UMWELTBERICHT – FNP

Umweltbericht zur erneuten Offenlage | 2020 Umweltbericht zur FNP-Neuaufstellung Kleve

Auftraggeber:

Stadt Kleve Fachbereich 61 - Planen und Bauen Minoritenplatz 1 47533 Kleve

Projektleitung Umweltbericht:

Willy-Brandt-Platz 4 44135 Dortmund Bearbeitung Dipl.-Ing. Markus Liesen (2011-2014) Landschaftsarchitekt AKNW Dipl.-Ing. Alexander Quante (2015-2020) Landschaftsarchitekt AKNW

01. Juli 2020

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Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG ...... 1 1.1 Planungsanlass ...... 1 1.2 Lage und Kurzcharakteristik der Flächennutzungssituation ...... 2 1.3 Ziele und Inhalte des FNP ...... 3 1.4 Leitlinien der FNP-Neuaufstellung ...... 5 1.5 Ergebnisse des Scoping-Termins ...... 5 1.6 Umweltrelevante Themenkomplexe im Zuge des Flächennutzungsplanverfahrens und des Umweltberichtes (Auswahl) ...... 7 2. RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN UND METHODISCHE VORGEHENSWEISE DER UMWELTPRÜFUNG ...... 8 2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen ...... 8 2.2 Methodische Vorgehensweise ...... 12 2.2.1 Betrachtungsebenen der Umweltprüfung ...... 12 2.2.2 Die standortbezogene Betrachtung ...... 12 2.2.3 Die gesamtstädtische Betrachtung ...... 13 3. RELEVANTE ZIELE FÜR DEN UMWELTSCHUTZ ...... 14 3.1 BauGB ...... 14 3.2 Fachgesetze ...... 16 3.3 Fachpläne der Regional- und Landschaftsplanung ...... 17 3.3.1 Regionalplan ...... 17 3.3.2 Landschaftsplan ...... 18 3.4 Informelle Fachpläne ...... 19 3.4.1 Stadtökologischer Fachbeitrag ...... 19 3.4.1 Stadtentwicklungskonzept (STEK) ...... 20 3.4.2 Flächenpool / Ökokonto der Stadt Kleve ...... 21 3.4.3 Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflege für die Planungs - region Düsseldorf ...... 23 3.4.4 Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung ...... 24 3.4.5 Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf...... 25 3.4.6 Grenzüberschreitende Verflechtungsstudie "Rot 8" ...... 25 3.4.7 Masterplan Grenzregio Nimwegen-Kleve ...... 26 3.4.8 Landwirtschaftliche Fachbeiträge ...... 27 3.4.9 Lärmaktionsplan ...... 28 3.4.10 Klimaschutz-Fahrplan ...... 28 3.4.11 Radverkehrskonzept Kleve ...... 28 4. BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER UMWELTBEZOGENE SCHUTZGÜTER ...... 29

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4.1 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 29 4.1.1 Schutzgebiete ...... 30 4.1.2 Biotopkartierung und Fachdaten des LANUV ...... 32 4.1.3 Unzerschnittene Lebensräume ...... 33 4.1.4 Fauna / Planungsrelevante Arten ...... 34 4.1.5 Potenzielle natürliche Vegetation ...... 35 4.1.6 Reale Vegetation ...... 36 4.2 Schutzgut Boden ...... 37 4.2.1 Böden und Geologie ...... 37 4.2.2 Geotope ...... 37 4.2.3 Oberflächenformen ...... 39 4.2.4 Bodentypen ...... 39 4.2.5 Schutzwürdige Böden ...... 39 4.2.6 Altlastenverdachtsflächen ...... 42 4.3 Schutzgut Wasser ...... 43 4.3.1 Fließgewässer ...... 43 4.3.2 Überschwemmungsgebiete ...... 45 4.3.3 Stehende Gewässer ...... 46 4.3.4 Grundwasser ...... 46 4.3.5 Trinkwassergewinnung / Wasserschutzgebiete ...... 47 4.3.6 Eignung für eine dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser ...... 47 4.4 Schutzgut Klima / Luft ...... 48 4.4.1 Allgemeine Klimasituation...... 48 4.4.2 Klimatope ...... 48 4.4.3 Klimafunktionen ...... 50 4.4.4 Klimawandel in der Region Niederrhein ...... 52 4.4.5 Emissionen / Lufthygiene...... 53 4.5 Schutzgut Landschaft ...... 54 4.5.1 Naturräumliche Einheiten ...... 54 4.5.2 Landschaftsbild ...... 54 4.5.3 Landschaftsbildbewertung ...... 55 4.5.4 Erholung und Freiraumversorgung ...... 56 4.6 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit ...... 62 4.6.1 Lärm ...... 62 4.6.2 Umgebungslärm in Kleve...... 63 4.6.3 Störfallgefährdung ...... 65 4.6.4 Abstandsbereiche um landwirtschaftliche Betriebe ...... 65 4.6.5 Hochwassergefährdung /-risiko ...... 66

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4.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 67 4.7.1 Kulturgüter ...... 67 4.7.2 Sachgüter ...... 70 5. STANDORTBEZOGENE BEWERTUNG DER ZU ERWARTENDEN ERHEBLICHEN AUSWIRKUNGEN AUF DIE SCHUTZGÜTER...... 73 5.1 Bewertungsmethodik der standortbezogenen Umweltprüfung...... 73 5.2 Übersicht der Konfliktbewertungen der Prüfflächen ...... 77 5.3 Alternativenprüfung ...... 79 5.3.1 Untersuchte Alternativstandorte / Potenzialflächen ...... 80 5.4 Wohnbauflächendarstellungen im FNP ...... 81 5.4.1 Rücknahme von Wohnbauflächen ...... 83 5.5 Gewerbliche Bauflächen – Darstellungen im FNP ...... 83 5.5.1 Rücknahme von Gewerblichen Bauflächen...... 84 5.5.2 Darstellungen des virtuellen Gewerbeflächenpools des Kreises Kleve ...... 85 5.6 Gemischte Bauflächen ...... 86 5.7 Sonderbauflächen ...... 86 5.8 Flächen für den Gemeinbedarf ...... 87 5.9 Verkehrsflächen ...... 87 5.10 Flächen für die Landwirtschaft / Wald ...... 89 5.11 Grünflächen ...... 89 5.12 Sonstige Darstellungen: Konzentrationszonen für Windenergie ...... 91 6. GESAMTSTÄDTISCHE ZUSAMMENFASSENDE WERTUNG DER ZU ERWARTENDEN ERHEBLICHEN AUSWIRKUNGEN AUF DIE SCHUTZGÜTER ...... 93 6.1.1 Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 93 6.1.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden ...... 94 6.1.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser ...... 95 6.1.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima / Luft ...... 96 6.1.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft ...... 97 6.1.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit ...... 97 6.1.7 Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 99 6.2 Wechselwirkungen ...... 100 6.3 Ausgewählte Indikatoren zur Beurteilung des Flächenverbrauchs im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung ...... 100 6.3.1 Entwicklung der Siedlungsfläche im Stadtgebiet / Flächenverbrauch ...... 100 6.3.2 Lage und Nutzung vorhandener Infrastruktur ...... 101 6.3.3 Berücksichtigung der Leitbilder und Ziele formeller und informeller Pläne und Konzepte sowie Gesetze ...... 102 7. MÖGLICHKEITEN ZUR VERMEIDUNG UND ZUR VERMINDERUNG VON UMWELTAUSWIRKUNGEN UND ZUR KOMPENSATION VON EINGRIFFEN ...... 104

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7.1 Handhabung der Eingriffsregelung ...... 106 7.1.1 Überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung ...... 106 7.1.2 Ziele künftiger Kompensationsmaßnahmen-Umsetzung ...... 108 8. BESCHREIBUNG DER WICHTIGSTEN MERKMALE DER VERWENDETEN TECHNISCHEN VERFAHREN SOWIE HINWEISE AUF SCHWIERIGKEITEN BEI DER UMWELTPRÜFUNG ...... 109 9. MAßNAHMEN ZUR ÜBERWACHUNG DER ERHEBLICHEN UMWELT- AUSWIRKUNGEN (MONITORING) ...... 110 10. ALLGEMEIN VERSTÄNDLICHE ZUSAMMENFASSUNG ...... 112 11. LITERATUR ...... 115 11.1 Gesetze und Richtlinien ...... 115 11.2 Umweltdaten und -informationen, Gutachten, Planungen ...... 116

Anhang Anhang I Einzelflächenbewertung Anhang II Artenschutzrechtliche Relevanzprüfung Anhang III FFH-Vorprüfung "Fläche W1-1" in Rindern

Kartenverzeichnis Karte 1: Schutzgut Pflanzen, Tiere, Biodiversität Karte 2: Schutzgut Boden Karte 3: Schutzgut Wasser Karte 4: Schutzgut Klima und Luft Karte 5: Schutzgut Landschaft und Erholung Karte 6: Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit Karte 7: Schutzgut Kultur- und Sachgüter Karte 8: Bewertung des Konfliktpotentials

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Stadtgebiet Kleve (Quelle Post & Welters) ...... 2 Abb. 2: Ablaufschema einer integrierten Umweltprüfung (eigene Darstellung) ...... 9 Abb. 3: Regionalplan-Ausschnitt (BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF, 2018) ...... 18 Abb. 4: Landschaftsplandarstellungen in Kleve (Quelle: www.geoportal- niederrhein.de) ...... 19 Abb. 5: Stadtökologischer Fachbeitrag – Entwicklungsräume und -ziele (GRÜNPLAN, 2012) ...... 20 Abb. 6: Räumliches Entwicklungskonzept nach STEK Kleve (SCHEUVENS + WACHTEN, 2010) ...... 21 Abb. 7: Verflechtungsstudie "Rot 8": Landschaft und Schutzgebiete ...... 26 Abb. 8: Masterplan Grenzregio Nimwegen-Kleve ...... 27 Abb. 9: Unzerschnittene Lebensräume in Kleve gem. LANUV-Daten (eigene Darstellung) ...... 34 Abb. 10: Schutzwürdige und naturferne Böden (eigene Darstellung gem. BK 50) ...... 41 Abb. 11: Übersicht Gewässerstrukturgüte im Raum Kleve (www.elwasweb.nrw.de; 10.12.2018) ...... 45 Abb. 12: Übersicht der Landschaftsbildeinheiten/-bewertung (gem. LANUV-Daten 09/2016) ...... 56 Abb. 13: Historische Parks in Kleve (Quelle: Klevischer Verein für Kultur und Geschichte e.V.) ...... 58 Abb. 14: Typische Grünflächen im Süden Kleves ...... 58 Abb. 15: Landschaftsräume in Kleve (SCHEUVENS + WACHTEN, 2010) ...... 59 Abb. 16: Lärmarme naturbezogene Erholungsräume im Raum Kleve (LANUV, 2014; Karte 7) ...... 60 Abb. 17: Freizeitwegenetz (Radverkehrskonzept Kleve, 2010) ...... 61 Abb. 18: Lage der lärmbelasteten Straßen in Kleve / 24-Stundenwerte oben und Nachtwerte unten (www.umgebungslaerm.nrw.de, abgerufen am 23.5.2018) ...... 64

Abb. 19: Hochwassergefährdung im Raum Kleve bei HQ100 (www.elwasweb.nrw.de) ...... 66 Abb. 20: Agrarstrukturelle Standortbewertung Kleve (LWK NRW, 2012) ...... 72 Abb. 21: Übersicht der Konfliktbewertungen untersuchter Flächenpotenziale ...... 79 Abb. 22: Gewerbepoolflächen des Kreises im Stadtgebiet Kleve (Schraffierte Bereiche) ...... 85 Abb. 23: Umwelt- und naturschutzfachliche Beurteilung "Tiergartenspange" im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2030 ...... 88 Abb. 24: Schwerpunkträume von Grünflächen-Neudarstellungen im FNP Kleve ...... 90

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Tabellenverzeichnis Tab. 1: Umweltbelange im BauGB...... 15 Tab. 2: Bedeutsame und landesbedeutsame Kulturlandschaftsbereiche in Kleve ...... 24 Tab. 3: Flächenanteile der Biotoptypen und Nutzungen der Stadt Kleve im Außenbereich (Quelle: LANGE; Stand 2002) ...... 36 Tab. 4: Geowissenschaftlich schutzwürdige Objekte Kleve (gem. Geotop-Kataster NRW) ...... 38 Tab. 5: Schutzwürdige Böden in Kleve ...... 40 Tab. 6: Schalltechnische Orientierungswerte gemäß Beiblatt 1 zur DIN 18005 ...... 62 Tab. 7: Einwirkung von Straßenverkehrslärm (Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen mit mehr als 3 Millionen Kfz/a; gem. Lärmkartierung für die Stadt Kleve Stand 31.01.2018) ...... 63 Tab. 8: Regional bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche in Kleve (LVR, 2013) ...... 69 Tab. 9: Bewertungskriterien zur Einschätzung der schutzgutbezogenen Konfliktintensität (Auswahl) ...... 75 Tab. 10: Beurteilung der Standorteignung anhand des schutzgutbezogenen Konfliktdichte ...... 76 Tab. 11: Untersuchte Prüfflächen inkl. Alternativ-Standorte ...... 77 Tab. 12: Untersuchte und ausgeschlossene Potenzialflächen – Wohnbauflächen ...... 81 Tab. 13: Untersuchte und ausgeschlossene Potenzialflächen– Gewerbliche Bauflächen ...... 81 Tab. 14: Untersuchte und ausgeschlossene Potenziale – Windenergie- Konzentrationszonen ...... 81 Tab. 15: Übersicht der Konfliktbewertung dargestellter Wohnbauflächen ...... 82 Tab. 16: Wohnbauflächen-Rücknahmen ...... 83 Tab. 17: Übersicht der Konfliktbewertung dargestellter gewerblicher Bauflächen ...... 84 Tab. 18: Untersuchte Konzentrationszonen für Windenergieanlagen - Konfliktbewertung ...... 92 Tab. 19: Prüfung vorhandener Ziele und Leitbilder ...... 103 Tab. 20: Überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung ...... 107 Tab. 21: Übersicht und Konfliktbewertung untersuchter FNP-Darstellungen ...... 113

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1. Einleitung

1.1 Planungsanlass

Der derzeit gültige Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Kleve stammt aus dem Jahre 1976. Die Entwicklungsvorstellungen, die damals erarbeitet worden sind, sind bis heute bestimmend und bindend für Politik und Verwaltung. Nicht mehr alle Ziele und Vorstellungen von damals sind noch in Einklang zu bringen mit den Notwendigkeiten der Gegenwart sowie einer nachhal- tigen Entwicklung. Die Kommune hat die Möglichkeit, den FNP in einem förmlichen Verfahren zu ändern. Der Rat der Stadt Kleve hat beschlossen, einen neuen Flächennutzungsplan aufzu- stellen, um dieses Planwerk in seiner Gesamtheit den Notwendigkeiten anzupassen.

Zum anderen ergeben sich die Notwendigkeiten einer Neuaufstellung aus

• den veränderten demografischen Rahmenbedingungen, • den Wirkungen des Strukturwandels,

• den neuen Anforderungen in den Bereichen Wohnen, Wirtschaft, Verkehr sowie zugehö- riger Infrastruktur,

• den neuen Einschätzungen der Bedeutung der Umweltbelange und

• z.T. neuen gesetzlichen Grundlagen.

Bereits im Jahre 2008 ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet, welches die Grundlage für die sich anschließende Neuaufstellung des Flächennutzungsplans der Stadt Kleve darstellt.

Der Flächennutzungsplan ist Bestandteil der gemeindlichen Bauleitplanung. Seine Aufstellung hat gem. § 1 Abs. 3 Baugesetzbuch (BauGB) zu erfolgen, sobald und soweit es für die städte- bauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist. Er stellt für das gesamte Stadtgebiet die vor- handene bzw. geplante Bodennutzung dar. Der Plan regelt insbesondere, wo und was gebaut werden darf. Die ausgewiesenen Nutzungen sind so anzuordnen, dass keine Konflikte entste- hen. Auf diese Weise sorgt der Flächennutzungsplan für eine sichere und geordnete städtebau- liche Entwicklung.

Die Inhalte des Flächennutzungsplans sind von der Stadt bei weiteren städtebaulichen Planun- gen zu beachten. Eine Konkretisierung der Inhalte erfolgt durch Bebauungspläne, die für kleine- re Teilräume des Stadtgebietes aufgestellt werden. Die Bebauungspläne sind dabei aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Zur Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes ist gem. § 2 Abs. 4 BauGB eine Um- weltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermit- telt werden. Das Ergebnis der Umweltprüfung zur FNP-Neuaufstellung wird im vorliegenden Umweltbericht dargelegt.

Das Planverfahren zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans Kleve erfolgt gemäß der Überleitungsvorschriften nach § 245c Abs. 1 BauGB und unter Anwendung der gesetzlichen Regelungen der vor der BauGB-Novelle vom 13. Mai 2017 gültigen Fassung des Baugesetzbu- ches. Die gesetzliche Grundlage für die Bearbeitung des Umweltberichtes bildet damit das BauGB in der zurzeit gültigen Fassung unter Inanspruchnahme des § 245c BauGB. Nähere Er- läuterung enthält die Begründung zum Flächennutzungsplan.

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1.2 Lage und Kurzcharakteristik der Flächennutzungssituation Die Stadt Kleve als Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf befindet sich im Westen des gleich- namigen Kreises Kleve und grenzt im Nordwesten an die Niederlande. Nach Norden bildet der Rhein die geographische Grenze Die Nachbarkommunen auf deutscher Seite sind Emmerich, Kalkar, Bedburg-Hau, und Kranenburg. Die Gemeinden Zevenaar und Berg en Dal der Provinz grenzen auf niederländischer Seite an. Das Stadtgebiet Kleves umfasst eine Flächengröße von ca. 97,8 km². Die durchschnittliche Hö- he beträgt 12 m über NN im Bereich der Niederungsebene, wobei das Gelände im Bereich des Niederrheinischen Höhenrückens bis auf ca. 100 m über NN ansteigt. Der Klever Berg ist mit einer Höhe von 106,2 m der höchste Punkt des Stadtgebiets. In der Kernstadt Kleve und den 14 weiteren Stadtteilen leben rund 50.000 Einwohner.

Abb. 1: Stadtgebiet Kleve (Quelle Post & Welters)

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1.3 Ziele und Inhalte des FNP Der Flächennutzungsplan (FNP) stellt als vorbereitender Bauleitplan für das gesamte Stadtge- biet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennut- zung in den Grundzügen dar. Er hat als behördenverbindliches Instrument der kommunalen Bauleitplanung die Funktion, konkurrierende Ansprüche an den Raum zu koordinieren und so die städtebauliche Entwicklung für einen Zeitraum von rund 15 Jahren zu steuern.

Nach § 1 Abs. 5 BauGB sollen Bauleitpläne "eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, wel- che die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwor- tung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschafts- bild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln." Damit hat die Flächennutzungsplanung nicht nur die Siedlungsflächenentwicklung zu steuern, sondern sie muss sich entsprechend des Ge- setzesauftrages auch mit dem Schutz und der Entwicklung einer menschenwürdigen Umwelt, der natürlichen Lebensgrundlagen sowie der städtebaulichen Gestalt und des Orts- und Land- schaftsbildes auseinandersetzen.

Aufgrund des zentralen städtebaulichen Entwicklungsauftrages besteht jedoch nur ein begrenz- ter Auftrag zur Entwicklung des Gemeindegebietes aus Sicht des Umwelt-, Freiraum- und Na- turschutzes. Hier greifen andere Fachplanungen wie der Landschaftsplan. Verpflichtet ist die Flächennutzungsplanung jedoch zu einer möglichst umweltverträglichen Ausgestaltung der Siedlungsflächenentwicklung, also zu einem schonenden Umgang mit Grund und Boden, einer weitgehend umweltverträglichen Standortwahl, d.h. zur Vermeidung voraussichtlich erheblicher Beeinträchtigungen. Der Flächennutzungsplan besteht aus der Planzeichnung mit den Darstellungen, Kennzeich- nungen, nachrichtlichen Übernahmen und sonstigen Hinweisen. In der beigefügten Begründung werden die im Plan getroffenen Darstellungen erläutert. Im Verhältnis zum "alten" Flächennutzungsplan haben sich wesentliche industriell/gewerbliche und demografische Rahmenbedingungen verändert. Im Rahmen der Neuaufstellung des Flä- chennutzungsplans müssen daher vor allem folgende Handlungsfelder und Entwicklungsten- denzen Berücksichtigung finden:

Demografische Entwicklung

Die wesentlichen Parameter der demografischen Entwicklung, die bei der weiteren Planung zu berücksichtigen sind, lauten wie folgt:

• Allgemeiner Rückgang der Bevölkerung, Rückgang der Geburten

• Fortschreitende Alterung der Bevölkerung, wachsender Anteil älterer Menschen und Hochbetagter

• Verkleinerung der Haushalte, Zunahme der Eingenerationen- und Einpersonenhaushalte

• Differenzierung der Lebensstile, geänderte Infrastruktur- und Wohnungswünsche

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Dies hat insbesondere Auswirkungen auf die Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen, das Mobilitätsverhalten, der Wohnungsnachfrage sowie auf die Anforderungen an Wohnung und Wohnumfeld.

Für die Bevölkerungsprognose können unterschiedliche Szenarien herangezogen werden. Nach einer IT.NRW-Prognose ist bis zum Jahr 2030 mit einem leichten Rückgang der Bevölke- rung zu rechnen.

Unsicher ist derzeit, wie sich z.B. der Zuzug aus den Niederlanden oder die neue Hochschule auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken. Als weiteres Szenario kann daher auch ein leichtes Bevölkerungswachstum angenommen werden.

Im Rahmen der FNP-Neuaufstellung wird mit einer prognostizierten Bevölkerungszahl von ca. 48.000 EW gearbeitet.

Wohnbauflächenentwicklung

Neben der Einwohnerzahl ist die Zahl der Haushalte eine weitere Determinante für den zu prognostizierenden Wohnbauflächenbedarf. Aufgrund verschiedener Faktoren wie z.B. steigen- de Anzahl an Singlehaushalten, höhere Mobilität in der Bevölkerung, mehr ältere Personen etc. wird allgemein von einem Rückgang der Haushaltsgrößen und einer Zunahme der Haushalte ausgegangen. Es wird mit einem Bedarf von ca. 2.351 Wohneinheiten bis zum Jahr 2030 gerechnet. Dies be- deutet einen Flächenbedarf von ca. 84 ha bis 118 ha je nach Dichte der Bebauung.

Im Rahmen der Flächennutzungsplanneuaufstellung ist zu überprüfen, welche Reservepotenzi- ale der Stadt zukünftig mobilisiert werden können. Hierbei ist abzuwägen, ob die potenziellen Reserven geeignet sind, um ein marktgerechtes Angebot zu garantieren oder inwieweit neue Wohnbauflächen den heutigen Wohnansprüchen entsprechen. Insgesamt wird davon ausge- gangen, dass nach Abzug von 60 ha Reserveflächen etwa 25 ha bis 30 ha Flächen als Neu- ausweisungen dargestellt werden sollten.

Gewerbeflächenentwicklung Neben dem zukünftigen Wohnbaulandbedarf ist die Gewerbeflächenentwicklung ein wesentli- ches Handlungsfeld zur Steuerung der Stadtentwicklung.

Der Bedarf an gewerblichen Bauflächen wird nach der so genannten GIFPRO-Methode berech- net. Eingang in die Bedarfsermittlung finden auch die Arbeitslosenquote, eine Flächenkennziffer sowie der Zentralitätstyp; diese Werte können je nach Kommune differieren.

Als Gewerbeflächenbedarf wird eine Fläche von ca. 35,6 ha bis zum Jahr 2030 prognostiziert.

Natur- und Umweltaspekte

Der Schutz der Umwelt und der Natur sind für die Stadt Kleve von hoher Bedeutung, da sowohl in der Rheinaue als auch im Bereich des Reichswaldes großflächig wertvolle Biotope und Schutzgebiete bestehen. Sie sind in unterschiedliche Schutzkategorien eingeteilt. So befinden sich großflächige Natura 2000-Gebiete und verschiedene Naturschutzgebiete in Kleve (vgl. Kap. 4.1.1). Räumliche Planungen müssen diese Schutzgebiete beachten und verträglich mit

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den Schutz- und Erhaltungszielen sein. Daneben müssen auch die Belange des gesetzlichen Artenschutzes in der Bauleitplanung Berücksichtigung finden (s. Anhang II). Eine intakte Landschaft bietet auch die Voraussetzung für die Erholung und den Tourismus. Große Bereiche des Stadtgebietes sind als bedeutsame Kulturlandschaftsräume eingestuft, die es zu erhalten und zu schützen gilt. In Teilen existieren historische und gartendenkmalpflege- risch bedeutsame Parkanlagen.

Mit der "Klimaschutz-Novelle" wurden die Belange des Klimaschutzes und der Klimaanpassung noch stärker in der Bauleitplanung verankert, wobei Regelungen zur Unterstützung vor allem des Einsatzes erneuerbarer Energien und auch der Energieeinsparung sowie der Energieeffizi- enz im Vordergrund stehen.

Daneben wirken sich ebenso die Vorgaben von Fachgesetzen wie z.B. dem Wasserhaushalts- gesetz (z.B. Hochwasserschutz) oder dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) auf die Bauleitplanung aus. Im Rahmen des Aufstellungsverfahrens ist zu überprüfen, ob Darstellungen mit diesen Zielen kollidieren.

1.4 Leitlinien der FNP-Neuaufstellung

Der Flächennutzungsplan bedarf als das perspektivische Instrument der Bauleitplanung der Aufstellung von Leitlinien. Im Stadtentwicklungskonzept (STEK) wurden in einem kooperativen Prozess Leitlinien der Stadtentwicklung, Ziele und Handlungsfelder erarbeitet und beschlossen.

Es zeigt Potenziale und Schwächen verschiedener Funktionen der Stadt auf und formuliert da- rauf aufbauend unter dem Leitbild "Qualität vor Quantität" Zielaussagen und Handlungsfelder, an denen zukünftige, für die Stadtentwicklung relevante Planungen und Entscheidungen auszu- richten sind. So ist beispielsweise die Siedlungsflächenentwicklung vorrangig auf die Nachver- dichtung, Schließung von Baulücken, Arrondierung von Siedlungsrändern und Wiedernutzung / Umstrukturierung von Flächen innerhalb des bereits bebauten Gebietes zu konzentrieren.

1.5 Ergebnisse des Scoping-Termins

Die Stadt Kleve beabsichtigt den Flächennutzungsplan und damit gleichzeitig die verfahrensbe- gleitende Durchführung der Umweltprüfung in einem kooperativ gestalteten Verfahren aufzustel- len. Das soll im Rahmen des Bearbeitungsprozesses vor allem zu einer Reduzierung des Ab- stimmungs- und Arbeitsaufwandes für alle am Aufstellungsverfahren Beteiligten beitragen.

Neben den in § 4 BauGB festgelegten formellen Verfahrensschritten zur Beteiligung der Behör- den ist ein zusätzlicher Verfahrensschritt erforderlich, der zum Ziel hat, der Gemeinde mit Hilfe der Behörden zu ermöglichen, den angemessenen Umfang und Detaillierungsgrad für die Er- mittlung der Belange für die Abwägung festzulegen. Die Art und Weise wie der Träger des Ver- fahrens zur Festlegung des Untersuchungsrahmens für die Umweltprüfung gelangt, lässt der Gesetzgeber offen. In der Regel wird zu diesem Zweck ein Scoping-Termin veranlasst. Dieser informelle Termin, zu dem sämtliche betroffenen Behörden eingeladen wurden, fand am 27.09.2011 im Rathaus der Stadt Kleve statt. Hierbei wurden Methodik der Umweltprüfung, de- ren Einbettung in das FNP-Verfahren sowie ein Vorschlag für die Gliederung des Umweltberich-

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tes vorgestellt. Im Zuge der Einladung wurden die Behörden um eine erste frühzeitige Stellung- nahme gebeten, um Anregungen zur Vorgehensweise und zu Bearbeitungsschwerpunkten zu bekommen.

Im Folgenden werden die wichtigsten im Rahmen des Scopings vorgebrachten Anregungen und Hinweise stichpunktartig zusammengefasst:

• Berücksichtigung der parallelen Regionalplan-Aufstellung einschl. erarbeiteter Fachbei- träge; Abstimmung der Wohn- und Gewerbeflächenbedarfe mit der Bezirksregierung Düsseldorf;

• Berücksichtigung des Gutachtens zu gemeinsamen Windenergie-Vorrangzonen der Kommunen Kranenburg und Kleve;

• Aufnahme und Beachtung der Baudenkmalliste, die auch flächenbezogene Denkmalbe- reiche ausweisen. Eine Aktualisierung und Erweiterung der Datenbestände ist durch loka- le Gruppen erfolgt;

• Berücksichtigung archäologischer Bodenurkunden und bodendenkmalpflegerischer Be- lange;

• Berücksichtigung von Themen wie Verkehrs-Leitsysteme, Radwegeplanung, ÖPNV und Straßenplanung bzw. zukunftsgerichtete Konzepte zu entwickeln;

• Berücksichtigung eines neuen Gewerbegebiet-Standortes in der Oberstadt, da die beste- henden Anlagen in der Unterstadt (Umfeld Hochschule) Hochwasser gefährdet seien;

• Berücksichtigung und Lösung von Konflikten zwischen Erholung und forstlicher Nutzung / Naturschutz im Wald;

• Berücksichtigung und Lösung von Konflikten zwischen Erholung und Naturschutz im NSG "Salmorth";

• Übernahme der aktualisierten Abgrenzungen der Wasserschutzgebiete;

• Berücksichtigung der Schutzgüter Wasser und Boden • Bei der Einzelflächenbewertung sind z.B. die Parameter "Schutzwürdigkeit des Bodens" sowie "Geotope" mit zu berücksichtigen; • Berücksichtigung schutzwürdiger Böden bei der Baugrundeignung; • Nachrichtliche Darstellungen von Geotopen als "Geschützte Landschaftsbestand- teile" und "Naturdenkmale" nach Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG NRW); • Kompensationsmaßnahmen zum Schutz des Bodens und des Oberflächen- und Grundwassers.

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1.6 Umweltrelevante Themenkomplexe im Zuge des Flächennutzungsplan- verfahrens und des Umweltberichtes (Auswahl)

Nach § 5 Abs. 1 BauGB ist "im Flächennutzungsplan für das Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung nach den vo- raussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen". Folgende umwelt- relevante Themenkomplexe sind bei der Aufstellung des FNP u.a. zu behandeln:

Bauliche Entwicklung • Prüfung der Möglichkeiten der Darstellungs-Rücknahme der nicht realisierten Flächen • Prüfung von Möglichkeiten der Innenverdichtung - Mobilisierbarkeit von Flächen • Möglichkeiten der behutsamen Eigenentwicklung in den Ortsteilen - Arrondierung

Freiraumschutz • Minimierung der Inanspruchnahme von Freiraum und Landschaft • Gewährleistung der Erreichbarkeit und Nutzbarkeit erholungsbedeutsamer Freiräume • Sicherung einer ausreichenden innerörtlichen Grünflächenversorgung • Erhaltung des Landschaftsbildes

Biotop-/Artenschutz • Erhaltung und Verbesserung des europäischen Biotopverbundsystems Natura 2000 • Vermeidung der Auswirkungen auf geschützte / schutzwürdige Biotope und Lebensräume • Vermeidung der Auswirkungen auf planungsrelevante Arten

Wasser / Gewässerschutz • Vermeidung von baulichen Entwicklungen in Auen- und Überschwemmungsgebieten • Sicherung des Grundwasserdargebotes und Vermeidung von schädlichen Einträgen

Bodenschutz • Minimierung der Versiegelung von natürlichen Böden • Erhaltung von schutzwürdigen Böden, Geotopen u.a.

Land-/Forstwirtschaft • Erhaltung und Entwicklung einer ertragreichen und nachhaltigen Landwirtschaft • Erhaltung und Entwicklung einer nachhaltigen Fortwirtschaft

Klimaschutz / Immissionsschutz • Anpassung an die Erfordernisse und möglichen Folgen des Klimawandels • Erhaltung und Entwicklung von Klimafunktionsräumen und Luftleitbahnen • Berücksichtigung von Lärmvorbelastungen bei Siedlungsflächendarstellungen • Vermeidung von Konfliktsituationen durch Luft- und Geruchsimmissionen

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2. Rechtliche Rahmenbedingungen und methodische Vorgehensweise der Umweltprüfung

2.1 Rechtliche Rahmenbedingungen Zur Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes ist gem. § 2 Abs. 4 BauGB eine Um- weltprüfung durchzuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermit- telt und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden. Der Umweltbericht ist ein gesonderter Teil der Begründung zum Flächennutzungsplan. Das Ergebnis der Umweltprüfung ist in der Abwägung zu berücksichtigen. Die Gemeinde legt dazu für den Flächennutzungsplan fest, in welchem Umfang und Detaillie- rungsgrad die Ermittlung der Belange für die Abwägung erforderlich ist. Die Umweltprüfung be- zieht sich auf das, was nach gegenwärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfme- thoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsgrad des FNP angemessener Weise verlangt wer- den kann. Der Detaillierungsgrad hängt nicht zuletzt vom Maßstab und der Genauigkeit des zu prüfendenden Planwerkes ab. Der Flächennutzungsplan stellt gem. § 5 BauGB für das ganze Gemeindegebiet die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergebende Art der Bodennutzung in den Grundzügen dar. Da der Flächennutzungsplan somit nur eine städtebauliche Leitlinie vorgibt und in seinen Darstellungen nicht parzellenscharf ist, kann auch die Umweltprüfung nur diesen Detaillierungsgrad erreichen. Gemäß § 4 Abs. 1 BauGB sind die betroffenen Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Be- lange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, zu unterrichten und zur Äußerung auch im Hinblick auf den erforderlichen Umfang und Detaillierungsgrad der Umwelt- prüfung aufzufordern. Verfügen die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange über Informationen, die für die Ermittlung und Bewertung des Abwägungsmaterials zweckdienlich sind, haben sie diese Informationen dem Planungsträger zur Verfügung zu stellen.

In der folgenden Abbildung ist das FNP-Aufstellungsverfahren mit integrierter Umweltprüfung dargestellt (vgl. Abb. 2:).

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Abb. 2: Ablaufschema einer integrierten Umweltprüfung (eigene Darstellung)

Die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsschritte der Umweltprüfung als verfahrensbegleitendes In- strument fließen während des gesamten Verlaufs der Aufstellung des Flächennutzungsplans in dessen Erarbeitung ein und nehmen an allen formellen Verfahrensschritten teil.

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Die Flächennutzungsplanung hat entsprechend des § 1 Abs. 5 und 6 BauGB eine umfangreiche Aufgabenstellung, indem sie eine "nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen (...) miteinander in Einklang bringt (…)" gewährleisten soll. Damit hat die Flächennutzungsplanung nicht nur die Siedlungsflächenent- wicklung zu steuern, sondern sie muss sich entsprechend des Gesetzesauftrages auch mit dem Schutz und der Entwicklung einer menschenwürdigen Umwelt, der natürlichen Lebensgrundla- gen sowie der städtebaulichen Gestalt und des Orts- und Landschaftsbildes auseinanderset- zen. Eine besondere Verpflichtung für die kommunale Bauleitplanung ergibt sich hierbei auch aus der so genannten Bodenschutzklausel des § 1a Abs. 2 BauGB. Danach soll die Gemeinde mit Grund und Boden sparsam und schonend umgehen und die Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen durch Innenentwicklung, Wiedernutzung von Brachen etc. begrenzen. Da- mit hat die Flächennutzungsplanung bei der Abwägung im Rahmen der Aufstellung des Flächennutzungsplans über Umfang und Lage künftiger Baugebiete und der Art und Weise der baulichen Nutzung zu entscheiden, muss aber auch die infrastrukturelle Ausstattung und die Umweltbelange in einem umfassenden Kontext betrachten. Auch den Erfordernissen des Klimaschutzes soll im Rahmen der Bauleitplanung gemäß der so genannten Klimaschutzklausel des § 1a Abs. 5 BauGB "sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, Rechnung getragen werden". Als Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel kommen z. B. Kaltluftschneisen, die als von der Bebauung freizuhaltende Flächen (§ 9 Abs. 1 Nr. 10 BauGB) festgesetzt werden oder die Umsetzung eines Konzepts der "Stadt der kurzen

Wege" als CO2-Einsparungsbeitrag in Betracht. Gemäß § 1 BauGB ist es die Aufgabe der Flächennutzungsplanung, eine nachhaltige städte- bauliche Entwicklung zu gewährleisten. Im Kern dieses Auftrages stehen deshalb gemäß § 1 Abs. 6 BauGB Planaussagen zu den Wohn- und Arbeitsstandorten der Bevölkerung. Die Umweltprüfung zum Flächennutzungsplan ist daher gemäß dieser gesetzlichen Zielvorgabe vor allem auf die Planinhalte auszurichten, die sich auf die künftige städtebauliche Entwicklung be- ziehen. Es sind vor allem die zu erwartenden Umweltauswirkungen möglicher künftiger Sied- lungserweiterungen aber auch von Nachverdichtungen (Anm.: sofern auf Ebene der Flächen- nutzungsplanung darstellbar) sowie von Infrastrukturprojekten jeglicher Art aufzuzeigen sowie eine Prüfung der Umweltverträglichkeit vorzunehmen. Verpflichtet ist die Flächennutzungsplanung zu einer möglichst umweltverträglichen Ausgestal- tung der Siedlungsflächenentwicklung, also zu einem schonenden Umgang mit Grund und Bo- den, einer weitgehend umweltverträglichen Standortwahl, d.h. zur Vermeidung voraussichtlich erheblicher Beeinträchtigungen sowie zum Ausgleich unvermeidbarer Beeinträchtigungen. Da- gegen hat die Flächennutzungsplanung keinen umfassenden Entwicklungsauftrag zu anderen Umwelt-, Freiraum- und Naturschutzaspekten, wie z.B. bezüglich des Aufbaus eines Biotopver- bundsystems oder der Entwicklung eines durchgängigen Freiraumsystems. Der Katalog der städtebaulichen Belange nach § 1 Abs. 6 enthält im BauGB nunmehr in Num- mer 7 eine Aufzählung der für die Abwägung insbesondere zu berücksichtigenden Umweltbe-

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lange, die in der Praxis als eine Checkliste für die in der Umweltprüfung zu betrachtenden Be- lange genutzt werden kann. Es werden folgende Aspekte aufgeführt:

• Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt,

• die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Natura 2000-Gebiete im Sinne des Bundesna- turschutzgesetzes,

• umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevöl- kerung insgesamt,

• umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter,

• die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwäs- sern,

• die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie,

• die Darstellungen von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechtes,

• die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsverord- nung zur Erfüllung von Rechtsakten der Europäischen Union festgelegten Immissionsgrenz- werte nicht überschritten werden,

• die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes.

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2.2 Methodische Vorgehensweise Die in der Umweltprüfung zur Flächennutzungsplanung zu vollziehenden Arbeitsschritte lassen sich aus den o.g. Erfordernissen und der Anlage zu § 2 Abs. 4 und § 2a BauGB ableiten und können folgendermaßen vereinfacht zusammengefasst werden:

1. Erfassung und Aufbereitung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgeleg- ten Ziele des Natur- und Umweltschutzes, die für den Flächennutzungsplan von Bedeutung sind.

2. Erfassung und Darstellung sämtlicher in der Diskussion befindlicher Vorstellungen zur Wohnbau- und Gewerbeflächenentwicklung, zur Weiterentwicklung der Infrastruktur und der sonstigen räumlich wirksamen fachplanerischen Vorhaben.

3. Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands, einschließ- lich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden.

4. Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung der Planung und bei Nichtdurchführung der Planung. 5. Diskussion von Standortalternativen bei erheblicher Beeinflussung der Gebiete durch Pla- nungsabsichten (Umsetzung des Prinzips der Vermeidung und Minderung von Umweltbeein- trächtigungen). 6. Überschlägige Ermittlung des durch die Planungsabsichten erforderlich werdenden Kom- pensationsumfangs und Darstellung der Ziele zur Umsetzung der Maßnahmen.

7. Prüfung der Verträglichkeit der Planungsabsichten nach § 34 BNatSchG (FFH- Verträglichkeitsprüfung).

8. Abschließende Darstellung der Prüfergebnisse im Umweltbericht mit u.a. Aussagen zu Schwierigkeiten, die bei der Zusammenstellung der Angaben aufgetreten sind, Vorschläge zum Monitoring etc.

2.2.1 Betrachtungsebenen der Umweltprüfung Die Umweltprüfung hat im Rahmen des Aufstellungsverfahrens des FNP zwei räumliche Be- trachtungsebenen: Zum einen werden auf der standortbezogenen Betrachtungsebene die Risi- ken für die zu entwickelnden Einzelflächen abgeschätzt. Die Beurteilung der Einzelstandorte er- folgt anhand von Flächensteckbriefen (s. Anhang I).

Zum anderen erfolgt auf gesamtstädtischer Ebene eine summarische Gesamtbeurteilung, in der die Risiken des gewählten Flächenszenarios insgesamt abgeschätzt und möglichen Alternati- ven gegenübergestellt werden. Dabei ist darzulegen, wie die Ziele des Umweltschutzes in die gesamtstädtische Planung eingeflossen sind.

2.2.2 Die standortbezogene Betrachtung Zur Ermittlung der Umweltauswirkungen werden zunächst die Wirkungen der geplanten Flä- chennutzungen nach Art, Maß und Dauer erfasst und dargelegt, soweit dies auf der Ebene der

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Flächennutzungsplanung möglich ist. Die Prognose der Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter und Bewertung der Umwelterheblichkeit erfolgt anhand eines einheitlichen Bewer- tungsansatzes. Da auf der Ebene des FNP die Angaben zu Flächenbedarf, Baukörpervolumen, Erschließung, Art und Umfang von Emissionen noch nicht sicher zu bestimmen sind, können die zu erwartenden Wirkungen nur näherungsweise eingeschätzt werden. Zudem werden die Wohnbauflächen und die gewerblichen Bauflächen auf der Ebene des Flächennutzungsplans nicht weiter in Baugebiete differenziert. Vor diesem Hintergrund wird vorsorglich der so genann- te "Worst-Case-Ansatz" verwendet, der zunächst von den maximal möglichen bzw. zulässigen Wirkungen ausgeht. Im Rahmen der Beurteilung der Einzelstandorte werden folgende Aspekte berücksichtigt und in Form von Einzelflächen-Steckbriefen aufbereitet (s. Anhang I):

• Überprüfung der absehbaren Umweltauswirkungen von Siedlungserweiterungen bzw. Infrastrukturmaßnahmen etc. an Einzelstandorten.

