingungen wird mittlerwei- ren die Untersuchung des Einflusses von Ge- le vielfach zur Erklärung geschlechterspezifi- werkschaften auf geschlechtsspezifische Loh- scher Lohn- und Beschäftigungsunterschiede nunterschiede, da männer-/frauendominierte herangezogen. Seit einem bahnbrechenden Arbeitsmarktsektoren durch unterschiedli- Beitrag von Freeman und Katz (1995) kon- che Grade gewerkschaftlicher Organisation zentriert sich die Debatte vorrangig auf ge- geprägt sind. Im Kontext von Insider-/Out­ schlechtsspezifische Lohnunterschiede im sider-Konzepten können Gewerkschaften die Kontext des Einflusses von Arbeitsmarktin- Existenz dualer Arbeitsmarktstrukturen, die stitutionen auf die Lohnsetzung. Es wird ge- durch eine spezifische Geschlechterverteilung mutmaßt, dass dieser Einfluss zu einer Stau- gekennzeichnet sind, sogar verstärken (länger chung der Lohnstruktur führt, Unterschiede Angestellte gegenüber Neubeschäftigten oder zwischen Sektoren und Firmen reduziert und Zeitarbeiter gegenüber Festangestellten). Die Diskriminierung verhindern kann. empirische Literatur zeigt überdies, dass der Der Einfluss institutioneller Rahmenbe- Lohneffekt, der durch Gewerkschaften her- dingungen variiert jedoch abhängig von den vorgerufen wird, einen signifikanten Teil des Ergebnissen des Arbeitsmarktes, der Beschäf- Lohnunterschiedes zwischen gewerkschaftlich tigungsart (Vollzeit bzw. Teilzeit) und der organisierten und nicht gewerkschaftlich or- Position der Arbeitnehmer innerhalb der ganisierten Arbeitnehmern für Männer erklä- Lohnstruktur. So kann etwa der Einfluss von ren kann, nicht jedoch für Frauen. Gewerkschaften unterschiedliche Effekte auf Darüber hinaus liefert die Literatur Evidenz die Lohnspreizung zur Folge haben. In Gegen- dafür, dass Mindestlöhne und kollektive Lohn- wart starker Gewerkschaften können Lohn- verhandlungen dazu beitragen, geschlechter- differenzen im Niedriglohnsektor zwischen spezifische Lohnunterschiede zu reduzieren.

Jahresbericht 2014 35 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

kann sich eine Veränderung des Kündigungs- schutzes auch auf die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede auswirken. Dies gilt insbe- sondere dann, wenn Kündigungsschutzunter- schiede zwischen verschiedenen Segmenten der Arbeitnehmerschaft bestehen, was wieder- um die Entstehung dualer Arbeitsmarktstruk- turen befördern würde. Zum Einfluss institutioneller Rahmenbedin- gungen auf geschlechterbezogene Beschäfti- gungs- und Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa existiert nur eine sehr kleine Zahl von Studien, deren Ergebnisse zudem nicht eindeutig sind.

Eine stärkere Zentralisierung und Koordinie- Projektziele rung von Lohnverhandlungen begünstigen Das gemeinsam von Ekaterina Selezneva den Abbau von Lohnunterschieden zwischen (IOS) und Cristiano Perugini (Università degli verschiedenen Sektoren und Firmen. Indirekt Studi di Perugia, Italien) durchgeführte For- kann dieser Effekt dann auch die geschlech- schungsprojekt „Arbeitsmarktinstitutionen, terspezifischen Lohnunterschiede reduzieren, die globale Krise und geschlechterspezifische sofern diese mit sektor- oder firmenbezoge- Lohnunterschiede in Mittel- und Osteuropa“ nen Lohnunterschieden verbunden sind. Da hat zum Ziel, geschlechtsspezifische Lohnun- die Tradition kollektiver Lohnverhandlungen terschiede in zehn neuen mittel- und osteuro- in vielen weiblich dominierten Sektoren der päischen EU-Mitgliedsländern seit 2007 nach- Privatwirtschaft, wie im Einzelhandel, im Ver- zuweisen, die bislang in der Literatur nicht gleich zu vielen männlich dominierten Sek- dokumentiert sind. Dafür werden die neuesten toren schwächer ausgeprägt ist, kann eine Informationen der Eurostat SILC-Datenbasis Stärkung kollektiver Lohnverhandlungen pa- zu Einkommens- und Lebensbedingungen ge- radoxerweise aber auch eine Verstärkung ge- nutzt. Besondere Aufmerksamkeit liegt auf den schlechterspezifischer Lohnunterschiede nach Effekten, die sowohl vom Ausbruch der globa- sich ziehen (wie etwa in Ungarn geschehen). len Krise als auch von den darauf folgenden Die Deregulierung des Arbeitsmarktes be- politischen Reaktionen hervorgerufen werden. einflusst geschlechterbezogene Unterschiede Im Rahmen des Projektes wird zunächst ebenfalls in verschiedene Richtungen. Strin- ein detailliertes Bild geschlechterbezogener gentere Kündigungsschutzgesetze wirken sich Strukturen in der Lohnverteilung der mittel- insbesondere auf das Beschäftigungsniveau und osteuropäischen Staaten kurz vor Aus- weiblicher Arbeitnehmer negativ aus. Bezo- bruch und während der aktuellen Wirtschafts- gen auf die Löhne hängt der Einfluss der Kün- krise gezeichnet. Anschließend werden zwei digungsschutzgesetzgebung von der Verhand- miteinander verwandte Themen bearbeitet. lungsstärke der Arbeitnehmer gegenüber den Es wird erstens eine vergleichende Analy- Arbeitgebern ab. Insofern in dieser Hinsicht se geschlechtsspezifischer Lohnunterschiede geschlechterbezogene Unterschiede bestehen, der aktuellsten Lohnverteilungen der mittel-

36 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

und osteuropäischen Länder im Kontext der in allen untersuchten Ländern, außer in Ru- noch andauernden Krise durchgeführt. Dabei mänien und der Slowakei, dass der Abstand wird zweitens die besondere Rolle der Arbeits- zwischen den Quantilen der Lohnverteilungen marktinstitutionen (d. h. der Arbeitsmarktde- von Männern und Frauen mit zunehmendem regulierung, der Gewerkschaftsmacht und Lohn immer größer wird. Dies impliziert die der lohnpolitischen Koordinierung) bei der Existenz von auf den ersten Blick nicht sicht- Bestimmung der verschiedenen länderspezi- baren Aufstiegsbarrieren für Frauen (sog. glass fischen Niveaus und Muster der geschlechts- ceilings). Im Jahre 2009 ist in Slowenien zudem spezifischen Lohnunterschiede bewertet. Es das komplementäre Phänomen festzustellen, wird zudem untersucht, ob diese Effekte für dass Lohnunterschiede im unteren Bereich niedrige, mittlere oder hohe Einkommensbe- der Lohnverteilung größer sind als im Durch- zieher/innen unterschiedlich sind. schnitt. Das bedeutet, dass Frauen im Hinblick Wir verwenden dazu einen speziellen An- auf Beförderungen und Lohnerhöhungen be- satz der Quantilsregression, um die Varianz nachteiligt werden (sog. sticky floors). unerklärter geschlechtsspezifischer Lohunter- Die Veränderung des geschlechterbezoge- schiede – und somit die geschlechterbezogene nen Lohnunterschieds infolge der Krise vari- Diskriminierung – für alle Teile der Lohnver- iert wenig zwischen den Ländern. Mit Ausnah- teilung in jedem Land aufzeigen zu können. me Ungarns (wo der geschlechterspezifische Zudem ermöglicht dieser Ansatz, die Einflüsse Lohnunterschied wuchs), Rumäniens und der unterschiedlich strukturierter Arbeitsmarkt- Slowakei (wo er unverändert blieb), verzeich- institutionen auf die geschlechterbezogenen neten alle untersuchten Länder zwischen 2007 Unterschiede in verschiedenen Segmenten und 2009 einen Rückgang des geschlechter- der Lohnverteilung zu untersuchen. Alle em- spezifischen Lohnunterschieds. Die Projekter- pirischen Schätzungen kontrollieren zudem gebnisse implizieren jedoch, dass diese Ent- potentielle Stichprobenverzerrungen (samp- wicklung keineswegs als positiv angesehen le selection bias). Die Länderauswahl umfasst werden kann, da die Verkleinerung des Loh- die zehn neuen mittel- und osteuropäischen nunterschieds lediglich infolge der Annähe- EU-Mitgliedsstaaten und bezieht sich auf die rung der Löhne männlicher Arbeitnehmer an Jahre 2007 und 2009. die niedrigsten Löhne weiblicher Arbeitneh- mer zustande kam. Daher ist es auch kein Zu- Zusammenfassung der Ergebnisse fall, dass die deutlichste Schrumpfung des ge- Die Untersuchung fördert bemerkenswerte schlechterbedingten Lohnunterschieds in der Unterschiede, aber auch Ähnlichkeiten zwi- Mehrzahl der Länder am unteren Ende der schen den Ländern zu Tage. Lohnverteilung stattfand. Für den durchschnittlichen und mittleren Des Weiteren zeigt die Analyse, dass Arbeits- geschlechtsspezifischen (Stundenlohn-)Unter- marktderegulierung durch Ausweitung wenig schied finden sich relativ niedrige Diskrimi- regulierter Zeitarbeitsverträge und Schwä- nierungsraten in Bulgarien, in der Tschechi- chung von Mindestlohn-Bestimmungen im schen Republik und in Ungarn, die höchsten Durchschnitt zu einer Vergrößerung des ge- Raten dagegen in den baltischen Staaten, be- schlechterspezifischen Lohnunterschieds bei- sonders im Jahre 2007. trägt. Die entsprechenden Quantilsregressi- Die Muster der geschlechterspezifischen Un- onsschätzungen enthüllen jedoch, dass dies terschiede entlang der Lohnverteilung zeigen eigentlich nur für die Mitte und die Spitze der

Jahresbericht 2014 37 Ausgewählte Forschungsprojekte Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Lohnverteilungen gilt, während Deregulie- zugunsten größerer Flexibilität und liberaler rung die geschlechterbezogenen Unterschiede Modelle. Insgesamt stützen die Projektergeb- im Niedriglohnsektor reduziert. Dies lässt sich nisse die Vorstellung, dass diese Schwächung vermutlich durch die Schwächung von Min- von Arbeitsmarktinstitutionen Ungleichheit destlohn-Bestimmungen erklären, von denen am Arbeitsmarkt befördert. Die Ergebnisse Männer proportional stärker betroffen sind, da zeigen insbesondere, dass dieser langfristige sie in Sektoren mit Mindestlohnbindung über- Prozess zum Ende der 2000er Jahre in Mittel- repräsentiert sind. Dies wiederum führt zu ei- und Osteuropa dazu geführt hat, dass sich mit ner nach unten gerichteten Konvergenz der dem Niedriglohnsektor ein wichtiges Segment Löhne männlicher Arbeitnehmer und einer des Arbeitsmarktes der Regulierung durch Ar- entsprechenden Angleichung der Bezahlung. beitsmarktinstitutionen entzogen hat, zumin- Eine höhere gewerkschaftliche Präsenz und dest im Hinblick auf die Fähigkeit, geschlech- eine stärkere Koordinierung der Lohnver- terbezogene Unterschiede zu reduzieren. Für handlungen führen ebenfalls zu einer Redu- die Politik – nicht nur in den neuen Mitglieds- zierung der geschlechterspezifischen Lohnun- ländern, sondern auch für die EU insgesamt terschiede. Der Einfluss dieser Institutionen ist – bedeutet dies, dass weitere Liberalisierungs- dabei je höher, desto weiter oben der jeweilige wellen nicht nur zu einer Vergrößerung ge- Lohn in der Lohnverteilung angesiedelt ist. Bei schlechterbezogener Unterschiede führen der Reduzierung der geschlechterspezifischen können, sondern auch eine weitere Polarisie- Lohnunterschiede im Niedriglohnsektor sind rung der Arbeitnehmer fördern und die An- die Institutionen zur Lohnfestsetzung dagegen zahl der Arbeitsmarktsegmente vergrößern, in weitaus weniger effektiv. Dies gilt insbesonde- denen die Fähigkeit der Arbeitsmarktinstitu- re im Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise, tionen zur Bekämpfung von Diskriminierung als sie kaum in der Lage waren eine anti-dis- gehemmt wird. kriminierende Rolle zu spielen. Die zu den empirischen Schätzungen komplementäre Kooperation und Präsentation deskriptive Evidenz bekräftigt die Vorstellung, der Ergebnisse dass die Arbeitnehmer des Niedriglohnsektors Dieses Projekt wird im Rahmen des Jean zu einem Bereich des Arbeitsmarktes gehören, Monnet Programms der EU zu „Variety of Insti- den die Arbeitsmarktinstitutionen entweder tutional Settings and Socio-Economic Inequa- gar nicht erreichen oder in dem sie nicht mehr lities in the Process of European Integration” fähig sind, dem Problem der Geschlechterdis- (INEQ) realisiert. INEQ wird von einem inter- kriminierung effektiv zu begegnen. In diesem nationalen Forschungsteam (Università degli Sinne trägt das Projekt zur Beschreibung der Studi di Perugia, IOS Regensburg, Universität Beziehung zwischen neuen, komplexen Dual- Regensburg, University of Brighton, State Uni- strukturen auf dem Arbeitsmarkt und institu- versity – Higher School of Economics Moscow, tionellen Rahmenbedingungen bei. Universität Bayreuth und Rutgers University) Alle verfügbaren Indikatoren zeigen, dass in getragen und setzt sich zum Ziel, in Forschung den letzten zwei Jahrzehnten in Europa eine und Gesellschaft das Wissen über die Gefahren generelle Schwächung der Arbeitsmarktinsti- von institutionell bedingten Ungleichheiten tutionen stattgefunden hat. Diese war gekenn- für die EU-Integration zu erweitern und Po- zeichnet durch eine Veränderung der Regula- litikoptionen zur Bekämpfung der negativen rien und Funktionsweisen des Arbeitsmarktes Folgen extremer Ungleichheit aufzuzeigen.

38 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Ausgewählte Forschungsprojekte

Im Rahmen der Forschungskooperation ver- brachte Ekaterina Selezneva im Mai 2013 zwei Wochen als Visiting Research Fellow in Peru- gia. Vorläufige Ergebnisse wurden auf mehre- ren internationalen Konferenzen präsentiert, unter anderem auf der fünften ECINEQ Kon- ferenz der Universität Bari (Italien) und der NOeG Konferenz „Economics and Inequality“ der Wirtschaftsuniversität Wien (Österreich). Ein gemeinsam von Cristiano Perugini und Ek- aterina Selezneva verfasster Aufsatz mit dem Titel „Labour Market Institutions, Crisis and Gender Earnings Gap in Eastern Europe“ fasst die wichtigsten Projektergebnisse zusammen. Der Aufsatz erscheint im Frühjahr 2015 in der renommierten internationalen peer-review Zeitschrift Economics of Transition.

Jahresbericht 2014 39

FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

Einführung ������������������������������������������������������������������������������������������� 42

Ausgewählte Promotionsprojekte ...... 47

Trade and Environmental Policies: Empirical Investigations for Ukraine Using CGE Models

Ungarn im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe in den 1960er und 1970er Jahren

Wissenschaftliche Veranstaltungen für den Nachwuchs . . . . . 57

Promotionsübersicht ...... 64 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

EINFÜHRUNG

Auch im vergangenen Jahr war die För- zu können, und erreicht durch Lehrtätigkeit derung des wissenschaftlichen Nachwuch- und Kooperationen national wie international ses – entsprechend der Zielsetzung des IOS – auch andere Partnerinstitutionen im Bereich ein zentraler Bereich der Institutstätigkeit. der gemeinsamen Nachwuchsförderung. Als Schließlich muss es einer Forschungseinrich- außeruniversitäre Forschungseinrichtung bie- tung wie dem IOS ein genuines Anliegen sein, tet es Möglichkeiten zur Förderung des wis- dass auch in Zukunft exzellent ausgebildete senschaftlichen Nachwuchses insbesondere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die auf der Promovierenden- und Post-Doc-Ebene. Forschungsfelder des eigenen Aufgabengebie- Aber auch Studierende einschlägiger Fächer tes nicht nur weiter bearbeiten, sondern in ih- werden angesprochen, um diese frühzeitig mit nen neue Impulse setzen und innovative Fra- attraktiven Angeboten im Bereich der Ost- und gestellungen eröffnen. Das IOS ist dabei in der Südosteuropaforschung zu interessieren. besonderen Lage, als An-Institut der Univer- sität Regensburg eng mit dieser kooperieren

Promovierende

Ein zentraler Bestandteil der Nachwuchs- verlängert werden können. Darüber hinaus arbeit des IOS ist seine Promotionsförderung. fördert das IOS Promovierende mit Stellen in Eine Betreuung durch Wissenschaftler/innen drittmittelfinanzierten Projekten sowie durch des Instituts ist dabei der Regelfall und auch wissenschaftliche Hilfskraftstellen. Eine spezi- ohne eigenes Promotionsrecht des IOS mög- elle Nachwuchskomponente sorgt dafür, dass lich: Sowohl die Institutsdirektoren als auch in allen Forschungs- und Drittmittelprojekten weitere Wissenschaftler/innen sind Inhaber des Instituts von vornherein die Finanzierung einer Professur an der Universität Regensburg solcher Stellen eingeplant werden kann. Zur oder an anderen Universitäten. 2014 wurden materiellen Förderung der am IOS Promovie- durch am IOS tätige Professoren insgesamt 19 renden gehört schließlich auch die Bereitstel- Promovierende in den Fächern Geschichte und lung von Mitteln für Forschungs- und Konfe- Ökonomie betreut. renzreisen. Das Institut offeriert somit ohne Das Institut bietet Promovierenden zahl- eigenes Stipendienprogramm eine Vielzahl an reiche Möglichkeiten, ihre Forschungsvorha- Fördermöglichkeiten für verschiedene Phasen ben am IOS zu finanzieren. Auf befristeten eines Promotionsvorhabens. Insgesamt waren Mitarbeiterstellen werden Doktorand/inn/en 2014 fünf Doktorandinnen und Doktoranden beschäftigt, die mit dem Ziel der Promotion am Institut beschäftigt. am IOS forschen und bei Erreichung klar de- Für die Betreuung von Promovierenden am finierter Zielvorgaben in die Postdoc-Phase und durch das IOS stellt die intensive Betei-

42 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

ligung des Instituts an der interdisziplinären Wie intensiv das IOS an der Graduiertenschule Graduiertenschule für Ost- und Südosteuro- beteiligt ist, zeigt sich an den vielen Ebenen pastudien (www.gs-oses.de) einen kaum zu der Kooperation. Während Mitarbeiter/innen überschätzenden Mehrwert dar: Die 2012 ge- des IOS an der Umsetzung des Qualifikations- meinsam von der LMU München und der Uni- konzepts beteiligt sind, haben Promovierende versität Regensburg gegründete Einrichtung der Graduiertenschule die Möglichkeit, viele wird aus Mitteln der Exzellenzinitiative von Angebote des IOS zu nutzen. Darüber hinaus Bund und Ländern gefördert. Das IOS ist eine führt das IOS regelmäßig gemeinsame Veran- von sechs an der Graduiertenschule beteilig- staltungen mit der Graduiertenschule durch ten außeruniversitären Einrichtungen. Mit Ulf und bietet mit seiner umfangreichen Spezial- Brunnbauer ist der geschäftsführende Direk- bibliothek ausgezeichnete Recherchemöglich- tor des IOS auch einer der beiden Sprecher der keiten in unmittelbarer örtlicher Nähe. Graduiertenschule. Der Sprecher auf Münch- Zur Förderung der Vernetzung und des Aus- ner Seite, Martin Schulze Wessel, ist im Übrigen tausches von Promovierenden am IOS organi- Mit-Herausgeber einer der Zeitschriften des sierte das Institut auch 2014 eine Reihe eigener IOS und als Direktor des Collegium Carolinums Veranstaltungen (siehe Seite 57). Dazu gehör- ein wichtiger Kooperationspartner, was den ten regelmäßige Formate wie die jährlich statt- Mehrwert der engen Zusammenarbeit zwi- findende wirtschaftswissenschaftliche -Som schen Regensburg und München verdeutlicht. merschule „Joint IOS / APB / EACES Summer

Jahresbericht 2014 43 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

in Kasachstan richteten sich insbesondere an Nachwuchswissenschaftler/innen aus Zent- ralasien und verdeutlichen das Bestreben des Instituts, den internationalen Nachwuchs ge- rade aus und in der Zielregion zu unterstützen. Neben diesen Formaten zur Arbeit am eige- nen Promotionsprojekt bietet das IOS Promo- vierenden die Möglichkeit, unterschiedliche wissenschaftliche Arbeitsfelder kennenzuler- nen und frühzeitig entsprechende berufliche Erfahrungen zu machen. Neben Forschung kommen hier u. a. die redaktionelle Betreu- Workshop der Graduiertenschule ung von Publikationsreihen, die Organisati- on einer wissenschaftlichen Spezialbibliothek, die Schaffung elektronischer Infrastruktu- Academy on Central and Eastern Europe“ in ren, die Organisation von wissenschaftlichen Tutzing und das wöchentliche Forschungskol- Veranstaltungen, die Beantragung von For- loquium „Neue Perspektiven in der ost- und schungsprojekten und insgesamt das Wissen- südosteuropäischen Geschichte“. Daneben schafts- und Projektmanagement in Betracht fanden wieder themenbezogene Workshops – allesamt mögliche Berufsfelder für angehen- statt, bei denen Promovierende ihre Projekte de Akademiker. Zur Unterstützung der beruf- vorstellen und diskutieren konnten („2. Wien- lichen Perspektiven seiner Promovierenden Regens­burg Workshop für Doktorand/inn/en: nutzt das IOS sein weitverzweigtes Netzwerk Gesellschaftlicher Wandel in Ost- und Südost- im In- und Ausland. Schließlich bietet das In- europa, 19.–20. Jh.“, VII. Dr. Fritz Exner-Kollo- stitut in seinen Zeitschriften und Buchreihen quium für Nachwuchswissenschaftler im Be- die Möglichkeit, Ergebnisse aus der Forschung reich der Südosteuropaforschung „Menschen oder die Dissertation als solche in internatio- in Bewegung: Gründe, Muster und Folgen von nal wahrgenommenen Publikationen mit Qua- Migration, 19.–21. Jh.“). Zwei Sommerschulen litätskontrolle zu veröffentlichen.

Postdocs

Die Postdoc-Förderung ist ein wichtiger oder Drittmittelbilanz) können die Stellen Baustein der Nachwuchsstrategie des IOS. verlängert werden, etwa um den Abschluss Zentrales Mittel dieser Förderung ist die Be- der Habilitation oder die Beantragung eines reitstellung von Wissenschaftlerstellen, die Nachfolgeprojekts zu ermöglichen. Zur Habi- für diesen Zweck befristet sind und bei deren litationsförderung gehört für die Postdocs am Besetzung die Karriereperspektive der/des Be- IOS die Möglichkeit, an einer Universität zu werber/in/s eine überaus wichtige Rolle spielt. unterrichten und sich damit ein eigenständi- Bei Erreichen klar definierter Leistungen (wie ges Lehrprofil zu erarbeiten. Die Tatsache, dass einer überdurchschnittlichen Publikations- auch 2014 Postdocs des IOS Preise gewannen

44 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

(die Ökonomin Olga Popova) oder Fellowships eigenen Forschungsfeld. 2014 waren dies vor an renommierten Einrichtungen bekleideten allem die Veranstaltungen zu Digital Humani- (die Historikerin Sabine Rutar und die Ökono- ties und zur Förderpraxis der DFG im Bereich min Ekaterina Selezneva) bestärkt das Institut des digitalen Publizierens. Auch die Teilnahme in seinen Bemühungen, junge Wissenschaftler/ an externen Weiterbildungsangeboten, etwa innen auf die beschriebene Weise zu fördern. im Bereich der Hochschuldidaktik oder des Neben den Formaten zur Unterstützung Projektmanagements, werden Postdocs vom des wissenschaftlichen Austausches im Be- IOS ermöglicht. reich der Promotionsförderung stehen Post- Besondere Relevanz für die Förderung exter- docs am IOS diesbezüglich weitere Fördermög- ner Nachwuchswissenschaftler/innen besitzt lichkeiten zur Verfügung. Insbesondere die das Gastwissenschaftler/innenprogramm des Konzeptionierung und Durchführung eigener IOS, das auch internationale Postdocs mit ei- Veranstaltungen werden gefördert, weil mit nem vielversprechenden und zum Institut pas- ihnen Sichtbarkeit und Kontakte innerhalb senden Forschungsprojekt für bis zu einem Mo- der wissenschaftlichen Community gewon- nat nach Regensburg einlädt. Die wachsende nen werden. Ebenso wichtig ist die Förderung Zahl fachlich exzellenter Bewerbungen in die- der Teilnahme an relevanten internationalen sem wie auch in den Programmen der AvH und Tagungen, etwa der Jahrestagung der Associ- des DAAD für einen Forschungsaufenthalt am ation for Slavic, East European and Eurasian IOS zeigt, dass dieses sich in kürzester Zeit zu Studies. Weiterhin dienen Veranstaltungen einer wichtigen Institution für den internatio- am IOS der gezielten Weiterbildung auch von nalen wissenschaftlichen Nachwuchs der Ost- Postdocs bei zukunftsweisenden Trends im und Südosteuropaforschung entwickelt hat.

Studierende

Komplettiert wird die Nachwuchsförderung Gelegenheit, Studierende noch stärker für das des IOS durch den Versuch, qualifizierte Stu- Forschen zu begeistern. Hervorragende Mas- dierende frühzeitig für die Ost- und Südosteu- terarbeiten können dann in der Arbeitspa- ropaforschung zu gewinnen. Die Möglichkeit, piere-Reihe des IOS wie auch in der Digitalen dies zu tun, ergibt sich für das IOS einerseits Reihe der Osteuropa-Dokumente online veröf- über seine verschiedenen Angebote vor allem fentlicht werden. im Veranstaltungs- und Bibliotheksbereich, Interessierten Studierenden bietet das IOS andererseits durch vielfältige Lehr- und Be- weiterhin die Möglichkeit, im Rahmen von treuungstätigkeiten seiner Mitarbeiterinnen Praktika interessante Aspekte der wissen- und Mitarbeiter an Universitäten. Während schaftlichen Arbeit des Instituts kennenzu- so bei den Studierenden unterschiedlicher lernen und berufsrelevante Zusatzqualifika- Studiengänge wichtige Kenntnisse über Ge- tionen zu erwerben. Praktika sind etwa im schichte und Gegenwart Ost- und Südosteu- Bereich der Zeitschriften- und Buchredakti- ropas und damit Grundlagen für eine spätere onen, in der Bibliothek und der Datenbank- wissenschaftliche Tätigkeit vermittelt werden, pflege, aber auch in anderen Feldern möglich. gibt die Betreuung von Abschlussarbeiten die Auch internationale Praktikant/inn/en sind

Jahresbericht 2014 45 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Promotionsfeier von Kseniia Gatskova

regelmäßig auf der Grundlage von Kooperati- rend diese Unterstützung sein kann und wie onsabkommen am IOS tätig. 2014 konnte das dabei die einzelnen Ebenen der Nachwuchs- Institut erstmals einen Praktikanten aus Ka- förderung ineinandergreifen, illustriert die nada willkommen heißen. Tatsache, dass mit Maria Đokić eine ehemali- Aus dem Kreis besonders qualifizierter Stu- ge wissenschaftliche Hilfskraft des Instituts dierender, v. a. der Universität Regensburg, heute in der Graduiertenschule für Ost- und rekrutiert das Institut studentische und wis- Südosteuropastudien promoviert; Peter Techet, senschaftliche Hilfskräfte, die in unterschied- 2013/2014 ebenfalls Hilfskraft am IOS, ist heu- lichen Aufgabengebieten des Instituts – von te als wissenschaftlicher Mitarbeiter Teil einer der Bibliotheksaufsicht über die Verwaltung, Emmy Noether-Nachwuchsgruppe am Leib- Veranstaltungsorganisation und Datenbank- niz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) pflege bis hin zur Mitwirkung an Forschungs- in Mainz. projekten und der Unterstützung der Zeit- schriftenredaktionen – zum Einsatz kommen. Die folgenden Seiten sollen einen Einblick Bei ihrer Auswahl spielt der Wunsch, eine Ab- in die Förderung sowie die Aktivitäten von schlussarbeit im Bereich der Forschungsthe- Nachwuchswissenschaftler/inne/n am Ins- men des IOS zu schreiben, eine wichtige Rolle, titut geben, indem zwei Promotionsprojekte da auf diese Weise auch der Übergang zur Pro- und wichtige Nachwuchsveranstaltungen ex- motion vorbereitet werden kann. Wie zielfüh- emplarisch vorgestellt werden.

46 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

AUSGEWÄHLTE PROMOTIONSPROJEKTE

Trade and Environmental Policies: Empirical Investigations for Ukraine Using CGE Models (Promotionsprojekt)

Projektbearbeiterin: Miriam Frey

Betreuer: Prof. Dr. Jürgen Jerger und Prof. Dr. Andreas Löschel (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster)

Miriam Frey

Durch die jüngsten weltpolitischen Ereignis- wurde. Um sich über diese Fragen sachlich aus- se ist die Ukraine in den Fokus der Öffentlich- tauschen zu können, bedarf es fundierter wis- keit gerückt. Damit einher gingen zahlreiche senschaftlicher Untersuchungen. öffentliche Diskussionen, welche das vorher In dieser Hinsicht leistet die Dissertation kaum beachtete Assoziierungsabkommen zwi- von Miriam Frey an der Fakultät für Wirt- schen der Europäischen Union und der Ukrai- schaftswissenschaften der Universität Regens- ne zum Thema machten. Ökonomisch standen burg mit dem Titel „Trade and Environmental dabei meist die möglichen Effekte eines vertief- Policies: Empirical Investigations for Ukraine ten Freihandelsabkommens mit der EU und Using CGE Models“ einen wichtigen Beitrag. Die einer Zollunion mit Russland im Vordergrund, von Prof. Dr. Jürgen Jerger und Prof. Dr. Andreas häufig verbunden mit der Frage, ob sich die Löschel betreute Arbeit besteht aus drei eigen- Ukraine politisch und ökonomisch eher nach ständigen wissenschaftlichen Artikeln, welche Westen oder nach Osten orientieren sollte. Der jeweils einen konkreten Aspekt der ukraini- ukrainisch-russische Konflikt hat aber auch schen Handels- und Umweltpolitik analysie- dazu geführt, dass das Thema Energiesicher- ren. Ihnen gemein ist neben dem Länderfokus heit in der Ukraine und der EU neu diskutiert vor allem die Methode der berechenbaren all-

Jahresbericht 2014 47 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

11% 10.5% 10% in public budget 9.4% in total tax revenues 9% 8.8% 8.5% 8% 7.6% 7.3% 7% 6.7% 6.2% 6.1% 6.0% 6% 5.4% 5.1% 5.3% 5% 4.4% 4.5% share of tariff revenues 4% 3.6% 3. 3.0% 3% 3%

2% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Die Entwicklung der ukrainischen Zolleinnahmen Quelle: eigene Berechnungen basierend auf den Berichten des ukrainischen Finanzministeriums

gemeinen Gleichgewichtsmodelle (Englisch: Gesamtrechnung und sogenannte Input-Out- CGE Models). Mithilfe dieser Methode, welche put-Tabellen, welche abhängig von der unter- unter anderem auch zur Evaluierung von fis- suchten Fragestellung um weitere Daten wie kal- und agrarpolitischen Maßnahmen einge- Exporte und Importe, Haushaltsausgaben oder setzt wird, lassen sich die Richtung und die CO2-Emissionen ergänzt werden können. Größenordnung eines Effektes auf Indikato- ren wie das Bruttoinlandsprodukt abschätzen. A General Equilibrium Evaluation of Die in CGE Modellen enthaltenen Gleichungen the Fiscal Costs of Trade Liberalization bilden alle im Laufe eines Jahres in einer be- in Ukraine stimmten Volkswirtschaft ablaufenden Pro- Der erste Artikel mit dem Titel „A General zesse wie beispielsweise Produktionsprozesse Equilibrium Evaluation of the Fiscal Costs of ab. Dahinter stehen auf mikroökonomischer Trade Liberalization in Ukraine“, welcher in Theorie basierende Annahmen über das Ver- Ko-Autorenschaft mit Zoryana Olekseyuk von halten der in einer Volkswirtschaft agierenden der Universität Duisburg-Essen entstand und Wirtschaftssubjekte (z. B. Produzenten, Konsu- in der Zeitschrift Empirica publiziert wurde, be- menten und Staat). Ein Beispiel hierfür ist das fasst sich mit den fiskalischen Auswirkungen Gewinnmaximierungskalkül der Produzenten, der ukrainischen Handelsliberalisierung ge- aus welchem sich die angebotenen Gütermen- genüber der EU. Dahinter steht die Überlegung, gen ergeben. Rechnerisch werden die gleich- dass vor allem in weniger entwickelten Län- gewichtigen Preise sowie die Angebots- und dern die Kosten der Liberalisierung bei han- Nachfragemengen bestimmt, indem in der delspolitischen Entscheidungen eine wichtige Realität beobachtete Daten in die Modellglei- Rolle spielen. Dies trifft auch auf die Ukraine zu, chungen eingesetzt werden. Die Basis hierfür wo der Anteil der Zolleinnahmen am Staats- bilden die Daten aus der volkswirtschaftlichen budget bis 2008 durchschnittlich 6 % betrug.

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Auch wenn dieser im Zuge des Beitritts der den Zolleinnahmen durch Anhebung des in- Ukraine zur Welthandelsorganisation in 2008 direkten Steuersatzes zu Wohlfahrtsverlusten auf 3 % zurückging, stellen Zölle immer noch in der Ukraine führen. Vor dem Hintergrund eine wichtige Einnahmequelle des ukraini- der aktuell ohnehin angespannten finanzi- schen Staates dar. Gleichzeitig fallen mit dem ellen Lage der Ukraine, unterstreicht diese in 2014 in Kraft getretenen vertieften Freihan- Analyse zudem die Bedeutung der von der EU delsabkommen als Teil des Assoziierungsab- zugesagten finanziellen und technischen Un- kommens mit der EU auch die Zollschranken terstützung. gegenüber dem wichtigsten Handelspartner weg. Darauf basierend werden mithilfe eines Income Inequality Effects of Ukraine’s berechenbaren allgemeinen Gleichgewichts- Trade Liberalization with the EU. Are modells für die Ukraine die Effekte des Weg- there ‘two Ukraines’? falls der Importzölle für Waren aus der EU Die aktuellen Entwicklungen in der Ukrai- und des damit verbundenen Rückgangs der ne bilden auch die Motivationsgrundlage für Zolleinnahmen simuliert. Der Schwerpunkt den zweiten Artikel mit dem Titel „Income In- liegt dabei auf verschiedenen Möglichkeiten, equality Effects of Ukraine‘s Trade Liberalizati- mit den fehlenden Zolleinnahmen umzugehen. on with the EU. Are there ‘two Ukraines’?“. Dar- Im ersten Fall wird unterstellt, dass die ukrai- in wird der Frage nachgegangen, ob Bedenken nische Regierung keine Möglichkeit hat, die hinsichtlich der Effekte des Freihandelsab- wegfallenden Zolleinnahmen durch die Anhe- kommens mit der EU auf die Einkommensun- bung einer anderen Steuer zu kompensieren. gleichheit in der Ukraine einer der Gründe für Dies würde zu einer Kürzung der öffentlichen regional differierende Zustimmungsraten zur Ausgaben beispielsweise für Bildung führen. Annäherung des Landes an die EU sein könn- Im Gegensatz dazu wird als zweite Möglich- ten. In den letzten Jahren hatten mehrere Mei- keit untersucht, welche Effekte sich ergeben nungsumfragen in der Ukraine ergeben, dass würden, wenn die ukrainische Regierung die sich im Westen und im Zentrum der Ukraine fehlenden Zolleinnahmen über eine Erhöhung mehr als die Hälfte der Befragten für das As- des indirekten Steuersatzes ausgleicht und soziierungsabkommen mit der EU aussprach, somit die Staatsausgaben konstant gehalten während im Osten und Süden des Landes die werden könnten. Motiviert durch die Ankündi- Zustimmung deutlich geringer ausfiel. Zudem gung der EU, der Ukraine finanzielle und tech- wurde die Ukraine in der öffentlichen Bericht- nische Unterstützung bei der Umsetzung des erstattung häufig als ein in einen West- und ei- Assoziierungsabkommens zukommen zu las- nen Ostteil gespaltenes Land dargestellt. Falls sen, wird als dritte Alternative ein Ausgleich dies der Fall wäre, würde man bei einer han- über Entwicklungshilfe aus der EU simuliert. delspolitischen Maßnahme wie dem Freihan- Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung delsabkommen mit der EU unterschiedliche der Berücksichtigung von fiskalischen Kosten Effekte auf die beiden Landesteile erwarten. bei der Analyse von handelspolitischen Maß- Innerhalb der Landesteile sollten sich jedoch nahmen, da die Wohlfahrtseffekte abhängig ähnliche Auswirkungen beobachten lassen. Zu von der Kompensationsmöglichkeit stark va- diesem Zweck wird ein allgemeines berechen- riieren. Während die erst- und drittgenannte bares Gleichgewichtsmodell mit detaillierten Möglichkeit zu einer Wohlfahrtserhöhung füh- Einkommens- und Ausgabendaten aus einer ren würden, würde ein Ausgleich der fehlen- Befragung unter mehr als 10.000 ukrainischen

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den beiden Landesteilen zurückzuführen ist. Um die eingangs aufgeworfene Frage zu be- antworten wird untersucht, wie sich die Zu- sammensetzung dieser beiden Effekte durch die Handelsliberalisierung verändert. Hierbei zeigt sich, dass eine Liberalisierung der Im- porte aus der EU ausschließlich auf die Ein- kommensungleichheit innerhalb der beiden Landesteile wirkt und sich die Ungleichheit zwischen den beiden Landesteilen nicht ver- ändert. Somit lässt sich auf Grundlage dieser empirischen Untersuchung nicht bestätigen, dass sich aus der Handelsliberalisierung mit der EU ungleiche Einkommenseffekte für den West- und den Ostteil der Ukraine ergeben Haushalten verknüpft. Dies ermöglicht eine ge- würden. nauere Untersuchung der Einkommens- und Verteilungseffekte der Handelsliberalisierung Assessing the Impact of a mit der EU. Hinsichtlich der Einkommensef- Carbon Tax in Ukraine fekte zeigt sich, dass es nur bei sehr wenigen Der dritte Artikel dieser Dissertation widmet Haushalten zu einer Verringerung des realen sich unter dem Titel „Assessing the Impact of a Einkommens kommen würde, wobei sich kein Carbon Tax in Ukraine“ dem Thema Umweltpo- klares Muster hinsichtlich der geografischen litik. Auch wenn es dabei hauptsächlich um die Lage dieser Haushalte ergibt. Bezüglich der Frage der Emissionsverringerung geht, kann Einkommensungleichheit lässt sich festhalten, durch das Ziel eines geringeren Energiever- dass die Handelsliberalisierung gemessen am brauchs ebenso ein Bezug zur aktuellen Dis- Gini-Index zu einem leichten, wenn auch sehr kussion um die Energiesicherheit in der Uk- kleinen Rückgang der Ungleichheit führen raine hergestellt werden. Die Ukraine hat nach würde. Zudem wird ein weiterer Index, der so- wie vor einen der weltweit höchsten Werte in genannte Theil-Index berechnet, welcher eine Bezug auf die CO2-Emissionen pro Einheit des Zerlegung in zwei quantifizierbare Effekte -er Bruttoinlandsproduktes. Gleichzeitig hat sich möglicht. Im Falle der Ukraine und auf diese die ukrainische Regierung verpflichtet, Schad- Fragestellung angepasst bedeutet dies, dass stoffemissionen aus stationären Quellen bis sich die gesamte Einkommensungleichheit in 2015 um 15 % zu reduzieren. Um dieses Ziel der Ukraine zum einen aus der Einkommens- zu erreichen wurde 2011 erstmals eine Ver- ungleichheit zwischen den beiden Landestei- brauchsteuer auf Kohlenstoffemissionen er- len und zum anderen aus der Einkommens- hoben. Der Einstiegswert der Steuer lag bei ungleichheit innerhalb der beiden Landesteile 0,1 Ukrainischen Hrywnja (UAH) / Tonne CO2, zusammensetzt. Die Daten belegen, dass 99 % welcher in mehreren Schritten auf einen ak- der gesamten Einkommensungleichheit in der tuellen Wert von 0,26 UAH / Tonne CO2 ange- Ukraine durch die Ungleichheit innerhalb der hoben wurde. Dies entspricht ungefähr einem beiden Landesteile erklärt werden und nur ein Wert von 0,02 US Dollar (USD)/Tonne CO2, was 1 % auf die Einkommensungleichheit zwischen im internationalen Vergleich als sehr niedrig

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carbon tax level 0 5 10 15 20 25 30 35 40 0 −2 −4 −6 −8 −10 −12 −14 −16 emission reduction (%) −18 −20 −22

Verschiedene Verbrauchsteuern auf Kohlenstoffemissionen und damit einhergehende CO2-Emissionsreduktionen Quelle: eigene Berechnungen erscheint. Hieraus ergeben sich folgende zwei sehr kleinen Verringerung der CO-Emissionen Leitfragen. Erstens, ist ausgehend von dieser (–0.19 %) führt. sehr geringen Steuer überhaupt ein Effekt auf Die zur Erreichung des Reduktionsziels not- die CO2-Emissionen zu erwarten? Zweitens, in wendige Verbrauchsteuer auf Kohlenstoffemis- welchem Bereich müsste eine Steuer liegen, sionen müsste im Bereich von 40 UAH / Tonne welche zu der angestrebten Reduzierung der CO2 (3,46 USD / Tonne CO2) liegen. Unter der Emissionen führen würde? Auch zur Beant- Annahme, dass die Einnahmen aus dieser wortung dieser Fragen wird wieder ein all- Steuer genutzt werden, um den indirekten gemeines berechenbares Gleichgewichtsmo- Steuersatz zu senken, lassen sich außerdem dell für die Ukraine herangezogen, welches in positive Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt diesem Fall um Daten zum Energieverbrauch identifizieren, was für das Vorliegen einer so- und den CO2-Emissionen in der Ukraine er- genannten Doppelten-Dividende spricht. Da gänzt wird. Mit diesem Modell werden neben es dadurch jedoch zu einer Entlastung der den Auswirkungen der derzeit bestehenden Konsumenten und bestimmter Sektoren wie Verbrauchsteuer auf Kohlenstoffemissionen der Textilindustrie auf Kosten der Energiepro- auch die Effekte einer Erhöhung dieser Steu- duzenten kommen würde, hängt die Durch- er auf die CO2-Emissionen und das Bruttoin- führbarkeit dieser umweltpolitischen Maß- landsprodukt simuliert. Dabei zeigt sich, dass nahme stark von der Macht verschiedener die aktuelle Steuer wie erwartet nur zu einer Lobby-Gruppen ab.

Jahresbericht 2014 51 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Ungarn im Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe in den 1960er und 1970er Jahren

Projektbearbeiter: Christian Mady

Betreuer: Prof. Dr. Stefan Plaggenborg (Ruhr-Uni Bochum, Gesamtprojektleitung) Gefördert durch: Fritz-Thyssen-Stiftung Laufzeit: 2011–2015

Christian Mady

Mit dem „Rat für gegenseitige Wirtschafts- hilfe“ (RGW) untersucht dieses Projekt einen wichtigen, in der historischen Forschung bis- her vergleichsweise wenig erforschten Teilbe- reich des „real existierenden Sozialismus“. Die sozialistischen Volkswirtschaften versuchten im Rahmen dieser Organisation, eine eigen- Flagge des RGW. ständige, eben „sozialistische“ Form der wirt- schaftlichen Integration zu erreichen. Aus den Funktionsweise und die wirtschaftliche Inte- Besonderheiten des planwirtschaftlichen Mo- gration des RGW zu erarbeiten. Die hier vor- dells ergaben sich hierbei ganz eigene Proble- gestellte Länderstudie zu Ungarn fokussiert me, Schwierigkeiten und Lösungsansätze, die auf die ungarischen Bemühungen um eine bisher zumeist unter wirtschaftswissenschaft- Reform des RGW zwischen 1968 und 1971 so- lichem Blickwinkel, kaum aber historisch un- wie auf die Wechselwirkungen zwischen dem tersucht worden sind. Das Projekt besteht aus RGW-Handel und den im Januar 1968 in Un- zwei Länderstudien, zur UdSSR sowie zur Un- garn eingeführten Wirtschaftsreformen, die garischen Volksrepublik. In der Studie zur So- als „Neuer Wirtschaftsmechanismus“ bekannt wjetunion, die von Erik Radisch durchgeführt sind. Hierbei wird in einem ersten Schritt die wird, geht es vorrangig um den langwierigen Entstehung der ungarischen RGW-Konzeption und problembehafteten Versuch der sowje- aus der ungarischen Wirtschaftsreform heraus tischen Wirtschaftsplaner, ein umfassendes untersucht und in einem zweiten Schritt die und konsistentes Konzept für den Aufbau, die Reformdebatte innerhalb des RGW analysiert.

