Ausgabe 7 | 2012 kompakt Jeden Monat neue Infos aus der Welt der Ingenieure Thema: TTechnikechnik im olympischenolympischen Einsatz

»» Olympia 2012 »» INTRO Schneller, höher, weiter Technik im Wettkampf um Rekorde Die Sportarten der antiken Olympischen Spiele waren über- Die Olympischen Spiele in sind ein Mega-Event im Hinblick auf Zuschauerzahlen, Stadien, schaubar. Fünfkampf mit Lauf, Infrastruktur, TV-Spektakel, Technologie und Ingenieur-Höchstleistungen Ringkampf, Speer- und Diskus- wurf sowie Weitsprung, dann noch unterschiedliche Laufstre- cken, Kampfdisziplinen wie Box- und Faustkampf sowie Pferde- und Wagenrennen. Viel Technik benötigte man dabei nicht. Einen Diskus, der nicht durch die Luft eiert, und einen Speer, der gut geradeaus fliegt. Die Weiten ließen sich mit einem Maßband messen, Millimeter-Ergebnisse

© Populous · Foto oben © LOCOG · Foto ganz oben © Yuri Arcurs, Fotolia waren unwichtig, letztlich gab es nur einen Sieger. Gerannt wurde barfuß und auch beim Boxen waren Handschuhe überflüssig.

Heute sieht die Wirklichkeit ganz anders aus. 302 Wettbe- werbe in 26 Sportarten werden in London ausgetragen. 4.700 Das Warmlaufen für die Funktionären, mehr als 20.000 ben Jahren wird am Aufbau und Medaillen sind zu vergeben. Olympischen Sommerspiele internationale Journalisten sowie der Inbetriebnahme von Wett- Olympia ist längst zum Produkt und Paralympics 2012, die zehn Millionen Zuschauer, die kampfstätten gearbeitet und am geworden. Internationale Spon- ab dem 27. Juli in London das kunterbunte Sportgesche- reibungslosen Funktionieren von soren sowie hohe Einnahmen stattfinden, hat schon lange hen live vor Ort verfolgen und Daten-, Waren- Verkehrs- und durch TV-Übertragungsrechte begonnen. Nicht nur bei den viereinhalb Milliarden Men- Menschenströmen. 11,6 Milliar- machen möglich, dass die Spiele Athleten, sondern vor allem im schen, die weltweit vor den den Euro schwer sind die Investi- in solch gigantischem Ausmaß Hinblick auf die Technik, die TV-Bildschirmen mitfiebern. tionen, die der britische Staat für stattfinden können. Superlative bei dem alle vier Jahre stattfin- Die technische und logistische die Spiele der XXX. Olympiade und Rekordverdächtiges finden denden Spektakel zum Einsatz Planung startete bereits kurz einkalkuliert hat. Der Ausbau der sich aber nicht nur im Sportge- kommt. Schließlich will Groß- nachdem die Londoner im Juli Straßen und Autobahnen, des schehen, sondern besonders britanniens Acht-Millionen-Me- 2005 den Zuschlag des Interna- Schienennahverkehrs und der bei den Ingenieurleistungen tropole fit sein für fast 15.000 tionalen Olympischen Komitees Sicherheitstechnik verschlangen und neuen Technologien, die Sportler, einen ebenso großen (IOC) für das globale Mega- einen Teil dieser Summe, aber im direkten Zusammenhang Tross an Trainern, Betreuern und Event erhalten hatten. Seit sie- auch die Errichtung »» weiter S. 2 mit dem Sport stehen. //

