Rinderfibel Rinderrassen aus den Alpen entdecken. „Es gibt mehr als eine bunte Kuh. Es lebe die Vielfalt der Natur.“ Deutsches Sprichwort

Inhalt

Vorwort...... Seite 5

Im Einklang mit der Natur...... 8

Heumilch schont die Umwelt...... 12

Artenreiches Futter für genussvolle Produkte ...... 20

Ein Kuhleben ...... 22

Die Vielfalt heimischer Rinderrassen...... 34

Quellenverzeichnis...... 120

Glossar...... 122

Register...... 124

Impressum...... 126 Liebe Freunde der Heumilch!

nseren Heumilchbauern und -verarbeitern ist die Artenvielfalt auf Uden heimischen Wiesen, Weiden und Almen besonders wichtig. Die seit Generationen bewährte Bewirtschaftung der Flächen durch die Heu- milchbauern garantiert diesen europaweit einzigartigen Artenreichtum.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz stehen aber nicht nur bei der Fütterung, sondern bei der gesamten Tierhaltung im Mittelpunkt. Die Heumilch- bauern setzen auf Rinderrassen, die perfekt an die Anforderungen der Heuwirtschaft angepasst sind: Sie halten gesunde und widerstandsfähige Tiere, die sich auch bis in hohe Almlagen hervorragend zurechtfinden. Durch die artgerechte Haltung und den hohen Futterreichtum auf den heimischen Wiesen geben die Kühe beste Heumilch, aus der in Folge feine Heumilchspezialitäten entstehen.

In der vorliegenden Fibel dürfen wir Ihnen Rinderrassen der Landwirt- schaft des Alpenraumes im Detail vorstellen: vom über das Montbéliard bis zum Simmentaler. Außerdem beantworten wir viele interessante Fragen auf anschauliche Art und Weise: Was fressen Kühe eigentlich? Wie schonen Heumilchkühe unser Klima? Und warum geben Kühe Milch?

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Ihr

Karl Neuhofer Obmann ARGE Heumilch Heumilchbauer

4 5 Vielfalt entdecken

eumilch und Pinzgauer Rind sind auf dem besten Weg, wieder Hzu jenen Selbstverständlichkeiten zu werden, die sie für viele Generationen vor uns waren.

Wir müssen nur unseren Stolz und unsere Heimatliebe aufwecken, da- mit wir begreifen, dass hohe Qualität und edle Rasse nicht der Geldgier und der Konzernsucht geopfert werden dürfen.

In diesem Sinne wünsche ich der Rinderfibel einen großen Leserkreis.

Ihr

Sepp Forcher Botschafter für Artenvielfalt

6 7 Im Sommer kommen Heumilchkühe auf die Weiden und Almen, dort genie- ßen sie frische Luft, klares Wasser und eine Vielzahl von saftigen Gräsern und Kräutern. Währenddessen beginnt im Tal die Heuernte, die Wiesen werden gemäht, das Gras getrocknet und das Im Einklang mit so gewonnene Heu in Scheunen gela- gert. Im Winter werden die Tiere mit der Natur dem Heu gefüttert. Als Ergänzung er- Die Heuwirtschaft ist die ursprünglichste Form der halten sie mineralstoffreichen Getrei- Milcherzeugung. Seit Jahrhunderten erfolgt die deschrot. Vergorene Futtermittel wie Fütterung der Milchkühe angepasst an Silage sind strengstens verboten. den Lauf der Jahreszeiten.

Hauptproduktionsgebiet der Heu- milch ist der europäische Alpenraum, in dem Heumilchbauern und Verar- beiter wertvolle Heumilch erzeugen und köstliche Heumilchprodukte produzieren. Nur Produkte mit dem Heumilch-Logo erfüllen diese sehr strengen Bestimmungen und werden kontrolliert gentechnikfrei hergestellt.

8 9 Unsere Qualitätsrichtlinien Die wichtigsten Kriterien des Heumilch-Regulativs Heumilchbauern und Verarbeiter traditionelles Herstellungsverfahren erzeugen wertvolle Heumilch und eines Lebensmittels. Damit garantiert produzieren köstliche Heumilchpro- dieses Zeichen ein Geschmackser- dukte. Sie arbeiten nach dem Heu- lebnis auf hohem Qualitätsniveau, Die Heuwirtschaft wurde von der Europäischen Union milch-Regulativ, dessen Einhaltung bedingt durch strenge Prüfverfahren mit dem EU-Gütesiegel g.t.S. – garantiert traditionelle von unabhängigen, staatlich zertifizier- und regelmäßige Kontrollen. Heu- Spezialität – ausgezeichnet. ten Stellen kontrolliert wird. milch g.t.S. ist somit für Konsumenten ein Garant für noch mehr Qualität und Naturnahe Fütterung im Jahresverlauf: Heumilchkühe Europaweit einzigartig Unverfälschtheit. In Europa erfüllen bekommen ausschließlich frische Gräser und Kräuter, Das strenge Regulativ überzeugte weniger als 3% der erzeugten Milch Heu sowie als Ergänzung mineralstoffreichen Getreideschrot. auch die Europäische Union. Sie die Kriterien der Heumilch. hat Heumilch mit dem EU-Gütesie- Vergorene Futtermittel sind strengstens verboten. gel g.t.S. – garantiert traditionelle Spezialität – ausgezeichnet. Das Die traditionelle Wirtschaftsweise der Heumilchbauern Siegel gewährleistet eine traditio- trägt entscheidend zum Schutz der Umwelt und zum nelle Zusammensetzung bzw. ein Erhalt der Artenvielfalt bei.