• Beschreibung des Status Quo bzw. Ist-Zustand für die einzelnen Umweltschutzgüter.

• Beschreibung der Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter (Flächeninanspruch- nahme, Biotopverlust, Versiegelung von Böden, Lärmemissionen usw.) und Ermittlung der schutzgutbezogenen Beeinträchtigungen der Werte und Funktionen im Naturhaus- halt.

• Optimierung der Standortwahl aus Umweltsicht mit dem Ziel konfliktfreier oder -armer Alternativen.

• Vorschläge zur Minderung bzw. zur Kompensation von möglichen Eingriffen.

• Zusammenfassende Einschätzung der Umweltauswirkungen (Konfliktdichte).

2.2.3 Die gesamtstädtische Betrachtung

Neben der Beurteilung der Einzelflächen wird auch eine zusammenfassende Betrachtung auf der Ebene der Gesamtstadt vorgenommen. Dabei wird dargelegt, wie die Ziele des Umwelt- schutzes in die gesamtstädtische bzw. die teilräumliche Planung eingeflossen sind.

Unter anderem wurde überprüft, ob die Stadt dem Grundsatz eines sparsamen Umganges mit Grund und Boden (§ 1a Abs. 2 BauGB) gerecht wird; z.B. durch Abgleich zwischen Bedarfswer- ten und der Neuausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen. Daneben ist - soweit möglich - ein Vergleich von Innen- zu Außenentwicklung zu erheben, wobei vorhandene Baulückenpo- tenziale und -reserven zu berücksichtigen sind.

Auch die Konformität mit den fachplanerischen Zielvorgaben - insbesondere den raumbezoge- nen Aussagen des Landschaftsplanes - ist im Rahmen der gesamtstädtischen Analyse zu über- prüfen.

Weiterhin erfolgt eine überschlägige Einschätzung der gesamtstädtischen Umweltauswirkungen bezogen auf die einzelnen Schutzgüter und Umweltmedien sowie eine überschlägige Ermittlung des möglichen Ausgleichsflächenbedarfs, basierend auf einer groben Eingriffs-Ausgleichs- bilanzierung.

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3. Relevante Ziele für den Umweltschutz

Gemäß Nr. 1b der Anlage zum BauGB sind im Umweltbericht die in einschlägigen Fachgeset- zen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Be- deutung sind, und die Art, wie diese Ziele und die Umweltbelange bei der Aufstellung berück- sichtigt wurden, darzulegen.

Damit soll eine Einordnung der mit dem Bauleitplan verfolgten konkreten städtebaulichen Ziele im Verhältnis zu den Belangen des Umweltschutzes ermöglicht werden. Zum einen soll dadurch eine transparente Darstellungsweise gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit bewirkt werden, zum anderen können die Umweltziele im Hinblick auf den Arbeitsschritt der Bewertung als Maßstab genutzt werden.

Die Einschränkung auf die in den jeweiligen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele, die für den Plan relevant sind, verdeutlicht jedoch, dass keine überzogenen Anforderungen an die Bandbreite der beschriebenen Umweltziele zu stellen sind. Insbesondere sind keine interna- tionalen und gemeinschaftsrechtlichen Umweltziele darzustellen, da sich die Gemeinde grund- sätzlich darauf verlassen darf, dass diese in deutsches Fachrecht umgesetzt worden sind. In der Praxis wird es sich insbesondere um Ziele derjenigen Fachgesetze und Fachpläne handeln, die bei der Aufstellung des Bauleitplans im Hinblick auf § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe g BauGB heranzuziehen sind. Hierzu sind insbesondere die Ziele des Naturschutz-, Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechts zu zählen.

Während die Ziele der Fachgesetze einen bewertungsrelevanten Rahmen normativer Art dar- stellen, geben die Ziele der Raum- und Fachplanungen über diesen inhaltlichen Aspekt hinaus auch räumlich konkrete Festlegungen vor. Neben diesen rechtlich bindenden Planungen wer- den auch informelle Planungen berücksichtigt, die zu unterschiedlichen Themen oder Entwick- lungsräumen aufgestellt wurden.

3.1 BauGB Der Flächennutzungsplan soll "eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwortung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. [Er soll] dazu beitragen, eine men- schenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwi- ckeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwick- lung, zu fördern, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukultu- rell zu erhalten und zu entwickeln." (§ 1 Abs. 5 BauGB).

In der folgenden Tabelle sind die zu berücksichtigenden Belange zum Umweltschutz gem. der verfahrensrelevanten Fassung des BauGB aufgeführt (vgl. Tab. 1). Zu beachten ist, dass auf- grund der bereits vor der BauGB-Novelle vom 13. Mai 2017 erfolgten Trägerbeteiligung, das Planverfahren zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans gemäß der Überleitungsvorschrif- ten nach § 245c Abs. 1 BauGB und unter Anwendung der gesetzlichen Regelungen der vor der BauGB-Novelle gültigen Fassung des Baugesetzbuches erfolgt (vgl. Begründung zum Flächen- nutzungsplan). Insofern wird u.a. der Schutzbelang "Fläche" hier nicht weiter aufgeführt.

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Tab. 1: Umweltbelange im BauGB Schutzgut Baugesetz- zu berücksichtigende Belange / buch ergänzende Vorschriften Mensch, ein- § 1 (6) Nr. 1, 3 u. 7 Zu berücksichtigende Belange: schließlich der siehe auch § 1 (5) - Die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhält- menschlichen nisse, Gesundheit - umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt, - die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwässern, - die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung. Insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, alten und behinderten Men- schen, unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer sowie die Belange des Bildungswesens und von Sport, Freizeit und Erholung. Tiere, Pflanzen § 1 (6) Nr. 7 Zu berücksichtigende Belange: und biologi- siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und sche Vielfalt das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biolo- gische Vielfalt, - die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaft- licher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes, - die Vermeidung und der Ausgleich voraussichtlich erheblicher Beeinträch- tigungen des Landschaftsbildes und der Leistungs- und Funktionsfähig- keit des Naturhaushalts in seinen in § 1 (7) Nr. 7 a BauGB bezeichneten Bestandteilen (Eingriffsregelung nach Bundesnaturschutzgesetz). § 1a (2) Ergänzende Vorschriften: - Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sol- len nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden Boden § 1 (6) Nr. 7 Zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biolo- gische Vielfalt § 1a (2) Ergänzende Vorschriften: - Mit Grund und Boden soll sparsam und schonend umgegangen werden - Zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Maßnahmen sind die Möglichkeiten der Entwicklung der Ge- meinde insbesondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nach- verdichtung und andere Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen - Bodenversiegelungen sind auf das notwendige Maß zu begrenzen - Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sol- len nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden Wasser § 1 (6) Nr. 7 u. 12 Zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biolo- gische Vielfalt, - die Belange des Hochwasserschutzes. § 1a (2) Ergänzende Vorschriften: - Bodenversiegelungen sind auf das notwendige Maß zu begrenzen. - Landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke genutzte Flächen sol- len nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden. Luft § 1 (6) Nr. 7 Zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biolo- gische Vielfalt, - die Vermeidung von Emissionen - die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsverordnung zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaften festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden.

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Klima § 1 (6) Nr. 7 Zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biolo- gische Vielfalt - Die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie Ergänzende Vorschriften: § 1a (5) - Den Erfordernissen des Klimaschutzes soll sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, Rechnung getragen werden Landschaft § 1 (6) Nr. 5 u. 7 Zu berücksichtigende Belange: siehe auch § 1 (5) - Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biolo- gische Vielfalt - Die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes Kultur- und § 1 (6) Nr. 5, 7 u. 8 Zu berücksichtigende Belange: Sachgüter siehe auch § 1 (5) - Die Belange der Baukultur, des Denkmalschutzes und der Denkmalpfle- ge, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung, - die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes, - umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter, - die Sicherung von Rohstoffvorkommen

3.2 Fachgesetze Neben dem BauGB werden im Wesentlichen folgende Fachgesetze in der jeweils gültigen Fas- sung zugrunde gelegt: • Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG)

• Gesetz zum Schutz der Natur in Nordrhein-Westfalen (Landesnaturschutzgesetz - LNatSchG NRW)

• Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundesbodenschutzgesetz - BBodSchG)

• Landesbodenschutzgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Landesbodenschutzgesetz - LBodSchG-)

• Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz - WHG)

• Wassergesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Landeswassergesetz - LWG)

• Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Ge- räusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundesimmissionsschutzgesetz - BIm- SchG)

• Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldge- setz - BWaldG)

• Gesetz über die Vermeidung und Sanierung von Umweltschäden (Umweltschadensgesetz - USchadG)

• Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denk- malschutzgesetz - DSchG)

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Die genannten Gesetze werden durch Verordnungen oder Verwaltungsvorschriften weiter kon- kretisiert, z.B. durch die TA Lärm, die TA Luft und die 12 und 16. BImSchV. Sie enthalten neben Grenz-, Richt- oder Orientierungswerten, die zur Beurteilung der Beeinträchtigungen heranzu- ziehen sind, auch Regelungen zu technischen Mess- und Bewertungsverfahren. Sie werden zur Beurteilung der jeweiligen Auswirkungen herangezogen. Die gesetzlichen Vorschriften des besonderen Artenschutzes sind in den §§ 44 und 45 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) geregelt und werden in Anhang II näher erläutert.

Als Gesetz im materiellen Sinn können auch kommunale Satzungen (z.B. Baumschutzsatzun- gen) relevant werden, was allerdings nur für die Ebene der verbindlichen Bauleitplanung von Bedeutung ist.

3.3 Fachpläne der Regional- und Landschaftsplanung

Die Regional- und Landschaftsplanung formuliert in verschiedenen formellen Fachplänen u.a. umweltrelevante Ziele. Eine Auswahl dieser Ziele wird im Folgenden aufgeführt.

3.3.1 Regionalplan

Der Regionalplan legt die regionalen Ziele der Raumordnung und Landesplanung für die Ent- wicklung des Regierungsbezirks und für alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen im Plangebiet fest. In Nordrhein-Westfalen übernimmt der Regionalplan darüber hinaus die Funkti- on eines Landschaftsrahmenplans (gem. § 10 BNatSchG). Grundlage des Regionalplanes ist der Landesentwicklungsplan (LEP NRW). Der Regionalplan besteht aus einer zeichnerischen Darstellung im Maßstab 1:50.000 und textlichen Darstellungen

Das Stadtgebiet Kleves fällt in den Bereich des Regionalplanes Düsseldorf. Der Regionalplan Düsseldorf (RPD) ist gemäß der entsprechenden Bekanntmachung vom 13.04.2018 in Kraft ge- treten. Ein erstes Änderungsverfahren zur weiteren Festlegung zusätzlich benötigter ASB- Flächen ist bereits durchgeführt worden, um dem erhöhten Wohnbauflächenbedarf in der Regi- on zu begegnen. Im Bereich der Stadt Kleve wurden insgesamt sechs neue Flächen zur 1. Re- gionalplanänderung angemeldet, wovon vier Flächen den regionalplanerischen Anforderungen entsprechen und ins weitere Verfahren eingegeben werden. Eine Übernahme der neuen ASB- Standorte in die FNP-Darstellung ist nicht vorgesehen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die räumlichen Festlegungen des derzeit gültigen Regional- planes für den Raum Kleve.

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Abb. 3: Regionalplan-Ausschnitt (BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF, 2018)

3.3.2 Landschaftsplan Der Landschaftsplan ist ein für jedermann rechtsverbindlich Fachplan, der Ziele und Maßnah- men festlegt, die zum Schutz, zur Pflege und zur zukünftigen Entwicklung der Landschaft not- wendig sind. In ihm werden für den baulichen Außenbereich Naturschutz- und Landschafts- schutzgebiete sowie Naturdenkmale und geschützte Landschaftsbestandteile ausgewiesen. Ferner werden aufgrund der Entwicklungsziele Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen festgesetzt. Der Geltungsbereich des Landschaftsplans erstreckt sich auf den Außenbereich im Sinne des Bauplanungsrechts. Träger der kommunalen Landschaftsplanung sind die Kreise und kreisfreien Städte; in diesem Fall der Kreis Kleve.

Die rechtskräftigen Landschaftspläne Nr. 6 "Reichswald" und Nr. 7 "Gocher Heide" des Kreises Kleve sind für Teile des südlichen Stadtgebietes Kleves zu beachten. Der Landschaftsplan "Reichswald" umfasst das südwestliche Stadtgebiet südlich des Tiergartens. Der Landschafts- plan "Gocher Heide" deckt nur einen kleinen Teil des Stadtgebietes ab, namentlich den Stern-

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busch und den Kermisdahl-Bogen mit den "Galleien" bis zur Bundesstraße 57. Die Schutzge- bietsfestsetzungen des Landschaftsplanes werden in Kap. 4.1.1 beschrieben. Derzeit befindet sich der Landschaftsplan Nr. 2 "Emmerich/Kleve" im Aufstellungsverfahren. Dieser deckt den nordöstlichen Teilbereich des Stadtgebietes ab. Im Nordwesten liegt der Gel- tungsbereich des nicht rechtskräftigen Landschaftsplanes Nr.1 "Düffel". Für den Nordteil des Klever Stadtgebietes existieren demnach keine rechtskräftigen Landschaftspläne (s. Abb. 4:).

Abb. 4: Landschaftsplandarstellungen in Kleve (Quelle: www.geoportal-niederrhein.de)

3.4 Informelle Fachpläne Neben den gesetzlich verankerten Instrumenten zur Steuerung der räumlichen Entwicklung tref- fen ebenso informelle Instrumente und Konzepte Aussagen zu den weiteren räumlichen oder städtebaulichen Perspektiven Kleves. Auch wenn sie keine rechtsverbindliche Wirkung besit- zen, können sie als Orientierungs- und Entscheidungshilfen dienen und formelle Instrumente ergänzen. Im Rahmen des Umweltberichtes werden insbesondere informelle Instrumente mit Umweltbezug berücksichtigt, die raumbezogene Ziele oder Leitbilder formulieren.

3.4.1 Stadtökologischer Fachbeitrag

Die Aufgabe des Stadtökologischen Fachbeitrages (StöB) ist es, Grundlagen für die frühzeitige Integration der ökologischen Belange in den Prozess der Neuaufstellung des FNP zu ermögli- chen. Vor diesem Hintergrund wurde parallel bzw. vorbereitend zur Entwicklung des FNP- Vorentwurfs ein Stadtökologischer Fachbeitrag erarbeitet (GRÜNPLAN, 2012). Räumlich erstreckt sich der StöB auf das gesamte Stadtgebiet, wobei vor allem der Innenbereich und die Sied- lungsränder als Orte der zukünftigen baulichen Entwicklung betrachtet wurden.

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Aufbauend auf einer Bestandsdarstellung und -bewertung werden für Teilräume Entwicklungs- ziele und beispielhafte Maßnahmenvorschläge abgeleitet, ohne dass die Tiefe der Objektpla- nungsebene erreicht wird. Ziel der Analyse und Darstellungen des StöB ist die Entwicklung ei- nes Freiraumsystems, das gleichgewichtig die Aspekte des Biotop- und Artenschutzes bzw. Biotopverbundes sowie die Anforderungen des Menschen an Natur und Landschaft bezüglich des Naturerlebens und der naturgebundenen Erholung berücksichtigt.

Abb. 5: Stadtökologischer Fachbeitrag – Entwicklungsräume und -ziele (GRÜNPLAN, 2012)

3.4.1 Stadtentwicklungskonzept (STEK)

Im Stadtentwicklungskonzept Kleve (SCHEUVENS + WACHTEN, 2010) werden die Entwicklungs- perspektiven Kleves in den kommenden Jahren beschrieben. Insbesondere wird darauf verwie- sen, Freiraum- und Siedlungsflächenentwicklung gegeneinander abzuwägen und auf stärkere Verknüpfungen zwischen baustruktureller Entwicklung und Freiraumentwicklung hinzuwirken. Es gilt, das Stadtbild und die Stadtentwicklung durch die Qualifizierung und Profilierung der Freiräume positiv zu beeinflussen. Als zentrale Forderungen sind die Sicherung bedeutender Sichtachsen und die kontinuierliche Pflege der historischen Parkanlagen zu nennen. Daher ist es wichtig, die Klever Landschaft räumlich oder thematisch zu vernetzen. Der thematische Bezug der Grün- und Freiräume sollte zusätzlich hergestellt werden, wobei die Verbindung der historischen Garten- und Parkanlagen eine besondere Herausforderung dar- stellt. Zudem sollten die Grünverbindungen auch grenzübergreifend gedacht werden und sich nicht nur auf Klever Stadtgebiet beziehen.

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Abb. 6: Räumliches Entwicklungskonzept nach STEK Kleve (SCHEUVENS + WACHTEN, 2010)

3.4.2 Flächenpool / Ökokonto der Stadt Kleve

Im Konzept zum Flächenpool / Ökokonto für die Stadt werden folgende übergeordnete Leitziele formuliert (vgl. LANGE, 2004): • Erhaltung und Förderung der international bedeutenden Biotopverbundfunktion der Rhein- niederung (grenzüberschreitende Fortsetzung in den Niederlanden)

• Stärkung der Verbundachsen sowohl in der Rheinniederung (z.B. Kellener Altrhein, Rinder- sche Wässerung) als auch auf den Reichswald- Höhen.

• Erhalt und Entwicklung einer abwechslungsreichen Landschaft in der Rheinniederung aus landwirtschaftlichen Nutzflächen, insbesondere Extensivgrünland, mit eingelagerten Gehölz- streifen, Feldrainen, Gräben und Kleinstrukturen (z.B. vernässte Bereiche, Blänken, Röhricht

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und Uferhochstauden an den Gräben). Vorhandene Waldbereiche sind naturnah zu bewirt- schaften. Nicht naturraumtypische Nadelholzforste im Bereich des Reichswaldes sind gege- benenfalls in bodenständige Laubwälder umzuwandeln. Vorhandene wertvolle Biotopstruktu- ren (z.B. naturnahe Gewässer und Auenbereiche; naturnahe bodenständige Laubwälder) sind zu schützen, zu entwickeln und ggf. durch weitere Flächen zu ergänzen.

• Erhalt und Entwicklung bzw. Regenerierung wertvoller Bodentypen als wichtiger Standortfak- tor für eine spezielle Vegetation, Flora und Fauna sowie als Grundlage wertvoller Land- schaftsbestandteile.

Daraus wurden folgende Leitbilder differenziert und Schwerpunkträume entwickelt.

Optimierung der international bedeutenden Rheinniederung In Bereichen des Vogelschutzgebietes "Unterer Niederrhein" und in den FFH-Gebieten der Rheinniederung sind die noch intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen für den Biotop- und Artenschutz zu optimieren. Die naturraumtypischen Strukturen und Elemente der Rheinniede- rung / Rheinaue sind zu fördern und zu entwickeln. Leitziele einer ökologischen Entwicklung von Fließgewässern und ihrer Auenbereiche sind bereits in planerischen Vorgaben (z.B. Was- serrahmenrichtlinie, Gewässerauenprogramme) formuliert. In den Auen (z.B. Deichvorland NSG Salmorth) und Feuchtrinnen sind wertvolle Biotoptypen wie Nass- und Feuchtgrünland, Röhricht, Altgewässer, Kleingewässer, Uferrandstreifen, Ufer- gehölze bzw. (Reste der) Auen- und Bruchwälder zu erhalten oder zu entwickeln. Die Gewäs- serlängs- und -querprofile sollen naturnah erhalten und naturnah gestaltet, Verrohrungen / Hin- dernisse entfernt oder größere Durchlässe geschaffen werden. Nach Möglichkeit ist die Streu- ung der Wasserhaltung in den Altrhein- und Grabensystemen unter Naturschutzaspekten zu op- timieren (optimierte Steuerung der Hochwasserschutzwehre). Die Rinnen dienen als wichtige Achsen im Biotopverbund. Diese Funktion ist zu erhalten und auszubauen. Die Erholungsnutzung soll so gelenkt werden, dass ökologische Belastungen ver- mieden werden.

Nutzungsintensivierung in sensiblen Bereichen Zu den sensiblen Bereichen gehören Naturschutz- und FFH-Gebiete und deren Umgebung, schutzwürdige Böden und Wasserschutzzonen. Im Umfeld der ökologisch wertvollen Flächen der Naturschutz- und FFH-Gebiete wird an- gestrebt, Pufferzonen zu entwickeln, die in Abstimmung mit den Erfordernissen der Landwirt- schaft, extensiviert werden. Die Gefahr des Schadstoffeintrags aus intensiver landwirtschaftli- cher Nutzung (Dünger, Pflanzenschutzmittel) in die Schutzgebiete soll verringert werden.

Schutzwürdige Böden bieten Standortpotenziale für wertvolle Biotoptypen. Eine Extensivierung auf diesen "Sonder"- Standorten (z.B. vernässte Bereiche; trockene, magere Böden) schafft Le- bensmöglichkeiten für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Zur Nutzungsextensivierung eignen sich zudem Bereiche, die sich innerhalb der Einzugsberei- che der Trinkwassergewinnung befinden.

Anreicherung strukturarmer Räume, Verbesserung des Biotopverbundes Größere, strukturarme Agrarräume sollen mit biotopvernetzenden Elementen, wie Hecken, Baumreihen, Ufer- und Ackerrandstreifen oder Brachflächen angereichert werden. In der Um-

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gebung von Siedlungen bietet sich zusätzlich die Anlage von kulturraumtypischen Obstwiesen und Hecken / Kopfbaumreihen zur Strukturanreicherung, Ortsrandeingrünung und zur Steige- rung des Erholungswertes an. Diese Anreicherung der Räume dient sowohl dem Arten- und Biotopschutz als auch einer Auf- wertung des Landschaftsbildes. Strukturarme Bereiche im siedlungsnahen Freiraum mit Naher- holungsfunktion und entlang der Hauptradwanderwege sollen aufgewertet werden.

Umwandlung naturferner Forste in naturnahe Waldbestände

Zur Erhöhung der Strukturvielfalt und des Natürlichkeitsgrades sollen naturferne Forste in na- turnahe Waldbestände umgewandelt werden. Ziel sind großflächige, ökologisch wertvolle, stabi- le Waldbestände, die durch ihren Strukturreichtum gleichzeitig einen höheren Erholungswert besitzen. Naturferne Nadelforste des Reichswaldes (vorwiegend mit Kiefern) sowie naturferne Laub- holzforste mit Hybridpappeln in der Rheinniederung, sollen nachhaltig in Waldbestände mit bo- denständigen Gehölzarten überführt werden. Die anzustrebende Waldgesellschaft richtet sich nach der potenziellen natürlichen Vegetation auf dem jeweiligen Standort. Auch die Nutzungs- form kann innerhalb bestimmter Parzellen extensiviert oder sogar aufgegeben werden (Natur- waldzellen). Vorrangig sollen großflächige, zusammenhängende, nicht bodenständige Forstflä- chen in naturnahe Bestände überführt werden.

3.4.3 Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflege für die Planungs - region Düsseldorf Im Rahmen des Fachbeitrags des Naturschutzes und der Landschaftspflege für die Planungs- region Düsseldorf (LANUV, 2014) wurden für die Großlandschaften des Plangebietes Leitbilder und konkrete Maßnahmen formuliert. Im Folgenden wird das Leitbild für den maßgeblichen Be- reich des Niederrheinischen Tieflands wiedergegeben: "Die periodisch/episodisch überfluteten Auen von Rhein und Niers sind durch nachhaltige, lokal auch extensive Dauergrünlandnutzung geprägt. Durchsetzt wird das Offenland von einem natur- raumtypischen Mosaik aus naturnahen und halbnatürlichen Biotopen wie Altarme, Flutrinnen, Röhrichte, Baumreihen und Hecken. Auf geeigneten Standorten wird die Entwicklung von Au- enwäldern gefördert. Bestehende Abgrabungen werden naturorientiert gestaltet und genutzt. Auch die hochwasserfreien Standorte weisen einen gegenüber der aktuellen Situation deutlich erhöhten Grünlandanteil auf. Innerhalb einer ausreichend großen Feuchtgrünlandkulisse mit Puffer- und Ausweichräumen können die Feuchtwiesen-Brutvogelgemeinschaften in dauerhaft lebensfähigen Populationen überleben. Die niederrheinischen Sandlandschaften sind wald- und grünlandbetont. Die naturnahen und halbnatürlichen Biotoptypen der historischen Heidenutzung sind effektiv in ein Pflege- und Monitoringprogramm integriert. Die Forstwirtschaft fördert den Umbau von Kiefern-Altersklassenwälder in differenzierte Buchen- oder Eichen-Mischwälder. Seltene Waldgesellschaften auf exponierten Sonderstandorten, beispielsweise Relikte der tro- ckenen Birken-Eichen-Wälder auf Dünen und Flugsandflächen, werden als Nichtwirtschaftswald entwickelt. Die fruchtbaren Böden der Lösslehm-Landschaften werden nachhaltig ackerbaulich genutzt. Die vorhandenen Feldraine und Kleingehölze werden erhalten und zu einem Kleinbio- top- Verbundsystem verknüpft. Die wenigen erhalten gebliebenen Altwälder und naturnahen Stieleichen-Hainbuchen- und Flattergras-Buchen-Laubmischwälder unterliegen einer naturna-

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hen forstlichen Nutzung und Pflege. Die landwirtschaftliche Nutzung der Acker- und Grünland- flächen in den niederrheinischen Agrarlandschaften erfolgt grundwasserschonend, erosions- vermeidend und ohne Bodenverdichtungen."

3.4.4 Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung Der "Kulturlandschaftliche Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen" stellt die Grundlagen zur Erfüllung des Grundsatzes zum Kulturlandschaftserhalt des Raumordnungsge- setzes dar (§ 2 Abs. 2 Nr. 13 ROG). Zur Stärkung der regionalen Identität sind prägende kultur- historische Elemente und Landschaftsbereiche zu erhalten. Hieraus ergeben sich aus dem Fachbeitrag Grundsätze und Ziele für die Landesplanung im Sinne einer erhaltenden Kultur- landschaftsentwicklung. Kleve gehört zur Kulturlandschaft 10 "Unterer Niederrhein" sowie zur Kulturlandschaft 11 "Nie- derrheinische Höhen". Es gibt in Kleve zahlreiche bedeutsame und landesbedeutsame Kultur- landschaftsbereiche (KLB), die als Vorbehalts- bzw. Vorranggebiete zu betrachten sind (siehe folgende Tabelle).

Tab. 2: Bedeutsame und landesbedeutsame Kulturlandschaftsbereiche in Kleve Nr. Name des KLB Wertgebende Merkmale 10.01 Unterer Niederrhein bei Vorgeschichtliche, kaiserzeitlich-germanische, fränkisch- Emmerich karolingische Siedlungs- und Bestattungsplätze; Wurten; Em- merich, mittelalterliche Stadt und Befestigung; hochmittelalterli- che Bruchkolonisation; mittelalterliche Landwehren (z. B. Lö- wenburger Landwehr) und Deiche, Ringdeich Wissel; Rhein- auenlandschaft mit typischen vielfältigen Vegetationsstruktu- ren, historischen Ortslagen und Befestigungen 10.02 Die Düffel - Kranenburg Vorgeschichtliche und römische Siedlungsplätze; frühmittelal- terliche Siedlungsplätze, Wurten (z. B. Niel, Mehr); hochmittel- alterliche Bruchkolonisation; Motte und Stadt Kranenburg; aus- geprägtes erlebbares Kulturlandschaftsgefüge mit historischer Prägung; Wege-, Flur-, Vegetationsstrukturen, Deiche, Gra- bensysteme 10.03 Kleve-Rindern Römischer und frühmittelalterlicher Siedlungsplatz 11.01 Residenz Kleve – Mittelalterliche und neuzeitliche Stadt Kleve mit Schwanen- Der Reichswald burg; barocke Residenz mit Garten- und Parkanlagen, (landesbedeutsam) Sichtachsen, Kurviertel des 19.Jh.; Spoykanal; steinzeitliche Rast- und Werkplätze; im Reichswald: vorgeschichtliche Hü- gelgräber und Siedlungsplätze; römischer Burgus Asperden; Forstgeschichte; Eisenbahn Kleve-Elten; Kalkar mit römischem Heiligtum, Burginatium; mittelalterliche Stadt Kalkar mit Befes- tigung; Burg und Stift Hochelten: hervorragende Blickachsen, - bezüge und Silhouetten 19.05 Römische Limesstraße Römische Straßentrasse, begleitende militärische und zivile (landesbedeutsam) Infrastruktur; römische Besiedlung Die bedeutsamen Kulturlandschaftsbereiche sind auf den verschiedenen Planungsebenen bei der Abwägung mit anderen räumlichen Anforderungen im Sinne von Vorrang- und Vorbehalts- gebieten besonders zu berücksichtigen.

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3.4.5 Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf Der "Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf" (LVR, 2013) stellt auf einer Maßstabsebene von 1:50.000 regional bedeutsame "Kulturlandschaftsbereiche (KLB)", und "Archäologische Bereiche" dar. Er konkretisiert damit den Kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Das Stadtgebiet Kleves umfasst demnach elf be- deutsame Kulturlandschaftsbereiche. Mit den großflächig abgegrenzten Darstellungen "Rhein", "Römische Limesstraße" und "Reichswald/Gocher Heide" sind zudem drei sich teilweise über- lagernde Archäologische Bereiche im Klever Stadtgebiet vertreten. In der Tab. 8 (s. Kap. 4.7.1) werden die bedeutsamen Kulturlandschaftsbereiche in Kleve dar- gestellt und beschrieben.

3.4.6 Grenzüberschreitende Verflechtungsstudie "Rot 8" Die im Dezember 2009 abgeschlossene grenzüberschreitende Verflechtungsstudie Rot/Rood 8 ist ein nachhaltiges, euregionales Entwicklungs- und Konjunkturprogramm. Auftraggeber ist die Stadtregion Arnheim / mit den Projektpartnern Gemeente Nijmegen, Gemeinde Kranenburg, Stadt Kleve und der Stadt Emmerich am Rhein. Die Auswirkungen der von Nijmwegen / Arnheim ausgehenden Suburbanisierung reichen bis nach Kleve; sie verläuft durch die getrennte Planung oft ungeregelt. Themenbezogene Strate- gien und Projekte werden in dieser Studie formuliert, die dazu beitragen, gravierende grenzbe- dingte Hemmnisse abzubauen. Dabei werden u.a. folgende freiraumbezogene Strategien und Projekte entwickelt: 1.1 Integrationsprojekt: Landschaftspark Rhein-Düffel-Reichswald • Koordinations- und Entwicklungsfunktion, integriert bestehende Organisationen • Integrationsprojekt mit großer Tiefenwirkung mit der Priorität sehr hoch bis hoch 1.2 Grenzüberschreitendes Garten-Kunst-Projekt: Stadt-Park-Art • grenzüberschreitende Aufwertungs- und Inszenierungskampagne städtischer Grünflächen, Parkanlagen und Plätze mit mittlerer Priorität 3.3 Reaktivierung der Bahnstrecke Nijmwegen-Kleve • Rückgrat des euregionalen Nahverkehrs und des Städtebaus mit sehr hoher Priorität 3.5 Euregionale Zusammenarbeit bei Industrie- und Gewerbeflächen • im Zusammenhang mit der neuen Klever Hochschule hohe bis mittlere Priorität

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Abb. 7: Verflechtungsstudie "Rot 8": Landschaft und Schutzgebiete

3.4.7 Masterplan Grenzregio Nimwegen-Kleve Der Masterplan Grenzregio Nimwegen - Kleve wurde von der Gemeinde Kranenburg unter der Förderung der Euregio Rhein-Waal im Rahmen des People-II-People-Programms in Auftrag gegeben. Der im Juni 2005 vorgestellte Plan sieht folgendes Strukturkonzept für die Region vor: • Siedlung o Entwicklungsband Kleve - Rindern - Düffelward - Keeken - Millingen a.d.R. mit einem gemeinsamen Wohngebiet zwischen Millingen a. d. R. und Brimmen o Gemeinsame regionale Gewerbeflächenstrategie Nijmegen-Kleve • Infrastruktur o Lückenschluss im Straßenverkehr zwischen dem Gewerbegebiet Kleve Nord und dem in Kranenburg bestehendem Kreisverkehr der B9 o Ostumgehung Kleve-Kellen o Reaktivierung der Bahnverbindung zwischen Nimwegen und Kleve • Naturentwicklung o Bildung eines Landschaftsparks "Rhein und Rheinvorland" sowie "Reichswald mit landschaftlichem Umfeld" o Weiterentwicklung des ökologischen und touristischen Zusammenhangs "Gelderse Poort" und "Ketelwoud". o Landschaftsökologische Anpassung und Aufwertung der Düffel auf niederländischer Seite als Ausgleichsmaßnahme für den Lückenschluss der B9n.

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Abb. 8: Masterplan Grenzregio Nimwegen-Kleve

3.4.8 Landwirtschaftliche Fachbeiträge Im landwirtschaftlichen Fachbeitrag zum Regionalplan Düsseldorf wird u.a. auf die generellen Planungsgrundsätze zur Freiraumentwicklung in der Randzone der Metropolregion Rhein-Ruhr verwiesen, in der die Belange der Landwirtschaft stärker zu berücksichtigen sind. Landwirt- schaftliche Flächen sind wegen ihrer Produktionsfunktion und den damit verbundenen Wohl- fahrtswirkungen zu sichern und zu entwickeln. Die Neuinanspruchnahme ist erst bei Nachweis eines unabdingbaren Bedarfes zu ermöglichen. Landwirtschaftliche Produktionsräume mit hoher Produktivität und mit guten Entwicklungspoten- tialen (vorrangiger landwirtschaftlicher Produktionsraum) dürfen demnach für Planungen und Maßnahmen nur in Anspruch genommen werden, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: • der vorrangige landwirtschaftliche Produktionsraum muss in gleichem Umfang und in ver- gleichbarer Qualität wieder im Regionalplan durch eine neue Darstellung ergänzt werden, die so weit wie möglich in räumlicher Nähe zur in Anspruch genommenen Fläche liegen muss.

• eine bauleitplanerische Inanspruchnahme ist nur möglich, wenn der Nachweis erbracht wird, dass keine anderen an den Siedlungsraum angrenzenden Freiraumbereiche hierfür zur Ver- fügung stehen und die Potentiale einer Innenentwicklung ausgeschöpft sind.

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Weiterhin sollen bei Planungen und Maßnahmen die Standorte landwirtschaftlicher Unterneh- men so gesichert werden, dass eine räumliche Ausweitungsmöglichkeit des Betriebsstandortes und Neuausrichtung von Betriebsschwerpunkten möglich bleibt (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NORDRHEIN-WESTFALEN, 2013).

Die landwirtschaftlichen Belange werden zudem in einem landwirtschaftlichen Fachbeitrag zum Flächennutzungsplan der Stadt Kleve räumlich konkretisiert dargelegt (LANDWIRTSCHAFTSKAM- MER NORDRHEIN-WESTFALEN, 2012).

3.4.9 Lärmaktionsplan

Die Stadt Kleve hat gemäß der Umgebungslärmrichtlinie (2002/49/EG) des Europäischen Par- laments und dem Beschluss dessen Rates vom 25. Juni 2002 über die Bewertung und Bekämp- fung von Umgebungslärm einen Lärmaktionsplan der Stufe III basierend auf der Lärmkartierung des LANUV aufgestellt. Der Lärmaktionsplan enthält - aufbauend auf einer Priorisierung lärmbe- lasteter Bereiche - einen Maßnahmenplan zur Reduzierung von Umgebungslärm (vgl. STADT KLEVE, 2018). Der Aktionsplan der Stufe III ist nicht als eigenständiges Gutachten, sondern nur in Verbindung mit dem Gutachten der Stufe II zu betrachten (vgl. TÜV RHEINLAND, 2016).

Weitere Informationen zur Lärmbelastung in Kleve sind dem Kapitel 4.6.2 zu entnehmen.

3.4.10 Klimaschutz-Fahrplan Der Rat der Stadt Kleve hat 2019 den fortgeschriebenen Klimaschutzfahrplan als städtebauli- ches Entwicklungskonzept und als handlungsorientierte Grundlage bei der künftigen Stadtent- wicklung Kleves beschlossen. Die Stadt hat sich das Ziel gesetzt, auf lokaler Ebene den Klima- schutz zu unterstützen und im Hinblick auf die Energiewende nachhaltig und zukunftsorientiert zu agieren. Der Klimaschutz-Fahrplan beschreibt entsprechende Maßnahmen und Initiativen (vgl. STADT KLEVE, 2019). Im Handlungsfeld „Klimafreundliche Stadtentwicklung“ im Bereich Stadtplanung werden folgende Ziele festgelegt: • Umweltfreundliche und wirtschaftliche Energieversorgung neuer Gebäude

• Verknüpfung energetischer Sanierungsmaßnahmen mit zielgruppenspezifischen Wohnan- sprüchen

• Reduzierung von Pkw-Fahrten auf dem Stadtgebiet

3.4.11 Radverkehrskonzept Kleve

Im Radverkehrskonzept für die Stadt Kleve (AB STADTVERKEHR, 2010) werden Ziele und Maß- nahmen zur Förderung und Verbesserung des Radverkehrs entwickelt. Es knüpft zum einen an den Nationalen Radverkehrsplan 2002-2012 an.

Als grundlegende Ziele bilden die Steigerung des Radverkehrsanteils auf 25-30%, die Steige- rung der Verkehrssicherheit sowie die Schaffung eines fahrradfreundlichen Klimas (Fahrrad als gleichberechtigtes Verkehrsmittel) die Eckpfeiler des Konzeptes. Zudem werden die Leitlinien und Ziele des Stadtentwicklungskonzeptes aufgegriffen.

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4. Beschreibung und Bewertung der umweltbezogene Schutzgüter

Als Schutzgüter im Sinne der Umweltprüfung sind sämtliche in § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB genann- ten Belange des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes zu verstehen. Die Erfassung und Bewertung der Schutzgüter basieren auf vorhandenen Karten, Gutachten oder sonstigen for- mellen und informellen Plänen. Eigene flächenhafte Kartierungen oder Erhebungen wurden im Rahmen der Bestandsdarstellung nicht durchgeführt. Zeitlicher Anknüpfungspunkt ist dabei der Umweltzustand, wie er sich zu Beginn des Aufstel- lungsverfahrens darstellt. Ergeben sich im Verlauf des Verfahrens erhebliche Veränderungen des Umweltzustands, werden diese in die Untersuchung einbezogen und die Datengrundlage entsprechend aktualisiert, sofern entsprechende Informationen vorliegen.

Die Bestandsaufnahme und -bewertung erfolgt ausschließlich anhand vorhandener Unterlagen sowie einer örtlichen Begehung. Die Daten werden getrennt nach den einzelnen Schutzgütern

• Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

• Boden

• Wasser

• Klima und Luft

• Landschaft

• Mensch und menschliche Gesundheit

• Kultur- und Sachgüter erhoben. Das Wirkungsgefüge zwischen den abiotischen und biotischen Faktoren sowie die Wechselwirkungen werden dabei ebenso berücksichtigt wie derzeitig bestehende Beeinträchti- gungen und Vorbelastungen.

Die wesentlichen Informationen werden getrennt nach den Schutzgütern in Themenkarten dar- gestellt. Mit Hilfe dieser Daten ist es möglich, im weiteren Verfahren die Auswirkungen von FNP-Darstellungen auf die Schutzgüter zu ermitteln und zu bewerten sowie mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen.

4.1 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt (Karte 1: "Pflanzen, Tiere, Biodiversität") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Daten- quellen verwendet:

• Daten des Biotopkatasters, Informationssystem des LANUV • Biotopverbundflächen, Informationssystem des LANUV • Geschützte Biotope gem. § 42 LNatSchG NRW, Informationssystem des LANUV • Natura 2000-Gebiete, Informationssystem des LANUV • Fundortkataster, Informationssystem des LANUV • Landschaftspläne Nr. 6 und Nr. 7 Kreis Kleve • Biotopkataster Kleve (2002)

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4.1.1 Schutzgebiete

Schutzgebiete werden ordnungsbehördlich festgesetzt und sind somit für Jedermann verbind- lich. Sie gründen dabei auf naturschutzfachlichen Aspekten und beinhalten Schutzzwecke und -ziele. Schutzgebiete liefern somit wichtige Hinweise auf den biologischen oder ökologischen Eigenwert von Gebieten oder Biotopkomplexen.

4.1.1.1 Natura 2000-Gebiete

Natura 2000-Gebiete sind Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und basieren auf der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie von 1992 (FFH-RL) und der Vogelschutz-Richtlinie (VS-RL) von 1979. Die europäische Schutzkategorie hat die Aufgabe, ein europaweites zusammenhängen- des Netz von Schutzgebieten (NATURA 2000) sicherzustellen. Vorrangiges Ziel ist es, die in Europa vorhandene biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Maßgebend für die Auswahl der Gebiete ist das Vorkommen bestimmter Lebensräume und ausgewählter Tier- und Pflan- zenarten. Für das Stadtgebiet von Kleve sind sechs verschiedene Natura 2000-Gebiete gemeldet, die sich außerhalb des Stadtgebietes in den Rheinauen sowie im Reichswald fortsetzen. Sie neh- men einen Flächenanteil von ca. 38 % an der Gesamtfläche Kleves ein. Weitere Natura 2000- Gebiete grenzen auf niederländischer Seite an. Folgende Natura 2000-Gebiete liegen innerhalb des Klever Stadtgebietes: • FFH-Gebiet "NSG Salmorth" (DE-4102-302); Flächenanteil in Kleve: 932,1 ha

• FFH-Gebiet "NSG Kellener Altrhein" (DE 4103-303); Flächenanteil in Kleve: 18,9 ha

• FFH-Gebiet "Reichswald" (DE 4202-302); Flächenanteil in Kleve: 379,7 ha

• FFH-Gebiet "Kalflack" (DE-4203-302); Flächenanteil in Kleve: 17,3 ha

• FFH-Gebiet "Rhein-Fischschutzzonen zwischen Emmerich und Bad Honnef" (DE-4405-301); Flächenanteil in Kleve: 153,1 ha; ausschließlich Rheinwasserzone

• Vogelschutzgebiet "Unterer Niederrhein" (DE 4203-401); Flächenanteil in Kleve: 3.326,7 ha

Das Vogelschutzgebiet "Unterer Niederrhein" ist weitgehend räumlich deckungsgleich mit dem insgesamt 250 km² großen Ramsar Gebiet "Unterer Niederrhein" (Wetlands International Site Reference Nr. 7DE028, in Kraft seit 28.10.1983). Die Ramsar-Fläche innerhalb des Gebietes der Stadt Kleve reicht im Westen, Norden, Osten und Südosten an die Stadtgrenzen heran, die südliche Abgrenzung folgt der Vogelschutzgebietsgrenze und schließt die Fläche zwischen NSG Salmorth und Düffel mit ein.