»» REPORTAGE »» ANWENDUNGSBEISPIELE

Ein Boot mit ausgeklügelter © Steve Bates. Superstars © Martin Steffen Technik an Bord Zeitmessung per Sensorsignal, Die Messboottechnik ist ein schnellere Tartanbahnen durch von Ingenieuren des Instituts Materialmix, Schwimmen mit re- für Forschung und Entwicklung duziertem Wasserwiderstand oder von Sportgeräten (FES) ausge- Biomedizin gegen Doping – Olym- klügeltes System, das die Rude- pia präsentiert nicht nur die besten rer aus dem Deutschland-Ach- Sportler, sondern auch die beste ter nutzen. »» weiter S. 2 – 4 Technik. »» weiter S. 5 + 6 THINK ING.-kompakt · Ausgabe 7/2012 · www.think-ing.de · Seite 2

»» Fortsetzung von S. 1: Technik im Wettkampf um Rekorde

des riesigen, 250 Hektar großen Uplinks übertragen. Durch die © Detlev Seyb Olympiaparks mit integrierten Welt flimmern die Bilder dann Sportstätten wie Leichtathletik- im HD-Format 1080/50i – die stadion, Aquatics Centre, Eröffnungsfeier, das 100-Meter- Bahnradanlagen, Arenen für Finale der Männer sowie Basketball, Handball, Wasserball Ausschnitte der Abschlussfeier und Feldhockey sowie dem werden sogar in 3D ausgestrahlt. Olympischen Dorf mit Unter- künften für 17.320 Athleten. Auch ohne entsprechende IT- Infrastruktur und Übertragungsra- Zusammengenommen fast ten von bis zu 60 Gigabyte wäre 800 Medaillenentscheidungen ein Event wie Olympia 2012 nicht bei Olympia und den Paralympics denkbar. Für alle Aufgaben in die- sind nicht nur sportliche, son- sem Bereich ist der IT-Dienstleis- dern auch technische Heraus- ter Atos verantwortlich und hat forderungen. Dagegen verblasst dazu im Vorfeld 42 Techniktests selbst eine Fußballweltmeister- an Originalschauplätzen veran- schaft. Experten halten den staltet, insgesamt mehr als 4.200 technisch-organisatorischen Kilometer Telefon-, Netzwerk- Aufwand bei den diesjährigen und andere Kabel verlegt und Olympischen Sommerspielen für ein Rechenzentrum an einem ungefähr zehn Mal so groß wie geheim gehaltenen Standort im bei der letzten Fußball-WM in Osten errichtet. 3.500 Südafrika. Mitarbeite-

Schließlich © LOCOG rinnen und gibt es in Mitarbeiter London beschäftigt mehr als das Unter-