Mehr Geschmack: Das artenreiche Futter erhöht die Qualität und das Aroma der Heumilch.

Wertvoller Rohstoff: Heumilch ist aufgrund ihrer hohen Qualität ideal für die Herstellung von Käsespezialitäten geeignet.

Alle Heumilchprodukte sind kontrolliert gentechnikfrei.

Heumilch wird von unabhängigen Kontrollstellen zertifiziert.

10 11 Nachhaltiges, auf Generationen auf- gebautes Denken und Handeln prägt seit jeher die Heuwirtschaft. Rund 95% der Heumilchregionen befinden sich in den Alpen, wo diese Wirtschaftsweise seit Jahrhunderten Tradition hat. Die Ergebnisse einer Studie der Universität Heumilch schont für Bodenkultur in Wien zeigen auf, dass Heumilchbauern entscheidend die Umwelt zum Schutz der Umwelt und Artenviel- Durch die nachhaltige Wirtschaftsweise tragen falt beitragen. Heumilchbauern wesentlich zum Schutz der Umwelt und Artenvielfalt bei.

„Der Verlust der biologischen Viel- falt zählt neben dem Klimawandel zu den größten und zentralen Herausforderun- gen unserer Zeit. Die Hauptgründe für den dramatischen Verlust von Arten und Lebensräumen sind nicht standortangepasste Nutzung und vor allem der Nutzungswandel in der Landwirtschaft. Mit dem Silage- verzicht setzen die Heumilchbauern ein klares Zeichen für eine standort- angepasste und weniger intensive Grünlandnutzung.“ Marion Hammerl, Geschäftsführerin Bodenseestiftung

12 13 Förderung der Artenvielfalt Mosaikartige Bewirtschaftung

Eine Vielzahl an Gräsern und Kräutern reifen und mähen erst, wenn eine Tiere wie Bienen, Hummeln oder tige Bewirtschaftung werden nie alle wachsen auf den Wiesen, Weiden und Vielzahl von Gräsern und Kräutern in Niederwild profitieren von der mosa- Grünflächen auf einmal gemäht, son- Almen in den Heumilchregionen. Um voller Blüte stehen. Sie haben daher ikartigen Bewirtschaftung, wie sie bei dern in einzelnen Wellen bewirtschaf- diesen Artenreichtum zu erhalten, ist um ein bis zwei Schnitte pro Sommer der Heuwirtschaft betrieben wird. Die tet. So bleiben wichtige Nahrungsquel- eine entsprechend extensive Bewirt- weniger. Mahdzeitpunkte sind zeitlich gestaf- len und Rückzugsräume für Kleintiere schaftung notwendig. Das Grasen der felt und werden räumlich an den un- erhalten, bis die Pflanzen auf den be- Heumilchkühe auf den Grünflächen Auch weniger ertragreiche Flächen wie terschiedlichen Flächen angewendet. reits gemähten Wiesen wieder genü- sorgt für Wachstumsimpulse der Magerwiesen, Trockenrasen und Nass- Durch diese kleinflächige, mosaikar- gend hoch sind. Pflanzen, somit ist keine permanente wiesen, die man häufig im Berggebiet Nachsaat notwendig. Außerdem erfor- antrifft, werden von Heumilchbauern dert die hohe Pflanzenvielfalt weniger bewirtschaftet, denn auch auf diesen Dünge- und Pflanzenschutzmittel als Flächen gedeihen unterschiedliche bei intensiv genutzten Flächen. Gräser- und Kräuterarten. Sie sind ein wahres Schlaraffenland für die Zur Förderung der Artenvielfalt lassen Heumilchkühe und werden durch die Heumilchbauern ihre Wiesen richtig Heuwirtschaft gepflegt.