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Schließlich dient das Fallbeispiel einer ein- Die materielle Grundlage der Untersuchung zelnen Wirtschaftsbranche, nämlich der un- bildet im ungarischen Teilbereich der Akten- garischen Automobilindustrie, dazu, die gra- bestand des ungarischen Nationalarchivs vierenden Auswirkungen des Scheiterns der (MOL), ergänzt durch Akten aus dem Open Soci- RGW-Reformbemühungen für das „Reform- ety Archive (Budapest) und dem Bundesarchiv land“ Ungarn aufzuzeigen. (Berlin). Die wichtigsten ungarischen Bestän- Der Untersuchungszeitraum beginnt 1958 de sind diejenigen der ehemaligen Planungs- mit dem institutionellen Aufbau des RGW und behörde (Országos Tervhivatal, OT), in denen endet Mitte der 1970er Jahre, als nach Been- sich u. a. die Protokolle der RGW-Ratssitzun- digung der Debatte um eine Reform des RGW gen sowie Material der sogenannten „Mecha- das Preissystem auf Druck der UdSSR maß- nismus-Kommission“ finden, welche vielerlei geblich zu ihren Gunsten umgestaltet wurde. Einblicke in die Entstehungsgeschichte der un- Der Forschungsstand zum RGW ist durch ein garischen Wirtschaftsreform gewähren. Aus- starkes Nachlassen des bis dahin vor allem gesprochen wichtig sind für den Zusammen- ökonomischen und politikwissenschaftlichen hang von ungarischer Wirtschaftsreform und Forschungsinteresses nach 1989 gekennzeich- RGW-Reform auch die Sitzungsprotokolle des net, wobei eine Anzahl neuerer Publikatio- ZK und des Politbüros der Ungarischen Sozia- nen von einer allmählichen Rückkehr des listischen Arbeiterpartei (MSzMP), die mittler- Interesses am RGW zeugt.1 Die Forschungs- weile in digitalisierter Form im Internet zu- diskussion drehte sich Anfang der 1990er Jah- gänglich sind. re hauptsächlich um die Frage, ob die UdSSR Da die wesentlichen Merkmale des „Neuen die kleineren RGW-Mitglieder wirtschaftlich Wirtschaftsmechanismus“ und die Vorschläge ausgebeutet oder gerade im Gegenteil mas- Ungarns (sowie die in vielen Punkten ähnli- siv subventioniert habe. Diese Diskussion gilt chen Positionen Polens) während der „Reform- seit Randall W. Stones Buch „Satellites and debatte“ im RGW 1967–69 weithin bekannt Commissars“ (1996)2 als abgeschlossen. Stone sind,3 wird an dieser Stelle auf deren ausführli- konnte durch Archivquellen sowie eine Viel- che Darstellung verzichtet und stattdessen auf zahl von Interviews mit ehemaligen RGW- bzw. einige Aspekte hingewiesen, die aufgrund der KP-Funktionären aus verschiedenen Ländern im Projekt gewonnenen Erkenntnisse stärker die Subventionsthese untermauern und er- als bisher betont werden sollten. Zum einen klärte das wiederholte Scheitern der sowje- ist dies die während der Reformdebatte deut- tischen Integrationsinitiativen mit einem lich erkennbare Bereitschaft der ungarischen fehlerhaften Anreizsystem, aufgrund dessen Parteiführer, zugunsten einer funktionieren- regelmäßig schlecht informierte und unmoti- den Arbeitsteilung im RGW in gewissem Um- vierte sowjetische Funktionäre bei ökonomi- fang auf wirtschaftliche Vorteile Ungarns zu schen Verhandlungen auf zwischenstaatlicher verzichten. Dies bezieht sich vor allem auf die und RGW-Ebene übervorteilt worden seien. ungarischen Pläne zur Schaffung eines neuen

1 Siehe z. B. Ralf Ahrens: Gegenseitige Wirtschaftshilfe? Die 2 Randall W. Stone: Satellites and Commissars: Strategy and DDR im RGW - Strukturen und handelspolitische Strategien Conflict in the Politics of Soviet-Bloc Trade, Princeton 1996. 1963–1976, Wien, Köln, Weimar 2000; Suvi Kansikas: Socialist 3 Siehe dazu z. B. Adam Zwass: Der Rat für gegenseitige countries face the European Community: Soviet-bloc contro- Wirtschaftshilfe 1949 bis 1987. Wien, New York 1988; Lee versies over East-West trade, Frankfurt a. M. 2014. Kendall Metcalf: The Council of Mutual Economic Assistance: The Failure of Reform. Boulder, New York 1997.

Jahresbericht 2014 53 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Preissystems, bei dem die Preise vieler Waren- schaftspläne zum hauptsächlichen Integrati- gruppen freigegeben, also von Angebot und onsinstrument erklärte. Eine ungarische Ana- Nachfrage bestimmt werden sollten. Die dies- lyse von 1972 zur RGW-Reformdebatte4 suchte bezüglichen ungarischen Analysen gingen da- im Nachhinein nach den Gründen für die weit- von aus, dass sich die Abkehr vom bisherigen gehende Durchsetzung der sowjetischen Po- „Bukarester Preisprinzip“ für Ungarn kurzfris- sition gegenüber den polnischen und unga- tig negativ auswirken würde, insbesondere rischen Reformvorschlägen. Der Hauptgrund was die Terms of Trade mit der UdSSR betraf. für den sowjetischen Erfolg wird nicht allein Mittelfristig wurde jedoch die Gesamtheit der im politischen und wirtschaftlichen Gewicht vorgeschlagenen RGW-Reformen, die neben der Sowjetunion gesehen, sondern vor allem in der Preisreform auch die weitgehende Ab- der geschickten Ausnutzung der vorhandenen schaffung von Warenkontingenten, die Schaf- RGW-Strukturen durch die sowjetische Dele- fung eines gemeinsamen Zollgebiets, die Ein- gation, welche jedwede übergreifende Debatte richtung direkter Handelskontakte durch die über eine Gesamtreform der RGW-Zusammen- Produktionseinheiten sowie die Herstellung arbeit im Keime habe ersticken können. Die einer teilweisen Konvertibilität der RGW-ei- Analyse endet mit dem bitteren Fazit, dass auf genen Verrechnungswährung, des Transfer- der Grundlage des beschlossenen „Komplex- rubels, vorsahen, als für Ungarn vorteilhaft programms“ von einer RGW-Integration, die angesehen. Der angenommene Vorteil der Ge- diesen Namen verdiene, nicht die Rede sein samtheit dieser Maßnahmen lag vor allem in könne. Als Quelle ist sie vor allem deshalb der Abkehr vom in den RGW-Beziehungen vor- wertvoll, weil die UdSSR in der Forschungsli- herrschenden Bilateralismus und der Möglich- teratur, etwa in Stones oben genanntem Werk, keit, sowohl den Intra-RGW-Handel zu beleben oft als ungeschickter Verhandlungspartner als auch das Auftreten des RGW gegenüber der dargestellt wird, der nicht in der Lage gewe- Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), sen sei, das eigene politische und ökonomische zu stärken. Das Verhalten Ungarns im Zeit- Gewicht gegenüber den kleinen RGW-Mitglie- raum von 1968–71 weicht deutlich von dem dern effektiv einzusetzen. Dies mag in vielen von Stone und anderen geprägten Bild ab, wel- Fällen zutreffen, es gab jedoch auch wichtige ches die opportunistische Haltung der kleine- Ausnahmen, in denen es der Sowjetunion ge- ren RGW-Länder gegenüber dem RGW betont. lang, ihr Gewicht innerhalb des RGW zum Er- Bekanntlich konnten sich Polen und Ungarn reichen der eigenen Ziele zu nutzen, ohne da- mit ihren Vorschlägen in der RGW-internen bei die Rechte der kleinen Mitgliedsstaaten zu Reformdebatte nicht durchsetzen, und letztere verletzen. Dies legt nahe, dass der Hauptgrund mündete 1971 im „RGW-Komplexprogramm“, für den Misserfolg der meisten sowjetischen welches, neben der Spezialisierung der Mit- Integrationsinitiativen im weitgehenden Feh- gliedsstaaten auf die Produktion bestimmter len einer kohärenten sowjetischen RGW-Kon- Warengruppen, die Koordinierung ihrer Wirt- zeption zu sehen ist.5

4 N. N.: Néhány észrevétel a KGST XXIII. és XXIV. üléssel 1954–1971. Vortrag auf der Konferenz „Economic Entangle- kapcsolatban, MOL XIX-A-16-c 91. db. Karádi Gyula OT elnök- ments in East-Central Europe and the Comecon’s Position helyettes UGM anyag 1967–1972. in the Global Economy (1949–1991)“, GWZO Leipzig, 14–16. 5 Erik Radisch: The Soviet conception of the Comecon November 2012.

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Neben der RGW-Politik der ungarischen beinhaltete eine massive Erweiterung der Führung ist noch eine weitere Perspekti- Produktion von Autobussen der Marke Ikarus, ve für den ungarischen Teilbereich des Pro- vor allem für den Export in die UdSSR und die jekts wichtig, nämlich diejenige der nachge- DDR, sowie der Produktion von Hinterachsen ordneten wirtschaftlichen Lenkungsorgane für Busse und LKW für den gesamten RGW- (vor allem der Branchenministerien) sowie Raum. Die Hersteller der Endprodukte waren der Betriebe. Dies ist relevant, um die Unter- dabei mit dem Problem konfrontiert, dass so- schiedlichkeit der Interessen von Akteuren auf wohl die Exportpreise ihrer Produkte als auch verschiedenen Hierarchieebenen der ungari- die Größe der für den Export bestimmten Kon- schen Wirtschaftslenkung zu analysieren. Zu tingente in bilateralen Verhandlungen auf diesem Zweck wurde als Fallbeispiel die unga- der Regierungsebene stattfanden, in denen rische Automobilindustrie ausgewählt, da die- die Betriebe kein Mitspracherecht hatten. An- se: 1.) sowohl ökonomisch als auch ideologisch dererseits wurde von ihnen wirtschaftliches einen bedeutenden Wirtschaftszweig darstell- Handeln erwartet, und unrentable Betriebe te; 2.) einen hohen Exportanteil und innerhalb erfuhren hinsichtlich ihrer Investitionsfonds dessen einen hohen Anteil von Exporten in wie auch der Prämien materielle Nachteile. Die den RGW aufwies und schließlich 3.) in dieser Branchenministerien, im Falle der Automobil- Branche eine nennenswerte Anzahl von quan- industrie das Ministerium für Maschinenbau titativ bedeutenden Kooperationsabkommen und Hüttenwesen (KGM), hatten im Zuge der zwischen Ungarn und anderen RGW-Staaten ungarischen Wirtschaftsreformen ihre direk- abgeschlossen wurde. Im Mittelpunkt steht te Leitungsfunktion über die Betriebe verlo- hier das Spannungsverhältnis, in dem sich ren. Das KGM versuchte jedoch, seinen Einfluss Staatsführung, Branchenministerien und Be- wiederzugewinnen, indem es sich bei den un- triebe durch die ungarischen Wirtschaftsrefor- ausweichlichen Vertragskonflikten zwischen men wiederfanden, da die Betriebe nunmehr den Betrieben und ihren Zulieferern, die ihre nach gänzlich anderen Prinzipien funktionie- neugewonnene Autonomie in der Regel zu ren sollten als bisher: als weitgehend autono- massiven Preiserhöhungen nutzten, als Ver- me, gewinnorientiert handelnde Wirtschafts- mittler einschaltete. einheiten, denen die Wirtschaftspläne des OT Die Fallstudie zur ungarischen Automobil- lediglich zur Orientierung dienen sollten und industrie eröffnet neue interessante Einblicke die von den zuständigen Ministerien lediglich in die bisher kaum untersuchte betriebliche indirekt durch ökonomische Anreize (v. a. in Praxis der internationalen Zusammenarbeit Form von Steuern und Subventionen) gelenkt sozialistischer Betriebe. Diese war, wie die un- werden sollten. Da die Methoden des Außen- tersuchten Beispiele ergeben haben, oftmals handels zwischen RGW-Staaten jedoch unver- sehr konfliktträchtig. Aufgrund mangelhafter ändert blieben, waren dem gewinnorientier- Informationen wurden häufig Verträge ab- ten Handeln der weitgehend auf den Export in geschlossen, die unmöglich einzuhalten wa- die RGW-Märkte ausgerichteten Automobilin- ren – in der Automobilindustrie, die in vielen dustrie enge Grenzen gesetzt. Hinzu kam, dass RGW-Mitgliedsstaaten zur selben Zeit massiv diese Industrie sich zum Zeitpunkt der Reform ausgebaut wurde, kam dies regelmäßig vor. in einer Phase beschleunigten Wachstums Es gibt Beispiele, bei denen die Kooperation befand, das durch ein zehnjähriges Ausbau- nur einen Bruchteil des vorgesehenen Um- programm initiiert wurde. Dieses Programm fangs erreichte. Das Vertrauen in vage, münd-

Jahresbericht 2014 55 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

nem funktionierenden Außenhandel abhing. Die pragmatische Haltung Ungarns war daher, Maßnahmen, die den Intra-RGW-Handel aus dem engen Korsett des bilateralen Tauschhan- dels befreien konnten, zu unterstützen, selbst wenn Ungarn dafür auf unmittelbare öko- nomische Vorteile, beispielsweise künstlich niedrig gehaltene Rohstoffpreise, verzichten musste. Diese Sichtweise änderte sich zumin- dest teilweise während der 1970er Jahre nach dem Scheitern der angedachten RGW-Reform. Ungarn arbeitete in dieser Zeit zwar konst- ruktiv an den RGW-Projekten mit, versuchte jedoch zugleich wie die übrigen Staaten, die finanziellen Belastungen durch diese sowie Busproduktion bei Ikarus in Székesfehérvár. die gestiegenen Rohstoffpreise zu minimie- Quelle: Archiv Népszabadság ren. Die Perspektive der ungarischen Betriebe auf die Kooperation mit ihren RGW-„Partnern“ lich gegebene Zusagen konnte, wie im Falle war derweil zumeist von einer Vielzahl prakti- des ungarisch-sowjetischen Austausches von scher Probleme geprägt, welche die propagier- Vorder- und Hinterachsen, auch zu massiven ten Grundsätze der ungarischen Wirtschafts- Fehlinvestitionen führen. Zwar sind diese reformen ad absurdum führten. Daran, dass Probleme prinzipiell seit langem bekannt, die eine wirtschaftliche Integration der sozialis- praktischen Auswirkungen und der Umfang tischen Staaten im Rahmen des RGW tatsäch- der Probleme zeigen sich jedoch erst bei der lich stattfinden könnte, glaubten die ungari- Durchsicht der Akten. schen Wirtschaftsplaner offenbar spätestens Zusammenfassend ist festzustellen, dass seit 1972 nicht mehr. man ungarischer Seits die Probleme der wirt- schaftlichen Zusammenarbeit zwischen sozi- alistischen Staaten im Rahmen des RGW klar erkannte und auch ein kohärentes Modell zu ihrer Lösung konzipierte. Die Durchset- zung des Reformmodells im RGW gelang je- doch nicht. Die Haltung der ungarischen Füh- rung zur Integration im RGW war während der 1960er Jahre grundsätzlich positiv, da das Land wirtschaftlich in hohem Maße von ei-

56 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

Wissenschaftliche Veranstaltungen für den Nachwuchs (Auswahl)

Zweiter Wien-Regensburg Workshop für Doktorand/inn/en: „Gesellschaftlicher Wandel in Ost- und Südosteuropa, 19.–20. Jh.“

5. Juni 2014 am IOS, Regensburg

Veranstalter: IOS, Lehrstuhl Geschichte Südost- und Osteuropas (Universität Regensburg), Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Institut für Osteuropäische Geschichte (Universität Wien) Organisiert und geleitet von Ulf Brunnbauer und Philipp Ther (Professor für ost­europäische Geschichte, Universität Wien)

Nachdem dieser Workshop 2013 zum ersten docs aus Regensburg und den teilnehmenden Mal mit intensiven Diskussionen sehr erfolg- Doktorand/inn/en diskutiert. Ziel war, den reich in Wien stattgefunden hatte, war es 2014 Doktorand/inn/en ein substanzielles Feed- an Regensburg, Gastgeber dieses Treffens von back zu geben und gleichzeitig ihre Fähigkeit Promovierenden der veranstaltenden Einrich- zu schärfen, das eigene Projekt überzeugend tungen zu sein. Das Konzept des Workshops zu präsentieren und zu verteidigen. war so einfach wie effektiv: Promovierende in Angesichts der einhellig positiven Resonanz unterschiedlichen Phasen ihres Promotions- der Teilnehmer/innen soll das Format verste- projekts stellten dieses vor, wobei einige das tigt werden, so dass sich Promovierende aus gesamte Forschungsdesign in die Diskussi- Regensburg und Wien regelmäßig gemeinsam on brachten, die weiter Fortgeschrittenen ein einen Tag lang über ihre Projekte austauschen spezifisches Kapitel ihrer Arbeit präsentier- und einer kritischen Diskussion stellen. Nicht ten. Die thematische Klammer war bewusst zuletzt verdeutlicht der Workshop die Sinnhaf- weit gefasst: Die durchweg auf signifikante tigkeit der Kooperation zwischen den beiden Forschungsdesiderate fokussierten Arbeiten Standorten, die im Bereich der ost- und süd- behandelten unterschiedliche Aspekte des so- osteuropäischen Geschichte zu den führenden zialen und kulturellen Wandels im (süd-)östli- gehören und dank der Bahn nur mehr drei- chen Europa seit dem 19. Jahrhundert. Auf der einhalb Stunden voneinander entfernt liegen. Basis kurzer mündlicher Präsentationen und Eine Teilnehmerin des Workshops (Kathleen vorab eingereichter Exposés wurden die ein- Beger) hat sich überdies einige Monate später zelnen Projekte kritisch, aber konstruktiv so- erfolgreich um Aufnahme in die Graduierten- wie eingehend von den Leitern des Workshops schule für Ost- und Südosteuropastudien be- und Prof. Kerstin Jobst (Universität Wien), Post- worben.

Jahresbericht 2014 57 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Programm

ŦŦ Henner Kropp (Regensburg): Zwischen ŦŦ Kathleen Beger (Wien): Jugendtourismus Sankt Petersburg und Washington: auf der Halbinsel Krim seit 1945 Die russische Kolonie in Alaska und ŦŦ Visar Nonaj (Regensburg): Das Kombinat die Vereinigten Staaten von Amerika, von Elbasan. Symbol und Schauplatz des 1787–1867 Kommunismus in Albanien ŦŦ Nina Polt (Wien): (Popular-)Kultur als ŦŦ Jan Tesař (München): The History of gesellschaftsverbindendes Element am Scientific Atheism. A Comparative Study Beispiel Wiens im 19. Jahrhundert of Czechoslovakia and the Soviet Union ŦŦ Johannes Kontny (Wien): Unabgeschlos- (1953–1989) sene Transformation? Die Integration ŦŦ Matthias Kaltenbrunner (Wien): Loka- von Eupen und Znojmo/Znaim in den le Migrationspatterns und staatliche neuen Staat während der Zwischen- Migrationsregime im Wandel: Ein west­ kriegszeit ukrainisches Dorf nach dem Zweiten ŦŦ Irena Ristić (Belgrad/Regensburg): ‚Be- Weltkrieg freiung und Vereinigung‘: Die Ideologie der serbischen politischen Elite zwi- schen 1878 und 1918

6. IOS / APB / EACES Summer Academy: „Poverty, Social Exclusion and Income Inequality Dynamics in Central and Eastern Europe“

4. bis 6. Juni 2014 an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing

In Kooperation mit der Akademie für politische Bildung und der European Association for Comparative Economic Studies Organisation: Prof. Dr. Jürgen Jerger (IOS), Dr. Wolfgang Quaisser (APB) und Ekaterina Selezneva, Ph.D. (IOS)

Ursachen und Konsequenzen ungleicher Vom 4. bis 6. Juni 2014 fand in Tutzing am Verteilungen von Einkommen und Vermögen Starnberger See die sechste internationale sind nicht erst seit Thomas Pikettys Bestsel- IOS Summer Academy statt, die jährlich in ler „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ ein For- Kooperation mit der Akademie für Politische schungsthema für Ökonomen und andere So- Bildung (APB) und der European Association zialwissenschaftler. Insbesondere in Ost- und for Comparative Economic Studies (EACES) Südosteuropa haben diese Themen durch die veranstaltet wird. Die Tagung brachte drei re- Umwälzungen der letzten Jahrzehnte enorm nommierte Keynote Speakers mit Doktoran- an Relevanz gewonnen. den und PostDocs zum Thema „Poverty, Social

58 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sommerakademie

Exclusion and Income Inequality Dynamics in ŦŦ Comparative perspectives on institu- Central and Eastern Europe“ zusammen. Cris- tional determinants of poverty, social tiano Perugini (Università degli Studi di Peru- exclusion and inequality gia) thematisierte in der ersten Keynote Lec- ŦŦ The role of labour market and ture „Institutions, Crisis, and Gender Wage Gap social policies in Central and Eastern Europe”, in der zwei- ŦŦ Social exclusion, poverty and vulnerabi- ten sprach Philippe van Kerm (CEPS/INSTEAD, lity: concepts and measurement Luxembourg) über „Household Income Growth ŦŦ Uncertainty and the impact of economic in Russia 2000–2011: Distribution, Pro-poor- and financial crises ness and Determinants“. Abschließend frag- ŦŦ Income mobility, life-cycle dynamics te – und beantwortete – Stephan Klasen (Uni- and intergenerational transmission versität Göttingen) „What Do We Know about of welfare Objective and Subjective Welfare Levels and Im Rahmen der Summer Academy wurde Trends in Transition Countries?“ zum dritten Mal der „Hans Raupach Best Paper Zudem präsentierten insgesamt 15 aus- Award“ vergeben. Das ausgezeichnete Papier gewählte internationale Nachwuchswissen- von Gerhard Toews von der Universität Oxford schaftler/innen ihre Forschungsergebnisse. beschäftigt sich mit dem Thema „Macroeco- Die Schwerpunkte der durchweg englischspra- nomics of Natural Resource Booms: Evidence chigen Beiträge lagen auf: from Kazakhstan“.

Jahresbericht 2014 59 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

VW Summer School: „Environmental Economics for the Central Asia and Region – Foundations and First Empirical Applications“

21. Juli – 2. August 2014 an der Karaganda Economic University, Kazachstan

Veranstalter: IOS, Karaganda Economic University / Kasachstan Organisiert und geleitet von Manuela Troschke, weitere Lehrende: Prof. Wolfgang Buchholz (Universität Regensburg), Miriam Frey (IOS), Olga Popova (IOS) Gefördert von der VokswagenStiftung

und Forschung. Motivation für die Beantra- gung dieser Sommerschule war die Wissens- lücke, die in Bezug auf Grundlagen und An- wendungen der Umweltökonomie im Raum der gesamten GUS existiert. Das Fach wird in der Region gar nicht oder nicht auf aktuellem Niveau gelehrt, entsprechend ineffizient ist in weiten Bereichen die Umweltpolitik. Gleich- zeitig existieren ernstzunehmende Umwelt- gefährdungen, wofür das Austrocknen des Aral-Sees das bekannteste Beispiel sein dürfte. Emissionen, Erosion und Industrieabfälle sind weitere Bereiche, die in der gesamten Region dringend einer neuen, effizienten Regulierung bedürfen. Hierzu müssen aber die Wirkungen verschiedener umweltpolitischer Maßnahmen in der Theorie bekannt sein und empirisch be- rechnet werden können. Die mit einem arbeitsintensiven Programm VW Summer School in Karaganda konzipierte Sommerschule hat hierzu erste Grundlagen geschaffen, indem sie mit vier Mo- dulen über jeweils 20 Stunden in die Grundla- Die Sommerschule setzt das langjährige En- gen der Umweltökonomie eingeführt, das em- gagement des IOS im Raum Zentralasien fort, pirische Arbeiten mit Gleichgewichtsmodellen erweitert um den Raum Kaukasus, und inten- sowie mit Ökonometrie an Hand von Umwelt- siviert die fachliche Auseinandersetzung mit fragen gezeigt, und den rund 20 Teilnehmern dem Thema „Umwelt“, das seit einigen Jahren in einem soft-skills-Modul den Weg zu weite- am IOS etabliert ist, auf der Ebene von Lehre rer Vernetzung mit der internationalen scien-

60 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

tific community geebnet hat. Darüber hinaus nicht zuletzt auch ausgesprochen kollegial und haben die Teilnehmer nach entsprechender humorvoll zusammengearbeitet haben, hat Vorbereitung als Praxisübung jeweils ihre ei- die Schule gemeinsame Projektideen hervor- gene Forschungsarbeit vorgestellt, wurden gebracht, von denen die Durchführung einer von ausgewählten Diskutanten kommentiert, eigenen Sommerschule in Kirgistan bereits im und stellten sich der allgemeinen Diskussion – Stadium der Beantragung ist. Bewerbungen ganz wie im europäischen Forschungsrah- von Teilnehmer/inne/n an internationalen men üblich. Da die Teilnehmer/innen durch- Institutionen, auch am IOS, sind ein weiterer weg hoch motiviert und engagiert waren und anschaulicher Beweis für nachhaltigen Erfolg.

DAAD Summer School: „Modernization and Conflict in Central Asia“

4. bis 9. August 2014 in Almaty/Kasachstan

Veranstalter: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität , IOS, Al-Farabi Kazakh National University Organisiert und geleitet von Dr. Sebastian Schiek (IFSH Hamburg)

Thematisch beschäftigte sich diese Som- Deutschland ihre Forschungsarbeiten zu The- merschule mit verschiedenen Formen der men wie Energiesicherheit, Erinnerungskultur Modernisierung sowie den politischen, öko- und der Bedeutung und den Aufgaben von In- nomischen und sozialen Aspekten von Mo- ternationalen Organisationen vor. Diese Teil- dernisierungsprozessen in den zentralasiati- nehmer-Panels wurden durch Expertensemi- schen Staaten und ihren Nachbarländern. Im nare ergänzt. So nahm Miriam Frey für das IOS Vordergrund stand dabei die Frage, ob westlich an der Sommerschule teil und leitete in Almaty geprägte Modernisierungskonzepte wie De- zwei Seminare zu den ökonomischen und um- mokratisierung, der Aufbau einer Zivilgesell- weltökonomischen Aspekten von Modernisie- schaft und eine freie Marktwirtschaft auch -ei rung. Neben den rein fachlichen Inhalten wur- nen geeigneten Fahrplan für die Länder dieser den den Teilnehmer/innen auch Soft Skills wie Region darstellen. In kurzen Präsentationen Lehrmethoden vermittelt. Abgerundet wurde stellten junge Akademiker/innen aus Zent- das Programm durch eine Stadtexkursion so- ralasien, China, Afghanistan, der Mongolei und wie eine gemeinsame Wanderung.

Jahresbericht 2014 61 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

7. Fritz-Exner Kolloquium für Nachwuchswissenschaftler im Bereich der Südosteuropaforschung: „Menschen in Bewegung“

12. bis 13. Dezember 2014 am IOS, Regensburg

Veranstalter: IOS, Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien, Südosteuropa-Gesellschaft Organisiert und geleitet von Ulf Brunnbauer, Wolfgang Höpken (Professor für Geschichte Südosteuropas an der Universität Leipzig), Klaus Roth (Prof. emerit. für europäische Ethno- logie an der Ludwig-Maximilians-Universität München) Gefördert von der „Fritz- und Helga Exner-Stiftung“ sowie dem „Schroubek-Fonds Östliches Europa“

Die siebte Ausgabe des Fritz Exner-Kolloqui- hörigkeit der Teilnehmenden zu unterschiedli- ums für Nachwuchswissenschaftler, das wiede- chen Generationen (im sowohl physischen als rum im Auftrag der Südosteuropa-Gesellschaft auch akademischen Sinne) und ihre Herkunft organisiert wurde, diente zur Vorstellung und aus verschiedenen wissenschaftlichen Milieus Diskussion von kultur-, sozial- und geschichts- trugen zur besonderen Vielfalt der Perspekti- wissenschaftlichen Nachwuchsprojekten, die ven und Zugangsweisen bei. sich mit Migrationsprozessen bzw. Migranten Eine der umstrittenen Fragen in den Dis- in und aus Ost- und Südosteuropa beschäfti- kussionen war, ob es im Bereich der Migrati- gen. Es nahmen nicht nur Promovierende, die on nichts Neues unter der Sonne gäbe – was Dissertationsprojekte vorstellten, sondern einige Historiker behaupteten –, während die auch fortgeschrittene Studierende an dem Kol- Kulturwissenschaftler auf substanzielle Un- loquium teil, die die Ergebnisse ihrer Master- terschiede zwischen Migrationsphänomenen bzw. Bachelorarbeiten präsentierten, sowie gestern und heute hinwiesen. Deutlich wurde ein erfahrener Wissenschaftler, der sein neu- zudem, dass ein so komplexes, multidimen- es migrationshistorisches Projekt zur Diskus- sionales Forschungsproblem wie Migration sion stellte. Der Fokus der Veranstaltung lag einen inter- bzw. transdisziplinären Zugang eindeutig auf der Diskussion, die sich gerade regelrecht einfordert, und dass die Migrati- aufgrund der interdisziplinären Zusammen- onsforschung einen substanziellen Beitrag zur setzung der Teilnehmerschaft äußerst inten- Versachlichung der stets aufgeregten öffentli- siv und produktiv gestaltete. Nach jedem Vor- chen und politischen Debatten um Zuwande- trag wurde die Zeit für die Diskussion, wiewohl rung leisten kann. großzügig bemessen, zu knapp. Auch die Zuge-

62 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums

Programm

ŦŦ Markian Prokopovych (Wien): Metropo- täten in Rumänien seit 1990 im Spiegel len Zentraleuropas und transatlantische der Binnenwanderung. Eine geographi- Migration im langen neunzehnten Jahr- sche Perspektive hundert ŦŦ Janka Vogel (Jena): Transnationale Fa- ŦŦ Benjamin M. Grilj (Graz): Mobilität als milien in Rumänien: Wie Kinder und Antwort. Eugen Ehrlich und Leon Kell- Jugendliche die Arbeitsmigration ihrer ners Reaktion auf den Antisemitismus Eltern erleben ŦŦ Tanja Višić (Belgrad): Mikropolitik der ŦŦ Lidija Vindiš-Roesler (Graz): Spirituel- Mutterschaft und Transnationalisierung ler Tourismus im postkommunistischen des Betreuungswesens am Beispiel der Slowenien Erfahrung von Migrantinnen aus dem ŦŦ Dijana Simić (Graz): Die Hinterfragung ehemaligen Jugoslawien, als beruflichen (nationaler) Identitäten im Migrations- Betreuerinnen in Deutschland kontext am Beispiel Aleksandar Hemons ŦŦ Zlatka Hüttinger (Eichstätt-Ingolstadt): und seiner Werke Beheimatungsstrategien bulgarischer ŦŦ Anna Flack (Regensburg): Ernährung Migranten in Bayern. Ethnographische und Ethnizität. Russlanddeutsche im Zugänge zur Sprache und Heimat im westsibirischen Barnaul Kontext der Migration ŦŦ Matthias Thaden (Berlin): Jugoslawi- ŦŦ Judith Schmidt (Bonn): Deutsche Land- en im Äther. Überlegungen zu Konti- wirtschaft und osteuropäische Ar- nuitäten und Brüchen in der Reprä- beitskräfte: Lebenswelten und Arbeits- sentation von Identitäten anhand der praktiken zwischen temporärer und „Sendung für unsere jugoslawischen permanenter Migration Mitbürger“ des Sender Freies Berlin ŦŦ Karolina Purnhauser (Innsbruck/Augs- (ca. 1987– ca. 1992) burg): Ausbildung regionaler Dispari-

Jahresbericht 2014 63 Nachwuchsförderung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

PROMOTIONSÜBERSICHT

Ulf Brunnbauer (Geschichte)

ŦŦ Kathleen Beger: „Das Pionierlager Artek, ŦŦ Visar Nonaj: „Das Kombinat von Elbasan. 1945 bis ca. 1989“ * Symbol und Schauplatz des Kommunis- ŦŦ Sara Bernard: „Return Migration in So- mus in Albanien“ cialist Yugoslavia (1965–1991). Policies, ŦŦ Marios Papakyriacou: „Formulations and Patterns, Representations and Memories“ Definitions of the Greek National Ideo- ŦŦ Rosanna Dom: „Neue Staatsordnung und logy in Colonial Egypt, 1856–1919“ (2014 ihre Auswirkung auf die Loyalitäten abgeschlossen) von Minderheiten: Die russische und uk- ŦŦ Irena Ristić: „‘Befreiung und Vereini- rainische Bevölkerung in der Republik gung‘: Die Ideologie der serbischen poli- Moldau“ tischen Elite zwischen 1878 und 1918“ ŦŦ Dr. Jürgen Henkel: „Politik und Kul- ŦŦ Oana-Valentina Sorescu-Iudean: „The tus in Rumänien. Die Entwicklung des Evolution of Testamentary Behavior in Staatskirchenrechts in Rumänien vom the Case of the Transylvanian Saxons, 19. Jahr­hundert bis zur Gegenwart“ 1550–1750“ * ŦŦ Julia Kling: „Jugoslawien im europäi- ŦŦ Katarzyna Szymankiewicz: „Baltic Germ- schen Erinnerungsforum – Der Einfluss ans in the Wartheland (1939–1945)“ von transnationalen Diskursen auf die ŦŦ Bastian Vergnon: „Die bayerische SPD nationale Erinnerungsarbeit der jugos- und die sudetendeutschen Sozialdemo- lawischen Veteranen- und Opferverbän- kraten 1945 bis 1978“ de des Zweiten Weltkriegs“ * ŦŦ Ana-Teodora Kurkina: „Intelligentsia in Trude Maurer (Geschichte) Exile. Bulgarian Revolutionary Emigra- tion in the Second Half of the XIX Cen- ŦŦ Sabrina Worch: „‘Der nayer dor‘? Zur tury and the Projects for Balkan Federa- Bedeutung generationeller Prägung für tion“ * die Tsentrale Yidishe Shul Organizatsye ŦŦ Markus Meinke: „Bayern und der Eiserne (Tsysho) und ihren Versuch der Formung Vorhang: Die Grenze zur DDR und der einer neuen Generation“ ČSSR 1945 bis 1989 im Vergleich“ ŦŦ Jacqueline Nießer: „Transnationale Ver- gangenheitsaufarbeitung im postjugo- slawischen Kontext: Die ‚Koalition für REKOM‘“ *

* Im Rahmen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

64 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Nachwuchsförderung

Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

Jürgen Jerger (Ökonomie)

ŦŦ Florian Freund: „Helfen Sonder- und ŦŦ Elisabeth Hinreiner: „Empirische Analy- Vorzugsbehandlungen den Entwick- sen handelspolitischer Maßnahmen in lungsländern? Theoretische Aspekte CGE-Modellen“ und empirische Evidenz“ ŦŦ Jenny Körner: „Macroprudential Regu- ŦŦ Miriam Frey: „Trade and Environmental lation and Monetary Policy in a DSGE Policies: Empirical Investigation for Uk- Framework“ raine using CGE Models“

Jahresbericht 2014 65

VERNETZUNG

Einführung ������������������������������������������������������������������������������������������� 68

Projekte der Gastwissenschaftler/innen ...... 70

Research Fellows ...... 88

Vernetzungsveranstaltungen ...... 89 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

VERNETZUNG

Auch 2014 baute das IOS sein Netzwerk na- Übersetzung und Veröffentlichung eines Ban- tional wie international weiter aus. Im Vorder- des zur jugoslawischen Minderheitenpolitik grund stand dabei die Weiterentwicklung in- vereinbart, und schon zu Jahresende erreich- stitutioneller Partnerschaften ebenso wie die te uns die erfreuliche Nachricht, dass der ent- intensive individuelle Vernetzung mit Wissen- sprechende Förderantrag vom Deutsch-Tsche- schaftler/inne/n, die zu Themen forschen, die chischen Zukunftsfonds genehmigt wurde. Mit für das IOS von Bedeutung sind. Zahlreiche ge- Kollegen aus Perugia führte das IOS 2014 eine meinsame Veranstaltungen des IOS im In- und gemeinsame Tagung durch. Zudem hielten Ausland waren dabei nicht nur Ausdruck der sich zwei Gastwissenschaftler aus Perugia am Produktivität von Kooperationsbeziehungen, IOS auf. Mit diesen drei neuen Partnerschaf- sondern zugleich auch Mittel, bestehende Part- ten ist die Zahl der engen institutionellen Ko- nerschaften zu stärken sowie neue zu initiie- operationen im Bereich der Forschung auf 37 ren. Zwei Tagungen, die das IOS mit langjäh- gestiegen. rigen Partnern im Bereich seiner historischen Ein besonders weites Netz von Kooperati- und ökonomischen Forschung durchführte, onsbeziehungen wird von der Bibliothek des werden dazu weiter unten beschrieben (siehe IOS betreut: Mehr als 250 Tauschpartner in 36 Seite 89). Ländern tragen dazu bei, dass die Bibliothek Eine erfreuliche Entwicklung stellte der Ab- auf dem neuesten Stand der Ost- und Südost- schluss dreier neuer institutioneller Koopera- europaforschung bleibt und dabei auch schwer tionen dar, da es gelang, weitere starke Partner zugängliche Veröffentlichungen in ihren Be- auch aus Westeuropa bzw. Nordamerika für stand aufnehmen kann. Durch ihre Erschlie- die Forschungs- und forschungsunterstützen- ßungsleistungen unselbständiger Literatur den Tätigkeitsfelder des IOS zu gewinnen. Mit beteiligte sich die Bibliothek gemeinsam mit dem Centre for European, Russian and Eurasi- weiteren Partnern auch 2014 aktiv am Fach- an Studies (CERES) der Munk School of Global portal IREON („Internationale Beziehungen Affairs an der Universität Toronto, den Depart- und Länderkunde“). Der Arbeitsbereich Biblio- ments of Economics and of Political Science thek und elektronische Infrastruktur war wei- der Universität Perugia sowie der Fakultät terhin für die Betreuung des Kooperationspro- für Sozialwissenschaften der Karls-Universi- jekts „Osteuropa-Dokumente Online“ (OstDok) tät Prag konnten Verträge abgeschlossen und zuständig, das vom IOS gemeinsam mit der sofort mit Leben erfüllt werden. So lud das IOS Bayerischen Staatsbibliothek, dem Collegium bereits 2014 David Martineau als Praktikanten Carolinum und dem Herder-Institut durchge- des Munk-Instituts nach Regensburg ein und führt wird. Im Rahmen von OstDok und Vifa- trug durch die intensive Einbeziehung in die Ost, einem weiteren Kooperationsprojekt der Institutsarbeit zu dessen Weiterqualifizierung genannten Partner, stellte das IOS im vergan- bei. Mit dem Institut für Internationale Studi- genen Jahr das Themenportal „Balkankriege“ en an der Fakultät für Sozialwissenschaften zusammen, das mittlerweile online verfügbar (Prag) wurde die Beteiligung des IOS an der ist. Darüber hinaus wurde 2014 der Start der

68 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

neuen digitalen Buchreihe digiOst als Teil von schen Netzwerken ausgearbeitet und zum Mai OstDok abschließend vorbereitet, so dass mit 2015 eingereicht werden. Jahresbeginn 2015 der erste Band erscheinen Ein bewährtes Instrument der Vernetzung kann. In Vorbereitung eines Antrags auf För- ist das Gastwissenschaftlerprogramm des IOS, derung der Digitalisierung deutschsprachiger das auch 2014 weiter fortgesetzt wurde und jüdischer Periodika aus dem östlichen Europa insbesondere exzellente ausländische Wissen- konnte die israelische Nationalbibliothek als schaftler/innen an das IOS einlädt. Die stetig Partnerin für das Projekt gewonnen werden. wachsende Zahl von Bewerbungen auf die bis Gerade bei der Durchführung von komple- zu vierwöchigen Fellowships (2013 erreichten xen Projekten zeigt sich der Mehrwert, aber uns 75 fachlich qualifizierte Bewerbungen für auch die Notwendigkeit von Partnerschaften. 2014; 2014 dann 92 Bewerbungen für 2015) be- Häufig bedarf es der Expertise und Kompeten- legt die steigende internationale Sichtbarkeit zen mehrerer Einrichtungen, um ein Projekt des IOS. Es spricht sich herum, dass das Ins- erfolgreich beantragen und durchführen zu titut und der Standort Regensburg hervorra- können. Dies zeigte sich zum Beispiel bei dem gende Bedingungen für einen Forschungsau- von Melanie Arndt im vergangenen Jahr (mit-) fenthalt bieten. 2014 wurden schließlich zwölf beantragten Projekt „Umweltzeitgeschichte Wissenschaftler/innen als IOS-Fellows eingela- der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaa- den: Stefan Dorondel (Bukarest), Lutz Häfner ten, 1970–2000. Ökologische Globalisierung (Göttingen), Roman Horváth (Prag), Tatiana und regionale Dynamiken“, das sie gemein- Karabchuk (Moskau), Borut Klabjan (Koper), Vo- sam mit Klaus Gestwa (Universität Tübingen) lodymyr O. Kulikov (Charkiv), Loránd L. Mádly und Marc Elie (CNRS-EHESS, Paris) durchfüh- (Klausenburg), Damian Panaitescu (Bukarest), ren wird. Im Juli 2014 startete dieses von der Marjan Petreski (Skopje), Leonid Polishchuk Deutschen Forschungsgemeinschaft und der (Moskau), Fabrizio Pompei (Perugia), Frances- Agence nationale de la recherche für drei Jah- co Venturini (Perugia). Mit selbst eingeworbe- re finanzierte Forschungsprojekt. Ein weiteres nen Stipendien kamen folgende Wissenschaft- kooperatives Forschungsprojekt, das die lange ler für einen Forschungsaufenthalt ans IOS: Geschichte der Transformation anhand von Béla Tomka (Szeged, mit einer Förderung der polnischen und jugoslawischen/kroatischen Alexander-von-Humboldt-Stiftung), Krisztián Schiffswerften untersuchen soll, wurde 2014 Csaplár-Degovics (Budapest, als DAAD-Stipen- gemeinsam mit dem Institut für osteuropäi- diat), Kurt Gostentschnigg (Graz, als Stipendiat sche Geschichte der Universität Wien bei der des Österreichischen Forschungsförderungs- DFG und dem Österreichischem Forschungs- fonds FWF) und Gianfranco Tamburelli (Rom, förderungsfonds (FWF) zur Förderung einge- mit einem Stipendium des italienischen Staa- reicht. Schließlich starteten am IOS 2014 die tes). Auf den folgenden Seiten beschreiben die intensiven Arbeiten an zwei Anträgen im Rah- Gastwissenschaftler ihre Projekte. men von Horizon 2020, die in breiten europäi-

Jahresbericht 2014 69 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Projekte der Gastwissenschaftler/innen

Das Wirken der Internationalen Kontrollkommission in Albanien 1913–1914: eine internationale Staatsbildungsmission und ihre Schwierigkeiten

Dr. Krisztián Csaplár-Degovics

DAAD-Stipendiat: 15.9.–15.12.2014 Leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter Ungarische Akademie der Wissenschaften, Forschungs­ zentrum für Geisteswissenschaften, Institut für Geschichte

Dr. Krisztián Csaplár-Degovics

Als der allmähliche Zerfall des Osmani- Das unabhängige Albanien entstand an- schen Reiches im ausgehenden 19. Jahrhun- hand des Beschlusses der Londoner Botschaf- dert offenbar wurde, gewannen die National- terkonferenz vom 29. Juli 1913. Ein weiterer bewegungen auf dem Balkan immer mehr an Beschluss der Botschafterkonferenz besagte, Bedeutung. Die politischen und intellektuel- dass die Kontrolle über den Ausbau der Staats- len Gruppen der christlichen Völker erwiesen strukturen von einer Internationalen Kontroll- sich imstande, mit der Hilfe der Großmäch- kommission (IKK) ausgeübt werden sollte, die te neue Nationalstaaten zu gründen. Von den aus den Vertretern der Großmächte und Alba- mehrheitlich muslimischen Völkern waren – niens zu rekrutieren waren. und zwar sowohl in europäischer als auch in Die Geschichte der IKK bzw. allgemein der globaler Perspektive – die Albaner die ers- albanischen Staatsgründung wurde bisher ten, deren Nationalaktivisten damit began- zumeist von internationalen Autorinnen und nen, an einer Nationswerdung nach europäi- Autoren lediglich als eine Fallstudie der Groß- schen Mustern aktiv zu arbeiten (1878–1912). machtpolitik auf lokaler Ebene erforscht. Für Obwohl die schließliche Entstehung ihres Na- die albanische Nationalhistoriographie ist die tionalstaates (1912–1913) vor allem das Ver- Geschichte des ersten Nationalstaates (1912– dienst der damaligen Adria-Mächte Öster- 1914) eines der wichtigsten Forschungsfelder. reich-Ungarn und Italien war, bedeutete die Die Ansichten, Fragestellungen, Methodologie Gründung für die Mitglieder der Nationalbe- und Konklusionen dieser Historiographie ha- wegung ebenso einen großen Erfolg. ben sich dabei im Wesentlichen ähnlich na-

70 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

tionszentriert und Osmanen-feindlich wie in Auf- und Ausbau der Staatsorganisation ver- den Historiographien der anderen Balkanstaa- antwortlich, hatten also die Regelungsfunk- ten entwickelt. tion für den Staatsbildungsprozess. Aus der Doch weder in der internationalen noch in unterschiedlichen Rechtsauffassung der in- der albanischen Forschung ist die Geschichte ternationalen Akteure folgten verschiedene der IKK jenseits vereinfachter Schemata dar- Interventionspraktiken vor Ort. gestellt worden. Es gibt aber im Hinblick auf 2.) Für die Entente-Delegierten war Albanien die Vielfalt der auf den Staatsbildungsprozess ein in sich betrachtet völlig interessen-unbe- einwirkenden Akteure und auf deren wech- rechtigtes Land; deswegen waren Krisenma- selseitige Verflechtungen eine Vielzahl von nagement und die Steuerung ihrer wechselsei- Fragen, die von beiden historiographischen tigen Beziehungen für sie eindeutig wichtiger Seiten ignoriert worden sind, von der inter- als die Aufgabe der Staatsbildung, auch wenn nationalen Forschung ebenso wie von der al- sie diese selbst zu steuern beanspruchten. Da- banischen: Die Beziehungen zwischen der IKK gegen versuchte Österreich-Ungarn die Kri- und den albanischen Machtzentren weisen sen nicht zu „managen“, sondern durch sta- zahlreiche Forschungslücken auf. Das gleiche te-building zu lösen. Folgerichtig unternahm Desiderat besteht auch für die folgenden As- es auch selbst erhebliche Anstrengungen für pekte: Durch was für ein Netzwerk versuchte den Staatsaufbau. die IKK, ihren politischen Willen umzusetzen Ergänzend zu der Behandlung der Staatlich- und ihre politische Autorität auszuüben? Und keitskonzepte und der Interpretation der ko- auf der Ebene der internationalen Politik: Wie lonial unterfütterten Diskurse der Akteure der und mit welchen Mitteln versuchten die Groß- IKK soll die verrichtete Arbeit dazu dienen, die mächte ein lebensfähiges Albanien zu formen, konkrete staatsbildende Tätigkeit der IKK mit ihre Ziele zu erreichen? Blick auf die staatlichen Strukturen (Staatsver- Der Forschungsplan ging von den folgenden waltung, Verfassung, Streitkräfte) darzustellen. Hypothesen aus: Die Analyse der Beziehungen zwischen der IKK 1.) Die IKK hatte von Beginn an gravierende und den albanischen Akteuren (den einheimi- Funktionsstörungen. Die unmittelbare Ursa- schen Machtzentren und religionspolitischen che lag darin, dass die Rechtsvollmachten der Akteuren) wurde ebenso unternommen. Die- Londoner Beschlüsse von den italienischen se Interaktion ist von besonderer Bedeutung: und Entente-Delegierten anders interpre- Zum einen war erstmals in den Jahren 1913– tiert wurden als von dem österreichisch-un- 1914 eine albanische Elite mit den Schwie- garischen Vertreter. Nach der Auffassung der rigkeiten bei Aufbau und Entwicklung eines ersten bedeutete das Wort „Kontrolle“, dass eigenen Nationalstaates konfrontiert. Zum an- sie die Staatsverwaltung direkt auf- und aus- deren trat hier das bis heute prägende Span- bauen sollten. Dagegen bestanden die k. u. k. nungsverhältnis zwischen einheimischen und Diplomaten hartnäckig auf dem engeren Be- internationalen Akteuren zutage. deutungsfeld des Wortes und verstanden Über die bisherigen Forschungsergebnisse „Kontrolle“ schlicht als Kontrolle. Aus der Pers- wurde ein Vortrag im Rahmen des historischen pektive des Ballhausplatzes waren allein Fürst Forschungskolloquiums des IOS gehalten. Wied und seine albanische Regierung für den

Jahresbericht 2014 71 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Taming the Lower Danube: Floods, Dams and the Economic and Ecological Changes along the Twentieth Century

Ştefan Dorondel, Ph.D.