100 ver- nehmen Hier sind Kraft, Technik und Ausdauer gefragt: Der Deutschland-Achter in voller Fahrt beim schiedene während Weltcupsieg dieses Jahres im serbischen Belgrad; mit an Bord drei Ingenieurstudenten Wettkampf- der Spiele, Ein Blick aus der Luft auf das Olympische Dorf, »» REPORTAGE orte und in dem über 17.000 Athleten und Betreuer 900 Sport- wohnen werden Server sind stätten. Jene liegen teil- aufgestellt und 11.500 Desktop- Ein Boot mit ausgeklügelter weise hunderte Kilometer Rechner sowie 1.100 Note- voneinander entfernt – books werden installiert. von Mountainbikerennen auf Technik an Bord dem Gelände der Hadleigh Absolut unverzichtbar bei Farm in Essex über Ruder- und Olympia ist allerdings die Der Deutschland-Achter, eine der großen Medaillenhoffnungen bei Kanuwettkämpfe auf dem exakte Messung von Zeiten Olympia, wird im Training schon mal als Messboot gefahren – eine Dorney Lake bei Windsor bis und Weiten. Kein Rennen läuft Entwicklung der Ingenieure und Wissenschaftler vom Institut FES hin zu Segelwettbewerben, ohne Lichtschranken, Elektro- die an der Südküste Eng- kontakte an der Startpistole Kraftvoll-dynamisch gleitet Ein Boot, das voller Tech- lands ausgetragen werden. sowie Fotozellen und Zielka- das Ruderboot auf dem nik steckt – und das hin und meras, die die Zeitnahme völlig Dortmund-Ems-Kanal, nicht wieder mit noch mehr Technik Eine der wichtigsten Diszipli- automatisch vornehmen und von einem Motor ange- aufgerüstet wird. So etwa im nen bei Olympischen Spielen ist Entfernungen exakt berechnen. trieben, sondern allein von Training, wenn es mal wieder die Kommunikationstechnik für Schon seit den Olympischen menschlicher Kraft. Genauer heißt: „Diese Woche fahren wir Audio- und Videoübertragungen. Spielen in Stockholm im Jahr gesagt von acht durchtrai- Messboot.“ Bei dieser sogenann- Ein Wettkampf der Fernsehsen- 1964 ist die elektrische Variante nierten Athleten, die absolut ten Messboottechnik kommt es der sozusagen. TV-Zuschauer in der Zeitmessung plus Zielfoto synchron mit dem Ruderblatt darauf an, die Kraftübertragung aller Welt möchten schließlich im Einsatz. Noch Jahre später ins Wasser eintauchen, es jedes einzelnen Sportlers und jeden Schweißtropfen und jede war ihr Erfinder Dr. Siegfried durchziehen, den sogenann- der Mannschaft insgesamt Freudenträne live und in Farbe Winter damit aber noch unzu- ten Riemen in der Luft wieder festzustellen und Rückschlüsse sehen. Für diese spektakulären frieden und meinte kritisch: „Ein nach hinten führen, sich dabei zu gewinnen, wie man das Bilderfluten ist das „International guter BH kann den Olympiasieg auf einem Rollsitz bewegen – homogene Miteinander im Broadcast Centre“ (IBC) auf dem bringen.“ Das war der Stand und damit sich und das Boot Boot möglichst optimal umsetzt. Olympia-Gelände verantwortlich. der Zeitmessung vor fast 50 auf Hochtouren bringen. Der Dazu wird dann das Wettkampf- Dort schlägt das multimediale Jahren. Heute können Olympia- Deutschland-Achter, Flaggschiff boot umgerüstet und mit einer Herz der Spiele. Hier laufen alle Athleten die hochauflösen- des deutschen Sports, das bei Menge von Kabeln, Seilzugsen- Fäden der Berichterstattung zu- den Scanner, Sensoren und den Ende Juli beginnenden soren, Dehnungsmessstreifen sammen, die über 1.000 Kameras Infrarotstrahlen nur durch eins Olympischen Spielen in London und Steuereinheiten ausgestat- einfangen und zahlreiche Über- beeinflussen – durch körper- zu den größten Medaillenhoff- tet, in denen die gewonnenen

© gknec, Fotolia tragungswagen und Satelliten- liche Höchstleistungen. // nungen Deutschlands zählt. Daten zusammenlaufen. THINK ING.-kompakt · Ausgabe 7/2012 · www.think-ing.de · Seite 3

Klasse wurde, ist seit fast drei Jahrzehnten bei der FES. Nach dem Abitur mit Berufsaus- bildung wurde er zunächst

© ADAC Betonfacharbeiter, studierte dann Informatik und kam als Nachwuchsingenieur zu der Forschungsstätte. Hier wurde er zunächst Projektleiter für den Radsport, seit 1994 ist er Leiter des geschätzten Instituts, in dem eine Vielzahl an hoch- qualifizierten Mitarbeitern tätig ist, darunter Maschinenbau- ingenieure, Konstrukteure, Physiker, Mathematiker, Luft- und Raumfahrtingenieure, Modellbauer, Mess- und Ent- wicklungsingenieure. Die FES- Wissenschaftler ziehen für ihre Überlegungen stets neue Tech- nologien und Werkstoffe heran, tüfteln an modernen Mess- und Rechenverfahren und überprü- fen die Umsetzung in die Praxis – stets im engen Austausch mit