4.1.1.2 Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft (Schutzgebiete)

Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft (nach § 20 Absatz 2, §§ 23, 26, 28, 29 des BNatSchG) werden gem. § 7 LNatSchG NRW im Landschaftsplan ordnungsbehördlich festgesetzt. Sie sind somit für jedermann verbindlich. Ihre Festsetzung gründet dabei auf natur- schutzfachlichen Aspekten und beinhaltet Schutzzwecke und -ziele sowie die zur Erreichung

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des Zwecks notwendigen Gebote und Verbote. Schutzgebiete liefern somit wichtige Hinweise auf den biologischen oder ökologischen Eigenwert von Gebieten oder Biotopkomplexen. Vier Schutzkategorien werden in den Landschaftsplänen "Reichswald" und "Gocher Heide" im Stadtgebiet Kleves dargestellt: • Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG)

• Landschaftsschutzgebiete (§ 26 BNatSchG)

• Naturdenkmale (§ 28 BNatSchG)

• Geschützte Landschaftsbestandteile (§ 29 BNatSchG)

Naturschutzgebiete (NSG) werden insbesondere aus ökologischen, wissenschaftlichen, natur- geschichtlichen, landeskundlichen oder erdgeschichtlichen Gründen sowie wegen der Selten- heit, besonderen Eigenart oder Schönheit einer Fläche oder eines Landschaftsbestandteils festgesetzt. In Kleve gibt es aktuell sechs Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von ca. 2.583 ha. Dabei handelt es sich auf der einen Seite um offene bis halboffene alte, bäuerliche Kulturlandschaften sowie gewässergeprägte Naturlandschaften (mit Altarmen, Kolken und Au- enbereichen), auf der anderen Seite um große, zusammenhängende und weitgehend unzer- schnittene Waldgebiete. Im Stadtgebiet liegen die Naturschutzgebiete "Salmorth", "Düffel- Kellener Altrhein und Flussmarschen" (nur Teilfläche auf Klever Stadtgebiet), "Kermisdahl", "Deichvorland bei Grieth mit Kalflack" (nur Teilfläche auf Klever Stadtgebiet), "Quellen am Stoppenberg" und "Geldenberg" (nur Teilfläche auf Klever Stadtgebiet).

Daneben sind zahlreiche Biotopkomplexe oder Einzelelemente als geschützte Landschafts- bestandteile (LB) festgesetzt. Hierbei handelt es sich sowohl um punktuelle Objekte wie Ein- zelbäume als auch um lineare und flächige Biotopkomplexe wie Gehölzstreifen und Feldgehöl- ze. Mit öffentlichen Mitteln geförderte Anpflanzungen außerhalb des Waldes und im baulichen Au- ßenbereich im Sinne des Bauplanungsrechts, Hecken ab 100 m, Wallhecken sowie Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen gem. § 15 Abs. 2 BNatSchG gelten ebenfalls als gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile (§ 39 LNatSchG NRW), die zu den im Landschaftsplan festgesetzten hinzutreten. Eine räumliche Verortung dieser Einzelelemente liegt derzeit nicht vor.

Etwa 26% des Stadtgebietes sind im Außenbereich als Landschaftsschutzgebiet (LSG) aus- gewiesen. Landschaftsschutzgebiete dienen der Erhaltung und Sicherung der natürlichen Erho- lungseignung und der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes gegenüber vielfältigen Nutzungs- ansprüchen an Natur und Landschaft.

Darüber werden Naturdenkmale in den Landschaftsplänen Kleves festgesetzt. Unter Natur- denkmalen (ND) versteht das BNatSchG Einzelschöpfungen der Natur bis 5 ha, die aufgrund ihrer "wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, landeskundlichen oder erdgeschichtlichen Be- deutung oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit" besonderen Schutz erfordern. Im Stadtgebiet Kleves liegen drei flächige bzw. linear ausgebildete Naturdenkmale (Hohlwege, Wallhecken) und zahlreiche weitere punktuelle Naturdenkmale (vorwiegend Altbäume), die durch z.T. vorläufige Landschaftsplanfestsetzungen geschützt sind.

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4.1.2 Biotopkartierung und Fachdaten des LANUV

Die Zielsetzung der Biotopkartierung des LANUV ist aus dem § 1 Abs. 1 BNatSchG abzuleiten. Die im Rahmen der Biotopkartierung erhobenen Datengrundlagen versetzen die Naturschutz- behörden in die Lage, in ihrer Arbeit sowohl wissenschaftliche, funktionale als auch ethische Ziele des Biotop- und Artenschutzes zu berücksichtigen und diese Belange gegenüber konkur- rierenden Nutzungsansprüchen wirkungsvoll zu vertreten und durchzusetzen.

4.1.2.1 Schutzwürdige Biotope (Biotopkataster) Das Biotopkataster des LANUV katalogisiert schutzwürdige Lebensräume unterschiedlicher Größenordnung, die aufgrund einer naturnahen, vielfältigen oder seltenen Tier- und Pflanzen- welt besonders wertvoll und schützenswert sind. Das Stadtgebiet Kleve verzeichnet über 50 schutzwürdige Biotopkomplexe mit einem Flächen- anteil von ca. 36% am Kommunalgebiet. Hierbei handelt es sich überwiegend um Kolke, Alt- stromrinnen und Röhrichte, extensive Grünlandbereiche, Hecken und Waldkomplexe.

4.1.2.2 Geschützte Biotope (gem. § 42 LNatSchG NRW)

Im Rahmen der Biotopkartierungen durch das LANUV werden Biotope erfasst, die die Kriterien und den Wert eines nach § 42 LNatSchG NRW geschützten Biotops erfüllen. In Kleve befinden sich über 90 Einzelstrukturen und Biotope, die aufgrund ihrer Größe und Bio- topqualität nach § 42 LNatSchG NRW geschützt sind. Meist sind dies stehende, natürliche oder. Naturnahe Binnengewässer, aber auch Auwälder, Röhrichte oder seggenreiche Nasswiesen.

4.1.2.3 Biotopverbundflächen

Mit der Biotopverbundplanung soll die fachlich begründete Voraussetzung geschaffen werden, Restbestände naturnaher und halbnatürlicher Biotope zu erhalten und diese Flächen sowie wei- tere geeignete Bereiche möglichst zu optimieren und zu verknüpfen. Ziel ist es dabei, ähnliche Biotoptypen und -komplexe miteinander zu verbinden, um den Austausch der an diese Lebens- raumtypen gebundenen Arten und Individuen zu gewährleisten. Die durch das LANUV abge- grenzten Biotopverbundflächen gliedern sich in NRW in die beiden Kategorien "Flächen mit herausragender Bedeutung für das Biotopverbundsystem" (Stufe 1) und "Flächen mit besonde- rer Bedeutung für das Biotopverbundsystem" (Stufe 2).

In Kleve nehmen Biotopverbundflächen knapp 55% der Stadtfläche ein; wobei ein großer Anteil als international bedeutsam einzustufen ist.

4.1.2.4 Wildnisentwicklungsgebiete und Naturwaldzellen

Im Klever Reichswald bzw. dem Tiergarten bestehen landeseigene Waldflächen, die durch das LANUV und den Landesbetrieb Wald und Holz NRW als Wildnisentwicklungsgebiete bzw. Na- turwaldzellen ausgewiesen wurden. In diesen Bereichen findet keine forstliche Nutzung mehr statt, die natürlichen Entwicklungen werden zugelassen.

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In Kleve liegen die Wildnisentwicklungsgebiete "Tiergarten Kleve" (16,1 ha), "Reichswald 1- Stoppelberg" (6,6 ha), "Reichswald 2" (97,4 ha), "Reichswald 3-Goldberg" (11,8 ha) und "Reichswald 4" (10,2 ha).

Daneben bestehen im Reichswald die beiden Naturwaldzellen "Rehsol" (Größe 27 ha, Besto- ckung: 70 bis 200-jähriger Buchen-Eichenmischwald) und "Geldenberg" (Größe 22 ha, Besto- ckung: 130 bis 210-jähriger Buchen-Eichenmischwald).

4.1.2.5 Geschützte Alleen Nach § 41 LNatSchG NRW gesetzlich geschützten Alleen verlaufen in Kleve entlang der Keekener Straße (K3), der Grunewaldstraße (L484), der Eichenallee, der Querallee und der Königsallee sowie an weiteren Straßenabschnitten. Insgesamt sind in Kleve über 40 geschützte Allen im LANUV Kataster hinterlegt, wobei eine fortlaufende Aktualisierung und Fortschreibung erfolgt. Die Beseitigung von Alleen sowie alle Maßnahmen, die zu deren Zerstörung, Beschädi- gung oder nachteiligen Veränderung führen können, sind verboten.

4.1.3 Unzerschnittene Lebensräume

Die Landschaft im Umfeld Kleves ist in großen Bereichen nur wenig zerschnitten. Diese zu- sammenhängenden Räume mit geringer Fragmentierung und Verlärmung durch Siedlungs- und Verkehrsflächen stellen Lebensräume für Fauna und Flora dar. Eine Zerschneidung und Verin- selung bedeuteten einen irreversiblen Verlust dieser Lebensräume für die meisten Tiere und Pflanzen sowie eine weitreichende Beeinträchtigung der Funktions- und Leistungsfähigkeit von Naturhaushalt und Landschaftsbild.

Als unzerschnittene verkehrsarme Räume werden gem. LANUV Bereiche definiert, die nicht durch technogene Elemente wie Straßen (mit mehr als 1.000 Kfz / 24h), Schienenwege, schiff- bare Kanäle, flächenhafte Bebauung oder Betriebsflächen mit besonderen Funktionen wie z.B. Verkehrsflugplätze zerschnitten werden. Räume mit geringer Zerschneidung, Zersiedlung und Verlärmung stellen eine endliche Ressource dar und können, wenn überhaupt nur mit großem Aufwand wiederhergestellt werden. Wenig zerschnittene Räume sind häufig Relikte historisch gewachsener Kulturlandschaften und verfügen häufig über eine wichtige Funktion im Natur- haushalt.

Das LANUV hat eine kartografische Auswertung dieser Räume aufgeteilt in fünf Größenklassen (1-5 km2, 5-10 km2, 10-50 km2, 50-100 km2 und >100 km2) vorgenommen. Die Karte soll eine konzeptionelle Grundlage und Orientierungshilfe für Zielsetzungen und für Maßnahmen im Rahmen der Landes-, Regional-, Landschafts- und Bauleitplanung sein.

Aufgrund der Dichte an Verkehrsinfrastruktur und Siedlungsflächen sind im Klever Stadtgebiet keine weiträumig unzerschnittenen Lebensräume >100 km² oder 50-100 km² vorhanden. Die Rheinniederung sowie die Waldbereiche im südlichen Stadtgebiet sind jedoch Bestandteile rela- tiv unzerschnittener Landschaftsräume der mittleren Kategorie 10-50 km². Im übrigen Stadtge- biet dominieren stärker zersiedelte Freiräume, die vorwiegend den unteren Größenklassen 1-5 km2 und <5-10 km2 zuzuordnen sind (vgl. Abb. 9:).

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Abb. 9: Unzerschnittene Lebensräume in Kleve gem. LANUV-Daten (eigene Darstellung)

4.1.4 Fauna / Planungsrelevante Arten

Die Beschreibung des Arteninventars im Großraum Kleve gründet auf der Auswertung der vor- handenen Biotopkatasterbögen und Messtischblattdaten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sowie der Standarddatenbögen zu den jeweiligen Natura 2000-Gebieten.

Insbesondere der Rhein und sein Umfeld mit den vorhandenen Schutzgebieten bieten vielfälti- gen Tierlebensgemeinschaften Lebensraum. Auch als Vogel-Rastgebiet erfüllen die Rheinauen wichtige Funktionen. So hat der Niederrhein im Bereich Kleve für zahlreiche Brutvögel als auch für Nahrungs- und Wintergäste eine besondere Bedeutung, was sich auch in der Ausweisung eines Großteils des

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Auen- und Niederungsbereiches als Vogelschutz- bzw. als Gänseschongebiet widerspiegelt. Das Vogelschutzgebiet ist das Überwinterungsgebiet für bis zu 200.000 arktische Gänse. Wei- terhin überwintern bzw. rasten Zwerg- und Gänsesäger, Kampfläufer, Bruchwasserläufer, Gold- regenpfeifer, Bekassine, Knäkente, Krickenten, Grünschenkel, Kampfläufer, und Waldwasser- läufer und weitere. Im Klever Stadtgebiet brüten zudem u.a. Wespenbussarde, Baumfalken, Steinkäuze, Löffelenten, Flussregenpfeifer, Große Brachvögel, Rotschenkel, Uferschnepfen, Kiebitze, Wachtelkönige, Weißstörche, Pirole, Nachtigallen, Blaukehlchen und Wiesenpieper.

Die vielfältigen Gewässer des Stadtgebietes bieten mit ihren angrenzenden Grünlandbereichen vielen Amphibienarten einen Lebensraum, darunter auch solch gefährdeten Arten wie Kamm- molch, Fadenmolch, Kleiner Wasserfrosch und Kreuzkröte. Schlingnatter und Zauneidechse sind in Kleve, vornehmlich in den Heide-Restflächen des Reichswaldes nachgewiesen.

Wie auch den Amphibien kommt den Libellen die hohe Anzahl an Gewässern und Gewässerty- pen zu Gute. In Kleve kommen gefährdete Arten wie Gefleckte Heidelibelle, Braune Mosa- ikjungfer, Kleine Mosaikjungfer, Fledermaus-Azurjungfer, Spitzflecklibelle und Südliche Binsen- jungfer sowie die Asiatische Keiljungfer vor.

Neben den gewässergeprägten Bereichen ist der Klever Reichswald als größtes zusammen- hängendes Waldgebiet des Niederrheins ein wichtiges Habitat für Greifvögel, Spechte und wei- tere auf großflächige Waldbestände angewiesene Arten. Hier brüten u.a. Schwarzspecht, Pirol und Wespenbussard. Neben den typischen Beständen von Reh-, Rot- und Schwarzwild sind Hirschkäfervorkommen belegt.

Einen Überblick über die Vorkommen geschützter Tierarten im Raum Kleve bietet die Zusam- menstellung der planungsrelevanten Arten basierend auf der Analyse der Messtischblattdaten des LANUV (s. Anhang II).

4.1.5 Potenzielle natürliche Vegetation Unter der potenziellen natürlichen Vegetation (pnV) versteht man die höchstentwickelte natürli- che Pflanzengesellschaft (Klimaxgesellschaft), die man ohne menschliche Eingriffe und unter Beachtung der abiotischen Standorteigenschaften Relief, Klima, Boden- und Wasserhaushalt im jeweiligen Gebiet erwarten würde. Es handelt sich somit um ein theoretisches „Ist Modell“, das den gedachten, sich schlagartig einstellenden Endzustand der Vegetationsentwicklung darstellt. Ohne menschlichen Einfluss wäre die Stadt Kleve mit Ausnahme der Gewässer und einiger Sonderstandorte nahezu vollständig bewaldet. Folgende Waldgesellschaften wären demnach im Betrachtungsraum bestandsbildbestimmend (vgl. DEUTSCHER PLANUNGSATLAS NRW, 1972):

• Trockener Eichen-Buchenwald (im Bereich des niederrheinischen Höhenzuges),

• Artenreicher Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald (im Bereich der Düffelniederung und im Bereich Galleien),

• Eichen-Ulmenwald westdeutscher und niederländischer Flusstäler (im überwiegenden Nie- derungsbereich zwischen Kleve Kernstadt und Rhein),

• Silberweidenwald der Rheinaue (im Bereich der Rheinauen und der Altarme).

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4.1.6 Reale Vegetation

Aufgrund der forstlichen und landwirtschaftlichen Nutzung weicht die heutige Vegetation in Kle- ve sowie in weiten Teilen Mitteleuropas deutlich von der potenziell natürlichen Vegetation ab.

Das Gebiet der Stadt Kleve wird infolge seiner Lage zwischen Rheinufer im Norden und eiszeit- lichen Moränenresten im Südwesten durch eine große Zahl unterschiedlicher Biotopstrukturen und Nutzungen geprägt. Eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten Nutzungsstrukturen des Außenbereichs der Stadt Kleve erfolgt basierend auf der Erhebung LANGE (2002) in der nach- folgenden Tabelle. Es werden unter Verwendung des "Bewertungsschlüssels Kreis Kleve" die Flächengrößen und -anteile der wichtigsten Biotoptypen im Stadtgebiet aufgelistet.1 Eine aus- führliche Beschreibung der Biotoptypen und wichtigsten Nutzungsarten ist dem stadt- ökoglogischen Fachbeitrag zu entnehmen (GRÜNPLAN, 2012).

Tab. 3: Flächenanteile der Biotoptypen und Nutzungen der Stadt Kleve im Außenbereich (Quelle: LANGE; Stand 2002) Biotoptypen- Biotoptypen Fläche Flächenan- Kürzel in m² teil in % - bewohnter Bereich, Stadt- und Dorfzentren 15.501.930 15,86 1.1 – 1.8 versiegelte und unversiegelte Flächen 2.768.391 2,83 1.9 Natürliche Sand- und Schlammflächen 151.864 0,16 2.1 – 2.3 Straßen- und Wegraine 273.533 0,28 3.1 Acker 23.810.622 24,36 3.2 Intensivgrünland 23.128.312 23,66 3.3 Magergrünland 133.169 0,14 3.4, 3.9 Feucht- und Nassgrünland 97.649 0,10 3.6, 3.7 Obstwiesen 476.099 0,49 3.8 Extensivgrünland 3.593.155 3,68 4.1 – 4.5 Zier- und Nutzgärten, Grünflächen, Sportrasen 2.279.253 2,33 4.8, 4.9 Baumschulen, Erwerbsgartenbau, Sonderkulturen 540.007 0,55 4.10 Parkanlagen 365.102 0,37 5.1 – 5.3 Brachen 969.001 0,99 6.1 – 6.5 nicht oder teilweise nicht standortheimische Wälder 9.457.314 9,67 6.6 – 6.11 Standortheimische Wälder, Auwälder, Waldmantel 6.357.594 6,50 7.0, 7.1 naturfremde Fließ- und Stillgewässer 3.070.599 3,14 7.2, 7.3 Nur geringfügig verbaute und natürliche Gewässer 1.193.578 1,22 7.4, 7.6 Röhrichte Sümpfe, Quellen 93.169 0,10 7.7 Wegeseitengräben, temporär wasserführende Gräben 289.037 0,30 8.0, 8.1 Hecken, Gebüsche, Feldgehölze 1.268.318 1,30 8.2 Baumreihen,- gruppen, Einzelbäume 1.086.671 1,11 8.3 Ufergehölze 658.137 0,67 8.4 Gehölzbrachen, feuchte Ruderalfluren mit Hochstauden 197.496 0,20 Summe 9.776 ha 100

1 Zwischenzeitliche Veränderungen der Biotoptypen und Flächenanteile sind aufgrund des Alters der Daten zu erwarten

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4.2 Schutzgut Boden

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Boden (Karte 2: "Boden") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

• Bodenkarte 1 : 50.000, Geologischer Dienst NRW • Karte der schutzwürdigen Böden, Geologischer Dienst NRW • Geotopkataster, Geologischer Dienst NRW • Altlastenkataster Kreis Kleve • Landschaftspläne Kreis Kleve • Biotopkataster Kleve (2002) • Auskunftssystem Gefährdungspotenziale des Untergrundes in NRW (Geol. Dienst NRW)

4.2.1 Böden und Geologie Entsprechend der naturräumlichen Unterteilung des Stadtgebietes Kleve sind auch zwei Berei- che verschiedener geologischer Formationen zu unterscheiden. Die "Untere Rheinniederung" ist von holozänen Ablagerungen des Rheinstroms geprägt, die sich in zwei Stufen ausgebildet haben. Die höhere Talstufe tritt lediglich inselartig bis Griethausen auf, während der flächenmä- ßig größte Anteil von der tieferen Talstufe eingenommen wird. Relikte der sandig-kiesigen Nie- derterrasse, welche mit einer 1 bis 2 m mächtigen Hochflutsedimentschicht bedeckt sind, finden sich nur noch in der Kranenburger Bucht. Den aus Kies und Sand bestehenden holozänen Rheinablagerungen ist eine bis 2 m starke Auenlehmschicht aufgelagert. Auf diesen sandigen, lehmigen und schluffigen Lehmen haben sich infolge des sich stetig ändernden Grundwasser- regimes Braune Auenböden ausgebildet, die sehr nährstoffreich sind und hohe landwirtschaftli- che Ernteerträge hervorbringen können. Bei fehlenden oder unregelmäßig erfolgenden Überflu- tungsereignissen entwickeln sich die Auenböden zu Braunerden und Parabraunerden. Die im Raum vorhandenen Alt-arme und kleineren Fließgewässer sind aufgrund des ständig hoch an- stehenden Grundwassers von Auengleyen und Gleyen gekennzeichnet.

Die "Niederrheinischen Höhen" sind durch Sande und Kiese entstanden, die von Rhein und Maas herantransportiert worden sind und während der Saale-Eiszeit vom vorstoßenden Inland- eis zusammengeschoben wurden. Die vom Stadtgebiet Kleve erfassten Reichswald-Höhen stel- len eine Stauchmoräne dar, die von bis zu 2 m mächtigen Sandlößschichten bedeckt sind. Im Nordosten sind Bereiche mit Flugsanden überlagert. Die Lößablagerungen haben sich im Ge- biet vor allem zu Braunerde und Parabraunerde entwickelt, lokal sind auch Podsol-Braunerden ausgebildet. Die Böden zeichnen sich durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit und geringe Sorptionsfähigkeit für Nährstoffe aus (LANGE, 2002).

4.2.2 Geotope Bei Geotopen handelt es sich um erhaltenswerte geowissenschaftliche Objekte, die z.B. erdge- schichtliche Vorgänge, die Entwicklung des Lebens, geologische Prozesse, geomorpho- logische Eigenheiten oder geologische Sehenswürdigkeiten repräsentieren. In Kleve kommen aufgrund der besonderen Lage zwischen Rheinauenbereich und eiszeitlicher Stauchmoräne zahlreiche Geotope vor (s. Tab. 4).

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Tab. 4: Geowissenschaftlich schutzwürdige Objekte Kleve (gem. Geotop-Kataster NRW) Nr. Kennung Name Beschreibung 1 GK 4202-028 Klever Berg im Inmitten bebauten Gebiets liegt der Klever Berg. Geowis- Westen von Kleve senschaftlich bedeutender, i. w. eiszeitlich geformter (Stauchmoränenwall), landschaftsprägender Höhenzug. Höchster Berg des gesamten Kranenburger Stauch- moränenwalles, zudem landeskundlich und kulturhisto- risch bedeutend. Gefährdung: Abbau / Überbauung 2 GK-4202-005 Altarm Kermisdahl Bewahren des jetzigen Zustandes (zu Pflege und Opti- in Kleve mierungsmaßnahmen vgl. Biotop-Kataster). 3 GK 4202-032 Altlauf Wetering Ehemaliger Rheinlauf, wichtig für die Rekonstruktion der südöstlich Kleve holozänen Rheinverlagerung am Niederrhein im Holozän. Schutzziel: Bewahren des jetzigen Zustands (Pflege und Optimierungsmaßnahmen vgl. Biotop-Kataster) 4 GK 4202-027 Findling Materborn Schutzziel: Geowissenschaftlich und landeskundlich in der kleinen Grün- schützenswert, bedeutendes Relikt der saaleeiszeitlichen anlage "Am Dorfan- Inlandvereisung ger" in Materborn 5 GK-4102-010 Landschaftsform Schutzziel: Geowissenschaftlich bedeutender, i. w. eis- Tiergarten westlich zeitlich geformter (Stauchmoränenwall), landschaftsprä- Kleve, südlich gender Höhenzug. Erhalt des Landschaftstyps (Pflege Donsbrüggen und Optimierungsmaßnahmen vgl. Biotop-Kataster) 6 GK-4202-012 Landschaftsform Schutzziel: Erhalt des Landschaftstyps (zu Pflege- und Reichswald-Mitte Optimierungsmaßnahmen vgl. Biotop-Kataster) südlich Nütterden 7 GK-4202-018 Landschaftsform Bedeutender, i. w. eiszeitlich geformter (Stauchmoränen, Reichswald-Ost Sanderflächen), landschaftsprägender Höhenzug, daher südlich Kleve geowissenschaftlich (Glaziologie, Geomorphologie, Hyd- rologie), landeskundlich, kulturhistorisch u. ökologisch besonders schutzwürdig. Schutzziel: keine Erosion. 8 GK-4102-006 NSG Salmorth Als Zeugnis der historisch belegten Rheinverlagerung (u.a. Rheinteilung in Waal und Rhiyn) in diesem Raum von geowissenschaftlicher, landeskundlicher sowie öko- logischer Bedeutung. Schutzziel: Bereits als NSG aus- gewiesen. Pflege und Optimierungsmaßnahmen vgl. Bio- top-Kataster 9 GK-4103-001 NSG Dueffel – Kel- Als Zeugnis der historisch belegten Rheinverlagerungen lener Altrhein und in diesem Raum von geowissenschaftlicher, landeskund- Flussmarschen licher sowie ökologischer Bedeutung. Schutzziel: kein Eingriff 10 GK-4103-007 Kellener Altrhein Als Zeugnis der historisch belegten Rheinverlagerungen östlich Kellen und in diesem Raum von geowissenschaftlicher, landeskund- Rinne bei Haus Eyt licher sowie ökologischer Bedeutung. Schutzziel: kein Eingriff 11 GK-4103-018 Rheinuferbereich Gutes Anschauungsobjekt für die rezente Sedimentation westlich Kalflack, des Rheins im Uferbereich. Schutzziel: Beibehalten des nördlich Jansenhof jetzigen Zustandes (möglichst kein Uferverbau), gele- gentlich Entfernen von grobem Müll 12 GK-4103-026 Emmericher Eyland Beibehalten des jetzigen Zustandes (zu Pflege und Opti- südlich Emmerich mierungsmaßnahmen vgl. Biotop-Kataster). Schutzziel: Als Teil historischer Rheinläufe geowissenschaftlich, lan- deskundlich sowie ökologisch schutzwürdig 13 GK-4103-027 Kalflack-Mündung Beibehalten des jetzigen Zustandes (zu Pflege und Opti- südlich Emmerich mierungsmaßnahmen vgl. Biotop-Kataster). Schutzziel: Als Teil historischer Rheinläufe geowissenschaftlich, lan- deskundlich sowie ökologisch schutzwürdig (Quelle: Übermittelte Liste der Geotope gem. Stellungnahme Geologischer Dienst NRW vom 31.01.2013)

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4.2.3 Oberflächenformen

Geomorphologisch ist das Stadtgebiet entsprechend der naturräumlichen Gliederung zweige- teilt. Das natürliche Relief weist Höhen zwischen 12 m ü. NN in der Rheinniederung bei Bim- men, über 15-40 m ü. NN im Innenstadtbereich und ein nach Süden ansteigendes Gelände mit Höhen bis 106 m ü. NN im Bereich des Klever Bergs auf. Die "Untere Rheinniederung" zeigt im Gegensatz zu den "Niederrheinischen Höhen" sehr gerin- ge Höhenunterschiede.

4.2.4 Bodentypen

Der Naturkörper Boden erfüllt als Standort für Natur- und Kulturvegetation, Lebensraum für Bo- denorganismen, Filter, Puffer und Transformator für Nähr- und Schadstoffe umfassende ökolo- gische Funktionen. Als Filterkörper und Fließwiderstand für Wasser steht er in engem Zusam- menhang mit dem Wasserhaushalt. Wasser fällt als Niederschlag auf den Boden und bestimmt als Oberflächen-, Sicker- und Grundwasser die natürlichen Prozesse im Boden wesentlich mit.

Boden wie auch Wasser sind als Lebensgrundlage aller Organismen an sich schützenswert und unterliegen darüber hinaus zahlreichen gesellschaftlichen Anforderungen wie z.B. Nahrungs- produktion, (Trink-)Wassergewinnung, Standort für Bebauung, Lagerstättenabbau, Entsorgung, Energiegewinnung, Erholung etc.

Bodentypen sind durch eine charakteristische Abfolge von Bodenhorizonten gekennzeichnet, die spezifische Boden bildende Prozesse widerspiegeln. Die verschiedenen Bodentypen besit- zen je nach Bodenausgangsgestein, Bodenarten, Bodenwasser etc. unterschiedliche Eigen- schaften und Standortpotenziale. Die häufigsten Bodentypen im Stadtgebiet sind im Niederungsberiech die Braunen Auenböden, die durch stark schwankende Grundwasserstände und meist hohe Ertragsfähigkeit gekenn- zeichnet sind. Im Bereich des Niederrheinischen Höhenzuges kommen überwiegend Brauner- den und Podsol-Braunerden vor, die als sandigere Böden keinen Grundwasser- oder Staunäs- seeinfluss aufweisen.

4.2.5 Schutzwürdige Böden Als Grundlage für einen nachhaltigen Schutz der Böden und Bodenfunktionen stellt der Geolo- gische Dienst NRW Karten der schutzwürdigen Böden bereit. Diese basieren auf aktuellen und erweiterten Datengrundlagen der Bodenkarte 1:50.000 (BK50) und den hierin enthaltenen An- gaben zu den Bodenfunktionen. Hierbei werden Böden mit folgenden Bodenteilfunktionen un- terschieden: • Archiv der Natur- und Kulturgeschichte

• Biotopentwicklungspotenzial für Extremstandorte

• Regler- und Pufferfunktion / natürliche Bodenfruchtbarkeit • Reglerfunktion des Bodens für den Wasserhaushalt im 2-Meter-Raum

• Funktion für den Klimaschutz als Kohlenstoffspeicher und Kohlenstoffsenke.

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In der 3. Auflage der Karte der schutzwürdigen Böden werden nur die Böden dargestellt, die auf einer 5-stufigen Skala die Kriterien der beiden höchsten Bewertungsstufen mit hoher und sehr hoher Funktionserfüllung erfüllen. Die Schutzwürdigkeit wird hierbei ausgedrückt als Grad der Funktionserfüllung der Böden mit den Stufen "hoch" (bf4) und "sehr hoch" (bf5).

Zusätzlich wird die Naturnähe bzw. Naturferne der Böden durch eine Verschneidung mit Daten zur Realnutzung aus dem ATKIS-Datenbestand abgeschätzt.

Der Anteil schutzwürdiger Böden ist in Kleve mit rund 4.110 ha (ca. 42 % des Stadtgebietes) sehr hoch. Es ist jedoch zu beachten, dass hierunter auch Bereiche fallen, die bereits durch Siedlungen, Industrie oder Verkehrswege verändert sind und als naturfern zu erachten sind (vgl. Abb. 10:; Tab. 5). Insgesamt umfassen diese in Kleve 2.324 ha (ca. 24 % des Stadtgebietes).

Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die schutzwürdigen Böden in Kleve und ihre relevanten Bodenfunktionen sowie den zugeordneten Grad der Funktionserfüllung.

Tab. 5: Schutzwürdige Böden in Kleve Böden mit Biotopentwicklungspotenzial für Extremstandorte

Grad der Funktionserfüllung Flächengröße Anteil am Stadtgebiet

Hohe Funktionserfüllung 236,9 ha 2,4 %

Sehr hohe Funktionserfüllung 14,5 ha 0,1 %

Gesamt 251,4 ha

Böden mit Regler- und Pufferfunktion / natürliche Bodenfruchtbarkeit

Grad der Funktionserfüllung Flächengröße Anteil am Stadtgebiet

Hohe Funktionserfüllung 3.682,4 ha 37,7%

Sehr hohe Funktionserfüllung 176,9 ha 1,8 %

Gesamt 3.859,3 ha

Schutzwürdige Böden mit Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte oder mit Funkti- on für den Klimaschutz kommen in Kleve nicht vor.

Gesamtfläche schutzwürdiger Böden in Kleve: 4.110,7 ha Anteil am Stadtgebiet: 42,0 %

Gesamtfläche von Böden mit geringer Naturnähe: 2.324,2 ha Anteil am Stadtgebiet: 23,8 %

Böden mit Regler- und Pufferfunktion bzw. natürlicher Bodenfruchtbarkeit befinden sich sowohl in der Rheinniederung als auch im Reichswald. In der Rheinebene handelt sich dabei vornehm- lich um ackerbaulich genutzte Böden aus Auenlehm über Auensand, die zum Teil vergleyt sind. Im Reichswald dominiert die forstwirtschaftliche Nutzung auf Braunerden und Parabraunerden sowie sandgeprägten Podsol-Braunerden.

Schutzwürdige Böden mit Biotopentwicklungspotenzial für Extremstandorte sind sowohl in den grundwasserbeeinflussten Randlagen der Rheinaue sowie in den trockenen und nähstoffarmen Böden des Reichswaldes zu finden.

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Schutzwürdige Grundwasserböden befinden sich in den Auenrandsenken am Fuße der Endmo- räne, entlang der Altarme und in den Flutrinnen von Salmorth. Es sind Auengleye mit einem stark schwankenden Grundwasserstand von (40-) 80 bis 130 cm unter Flur. Niedermoorböden kommen nur in sehr geringem Umfang am Kermisdahl an der Grenze zu Bedburg-Hau vor.

Schutzwürdige von Natur aus trockene Böden, finden sich in Kleve auf den Kuppen- und Pla- teaulagen des Reichswaldes als kiesig-sandige Podsol-Braunerden. Zusätzlich zu ihrer Tro- ckenheit weisen sie eine sehr geringe natürliche Basensättigung auf und haben in der Regel kaum Sorptionsfähigkeit. Der Grundwasserstand liegt normalerweise mehr als 2 m unter Flur.

Abb. 10: Schutzwürdige und naturferne Böden (eigene Darstellung gem. BK 50)

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4.2.6 Altlastenverdachtsflächen

Folgende altlastentechnische Begriffsbestimmungen werden nach § 2 BBodSchG unterschie- den. Altlasten sind

1. stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind (Altablagerungen) und 2. Grundstücke stillgelegter Anlagen und sonstige Grundstücke, auf denen mit umwelt- gefährdenden Stoffen umgegangen worden ist, ausgenommen Anlagen, deren Still- legung einer Genehmigung nach dem Atomgesetz bedarf (Altstandorte), durch die schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden.

Die Untere Bodenschutzbehörde des Kreises Kleve führt ein Kataster über "altlastverdächtige Flächen". Das Altlastenverdachtsflächenkataster dient der Erfassung von Flächen, bei denen ein hinreichender Verdacht (aufgrund einer ehemaligen Nutzung) begründet ist. Ein Nachweis hat in der Regel noch nicht stattgefunden. Im Stadtgebiet Kleves sind über 130 Altlastenverdachtsflächen erfasst (Stand 2011). Die Anga- be erlaubt keine Aussagen zu den Gefährdungspotenzialen, da zahlreiche nicht näher unter- suchte Standorte in dieser Zusammenstellung enthalten sind. Die Altlastverdachtsflächen wer- den nach und nach auf Veranlassung der Unteren Bodenschutzbehörde gutachtlich untersucht. Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung sowie bei Genehmigungsverfahren gemäß § 34 BauGB sind in Abhängigkeit vom Erkenntnisstand ggf. weitere Untersuchungen der betroffenen Standorte erforderlich; gleiches gilt im Bereich der Grün- und Freiräume.

In NRW befinden sich zudem zahlreiche Stollen und Gänge des Altbergbaus im Untergrund. Das Auskunftssystem Gefährdungspotenziale des Untergrundes in Nordrhein-Westfalen infor- miert über die Verbreitung geologisch oder bergbaulich bedingter Untergrundgefährdungen. Nach Auswertung der Darstellungen des Onlineportals des Geologischen Dienstes2, liegen im Stadtgebiet Kleves keine Altbergbaustandorte, Tagesöffnungen bzw. -brüche oder Hinweise auf oberflächennahen Bergbau vor.

2 www.gdu.nrw.de/GDU_Buerger (Abgerufen am 18.07.2018)

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4.3 Schutzgut Wasser

Das Schutzgut Wasser besitzt als Lebensgrundlage, Produktionsstoff und Transportmittel des Menschen eine große Bedeutung. Ebenso sind Flora und Fauna in ihren Lebensräumen auf ei- ne intakte Wasserversorgung in Quantität und Qualität angewiesen. Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Wasser (Karte 3: "Wasser") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

- Bodenkarte 1 : 50.000 - Karte der Grundwasserlandschaften in NRW (i. M. 1 : 500.000) - Karte der Verschmutzungsgefährdung der Grundwasservorkommen in NRW (i. M. 1 : 500.000) - Festgesetzte Überschwemmungsgebiete; Trinkwasserschutzgebiete - Oberflächengewässer und Gewässergüte in NRW – Elektronisches wasserwirtschaftliches Verbundsystem für die Wasserwirtschaftsverwaltung in NRW (ELWAS-WEB) - Monitoringergebnisse der Gewässer der Teileinzugsgebiete Rhein/Rheingraben Nord, Maas/Maas Nord NRW und Rhein/Deltarhein NRW (MKULNV, 2015a,b,c) - Hochwasserrisikomanagementplanung NRW - Planungsgrundlage zur Niederschlagswasserbeseitigung der Stadt Kleve

4.3.1 Fließgewässer Das Stadtgebiet Kleve liegt in zwei großen Gewässereinzugsgebieten. Der Südosten ab Mater- born entwässert ohne Oberflächengewässer zur Niers und schließlich zur Maas hin. Der über- wiegende nördliche Bereich entwässert zum Rhein, wobei sich zwei Teileinzugsgebiete unter- scheiden lassen. Der Westen, sowohl der Reichswald westlich der Linie Geldenberg / Klever Berg als auch die Düffelniederung, entwässert über Kleine Bosse, Haupt-, Heegsche-, Fister- und Bosse Wasserung sowie mehrere unbenannte Gewässer zum Deltarhein (Teileinzugsge- biet Deltarhein NRW). Der Nordosten entwässert über Kermisdahl, Spoykanal und Kalflack, die von Gewässern wie dem Lambeerschaugraben, Warbeyener Graben, Möllersgraben und Tweestrom gespeist werden, in den Rhein selbst (Teileinzugsgebiet "Rheingraben-Nord").

Das bedeutendste und landschaftsprägende Gewässer im Stadtgebiet ist der Rhein, der auch die nördliche Gemeindegrenze bildet. Er hat im Bereich Kleve eine Breite von durchschnittlich etwa 500 m und wird als Bundesschifffahrtsstraße intensiv zur Schifffahrt genutzt. Das Rhein- ufer ist durch zahlreiche Buhnensysteme befestigt. Das Flussgerinne weicht demnach stark vom potenziell natürlichen Lauftyp des häufig verzweigten, nebengerinnereichen, mäandrieren- den und kiesgeprägten Stroms des Tieflandes ab.

Der Zustand des "Hauptgewässer Rhein" (PE_RHE_1500) im Norden des Stadtgebietes lässt sich aus den Monitoringergebnissen für das Teileinzugsgebiet Rhein/Rheingraben Nord erse- hen (vgl. MKULNV, 2015c):

Die Planungseinheit "Hauptgewässer Rhein" weist demnach insgesamt einen weitgehend unbe- friedigenden bis schlechten ökologischen Zustand auf. Die Schifffahrt stellt dabei den entschei- denden Störfaktor dar und hemmt die natürliche Entwicklung von Wasserpflanzen.

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Auch der für Kleve maßgebliche Abschnitt "Rhein – Wesel bis Kleve, Landesgrenze" (Wasser- körper-ID: 2_813012) ist in einem unbefriedigenden ökologischen Zustand. Im Hinblick auf den chemischen Zustand wird der Rheinabschnitt der Kategorie "nicht gut" zugeordnet.

Dennoch ist festzustellen, dass die ehemals hohe Schadstoffbelastung des Rheins in den letz- ten Jahren sehr stark zurückgegangen ist. Große Anstrengungen im Bereich der Abwasserklä- rung und Gewässerreinhaltung haben zur Verbesserung der Gewässergüte beigetragen Auf- grund der intensiven Nutzung des Rheins als Transportweg und der dadurch bedingten Aus- bau- und Unterhaltungsmaßnahmen ist eine Verbesserung der Gewässerstrukturgüte jedoch weitgehend nicht möglich oder auf angrenzende Auenbereiche beschränkt.

Die kleineren Fließgewässer im Stadtgebiet entsprechen dem Typus "kleine Fließgewässer der Niederungen". Wie aber alle Fließgewässer dieses Typus, sind sie durch einen naturfernen Ausbau geprägt und werden zur Aufrechterhaltung der Entwässerungsfunktion intensiv unter- halten. Entsprechend werden sie als erheblich verändert oder als künstlich eingestuft.

Im Teileinzugsgebiet "Rheingraben-Nord" liegen die Rheinzuflüsse Griethausener Altrhein, Spoykanal und Kalflack. Ihr chemischer Zustand wird jeweils als "nicht gut" bewertet. Gleiches gilt für die Bosse Wässerung und Wallwässerung im Teileinzugsgebiet Deltarhein NRW. Auch der ökologische Zustand ist zumeist unbefriedigend bis schlecht (vgl. Abb. 11:). "Der Griet- hausener Altrhein ist zwar anthropogen stark überformt und strukturell verarmt, aber für aufstei- gende Fische aus dem Rhein noch zugänglich. Außerdem besitzt er durchaus geeignete Jung- fischhabitate in den Uferbereichen. Die Anbindung der Seitengewässer sowie Aufstiegsmög- lichkeiten und die allgemeine Durchgängigkeit für Fische sind dringend verbesserungswürdig (z. B. Kellener Altrhein, Spoykanal). Die Kalflack und der Kellener Altrhein sind als Auegewässer noch relativ natürlich, die Anbindung an eine naturnähere Überflutungsdynamik und eine voll- ständige Durchwanderbarkeit für Fische muss aber beim Kellener Altrhein noch erreicht wer- den" (MKULNV 2015c).

Ausführliche Monitoringergebnisse zu den oben genannten Fließgewässerabschnitten sind den Bewirtschaftungsplänen zu entnehmen (vgl. MKULNV 2015a,b,c). Weiterhin ist darauf zu ver- weisen, dass behördenverbindliche Umsetzungsfahrpläne mit Maßnahmenvorschlägen zur Verbesserung der Gewässerstruktur von Fließgewässern im Raum Kleve vorliegen. Die Umset- zung der Maßnahmen erfolgt im Rahmen des Programms "Lebendige Gewässer" des Landes.

4.3.1.1 Gewässerstrukturgüte Mit der Strukturgüte eines Fließgewässers wird die Natürlichkeit des Gewässers bewertet. An- hand verschiedener Parameter zur Gewässersohle, Uferausbildung und den Auenbereichen wird beurteilt, inwiefern das Fließgewässer dem jeweiligen Leitbild, also dem Idealtyp des Na- turraumes, entspricht. Hierzu werden die Fließgewässer in definierten Abschnitten anhand ver- schiedener Parameter untersucht und in sieben verschiedene Strukturgüteklassen eingestuft.

