Der Kronprinz Wäre Stolz
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
100 Jahre Deutsches Olympiade-Komitee für Reiterei Der Kronprinz wäre stolz Kronprinzen palais in Berlin Kaiser Wilhelm II. haut im Jahr 1902 mit der Kaiser Wilhelm II., Kronprinz Wilhelm, die lich. Der Auftrag ist klar: Pferde und Reiter um 1905 Faust auf den Tisch: Ab sofort dürfen die Experten der deutschen Pferdeszene in das auf internationale Wettkämpfe vorbereiten, deutschen Offiziere nicht mehr im Ausland Kronprinzenpalais in Berlin. Auf Drängen speziell auf die Olympischen Spiele. Zudem an den Start gehen, zu sehr haben sie sich des Kaisers ist auch der 32-jährige Journalist will sich das Komitee um die Organisation beim ersten großen internationalen Militär- Gustav Rau geladen. Er reist mit der Straßen- der olympischen Reiterspiele 1916 in Berlin Turnier in Turin blamiert. Erst acht Jahre spä- bahn an, nimmt für das letzte Stück zum kümmern. Schon in dieser ersten Sitzung im ter hebt der Kaiser den „Hausarrest“ wieder Kronprinzenpalais aber ein Taxi, um bei dem Kronprinzenpalais wird über die Ausschrei- auf – vor allen Dingen mit dem Wissen, dass erlauchten Kreis einen angemessenen Ein- bung beraten, sieben Wettbewerbe werden die Pferdesportler 1912 bei den Olympischen druck zu machen. Das Ergebnis dieses Tref- geplant: eine Military-Konkurrenz, eine Dres- Spielen in Stockholm dabei sein werden. Die fens: Das Deutsche Olympiade-Komitee für surprüfung, eine Hohe-Schule-Prüfung, eine Deutschen gehen in Stockholm in allen drei Reiterei (DOKR) wird 1913 als „Komitee für Jagdspringprüfung für den Einzel- und eine Disziplinen an den Start und kommen mit die Kämpfe zu Pferde bei den Olympischen für den Mannschaftswettbewerb, ein Hoch- drei Silber- und einer Bronzemedaille wieder. Spielen zu Berlin 1916“ gegründet. Den Vor- sprung-Wettbewerb und ein Distanzritt über Das spornt an. So ruft am 3. Januar 1913 sitz des Komitees übernimmt der Kronprinz, 30 km. Der Reichsausschuss und das Interna- um fünf Uhr abends der älteste Sohn von ein großer Förderer des Reitsports, persön- tionale Olympische Komitee (IOC) müssen 8 100 Jahre Deutsches Olympiade-Komitee für Reiterei e.V. Kim Kreling/Reinhard Wendt dem Programm zustimmen, streichen aber konkurrenzfähigen Pferden und Reitern. schen Reitsports zu einer Sitzung zusammen. den Distanzritt aus dem Programm. Mit Spendengeldern, die ursprünglich für In jener Berliner Sitzung wird das Olympia- die Finanzierung der Olympischen Spiele Komitee neu gegründet und heißt ab jetzt Deutsche Erfolge 1916 gedacht waren, veranstaltet das Komi- „Deutsches Olympiade-Komitee für Reiterei“. auf deutschen Pferden tee 1920 eine Reihe von Turnieren mit gut Der Name ist bis heute geblieben. Mitglie- dotier ten Dressurprüfungen zwischen 5.000 der in dem neuen Komitee sind der Reichs- Das Komitee hat von Beginn an eigene und 10.000 Mark. Der Aufbau des Dressur- verband für Zucht und Prüfung deutschen Pferde. Sie werden im Militärreitinstitut in sports liegt dem Komitee besonders am Her- Warmbluts, der bereits erwähnte Förderver- Hannover, der späteren Kavallerieschule, zen, denn gerade die Dressur wurde in den ein, der Deutsche Turnierreiter- und Fahrer- aufgestallt. Das „Komitee für die Kämpfe zu Kriegsjahren am meisten geschwächt. Verband und die Inspektion der Kavallerie. Pferde bei den Olympischen Spielen zu Ber- Als Folge des verlorenen Ersten Weltkrie- Freiherr von Holzing-Berstett wird zum Vor- lin 1916“ bewilligt 6.000 Mark, um aus ei- ges wird Deutschland von den Olympischen sitzenden gewählt, Gustav Rau übernimmt, nem von der Stadt Hannover zur Verfügung Spielen 1920 in Antwerpen und 1924 in Paris wie schon 1913, die Geschäftsführung. gestellten Gelände einen Trainingsplatz mit ausgeschlossen. Das „Komitee für die Kämpfe Eineinhalb Jahre vor Beginn der Spiele vielerlei Hindernissen für die Springreiter zu zu Pferde“ verliert an Bedeutung. In Hanno- schließen sich das Olympiade-Komitee für machen. Ziel ist es, die besten Reiter-Pferd- ver vollzieht sich aber eine für den Reitsport Reiterei und der Reichsverband für Zucht Kombinationen zu bilden und in Hannover bedeutsame Entwicklung: Aus dem Militär- und Prüfung einem olympischen Spenden- auf die Olympischen Spiele vorzubereiten. reitinstitut entsteht zum 1. Januar 1921 die aufruf der allgemeinen Sportverbände an: Ebenso wird als Ziel definiert, bei den Spie- Kavallerieschule Hannover. Große Reiter und „Sorgt, dass unsere besten Reiter und besten len von 1916 möglichst nur deutsche Pferde Pferde, unzählige Erfolge und die noch heute Pferde nach Amsterdam kommen“, heißt es einzusetzen. Die Qualitäten der deutschen gültige Reitlehre gehen aus diesem Institut beispielsweise in dem Spendenaufruf an be- Pferdezucht sollen dargestellt und die Ver- hervor. Carl Friedrich Mossdorf schreibt rück- tuchte Pferdesportfans. „So geht es um eine marktungschancen für die Züchter verbes- blickend: „Die Deutsche Reitlehre, auf den Mi- nationale Aufgabe großer Bedeutung bei sert werden. litärreitinstituten und auf der Kavallerieschu- den Olympischen Spielen in Amsterdam“, Vier Wochen nach diesem historischen 3. le Hannover gelehrt und praktiziert, besitzt erklären die Sportverbände und ergänzen: Januar 1913 treffen sich die Komitee-Mit- auch heute noch ihre volle Gültigkeit. Was „Große Mittel sind hierfür erforderlich.“ glieder zu ihrer zweiten Sitzung. Der Posten heute in den Reitvereinen und Reitschulen Nichts wird für den Erfolg 1928 dem Zufall des Generalsekretärs geht an Gustav Rau. den Reitschülern vermittelt wird, beruht letzt- überlassen. Im vorolympischen Jahr 1927 Der Kronprinz übergibt den Vorsitz an den lich und in allen seinen Wesenszügen auf den veranstaltet das Olympiade-Komitee fünf Generalleutnant der Kavallerie, Georg von Erkenntnissen der Kavallerieschule.“ Olympia-Vorbereitungsturniere – in Hanno- der Marwitz. Das Komitee nimmt seine Ar- ver, Rostock, Berlin, Insterburg und Breslau. beit sehr ernst und ist ambitioniert auf dem Endlich wieder dabei Nach 16 Jahren olympischer Abstinenz brin- Weg Richtung Olympische Spiele unterwegs. gen die deutschen Reiter zwei Goldmedail- 13-mal treffen sich die Herren zu vorolym- 1928 – endlich: Bei den Olympischen Spie- len aus der Dressur und eine Bronzemedaille pischen Sitzungen, doch am Ende kommt es len in Amsterdam dürfen die deutschen Rei- aus der Vielseitigkeit mit nach Hause. Ein anders: Die Spiele werden wegen des Ersten ter wieder