Athleten und Trainern. © Martin Steffen

Nicht wenige Angestellte

Hier sind Kraft, Technik und Ausdauer gefragt: Der Deutschland-Achter in voller Fahrt beim dieses in der Welt einmaligen Weltcupsieg dieses Jahres im serbischen Belgrad; mit an Bord drei Ingenieurstudenten Forschungslabors kommen aus Wie komplex die Bewegung analysiert und anschaulich in optimal auf das Boot und in dem Sport; einige sogar aus eines Ruderschlags ist, wird Kurvendiagrammen dargestellt. Geschwindigkeit umgesetzt dem Hochleistungsbereich wie anhand der Messboottech- Durch Funkübertragung haben werden“, sagt Dr. Stefan Weigelt, die Olympiasieger Wolfgang nik deutlich. Daten werden die Trainer im begleitenden Mo- Trainingswissenschaftler am Gunkel (Rudern) und Thomas an sieben Messpunkten pro torboot sogar die Möglichkeit, Olympiastützpunkt Westfalen. Flach (Segeln) oder der Radfahrer Ruderplatz erhoben. Insge- die Bewegungsmuster auf dem Sören Lausberg (Vizeweltmeister samt kommt man also auf 56 Laptopmonitor anzuschauen Konstruiert Messorte, wobei pro Sekun- und direkt korrigierende wurde die de 50 Datensätze entstehen. Anweisungen vorzunehmen. Messboot- Hierbei werden zwei Kräfte – technik von einmal die Zugkraft mit den Begleitet werden die Trainer dem in Berlin

Armen, zum anderen die Stoß- in der Regel von Trainingswis- ansässigen Deutschland-Achter © Institut für Forschung und Entwick-

© Deutschland-Achter © lung von Sportgeräten (FES). Leiter und Chefkon- strukteur des An den Dollen, wo die Riemen eingelegt werden, befindet sich ein Messpunkt, an dem mit Seilzugsensoren und Hightech- Dehnungsmessstreifen Kräfte und Bewegungen gemessen labors, das werden Anfang der 60er Jahre als Ent- im 1.000-Meter-Zeitfahren). Ihre wicklungsabteilung für Sport- Hauptaufgabe besteht darin, Verkabelt und mit einer Menge Technik ausge- geräte in der ehemaligen DDR gerätetechnische Entwicklungen stattet: die Innenansicht eines Ruderbootes in Leipzig gegründet wurde, ist und Verbesserungen unter strik- kraft mit den Beinen – und fünf senschaftlern, die das Mess- Harald Schaale. Im Hinblick auf ter Einhaltung der von den inter- Bewegungen gemessen: der system einbauen und sich das im Rudersport angewen- nationalen Verbänden ausgege- Weg des Riemens im Wasser, der bestens damit auskennen. „Wir dete Messsystem, stellt er fest: benen Regeln vorzunehmen und Weg des Rollsitzes, die Beschleu- werten den Wirkungsgrad eines „Wir sind absoluter Marktführer zwar für viele olympische Sport- nigung, die Geschwindigkeit jeden Ruderschlags aus und in Sachen Messtechnik.“ Der arten: Radsport, Kanu, Segeln, und die seitliche Neigung des können damit beurteilen, ob ehemalige Weltklasse-Segler, Bob, Rodeln, Skeleton, Eisschnell- Bootes. Die gewonnenen Daten die Kräfte, die von der Musku- der unter anderem 1977 Vize- lauf, Triathlon, Schwimmen, den werden mit Hilfe einer Software latur des Sportlers ausgehen, Europameister in der 470er- Skisport und eben Rudern. THINK ING.-kompakt · Ausgabe 7/2012 · www.think-ing.de · Seite 4

Termine vormerken! »» OLYMPIA-BLOG Der Deutschland-Achter mit Richard, Lukas und Andreas startet bei den Olympischen Spielen in London an diesen Terminen (deutscher Zeit): Unsere Ingenieure am Ruder – Samstag, 28. Juli, ab 11:10 Uhr: Vorlauf – Mittwoch, 1. August, 13:30 Uhr: Finale (live im ZDF) THINK ING. begleitet Richard, Lukas und Andreas auf dem Weg nach London 2012