14 15 Schutz vor Verdunkelung Schutz vor Umweltkatastrophen

Lawinen keine Chance Ein Teil unserer Kultur Durch das regelmäßige Mähen und Im Sommer bewirtschaften viele Heu- Weiden entstehen gepflegte Wiesen mit milchbauern neben Grünland zusätz- kurzem Bewuchs, die den Schnee besser lich die Almflächen. Gerade in den halten. Die durch die Bewirtschaftung Steil- und Berglagen der Alpenregionen vorhandene hohe Pflanzenvielfalt sorgt ist dabei viel Handarbeit notwendig. für einen tief verwurzelten Grasteppich, Ohne die wertvolle Arbeit der Heu- der auch ungünstigen Witterungsbe- milchbauern wäre unsere Kulturland- dingungen standhält und Erdrutschen schaft in den Bergen, wie wir sie heute besser entgegenhalten kann. Unbewirt- kennen, innerhalb von 60 bis 80 Jah- schaftete Wiesen mit langen, ungemäh- ren aufgrund von Verdunkelung ver- Eine einzige Kuh hält mehr als einen halben Hektar Grünland frei. ten Gräsern werden von der Schnee- schwunden. Das Bewirtschaften der Das ist in etwa so viel wie ein Fußballfeld! last zu Boden gedrückt und sind ideale Grünflächen verhindert auch Umwelt- Rutschrampen, auf denen sich Schnee- katastrophen wie Murenabgänge und bretter leicht lösen und zur unberechen- Erdrutsche. baren Lawinengefahr werden können. Aufgrund der traditionellen wirt- ausbreiten kann. Die Wege bleiben of- schaftlichen Nutzung der Berggebiete fen und die Landschaft wird gepflegt. und Almen durch Heumilchbauern Nur so kann der Weiterbestand von wird verhindert, dass sich der Wald vielen seltenen Pflanzenarten ermög- willkürlich auf Wiesen und Weiden licht werden.

Ohne Heumilchbauern verdunkelt die Landschaft.

Zeitpunkt der Nutzungsauflassung 60-80 Jahre später

16 17 Schonung von Ressourcen Wasserfußabdruck

Unsere Heumilchbauern schonen Verdauungstrakt ist so aufgebaut, dass Der Wasserfußabdruck der Milch den, erhöht sich der Was- durch ihre extensive Wirtschaftsweise er Gräser und Kräuter im frischen, hängt sehr stark vom System ab, in serfußabdruck deutlich. lebensnotwendige und wertvolle Res- aber auch im getrockneten Zustand als dem die Milch produziert wird. Wer- Milchproduktion auf sourcen wie Getreide und Wasser, da Heu verarbeiten kann. Kühe können den Milchkühe nur im Stall gehalten Basis lokal erzeugten man auf artgemäße Fütterung setzt. das Eiweiß und die Energie in Form und mit großen Mengen an zugekauf- Grünlandfutters wie Gras und Heu von Gras und Heu direkt von der Wie- ten Futtermitteln – wie Sojabohnen, verringert den Wasserfußabdruck der Wiederkäuer wie Kühe benötigen Ge- se verwerten und gleichzeitig für den Mais und Getreide – versorgt, die oft Milch und trägt daher zur Schonung treide als Futterquelle zur Produktion Menschen hochwertige Lebensmittel über weite Strecken transportiert wer- der Ressource Wasser bei. von Milch und Fleisch gar nicht. Ihr erzeugen.

„Industrialisierte Landwirtschaft hat einen rund dreimal so großen Wasser- fußabdruck wie die Heuwirtschaft.“ Ao. Univ.-Prof. Dr. Werner Zollitsch, Universität für Bodenkultur Wien

In der industrialisierten Landwirtschaft frisst eine Kuh die Menge an Getreide, von der sich drei Menschen ernähren können. Bei der Heuwirtschaft setzt man hingegen auf artgemäße Fütterung.

Bei der Berechnung des Wasserfußabdruckes Förderung der Humusbildung wird nicht nur der Wasserverbrauch für die Herstellung und Verarbeitung eines Produktes Nachhaltige Grünlandnutzung führt enormen Mengen an CO2, die sonst in berücksichtigt, sondern auch weitere Fakto- zu einem hohen Humusgehalt im die Erdatmosphäre entweichen und ren wie Transport, Nutzung und insbesondere Boden, welcher ein sehr guter den Klimawandel beschleunigen. die Beeinträchtigung der Wasserqualität. Be- Speicher für Kohlendioxid ist. Humus Außerdem speichern humusreiche sonders kritisch ist dabei, wenn Wasser beim bildet sich ganz natürlich durch abge- Böden mehr Wasser und können Verbrauch den regionalen Wasserkreisläufen storbene Pflanzenteile im Grünland. damit längere Trockenperioden über- entzogen wird und verloren geht. Er bindet die im Boden liegenden dauern.

18 19 Je höher der Artenreichtum im Futter ist, desto höher sind die Qualität und das Aroma der Milch. Das schmecken nicht nur unsere Kühe. Auch zahlreiche Geschmackstests und Blindverkostun- gen bestätigen diesen Unterschied.

