Die Islamische Republik Iran Gesellschaft, Politik Und Staatssystem
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Bahman Layout V7.qxd 31.01.2007 9:49 Uhr Seite 2 Angelika Beer MdEP (Hrsg.) Die Islamische Republik Iran Gesellschaft, Politik und Staatssystem Ein Text von Bahman Nirumand Bahman Layout V7.qxd 31.01.2007 9:49 Uhr Seite 2 Inhalt Impressum Inhalt Angelika Beer MdEP (Hrsg.) Europäisches Parlament Vorwort von Angelika Beer MdEP 4 ASP 8 H 240 Rue Wiertz 60 B - 1047 Brüssel/Belgien 1. Welayat-e Faghieh und Republik fon: 0032-2-28 45 135 – ein unlösbarer Widerspruch 6 fax: 0032-2-28 49 135 E-Mail: [email protected] www.angelika-beer.de 2. Die Struktur der Macht – Kämpfe im Innern 8 2.1. Religiös-politische Gruppierungen 8 Redaktion: Ali Al-Nasani, Tobias Heider, Karsten Vollrath 2.2. Justiz und Menschenrechte 10 Satz und Layout: pathword Freising (D) Druck: Ulenspiegel Andechs (D) 3. Gescheiterte Reformer: von Chatami zu Ahmadinedschad 12 1. Auflage Januar 2007 3.1. Die Ära Chatami 12 3.2. Die Regierung Ahmadinedschad 14 Bildnachweis: © Angelika Beer: S. 4, 5, 18 (unten) 4. Die Zivilgesellschaft 16 © dpa/picture alliance: S. 8, 11, 13, 14,16, 18, 20, 22 (links), 24, 25 (2x), 4.1. Die Frauen – Keine Reformen ohne sie 16 29 (2x) , 32 © Gaby Darbyshire: Titel, Rückseite, S. 7 (4x), 22 (rechts) 4.2. Die Jugend – Probleme einer jungen Gesellschaft 18 © QuickBird©DigitalGlobe2006, Distributed by and Courtesy of 4.3. Die Studenten 19 Eurimage: S. 31 © Westermann: S. 34 4.4. Schriftsteller, Künstler, Filmemacher 20 4.5. Die Journalisten – Arbeit unter Repression 21 4.6. Regierungsunabhängige Organisationen 21 4.7. Das Internet 22 4.8. Potentielle Verbündete der iranischen Zivilbewegung im Ausland 23 4.9. Islamische Reformer – verschiedene Denkrichtungen in Iran 24 5. Die iranische Auslandsopposition 26 5.1. Die Volksmudschahedin 26 6. Die Außenpolitik 28 7. Der Atomkonflikt 30 7.1. Die Rolle der EU – Es gibt keine Alternative zum Dialog 30 7.2. Verhärtete Fronten – Ein schwieriger Ausblick 32 Anhang 34 Literaturhinweise Links Der Autor 3 Bahman Layout V7.qxd 31.01.2007 9:49 Uhr Seite 4 Vorwort Angelika Beer Vorwort Die Iran-Delegation des EP gibt es seit Ende geben, damit der Dialog zu einem besseren tischer Versprechungen, die aber auf Dauer Angelika Beer, MdEP 2004. Der Dialog ist schwierig, aber es ist gegenseitigen Verständnis und Vertrauen führt. nicht einzuhalten sind. Die Menschenrechtssi- gelungen, ihn auszubauen. Mit zwei Kollegen tuation ist der "wunde Punkt" des Regimes Liebe Iran-Interessierte, habe ich Teheran erstmals 2005 besucht. Die Und nur zwei Wochen später ist der bekannte und muss von uns daher immer wieder ange- Liebe Leserinnen und Leser, Tagesordnungen unserer Delegationssitzun- oppositionelle iranische Journalist Akbar Ganji prangert werden. gen sind vielseitig. Es geht um die Verschlech- offiziell in Straßburg vom EP begrüßt worden. der Iran beherrscht seit Monaten die Schlag- terung der menschenrechtlichen Situation, um Ganji war im März 2006 nach sechs Jahren Haft In meiner Funktion als sicherheitspolitische zeilen, ob durch den Atomstreit, die Men- die Situation der Minderheiten, um die außen- in Teheran freigelassen worden. Im Jahre 2000 Sprecherin der