Ein Jahr lang begleitet THINK ING. die drei Ingenieur-Studenten und Ruder-Weltmeister aus dem Deutschland-Achter , Lukas Müller und in einem Olympia-Blog auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen nach London. Was sie an welcher Hochschule studieren, wie das Trio die Doppelbelastung aus Studium und Hochleistungssport meistert und wie es nach Olympia weitergeht, haben wir hier kurz zusammengefasst. Mehr unter s.think-ing.de/ingenieure-am-ruder

Richard Schmidt 25 Jahre | Größe: 1,91 m | Gewicht: 96 kg © Martin Steffen Studium: Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dortmund Größte sportliche Erfolge: 3 Mal Weltmeister mit dem Deutschland-Achter (2009, 2010, 2011)

Richard ist in Trier (Rheinland-Pfalz) aufgewachsen und nach dem Abitur 2007 nach Dortmund gezogen, wo sich das Ruderleistungszentrum rund um den Deutschland-Achter befindet. Nach einem Jahr bei der Bundeswehr studiert er mittlerweile im achten Semester an der TU Dortmund und steht kurz vor dem Bachelorabschluss seines Wirtschaftsin- genieurstudiums. „Wir müssen viel trainieren – bis zu 25 Stunden in der Woche. Dadurch dauert das Studium länger. Wichtig ist mir die Unterstützung durch die Kommilitonen, die einem helfen, wenn ich wegen des Sports mal verhindert bin.“ Sein Blick geht aber schon weiter: „Das Studium macht mir sehr viel Spaß, darum will ich es gerne mit einem Masterstudiengang fortsetzen und zwischendurch vielleicht noch ins Ausland, um dort weitere Erfahrungen zu sammeln.“

Lukas Müller 25 Jahre | Größe: 2,08 m | Gewicht: 102 kg

© Martin Steffen Studium: Maschinenbau an der FH Dortmund Größte sportliche Erfolge: 2 Mal Weltmeister mit dem Deutschland-Achter (2010, 2011)

Lukas hat nach der 12. Klasse am Technischen Gymnasium in Wetzlar (Hessen) ein einjähriges Praktikum bei einer Bootswerft absolviert und über diesen Weg das Fachabitur erlangt. Da lag es nahe, sich für ein praxisorientiertes Maschinenbaustudium an der FH Dortmund zu entscheiden. Seitdem er im März dieses Jahres noch zwei wichtige Klausuren in Elektrotechnik und Mathematik II geschrieben und Unser Ingenieur-Trio nach dem Sieg in Luzern 2012: bestanden hat, gilt seine volle Konzentration der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele: Andreas Kuffner (v. l.), Richard Schmidt und Lukas Müller „Mathe habe ich damit für meinen Bachelor abgehakt – jetzt kann London kommen.“

Andreas Kuffner 25 Jahre | Größe: 1,96 m | Gewicht: 92 kg © Martin Steffen Studium: Wirtschaftsingenieurwesen an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin Größter sportlicher Erfolg: Weltmeister mit dem Deutschland-Achter (2011)

Andreas stammt aus Bayern, steht nach anfänglichen zwei Semestern an der FH Deggendorf kurz vor der Beendigung seines Bachelorstudiums an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin, für die er sich bewusst entschieden hat: „Sie ist aufgrund ihrer Kooperation mit den Olympiastützpunkten prämiert als Hochschule für den Spitzensport und die Hochschule mit den meisten ingenieurwissenschaftlichen Fächern in ganz Berlin.“ Nur die Bachelorarbeit fehlt ihm noch, dann will er noch ein Masterstudium draufsatteln. Seit über einem Jahr pendelt er zwischen Berlin und Dortmund, wo er sich gemeinsam mit seiner Mannschaft auf seinen bisherigen sportlichen Höhepunkt vorbereitet.