dabei sein. Das Gefühl beflügelt, gelungener Wiedereinstieg! Im St. Georg, 1. Weltkrieges abgesagt. wieder Teil der internationalen Sportwelt zu Novemberheft 1928 ist zu lesen: „Exzellenz Die Eifrigen bleiben auch nach dem Krieg werden. Schon Jahre zuvor wird intensiv mit Lewald, der Vorsitzende des Reichsausschus- eifrig und nehmen kurz nach Kriegsende ihre den Vorbereitungen begonnen. Seit 1924 ses für Leibesübungen, sprach von der impo- Arbeit wieder auf. Bei einer Sitzung am 26. gibt es einen „Verein zur Förderung für die nierenden Organisation deutscher Reiterei, Februar 1919 in Berlin wird beschlossen, das Reiterei bei der Olympiade 1928“. Diese fi- die in den 2.200 ländlichen Reitervereinen Komitee weiter bestehen zu lassen. Jetzt nanzstarken Förderer des deutschen Pferde- einen so großartigen Ausdruck finde, er nicht mehr als „Komitee für die Kämpfe zu sports sammeln Geld für die Berittmachung rühmte die Tätigkeit des Deutschen Olym- Pferde bei den Olympischen Spielen zu Ber- der deutschen Reiter für Amsterdam. Im Fe- piade-Komitees für Reiterei, das dem Reichs- lin 1916“, sondern nur noch als „Komitee bruar 1926, am Rande des Berliner Turniers, ausschuß nie in den Ohren gelegen habe, das für die Kämpfe zu Pferde“. Ziel ist jetzt na- ruft der aktive Reiter und Richter General arbeitend seinen Weg ging und von dem er türlich nicht mehr Berlin 1916, jetzt geht es Max Freiherr von Holzing-Berstett die aus- immer den Eindruck gehabt habe, daß seine um den erneuten Aufbau von international schlaggebenden Persönlichkeiten des deut- Arbeitsweise sicher und konsequent sei.“ 100 Jahre Deutsches Olympiade-Komitee für Reiterei e.V. 9 100 Jahre Deutsches Olympiade-Komitee für Reiterei Permanenter Führungswechsel Das Deutsche Olympiade-Komitee für Reite- rei (DOKR) hat also seine Arbeit erfolgreich getan und löst sich im Februar 1929 auf. Der komiteelose Zustand währt aber nur kurz. Noch in der ersten Jahreshälfte 1929 kommt es zur Neugründung. Als Vertreter des Reichsverbandes unter anderem dabei: Gustav Rau. Zeitgleich entstehen auf Raus Initiative in Hannover die Spezialställe der Kavallerieschule: Dressurstall, Springstall und Vielseitigkeitsstall. Die Führung des DOKR wechselt schneller als im Jahrestakt: von Generalleutnant von Kayser über Ge- neralleutnant Brandt zu Generalmajor von Hirschberg. 1932 wird Generalleutnant Kurt Gustav Rau am Beginn seiner von Schleicher Vorsitzender des DOKR. Er hippologischen bleibt es auch über seine Zeit als Reichswehr- Laufbahn. minister und Reichskanzler – 1932/1933 – Die erfolgreichsten Männer des Springstalls der hinaus. Ihm liegt die Vorbereitung der wechselt die Zusammensetzung der DOKR- Kavallerieschule Hannover: (v.l.) H. Momm, Olympischen Spiele 1936 in Berlin bebe- Führung wiederum fast jährlich. Ab 1937 E. Hasse, H. Brandt, Baade, von Salviati, von sonders am Herzen. Dazu wird ihm ist das DOKR „ein Unterausschuss des Deut- Waldenfels, G. Schlickum, Weikinn und K. Hasse keine Zeit gelassen. 1934 werden schen Olympischen Ausschusses, der dem er und seine Frau in den Wirren des Reichssportführer von Tschammer und Osten ter werden zu vorolympischen Testturnieren sogenannten Röhm-Putsches durch untersteht“. Bei allen, vornehmlich