Artenreiches Futter für Heumilchprodukte haben einen rund doppelt so hohen Wert an Ome- genussvolle Produkte ga-3-Fettsäuren und konjugierten Aroma- und artenreiches Futter auf dem Linolsäuren (CLA) als normale, her- Speiseplan der Heumilchkühe trägt maßgeblich kömmliche Milchprodukte. Dies be- zur Qualität der Milch bei. stätigt eine Studie der Universität für Bodenkultur. Omega-3-Fettsäuren zäh- len zu den mehrfach ungesättigten Fett- säuren, die unser Körper nicht selbst produzieren kann. Da sie aber lebens- notwendig sind, müssen wir sie mit der Nahrung zuführen. Heumilchprodukte sollten daher in keinem Ernährungs- plan als Bestandteil einer ausgewoge- nen Ernährung und eines gesunden Lebensstils fehlen.

Käsemeister schwören seit jeher auf die besondere Güte der Heumilch. Denn durch den konsequenten Verzicht auf vergorene Futtermittel kann Käse ohne Zusatz von Konservierungsmitteln und ohne intensive mechanische Behand- lung hergestellt werden. Länger gereif- te Käse lassen sich nur aus einem hoch- wertigen Rohstoff herstellen.

Heumilch besitzt diese Eigenschaft und ist daher der ideale Rohstoff für Käse- spezialitäten. So muss Bergkäse mit dem EU-Schutz „g.U.“ – geschützte Ur- sprungsbezeichnung – aus Heumilch hergestellt werden.

2820 21 Moderner Kuhkomfort

Aufgrund der klimatischen Verhält- nisse verbringen Rinder in unseren Breiten den Sommer im Freien und die kalte Jahreszeit im Stall. Die Zeit auf Ein Kuhleben der Weide beginnt je nach Gebiet ab Wie schaut das Leben eines Rindes aus? Warum gibt eine April oder Mai und endet spätestens im Kuh Milch? Und unter welchen Voraussetzungen fühlen November. Die Kühe halten sich zum sich Rinder besonders wohl? Melken zweimal täglich im Stall auf. Im alpinen Bereich werden Rinder im Sommer auch auf Almen gehalten. Je nach Höhenlage der Alm beginnt der Almsommer meist im Juni und endet mit September.

Auf den Almen findet man vorwiegend Kühe. Sie werden dort gemolken und oftmals erfolgt die Milchverarbeitung direkt vor Ort. Des Weiteren werden Jungrinder und Ochsen gealpt. Die Wintermonate verbringen die Tiere im Tal. Um Bewegung zu erhalten, wer- den sie in einen Auslauf oder auf die Weide getrieben. Für das Ruhen ste- hen den Tieren eigene Liegeflächen im Stall zur Verfügung.

Das Wohlbefinden der Kühe ist ein wichtiger Faktor, um die Tiere gesund und leistungsbereit zu halten. Gera- de während der Zeit der Stallhaltung muss daher die Umwelt dementspre- chend gestaltet sein. So brauchen die Tiere genügend Platz, um ihr artgemä- ßes Verhalten ausleben zu können.

Wichtig ist auch ein angemessenes Stallklima mit viel Frischluft und nicht zu hohen Temperaturen – Kühe haben

22 23 es lieber kalt als warm. Die Gestal- Weide scheuern sie sich an Bäumen tung des Liegeplatzes ist sehr wichtig, oder Zäunen, im Stall werden sie vom da Tiere im Stall ca. die Hälfte des Bauern gestriegelt, gerne benutzen sie Tages mit Ruhen verbringen. Kühe angebrachte Putzbürsten aber auch brauchen auch Körperpflege. Auf der selbstständig.

Was frisst eine Kuh?

Kühe sind Wiederkäuer. Mit Hilfe ih- futter bietet der Kuh Nährstoffe und res speziellen Verdauungstraktes ist versorgt sie mit der für ihren Verdau- es ihnen möglich, für den Menschen ungsapparat wichtigen Futterstruktur. nicht nutzbare Pflanzenbestandteile zu verdauen und in hochwertige Le- Weidehaltung im Sommer liefert bensmittel (Milch und Fleisch) um- nährstoffreiches, gut verwertbares zusetzen. Die natürliche Nahrungs- Futter in Form von Gras. Für die grundlage für Kühe findet sich daher Tiergesundheit ist aber auch die Be- im Grünland mit seinen Gräsern und wegungsmöglichkeit im Freien auf Kräutern. Im Zentrum einer artgemä- gewachsenem Boden und natürlichen ßen Rinderfütterung steht im Sommer Klimareizen von großer Bedeutung. die Weide und in der Winterperiode Kühe verbringen etwa sieben bis neun der Einsatz von Heu. Dieses Grund- Stunden mit Grasen.