a Früher im Achter – Heute bedeutende Ingenieure

Dr. Armin Eichholz Martin Steffes-Mies Studium: Maschinenbau in Bochum, Vertiefungrichtung: Energie- und Verfahrenstechnik Studium: Wirtschaftsingenieurwesen in Mainz Beruf: Maschinenbauingenieur, Leiter Sparte Braunkohlekraftwerke bei der RWE Power AG Beruf: Geschäftsführer Gaul-Gruppe (Baustoffunternehmen) Größte sportliche Erfolge: Olympiasieger 1988 mit dem Deutschland-Achter, Größte sportliche Erfolge: Viermal Weltmeister mit dem Deutschland- Weltmeister im Vierer mit Steuermann (1991), Olympisches Bronze im Deutschland- Achter (1989, 1990, 1991, 1993) Achter 1992 Thorsten Streppelhoff Prof. Dr. Studium: Maschinenbau in Bochum, Zusatzstudium in Cambridge Studium: Maschinenbau in Hannover Beruf: Ingenieur für Verfahrenstechnik, Geschäftsführer des Beruf: Ordentlicher Professor an der TU Berlin, Fachgebiet Verbrennungskraftmaschinen deutschen Schreibwarenherstellers „edding“. Größte sportliche Erfolge: Fünfmal Weltmeister mit dem Deutschland-Achter (1989, Größte sportliche Erfolge: Zweimal Weltmeister mit dem 1990, 1991, 1993, 1995), Silber bei Olympia 1996 und Bronze bei Olympia 1992 mit dem Deutschland-Achter (1991, 1993), Silber bei Olympia 1996 und Deutschland-Achter Bronze bei Olympia 1992 mit dem Deutschland-Achter © Hintergrund: Martin Steffen Hintergrund: © THINK ING.-kompakt · Ausgabe 7/2012 · www.think-ing.de · Seite 5

Links für Studierende »» ANWENDUNGSBEISPIELE

Sport ist ein riesiger Markt, der Schneller rennen, schnittiger nach Innovationen schreit. So vielfältig wie die Sportarten von schwimmen und sauber bleiben heute sind auch die Sportgeräte, das Material und die Textilien, Messtechnik, Elektronik, Materialwissenschaft oder Strömungslehre – ingenieurwissenschaftliches die zur Ausübung der schweiß- Know-how steht bei olympischen Wettkämpfen immer mit auf dem Podium treibenden Aktivitäten notwen- dig sind. Hinzu kommen digitale Zeitmessung, elektronische © ODA Leistungsdiagnostik, computer- gestützte Trainingsgeräte oder supermoderne Sport- und Wettkampfstätten. Angehende Ingenieurinnen und Ingenieure können sich diesen spannenden Job-Bereichen an den Hochschu- len auf viele verschiedene Arten nähern. Mit Studiengängen des Sportingenieurwesens, die das Forschungsfeld Sport und Technik miteinander vereinen, im Bereich der Elektrotechnik oder

Informatik, die alle technischen Das Aquatics Centre ist eine von Stararchitektin Zaha Hadid entworfene Wassersport- Grundlagen für die eingesetzten arena, die nach den Spielen von Vereinen und Schulen öffentlich genutzt wird Technologien liefern, oder per Traditionsreicher Olympia- Leichtathletik zu finden. Die Internationale Olympische Maschinenbau-, Produktingeni- Zeitnehmer ist seit 1932 der Startblöcke bei Sprints sind Komitee (IOC) schreibt genau eur- oder Bauingenieurstudien- schweizer Uhrenhersteller mit empfindlichen Sensoren sechs Gramm Vergoldung als gängen, die das naturwissen- Omega. Die Marke stoppt und ausgestattet. Sie registrieren Mindestmaß für die sportli- schaftlich-technische Basiswissen misst bereits zum 25. Mal die den Druck, den die Athleten che Edelmetall-Plakette vor. liefern, das man benötigt, um olympischen Ergebnisse und beim Loslaufen mit ihren Füßen