Die meisten Gewässer im Klever Stadtgebiet sind als stark verändert bis sehr stark verändert eingeordnet, wobei der Spoykanal als ausgebaute bzw. künstliche Wasserstraße zwischen Rhein und Klever Hafen und somit als vollständig verändert zu bewerten ist (vgl. Abb. 11:).

Neben vollständig und sehr stark veränderten Rheinabschnitten, liegt im Grenzbereich zu den Niederlanden auch ein gering veränderter Abschnitt vor.

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Abb. 11: Übersicht Gewässerstrukturgüte im Raum Kleve (www.elwasweb.nrw.de; 10.12.2018)

4.3.2 Überschwemmungsgebiete Überschwemmungsgebiete sind Gebiete zwischen oberirdischen Gewässern und Deichen oder Hochufern sowie sonstiges Gebiet, das bei Hochwasser überschwemmt oder durchflossen oder das für Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht wird. Gemäß § 77 Wasserhaus- haltsgesetz (WHG) sind Überschwemmungsgebiete in ihrer Funktion als natürliche Rückhalte- flächen zu erhalten.

Bezogen auf Kleve sind ausschließlich entlang des Rheins großflächige Überschwemmungsge- biete ermittelt und festgesetzt worden. Hierbei wurden u.a. die bestehenden Hochwasser- schutzanlagen berücksichtigt. Auf Klever Stadtgebiet umfasst das festgesetzte Überschwem- mungsgebiet südlich des Rheins rund 1.628 ha. In vorläufig gesicherten sowie in festgesetzten Überschwemmungsgebieten gelten besondere Schutzvorschriften und Restriktionen, die eine Verschärfung der bestehenden Hochwassergefahr und eine Vergrößerung der zu erwartenden Schadenssituation verhindern sollen. So ist u.a. die Ausweisung von neuen Baugebieten in Bauleitplänen oder sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch gemäß § 78 WHG unter- sagt; ausgenommen sind Bauleitpläne für Häfen und Werften.

Entlang der übrigen zumeist kleineren Fließgewässer Kleves liegen keine weiteren festgesetz- ten oder vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiete vor.

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4.3.3 Stehende Gewässer

Stehende Gewässer kommen im Stadtgebiet fast ausschließlich in der Rheinniederung vor. Sie lassen sich nach ihrer Entstehung in zwei Gruppen aufteilen. Auf Deichbrüche ist die Vielzahl der Kolke, besonders die Rindernschen Kolke am Drususdeich, sowie die Kolke am Altrhein bei Kellen zurückzuführen. Neueren Ursprungs sind die teilweise heute noch aktiven Abgrabungs- gewässer besonders zwischen Rindern und Kellen.

4.3.4 Grundwasser Grundwasser ist ein natürlicher Bestandteil des Wasserkreislaufs und steht als unterirdisches Sicker-, Haft- oder Porenwasser Flora und Fauna als Lebensgrundlage zur Verfügung. Ebenso kommt dem Grundwasser eine große Bedeutung als Rohstoff und für die Trinkwassergewin- nung zu.

Der geologische Untergrund der Rheinaue besteht überwiegend aus quartären Kiesen und Sanden der Mittelterrasse, welche von Auenterrassen überlagert werden. Beide Formationen weisen mittlere Durchlässigkeiten auf. Die Basis des quartären Grundwasserleiters bilden tertiä- re Sande mit mäßiger bis geringer Durchlässigkeit. Der südwestliche Teil des Grundwasserkör- pers ist durch eine Stauchmoräne (Quartär) mit wechselnden Durchlässigkeiten und zum Teil schwebenden Grundwasserstockwerken geprägt.

Die Grundwasserstände der Talniederung stehen in engem Bezug zu den wechselnden Was- serständen des Rheins. Der Bereich der Niederrheinischen Höhen ist aufgrund seines durch- lässigen Untergrundes durch große Flurabstände gekennzeichnet. Die generelle Hauptfließrich- tung des Grundwassers ist nach Norden zum Rhein hin ausgerichtet

4.3.4.1 Grundwasserzustand

Im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie und der damit einhergehenden Erarbeitung von Bewirt- schaftungsplänen wird der mengenmäßige und chemische Grundwasserzustand untersucht. Ziel ist die Erreichung eines "guten mengenmäßigen und chemischen Zustandes". Zu diversen Einzelparametern der Grundwasserbeschaffenheit erfolgen hierzu regelmäßige Analysen, die in Monitoringberichten veröffentlicht werden. Das Klever Stadtgebiet hat im Wesentlichen Anteil an drei Grundwasserkörpern. Neben der "Terrassenebene des Rheins" (ID 286_01) im Bereich des Reichswaldes sind die beiden Grundwasserkörper "Niederung des Rheins" (ID 2799_01 im Westen und ID 27_02 im Osten) maßgeblich.

Alle Grundwasserkörper in Kleve befinden sich in einem schlechten chemischen Zustand. Im Hinblick auf den mengenmäßigen Zustand werden die beiden Grundwasserkörper der Rhein- niederung mit einer schlechten Zustandsbewertung und die Terrassenebene des Rheins mit ei- ner guten Bewertung geführt.

In den Grundwasserkörpern 2799_01 und 27_02 im Bereich der Niederung des Rheins ist es zudem bei den im Laufe der letzten 100 Jahre zu Absenkungen des Grundwasserspiegels durch die Sohlerosion im Rhein gekommen, die zu Beeinträchtigungen der rheinnahen grund- wasserabhängigen Landökosysteme geführt haben.

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Hinsichtlich des chemischen Zustands sind die Ursachen der Grundwasserbelastungen über- wiegend in der intensiven landwirtschaftlichen Flächennutzung begründet. Das Hauptproblem ist die Nitratbelastung. Viele Nitratkonzentrationen liegen deutlich über dem Grenzwert von 50 mg/l. Um den Zustand nitrat- und ammoniumbelasteter Grundwasserkörper zu ändern, muss der Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft verringert werden. Vor diesem Hintergrund sind insbesondere im Wasserschutzgebiet Reichswald aufgrund hoher Nitratgehalte im oberen Grundwasserleiter und an den Entnahmebrunnen spezifische landwirtschaftliche Wasser- schutzmaßnahmen umzusetzen bzw. aufrechtzuerhalten (MKULNV 2015b). Weitere Informationen sind den Monitoringergebnissen der Bewirtschaftungspläne zu entneh- men (vgl. MKULNV 2015a,b,c).

4.3.5 Trinkwassergewinnung / Wasserschutzgebiete Nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und dem Landeswassergesetz (LWG) können von den Bezirksregierungen im Interesse der öffentlichen Wasserversorgung Wasserschutzgebiete festgesetzt werden.

Ein Wasserschutzgebiet gliedert sich in der Regel in den Fassungsbereich (Zone I), eine engere Schutzzone (Zone II) und eine weitere Schutzzone (Zone III). Den unterschiedlichen Auswir- kungen der Gefahrenherde nach Art, Ort, Dauer und Untergrundbeschaffenheit wird durch an- gemessene Nutzungsbeschränkungen in den unterschiedlichen Zonen Rechnung getragen. Die Gefahr für das genutzte Grundwasser nimmt – außer bei flächenhaften Einträgen – allgemein mit zunehmendem Abstand der Gefahrenquelle von der Trinkwassergewinnungsanlage ab.

Das gesamte südliche Stadtgebiet liegt innerhalb der Wasserschutzzone "Reichswald". In Kleve umfasst das Trinkwasserschutzgebiet ca. 1.600 ha, wobei sich lediglich die Zone III auf das Stadtgebiet erstreckt (davon der größte Teil als Unterzone IIIB). Die Kernzonen (Zonen I und II) befinden sich auf Gocher Stadtgebiet.

Zum Schutz der öffentlichen Trinkwasserversorgung sind die Bestimmungen der Verordnungen der festgesetzten Trinkwasserschutzgebiete bei jeder weiteren Planung bzw. Handlung einzu- halten.

4.3.6 Eignung für eine dezentrale Versickerung von Niederschlagswasser Die Sickerfähigkeit des Bodens für die Aufnahme von Niederschlagswasser setzt sich aus der Grundwasserstufe, der Staunässestufe, der Bezugstiefe und der gesättigten Wasserleitfähigkeit in dieser Tiefe (hier 2 m) zusammen. Unterschieden werden in der Betrachtung Böden, die ge- eignet, bedingt geeignet bzw. solche, die ungeeignet sind.

Die überwiegenden Teile der Stadt Kleve – insbesondere die Niederungslagen - werden gem. den Angaben der Bodenkarte 1:50.000 als ungeeignet für die dezentrale Versickerung bewer- tet. Darüber hinaus existiert eine städtische Planungsgrundlage zur Niederschlagsbewirtschaf- tung. Hiernach sind zumindest Teilbereiche bedingt zur dezentralen Versickerung geeignet, wo- bei die lockeren und durchlässigen Böden auf der Reichswaldhöhe grundsätzlich am besten geeignet sind.

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4.4 Schutzgut Klima / Luft Es existieren keine flächendeckenden Aufzeichnungen oder Planungsempfehlungen zum Klima in Kleve (vgl. Kap. 8.1). Aussagen zu diesem Schutzgut sind aus vergleichbaren Studien, dem Fachinformationssystem Klimaanpassung sowie aus der Realnutzung und dem Relief abgelei- tet. Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Klima und Luft (Karte 4: "Klima und Luft") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

- Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet (1992) - Online-Emissionskataster Luft NRW - Waldfunktionenkarte NRW - Klima-Atlas NRW - Fachinformationssystem Klimaanpassung NRW (LANUV)

4.4.1 Allgemeine Klimasituation Das Klima des Niederrheinischen Tieflandes ist von durch die vorherrschenden Westwinde typisch atlantisch bis subatlantisch geprägt. Die Länge der Vegetationsperiode (Temperaturen >10°C) beträgt dabei etwa 170-190 Tage.

Das Klima des Stadtgebietes Kleve ist demnach von maritimem Charakter und zeichnet sich durch hohe Sommer- und Wintertemperaturen aus. Die mittlere Durchschnittstemperatur liegt im Januar bei 1,5° - 2° C und erreicht damit die höchsten Werte in Nordrhein-Westfalen; das langjährige Juli-Mittel liegt bei 17° - 18° C (LANGE, 2002).

Die Jahresmitteltemperatur in Kleve beträgt 9,6°C. Die Jahresniederschläge belaufen sich auf 754,1 mm, wobei es im Stadtgebiet durch das Relief Unterschiede gibt. In Kleve- Schenkenschanz am Rhein ist der Jahresniederschlag mit 692,6 mm deutlich geringer als auf der 46 m hohen Klimastation im südlichen Reichswalde. Der niederschlagreichste Monat ist der Juni mit 76,5 mm, der trockenste Monat Februar mit 47,6 mm. Kleve hat durchschnittlich 1.445 Sonnenstunden im Jahr, wovon die meisten auf den Mai fallen.

4.4.2 Klimatope Ein Klimatop stellt die kleinste klimaräumliche Einheit dar, die von einheitlich verlaufenden Pro- zessen und mikroklimatischen Verhältnissen bestimmt wird und damit eine einheitliche Ausprä- gung besitzt. Klimatope werden zudem durch das Relief, die Vegetation sowie die Nutzung ge- prägt.

Für die Stadt Kleve gibt es keine kleinräumige Klimaanalyse. Eine Ableitung der lokalen Klima- situation erfolgt auf Basis der Flächennutzung, der Höhenreliefkarte des Stadtgebietes sowie Luftaufnahmen. Als Vorlage für die Einteilung der Klimatope dient die Synthetische Klimafunkti- onskarte Ruhrgebiet (KVR, 1992). Die einzelnen Klimatope werden demnach in die Kategorien Gewässerklima, Waldklima, Frei- landklima, Siedlungsklima und Stadtklima unterteilt. Zusätzlich erfolgt eine Darstellung spezifi- scher Klimaeigenschaften, wie z.B. Kaltluftansammlungen in den Tallagen und Luftleitbahnen durch Interpretation o.g. Grundlagendaten.

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Gewässerklima Wasserflächen haben einen stark dämpfenden Einfluss auf die Lufttemperaturschwankungen und tragen zur Feuchteanreicherung bei. Über Wasserflächen sind Ventilationsbedingungen günstig. Der Rhein und seine Altarme im Norden des Stadtgebietes bilden als große Wasserfläche Ge- wässerklimatope aus. Zwischen den Siedlungsflächen Rindern und Kellen kommen Abgra- bungsgewässer vor, die sich ebenfalls ausgleichend auf das Klima auswirken.

Waldklima Im Vergleich zur offenen Landschaft werden im Wald die Strahlungs- und Temperatur- schwankungen gedämpft, die Luftfeuchtigkeit ist erhöht. Im Stammraum herrscht Windruhe und eine größere Luftreinheit. Zusammenhängende Waldbereiche filtern zudem Luftschadstoffe und wirken somit als lufthygienische Ausgleichsräume. Zudem haben sie Einfluss auf die Kaltluftbil- dung, übernehmen aufgrund der hohen Rauigkeit jedoch keine Luftleitfunktion. Waldklima (Flächenanteil > 17 %) ist aufgrund der zusammenhängenden Flächen des Reichs- waldes im Süden des Stadtgebietes weit verbreitet. Hinweise auf Wald- und auch Freilandflächen mit Bedeutung für das Lokalklima liefert zudem die Darstellungen der Waldfunktionenkarte. Hier werden Waldklimatope mit Klima- und Immis- sionsschutzfunktion dargestellt.

Freilandklima Freilandklimabereiche sind alle nicht bewaldeten und nicht oder nur sehr locker und vereinzelt bebauten Flächen. Das Freiland ist von allen Klimafunktionsräumen durch die größte Tempera- turamplitude im Tagesverlauf gekennzeichnet. Die einzelnen Feldstrukturen heizen sich tags- über in Abhängigkeit von der Vegetationsstruktur unterschiedlich stark auf. So erwärmen sich Ackerflächen stärker als Wiesen. Nachts ist das Freiland durch Abkühlung und Kaltluftbildung gekennzeichnet.

Freilandklima findet sich vor allem im Norden des Stadtgebietes in der Rheinniederung sowie im gesamten Offenland geprägten baulichen Außenbereich.

Parkklima Das Parkklima ist meist gekennzeichnet durch Rasenflächen und Baumbestand. Die Vegetation trägt maßgeblich zu einer Dämpfung der wesentlichen Klimaelemente wie Temperatur, Wind und Feuchte bei, so dass ein ausgeglichenes und günstiges Bioklima entsteht (Oaseneffekt). Die städtische Luftbelastung kann aber nur schwach gefiltert werden, auch die Fernwirkung ist meist gering. Zusammenhängende Grünflächen können jedoch als Frischluftschneisen dienen.

Auf Klever Stadtgebiet ist dieses Klimatop besonders über den innerstädtischen Grünflächen in Materborn und Reichswalde vorhanden. Diese bilden allerdings keine zusammenhängende Luftschneise.

Siedlungsklima Siedlungsklima entsteht bei aufgelockerter Bebauung, wie es bei Ein- und Mehrfamilienhäusern der Fall ist. Eine geringe Versiegelung (bis 50%) und eine hohe Vegetationsdeckung führen durch Evapotranspiration nur zu einer mäßigen Erwärmung. Da die niedrigen Gebäude eine

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Windströmung nicht verhindern, ist die Frischluftzufuhr nicht eingeschränkt. Die Eigenemission ist meist gering. Dieses Klima ist im gesamten Siedlungsgebiet durch die allgemein lockere Bebauung vorherr- schend.

Stadtklima Maßgeblich für die Entwicklung eines Stadtklimas sind eine dichtere Bebauung und der damit einher gehende Versiegelungsgrad. Der Strahlungs- und Feuchtehaushalt sind dementspre- chend gestört, so dass sich deutliche Wärmeinseln herausbilden, die nur örtlich einem mäßi- genden Einfluss durch innerstädtische Freiflächen unterliegen. Trotzt der Leitwirkungen der Straßenschluchten ist der Luftaustausch zur Umgebung gestört, so dass in Kombination mit Hausbrand und Verkehr Luftbelastungen entstehen. Dieses Klimatop tritt kleinflächig in der Klever Innenstadt sowie den nördlich angrenzenden Ge- werbeflächen auf.

Gewerbeklima In höherem Maße als in Wohngebieten wird im Bereich der Industrie- und Gewerbeflächen das Klima durch Versiegelung bestimmt. Charakteristika sind z.B. stark versiegelte Oberflächen, hohe Abwärme und ein geringer Grünanteil. Die Flächen zeichnen sich durch eine besonders starke Aufheizung am Tage aus. Nachts wird diese Wärme ohne Ausgleich durch transpirieren- de Vegetation abgegeben. Somit sind hohe Tages- und Nachttemperaturen sowie geringe Feuchtewerte die typischen Erscheinungen dieser Flächen. Außerdem kann mit einer starken Modifizierung des Windfeldes gerechnet werden. Zusätzliche Belastungen treten potenziell durch Emissionen auf.

Zusammenhängende Gewerbeflächen befinden sich entlang der Hauptverkehrsachsen wie z.B. entlang des "Klever Rings".

4.4.3 Klimafunktionen

Luftleitbahnen Unter dem Begriff Luftleitbahnen werden Ventilations-, Frischluft- und Kaltluftbahnen zusam- mengefasst. Sie wirken sich durch die Begünstigung des Luftaustausches insgesamt günstig und ausgleichend auf das Stadtklima aus. Luftleitbahnen sollten eine Mindestlänge von 1.000 m und eine Mindestbreite von 50 m sowie eine geringe Oberflächenrauigkeit aufweisen.

In Kleve werden folgende Bereiche als potenzielle Luftleitbahnen identifiziert: • Landwirtschaftliche Flächen zwischen Rindern und Tiergarten (aus Richtung Nordwest) • Landwirtschaftliche Flächen "Galleien" (aus Richtung Südost) • Kermisdahl (aus Richtung Süd) • Offene Bahnflächen und -brachen (aus Richtung Südost) • Ehemalige Bahntrasse mit angrenzenden Wasser- und Grünlandflächen westlich Kellen (aus Richtung Nord) • Spoykanal (aus Richtung Nord)

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• Wasserflächen und offene Grünlandflächen östlich Rindern (aus Richtung Nord) • Grünflächen und landwirtschaftliche Flächen im Umfeld "Burg Ranzow" (aus Richtung Süd) • Landwirtschaftliche Flächen und Deponieflächen am "Heidberg" (aus Richtung Süd).

Niederungsbereiche Niederungsbereiche weisen eine höhere Luftfeuchtigkeit auf und begünstigen nächtliche Bo- deninversionen und somit die Entstehung von Bodennebel. Dies trifft in Kleve auf den gesamten Freiraum der Rheinniederung im nördlichen Stadtgebiet zu.

Kaltluftsammelgebiete Für diese Flächen gelten im Allgemeinen die gleichen Charakteristika wie für die Freiflächen. Bedingt durch ihre Tallage kommt es jedoch verstärkt zu Kaltluftansammlungen. Potenziell sind Ansammlungen von Kaltluft in den Niederungsbereichen und den Auen der Fließgewässer zu erwarten. Die ausgleichenden und kühlenden Effekte wirken sich positiv auf angrenzende Sied- lungsränder aus. Entsprechende Übergangsbereiche werden als so genannten Kaltluft- Einwirkbereiche bezeichnet.

Klimatisch wirksame Ausgleichsräume In länger andauernden Perioden mit hohen Tagesdurchschnittstemperaturen und mehreren Hitzetagen heizen sich insbesondere in dicht bebauten, städtisch geprägten Gebieten die Ge- bäude und Verkehrsflächen stark auf, weil die Bauten und Flächenbefestigungen aus Stein, Be- ton, Klinker und Asphalt die Wärme speichern und diese nur langsam wieder abgeben.

Kleine, isoliert liegende Grünflächen, wie z. B. begrünte Innenhöfe zeigen zwar keine über die Fläche hinausreichende Wirkung, nehmen aber als "Klimaoasen" gerade in den dicht bebauten Innenstädten wichtige Aufgaben als lokale Freizeit- und Erholungsräume wahr.

Kühlungseffekte entstehen bei Gehölzflächen, Freiräumen und Parks ab ca. einer Größe von 2,5 ha. Die Reichweite der kühlenden Wirkung eines innerstädtischen Parks entspricht etwa dem Durchmesser des Parks. Eine klimatische Fernwirkung ergibt sich erst bei ausgedehnten Parkanlagen ab 50 ha. Bei einer engen Vernetzung tragen auch kleinere Grünflächen zur Ab- milderung der Wärmeinsel bei (MKUNLV, 2011).

Andere Quellen beschreiben spürbare klimatische Wirkungen auf angrenzende bebaute Gebie- te durch Grünflächen und Gehölzbestände schon ab einer Flächengröße ab 1 ha; "die Nahwir- kung endet jedoch, unabhängig von der Flächengröße, i.d.R. bei 200-400 m" (vgl. BFN, 2008).

Viele Grünflächen im baulichen Innenbereich Kleves sind kleiner als 2,5 ha, andere liegen im engen räumlichen Verbund zueinander oder grenzen an andere vegetationsbestimmte Nutzun- gen. Meist liegt der Durchmesser der Flächen zwischen 50 und 100 m, so dass als klimatisch wirksamer Ausgleichsraum ein Umfeld von ca. 50 m angenommen wird.

Darüber hinaus wird die ausgleichende Wirkung der an die Siedlungen angrenzenden Land- schaftsräume berücksichtigt; die Reichweite der Wirkungen ist abhängig von den Nutzungen, der Gebäudestellung, der Windrichtung und anderen Faktoren. Es wird eine durchschnittliche Reichweite von 300 m angenommen.

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4.4.4 Klimawandel in der Region Niederrhein

Der durch menschliches Handeln verursachte Klimawandel wirkt sich besonders in urban ge- prägten Räumen aus, führt jedoch auch in ländlichen Regionen zu Veränderungen. Weltweit steigen die Temperaturen an; in den letzten hundert Jahren um etwa 1 °C, wobei sich die Ten- denz in den letzten 30 Jahren deutlich verschärfte. Für NRW wird in naher Zukunft mit einer Er- höhung der mittleren Lufttemperatur von bis zu 2°C gerechnet sowie einer erhöhten Variabilität und z.T. Zunahme der Niederschlagsmengen. Tatsache ist, dass der Klimawandel Veränderun- gen der Umwelt hervorruft, die eine frühzeitige Anpassung sinnvoll erscheinen lassen. Die Kli- mafolgen können dabei regional sehr unterschiedlich sein.

Folgen des Klimawandels in NRW betreffen u.a. Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt durch eine Verlängerung der Vegetationszeit, das Einwandern neuer Arten sowie Änderungen von Populationsgrößen und Arealverschiebungen. Daneben ist mit einer Zunahme von Wetter- extremen wie Hitze- und Trockenperioden, Starkregen- und Sturmereignissen sowie den Folge- erscheinungen wie. Z.B. Wärmebelastungen, Überflutungen und Windwurf zu rechnen. Darüber hinaus gibt es Auswirkungen auf Böden und den Wasserhaushalt durch u.a. veränder- te Niederschlagsverteilungen und -stärken (vgl. MKULNV, 2011). Auch die Gefährdungen der menschlichen Gesundheit durch Hitzewellen, Starkregen, Sturm oder die Ausbreitung neuer Krankheitserreger nehmen zu.

Die Klimafolgen können regional sehr unterschiedlich sein. Im Vergleich zu den anderen Regio- nen wird sich das Klima am Niederrhein voraussichtlich etwas schwächer erwärmen. Im nieder- rheinischen Tiefland werden die Niederschläge leicht ansteigen. Für die niederrheinische Bucht lassen die Klimaprojektionen etwas geringere Niederschlagsmengen erwarten.

Folgen des Klimawandels in der Region Niederrheinische Bucht / Niederrheinisches Tiefland:

• Landwirtschaft: In der niederrheinischen Bucht gehen die Erträge in der Landwirtschaft im Zeitraum zwischen 2015 und 2030 voraussichtlich zurück, sie steigen zwischen 2035 und 2050 aber wahrscheinlich wieder an. Im niederrheinischen Tiefland lassen die Analysen bei der untersuchten Getreidesorte Silomais für die Zukunft einen Ertragsrückgang erwar- ten.

• Biologische Vielfalt: Die Klimaprojektionen legen nahe, dass im Zeitraum 2036 bis 2065 in den Sommermonaten weniger Wasser zur Verfügung stehen wird, wodurch einige Feuchtlebensräume beeinträchtigt werden könnten.

• Wasser: Große Teile des niederrheinischen Tieflands und der niederrheinischen Bucht sind durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Nitratkonzentration schon heute in einem schlechten Zustand. Durch längere Hitze- und Trockenperioden kann es in Ein- zelfällen zu einer Verknappung des Trinkwassers kommen.3

3 www.umwelt.nrw.de/umwelt/klimawandel-und-anpassung/klimawandel-folgen-in-den-regionen/ (abgerufen am 19.05.2018)

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4.4.5 Emissionen / Lufthygiene

Emissionen sind luftverunreinigende Stoffe, die z.B. aus ortsfesten Anlagen, dem Straßenver- kehr und aus Hausbrandfeuerungen in die Atmosphäre eingeleitet werden. Luftverunreinigende Stoffe können als Partikel (z.B. Staub, Ruß), Gase (z.B. Kohlenmonoxid, Stickoxide, Schwefel- dioxid) oder Gerüche auftreten. Sie können aus definierten Quellen (Kamine, Abgasrohre) oder aus diffusen Quellen (Mülldeponien, Halden, Umfüllstationen, Werkhallenentlüftungen) in die Atmosphäre gelangen. Beeinträchtigungen der Lufthygiene können vor allem im Umfeld von Gewerbegebieten und entlang der Hauptverkehrsstraßen auftreten. In diesem Zusammenhang sind auch die Emissionen der Rheinschifffahrt relevant.

Die Erfassung der bedeutsamen Emissionen erfolgt im so genannten Emissionskataster Luft NRW. Das Kataster unterscheidet auf Ebene der Gemeinden insbesondere zwischen den Emit- tenten Industrie, Verkehr und Kleinfeuerungsanlagen sowie Landwirtschaft. Dem online abruf- baren Kataster können zu unterschiedlichen Parametern und Stoffgruppen differenzierte Anga- ben entnommen werden. Hauptemittent in der Stadt Kleve ist der Verkehr. Auch ist der Anteil des Schiffsverkehrs an den Emissionen verhältnismäßig hoch.

Das LANUV überwacht zudem die Immissionen der Luft in NRW mit mehreren aufeinander ab- gestimmten Messsystemen und Alarmdiensten. In Kleve gibt es derzeit jedoch keine aktiven Messstationen. Eine sichere Aussage zu lufthygienischen Belastungsschwerpunkten in Kleve ist daher derzeit nicht möglich. Es ist jedoch grundsätzlich davon auszugehen, dass entlang viel- befahrener Straßen insbesondere in eng bebauten Lagen Stickoxid- und Feinstaubbelastungen auftreten können.

Weiterhin kommen an wenigen Standorten in Kleve genehmigungs- und überwachungsbedürf- tige Betriebe gem. 4. BImSchV vor. Diese sind grundsätzlich in besonderem Maße geeignet, schädliche Umwelteinwirkungen hervorzurufen oder in anderer Weise die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft zu gefährden, erheblich zu benachteiligen oder erheblich zu belästigen. In Kleve befinden sich die genehmigungs- und überwachungsbedürftigen Betriebe im Außenbe- reich, wie z.B. die Ölwerke Spyck.

Hinweis: Der Rat der Stadt Kleve hat am 28.09.2016 den Lärmaktionsplan der 2. Stufe als Luft- reinhalteplan gemäß § 47 Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) beschlossen.

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4.5 Schutzgut Landschaft

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Landschaft einschließlich der Eignung für die Erholung (Karte 5: "Landschaft ") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquel- len verwendet: • Freizeitkarte NRW • Unzerschnittene Landschaftsräume, Informationssystem des LANUV • Radverkehrskonzept Kleve • Stadtentwicklungskonzept Kleve • Karte der Landschaftsbildeinheiten und -bewertung in NRW (LANUV, Stand 09/2016) • Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen

4.5.1 Naturräumliche Einheiten Das Stadtgebiet von Kleve befindet sich naturräumlich innerhalb des Niederrheinischen Tief- landes und ist im Norden der naturräumlichen Untereinheit "Untere Rheinniederung" zugehörig, während die südlichen Bereiche den "Niederrheinischen Höhen" zuzuordnen sind. Die "Untere Rheinniederung" ist in starkem Maße von der sich ändernden Fließdynamik des Rheins geformt und geprägt worden. Infolge stetiger Stromverlagerungen und der damit einher- gehenden Ausbildung von Flussarmen wurde das Relief von Stromrinnen zertalt, die noch heu- te als Altrheine oder Meere in Erscheinung treten und inselartige „Warde“ und „Eylande“ entste- hen ließen. Erst durch die Errichtung von Banddeichen wurde der Rheinstrom in seiner Dyna- mik eingeschränkt und die Niederungsbereiche vor Hochwasserereignissen geschützt. Bei früheren Deichbrüchen haben sich durch Strudelwirkung oft Kolke gebildet, wie sie z.B. bei Rin- dern noch zu erkennen sind. Das Deichvorland lässt sich als naturräumliche Untereinheit "Em- mericher Stromaue" abgrenzen. Die "Niederrheinischen Höhen" bilden einen geschlossenen Höhenzug mit durchschnittlich 40- 60 m über NN zwischen Nijmegen bis Uedem und stellen im Wesentlichen Eisrandbildungen der Saale-Eiszeit mit Stauchendmoränen und Sanderterrassen dar, die nachfolgend von Rhein- armen abgetragen und zerschnitten wurden und heute nur noch als Relikte vorhanden sind. Auf den Höhenresten bildeten sich während der nachfolgenden Weichsel-Eiszeit Abflussrinnen, die nun als Trockentäler in Erscheinung treten. Von den "Niederrheinischen Höhen" werden von dem Gebiet der Stadt Kleve die naturräumlichen Untereinheiten "Reichswald-Höhen" und "Kranenburger Höhenrand" erfasst (LANGE, 2002).

4.5.2 Landschaftsbild Der Gegensatz zwischen den Reliefformen prägt das Landschaftsbild in Kleve. Die aus der fla- chen Rheinebene steil ansteigende Nordostflanke der Niederrheinischen Höhen mit dem 106 m hohen Klever Berg gliedert das Landschaftsbild und schafft vielfältige Sichtbeziehungen. Damit teilt sich die Stadt in zwei kulturlandschaftliche Räume: die Niederrheinischen Höhen mit dem Reichswald und den Unteren Niederrhein mit der Rheinniederung. Mit dem Wechsel der Kultur- landschaftsräume ist ein Wechsel der Landnutzung verbunden. Die Niederrheinischen Höhen im Stadtgebiet sind größtenteils bewaldet, während in den Rheinniederungen landwirtschaftli- che Nutzung vorherrscht.

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Die Waldflächen beschränken sich damit auf den stärker bewegten Süden und Südwesten des Stadtgebiets. Fast vollkommen waldfrei ist hingegen die Rheinniederung. Es dominieren Acker- bau- und Grünlandnutzung mit Resten der raumtypischen Kopfbaumgruppen. Der Rhein prägt dabei die Landschaftsgestalt. Diese Prägung entstand durch die häufigen Rheinstromverlage- rungen, die durch den Mäandrierungsprozess entstanden sind. Dies hat eine Kulturlandschaft geschaffen, die von zahlreichen Altrheinläufen, Altmäandern und Stromrinnen durchschnitten wird. Es handelt sich um eine typische niederrheinische Auenlandschaft mit Panoramen und Fernsichten sowie charakteristischer Eigenart. Von besonderer landschaftlicher Bedeutung ist der Kulturlandschaftsbereich "Unterer Nieder- rhein bei Emmerich" mit frühmittelalterlichem Wohnhügel (Wurten) und den Relikten der dyna- mischen Rheinlaufveränderungen. Das mittelalterlich/neuzeitliche Landschaftsbild war geprägt von locker gestreuten Einzelhöfen auf Wurten, Kirchdörfern, Wasserburgen, Windmühlen bzw. Mühlenstümpfe mit der zugehörigen Vegetation.

Die Rheininsel Salmorth, die seit dem 15 Jh. besiedelt worden ist und heute noch immer außer- halb des Banndeiches in der Überschwemmungsfläche des Rheins liegt, ist ein gutes Beispiel für die landschaftliche Eigenart des Raumes.

Die Düffel, welche zumindest teilweise im Stadtgebiet Kleve liegt, ist ebenfalls kulturlandschaft- lich bedeutsam, da sie ihre wesentliche Landschaftsmerkmale in den letzten 600 Jahren weit- gehend bewahren konnte. Dieser Kulturlandschaftsbereich entstand durch Rodung der Auwäl- der in merowingischer Zeit und ist heute geprägt durch die gezielte, hochmittelalterliche Land- gewinnung in den Bruch- und Altrheingebieten, die Wasserregulierung über die Weteringen und die zahlreichen Altdeiche. Hiervon zeugen ein dichtes Grabennetz und die Streifenparzellie- rung, die durch Hecken- und Baumreihen begrenzt wird. Landschaftsarchitektonisch sind die Klever Residenzanlagen von hoher Bedeutung. Zu der Kle- vischen Residenzlandschaft zählen historische Gärten und Alleen, der Moritzkanal, das Amphi- theater, das Prinz-Moritz-Grab und der Sternberg, sowie einzelne Gebäude. Ein besonderes Merkmal sind die Sichtachsen, die z.B. vom Sternberg aus in Richtung Elten, Emmerich, Rees, Kalkar, Nijmegen und angelegt wurden. Auch die heutige Bundesstraße 57 wurde im frühen 19 Jh. als Chaussee ausgebaut und ist heute noch erkennbar auf die Schwanenburg hin orientiert.

4.5.3 Landschaftsbildbewertung

Das LANUV hat basierend auf der Naturräumlichen Gliederung und den aktuellen Nutzungs- strukturen (Infrastruktur, bauliche Nutzung, Forst und Landwirtschaft) eine landesweite Abgren- zung von Landschaftsräumen vorgenommen. Auf dieser Grundlage werden auf einer groben Maßstabsebene so genannte Landschaftsbildeinheiten unterschieden. Diese Raumeinheiten werden anhand der maßgeblichen Kriterien Vielfalt, Eigenart und Schönheit bewertet.

Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht über die grob abgegrenzten Landschaftsbildeinhei- ten in Kleve und die durch das LANUV ermittelten Wertstufen der Landschaftsbildbewertung (vgl. Abb. 12:). Neben den grau dargestellten und nicht bewerteten Siedlungsbereichen werden den nördlich angrenzenden Teilräumen nur geringe Wertigkeiten (rötliche Farbgebung) zuge- wiesen. Der Rheinaue und dem Reichswald wird jeweils eine sehr hohe Bedeutung im Hinblick

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auf das Landschaftsbild beigemessen (grüne Farbgebung). Dies entspricht der höchsten Wer- tungs-Kategorie. Weitere Niederungsbereiche im Westen und Osten des Stadtgebietes werden in der zweithöchsten Einstufung (hellgrüne Farbgebung) geführt.

Zu beachten ist, dass es sich bei der Darstellung um eine vergröberte und schematisierte Zu- sammenstellung und Einordnung nach Wertstufen handelt. Im Rahmen der Einzelflächenbe- trachtung erfolgt eine Bewertung anhand der vor Ort festgestellten Gebietsausprägung sowie der lokalen Landschaftsbildausstattung.

Abb. 12: Übersicht der Landschaftsbildeinheiten/-bewertung (gem. LANUV-Daten 09/2016)

4.5.4 Erholung und Freiraumversorgung

Eng verknüpft mit der Landschaftsästhetik und der geringen Vorbelastung durch Lärm oder sonstige Störeinflüsse ist die Erholungseignung von Freiräumen. Aufgrund des hohen Frei- raumanteils in Kleve steht die landschaftsbezogene Erholung im Vordergrund. Die meisten Wohnbereiche weisen aufgrund der Nähe zu Grün- und Freiflächen sowie aufgrund der Nähe zur offenen Landschaft eine günstige Freiraumversorgung auf. Nur in stärker verdichteten Quar- tieren bzw. Bereichen mit ungünstiger Anbindung an Erholungs- und Freiräume können Ein-

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schränkungen der Freiraumversorgung gegeben sein. Konkrete Erhebungen liegen hierzu in Kleve nicht vor. Die Bedeutung und Akzeptanz erholungsrelevanter Freiräume wird u.a. bestimmt durch

• die Entfernung zu den Wohngebieten,

• die Zugänglichkeit, • den landschaftlichen Reiz (Vielfalt, Naturnähe, Ruhe etc.),

• die Anbindung an das örtliche und überörtliche Fuß- und Radwegenetz,

• die Ausstattung mit Infrastruktur für die freiraumgebundene Erholung (Bänke, Spielmög- lichkeiten, Informationstafeln etc.).

Daneben ist die Vorbelastung durch störende technogene Elemente (u.a. Stromtrassen, Indust- riebetriebe) und Lärm von Bedeutung. Beeinträchtigend wirken Haupt- und überörtliche Stra- ßen, die zusammen mit Schienenwegen vielfach Barrieren darstellen.

4.5.4.1 Öffentliche Grünflächen Grünflächen besitzen insbesondere für die tägliche, wohnungsnahe Erholung eine große Be- deutung. Je nach Größe, Ausstattung und Lage eignen sich Grünflächen für verschiedene Al- ters- und Nutzergruppen für Bewegungsaktivitäten, als Begegnungsstätten oder für eine ruhige kontemplative Freizeitnutzung.

Es kann unterschieden werden zwischen zweckgebundenen und nicht zweckgebundenen Grünflächen. Zweckgebundene Grünflächen unterliegen einer bestimmten Nutzung, wie bei- spielsweise Sportanlagen (z.B. Fußball, Freibad) oder auch Friedhöfe und Dauerkleingartenan- lagen. Nicht zweckgebundene Grünflächen sind multifunktional und nicht auf eine bestimmte Nutzung hin orientiert bzw. ausgestattet. Sie können angeeignet werden und daher temporär auch sehr unterschiedlichen Nutzungen unterliegen.

In Kleve sind über 100 Flächen oder Teilflächen als öffentliche Grünflächen einzustufen. Regio- nal bedeutsam sind insbesondere der Landschaftspark "Alter Park-Galleien" sowie der "Tiergar- ten" einschließlich "Forstgarten". Die Flächen gehen auf Gestaltungen des Johann Moritz von Nassau-Siegen zurück, der im 17. Jahrhundert die Gartenkunst und die großflächige Land- schaftsgestaltung in Kleve förderte. Viele Elemente sind heute in den Parkanlagen und Land- schaftsräumen erhalten oder werden rekonstruiert. Wichtigste Elemente sind der natürliche Umgang mit den Landschaftsformen und der Topografie und der Einsatz von Sichtachsen, Al- leen und Aussichtspunkten. Die Klever Gärten sind Teil der Straße der Gartenkunst und des Europäischen Gartennetzwerks EGHN.

Innerhalb der Klever Innenstadt befinden sich entlang der alten Stadtmauer kleinere Teilflächen eines grünen Rings, dessen durchgängige Erweiterung und gestalterische Aufwertung ein zu- künftiges Ziel der Stadt- und Freiraumentwicklung ist.

Weitere Grünflächen sind über alle Ortschaften verteilt. Hierbei handelt es sich i.d.R. um klein- flächige Anlagen mit Bedeutung für das unmittelbare Wohnumfeld.

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Abb. 13: Historische Parks in Kleve (Quelle: Klevischer Verein für Kultur und Geschichte e.V.)

Darüber hinaus befinden sich im Stadtgebiet die folgenden historischen Friedhöfe, die unter Denkmalschutz stehen: • alter Friedhof Kellen (ca. 1800) • Jüdischer Friedhof Kleve (ca. 1855) • Friedhof Kleve an der Frankenstraße (ca. 1811) • Friedhof Griethausen (ca. 1871)

Ein räumlicher Schwerpunkt von Grünflächen in Wohnquartieren befindet sich u.a. im südwest- lichen Stadtgebiet zwischen Sternberg und Kattenwald. Sie sind als gliedernde und meist linea- re Grünflächen angelegt, in die häufig kleine Teiche bzw. Regenrückhaltebecken integriert sind.

Abb. 14: Typische Grünflächen im Süden Kleves

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4.5.4.2 Private Grünflächen

Der Anteil privater Grünflächen hat einen Einfluss auf den Bedarf an öffentlichem Grün, indem ein hoher Anteil Defizite in der öffentlichen Grün- und Freiraumausstattung teilweise kompensie- ren kann. Villen mit parkähnlichen Gärten, freistehende Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser so- wie dörfliche Siedlungsstrukturen weisen i.d.R. einen (unterschiedlich hohen) privaten Freiflä- chenanteil auf, der für die Freizeitgestaltung und Erholung genutzt werden kann.

Im Gegensatz dazu sind bei Wohnformen ohne privaten Gartenanteil öffentliche Freiräume die einzige Möglichkeit der Freiraumnutzung. Hier sind öffentliche Grünflächen und die Erreichbar- keit landschaftsbezogener Freiflächen umso wichtiger.

In Kleve dominieren Wohnformen mit privatem Gartenanteil deutlich. Mehrfamilienhausbebau- ung und verdichtete Wohnstrukturen kommen in geringem Umfang in der Kernstadt, in Mater- born sowie in Kellen vor.

4.5.4.3 Landschaftsbezogener Freiraum

Der landschaftsbezogene Freiraum wird häufig zum Naturerleben und zur "stillen Erholung" aufgesucht. Formen der landschafts- bzw. naturbezogenen Erholung reichen daher von ruhigen und eher passiven Verhaltensformen (wie z.B. Betrachten der Landschaft, Beobachten von Tie- ren, auf Bänken rasten) bis hin zu Bewegungsaktivitäten (wie z.B. Spazieren und Wandern, Spielen, Joggen oder Radfahren).

Eine Übersicht über die raumprägenden Landschaftsräume in Kleve und ihre Vernetzungsach- sen bietet die folgende Abbildung aus dem Stadtentwicklungskonzept. Die Versorgung mit Frei- raum und die Erreichbarkeit sind in Kleve grundsätzlich günstig zu bewerten (vgl. GRÜNPLAN, 2012).