Futtermengen von Gras, Heu und Wasser pro Tag:

Gras: bis zu 100 kg Heu: bis zu 20 kg Wasser: bis zu 120 Liter

24 25 Auf Grund ihres großen Verdauungs- Faktoren wie Rasse, Trächtigkeit und Aufbau des Rindermagens raumes können sie bis zu 100 kg Gras Milchleistung, spielt vor allem die pro Tag fressen. Grundfutterqualität eine entscheiden- de Rolle. Grundbestandteil der Winterfütterung im Stall ist Heu von bester Qualität. Kühe brauchen viel Wasser. Der Basis für eine gute Heuqualität sind der Wasserbedarf hängt vom Alter der Speiseröhre Pansen richtige Zeitpunkt der Ernte und eine Tiere, vom Wassergehalt des Futter- ordentliche Erntetechnik. Die Endqua- mittels und von Umweltfaktoren ab. Blättermagen lität von Heu hängt vom Wetter und der Bei der Milchkuh spielt die Höhe der Trocknungstechnik ab. Eine Kuh kann Milchleistung eine entscheidende Rol- bis zu 20 kg pro Tag aufnehmen. le. Milch besteht zu ca. 87% aus Was- ser, was die Notwendigkeit einer guten Dünndarm Wie viel eine Kuh frisst, hängt von Wasserversorgung unterstreicht. Der verschiedenen Faktoren ab. Neben mittlere Wasserbedarf einer Kuh liegt fütterungstechnischen Maßnahmen zwischen 30 und 70 Liter, bei hohen wie Fresszeit, Futterzuteilung und der Leistungen steigt er aber auf bis zu 120 Futtermischung sowie tierbezogenen Liter pro Tier und Tag an. Labmagen Netzmagen

Der Aufbau und die Funktion des Wie- Erst im Labmagen beginnt die eigent- derkäuermagens sind optimal an die liche Magen-Darm-Verdauung. Neu- Verdauung von Pflanzen angepasst. geborene Kälber besitzen noch keine Kühe besitzen einen mehrhöhligen ausgebildeten Vormägen. Erst mit der Magen, der sich aus drei Vormägen Aufnahme von Raufutter können sich (Netzmagen, Pansen, Blättermagen) die Vormägen entwickeln. Daher ist es und dem Drüsenmagen (Labmagen) wichtig, Kälbern baldmöglichst gutes zusammensetzt. Die Aufgabe der Vor- Heu anzubieten. Bei erwachsenen Rin- mägen besteht in der Durchmischung dern nehmen die Vormägen rund 92 % und des Aufschlusses der Nahrung. des gesamten Magenvolumens ein.

26 27 So funktioniert die Verdauung Warum geben Kühe Milch?