innovative Sportgeräte oder Rekorde. Der Aufwand ist riesig. übertragen. Melden die Detek- © LOCOG riesige Sportarenen zu kon- 400 Tonnen Messequipment toren Druck auf dem Startblock, struieren. Schweißtreibend sind wurden Richtung London bevor der Startschuss gefallen jedenfalls alle zuvor genannten transportiert, 450 Fachleute ist, signalisiert das System Karrierewege. Aber, keine Sorge, und Zeitmessungsexperten automatisch einen Fehlstart. durch ingenieurwissenschaftli- sind permanent vor Ort, riesige Auch dann, wenn eine zu ches Arbeiten im Sektor Sport Anzeigetafeln prangen in den geringe Zeitdifferenz zwischen kommt man schnell in Hochform. Stadien und hunderte Kilometer dem Schuss und dem Loslaufen Glasfaserkabel wurden verlegt, besteht, die keine menschen- Sport und Technik, Bachelor damit die neuesten Zeitmess- mögliche Reaktion auf das und Master an der Otto-von- und Datenerfassungssysteme Startsignal gewesen sein kann. Kern aus Kupfer und ein Überzug Guericke-Universität Magdeburg: für die spezifischen Anforderun- aus Edelmetall – auf der Vorder- seite der olympischen Medaillen ist s.think-ing.de/sport- gen der einzelnen Sportarten Das Grundmaterial für die be- „Nike“, die griechische Göttin des technik-magdeburg tadellos funktionieren. Ganz zu gehrten olympischen Medaillen, Sports, abgebildet Sports Technology, Master an der schweigen von der ständigen die es in London zu erringen Nicht nur neue Materiali- Deutschen Sporthochschule Köln: Überprüfung aller eingesetzten gibt, stammt aus der Bingham- en wie die viel diskutierten s.think-ing.de/sports- Stoppuhren, Fotofinish-Kameras, Canyon-Mine im US-Bundes- und mittlerweile verbotenen technology-koeln Display Boards, Sender, Emp- staat Utah. Hier wird nahezu das Schwimmanzüge mit Haifisch- Sports Engineering, Bachelor und fänger und Touchpads … gesamte Medaillen-Metall haut-Nano-Oberfläche sind aus- Master an der Technischen für die 805 Siegerehrungen schlaggebend für neue Bestleis- Universität Chemnitz: Automatische Messsysteme gewonnen. Aber es ist nicht tungen im Becken, sondern auch s.think-ing.de/sports sind in jedem Wettkampf der alles Gold was glänzt. Basis für das Wasser selbst. Deshalb hat engineering-chemnitz die Produktion man das Hauptschwimmbecken

Biomechanik-Motorik-Bewe- © LOCOG der Medaillen im Aquatics Centre so gestaltet, gungsanalyse, Master an der ist Kupfer. Aus dass Wasserverwirbelungen Justus-Liebig-Universität Gießen: materialtech- nicht von den Beckenrändern s.think-ing.de/biomechanik- nischer Sicht reflektieren und den Schwimmer giessen ist also auch in seiner Vorwärtsbewegung die höchste bremsen. Dazu wurden an den Weitere Studiengänge in olympische Aus- Rändern des Beckens Transfer- der IngenieurStudiengang- zeichnung nur kanäle eingebaut, die knapp

Suche von THINK ING. 100-Meter-Läufer sind auf dem olympischen „Sportflex SuperX eine „Vergold- unter der Wasseroberfläche unter: www.search-ing.de Performance“-Belag vielleicht noch schneller unterwegs medaille“. Das liegen. Dadurch kann überströ- THINK ING.-kompakt · Ausgabe 7/2012 · www.think-ing.de · Seite 6 mendes Wasser ungehemmt © ODA abfließen. Zudem wird das kühle Nass auf exakt 26 Grad Celsius vorgewärmt. Denn nur

H2O dieser Temperatur besitzt die ideale Wasserdichte für noch schnelleres Schwimmen.