Abb. 15: Landschaftsräume in Kleve (SCHEUVENS + WACHTEN, 2010)

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Besonders geeignet für die landschaftsgebundene Erholung sind unzerschnittene verkehrsarme Räume, die durch das LANUV ermittelt werden (vgl. Kap. 4.1.3). Insbesondere der naturnahe und zusammenhängende Reichswald mit seinem dichten Wanderwegenetz bietet günstige Er- holungsmöglichkeiten. Als größtes Waldgebiet des Niederrheins reicht seine Bedeutung als Er- holungsraum über das Klever Stadtgebiet hinaus. Entsprechend wird der Reichswald mit dem anschließenden Tiergarten in den Darstellungen der Waldfunktionenkarte NRW (LANDESBETRIEB WALD UND HOLZ, 2019) als Erholungswald eingestuft.

Ebenso sind die Niederungsbereiche um Salmorth und der Raum Düffel als großflächige, un- zerschnittene und störungsarme Räume für die landschaftsgebundene Erholung geeignet.

Als weitgehend störungsfreie Ruhezonen mit nur vereinzelten Störgeräuschen sind neben den unzerschnittenen Räumen die lärmarmen Erholungsräume mit einem Lärmwert < 45 dB(A) von besonderer Bedeutung für die landschaftsgebundene Erholung. In diesem Zusammenhang wurde im Lärmaktionsplan der Klever Tiergarten als "Ruhiges Gebiet" festgelegt.

Im Rahmen der Erarbeitung des Fachbeitrages des Naturschutzes und der Landschaftspflege für die Planungsregion Düsseldorf (LANUV, 2014) wurden zudem so genannte "lärmarme na- turbezogene Erholungsräume" ermittelt.

Die Abgrenzung der ruhigen Erholungsgebiete in Nordrhein-Westfalen erfolgt unter Verwen- dung der Lärmrichtwerte für den Tag. Lärmarme naturbezogene Erholungsräume von besonde- rer Bedeutung mit einem Lärmwert von < 50 dB(A) finden sich im Raum Kleve in der Rheinnie- derung und im Bereich Düffel (vgl. Abb. 16:).

Abb. 16: Lärmarme naturbezogene Erholungsräume im Raum Kleve (LANUV, 2014; Karte 7)

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4.5.4.4 Freizeitwegenetz

Für die Erholungsvorsorge und das Landschaftserleben spielen Rad- und Wanderwege eine wichtige Rolle, da diese Zugänge und Erlebnismöglichkeiten bieten. Für die Erreichbarkeit at- traktiver Erholungsbereiche oder Freizeitziele ist ein lückenloses Wegenetz notwendig. Eine be- sondere Bedeutung besitzen Themenwege und entsprechend ausgebaute überregionale Frei- zeitwege.

In Kleve sind derzeit verschiedene übergeordnete Themen- und Freizeitrouten vorhanden; so schaffen z.B. der "Rheinradweg", "Via Romana", die "Oranierroute" oder die "Niederrheinroute" eine Anbindung an das überregionale Freizeitwegenetz (vgl. folgende Abbildung).

Ergänzt werden diese touristischen Hauptwege durch eine Vielzahl untergeordneter Freizeitwe- ge, wie z.B. die zum Fahrradweg umgebaute ehemalige Bahntrasse nach Griethausen. Zuletzt wurde ein Knotenpunktsystem als überregionales Radwegenetz für den Kreis Kleve eingeführt.

Abb. 17: Freizeitwegenetz (Radverkehrskonzept Kleve, 2010)

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Nordic Walking-Strecken, die in unterschiedlichen Stre- ckenlängen und Routen vor allem im Reichswald sowie im Bereich Sternberg/Tiergarten zu fin- den sind.

Daneben führen die Hauptwanderwege X1 und X7 durch das Stadtgebiet. Weitere Orts- und Rundwanderwege ergänzen das Netz überregionaler Wege. Rundwege sind vornehmlich im Reichswald ausgewiesen. Durch Kleve verläuft zudem ein Abschnitt des Jakobsweges.

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4.6 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit

Zur Beschreibung und Darstellung des Schutzgutes Mensch einschließlich seiner Gesundheit (Karte 6: "Mensch und menschliche Gesundheit") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgen- de Datenquellen verwendet:

• Umgebungslärmkartierung NRW (2018) • Lärmaktionsplanung (Stadt Kleve) • Hochwasser-Gefahren- und Risikokarten (Bezirksregierung Düsseldorf) • Angaben zu Störfallbetrieben (Stadt Kleve) • Landwirtschaftlicher Fachbeitrag (2012) • Fachbeitrag Mobilität (2012)

4.6.1 Lärm Geräusche sind in unserer technisierten und mobilen Gesellschaft allgegenwärtig und nicht grundsätzlich vermeidbar. Geräusche, die zu Störungen, Belästigungen oder Schäden führen können, werden mit dem negativen Begriff Lärm bezeichnet. Aufgabe der Lärmbekämpfung ist es, das Ruhebedürfnis und Recht der Bevölkerung auf körperliche Unversehrtheit durch einen technisch und finanziell machbaren Schallschutz sicherzustellen. Im Bereich der städtebaulichen Planung sind die schalltechnischen Orientierungswerten des Beiblattes 1 zur DIN 18005 (Schallschutz im Städtebau) maßgeblich. Wie der Begriff "Orientie- rungswerte" bereits aussagt, dienen sie der Orientierung und sind keine zwingend einzuhalten- den Grenzwerte. Sie bieten einen Anhalt dafür, wann der Lärmschutz einen wichtigen Abwä- gungssachverhalt darstellt. Zu beachten ist, dass im Beiblatt 1 zur DIN 18005 die Gebietseintei- lung der Baunutzungsverordnung verwendet wird, während auf Anlagengeräusche bezogene Vorschriften wie die TA Lärm eine beschreibende Unterscheidung der entsprechenden Gebiete im Hinblick auf ihre Schutzbedürftigkeit vornehmen.

Tab. 6: Schalltechnische Orientierungswerte gemäß Beiblatt 1 zur DIN 18005 Einstufung der Nutzungsart Orientierungswerte Tag Nacht

6:00 – 22:00 Uhr 22:00- 6:00 Uhr Industrielärm Verkehrslärm Reine Wohngebiete, Wochenend- und 50 dB(A) 35 dB(A) 40 dB(A) Ferienhausgebiet Allgemeine Wohn-, Kleinsiedlungs- und 55 dB(A) 40 dB(A) 45 dB(A) Campingplatzgebiete Besondere Wohngebiete 60 dB(A) 40 dB(A) 45 dB(A) Dorf- und Mischgebiete 60 dB(A) 45 dB(A) 50 dB(A) Kern- und Gewerbegebiete 65 dB(A) 50 dB(A) 55 dB(A) Friedhöfe, Kleingärten- und Parkanlagen 55 dB(A) 55 dB(A) Sondergebiete je nach Art der Nutzung 45 – 65 dB(A) 35 – 65 dB(A)

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4.6.2 Umgebungslärm in Kleve

Belästigende oder gesundheitsschädliche Geräusche im Freien, die durch Aktivitäten von Men- schen verursacht werden, werden unter dem Begriff Umgebungslärm gefasst. Basierend auf der Umgebungslärmkartierung des LANUV werden ausgehend von den Emittenten Straßen-, Schienen-, Flugverkehr und Industrie/Gewerbe mögliche Lärmschwerpunkte und -konflikte er- mittelt. Für Kleve ist lediglich die Belastung durch den Straßenverkehrslärm relevant. Haupt- quellen sind im Stadtgebiet die B 9, die B 220, die L 362 sowie die L 484 (vgl. Abb. 18:). Die Er- gebnisse der Lärmkartierung für die Stadt Kleve (Runde 3 – 2017; Stand 31.01.20184) werden in der folgenden Tabelle dargestellt. Tab. 7: Einwirkung von Straßenverkehrslärm (Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen mit mehr als 3 Millionen Kfz/a; gem. Lärmkartierung für die Stadt Kleve Stand 31.01.2018) Geschätzte Anzahl N betroffener Menschen, die in Gebäuden wohnen mit Schallpegeln an der Fassade von:

Lden/dB(A): >55 .. ≤60 >60 .. ≤65 >65 .. ≤70 >70 .. ≤75 >75 N 711 691 511 67 0

Lnight/dB(A): >55 .. ≤55 >55 .. ≤60 >60 .. ≤65 >65 .. ≤70 >70 N 706 566 148 0 0 Gesamtfläche der durch Straßenverkehrslärm belasteten Gebiete in Kleve

Lden/dB(A): >55 >65 >75 Größe/km² 4,37 1,20 0,11 Geschätzte Gesamtzahl N der lärmbelasteten Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser

Lden/dB(A): >55 >65 >75 N Wohnungen 668 275 0 N Schulgebäude 7 1 0 N Krankenhausgebäude 0 0 0

Neben den hier erst ab einer bestimmten Größenordnung (3 Mio. Kfz/a), erfassten Lärmquellen können auch entlang der übrigen stark befahrenen Straßen sowie im Innenstadtgebiet höhere Verkehrslärmbelastungen auftreten. Ebenso wurden in der Lärmkartierung potenzielle Wirkun- gen, die von Industrieanlagen ausgehen oder Bahn- oder Fluglärmbelastungen für Kleve bis- lang nicht erhoben. Zu möglichen Lärmwirkungen der Bundeswasserstraße Rhein liegen eben- falls keine Angaben vor. Darüber hinaus werden lokal begrenzte Sport- und Freizeitlärmphäno- mene im Umfeld von Sportanlagen und Spielplätzen nicht berücksichtigt.

Als Hauptlärmquellen für Kleve wurden in diesem Zusammenhang die in der nachfolgenden Abbildung dargestellten durch Verkehrslärm belasteten Straßenabschnitte herausgearbeitet. Als Auslösepegellinien sind in den Karten die Pegel LDEN = 70 dB(A) bzw. LNIGHT = 60 dB(A) eingezeichnet. Sie kennzeichnen die Grenze, oberhalb derer Lärmschutzmaßnahmen in Erwä- gung gezogen oder eingeführt werden.

Die Gesamtfläche des lärmbelasteten Gebietes mit einem Lden/dB(A) > 55 beträgt ca. 4,37 km²; ca. 1,20 km² weisen > 65 dB(A) auf und ca. 0,11 km² unterliegen Lärmwerten von > 75 dB(A). Geschätzte 67 Personen sind von einem Lärmpegel >70 dB(A) betroffen. Für den Nachtzeit-

4 www.gis.nrw.de/arcgis/rest/services/umwelt_laerm/stufe3/MapServer/0/308/attachments/735 (abgerufen 23.05.2018)

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raum, für welchen die Überschreitung von 60 dB(A) als Auslösewert für die Lärmaktionsplanung gilt, sind insgesamt 148 Menschen mit Pegeln von >60 dB(A) belastet (vgl. Tab. 7).

Abb. 18: Lage der lärmbelasteten Straßen in Kleve / 24-Stundenwerte oben und Nachtwerte unten (www.umgebungslaerm.nrw.de, abgerufen am 23.5.2018)

Aufgrund der teilweise hohen Lärmbelastung hat die Stadt Kleve im Jahr 2016 einen Lärmakti- onsplan Stufe II aufgestellt, der 2018 durch einen Aktionsplan der Stufe III ergänzt und erweitert wurde. Dieser dient gleichzeitig als Luftreinhalteplan gemäß § 47 BImSchG Ziel der Planung

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soll es sein, schädliche Auswirkungen wie Belästigungen durch Umgebungslärm zu beseitigen oder zu minimieren. Es wurden zwei Bereiche als Belastungsschwerpunkte identifiziert. Diese liegen in den Berei- chen B 220 Emmericher Straße im Bereich Kreuzung Klever Ring (B 9) bis Abzweige Olmer- straße / Banndeich sowie im Bereich der L 484 Ringstraße-Römerstraße – Gruftstraße ab Lin- denallee bis Kreuzung Tiergartenstraße / Klever Ring (B 9).

Zur Minderung des Umgebungslärms setzt die Stadt Kleve langfristig auf Maßnahmen zur Ver- lagerung des Verkehrs (z.B. Umgehungsstraße B 220 n) sowie auf Maßnahmen zur Änderung der Fortbewegungsgewohnheiten der Bevölkerung (z.B. Umsetzung Radverkehrskonzept, För- derung klimafreundlicher Mobilität, Reaktivierung der Bahnstrecke Kleve Nimwegen). Weiterhin wird eine Reduzierung des Umgebungslärms etwa bereits durch die Umsetzung des Stadtent- wicklungskonzepts der Stadt Kleve berücksichtigt. Ferner wurde im Bereich des denkmalge- schützten Tiergartens ein rund 2 km² großes "Ruhiges Gebiet" in Verbindung mit Maßnahmen zum Schutz dieses Gebietes festgelegt.

4.6.3 Störfallgefährdung

Nach der so genannten Seveso-III-Richtlinie i.V.m. § 50 BImSchG sind bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen und von schweren Unfällen (Störfällen) hervorgerufene Auswirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienen- den Gebiete und auf sonstige schutzbedürftige Gebiete so weit wie möglich vermieden werden.

Zu den schutzwürdigen Gebieten zählen insbesondere öffentlich genutzte Bereiche und Ge- bäude, wichtige Verkehrswege, Freizeitgebiete und in Hinblick auf den Naturschutz besonders wertvolle bzw. empfindliche Gebiete. In Kleve fallen drei Betriebe unter die Störfallverordnung.

Im Rahmen eines gesonderten Gutachtens (vgl. TÜV Nord, 2010) wurde für die im Klever Kern- stadtbereich ansässige Rübo-Gas Handels GmbH ein angemessener Sicherheitsabstand von 140 m definiert, der nach derzeitigen Kenntnissen zu keinen erheblichen Einschränkungen oder Gefährdungen angrenzender Nutzungen führt. Auch Biogasanlagen unterliegen ab einer vor- handenen Gesamtmasse von 10.000 kg des hoch-entzündlichen Biogases der Störfallverord- nung. Somit sind auch zwei Biogasanlagen an landwirtschaftlichen Betrieben östlich von Griet- hausen als Störfallanlagen mit Grundpflichten und Achtungsabständen von ca. 300 m erfasst. Schutzwürdige Gebiete mit Wohnbebauung sind in diesen nicht vorhanden oder geplant.

4.6.4 Abstandsbereiche um landwirtschaftliche Betriebe Bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Höfe kann es in Siedlungsnähe zu Geruchs- und Lärmbelästigungen durch Tierhaltung und Güllelagerung kommen. Aus diesem Grund wird für alle im Stadtgebiet vorhandenen Hofstellen vorsorglich ein 300 m-Puffer empfohlen (vgl. LAND- WIRTSCHAFTSKAMMER NRW, 2012), der aus dem Abstandserlass NRW (vgl. Immissionsschutz in der Bauleitplanung) und der 4. BImSchV abgeleitet werden kann. Weitere Entwicklungen in die- sen Pufferbereich hinein müssen mit einer Beeinträchtigung durch den landwirtschaftlichen Be- trieb rechnen. Um eine Einschränkung der landwirtschaftlichen Nutzung zu vermeiden, sind die Achtungsgrenzen bei der Planung zu berücksichtigen.

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4.6.5 Hochwassergefährdung /-risiko

Die Siedlungsflächen Kleves werden durch Hochwasserschutzanlagen entlang des Rheins vor Überflutungen geschützt. Für den Fall eines Versagens der Rheindeiche und Schutzeinrichtun- gen geben die Gefahren- und Risikokarten der Bezirksregierung Düsseldorf Auskunft darüber, in welchen Bereichen mit Überschwemmungen zu rechnen ist. Die Karten differenzieren zwi- schen häufigen (HQhäufig; Wahrscheinlichkeit des Auftretens von 10 bis 20 Jahren), mittleren

(HQ100; 100-jähriges Hochwasser) und extremen (HQextrem; 1.000-jähriges Hochwasser) Hoch- wasserereignissen. In Kleve ist der Rhein das einzige relevante Gewässer von dem ein Hoch- wasserrisiko ausgeht.

Bei einem Hochwasser hoher Wahrscheinlichkeit (HQhäufig) sind demnach Überschwemmungen in der Ortslage Schenkenschanz zu erwarten. Bei einem Hochwasser mittlerer Wahrscheinlich- keit (HQ100) betreffen die potenziell überschwemmten Bereiche auch die Ortslage Bimmen. Bei einem Hochwasser geringer Wahrscheinlichkeit (HQextrem) sind – unabhängig von einem Stand- halten der Deichanlagen - zusätzlich Donsbrüggen, Düffelward, Griethausen, Keeken, Kleve, Kleve Auf dem Sand, Kleve Trübsche Str., Warbeyen und Wardhausen betroffen.

Bei den potenziell überschwemmten Bereichen handelt es sich um Wohnbauflächen, Flächen gemischter Nutzung, Industrie- und Gewerbeflächen, Verkehrsflächen, landwirtschaftlich ge- nutzte Flächen, Wald, Forst sowie sonstige Vegetations- und Freiflächen. Bei allen Hochwas- serszenarien sind Vogelschutzgebiete, FFH-Gebiete und Kulturgüter betroffen. Eine mögliche

Betroffenheit für IVU-Anlagen ergibt sich erst bei einem HQextrem (vgl. BEZIRKSREGIERUNG DÜS- SELDORF, 2015). Eine Übersicht über die bei einem 100-jährigen Hochwasser möglicherweise gefährdeten Bereiche im Raum Kleve bietet Abb. 19:. Weitere Informationen und Karten stehen unter der Internetseite www.flussgebiete.nrw.de zur Verfügung.

Abb. 19: Hochwassergefährdung im Raum Kleve bei HQ100 (www.elwasweb.nrw.de)

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4.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter Zur Beschreibung und Darstellung der Kultur- und Sachgüter (Karte 7: "Kultur– und Sachgüter") gem. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB werden folgende Datenquellen verwendet:

• Verzeichnis der Bau- und Bodendenkmäler in Kleve (Stand Januar, 2019) • Regionalplan Regierungsbezirk Düsseldorf • Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in NRW • Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (LVR, 2013) • Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum Regionalplan (LWK NRW, 2013) • Beikarte 5c "Reservegebiete für den oberirdischen Abbau nichtenergetischer Bodenschätze" des Regionalplans Düsseldorf (Stand Mai, 2016) • Karte der schutzwürdigen Böden

4.7.1 Kulturgüter Das Schutzgut umfasst Kulturgüter als Zeugnisse menschlichen Handelns ideeller, geistiger und materieller Art, die als solche für die Geschichte des Menschen bedeutsam sind. Kulturgü- ter sind Gebäude, gärtnerische, bauliche und sonstige – auch im Boden verborgene – Anlagen, die von geschichtlichem, wissenschaftlichem, künstlerischem, archäologischem oder städtebau- lichem Wert sind.

Unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes ist es Ziel, Kulturgüter dauerhaft zu erhalten und zu sichern. Nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein- Westfalen (Denkmalschutzgesetz NRW) sind bei öffentlichen Planungen und Maßnahmen die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege angemessen zu berücksichtigen.

4.7.1.1 Baudenkmäler

Baudenkmäler sind Denkmäler, die aus baulichen Anlagen oder aus Teilen baulicher Anlagen bestehen. Ebenso zu behandeln sind Garten-, Friedhofs- und Parkanlagen sowie andere von Menschen gestaltete Landschaftsteile.

Als ehemalige Residenzstadt mit langer Vergangenheit verfügt Kleve über zahlreiche Denkmä- ler. Diese konzentrieren sich auf den Innenstadtbereich Kleves, die historischen Dorfkerne von Griethausen, Rindern, Schenkenschanz sowie viele alte Höfe und Mühlen.

Das Gebiet des Tiergartens bis zum südlichen Bereich Rindern („Klever Gärten und Tiergarten- straße“) sowie der alte Siedlungskern Griethausens sind als flächige Denkmalbereiche unter Schutz gestellt. Zweck der Denkmalbereiche ist nicht die Substanzerhaltung, wie bei einem Ein- zeldenkmal, sondern die Bewahrung des für den Bereich typischen Erscheinungsbildes in sei- ner Einheitlichkeit.

Neben den beiden flächigen Denkmalbereichen sind in Kleve aktuell 157 Baudenkmäler im Verzeichnis der Bau- und Bodendenkmäler eingetragen (Stand Januar 2019).

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4.7.1.2 Bodendenkmäler

Bodendenkmäler sind bewegliche oder unbewegliche Denkmäler, die sich im Boden befinden oder befanden. Als Bodendenkmäler gelten Zeugnisse tierischen oder pflanzlichen Lebens aus erdgeschichtlicher Zeit, ferner Verfärbungen oder Veränderungen in der natürlichen Bodenbe- schaffenheit, die durch nicht mehr selbständig erkennbare Bodendenkmäler hervorgerufen wor- den sind.

In Kleve gibt es aktuell 21 Bodendenkmäler (Stand Januar 2019). Als besonders großflächige Bereiche sind die Altstadt innerhalb des ehemaligen Wallrings mit der Schwanenburg, Bereiche des Tiergartens sowie die ehemalige römische Siedlung im Norden Rinderns zu nennen. Wei- terhin zählen die Festung Schenkenschanz, Deckungs- und Schützengräben sowie verschiede- ne Hügelgräber im Reichswald dazu.

4.7.1.3 Bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche

Der "Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf" (LVR, 2013) stellt auf einer Maßstabsebene von 1: 50.000 regional bedeutsame "Kulturlandschaftsbereiche (KLB)" und "Archäologische Bereiche" dar. Er konkretisiert den Kulturlandschaftlichen Fachbeitrag zur Lan- desplanung.

Das Stadtgebiet Kleves umfasst demnach elf bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche. Mit den großflächig abgegrenzten Darstellungen "Rhein", "Römische Limesstraße" und "Reichs- wald/Gocher Heide" sind zudem drei sich teilweise überlagernde Archäologische Bereiche im Klever Stadtgebiet vertreten.

Die archäologischen Bereiche (AB) beinhalten die vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland definierten und räumlich abgegrenzten Bereiche mit regional- bzw. landesbedeuten- den paläontologischen, geoarchäologischen und archäologischen Relikten. Es handelt sich um Erwartungsräume bzw. Prognoseflächen, die zukünftig allgemein weitere wichtige Informationen zur ältesten Siedlungsgeschichte NRWs erwarten lassen.

Neben den schutzwürdigen großflächigen Kulturlandschaftsbereichen besitzen einzelne histo- risch bedeutsame Landschaftselemente einen Wert als Kulturgut, sofern sie eine besondere kulturhistorische Funktion (z.B. Parkanlagen, Hohlwege, Altdeiche, Motten) aufweisen oder be- stimmte Bewirtschaftungsformen dokumentieren (z.B. Nieder- oder Mittelwälder, Flachsrotten, Wölbäcker, Flößwiesen etc.).

Auch wertgebende Objekte der Industriekultur oder sonstige nicht als Denkmal ausgewiesene historische Anlagen wie Höfe, Mühlen etc. sind in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen.

In der folgenden Tabelle werden die zusammenfassenden Beschreibungen des Fachbeitrags (LVR, 2013) zu den bedeutsamen Kulturlandschaftsbereichen, die das Stadtgebiet Kleves be- rühren wiedergegeben. Die räumlichen Zusammenhänge können in der Karte 7 "Kultur- und Sachgüter" nachvollzogen werden.

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Tab. 8: Regional bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche in Kleve (LVR, 2013) Nr. Name des KLB (Lage) / Beschreibung RPD Die Düffel / Kranenburger Bruch (Kranenburg, Kleve) 001 Großer historischer Kulturlandschaftsbereich von Düffel, Kranenburger Bruch und Schen- kenschanz: Holländische Kolonisation, gekennzeichnet durch Hofanlagen auf "Pöllen" und "Wurten" (künstlichen Hügeln) sowie Entwässerungsgräben und Alleen, beinhaltend im Süd- westen den überregional bedeutenden historischen Stadtkern von Kranenburg (VLD 2010) mit erhaltenem Grundriss innerhalb von Stadtmauer und -graben und gotischer Pfarrkirche, den historischen Dorfkernen von Keeken (mit kath. Kirche St. Maria Himmelfahrt und ev. Kirche, Herrenhaus und Mühle) und Mehr (mit Pfarrkirche, Mühle und bedeutenden Hofanlagen), den landschaftsprägenden kath. Pfarrkirchen in Zyfflich (ehem. Stiftskirche St. Martin mit ottoni- schem Kern), Wyler (mit romanischen Teilen, auf dem Wylerberg), Niel (gotisch), Bimmen (15.- 17. Jh.), Donsbrüggen, Düffelward, Nütterden und Rindern (neugotisch), der mittelalterlichen Burg Zelm sowie den freistehenden Windmühlen Donsbrüggen und Rindern (1. Hälfte 19. Jh.). LEP-FB Nr. 10.02 RPD Salmorth mit Schenkenschanz (Kleve) 002 Ehemalige Rheininsel Salmorth: Festung Schenkenschanz von 1558 sowie Höfe auf hochwas- sersicheren Wurten zusammen mit Grünland und Kopfweiden bilden eine charakteristische his- torische Kulturlandschaft von besonderer Eigenart. LEP-FB Nr. 10.01 RPD Griethausen / Eisenbahndamm / Spoykanal (Kleve, Emmerich) 003 Historischer Kulturlandschaftsbereich: Ortskern Griethausen mit gotischer Pfarrkirche St. Mar- tin mit achtseitiger geknickter Schieferpyramide des 18. Jh.; Eisenbahndamm Kleve – Griet- hausen – Rhein – Elten mit Altarmbrücke von 1865 und Resten des rrh. Trajekthafens; Spoykanal des 15. Jh. Mit Sperrwerk und Schleuse. LEP-FB Nr. 11.01 (landesbedeutsam), 10.01, 19.14 RPD Kellener Altrheinarm / Klever Hamm (Bedburg-Hau, Kleve) 005 Historischer Kulturlandschaftsbereich zwischen den Dörfern Kellen, Warbeyen und Huisber- den: Dorf Kellen mit kath. Pfarrkirche St. Willibrord (seit dem 10. Jh.); Huisberden: kleines his- torisches Dorf mit spätgotischer kath. Pfarrkirche St. Peter und Hofanlagen; Warbeyen: histori- sches Straßendorf mit kath. Pfarrkirche St. Hermes des 14. Bis 19. Jh. Mit neugotischem Westturm. Griethausen mit mittelalterlicher Stadtbefestigung. – Herrenhaus Schmidthausen von 1770 mit Aldenhof und Lippenhof (18./19. Jh.); Haus Gensward, am Altrhein gelegen: Zoll- und Gutshaus mit mittelalterlichem Kern; Haus Eyll, mittelalterlich, mit Gräben. – Geoarchäolo- gische Relikte im Kellener Rhein-Altarm, Reste von spätmittelalterlichen / frühneuzeitlichen Altdeichen bei Kellen. LEP-FB Nr. 10.01 RPD Warbeyen (Kleve) 008 Straßendorf mit Kirchplatz und dominierendem Kirchbau inmitten einer agrarisch geprägten überlieferten historischen Siedlungsstruktur. LEP-FB Nr. 10.01 RPD Rheinbrücke Emmerich – Kleve (Emmerich, Kleve) 009 Straßenbrücke von 1965 über den Rhein (B 220); Kabelhängebrücke mit 500 m Spannweite an zwei Pylonen. LEP-FB Nr. 10.01, 19.14 RPD Reichswald (Kranenburg, Kleve, Goch, Bedburg-Hau) 023 Rest eines ehemals größeren Waldgebiets mit Relikten der Waldentwicklung (Niederwald, Ja- gen, Meilerplätze, Pfalzdorfer Waldbahn), Territorial- und Kriegsgeschichte (Schanzen und Stellungen des Ersten Weltkriegs) bis zu zahlreichen Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg. – Britischer Ehrenfriedhof an der L 424 (1945-48); Arch. Philip Dalton Hepworth. – Erhaltene ur- geschichtliche, römische und mittelalterliche Besiedlungs- und Nutzungsareale, großflächige Gräberhügelfelder insbesondere der Metallzeiten. LEP-FB Nr. 11.01 (landesbedeutsam) RPD Kleve 028 Klever Residenzlandschaft von 1650-1700: Ehem. Residenz der Klever Herzöge mit im Kern

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romanischer Schwanenburg und gotischer ehem. Stiftskirche sowie Oberstadt auf einem Berg- rücken oberhalb des Kermisdahl gelegen, Unterstadt mit gotischer Pfarrkirche, klassizisti- schem Gebäudekomplex an der Tiergartenstraße sowie den historischen Parkanlagen Alter Tiergarten und Neuer Tiergarten mit Prinz-Moritz-Kanal, Grabmal, urgeschichtliche Grabhügel, Moritzpark, Galerien, Alleensystemen und Schlössern Rindern und Gnadenthal mit Gräben und Parks. LEP-FB Nr. 11.01 (landesbedeutsam), 19.05 (landesbedeutsam), 10.03 RPD Straße Kleve – Kalkar (Kleve, Bedburg-Hau, Kalkar) 030 In Teilen römische Limesstraße und napoleonische Chaussee, heute B 57. LEP-FB Nr. 11.01 (landesbedeutsam), 19.05 (landesbedeutsam), 10.01, 10.04 RPD Kellen (Kleve) 034 Erhaltener historischer Dorfkern mit Kirche, Post und Schulgebäude. RPD Emmericher Eyland / Bylerward / Wissel / Grieth (Kalkar) 040 Kulturlandschaftsbereich: Ehemalige Rheininseln mit Wurten und Sommerdeichen sowie früh- neuzeitlichen Rheinbegradigungen führten zu einem charakteristischen kulturlandschaftlichen Gefüge mit heute erkennbaren Spuren der Rheindynamik. – Wissel: Historischer Dorfkern um rechteckigen Stiftsplatz mit bedeutender romanischer Stiftskirche (St. Clemens), Ringdeich und im Kern spätgotischer Wasserburg Haus Kemnade; Ringdeich des 9. Jh.; Allmendegebiet mit Dünen. – Grieth: Historischer Stadtkern des 13. Jh. Am linken Rhein mit Resten des ehem. Rit- tersitzes Grieth und gotischer Pfarrkirche SS. Peter und Paul. – Erhaltene geoarchäologische Relikte in den verschiedenen Rhein-Altarmen, Nachweis der zeitlichen Abfolge von Rheinver- lagerungen. LEP-FB Nr. 11.01 (landesbedeutsam), 10.01

4.7.2 Sachgüter Als Sachgüter im Sinne der Umweltprüfung können natürliche Ressourcen oder Elemente des Naturhaushaltes verstanden werden, die für die Gesellschaft insgesamt von materieller Bedeu- tung sind. Hierzu zählen insbesondere forst- und landwirtschaftliche Nutzflächen sowie Bodenschätze als endliche Ressourcen. Auch die Grundwasservorkommen sind als natürliches Sachgut von be- sonderer Bedeutung für die Trinkwassergewinnung und -nutzung (vgl. Kap. 4.3.5).

4.7.2.1 Bodenschätze Rohstoffvorkommen / Lagerstätten

Bodenschätze und Rohstoffvorkommen als begrenzte und nicht regenerierbare Ressource be- sitzen eine besondere volkswirtschaftliche Bedeutung. Insbesondere die Kies- und Sand- ablagerungen in der Rheinaue stellen wichtige oberflächennahe Bodenschätze am Niederrhein dar, die an z.T. großflächig erschlossen wird. In der Beikarte 5c "Reservegebiete für den oberirdischen Abbau nichtenergetischer Boden- schätze" des Regionalplans Düsseldorf (vgl. BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF, 2018) sind die Sondierungs- und Reservegebiete für den oberirdischen Abbau nichtenergetischer Boden- schätze dargestellt. Hiernach befindet sich ein kleines Sondierungsgebiet westlich von Kleve- Rindern. Ein weiteres liegt unmittelbar östlich der Stadtgrenze zu Bedburg-Hau.

Große Bereiche insbesondere zwischen Kellen und Rindern wurden in der Vergangenheit be- reits zum Kies- und Sandabbau genutzt.

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4.7.2.2 Forstwirtschaftliche Nutzflächen / Wald

Kleve weist einen Waldanteil von ca. 17,2 % auf5. Eine forstliche Nutzung ist hier in der Regel möglich, wobei Nutzungsbeschränkungen in Schutz- bzw. Wildnisgebieten vorliegen. Wald bil- det den Rohstoff u.a. für die holzverarbeitende Industrie. Eine Umwandlung von Wald ist grund- sätzlich mit einem Waldersatz verbunden.

4.7.2.3 Landwirtschaftliche Nutzflächen

Die Stadt weist einen Flächenanteil von ca. 55,3 % landwirtschaftlich genutzter Flächen auf.5 Hiervon werden etwa 1/3 als Ackerland bewirtschaftet. Aufgrund der zunehmenden Flächenin- anspruchnahme für Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen sowie Ausgleichsmaßnahmen verringert sich die Zahl ertragsfähiger, landwirtschaftlich nutzbarer Flächen seit vielen Jahren. Besonders ertragreiche Böden sind in Kleve weit verbreitet – meist als Auenböden in der Rheinniederung aber auch kleinflächig auf dem Höhenzug im Süden.

Im landwirtschaftlichen Fachbeitrag zum Regionalplan Düsseldorf werden landwirtschaftlichen Produktionsräumen unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien agrarstrukturelle Standort- werte zugeordnet. In den Agrarstandortwerten sind neben den Bodenwertzahlenstufen und den schutzwürdigen Böden des Geologischen Dienstes auch die Realnutzungsarten Acker, Grün- land, Dauerkultur in den jeweiligen Produktionsräumen, einschließlich Abschlägen für Hangnei- gungen, die Hofnähe (400 m-Radius um den landwirtschaftlichen Betrieb), die Feldblockgröße, die Viehdichte sowie der Umsatz (u.a. Zuschläge für Sonderkulturen und Beregnungsfähigkeit, u.a. Direktvermarktung) berücksichtigt (vgl. LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NRW, 2013).

In der Karte zur agrarstrukturellen Standortbewertung der Landwirtschaftskammer wird der ho- he Wert der fruchtbaren Böden in der Rheinniederung deutlich (vgl. Abb. 20:). Die Siedlungs- und Waldbereiche im südlichen Stadtgebiet Kleves wurden aufgrund der fehlenden landwirt- schaftlichen Nutzung bzw. Nutzbarkeit nicht bewertet.

5 IT NRW Kommunalprofil Stadt Kleve; Stand 31.12.2015

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Abb. 20: Agrarstrukturelle Standortbewertung Kleve (LWK NRW, 2012)

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5. Standortbezogene Bewertung der zu erwartenden erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter

Im Rahmen der standortbezogenen Umweltprüfung werden die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt. Beschrieben und bewertet werden FNP-Darstellungs- änderungen und ihre möglichen Auswirkungen auf die Umwelt-Schutzgüter. Hierbei wird der so genannte "Worst-Case-Ansatz" zu Grunde gelegt, der zunächst von den gem. BauGB und Baunutzungsverordnung maximal möglichen bzw. zulässigen Wirkungen ausgeht. Aufgrund der Maßstabsebene des Flächennutzungsplanes und vor dem Hintergrund des Detail- lierungsgrades des Planwerks wurden in der Umweltprüfung erst Flächen ab einer im Vorfeld mit den Planungsbeteiligten abgestimmten Mindestgröße betrachtet. Als Erheblichkeitsschwelle wurde eine Flächengröße von > 0,5 ha definiert. Die Festlegung der zu bewertenden Prüfflä- chen erfolgt in enger Abstimmung zwischen dem büro grünplan und dem Fachbereich "Planen und Bauen" der Stadt Kleve. Grundsätzlich werden alle Flächen in die Umweltprüfung einbezogen, für die eine Änderung der FNP-Darstellung vorgesehen ist oder die sich als vernünftige Alternativen anbieten. Allgemein wurden neben potenziellen Neuausweisungen auch Flächen, die bereits im derzeit gültigen FNP enthalten sind, jedoch bislang noch nicht durch einen rechtskräftigen Bebauungsplan pla- nungsrechtlich gesichert sind und noch nicht bebaut wurden, überprüft.

Beschrieben und bewertet werden Darstellungsänderungen, die potenziell zu erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter führen können. Bestandsanpassungen und "Entfeinerun- gen"6 werden in diesem Zusammenhang keiner Umweltprüfung unterzogen. Gleiches gilt für nachrichtliche Übernahmen, die bereits durch Genehmigungs- oder Planfeststellungsverfahren geregelt wurden.

5.1 Bewertungsmethodik der standortbezogenen Umweltprüfung

Grundlage für die Beurteilung der Auswirkungen ist eine Analyse und Bewertung des aktuellen Umweltzustandes. Sie erfolgt durch die Auswertung zur Verfügung stehender umweltrelevanter Daten, ergänzt durch örtliche Begehungen relevanter Prüfflächen. Die Interpretation der Daten liefert Aussagen zu den einzelnen Schutzgutausprägungen und dem derzeitigen Zustand der untersuchten Einzelflächen. Anhand der Schutzgutausprägung (im Sinne einer Empfindlichkeit) kann die zu erwartende Konfliktintensität bzw. die Beeinträchtigung relevanter Werte und Funk- tionen bei einer baulichen Flächeninanspruchnahme beurteilt werden.

Zur Ermittlung der Umweltauswirkungen werden die Wirkungen der geplanten Flächennutzun- gen nach Art, Maß und Dauer berücksichtigt, soweit dies auf der Ebene der Flächennutzungs- planung möglich ist. Dabei ist im Allgemeinen zwischen baubedingten, anlagebedingten und be- triebsbedingten sowie direkten und indirekten Wirkungen zu unterscheiden.

Da auf der Ebene des FNP die Angaben zu Flächenbedarf, Baukörpervolumen, Erschließung, Art und Umfang von Emissionen noch nicht sicher zu bestimmen sind, können die zu erwarten-

6 Der Begriff "Entfeinerung" beschreibt ein Modell zur Straffung und Vereinfachung der Darstellungsinhalte

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den Wirkungen nur näherungsweise eingeschätzt werden. Vor diesem Hintergrund wird vor- sorglich der so genannte "Worst-Case-Ansatz" verwendet, der zunächst von den maximal mög- lichen bzw. zulässigen Wirkungen ausgeht. Je nach Art und Intensität der Auswirkungen wer- den auch die angrenzenden Flächen in die Bewertung mit einbezogen. Für die Ermittlung, Be- schreibung und Beurteilung der Auswirkungen sind entsprechend der Komplexität ökologischer Fragestellungen und aufgrund z.T. ungenauer Kenntnisse detaillierter Wirkungszusammenhän- ge in Ökosystemen exakte Aussagen über die Folgen der Auswirkungen jedoch nicht immer möglich. Über die Gesamtbetrachtung der einzelnen Konfliktintensitäten kann die Konfliktdichte und Umwelterheblichkeit einer Darstellung ermittelt und abgeschätzt werden. Beim Begriff der Er- heblichkeit handelt es sich um einen rechtlich unbestimmten Begriff. Die Beurteilung ist in erster Linie anhand von gesetzlich definierten Normen sowie fachplanerischen Zielen und Grundsät- zen abhängig.

Neben der Ausgangssituation spielt für die Beurteilung der Auswirkungen auch noch Art und Umfang der zu erwartenden Konflikte eine Rolle. So sind bei der Einstufung der Umwelt- erheblichkeit zudem die Flächengröße und die damit verbundene Raumwirksamkeit zu beach- ten. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass innerhalb einer Prüffläche sowohl Teilbereiche mit sehr hoher Bedeutung (z.B. ältere Gehölzbestände, schutzwürdige Böden) und gleichzeitig versiegelte Flächen ohne Bedeutung für den Naturhaushalt vorkommen können. Je nach in An- spruch genommenem Flächenanteil können sich Auf- bzw. Abwertungen der Erheblichkeit er- geben.

Die Prognose der Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter und Bewertung der Umwelter- heblichkeit erfolgt hierbei anhand eines einheitlichen Bewertungsansatzes. Eine Auswahl der wichtigsten Indikatoren und Bewertungsparameter ist in der nachfolgenden Tabelle zusammen- fassend dargelegt (vgl. Tab. 9). Für jedes Schutzgut wird eine eigenständige Bewertung nach einheitlichen schutzgutspezifischen Kriterien vorgenommen, wobei die lokalspezifischen Gege- benheiten in Kleve berücksichtig werden. Die dabei ermittelten Auswirkungen bilden die Grund- lage für die schutzgutbezogene Beurteilung der Eingriffserheblichkeit. Auf Grundlage der Be- wertung der Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter erfolgt dann die zusammenfassende Gesamtbewertung der jeweiligen Prüffläche. Unter Umständen kann das Konfliktpotenzial bei einem einzelnen Schutzgut so hoch sein (z.B. die Inanspruchnahme eines geschützten Biotops, Vorkommen planungsrelevanter Arten, Lage im Überschwemmungsgebiet) bzw. gesetzlich de- finierte Unzulässigkeitsschwellen überschreiten, so dass die Ausprägung eines Indikators be- reits zur Einstufung einer kritischen Gesamtbewertung führen kann.

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Tab. 9: Bewertungskriterien zur Einschätzung der schutzgutbezogenen Konfliktintensität (Auswahl) Beeinträchtigung der Umweltschutzgüter Konfliktintensität gering mäßig mäßig bis hoch Flora/Fauna/Biodiversität • Biotoptyp/-wert, Schutz- Häufige Biotoptypen; Seltenere Biotoptypen Schutzwürdige oder ge- würdigkeit Keine Schutzwürdigkeit; oder Biotope mit länge- schützte Biotope / Bio- rer Entwicklungsdauer; topverbundflächen; Keine planungsrelevan- • Vorkommen planungsre- ten Arten nachgewiesen Vork. planungsrel. Arten Planungsrelevante Arten levanter Arten (Vorkommen unwahr- aufgrund der Biotop- nachgewiesen scheinlich) struktur pot. möglich Boden • Bodentyp, Schutzwür- Versiegelte oder stark Nicht gestörte Böden Flächig ungestörte oder digkeit, Geotope gestörte Böden; oder punktuell schutz- schutzwürdige Böden; keine Geotope; würdige Böden; Geotope vorhanden; • Altlasten Kein Altlastenverdacht Altlastenverdacht punk- Altlastenverdacht erhärtet tuell, kleinflächig und großflächig vorhanden Wasser • Oberflächengewässer Grundwasserflurabstand Grundwasserflurabstand Grundwasserflurabstand hoch (> 20 dm), Filterka- mittel (8 dm – 20 dm), gering (< 8 dm), Filterkapa- • Grundwassersituation pazität des Bodens hoch Filterkapazität des Bo- zität des Bodens mittel bis bis mittel; kein Trinkwas- dens mittel; Trinkwas- gering; serschutzgebiet; serschutzgebiet Zone III; Trinkwasserschutzgebiet Oberflächengewässer Oberflächengewässer Zone I und II; nicht vorhanden im näheren Umfeld vor- Oberflächengewässer vor- handen (Einzugsgebiet) handen und überplant; Überschwemmungsbereich eines Gewässers Klima / Luft • Klimatop/-funktion Flächen ohne besondere Klimatische Ausgleichs- Flächen mit besonderen Klimafunktion für das räume (z.B. Freiflächen-, Klimafunktionen (z.B. Luft- Stadtgebiet (z.B. Sied- Grünflächen-, Waldkli- leitbahnen; Filterfunktion) lungsklima) ma) oder klimatischer Lastraum Landschaftsbild / Erholung • Erholungsfunktion Bereich ohne besondere Siedlungsrandflächen Ausgewiesene Freizeit- und Erholungseignung; mit lokaler Erholungs- Erholungsflächen, Regiona- Landschaftsbild • ohne charakteristische eignung; häufig vor- le Grünzüge etc.; Eigenart; kommende natürliche Besondere Eigenart des Landschaftsformen und Innenentwicklung Landschaftsbildes -elemente Mensch und menschliche Gesundheit • Lärm- und Luft- Weitgehend störungs- Potenzielle Emittenten Vorbelastete Räume; immissionen freie Ruheräume; (Straßen, Gewerbe etc.) Lärmwerte > 59 / 49dB(A); im näheren Umfeld; keine Immissionsbelas- Vorbelastete Räume (Fein- tung zu erwarten Lärmwerte < 59 / staub, Luftschadstoffe) 49dB(A) Potenzielle Nähe zu Störfallbetriebsbe- Emittenten im Umfeld reichen (landw. Betriebe, Indust- rie) < 300m Kultur- und Sachgüter • Kulturgüter und Keine Kulturgüter vor- Bau- oder Bodendenk- Bau- oder Bodendenkmäler Denkmäler handen; mäler angrenzend und vorhanden; landesbedeut- Sachgüter nicht vorhan- ggf. in ihrer Wahrneh- same Kulturlandschaftsbe- • Sachgüter den bzw. ohne besonde- mung eingeschränkt; reiche; re Ausprägung Besondere Sachgüter Seltene oder nicht vermehr- (z. B. landw. Flächen mit bare Sachgüter (Boden- hohem Ertragspotential / schätze, Laubwald mit star- Wald) kem Baumholz etc.)