Visiting Fellow: 28.2.–31.3.2014 Francisc I. Rainer Institute of Anthropology Bucharest

Ştefan Dorondel, Ph.D.

The main project I worked on while at IOS Veronica Mitroi (École Nationale des Ponts et was the development of a research project out- Chaussées, Paris) which will be submitted at line to be submitted next year to DFG, togeth- the end of this year to Past and Present. The er with Ulf Brunnbauer and Luminiţa Gătejel. paper, called “Fishermen into Poachers: Nature, The project, tentatively titled “Taming Nature Sate and Fishing Practices in the Danube Del- along the Lower Danube: Villages, State and ta”, explores the Romanian state’s conserva- Modernity in Romania, Bulgaria and Hunga- tion policies as well as the international insti- ry,” analyzes the human interventions that tutions involved, including UNESCO and WWF transformed the Lower Danube between 1830 for Nature, which led to the Lipovan (Old Be- and the present. We detect three periods in lievers, Starovietsi) fishermen’s exclusion from the state interventions into the environment fishing – their main resource of existence. We that coincide with three major political and demonstrate how Romanian and internation- social changes the Romanian and Bulgarian al policies turned the Lipovan fishermen into state went through during this period. First is poachers overnight. the period between 1880 and the First World The second editorial project was to finish the War. The second period is the socialist period. Introduction of a special issue for Martor: “The Finally, a third period is the postsocialist one. Museum of the Romanian Peasant Anthropol- This project uses a political ecology approach, ogy Review”. The Martor issue, called “At the allowing us to consider historical context, en- Margins of History. Peasantry and the Agrari- gage with ethnography at the local level and an Question in Southeast Europe”, was co-ed- also look at political economy in order to un- ited with Stelu Şerban. The Introduction (“The derstand what external forces (national, re- Missing Link: The Agrarian Question in South- gional, global) influence changes at local level east Europe”) explores the European history of (among rural communities along the Danube the agrarian question also looking at the con- and the Delta). temporary relevance of this theoretical issue Closely connected with the research project for countries in Southeast Europe. The Intro- was the first editorial project I worked on dur- duction emphasizes the interdisciplinary per- ing my stay. It consisted of writing a paper with spective through which the agrarian question

72 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

should be analyzed: political economy, history In the article, Şerban and I explore the devel- and also anthropological perspectives are nec- opments in social anthropology, new theories essary in order to understand the complexity and ideas, publications, people and institu- of this issue. tions post 1990. A third editorial project I worked on while at I appreciate the fellowship offered by IOS, IOS consisted of finishing a paper called “Shift- which was vital for finishing the three edito- ing Frames. Social Anthropology in Romania af- rial projects and also for writing the outline of ter 1990”. The paper, written with Stelu Şerban, the research project. is part of the Ethnologia Balkanica no. 17/2014.

Lebensmittelkonsum, Volksgesundheit und Verbraucherschutz in Moskau und St. Petersburg 1860 bis 1914

PD Dr. Lutz Häfner

Visiting Fellow: 1.–28.2.2014 Universität Göttingen

PD Dr. Lutz Häfner

Die breite Masse der städtischen Bevölkerung Regel hygienisch einwandfreie, unverdorbene beider Hauptstädte des Zarenreichs verwende- und nicht verfälschte Lebensmittel. Wer hinge- te über 50 % ihrer Ausgaben auf den Erwerb von gen leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch, Nahrungs- und Genussmitteln. Im Zentrum der Fleisch oder Fisch von einem fliegenden Händ- Studie stehen – eingebettet in ihr jeweiliges so- ler am Stadtrand erwarb, musste oft nicht nur ziales Umfeld – die Akteure und ihre Praktiken. Qualitätseinbußen in Kauf nehmen, sondern Zunächst werden in einem sozioökonomischen ging auch ein nicht kalkulierbares Gesund- und kulturhistorischen Zugriff die Handelsorte heitsrisiko ein. Hinzu kam der auch in der rus- und der Handelsalltag abgesteckt. Was wurde sischen Literatur kolportierte Topos des „nicht wann, wo, wie und zu welchem Preis erworben? ehrbaren Kaufmanns“: Verkauf und Betrug – so Wer z. B. in St. Petersburg am Nevskij Prospekt die zeitgenössische Auffassung – gingen Hand oder in Moskau an der Tverskaja in den elegan- in Hand. ten Gourmettempeln der Kaufmannsdynastie Vor dem Hintergrund des rapiden Wandels Eliseev einkaufte/einkaufen ließ, erhielt in der durch Industrialisierung, erheblichem Städ-

Jahresbericht 2014 73 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

tewachstum als Folge der Binnenmigration Nachbarn orientierte, und sich bei der Defini- und zunehmenden sanitären Problemen der tion des sog. „Normalprodukts“ unterschiedli- nur unzureichend assanierten Städte erörtert cher Nahrungs- und Genussmittel zunehmend das zweite Kapitel das Beziehungsgeflecht zwi- in internationale wirtschaftliche, politische schen Produzent, Händler, Konsument sowie und wissenschaftliche Netzwerke integrierte. den städtischen und staatlichen Instanzen Das dritte Kapitel untersucht Objekte, Sub- der Marktaufsicht und Lebensmittelhygie- jekte, Strategien und (Bild)Sprache der Le- ne, aber auch der Interessenvertretungsorga- bens- und Genussmittelreklame. Anders als ne von Handel, Industrie und – in geringem beispielsweise im Deutschen Reich hatten in- Maße – der Verbraucher. Anders als in Frank- dustriell gefertigte Nahrungs- und Genussmit- reich, England oder dem Deutschen Reich war tel einen deutlich geringeren Marktanteil; aber es weniger der Staat, der auf gesetzgeberi- die „feinen Unterschiede“ zwischen Tafel- und schem Wege den Rahmen absteckte. Vielmehr von der Reichsmedizinalbehörde anerkann- delegierte er Kompetenzen an die städtischen tem Heilwasser waren beispielsweise ein er- und ländlichen Selbstverwaltungsorgane, heblicher ökonomischer Faktor. die durch Verordnungen ihre Belange regel- Mein Dank gilt dem IOS. Ich habe am Ins- ten und insbesondere in Kooperation mit der titut nicht nur die sehr gute Ausstattung des medizinischen Verwaltung des Innenminis- Arbeitsplatzes, die vorzügliche Bibliothek, die teriums versuchten, die weit verbreitete Le- beeindruckende Dichte an Vorträgen, Kollo- bensmittelverfälschung einzudämmen, um quien und die Möglichkeit, wissenschaftliche Lebensmittelhygiene und damit in Ansätzen und persönliche Kontakte zu knüpfen, schät- auch Verbraucherschutz zu garantieren. In die- zen gelernt. Diese überaus inspirierende At- sem Zusammenhang erfuhr nicht nur die Pro- mosphäre ist nachdrücklich hervorzuheben. fession der Mediziner, sondern sukzessive auch Die entscheidende Ressource eines jeden Ins- der Chemiker zunehmende Wertschätzung. Sie tituts aber sind die an und in ihm wirkenden analysierten in den zumeist städtischen Labo- Menschen: Freundlichkeit, Offenheit, Herzlich- ratorien Lebensmittel und übten damit eine keit, Hilfsbereitschaft und Kompetenz sind mir Qualitätskontrolle aus; ihrer Expertise ver- im Übermaß zuteil geworden und haben den trauten Konsumenten und Öffentlichkeit. Da- Aufenthalt zu einem Erlebnis gemacht, an das rüber hinaus fällt auf, in welchem Maße sich ich mich nur zu gerne erinnere. Ich wäre gerne das Zarenreich in Bezug auf Lebensmittel­ länger geblieben; aber ich hoffe auf eine zweite hygiene, Seuchenprohibition, Rechtsprechung Gelegenheit in der Zukunft. und Strafbemessung an seinen europäischen

74 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

Financial Development and Economic Growth: A Meta-Analysis

Prof. Roman Horváth

Visiting Fellow: 20.1.–7.2.2014 Institute of Economic Studies, Charles University in Prague

Prof. Roman Horváth

Does development of the financial sector sis is increasingly used in economic research. support economic growth? On the one hand, To our knowledge, however, a comprehensive we observe that financial markets in devel- meta-analysis of the relation between finance oped countries demonstrate substantial com- and growth has not yet been conducted. Our plexity. But some researchers suggest a causal research contributes to bridging this gap. effect from financial development to growth. Our results suggest that the literature iden- On the other hand, the complexity of finan- tifies an authentic positive link between finan- cial markets may contribute to financial crises, cial development and economic growth. We ar- which occur regularly around the world and gue that the estimates of the effect reported in often cause a long-lasting decline in growth the literature are not overwhelmingly driven rates. by so-called publication selection bias, i. e., the In our research (carried out with Petra Val- preference of researchers, referees, or editors ičková and Tomáš Havránek and accepted for for positive and significant estimates. The re- publication in the Journal of Economic Sur- sults also indicate that the differences in the veys), we quantitatively review the available reported estimates arise not only from the re- empirical literature on the finance-growth search design (e. g. from addressing or ignor- nexus. We focus on two fundamental ques- ing endogeneity), but also from real heteroge- tions. First, does financial development foster neity in the effect. To be specific, we find that economic growth? Second, are some types of the effect of financial development on growth financial structures more conducive to growth varies across regions and time periods. The ef- than others? In the light of the recent discus- fect weakens somewhat after the 1980s and is sion showing conflicting findings about the generally stronger in wealthier countries. Our importance of different financial structures results also indicate that financial structure on growth, this second question becomes par- is important for the pace of economic growth. ticularly important. We further find that stock market-oriented sys- To examine these issues, we use modern tems tend to be more conducive to growth than meta-analysis techniques. Although original- bank-oriented systems. ly developed for use in medicine, meta-analy-

Jahresbericht 2014 75 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Foreign Industrialists and Corporate Social Responsibility in pre-Soviet South Russian Enterprises

Volodymyr Kulikov, M.A.

Visiting Fellow: 1.–31.7.2014 V. N. Karazin Kharkiv National University

Volodymyr Kulikov, M.A.

Foreign entrepreneurs, mainly coming from vation? What kind of changes can we identify Western Europe, played an important part in in the social policies applied under the condi- establishing the conditions of industrializa- tions of Russian political and social reality at tion in Russia as well as in the rise of mod- this time? ern business enterprise. Scholars have repeat- The evaluation of enterprises owned or edly addressed their activities. This research managed by foreigners’ corporate social re- claims that Western entrepreneurs were the sponsibility (CSR) activities has been ambigu- driving force behind industrialization, pro- ous. Recognizing the important role of foreign moting changes against “relatively backward industrialists in developing social programs, Russians.” The same entrepreneurs pushed researchers offer various definitions for their Russia into a semi-colonial status, entirely de- motivations. Their explanations range from pendent on foreign capital. claiming that foreigners had a sincere wish Foreign entrepreneurs transferred the to transmit culture (“kulturträger”) to arguing knowledge of “five M’s” of production manage- that foreigners saw CSR as a way to increase the ment to Russia: men (engineers and managers), dependence and exploitation of the workers. machines, methods (technologies and mana- Foreign entrepreneurs’ CSR in Russia has gerial know-how), materials and money. These mainly been studied as part of the history of factors constituted the essential conditions for philanthropy as well as cultural and labor his- efficient business activity and the maximiza- tory (looking at the material standards of liv- tion of profit. Many foreign corporations and ing of the workers). My project aims to broaden individual proprietors, however, also built and current scholarship with theories and methods financed churches, hospitals, schools and oth- deriving from business history. I will explore er elements of social infrastructure. Through why and how foreign industrialists practiced these foundations, the corporations sought to CSR in South Russia during pre-Soviet indus- benefit a wider public than the employees of trialization, looking at their impact on the so- their own enterprises. Why did they do so? cial, economic and cultural environment, and Were they attempting to change the workers’ consider how those environmental changes in- traditional labor ethics through social inno- fluenced further innovative attempts.

76 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

My research will be based on the analysis of sources housed in local Ukrainian and Russian memoirs, folklore, official statistics, as well as museums and archives. of unpublished business archives and visual

Von der Revolution zum Ausgleich. Aspekte der Reformpolitik in Siebenbürgen und den östlichen Ländern der Habsburgermonarchie im Neoabsolutismus und Liberalismus

Loránd L. Mádly, Ph.D.

Visiting Fellow: 16.–30.6.2014 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Geschichte „George Baritiu“ in Cluj-Napoca

Loránd L. Mádly, Ph.D.

Meinen Forschungsaufenthalt am IOS in Re- auch auf einer vergleichenden Basis auf die gensburg habe ich in erster Linie für Recher- anderen, benachbarten Kronländer ausge- chen zu den Entwicklungen in Siebenbürgen dehnt. Auf diese Weise wurden Gemeinsam- zwischen der Revolution der Jahre 1848–49 keiten mit und Unterschiede zu den Entwick- und dem Ausgleich von 1867 genutzt. Ausge- lungen in Ungarn, Lombardo-Venetien oder hend von den Ansätzen meines Forschungs- sogar Galizien sichtbar. Dieser komparatisti- projektes „Von der Revolution zum Ausgleich. sche Ansatz wird auch weiterhin verfolgt und Aspekte der Reformpolitik in Siebenbürgen verspricht eine Reihe neuer Erkenntnisse. Als und den östlichen Ländern der Habsburger- wesentlich hat sich während meiner Recher- monarchie im Neoabsolutismus und Libera- chen auch die Rolle wichtiger Persönlichkeiten lismus“, habe ich in der umfangreichen Spe- der Zeit erwiesen: Die Neugestaltung des Habs- zialbibliothek des Instituts meine Recherchen burgerreiches nach der Revolution hat, je nach mit dem Fokus auf die Entwicklungen in den den Gegebenheiten und den inneren oder äu- 1860er Jahren erweitert. In dieser Zeit fand ei- ßeren Konditionierungen, grundsätzlich die nes der interessantesten neuzeitlichen politi- Ideen des historischen Rechts verfolgt. Diese schen Experimente im Kronland Siebenbür- Ideen wurden von Persönlichkeiten vertreten, gen statt, nämlich die Einberufung und die welche nicht immer Teil der etablierten poli- Versammlung des Landtags von 1863. Überdies tischen Elite waren. Die Rolle der wirklichen habe ich anhand der älteren sowie in neuester Entscheidungsträger (Hofkanzler, Gubernium Zeit erschienenen Fachliteratur die Forschung etc.) wird aus der Analyse ihrer Korrespondenz

Jahresbericht 2014 77 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

ersichtlich. Zum Ganzen haben aber auch an- als sehr nützlich für meine jetzigen Forschun- dere Einrichtungen beigetragen, die bisher gen erwiesen. Die Ressourcen und Publikatio- weniger erforscht wurden, wie zum Beispiel nen, die in der Bibliothek zugänglich sind, die die Organe der (Geheim-)Polizei. Alle diese An- tägliche Kommunikation und die Möglichkeit sätze sowie die neu erarbeiteten Zusammen- der Diskussion der neuen Erkenntnisse mit hänge wurden in einem Aufsatz dargestellt, den Experten des Instituts, und nicht zuletzt der in Kürze erscheint. die angebotene hochqualitative Infrastruktur Die Forschungstätigkeit am IOS Regensburg haben einen wichtigen Beitrag zum Fortschritt hat sich, auch wenn sie von kurzer Dauer war, meines Forschungsvorhabens geleistet.

Decision-making and Fiscal Change in an Ottoman Periphery: Wallachia during 1774 and 1830

Damian Panaitescu, M.A.

Visiting Fellow: 3.–17.4.2014 Ph.D. Student, University of Bucharest

Damian Panaitescu, M.A.

The main objective of my project is to iden- to new threatening situations, divergent in- tify the intertwined factors affecting deci- terests of the nobility class and the important sion-making in fiscal policies in Wallachia political role of the prince as an imperial in- between 1774 and 1830 and their effects on termediary. I am especially interested in the shaping the fiscal system of this Principality political and economic relationships between located at the periphery of the Ottoman Em- Wallachia and the Porte as well as the effects of pire. The complexity of the institutional histo- that relationship on domestic fiscal decisions. ry of Wallachia was configured by accentuated Because the Porte primarily sought the demo- official and unofficial Russian political inter- graphic stabilization of Wallachia, in order to ventions in Wallachia and intensified efforts gain the most of its money and products, the from the Porte to regulate and tighten its grip administration encouraged some princes who on the politics in the province, including fis- tried to preserve the old fiscal institutions to cal ones. My study stresses this complex po- lighten the fiscal burden and to fight against litical setting, which included significant ca- fiscal abuses, while penalizing others who did pacity for the Ottoman institutions to adapt the opposite. But the Ottoman political factors

78 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

had limited capability of obtaining informa- even though Douglass North’s proposed New tion about the fiscal policies of Wallachia, and, Institutional Economy produced interesting therefore, most of these supervisions came in studies of fiscal history, including some on response to already accomplished events. Fur- the Ottoman Empire, this approach was crit- thermore, the empire’s capability to improve icized for its dependence on rational choice Wallachia’s fiscal system is demonstrated by theory and for viewing institutional change the recurrence of some of the provisions to as intentional efficient actions toward cost the princes. Nevertheless, during this long and risk reduction and profit maximization. span of time, the Ottoman Empire succeeded This usage of contemporary economic reason- in maintaining considerable gains, in money ing to explain earlier systems overlooks and and products, officially and unofficially from often contradicts the cultural context of earli- Wallachia. The real figures are still debatable er periods. The formula of “path-dependence” due to the inconsistency of available sources, seems to be an incomplete substitute for the but it is reasonable to assert that these gains complex historical context in explaining the amounted to over half of the Principality’s to- evolution of institutions that today are not tal revenues. considered to be efficient. In the case of Wal- At the Institut für Ost- und Südosteuropa- lachia, one way of testing theoretical models forschung in Regensburg I researched the and overcoming their weaknesses is to under- theoretical and methodological aspects of my take comparisons between diverse provinces thesis. In recent years, the fast expansion of (such as Ragusa and the Crimean Khanate) in the scholarship on fiscal history has exposed the Ottoman Empire, which had similar tribu- some problems with the standard methodolo- tary positions during the 18th century. At the gy and the theoretical approaches to this topic. institute in Regensburg I accessed important Particularly, the observation of different evo- studies concerning the political and econom- lutions of fiscal systems outside Europe chal- ic relations between these provinces and the lenged the dominant model of the transition Ottoman Empire, thus broadening my under- between specific types of fiscal systems, from standing of the fiscal history of Wallachia. domain to tax and then to fiscal state. Also,

Jahresbericht 2014 79 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Gender Pay Gap when Women are Highly Inactive: Evidence from Repeated Imputations with Macedonian Data

Marian Petreski, Ph.D.

Visiting Fellow: 15.1.–2.2.2014 University American College Skopje (UACS), Macedonia, School of Business Economics and Management, Assoc. Professor of Economics

Marian Petreski, Ph.D.

While at the Institute for East and Southeast tion into employment by comparing estimated European Studies, I was working on the project wage gaps on the base sample versus on an im- “Gender Pay Gap when Women are Highly In- puted sample. The main result is that selection active: Evidence from Repeated Imputations explains most of the gender wage gap in the with Macedonian Data”. The objective of this primary-education group (75 %), followed by research is to understand if large gender em- the secondary-education group (55 %). In the ployment and participation gaps in Macedonia tertiary group, the small initial gap vanishes can shed some light on the gender wage gap. once selection considered. This suggests that A large contingent of inactive women in Mac- indeed non-working women are not those with edonia including long-term unemployed due the worst labour-market characteristics. Re- to the transition process, female remittance re- sults suggest that gender wage discrimination ceivers from the male migrant, unpaid fami- in Macedonia is actually between 5.4 % and ly workers in agriculture and so on, is outside 9.8 % and does not exist for the highly-educat- employment, but is not necessarily having the ed women. The inability of the Heckman-type worst labour-market characteristics. In addi- correction to document a role for selection in tion, both gender wage gap and participation explaining the gender wage gap may be due to gap enlarge as education decreases, revealing the criticisms to the exclusion restrictions and the importance of non-random selection of the large amount of missing wages. women into employment. Though, the stand- I heavily benefited from the formal and in- ard Heckman-type correction of the selectivity formal discussions with the economists of the bias suggests that non-random selection ex- Institute, in particular Olga Popova, Ekaterina ists, but the resulting wage gap remains at the Selezneva and Richard Frensch. The results same level even when selection has been con- on the project have been recently accepted for sidered. Instead, we perform repeated wage publication in the Journal of Labor Research. imputations for those not in work, by simply I also benefited from the discussions with making assumptions on the position of the the Institute’s economists in another research imputed wage observation with respect to the area I actively work in: migration and remit- median. Then, we assess the impact of selec- tances. Coming from a region known for mi-

80 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

gration and large amounts of remittances sent of remittances. This area of research is anoth- back by the diaspora to the homeland, I work er venue of a potential cooperation with IOS on issues related to the development effects in future.

Rotation and Asset Ownership by Ruling Elites: Implications for Property Rights / The Impact of War on Social Capital

Prof. Leonid Polishchuk

Visiting Fellow: 12.–28.5.2014 Laboratory Head and Professor of Applied Analysis of Institutions and Social Capital, Higher School of Economics, Moscow

Prof. Leonid Polishchuk

Rotation and Asset Ownership the necessary tests. Examination of Russian by Ruling Elites: Implications for regional data further demonstrates the impact Property Rights of ruling elites’ rotation and asset ownership The idea of the project is that in imperfect for institutional quality. Cross-regional analy- democracies and autocracies ruling elites are sis complements the cross-country study, both not sufficiently accountable to the society and confirming that political competition, even if hence might not have the incentives, common of non-democratic nature, could still have a in fully functional democracies, to maintain beneficial impact for institutions, including secure property rights and other market-sup- property rights. porting institutions. Yet, rotation of ruling elites and asset ownership could substitute for Impact of Combat Experience during a lack of democratic accountability, and secure WWII for Norms, Values, and Political property rights could still be maintained as Attitudes of War Veterans “institutional insurance” that ruling elites need This project belongs to the stream of research to protect their own assets after losing power. about the impact of history on culture. It con- A theory of endogenous property rights devel- jectures, based on historical scholarship and oped during the project corroborates the above other evidence, that participation in combat reasoning and is illustrated in cross-country during WWII had had a liberating impact on data. Using various estimation strategies, em- Red Army soldiers, increasing their valuation pirical analysis provides a robust confirma- of rights and freedom, their sense of personal tion of the project’s hypotheses, which pass dignity and propensity for collective action. It

Jahresbericht 2014 81 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

is further conjectured that such values at least WWII of respondents’ parents and grandpar- partly survived post-war political repression ents. The collected data confirm that there are and decades of Soviet governance. While no di- statistically significant differences of values rect, systematic measure of war veteran values of descendants of WWII veterans from the rest exist, the project relies on cultural transmis- of the Russian population (controlled for oth- sion theories whereby parents pass their val- er relevant characteristics), and the nature of ues to children in the process of socialization in such differences is consistent with the project families. This project uses survey data of con- hypotheses. The project also lends support to temporary Russians that have information on the transmission of values mechanism based respondents’ norms, values, and attitudes, and on family socialization. family history, including any participation in

Skills Mismatch and Youth Unemployment during the Great Recession: a Comparative Analysis between Western and Eastern European Countries

Fabrizio Pompei, Ph.D.

Visiting Fellow: 15.–30.6.2014 Associate Professor, Department for Economics, University of Perugia

Fabrizio Pompei, Ph.D.

Dramatic structural changes caused by the match typologies mentioned above can be a years of the Great Recession contributed to the cause of long-lasting unemployment, especial- creation of multiple forms of skill mismatch ly among young people in the age of 15–34. In- in the European labour markets. Usually, the deed, the skills mismatch hypothesis is recent- educational mismatch refers to demand (sup- ly regaining ground as a possible explanation ply) for a particular type of skill that exceeds of the severe youth unemployment plaguing the supply (demand) of people with that skill Europe. in the labour market, whereas over-education Bearing these considerations in mind, this means that workers have more years of edu- research project (in collaboration with Ekateri- cation than the job requires. The process of la- na Selezneva) focuses on the interaction effects bour reallocation – from declining to emerging that macro-variables (different types of coun- sectors – is not free of friction and the mis- try-level skill mismatch) and individual char-

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acteristics have on the probability for Europe- ment or inactivity risk. This result holds when an Union youngsters’ divergent employment we distinguish countries by their different skill statuses during 2006–2010. More precisely, mismatch levels. In Eastern EU countries, high- we firstly consider 5 mutually exclusive em- ly educated young people are favoured even ployment statuses (employed, self-employed, when the educational mismatch is stronger. unemployed, in education, inactive) and an- This happens because there is a more impor- alyse if increasing years of education reduces tant shortage of tertiary educated youngsters the risk of unemployment and/or inactivity. in the labour supply of Eastern EU countries Secondly, we investigate if living in a country with respect to the labour demand side. Yet, if characterised by higher educational mismatch we take into account the outburst of the crisis, or over-education influences the risk of unem- this result is reverted and young people living ployed or inactivity for people with different in countries with higher educational mismatch education levels (interaction effect). As the de- in 2010 have seen increase risk of unemploy- gree of skill mismatch varies across the Euro- ment or inactivity. A possible explanation for pean Union (EU) countries, we provide a com- this conclusion relies on the qualitative chang- parative analysis of the relationship between es that crisis induced in the educational mis- Western and Eastern EU countries. match. In other words, the crisis has probably Based on the individual data from the Eu- changed the required cognitive tasks that are ropean Social Survey, we perform a multi-lev- associated with open vacancies of new jobs for el multinomial logit analysis of the 5 employ- highly educated people. Consequently, higher ment statuses mentioned above. The first educated youngsters on the labour supply side outcomes show that investing in education are not able to bridge this competence gap in is still important for reducing the unemploy- the short term.

Jahresbericht 2014 83 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

The EU and the Ukrainian Crisis – Legal and Political Aspects

Gianfranco Tamburelli, Ph.D.

Fellowship: 18.11.–8.12.2014 Team Leader, Institute for International Legal Studies (ISGI) of the National Research Council of Italy (CNR), Rome

Gianfranco Tamburelli, Ph.D.

The current Ukrainian crisis seems to high- In the framework of the Eastern Partnership, light the complexity, ambiguity and contra- the Ukraine is a priority partner, considered by dictions of the legal and political relations Russia as an EU attempt to expand its “sphere between the EU, Ukraine and Russia. Brussels, of influence.” An innovative Association Agree- Kyiv and Moscow are not united by trilateral ment (AA), negotiated between 2007 and 2012, agreements. Russia is the EU’s largest neigh- is at the center of the current crisis: in Novem- bour and its third biggest trading partner. The ber 2013, when the Ukrainian Government de- 1994 Partnership and Cooperation Agreement cided to suspend its signing, there were huge (PCA) does not reflect the increasing breadth protest demonstrations. The Agreement aims of EU-Russia relations since the early 1990s. to deepen political and economic relations be- In 2008, negotiations on a new agreement pro- tween EU and Ukraine, and to gradually in- viding a more comprehensive framework were tegrate Ukraine into the EU internal market. launched. Yet, even before the current crisis, the It is unprecedented in its breadth (number dialogue between Brussels and Moscow faced of areas covered) and depth (commitments difficulties on account of the EU’s critical atti- and timelines). Among the main subsequent tude on democracy in Russia and the differenc- events, there were government changes and es of opinion over regional security. Contracts new presidential and general elections. In ad- between the EU and Russia are also burdened dition, the EU condemned ’s declaration with competing integration projects in the of independence as a violation of the sover- post-Soviet area. In 2003, however, the EU and eignty and territorial integrity of the Ukraine Russia agreed to strengthen their cooperation and also criticized Russia’s annexation of the by developing four “common spaces”: economy peninsula. Nonetheless, the EU and Ukraine (including the environment); freedom, security signed the AA on 27 June 2014 and the pro- and justice; external security (including crisis visional application of some important parts management and non-proliferation); research started on 1 November. In contrast, the provi- and education (including cultural aspects). But sional application of the Deep and Comprehen- an eventual Russian membership of the EU has sive Free Trade Area (DCFTA) has been delayed yet to be officially raised and seems to be eco- until 1 January 2016, in order to facilitate the nomically unfeasible. overall efforts towards a peace process.

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This research argues that the thorough anal- ests and NATO’s vision, also taking into account ysis of the chain of events and of the current the EU Member States’ interests and orienta- situation in the light of international law can tions, especially of Italy and , of the contribute to the shape and development of States neighbouring Ukraine (Poland, Roma- EU foreign policy for effectively handling the nia, Slovakia and Hungary) as well as other crisis, and help achieve mutually acceptable Eastern States (Bulgaria and Czech Republic). solutions. Finally, I will explore the possible implica- With that aim, my research aims to ana- tions of the Ukrainian crisis on global geo-po- lyze and evaluate five basic themes: First, the litical scenarios, particularly with regard to re- AA between the EU and Ukraine’s scope and lations between the EU, USA and Russia, as well character in the light of international treaty as the international cooperation and natural law and EU praxis. My research compares on resource exploitation in the Arctic. one hand the parallel agreements with Geor- The expected results of this broad research gia and Moldova as well as, on the other hand, will be mainly the following: a detailed anal- existent agreements with Russia. It further ysis of the legal and political relevance of the considers the compatibility between the AA’s Association Agreement between the EU and provisions and those in previous agreements Ukraine, on the assumption that it represents between Ukraine and Russia. The assumption a milestone in the history of EU foreign re- is that this is the first of a new generation of lations and for Europe as a whole. I also will agreements with Eastern Partnership coun- provide an in-depth evaluation of the Crime- tries, which will establish a new type of inte- an conundrum, which might be of value for gration without membership. the development of the peace process. I fur- My second aim is to examine the legal val- ther examine the legal status of the eastern ue of the declaration of independence of the regions, which might offer useful action with Crimea and the non-recognition of the situa- regard to the status of other regions in the tion by the General Assembly of the United Na- Eastern countries, and help to prevent the in- tions and the EU, in the light of international surgence of new tensions in other areas (i. e. in law and the supposed precedent represented the Moldova’s region of Gagauzia). Research re- by Kosovo. My research compares the situa- sults additionally include an assessment of the tion with the status of the regions of Abkhazia, potential implications of the Ukrainian crisis South Ossetia and Transnistria, which consti- on the relations between the EU, the Eastern tute analogous issues in the relations between Partnership’s countries, and Russia. Finally, my EU, Georgia, Moldova and Russia. research will allow an evaluation of the clar- Third, I explore the status of the self-pro- ity, coherence, appropriateness and effective- claimed Republic of Donetsk in the light of the ness of the EU position on the Ukrainian crisis conceptions of personality in international law, as well as on the prospects of the EU relations including that of the insurgents. with Ukraine and Russia (legal and political as- Fourth, I will analyze the EU’s position on pects), including on issues such as the eventual the crisis in Ukraine in the context of its for- establishment of trilateral mechanisms for co- eign policy. To do so, I will include the adoption operation, or regarding potential EU member- of economic sanctions against Russia and con- ship for the Ukraine. sider the eventual influence of the USA’s inter-

Jahresbericht 2014 85 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Consumption and Leisure in 20th Century Central and Eastern Europe: A Book Project

Prof. Béla Tomka

Humboldt Fellow: 1.6.–31.8.2014 Department of History, University of Szeged, Hungary

Prof. Béla Tomka

The book project intends to integrate the an consumer patterns. In Western Europe the growing but fragmented scholarship about “crowd pleasures” were nearly not as self-de- consumption in 20th century East Central Eu- structive as once assumed by many observers, rope. While most of the recent contributions and mass consumption nurtured a relatively to the topic reflect a propensity or even bias passive population. That is, consumption had for cultural approaches, the project advocates a stabilizing effect on the social and political an interdisciplinary interpretation of con- systems in the region. In contrast, in the Cen- sumption regimes in the region. It offers new tral and Eastern European communist systems, perspectives for research by the comparative consumption had a destabilizing effect as it be- analysis of consumption practices in Central came a heavily politicized issue from the early and Eastern European societies that allows us 1950s onwards. to test existing generalizations and develop The above interdisciplinary interpretation new ones. The major themes addressed by the has several analytical advantages: It engages book include the level and structure of con- major strands of research; it gives as much at- sumption, qualitative features of consump- tention to economic and social as to cultural tion, social differentiation in consumption, aspects; it maintains the significance of scarci- consumption politics, places and practices of ty as well as abundance in the creation of con- consumption. The volume also addresses the sumer societies and in the lack of it; it places dynamics of changes and the unity of the re- consumption in essential non-commercial set- gion as well as the plausibility of some influ- tings, like the household; and finally, it allows ential interpretations, such as the notions of us to emphasize the contribution of the state “shortage economy” and “socialist consumer to the formation of consumption patterns in society”. The book suggests some peculiarities Central and Eastern Europe. of 20th century Central and Eastern Europe-

86 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

Innovation, Productivity, Economic Growth

Francesco Venturini, Ph.D.

Visiting Fellow: 3.–16.11.2014 University of Perugia and NIESR (UK)

Francesco Venturini, Ph.D.

During my stay at IOS I worked on three tries (, France, Germany, Hungary, Ita- main research projects, which mainly deal ly, Spain and the UK) covering the downturn with the role of economic policy for produc- period between 2007 and 2009. This issue’s im- tivity performance. portance comes from the increasing attention First, I worked on the assessment of heter- EU governments pay to the higher education ogeneous effects of R&D policies on industrial sector and technology transfers from univer- performance, measured in terms of research sity as a tool to raise firm competitiveness. My engagement, patenting and productivity results show the impact of EU firms coopera- growth. This analysis has been developed us- tion with universities and demonstrates that ing industry-level data from the United States, the potential for knowledge spillover from and represents a follow up of earlier works on R&D collaboration is very high. Such firms this field. I will submit the work to the IOS have good innovative abilities because they working paper series when I finish drafting the are able to appropriate R&D outcomes. Third, I paper. My analysis shows that there are large collected data on green patents and developed disparities in the effectiveness of R&D policies a framework of analysis to study how anti-pol- across sectors, the expansive impact of policy lution laws have changed innovation perfor- instruments is temporary on R&D and patent- mance and trade specialisation in OECD coun- ing but permanent on the rate of productivi- tries. I will be developing this research project ty growth. Moreover, R&D public support is on in collaboration with Miriam Frey (IOS) over average more effective on R&D-intensive sec- the next months. tors and those close to the technology frontier. In addition to my research, on 10 November Second, I worked on a research paper seek- 2014, I gave a seminar presenting the results ing to explain why EU firms cooperate with of a paper on the role of R&D policies on eco- Universities to perform R&D. This analysis nomic growth from a Schumpeterian growth is based on a novel cross-sectional sample perspective. of manufacturing firms from seven EU coun-

Jahresbericht 2014 87 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Research Fellows

Research Fellows sind externe Wissenschaftler/innen, die eng mit dem Institut für Ost- und Südosteuropaforschung kooperieren.

Prof. Alexander M. Prof. Jarko Fidrmuc Dr. Christa Hainz Prof. Roman Horvath Danzer

Prof. Evžen Kočenda Dr. Wim P. van Meurs Prof. Oleh Turij Dr. Roman Smolorz

Prof. Alexander M. Danzer, Ph.D. Dr. Wim P. van Meurs Ludwig-Maximilians-Universität München Radboud Universiteit Nijmegen

Prof. Dr. Jarko Fidrmuc Prof. Dr. Oleh Turij Chair for International Economic Theory and Ukrainische Katholische Universität Lemberg Policy, Zeppelin University Friedrichshafen Prof. Elena Višlenkova Prof. Ira N. Gang Gosudarstvennyj universitet, Vysšaja škola Rutgers University, New Jersey ėkonomiki, Moskau

Dr. Christa Hainz Dr. Roman Smolorz ifo-Institut München Universität Regensburg

Prof. Dr. Roman Horvath Prof. Dr. Enzo Weber Institute of Economic Studies, Faculty of Universität Regensburg Social Sciences, Karls-Universität Prag

Prof. Dr. Evžen Kočenda CERGE, Karls-Universität Prag

88 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

Vernetzungsveranstaltungen

Viele seiner Tagungen organisiert das IOS Forschungskonferenz „International Econo- gemeinsam mit Partnern – entweder in Re- mics“, die im Dezember in Wien zum siebten gensburg, an den Partnerinstitutionen oder Mal gemeinsam mit FIW Wien, ifo Institut, Uni- an einem dritten Ort. Auch 2014 fanden daher versität Ljubljana und der Ungarischen Akade- Kooperationsveranstaltungen statt, von denen mie der Wissenschaften durchgeführt wurde. die größte die internationale Tagung zum Ers- Die beiden Tagungen, die im Folgenden näher ten Weltkrieg in Sarajevo (siehe Seite 110) war. beschrieben werden und gemeinsam mit lang- Einige dieser Veranstaltungen kann man be- jährigen Kooperationspartnern durchgeführt reits als Tradition bezeichnen, wie die Sum- wurden, stehen daher als Beispiel für eine grö- mer School an der Akademie für Politische ßere Zahl ähnlicher Veranstaltungen. Bildung in Tutzing (siehe Seite 58) oder die

Tagung „Political Mobilization in East Central and Southeast Europe“

14. bis 15. Februar 2014 am IOS in Regensburg

In Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut (Marburg) Geleitet von Ulf Brunnbauer (Regensburg) und Peter Haslinger (Marburg)

Bei dem zweiten Teil dieser Doppeltagung, um die kommunikativen und symbolischen deren erste Runde 2013 in Marburg stattgefun- Dimensionen der Mobilisierung, die Konstruk- den hatte, standen erneut Fragen der politi- tion von politischen Wahrnehmungen, die For- schen Mobilisierung im östlichen und südöst- mierung und Instrumentalisierung von sozia- lichen Europa im Vordergrund. Der Fokus lag len Netzwerken für politische Zwecke und die dieses Mal auf dem Zusammenhang von Krise Artikulationsformen von Protest. Den Auftakt- und Mobilisierung – ein, wie Ulf Brunnbauer vortrag hielt der Politikwissenschaftler Sergiu in seiner Einleitung ausführte, nicht nur ta- Gherghina (Frankfurt am Main), der am Bei- gesaktuelles, sondern auch historisch höchst spiel der politischen Mobilisierung ethnischer bedeutsames Problem. Ausgangspunkt der Ta- Minderheiten über die Produktivität interdis- gung war konkret die Frage, welcher Mobili- ziplinärer Ansätze reflektierte und dabei ins- sierungsformen und -strategien sich politische besondere auf die Spannung zwischen quan- Parteien bzw. Bewegungen in Zeiten von Kri- titativen und qualitativen Methoden einging. sen bedienen und ob Krisen besondere politi- 23 Referentinnen und Referenten aus zwölf sche Dynamiken auslösen. Dabei ging es u. a. Ländern und unterschiedlichen Disziplinen

Jahresbericht 2014 89 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

sierungen im Vergleich; Visualisierung, Kultur und Protest. Zeitlich spannte sich der Bogen vom späten 19. Jahrhundert bis heute, räum- lich wurde das gesamte (süd-)östliche Europa thematisiert. Somit war reichlich Material für diachrone und synchrone Vergleiche geboten. Die einhellige Meinung am Ende der Tagung war, dass trotz großen Fortschritts in der ein- schlägigen Forschung viele Fragen noch einer Tagung „Politische Mobilisierung“ in Regensburg hinreichend fundierten Beantwortung har- ren und dass dafür gerade der auf der Tagung (Geschichte, Politikwissenschaft, Ethnolo- praktizierte transdisziplinäre sowie verglei- gie, Soziologie, Rechtswissenschaft) stellten chende Ansatz neue Erkenntnisse verspricht. im Rahmen der Tagung ihre Forschungen Die Veröffentlichung einer Auswahl der zur Diskussion. Sie adressierten dabei fol- Tagungspaper in einer internationalen Zeit- gende Hauptthemen: Mobilisierung bäuerli- schrift ist geplant. Ein ausführlicher Tagungs- cher Bevölkerungen; Ende der Imperien; Mo- bericht erschien auf H-Soz-u-Kult (http://hsoz‌ bilisierung im Spätsozialismus; Dynamiken kult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/ zeitgenössischen Protests; Grassroots-Mobili- id=5427&view=pdf).