In den Wettkampfarenen der Leichtathletik stehen am Rand des Rasens sogenannte Tacheo- meter. Diese Geräte nutzen bekannte Werte wie Winkel und Länge, um beispielsweise die Das von Stahlseilen getragene und aus einem großen offenen Innenring bestehende PVC- Weite eines geworfenen Speers Membrandach des Olympiastadions wird errichtet. Gerüste und Supportplattformen halfen oder Diskus zu berechnen. Was dabei, die Seilstruktur in sechs Wochen mit 56 hydraulischen Pressen aufzubauen. fehlt ist der zuvor unbekannte besonderer Boden bereitet, findet auf dem neuen „Sport- die Athleten ausgelöst wird, Aufschlagpunkt. Jener wird der dazu beitragen soll, dass flex SuperX Performance“-Belag mit einer entsprechenden von den Wettkampfrichtern mit Usain Bolts Weltrekord von des italienischen Herstellers Rückkoppelung reagiert. Mondo statt.

© LOCOG Der Hightech- Fair geht vor. Doch so Boden hat eine mancher Athlet versucht, sich überragende durch die Einnahme verbotener Traktion und Substanzen einen Wettbe- besteht aus werbsvorteil zu verschaffen. synthetischem Um diese schwarzen Schafe zu Kautschuk, in entlarven, werden ausgefeilte den minerali- Dopingtests und entspre- sche Zusatz- chende Geräte entwickelt. Im stoffe eingear- Gegensatz zu den vergan- beitet sind. Er genen Sommerspielen wird verformt sich diesmal kein biochemisches In- bei maximaler stitut oder Anti-Doping-Labor Energieaufnah- allein für die Durchführung der me und gibt Kontrollen verantwortlich sein, die Energie sondern erstmals in der Ge- wieder zurück. schichte tritt mit GlaxoSmith- Verantwortlich Kline (GSK) ein Pharma-Riese

Die Riverbank Arena im Osten von London. Hier werden dafür ist eine als Anti-Doping-Sponsor auf. die olympischen Feldhockey-Wettbewerbe ausgetragen. in Laufrichtung 20 Millionen Pfund lässt sich einem Prisma markiert und das 9,58 Sekunden aus dem Jahr ausgerichtete Wabenstruk- der britische Konzern dieses Tacheometer sendet einen da- 2009 vielleicht geknackt wird. tur, die auf die biomecha- Engagement kosten. Unterge- rauf ausgerichteten Infrarotstrahl Der Kampf um die Hundertstel nische Belastung, die durch bracht ist das hochmoderne aus, der reflek- Analysezentrum in einer 30 tiert wird. Auf © ODA Kilometer vom Olympia-Park diese Art lassen entfernten Glaxo-Niederlas- sich Weiten bis sung, wo zusammen mit der zu einer Entfer- „World Anti-Doping Agency“ nung von 100 (WADA) und dem „Drug Con- Metern auf fünf trol Centre“ des IOC bis zu 400 Millimeter ge- Proben pro Tag auf insgesamt nau bestimmen. 240 verbotene Stoffe unter- sucht werden können. // Die Helden im wohl wer- Impressum bewirksamsten Herausgeber: GESAMTMETALL olympischen Gesamtverband der Arbeitgeberverbände Wettkampf der Metall- und Elektro-Industrie e. V. sind die Voßstraße 16 · 10117 Berlin 100-Meter- Objektleitung: Wolfgang Gollub (verantw.) Sprinter. Jenen Druck: color-offset-wälter wurde in der GmbH & Co. KG, Dortmund Londoner Redaktion und Gestaltung: Leichtathletik- concedra gmbh, Bochum arena ein ganz Ein Blick auf die Schwimmbecken im Aquatics Centre