kaubissen wieder in den Mund, werden Rinder zählen zur Klasse der Säugetie- mit den kräftigen Mahlzähnen gekaut re. Wie alle Tiere dieser Klasse produ- und zu einem feinen Brei zerkleinert. zieren die weiblichen Tiere Milch, um Kühe verbringen täglich sechs bis sie- ihren Nachwuchs zu ernähren. Das be- ben Stunden mit Wiederkäuen. Nach deutet aber auch, dass Kühe nur Milch hinreichender Zerkleinerung durch die geben, wenn sie Kälber geboren haben. Bakterien im Pansen (nach etwa ein Kühe bekommen in der Regel einmal bis drei Tagen) gelangt der Futterbrei im Jahr Nachwuchs. Die weiblichen über den Netzmagen in den Blätter- Jungtiere, die sogenannten Kalbinnen, magen. Hier wird ihm über sogenannte kommen mit einem Alter von acht bis Blätter – sie ragen in den Hohlraum zehn Monaten in die Geschlechtsreife. des Magens hinein – Wasser entzogen. In diesem Alter ist die körperliche Ent- Verdauung ein. Kolostralmilch weist Er wird eingedickt. wicklung der Tiere aber noch nicht so gegenüber normaler Milch mehr Ei- weit, dass sie ein Kalb austragen und weiß, Fett und Vitamine auf, sodass es Kühe nehmen ihre Nahrung in großen Im Labmagen passiert im Prinzip das ohne Schwierigkeiten gebären könn- zu einer raschen Kräftigung des Neu- Bissen auf. Praktisch ohne sie zu kauen, Gleiche wie im menschlichen Magen. ten. Deswegen wird gewartet, bis die geborenen kommt. Die Zusammen- werden die Bissen mit viel Speichel – Hier werden die ersten Schritte der Kalbinnen zwei Drittel ihres möglichen setzung der Kolostralmilch ändert sich erwachsene Rinder bilden täglich bis zu Eiweißverdauung gesetzt und Salzsäure Endgewichts erreicht haben. ebenfalls rasch in Richtung normaler 180 Liter davon – geschluckt. Über den löst noch vorhandene Strukturen von Milch. Für den menschlichen Verzehr Schlund gelangen die Nahrungsteile in Nahrungsbestandteilen. Beim trin- Das Alter, in dem die Tiere trächtig wird die Milch erst nach zehn Tagen den ersten Vormagen. Aufgrund der kenden Kalb gelangt die Milch über werden können, ist stark rassenabhän- verwendet. netzartigen Struktur auf der Schleim- die Magenrinne direkt in den Lab- gig und liegt in einem Bereich von 17 bis haut wird er auch Netzmagen genannt. magen, wo sie durch die Einwirkung 24 Monaten. Die Trächtigkeit dauert Naturgemäß suchen Kälber bald nach Im Netzmagen wird die Nahrung nach des Labferments gerinnt und verdaut beim Rind durchschnittlich 285 Tage. der Geburt selbstständig das Euter der Größe der Futterbestandteile sortiert werden kann. Unmittelbar nach der Geburt steht dem Kuh, um zu saugen. Aus arbeitstech- und durch Zusammenziehen und An- Kalb bereits Nahrung in Form von Ko- nischen Gründen wird manchmal die heben in den Pansen transportiert. Im Dünndarm wird der Nahrungs- lostralmilch zur Verfügung. Muttermilch den jungen Kälbern mit brei mit Hilfe von Verdauungssäften einer Flasche oder einem Tränkeimer Der Pansen ist der größte Rindermagen verdaut. In diesem Bereich werden Die Aufnahme von Kolostralmilch in- mit Sauger verabreicht. Um die Vor- mit einem Fassungsvermögen von etwa Eiweiß und andere wichtige Nähr- nerhalb weniger Stunden nach der magenentwicklung zu fördern, bietet 150 Litern. Er ist eine große Kammer, in stoffe über die Darmwand aufgenom- Geburt ist für Kälber überlebenswich- man Kälbern ab der 2. Lebenswoche der mit Hilfe von Milliarden von Bakte- men und dem Rind für Erhaltung und tig, da sie ohne Abwehrstoffe gegen qualitativ hochwertiges Heu und ab der rien Futterbestandteile zerlegt und für Leistung zur Verfügung gestellt. Im Krankheitserreger geboren werden. 3. Woche für die körperliche Entwick- die Verdauung im Labmagen aufberei- Dickdarm bauen Mikroorganismen Durch Kolostralmilch erhält das junge lung auch geringe Mengen an wertvol- tet werden. Der Pansen zieht sich in verbleibende Nahrungsbestandteile ab. Tier die ersten Schutzstoffe gegen Er- lem Getreideschrot an. Ab der 2. Woche regelmäßigen Abständen zusammen. Der Darmbrei wird durch Wasserent- reger und Infektionen. Die Darmwand sollte auch immer frisches Wasser zur Dadurch kommt es zum Sortieren und zug weiter eingedickt. Die unverdau- des Kalbes ist aber nur in den ersten 24 freien Verfügung bereitgestellt werden. Weiterbefördern des Inhalts. Grobe lichen Teile werden schließlich als Kot Lebensstunden für diese Schutzstoffe Mit drei Monaten werden die Kälber Futterbestandteile kommen in Wieder- ausgeschieden. durchgängig, danach setzt die normale von der Milch abgesetzt.

28 29 Laktationsperiode

Unmittelbar nach der Geburt des Kal- hoch. Die Kühe sollten wieder träch- bes beginnt für die Kuh die Phase der tig sein, die Belegung erfolgt 50 bis Milchproduktion, die sogenannte Lak- 60 Tage nach der Geburt und die tationsperiode. Die Laktationsperio- Milchleistung liegt noch auf hohem de wird mit 305 Tagen angegeben. In Niveau. Im letzten Laktationsdrittel den ersten Wochen nach der Geburt fällt die Milchleistung ab, dement- des Kalbes steigt die Milchleistung sprechend sinkt auch der Nährstoff- stark an und sollte nach sechs bis acht bedarf. Ab acht Wochen vor dem Wochen ihren Höhepunkt erreichen. nächsten Abkalbetermin werden die In dieser Zeit ist der Nährstoffbedarf Kühe nicht mehr gemolken. Dadurch der Tiere dementsprechend hoch und gibt man den Kühen die Möglich- kann nur durch den Verzehr großer keit, sich von der vorangegangenen Mengen sehr nährstoffreicher Futter- Laktation zu erholen, Körperreserven mittel ausgeglichen werden. für die nächste Laktation zu bilden, Drüsenmasse im Euter aufzubau- Im zweiten Drittel der Laktation ist en und die Ausbildung des Fötus zu der Nährstoffbedarf ebenfalls noch fördern. Das Kuheuter – ein komplexes System