Programm

ŦŦ Ulf Brunnbauer (Regensburg): Introduc- ŦŦ Krisztián Csaplár-Degovics (Budapest): tion: Results of the First Conference in Political Mobilisation in the late Otto- Marburg man Kaza of Tirana or Political Instru- ŦŦ Sergiu Gherghina (Frankfurt a. M.): The mentalisation by the Austro-Hungarian Political Mobilization of Ethnic Minori- Foreign Office? – The Toptani Bejs and ties in Central and Eastern Europe: Chal- the Ballhausplatz lenges and Avenues for Better Explana- ŦŦ Svetlana Suveica (Regensburg): Nego- tions tiating Loyalties, Building Networks – ŦŦ Uwe Müller (Leipzig): The Agrarian Crisis the ‘Russian Cause’ for Bessarabia after of the Late 19th Century and the Politi- World War One (1918–1920) cal Mobilization of the Rural Population ŦŦ Martin Belov (Sofia): Normative Reform, in East Central Europe Political Turbulences and Economic Cri- ŦŦ Stefano Petrungaro (Regensburg): The sis. Participatory Revolution in Bulgaria Meanings of Flags in the Political and or Just Business as Usual? Popular Mobilizations in Late 19th Cen- ŦŦ Marius I. Tatar (Oradea/Debrecen): Sourc- tury Croatia es and Consequences of Political Mobi- ŦŦ Christopher Richard Gilley (Hamburg): lization during the Economic Crisis: the Warlordism and Social Democracy – Mo- Romanian Case bilising Ukrainian Peasants during the Spring and Summer 1919 Uprisings

90 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

Tagung „Politische Mobilisierung“ (1. Teil) in Marburg

ŦŦ Natalya Savel’eva, Oleg Zhuravlev (Flor- ŦŦ Irena Šentevska (Belgrade): Serbia as a ence/St. Petersburg): Politicization in a “Ghetto Nation”: Hip Hop from Southeast- Depoliticized Society: the Russian Pro- ern Europe or on the Power of Pop Cul- test Movement “For Fair elections” and ture in Political Mobilization mobilization, 2011–2012 ŦŦ Dario Brentin (Graz): Sport as a Social ŦŦ Inna Chuvychkina (Bremen): Putin’s Po- Field of Political Mobilization in Late So- litical System and Mobilization Potential cialist Yugoslavia ŦŦ Raul Cârstocea (Flensburg): Grassroots ŦŦ Jure Ramšak (Koper): “To Make Catholics Fascists: The Political Mobilization Strat- Devote Self-Managers”– Communist At- egies of the “Legion of the Archangel tempts to Mobilise Believers in Slovenia Michael”, 1927–1938 in the Late 1970s ŦŦ Maria Turovets (St. Petersburg): A Case of ŦŦ Idrit Idrizi (Vienna): Political Mobiliza- Effective Political Mobilization in Russia tion in the Context of the Great Purges of ŦŦ Petra Mayrhofer (Vienna): “Havel na 1982 in Late Socialist Albania hrad!” Visuality of Political Mobilization ŦŦ Mateusz Fałkowski (Erfurt): Crisis of in Central and Eastern Europe 1989 Communism, Myth of the Market, and ŦŦ Irena Stefoska, Darko Stojanov (Skopje): Social Movement Mobilization A Tale in Stone & Bronze: Old/New Strat- ŦŦ Peter Haslinger (Marburg): Contexts, Dy- egies for Political Mobilization in the namics and Limits of Political Mobiliza- Republic of Macedonia tion – Concluding Remarks

Jahresbericht 2014 91 Vernetzung Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Third Biannual Assisi Workshop on “Economics and Institutions: Inequality, Technology and Institutions in Europe”

20. bis 21. Februar 2014 in Assisi

Veranstalter: Università degli Studi di Perugia, IOS Regensburg, NIESR, London und FREN, Belgrad Scientific Committee: Cristiano Perugini (Perugia, .J Monnet INEQ Coordinator), Mihail Arandarenko (Belgrad), Richard Frensch (IOS), Ira Gang (Rutgers University), Mary O’Maho- ny (University of London und NIESR), Leonid Polishchuk (Higher School of Economics, Mos- kau), Fabrizio Pompei, Milica Uvalić und Francesco Venturini (University of Perugia)

Der Workshop war der dritte im Rahmen des heit. Die Veranstaltung brachte somit eine Jean Monnet Forschungs- und Informations- eher seltene Kombination von Arbeitsmarkt- projektes „Variety of Institutional Settings and und Außenhandelsökonomen zusammen, und Socio-economic Inequalities in the Process of erwies sich in dieser Hinsicht auch als Börse European Integration“ (INEQ), das in Koope- für zukünftige gemeinsame Projekte als sehr ration mit dem IOS Regensburg an der Uni- fruchtbar. versität Perugia koordiniert und von Cristiano Der Workshop war offen für nicht aktive Perugini geleitet wird. Teilnehmer, unter denen sich nicht nur aka- Hintergrund der Veranstaltung ist ein zu- demische Gäste befanden, sondern auch lokale nehmender Konsens unter akademischen Öko- und regionale Politiker und Behördenvertre- nomen und Wirtschaftspolitikern, dass Un- ter sowie Repräsentanten regionaler Handels- gleichheit die aggregierte Nachfrage schwächt, kammern und Gewerkschaften. Für das IOS Konjunkturzyklen verstärkt und insbesondere nahmen Ekaterina Selezneva, Richard Frensch konjunkturelle Erholungen verzögert. Der the- und Stephan Huber (assoz. Wissenschaftler am matische Schwerpunkt lag auf der Identifikati- AB Ökonomie) aktiv teil. on von Bestimmungsgründen für Ungleichheit und Einkommensverteilung in Europa. In die- ser Hinsicht vereinte der Workshop zwei ver- schiedene Gruppen von Beiträgen: Zum einen ging es um den Einfluss von Technologie und Außenhandel auf funktionale Einkommens- verteilungen sowie um die Interdependenzen zwischen diesen Einflussfaktoren und Re- gulierungen auf Produkt- und Arbeitsmärk- ten. Andere Beiträge konzentrierten sich auf Wechselwirkungen zwischen Änderungen fir- menspezifischer Nachfrage nach ausgebildeter Arbeit und Regulierung in ihrer Auswirkung auf Löhne, Produktivität und Lohnungleich-

92 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Vernetzung

Programm

ŦŦ Stephen Jenkins (London): Keynote ŦŦ Andrea Garnero, Stephan Kampelmann lecture: The Treatment of Country Level (Brussels): François Rycx – Sharp Teeth Effects in Microeconometric Analysis or Empty Mouths? Revisiting the ŦŦ Sonja Avlijaš, Nevena Ivanović, Marko Minimum Wage Bite with Sectoral Data Vladisavljević, Sunčica Vujić (Belgrad): ŦŦ Discussant: Mirella Damiani (Perugia) Gender Pay Gap in the Western Balkan ŦŦ Andrea Garnero (Paris), Stephan Countries – Evidence from Serbia, Kampelmann (Brussels): François Rycx – Montenegro, and Macedonia Part-time Work, Wages and Productivity: ŦŦ Discussant: Milica Uvalić (Perugia) Evidence from Belgian Matched Panel ŦŦ Cristiano Perugini (Perugia), Ekaterina Data Selezneva (IOS): Labour Market ŦŦ Discussant: Fabrizio Pompei (Perugia) Institutions, Crisis and Gender Earnings ŦŦ Damiani Mirella, Fabrizio Pompei, Gap in Eastern Europe Andrea Ricci (Perugia): Productivity and ŦŦ Discussant: Marko Vladisavljević Wages – The Distributive Implications of (Belgrad) Performance-related Pay across Italian ŦŦ Cristiano Perugini (Perugia), Ekaterina Firms Selezneva (IOS): Temporary Job Position ŦŦ Discussant: Andrea Garnero (Paris) and Life Satisfaction under Different ŦŦ Mary O’Mahony, Rebecca Riley (London): Institutional Contexts. Analysis for Human Capital Spillovers – The Western and Eastern Europe Importance of Training ŦŦ Discussant: David Aristei (Perugia) ŦŦ Discussant: Marta Guerrero ŦŦ Stephan Huber (Universität Regensburg (Birmingham) und IOS), Cristiano Perugini, Fabrizio ŦŦ Marta Guerrero (Birmingham), Kunal Pompei (Perugia): Trade and Wage Sen (Manchester): What Determines the Inequality – The Role of Export Share of Labour in National Income? Sophistication and Labour Market A Cross-country Analysis Arrangements ŦŦ Discussant: Mickael Melki (Cergy- ŦŦ Discussant: Richard Frensch (IOS) Pontoise) ŦŦ Simon Collie (Brighton), Jens Hölscher ŦŦ François Facchin (Paris), Mickael Melki (Bournemouth), Cristiano Perugini (Cergy-Pontoise), Andrew Pickering (Perugia): Inequality, Financial Market (York): The Labour Share and the Size of Deregulation and Financial Crises Government ŦŦ Discussant: Leonid Polishchuk (Higher ŦŦ Discussant: Francesco Venturini (Perugia) School of Economics, Moscow) ŦŦ Round table (Chair: Cristiano Perugini ŦŦ Joachim Möller (IAB): Labour Market (Perugia), INEQ project leader): Performance and Wage Inequality – The Implementing Effective Institutional German Case Settings in Support of European ŦŦ Discussant: Stephan Kampelmann Integration (Brussels)

Jahresbericht 2014 93

WISSENSTRANSFER UND VERANSTALTUNGEN

Einführung ������������������������������������������������������������������������������������������� 96

Jahrestagung ...... 98

Ukraineschwerpunkt ...... 103

Schwerpunkt Erster Weltkrieg ...... 110

IOS-Mitarbeiter/innen in den Medien ...... 116

Veranstaltungsübersicht ...... 118

Lehrveranstaltungen ...... 125 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Einführung

Vortrag von Prof. Dr. Christopher Clark, Cambridge: „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“ am 22.10.2014 im Auditorium des Thon-Dittmer-Palais

Der Transfer von Forschungsergebnissen vielerlei Risiken, wie 2014 ebenfalls deutlich in akademische sowie außerakademische Öf- wurde. Umso dringlicher ist daher die Vermitt- fentlichkeiten und der wissenschaftliche Aus- lung fundierter Informationen über Ost- und tausch sind zentrale Ziele des IOS. Ost- und Südosteuropa. Aus diesem Grund wurde vom Südosteuropa ist für Europa und gerade auch Institut auch 2014 wieder eine Vielzahl von für die Bundesrepublik Deutschland sowie den Veranstaltungen unterschiedlichen Formats Freistaat Bayern eine äußerst wichtige Region. organisiert, die dem Wissenstransfer und der Wie das Jahr 2014 gezeigt hat, beherbergt die Wissenschaftskommunikation dienten. Darü- Region nach wie vor erhebliches Konfliktpo- ber hinaus schuf das Institut Publikationsfor- tenzial; zentrale Fragen der europäischen In- mate, die sich gezielt an eine breitere Öffent- tegration sind im östlichen und südöstlichen lichkeit richten und zur Veröffentlichung von Europa noch nicht gelöst, nicht zuletzt, weil zeitnahen Analysen aktueller Entwicklungen in einigen Ländern der Region Demokratie dienen. Ein Ziel dieser Aktivitäten ist es, Ent- und Rechtsstaatlichkeit defizitär sind. Ange- scheidungsträger kompetent beraten zu kön- sichts der Erweiterungsstrategie der EU und nen sowie den Kontakt mit Medien zu pflegen. des Beitrittswunsches der Länder des West- Ein Indikator des Erfolgs des Wissenstransfers balkans, der Türkei und neuerdings auch der ist die stark gestiegene mediale Präsenz des Ukraine liegen einige der größten Herausfor- IOS in diversen Medien. Unter anderem gaben derungen für das europäische Projekt genau überregionale Medien wie „Süddeutsche Zei- hier, in Ost- und Südosteuropa. Ökonomisch tung“, „Focus Online“, „Der Standard“ und der bietet die Region große Chancen, aber ebenso Radiosender Ö1 des Österreichischen Rund-

96 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

funks Stellungnahmen von Mitarbeiter/innen richtung, die von der politischen und gesell- des IOS wieder (siehe Seite 116). schaftlichen Bedeutung des östlichen Europa Zu den wichtigen Standardformaten ge- überzeugt ist, erachtete das IOS es als inhären- hört die Jahrestagung, die 2014 zum zweiten te Aufgabe, die Öffentlichkeit über die Gründe Mal stattfand und sich dem Thema „Labour in und Folgen des politischen Umsturzes in der East and Southeast Europe: Institutions and Ukraine sowie der russländischen Aggression Practices Between Formality and Informality“ gegen die Ukraine zu informieren. Bei beiden widmete. Das besondere Merkmal der Tagung, thematischen Schwerpunkten, die ab Seite 103 deren wichtigste Ergebnisse auf den folgenden ausführlicher beschrieben werden, kam das Seiten beschrieben werden, ist ihr interdiszi- IOS seiner Aufgabe, fundierte Informationen plinärer Zuschnitt. Sie bringt Geistes- und So- bereitzustellen, nicht nur durch die Organisati- zialwissenschaftler miteinander ins Gespräch on entsprechender Veranstaltungen nach, son- und reflektiert damit das Forschungsprofil dern auch durch seine publizistische Tätigkeit. des Instituts. 2015 wird sich die Jahrestagung 2014 etablierte das Institut zudem zwei neue mit einem weiteren für die Forschung des IOS Publikationsformate, die dem Wissenstransfer wichtigen Thema beschäftigen: Migration. Ein über die jeweilige Fachcommunity hinaus die- anderer Fixpunkt der öffentlichkeitsorien- nen: In neuer Ausrichtung wieder erscheinen tierten Veranstaltungstätigkeit des IOS ist die die ausschließlich elektronische Reihe Policy Durchführung der „Regensburger Vorträge Issues, die von Manuela Troschke redaktionell zum östlichen Europa“, die gemeinsam mit den betreut wird (http://www.ios-regens​burg.de/ Partnern Institut für Ostrecht, Graduierten- service/ios-publikationen/diskuss​ionspapie​ schule für Ost- und Südosteuropastudien und re/policy-issues.html). Policy Issues soll die Ungarisches Institut erfolgt. Im Rahmen dieser Hintergründe politisch relevanter aktueller Reihe fanden auch 2014 wieder Vorträge statt, Fragen konzise und verständlich analysieren die sich mit aktuellen politischen und gesell- und darstellen. Geplant sind für die Zukunft schaftlichen Entwicklungen in Ost- und Süd- bis zu zehn Ausgaben im Jahr. Im Berichtsjahr osteuropa beschäftigten. Besonders erfreulich wurden folgende Themen erörtert: Situation und für den Wissenstransfer gewinnbringend der Stahlindustrie in den post-sowjetischen war die Tatsache, dass drei bekannte Korres- Ländern (Nr. 1); Armut und soziale Exklusion pondenten für Südosteuropa im Rahmen der in den ost- und südosteuropäischen EU-Län- Vortragsreihe vortrugen (Dr. Thomas Brey, dpa; dern (Nr. 2); Religion als Faktor der Demokra- Andreas Ernst, NZZ; Christiane Schlötzer, SZ). tisierung in der Ukraine (Nr. 3); Zuwanderung Neben den jedes Jahr durchgeführten For- aus Ostmittel- und Osteuropa nach Deutsch- maten Jahrestagung und Regensburger Vorträ- land (Nr. 4). Seit 2014 wagt sich das IOS auch ge setzte das IOS im Berichtsjahr zwei Schwer- in die Welt des Bloggens vor: Mit ostBLOG. Ost- punkte in seiner Veranstaltungstätigkeit; einer und Südosteuropa im Fokus der Wissenschaft davon war geplant, der andere den aktuellen (http://ostblog.hypotheses.org) schuf das Institut Entwicklungen in der Region geschuldet. Ge- ein Portal für die Veröffentlichung von Kom- plant gewesen waren die Veranstaltungen an- mentaren und Analysen zu aktuellen Entwick- lässlich des hundertsten Jahrestages des Ers- lungen sowie von Einblicken in seine wissen- ten Weltkriegs. Nicht geplant, aber notwendig schaftliche Tätigkeit. Eingerichtet und betreut war der Fokus auf die Ukraine, der zugleich wurde der Blog von Tillmann Tegeler. einer auf Russland war. Als Forschungsein-

Jahresbericht 2014 97 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Zweite Jahrestagung „Labour in East and Southeast Europe: Institutions and Practices between Formality and Informality“

26.–28. Juni 2014, IOS Regensburg Organisation: Kseniia Gatskova (IOS), Stefano Petrungaro (IOS)

Den Auftakt erd Jahrestagung bildeten zwei Keynote-Vorträge: Der Historiker Donald Filt- zer (London) hob die Bedeutung von infor- mellen Aushandlungsmechanismen am Ar- beitsplatz in der Sowjetunion hervor. Dabei ging er insbesondere auf die Frage nach den Handlungsmöglichkeiten und -spielräumen von Arbeiter/inne/n ein. Der Ökonom Hartmut Lehmann (Bologna, Bonn) stellte wirtschafts- wissenschaftliche Erklärungsansätze vor und thematisierte das Problem der Messung in- formeller Arbeit. Abschließend reflektierte er über den Zusammenhang von individueller Jahrestagung des IOS in Regensburg Risikobereitschaft und Informalität.

Die zweite Jahrestagung des IOS behandelte Die Panels das Phänomen der informellen Arbeit in ih- Das erste Panel behandelte das Thema infor- rer Relation zu formaler Arbeit. Ziel war, einer- meller Beschäftigung sowohl auf regionaler als seits Bestimmungsfaktoren und sozioökomi- auch auf Firmenebene. Im ersten Vortrag hob sche Folgen zu eruieren, andererseits diese vor Aleksey Oshchepkov (Moskau) hervor, dass dem Hintergrund jeweils konkreter politischer der Anstieg des gesetzlichen Mindestlohns in und kultureller Kontexte in Vergangenheit und Russland zu einer Zunahme informeller Be- Gegenwart zu diskutieren. Dass insgesamt 138 schäftigungsverhältnisse und von Jugendar- fachlich qualifizierte Bewerbungen eingingen, beitslosigkeit geführt hätte. Nach der Präsen- von denen nur 19 Vorträge ausgewählt und in tation diskutierten die Teilnehmer über die sieben Panels an zwei Tagen präsentiert wer- Bedeutung der dargestellten Ergebnisse für den konnten, zeigt das außerordentliche In- die Wirtschaft und über die Gesetzgebung in teresse am Thema der Konferenz. Zugleich Bezug auf Mindestlöhne in Russland. Die For- wird deutlich, wie sehr sich das IOS bereits schungsergebnisse haben gezeigt, dass poli- drei Jahre nach dem Zusammenschluss sei- tische Maßnahmen ohne Kontextberücksich- ner Vorgängerinstitut­ e zu einem Anziehungs- tigung zu den gegenteiligen Folgen führen punkt für die internationale Forschung zum können. So ist der Anteil der formell Beschäf- östlichen Europa entwickelt hat. tigten in Russland nach der Einführung der

98 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Mindestlohn­erhöhung gesunken, und die Steu- gen beeinflusst wurde, die auf ihren Status ereinnahmen verringerten sich, anstatt inten- als langjährige griechische Staatsbürger ins- siver zu fließen. Danach lenkte Georgios Pa- besondere gegenüber den neu Zugewanderten nos (Stirling) den Fokus auf die Firmenebene. pochten. Die anschließende Diskussion unter- Er wies darauf hin, dass in Südosteuropa Fir- suchte die Frage, ob die Diskriminierung durch men mit einem informellen Gründungshin- offizielle Dokumente unterlegt war und in wel- tergrund bessere ökonomische Kennzahlen in chem Ausmaß sie die soziale Ex- bzw. Inklusion Bezug auf Verkauf, Export und Beschäftigungs- der Flüchtlinge beeinflusste. In der darauffol- zuwachs vorzuweisen hätten. Die anschließen- genden Präsentation wies Dragos Radu (Lon- de Diskussion thematisierte die Motivation, don) darauf hin, dass rückkehrende Migranten ein Unternehmen informell zu gründen sowie mit Arbeitserfahrung auf Grund eines besse- die Frage nach dem Verhältnis von Illegalität­ ren Zugangs zu den informellen Netzwerken und Informalität. Am Ende des Panels präsen- der etablierten politischen und ökonomischen tierte Anne White (Bath) eine qualitative Un- Eliten Rumäniens mehr Einkünfte erzielten tersuchung, die in der polnischen Kleinstadt als diejenigen Rückkehrer, die ausschließlich Limanowa durchgeführt wurde. Die Studie zur Ausbildung im Ausland waren. zeigt, dass informelle Migrationsnetzwerke Im dritten Panel wurde die Diskussion über und soziales Kapital eine erhebliche Rolle bei Migrationen und informelle Netzwerke fort- der Arbeitssuche sowohl im lokalen als auch geführt. Zuerst präsentierte Walter Daugsch im internationalen Arbeitsmarkt spielen. Da- (Düsseldorf) die informellen Netzwerke von rüber hinaus berücksichtigte der Vortrag auch Arbeitergesellschaften, die von südslawischen einen komplementären Aspekt des Phäno- Arbeitern im Ausland gegründet wurden. Nach mens: Informalität nicht nur als Migrations­ der Präsentation diskutierten die Teilneh- effekt, sondern auch als Migrationsgrund, da mer über die Finanzquellen und gesetzlichen die durchgeführten Interviews klar zeigten, Grundlagen dieser Arbeitergesellschaften so- dass die Migration in den untersuchten Fäl- wie über ihre inneren Konflikte, die primär auf len das Ergebnis eines Mangels an formalisier- den unterschiedlichen Nationalitäten ihrer ten Arbeitsstellen ist. So verursacht und stärkt Mitglieder basierten. Als zweiter Vortragender die Informalität des lokalen Arbeitsmarkts die nutzte Ira Gang (London) die Diskrepanz zwi- Informalität der Migration. Die Anwesenden schen Haushaltsausgaben auf der einen und stellten Fragen zur Verletzung von Arbeitsge- Einkommen auf der anderen Seite als einen setzen und hoben die Unterschiede zwischen Indikator für informelle Aktivitäten in Tad- Arbeitsmärkten in ländlichen und städtischen jikistan. Er entwickelte dabei die These, dass Gebieten hervor. Migration ein weniger kostenintensiver Ersatz Das zweite Panel war den Themen Bildung für den informellen Beschäftigungssektor im und Diskriminierung gewidmet. Zunächst eigenen Land sei. Die anschließende Diskus- analysierte Nikos Potaminos (Rethymno) die sion legte nahe, dass der rechtliche Rahmen Arbeitsdiskriminierung gegen griechische von Überweisungen diese Ergebnisse erklären Flüchtlinge aus der Türkei nach dem grie- könnte und dass die Besteuerung von Über- chisch-türkischen Krieg von 1919 bis 1922. Er weisungen Familienmitglieder dazu drängen legte dar, wie die Formierung der griechischen könnte, diese als informelles Einkommen zu Arbeiterklasse von der Suche nach Privilegi- „verstecken“. Abschließend präsentierte Artjem en auf dem Arbeitsmarkt von Seiten derjeni- Ivlevs (London) Ergebnisse einer Studie basie-

Jahresbericht 2014 99 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Jahrestagung des IOS in Regensburg

rend auf individuellen Niveau­daten aus sechs produktion und der Industrieentwicklung der postsozialistischen Ländern, die den Thesen Nachkriegszeit besprochen. Rory Archer (Graz) des Vorredners zu widersprechen schienen. analysierte als zweiter Redner Betriebszeitun- Er unterstrich, dass zirkulierende Migranten gen von mehreren größeren jugoslawischen und Personen, die Überweisungen erhalten, Fabriken und sprach über die Darstellungen mit größerer Wahrscheinlichkeit informell der Ungleichheit und prekären Existenz in den arbeiten oder arbeitslos sein werden. Die an- 1980er Jahren. Die anschließende Diskussion schließende Diskussion machte deutlich, dass warf die Frage nach der Zensur dieser Zeitun- die Ursache der sich widersprechenden Ergeb- gen auf und hob Ähnlichkeiten zwischen Ka- nisse ein unterschiedliches Verständnis von rikaturen in jugoslawischen und in anderen Informalität sein könnte, die es daher klar zu sozialistischen Fabriken hervor. definieren gelte. Der zweite Tag begann mit dem Panel zu Das letzte Panel des ersten Konferenzta- Arbeitsmarktergebnissen. Als erster Vortra- ges war Diskursen und Repräsentationen ge- gender präsentierte Dushko Josheski (Štip) widmet. Rudolf Kučera (Prag) wies als erster eine grundlegende Untersuchung über den Redner darauf hin, dass während des Ersten Einfluss von Demokratieindizes, regierungs- Weltkriegs wissenschaftliche Studien des Ar- bezogenen und ökonomischen Kennwerten / beitsausschusses die Effizienz von alltäglichen Regelgrößen auf Arbeitsmarktergebnisse in industriellen Arbeitsweisen im Österreich­ mittel- und osteuropäischen Ländern. Die an- Ungarischen Staat vergrößert haben. Nach schließende Diskussion konzentrierte sich auf der Präsentation wurden Details der Kriegs- die Integration der Ergebnisse in die breite-

100 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

re wirtschaftswissenschaftliche Forschung zu De-Industrialisierung auf Textilarbeiterinnen diesem Thema. Tatiana Karabchuk (Moskau) Ende der 1990er Jahre bis Anfang der 2000er verwies in der zweiten Präsentation darauf, Jahre. Die nachfolgende Diskussion half, zwi- dass ein liberaleres Arbeitsrecht auf ein hö- schen Gewinnern und Verlierern dieser Wirt- heres Niveau des subjektiven Wohlbefindens schaftsreformen in der Region zu differen- hinauslaufe. Nach ihrer Präsentation wurden zieren. Als letzter Vortragender präsentierte der potentielle Einfluss der Wirtschaftskrise Angelo Martelli (London) die Bestimmungsfak- sowie die Möglichkeit eines sich wechselsei- toren der Sonderbeschäftigung und der Pfa- tig beeinflussenden Verhältnisses zwischen de zur Informalität im heutigen Serbien. Er subjektivem Wohlbefinden und unterschied- versuchte dabei, Prozesse zu bestimmen, die lichen Beschäftigungstypen diskutiert. Zdeněk Menschen in einen informellen Job drängen Nebřenský (Prag) präsentierte als letzter Vor- können. Die Diskussion hob die Bedeutung tragender seine Untersuchung zur Arbeits- multidisziplinärer Ansätze hervor, die notwen- platzzuteilung von Universitätsabsolventen dig seien, um Wirtschaftsphänomene sowohl durch die Zentralregierung im kommunisti- auf regionaler als auch auf der Ebene von In- schen Polen und der Tschechoslowakei (1956– dividuen zu verstehen. 1968). Nebřenský führte aus, dass der schlecht Das letzte Konferenzpanel konzentrierte ausgearbeitete Zuteilungsplan zu höheren sich auf die Themen Soziales Kapital und Ver- Arbeitslosenquoten unter Universitätsabsol- trauen/Misstrauen. László Kürti (Miskolc) be- venten geführt hätte, die sich häufig auf in- leuchtete die Rolle des institutionalisierten Be- formelle Netze verlassen mussten, um Arbeit schwerdeausschusses im spät-sozialistischen zu finden. Die anschließende Diskussion deck- Ungarn. Dieser Ausschuss sei mit seinem Ver- te auf, wie einzelne Universitätsfakultäten die such gescheitert, politisches Vertrauen durch staatlicherseits auferlegten Quoten von zuzu- die Möglichkeit von Unzufriedenheitsbekun- lassenden Studenten nicht respektierten, was dungen der Arbeiter zu fördern. Die darauf- zum Teil das Fehlen von notwendigen Qualifi- folgende Diskussion hob die Wichtigkeit einer kationen erklärte. stringenten Datenerfassung hervor und ver- Das zweite Panel des Tages war den Themen wies auf Probleme, die aus einer Archiv-For- Ungleichheit und Nichtarbeit gewidmet. Ulri- schung resultieren können. Danach referierte ke Schult (Jena) untersuchte Ungleichheit, die Jan Fidrmuc (London) über die Langlebigkeit durch die Wirtschaftsreformen in Jugoslawien, sozialen Kapitals. Durch die Untersuchung von genauer durch das Selbstverwaltungsprinzip Gebieten, die groß angelegte Bevölkerungs- erzeugt wurde. Am Beispiel von Fahrzeugfa- verschiebungen in den letzten 60 Jahren er- briken in Serbien und Slowenien analysierte lebt haben, versuchte Fidrmuc, Putnams In- Schult die Strategien der Arbeiter im Bekun- terpretation des sozialen Kapitals als fest in den ihrer Unzufriedenheit. Die anschließen- ein langfristiges historisches Erbe eingebettet de Diskussion hob die Schwierigkeiten hervor, zu bestätigen. Die nachfolgende Diskussion Daten in Bezug auf Ungleichheit und Streiks unterstrich die Bedeutung einer Einbettung für diese Periode zu ermitteln. Danach wandte dieser Ergebnisse in konkrete historische sich Chiara Bonfiglioli (Edinburgh) mit ihrer Kontexte und problematisierte zugleich die Präsentation der Textilindustrie in den Nach- Schwierigkeit, passende Messgrößen für so- folgestaaten des ehemaligen Jugoslawien zu. ziales Kapital zu finden. Abschließend analy- Sie analysierte den negativen Einfluss der sierte Tomás Beszenyi (Budapest) das Konzept

Jahresbericht 2014 101 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

wegen unterstrichen beide die Bedeutung der vom Institut geförderten, stärker differenzie- renden interdisziplinären Forschung, die ex- emplarisch gerade auch in der Jahrestagung zum Ausdruck kam: An zwei Tagen stellten ins- gesamt 19 Vortragende aus verschiedenen eu- ropäischen Ländern und Nordamerika aktuel- le Forschungsergebnisse vor. Das disziplinäre Spektrum war weit gefasst und reichte von Ge- schichtswissenschaft über Anthropologie und Soziologie bis zur Ökonomie. In den intensi- ven Diskussionen wurde informelle Arbeit in Jahrestagung des IOS in Regensburg Zusammenhang mit konzeptionellen Fragen, ihrer historischen und kulturellen Bedingtheit, ihren ökonomischen und sozialen Auswirkun- von „fusi“, d. h. die Aneignung von staatlichen gen sowie ihren politischen Implikationen de- Mitteln durch Arbeiter für andere Zwecke, mit battiert. Ein wichtiges Ergebnis war die Her- einem speziellen Fokus auf die Autofabrik von ausarbeitung der Bedeutung von Netzwerken Csepel in Ungarn. Die anschließende Diskussi- und Sozialkapital für die Erklärung informel- on hob die Notwendigkeit des Gebrauchs von ler Praktiken. Die Tagung verdeutlichte erneut, sowohl linguistischer als auch wirtschafts- wie fruchtbar der Dialog zwischen den Geistes- wissenschaftlicher Literatur hervor, um die und Sozialwissenschaften sein kann, um der sozialhistorische Rolle von „fusi“ und anderer Komplexität wichtiger sozialer Phänomene informeller Praktiken und arbeitsweltlicher analytisch gerecht zu werden. Sprachphänomene im kommunistischen Un- Dass wichtige Fragestellungen der Tagung garn zu verstehen. vom IOS erneut aufgegriffen und prominent diskutiert werden, zeigt die für 2015 geplante Resümee Jahrestagung. So wird der bereits 2014 stark In ihren Schlussbemerkungen diskutierten hervorgetretene Themenkomplex Migrati- die beiden Direktoren des Instituts, Ulf Brunn- on zum Leitthema – „Migration in and out bauer und Jürgen Jerger, über die Schwierig- of East- and Southeast Europe“ – der dritten keit, die Realität mit binären Konzepten wie Jahrestagung mit den Schwerpunkten Werte, „formal“ und „informell“ zu interpretieren. Sol- Netzwerke und Wohlstand. Dies eröffnet viel- che Konzepte entstammten oftmals einer west- fältige Möglichkeiten, dieses politisch wichtige lichen Sicht, die möglicherweise nicht geeignet Thema auch in seinen historischen und öko- sei, die Realität in Ost- und Südosteuropa in ih- nomischen Tiefendimensionen sowie in seiner rer ganzen Komplexität zu erfassen. Auch des- innereuropäischen Dynamik zu diskutieren.

102 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

UKRAINESCHWERPUNKT

Podiumsdiskussion „Ukraine zwischen Krieg und Frieden“

19. März 2014 am IOS In Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

An dieser Podiumsdiskussion zur aktuel- len Situation in der Ukraine nahmen am Po- dium teil: Maxim Gatskov (BAYHOST, Regens- burg), Wilfried Jilge (GWZO, Leipzig), Walter Koschmal (Universität Regensburg), Manuela Troschke (IOS); moderiert wurde die Diskus- sion von Thomas Muggenthaler (Bayerischer Rundfunk, Regensburg). Zu den wesentlichen Diskussionsthemen gehörte die Bedeutung der ideologischen Fundierung der expansionisti- schen Politik des Kremls, wo Präsident Putin und seine engsten Berater ihr Heil angesichts Dr. Manuela Troschke und Thomas Muggenthaler wachsender ökonomischer Probleme in einem großrussischen Nationalismus, gepaart mit Sowjetnostalgie, zu suchen scheinen. Betont das Podium die Vernachlässigung der Ukrai- wurden auch die strukturellen Schwierigkei- ne-Expertise in Deutschland, die angesichts ten der Ukraine angesichts einer weitgehend der Entwicklung dringend notwendig sei. Als desavouierten politischen Elite, grassieren- Beispiel für Regensburger Ukraine-Expertise der Korruption, existierender gesellschaftli- präsentierte Walter Koschmal sein neues Buch cher Spannungen sowie eines massiven öko- über Taras Schevtschenko, den ukrainischen nomischen Reformbedarfs. Zudem beklagte „Nationaldichter“.

Jahresbericht 2014 103 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Vortrag von Leonid Polishchuk (Higher School of Economics, Moscow): „Value Shifts in the Russian Society: Causes, Patterns, and Political Implications“

21. Mai 2014 am IOS

Leonid Polishchuk analysierte die Änderun- Ministerpräsident Medwedew steil ansteigen gen der normativen Werthaltungen in Russ- ließen. Insofern kann diese expansionistische land und deren Konsequenzen für die Politik. Politik aus einer innenpolitischen Perspektive Der abrupten Wende nach dem Kollaps des als Substitut für die ausbleibenden Erfolge bei Kommunismus folgten langsamere aber ge- der nachhaltigen Verbesserung der ökonomi- nauso nachhaltig wirksame Entwicklungen schen Situation gesehen werden. Letzteres war in der russischen Gesellschaft. Insbesondere in Putins ersten beiden Amtszeiten das zentra- machte Polishchuk darauf aufmerksam, dass le Fundament für dessen Popularität, ist aber die jüngsten Interventionen der Regierung in seiner dritten Amtszeit deutlich in den Hin- Russlands in der Ukraine die Zustimmungs- tergrund getreten. werte sowohl von Präsident Putin als auch von

Vortrag von Kerstin Susanne Jobst (Universität Wien, Institut für Osteuropäische Geschichte): „Wie die Krim ,russisch‘ wurde ... Über die Strategien der Aneignung eines kolonialen Erwerbs“

4. Juni 2014 am IOS Vortrag im Rahmen der „Regensburger Vorträge zum Östlichen Europa“; in Kooperation mit der Südosteuropa-Gesellschaft (Zweigstelle Regensburg) und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

In seiner von metaphysischen Assozia- erinnerte. Mit religiösen, historischen, natur- tionen gespickten Rede vor der Duma am räumlichen und kulturgeographischen Argu- 4.12.2014 verglich Präsident Putin die spiritu- menten versuchten Intellektuelle und Ent- elle Bedeutung der Krim für die Russen mit je- scheidungsträger den Anspruch Russlands ner des Tempelbergs in Jerusalem für Moslems auf die Halbinsel zu begründen, selbst zu ei- und Juden. Die historischen Wurzeln solcher nem Zeitpunkt, als die Bevölkerung der Krim Einstellungen, mit denen die Führung Russ- noch mehrheitlich aus Tataren bestand. Nach lands die völkerrechtswidrige Annexion der und nach erreichten diese Aneignungsdiskur- Krim rechtfertigt, zeigte Kerstin Susanne Jobst se solche gesellschaftliche Tiefenwirksamkeit, in ihrem Vortrag auf. Die Krim, einst ein Vasal- dass die Eigenschaft der Krim als ur-russisches lenstaat der Osmanen, wurde nach 1774 in das Territorium für die Bevölkerung Russlands zur russische Zarenreich integriert. Damit setzte Selbstverständlichkeit wurde. Der Kreml kann ein Prozess der kulturellen Aneignung ein, der sich heute dieser festen Wahrnehmungsmus- an kolonialistische Rechtfertigungsstrategien ter bedienen.

104 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Vortrag von Svitlana Khutka (Nationale Universität „Kyiv-Mohyla Academy“): „The Maidan Protest, Militant Interventions and Radical Shifts in Public Support for EU-orientation vs. Russian Federation in Ukraine“ 4. November 2014 am IOS Vortrag im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie in Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

In ihrem Vortrag stellte Svitlana Khutka ak- Majdan Protestierenden (Geschlecht, Alter, Bil- tuelle Ergebnisse der vom Kiewer Internati- dung, Berufsstatus usw.) mit den entsprechen- onalen Institut für Soziologie in der Ukraine den Charakteristika der Gesamtbevölkerung. durchgeführten Umfragen durch, wobei gezielt Ferner analysierte der Vortrag die Dynamiken auch Teilnehmer des „Euromaidan“ befragt der öffentlichen Meinung in der Ukraine be- wurden. Um das Phänomen des „Euromaidans“ züglich der Unterstützung der EU-Integration besser zu verstehen, verglich die Referentin sowie der Einstellungen gegenüber Russland die soziodemographischen Merkmale der am und der NATO.

Workshop „Politische Kultur in der Ukraine: Wertewandel nach dem ‚Euromaidan‘?“

17. bis 22. November 2014 am IOS Gefördert von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ im Rahmen des Programms „Europeans for Peace“ Verantwortliche am IOS: Kseniia Gatskova, Ulf Brunnbauer; in Kooperation mit BAYHOST und der Nationalen Universität „Kyiv-Mohyla Academy“

Der Workshop „Politische Kultur in der Uk- raine: Wertewandel nach dem ‚Euromaidan‘?“ wurde konzipiert, um über die Auseinander- setzung mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine in Form von Podiumsdiskussionen hi- nauszugehen und einen nachhaltigen Effekt zu generieren. Ziel war, Studierenden Metho- den zu vermitteln, wie politischer Wandel ana- trafen sich dafür in Regensburg für eine Semi- lysiert werden kann. Sechs deutsche und fünf narwoche, bei der sie sich intensiv und in eige- ukrainische Studierende höherer Semester ner Projektarbeit mit Themen der politischen

Jahresbericht 2014 105 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Orientierung und des Wertewandels in der von einem Intensivkurs zur statistischen Da- Ukraine auseinandersetzten. Das Programm tenanalyse. Hier konnten sie konkrete Frage- umfasste in seinem theoretischen Teil Vorle- stellungen mit den erlernten Methoden auf der sungen und Vorträge, in seinem anwendungs- Basis aktueller soziologischer Umfragedaten orientierten Teil wurde in Gruppendiskussio- aus der Ukraine selbst bearbeiten. Dadurch nen und Workshops gearbeitet. Als Disziplinen verbesserten die Studierenden nicht nur ihre vertreten waren Soziologie, Wirtschaftswissen- analytische Kompetenz, sondern erlangten schaften, Politikwissenschaft und Geschichte. eine wichtige berufliche Qualifikation für die Im Mittelpunkt stand die Arbeit an gemein- Zukunft: die Aufbereitung von Umfragedaten sam formulierten Forschungsvorhaben zu re- zur wissenschaftlichen Fundierung von Ex- levanten Themen der politischen Kultur, der pertenmeinungen. Das Seminar wurde von zivilgesellschaftlichen Partizipation und zur Kseniia Gatskova in Zusammenarbeit mit Svi- Demokratiebildung in der Ukraine. Neben der tlana Khutka von der nationalen Universität Vermittlung von theoretischen Kenntnissen „Kiew-Mohyla Akademie“ geleitet. profitierten die Studentinnen und Studenten

Vortrag von Gianfranco Tamburelli (Institute for International Legal Studies of the National Research Council of Italy): „The EU-Ukraine Association Agreement: Legal and Political Dimensions“

25. November 2014 am IOS In Kooperation mit der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

Anlass der Protestbewegung gegen Präsi- burelli vertrat die Meinung, dass bei entspre- dent Janukovič und damit letztlich Grund sei- chender Berücksichtigung die Inkompatibili- nes Sturzes war dessen Suspendierung der ge- täten zwischen dem AA und den bestehenden planten Unterzeichnung des ausgehandelten Wirtschaftsvereinbarungen der Ukraine mit Assoziierungsabkommens (AA) zwischen der Russland hätten gelöst werden können. Eine Ukraine und der Europäischen Union. Janu- weitere heikle Frage betrifft die Anwendbar- kovičs gewählter Nachfolger Porošenko un- keit des Abkommens auf jene Territorien der terzeichnete das AA am 27.6.2014. In seinem Ukraine, die sich nicht unter der Kontrolle der Vortrag ging der Jurist Gianfranco Tamburel- Zentralregierung befinden: die von Russland li auf rechtliche Aspekte des Abkommens ein annektierte Krim sowie die selbsternannten und verglich es mit anderen Assoziierungsab- „Volksrepubliken“ im Osten. Jedenfalls betont kommen der EU. In Reichweite und Tiefe sei das AA ausdrücklich die Unabhängigkeit und das AA mit der Ukraine präzedenzlos. Eine territoriale Integrität der Ukraine. Zum Ab- weitere Besonderheit sei die Tatsache, dass schluss äußerte Tamburelli seine Befürchtung, das Inkrafttreten des ökonomischen Teils (der dass in der Ukraine die ökonomischen und po- Schaffung einer „Deep and Comprehensive litischen Folgen des Abkommens zu optimis- Free Trade Area“, DCFTA) auf 1.1.2016 vertagt tisch eingeschätzt würden. wurde, v. a. mit Rücksicht auf Russland. Tam-

106 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Vortrag von Oleksandr Zabirko (Slavisch-Baltisches Seminar, Universität Münster): „Das wilde Feld der Ostukraine: Neubeginn oder frozen conflict?“

27. November 2014 im Kino im Andreasstadel, Regensburg In Kooperation mit „donumenta“ (Regensburg) und der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

Im Rahmen der Präsentation des Kunst- und Kulturprojekts „SHARE – Too Much History, MORE Future“, das sich in Form von Kurzfil- men mit den Wunden der Jugoslawienkriege auseinandersetzt, sprach der an der Universi- tät Münster tätige wissenschaftliche Mitarbei- ter Oleksandr Zabirko über die aktuelle Situ- ation in der umkämpften Ostukraine. Ziel der SHARE Veranstaltung war auch, die Parallelen zwi- Too Much History MORE Future schen dem Ausbruch der Kriege im ehema- ligen Jugoslawien und dem, was 2014 in der Einladungskarte zur Veranstaltung Ukraine geschah, hervorzuheben. Diese Par- allelen gehen so weit, dass einer der Anführer der „Separatisten“, der russische Geheimdien- Menschen würden sich mit dem Staat Ukrai- stoffizier Igor Girkin (genannt Strelkov) vor ne und seiner Unabhängigkeit identifizieren. mehr als 20 Jahren auf serbischer Seite auch Ukrainische Identität habe ihre exklusive eth- in Bosnien gekämpft hat. Zabirko, der selbst nische Verwurzelung verloren und eine staats- aus der umkämpften Stadt Luhansk stammt, bürgerliche Dimension angenommen. Damit analysierte die Genese der vermeintlichen werde auch das Bild der zweigeteilten Ukraine separatistischen Bewegung und hob dabei immer brüchiger. Was die konkrete Lage in der die Rolle von aus Russland gekommenen Ge- Ostukraine anbelangt, zeigte sich Zabirko al- waltspezialisten hervor. Eindrücklich schil- lerdings skeptisch, nicht zuletzt aufgrund der derte er den Hintergrund der Protagonisten katastrophalen humanitären Situation und und des Fußvolkes der Aufständischen sowie der weitgehenden Zerstörungen in einer oh- die gewaltsame Natur der Herrschaft, die sie nehin wirtschaftlich schwachen Region. Selbst in den von ihnen eroberten Gebieten der Be- die Stabilisierung in Form eines „frozen con- zirke Doneck und Luhansk errichteten. Viele flicts“ sei wenig wahrscheinlich. Letztlich sei der lokalen Akteure haben einen kriminellen v. a. das weitere Vorgehen des Kremls kaum Hintergrund. Die ideologischen Wortführer einzuschätzen. beschwören großrussische und reaktionäre Oleksandr Zabirkos Vortrag kann auf dem Ideen. Ein Ergebnis der russischen Aggressi- Blog des Instituts (http://ostblog.hypotheses. on im Jahr 2014 sei aber auch eine Stärkung org) nachgelesen werden. des ukrainischen Patriotismus. Immer mehr

Jahresbericht 2014 107 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Weitere Veranstaltungen und Vorträge zur Ukraine

18. Juni 2014 5. Dezember 2014 „Souveränität und Selbstbestimmung in der „Multi-Vector Nature of Ukraine’s Foreign Po- Ukraine-Krise: Ist Völkerrecht wichtig?“. Vor- licy since 1991“. Vortrag von Dr. Vasyl Filip- trag von Robert Uerpmann-Wittzack (Univer- chuk (Kiew) in Kooperation mit der Graduier- sität Regenburg, Lehrstuhl für Öffentliches tenschule für Ost- und Südosteuropastudien Recht und Völkerrecht) im Rahmen der Re- in Regensburg. gensburger Vorträge zum östlichen Europa in Kooperation mit UIM und IOR.

18. November 2014 „Assessing the Impact of a Carbon Tax on the Ukrainian Economy“. Vortrag von Miriam Frey im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS

Publikationen

Neben den Veranstaltungen beschäftigte ŦŦ Policy Issues: zwei Ausgaben der On- sich das IOS 2014 mit der Situation in der Uk- line-Publikation widmen sich der raine auch in seinen Publikationen. Ukraine. In Ausgabe Nr. 1 (März 2014) gingen Manuela Troschke and Flori- ŦŦ Südosteuropa. Journal of Politics and So- an Wittmann unter dem Titel „Inside ciety: Heft 2 und Heft 3, 2014, enthalten Oligarchs versus Outside India: Techni- jeweils ein Dossier zu „Southeastern Eu- cal (non) progress and environmen- rope’s Perspectives on the Ukrainian Cri- tal effects in Post-Soviet Steel“ auf die sis“. Dorian Jano, Murat Önsoy, Svetlana Entwicklung der Stahlindustrie auch Suveica und Biljana Vankovska in Heft 2, in der Ukraine ein. In Ausgabe 3 (Juni Filip Ejdus, Virgiliu Bîrlădeanu und Juli- 2014) ging Kseniia Gatskova der Frage en Danero Iglesias in Heft 3 analysieren nach: „Can increasing religiosity foster die öffentliche Meinung und politischen democratization in Ukraine?“. Reaktionen auf die Ukraine-Krise und ŦŦ In ostBLOG. Ost- und Südosteuropa im das Vorgehen Russlands in Kosovo, der Fokus der Wissenschaft erschien im Türkei, Moldova, Makedonien, Serbien Dezember 2014 die überarbeitete und und Rumänien. reichhaltig illustrierte Version des Vor- trags von Oleksandr Zabirko (Univer-

108 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Vortrag „Das wilde Feld der Ostukraine: Neubeginn oder frozen conflict?“

sität Münster) über „Das wilde Feld der 2000plus: Revolutionen ohne Ende?“ in Ostukraine. Neubeginn oder frozen der von Renovabis herausgegebenen conflict?“ (http://ostblog. hypotheses.​ org/​ Zeitschrift OST-WEST. Europäische Pers- 436#more-436). pektiven (Heft 4, 2014: „Ukraine? – Ukrai- ŦŦ Mitarbeiter/innen des Instituts veröf- ne!“). Manuela Troschke kommentierte fentlichten Analysen bzw. Kommen- den Umsturz unter dem Titel „U kraji- tare zum politischen Umbruch in der na heißt ‚Am Rande‘“ in der Mittelbay- Ukraine und den ökonomischen Folgen erischen Zeitung (27.2.2014), Richard des Konflikts in Medien für ein größeres Frensch analysierte in dem Artikel „‚Bei- Publikum: Ulf Brunnbauer und Kseni- de Seiten betroffen‘. Welche Sanktionen ia Gatskova schrieben zu „Die ukraini- haben die stärkste Wirkung?“ die gegen sche Diversität“ in der österreichischen Russland erlassenen Wirtschaftssankti- Tageszeitung Der Standard (17.3.2014). onen, erschienen in Wirtschaftszeitung Katrin Boeckh analysierte die politi- (September 2014). sche Entwicklung unter „Die Ukraine

Jahresbericht 2014 109 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

SCHWERPUNKT ERSTER WELTKRIEG

Internationale Konferenz „The Great War: Regional Approaches and Global Contexts“

18. bis 20. Juni 2014 in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina

In Zusammenarbeit mit: Institut für Geschichte der Universität Sarajevo, Geisteswissen- schaftliches Forschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Budapest), Institut für Balkanstudien und Thrakologie der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (Sofia), Institut für Nationale Geschichte (Skopje), Institut für Zeitgeschichte (Ljubljana), Kroatisches Institut für Geschichte (Zagreb), Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität, Zentrum für Südosteuropastudien der Universität Graz

Geleitet von: Ulf Brunnbauer (Regensburg), Husnija Kamberović (Sarajevo), Florian Bieber (Graz), Attila Pok (Budapest), Jasna Turkalj (Zagreb), Damijan Guštin (Ljubljana), Marijana Stamova (Sofia), Dragi Gjiorgiev (Skopje)

Gefördert von: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Kanton Sarajevo, Stadtgemeinde Sarajevo, Ungarische Akademie der Wissenschaften, BH Telekom, Universität von Utah, Goethe-Institut Sarajevo

Die im Juni 2014 in Sarajevo organisierte in- den Erfahrungen konkreter Orte bis zu den ternationale Tagung gehörte zu den größten nationalstaatlichen, regionalen und globalen wissenschaftlichen Veranstaltungen in Euro- Dimensionen. Methodologisch standen dabei – pa im Jahr der hundertsten Wiederkehr des die allgemeinen Trends der Forschung zum Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, die sich mit Ersten Weltkrieg widerspiegelnd – sozial- und Ursachen, Verlauf und Folgen des Krieges be- kulturhistorische Zugriffe im Vordergrund. So schäftigten. Die Tagung zielte insbesondere auf gingen viele Vorträge auf die Alltagsgeschichte die Einbettung der südosteuropäischen Welt- des Krieges ein. Einen weiteren Schwerpunkt kriegserfahrung in internationale und verglei- bildeten Diskussionen der erinnerungskul- chende Kontexte. 132 Vortragende aus 28 Län- turellen Folgen sowie der divergenten natio- dern Europas und Nordamerikas stellten in 27 nalen Repräsentationen des Weltkriegs, zum Panels ihre aktuellen Forschungen zum The- Beispiel der konfligierenden Wahrnehmungen ma vor. Zur Sprache kamen unterschiedliche der Person des Attentäters vom 28. Juni 1914, Analyseebenen, von individuellen Schicksalen, Gavrilo Princip. Angesichts des Tagungsortes

110 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

galt besondere Aufmerksamkeit auch der bis päischen Historiographien die internationalen heute umstritten interpretierten Rolle der Or- und globalen Bezüge sowie vergleichende Di- ganisation Mlada Bosna, zu der eine eigene mensionen bisher zu wenig beachtet. Plenarsektion stattfand. Die Tagung, die bereits im Vorfeld beträcht- Eingeleitet wurde die Tagung mit einem liche mediale Aufmerksamkeit auf sich gezo- Keynote-Vortrag von Mark Mazower (Columbia gen hatte (u. a. aufgrund der polemischen Kri- University, New York), der u. a. die Frage auf- tik seitens nationalistischer serbischer Kreise, warf, wie produktiv die Suche nach Schuldigen die in der Tagung einen Versuch der Revision für den Kriegsausbruch heute noch sei, wenn der Geschichte des Ersten Weltkriegs und ei- doch diese Frage schon in der Zwischenkriegs- ner Schuldzuweisung an Serbien zu entdecken zeit umfänglich abgehandelt wurde. Insge- glaubten), generierte starkes öffentliches Inte- samt machte er in der rezenten Forschung zu resse. Neben bosnischen Medien berichteten den politischen Dimensionen des Kriegsaus- auch internationale, wie der Österreichische bruchs eine gewisse Redundanz aus. In ihrem Rundfunk und Chronicle of Higher Educati- Abschlussvortrag betonte Marie-Janine Calic on. Die meisten Panels können auf dem You- (LMU München), dass in der Gesamtgeschich- tube-Kanal des Kroatischen Instituts für Ge- te des Ersten Weltkriegs die südosteuropäi- schichte nachgesehen werden (http://www. sche Dimension bisher zu wenig berücksichtigt youtube.com/user/HIPZagreb). Eine umfang- worden sei. Umgekehrt hätten die südosteuro- reiche Tagungspublikation ist für 2015 geplant.