Grünen-Fraktion und Mitglied schenrechtssituation oder die antisemitischen politischen Interessen Irans – und natürlich war er bei seiner Rückkehr von einer Konferenz des Außen- wie des Verteidigungsausschusses Äußerungen seines Präsidenten Ahmadined- auch um die Nuklearfrage. Diese Diskussionen der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin verhaftet habe ich mich darüber hinaus mit zahlreichen schad. Schlagzeilen in der westlichen Presse fließen in die Arbeit des Unterausschusses worden. Wir hatten uns mehrfach für seine Resolutionen, aber auch diplomatischen Initiati- werden „gemacht” – wie so oft geht es dabei Menschenrechte, des Auswärtigen Ausschus- sofortige Freilassung eingesetzt. Umso mehr ven immer wieder für eine Verhandlungslösung nicht um die Sache, sondern es wird versucht, ses, aber auch in Entschließungen des EP ein. habe ich mich gefreut, dass Akbar Ganji meine im Atomstreit stark gemacht und den Iran- die gesamte iranische Bevölkerung in ein Einladung zum Besuch des Europäischen Parla- Streit in den Zusammenhang gestellt, in den er bestimmtes negatives Licht zu setzen. Im Oktober 2006 hatten wir erstmals Abgeord- ments in Straßburg angenommen hat. In seiner hineingehört: Der Atomstreit kann nur im Rah- nete aus dem Iranischen Parlament (Madschlis) Rede lobte Ganji den Einsatz des Europäischen men einer dringend notwendigen grundlegen- Genau dies ist der Grund, warum ich Bahman bei uns in Brüssel zu Besuch. Unsere erste Parlaments für die Menschenrechte in Iran und den Reform des Atomwaffensperrvertrags und Nirumand gebeten habe, in dem folgenden interparlamentarische Sitzung war ein großer forderte Europa dazu auf, Menschenrechtsver- der Nichtverbreitungspolitik gelöst werden. Text Sachinformationen über das Land zu Erfolg. Es ist gelungen, in sachlicher Atmosphä- letzungen zum Kernthema der europäisch-ira- geben. Denn Ahmadinedschad spricht längst re über alle – auch konfliktreiche Punkte – zu nischen Beziehungen zu machen. Zu oft werde Bahman Nirumands Sprache und sein Wissen nicht für die Mehrheit der Zivilgesellschaft. Ich diskutieren. Gemeinsam waren wir in der Lage, die Menschenrechtsfrage von Handels- und haben mir die Lektüre dieser Broschüre zu freue mich, dass Nirumand das komplizierte alle Themen, die die Beziehungen zwischen EU Energieinteressen und aktuell besonders vom einem wahren Lesevergnügen gemacht. Des- Konstrukt von Gesellschaft bis zu Parteien und und Iran betreffen, in einer offenen und umfas- Streit um das iranische Atomprogramm überla- halb möchte ich nicht versäumen, auch auf das Opposition für uns aufgefächert hat. senden Weise zu besprechen. So ist es uns gert. Ganji betonte, der Atomkonflikt könne aktuelle ausführlichere Buch des Autors „Iran – gelungen, Gemeinsamkeiten, aber auch Diffe- nicht unabhängig von der Menschenrechtsfra- Die drohende Katastrophe“ und auf seinen Als Vorsitzende der Iran-Delegation des Euro- renzen festzustellen. Dies ist eine gute Voraus- ge gelöst werden, und warnte davor, ähnlich monatlich erscheinenden Iran-Report für die päischen Parlaments (EP) für die Beziehungen setzung, um die Beziehungen zwischen Iran wie im Fall Libyens Zugeständnisse in der Heinrich-Böll-Stiftung hinzuweisen. Ich wün- zu Iran erlebe ich