Das Euter der Kuh setzt sich aus vier verschlossen und der Milchfluss da- voneinander unabhängigen Milchdrü- durch reguliert werden. Ein Teil der senkomplexen zusammen, die jeweils Milchzisterne liegt im Drüsenteil des in einer Zitze münden. Eine Binde- Euters, ein Teil in den Zitzen. Der Zit- gewebskapsel umhüllt das Euter au- zenteil der Milchzisterne mündet in ßen. Im Inneren des Euters befinden den Strichkanal, der durch einen star- sich kleine Drüsenbläschen, in denen ken Schließmuskel verschlossen wird. sich winzige Tröpfchen Milch bilden. Beim Melken öffnet sich der Schließ- Die mikroskopisch kleinen Drüsen- muskel und die Milch kann abrinnen. bläschen schließen sich zu traubenar- tigen Gebilden, den sogenannten Drü- Früher wurden Kühe ausschließlich senläppchen zusammen. Von diesen mit der Hand gemolken. Heute wer- Drüsenläppchen führen verzweigte den dazu Melkanlagen verwendet. Üb- Milchgänge in die Milchzisterne. An licherweise werden Kühe zweimal am den Übergängen zur Milchzisterne Tag in einem 12-stündigen Rhythmus sind die Milchgänge mit glatter Mus- gemolken. Werden sie 36 Stunden kulatur ausgekleidet. Durch diese nicht gemolken, versiegt die Milchpro- Muskelfaltenringe können die Gänge duktion.

30 31 Durchschnittliche Milchmengen

Milch wird aus Nährstoffen gebildet, Tagen der Laktation gibt die Kuh am die im Blut zum Euter transportiert meisten Milch, mit fortschreitender werden. Für die Bildung von einem Li- Laktation verkleinert sich das Euter ter Milch durchfließen 300 bis 500 Li- und die Milchleistung sinkt. Die Höhe ter Blut das Euter. Aus diesem Grund der Milchleistung hängt von mehreren verfügt das Kuheuter über ein ausge- Faktoren wie Rasse, Fütterung, Alter prägtes Blutgefäßsystem. der Kuh und Umwelteinflüssen ab. Dementsprechend weit ist die Streu- Die Milchbildung erfolgt im Euter rela- ung der möglichen Milchmenge, die tiv gleichmäßig. Bei prall gefüllten Eu- eine Kuh pro Tag gibt. Bei einer durch- tern geht die Milchbildung zurück – bis schnittlichen Kuh liegt die Menge bei sie zum Stillstand kommt. Durch das etwa 20 Litern pro Tag, wohingegen Melken der Kühe wird die Milchbil- bei Hochleistungskühen Mengen von dung angeregt. In den ersten hundert bis zu 50 Litern am Tag möglich sind.

Zusammensetzung der Milch

Hauptbestandteil der Kuhmilch ist halt an essentiellen Aminosäuren aus Wasser. Darüber hinaus enthält Milch dem Milcheiweiß und der Kalziumge- durchschnittlich 4 % Fett, 3,5 % Ei- halt der Milch von weiß, 4,5 % Milchzucker (= Laktose) Bedeutung. Durch und Mineralstoffe wie Kalzium, Spu- Genuss von Milch renelemente (z. B. Eisen) und Vita- und Milchprodukten mine. Milch kann als vollwertiges wird eine wichtige Lebensmittel eingesetzt werden, da Lücke in der Eiweiß- sie alle vom Organismus benötigten und Mineralstoffver- Stoffe enthält. Für die menschliche sorgung des Men- Ernährung sind besonders der Ge- schen geschlossen.

32 33 Zur Geschichte des Hausrinds

Unser heutiges Hausrind (Bos primi- genius taurus) stammt ursprünglich vom Auerochsen (Bos primigenius) Die Vielfalt heimischer ab. Es wird vermutet, dass das Entste- hungsgebiet des Auerochsen im indi- Rinderrassen schen Raum liegt, von wo er sich über In den Regionen des Alpenraumes sind unterschiedlichs- Eurasien nach Nordafrika und bis zum te Rinderrassen zu finden, die spezifische Merkmale und Atlantik verbreitete. Die Tiere waren typisches Aussehen aufweisen. von beeindruckender Größe, mit ei- nem ausgeprägten Unterschied in Ge- wicht und Größe zwischen Kühen und Stieren (Geschlechtsdimorphismus).

Kennzeichnend für den Aueroch- sen waren sein rötlich-braunes bis schwarzes, dichtes Fell mit einem hellen Rückenstreifen (Aalstrich) und mächtige, nach vorn geschwungene, lyraförmige Hörner. Auerochsen bevorzugten eher mildes Klima, ihr Lebens- raum waren Au- und Mischwäl- der, aber auch in Steppen waren die Tiere anzutreffen.