Jahresbericht 2014 111 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Lesung von Gregor Mayer (dpa, Budapest): „Attentat in Sarajevo – wie Mittelschüler einen Weltkrieg entzündeten“

1. Juli 2014 im Ostlesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek in München In Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek

Mit seinen Schüssen auf Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin Sophie am „Das Verbrechen Von sarajeVo“ Öffentliche Wahrnehmungen des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28.6.1914 28. Juni 1914 sollte der bosnische Mittelschü- ler Gavrilo Princip, ohne es zu ahnen, den Anlass zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs liefern. In seinem Buch „Verschwörung in Sa- 1. Juli 2014, rajevo. Triumph und Tod des Attentäters Ga- 19:00 Uhr vrilo Princip“ begibt sich der österreichische Vortrag im Ostlesesaal Journalist Gregor Mayer auf die Spuren des Gregor Mayer Attentäters. Welche Motive haben ihn und sei- (dpa, Budapest): „Attentat in Sarajevo – ne Mitverschwörer angetrieben, welche Ideen wie Mittelschüler einen Weltkrieg hatten sie für die Zukunft, wie konnten sie ihr entzündeten“ Eintritt frei Netzwerk der Verschwörung spinnen und wie reflektierte Princip in Haft über seine Tat? Auf diese Fragen versucht das im Residenzverlag erschienene Buch, das auf der Auswertung von historischen Quellen und Recherchen des Au-

© Residenz Verlag. Nachdruck mit freundl. Genehmigung

tors vor Ort beruht, Antworten zu geben. In In Zusammearbeit mit: kOSTproben

seiner Lesung gab Gregor Mayer einige der Kleine Kabinettausstellung im Eingangsbereich zum Ostlesesaal Ludwigstr. 16 80539 München 1. Juli 2014 – 30. Oktober 2014 Landshuterstraße 4 Montag bis Freitag 9 –17 Uhr www.bsb-muenchen.de D-93047 Regensburg wesentlichen Passagen seines Werkes wie- 15. August (Feiertag) geschlossen Eintritt frei der, das ein differenziertes Bild eines idealis- tischen, aber eben auch instrumentalisierten jungen Mannes entwirft. Mayer machte deut- lich, wie unzureichend Versuche sind, Princip Zuschreibungen weniger der historischen Re- und seine Mitverschwörer in der Manier einer alität als aktuellen politischen Positionen ver- Schwarz-Weiß-Malerei in klare Schablonen zu pflichtet. Der Vortrag fand als Auftakt zu der pressen. Vielmehr seien solche retrospektiven im Folgenden geschilderten Ausstellung statt.

112 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Ausstellung: „Das Verbrechen von Sarajevo – öffentliche Wahrnehmungen des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914“

1. Juli bis 30. Oktober 2014 in der Bayerischen Staatsbibliothek im Rahmen der Reihe „kOSTproben“ Organisiert und gestaltet von der Osteuropaabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in Kooperation mit dem IOS

Heute wissen wir, dass „das Verbrechen von lung der Bayerischen Staatsbibliothek zusam- Sarajevo“ (Reichspost, Wien, 29.6.1914) den men mit dem IOS organisierte; das IOS wirkte Beginn einer folgenschweren Ereigniskette insbesondere bei der Auswahl der Exponate darstellte, die einen Monat später Europa in und der Verfassung der erläuternden Texte den Ersten Weltkrieg stürzen ließ. Doch die mit. Aus dem reichhaltigen Fundus der Bay- Zeitgenossen des Attentats auf den österrei- erischen Staatsbibliothek, deren zeitgenös- chisch-ungarischen Thronfolger konnten dies sische Weltkriegssammlung zu den größten nicht wissen. Wie waren die zeitgenössischen im deutschen Raum gehört, präsentierte die Einschätzungen des Attentats, welche Folgen Ausstellung Zeitungen aus jenen Tagen sowie wurden für möglich oder wahrscheinlich ge- diverse andere Druckwerke aus verschiede- halten? Welche Atmosphäre herrschte in den nen Regionen und mit unterschiedlicher po- nationalen und regionalen Öffentlichkeiten je- litischer Ausrichtung. Ein Teil der Materialien ner Zeit? Wie viel Platz wurde dem Attentat im zeigte die zeitnahen Wahrnehmungen des At- Vergleich zu anderen Nachrichten überhaupt tentats; andere Zeugnisse wiesen auf die stei- gewidmet? Diese Fragen standen im Zentrum gende Kriegsangst bzw. -bereitschaft der ver- einer Ausstellung, welche die Osteuropaabtei- schiedenen Öffentlichkeiten in Europa hin.

Ringvorlesung: „100 Jahre seit Anfang vom Ende. Aktuelle europäische Forschungsansätze zum Ersten Weltkrieg“

22. Oktober, 26. November, 3. Dezember und 10. Dezember 2014 in der Stadtbibliothek Regensburg Organisiert von Katrin Boeckh (IOS) in Kooperation mit der Volkshochschule Regensburg Gefördert von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth

se der Historiographie zum Ersten Weltkrieg näher zu bringen, organisierte das IOS eine viergliedrige Ringvorlesung. Diese fand in den Räumen der Stadtbibliothek und Volks- Mit dem Ziel, einem interessierten Publi- hochschule Regensburg statt, um eine breite kum neue Forschungsansätze und Ergebnis- städtische Öffentlichkeit zu erreichen. Die vier

Jahresbericht 2014 113 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Vortrag von Prof. Dr. Christopher Clark, Cambridge: „Kriegsursachen, Auslöser und Ziele. Europäische Debatten zur Kriegsschuld“ am 22.10.2014 im Auditorium des Thon-Dittmer-Palais

Vortragsabende führten west-, mittel-, südost- Weltkriegsforschung sowie bestehende For- und osteuropäische Blickwinkel in einer über- schungsaufgaben ein. So lasse sich eine Ver- geordneten europäischen Perspektive zusam- schiebung des Fokus der Historiografie von men, um die Verflochtenheit der Kriegsgründe, einzelnen europäischen Zentralen hin auf die aber auch des Kriegsablaufs aufzuzeigen. Peripherie einerseits und auf die gegenseiti- Den Auftakt machte am 22. Oktober 2014 gen Verflechtungen andererseits beobachten. der Historiker Christopher Clark (University of Zur derzeit immer wieder diskutierten Frage Cambridge), Autor des Bestsellers „Die Schlaf- der Verantwortung für den Ausbruch des Krie- wandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg ges wies Clark auf den Bellizismus der militäri- zog“. In seinem Vortrag sprach er über „Kriegs- schen Eliten in Deutschland hin, die aber, ohne ursachen, Auslöser und Ziele. Europäische De- sie zu bagatellisieren, in einen gesamteuropäi- batten zur Kriegsschuld“. Mit mehr als 200 an- schen Rahmen eingebaut werden müssten. Die gemeldeten Zuhörer/innen – mehr passten politische Entscheidungsfindung in den Exe- in das Auditorium des Thon-Dittmar-Palais kutiven der europäischen Staaten sei durch nicht – handelte es sich um die bisher publi- polyzentrische Machtstrukturen und den Chor kumswirksamste Einzelveranstaltung des IOS. widersprüchlicher Stimmen sowie durch feh- Clark, der mit dem Schlafwandler-Buch eine lende Informationen und Fehlperzeptionen gerade auch in Deutschland intensiv geführ- in allen beteiligten Ländern geprägt gewesen. te Debatte über die korrekte Interpretation Das Geschehen hin zum Kriegsausbruch sei als der Kriegsursachen ausgelöst hatte, ging in interaktiv, europäisch, multipolar und daher seinem Vortrag u. a. auf rezente Trends in der höchst komplex zu charakterisieren.

114 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Die weiteren Vorträge der Vortragsreihe waren:

26. November 2014 3. Dezember 2014 Trude Maurer (Universität Göttingen / IOS Re- William Mulligan (University College Dublin): gensburg): „Patriotismus ohne Nationalismus „Der Balkan, die europäische Diplomatie und und zurückhaltende ‚Verteidigung der Hei- der Weg in den Weltkrieg“ mat‘: Studenten, Professoren und liberale Öf- fentlichkeit des Russischen Reichs im Ersten 10. Dezember 2014 Weltkrieg“ Gunda Barth-Scalmani (Universität Inns- bruck): „Höfe ohne Männer: Kriegserfahrun- gen von Frauen in der Tiroler Landwirtschaft 1914–1918“

Publikationen

Zu unterschiedlichen Dimensionen des Ers- ŦŦ Peter Mario Kreuter, Sarah A. Wagner ten Weltkriegs sowie zu aktuellen Entwicklun- (Hrsg.): The Changing Places and Faces gen im Bereich der Erinnerung an den Krieg of War (Freeland, Oxfordshire 2014). und seiner medialen Repräsentation veröf- ŦŦ Ders.: From Dybbol to Thessaloniki. Ge- fentlichten Mitarbeiter/innen des IOS im Be- orge I, King of the Hellenes, and the Fate richtsjahr folgende Publikationen: of War. In: Sarah A. Wagner, Peter Mario Kreuter (Hrsg.): The Changing Places ŦŦ Katrin Boeckh: Crumbling of Empires and Faces of War (Freeland, Oxfordshire and Emerging States. In: 1914–1918-on- 2014), S. 87–116. line. International Encyclopedia ŦŦ Trude Maurer: Der Krieg der Profes- of the First World War (http://ency​ soren. Russische Antworten auf den clopedia.1914-1918-online.net/article/​ Deutschen Aufruf „An die Kulturwelt“. crumbling_of_empires_and_emerging_ In: J. von Ungern-Sternberg, W. von Un- states_czechoslovakia_and_yugoslavia_ gern-Sternberg (Hrsg.): Der Aufruf „An as_multinational_countries). die Kulturwelt!“ Das Manifest der 93 und ŦŦ Ulf Brunnbauer: Geteilte Vergangenhei- die Anfänge der Kriegspropaganda im ten, teilende Erinnerung: Wie des Aus- Ersten Weltkrieg (Frankfurt, 2., erw. Aufl., bruchs des Ersten Weltkriegs in Serbien 2013), S. 163–201. und Bosnien-Herzegowina gedacht wird. ŦŦ Dies.: Fern der Front und fern vom „Volk“: In: OstBLOG (http://ostblog.hypotheses. „Die Verteidigung der Heimat“ durch Stu- org/221#more-221). denten und Professoren des Russischen ŦŦ Ders.: Sarajevo: Erinnerungsort wider Reiches. In: Stefan Karner, Philipp Lesiak Willen. In: Ost-West. Europäische Perspek- (Hrsg.): Erster Weltkrieg. Globaler Kon- tiven, 15:1 (2014), S. 56–65. flikt – lokale Folgen. Neue Perspektiven (Innsbruck 2014), S. 247–270.

Jahresbericht 2014 115 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

IOS-Mitarbeiter/innen in den Medien

ŦŦ „Friedenssicherung statt Expansionsbe- ŦŦ „Fahrlässige Staatsmänner allerorten“, lohnung. Aufruf von über 100 deutsch- Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung sprachigen OsteuropaexpertInnen zu vom 23.10.2014 über Christopher Clarks einer realitätsbasierten statt illusions- Vortrag im Rahmen der IOS-Vortrags­ geleiteten Russlandpolitik“, Artikel im reihe zum Ersten Weltkrieg Tagesspiegel vom 11.12.2014 ŦŦ „Osteuropaexperte widerspricht Gerhard ŦŦ „Deutsch-griechische Beziehungen im Schröder: Putins Politik ist gefährlich“, Fokus. Studierende und Wissenschaft- Interview mit Jürgen Jerger auf web.de ler aus Regensburg und Athen untersu- und gmx.at von 6.10.2014 chen zentrale Momente der Berührung ŦŦ „Putin bricht definitiv mit dem Westen“, zwischen beiden Ländern“, Artikel in der Interview mit Ulf Brunnbauer in der Mittelbayerischen Zeitung vom 3.12.2014 Freien Presse vom 4.9.2014 ŦŦ „Social Changes in the Aftermath of Wor- ŦŦ „Beide Seiten betroffen. Welche Sank- ld War I“, Interview mit Ulf Brunnbau- tionen haben die stärkste Wirkung?“, er über die sozialen Folgen des Ersten Beitrag von Richard Frensch in der Wirt- Weltkriegs für „Memories. South. East“ schaftszeitung vom September 2014 (Goethe-Institut), http://www.goethe.de/ ŦŦ „Arbeit in Ost- und Südosteuropa“, Be- ins/gr/lp/prj/eri/wap/en13400431.htm, richt über die IOS-Jahreskonferenz Dezember 2014 in der Mittelbayerischen Zeitung vom ŦŦ „Weiterleben nach den Bomben. 100 Jah- 8.7.2014 re nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs ŦŦ „Das unverhallte Echo. Sarajevo 100 Jah- erzählen Künstler, was sie aus der Ge- re nach dem Attentat“, Feature von ORF schichte für die Gegenwart mitnehmen“, Ö1 im Rahmen der Sendung Dimen- Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung sionen – die Welt der Wissenschaft mit vom 1.12.2014 Stellungnahme von Ulf Brunnbauer am ŦŦ „Ungarn: Irrt der Westen mit seiner Kri- 2.7.2014 tik an Viktor Orbán?“, Bericht mit Stel- ŦŦ „Es geht nicht voran. Warum sich Serbi- lungnahme von Ulf Brunnbauer in der en und Kroatien mit der Erinnerung an Wirtschaftswoche vom 9.11.2014 den Ersten Weltkrieg so schwer tun“, Be- ŦŦ „Aktuelle Konfliktforschung. Staatsse- richt mit Stellungnahme von Ulf Brunn- kretär Sibler sagt IOS Unterstützung zu“, bauer in der Süddeutschen Zeitung vom Artikel über den Besuch von Staatsse- 27.6.2014 kretär Sibler am IOS in der Donau-Post ŦŦ „Poroschenko verlängert Waffenru- vom 4.11.2014 he“, Bericht mit Stellungnahme von Ulf Brunnbauer in der Mittelbayerischen Zei- tung vom 27.6.2014

116 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

ŦŦ Interview von Radio Bremen, Nordwest- ŦŦ „U krajina heißt ‚Am Rande‘“. Außen- radio, mit Ulf Brunnbauer über die Ta- ansicht, Beitrag von Manuela Trosch- gung zum Ersten Weltkrieg in Sarajevo ke in der Mittelbayerischen Zeitung vom am 18.6.2014 27.2.2014 ŦŦ „Brzo se od Barbara postaje civilizovan“, ŦŦ „Die Türkei bleibt wichtig“. Außenansicht, Artikel über die Erste-Weltkriegs-Ta- Beitrag von Konrad Clewing in der Mit- gung in Sarajevo in Oslobodjenje vom telbayerischen Zeitung vom 19.2.2014 22.6.2014 ŦŦ „Donumenta-Archiv läuft sicheren Hafen ŦŦ „Helmut Schmidt sagt: Die Ukraine ist an“, Bericht über die Schenkung von Bü- keine Nation. Aber stimmt das über- chern der Donumenta an die IOS-Bib- haupt?“, Beitrag mit Interview mit liothek in der Mittelbayerischen Zeitung Ulf Brunnbauer in Focus Online vom vom 30.1.2014 21.5.2014 ŦŦ „Ein Schatz für die Südosteuropa-For- ŦŦ „Die Furcht vor TTIP“. Außenansicht, Bei- scher“, Bericht über die Schenkung trag von Jürgen Jerger in der Mittelbaye- von Büchern der Donumenta an die rischen Zeitung vom 10.5.2014 IOS-Bibliothek auf Oberpfalznetz.de vom ŦŦ „Eine Perspektive für die Ukraine“, Be- 30.1.2014 richt über die IOS-Podiumsdiskussion ŦŦ „Serbien will nicht der Schuldige sein“, zur Ukraine in der Mittelbayerischen Zei- Beitrag mit Stellungnahme von Ulf tung vom 20.3.2014 Brunnbauer in den Salzburger Nachrich- ŦŦ „Die ukrainische Diversität“, Kommenta- ten vom 8.1.2014 re der anderen, Beitrag von Ulf Brunn- ŦŦ „Hürden des Gedenkens“, Interview mit bauer und Kseniia Gatskova in Der Stan- Ulf Brunnbauer im Kulturgespräch des dard vom 18.3.2014 SWR2 über die schwierigen Vorberei- ŦŦ „Konflikt ufa der Krim – Eine Gefahr für tungen einer internationalen Histori- die deutsche Wirtschaft?“, Interview ker-Konferenz zum 1. Weltkrieg in Sara- mit Ulf Brunnbauer auf detektor.fm vom jevo vom 2.1.2014 4.3.2014

Jahresbericht 2014 117 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

VERANSTALTUNGSÜBERSICHT

(ohne Schwerpunktveranstaltungen sowie Veranstaltungen in den Kapiteln „Nachwuchs“, „Vernetzung“ und „Bibliothek“)

Tagungen und Workshops

1. Workshop der Arbeitsgruppe Gover- Jahrestagung der Deutsch-Tschechisch­ nance des Bayerischen Forschungsver- Slowakischen Historikerkommission bunds ForChange „Resilienz und Wandel: „Die Tschechoslowakei und Deutschland Wirkungen und Bezüge zu Problemen 1933 bis 1989 – Aufnahme von Flüchtlin- von Governance“ gen und Asyl im Nachbarland“ 14. Februar 2014, IOS Regensburg 19.–20. September 2014, IOS Regensburg Organisation: Miriam Frey (IOS) In Kooperation mit dem Collegium Carolinum, dem DAAD und dem Auswärtigen Amt (AA) Workshop „Personale versus institutio- nelle Herrschaft im Sozialismus. 7th FIW Research Conference Kontinuitäten und Brüche in einem “International Economics” spannungsreichen Verhältnis“ 12.–13. Dezember 2014, Wien 23. Mai 2014, IOS Regensburg In Kooperation mit dem FIW-Project Vienna, Organisation: Edvin Pezo (IOS) IFO-Institut, University of Ljubljana, Hungari- an Academy of Sciences (MTA KRTK), Federa- Workshop „Preparatory Horizon 2020“ tion of Austrian Industries (IV) 30. Juli 2014, IOS Regensburg Organisation am IOS: Jürgen Jerger Organisation: Ulf Brunnbauer (IOS, Universität Regensburg)

118 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

Vorträge am IOS

7. Januar 2014 21. Januar 2014 „Von der Minderheitenökonomie zur ‚volks- „Youth Self-employment in Households Receiv- deutschen Wirtschaft‘. Deutsches Genossen- ing Remittances in Macedonia“. Vortrag von schaftswesen in der Vojvodina (1922–1941)“. Marjan Petreski (Skopje) im Rahmen der Diens- Vortrag von Bernd Robionek (Berlin) im Rah- tagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS men des Forschungskolloquiums „Neue Pers- pektiven in der südost- und osteuropäischen 22. Januar 2014 Geschichte“ „Breslau – eine Stadt der Wandlungen“. Vortrag von Agnieszka Malicka (Universität Wrocław) 14. Januar 2014 im Rahmen der Regensburger Vorträge zum „Trade and Unemployment Revisited: Do Insti- östlichen Europa in Kooperation mit UIM und tutions Matter?“ Vortrag von Hans-Jörg Schme- IOR rer (Nürnberg) im Rahmen der Dienstagssemi- narreihe des AB Ökonomie am IOS 23. Januar 2014 „Southeastern Europe, 1914–2014. From War 21. Januar 2014 and Transition to Stabilization and Associa- „Die Entstehung und Entwicklung der jugosla- tion“. Vortrag von John R. Lampe (University wischen Volkspolizei (Narodna milicija), 1944– of Maryland) in Kooperation mit der Univer- 1954“. Vortrag von Christian A. Nielsen (Århus) sität Regensburg, LMU München, DFG, Gradu- im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue iertenschule für Ost- und Südosteuropastudien Perspektiven in der südost- und osteuropäi- schen Geschichte“

Jahresbericht 2014 119 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

23. Januar 2014 5. Februar 2014 „The Swinging Border. A Case of Transnational „Die türkische Gesellschaft im Wandel. Die ‚Ge- Cooperation in the Italo-Yugoslav Borderland neration Erdogan‘ und ihr Streben nach mehr in the 1980s“. Vortrag von Borut Klabjan (Gast- Freiheit“. Vortrag von Christiane Schlötzer wissenschaftler am IOS) (Auslandskorrespondentin der Süddeutschen Zeitung für die Türkei und Griechenland) im 28. Januar 2014 Rahmen der Regensburger Vorträge zum öst- Forschungskolloquium „Neue Perspektiven in lichen Europa in Kooperation mit UIM und IOR der südost- und osteuropäischen Geschichte“ mit Vorträgen: 13. Februar 2014 „Geschichte und Geographie als Hilfswissen- ŦŦ „(Un-)sichtbare Grenzziehungen. Lokale schaften des Politischen? Polen, Ungarn und Erinnerungspraktiken der Nachkriegs- die Tschechoslowakei in der Zwischenkriegs- gesellschaft in Bosnien und Herzegowi- zeit“. Vortrag von Peter Haslinger (Marburg/ na“ (Promotionsprojekt) von Manuela Gießen/Jena) Brenner (Regensburg) ŦŦ „Transnationale Vergangenheitsaufar- 26. Februar 2014 beitung im postjugoslawischen Kontext: „Die Lebensmittelverfälschung berührt nicht Die ‚Koalition für REKOM‘“ (Promotions- nur die Interessen der Volksgesundheit...: Le- projekt) von Jacqueline Nießer (Regens- bensmittelkonsum, Lebensmittelverfälschung burg) und Verbraucherschutz im Zarenreich vor dem Ersten Weltkrieg“. Vortrag von Lutz Häfner 28. Januar 2014 (Gastwissenschaftler am IOS) „The Persistence of Environmental Awareness“. Vortrag von Miriam Frey (Regensburg) im Rah- 27. Februar 2014 men der Dienstagsseminarreihe des AB Öko- „Schreckgespenst ‚Sozialtourismus‘? Die aktu- nomie am IOS elle Zuwanderungsdebatte im Faktentest“, mo- deriert von Peter-Mario Kreuter (IOS) 4. Februar 2014 „The Danube Route-way in the Past Two Centu- 26. März 2014 ries“. Vortrag von Constantin Ardeleanu (Galaţ) „Taming the Lower Danube: Floods, Dams and im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue the Economic and Ecological Changes During Perspektiven in der südost- und osteuropäi- the Twentieth Century“. Vortrag von Stefan Do- schen Geschichte“ rondel (Gastwissenschaftler am IOS)

4. Februar 2014 10. April 2014 „The Geography of Central Bank Transpar- „Perspectives on Roma in Medical Journals in ency“. Vortrag von Roman Horváth (Prag) im Hungary, 1960s–1980s“. Vortrag von Eszter Var- Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB sa (Regensburg) im Rahmen des Forschungs- Ökonomie am IOS kolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

120 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

10. April 2014 8. Mai 2014 „Getting the Incentives Right: Human Capital Forschungskolloquium „Neue Perspektiven in Investment and Natural Resource Booms“. Vor- der südost- und osteuropäischen Geschichte“, trag von Alexander Libman (Berlin) im Rah- mit Vorträgen: men der Dienstagsseminarreihe des AB Öko- nomie am IOS ŦŦ „From the Balkan Report to the Balkan Conferences: The Carnegie Endowment 15. April 2014 in Central and Southeastern Europe, „Institutionen und historische Grenzen“. Vor- 1914–1934“. Vortrag von Nadine Akhund trag von Jürgen Jerger (Regensburg) im Rah- (IRICE, Paris) men der Dienstagsseminarreihe des AB Öko- ŦŦ „Reframing Stalinism in Late-Socialist nomie am IOS Hungarian Film. Márta Mészáros’ Diary for My Children (1984)“. Vortrag von 24. April 2014 Constantin Parvulescu (Timişoara) „Der Zweite Weltkrieg in der Erinnerungskul- tur Litauens nach 1989“. Vortrag von Ekateri- 8. Mai 2014 na Makhotina (München) im Rahmen des For- „Economic Ideas and Institutional Change: The schungskolloquiums „Neue Perspektiven in Case of the Russian Stabilisation Fund“. Vortrag der südost- und osteuropäischen Geschichte“ von Joachim Zweynert (Witten/Herdecke) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB 29. April 2014 Ökonomie am IOS „Zur Rekonstruktion des Surveydatensatzes IOS-U2 zur Aussiedlerzuwanderung und Inte- 20. Mai 2014 gration“. Vortrag von Barbara Dietz (Regens- „Ruling Elites’ Rotation and Asset Ownership: burg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe Implications for Property Rights“. Vortrag von des AB Ökonomie am IOS Leonid Polishchuk (Moskau) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am 6. Mai 2014 IOS „Serbien als zentrales Land auf der westlichen Balkanhalbinsel – eine Nabelschau“. Vortrag 22. Mai 2014 von Dr. Thomas Brey (DPA Belgrad) im Rah- „State Power and State Failure under Ahmed men der Regensburger Vorträge zum östlichen Zogu (1924–1939)“. Vortrag von Bernd J. Fischer Europa in Kooperation mit der Graduierten- (Indiana University / Purdue University Fort schule für Ost- und Südosteuropastudien, UIM, Wayne) IOR und der Südosteuropagesellschaft 3. Juni 2014 „Suffer for the Faith? Parental Religiostiy and Children’s Health“. Vortrag von Olga Popova (Regensburg) im Rahmen der Dienstagssemi- narreihe des AB Ökonomie am IOS

Jahresbericht 2014 121 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

5. Juni 2014 1. Juli 2014 „Biographical Research in Serbia – Concepts, „Religiosity and Political Orientations: Evi- Methods, Challenges“. Vortrag von Biljana Ši- dence from Ukraine and Russia“. Vortrag von munović Bešlin (Novi Sad) im Rahmen des Kseniia Gatskova (Regensburg) im Rahmen Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie in der südost- und osteuropäischen Geschichte am IOS

10. Juni 2014 2. Juli 2014 „Regional Determinants of German FDI in the „Becoming Bilingual in Early Childhood“. Vor- Czech Republic. Evidence from a Gravity Model trag von Judit Navracsics (Pannon University, Approach“. Vortrag von Michael Moritz (Nürn- Veszprém) im Rahmen der Regensburger Vor- berg) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe träge zum östlichen Europa in Kooperation mit des AB Ökonomie am IOS der Graduiertenschule für Ost- und Südosteu- ropastudien, UIM und IOR 17. Juni 2014 „Skills Mismatch and Youth Unemployment 3. Juli 2014 during the Great Recession: A Comparative „Liquid Lands, Solid Waters. An Inter-disci- Analysis between Western and Eastern Euro- plinary Research Pattern for the (Northern) pean Countries“. Vortrag von Fabrizio Pompei Adriatic Borderland“. Vortrag von Emilio Coc- (Gastwissenschaftler am IOS) im Rahmen der co (Teramo) im Rahmen des Forschungskollo- Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am quiums „Neue Perspektiven in der südost- und IOS osteuropäischen Geschichte“

24. Juni 2014 8. Juli 2014 „Chinese Migration and FDI Flows into Russia: „Consumption and Leisure in 20th Century Recent Descriptive Evidence“. Vortrag von Ek- Central and Eastern Europe: A Book Project“. aterina Selezneva (Regensburg) im Rahmen Vortrag von Béla Tomka (Gastwissenschaftler der Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS) im Rahmen der Dienstagsseminarrei- am IOS he des AB Ökonomie am IOS

26. Juni 2014 10. Juli 2014 „Phantomgrenzen und Rand-Erscheinungen. „Kontinuität und Wandel interethnischer Be- Von einer spätosmanischen Region (Šopluk) ziehungen im urbanen Raum – Fallbeispiel: zur Grenzgesellschaft zwischen Serbien und Prizren“. Vortrag von Johannes Gold (Jena) im Bulgarien 1856–1989“. Vortrag von Nenad Ste- Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue fanov (Berlin) im Rahmen des Forschungskol- Perspektiven in der südost- und osteuropäi- loquiums „Neue Perspektiven in der südost- schen Geschichte“ und osteuropäischen Geschichte“

122 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

23. Juli 2014 21. Oktober 2014 „Between Laissez-Faire and Socially Oriented „Aufgehender Halbmond – Türkische Soft Po- Enterprise: Foreign Industrialists and Corpora- wer auf dem Balkan und ihre Wirkungen“. te Social Responsibility in Pre-Soviet Donbass“. Vortrag von Andreas Ernst (Korrespondent Vortrag von Volodymyr Kulikov (Gastwissen- der NZZ und NZZ am Sonntag in Belgrad) im schaftler am IOS) Rahmen der Regensburger Vorträge zum östli- chen Europa in Kooperation mit der Graduier- 12. August 2014 tenschule für Ost- und Südosteuropastudien, „Job Stability and Fertility Across Europe: Is it UIM und IOR Different in Russia?“. Vortrag von Tatjana Ka- rabchuk (Gastwissenschaftlerin am IOS) im 23. Oktober 2014 Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB „Identitätskonstruktionen und Geschichtsbil- Ökonomie am IOS der im Europadiskurs von Kirchen in Kroati- en, Serbien und Slowenien, 2000–2013“. Vor- 2. Oktober 2014 trag von Angela Ilić (Mainz) im Rahmen des „Der Nord-Expresszug St. Petersburg-Madrid, Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in 1884–1914. Russlands Rückkehr nach Europa?“. der südost- und osteuropäischen Geschichte“ Vortrag von Dr. Andrej Keller (Ekaterinburg) 30. Oktober 2014 9. Oktober 2014 „The Debate on Progress, Social Order and „Ankara – Bonn – Brüssel. Die deutsch-tür- Economy and the rise of new inequalities kischen Beziehungen und die Beitrittsbemü- in Central Asia, 1970–90s“. Vortrag von Irina hungen der Türkei in die Europäische Gemein- Morozova (Regensburg) im Rahmen des For- schaft, 1959–1987“. Vortrag von Günal Incesu schungskolloquiums „Neue Perspektiven in (Bielefeld) im Rahmen des Forschungskollo- der südost- und osteuropäischen Geschichte“ quiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“ 11. November 2014 „R&D Policy and Schumpeterian Growth: The- 21. Oktober 2014 ory and Evidence“. Vortrag von Francesco „Does Money Buy Credit? Firm-Level Evidence Venturini (Gastwissenschaftler am IOS) im on Bribery and Bank Debt“. Vortrag von Anna Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB Kochanova (Bonn) im Rahmen der Dienstags- Ökonomie am IOS seminarreihe des AB Ökonomie am IOS 20. November 2014 „Embattled Kingdom: South Slav War Veterans in Yugoslavia 1918–1945“. Vortrag von John Paul Newman (Maynooth) im Rahmen des Forschungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

Jahresbericht 2014 123 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

27. November 2014 9. Dezember 2014 „Bulgaria’s Agricultural Growth during the „Beschäftigungseffizienz von Sozialmodellen: Interwar Period in the Light of Modern De- Zur Entwicklung eines IOS-Indices“. Vortrag velopment Economics“. Vortrag von Michael von Michael Knogler (Regensburg) im Rah- Kopsidis (Halle) im Rahmen des Forschungs- men der Dienstagsseminarreihe des AB Öko- kolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- nomie am IOS und osteuropäischen Geschichte“ 16. Dezembyer 2014 2. Dezember 2014 „Property Rights, Collateral and Interest Rates. „Analysis of the Effects of Kazakhstan’s Cus- Evidence from Vietnam“. Vortrag von Christa toms Union Membership with Belarus and Hainz (München) im Rahmen der Dienstagsse- Russia Using GTAP Model and GTAP Data Base“. minarreihe des AB Ökonomie am IOS Vortrag von Lyazzat Nugumanova (Gießen) im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des AB 18. Dezember 2014 Ökonomie am IOS „Becoming a Roma Mother“. Vortrag von Tatja- na Thelen und Jennifer Rasell (Wien) im Rah- 4. Dezember 2014 men des Forschungskolloquiums „Neue Pers- „Die Internationale Kontrollkommission Al- pektiven in der südost- und osteuropäischen baniens (1913–1914) – eine Organisation der Geschichte“ Großmächte, die den internationalen Frie- den retten sollte“. Vortrag von Krisztián Csa- plár-Degovics (Budapest) im Rahmen des For- schungskolloquiums „Neue Perspektiven in der südost- und osteuropäischen Geschichte“

124 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Wissenstransfer und Veranstaltungen

LEHRVERANSTALTUNGEN

Hermann Beyer-Thoma Richard Frensch WS 2014/2015 Wissenschaftliche Rezensi- SoSe 2014 Außenhandelstheorie und -poli- onen schreiben; Ludwig-Maximilians-Univer- tik; Universität Regensburg (Vorlesung) sität München (Methodenseminar) WS 2014/15 Economic Growth. Concepts, Evi- dence and Policies; Universität Regensburg Katrin Boeckh (Vorlesung in englischer Sprache) WS 2013/14 Religion als Faktor des Politi- schen im östlichen Europa; Ludwig-Maximili- Miriam Frey ans-Universität München (Übung) WS 2014/15 Wirtschaftswachstum / Econo- mic Growth; Universität Regensburg (Übung/ Ulf Brunnbauer Tutorial) SoSe 2014 (gemeinsam mit Svetlana Suvei- 30.7.–2.8.2014 Modeling Environmental Po- ca) 1914–1918 as Rupture: The Reconfiguration licy Options in CGE Models; Karaganda Econo- of Eastern and Southeastern Europe after Wor- mic University, Kasachstan (Sommerschule) ld War One; Universität Regensburg (Haupt- seminar) Reinhard Frötschner SoSe 2014 (gemeinsam mit Klaus Buchenau) SoSe 2014 Politik, Religion, Kultur und All- Neue Perspektiven in der südost- und osteu- tagsleben in der Moskauer Rus’ (13.–16. Jahr- ropäischen Geschichte; IOS Regensburg (For- hundert) – Annäherung an das mittelalterliche schungskolloquium) Russland über Andrej Tarkovskijs Film „Andrej WS 2014/2015 (gemeinsam mit Klaus Buche- Rublev“; LMU München (Basiskurs) nau und Ger Duijzings) Neue Perspektiven in WS 2014/15 Die Rus’ und ihre europäischen der südost- und osteuropäischen Geschichte Nachbarn. Mit-, Neben- und Gegeneinander in und Sozialanthropologie; IOS Regensburg (For- Politik, Handel und Kultur vom frühen Mittel- schungskolloquium) alter bis zur Frühen Neuzeit; LMU München (Basiskurs) Konrad Clewing SoSe 2014 Der Erste Weltkrieg in Ostmit- Kseniia Gatskova tel- und Südosteuropa; Universität Erlangen­ 10.–11. Juni 2014 SPSS for Historians: Content Nürnberg (Proseminar) Analysis of the Soviet Posters 1941–1945; IOS, WS 2014/15 Nationsbildungen und Nationa- Regensburg (Intensivkurs) lismen in Ost- und Südeuropa; Universität Er- 17.–22. November 2014 Political Culture in langen-Nürnberg (Proseminar) Ukraine: Values Change after the “Euromai- dan”?; IOS, Regensburg (Intensivkurs) Barbara Dietz SoSe 2014 Migration Module, International Relations Online; FU Berlin (Online-Kurs) WS 2014/15 Migration Module, International Relations Online; FU Berlin (Online-Kurs)

Jahresbericht 2014 125 Wissenstransfer und Veranstaltungen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Jürgen Jerger Olga Popova SoSe 2014 Makroökonomie II; Universität Re- SoSe 2014 Econometrics for Environmental gensburg (Vorlesung mit begleitender Übung) Economics at the Summer School “Environ- SoSe 2014 Theorie und Empirie der Geldpo- mental Economics for Central Asia and the litik; Universität Regensburg (Vorlesung mit Caucasus – Foundations and First Empirical begleitender Übung) Applications”; Karaganda Economic Universi- SoSe 2014 Aktuelle Fragen der Geldpolitik; ty (Vorlesung/Seminar) Universität Regensburg (Seminar) WS 2014/15 Econometrics I; Graduate School WS 2014/15 Makroökonomie II; Universität of Economics and Management of the Ural Fe- Regensburg (Nachholübung) deral University (Vorlesung/Seminar) WS 2014/15 Monetary Theory and Policy; Universität Regensburg (Lecture/Tutorials) Ekaterina Selezneva WS 2014/15 Fortgeschrittene Außenhan- WS 2014/15 Economics of inequality; Ir- delstheorie; Universität Regensburg (Vorle- kutsk State University (Vorlesung) sung mit begleitender Übung) WS 2014/15 Außenhandelstheorie und -po- Svetlana Suveica litik; Universität Regensburg (Blockseminar) SoSe 2014 (gemeinsam mit Ulf Brunnbauer) WS 2014/15 Präsentation von Abschlussar- 1914–1918 as Rupture: The Reconfiguration of beiten; Universität Regensburg (Lehrstuhlse- Eastern and Southeastern Europe after World minar) War One; Universität Regensburg (Hauptsemi- WS 2014/15 Mikro- und makroökonomische nar) Theorie: Eine Kurzeinführung; Universität Re- WS 2014/15 Entangled History(ies) of Ger- gensburg (Leseseminar) many and Russia (1914–1945); Universität Re- gensburg (Hauptseminar) Trude Maurer SoSe 2014 Verteidiger des Vaterlands und Manuela Troschke der Kultur. Studenten und Professoren ver- SoSe 2014 Environmental Governance: An schiedener Länder im Ersten Weltkrieg; Ge- Introduction; Karaganda Economic University org-August-Universität Göttingen (Master Se- (Blockvorlesung) minar) SoSe 2014 Introduction to Scientific Work; Karaganda Economic University (Sommer- Irina Morozova schule) WS 2014/15 The Comparative History of So- cialist Movements in Asia, Africa and the Midd- Eszter Varsa le East at the last Quarter of the 20th Century; WS 2014/15 The Politics of Reproduction, Universität Regensburg (Master Seminar) Framing Interactions in Socialist Societies; Universität Regensburg (Vorlesung/Seminar in einem E-learning Kurs)

126 Jahresbericht 2014 BIBLIOTHEK UND ELEKTRONISCHE FORSCHUNGSINFRASTRUKTUR

Entwicklung und Bestand der Bibliothek �������������������������������� 128

Elektronische Forschungsinfrastruktur ...... 132

Veranstaltungen zur Weiterentwicklung ...... 142 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Entwicklung und Bestand der Bibliothek

Die Arbeit der Bibliothek des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung wurde im Jahre 2014 mit der Förderung als „herausra- gende Forschungsbibliothek“ durch die DFG gewürdigt. Damit erfährt die Forschungsun- terstützung, die das IOS und seine Vorgänger- institute seit Jahrzehnten leisten, die verdien- te Anerkennung. Die vom IOS bereitgestellten zum Erscheinungsjahr 2007 konnten Rechte Dienstleistungen stehen über die Instituts- zur elektronischen Veröffentlichung eingeholt grenzen hinaus der gesamten Wissenschafts- werden, womit sie ortsunabhängig nutzbar gemeinde zur Verfügung. Wie bereits bei der sind. Recherchierbar sind die digitalisierten Ti- Virtuellen Fachbibliothek Osteuropa (ViFa- tel über den Bibliothekskatalog und die Home- Ost) und dem Fachrepositorium Osteuro- page des IOS; von beiden Orten aus kann man pa-Dokumente online (OstDok) verspricht die den Volltext erreichen. Die Freischaltung des DFG-Förderung des „Aufbaus eines Portals ge- Themenportals Balkankriege 1912/13 bedeu- oreferenzierter versteckter Karten zu Ost- und tet zudem eine Bündelung digitaler Ressour- Südosteuropa“ (GeoPortOst) einen nachhalti- cen und Werkzeuge zu ihrer Geschichte. Darin gen Ausbau der Informationsinfrastruktur als sind neben wissenschaftlichen Essays Voll- Substrat für eine virtuelle Forschungsumge- texte (Quellen, Ego-Dokumente, Forschungs- bung in den Ost- und Südosteuropastudien literatur) elektronisch abrufbar. Außerdem (siehe Beitrag zu GeoPortOst, Seite 132). werden Links zu Karten- und Bildmaterial ebenso angeboten wie eine Chronologie, eine Konkordanz der Schauplätze und Orte sowie ein Verzeichnis wichtiger Akteure. Als zweites Standbein von OstDok wurde auch das elekt- ronische Publizieren vorangetrieben: So sind weitere Kapitel des Digitalen Handbuchs der Auf OstDok konnte im Berichtszeitraum Sportgeschichte Osteuropas erschienen; auch das Angebot kostenfrei zugänglicher elekt- wurde der erste Band aus der Reihe DigiOst so ronischer Texte erneut erweitert werden. So weit vorbereitet, dass er Anfang 2015 erschei- ist aus den Buchreihen und Zeitschriften ur- nen wird. heberrechtsgeschütztes Material digitalisiert Beim Bestandsaufbau konnte ein weiterer worden, das 2015 online gestellt wird. Dazu Zuwachs von insgesamt 3.833 Titeln (3.089 Mo- zählen die Südosteuropäischen Arbeiten eben- nographien und Sammelbände sowie 744 Zeit- so wie die Veröffentlichungen des Osteuropa-In- schriftenbände) verzeichnet werden. Insge- stituts und weitere. Für über 100 Titel bis hin samt verfügt die Bibliothek des IOS damit

128 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

Bibliographische Einheiten

200.000 180.000 2010

160.000 2011

140.000 2012

120.000 2013

100.000 2014 80.000 60.000 40.000

20.000 0 BVB ZDB WAO Aufsatzdatenbank

BVB: Bibliotheksverbund Bayern (Retrokonversion abgeschlossen im April 2012) ZDB: Zeitschriftendatenbank WAO: World Affairs Online (Systemwechsel 2011/12) Aufsatzdatenbank Osteuropa (über ViFaOst)

über 320.911 Medieneinheiten. Im Berichtsjahr nahm auch der Anteil der über Tausch bezoge- nen Titel erneut zu und macht nun 38,5 % der Neuerwerbungen aus. 2014 unterhielt das IOS Tauschbeziehungen mit 283 Institutionen aus 36 Ländern in Europa, Nordamerika und Asi- en. Dieses Netzwerk ermöglicht es, auch Titel in nur geringer Auflagenzahl direkt zu erhal- gesammelten Medien. So werden in der Auf- ten. Insgesamt stärken diese Beziehungen das satzdatenbank Osteuropa, die über die ViFaOst geistes- und sozialwissenschaftliche Profil der bereitgestellt wird, Aufsätze aus Zeitschriften Bibliothek und erhöhen den Anteil der Litera- und Sammelbänden katalogisiert und sachlich tur in ost- und südosteuropäischen Sprachen, durch Schlagwörter erschlossen. In den letzten der bereits über 50 % liegt. Jahren war dieses Angebot die meistgenutzte Die im IOS erschlossenen Medien werden Datenbank der ViFaOst, was den besonderen im B3Kat des Bibliotheksverbunds Bayern Wert dieses Katalogs unterstreicht. Weiter- und der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachge- hin arbeitet die Bibliothek im Fachinformati- wiesen. Ein besonderes Kennzeichen der Spe- onsverbund Internationale Beziehungen und zialbibliothek ist die Tiefenerschließung der Länderkunde (FIV IBLK) von zwölf außeruni-

Jahresbericht 2014 129 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

liothek ein; für die IOS-Mitarbeiter/innen wur- den 466 Titel bei anderen Bibliotheken bestellt. Lediglich die Ausleihzahlen gingen um etwas über 10 % zurück, was mit der zunehmenden Tendenz zur längerfristigen Entnahme von Ti- versitären Forschungseinrichtungen unter Fe- teln für Projektbearbeitungen zu erklären ist. derführung der Stiftung Wissenschaft und -Po Zur Sicherung der Qualität bei der bibliothe- litik mit. Das IOS trägt in diesem Verbund mit karischen Arbeit wurden wieder drei Kollegin- dem Nachweis gedruckter und elektronischer nen zu Fortbildungen im Bereich der Erschlie- Literatur über Ost- und Südosteuropa zu der ßung (RDA in der Gemeinsamen Normdatei), gemeinsamen Datenbasis World Affairs Online der Recherche und der Zeitschriftenbearbei- (WAO) bei. Diese ist über das Fachportal IREON tung geschickt. Diese Weiterbildungsangebote recherchierbar. kommen auch den nicht teilnehmenden Kolle- Die Nutzung der Bibliothek blieb 2014 kon- ginnen und Kollegen zugute, da die erworbe- stant. Bei den Nutzern handelt es sich ne- nen Kenntnisse in Nachbesprechungen weiter- ben den Institutsmitarbeiter/innen auch um gegeben werden. Teilnehmende wirken somit Gastwissenschaftler/innen des IOS sowie Uni- als Multiplikatoren. versitätsangehörige, darunter hunderte Stu- Auf dem Gebiet der Kooperationen arbeite- dierende. Ihnen ist die Entnahme des Präsenz- te die Bibliothek weiterhin im FIV IBLK, der bestandes über das Wochenende erlaubt. Auch ViFaOst wie auch den Fachverbänden aktiv bei der Fernleihe sind die Zahlen stabil: So gin- mit. So ist der Leiter des Arbeitsbereichs im gen über 1.000 Fernleihanfragen bei der Bib- Beirat der Arbeitsgemeinschaft der Spezialbi-

130 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

bliotheken (ASpB) vertreten und kontrolliert schriften- und Projektverzeichnis zur osteu- als Kassenprüfer den Vorstand der Arbeitsge- ropäischen Geschichte ebenso wie die knapp meinschaft der Bibliotheken und Dokumen- 100.000 Einträge zählende Amburger-Daten- tationsstellen der Ost-, Ostmittel- und Süd- bank, die biografische Daten zu Ausländern osteuropaforschung (ABDOS). Zur weiteren im vorrevolutionären Russland umfasst. In der Vernetzung wurde die 2014 in Regensburg IOS-Datenbank werden quantitative Daten zu durchgeführte Jahrestagung der Arbeitsge- wichtigen Bereichen der Wirtschafts- und So- meinschaft Geschichte und EDV unterstützt. zialmodelle gesammelt und visualisiert. Die Neben dem Besuch weiterer Tagungen nah- so aufbereiteten Daten ermöglichen sehr an- men Vertreter des Arbeitsbereichs Bibliothek schaulich den Vergleich der institutionellen und wissenschaftliche Forschungsinfrastruk- Ausgestaltung von Arbeitsmärkten und des tur an der 1. Jahrestagung der Digital Huma- sozialen Zusammenhalts sowie der Vertei- nities im deutschsprachigen Raum (DHd 2014) lungsgerechtigkeit, die wesentlichen Einfluss in Passau teil. Seither bestehen gute Kontakte auf Wachstum, Beschäftigung und Wohlfahrt zum dortigen Lehrstuhl für Digital Humanities haben. Bei der Bereitstellung seiner digitalen von Malte Rehbein, der im Herbst auch zu In- Ressourcen, darunter die stark genutzten Rei- formationsgesprächen ans IOS gekommen ist. seberichte aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, ach- Neben den erwähnten bibliografischen Da- tet die Bibliothek des IOS auf eine größtmög- tenbanken (Aufsatzdatenbank Osteuropa und liche Sichtbarkeit, weshalb die digitalisierten WAO) bietet das IOS als zentrale Einrichtung Medien neben OstDok auch im Bibliothekska- der Ost- und Südosteuropaforschung weite- talog, dem Digitalen Forum Mittel- und Ost- re eServices an. Dazu gehört das Hochschul- europa oder Europeana Travel platziert sind.