auch im Parlament immer und Europa zu vertiefen. Wir waren uns alle Atomfrage mit Schweigen in der Menschen- sche mir sehr, dass Sie in dieser kleinen, sach- wieder, wie groß die Versuchung ist, nach einig, dass wir mehr aktive Zusammenarbeit rechtsfrage zu belohnen. lichen Broschüre die Informationen finden, die untauglichen Schwarz-Weiß-Mustern zu urtei- und Dialog brauchen. Dies muss von denjeni- es nicht in die täglichen Schlagzeilen schaffen. len. In meiner täglichen parlamentarischen gen kommen, die direkt vom Volk gewählt Die demokratische Bewegung in Iran ist trotz Am 9. Oktober Arbeit versuche ich, das aufzubrechen. Denn sind. Die Beteiligung der Zivilgesellschaft kann der massiven Unterdrückung lebendig und Dieses Vorwort möchte ich mit einem Appell 2006 besuchte selektive oder stereotype Wahrnehmungen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis breit und bedarf der Unterstützung durch den an all jene beenden, die an den Dialog als eine Delegation des iranischen führen in der Regel zu politischen Fehlein- führen und beim Aufbau von Vertrauen in Westen. Präsident Ahmadinedschad hat im schärfste Waffe glauben: Die Städtepartner- Parlaments das schätzungen und damit zu falschem politi- unseren bilateralen Beziehungen eine Rolle Volk keine dauerhafte Basis, sondern verfolgt schaft Freiburg-Isfahan ist ein Unikat in Europaparla- ment in Brüssel. schen Handeln. spielen. Zukünftig werden wir unser Bestes gerade in der Atomfrage eine Politik populis- Deutschland. Ich appelliere an alle, möglichst viele Städtepartnerschaften mit Iran anzustre- Am 24. Okotber 2006 ben. Der Dialog der Zivilgesellschaft ist die traf Angelika Beer im Europaparlament in beste Basis, gegenseitiges Verständnis auf- Straßburg mit Akbar und auszubauen. Ganji zusammen. Ich wünsche Ihnen eine spannende und anregende Lektüre. Ihre Angelika Beer 4 5 Bahman Layout V7.qxd 31.01.2007 9:49 Uhr Seite 6 Welayat-e Faghieh und Republik Welayat-e Faghieh und Republik 1. Welayat-e Faghieh und Republik – Der Wächterrat, der aus zwölf Mitgliedern Der Widerspruch zwischen Republik und Got- ein unlösbarer Widerspruch besteht, hatte ursprünglich die Aufgabe, die tesstaat nagt seit dem Bestehen der Islami- Übereinstimmung der vom Parlament verab- schen Republik an der Substanz des Staates. Der Name „Islamische Republik“ ist ein Wider- schiedeten Gesetze mit den Grundsätzen des Die Risse, die er erzeugt hat, werden von Jahr spruch in sich. Eine Republik basiert auf dem Islam zu prüfen. Er konnte also jedes Gesetz zu Jahr sichtbarer. Dementsprechend wächst Willen des Volkes, während ein islamischer zurückweisen und damit das Parlament nahe- die Spaltung nicht nur zwischen der breiten Staat seine Befehle von Gott empfängt bzw. zu völlig lahm legen. Inzwischen ist seine Masse des Volkes und dem Staat, sondern sie aus dem Koran und den Anweisungen des Macht erheblich ausgeweitet worden. Heute auch innerhalb des islamischen Lagers. Propheten Mohammed bezieht. Derselbe kann er schon im Vorfeld bei den Parlaments- Widerspruch zeigt sich auch in der Verfassung wahlen und der Wahl des Präsidenten bestim- Während in den ersten Jahren nach der Revolu- der Islamischen Republik. Diese Verfassung men, wer an den Wahlen teilnehmen darf. tion