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Anhand der Summe der einzelnen schutzgutbezogenen Bewertungen kann die Eingriffserheb- lichkeit und nicht zuletzt eine Standorteignung hinsichtlich einer baulichen Flächennutzung ab- geschätzt werden. Hierbei wird die schutzgutübergreifende Konfliktdichte für die untersuchten Standorte über eine fünfstufige Bewertungsskala abgebildet.

Tab. 10: Beurteilung der Standorteignung anhand der schutzgutübergreifenden Konfliktdichte Standorteignung Konfliktdichte Bewertungsansatz

Standorte mit geringer Empfindlichkeit und geringen bzw. auf Konfliktarme gering nachfolgender Ebene beherrschbaren Auswirkungen auf die Um- Standorte welt-Schutzgüter Weitestgehend Standorte mit geringer bis mäßiger Empfindlichkeit, bei denen gering bis konfliktarme überwiegend eine geringe schutzgutbezogene Konfliktintensität mäßig Standorte vorliegt; für einzelne Belange sind Beeinträchtigungen möglich Mäßig konfliktarme Standorte mit mäßiger Empfindlichkeit bzw. bei denen Konflikte mäßig Standorte mit einzelnen Schutzgütern und Umweltbelangen zu erwarten sind Standorte mit mäßiger bis hoher Empfindlichkeit, bei denen die Mäßig konflikt- mäßig bis Konfliktintensität bei der Mehrzahl der Schutzgüter als mäßig bis trächtige Standorte hoch hoch zu bewerten ist oder erhebliche Auswirkungen auf Einzelbe- lange eintreten können Standorte mit hoher Empfindlichkeit, bei denen die Konfliktintensi- Konfliktreiche hoch tät bei der Mehrzahl der Schutzgüter als hoch zu bewerten ist oder Standorte erhebliche Auswirkungen auf Einzelbelange zu erwarten sind

In vielen Fällen können die zu erwartenden Konflikte durch geeignete Maßnahmen (Erhalt wert- voller Strukturen, Artenschutzmaßnahmen, Lärmschutzanlagen usw.) vermieden bzw. vermin- dert oder kompensiert werden. Dazu werden im Rahmen der schutzgutbezogenen Flächenbeur- teilung entsprechende Hinweise gegeben bzw. Maßnahmen vorgeschlagen, die im Rahmen der nachfolgenden Planungsebenen (Bebauungsplanverfahren) berücksichtigt werden sollten. Da eine Umsetzung jedoch zum derzeitigen Zeitpunkt nicht vorausgesetzt bzw. verbindlich geregelt werden kann, fließen diese Maßnahmen nicht in die Bewertung ein. Das kann im Einzelfall be- deuten, dass sich im Falle der Umsetzung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahme auf der nachfolgenden Planungsebene (Bebauungsplanverfahren) sowohl die schutzgutbezogene Erheblichkeit als auch die Gesamterheblichkeit deutlich verringern kann. Geringe Möglichkeiten der Konfliktvermeidung ergeben sich jedoch hinsichtlich der (bei baulicher Entwicklung zwangsweise erforderlichen) Inanspruchnahme von bislang weitgehend ungestörten Böden.

Neben den Schutzgütern werden auch die Zielaussagen von Fachplanungen aufgeführt und in die zusammenfassende Bewertung mit einbezogen. Ggf. auftretende Zielkonflikte mit andern Fachplanungen oder informellen Konzepten sind u.a. im Rahmen der Abwägung zu berücksich- tigen. Eine detaillierte Einzelflächenbewertung hinsichtlich zu prognostizierender Auswirkungen auf die relevanten Umwelt-Schutzgüter ist den steckbriefartigen Bewertungsbögen (s. Anhang I) zu entnehmen. Eine Übersicht der Prüfflächen und ihrer Konfliktbewertung ist zudem in der Kar- te 8 abgebildet.

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5.2 Übersicht der Konfliktbewertungen der Prüfflächen

Basierend auf den für jede Prüffläche angefertigten Einzelsteckbriefen wird eine Übersicht über die Konfliktbewertung ermöglicht. Insgesamt wurden im Rahmen der standortbezogenen Um- weltprüfung über 50 Flächen einer genaueren Betrachtung im Hinblick auf mögliche Umweltkon- flikte unterzogen. Hiervon werden 25 Bauflächen mit einer Flächengröße von insgesamt 96,7 ha im neuen FNP dargestellt. Es handelt sich um Neudarstellungen, nicht entwickelte Reserveflä- chen und Umwidmungen. Im Rahmen der Alternativenprüfung wurden zusätzlich 24 Flächen mit einer Flächengröße von 172,3 ha untersucht, für die keine abschließende Darstellung im FNP erfolgt. Zusätzlich sind die zunächst geplanten Windenergie-Konzentrationszonen (P1, P2) in- nerhalb des Reichswalds als Planungsalternativen zu werten.

Tab. 11: Untersuchte Prüfflächen inkl. Alternativ-Standorte Prüfflächen der standortbezogenen Umweltprüfung Flächen-Nr. Stadtteil Größe Status / Abgleich mit bisheriger FNP-Darstellung W1-01a Rindern 1,0 ha Neudarstellung Wohnbaufläche W1-05 Kellen 3,7 ha Neudarstellung Wohnbaufläche / Umwidmung SO. W1-07a Kellen 8,4 ha Neudarstellung Wohnbaufläche W1-08a Kellen 2,4 ha Neudarstellung Wohnbaufläche W1-09a Donsbrüggen 1,4 ha Neudarstellung Wohnbaufläche W1-17 Materborn 16,7 ha Neudarstellung Wohnbaufläche W2-02 Düffelward 1,8 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-03a Rindern 0,5 ha FNP-Reserve Wohn-Mischbaufläche W2-04 Rindern 1,4 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-05a Kellen 4,7 ha FNP-Reserve / Umwidmung Gemeinbedarf zu Wohnbaufl. W2-06a Kellen 6,6 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-07 Kellen 2,0 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-08 Kellen 2,9 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-11 Kellen 4,9 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-13 Materborn 3,8 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W2-14 Materborn 1,0 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche W5-08 Griethausen 1,5 ha Umwidmung Sportanlage zu Gemeinbedarfsfläche W5-09 Kleve 1,9 ha Umwidmung Sportanlage zu Wohnbaufläche W5-10 Reichswalde 2,5 ha Umwidmung Sportanlage zu Wohnbaufläche G1-04a Kellen 1,2 ha Neudarstellung Gewerbliche Baufläche G1-05 Materborn 2,9 ha Neudarstellung Gemischte Baufläche G2-01 Kellen 16,3 ha FNP-Reserve Gewerbliche Baufläche G2-02 Kleve 2,5 ha FNP-Reserve / Umwidmung Sportanlage zu Sonderbaufl. Griethausen / G2-03 4,7 ha FNP-Reserve Gewerbliche Baufläche Salmorth

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Sonstige Prüfflächen Flächen-Nr. Stadtteil Größe Status / Abgleich mit bisheriger FNP-Darstellung SO-B2 Kleve 5,8 ha Neudarstellung Sonderbaufl. "Wohnmobilstellplatz" Tiergartenspange Kleve 1000 m Neudarstellung Straßenplanung P3 Reichswalde 19,7 ha Neudarstellung Konzentrationszone für Windenergie

Alternativen (untersuchte Potenzial- und Rücknahmeflächen) Flächen-Nr. Stadtteil Größe Status / Abgleich mit bisheriger FNP-Darstellung W1-02 Rindern 0,8 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-03 Kellen 8,2 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-04 Kellen 8,0 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-06 Kellen 1,5 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-10 Donsbrüggen 2,9 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-11 Kleve 2,1 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-12 Kleve 5,3 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-13 Materborn 9,5 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-14 Materborn 4,2 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-15 Materborn 1,4 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-16 Reichswalde 6,7 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-18 Reichswalde 42,0 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-19 Keeken 0,9 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W1-20 Kellen 4,7 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Wohnbaufläche W2-01 Düffelward 0,9 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve W2-09b Kellen 1,4 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve W2-10 Materborn 1,6 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve W2-15 Materborn 3,1 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve W2-16 Materborn 2,4 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve W2-17 Materborn 1,6 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve W2-18 Kleve 1,0 ha Rücknahme FNP Wohnbauflächen-Reserve G1-02 Kellen 45,8 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Gew. Baufläche G1-03 Kellen 3,0 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Gew. Baufläche G1-04 Kellen 13,3 ha Potenzialfläche – Keine Darstellung als Gew. Baufläche

Neben Flächen für Wohnen und Gewerbe wurden eine Sonderbaufläche, eine Straßenplanung (Tiergartenspange) sowie die geplante Windenergie-Konzentrationszonen P3 „Reichswalde Ost“ im Rahmen der standörtlichen Umweltprüfung berücksichtigt. Basierend auf den für jede Prüffläche angefertigten Einzelsteckbriefen (s. Anhang I) wird eine Übersicht über die Konfliktbewertung ermöglicht (vgl. Karte 8). Insgesamt werden fünf Bauflä- chen mit mäßiger bis hoher Konfliktdichte im Hinblick auf die Gesamtbewertung der Umwelt- Schutzgüter im FNP dargestellt (vgl. Abb. 21:).

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Abb. 21: Übersicht der Konfliktbewertungen untersuchter Flächenpotenziale

5.3 Alternativenprüfung Gemäß Nr. 2d der Anlage 1 zum BauGB sind im Rahmen der Umweltprüfung auch in Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten darzulegen. Dabei sind die Ziele und der räumliche Geltungsbereich des Bauleitplans zu berücksichtigen. Auch gemäß dem Abwä- gungsgebot besteht die Pflicht, die unter Beachtung der Planungsziele realistischerweise in Be- tracht kommenden Planungsalternativen in die Abwägung einzustellen.

Es sind die Alternativen zu berücksichtigen, die sich der Sache nach anbieten. Zu den ander- weitigen Planungsmöglichkeiten zählen grundsätzlich sowohl Standortalternativen als auch Konzeptalternativen (z.B. die Wahl eines anderen Baugebietstypus). In der Begründung bzw. im

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Umweltbericht sollte eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik erläutert und vor allem die Gründe für die letztlich gewählte Alternative dargelegt werden. Der Sachverhalt muss zumindest insoweit ausgeführt werden, wie dies für eine sachgerechte Entscheidung auf Ebene der Flä- chennutzungsplanung erforderlich ist. (Quelle: Bezirksregierung Düsseldorf AZ 35.02.01.04- Umweltbelang-125; Verfügung zur Berücksichtigung bestimmter Umweltbelange in der Bauleit- planung).

Bezogen auf die vorbereitende Entscheidung zur Suche und Auswahl geeigneter Flächen für Wohn- sowie Gewerbenutzungen erfolgten bereits vor dem FNP-Prozess richtungsweisende Untersuchungen, die im Sinne der Alternativenprüfung von Bedeutung sind. Sowohl in der Er- arbeitung des Stadtentwicklungskonzepts als auch in den Vorplanungen des FNP wurden zahl- reiche Standorte in die Diskussion eingebracht und Eignungskategorien zugeordnet (vgl. Be- gründung zum FNP).

Auch im Rahmen der Erarbeitung des Regionalplans Düsseldorf wurden zahlreiche Standorte untersucht und eine entsprechende Vorauswahl und Rahmengebung für den FNP getroffen. In- nerhalb der Umweltprüfung zum Regionalplanverfahren sind in diesem Zusammenhang über- schlägige Bewertungen der Neuausweisungen in Form von Steckbriefen erarbeitet worden (vgl. BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF, 2018 – Entwurfsfassung Anhänge C und D).

5.3.1 Untersuchte Alternativstandorte / Potenzialflächen

Alle in das Verfahren eingebrachten realistischen Potenzialflächen wurden innerhalb des Bear- beitungsprozesses unter Beachtung der Vorgaben des Leitbildes (s. Kap. 1.4) näher untersucht. Die leitbildkonformen Flächen werden anschließend unter städtebaulichen und umweltrelevan- ten Gesichtspunkten überprüft. Bei der mehrstufigen Prüfung wurden insbesondere die städte- bauliche Eignung, die Umweltbelange, vorhandene Reserveflächen sowie die Realisierungs- chancen berücksichtigt.

Innerhalb der Einzelflächenprüfung im Rahmen der Umweltprüfung (s. Anhang I) wurden somit auch Flächen betrachtet, die zukünftig nicht im FNP dargestellt werden. Diese Flächen (s. Abb. 21:) können als Alternativstandorte im Sinne des BauGB erachtet werden. Es handelt sich um geprüfte Potenzial- und Reserveflächen die - auch unter Beachtung städtebaulicher Aspekte - in der Gesamtbetrachtung nicht besser geeignet sind und in Teilen nicht den Festlegungen des neuen Regionalplans entsprechen. Dementsprechend werden diese Flächen nicht in den FNP aufgenommen. Die nachfolgenden Tabellen geben eine Übersicht über die ermittelten Umwelt- Konfliktbewertungen der untersuchten Alternativ-Standorte. Eine detaillierte schutzgutbezogene Bewertung für jede Alternative ist wiederum den Steckbriefen (s. Anhang I) zu entnehmen.

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Tab. 12: Untersuchte und ausgeschlossene Potenzialflächen – Wohnbauflächen Wohnbauflächen – Alternativen Flächen-Nr. Ortsteil Größe Umwelt-Konfliktdichte FNP-Darstellung W1-02 Rindern 0,8 ha Mäßig Landwirtschaft W1-03 Kellen 8,2 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft W1-04 Kellen 8,0 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft W1-06 Kellen 1,5 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft W1-10 Donsbrüggen 2,9 ha Mäßig Landwirtschaft W1-11 Kleve 2,1 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft W1-12 Kleve 5,3 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft W1-13 Materborn 9,5 ha Mäßig Landwirtschaft W1-14 Materborn 4,2 ha Mäßig Landwirtschaft W1-15 Materborn 1,4 ha Mäßig Grünfläche W1-16 Reichswalde 6,7 ha Mäßig bis hoch Grünfläche W1-18 Reichswalde 42,0 ha Mäßig Landwirtschaft W1-19 Keeken 0,9 ha Mäßig Landwirtschaft W1-20 Kellen 4,7 ha Hoch Wasserfläche

Tab. 13: Untersuchte und ausgeschlossene Potenzialflächen– Gewerbliche Bauflächen Gewerbliche Bauflächen – Alternativen Flächen-Nr. Ortsteil Größe Umwelt-Konfliktdichte FNP-Darstellung G1-02 Kellen 45,8 ha Hoch Landwirtschaft G1-03 Kellen 3,0 ha Mäßig bis hoch Grünfläche G1-04 Kellen 13,3 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft

Tab. 14: Untersuchte und ausgeschlossene Potenziale – Windenergie-Konzentrationszonen Windenergie-Konzentrationszonen – Alternativen Lage Flächen-Nr. Größe Umwelt-Konfliktdichte FNP-Darstellung Reichswald P 1 143,8 ha Hoch Wald Reichswald P 2 38,4 ha Hoch Wald

Unter Beachtung der Ergebnisse der Alternativenuntersuchung wird deutlich, dass im Vergleich zu den Darstellungen des FNP teilweise höhere Auswirkungen auf die Umwelt bei Auswahl die- ser Standorte zu erwarten gewesen wären.

5.4 Wohnbauflächendarstellungen im FNP Nach Ausschluss der oben dargestellten Potenzial- bzw. Alternativflächen sowie nach Rück- nahme von sieben Reserveflächen (s. Kap 5.4.1) verbleiben 16 nutzbare Wohnbauflächen, die im FNP dargestellt werden. Es handelt sich hierbei um sechs Neudarstellungen sowie zehn bis- lang ungenutzte FNP-Reserveflächen. Darüber hinaus sollen zwei bestehende Sportplätze zu Wohnzwecken umgenutzt werden. Ein weiterer Sportplatz wird als Gemeinbedarfsfläche um- gewidmet (s. Kap. 5.8).

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Die folgende Tabelle gibt eine kurze zusammenfassende Übersicht über die untersuchten Wohnbauflächen und deren jeweilige umweltrelevanten Konfliktpotenziale:

Tab. 15: Übersicht der Konfliktbewertung dargestellter Wohnbauflächen Flächen-Nr. Ortsteil Größe Konfliktpotenzial Weitestgehend konfliktarme Standorte (geringe bis mäßige Konfliktdichte) Teilweise schutzwürdige Böden; Lage in regional bedeutsa- W1-09a Donsbrüggen 1,4 ha men Kulturlandschaftsbereich Gärten, Obstwiesenrest sowie Grünland mit (lagebedingt) ins- W2-04 Rindern 1,4 ha gesamt mittlerer Biotopfunktion, naturnaher Boden W2-07 Rindern 2,0 ha Kleinfl. schutzwürdige Böden und Altlastenverdacht W2-08 Rindern 2,9 ha Kleinfl. schutzwürdige Böden, Baudenkmal angrenzend W2-14 Materborn 1,0 ha Naturnaher Boden W5-09 Kleve 1,9 ha Sportfläche mit Freizeitfunktion, Nähe zu Sichtachse W5-10 Reichswalde 2,5 ha Sportfläche mit Freizeitfunktion, Wasserschutzzone 3B Mäßig konfliktarme Standorte (mäßige Konfliktdichte) Nähe zu Schutzgebieten, naturnaher Boden, Lage in landes- W1-01a Rindern 1,0 ha bedeutsamen Kulturlandschaftsbereich Großflächige Freirauminanspruchnahme; angrenzendes Vor- W1-17 Materborn 16,7 ha kommen planungsrelevanter Arten, naturnaher Boden Naturnaher Boden, Grünfläche mit mäßig ortsprägendem Cha- W2-02 Düffelward 1,8 ha rakter, ggf. Lärmvorbelastung W2-03a Rindern 0,5 ha Naturnaher Boden, Bodendenkmalbereich W2-05a Kellen 4,7 ha Schutzwürdige Böden, Lärmvorbelastung, Nähe zu Sichtachse Schutzwürdige Böden, pot. Luftleitbahn, Lärmvorbelastung, W2-11 Kellen 4,9 ha Nähe zu Freileitung Nördlicher Teil strukturreiche Brache, naturnaher Boden, W2-13 Materborn 3,8 ha Lärmvorbelastung Mäßig konfliktträchtige Standorte (mäßige bis hohe Konfliktdichte) Nähe zu Schutzgebieten (VSG, FFH-Gebiet), randl. Vorkom- W1-05 Kellen 3,7 ha men planungsrelevanter Arten, Lärmvorbelastung, Ge- ruchsimmissionen durch angrenzenden landw. Betrieb; Vorkommen planungsrelevanter Arten, schutzwürdige Böden, W1-07a* Kellen 8,4 ha Nähe zu landw. Betrieb und Freileitung W1-08a* Kellen 2,4 ha Vorkommen planungsrelevanter Arten, schutzwürdige Böden Vorkommen planungsrelevanter Arten, Schutzwürdige Böden, W2-06a Kellen 6,6 ha Sichtachse im Südteil Konfliktreiche Standorte (hohe Konfliktdichte) Nicht vorhanden

* bei Realisierung der Umgehungsstraße B 220n reduziert sich das Konfliktpotenzial deutlich; vorausgesetzt wird hierbei u.a. die vorherige Durchführung von Lärm- und Artenschutzmaßahmen W1-xx: Wohnbauflächenneudarstellungen; W2-xx: Wohnbauflächenreserven W5-xx: Wohnbauflächen auf Konversionsstandorten ohne bisherige bauliche Nutzung (Sportplätze)

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Es werden überwiegend konfliktarme und mäßig konfliktarme Standorte für die Wohnbauflä- chendarstellung ausgewählt. Konfliktreichere Flächen befinden sich überwiegend im Außenbe- reich Kellens, für den im Rahmen der Kartierungen zum geplanten Bau der Umgehungsstraße B220n im Jahr 2007 zahlreiche Reviere planungsrelevanter Arten nachgewiesen wurden.

Eine detaillierte Einzelflächenbewertung hinsichtlich zu prognostizierender Auswirkungen auf die jeweils betroffenen Schutzgüter ist den Einzelflächen-Bewertungsbögen (siehe Anhang I) zu entnehmen.

5.4.1 Rücknahme von Wohnbauflächen

Weitere bereits im bislang gültigen FNP dargestellte Wohnbauflächen wurden untersucht und sollen zurückgenommen werden. Eine Umwidmung der Flächen überwiegend zu Grünflächen und Flächen für die Landwirtschaft gründet sich u.a. auf:

- vorhandener Reserveflächen und einer Neubewertung des Bedarfes,

- mangelnder Realisierungschancen,

- einer Neubewertung der Umweltbelange.

Folgende sieben im derzeitigen FNP als Wohnbauflächen dargestellte Flächen werden zurück- genommen:

Tab. 16: Wohnbauflächen-Rücknahmen Alternativstandorte - Rücknahme von Siedlungsflächen Flächen-Nr. Ortsteil Größe Umwelt-Konfliktdichte FNP-Darstellung W2-01 Düffelward 0,9 ha Mäßig bis hoch Landwirtschaft W2-09b Kellen 1,4 ha Mäßig bis hoch Grünfläche, Wald W2-10 Materborn 1,6 ha Mäßig Grünfläche W2-15 Materborn 3,1 ha Mäßig Grünfläche W2-16 Materborn 2,4 ha Mäßig bis hoch Grünfläche W2-17 Materborn 1,6 ha Mäßig Grünfläche W2-18 Kleve 1,0 ha Mäßig Grünfläche

Weitere kleinflächige Rücknahmen erfolgen als Anpassungen an den Bestand. Damit werden im FNP-Entwurf insgesamt 12 ha Wohn- und Mischbauflächen zurückgenommen.

5.5 Gewerbliche Bauflächen – Darstellungen im FNP

Nach Ausschluss der Potenzial- bzw. Alternativflächen G1-02, G1-03 und G1-04 (s. Kap. 5.3.1) sowie nach Rücknahme von weiteren als ungeeignet eingestuften Reserveflächen (s. Kap 5.5.1) verbleiben fünf nutzbare gewerbliche Bauflächen, die im FNP dargestellt werden. Ledig- lich zwei Neudarstellungen mit einer Gesamtgröße von 4,1 ha sind hierunter zu finden, wobei die ca. 2,9 ha große Fläche G1-05 als gemischte Baufläche neu dargestellt wird.

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Zudem wird die 16,3 ha große bislang noch landwirtschaftlich genutzte Reservefläche G2-01 weiterhin als gewerbliche Baufläche im FNP dargestellt. Gleiches gilt für eine betriebsgebunde- ne Reserve im Bereich Griethausen / Salmorth (G2-03).

Die folgende Tabelle gibt eine kurze Übersicht über die untersuchten Gewerbeflächen und de- ren jeweilige umweltrelevanten Konfliktpotenziale.

Tab. 17: Übersicht der Konfliktbewertung dargestellter gewerblicher Bauflächen Flächen-Nr. Ortsteil Größe Konfliktpotenzial Weitestgehend konfliktarme Standorte (geringe bis mäßige Konfliktdichte) G2-02 Kleve 2,5 ha Mäßiger Biotopwert angrenzender Gehölze Mäßig konfliktarme Standorte (mäßige Konfliktdichte) G1-04a Kellen 1,2 ha Vorhandene Allee; planungsrelevante Art im weiteren Umfeld G1-05 Materborn 2,9 ha Teilw. naturnaher Boden, ggf. Immissionskonflikte zu angr. Gemischte Wohnbereichen möglich Baufläche G2-03 Griethausen / 4,7 ha Nähe zu VSG und NSG; Teil eines LSG mit Erholungsfunktion, (betriebsgeb.) Salmorth teilw. schutzwürdige Böden Mäßig konfliktträchtige Standorte (mäßige bis hohe Konfliktdichte) G2-01 Kellen 16,3 ha Planungsrelevante Art vorhanden, schutzwürdige Böden, Gra- ben angrenzend, landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Konfliktreiche Standorte (hohe Konfliktdichte) Nicht vorhanden G1-xx: Gewerbeflächenneudarstellungen; G2-xx: Gewerbeflächenreserven

Aufgrund der Größe sowie der Inanspruchnahme schutzwürdiger Böden und einem 2017 nach- gewiesenen Feldlerchen-Vorkommen wird für die Reservefläche G2-01 nördlich Kellens eine höhere Umwelterheblichkeit angenommen. Die übrigen gewerblichen Bauflächendarstellungen weisen in der Gesamtbetrachtung mäßige bzw. geringe Konfliktbewertungen auf. Eine detaillierte Einzelflächenbewertung hinsichtlich zu prognostizierender Auswirkungen auf die jeweils betroffenen Schutzgüter ist den Einzelflächen-Bewertungsbögen (siehe Anhang I) zu entnehmen.

5.5.1 Rücknahme von Gewerblichen Bauflächen

Die Stadt Kleve verfügt über großflächige Gewerbeflächenreserven im bislang gültigen Flä- chennutzungsplan, die z.T. nicht fortgeschrieben werden sollen.

Rücknahmen von Gewerbeflächen erfolgen in verschiedenen Teilen des Stadtgebietes. So wird im Norden der Ortslage Donsbrüggen die bisherige Darstellung gewerblicher Bauflächen zu- rückgenommen (2,0 ha). Diese Flächen sind als aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung und ei- ner unzureichenden Erschließung für gewerbliche Zwecke ungeeignet und verhindern zudem einen qualitätsvollen Ortsabschluss. Die genannten Bereiche werden nunmehr als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt.

Ebenso wird eine bisherige Gewerbeflächendarstellung südlich der Lise-Meitner-Straße zurück- genommen. Diese Fläche in einer Größenordnung von 7,4 ha wird künftig entsprechend ihrer

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tatsächlichen Nutzung als Wasserfläche, (4,2 ha - ehemalige Auskiesung) landwirtschaftliche Fläche (2,6 ha) sowie Grün- und Waldfläche (0,1 ha und 0,5 ha) dargestellt. Eine weitere Rücknahme einer Gewerbeflächendarstellung findet sich am Klever Ring nördlich des Altenheimes Franziskus-Haus an der Spyckstraße. Zwischen Bahntrasse, Klever Ring und Gewerbegebiet entlang der Flutstraße wird eine Fläche von 4,8 ha entsprechend ihrer tatsächli- chen Nutzung als Wasser- (2,4 ha) und Grünfläche (2,4 ha) dargestellt.

In der Summe werden 14,2 ha gewerbliche Bauflächen aus den Darstellungen des bislang gül- tigen Flächennutzungsplanes zurückgenommen.

5.5.2 Darstellungen des virtuellen Gewerbeflächenpools des Kreises Kleve

In Bezug auf die Ausweisung bzw. Bereitstellung neuer Gewerbeflächen sind zudem die Rege- lungen des Gewerbeflächenpools des Kreises Kleve zu beachten. Die Flächen, die in den Ge- werbeflächenpool des Kreises Kleve "eingestellt" sind, werden im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Fläche dargestellt und mit einem Planungshinweis gekennzeichnet. Sofern ein konkretes Investitionsinteresse besteht, wird in Bezug auf die erforderliche Flächennut- zungsplan-Änderung das "beschleunigte" Anpassungsverfahren nach § 34 des Landes- planungsgesetzes NRW (LPlG) als Regelverfahren zugrunde gelegt. In der Stadt Kleve ist derzeit die ca. 20 ha große Fläche nördlich der Siemensstraße in den Ge- werbeflächenpool eingestellt. Darüber hinaus wird eine ca. 8 ha große Fläche im Osten Mater- borns zusätzlich aufgenommen; vgl. folgende Abbildung. Da es sich lediglich um Hinweise und nicht um Bauflächen-Neudarstellungen des FNP handelt, erfolgt auf dieser Ebene keine Betrachtung im Rahmen der Umweltprüfung. Die Umweltbelange werden im Falle einer beabsichtigten Entwicklung der Poolflächen in Rahmen des Anpassungs- verfahrens nach § 34 LPlG zu berücksichtigen sein. Näheres regeln die Darstellungen der 69. Änderung des Regionalplans für den Regierungsbezirk Düsseldorf sowie der öffentlich- rechtliche landesplanerische Vertrag zur Entwicklung und Realisierung des "Virtuellen Gewer- beflächenpools" im Kreis Kleve.

Abb. 22: Gewerbepoolflächen des Kreises im Stadtgebiet Kleve (Schraffierte Bereiche)

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5.6 Gemischte Bauflächen Eine Darstellung gemischter Bauflächen erfolgt überwiegend im Bestand. Neben kleinteiligen Anpassungen an die in der Realität vorgefundenen Nutzungen sind lediglich kleinflächig Neu- darstellungen vorgesehen. Eine Neudarstellung erfolgt südlich der Querallee in Ergänzung der Entwicklung eines inter- kommunalen Gewerbegebietes aus dem Gewerbepool (zusammen mit der Gemeinde Bedburg- Hau). Neben einer Umwidmung im Bereich der Sportanlage erfolgen Neudarstellungen parallel zu den Verkehrsachsen. Nördlich der Gemischten Bauflächen schließen jenseits der Querallee und der Materborner Allee Wohnbauflächen an. Im Sinne der Konfliktminimierung werden die Wohnbereiche durch die Darstellung gemischter Bauflächen vom Gewerbegebiet (s. Bebau- ungsplan 04_286_01 – Querallee) abgetrennt.

Die umweltschutzbezogene Bewertung dieser Darstellung gemischter Bauflächen in Materborn erfolgt im Gesamtzusammenhang mit den Flächen G1-5 und W1-17 (siehe entsprechende Flä- chensteckbriefe im Anhang I). Potenzielle Immissions- und Nutzungskonflikte durch die Nähe verschiedener Nutzungen mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten müssen auf den nachfolgen- den Planungsebenen beachtet werden.

5.7 Sonderbauflächen

Für ein derzeit als Wohnmobilstellplatz und Minigolfanlage genutztes Grundstück im Kreu- zungsbereich der Landwehr und der Spyckstraße sowie für den nördlich angrenzenden Stand- ort einer Gärtnerei ist die Darstellung einer ca. 5,8 ha großen Sonderbaufläche mit der Zweck- bestimmung Erholung vorgesehen. Ein genaues Entwicklungskonzept liegt nicht vor. Es sind verschiedene Nutzungsformen (u.a. Campingplatz-Nachnutzung) in der Diskussion. Im Rahmen der Einzelflächenbetrachtung wurde für den Standort mit der Kennung SO-B2 eine mäßige Konfliktdichte im Hinblick auf die Umweltbelange ermittelt, da neben vorgenutzten Be- reichen auch naturnah geprägte Teilflächen vorliegen. Eine genaue Einschätzung der Umwelt- Erheblichkeit kann erst auf der nachfolgenden Ebene – in Abhängigkeit der Detailplanung bzw. eines Nutzungskonzeptes – erfolgen.

Eine weitere neu dargestellte SO-Fläche befindet sich im Südwesten Materborns auf den Flä- chen der ehemaligen Deponie. Als Nutzung wird gem. dem rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 04_288 eine Freiland-Photovoltaik-Anlage vorgesehen. Die Umweltbelange wurden im Bebau- ungsplanverfahren bereits im Rahmen eines Landschaftspflegerischen Begleitplans sowie eines Umweltberichtes berücksichtigt, so dass auf dieser Ebene keine weitere Prüfung erfolgt.

Weitere dargestellte Sonderbauflächen besitzen bereits seit Längerem Planungsrecht. So be- findet sich am östlichen Rand des Stadtgebietes Kleve eine Sonderbaufläche der Landwirt- schaftlichen Versuchsanstalt mit ihren Grünlandwirtschaft-Versuchsflächen. Der Standort "Haus Riswick" dient der Landwirtschaftskammer NRW u.a. als Bildungs- und Beratungseinrichtung. Die umliegenden Versuchs- bzw. Anbauflächen werden im Vergleich zur bisherigen FNP- Darstellung, entsprechend ihrer vorherrschenden Nutzung, als Flächen für die Landwirtschaft mit einer zusätzlich überlagernden Schraffur (Landwirtschaftliche Flächen Haus Riswick) darge- stellt.

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Ebenfalls zurückgenommen wird eine großflächige Sonderbaufläche im Freiraum östlich Kel- lens, die ehemals als Standortalternative für die Hochschule vorgesehen war. Auch dieser Be- reich wird zukünftig im Wesentlichen als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt.

Zusätzlich wird der bestehende Standort des Freizeitbades Sternbusch im Flächennutzungsplan als Sonderbaufläche Sport und Freizeit planungsrechtlich gesichert.

5.8 Flächen für den Gemeinbedarf

Die Darstellungen für Gemeinbedarfsflächen bilden im Wesentlichen den vorhandenen Bestand ab. Die im bislang gültigen FNP als Gemeinbedarfsfläche dargestellte Fläche des Schulzent- rums in Kellen soll als Wohnbaufläche umgewidmet werden. Auch die nördlich gelegenen Ge- meinbedarf-Reserveflächen werden zukünftig als Wohnbauflächen (s. Flächensteckbrief W2- 05a im Anhang I) dargestellt. Aufgrund der derzeitigen intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und der zentralen, integrierten Lage ist die Umwelterheblichkeit eher gering.

Demgegenüber erfolgt eine Neudarstellung einer Gemeinbedarfsfläche auf dem Gelände des Sportplatzes des SV Griethausen (s. Flächensteckbrief W5-08 im Anhang I). Ein Teil der Fläche ist als Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses vorgesehen, wobei der Trainingsplatz für den Sportverein erhalten bleiben kann7. Ein Bebauungsplan befindet sich in Aufstellung.

5.9 Verkehrsflächen Die über den Bestand hinausgehenden Darstellungen der Straßen beruhen weitgehend auf den Planungen des Landesbetriebes Straßen.NRW; die Trassen werden nachrichtlich dargestellt und im Rahmen von gesonderten Planfeststellungsverfahren genehmigt. Da es sich um UVP- pflichtige Vorhaben handelt, erfolgt die Prüfung der Umweltverträglichkeit im Rahmen gesonder- ter Planfeststellungsverfahren.

Dies betrifft insbesondere die die B 220n, die eine östliche Ortsumgehung der Ortschaft Kellen darstellt und teilweise die geschützten Auen- und Grünlandbereiche entlang des Kellener Alt- rheins tangiert. Sie soll die Emmericher Straße und damit das Zentrum Kellens entlasten. Für die Trasse der Ortsumgehung Kleve-Kellen wurde seitens des Landesbetriebes Straßen.NRW nach Abschluss des Trassenfindungsverfahrens ein Entwurf zur Ausbauplanung erstellt. Die Planunterlagen zum Neubau der B220n lagen vom 23.05.2016 bis 22.06.2016 in Kleve öffent- lich aus. Die Trasse wird als Vermerk in den neuen FNP aufgenommen. Ein projektbezogener landschaftspflegerischer Begleitplan (Lange GbR, 2015) sowie weitere Fachgutachten zur Natu- ra 2000-Verträglichkeit sowie zum Artenschutz liegen vor.

Zudem wird die Trasse der Querspange Eichenallee (so genannte "Tiergartenspange") als kommunale Umgehungsstraße neu im FNP dargestellt. Planungshintergrund und -ziel ist die verkehrliche Entlastung der Klever Innenstadt. Als deutlich freiraumschonendere Variante im Verhältnis zur erheblich längeren und in den Landschaftsraum "Düffel" eingreifenden Trassen- variante, führt die „Tiergartenspange“ zu vergleichsweise geringeren Eingriffen in den Natur-

7 https://rat.kleve.de/ris/ris-2014/x.-bebauungsplan-nr.-7-325-fuer-den-bereich-postdeich-im-ortsteil-griethausen- 7787706/ (abgerufen am 12.03.2019)

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haushalt. Auf der anderen Seite sind durch Straßenplanung u.a. eine deutliche Beeinträchti- gung der Erholungsfunktion, des Landschaftsbildes innerhalb eines Landschaftsschutzgebietes und der kulturhistorischen Bedeutung des Raumes zu erwarten. Daneben können sich arten- schutzrechtliche Konflikte ergeben (vgl. Einzelflächenbewertung Anhang I).

Die Darstellung als geplante Straße im Flächennutzungsplan orientiert sich an der 115. FNP- Änderung und erfolgt in Form einer Darstellung als Fläche für den überörtlichen Verkehr und für die örtlichen Hauptverkehrszüge. Eine vergleichende Betrachtung der Auswirkungen auf die Umweltschutzgüter ist in der UVS zum Trassenfindungsverfahren des Landesbetriebs Straßen NRW enthalten. Diese weist für die so genannte "Tiergartenspange" im Vergleich zu alternati- ven Straßenführungen die geringsten Raumwiderstände nach.

Abb. 23: Umwelt- und naturschutzfachliche Beurteilung "Tiergartenspange" im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2030 8

Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 wird die Tiergartenspange in der Kategorie des "Weiteren Bedarf mit Planungsrecht" und die B220n dem "Vordringlicher Bedarf" geführt. Die konkreten Umweltauswirkungen der Straßenplanung sind im Rahmen nachgelagerter Verfahren zu erheben. In diesem Rahmen sind erforderliche und geeignete Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und Kompensation möglicher Eingriffe abzuleiten.

8 www.bvwp-projekte.de/strasse/B9-G30-NW/B9-G30-NW.html#h1_alternativenpruefung (08.03.2019)

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5.10 Flächen für die Landwirtschaft / Wald Neudarstellungen von Flächen für die Landwirtschaft oder Wald führen in der Regel nicht zu er- heblichen Umweltauswirkungen. Dennoch können auch z. B. Aufforstungen in Offenlandbioto- pen oder Waldumwandlung in wertvollen Waldbiotopkomplexen potenziell zu Beeinträchtigun- gen der Schutzgüter oder zu artenschutzrechtlichen Konflikten führen.

Flächen für Wald werden, bis auf Anpassungen an den tatsächlichen Bestand, nicht neu darge- stellt, so dass in dieser Hinsicht keine potenziellen Konflikte erkennbar sind. Landwirtschaftliche Flächen werden in den Bereichen neu dargestellt, in denen die bauliche Darstellung zurückgenommen wird, wie z. B. im Westen Materborns oder im Bereich der bishe- rigen Sonderbauflächen östlich von Kellen (Hochschule und Landwirtschaftliche Versuchsan- stalt). Derzeit werden die Flächen bereits real landwirtschaftlich genutzt, so dass sich durch die FNP-Anpassung keine Änderung der Nutzung und der bestehenden Schutzgutausprägungen ergibt.

5.11 Grünflächen

Grünflächen-Neudarstellungen erfolgen überwiegend als Anpassungen an den Bestand und zur Darstellung der wesentlichen erholungsbedeutsamen Räume und Achsen. Eine großflächige Neudarstellung erfolgt z.B. im Bereich des "Landschaftsparks Galleien" aufgrund der kulturhis- torischen Bedeutung des Raumes (vgl. Abb. 24:). Daneben werden die Freizeitachse Spoyka- nal, das Umfeld von "Haus Gnadenthal" sowie die Umgebung des „Bildungszentrums Wasser- burg Rindern“ großflächig als Grünflächen dargestellt.

Eine Grünflächenrücknahme erfolgt im Bereich der Freiland-Photovoltaik-Anlage am "Heidberg" (vgl. Kap. 5.7). Ebenfalls nicht mehr als Grünflächen, sondern entsprechend ihrer tatsächlichen Nutzung als landwirtschaftliche Flächen werden die Bereiche westlich von Materborn / Reichs- walde nördlich "Treppkesweg" dargestellt. Eine im Bereich der Materborner Schweiz bislang als Grünfläche mit der Zweckbestimmung "Friedhof" dargestellte Fläche wird zukünftig als Grünflä- che mit der Zweckbestimmung "Naherholung" ausgewiesen.

Weitere vorwiegend kleine Grünflächendarstellungen sind im Umfeld der Flächen W1-07a, W1- 08a, W1-17, W2-06a sowie W1-01a als Pufferräume und -korridore zu angrenzenden Nut- zungsarten vorgesehen. Aus Sicht der Umweltbelange sind diese Darstellungen positiv zu wer- ten, da auf diesen Flächen im Rahmen nachgelagerter Planungen konfliktmindernde bzw. kom- pensatorisch wirkende Effekte und verbesserte Eingrünungen der Siedlungsbereiche erzielt werden können. Untern anderem können negative Einflüsse auf Gewässer vermieden werden oder potenzielle Immissionskonflikte minimiert werden.