Jahresbericht 2014 131 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Elektronische Forschungsinfrastruktur

KARTE 2. Nachweis und Visualisierung versteckter historischer Geoinformationen im Projekt GeoPortOst

Prof. Dr. Ulf Brunnbauer Tillmann Tegeler

Laufzeit: Oktober 2014 bis Januar 2017 Projektleiter: Ulf Brunnbauer, Tillmann Tegeler Projektmitarbeiter: Hans Bauer Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Bibliothekskataloge und Landkarten weisen stände möglichst vollständig verzeich- mehr Gemeinsamkeiten auf, als man gemein- nendes System von Informationen über hin vermutet: publizierte Werke [...].“1 Karten hinge- gen „[...] are graphic representations 1. Beide repräsentieren komplexe Entitä- that facilitate a spatial understanding of ten. „Ein Bibliothekskatalog ist ein nach things, concepts, conditions, processes, bestimmten Gesichtspunkten geordne- or events in the human world.“2 tes und bestimmte bibliothekarische Be-

1 Klaus Haller: Katalogkunde. Eine Einführung in die Formal- 2 John Brian Harley, David Woodward (Hrsg.): Cartography und Sacherschließung. München: Saur, 1998. S. 9. in Prehistoric, Ancient, and Medieval Europe and the Mediter- ranean. Chicago: University of Chicago Press, 1987. S. XVI.

132 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

2. Die Repräsentationen sollten sich an sinnvoll verwendet werden, wenn sie konkreten Entsprechungen in der Re- die Erdoberfläche verkleinern, verein- alität verifizieren lassen. Der Katalog- fachen und verebnen. Präzision und eintrag einer Bibliothek führt via Sig- Vollständigkeit haben also hinter der natur zur Manifestation eines Werkes, Lesbarkeit zurückzustehen.5 Die Deko- Landkarten hingegen „[...] can be tested dierung der Verweissysteme Katalog against some sort of evidence. Topogra- und Landkarte verlangt den Nutzern phical maps, to take one example, are wiederum weitere Informationen ab. based on and testable against a physical landscape.”3 Im Rahmen der Förderung herausragen- 3. Bibliothekskataloge wie auch Landkar- der Forschungsbibliotheken hat die Deutsche ten bedienen sich einschlägiger, im Ide- Forschungsgemeinschaft ein Projekt des Insti- alfall standardisierter und konsistenter tuts für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) Ordnungs- und Definitionssysteme. In zum „Aufbau eines Portals georeferenzierter Deutschland gilt seit den 1980er Jahren versteckter Karten zu Ost- und Südosteuropa für die Erfassung bibliographischer Ein- (GeoPortOst)“ bewilligt. Das seit Oktober 2014 heiten noch das Regelwerk zur alpha- laufende Vorhaben stellt ein Pilotprojekt für betischen Katalogisierung (RAK), der den elektronischen Nachweis und die georefe- Schritt zur Internationalisierung durch renzierte Präsentation versteckter Karten dar. einen Umstieg auf Resource Description Der Terminus „Versteckte Karten“, der noch and Access (RDA) steht kurz bevor. In der am Osteuropa-Institut München geprägt wur- Kartographie einigte man sich bereits de, umfasst unselbständige Kartenwerke, die 1884 in Washington auf einen global in wissenschaftlichen Untersuchungen einge- verbindlichen Null-Meridian und 1891 bettet, also etwa in Monographien, Sammel- auf einheitliche Maßstäbe. bänden, aber auch in Atlanten erscheinen. 4. Sowohl Kataloge als auch kartographi- GeoPortOst rekurriert auf die oben genann- sche Materialien entfalten nur dann ten gemeinsamen Aspekte von Katalog und eine Wirkung, wenn sie Informationen Karte, synthetisiert sie, um auf ihnen aufbau- reduzieren und kodieren.4 Bibliotheka- end ein doppeltes Informationssystem zu kon- re haben hierfür eine Reihe regelwerks- struieren. Eine KARTE2, die zum einen durch und materialspezifischer Metadatensets besonders genaue bibliothekarische Erschlie- zur Verfügung. Und Karten können nur ßung6 Routen zu „in Publikationen versteck-

3 Øyvind Eide: Text to Map: Rooms of Possibilities. In: Ders. natürlich ebenso ihren Zweck verfehlt (vgl. Jorge Luis Borges: Modelling media boundaries, 2014. http://modmebo.hypo​ Von der Strenge der Wissenschaft. In: Ders. Gesammelte Werke. theses.org/36 (abgerufen am 25.01.2015). Band 6: Borges und ich. München/Wien: Hanser, 1982. S. 121.). 4 Nicht von ungefähr wurde Jorge Luis Borges in seinem 5 Vgl. Peter Kohlstock: Kartographie. 2. Aufl. Paderborn/ Schaffen von den Ordnungen der Bibliothek wie auch der München [u. a.]: Schöningh, 2010 (UTB, 2568). S. 15 f. kartographischen Repräsentation inspiriert. In „Die Bibliothek 6 Siehe auch die weiteren Effekte: „Je tiefer und damit um- von Babel“ entwirft er eine ins Gigantische pervertierte Biblio- fassender ein Katalog die Bestände einer Bibliothek erschließt thek, in der „ […] alles, was sich ausdrücken läßt […]“ (Jorge und je besser er damit Zugang zu den Dokumenten eröffnet, Luis Borges: Die Bibliothek von Babel. Erzählungen. Stuttgart: um so flexibler kann die Aufstellung gehandhabt werden.“ Reclam, 1996. S. 51) enthalten ist – auch ihr, allerdings nicht In: Klaus Haller: Katalogkunde. Eine Einführung in die Formal- auffindbarer Katalog. In der Kurzgeschichte „Von der Strenge und Sacherschließung. München: Saur, 1998. S. 37. der Wissenschaft“ beschreibt er eine Karte im Maßstab 1:1, die

Jahresbericht 2014 133 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

ten“ Informationsquellen zeichnet, zum ande- Mechanismus.8 Eine Katalogkarte offeriert ein ren durch die Einbindung einer Auswahl von Maximum an Information in klarem Raster auf Kartentiteln in ein Geoinformationssystem kleinstem Raum und ist für diverse Recherche- (GIS) eine Basis für ihre datengestützte Ana- ansätze geeignet: alphabetisch, systematisch, lyse anbietet. nach Schlagworten, etc. Das Osteuropa-Institut München hat diesen knappen Platz der Zettel in akribischer biblio- Die analoge Karte 1: Der Spezialka- thekarischer Arbeit für besonders tiefgehen- talog „Versteckte Karten“ der For- de Informationsangebote genutzt. Eines dieser schungsbibliothek des IOS Informationsangebote resultierte im Spezial- Der erste Eindruck, der sich bei manchem katalog „Versteckte Karten“, der für GeoPortOst Besucher der IOS-Bibliothek einstellt, mag impulsgebend war. ein nostalgischer sein. Den Lesesaal domi- nieren im Eingangsbereich Zettelkästen – ein in Zeiten von Bibliotheken im Übergang von gedruckten zu digitalen Medien rares Möbel. Dennoch: auch wenn die Atmosphäre des Le- sesaals ein wenig „retro“ scheinen mag, die Zet- telkästen bergen mit ihren Spezialkatalogen im Zettelformat echte Schätze und wirksame Werkzeuge zur Recherche. Das System dieser Schubladen ist denn auch, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, so bestechend, dass man versucht sein könn- Beispiel einer Katalogkarte aus dem IOS-Spezial­ te, den Slogan der Büromaterialfabrik „Fort- katalog „Versteckte Karten“ schritt“ aus dem Jahre 1929 zu wiederholen: Karteien können alles!7 In seiner Studie „Zettelwirtschaft“ betont In diesem Katalog wurden mehr als 16.000 Markus Krajewski die umsichtige Logistik der sogenannte versteckte Karten, Landkarten, Zettelkästen in der Bibliothek: Sie bieten ge- die in Monografien oder Sammelbänden lie- naue Handlungsanweisungen für den Infor- gen, beschrieben und nachgewiesen. Dabei mationssuchenden auf frei beweglichen Trä- spielte es keine Rolle, ob die Karte beilag, in gern, die weiterverarbeitet werden und nach Text eingebettet war oder in das Buch einge- klarem Schema abgerufen werden können. bunden worden war. Unter der Angabe des Laut Krajewski erfüllt ein Zettelkasten alle Vor- Quellwerkes und der Fundstelle (Seitenzahl, aussetzungen einer (Universal-)Maschine: Ele- Abbildungsnummer o. ä.) sowie der Signatur mente lassen sich neu strukturieren und jede war die Karte schnell auffindbar und konnte / Neuordnung funktioniert wie ein verketteter kann für die Benutzung bestellt werden. Nach Recherchen des Bibliotheksleiters Tillmann Tegeler liegt ein vergleichbares Informations- 7 Zitiert nach: Markus Krajewski: Zettelwirtschaft. Die system deutschlandweit alleine in der Samm- Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek. Berlin: Kadmos-Verl., 2002. S. 9. lung Perthes an der Forschungsbibliothek Go- 8 Siehe ebd. S. 14 f. tha vor. An anderen Bibliotheken sind – wenn

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überhaupt – vor allem beigelegte Karten oder tenwerken oder Atlanten dargestellt werden. Einzelkarten aus Kartenwerken, die gelegent- Viele versteckte Karten stellen damit bereits lich vom Hauptwerk getrennt worden sind, er- statische Vorläufer moderner Karten dar: Sie schlossen worden. integrieren Forschungsdaten visuell in räum- Der besondere Quellenwert des Katalogs liche Repräsentationen (wie etwa ein Beispiel versteckter Karten am IOS liegt darin, dass die zum polnischen Bankenwesen in Westpreußen Karten unmittelbar im Kontext von wissen- und der Provinz Posen).10 schaftlichen Untersuchungen bzw. politischen Trotz aller Vorzüge muss die Behauptung, Texten stehen und oftmals dezidiert als Argu- Karteien könnten alles, angesichts zeitgemä- ment fungieren. Damit sind sie nicht nur Ar- ßer Technologien nun doch relativiert werden. beitshilfen, sondern auch Mittel wissenschaft- Zettelkästen sind immobil und ortsgebunden, licher und/oder politischer Beweisführung für Anreicherungen erfolgen händisch und sind Raumbilder und -konstruktionen. Es ist anzu- personalaufwendig. Vor allem aber müssen nehmen, dass Karten in derartigen Kontexten semantische Problemstellungen intellektuell in besonders hohem Maße der „Rhetorik der gelöst werden. Der Einsatz von Algorithmen Kartographie“9 folgen und gezielt qualitative unter Verwendung von Normdaten oder On- Dimensionen des Raumes visuell hervorheben tologien kann solche Recherchen erheblich oder weglassen. Nicht selten kartieren sie the- beschleunigen. matische, aus Forschungsfragen resultierende Voraussetzung für deren Einsatz ist natür- Erkenntnisse, die so nie in selbständigen Kar- lich die Transformation des Informations-

9 Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit. München/ depending on its availability.” In: Sébastien Caquard: Fore­ Wien: Hanser, 2003. S. 90. shadowing Contemporary Digital Cartography: A Historical 10 Vgl. „Contemporary maps are user-orchestrated: they Review of Cinematic Maps in Films. In: The Cartographic allow anybody to interact with them and to choose the Journal 46 (2009), 1. S. 54. DOI: 10.1179/000870409X415589. representation, the area and the data they are interested in

Jahresbericht 2014 135 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

trägers Kartei in ein elektronisches Medium. der kritischen Kartographie ihre semiotische Projektbestandteil ist daher der elektronische Beschaffenheit als „super-sign“11 und als Inst- Nachweis der Katalogisate versteckter Karten- rumente persuasiver Kommunikation. Harley werke durch Retrokatalogisierung. Momentan führt hierzu aus: erfolgt am IOS eine sorgfältige Überprüfung des Katalogs auf den korrekten und vollstän- „All maps state an argument about the digen Nachweis sowie den realen Bestand world and they are propositional in nature. der Quellwerke, aus denen die Karten stam- All maps employ the common devices of men. Nach Fehlerbereinigung werden die rhetoric such as invocations of authority Katalogzettel extern von einem Dienstleister (especially in ‘scientific’ maps) and appe- digitalisiert und schließlich im integrierten als to a potential readership through the Bibliothekssystem Aleph angelegt. Die biblio- use of colors, decoration, typography, de- graphischen Angaben auf den Katalogkärt- dications, or written justifications of their chen werden dabei nach genauen Vorgaben method.“ (John Brian Harley: Deconstruc- unter Verwendung der Normen RAK-Karten ting the Map. In: Cartographica: The Inter- und RAK-UW übernommen. Jeder Zettel mit national Journal for Geographic Informa- seinem Eintrag wird danach in der Datenbank tion and Geovisualization 26 [1989], 2. S. 11. B3Kat des Bayerischen Bibliotheksverbunds DOI: 10.3138/E635-7827-1757-9T53.) abrufbar sein. Da unselbständige Karten bis- lang kaum bibliothekarisch nachgewiesen und erschlossen wurden, ist zu erwarten, dass die Retrokonversion des Katalogs eine Routine zum Umgang mit derartigen Materialien lie- fert, von der auch andere Infrastrukturprojek- te und Bibliotheken profitieren könnten.

Die analoge Karte 2: Zur Diversität „Versteckter Karten“ – eine Bestandsaufnahme Das oben erwähnte hervorstechende Cha- rakteristikum der versteckten Karten als gra- phische Verortung zusätzlicher Informationen und Daten generiert extreme thematische He- terogenität. Neben topographisch gehaltenen Umgebungskarten zur Lokalisierung histori- scher Ereignisse stehen Stadtpläne, Karten zur Stadtentwicklung, Schlachtenverläufe (also dynamische Vorgänge), ethnographische Kar- ten (Choroplethenkarten), Infrastrukturkarten, Plán hradu Krakovce. In: Václav Flajšhans: Mistr Jan administrative und ökonomische Themenkar- řečený Hus z Husince. Praha: Vilímek, 1901. S. 357. ten. Die vielfältigen Anwendungsfelder von

Landkarten zur Illustration wissenschaftli- 11 Denis Wood: The Power of Maps. New York [u. a.]: Guilford, cher Erkenntnis spiegeln natürlich im Sinne 1992. S. 132.

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Reliefkarte Gorlice-Tarnów. In: Leonhard Rothkirch von Trach: Gorlice-Tarnów. Oldenburg i. Gr.: Stalling, 1918 (Der große Krieg in Einzeldarstellungen, 21). Beilage 1, 1–2.

An die Seite thematischer Heterogenität Erweiterungen der Wissensbasis „Versteckte tritt die materielle: Unter den im Katalog be- Karten“ öffnen. schriebenen Karten befinden sich großforma- tige Beilagen und kleine in Text eingebettete Die digitale Karte: Retrodigitalisate als Ausschnitte, große und kleine Maßstäbe, ver- Meilensteine für eine Geoforschungs- schiedene Maßeinheiten (von der russischen infrastruktur Verst bis zur englischen Meile) und Sprachen Die Retrokonversion des Spezialkatalogs sowie erhebliche Unterschiede in Projektion bedeutet bereits eine Annäherung an moder- und Präzision der Wiedergabe (von der Skizze ne one-stop-Discovery Systeme, die mediale über Reliefkarten bis zum detailgetreuen Ge- Beschränkungen (z. B. durch den Fokus klas- bäudegrundriss). sischer Bibliotheksregelwerke allein auf selb- Diese Heterogenitäten lassen sich mithilfe ständige Literatur) zugunsten google-konfor- des vereinfachenden Metadatensets der bib- mer Recherchezugänge aufbrechen. Es können liographischen Erschließung aus Gründen der nun einzelne Karten im B3Kat gesucht werden, Praktikabilität verständlicherweise nur in An- die mit dem jeweiligen Quellwerk verknüpft sätzen aufdecken. Digitale Transformationen sind, so dass sie bestellt und entliehen wer- können jedoch den Speicher des Katalogs für den können.

Jahresbericht 2014 137 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

schreibung Geodaten hinzugefügt, welche auf geographische Normdaten der Gemeinsamen Normdatei (GND) verweisen können. Die GND hat zur genauen Positionierung von Geografi- ka im Jahr 2014 Mittelpunktkoordinaten aus der Datenbank Geonames übernommen. Wer- den bei der Erschließung GND-IDs in die Me- tadaten eingefügt, erfolgt eine automatisierte Integration der Karte auch in internationale Retrievalumgebungen (von VIAF bis hin zu Technologien des Semantic Web).

Bataille de Cassano. In: Leben und Feldzüge des Ge- Karte2: GeoPortOst als Sammlung und neralfeldmarschalls Alexander Suworow Rymniskoi Werkzeug Italskoi in Italien. Leipzig, 1799. Beigabe Nr. 1. Retrokonversion und Digitalisierung stellen zunächst nur statische „Wegweiser“ im zerklüf- Das Projekt GeoPortOst ist jedoch darauf- teten Terrain vorwiegend thematisch gestal- hin konzipiert, über den reinen Informati- teter Kartenbilder in wissenschaftlichen Pub- onsnachweis hinauszugehen und modellhaft likationen zur Orientierung auf. Sie markieren das implizite Potential der Karten freizule- konkrete räumlich konnotierte Sachverhalte. gen. Zu diesem Zwecke wurden 400 urheber- Der entscheidende qualitative Sprung zur rechtsfreie Landkarten aus dem Katalog für Etablierung von GeoPortOst als Portal für eine Digitalisierung und freie Zugänglichma- kartenbezogene Forschung basiert jedoch auf chung identifiziert. Da der Katalog „Versteckte einer Art Dekonstruktion dieser Infrastruk- Karten“ in erster Linie Material zu Russland, tur (pilothaft am Beispiel der digitalisierten dem russländischen Asien, zu Polen und dem und damit prozessierbaren Karten vollzogen): Baltikum beinhaltet, ist eine Ergänzung um Durch Georeferenzierung werden die bedeu- weitere 500 urheberrechtsfreie Karten zu Süd- tungstragenden Datenschichten der faksimi- osteuropa aus dem IOS-Bestand vorgesehen. lierten Karten separiert (z. B. Kartenzeichen Insgesamt wird demnach über GeoPortOst in für Städte, Icons für Umrisse, Piktogramme für enger Kooperation mit dem Digitalisierungs- Wälder etc.),12 in Geodatenformate transfor- zentrum der UB Regensburg ein Pool von 900 miert und schließlich als Inventar vereinzelt digitalen Karten-„Volltexten“ angelegt und ge- auf eine georeferenzierte Grundkarte übertra- sichert. Die digitalen Karten können direkt gen (Resampling). Der als „Rubber Sheeting“ im B3Kat angesteuert, im DigiTool-Viewer der bezeichnete Prozess „[...] is based on land- UB Regensburg mit Zoom-Funktion aufgeru- marks identified both on the old document fen werden und sind persistent identifiziert. and on a new georeferenced one.”13 Für die- Zudem werden ihrer bibliographischen Be- sen grundlegenden Prozess existieren bewähr-

12 Zur Kartosemiotik vgl. Dagmar Schmauks: Landkarten als 13 Jean-Luc Arnaud: Production of georeferenced data – use, synoptisches Medium. In: Zeitschrift für Semiotik 20 (1998), cost and accuracy. In: e-Perimetron 8 (2013), 2. S. 103. URL: 1–2. S. 7–24. http://www.e-perimetron.org/Vol_8_2/Arnaud.pdf (abgeru- fen am 25.01.2015).

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Overlay einer versteckten Karte aus: Zenone Volpicelli: Russia on the Pacific and the Siberian railway. London: Sampson Low, Marston & Co., 1899. (Modellierung: Tillmann Tegeler) te Applikationen, wie etwa der Georeferencer Die Einbindung relevanter digitalisierter von KlokanTech,14 auf die auch in GeoPortOst Karten in GIS dürfte daher angesichts der zurückgegriffen werden soll. Über Schnittstel- historischen Dynamik, der Mehrsprachigkeit, len lassen sich die digitalisierten Karten in den Polyethnizität und Migrationsbewegungen Applikationen hochladen und mit Geodaten insbesondere für die Räume Ost- und Südost- taggen (u. a. auch über Crowdsourcing). Der europas interessant sein. Eventuell ließe sich Geo­referencer ermöglicht direkte Abgleiche anhand kartographischer Darstellungen die digitalisierter Altkarten mittels Parallelan- Tendenz zu divergierender räumlicher Bedeu- sicht und Overlay auf einer GIS-Karte. Dabei tungszuweisung16 in den Blick fassen und über bedeutet Georeferenzierung „[...] more than ein gemeinsames Bezugssystem hinterfragen visualization and ‘eye candy’ because it can bzw. korrigieren. do modeling and analysis.”15 Mit den relativ Von dieser Annahme gehen denn auch die einfachen Operationen des „Rubber Sheetings“ konzeptionellen Überlegungen zur konkreten könnten etwa rasch folgende Ergebnisse er- Präsentation der georeferenzierten histori- zielt werden (vgl. auch Abb.): schen Karten von GeoPortOst aus. GIS-basier- te Präsentationen bieten ja die übergreifende ŦŦ it positions and deforms the original do- Suche in geographischen Räumen und ermög- cument according to the new system, lichen die Verknüpfung unterschiedlicher Da- ŦŦ it corrects survey mistakes [...], ŦŦ eventually, it can also compensate for deformation of the support [...]. (Jean- 14 URL: http://www.georeferencer.com (abgerufen am Luc Arnaud: Production of georeferen- 25.01.2015). 15 Jeremy W. Crampton: Mapping. A Critical Introduction to ced data - use, cost and accuracy. In: Cartography and GIS. Chichester [u. a.]: Wiley-Blackwell, 2010. e-Perimetron 8 (2013), 2. S. 104. URL: S. 36. 16 Von besonderer Tragweite zu diesem Thema weiterhin: http://www.e-perimetron.org/Vol_8_2/ Marija Todorova: Imagining the Balkans. Updated ed. Oxford Arnaud.pdf [abgerufen am 25.01.2015].) [u. a.]: Oxford Univ. Press, 2009.

Jahresbericht 2014 139 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Screenshot von der URL http://cynefin.archiveswales.org.uk

tensammlungen und Anwendungen (z. B. die GeoPortOst2. Was Wird Weiter? Einbindung von Bildern, Texten, Audiodatei- „Die digitale Kartographie beschränkt sich en). Im Rahmen des Projekts könnten etwa nicht mehr auf bloße Visualisierungen, son- die versteckten Karten über einen geographi- dern integriert interaktive, animierte und schen Einstieg mit zeitlichen Filterfunktionen, multimediale Elemente. Zudem können „[...] thematischem Clustering und Tools zur Akku- in der Digitalität [...] nicht nur Dinge repräsen- ranzberechnung sowie räumlichen Analyse tiert werden, sondern auch deren Organisati- (z. B. durch Vergleichsansichten) zugänglich on bzw. Ordnung gestaltet.“18 Voraussetzung gemacht werden.17 Ziel sollte sein, eine kriti- hierfür ist jedoch die Verwendung interope- sche Masse an digital aufbereiteten Karten mit rabler Datenformate und, als Desiderat, die Ost- und Südosteuropabezug zu bündeln, um Veröffentlichung der Daten als Open Data19 mögliche Muster für die Konstruktion der gra- (Stichwort: Forschungsdatenmanagement). phischen Umsetzung von Raumbildern nach- Im Bereich Geodaten hat das Open Geospatial vollziehen zu können. Consortium mit KML und GML Standards für Auszeichnungssprachen festgelegt, die ihre

17 Unter der Vielzahl von Frontend-Lösungen verschiedener -repräsentation mit digitalen Technologien. Berlin/Boston: De Anbieter wird eine Marktsichtung vorgenommen. Gruyter, 2014. S. 3. 18 Stefan Andreas Keller: René Schneider, Benno Volk, 19 Das IOS nutzt bereits den Service von da|ra, der Regist- Die Digitalisierung des philosophischen Zettelkastens. In: rierungsagentur für Sozial- und Wirtschaftsdaten. Alternative Stefan Andreas Keller (Hrsg.): Wissensorganisation und Veröffentlichungswege bieten wikidata oder GeoCommons.

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Wirksamkeit vor allem dadurch entfalten, dass und die Walisische Nationalbibliothek einge- sie plattformunabhängig sind, also Form (z. B. führt. „Cynefin: Mapping Wales’ sense of Place“20 ein TIFF-Image) und Inhalt strikt voneinander kontextualisiert historische Katasterkarten trennen. D. h., dass beispielsweise Koordinaten bzw. ihre Geodaten mit den entsprechenden im KML-Format, die aus der Georeferenzierung Grundbüchern bzw. deren Texterkennungs- einer digitalisierten Karte gewonnen würden, output. Cynefin setzt dabei mit Erfolg ganz auf auch separat gespeichert und in neuen Kon- die interessierte Öffentlichkeit, die aufgerufen texten nachgenutzt werden könnten. Auf die- ist, textuelle Eintragungen im Grundbuch mit ser Basis ließen sich Koordinaten (und eben- den Orten auf der Karte zu verlinken. Ein ver- so andere Inhalte) verschiedener Ressourcen gleichbares Szenario, um die versteckten Kar- und Quellen kombinieren und neu organisie- ten in GeoPortOst mit den auf sie bezogenen ren. Um keine Insellösungen zu produzieren, Textpassagen aus den Quellwerken zu ver- sondern anschluss- und ausbaufähig zu blei- knüpfen, würde beispielsweise für Jürgen Os- ben, spielt auch in GeoPortOst die Verwendung terhammels Forderung, den Raum und seine anerkannter Standards eine wichtige Rolle. Konstruktion in der Geschichtswissenschaft zu Ein innovatives Projekt, das auf Mashups berücksichtigen und die Geographie als Nach- standardisierter Auszeichnungssprachen ba- bardisziplin der Geschichte zu akzeptieren, ein siert, haben vor kurzem die Waliser Archive praktisches Werkzeug liefern.21

20 URL: http://cynefin.archiveswales.org.uk/en (abgerufen 21 Jürgen Osterhammel: Die Wiederkehr des Raumes: am 25.01.2015). Geopolitik, Geohistorie und historische Geographie. In: Neue Politische Literatur 43 (1998), 3. S. 375.

Jahresbericht 2014 141 Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Veranstaltungen zur Weiterentwicklung

Workshop „Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa- und Geschichts­ wissenschaften II: Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und bibliothe- karischen Praxis“, 7. Februar 2014 im WiOS in Regensburg

Zeit: 7. Februar 2014 Ort: Regensburg Organisation: Institut für Ost und Südosteuropaforschung (IOS), unterstützt vom Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft (Marburg) Verantwortlich: Hermann Beyer-Thoma

Der Workshop wandte sich insbesondere an die Redaktionen der einschlägigen Fach-

zeitschriften. Er diente der Orientierung, der WORKSHOP‐PROGRAMM Weiterqualifizierung, dem Erfahrungsaus- Publikationskulturen im Wandel in den Osteuropa‐ und tausch sowie der Entwicklung gemeinsamer Geschichtswissenschaften II: Bibliometrie und Rankings in der redaktionellen und bibliothekarischen Praxis Strategien. Vertreten waren folglich auch fast

Freitag, 7. Februar 2014, 10.00 – 16.30 Uhr alle historischen und gegenwartskundlichen Landshuter Straße 4, Raum 017 (EG) Zeitschriften mit Osteuropaschwerpunkt, die

im deutschsprachigen Raum erscheinen. Be- 10.00 Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

10.30 Alain Frey (Strategic Business Manager / Scientific & Scholarly Research / IP & Science, Thomson sonders erfreulich war, dass auch einer der Re- Reuters): Die Auswahl‐ und Auswertungsprinzipien des Web of Science (möglicherweise auf Englisch)

daktoren der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 11.00 Rafael Ball (Direktor der Universitätsbibliothek Regensburg): Bibliometrie in den Geistes‐ und Sozialwissenschaften – Möglichkeiten und Grenzen (auf Deutsch)

teilnahm. 11.30 Jürgen Warmbrunn (Leiter der Bibliothek des Herder‐Instituts Marburg): Beim ersten Workshop im Oktober 2012 in Was ist Bibliometrie und was haben Bibliotheken damit zu tun? (auf Deutsch) 12.00 Aussprache über die ersten drei Referate Marburg machten sich die Teilnehmer vor al- 12.15 Mittagessen 13.30 Mati Laur (Mitherausgeber der Zeitschrift „Forschungen zur baltischen Geschichte", Professor lem mit der ERIH-Liste des Europäischen Wis- für Geschichte an der Universität Tartu): Bibliometrie und andere Formen der Qualitätsmessung aus der Sicht der estnischen Geschichts‐ senschaftsrats vertraut, die im östlichen Teil wissenschaft (auf Deutsch) 14.00 Wojciech Sowa (Historiker, Narodowe Centrum Naukowe): der EU große Anerkennung genießt. Dies- Bibliometrische Methoden in den polnischen Geisteswissenschaften (auf Deutsch) 14.30 Aussprache über die beiden vorangegangenen Referate mal stand im Mittelpunkt des Interesses der 14.45 Kaffeepause 15.00 Kommentare und Berichte aus der Praxis führender Osteuropazeitschriften

Vortrag von Herrn Alain Frey von Thomson 16.00 Allgemeine Diskussion Reuters. Er erläuterte die Aufnahmekriterien 16.30 Abschluss der Veranstaltung und Aufnahmebedingungen für Zeitschriften in den „Science Citation Report“ des „Web of Workshop-Programm Science“, des ältesten und immer noch füh- renden Zitationsindexes. Der Vortrag konnte Berechnung des Impact-Faktors, der auf unter- manche vorgefasste Meinung von den angeb- schiedliche Fachkulturen keine Rücksicht neh- lich starren mathematischen Methoden bei der me, entkräften. Allerdings lernten die Teilneh-

142 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur

mer auch, dass lange vor der Zuteilung eines Jürgen Warmbrunn (Herder-Institut) er- solchen Impact-Faktors bei Thomson Reuters läuterte die Grundsätze der Bibliometrie und eine Zeitschrift erst einmal die Hürde der Auf- Rafael Ball (UB Regensburg) sprach mit viel nahme in die „Web of Science Core Collection“ Humor über die Besonderheiten der Anwen- nehmen muss. Dies haben bisher noch keines- dung bibliometrischer Methoden in den Geis- wegs alle Zeitschriften geschafft, die auf dem teswissenschaften. Der Nachmittag war Erfah- Workshop vertreten waren. Eine Grundvoraus- rungsberichten aus Polen, Estland sowie aus setzung dafür sei das rechtzeitige Erscheinen. den vertretenen Zeitschriftenredaktionen ge- Aufschlussreich waren auch weitere wichtige widmet. Die Beiträge werden Anfang 2015 als Bedingungen, die Alain Frey nannte, etwa eng- Themenheft der Zeitschrift „Bibliometrie – Pra- lische Übersetzungen der Aufsatztitel und eng- xis und Forschung“ veröffentlicht. lischsprachige Zusammenfassungen.

Weitere Tagungen

„Geschichte: Visuell und digital!“ 21. Jahrestagung 2014 der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV e.V.

27.–28. November 2014, IOS, Regensburg Organisation: Angelika Meier (IOS)

Koordinationsbesprechung der Bibliothekare an Bayerischen Institutionen der Ost- und Südosteuropaforschung und an anderen Spezialbibliotheken

10. Dezember 2014, München Organisation: Birgit Riedel (IOS)

Vorträge

16. Oktober 2014 27. November 2014 „Digital Humanities“. Vortrag von Malte Reh- „Forschungsförderung und Open Access: Stra- bein (Universität Passau) tegie und Angebote der DFG “. Vortrag von Dr. Johannes Fournier von der Deutschen For- 22. Oktober 2014 schungsgemeinschaft „Wissenschaftliches Bloggen“. Vortrag von Lili- an Landes (Bayerische Staatsbibliothek Mün- chen)

Jahresbericht 2014 143

IOS-PUBLIKATIONEN

Das IOS gibt vier Zeitschriften, eine Buchreihe und zwei Working-Paper-Reihen heraus; diese periodischen Publikationen werden von Wissenschaftler/inne/n des IOS redaktionell betreut. Darüber hinaus erarbeitet das IOS Grundlagenwerke, wie momentan das Handbuch zur Geschichte Südosteuropas. Neben diesen hier beschriebenen Publikationsformaten zeichnet das Institut auch für unregelmäßig erscheinende Online- Publikationen verantwortlich. IOS-Publikationen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Fachzeitschriften

Economic Systems

Im Jahr 2014 wurden in der vierteljährlichen deutlichen Anstieg konnte die Akzeptanzquo- wirtschaftswissenschaftlichen peer-review te auf etwa 12 % aller neu eingereichten Manu- Zeitschrift des IOS auf insgesamt 614 Seiten skripte gesenkt werden. 36 Artikel veröffentlicht (Einführungsbeiträ- Im August 2014 wurde im Journal Citation ge zu Symposien oder Buchrezensionen nicht Report von Thomson Reuters erstmals ein Im- eingerechnet). Darunter waren 15 theoretische, pact Factor für Economic Systems ausgewiesen: empirische und auch politikorientierte Beiträ- Der Wert von 0,611 für das Jahr 2013 bedeutet, ge zu drei Symposien zu jeweils aktuellen The- dass jeder 2011 oder 2012 in der Zeitschrift pu- men, wie die Stabilität der Finanzsysteme in blizierte Artikel im Jahre 2013 durchschnittlich Mittel- und Osteuropa, Gemeinsamkeiten und 0,611 mal in irgendeiner anderen Zeitschrift Übertragungen von Finanzmarktrisiken in mit Impact Factor zitiert wurde. Damit liegt Zeiten der Finanzkrise, sowie neuere Trends Economic Systems auf Anhieb im mittleren in Handels-, Finanz- und Regu- Drittel der internationalen wirtschafts- und lierungssystemen von Schwel- finanzwissenschaftlichen Fachzeitschriften lenländern. mit Impact Factor. Als ausgesprochen hilfreich Die Zahl der eingereichten haben sich dazu die noch recht neuen Über- Beiträge ist 2014 auf etwa 300 sichtsartikel der Zeitschrift erwiesen. Das Sep- angestiegen und hat sich damit tember-Heft 2014 enthält einen solchen Survey innerhalb von drei Jahren bei- über die empirische Literatur zur Vorhersage nahe verdreifacht. Mit diesem von Bankenkrisen.

Editors: Prof. Dr. Richard Frensch (Managing Editor), Prof. Dr. Ali M. Kutan (Co-Editor) Kontakt: [email protected]

Jahrbücher für Geschichte Osteuropas

Als einzige referierte Fachzeitschrift für ost- wurden, bietet einen Überblick über die zent- europäische Geschichte im deutschen Sprach- ralen Publikationen des Faches unter besonde- bereich veröffentlichen die „Jahrbücher“ Bei- rer Berücksichtigung der deutschsprachigen träge zur Geschichte des gesamten östlichen Forschung. Die Zeitschrift erscheint viertel- und südöstlichen Europa. Die Hälfte der einge- jährlich. reichten und veröffentlichten Beiträge stammt Das zusätzliche Online-Rezensionsange- aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland. bot jgo.e-reviews stellt eine möglichst aktuel- Der umfangreiche Rezensionsteil, in dem im le Buchbesprechung sicher und bietet ein frei Berichtsjahr 102 Besprechungen veröffentlicht zugängliches Forum für internetbasierte Wis-

146 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung IOS-Publikationen

senschaftskommunikation. Die vier jährlichen größtenteils mit Bestwertungen geführt und Ausgaben werden auf der europäischen Platt- sind damit erste Wahl auch für Wissenschaft- form „recensio.net“ veröffentlicht. Die Quali- lerinnen und Wissenschaftler, die aus Karri- tätskriterien für die Rezensionstexte und die eregründen in hoch gerankten Zeitschriften Intensität der redaktionellen Betreuung sind veröffentlichen müssen. Erwähnt seien hier die gleichen wie in den gedruckten Heften der vor allem der „Arts and Humanities Citation Jahrbücher, allerdings sind die jgo.e-reviews de- Index“ und das „Web of Science“ von Thom- zidiert international orientiert. Im Jahr 2014 son Reuters sowie das Gegenstück „Scopus“ wurden hier 121 zusätzliche Besprechungen von Elsevier, das unter dem Namen SCImago publiziert. auch einen Impact-Faktor be- Die 17 veröffentlichten Forschungsbeiträge rechnet und auf dieser Basis des Jahres 2014 behandeln ein breites zeitli- eine Wertung vornimmt. Die ches und thematisches Spektrum mit Schwer- „Jahrbücher“ lagen hier in den punkt auf Russland und der Sowjetunion. letzten Jahren schwankend bei Das Themenheft dieses Jahrgangs war dem Q1 und Q2. Dass nur etwa die Schwerpunkt „Katastrophen im östlichen Eu- Hälfte der von Autorinnen und ropa“ (Heft 2/2014) gewidmet. Gastherausge- Autoren eingesandten Manu- ber waren Klaus Gestwa (Tübingen) und Marc skripte dem Begutachtungs- Elie (Paris). verfahren standhält, spricht Die Jahrbücher für Geschichte Osteuropas ebenfalls für die hohen Quali- werden in zahlreichen Listen und Rankings tätsansprüche.

Redaktion: Dr. Hermann Beyer-Thoma Kontakt: [email protected]

Jahresbericht 2014 147 IOS-Publikationen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Südosteuropa. Journal of Politics and Society

Südosteuropa ist eine internationale, mul- (C.E.E.O.L.) zugänglich. Rezensionen erschei- tidisziplinäre Zeitschrift für politische und nen parallel zur Druckausgabe bei recensio.net. gesellschaftliche Themen und Prozesse im 2014 sind vier Ausgaben erschienen mit südöstlichen Europa seit 1989. Als Forum für insgesamt 552 Seiten. Zwei der vier Hefte ent- aktuelle Forschungen zum südöstlichen Euro- halten einen thematischen Schwerpunkt, der pa steht sie insbesondere den Politikwissen- jeweils von Gastherausgebern betreut wurde: schaften, der Soziologie, dem Fach Interna- „Did the Wars in Yugoslavia Change the Percep- tionale Beziehungen, der Zeitgeschichte, der tion of Societal Conflicts? Debates in France Ökonomie, der Anthropologie, den Rechtswis- and Germany” (Heft 4, 2013, Hrsg. von Xavier senschaften, der Geschlechterforschung und Bougarel, Hannes Grandits und Nenad Stefa- den Kulturstudien offen. Im Fokus steht der nov) und „Football and Society” (Heft 2, 2014, Raum zwischen der östlichen Adria, dem öst- Hrsg. von Dario Brentin, Armina Galijaš und lichen Mittelmeer und dem Schwarzen Meer. Hrvoje Paić). Ein Dossier „Perspectives on the Vergleichende Perspektiven auf benachbarte Ukrainian Crisis“, mit Beiträgen zu Reaktionen Regionen sind willkommen, ebenso wie Ana- auf die Krise in Kosovo, Makedonien, Moldawi- lysen und theoretische Fragen mit Bezug auf en, Rumänien, Serbien und Türkei, ist in den andere Weltregionen. Darüber hinaus enthält Heften 2 und 3 erschienen. die Zeitschrift Buchbesprechungen und, seit 2014 war ein Jahr wesentlicher Änderungen 2014, eine offene Rubrik für andere Textfor- für Südosteuropa: Die Herausgeberschaft wech- mate zu relevanten Themen. Alle Aufsatzma- selte von Marie-Janine Calic, die mehr als sie- nuskripte unterliegen einem doppelt-blinden ben Jahre lang die Internationalisierung und Gutachterverfahren. wissenschaftliche Profilierung der Zeitschrift Südosteuropa ist in der Internationalen Bib- erfolgreich vorangetrieben hat, auf ein Drei- liographie der geistes- und sozialwissenschaft- erkollegium, bestehend aus Ger Duijzings (Pro- lichen Zeitschriftenliteratur (IBZ), den World- fessor für Sozialanthropologie an der Univer- wide Political Science Abstracts (WPSA), den sität Regensburg), Wim van Meurs (Professor International Political Science Abstracts (IPSA) für politische Geschichte an der Universität Ni- sowie den Sociological Abstracts (SA) indiziert. jmegen) und Sabine Rutar (Editor-in-Chief). An Die Aufsätze werden zudem in der Datenbank dieser Stelle möchte das IOS nochmals herzlich World Affairs Online nachge- Marie-Janine Calic für ihren Einsatz danken. wiesen und sind im Fachpor- Vergrößert wurde das Herausgebergremium tal Internationale Beziehun- (auf 23 Mitglieder), mit dem Ziel, das interna- gen und Länderkunde (IREON) tionale sowie interdisziplinäre Netzwerk der recherchierbar. Sechs Monate Zeitschrift zu erweitern. Seit 2014 erscheint nach Erscheinen sind alle Bei- die Zeitschrift usschließlicha in englischer träge in der Central and Eas- Sprache. tern European Online Library

Redaktion: Dr. Sabine Rutar, Christian Mady (Assistenz), Dr. Wim van Meurs (Book Review Editor) Kontakt: [email protected]

148 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung IOS-Publikationen

Südost-Forschungen. Internationale Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Landeskunde Südosteuropas

Die seit 1936 als Jahrbuch erscheinende senschaft und Ethnologie Herausgegeben vom Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Zeitschrift Südost-Forschungen ist das Publika- berücksichtigt, soweit sie in tionsorgan des Instituts für Ost- und Südost- direktem Zusammenhang mit Südost- europaforschung für historische Forschungen der Geschichte Südosteuro- Forschungen Band 72 • 2013 zu Südosteuropa. Die Zeitschrift ist interdiszi- pas stehen. Die Zeitschrift ist plinär angelegt und offen für Beiträge über die unterteilt in einen Aufsatzteil, Epochen von Byzanz bis hin zur Zeitgeschichte. die Rubrik „Aus der Südosteu- In ihrem sehr umfangreichen Rezensionsteil ropaforschung“ mit aktuellen bieten die Südost-Forschungen einen breiten Forschungsberichten und ei- Überblick über die aktuelle Fachliteratur in nen umfangreichen Rezen- allen relevanten Sprachen. Hervorzuheben ist sionsteil. Die Beiträge, deren die Internationalität der Autorinnen und Auto- Manuskripte auch in einer ren, von denen viele in Südosteuropa tätig sind, der südosteuropäischen Sprachen eingereicht weshalb der Zeitschrift auch eine wichtige Wis- werden können, werden auf Deutsch oder Eng- senstransferfunktion zukommt. Nicht zuletzt lisch, fallweise auch auf Französisch veröffent- deshalb haben sich die Südost-Forschungen zu licht. Sie unterliegen einem anonymen Begut- einem führenden Fachorgan der internationa- achtungsprozess. len Südosteuropa-Forschung entwickelt. 2014 ist erschienen: Band 72 (2013), mit Der Schwerpunkt der Zeitschrift liegt auf 12 Aufsätzen, 2 Nachrufen und Rezensionen Abhandlungen zur Geschichte der Gesellschaf- zu 115 Büchern (insgesamt 662 Seiten). In der ten Südosteuropas. Darüber hinaus werden Rubrik „Aus der Südosteuropaforschung“ er- Beiträge zur Geographie, Kunst, Literatur, Re- schien ein Schwerpunkt zur Geschichte der Ar- ligionswissenschaft, Wirtschaft, Sprachwis- beit in Südosteuropa im 20. Jahrundert.

Herausgeber: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (IOS), Dr. Konrad Clewing (IOS) Redaktion: Dr. Peter Mario Kreuter Kontakt: [email protected]

Jahresbericht 2014 149 IOS-Publikationen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Schriftenreihe

Südosteuropäische Arbeiten

Die Südosteuropäischen Arbeiten sind die 2014 sind 2 neue Bände erschienen: Buchreihe des IOS und blicken dabei auf eine über achtzigjährige Tradition zurück. Die Rei- he bietet Raum für herausragende Monogra- phien zur südosteuropäischen Geschichte, in- klusive der Zeitgeschichte. Daneben werden gelegentlich auch Sammelbände und Quel- leneditionen zur Publikation angenommen, wenn sie wichtige Beiträge zur historischen Forschung über Südosteuropa leisten. Die in- ternationale, breite Rezeption anhand von Rezensionen und Zitationen weist die bei De Gruyter Oldenbourg erscheinenden Südosteu- ropäischen Arbeiten als eine führende Reihe für Band 152 Band 153 die Geschichte Südosteuropas aus. Nicht selten werden ihre Titel in andere Sprachen übersetzt. Band 152: Hildrun Glass: Deutschland und die Veröffentlichungssprachen sind Deutsch und Verfolgung der Juden im rumänischen Macht- Englisch. Eingereichte Manuskripte werden bereich 1940–1944, München 2014, VIII u. 303 S. von den Herausgebern und externen Gutach- tern begutachtet. Eine weitere Basis für die Band 153: Florian Kührer-Wielach: Siebenbür- hohe Qualität der Reihe ist die sorgfältige re- gen ohne Siebenbürger? Zentralstaatliche In- daktionelle Betreuung sowie ein wissenschaft- tegration und politischer Regionalismus nach liches Lektorat aller Manuskripte. dem Ersten Weltkrieg, München 2014, 419 S.

Herausgeber: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (IOS), Dr. Konrad Clewing (IOS) Redaktion: Dr. Konrad Clewing Kontakt: [email protected]

150 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung IOS-Publikationen

Grundlagenwerke

Handbuch zur Geschichte Südosteuropas

Unter den laufenden Handbuchprojekten im Bereich der Geschichte stellt das auf sechs Bände angelegte Handbuch zur Geschichte Süd- osteuropas ein besonders ambitioniertes dar. Seiner Anlage nach wird es ein einzigartiges Kompendium zur Geschichte Südosteuropas darstellen, das nicht nur der Verwendung in der Lehre wie der Forschung dienen soll. Es richtet sich darüber hinaus an ein allgemei- ner interessiertes Publikum, dem es ein wis- senschaftlich vertieftes Orientierungswissen über die Region zur Verfügung stellen möchte. Hierfür konnten mittlerweile über 70 in- und ausländische Experten gewonnen werden, die sowohl innerregionale thematische Be- züge herstellen, als auch die wirtschaftliche, politische und kulturelle Verwobenheit Süd- chum), Prof. Dr. Fritz Mitthof (Wien), Prof. Dr. osteuropas mit dem übrigen Kontinent her- Walter Puchner (Athen), Prof. Dr. Klaus Roth ausarbeiten. Mit teilweise „hybrider“ Erschei- (München), Prof. Dr. Holm Sundhaussen (Ber- nungsweise (gedruckt und digital) wird das lin, †), Prof. Dr. Christian Voß (Berlin) und Prof. durchgängig forschungsbasierte Handbuch Dr. Ioannis Zelepos (München). die gerade auch für die digitale Wissensgesell- Insgesamt entstehen sechs Bände zu den schaft dringend benötigten Kenntnisse über Themenblöcken „Herrschaft und Politik“ (Bän- Südosteuropa liefern. de 1/2), „Sprache und Kultur“ (Bände 3/4), „Wirt- Editorisch wird das Handbuchprojekt von schaft und Gesellschaft“ (Bände 5/6), die wie- Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, Dr. Konrad Clewing derum chronologisch in „Vormoderne“ und und Prof. Dr. Oliver J. Schmitt (Wien) betreut, „Moderne“ gegliedert sind. Arbeits- und Auto- für die Redaktion und Koordination verant- rentreffen fanden im Jahr 2014, mit Ausnahme wortlich ist Dr. Edvin Pezo. Externe Heraus- des Bandes zu „Herrschaft und Politik (Moder- geber einzelner Bände sind Prof. Dr. Hannes ne)“, zu allen Bänden in Regensburg, München, Grandits (Berlin), Prof. Dr. Markus Koller (Bo- Berlin und Wien statt.

Redaktion: Dr. Edvin Pezo Kontakt: [email protected]

Jahresbericht 2014 151 IOS-Publikationen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Diskussionspapiere

IOS Policy Issues

Forschung wird von Nicht-Forschern oft als voll belasteten Autoren koordiniert gegeben ein Vorgang wahrgenommen, der in einer Art werden solange das „Eisen heiß“ ist. Nicht alle black box stattfindet, mit unverständlicher Ter- diese Probleme können von der Redaktion per minologie überfrachtet ist, und rechnerisch so Federstrich gelöst werden. Dass die zusätzliche, hingebogen wird, dass die von wem auch im- vermeintlich „unwissenschaftliche“ Arbeitsbe- mer gewünschten Resultate letztendlich gelie- lastung zeitlich einkalkuliert und als solche fert werden. Forschung muss ihr Tun rechtfer- honoriert werden muss, ist ebenfalls eine Her- tigen, sich zu Widersprüchlichkeiten bekennen, ausforderung, der sich das IOS organisatorisch sich der Kritik stellen und kann sich nicht mehr und finanziell zu stellen hat. hinter einer geheimnisvollen Mauer aus Fach- begriffen verstecken. Vor allem angewandte Bisher erschienen sind: Forschung muss über die scientific communi- ty hinaus wahrgenommen und diskutiert wer- Nr. 1 Manuela Troschke and Florian Witt- den, um ihre Existenz zu rechtfertigen und um mann, Inside Oligarchs versus Outside India: gestalterisch zu wirken. Dies gilt auch für ein Technical (non)progress and environmental ef- Forschungsinstitut wie das IOS, und insbeson- fects in Post-Soviet Steel, 6 S., März 2014 dere natürlich in der aktuellen Zeit. Dieser Auf- gabe stellen sich die Policy Issues – sie wollen Nr. 2 Michael Knogler, Poverty and Social die Forschungsergebnisse der IOS-Mitarbeiter Exclusion in Central, Eastern and South-Eas- in kurzer und allgemein verständlicher sowie tern European Member States, 6 S., Mai 2014 anschaulicher Form an alle Interessierten und Interessenten weiterleiten, zum Feedback und Nr. 3 Kseniia Gatskova, Can increasing reli- zur Diskussion einladen, und so einen Beitrag giosity foster democratization in Ukraine?, 6 S., zu aktuell diskutierten politischen Themen Juni 2014 aus dem geografischen und fachlichen For- schungsraum des IOS liefern. Nr. 4 Barbara Dietz, Migration and Populati- Mit diesem neuen Format on Change: Central and East Europeans in Ger- ist das IOS in mancherlei Hin- many are on the rise, 6 S., Juli 2014 sicht noch im experimentellen Stadium – Schreiben für die Öf- Department of Economics

Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Policy Issues Landshuter Straße 4, D-93047 Regensburg Telefon: ++49 (09 41) 943 54-10 E-Mail: [email protected] fentlichkeit ist keine Disziplin, No. 1 March 2014 Internet: www.ios-regensburg.de

Inside Oligarchs versus Outside India: die an Universitäten gelehrt Technical (non)progress and environmental effects in Post-Soviet Steel

Manuela Troschke and Florian Wittmann

The recent case of the Ilva Steelworks in Italy demonstrates that outdated technology in steel production can persist and respective environmental damage can occur if economic and political interests that stick to an overcome developmental model collude. Steel played also a prominent role for economic development of the Soviet Union, but wird, die Anwendung der eige- over decades under the plan mechanism a pronounced technological backwardness of the sector evolved. Despite privatization, trade liberalization and rising prices for input goods since transition, backwardness persists till now and environmental damage caused by the sector is a serious concern. Our article examines technical (non)progress in the steel sector of Russia, Ukraine and Kazakhstan and looks at the explanatory factors for backwardness, with a special focus on ownership. To overcome the locked-in situation, we propose that EU anti-dumping investigations and trade agreements should take into account a broader range of potential subsidies and include environmental factors alike. nen Arbeit auf schnöde Politik

The role of Steel in CIS countries Steel production had been a main driver of economic de- Figure 1: Producers of crude steel among CIS countries velopment and industrialization in the Soviet Union. It con- in thsd. tons (2011) tributed substantially to “overtaking the west” and fuelled societal change towards a post-feudal industrial society. Russian Federation 68852 fällt nicht immer leicht, mögli- Among CIS states, the three largest producers of (crude) steel are Kazakhstan, Ukraine and Russia, while Russia (61.1 %) and Ukraine are ranked among the ten largest steel- producing countries in 2012. Soviet steel enterprises dominated the economic (and partly also the political) Ukraine development of these countries. Historically they consti- 35332 (31.4%) tuted the industrial base of a country, provided basic input goods for many other sectors, with the defence industry che interdisziplinäre Antwor- playing a prominent role. Steel production till nowadays is other a backbone of the three economies. Despite a certain 1166 decline within the last decade, the share of steel in indus- (1.0 %) trial production accounted for 12% (Russia), 14% (Ka- zakhstan) and 19% (Ukraine) according to official statistics Belarus Kazakhstan in 2011. Steel exports of the oil and gas exporting nations 2614 4699 in the same year contributed 5% (Russia) and 7% (Ka- (2.3 %) (4.2 %) zakhstan) but 27% for Ukraine to total exports. Source: Steel Statistical Yearbook 2012 ten auf aktuelle Fragen müs-

Policy Issues No. 1 March 2014 | 1 sen von zwei meist mit Arbeit

152 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung IOS-Publikationen

IOS Working Papers

Nr. 337 Alexander Libman and Joachim Nr. 342 Ilhom Abdulloev, Ira Zweynert, Ceremonial Science: The State of N. Gang, and Myeong-Su Yun, Russian Economics Seen Through the Lens of Migration, Education and the the Work of ‘Doctor of Science’ Candidates, 45 S., Gender Gap in Labour Force Arbeitsbereich Ökonomie IOS Working Papers No. 345 Januar 2014. Participation, 33 S., Juni 2014

Sometimes, Winners Lose: Economic Disparity and Indigenization in Kazakhstan

Ira N. Gang and Achim Schmillen Nr. 338 Ilhom Abdulloev, Gil S. Epstein, and Nr. 343 Leonid Polishchuk Ira N. Gang, Ethnic Goods and Immigrant As- and Georgiy Syunyaev, Ruling similation, 33 S., März 2014 Elites’ Rotation and Asset Ow- October 2014 nership: Implications for Pro- Nr. 339 Ewa Dabrowska and Joachim Zwey- perty Rights, 34 S., Juli 2014 nert, Economic Ideas and Institutional Chan- ge: The Case of the Russian Stabilisation Fund, Nr. 344 Nargiza Alimukhamedova, Microfi- 37 S., April 2014 nance Environment in Uzbekistan: Analysis of Supply and Demand, 39 S., August 2014 Nr. 340 Katharina Eck and Stephan Huber, Product Sophistication and Spillovers from Nr. 345 Ira N. Gang and Achim Schmillen, Foreign Direct Investment, 37 S., Mai 2014 Sometimes, Winners Lose: Economic Dispari- ty and Indigenization in Kazakhstan, 28 S., Ok- Nr. 341 Roman Horváth and Ayaz Zeyna- tober 2014 lov, The Natural Resource Curse in Post-Soviet Countries: The Role of Institutions and Trade Policies Investment, 18 S., Juni 2014

IOS Mitteilungen

Nr. 64 Svetlana Suveica, “Russkoe Delo” and the “Bessarabian Cause”: The Russian Political Émigrés and the Bessarabians in Paris (1919– 1920), 53 S., Februar 2014 Arbeitsbereich Geschichte IOS-Mitteilungen No. 64

“Russkoe Delo” and the “Bessarabian Cause”: The Russian Political Émigrés and the Bessarabians in Paris (1919–1920)

Svetlana Suveica

February 2014

Jahresbericht 2014 153

PUBLIKATIONEN UND VORTRÄGE DER MITARBEITER/INNEN

Publikationen ������������������������������������������������������������������������������������ 156

Vorträge ...... 165 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

PUBLIKATIONEN

Bücher (Monografien und Sammelbände)

Katrin Boeckh, Krisztina Busa, Antje Himmel- Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balkans. To- reich, Edvin Pezo, Natali Stegmann (Hrsg.): wards an Inclusive History of Southeastern Eu- Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, rope, Wien, Zürich, Berlin: Lit 2014 (= Studies politische und soziale Rechte im östlichen Eu- on South East Europe, 10). ropa. München: De Gruyter Oldenbourg 2014. Sarah A. Wagner, Peter Mario Kreuter (Hrsg.): Luminiţa Gătejel: Warten, hoffen und endlich The Changing Places and Faces of War. Free­ fahren: Auto und Sozialismus in der Sowjetuni- land, Oxfordshire: Inter-Disciplinary Press on, in Rumänien und der DDR (1956–1989/91). 2014. Frankfurt am Main: Campus 2014.

Artikel in internationalen Zeitschriften mit Gutachtersystem (peer-reviewed journals)

Ulf Brunnbauer: Globalizing Southeastern Eu- Barbara Dietz: Labour Migration from Eastern rope: The Economic Causes and Consequen- Europe and the EU’s Quest for Talents (mit Al- ces of Overseas Emigration up until 1914. In: exander M. Danzer). In: Journal of Common Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, 1 (2014), Market Studies, 52:2 (Juni 2014), S. 183–199.* S. 33–63. Miriam Frey: A General Equilibrium Evaluati- Barbara Dietz: Determinants of Internal Migra- on of the Fiscal Costs of Trade Liberalization in tion in Kazakhstan (mit A. Aldashev). In: Econo- Ukraine (mit Zoryana Olekseyuk). In: Empirica, mic Systems, 38:3 (September 2014), S. 379–396. (September 2014), S. 505–540.*

Barbara Dietz, Kseniia Gatskova: Showing Off Jürgen Jerger: Aufstieg und Niedergang von to the New Neighbors? Socio-economic Status, Nationen. In: ifo Schnelldienst 67:14 (Juli 2014), Earnings and Consumption Patterns of Inter- S. 3–14. nal Migrants (mit Alexander M. Danzer und Achim Schmillen). In: Journal of Comparative Economics, 42:1 (März 2014), S. 230–245.*

* Veröffentlicht in Zeitschrift mit Impact Factor

156 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Jürgen Jerger: Testing for Parameter Stability Sabine Rutar: Arbeit unter deutscher Besat- in DSGE Models. The Cases of France, Germa- zung. Eine sozial- und alltagsgeschichtliche ny, Italy, and Spain (mit Oke Röhe). In: Inter- Untersuchung von Montanindustriebetrieben national Economics and Economic Policy, 11:3 in Jugoslawien (1941–1944/45). In: Historie. (2014), S. 329–351. Jahrbuch des Zentrums für Historische For- schung Berlin der Polnischen Akademie der Visar Nonaj: „Neues Werk, neue Menschen“: Die Wissenschaften, 7 (2013/14), . S 290–304. Rekrutierung von Arbeitskräften für das alba- nische Stahlwerk „Stahl der Partei“. In: Süd- Sabine Rutar: Prospettive di una storiografia ost-Forschungen, 72 (2014), S. 319–348. traduttiva sulla regione adriatica nordorienta- le: note introduttive [Perspektiven einer trans- Stefano Petrungaro: Hostels for Jobless Wor- lativen Historiographie der nordöstlichen kers in Interwar Yugoslavia. In: International Adriaregion: einleitende Überlegungen]. In: Review of Social History, 59:3 (2014), S. 443–471. Memoria e Ricerca, 12 n. s./45 (2014), Themen- heft „Spazio e misura. Modelli, techniche e rap- Stefano Petrungaro: The Fluid Boundaries of presentazioni“ [Raum und Maß(stab). Modelle, “Work”. Some Considerations about Concepts, Techniken und Repräsentationen], S. 101–104. Approaches, and South-Eastern Europe. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 271–286. Svetlana Suveica: For the “Bessarabian Cause”: The Activity of Odessa Committee for Saving Olga Popova: Can Religion Insure against Agg- Bessarabia (1918–1920). In: Archiva Moldaviae, regate Shocks to Happiness? The Case of Tran- 5 (2014), S. 141–171. sition Countries. In: Journal of Comparative Economics, 42:3 (August 2014), S. 804–818.* Svetlana Suveica: A Russian Diplomat in Bucharest: S. A. Poklevskii-Kozel and the “Bes- Olga Popova: Life (Dis)Satisfaction and the In- sarabian Cause” (1919–1920). In: Arhivele Tota- tention to Migrate: Evidence from Central and litarismului, 22:1–2 (2014), S. 10–30. Eastern Europe (mit Vladimir Otrachshenko). In: Journal of Socio-Economics, 48 (Februar Svetlana Suveica: Crisis in Ukraine: A Quest for 2014), S. 40–49. Moldovan Territorial Integrity. In: Südosteuro- pa, 62:2 (2014), S. 208–220. Biljana Raeva, Ulf Brunnbauer: Fabrikarbeiter, Gewerkschaften und Funktionäre im „entwi- Svetlana Suveica: “Entering the EU through ckelten“ Sozialismus. Die Aushandlung von Ar- the back door”?! Debates on Romanian Citi- beiterinteressen am Beispiel des bulgarischen zenship for Moldovans. In: Eurolimes, (Sup- Stahlwerks Kremikovci. In: Südost-Forschun- plement/2013), S. 272–284. gen, 72 (2014), S. 287–318.

Jahresbericht 2014 157 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Beiträge in Sammelbänden und nicht begutachteten Zeitschriften

Katrin Boeckh: Allies are Forever (until they Faktografia – konteksty – pamięć. Katowice are no more). Yugoslavia’s Multivectoral Fo- 2014, S. 18–43. reign Policy during Titoism. In: Soeren Keil, Bernhard Stahl (Hrsg.): The Foreign Policies Katrin Boeckh: Keineswegs desinteressiert. of Post-Yugoslav States – From Yugoslavia to Die Pläne NS-Deutschlands mit Jugoslawien Europe. New York, Basingstoke 2014, S. 18–43. 1940/41. In: Srbi i rat u Jugoslaviji 1941 godine. Zbornik radova/Serbs and War in Yugoslavia in Katrin Boeckh: The EU, the History of Post-YU 1941. Thematic Collection of Articles. Beograd Space, and the Prospects for a Better Future 2014, S. 165–188. (Policy Paper). In: Marko Lovec (Hrsg.): Lessons Learned for the European Union. A Reflection Katrin Boeckh: Staatsbürgerschaft und Re- on Stronger Co-operation in the Western Balk- patriierung. Die Rückführung ukrainischer ans for a Better European Future. Ljubljana: Fa- Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen nach dem culty of Social Sciences Press 2014, S. 259–269. Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion. In: Kat- (online: http://knjigarna.fdv.si/knjige/inter rin Boeckh u. a. (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und disciplinarno/posebne-izdaje/i_660_lessons­ Teilhabe. München 2014, S. 249–268. learned-for-the-european-union-a-reflection- on-stronger-co-operation-in-the-western-balk​ Katrin Boeckh: Die Ukraine 2000plus: Revoluti- ans-for-a-better-european-future) onen ohne Ende? In: OstWest. Europäische Per- spektiven, 15:4 (2014), S. 242–252. Katrin Boeckh: Russkaja ėmigracija v period Vejmarskoj Respubliki i ee otnošenija s Ka- Ulf Brunnbauer: Moving Subjects. The Trans- toličeskoj cerkov’ju (1918–1939 gg.) [Die rus- local Nature of Southeast European History. In: sische Emigration in der Weimarer Republik Christian Promitzer, Siegfried Gruber, Harald und ihre Beziehungen zur katholischen Kirche Heppner (Hrsg.): Southeast European Studies 1918–1939]. In: E. S. Tokareva, A. V. Judin (Hrsg.): in a Globalizing World. Münster: Lit 2014 (= Stu- Rossija i Vatikan. Vyp. 3. Russkaja ėmigracija v dies on South East Europe, 16), S. 103–114. Evrope i Katoličeskaja cerkov’ meždu dvumja mirovymi vojnami. Moskva 2014, S. 201–214. Ulf Brunnbauer: Sarajevo: Erinnerungsort wi- der Willen. In: Ost-West. Europäische Perspek- Katrin Boeckh: Deportacje w Związku So- tiven 15:1 (2014), S. 56–65. wieckim jako stalinowski instrument terroru. Nowe badania [Deportationen in der Sowje- Konrad Clewing: Die Balkankriege 1912/13: Er- tunion als stalinistisches Terrorinstrument. oberung, Befreiung und der Anfang vom Ende Neue Forschungen]. In: Sebastian Rosenbaum, des alten Europa? In: Horst-Dieter Blume, Cay Dariusz Węgrzyn (Hrsg.): Deportacja miesz- Lienau (Hrsg.): Die Balkankriege 1912/13 und kańców Górnego Śląska do obozów pracy pr- Griechenland. Münster 2014 (= Choregia, 12), zymusowej w Związku Sowieckim w 1945 roku. S.13–26.

158 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Barbara Dietz: Fremde Deutsche. Zuwanderung Peter Mario Kreuter: From Dybbøl to Thessa- und Integration von (Spät)Aussiedlern. In: Ma- loniki. George I, King of the Hellenes, and the thias Beer (Hrsg.): Baden-Württemberg – Eine Fate of War. In: Sarah A. Wagner, Peter Mario Zuwanderungsgeschichte. Stuttgart: Kohlham- Kreuter (Hrsg.): The Changing Places and Faces mer 2014, S. 172–195. of War. Freeland, Oxfordshire: Inter-Discipli- nary Press 2014, S. 87–116. Barbara Dietz: Destination Germany: Patterns, Demographic Consequences and Policy Impli- Peter Mario Kreuter: „Humillima Ancilla Maria cations of East-West Migration. In: C. Benelbaz, Brancovan P. Constantini Relicta Vidua.“ Lup- H. Flavier, O. Belova-Gille, M. Jones (Hrsg.): ta Mariei Brâncoveanu pentru moştenirea lui Les migrations intra-européennes à l’aube du Constantin Brâncoveanu (după materiale din XXIème siècle, perspectives pluridisciplinaires. Hofkammerarchiv din Viena) [„Humillima An- Bordeaux: Pedone 2014, S. 39–55. cilla Maria Brancovan P. Constantini Relicta Vi- dua.“ Der Kampf von Maria Brâncoveanu um Jürgen Jerger: Institutionen und historische das Erbe Constantin Brâncoveanus (nach Be- Grenzen. In: Thomas Apolte (Hrsg.): Transfer ständen aus dem Hofkammerarchiv in Wien)]. von Institutionen. Berlin 2014 (= Schriften des In: Dinică Ciobotea u. a. (Hrsg.): Sfântul Cons- Vereins für Socialpolitik, 340), S. 221–244. tantin Brâncoveanu, ocrotitorul Episcopiei Slatinei şi Romanaţilor. 3 Bde. Slatina: Editura Michael Knogler: Sozialmodelle in der erwei- Episcopiei Slatinei şi Romanaţilor 2014, Bd. 3, terten Europäischen Union: Wo stehen die S. 412–420. neuen Mitgliedstaaten (mit Fidelis Lankes). In: K. Boeckh et al. (Hrsg.) Staatsbürgerschaft Christian Mady: Specialization and Coopera- und Teilhabe. Bürgerliche, politische und so- tion within the Council for Mutual Economic ziale Rechte im östlichen Europa. De Gruyter Assistance. The Case of the Hungarian Auto- Oldenbourg, 2014, S. 289–309. mobile Industry. In: Dorin Dobra, Mihai Márton, Zsolt K. Lengyel (Hrsg.): Kooperation in Euro- Peter Mario Kreuter: Vampirglauben in Süd- pa/Cooperation in Europe: Modelle aus dem osteuropa einst und jetzt. In: Annette Rainer, 20. Jahrhundert/Models from the 20th Century. Christina Töpfer, Martina Zerovnik (Hrsg.): Car- Regensburg: Pustet 2014, S. 72–94. milla, der Vampir und wir. Graz: Passagen Ver- lag, Graz Museum 2014, S. 45–50. Trude Maurer: Sosuščestvovanie i sotrudničest- vo: Poliėtničeskij Jur’evskij universitet vo Peter Mario Kreuter, Heinz Schott: Vampires in vremja Pervoj mirovoj vojny [Koexistenz und Medicine and Culture. In: Sven Klimpel, Heinz Zusammenarbeit: Die multiethnische Jurevskij Mehlhorn (Hrsg.): Bats (Chiroptera) as Vectors Universität während des Ersten Weltkriegs]. In: of Diseases and Parasites. Facts and Myths. V. N. Skvorcov (Hrsg.): Vojna i povsednevnaja Berlin, Heidelberg: Springer Verlag 2014 (= Pa- žizn‘ naselenija Rossii XVII–XX vv. (K stoletiju rasitology Research Monographs, 5), S. 161–172. načala Pervoj mirovoj vojny). Sankt-Peterburg 2014, S. 427–434.

Jahresbericht 2014 159 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Trude Maurer: Fern der Front und fern vom Biljana Raeva: Geroizacija i măžestvenost po „Volk“: Die „Verteidigung der Heimat“ durch Stu- vreme na socializma v Bălgarija prez 60-te – denten und Professoren des Russischen Rei- 80-te g. na XX v. (po primera na MK Kremiko- ches. In: Stefan Karner, Philipp Lesiak (Hrsg.): vci) [Heroisierung und Männlichkeit während Erster Weltkrieg. Globaler Konflikt – lokale Fol- des Sozialismus in Bulgarien von den 1960er gen. Neue Perspektiven. Innsbruck, Wien, Bo- bis zu den 1980er Jahren am Beispiel des (MK zen 2014, S. 247–270. Kremikovci)]. In: Balkanističen forum, 3 (2013), S. 152–163. Irina Morozova: Die Perestrojka in Zentralasi- en. In: Religion & Gesellschaft in Ost und West, Sabine Rutar: Versponnene Fäden. Kriegsnar- 8 (2014), S. 16–17. rative im jugoslawischen Raum. In: Svjetlan Lacko Vidulić, Boris Previšić (Hrsg.): Traumata Irina Morozova: Preface. In: S. Roche (Hrsg.): der Transition. Der Untergang Jugoslawiens in Central Asian Intellectuals on Islam: between interdisziplinärer Sicht. Tübingen u. a.: Fran- Scholarship, Politics and Identity. Berlin: ZMO cke 2014 (= Kultur – Herrschaft – Differenz, 19), Studien 2014, S. 9–17. S. 133–161.

Visar Nonaj: Kombinati Metalurgjik i Elbasanit Sabine Rutar: „Unsere abgebrochene Südost­ dhe rekrutimi i fuqisë së nevojshme punëtore ecke ...“. Bergbau im nördlichen Jugoslawien [Das Stahlwerk von Elbasan und die Rekrutie- (Slowenien) unter deutscher Besatzung (1941– rung der benötigten Arbeitskräfte]. In: Përpjek- 1945). In: Michael Wildt, Marc Buggeln (Hrsg.): ja, 32–33 (2014), S. 88–109. Arbeit im Nationalsozialismus. München: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 273–292. Stefano Petrungaro: Fire and Honour. On the Comparability of Popular Protests in late 19th Sabine Rutar: Das südöstliche Europa in der Century Croatia-Slavonia. In: Sabine Rutar europäischen Geschichtsschreibung. In: Wim (Hrsg.): Beyond the Balkans. Towards an In- van Meurs, Dietmar Müller (Hrsg.): Instituti- clusive History of Southeastern Europe. Wien: onen und Kultur in Südosteuropa. München: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 10), Otto Sagner 2014 (= Südosteuropa-Jahrbuch, S. 247–263. 39), S. 99–118.

Edvin Pezo: Jugoslawiens Staatsangehörigkeits­ Sabine Rutar: Introduction: Beyond the Balk- gesetze und ihre nationalstaatlichen und mi­ ans. In: Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balk- grationspolitischen Dimensionen (1918–1964). ans. Towards an Inclusive History of Southeas- In: Katrin Boeckh et al. (Hrsg.): Staatsbürger- tern Europe. Wien, Zürich, Berlin: Lit 2014 (= schaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische Studies on South East Europe, 10), S. 7–25. und soziale Rechte im östlichen Europa. Mün- chen: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 199–212. Sabine Rutar: Towards a Southeast European History of Labour: Examples from Yugoslavia. In: Sabine Rutar (Hrsg.): Beyond the Balkans. Towards an Inclusive History of Southeastern Europe. Wien, Zürich, Berlin: Lit 2014 (= Studies on South East Europe, 10), S. 325–356.

160 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Svetlana Suveica, Vitalie Spranceana: Perspec- Tillmann Tegeler: Umkämpfte Staatsbürger. tives on Human Rights and Religion in Mol- Baltische DPs als Streitobjekt zwischen Groß- dova. In: Hans-Georg Ziebertz, Gordan Crpic britannien und der Sowjetunion im aufzie- (Hrsg.): Religion and Human Rights: An Inter- henden Kalten Krieg. In: Katrin Boeckh et al. national Perspective. Berlin: Springer-Publish- (Hrsg.): Staatsbürgerschaft und Teilhabe. Bür- ing 2014, S. 119–130. gerliche, politische und soziale Rechte. Mün- chen: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 241–248. Svetlana Suveica: ”Entering the EU through the back door”?! Debates on Romanian Citizenship Manuela Troschke: Sozioökonomische Partizi- for Moldovans. In: Ioan Horga, Ariane Landuyt pation in den ressourcenreichen Ländern der (Hrsg.): Communicating the EU Policies beyond GUS. In: Katrin Boeckh et al. (Hrsg.): Staatsbür- the Borders. Proposals for Constructive Neigh- gerschaft und Teilhabe. Bürgerliche, politische bour Relations and the New EU External Com- und soziale Rechte im östlichen Europa. Mün- munication Strategy. Oradea: Oradea Universi- chen: De Gruyter Oldenbourg 2014, S. 311–328. ty Press 2013, S. 262–274. Eszter Varsa: Gyermekvédelem a kora szocia- Svetlana Suveica: Familia Krupenski şi elita lista Magyarországon a társadalmi nemi és et- istorică a Basarabiei. Un dialog cu Petre Gu- nikai különbségek tükrében [Child Protection ran, realizat de Svetlana Suveica [Die Familie in Early State-socialist Hungary in the Light of Krupenski und die einstige Elite in Bessarabi- Gender and Ethnic Differentiation]. In: Replika. en. Ein Gespräch mit Petre Guran, geführt von Hungarian Journal of the Social Sciences, spe- Svetlana Suveica]. In: Mircea Ciubotaru, Luci- cial issue on the state-of-the-art in Hungarian an-Valeriu Lefter (Hrsg.): Mihai Dim. Sturdza Gender Studies, 85–86 (2014), S. 57–70. la 80 de ani. Omagiu [Mihai Dim. Sturdza zum 80. Geburtstag. Festschrift]. Iaşi: Editura Uni- versităţii „Al.I. Cuza“ din Iaşi 2014, S. 333–361.

Artikel in Online-Publikationen

Melanie Arndt: Tschernobyl. In: Ökologische Hans Bauer: Wie findet man die Büchse der Erinnerungsorte, 15.9.2014, http://www.um- Pandora? Zur Konzeption des freigeschalteten weltunderinnerung.de/index.php/kapitel​ Online-Themenportals “Balkankriege 1912/13“. seiten/entgrenzungen/103-tschernobyl In: ostBLOG, 18.9.2014, http://ostblog.hypo​the​ ses.org/236 Melanie Arndt: Friedliches Atom Nr. 1. Sechzig Jahre sind vergangen seit der Inbetriebnah- Katrin Boeckh: Die Balkankriege 1912/13: eine me des ersten industriellen Atomkraftwerkes politische Einführung. In: Themenportal Bal- Obninsk. In: Zeitgeschichte-online, Juni 2014, kankriege, 13.10.2014, https://www.vifaost.de/ http://www.zeitgeschichte-online.de/kom​ themenportale/balkankriege/einfuehrung mentar/friedliches-atom-nr-1

Jahresbericht 2014 161 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Katrin Boeckh: Die Balkankriege 1912/13: Konrad Clewing: Deutsch-italienische Besat- Kriegsführung, Kriegsgräuel, Kriegsopfer. zung und Bürgerkrieg. In: Agilolf Keßelring In: Themenportal Balkankriege, 13.10.2014, (Hrsg.): Konflikte und Konfliktschlichtung in https://​www. vifaost. de/themenportale/bal​ Bosnien-Herzegowina. Potsdam: Zentrum für kankriege/einfuehrung/ Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr 2014, S. 8–11, http://mgfa.de/ Katrin Boeckh: Crumbling of Empires and html/einsatzunterstuetzung/ergaenzungshef​ Emerging States, in: 1914–1918-online. Inter- te?PHPSESSID=bfce3e1ce5b421a5e357c3f446f​ national Encyclopedia of the First World War, db472 http://encyclopedia.1914-1918-online.net/ar- ticle/Crumbling_of_Empires_and_Emerging_ Barbara Dietz: Migration and Population StatesCzechoslovakia_and_Yugoslavia_as_%- Change: Central and East Europeans in Germa- 28Multi%29national_Countries. ny are on the rise, In: IOS Policy Issue, Juli 2014.

Ulf Brunnbauer: Das Projekt “Skopje 2014”. Kseniia Gatskova: Can Increasing Religiosi- Oder: Wie ein Land seine Zukunft verbaut. In: ty Foster Democratization in Ukraine? In: IOS OstBlog, 23.9.2014, http://ostblog.hypotheses. Policy Issue, Juni 2014. org/255#more-255 Michael Knogler: Poverty and Social Exclusion Ulf Brunnbauer: Geteilte Vergangenheit, teilen- in Central, Eastern and South-Eastern Europe- de Erinnerung: Wie des Ausbruchs des Ersten an Member States. In: IOS Policy Issue, Mai 2014. Weltkriegs in Serbien und Bosnien-Herzego- wina gedacht wird. In: Ansichtssache (Blog Stefano Petrungaro: Quando le scienze soci- der Graduiertenschule für Ost- und Südost- ali parlano di “non lavoro”. In: Storiamestre, europastudien), 4.8.2014, http://www.gs-oses. 6.3.2014, http://storiamestre.it/2014/03/non­ de/​reader/items/geteilte-vergangenheit­ lavoro teilende-erinnerung.html Stefano Petrungaro: Gavrilo Princip e l’atten- Ulf Brunnbauer: 1914/2014 – Schlachtfeld der tato di Sarajevo nei manuali di storia croati. Erinnerung/Erinnerung des Schlachtfelds. In: In: Storiamestre, 25.3.2014, http://storiamestre. Goethe-Institut (Hrsg.): Erinnerungen. Südost. it/2014/03/principscuola Europa, 2014, http://www.goethe.de/ins/gr/lp/ prj/eri/sch/de12400858.htm Manuela Troschke, Florian Wittmann: Inside Oligarchs versus Outside India: Technical (non) Konrad Clewing: Balkanissimo: Fußball-Län- progress and environmental effects in Post­- derspiel Serbien-Albanien, 14. Oktober 2014. Soviet Steel. In: IOS Policy Issue, März 2014. In: OstBlog, 17.10.2014, http://ostblog.hypo​ theses.org/290

162 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Sonstige Publikationen

Melanie Arndt: [Rezension von] Brown, Kate: Luminiţa Gătejel: [Rezension von] Evguenia Plutopia. Nuclear Families, Atomic Cities, and Davidova: Balkan Transitions to Modernity the Great Soviet and American Plutonium Di- and Nation-States through the Eyes of Three sasters. Oxford 2012. In: H-Soz-Kult, 26.3.2014, Generations of Merchants (1780s–1890s), Lei- http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/ den 2013. In: Südost-Forschungen, 72 (2014), rezbuecher-20513. S. 74–77.

Ulf Brunnbauer, Ksenija Gatskova: Die ukrai- Jürgen Jerger: Die Furcht vor TTIP. In: Außen- nische Diversität. In: Der Standard (Wien), ansicht. Mittelbayerische Zeitung (Regens- 17.3.2014. burg), 10.5.2014.

Konrad Clewing: Një imazh pikellues. Përtej Christian Mady: [Rezension von] Kovács, Já- futbolit. In: Koha ditore (Prishtina), 25.10.2014. nos Mátyás; Zentai, Violetta (Hrsg.): Capitalism from Outside? Economic Cultures in Eastern Konrad Clewing: Die Türkei bleibt wichtig. In: Europe after 1989. Budapest, New York: Central Mittelbayerische Zeitung, 19.2.2014. European University Press 2012. In: Südosteu- ropa 62:2 (2014), S. 89–92. Barbara Dietz: Aussiedler – Die fremden Deut- schen. In: Begleitpublikation zur Ausstellung Irina Morozova, Willem Vogelsang: Changing „Immer bunter. Einwande,rungsland Deutsch- Patterns of Power in Historical and Modern land“. Haus der Geschichte der Bundesrepublik Central and Inner Asia. In: IIASN, 69 (Herbst Deutschland 2014, S. 114–125. 2014), S. 40.

Richard Frensch: Beide Seiten betroffen. Wel- Stefano Petrungaro: [Rezension von] Michael che Sanktionen haben die stärkste Wirkung? G. Kraft (Hrsg.): Soziale Kämpfe in ex-Jugosla- In: Wirtschaftszeitung Nr. 9, September 2014. wien, Wien: Mandelbaum Verlag 2013. In: Süd- osteuropa, 61:4 (2013), S. 605–607. Reinhard Frötschner: Herberstein, Sigismund (Sieg-, Sig-) von. In: Wilhelm Kühlmann u. a. Stefano Petrungaro: [Rezension von] Alexan- (Hrsg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1520– der Korb: Im Schatten des Weltkriegs. Massen- 1620. Literaturwissenschaftliches Verfasser- gewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und lexikon. Bd. 3: Glarean, Heinrich – Krüger, Roma in Kroatien 1941–1945, Hamburger Edi- Bartholomäus. Berlin, Boston 2014, S. 278–291. tion, Hamburg 2013. In: Italia contemporanea, 272:4 (2013), S. 487–490. Luminiţa Gătejel: [Rezension von] Bogdan Murgescu: Romania şi Europa. Acumularea Edvin Pezo: [Rezension von] Dino Mujadžević: decalajelor economice (1500–2010) [Rumä- Bakarić. Politička biografija, Zagreb 2011. In: nien und Europa. Die Anhäufung der ökono- Südost-Forschungen, 72 (2014), S. 512–515. mischen Rückständigkeit]. Bukarest 2010. In: http://www.hsozkult.de/hfn/publicationre​ view/id/rezbuecher-16438.

Jahresbericht 2014 163 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Edvin Pezo: [Rezension von] Nenad Stefanov: Ekaterina Selezneva: [Rezension von] Caterina Wissenschaft als nationaler Beruf. Die Serbi- Ruggeri Laderchi, Sara Savastano (Hrsg.): Po- sche Akademie der Wissenschaften 1944–1992. verty and Exclusion in the Western Balkans. Tradierung und Modifizierung nationaler Ideo- New Directions in Measurement and Policy. logie, Wiesbaden 2011. In: Südost-Forschungen, Economic Studies in Inequality, Social Exclu- 72 (2014), S. 491–494. sion and Well-being, vol. 8, New York: Sprin- ger 2013. In: Südosteuropa, 62:1 (2014), S. 69–71. Edvin Pezo: [Rezension von] Gojko Malović: Se- oba u maticu. Bd 1: Optiranje Srba u Mađarskoj Svetlana Suveica: [Rezension von] Hildrun 1920–1931. Bd 2: Spiskovi srpskih optanata u Glass: Deutschland und die Verfolgung der Ju- Mađarskoj 1920–1931. Novi Sad 2010. In: Süd- den im rumänischen Machtbereich,1940–1944. ost-Forschungen, 72 (2014), S. 472–474. München: Oldenburg Verlag 2014. In: Tyrage- tia. Serie nouă. Istorie, Muzeologie, VIII (XXIII):2 Olga Popova: Tagungsbericht: Labour in (2014), S. 391–394. East and Southeast Europe. Institutions and Practices between Formality and Informa- Svetlana Suveica: [Rezension von] Andrei Kuš- lity, 26.6.2014 – 28.6.2014 Regensburg (mit D. ko, Viktor Taki, pri učastii Olega Groma: Bessa- Martineau). H-Soz-Kult, 12.8.2014, http://www. rabija v sostave Rossijskoj Imperii (1812–1917) hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsbe​ [Bessarabien im Russischen Reich (1812–1917)], richte-5504 Moskva: Novoe Literaturnoe Obozrenie 2012. In: Südost-Forschungen, Bd. 72 (2014), S. 428–433. Sabine Rutar: [Sammelrezension] „Zwangsar- beit in Europa“. Rezension zu: Sanela Hodzic, Svetlana Suveica: “Russkoe Delo” and the “Bes- Christian Schölzel: Zwangsarbeit im „Unab- sarabian Cause”: The Russian Political Émigrés hängigen Staat Kroatien“ 1941–1945. Münster and the Bessarabians in Paris (1919–1920). In: 2012/Dieter Pohl, Tanja Sebta: Zwangsarbeit IOS Mitteilungen. Arbeitsbereich Geschichte, in Hitlers Europa. Besatzung – Arbeit – Fol- 64, Februar 2014, 53 S., http://www.doku​men​ gen. Berlin 2013. In: H-Soz-Kult, 9.4.2014, http:// te. ios-regensburg. de/publikationen/mit​teilun​ www.hsozkult.de/publicationreview/id/rez​ gen/mitt_64.pdf buecher-21493. Manuela Troschke: U krajina heißt „Am Ran- Sabine Rutar: [Rezension von] Roumen Das- de“. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg), kalov, Tchavdar Marinov: Entangled Histories 27.2. 2014. of the Balkans. Volume 1: National Ideologies and Language Policies. Leiden 2013. In: H-Soz- Kult, 4. 2. 2014, http://www. hsozkult. de/pub​li​ca​ tionreview/id/rezbuecher-21253.

164 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

VORTRÄGE

Melanie Arndt Hans Bauer

„A Nuclear Accident Anywhere is a Nuclear Ac- „Türen im Kaninchenbau – Wohin führt wel- cident Everywhere: Chernobyl Unlimited“, Vor- ches Portal? Internetthemenportale zum Ers- trag am Stanford Humanities Center, 8.4.2014 ten Weltkrieg unter besonderer Berücksichti- gung der Angebote zu Ost- und Südosteuropa“, „‘Children of Chernobyl’: Social and Political „Unlocking Sources – The First World War On- Consequences of the Disaster in the Soviet Uni- line & Europeana Conference“ an der Staatsbi- on and the United States“, Center for the Stu- bliothek zu Berlin, 30.1.2014 dy of Force and Diplomacy, Temple University, Philadelphia, 24.4.2014 „Raus aus dem Datensilo! – Aggregatszustän- de im Projekt Osteuropa-Dokumente online“, „How Did I Get from Chernobyl to Waterville? Präsentation im Rahmen der Sitzung des wis- Technology and Disaster History“, Lehrstuhl senschaftlichen Beirats des IOS, Regensburg, Science and Technology Studies, Colby College, 26.6.2014 Waterville, Maine, 28.4.2014 „Forschungsdaten: Bedarfe eines Forschungs- Kommentar zum Beitrag von Frank Uekötter: institutes“, OstDok-Workshop an der Bayeri- „Ökologische Verflechtungen. Umrisse einer schen Staatsbibliothek München, 23.10.2014 grünen Zeitgeschichte“, Konferenz „Verfloch- tene Umbrüche. West- und Ostdeutschland „Vom Kärtchen zur Karte. Konzeption eines geo­ im letzten Drittel des 20. Jahrhundert“, Zent- referenzierten Forschungsinstruments aus rum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Bibliothekskatalogen“, 21. Jahres­tagung der 21.11.2014 Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV .e V. „Geschichte: Visuell und digital!“ am IOS Regens- Schlusskommentar zum Workshop „Nucle- burg, 28.11.2014 ar Landscapes in Eastern Europe and Asia: Knowledge – Practices – Social Change“, His- „Vom Kärtchen zur Karte. Konzeption eines geo­ torisches Seminar Osteuropäische Geschichte, referenzierten Forschungsinstruments aus Universität Heidelberg, 28.11.2014 (mit Klaus Bibliothekskatalogen“, Koordinationsbespre- Gestwa) chung der Bibliothekare an Bayerischen Insti- tutionen der Ost- und Südosteuropaforschung „Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und und an anderen Spezialbibliotheken, München, ihrer Nachfolgestaaten. Regionale Dynami- 10.12.2014 ken und globale Prozesse, 1970–2000“, im Kol- loquium Neuere und Osteuropäische Geschich- te, Universität Freiburg, 2.12.2014 (mit Klaus Gestwa)

Jahresbericht 2014 165 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Katrin Boeckh „Introduction: Results of the First Conference in Marburg“, Internationale Konferenz „Politi- „Repression – Control – Emancipation: Religi- cal Mobilization in East Central and Southeast ous and Confessional Diversity Treated by the Europe“, IOS/Herder-Institut, Regensburg, State Institutions in the Ukraine“, 11th ISORE- 14.–15.2.2014 CEA Conference, Kaunas, 25.4.2014 „The Persistence of Economic Backwardness „The EU, the History of Post-YU Space, and the in East Central and Southeastern Europe. The Prospects for a Better Future“ (Keynote), Aca- Perspective of the Economic Illiterate“, Panel dEU Public Roundtables, University of Ljubl- „Persistence of Economic Backwardness in jana, 16.5.2014 Historical Perspective: The Case of East Cen- tral and Southeastern Europe“, Jahrestagung „Ethnische Konstellationen und politische Pro- des Wirtschaftshistorischen Ausschusses des bleme auf dem Balkan vor 1914. Inwiefern bil- Vereins für Socialpolitik, Regensburg, 6.3.2014 deten die Balkankriege 1912/13 ein Präludium zum Ersten Weltkrieg?“, Internationales Sym- „Vom Untergang der Imperien zur Neuord- posium „Am Vorabend des ersten Weltkriegs: nung der Staatenwelt: Der Zerfall der Habs- Donauländer und Julikrise 1914”, Veranstalter: burgermonarchie“, DGO-Jahrestagung „Der Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld, VH Ulm, 7.7.2014 erste Weltkrieg im Osten Europas“, Münster, 3.–4.4.2014 „‘Homo sovieticus’ and ‘Soviet People’: Soviet Society Conceptions in Theory and Practice“, „Finding Workers to Build Socialism: Recruiting Seminar „Political Culture in Ukraine: Values for the Steel Factories in Kremikovci (Bulgaria) Change after the Euromaidan?“, IOS Regens- and Elbasan (Albania) during Communism“, burg, 20.11.2014 European Social Science History Conference, Wien, 23.–26.4.2014 (mit Visar Nonaj) „No Crisis of the Churches and Religious Or- ganizations in Ukraine 2014. A Comment“, In- Kommentar im Panel „Iron Curtain Crossings: ternational Conference „The Churches in the Cold War Cultural Encounters between East Ukrainian Crisis“, Deutsche Gesellschaft für and West“, European Social Science History Osteuropakunde, Freising, 29.11.2014 Conference, Wien, 23.–26.4.2014

„The Idea of Mitteleuropa and Regionalism“, Ulf Brunnbauer Panteion University Athens, 16.5.2014 „Die Situation der Roma in Bulgarien und Ru- mänien“, Vortrag im Integrationsbeirat der Kommentar bei dem Round Table „The Global Stadt Regensburg, 22.1.2014 State of East European Studies Today“, 1. Jah- restagung der Graduierenschule für Ost- und „Migrants, States and Globalization: The Poli- Südosteuropastudien „Area Studies Revisited“, tics of Exit in Southeastern Europe until 1914“, München, 12.–14.6.2014 Workshop „The Balkans as Europe II“, Institut für die Wissenschaft vom Menschen, Wien, 31.1.–1.2.2014

166 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

„Die Situation der Roma in Bulgarien und Ru- Konrad Clewing mänien“, Vortrag für das 26. Treffen der In- tegrationsbeauftragten der Grund- und För- „Was will Europa?“, Veranstaltung des Euro- derschulen Stadt und Landkreis Regensburg, paforums von europe direct in der Münchner Regensburg, 26.6.2014 Stadtbibliothek am Gasteig, 7.4.2014 (gemein- sam mit Srećko Horvat, Zagreb) Kommentar im Panel „Historische Narrative und nationale Erinnerungskulturen“, Kon- „Rule of Law under Self-attack: Austro-Hunga- ferenz „Vlad Dracula – Tyrann oder Volkstri- rian Ethnopolitics in Bosnia-Hercegovina du- bun? Historische Reizfiguren im Donau-Bal- ring World War I“, Internationale Tagung „The kan-Raum“, Universität Gießen, 17.–18.9.2014 Great War: Regional Approaches and Global Contexts“ – International Conference on the „Finding workers to build socialism. Recru- Occasion of the First Centennial of the Begin- itment for the steel factories in Kremikovci ning of World War One, Sarajevo, 18.–21.6.2014 (Bulgaria) and Elbasan (Albania) during com- munism“, Institut für Sozial- und Wirtschafts- „Imperiale und nationale Staatlichkeit im Ef- geschichte, Karls-Universität Prag, 14.10.2014 fizienzvergleich: Südosteuropa im 19. Jahr- hundert“, Seminar für Fränkische und „Mobile Lives, Reconfiguration of Space, and vergleichende Landesgeschichte an der Fried- the Twilight of Empire in 19th/20th-Century rich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn- Southeastern Europe“, Nordic Exploratory berg, Erlangen, 1.7.2014 Workshop I, University of Jyväskylä (Finland), 18.–19.10.2014 „Historischer Sprachenstatus und archivali- sches Erbe: Zur Stellung des Deutschen als „Revisionists and Anti-Revisionists. The Recep- Quellensprache in Ost- und Südosteuropa“, tion of Christopher Clark’s ‘Sleepwalkers’ in internationale Eröffnungstagung des DIMOS Serbia and Germany“, Workshop „The First an der Universität Regensburg: „Mehrspra- World War in Eurasia. Historiography and Pu- chigkeit in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Ge- blic Image“, Middle Eastern Technical Univer- wachsene historische Vielfalt oder belastendes sity, Ankara, 31.10.–1.11.2014 Erbe?“, Regensburg, 2.–4.10.2014