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Grünflächen-Neudarstellung der beiden Freizeitachsen "Spoykanal" und "Radweg / ehem. Bahntrasse"

Grünflächen-Neudarstellung "Land- schaftspark Galleien"

Grünflächen-Neudarstellung im Um- feld von "Haus Gnadenthal"

Abb. 24: Schwerpunkträume von Grünflächen-Neudarstellungen im FNP Kleve

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5.12 Sonstige Darstellungen: Konzentrationszonen für Windenergie Nach § 5 i.V.m. § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB können die Gemeinden im Flächennutzungsplan "Kon- zentrationszonen für Windenergieanlagen" darstellen. Eine solche Darstellung hat das Gewicht eines öffentlichen Belanges, der einer Windenergieanlage an anderer Stelle in der Regel ent- gegensteht. Die Voraussetzungen von § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB liegen nur vor, wenn der Dar- stellung einer Konzentrationszone ein schlüssiges Plankonzept zugrunde liegt, das sich auf den gesamten Außenbereich erstreckt. Vor diesem Hintergrund wurde in den Jahren 2010 und 2011 zunächst eine "Untersuchung zu Windenergieanlagen im Stadtgebiet Kleve" (vgl. LANGE, 2010 und 2011) durchgeführt. Hierbei wurden durch Anwendung verschiedener Analyseschritte auf Basis des geltenden Windenergie- Erlasses NRW allgemeine und spezielle Gunsträume für die Darstellung von potenziellen Kon- zentrationszonen für Windenergieanlagen auf FNP-Ebene ermittelt.

Diese Untersuchung wurde im September 2014 um Aussagen zu Standorten innerhalb des Reichswaldes ergänzt (vgl. LANGE, 2014). Dazu wurden Kriterien definiert, aus denen sich Tabuzonen für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen ergeben. In einem wei- teren Schritt wurden die ermittelten Potenzialflächen zu den einzelfallbezogenen, konkurrieren- den Belangen in Beziehung gesetzt.

Unter Anwendung aller Tabukriterien und konkurrierender Belange wurden im Rahmen dieser Analyse drei Potenzialflächen (P1-P3) ermittelt, die – vorbehaltlich der vertieft zu prüfenden Kri- terien Landschafts- und Artenschutz – grundsätzlich als Konzentrationszonen für die Windener- gie geeignet sind.

Abweichend von der letzten Entwurfsfassung des FNP werden die beiden Potenzialflächen im Bereich des Reichswaldes P1 (143,8 ha) und P2 (38,4 ha) nicht final als Konzentrationszonen für Windenergieanlagen dargestellt. Somit wird ausschließlich die am Waldrand gelegene Po- tenzialfläche P3 (19,7 ha) an der Stadtgrenze zu Bedburg-Hau in den FNP übernommen. Die im bislang wirksamen Flächennutzungsplan sowie im Vorentwurf zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes (Stand 15.10.2012) enthaltenen Konzentrationszonen bei Griethausen lassen sich unter den in der Potenzialstudie zugrunde gelegten Kriterien nicht bestätigen und werden daher im FNP nicht mehr dargestellt. Hier bestehende Windenergieanlagen besitzen Bestandsschutz, ein Repowering ist jedoch nicht möglich.

Im Hinblick auf die vorgesehene Neudarstellung der Konzentrationszone P3 "Reichswalde Ost" wird in der nachfolgenden Tabelle eine zusammenfassende Bewertung der Umweltbelange dargestellt. Da die abschließende standörtliche Bewertung abhängig von der Lage und Dimen- sionierung der geplanten Einzelanlagen ist, handelt es sich um eine grobe Einordnung unter Berücksichtigung der möglichen Auswirkungen auf die Umwelt-Schutzgüter.

Eine überschlägige und schutzgutbezogene Standortbewertung zu allen drei untersuchten Po- tenzialflächen P1-P3 ist zudem den Einzelflächen-Bewertungsbögen (siehe Anhang I) zu ent- nehmen.

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Tab. 18: Konfliktbewertung für die Windenergie-Konzentrationszone P3 - Reichswalde Ost Flächen- Größe Umwelt-Konfliktdichte (vgl. Anhang I) nummer P3 19,7 ha (2 Teilflächen) Hohe Konfliktdichte

Schutzgutübergreifend wird für die Planung eine hohe Umweltkonfliktdichte ermittelt, da erhebliche Aus- wirkungen auf das Landschaftsbild innerhalb des landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs "Reichswald" sowie Eingriffe in Böden mit hoher Funktionserfüllung absehbar sind. Daneben verringert sich die Erholungseignung des Umfeldes, in dem mit einer Zunahme von Lärmwirkungen zu rechnen ist. Im Hinblick auf die artenschutzrechtlichen Fragestellungen wird auf die nachfolgend zusammenfassend dargestellten Ergebnisse der Artenschutz-Prüfung Stufe II verwiesen:

Ergebnisse der Artenschutz-Prüfung (KUHLMANN & STUCHT GBR, 2018): Die artenschutzrechtliche Prüfung kommt zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass die Konzentrations- zone Kleve "Reichswalde Ost" grundsätzlich als Vorrangfläche für die Nutzung von Windenergieanlagen (WEA) geeignet ist. Unter Anwendung der aufgeführten Maßnahmen (u.a. Abschaltalgorithmen für Fle- dermäuse; Ökologische Baubegleitung / Bauzeitenregelung; CEF-Maßnahmen für Waldschnepfe, Mäu- sebussard, Wespenbussard) besteht die Möglichkeit im Rahmen des nachfolgenden Genehmigungsver- fahrens artenschutzrechtliche Konflikte zu lösen. "Nach gutachterlicher Einschätzung und unter Einbe- ziehung von MUNLV & LANUV (2017) bestehen keine unüberwindlichen Vollzugshindernisse" (KUHL- MANN & STUCHT GBR, 2018). Es wird jedoch insbesondere für den Wespenbussard sowie für die Waldschnepfe und den Mäusebus- sard auf Prognoseunsicherheiten und ein ggf. verbleibendes Konfliktpotenzial hingewiesen. Es besteht somit weiterer Untersuchungsbedarf z.B. in Form einer Raumnutzungsanalyse (ggf. im Rahmen des Ge- nehmigungsverfahrens).

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6. Gesamtstädtische zusammenfassende Wertung der zu erwarten- den erheblichen Auswirkungen auf die Schutzgüter

Im Folgenden werden, basierend auf den Ergebnissen der Einzelflächenanalyse, die gesamt- städtisch relevanten Auswirkungen auf die Umweltschutzgüter zusammenfassend dargelegt. Vor dem Hintergrund der Maßstabsebene beschränkt und fokussiert sich die Zusammenstellung auf die wesentlichen Wirkungen mit übergeordneter, gesamträumlicher Bedeutung.

6.1.1 Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Durch die Neuausweisung von Siedlungs- und Gewerbeflächen werden keine geschützten Bio- tope beansprucht oder erheblich beeinträchtigt. Besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft im Sinne des § 20 Abs. 2 BNatSchG, gesetzlich geschützte Biotope nach § 42 LNatSchG NRW, schutzwürdige Biotope (gem. Biotopkataster NRW) oder Biotopverbundflä- chen werden nicht überplant.

Fauna-Flora-Habitat-Gebiete werden auch nach Berücksichtigung der Ergebnisse der "FFH- Vorprüfung Fläche W1-01" (s. Anhang III) in Rindern nicht erheblich beeinträchtigt. Aufgrund der Nähe zum Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein ist für den Standort W1-05 ggf. auf der nachfolgenden Ebene eine Natura 2000 – Vorprüfung durchzuführen, wobei die kumulierenden Wirkungen der Umgehungsstraßenplanung (B 220n) zu berücksichtigten sind. Gleiches gilt für den betriebsgebundenen Standort G2-03, der deichseitig unmittelbar an das Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein bzw. das NSG Dueffel - Kellener Altrhein anschließt.

Bei den im Bereich der neu dargestellten Siedlungsflächen vorhandenen Biotoptypen handelt es sich überwiegend um Ackerflächen sowie intensives Grünland mit geringem bis mäßigem Biotopwert. Gehölzstrukturen werden nur in sehr geringem Umfang überplant. In der Regel er- scheint ein Erhalt randlicher Gehölze auf nachfolgenden Planungsebenen möglich. Auf einigen Flächen oder im angrenzenden Wirkbereich sind gem. den Angaben des Fundort- katasters (LANUV) Nachweise planungsrelevante Arten bekannt. Dies sind vor allem die Flä- chen am östlichen Siedlungsrand von Kellen, bei denen Brutnachweise von Wiesenbrütern (Kiebitz) vorliegen. Zudem wurden Eulen und Greifvögel sowie Fledermäuse im Raum nachge- wiesen. Bei Beanspruchung der Flächen sind ggf. CEF-Maßnahmen erforderlich.

Grundsätzlich ist der Wert der Flächen für die o.g. Arten langfristig zu hinterfragen, sofern man den Bau der zukünftig östlich angrenzend verlaufenden Umgehungsstraße B 220n vorweg- nimmt, der zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Biotopqualität in diesem Raum führen wird. Die relevanten Artenschutzbelange sind zunächst innerhalb des Straßenbauverfahrens zu be- handeln.

Für weitere Standorte, auf denen - z.B. aufgrund der Einschätzung des Habitatpotenzials - planungsrelevante Arten derzeit nicht sicher auszuschließen sind, ist eine artenschutzkonforme Konfliktlösung auf Ebene des Bebauungsplanes zu erwarten. Eine Gefährdung lokaler Popula- tionen oder verfahrenskritischer Arten ist zum derzeitigen Zeitpunkt auszuschließen.

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Die Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt sind als durch- schnittlich zu beurteilen, da es sich überwiegend um häufige Biotoptypen oder Biotope mit ge- ringer Entwicklungsdauer handelt. Die Kohärenz des Schutzgebietssystems Natura 2000 oder andere Biotopverbundachsen werden nicht unterbrochen.

Naturnahe Biotope oder Bereiche mit hoher artenschutzrechtlicher Relevanz sind teilweise betroffen. Hinweise auf unlösbare artenschutzrechtliche Konflikte bzw. verfahrenskritische Vorkommen, die auf der nachfolgenden Planungsebene zu einer Nichtumsetzbarkeit der Pla- nung führen könnten, liegen nicht vor (vgl. Anhang II). Eine vertiefende Überprüfung ist je- doch im Rahmen nachgelagerter Bebauungsplanverfahren - insbesondere für Flächen mit er- höhtem Habitatpotenzial oder mit Nachweisen planungsrelevanter Arten - erforderlich.

Im Hinblick auf die artenschutzrechtlichen Belange der geplanten Darstellung einer Konzent- rationszone für Windenergieanlage (P3) wird auf die Ergebnisse und Planungshinweise der artenschutzrechtlichen Fachbeiträge verwiesen. Nach gutachterlicher Einschätzung bestehen keine unüberwindlichen Vollzugshindernisse (KUHLMANN & STUCHT GBR, 2018). Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens besteht die Möglichkeit artenschutzrechtliche Konflikte u.a. durch die Umsetzung von Abschaltalgorithmen für Fledermäuse sowie die Durchführung von CEF-Maßnahmen zu lösen. Es wird jedoch insbesondere für den Wespenbussard sowie für die Waldschnepfe und den Mäusebussard auf Prognoseunsicherheiten und ein ggf. verblei- bendes Konfliktpotenzial hingewiesen (KUHLMANN & STUCHT GBR, 2018).

Ebenfalls auf nachfolgender Ebene sind die Zerschneidungswirkungen innerhalb eines LSG und mögliche Auswirkungen auf planungsrelevante Arten (u.a. Bibernachweis 2011 im 300m Umfeld) durch die Planung der Tiergartenspange zu beachten.

6.1.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden

Durch die dargestellten ca. 90,8 ha Wohnbau-, Misch- und Gewerbeflächen (FNP-Reserven + Neudarstellungen) werden, bei einem angenommenen Versiegelungsfaktor von 0,4 für Wohn- bauflächen und 0,8 für Gewerbeflächen näherungsweise 47 ha Grundfläche überbaut (vgl. Kap. 7.1.1, Tab. 20). Auf diesen Flächen kann der Boden seine natürlichen Funktionen wie Regler-, Speicher- und Filterfunktion nicht mehr erfüllen.

Durch die Flächen G1-04a, G2-01, G2-03, W1-07a, W1-08a, W2-05a, W2-06a, W2-07, W2-08 und W2-11 werden Böden mit hoher bzw. sehr hoher Funktionserfüllung im Hinblick auf die Regler- und Pufferfunktion / natürliche Bodenfruchtbarkeit beansprucht. Böden mit hohem Grad der Funktionserfüllung im Hinblick auf das Biotopentwicklungspotenzial für Extremstandorte werden lediglich kleinflächig überplant (Randbereich der Fläche W1-08a). Insgesamt reduziert sich durch die absehbare Inanspruchnahme die Fläche der schutzwürdigen Böden im Stadtge- biet um ca. 1 %. Teilweise weisen die Böden bereits anthropogene Störungen auf, so dass die potenziellen Bodenverhältnisse gem. den Angaben der BK50 nicht die realen Bodenverhältnis- se widerspiegeln.

Geotope werden durch Siedlungs- und Gewerbeflächen nicht überplant.

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Die Auswirkungen auf das Schutzgut Boden sind erheblich, da jede zusätzliche Überbauung und Versiegelung zu einem Verlust der natürlichen Bodenfunktionen führt. Der hohe Anteil schutzwürdiger Böden am Gesamtstadtgebiet spiegelt sich auch in der beanspruchten Fläche wider.

Möglichkeiten der Vermeidung und Minderung der Auswirkungen sind aufgrund des beste- henden Bedarfs an neuen Bauflächen sowie der eingeschränkten Möglichkeit der Innenent- wicklung und Nachverdichtung bzw. Revitalisierung von Brachflächen begrenzt.

6.1.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser

Bei den geplanten Nutzungsänderungen in Form einer angestrebten baulichen Nutzung werden Böden überbaut und versiegelt. Als Folge der Versiegelung sind eine Verringerung der Grund- wasserneubildung und ein verstärkter Oberflächenabfluss zu prognostizieren. Insgesamt kann durch die Darstellungen eine vorständige Überbauung von ca. 47 ha (bei einer GRZ von 0,4 bzw. 0,8, s. Tab. 20) angenommen werden. Von erheblichen Beeinträchtigungen der Grund- wasserkörper mit gesamtstädtischer Bedeutung ist jedoch nicht auszugehen, da anfallendes Niederschlagswasser gemäß den Regelungen des § 55 WHG möglichst ortsnah zu versickern oder in Gewässer einzuleiten ist.

Es werden keine neuen Bauflächen in Trinkwasserschutzgebieten dargestellt. Auch Eingriffe in den Grundwasserhaushalt durch Einträge von Schadstoffen sind derzeit nicht zu prognostizie- ren, u.a. da grundwassernahe Standorte nicht beansprucht werden.

Zwei Wohnbauflächen-Darstellungen im Osten Kellens (W1-07a, W1-08a) grenzen jedoch an den Lambeerbachgraben und können zu negativen Auswirkungen auf das Gewässer führen. Ebenso führt der Schwartkopfer Graben durch die gewerbliche Baufläche G2-01. Auf den nach- folgenden Planungsebenen müssen negative Randeinflüsse auf das Gewässer und die Uferbe- reiche durch die Einhaltung von Grünpuffern vermieden werden.

Bauliche Darstellungen im Bereich des gesetzlich gesicherten Überschwemmungsgebietes des Rheins erfolgen nicht. Allerdings befinden sich alle Bauflächen im nördlichen Stadtgebiet (Kel- len, Rindern, Kleve-Unterstadt) innerhalb der Rheinniederung, die grundsätzlich als natürliches Überschwemmungsgebiet gilt.

Die gesamtstädtischen Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser sind gering und beschrän- ken sich auf die mit einer Bebauung verbundene Verringerung der Grundwasserneubildung durch Versiegelung und Überbauung. Auf gesamtstädtischer Ebene ist jedoch nicht von er- heblichen Beeinträchtigungen der Grundwasserkörper auszugehen. Grundsätzlich ist bei al- len neuen Bauvorhaben die Möglichkeit der dezentralen Niederschlagswasserversickerung zu prüfen und zu bevorzugen. Zu angrenzenden Gewässern ist grundsätzlich ein Schutzabstand einzuhalten, der teilweise durch Grünflächendarstellungen bereits im FNP sichergestellt wird.

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6.1.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima / Luft

Durch die neuen Siedlungsflächen nimmt der Anteil von Siedlungsklimatopen zu. Die untersuch- ten Prüfflächen und Neudarstellungen des FNP nehmen vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Freiflächen am Siedlungsrand in Anspruch, so dass es gesamtstädtisch betrachtet zu einer Ver- ringerung der Freilandklima-Anteile kommen wird. Ein Verlust der Kaltluftbildungsfunktion ist in diesen Bereichen zu erwarten. Vor allem im Südosten Kleves/Materborns sowie östlich Kellen verschiebt sich der Siedlungsrand in den Landschaftsraum, der bisher eine ausgleichende Wir- kung für die benachbarten Siedlungsbereiche ausübt. Da jedoch im Anschluss an die vorgese- henen Flächenausweisungen weiterhin großflächige Freilandklimabereiche mit Kaltluftbildungs- potenzial angrenzen und eine allgemein günstige Durchlüftung vorherrscht, kommt es hierbei voraussichtlich nicht zu erheblichen Eingriffen in das gesamträumliche Klimagefüge. Eine Ände- rung und Verlagerung der Kaltluft-Einwirkbereiche am Siedlungsrand ist jedoch zu erwarten.

Besondere Luftleitbahnen oder Flächen mit Ausgleichsfunktionen im Innenbereich werden nicht beansprucht. Vielmehr sollen über geeignete Darstellungen (Landwirtschaft, Grünfläche) we- sentlich Belüftungsbahnen offengehalten werden. Aufgrund der grundsätzlich günstigen Durch- lüftungssituation und der Siedlungsstruktur ist durch die Neudarstellung von Bauflächen nicht mit der Ausbreitung von sommerlichen Hitzeinseln in Wohnquartieren zu rechnen. Auf den nachfolgenden Planungsebenen bestehen zudem Möglichkeiten den Auswirkungen des Klima- wandels durch die Förderung regenerativer Energien, die Berücksichtigung von potenziellen Sturzflutwegen sowie die Festsetzung von Dach- und Flächenbegrünungen entgegenzuwirken. Konkrete Vorgaben sind dem Klimaschutzfahrplan der Stadt Kleve zu entnehmen.

Durch die Bündelung der neuen Siedlungsflächen im Bereich der Siedlungsschwerpunkte Kle- ve, Materborn und Kellen werden nur kurze Wege zur Nutzung von Infrastrukturen nötig, was zur Vermeidung unnötigen PKW-Verkehrs und zur CO2-Vermeidung beiträgt. Bestehende Mög- lichkeiten der Innenentwicklung werden ausgeschöpft.

Durch die Darstellung von Konzentrationszonen für Windenergie und die Neudarstellung eines Standortes für Freiland-Photovoltaikanlagen werden Darstellungsmöglichkeiten zur Förderung regenerativer Energien genutzt.

Die gesamtstädtischen Auswirkungen auf das Schutzgut Klima sind gering. Aufgrund der vor- handenen günstigen klimatischen Ausgangssituation mit hohem Anteil an Frischluftentste- hungsgebieten und guten Austauschbeziehungen im Siedlungsgebiet werden die Planungen vermutlich nicht zu erheblichen Belastungen des städtischen Klimas führen. Vermehrte Belas- tungssituationen sind auch unter Berücksichtigung des Klimawandels durch die neuen Dar- stellungen nicht zu erwarten. Hinweise auf erhebliche Luftbelastungen bestehen nicht, wobei lokale Phänomene auf dieser Planungsebene nicht berücksichtigt werden können. Die Möglichkeiten zur Förderung regenerativer Energien werden durch die Darstellung einer Konzentrationszone für Windenergie bzw. einer Sonderbaufläche "Photovoltaik" genutzt. Im Rahmen der nachfolgenden Planungen sind die Empfehlungen des Klimaschutzfahrplans zur Klimawandel-Anpassung sowie zur klimagerechten Siedlungsentwicklung zu beachten.

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6.1.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft Auswirkungen auf die Landschaft einschließlich ihrer Eignung für die Erholung ergeben sich durch neue Bauflächen insbesondere im baulichen Außenbereich. Die baulichen Erweiterungen stellen überwiegend Arrondierungen oder Erweiterungen bestehender Siedlungsflächen dar. Bereiche mit besonderer Vielfalt, Eigenart öder Schönheit werden durch neue Bauflächen nicht beansprucht.

Ebenso werden keine Flächen mit besonderer Erholungseignung oder -funktion überplant. Es kommt jedoch durch die geplanten Umwidmungen zu einem Verlust von (nicht öffentlichen) Sportplätzen.

Typische oder erhaltenswerte Landschafts- oder Ortsbilder oder historische Ensembles werden ebenfalls nicht überformt. Allerdings stellen vor allem die östlich Kellens und Materborns darge- stellten Siedlungsflächen eine deutliche Veränderung des landschaftlichen Charakters dar. Öst- lich Kellens ist durch die Straßenplanung zudem eine deutliche Beeinträchtigung des Land- schaftsbildes und der Erholungseignung im Umfeld der Trasse der B 220n absehbar.

Der Zugang zum Landschaftsraum verschlechtert sich geringfügig in den südöstlichen Quartie- ren Kleves durch neue Bauflächen südlich der Querallee. Positiv ist die planerische Sicherung des "Landschaftsparks Galleien", des Freiraums „Mater- borner Schweiz“ sowie weiterer erholungsrelevanter Bereiche ("Haus Gnadenthal" „Bildungs- zentrums Wasserburg Rindern“, Freizeitachse Spoykanal) durch Grünflächen-Neudarstellungen zu bewerten.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft auch als Voraussetzung für die menschliche Erholung sind mäßig. Die Beanspruchung von Naherholungsräumen am Siedlungsrand mit lokaler Bedeutung kann zumeist in den angrenzenden Freiraumbereichen kompensiert wer- den. Von der geplanten Tiergartenspange gehen jedoch erhebliche Auswirkungen auf das Land- schaftsbild (u.a. Lage in Sichtachse) sowie die Erholungseignung innerhalb eines LSG aus.

Zudem sind durch die geplante Konzentrationszone für Windenergie am Rand des Reichs- waldes erhebliche Auswirkungen auf Landschaftsbild und Erholungseignung zu erwarten. Aufgrund der erhöhten Lage im Vergleich zum in der Niederung gelegenen Haupt- Siedlungsgebiet ist davon auszugehen, dass die Windenergie-Anlagen von vielen Stellen aus sichtbar sein werden. Die tatsächliche Störwirkung im Landschaftsbild ist jedoch erst auf nachfolgenden Ebenen und unter Berücksichtigung der Detail- und Standortplanung einzu- grenzen.

6.1.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit Die geplanten Siedlungsflächenerweiterungen befinden sich teilweise im näheren Umfeld von Hauptverkehrswegen. Hier ist grundsätzlich mit Luftschadstoff- sowie Lärmimmissionen zu rechnen. Insbesondere die Umgebungslärmkartierung und der Lärmaktionsplan geben hierbei

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Hinweise auf Lärmbelastungen. Ausgehend von dieser Grundlage sind erhöhte Lärmpegel für die Wohnbauflächen W1-05 und W2-11 bekannt, wobei auch an anderen Standorten erhöhte Werte auftreten können.

Im Hinblick auf die Lärmvorbelastung ist auf die positiven Wirkungen der Umgehungsstraßen- planungen (B220n, Tiergartenspange) zu verweisen, die zu einer Verkehrslärm-Abnahme im Bereich der innerörtlichen Durchgangsstraßen beitragen werden. Auf der anderen Seite werden neu entwickelbare Bauflächen des FNP zu neuen Verkehren und zu einer derzeit nicht quantifi- zierbaren Zunahme begleitender (Lärm-)Belastungen führen. In diesem Kontext ist darauf hinzuweisen, dass Lärmbelastungen üblicherweise einen auf der nachfolgenden Planungsebene lösbaren Konflikt darstellen. Mithilfe verschiedener aktiver und passiver Lärmschutzmaßnahmen (Lärmschutzwälle und -wände, Gebäudestellungen, Lärm- schutzfenster) oder durch die Einhaltung ausreichender Abstände lassen sich bestehende oder zukünftige Lärmimmissionen bzw. -emissionen in der Regel auf ein zulässiges Niveau verrin- gern. Lärmschutzmaßnahmen oder Emissionskontingentierungen können auf der konkretisie- renden Bebauungsplan-Ebene zur Wahrung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse beitra- gen, so dass auf dieser Ebene des FNP zunächst keine unlösbaren Konfliktlagen erkennbar sind. Weitere potenzielle Beeinträchtigungen der menschlichen Gesundheit durch Gerüche (bei Nähe zu Viehhaltungsbetrieben oder Industrieanlagen), durch die Nähe zu Hochspannungstrassen oder sonstige derzeit nicht sicher zu bemessende Einflüsse (Licht, Wärme, Strahlung, Verschat- tung) sind - soweit erforderlich - standortbezogen im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung zu prüfen. Hinweise hierzu finden sich, soweit Einwirkungen bereits bekannt oder absehbar sind, in den Einzelflächen-Steckbriefen. Bei drei Standorten sind potenzielle Immissionskonflikte durch heranrückende Wohnbebauung an landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltungen be- kannt.

Zahleiche Siedlungsflächen im Bereich der Niederterrasse des Rheins befinden sich in einem natürlichen Überschwemmungsgebiet. Da Gefährdungen in erster Linie bei Versagen der Hochwasserschutzeinrichtungen oder seltenen Extremereignissen (1.000-jähriges Hochwasser) eintreten können, besteht vornehmlich ein theoretisches Risiko. Auswirkungen auf den Men- schen und die menschliche Gesundheit sind damit nicht konkret absehbar bzw. bewertbar. Die Angaben sind somit zunächst zur Risikobewertung und als Hinweis für die nachfolgenden Pla- nungsebenen zu verstehen. Untersuchungen des Untergrundes werden aufgrund vorhandener Altlastenhinweise voraus- sichtlich für die Fläche W2-07 notwendig. Auf der nachfolgenden Planungsebene sind in Ab- stimmung mit der Unteren Bodenschutzbehörde Untersuchungen u.a. zum Ausschluss negati- ver Einflüsse über den Wirkungspfad Boden-Mensch erforderlich. Neue Wohnbauflächendarstellungen im Umfeld von Störfallbetrieben erfolgen nicht. Für Pla- nungen im Umfeld bestehender Störfallbetriebe (insbesondere Rübo Gas Handels-GmbH) sind ggf. Schutzmaßnahmen bzw. weitergehende Untersuchungen auf den nachfolgenden Pla- nungsebenen erforderlich. Dies betrifft insbesondere Vorhaben, die innerhalb des Achtungsab- standes bzw. des angemessenen Abstandes um die Betriebsbereiche vorgesehen sind. Weiter- hin ist im Rahmen der konkretisierenden Bauleitplanung die verträgliche Steuerung möglicher

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Neuansiedlungen von Störfallbetrieben, z.B. in neu dargestellten gewerblichen Bauflächen, gem. dem Trennungsgrundsatz nach § 50 BImSchG zu berücksichtigen.

Die übergeordneten Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit sind nur schwer zu prognostizieren (vgl. Kap. 8). Für Wohnbauflächen im Umfeld von Haupt- verkehrswegen ergeben sich Hinweise auf Belastungen durch Verkehrslärm, wobei eine ge- naue Bemessung aufgrund fehlender Detailkenntnisse auf dieser Ebene nicht möglich ist. Ge- ruchsimmissionen durch landwirtschaftliche Betriebe sind bei entsprechender Bewirtschaftung bei drei Flächen derzeit nicht auszuschließen. Zudem sind Schutzabstände zu Hochspan- nungsleitungen bei den Flächen W1-07a, W1-08a und W2-11 vorsorglich zu beachten. Genauere Betrachtungen sind auf der nachfolgenden Planungsebene erforderlich.

6.1.7 Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter Durch die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans und die geplanten Darstellungsänderun- gen werden keine Baudenkmäler überplant oder indirekt beeinträchtigt. Die Fläche W1-01a grenzt unmittelbar an ein großflächiges Bodendenkmal im Norden Rinderns. Die Fläche W2-03a am westlichen Ortsrand Rinderns liegt zudem innerhalb des Bodendenkmalbereichs "Siedlung Rindern Nord" (KLE 212), so dass auf der nachfolgenden Planungsebene eine archäologische Grunderfassung erforderlich wird. Einige der dargestellten Siedlungsflächen befinden sich innerhalb regional bedeutsamer und landesbedeutsame Kulturlandschaftsbereiche, die einen Großteil des Klever Stadtgebietes um- fassen. Diese gelten als Vorbehalts- bzw. Vorranggebiete im Sinne der Raumordnung. Bei der konkreten Bauflächenplanung ist sicherzustellen, dass die Vorhaben den Charakter der Berei- che nicht nachteilig verändern oder besondere kulturhistorische Sichtachsen beeinträchtigt wer- den. In der Regel werden keine wertgebenden Bestandteile der Kulturlandschaftsbereiche be- einträchtigt. Allerdings zerschneidet die Straßenplanung der Tiergartenspange eine Sichtachse innerhalb eines bedeutenden Denkmalbereichs, so dass sehr erhebliche Auswirkungen auf den bedeutsamen Kulturlandschaftsbereich sowie seine Denkmaleigenschaften und Sichtbezüge möglich sind.

Bei den neu dargestellten Bauflächen handelt es sich überwiegend um landwirtschaftlich ge- nutzte Flächen. Als Sachgut Produktionsfläche besitzen vor allem die Flächen im Niederungs- bereich aufgrund der hohen Boden-Ertragsfähigkeit eine besondere Bedeutung.

Die Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter sind relevant. Die kulturhistori- sche Bedeutung Kleves, die sich auch in den großflächigen landesbedeutsamen und bedeut- samen Kulturlandschaftsbereichen und den zahlreichen Bau- und Bodendenkmalen wider- spiegelt, ist bei allen Bauvorhaben zu beachten und zu erhalten. Kritisch ist in diesem Sinne grundsätzlich die Straßenplanung der Tiergartenspange zu sehen, die innerhalb eines bedeutenden Denkmalbereichs liegt und eine bedeutsame Sichtachse schneidet. Grundsätzlich negativ zu bewerten ist die weitere Verringerung ertragreicher landwirtschaftli- cher Nutzflächen als umweltbezogenes Sachgut, die in Ausnahmefällen zu existenzgefähr-

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denden Flächenengpässen für landwirtschaftliche Betriebe führen kann.

6.2 Wechselwirkungen

Bei der Umweltprüfung handelt es sich um ein integratives Verfahren, das eine schutzgü- terübergreifende Betrachtung unter Berücksichtigung von Wechselwirkungen erfordert (vgl. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB). Ausgangspunkt dieses Ansatzes ist die Erkenntnis, dass die einzelnen Schutzgüter nicht isoliert und zusammenhangslos nebeneinander vorliegen, sondern dass zwi- schen ihnen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten bestehen. Ökosystemare Wechselwirkungen sind alle denkbaren funktionalen und strukturellen Beziehun- gen zwischen Schutzgütern, innerhalb der Schutzgüter (zwischen und innerhalb von Schutzgut- funktionen und Schutzgutkriterien) sowie zwischen und innerhalb von landschaftlichen Ökosys- temen, soweit sie aufgrund einer zu erwartenden Betroffenheit durch Projektauswirkungen von entscheidungserheblicher Bedeutung sind. Sie beschreiben somit die Umwelt als funktionales Wirkungsgefüge. Allerdings ist die Anzahl ökosystemarer Wechselbeziehungen aufgrund der Fülle von biotischen und abiotischen Einflüssen sowie unter Beachtung der zeitlichen Dimension potenziell unend- lich. Aufgrund wissenschaftlicher Kenntnislücken und praktischer Probleme (unverhältnismäßig hoher Untersuchungsaufwand) ist eine vollständige Erfassung aller Wechselbeziehungen daher im Rahmen einer Umweltprüfung nicht zu leisten bzw. nicht zielführend.

Folglich werden nur die Wechselwirkungen erfasst und bewertet, die ausreichend gut bekannt und untersucht sind und die im Rahmen der Umweltprüfung entscheidungserheblich sein kön- nen. Die relevanten Wechselwirkungen (z.B. Wirkungspfade Boden-Wasser-Mensch oder Ab- hängigkeiten zwischen abiotischen Standortbedingungen und Lebensraumfunktionen) werden daher, soweit sie erkennbar und von Belang sind, bereits den einzelnen Schutzgütern zugeord- net und in die Schutzgutanalyse und -bewertung integriert.

6.3 Ausgewählte Indikatoren zur Beurteilung des Flächenverbrauchs im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung

Eine an dem Prinzip der Nachhaltigkeit orientierte Stadtentwicklung hat neben den sozialen und wirtschaftlichen auch umweltschützende Anforderungen zu berücksichtigen. Bauleitpläne sollen nach § 1 Abs. 5 BauGB dazu beitragen, "eine menschenwürdige Umwelt zu sichern, [und] die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln (...)". Der Handlungsspielraum der vorbereitenden Bauleitplanung ist hierbei allerdings begrenzt. Einige Themenfelder wie Energie (z.B. Energieverbrauch) oder Abfall (Bruttoabfallaufkommen der Haushalte etc.) sind durch eine Flächennutzungsplanung kaum steuerbar. Flächenbezogene Indikatoren hingegen können zumindest Hinweise auf den sparsamen Umgang mit Grund und Boden (§ 1a Abs. 2 BauGB) liefern.

6.3.1 Entwicklung der Siedlungsfläche im Stadtgebiet / Flächenverbrauch Trotz insgesamt schrumpfender Bevölkerungszahlen steigt der Flächenanteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen bundesweit weiter kontinuierlich an. Hierbei zeigt sich, dass demografi-

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scher Wandel nicht mit einer sinkenden Flächeninanspruchnahme gleich zu setzen ist. In Kleve wird eine etwa gleichbleibende Bevölkerungszahl prognostiziert. Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung ist zu prüfen, inwiefern ein zukünftiger Siedlungs- flächenbedarf über bestehende Reserven gedeckt werden kann oder inwieweit neue Wohnbau- flächen im Flächennutzungsplan dargestellt werden müssen. Die städtebauliche Entwicklung soll vorrangig durch Maßnahmen der Innenentwicklung erfolgen. Hierzu wurde ein Fachbeitrag Binnenentwicklung erstellt, der die exakten Potenziale für die Stadt Kleve erfasst.

Nach der Bedarfsprognose benötigt die Stadt Kleve für den Zeitraum bis zum Jahr 2030 zwi- schen 84 ha und 118 ha Wohnbauflächen.

Zur Berechnung der vorhandenen Wohnbauflächenreserven wurden Reserven in rechtskräfti- gen Bebauungsplänen, Baulücken im § 34-Bereich sowie bisher noch nicht umgesetzte Flä- chenpotenziale aus dem alten Flächennutzungsplan ausgewertet. Hiernach ergeben sich ge- samtstädtische Wohnbauflächenreserven von ca. 80 ha, von denen etwa 14 ha FNP-Reserven zurückgenommen werden. Zuzüglich der etwa 35 ha neu ausgewiesenen Wohnbauflächen ergibt sich damit eine Summe von ca. 100 ha Wohnbaufläche, die im mittleren Bereich des er- rechneten Bedarfs bis 2030 liegt.

Bei den gewerblichen Bauflächen sind die Reserven mit insgesamt ca. 100 ha hoch. Hiervon sind allerdings viele Flächen betriebsgebunden oder nicht frei verfügbar. Daher sollen insge- samt ca. 5 ha zusätzliche Gewerbeflächen neu dargestellt werden. Bei entsprechendem Bedarf ist auch die Poolfläche nördlich der Siemensstraße ("Frankenhof") mit 20 ha sowie die 8 ha große Poolfläche in Materborn (Quer-/Materbornerallee) anzurechnen. In der Summe liegen die dann vorhandenen Gewerbeflächenpotenziale deutlich über dem ermittelten Bedarf.

Die Darstellung von Wohnbauflächen liegt etwa im Korridor des berechneten Bedarfes. Die Darstellung von Gewerbeflächen liegt deutlich über dem Bedarf, was nicht zuletzt auf eine ge- ringere tatsächliche Flächenverfügbarkeit zurückzuführen ist.

6.3.2 Lage und Nutzung vorhandener Infrastruktur Im Zuge einer fortschreitenden Zersiedelung der Landschaft durch Siedlungs- und Verkehrsflä- chen muss sich eine nachhaltige Stadtentwicklung auch an dem Verhältnis von Innen- zu Au- ßenentwicklung messen lassen. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland pro Tag 63 ha Freifläche für den Bau neuer Siedlungen und Verkehrswege in Anspruch genommen9. Auch in den Folge- jahren lagen die Werte in diesem Bereich. Das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2020 die tägliche Inanspruchnahme neuer Siedlungs- und Verkehrsflächen auf 30 ha/Tag und auf 20 ha/Tag bis zum Jahr 2030 zu reduzieren. Vorteile einer bevorzugten Innenentwicklung sind nicht nur das Verhindern einer ausufernden Landschaftsinanspruchnahme, sondern insbesondere auch die Nutzung vorhandener verkehrli- cher, technischer sowie sozialer Infrastruktur.

9 www.lanuv.nrw.de/umwelt/bodenschutz-und-altlasten/flaechenverbrauch/ (abgerufen 21.03.2019)

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Die Stadt Kleve verfolgt eine weitere bauliche Entwicklung nachfolgenden Prioritäten:

1. Aktivierung vorhandener Baulücken-Reserven in bestehenden B-Plänen, 2. Nachverdichtung in geeigneten Blockinnenbereichen,

3. Konzentration neuer Bauflächen im Umfeld der Siedlungsschwerpunkte zur Auslastung der vorhandenen Infrastruktur. Im Rahmen der FNP Neuaufstellung werden zahlreiche Innenentwicklungsflächen erfasst und für eine zukünftige Wohnbaunutzung ausgewählt. Schwerpunkte der künftigen Entwicklung lie- gen in den innenstadtnahen Stadtteilen Kellen und Materborn, in denen neben der Erreichbar- keit der Innenstadt vor allem die infrastrukturelle Ausstattung als Standortvorteil nachgefragt ist. Großflächige Siedlungsflächenausweisungen in den randlichen Ortslagen erfolgen nicht, was zum Erhalt der vorhandenen Kulturlandschaft beiträgt. Allerdings sind in Materborn im Bereich östlich der Materborner Allee jedoch großflächige Entwicklungen auf bislang intensiv landwirt- schaftlich genutzten Flächen vorgesehen. Gleiches gilt für die nördlichen und östlichen Sied- lungsränder Kellens, wobei die Lage der B220n den neuen Siedlungsabschluss vorgibt.

Im Resultat stellt die Mehrzahl der Flächen eine Innenentwicklung bzw. Arrondierung dar. Einzig die beabsichtigte Entwicklung im Osten Materborns reicht stärker in den Freiraum hin- ein. Eine Infrastrukturanbindung (Verkehr, Kanal etc.) ist insgesamt weitgehend vorhanden.

6.3.3 Berücksichtigung der Leitbilder und Ziele formeller und informeller Pläne und Konzepte sowie Gesetze Eine nachhaltige Stadtentwicklung ist u. a. daran zu messen, ob gesetzliche Vorgaben einge- halten werden und die Darstellungen mit den Zielen und Leitbildern anderer Pläne, Programme und Konzepte übereinstimmen.

Das Stadtgebiet ist mit vielfältigen Entwicklungszielen formeller und informeller Pläne, Pro- gramme und Konzepte belegt. Für den Bereich Natur und Landschaft sind dies insbesondere der formelle Regionalplan als Landschaftsrahmenplan, die Landschaftspläne sowie informelle Konzepte wie das Stadtentwicklungskonzept und die zahlreichen Fachbeiträge zum FNP. Da- neben liegen weitere Konzepte und Leitbilder vor, die jedoch in der Regel keine raumkonkreten Zielvorgaben treffen.

Darüber hinaus ist zu überprüfen, ob den Zielen und Grundsätzen des BauGB und der zahlrei- chen Fachgesetze entsprochen wird. Da Ziele der Fachgesetze und -verordnungen in der Regel den Zulässigkeitsrahmen vorgeben und damit für die Bewertung der Planungswirkungen als maßgebliche Grundlage dienen, erfolgt eine Berücksichtigung im Rahmen der allgemeinen Schutzgutbearbeitung (s. Anhang I, bzw. Kap. 6.1.1-0). Insgesamt können keine schwerwiegenden Konflikte zu anderen Planwerken oder Konzepten festgestellt werden. Widersprüche ergeben sich bei einigen neu dargestellten Bauflächen ins- besondere zu den Belangen der Landwirtschaft, der weitere Fläche entzogen wird.

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Tab. 19: Prüfung vorhandener Ziele und Leitbilder Plan / Konzept Abweichung bzw. Konflikt mit räumlichen Zielen / Leitbildern

Abweichung von den Regionalplanfestlegungen in Teilbereichen (z.B. SO-B2, W1-05) sowie kleinräumliche Abweichungen, die unter Berück- Regionalplan sichtigung der zeichnerischen Unschärfe als unkritisch zu werten sind (z.B. W2-03a, W1-01a, G1-05)

Die betriebliche Erweiterungsfläche G2-03 und die Trasse der Tiergar- Landschaftsplan tenspange liegen gem. den vorliegenden Landschaftsplan-Fachdaten in- nerhalb von Landschaftsschutzgebieten

Stadtentwicklungskonzept -

Flächenpool/Ökokonto -

Verflechtungsstudie Rot8/ Masterplan Grenzregion - Nimwegen Kleve

Fachbeitrag Stadtökologie -

Fachbeitrag Kultur- Inanspruchnahme in bedeutsamen und landesbedeutsamen Kulturland- landschaft schaftsräumen und in Sichtachsen

Neudarstellungen von Bauflächen gehen häufig zu Lasten landwirtschaft- Landwirtschaftlicher Fach- licher Flächen mit guter agrarstruktureller Bewertung und bestehender beitrag Produktionsstandorte

Radverkehrskonzept -

Fachbeitrag Mobilität -

Fachbeitrag Tourismus -

Insgesamt stimmen die im FNP gewählten neuen Darstellungen mit den Leitbildern und Zie- len formeller und informeller Pläne und Konzepte sowie Gesetzen weitgehend überein. Mög- liche bestehende Zielkonflikte, die durch den Bestand verursacht und über bestehendes Bau- recht abgedeckt sind, können nicht aufgelöst werden.

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7. Möglichkeiten zur Vermeidung und zur Verminderung von Um- weltauswirkungen und zur Kompensation von Eingriffen

Neben der Vermeidung der Inanspruchnahme konfliktträchtiger Standorte werden für geplante Entwicklungsflächen folgende Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen empfohlen. Diese richten sich an die nachfolgenden Planungs- bzw. Umsetzungsebenen. Eine Zuordnung der jeweiligen Maßnahmen zu Bauflächen ist den Bewertungsbögen (siehe Anhang I) zu entnehmen. Die im Rahmen der Einzelflächenbewertung vorgeschlagenen standortbezo- genen Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen fließen jedoch nicht in die abschließende Konfliktbewertung ein.

Im Folgenden wird eine stichpunktartige Auswahl grundsätzlich zu beachtender Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen für zentrale Belange dargelegt.

Geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Biotopfunktion bzw. zur Minderung möglicher Eingriffe in den Naturhaushalt (Auswahl) Vermeidung

- Vermeidung der Inanspruchnahme von geschützten oder schutzwürdigen Biotopkomplexen

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Biotopverbundachsen /-strukturen

- Vermeidung der Inanspruchnahme von seltenen Biotoptypen als Lebensraum stenöker Tier- artengruppen sowie planungsrelevanter Arten; Vermeidung artenschutzrechtlicher Konflikte

Verminderung und Kompensation

- Erhalt prägender oder schutzwürdiger Biotopstrukturen (markante Einzelbäume, Gehölzstrei- fen etc.) im Rahmen der Bebauungsplanung

- Einhaltung eines Mindestabstandes von angrenzenden, wertvollen Biotopverbundelementen (z. B. bei Gewässern beidseitig mind. 5-25 m; Waldflächen 35 m)

- Verwendung bodenständiger Gehölze im Rahmen der Bebauungsplanung

- Neuanlage bzw. Optimierung von Biotopen in funktionalem Zusammenhang mit dem Eingriff oder im Zusammenhang in Form von gebündelten Kompensationsmaßahmen (Vorrangräu- me)

- Beachtung artenschutzrechtlicher Vermeidungsmaßnahmen und weiterer Anforderungen (ggf. CEF-Maßnahmen)

Geeignete Maßnahmen zum Erhalt der Bodenfunktionen und zur Verringerung der Flä- cheninanspruchnahme/Versiegelung (Auswahl) Vermeidung

- Reaktivierung von versiegelten Flächen, Brachflächen und Baulücken für bauliche Zwecke

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Geotopen sowie Böden mit Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit Biotopentwicklungspotenzial für Sonder- standorte

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- Vermeidung der Inanspruchnahme von Böden mit natürlicher Bodenfruchtbarkeit

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Flächen mit Bedeutung als Retentionsflächen Verminderung und Kompensation

- Flächenschonende Bauweise durch Beschränkung der überbaubaren Fläche (GRZ)

- Verwendung versickerungsfähiger Materialien im Rahmen der Bebauungsplanung

- Ortsnahe Regenwasserversickerung im Rahmen der Bebauungsplanung

- Entsiegelung von Flächen

- Maßnahmen zum Bodenschutz / bodenverbessernde Maßnahmen im Bereich schutzwürdi- ger Böden und im Bereich von Geotopen Geeignete Maßnahmen zur Erhaltung gesunder Lebensverhältnisse bzw. zur Minderung möglicher Belastungen der Lufthygiene sowie zum Lärmschutz (Auswahl) Vermeidung

- Vermeidung der Inanspruchnahme besonderer klimatischer Funktionsräume und Leitbahnen

- Vermeidung von Flächenausweisungen in durch Luftschadstoffe belasteten Räumen

- Vermeidung von Flächenausweisungen in durch Lärmimmissionen stark belasteten Räumen

- Einhaltung der immissionsschutzrechtlichen Abstände u. a. zu Industrie- und Gewerbeflä- chen, landwirtschaftlichen Betrieben etc. Verminderung

- Klimatisch angepasste Gebäudestellung, Geschoss- und Grundflächenzahl

- Aktiver Lärmschutz durch begrünte Lärmschutzwälle/-wände

- Passiver Lärmschutz durch Einplanung eines Lärmschutzes an den Gebäuden im Rahmen der Bebauungsplanung bzw. lärmangepasste Gebäudestellung und Raumnutzung

Geeignete Maßnahmen zum Erhalt des Landschafts-/Ortsbildes und der Erholungseig- nung (Auswahl)

Vermeidung

- Vermeidung der Inanspruchnahme ortsteilprägender oder identitätsstiftender Flächen und Strukturen wie Anger, prägende Obstwiesen

- Vermeidung der Inanspruchnahme von Flächen in ausgewiesenen Erholungsräumen

- Vermeidung von Verbauung attraktiver Blickachsen Verminderung

- Ortstypische Bauweise durch ggf. Reduzierung der Geschossflächenzahl (GFZ) sowie Gestaltungssatzungen im Rahmen der Bebauungsplanung

- Eingrünung und Verwendung ortstypischer Gehölzarten im Rahmen der Bebauungsplanung

- Anlage landschaftsgliedernder, prägender Elemente

- Gebäudebegrünung, Dachbegrünung insbesondere bei großflächigen Gewerbeansiedlungen

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7.1 Handhabung der Eingriffsregelung

Eingriffe in Natur und Landschaft, die sich voraussichtlich nach Umsetzung eines Bauleitplans ergeben, müssen auf der Grundlage des § 1a BauGB in Verbindung mit den §§ 14 - 15 BNatSchG ausgeglichen werden. Aufgrund der wenig konkreten Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung kann auf FNP-Ebene das Kompensationserfordernis lediglich überschlägig an- hand von Durchschnittswerten und -größen ermittelt werden.

7.1.1 Überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung

Für die Bauleitplanung hat der Kreis Kleve im Einvernehmen mit den Städten und Gemeinden das Verfahren "Ergänzung zur Bewertung von Eingriffen in Natur und Landschaft im Kreis Kle- ve" entwickelt. Dabei wird die Bewertung auf der Grundlage von Biotoptypen vorgenommen. Die Biotoptypen sind in der Biotoptypenwertliste vorgegeben, ihnen ist jeweils ein festgesetzter Grundwert zugeordnet. In der Biotoptypenwertliste erhält jeder Biotoptyp einen Grundwert auf einer Skala von 0 bis 10. Dabei entspricht 0 dem niedrigsten und 10 dem höchsten Wert für Na- turschutz und Landschaftspflege. Der Grundwert wird mit der Flächengröße multipliziert. Dem Grundwert des Biotopbestandes wird der angestrebte Biotopwert nach vollzogenen Aus- gleichsmaßnahmen gegenübergestellt. Die Differenz ergibt den Ausgleichswert bzw. das Auf- wertungspotenzial. Die überschlägige Bilanzierung der zu erwartenden Eingriffe durch die geplanten Bauflächen orientiert sich an den vorhandenen sowie den angestrebten Biotoptypen bei einer durchschnitt- lichen Grundflächenzahl (GRZ) von 0,4 bei Wohnbauflächen und 0,8 bei Gewerbeflächen.

Nicht in die Bilanzierung fließen Flächen ein, für die schon Baurecht existiert (B-Plan Reserven), da für diese schon eine Eingriffsbilanzierung durchgeführt wurde. Ebenso wurden die bereits vorgenutzten Sportplatzanlagen nicht berücksichtigt. Betrachtet wurden sowohl Reserveflächen als auch Neuausweisungen.

Schwerpunktmäßig betroffen von zukünftigen Eingriffen sind Acker- sowie Grünlandbiotope, die zumeist intensiv genutzt werden. Gärten und Brachflächen werden in geringem Umfang bean- sprucht (vgl. folgende Tabelle). Höherwertige Biotopstrukturen wie Wald und Gehölzstrukturen sind kaum in den Potenzialflächen vertreten oder können durch Vermeidungsmaßnahmen auf nachfolgender Ebene erhalten werden. Durch die im Flächennutzungsplan in einem Umfang von insgesamt ca. 90,8 ha vorgesehenen Siedlungsflächen-Ausweisungen (Wohnbauflächen und gewerbliche Bauflächen; Neudarstel- lungen und Reserven) entsteht ein überschlägiges Biotopwertdefizit von 1.686.000 Ökowert- punkten, welches im Falle einer vollständigen Realisierung aller Flächen kompensiert werden müsste (s. Tab. 20).

Vor diesem Hintergrund ist absehbar, dass über ggf. vorhandene Potenziale in bestehenden Ökokonten und Flächenpools hinausgehend, zukünftig neue Kompensationsflächen erschlos- sen werden müssen. Entsprechend große Freiräume und geeignete Potenzialflächen (vgl. LAN- GE, 2004) sind in Kleve grundsätzlich in ausreichendem Umfang vorhanden, wobei die Frage der Verfügbarkeit im Rahmen nachgelagerter Planungen zu klären ist.

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Tab. 20: Überschlägige Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung A - Ausgangszustand 1 2 3 4 5 6 7 Fläche Grundwert Korrektur- Einzelflächen- Flächen-Nr. Code Gesamtwert m² A faktor wert vers. Fläche 1.1 16.500 0 1 0 0 Acker 3.1 535.600 2 1 2 1.071.200 Grünland 3.2 266.800 4 1 4 1.067.200 Garten strukturreich 4.2 42.600 4 1 4 170.400 Brache 5-15 J. 5.2 42.000 5 1 5 210.000 Bäume 8.2 4.500 8 1 8 36.000 Gesamtwert A 908.000 2.554.800

B - Planungszustand 1 2 4 5 6 7 8 Fläche Grundwert Korrektur- Einzelflächen- Flächen-Nr. Code Gesamtwert m² B faktor wert vers. Fläche 1.1 473.600 0 1 0 0 Garten strukturarm 4.1 434.400 2 1 2 868.800 Gesamtwert B 908.000 868.800

Gesamtbilanz Gesamtwert B - Gesamtwert A --1.686.000

Anm.: Bei der Bilanzierung handelt es sich aufgrund der Unschärfe um eine überschlägige Ermittlung des Kompensationsbedarfes. Nicht berücksichtig sind z.B. mögliche planinterne Kompensationsmaßnahmen oder der Erhalt wertvoller Bereiche als Vermeidungsmaßnahmen. Ebenso ist zu bedenken, dass für man- che Flächen im baulichen Innenbereich vermutlich nicht die Eingriffsregelung anzuwenden ist, sofern es sich um zukünftige B-Pläne der Innenentwicklung gemäß § 13a BauGB handelt. Hinweis: Die Gewerbepoolflächendarstellungen wurden in der Bilanzierung nicht berücksichtigt.

Durch die Kompensationsmaßnahmen muss ein umfassender Funktionsausgleich für den Na- turhaushalt und für die Gestaltung des Landschaftsbildes gewährleistet werden. Bei einer Aufwertung von 4 Punkten, die durchschnittlich durch Kompensationsmaßnahmen er- zielt werden kann, ergibt sich bei einem Biotopwertdefizit von 1.686.000 Punkten ein grob ge- schätzter Ausgleichsflächenbedarf von ca. 42 ha. Nicht berücksichtigt sind ggf. mögliche ein- griffsmindernde Maßnahmen, die u.U. direkt im Geltungsbereich der neu dargestellten Sied- lungsflächen realisiert werden können (interne Teil-Kompensation). Ebenso unberücksichtigt sind ggf. erforderliche zusätzliche Flächenbedarfe für die Inanspruchnahme von bestehenden Ausgleichsflächen oder für CEF-Maßnahmen sowie ggf. zusätzliche forstrechtliche Kompensa- tionserfordernisse. Die überschlägige Bilanzierung dient als grobe Übersicht und ersetzt nicht die Eingriffsbilanzie- rung auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung, sondern soll vielmehr eine planerische Über- sicht über ggf. notwendig werdende Kompensationsverpflichtungen aufzeigen.

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7.1.2 Ziele künftiger Kompensationsmaßnahmen-Umsetzung Durch Kompensationsmaßnahmen sollen die durch die Eingriffe beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes ausgeglichen bzw. wiederhergestellt werden. Hierbei können mehrere As- pekte miteinander in Einklang gebracht werden wie z.B. die Wiederherstellung oder Neuschaf- fung von gleichartigen oder gleichwertigen Lebensräumen für Flora und Fauna, der Schutz und die Wiederherstellung von Böden oder des Grundwassers, die Verbesserung der Gewässerqua- lität und -strukturgüte oder die Aufwertung und Anreicherung des Landschaftsbildes mit natur- nahen Elementen. Für Eingriffe in Gehölzbestände kann z.B. die ökologische Aufwertung im Wald erfolgen (u.a. Ökokonto des Regionalforstamtes Niederrhein im Reichswald vorhanden). Darüber hinaus ste- hen weitere Kompensationsmöglichkeiten zur Verfügung. In Abhängigkeit von den Schutz- und Entwicklungszielen für unterschiedliche Teilräume bieten sich z.B. folgende Kompensationsmaßnahmen an: • Grünlandentwicklung und -extensivierung in den Schutzgebieten • Gewässerrenaturierungen und extensiv genutzten Randstreifen • Produktionsintegrierte Maßnahmen in der Landwirtschaft • Naturnaher Waldumbau • Entsiegelung oder Maßnahmen zum Bodenschutz • Bodenschützende Maßnahmen im Bereich von schutzwürdigen Böden / Geotopen • …

Daneben können ggf. aus artenschutzrechtlicher Sicht erforderliche CEF-Maßnahmen mit land- schaftsrechtlichen Kompensationsmaßnahmen kombiniert werden. Eine genaue Festlegung und Bemessung erforderlicher und sinnvoller Maßnahmen erfolgt auf der Ebene der konkretisie- renden Bauleitplanung basierend auf einer genaueren Erfassung der vorhandenen Biotopstruk- turen sowie einer Eingriffsbewertung anhand konkreter Planungskonzepte.

Räume künftiger Kompensationsmaßnahmen-Umsetzung

Im Konzept "Flächenpool / Ökokonto der Stadt Kleve" (LANGE, 2004) werden Schwerpunkträu- me für Kompensationsmaßnahmen aufgeführt, die Defizite gegenüber den naturschutzfachli- chen Zielen aufweisen und die für den Biotopverbund eine besondere Bedeutung besitzen. Aufbauend auf den o.g. Schwerpunkträumen und den ermittelten Flächenprioritäten und unter Berücksichtigung des realen Aufwertungspotenzials werden die folgenden drei Bereiche bei- spielhaft für eine Darstellung als Vorrangräume für die Kompensation empfohlen. • Landwirtschaftliche Flächen zwischen Kläranlage und Martin-Schenk-Straße (Deichvorland NSG Salmorth) • Landwirtschaftliche Flächen entlang Kellener Altrhein zwischen Emmericher Straße und Oraniendeich (Altarmrinnen, Nebengräben und Kolke) • Landwirtschaftliche Flächen östlicher Bereich "Galleien" (Altarmrinnen, Nebengräben und Kolke).

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8. Beschreibung der wichtigsten Merkmale der verwendeten techni- schen Verfahren sowie Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Um- weltprüfung

Die Umweltprüfung bezieht sich auf das, was nach gegenwärtigem Wissensstand und allgemein anerkannten Prüfmethoden sowie nach Inhalt und Detaillierungsgrad des FNP angemessener Weise verlangt werden kann.

Eine Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen und Beeinträchtigungen der Schutzgüter wurde in Form einer Konfliktanalyse vollzogen. Hierbei konnten fast ausschließlich qualitative Aussagen zu möglichen umwelterheblichen Beeinträchtigungen getroffen werden. Abgesehen von einzelnen Schutzgütern sind quantitative Beurteilungen nicht möglich. Da der Detaillie- rungsgrad auf der Ebene der Flächennutzungsplanung eher gering ist, können meist nur grund- sätzliche Auswirkungsprognosen aufgezeigt werden.

Schwierigkeiten bei der Prognose umwelterheblicher Auswirkungen gab es teilweise bei den Schutzgütern "Tiere", "Klima" sowie "Mensch und menschliche Gesundheit" aufgrund einer lü- ckenhaften Datenlage.

Artenspektrum Im Rahmen des Umweltberichtes werden keine Daten zu speziellen Tierarten erhoben. Die Be- urteilung der Auswirkungen der FNP-Darstellungen auf die Fauna gründet auf den Auswertun- gen des Biotopkatasters und des Fundortkatasters (LANUV) sowie den Erhebungen zu den Na- tura 2000-Gebieten. Da eine vertiefende Untersuchung insbesondere im Bereich des Arten- schutzes auf der Ebene der Bebauungsplanung erfolgen muss, kann die Datenlage auf FNP- Ebene daher allgemein als ausreichend beurteilt werden.

Klimatische Ausgangslage und Lufthygiene Klimagutachten, Thermalluftbilder o.ä. sind für Kleve nicht vorhanden. Stadtklimatische Hinwei- se können lediglich aus der Realnutzung, dem Versiegelungsgrad oder der Topografie abgelei- tet werden. Defizite sind zudem beim Themenbereich Immissionen und Luftschadstoffe zu nen- nen, da hier standortbezogene Datengrundlagen für untersuchte Prüfflächen fehlen.

Mensch und menschliche Gesundheit Aussagen zum Schutzgut "Mensch und menschliche Gesundheit" beschränken sich auf die As- pekte - Potenzielle Belastungen durch Lärmimmissionen (gem. Umgebungslärmkartierung, Lärmak- tionsplan) - Geruchsimmissionen durch die Landwirtschaft - Hochwasser- und Störfallgefährdung Flächenscharfe Planungshinweise auf Bauleitplanebene ergeben sich hiernach vielfach nicht, so dass nur Empfehlungen bzw. Hinweise auf mögliche Problemschwerpunkte gegeben werden können.

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9. Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umwelt- Auswirkungen (Monitoring)

Gemäß § 4c BauGB sind erhebliche Umweltauswirkungen zu überwachen, die auf Grund der Durchführung von Bauleitplänen eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhil- fe zu ergreifen. Unvorhergesehen sind Auswirkungen, wenn sie nach Art und/oder Intensität nicht bereits Gegenstand der Abwägung waren. Sie können sich ergeben durch: • eine falsche Umsetzung eines Planes,

• eine unsichere Prognose oder

• unvorhersehbare Wirkungen.

Ziel der Umweltüberwachung ist also die Prüfung, ob bei der Durchführung von Plänen Umwelt- auswirkungen eintreten, die bei den Prognosen der Umweltauswirkungen in der Erstellung des Umweltberichts nicht bzw. nicht in der entsprechenden Ausprägung ermittelt worden sind.

Die erforderliche (zeitlich nachgelagerte) Überprüfung von Flächennutzungsplänen und die eventuelle Anpassung an neue städtebauliche Erfordernisse beinhaltet auch eine Überprüfung der Umweltverhältnisse. Dieser Verfahrensschritt kann somit als ein wichtiger Baustein zur Überwachung des gesamtstädtischen Planungskonzepts angesehen werden. In diesem Zu- sammenhang können landes- oder stadtweite Umweltinformations- und -überwachungssysteme eine allgemeine Übersicht über die Entwicklung z.B. von Lärm- und Luftschadstoffen geben.

Im Mittelpunkt der Überwachung der Umweltauswirkungen stehen allerdings die realen Folgen der Durchführung von Planinhalten im Sinne von Veränderungen der Schutzgüter und damit die "faktischen Umweltauswirkungen" bei Realisierung von Vorhaben und Nutzungsänderungen, die durch Pläne vorbereitet werden. Es ist zu berücksichtigen, dass in der Regel erst der aus dem Flächennutzungsplan entwickelte Bebauungsplan rechtsverbindliche Festsetzungen für die städtebauliche Ordnung enthält und auf einen unmittelbaren Vollzug angelegt ist. Einzelne Aus- nahmen können sich vornehmlich bei bestimmten Darstellungen zur Steuerung von Vorhaben im Außenbereich ergeben, da sich diese unmittelbar auf die Zulässigkeit von Vorhaben auswir- ken können.

Ein Großteil der zu erwartenden Umweltauswirkungen kann zudem bereits durch bestehende Überwachungs- und Monitoringaufgaben der maßgeblichen Fachbehörden erfasst werden. Nach § 4c S. 1 Hs. 2 BauGB nutzen die Gemeinden die Informationen der Behörden bei der Überwachung. Die Behörden sind wiederum verpflichtet, die Gemeinden zu unterrichten, sofern nach den ihnen vorliegenden Erkenntnissen die Durchführung des Bauleitplans erhebliche, ins- besondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt hat.

Darüber hinaus stellt das Siedlungsmonitoring ein Instrument zur Erfassung und Steuerung der Wohnsiedlungsentwicklung dar. Die Nachnutzung bestehender Brachflächen und Baulücken kann aufbauend auf dem Flächenkataster koordiniert und vorbereitet werden.

Im Zuge der Konkretisierung der Flächennutzungsplanausweisungen in der verbindlichen Bau- leitplanung ist zu prüfen, ob die im Rahmen der Einzelflächen-Bewertung vorgeschlagenen Maßnahmen zur Vermeidung von Eingriffen realisierbar sind. Darüber hinaus werden auf der

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nachfolgenden Ebene im Regelfall zusätzlich Maßnahmen zum Ausgleich voraussichtlich er- heblicher Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sowie der Leistungs- und Funktionsfähig- keit des Naturhaushaltes erforderlich. Gemäß § 4c BauGB ist die Gemeinde für die Überwa- chung der Umsetzung von festgesetzten Ausgleichsmaßnahmen verantwortlich.

Des Weiteren ist zu prüfen, ob die zur Beurteilung der Auswirkungen getroffenen Annahmen, z.B. zur Lärmbelastung, zutreffen, oder ob sich gravierende Änderungen ergeben. Die Gemein- de kann sich hierbei gemäß § 4 Abs. 3 BauGB auf die Erfüllung der Berichtspflichten der Fach- behörden zu weiteren unvorhergesehenen nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt stützen. Die Stadt Kleve als kreisangehörige Stadt ist insbesondere auf die Informationen aus den zu- ständigen Fachbehörden angewiesen. Eigenständige Monitoring-Maßnahmen können sich auf folgende Bereiche beziehen, wobei diese auf Ebene der Bebauungsplanung ansetzen:

• Einhaltung von ökologischen Festsetzungen, Pflanzvorgaben etc.

Festgesetzte Maßnahmen wie z.B. Anpflanzungen von Gehölzen o.ä. werden durch das Bau- ordnungsamt kontrolliert. Ebenfalls ist eine Vollzugskontrolle externer Kompensationsmaßnah- me in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde erforderlich.

• Hinweise aus der Bevölkerung

Ergeben sich Hinweise aus der Bevölkerung auf bestehende Konfliktsituationen z.B. bei Lärm, Gerüchen o.ä., so wird die Stadt Kleve den Hinweisen nachgehen und ggf. erforderliche Über- wachungs- und Kontrollmaßnahmen einleiten.

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10. Allgemein verständliche Zusammenfassung

Der neue Flächennutzungsplan der Stadt Kleve stellt die Basis für eine nachhaltige Stadtent- wicklung der nächsten 15 Jahre dar. Er wurde basierend auf dem vorhandenen Stadtentwick- lungskonzeptes (STEK) erarbeitet. Die begleitend durchgeführte Umweltprüfung dient nach. § 2 Abs. 4 BauGB dazu, die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen des Flächennut- zungsplanes zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Der Umweltbericht als Ergebnis der Umweltprüfung betrachtet schwerpunktmäßig die Flächen- darstellungen, die zu erheblichen nachteiligen Beeinträchtigungen der Umwelt führen können. Durch Anwendung des im Stadtentwicklungskonzeptes (STEK) formulierten Leitbildes wurden konfliktreiche Darstellungen bereits weitgehend im Vorfeld ausgeschlossen.

Insgesamt wurden im Rahmen der standortbezogenen Umweltprüfung über 50 Standorte unter- sucht. Hiervon werden 24 Bauflächen (20 Wohn- und Mischbauflächen, 4 gewerbliche Bauflä- chen) mit einer Flächengröße von über 90 ha im neuen FNP dargestellt. Es handelt sich um Neudarstellungen, Reserveflächen und Umwidmungen. Ebenfalls geprüft wurden weitere Dar- stellungen einer Sonderbaufläche, einer Konzentrationszone für Windenergieanlagen sowie die Straßenplanung der Tiergartenspange. Im Rahmen der Alternativenprüfung wurden 24 Flächen mit einer Flächengröße von 172,3 ha untersucht, für die keine abschließende Darstellung im FNP erfolgt. Hierunter fallen auch die zunächst geplanten Windenergie-Konzentrationszonen (P1, P2) innerhalb des Reichswalds.

Für die geplanten Bauflächen wurden überwiegend konfliktarme und mäßig konfliktarme Stand- orte ausgewählt. Konfliktreichere Flächen befinden sich überwiegend im Außenbereich Kellens. Kritisch ist ebenso die Straßenplanung der Tiergartenspange zu sehen, die u.a. innerhalb eines Denkmalbereichs sowie eines Landschaftsschutzgebietes liegt und eine bedeutsame Sichtach- se schneidet. Konflikte mit den Umwelt-Schutzgütern ergeben sich vielfach aufgrund der Inanspruchnahme naturnaher Böden auch unter dem Gesichtspunkt des Schutzes ertragreicher Standorte für die Landwirtschaft. Aus Biotop- und Artenschutzsicht sind vor allem die Bauflächen am östlichen Siedlungsrand von Kellen potenziell kritisch, da in diesem Bereich im Rahmen der Kartierungen zum geplanten Bau der Umgehungsstraße B220n im Jahr 2007 zahlreiche Reviere planungsre- levanter Arten nachgewiesen wurden. Die langfristige Habitateignung und Biotopqualität dieser Flächen sind allerdings nach Realisierung der Umgehungsstraße in Frage zu stellen. Geht man von einem Planungszustand nach Umsetzung der B220n aus, ist für die Wohnbauflächen öst- lich Kellens daher ein z.T. deutlich geringeres Konfliktpotenzial zu erwarten. Die relevanten Ar- tenschutzbelange sowie die Eingriffe in den Naturhaushalt sind zunächst innerhalb des Stra- ßenbauverfahrens zu behandeln.

Allgemein ist zu beachten, dass auf der nachfolgenden Planungsebene vielfach Konflikte durch die Beachtung von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen reduziert werden können. Standortbezogene Hinweise hierzu werden in den Prüfflächen-Steckbriefen stichpunktartig be- nannt. Diese können in der Bewertung unter Beachtung des methodischen Ansatzes der "Worst-Case-Betrachtung" jedoch nicht berücksichtigt werden.

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Eine Gesamtübersicht der zusammenfassenden Konfliktbewertung untersuchter FNP-Dar- stellungen ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Tab. 21: Übersicht und Konfliktbewertung untersuchter FNP-Darstellungen Flächen-Nr. Stadtteil Größe FNP-Status Konfliktdichte W1-01a Rindern 1,0 ha Neudarstellung Wohnbaufläche Mäßig Neudarstellung Wohnbaufläche / Um- W1-05 Kellen 3,7 ha Mäßig bis hoch widmung Sonderbaufläche W1-07a Kellen 8,4 ha Neudarstellung Wohnbaufläche Mäßig bis hoch W1-08a Kellen 2,4 ha Neudarstellung Wohnbaufläche Mäßig bis hoch W1-09a Donsbrüggen 1,4 ha Neudarstellung Wohnbaufläche Gering bis mäßig W1-17 Materborn 16,7 ha Neudarstellung Wohnbaufläche Mäßig W2-02 Düffelward 1,8 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Mäßig FNP-Reserve Wohn-/ W2-03a Rindern 0,5 ha Mäßig Mischbaufläche W2-04 Rindern 1,4 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Gering bis mäßig FNP-Reserve / Umwidmung Gemeinbe- W2-05a Kellen 4,7 ha Mäßig darf zu Wohnbaufläche W2-06a Kellen 6,6 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Mäßig bis hoch W2-07 Kellen 2,0 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Gering bis mäßig W2-08 Kellen 2,9 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Gering bis mäßig W2-11 Kellen 4,9 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Mäßig W2-13 Materborn 3,8 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Mäßig W2-14 Materborn 1,0 ha FNP-Reserve Wohnbaufläche Gering bis mäßig Umwidmung Sportanlage zu W5-08 Griethausen 1,5 ha Gering bis mäßig Gemeinbedarfsfläche Umwidmung Sportanlage zu Wohnbau- W5-09 Kleve 1,9 ha Gering bis mäßig fläche Umwidmung Sportanlage zu Wohnbau- W5-10 Reichswalde 2,5 ha Gering bis mäßig fläche G1-04a Kellen 1,2 ha Neudarstellung Gewerbliche Baufläche Mäßig G1-05 Materborn 2,9 ha Neudarstellung Gemischte Baufläche Mäßig G2-01 Kellen 16,3 ha FNP-Reserve Gewerbliche Baufläche Mäßig bis hoch G2-02 Kleve 2,5 ha FNP-Reserve / Umwidmung Sportanlage Gering bis mäßig Griethausen/ G2-03 4,7 ha FNP-Reserve Gewerbliche Baufläche Mäßig Salmorth Neudarstellung Sonderbaufläche Erho- SO-B2 Kleve 5,8 ha Mäßig lung; Freizeit/Wohnmobilstellplatz Tiergarten- Kleve 1.000 m Neudarstellung Straßenplanung Mäßig bis hoch spange Neudarstellung Konzentrationszone für P3 Reichswalde 19,7 ha Hoch Windenergie

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Räumliche Schwerpunkte der zukünftigen Siedlungsflächenentwicklung liegen in den Bereichen Materborn und Kellen. Durch die Nachnutzung und Verdichtung von Innenbereichen im Bereich der Klever Kernstadt wird dem Leitbild "Innen- vor Außenentwicklung" Rechnung getragen. Auf- grund der errechneten Flächenbedarfe werden jedoch auch zusätzliche Bauflächenausweisun- gen am Siedlungsrand erforderlich. Die zusätzlich im FNP dargestellten Wohnbauflächen liegen dabei innerhalb des zugewiesenen Entwicklungsspielraumes. Bei den Gewerbeflächen ist der Flächenüberschuss deutlich. Dem Ziel des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden kann demnach nur bedingt entsprochen werden, wobei die Darstellungen die Vorgaben des Regio- nalplans weitgehend einhalten bzw. ausschöpfen.

Die im Flächennutzungsplan getroffenen Darstellungen entsprechen demnach im Wesentlichen den Zielen und Grundätzen der Raumordnung. Vor dem Hintergrund der parallel erfolgten Fort- schreibung des Regionalplans wurden die Darstellungen des Flächennutzungsplanes - insbe- sondere der neuen Siedlungsflächen – frühzeitig mit der Bezirksregierung Düsseldorf abge- stimmt. Formelle und informelle Leitbilder für Natur, Umwelt und Freiraum finden überwiegend Berücksichtigung.

Dem Ziel einer klimaschonenden Stadtentwicklung wurde insofern Rechnung getragen, dass durch die neuen Siedlungsflächen vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann. Im Rahmen der nachfolgenden Planungen sind die Empfehlungen des Klimaschutzfahrplans zur Klimawan- del-Anpassung sowie zur klimagerechten Siedlungsentwicklung zu beachten. Im FNP sind dar- über hinaus Darstellungen von Flächen zur Förderung regenerativer Energien vorgesehen. Die Darstellung einer Windenergie-Konzentrationszonen am Rand des Reichswaldes führt in diesem Zusammenhang aufgrund der Auswirkungen auf das Landschaftsbild innerhalb des lan- desbedeutsamen Kulturlandschaftsbereichs "Reichswald" sowie der absehbaren Eingriffe in Böden mit hoher Funktionserfüllung zu teilweise erheblichen Auswirkungen auf Umweltmedien. Die artenschutzrechtliche Prüfung kommt zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass die Kon- zentrationszone Kleve "Reichswalde Ost" grundsätzlich als Vorrangfläche für die Nutzung von Windenergieanlagen (WEA) geeignet ist. Unter Anwendung fachgutachterlich bestimmter Maß- nahmen (u.a. Abschaltalgorithmen für Fledermäuse; Ökologische Baubegleitung / Bauzeitenre- gelung; CEF-Maßnahmen für Waldschnepfe, Mäusebussard, Wespenbussard) besteht die Mög- lichkeit im Rahmen des nachfolgenden Genehmigungsverfahrens artenschutzrechtliche Konflik- te zu lösen (vgl. KUHLMANN & STUCHT GbR, 2018).

Es wird jedoch insbesondere für den Wespenbussard sowie für die Waldschnepfe und den Mäusebussard auf Prognoseunsicherheiten und ein ggf. verbleibendes Konfliktpotenzial hinge- wiesen. Es besteht somit weiterer Untersuchungsbedarf z.B. in Form einer Raumnutzungsana- lyse (ggf. im Rahmen des Genehmigungsverfahrens).

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11. Literatur

11.1 Gesetze und Richtlinien

ABGRG - ABGRABUNGSGESETZ - GESETZ ZUR ORDNUNG VON ABGRABUNGEN vom 23. November 1979, in der gültigen Fassung.

BAUGB – BAUGESETZBUCH in der Fassung vom 23. September 2004, zuletzt geändert durch Ar- tikel 1 des Gesetzes vom November 2014.

BBODSCHG – BUNDES-BODENSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUM SCHUTZ VOR SCHÄDLICHEN BODEN- VERÄNDERUNGEN UND ZUR SANIERUNG VON ALTLASTEN in der Fassung vom 17. März 1998, zu letzt geändert am 24. Februar 2012.

BBODSCHG – BUNDES-BODENSCHUTZGESETZ – GESETZ ZUM SCHUTZ VOR SCHÄDLICHEN BODEN- VERÄNDERUNGEN UND ZUR SANIERUNG VON ALTLASTEN vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), in der gültigen Fassung.

BIMSCHG - BUNDES-IMMISSIONSSCHUTZGESETZ vom 26. September 2002 (BGBl. I S. 3830), in der gültigen Fassung.

BNATSCHG - BUNDESNATURSCHUTZGESETZ; vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), in der gültigen Fassung.

BWALDG - BUNDESWALDGESETZ vom 2. Mai 1975 (BGBl. I S. 1037), in der gültigen Fassung.

DSchG - DENKMALSCHUTZGESETZ – Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen vom 11. März 1980, in der gültigen Fassung.

EU - EUROPÄISCHES PARLAMENT UND RAT (2000): Richtlinie 2000/60/EG vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (Wasserrahmenrichtlinie); Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 22.12.2000, S. L 327/1 - L 327/72.

KLIMASCHUTZGESETZ NRW – GESETZ ZUR FÖRDERUNG DES KLIMASCHUTZES IN NORDRHEIN- WEST- FALEN vom 23. Januar 2013, in der gültigen Fassung.

LBODSCHG – LANDESBODENSCHUTZGESETZ FÜR DAS LAND NORDRHEIN-WESTFALEN in der Fassung vom 09. Mai 2000, in der gültigen Fassung.

LFOG - LANDESFORSTGESETZ FÜR DAS LAND NORDRHEIN-WESTFALEN vom 24. April 1980, in der gültigen Fassung.

LNatSchG NRW - GESETZ ZUM SCHUTZ DER NATUR IN NORDRHEIN-WESTFALEN UND ZUR ÄNDERUNG ANDERER VORSCHRIFTEN (LANDESNATURSCHUTZGESETZ) vom 24. November 2016, in der gülti- gen Fassung.

LWG - LANDESWASSERGESETZ – WASSERGESETZ FÜR DAS LAND NORDRHEIN-WESTFALEN in der Fassung vom 08. Juli 2016, in der gültigen Fassung.

RICHTLINIE 96/61/EG DES RATES VOM 24. SEPTEMBER 1996 ÜBER DIE INTEGRIERTE VERMEIDUNG UND VERMINDERUNG DER UMWELTVERSCHMUTZUNG.

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STÖRFALLVERORDNUNG (12. BIMSCHV) – in der Fassung der Bekanntmachung vom 15. März 2017, in der gültigen Fassung.

USCHADG UMWELTSCHADENSGESETZ vom 10. Mai 2007 (BGBl. I S. 666), in der gültigen Fas- sung.

UVPG - GESETZ ÜBER DIE UMWELTVERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG (UVPG) vom 24. Februar 2010 (BGBl. I S. 94), in der gültigen Fassung.

VERWALTUNGSVORSCHRIFT ZUR ANWENDUNG DER NATIONALEN VORSCHRIFTEN ZUR UMSETZUNG DER RICHTLINIEN 92/43/EWG (FFH-RL) UND 2009/147/EG (V-RL) ZUM ARTENSCHUTZ BEI PLA- NUNGS- ODER ZULASSUNGSVERFAHREN (VV-ARTENSCHUTZ) in Rd.Erl. d. Ministeriums für Um- welt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz v. 13.04.2010, - III 4 - 616.06.01.17 -.

WHG - WASSERHAUSHALTSGESETZ vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), in der gültigen Fassung.

11.2 Umweltdaten und -informationen, Gutachten, Planungen

AB STADTVERKEHR (2010): Radverkehrskonzept Kleve

AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG (HRSG.), (1972): Deutscher Planungsatlas – Potentielle natürliche Vegetation; Hannover.

ALK - AMTLICHES LIEGENSCHAFTSKATASTER (OHNE JAHR): Realnutzung (Folie 21)

BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF (1999): Gebietsentwicklungsplan Regierungsbezirk Düsseldorf.

BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF (2018): Regionalplan Regierungsbezirk Düsseldorf.

BEZIRKSREGIERUNG DÜSSELDORF (2015): Hochwasserrisikomanagementplanung NRW - Kom- munensteckbrief Kleve.

GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.), (2020): Digitale Karten Nordrhein- Westfalen - Schutzwürdige Böden / Oberflächennahe Rohstoffe; Krefeld.

GEOLOGISCHER DIENST NORDRHEIN-WESTFALEN (HRSG.), (2020): Digitale Bodenkarte Nordrhein- Westfalen; Krefeld.

GRÜNPLAN (2012): Stadtökologischer Fachbeitrag Kleve.

IGS (2012): Fachbeitrag Mobilität.

KLEVE-TOURISMUS unter: http://www.kleve-tourismus.de/

KREIS KLEVE (2000): Landschaftsplan "Reichswald Nr. 6".

KREIS KLEVE (2001): Ergänzung zur Bewertung von Eingriffen in Natur und Landschaft im Kreis Kleve.

KREIS KLEVE (2010): Landschaftsplan "Gocher Heide Nr. 7".

KTB – BERATUNGS- UND PLANUNGSGESELLSCHAFT (1996): Planungsgrundlage zur Niederschlags- bewirtschaftung der Stadt Kleve.

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KUHLMANN & STUCHT GBR (2012a): Artenschutzvorprüfung - ASP Stufe I zu potenziellen Wind- energie-Konzentrationszone "Fläche Nr. 21" der Stadt Kleve (Stand: 13.07.2012).

KUHLMANN & STUCHT GBR (2012b): Artenschutzvorprüfung - ASP Stufe I zur potenziellen Wind- energie-Konzentrationszone "Fläche Nr. 25 [P 3]" der Stadt Kleve (Stand: 13.07.2012).

KUHLMANN & STUCHT GBR (2015a): Artenschutzvorprüfung - ASP Stufe I zur potenziellen Wind- energie-Konzentrationszone "Fläche P 1" der Stadt Kleve (Stand: 07.05.2015).

KUHLMANN & STUCHT GBR (2015b): Artenschutzvorprüfung - ASP Stufe I zur potenziellen Wind- energie-Konzentrationszone "Fläche P 2" der Stadt Kleve (Stand: 07.05.2015).

KUHLMANN & STUCHT GBR (2018): Artenschutzrechtliche Prüfung Stufe II (ASP) für die Poten- zialfläche Windenergie "Reichswalde Ost" zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans der Stadt Kleve (Stand: 30.05.2018).

KOMMUNALVERBAND RUHRGEBIET – KVR (1992): Synthetische Klimafunktionskarte Ruhrgebiet.

LANDESBETRIEB WALD UND HOLZ NRW (2019): Waldfunktionenkarte NRW.

LANDESVERMESSUNGSAMT NRW (2002): Freizeitkarte Nordrhein-Westfalen, Bl.7, Kleve, Nieder- rhein.

LANDSCHAFTSVERBAND WESTFALEN-LIPPE / LANDSCHAFTSVERBAND RHEINLAND (2009): Kulturland- schaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen

LANDSCHAFTSVERBAND RHEINLAND (2013): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düs- seldorf; Düsseldorf.

LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NRW (2013): Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum Regionalplan Düsseldorf.

LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NRW (2012): Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum Flächen- nutzungsplan Kleve; Düsseldorf.

LANGE (2002): Biotopkataster Kleve.

LANGE (2004): Ökokonto / Flächenpool Kleve.

LANGE (2010a): Untersuchung zu Windenergieanlagen im Stadtgebiet Kleve – potenzielle Kon- zentrationszonen für Windenergie.

LANGE (2010b): Untersuchung zu Windenergieanlagen im Stadtgebiet Kleve – ergänzende Stel- lungnahme zur Untersuchung April-Juni 2010.

LANGE (2014): Potenzialstudie Windenergie für das Stadtgebiet Kleve (Teil I Grundlagen und Teil II Analyse).

LANUV (2011) Maßnahmenkonzept für das EU-Vogelschutzgebiet "Unterer Niederrhein" DE- 4203-401. LANUV (2018, 2019, 2020): Online-Infosystem; diverse Abfragen unter: www.lanuv.nrw.de/landesamt/daten_und_informationsdienste/infosysteme_und_datenbanken LANUV (2014): Fachbeitrag des Naturschutzes und der Landschaftspflege für die Planungsre- gion Düsseldorf. Recklinghausen (Stand: August 2014).

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ÖKOPLANUNG MÜNSTER (2018): Faunistisches Gutachten - Konzentrationszone für Windenergie Kleve "Reichswalde Ost" - Brutvögel & Fledermäuse; im Auftrag von Kuhlmann & Stucht GbR.

MKUNLV (2011): Handbuch Stadtklima; Düsseldorf.

MKUNLV (2015a): Steckbriefe der Planungseinheiten in den nordrhein-westfälischen Anteilen von Rhein, Weser, Ems und Maas, Bewirtschaftungsplan 2016-2021 - Oberflächengewässer und Grundwasser -Teileinzugsgebiet Rhein/Deltarhein NRW.

MKUNLV (2015b): Steckbriefe der Planungseinheiten in den nordrhein-westfälischen Anteilen von Rhein, Weser, Ems und Maas, Bewirtschaftungsplan 2016-2021 - Oberflächengewässer und Grundwasser -Teileinzugsgebiet Maas/Maas Nord NRW.

MKUNLV (2015c): Steckbriefe der Planungseinheiten in den nordrhein-westfälischen Anteilen von Rhein, Weser, Ems und Maas, Bewirtschaftungsplan 2016-2021 - Oberflächengewässer und Grundwasser -Teileinzugsgebiet Rhein/Rheingraben Nord.

SCHEUVENS + WACHTEN (2010): Stadtentwicklungskonzept Kleve.

STADT KLEVE (2018): Lärmaktionsplan der Stufe 3 für die Stadt Kleve

STADT KLEVE (2019): Fortschreibung des Klimaschutzfahrplans (Stand 12.02.2019).

TÜV NORD (2010): Gutachten zur Verträglichkeit des Bebauungsplans 1-276-0 (Hochschule Rhein-Waal) mit dem benachbarten Betriebsbereich der Firma Rübo-Gas Handels GmbH unter dem Gesichtspunkt des § 50 BImSchG bzw. der Seveso Richtlinie.

TÜV RHEINLAND (2016): Lärmaktionsplan der Stufe 2 für die Stadt Kleve.

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