„Laudatio auf Karl Kaser“, „Balkan-Near East „Kroatien“, Zeitgeschichtsforum „25 Jahre Wan- Express. Symposion anlässlich des 60. Ge- del im östlichen Europa“, Haus des Deutschen burtstages von Karl Kaser“, Universität Graz, Ostens, München, 8.11.2014 6.11.2014 (gemeinsam mit Hannes Grandits)

„Turning Emigrants into Yugoslavs. The Dias- pora Politics of Interwar and Socialist Yugos- lavia“, 46th Annual Convention of ASEEES, San Antonio (Texas), 18.–22.11.2014

Jahresbericht 2014 167 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Barbara Dietz „Economic Perspectives on Modernization and Economic Development & Environmental and „Ethnic German and Jewish Immigrants from Resource Economics“, Summer School „Moder- Post-Soviet Countries in Germany: Identity nization and Conflict in Central Asia“, Almaty, Formation and Integration Prospects“, Inter- Kasachstan, 4.–9.8.2014 nationale Tagung „Russian Immigration in Germany“, LMU München, 5.–6.6.2014 „Assessing the Impact of a Carbon Tax on the Ukrainian Economy“, Dienstagsseminarrei- he des AB Ökonomie am IOS, Regensburg, 18.11.2014 Richard Frensch

„Comments on: Trade and Wage Inequality: The Role of Export Sophistication and Labour Mar- Kseniia Gatskova ket Arrangements (Stephan Huber, Cristiano Perugini und Fabrizio Pompei)“, 3rd Biannual „Religious Beliefs and Political Attitudes: Evi- Assisi Workshop on Economics and Institu- dence from Ukraine and Russia“, Kaunas, Li- tions: Inequality, Technology and Institutions tauen, 25.4.2014 (mit M. Gatskov) in Europe, Assisi, 20.2.2014 „Religiosity and Political Orientations: Eviden- „Werden die Reichen immer reicher und die Ar- ce from Ukraine and Russia“, IOS, Regensburg, men immer ärmer?“, Einführung und Diskus- 1.7.2014 (mit M. Gatskov) sion zu Thomas Pikettys „Capital in the 21st Century“. LIE Lecture, Universität Regensburg, „Teaching SPSS for Social Scientists: Active 9.12.2014 Learning Techniques“, Summer School On Teaching and Learning the Social Sciences, Piešťany, Slovakia, 12.7.2014 Miriam Frey „Euromaidan in der Ukraine“, Vortrag mit Dis- „The Persistence of Environmental Awareness“, kussion, Universität Augsburg, 15.12.2014 Dienstagsseminarreihe des AB Ökonomie am IOS, Regensburg, 28.1.2014 Jürgen Jerger „The Effects of Trade Liberalization on Income Inequality in Ukraine“, WIFO-extern, Wien, „Challenges to Sustain Poland’s Growth Model 31.3.2014 or: The Euro Crisis as a Challenge to Eastern European Countries“, Discussion of a paper „Religious Environment and the Importance of presented by Balasz Egert, International con- Values and Norms in Ukraine“, 11th ISORECEA ference on „Overcoming the Euro Crisis: Me- International Conference, Kaunas, 25.4.2014 dium and Long Term Economic Perspectives“, Düsseldorf, 27.3.2014 „Data Preparation for Assessing the Impact of a Carbon Tax on the Ukrainian Economy“, ZEW, Methodenseminar, Mannheim, 25.7.2014

168 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

„The Euro Crisis and Financial Market (Dis-) In- Michael Knogler tegration“, Keynote address at the Internati- onal Conference on „Monetary, banking and „Beschäftigungseffizienz von Sozialmodellen: financial issues in Central and Eastern EU Zur Entwicklung eines IOS-Indices“, Vortrag member countries: How can Central and Eas- im Rahmen der Dienstagsseminarreihe des tern EU members overcome the current econo- AB Ökonomie am IOS, Regensburg, 9.12.2014 mic crisis?“, Iaşi, Rumänien, 10.4.2014

„Vorsicht Falle! Der Handelspakt zwischen Eu- Peter Mario Kreuter ropa und den USA“, Einführungsvortrag und Teilnahme an Diskussion zum Transatlanti- „Von ‚in Servien erzeigenden Blut-Saugern‘ zum schen Freihandelsabkommen (TTIP), Evange- ‚wallachischen Moroi‘. Zur Verortung des Vam- lisches Bildungswerk Regensburg, 6.5.2014 pirglaubens in der wissenschaftlichen Litera- tur des 18. Jahrhunderts“, Ringvorlesung „Vam- „Aufstieg und Niedergang von Nationen – Wirt- pire“ an der Technischen Universität Dresden, schaftstheoretische Interpretationen und em- 22.5.2014 pirische Befunde“, Akademie für Politische Bil- dung Tutzing, 23.5.2014 „‚Des hingerichteten Hospodars Konstantin Ba- saraba de Brankovan Wittib.‘ Wie man sich ei- „Staatliche Beihilfepolitik in Krisenzeiten für ner starken Frau erinnert – und sie zugleich die Realwirtschaft: der vorübergehende Ge- vergisst“, Tagung „Vergessen, verdrängt, ver- meinschaftsrahmen“, Diskussion eines Papiers schwunden. Aufgegebene Kulturen, Beziehun- von Johannes Stephan, Jahrestagung des Aus- gen und Orientierungen in der Balkanromania“ schusses für Wirtschaftssysteme und Institu- des Balkanromanistenverbandes e. V., Münster, tionenökonomik des Vereins für Socialpolitik, 30.5.2014 Göttingen, 29.9.2014 „How Ignorance Made a Monster. Or: Writing „Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften the History of Vlad the Impaler without the 2014 – Zu den Beiträgen von Jean Tirole“ (zu- Use of Sources“, Internationale Tagung „Mons- sammen mit Andreas Roider), Universität Re- ters and the Monstrous, 12th Edition“ von In- gensburg, 23.10.2014 ter-Disciplinary.net am Mansfield College, Ox- ford, 25.7.2014 „The Euro Crisis and Financial Market (Dis-) In- tegration“, Vortrag im Rahmen des Honors-Pro- „Zwischen Vlad und Aufklärung? Nicolae Ma- gramms der Fakultät für Wirtschaftswissen- vrogheni, Fürst der Walachei (1786–1790)“, schaften der Universität Regensburg, .4 12.2014 Fachtagung „Vlad Dracula – Tyrann oder Volks- tribun? Historische Reizfiguren im Donau-Bal- kan-Raum“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen, 25.9.2014

Jahresbericht 2014 169 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Trude Maurer „Ženščiny iz Rossijskoj imperii – doktora nauk nemeckich universitetov. Transnacional’naja „Sosuščestvovanie i sotrudničestvo: Poliėt- i transkul’turnaja istorija obrazovanija“, In- ničeskij Jur’evskij universitet vo vremja Per- ternationale Fachtagung „Pol. Politika. Poli- voj mirovoj vojny“, Internationale Fachtagung kul’turnost’. Gendernye otnošenija v prošlom „Vojna i povsednevnaja žizn’ Rossii“, Staatliche i nostojaščem“, Institut für Ethnologie und An- Puškin-Universität der Leningradskaja Oblast’, thropologie der Russländischen Akademie der Puškin/St. Petersburg, 15.3.2014 Wissenschaften / Russisches Nationalkomitee der International Federation of Research in „Russlands Eliten und der Erste Weltkrieg“, Women’s History / Staatliche Esenin-Universi- Ringvorlesung „Die dunkle Seite der Moder- tät Rjazan’, Rjazan’, 10.10.2014 ne. 1914 anders gesehen“, Universität Wien, 28.4.2014 „Patriotismus ohne Nationalismus und zurück- haltende Verteidigung der Heimat. Studenten, „Russlands Eliten und der Erste Weltkrieg“, Professoren und liberale Öffentlichkeit des Ringvorlesung „Die dunkle Seite der Moderne. Russischen Reichs im Ersten Weltkrieg“, Vor- 1914 anders gesehen“, Universität , tragsreihe VHS Regensburg / IOS Regensburg, 29.4.2014 26.11.2014

„Integration in die Volksgemeinschaft oder Ex- „Wissenschaftlicher Vortrag und Mobilisierung klusivität: Die Angehörigen deutscher und rus- der Heimatfront. Universitäre Festakte im sischer Universitäten in der Anfangsphase des Ersten Weltkrieg“, Internationale Fachtagung Ersten Weltkriegs“, Fachtagung „Kriegsbeginn „Intellectuals and the Great War“, Universität in Norddeutschland. Zur Herausbildung einer Gent, 18.12.2014 ‚Kriegskultur‘ 1914/15 in transnationaler Per- spektive“, Historische Kommission für Nieder- sachsen und Bremen / Institut für Historische Irina Morozova Landesforschung und Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göt- „Regional Representation among Late Socia- tingen / Historisches Seminar der Universität list and Contemporary Mongolia’s Elites“, In- Hannover, Wilhelmshaven, 9.5.2014 ternational Symposium „Mongolian Responses to Globalisation Processes“, Universität Bonn, „Utverždenie isključitel’nosti ili integracija? 15.–17.1.2014 Učastie professorov i studentov v voennoj mobilizacii v Germanii i Rossii“, Internationa- „International Communication vis-à-vis Mos- le Fachtagung, „Rossija v pervoj mirovoj voj- cow: Soviet Central Asian and Mongolian Eli- ne / Russia in the First World War“, Nationale tes in Comparative Perspective (1980–1990s)“, Forschungsuniversität Hochschule für Wirt- Workshop „Left movements and Ideology in schaftswissenschaften, Moskau, 5.6.2014 Asia, Africa and the Middle East at the Last Quarter of the Twentieth Century: Towards a Comparative-historical Analysis“, Zentrum Mo- derner Orient, Berlin, 19.3.2014

170 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Kommentar zum Panel „Socialist Internatio- Visar Nonaj nalism between the Second and Third Worlds“, Workshop „Exploring the Second World: Soci- „Finding workers to build socialism: Recruiting alist Internationalism in the Cold War“, Zen- for the Steel Factories in Kremikovci (Bulgaria) trum für Zeithistorische Forschung Potsdam, and Elbasan (Albania) during Communism“, 19.–21.6.2014 Internationale Konferenz „European Social Science History Conference“, Wien, 26.4.2014 Kommentar zum Panel „Bilaterale Beziehun- (mit Ulf Brunnbauer) gen zwischen Handel und Normentransfer“, 22. Tagung Junger Osteuropaexperten „Gren- zen in Osteuropa: Neudefinierung, Öffnung, Stefano Petrungaro Auflösung?“, Europäische Akademie Berlin, 18.–20.7.2014 „The Meanings of Flags in the Political and Po- pular Mobilizations in Late 19th Century Cro- „To the Studies of Soviet Vostokovedenie: The atia“, Tagung „Political Mobilization in East Precarious Marxist Debates“, International Se- Central and Southeast Europe“, Regensburg, minar „Knowledge Production and Knowledge 14.–15.2.2014 Transfer in and on Central and Inner Asia“, Ul- aanbaatar, 5.–6.8.2014 „Looking at the Welfare State from its Mar- gins: the Yugoslav Case“, European Social „The Impact of Central Asian Elites on Moscow’s Science History Conference (ESSHC), Wien, Policies towards Islam in ‘Domestic’ and ‘Fo- 23.–26.4.2014 reign’ Vostok, the 1980s“, International Con- ference „Changing Patterns of Power in His- „The Parable of Philantropism: The Case of torical and Modern Central and Inner Asia“, Prehrana“, Internationaler Workshop „Volun- Ulaanbaatar, 7.–9.8.2014 tary Associations in the Yugoslav Space since the 19th Century“, Central European Universi- „The Debate on Progress, Social Order and Eco- ty, Budapest, 16.–17.5.2014 nomy and the Rise of New Inequalities in Cen- tral Asia, 1970–90s“, Forschungskolloquium „The Parable of Legal Prostitution in Yugosla- „Neue Perspektiven in der südost- und ost- via between the Two World Wars“, 46th Annual europäischen Geschichte“, IOS, Regensburg, Convention of the Association for Slavic, East 30.10.2014 European, & Eurasian Studies (ASEEES), San Antonio (Texas), 20.–23.11.2014 Runder Tisch „Aktuelle Forschungsfragen in den Zentralasienstudien“, interdisziplinärer Zentralasientag im Institut für Friedensfor- schung und Sicherheitspolitik an der Univer- sität Hamburg, 5.12.2014

Jahresbericht 2014 171 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Edvin Pezo „Paying for One’s Sins: Religiosity and Income Redistribution in Russia and Ukraine“, 11th „Herrschaft im Sozialismus. Institutionelle und Conference of International Study of Religi- personale Aspekte am Beispiel Jugoslawiens“, on in Eastern and Central Europe Association Einführungsvortrag zum Workshop „Persona- (ISORECEA) „Religious Diversification World- le versus institutionelle Herrschaft im Sozia- wide and in Central and Eastern Europe“, Vy- lismus. Kontinuitäten und Brüche in einem tautas Magnus University, Kaunas, 24.4.2014 spannungsreichen Verhältnis“, IOS, Regens- (mit Ekaterina Selezneva) burg, 23.5.2014 „Life (Dis)satisfaction and the Intention to „Herrschaft und Macht in Jugoslawien in der Migrate: Evidence from Central and Eastern „Ära Ranković“ (1944–1966). Zum Verhältnis Europe“, IAB-Colloquium, Institut für Arbeits- von personalisierter und institutionalisierter markt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg, Herrschaftsbildung“, Vortrag an der FU Berlin: 8.5.2014 Berliner Forschungskolloquium Südosteuropa, 6.6.2014 „Life (Dis)satisfaction and the Intention to Migrate: Evidence from Central and Eastern „Personalisierte Macht und institutionalisierte Europe“, 5th International Ph.D. Conference Herrschaft in Jugoslawien (1944–1966). Zu ei- „New Economic Challenges“, Masaryk Univer- nem spannungsreichen Verhältnis unter der sity, Brno, 29.5.2014 ‚Ära Ranković‘“, Vortrag im Kolloquium des Imre Kertész Kolleg Jena, 15.12.2014 „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Children’s Health“, IOS Research Seminar, 3.6.2014 Olga Popova „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and „Can Religion Insure Against Aggregate Shocks Children’s Health“, 13th EACES (European As- to Happiness? The Case of Transition Coun- sociation of Comparative Economic Studies) tries“, Annual Conference of the Association biennial conference, Corvinus University, for the Study of Religion, Economics, and Cul- Buda­pest, 4. 9. 2014 ture (ASREC), Chapman University, Orange (CA), 21.3.2014 „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Children’s Health“, 4th International Annual „Suffer for the Faith? Parental Religiosity and Research Conference of the Laboratory for Children’s Health“, 4th International Workshop Comparative Social Research (LCSR) „Cultural of the Laboratory for Comparative Social Re- and Economic Changes under Cross-National search (LCSR) „Social and Cultural Changes in Perspective“, National Research University – Cross-National Perspective: Values and Moder- Higher School of Economics, Saint Petersburg, nization“, National Research University – Hig- 10.11.2014 her School of Economics, Moscow, 2.4.2014

172 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

„Can Religion Insure Against Aggregate Shocks „‚Zwangsarbeit‘ als Forschungsgegenstand: to Happiness? The Case of Transition Coun- Bergbau in Jugoslawien unter deutscher Be- tries“, 8th Biennal Conference of the Czech Eco- satzung“, Masterseminar „Im Südosten nichts nomic Society, University of Economics, Pra- Neues? Ansätze der internationalen Forschung gue, 29.11.2014 zum Zweiten Weltkrieg in Südosteuropa“, Hum- boldt-Universität Berlin, 19.6. 2014 Bilyana Raeva „Jugoslawische Bergbauregionen unter deut- „Internal Migration and Industrialization du- scher Besatzung (1941–1944/45). Vorstel- ring Socialism and Crossing the Border from lung des Buchmanuskripts und forschungs- Regional to National (or Vice Versa?) – Relati- perspektivische Überlegungen“, Kolloquium onship between Fellow Countrymen (zemlyat- „Sozial­geschichte und soziale Bewegungen“ si) as Strategy and Practice in Metallurgical des Instituts für soziale Bewegungen, Bochum, Plant Kremikovtsi“, Konferenz „Contextualizing 8.12.2014 Changes: Migrations, Shifting Borders and New Identities in Eastern Europe“ am Institut für „Life and Labour in a Cold War Borderland. Shi- Ethnologie und Folkloristik mit Ethnografi- pyard Workers and Dockers in the Northeas- schen Museum an der Bulgarischen Akademie tern Adriatic, 1945–1990“, Kolloquium des IGK der Wissenschaften, Sofia, 10.10.2014 „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtli- cher Perspektive“ (re:work) der Humboldt-Uni- versität Berlin, 16.12.2014 Sabine Rutar

„On the Meaning of Violence at a Cold War Bor- Ekaterina Selezneva der, 1970s–1980s: Public Riots between Trieste and Rijeka“, Tagung „Physical Violence and Sta- „Temporary Job Position and Life Satisfaction te Legitimacy in Late Socialism. Final Confe- under Different Institutional Contexts. Analy- rence“, Zentrum für Zeithistorische Forschung, sis for Western and Eastern Europe“, 3rd Bi- Potsdam, 27.2.–1.3.2014 annual Assisi Workshop on Economics and Institutions „Inequality, technology and insti- „Labor Relations and Social Protests in the Shi- tutions in Europe“, Assisi, 20.2.2014 pyard Workers’ and Dockers’ Milieus on Both Sides of the Italo-Yugoslav Border During the „Internet, Mass Media and Social Capital“, Cold War“, Round Table: Bringing Eastern Eu- 4th LCSR International Workshop, Moskau, rope into Global Labour History, European So- 28.3.2014 cial Science History Conference (ESSHC), Wien, 23.–26.4.2014 „Labour Market Institutions, Crisis and Gen- der Earnings Gap in Eastern Europe“, NOeG conference „Economics of Inequality“, Wien, 31.5.2014

Jahresbericht 2014 173 Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

„Temporary Job Position and Life Satisfaction Tillmann Tegeler under Different Institutional Contexts. Analy- sis for Western and Eastern Europe“, invited se- „Bloggen für die Wissenschaft. Ein Praxisbe- minars at Hitotsubashi University Tokyo and richt“, 21. Jahrestagung der Arbeitsgemein- Kyoto University, 15.9. und 20.9.2014 schaft Geschichte und EDV . e V. „Geschichte: Vi- suell und digital!“, Regensburg, 27.–28.11.2014 „Employment and its Impact on Life Satisfac- tion through the Lens of Risk and Time Prefe- rences“, 5th International LCSR Workshop, St. Manuela Troschke Petersburg, 9.11.2014 „Ökonomische Faktoren der Ukraine-Krise und deren Folgen“, Podiumsdiskussion „Uk- raine zwischen Krieg und Frieden“, Regens- Svetlana Suveica burg, 19.3.2014 „Negotiating Loyalties, Building Networks: The ‘Russian Cause’ for Bessarabia after World War „Die Kuh die man melken will, kann man nicht One (1919–1920)“, Tagung „Political Mobilizati- schlachten – die ökonomische Sackgasse der on in Central and Southeast Europe“, Institut Ukraine“, Kolloquium Osteuropäische Ge- für Ost-und Südosteuropaforschung Regens- schichte der Universität Bielefeld, 6.5.2014 burg – Herder Institut Marburg, Regensburg, 14.2.2014 „Armes reiches Land: Was bleibt von der Uk- raine zwischen Ost und und West?“, Vortrags- „Between the Empire and the Nation-state: reihe des Gießener Zentrums Östliches Europa A Bessarabian ‘Drama’ at Paris (1919–1920)”, GiZO „Ukraine und Rußland – Konfliktsplitter“, Berliner Forschungskolloquim Südosteuropas, 9.7.2014 Humboldt-Universität zu Berlin, 9.5.2014 „Cooperation in the European Energy Sector as „Changing Fronts, Negotiating Loyalties. Local a Blueprint for the Caucasus: Between Natio- Administration of Bessarabia and Transnistria nal Egoism and Internatinal Solidarity“, DAAD in WWII (1939–1945)“, US Holocaust Memorial Workshop „Kooperation braucht Energie: Ener- Museum, Workshop „The Holocaust in Eastern giedialog für einen friedlichen Kaukasus“, Gu- Europe in the Records of ITS Digitial Archive“, dauri/Georgien, 16.7.2014 Washington D. C., 1.8.2014 „Scientific Presentations“, Workshop „Political „Moldovan Youth on Religion and Human Culture in Ukraine: Values Change after the Rights: Questions, Answers, Recommenda- ‘Euromaidan’“, Regensburg, 17.11.2014 tions“, Tagung „Religion, Civic Rights and De- mocracy“, Universität Würzburg, 11.12.2014 (mit Vitalie Spranceana)

174 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Publikationen und Vorträge der Mitarbeiter/innen

Eszter Varsa

„Health, Hygiene and Romani Assimilation in Austria and Hungary, 1950s–1980s“, For- schungskolloquium, IOS, Regensburg, 10.4.2014

„Perspectives on Roma in Medical Journals in Hungary, 1960s–1980s“, Tagung „10th Europe- an Social Science History Conference“, Wien, 23.–26.4.2014

„‘The Solution of the Gypsy-question?’ Intersec- tions of Gender and ‘Race’ / Ethnicity in Child Protection in Early State Socialist Hungary“, Tagung „Berkshire Conference on the History of Women”, Toronto, Canada, 22.–25.5.2014

Jahresbericht 2014 175

AUSZEICHNUNGEN UND PREISE Auszeichungen und Preise Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Auszeichnungen, Stipendien und Preise

Kseniia Gatskova Ekaterina Selezneva

Erster Preis beim soziologischen Wettbewerb Associate Research Fellow, International Net- für die post-sowjetischen Länder „Der/die bes- work of the Laboratory for Comparative Soci- te junge Soziologe/in 2012–2013“ (für das Pa- al Research, Higher School of Economics (Mos- per „Why should women get less? Distributive kau), Zeitraum: 3. April bis 31. Dezember 2014 justice attitudes in Ukraine“), Kiev, 10.12.2013 Hitotsubashi Invited Fellow Program plus “Grant-in-Aid for Scientific Research (A)”, Mi-

nistry of Education and Science in Japan, Zeit- Olga Popova raum: 9. bis 24. September 2014 Best Doctoral Dissertation in Comparative Eco- nomic Systems, European Association of Com- CERGE-EI Teaching Fellowship für den Kurs parative Economic Studies, shortlisted „Economics of inequality“, Institute for Mathe- matics, Economics, and Informatics (Irkutsk Zweiter Preis „Young Economist of the Year State University), Zeitraum: 8. bis 21. Dezem- 2014“ der Czech Economic Society ber 2014

Sabine Rutar

Fellowship am Internationalen Geisteswissen- schaftlichen Kolleg „Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive“ (re:work) der Humboldt-Universität Berlin, Zeitraum: 1. Oktober bis 31. Dezember 2014

178 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Auszeichungen und Preise

Wissenschaftliche Funktionen und Gremientätigkeit

Melanie Arndt Landeskunde, Tübingen; des Kroatischen Ins- Mitglied der Redaktion der Online-Plattform tituts für Geschichte, Zagreb; des Forschungs- Zeitgeschichte Online projekts „Between class and nation. Working class communities in 1980s Serbia and Monte- Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Zeithis- negro“ (Universität Graz) torische Forschungen Mitglied des Herausgeberbeirats von Bulgari- an Ethnology; Debatte: review of contemporary

German affairs; Etnološka tribina / Ethnological Katrin Boeckh Forum (Zagreb); Études Balkaniques; Südosteu- Fachgutachterin für: Croatian Science Foun- ropa. Zeitschrift für Gegenwartsforschung; Tabula. dation (HRZZ), Agentur für Wissenschaft und Journal of the Department of Humanities (Pula) Hochschulbildung der Republik Kroatien Mitglied des Präsidiums der Südosteuropa- Korrespondierendes Mitglied des „Pontificio gesellschaft Comitato di Scienze Storiche“ Mitglied des Senats der Universität Regens- Mitglied des internationalen Herausgeberbei- burg rats der Zeitschrift Časopis za suvremenu povi- jest (Zagreb) Mitherausgeber von „Europeanist Studies in Socio-Cultural Anthropology and Ethnolo- gy Series“ (Berghahn); „digiOst“; „Studien zur

Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Ostmittel- Ulf Brunnbauer europas“ (Harrassowitz); „Südosteuropäische Beirat von BAYHOST Arbeiten“ (De Gruyter Oldenbourg); Südost-For- schungen (De Gruyter Oldenbourg), „Schnitt- Fachgutachter (2014) für den Bundesbeauf- stellen. Studien zum östlichen und südöstli- tragten für Kultur und Medien (BKM); Agen- chen Europa“ (Vandenhoeck & Ruprecht) tur für Wissenschaft und Hochschulbildung der Republik Kroatien; Deutscher Akademi- Sprecher des Direktoriums des Ungarn-Zent- scher Austauschdienst (DAAD); Deutsche For- rums der Universität Regensburg schungsgemeinschaft (DFG), NEWFELPRO (Kroatien), uni_docs (Universität Wien)

Ko-Sprecher der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des In- stituts für donauschwäbische Geschichte und

Jahresbericht 2014 179 Auszeichungen und Preise Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Konrad Clewing Mitglied im Ausschuss für Wirtschaftssysteme und Institutionenökonomik des Vereins für So- Erster Vorstand Albanien-Institut e. V. cialpolitik

Fachgutachter für die Kosovo Accreditation Mitglied der DAAD-Auswahlkommission Mit- Agency tel- und Osteuropa

Mitglied bei ProOriente (Wien), Kommission Managing Editor der Zeitschrift Economic Sys- für Südosteuropäische Geschichte tems (Elsevier)

Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Cen- Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Ost- ter for Balkan and Black Sea Studies, Yildiz europavereins der deutschen Wirtschaft . e V. Technical University Istanbul; des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaf-

ten der Bundeswehr, Einsatzunterstützung Reinhard Frötschner

Mitherausgeber von „Südosteuropäische Ar- Mitglied des Herausgebergremiums der Zeit- beiten“ (De Gruyter Oldenbourg); Südost-For- schrift Canadian-American schungen (De Gruyter Oldenbourg)

Jürgen Jerger Barbara Dietz Fachgutachter für die Volkswagen-Stiftung Mitglied im Editorial Advisory Board der Zeit- und die DFG schrift Central and Eastern European Migration Review (CEEMR) Mitglied des Editorial Board der Zeitschriften Economic Systems, International Economics and Research fellow IZA Bonn Economic Policy, Südosteuropa

Mitglied der Auswahlkommission des DAAD

für Mittel- und Osteuropa Richard Frensch

Fachgutachter für German Marshall Fund of Mitglied des Executive Board European Associ- the United States, Global Development Net- ation for Comparative Economic Studies work der Weltbank, Grantová Agentura Ceské Republiky (Tschechische Forschungsgemein- Mitglied des Projektbeirats Pro SALAMANDER schaft), Grantová Agentura Univerzity Karlovy v Praze Stv. Sprecher des Direktoriums des Europaeum der Universität Regensburg Regelmäßiger Gutachter für die FIW For- schungskonferenzreihe „International Econo- mics“

180 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Auszeichungen und Preise

Michael Knogler Mitglied des internationalen Herausgeberbei- rats der Zeitschrift Iran and the Caucasus (Brill Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Academic Publishers) Wissenschaftlichen Verlags Silva Rerum

Stefano Petrungaro Peter Mario Kreuter Korrespondierendes Mitglied der Redaktion Gutachter für Executive Agency for Higher für die Zeitschrift Passato e presente. Rivista di Education, Research, Development and Inno- storia contemporanea vation Funding (Rumänien) Mitglied des Herausgebergremiums für „Wor- Mitglied des Gutachtergremiums der Zeit- king Papers“ der Società Italiana di Storia del schrift Philologica Jassyensia Lavoro, SISLav

Mitglied des Herausgebergremiums der Zeit- schrift Monsters and the Monstrous Olga Popova

2. stellvertretender Präsident des Balkanroma- Evaluator for the Grant Agency of the Charles nistenverbands e. V. (BRV) University (Prague)

Evaluator for the 7th FIW Research Conference

Trude Maurer

Mitglied der Baltischen Historischen Kommis- Sabine Rutar sion Fachgutachterin für Europäische Kommission, Mitglied der Wissenschaftlichen Arbeitsge- Fulbright U. S. Scholar Program, National En- meinschaft des Leo Baeck Instituts dowment for the Humanities (USA), Staatliche Forschungsagentur der Republik Slowenien Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Universität Wien für ihr 650-jähriges Jubiläum Mitglied des Herausgebergremiums von Süd- osteuropa. Journal of Politics and Society (Edi- tor-in-Chief), Narodna Umjetnost: Croatian Jour-

nal of Ethnology and Folklore Research (Zagreb), Irina Morozova Časopis za povijest zapadne Hrvatske / West Cro- Gründungsmitglied von International Unit for atian History Journal (Rijeka) Central and Inner Asian Studies Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft für die Mitglied der Deutsche Arbeitsgemeinschaft Neueste Geschichte Italiens Vorderer Orient

Jahresbericht 2014 181 Auszeichungen und Preise Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Manuela Troschke Tillmann Tegeler

Externe Expertin für die European Commissi- Mitglied des Beirats der Arbeitsgemeinschaft on im Eastern Partnership Territorial Coope- der Spezialbibliotheken (ASpB) ration Program EaPTC Rechnungsprüfer für die Arbeitsgemeinschaft Mitglied der UN Economic Commission for Eu- der Bibliotheken und Dokumentationsstellen rope, Sustainable Energy Division, Group of der Ost-, Ostmittel- und Südosteuropafor- Experts for Energy Efficiency GEEE schung (ABDOS)

Mitglied des Arbeitskreises Östliche Partner- schaft / Belarus der Stiftung Wissenschaft und Politik (Berlin)

Mitglied des Internationen Wissenschaftlichen Beirates der Karaganda Economic University (Kasachstan)

182 Jahresbericht 2014 DATEN UND FAKTEN Daten und Fakten Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

GREMIEN

Stiftungsrat

Prof. Dr. Udo Hebel Prof. Dr. Lutz Hoffmann (Vorsitzender) Universität Regensburg MR Dr. Rüdiger von Kleist Bundesministerium der Finanzen MR Dr. Georg Brun (Stellvertretender Vorsitzender) Bernd Posselt, MdEP a. D. Bayerisches Staatsministerium für Bildung Präsident der Paneuropa Union und Kultus, Wissenschaft und Kunst Deutschland e. V.

Prof. Dr. Marie-Janine Calic Prof. Dr. Oliver Jens Schmitt Ludwig-Maximilians-Universität München Universität Wien

Dieter Daminger MR Klaus Ulrich Stadt Regensburg Bayerische Staatskanzlei

Dr. h. c. Gernot Erler, MdB Volkhart Vincentz, Ph.D. Südosteuropa-Gesellschaft

MR Bertold Flierl Bayerische Staatskanzlei

184 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Daten und Fakten

Wissenschaftlicher Beirat

Professor Josef C. Brada Prof. Dr. Claudia Kraft (Vorsitzender) Universität Siegen Arizona State University Prof. Dr. Jan Kusber Prof. Dr. Bernard Bekavac Johannes Gutenberg-Universität Mainz Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur Prof. Dr. Joachim Möller Prof. Dr. Philipp Harms Universität Regensburg Johannes Gutenberg-Universität Mainz Mag. Christa Müller Prof. Dr. Wolfgang Höpken Österreichische Nationalbibliothek Universität Leipzig Prof. Dr. Bogdan Murgescu Prof. Dr. Dr. h. c. Franz Wolfang Hubert University of Bucharest Humboldt-Universität zu Berlin

Jahresbericht 2014 185 Daten und Fakten Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

PERSONAL

Direktorium

Prof. Dr. Ulf Brunnbauer Markus Mathyl (Geschäftsführender Direktor und kommissa- (Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Quali- rischer Arbeitsbereichsleiter Geschichte) tätsmanagement, seit 1.7.2014)

Prof. Dr. Jürgen Jerger (Direktor)

Mitarbeiter/innen der wissenschaftlichen Abteilungen nach Forschungsschwerpunkten

Governance zwischen Personalisierung und Formalisierung

Dr. Melanie Arndt Dr. Irina Morozova (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Prof. Dr. Katrin Boeckh Dr. Edvin Pezo (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion „Handbuch zur Geschichte Südosteuropas“) Dr. Konrad Clewing (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion Dr. Dr. h.c. Manuela Troschke der „Südosteuropäischen Arbeiten“) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Reinhard Frötschner Dr. Eszter Varsa (Angestellter / Redaktion der „Jahrbücher für (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt) Geschichte Osteuropas“)

Dr. Peter Mario Kreuter (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion von „Südost-Forschungen“)

186 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Daten und Fakten

Dynamiken des Austausches (Migration und Handel)

Dr. Hermann Beyer-Thoma Dr. des. Luminiţa Gătejel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Redaktion (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) der „Jahrbücher für Geschichte Osteuropas“) Dr. Kseniia Gatskova Dr. Barbara Dietz (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) Christian Mady Prof. Dr. Richard Frensch (Wissenschaftliche Hilfskraft / Redaktion von (Arbeitsbereichsleiter Ökonomie / Herausge- „Südosteuropa“ und „Südost-Forschungen“) ber von „Economic Systems“) Prof. Dr. Trude Maurer Miriam Frey (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Formen und Beziehungen von Arbeit im Wandel

Dr. Michael Knogler Dr. Bilyana Raeva (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Projekt)

Visar Nonaj Dr. Sabine Rutar (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Projekt) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Redak- tion von „Südosteuropa“, beurlaubt 30.10.– Dr. Stefano Petrungaro 31.12.2014) (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) Ekaterina Selezneva, Ph.D. Olga Popova, Ph.D. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Jahresbericht 2014 187 Daten und Fakten Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Weitere Mitarbeiter/innen

Arbeitsbereich Bibliothek und elektronische Infrastruktur

Hans Christian Bauer Dr. Birgit Riedel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Projekt) (stellvertretende Arbeitsbereichsleiterin)

Monika Chlebnicanova Maryna Sekareva (Aushilfe/Projekt) (Bibliotheksangestellte)

Ioana-Daniela Duţă Andreas Staniek (Bibliotheksangestellte) (Bibliotheksangestellter)

Natalia Kunz Tillmann Tegeler (Aushilfe/Projekt) (Arbeitsbereichsleiter)

Susanne Pampuch-Hämmerli Halina Wojtusiak (Bibliotheksangestellte) (Bibliotheksangestellte)

Eva Quaisser (Bibliotheksangestellte)

Service/Verwaltung

Anette Bauer Yuvarintorn-Denise Posayanant (Sekretariat) (IT/Support)

Rita Brummer Petra Preß (Verwaltungsangestellte, ab 1.11.2014) (Sekretariat/Veranstaltungen)

Christina Croon Helga Schubert (Altersteilzeit, bis 30.9.2014) (Geschäftsführerin/Projekt)

Martina Frohnapfel Larissa Schulz (Verwaltungsangestellte) (IT/Support)

Julia Kiefel Horst Schwab (Sekretariat) (Verwaltungsangestellter, bis 30.9.2014)

Angelika Meier Halina Wojtusiak (Verwaltungsleiterin / kfm. Geschäftsführerin) (DTP)

188 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Daten und Fakten

Redaktionen

Economic System

Prof. Dr. Richard Frensch Birgit Schwarz (Arbeitsbereichsleiter / Herausgeber von (Wissenschaftliche Hilfskraft) „Economic Systems“)

Jahrbücher für Geschichte Osteuropas

Dr. Hermann Beyer-Thoma Reinhard Frötschner (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) (Angestellter)

Südosteuropa

Dr. Sabine Rutar Christian Mady (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Mitheraus- (Wissenschaftliche Hilfskraft) geberin von „Südosteuropa“, beurlaubt von 30.10.–31.12.2014)

Südosteuropäische Arbeiten

Dr. Konrad Clewing Peter Techet (Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Mitheraus- (Wissenschaftliche Hilfskraft) geber der „Südosteuropäischen Arbeiten“)

Südost-Forschungen

Dr. Peter Mario Kreuter Christian Mady (Wissenschaftlicher Mitarbeiter ) (Wissenschaftliche Hilfskraft)

Jahresbericht 2014 189 Daten und Fakten Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

Am Institut für Ost- und Südosteuropafor- Dem IOS ist es wichtig, Studierende bereits schung ist Gleichstellung nicht nur ein inte- frühzeitig für eine mögliche Tätigkeit im Be- graler Bestandteil aller Personalbesetzungs- reich der Ost- und Südosteuropaforschung zu verfahren, sondern sie bedeutet auch, dass interessieren und sie für die wissenschaftliche durch die Schaffung geeigneter Bedingungen Beschäftigung mit der Region zu qualifizieren. die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie ge- Aus dem Kreis besonders geeigneter Studie- währleistet wird. render, v. a. der Universität Regensburg, rekru- Gerade in den letzten Jahren konnten meh- tiert das Institut studentische Hilfskräfte, die rere Frauen für die Arbeitsbereiche Geschichte in unterschiedlichen Aufgabengebieten des In- und Ökonomie als wissenschaftliche Mitarbei- stituts – von der Bibliotheksaufsicht über die terinnen gewonnen werden. Verwaltung, Veranstaltungsorganisation und Das IOS versteht sich als internationale Ein- Datenbankpflege bis hin zur Mitwirkung an richtung: 9 von 26 am IOS angestellten Wis- Forschungsprojekten – zum Einsatz kommen. senschaftler/innen kommen aus dem Ausland.

Arbeitsbereich Bibliothek Arbeitsbereich Arbeitsbereich Verwaltung und Elekronische Forschungs- Ökonomie Geschichte infrastruktur

weiblich männlich

*Anzahl der Mitarbeiter/innen, unabhängig von den Stellenwerten (keine Berücksichtigung des VZÄ-Wertes).

190 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Daten und Fakten

Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte (2014):

Ornela Berberi (AB Geschichte / Projekt) Tünde Rist-Kaip (Verwaltung) Karin Bohr (AB Geschichte / Projekt) Tatiana Samorodova (Wissenschaftliche Hilfs- Patrick Hümmer (Verwaltung/IT und Projekt) kraft / Projekt) Kadri Kehayova (AB Bibliothek) Philipp Stelzer (AB Ökonomie / Projekt) Stefanie Keil (AB Geschichte / Projekt) Stefanie Stückler (AB Geschichte / Ökonomie) Igor Korin (AB Geschichte / Projekt) Anastasiia Systaliuk (AB Ökonomie / Projekt) Piotr Kubasiak (AB Bibliothek) Katarzyna Szymankiewicz (AB Ökonomie / Theresa Möller (Verwaltung) Projekt) Maximilian Motyka (Bibliothek) Blagorodna Tsvetkova (AB Bibliothek und AB Anna Perezolova (Direktorium) Geschichte) Felix Petzold (AB Ökonomie / Projekt) Aksana Yankovich (AB Geschichte / Projekt) Markus Reinert (Verwaltung) Florian Wittmann (AB Ökonomie / Projekt)

Das IOS ermöglicht überdies Studierenden und Schülern den praktischen Wissenschaftsbetrieb im Rahmen eines Praktikums kennenzulernen.

Praktikanten/Praktikantinnen (2014):

Neval Berber (Bibliothek) Heide Moldenhauer (Geschichte) Darina Gamkhitashvili (Geschichte) Krystina Petrusevich (Geschichte) Thomothy Gaßmann (Verwaltung) Benjamin Schett (Geschichte) David Martineau (Geschichte) Stipo Zeba (Geschichte)

Jahresbericht 2014 191 Daten und Fakten Institut für Ost- und Südosteuropaforschung

HAUSHALT

Das IOS wird von der Stiftung zur Erforschung für Bildung und Kultus, Wissenschaft und von Ost- und Südosteuropa, einer Stiftung des Kunst; daneben werden Drittmittel für For- öffentlichen Rechts, betrieben. Die Grundfi- schungsprojekte und für die Schaffung von nanzierung erfolgt durch den Freistaat Bay- Forschungsinfrastrukturen eingeworben. ern, vertreten durch das Staatsministerium

Haushalt in Euro Personal in VZÄ** Einnahmen*: 3.180.328,71 Gesamt 35,75 – Ministerium 2.186.550,00 – Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen 22,75 – Drittmittel 696.582,87 – Bibliotheksangestellte 4,5 Ausgaben: 2.985.186,44 – Verwaltungsangestellte 7,0 – Personal 2.416.136,22 – Sonstige Angestellte 1,5 – Sachmittel 569.050,22 * Zuschuss des Freistaats Bayern, Verwaltungseinnahmen, Drittmittel, Überschuss zweckgebundener Mittel aus dem Vorjahr. ** Vollzeitäquivalent

Im Jahr 2014 laufende Drittmittelprojekte

Fördernde Institution Projekt Georg Forster-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler – Svetlana Suveica (Moldova) Laufzeit: 1.12.2012 bis 31.5.2014 Humboldt Alumni-Stipendium – Béla Tomka (Ungarn) Laufzeit: 1.6.–31.8.2014 Bayerischer Forschungsverbund Fit For Change (ForChange) Laufzeit: 1.6.2013 bis 30.8.2017 Projektleiterin: Helga Schubert (Geschäftsführerin) Bayerischer Forschungsverbund Fit For Change (ForChange) Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Laufzeit: 1.6.2013 bis 30.8.2017 Wissenschaft und Kunst Projektleiter: Richard Fensch

192 Jahresbericht 2014 Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Daten und Fakten

Fördernde Institution Projekt Kommunikationswege, karitative Unterstützung und Hilfsdiplomatie: Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland (1922–1939) Laufzeit: 1.11.2013 bis 31.10.2015 Projektleiterin: Katrin Boeckh

Deutsche Forschungsgemeinschaft Aufbau eines Portals georeferenzierter versteckter Karten zu Ost- und Südosteuropa (GeoPortOst) Laufzeit: 1.10.2014 bis 31.01.2017 | Projektleiter: Ulf Brunnbauer Elektronische Publikationen im wissenschaftlichen Literatur- und Informationsangebot zum Thema „Vernetzte Repositorien: Fachrepositorium für Osteuropastudien – OstDok” Laufzeit: 1.3.2013 bis 31.12.2015 | Projektleiter (am IOS): Ulf Brunnbauer Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien Laufzeit: 1.12.2012 bis 31.5.2015 | Projektleiter (am IOS): Ulf Brunnbauer Russische Doktorinnen deutscher Universitäten (1873–1918). Eine transnationale und transkulturelle Bildungsgeschichte Laufzeit: 1.10.2013 bis 30.9.2016 | Projektleiterin: Trude Maurer Tagung: „The Place of the First World War in Southeastern European History. International Conference on the Occasion of the First Centennial of the Beginning of the First World War“ Laufzeit: November 2014 | Projektleiter: Ulf Brunnbauer Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten, 1970–2000. Ökologische Globalisierung und regionale Dynamiken Laufzeit: 31.7.2014 bis 30.6.2017 | Projektleiterin (am IOS): Melanie Arndt Health, Hygiene and Romani Assimilation in Austria and Hungary from an Intersectional Perspective, 1956–1989 Laufzeit: 31.5.2014 bis 30.4.2016 Projektleiter: Ulf Brunnbauer

Realsozialistische Industriearbeiterkulturen am Balkan: Die Stahlwerke von Elbasan (Albanien) und Kremikovci (Bulgarien) als Schauplatz kommunistischer Vergesellschaftung Laufzeit: 1.10.2013 bis 31.12.2014 Projektleiter: Ulf Brunnbauer

Stanford Stipendium: Forschungsvorhaben „The Nature of Radioactive Landscapes: East, West, and the Fading Boundary Between Them“ Laufzeit: 16.9.2013 bis 30.6.2014 | Projektleiterin: Melanie Arndt Summer School: Environmental Economics for the Central Asia and Caucasus Region: Foundations and Empirical Applications Laufzeit: 1.5.2014 bis 30.9.2014 | Projektleiterin: Manuela Troschke

Jahresbericht 2014 193 ORGANIGRAMM

Gremien Koordinierungsgruppe Ulf Brunnbauer, Richard Frensch, Stiftungsrat GOVERNANCE FORMEN UND DYNAMIKEN DES FROZEN AND Jürgen Jerger, Tillmann Tegeler, Udo Hebel ZWISCHEN BEZIEHUNGEN VON AUSTAUSCHES UNFROZEN Angelika Zausinger PERSONALISIERUNG ARBEIT IM WANDEL (MIGRATION UND CONFLICTS (Präsident der UND HANDEL) Universität Regensburg) Ulf Brunnbauer (im Aufbau) FORMALISIERUNG Richard Frensch Arbeitsbereich Ökonomie Jürgen Jerger Richard Frensch

Wissenschaftlicher Beirat Arbeitsbereich Geschichte Josef C Brada (Arizona State Ulf Brunnbauer University) (kommissarisch)

N N Politikwissenschaften Ombudsmann

NACHWUCHSFÖRDERUNG (im Aufbau)

Ulf Brunnbauer, Jürgen Jerger

BIBLIOTHEK UND ELEKTRONISCHE FORSCHUNGSINFRASTRUKTUR IOS-PUBLIKATIONEN

Tillmann Tegeler Hermann Beyer-Thoma, Konrad Clewing, Richard Frensch, Peter Mario Kreuter, Sabine Rutar

PERSONALRAT SERVICE UND VERWALTUNG STABSSTELLE VORSTAND

Peter Mario Kreuter Angelika Zausinger Markus Mathyl Ulf Brunnbauer, Jürgen Jerger GLEICHSTELLUNGS BEAUFTRAGTE DATENSCHUTZBEAUFTRAGTER Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Landshuter Straße 4 93047 Regensburg

Telefon : +49 (0)941 943-5410 Fax : +49 (0)941 943-5427 E-Mail : [email protected] www.ios-regensburg.de

Bildnachweise Anna Perezolova / IOS: S. 1, 5, 9, 12, 14, 24, 29, 34, 46-1, 47, 96, 114, 119, 130, 132, 135, 147, 151 IOS: S. 7, 18, 31, 32, 33, 46-2, 52, 59, 60, 63, 90, 92, 98, 100, 102, 103, 105, 111, 112 Fotolia / IOS: S. 16, 20, 21, 30, 50 Wikimedia Commons: S. 23 Graduiertenschule: S. 43, 44, 65 Herder-Institut: S. 91 donumenta e. V.: S. 107, 109 www.ios-regensburg.de