34 35 Auf Grund seiner Nahrungskonkur- und Wildparks gehaltenen Auerochsen Einteilung der Rassen renz zum Hausrind wurde er sehr stark sind Hausrinder, die durch Rückzüch- bejagt, was zur Folge hatte, dass das tung im Aussehen der Stammart ähn- letzte europäische Exemplar 1627 in lich sind. Die Entwicklung von Rindern un- sind Robustrassen, die wegen ihrer Wi- Polen erlegt wurde. Die heute in Zoos terschiedlicher Nutzungsrichtungen derstandsfähigkeit sehr gut für extensi- führte zu einer Einteilung der Rassen ve Haltungsformen geeignet sind. Tie- in Einnutzungsrassen, Zweinutzungs- re dieser Rassen werden meist zu den Domestikation und ihre Folgen rassen und Dreinutzungsrassen. Auf Fleischrassen gezählt. Rassen, von de- Grund der Mechanisierung in der nen es nur noch relativ kleine Bestände Landwirtschaft seit Mitte des 20. Jahr- gibt, werden als gefährdete Rassen be- Nach heutigen Erkenntnissen began- Von Vorderasien breitete sich das hunderts kommen Dreinutzungsrassen zeichnet. Es sind meist alteingesessene nen die Menschen um etwa 6500 v. Hausrind über ganz Europa aus. In (Milch, Fleisch, Arbeit) in Europa heut- Rinderrassen, die nur mehr auf weni- Chr. im Gebiet des sogenannten Frucht- Folge unterschiedlicher Umweltbe- zutage praktisch nicht mehr vor. Bei gen Betrieben gehalten werden. Damit baren Halbmonds (Libanon, Syrien, dingungen und in Abhängigkeit vom Einnutzungsrassen konzentriert sich diese Rassen nicht aus der Landwirt- Osttürkei, Irak, Iran) Rinder zu domes- primären Verwendungszweck entwi- die Zucht auf eine dominierende Nut- schaft der Alpenregion verschwinden, tizieren. Dabei wurden aktiv Tiere aus- ckelten sich für bestimmte Regionen zungsrichtung (Milch oder Fleisch), bei werden durch engagierte Bauern und gewählt und selektiert. Ziel war, Tiere typische Landschläge, die sich im Aus- Zweinutzungsrassen wird gleichzeitig Zuchtorganisationen Gen-Erhaltungs- zu erhalten, die sowohl an den Umgang sehen und ihrer Leistung mehr oder auf Milch- und Fleischleistung gezüch- maßnahmen durchgeführt, um den mit Menschen angepasst waren als auch minder stark unterschieden. Diese tet. Eine weitere mögliche Kategorie Fortbestand dieser Rassen zu sichern. Milch und Fleisch für die menschliche „geografischen“ Rassen waren wenig Ernährung lieferten. Durch die Domes- spezialisiert und kamen sowohl für die tikation kam es zu einer beträchtlichen Milch- und Fleischerzeugung als auch Veränderung der Tiere. So wurden die als Arbeitstiere zum Einsatz. Durch die Tiere im Körperbau kleiner, die Frucht- Zusammenführung von regionalen barkeit wurde gesteigert, die Leistungen Landschlägen und auch durch Ein- wurden erhöht, Haut- und Haarfarbe kreuzung leistungsstärkerer Tiere an- unterschiedlicher, und es kam zu einer derer Gebiete entstanden Rassen im Veränderung des Verhaltens. heutigen Sinn.

24236 2537 Regionen und Merkmale Einnutzungsrassen Mit über 4,5 Millionen Tieren ist das Milchproduktion. Geografisch verteilt Milchrassen können hohe Milchleistungen erbringen. Sie die meistverbreitete Rin- sich die Rasse Holstein-Friesian über besitzen die Fähigkeit, große Futtermengen aufzunehmen und derrasse in den Alpen und im Al- alle Regionen, hauptsächlich finden die Nährstoffe aus dem Futter sehr effizient in Milch umzuset- penvorland. Ihr Verbreitungsgebiet wir diese Rasse aber in den Gunstlagen zen. Man spricht daher vom Umsatztyp. Die Bemuskelung des erstreckt sich vom Tiefland im Osten der Alpentäler und im Voralpengebiet. Körpers ist gering. Typische Beispiele für Milchrinder sind die Österreichs bis in den Westen der Braunvieh ist ihrem Stammzuchtgebiet Rassen Jersey, Brown Swiss und Holstein-Friesian. Schweiz und von der Provinz Tren- entsprechend sehr stark in der Schweiz tino über Südtirol und Bayern bis vertreten, aber auch im Westen Öster- Fleischrassen sind sehr stark bemuskelt. Die aufgenommenen nach Baden Württemberg. In diesen reichs, im Süden Bayerns und in Süd- Nährstoffe werden hauptsächlich in Muskel und Fett umge- Regionen sind das Braunvieh und die tirol-Trentino. Die Rasse findet sich vor wandelt, man spricht daher vom Ansatztyp. Viele Fleischrassen Holstein-Friesian hinter dem Fleck- allem in Regionen, in denen traditio- entwickelten sich aus früheren Arbeitsrassen wie z. B. Charolais vieh die wichtigsten Rassen für die nell Hartkäse erzeugt wird. und Limousin.

Zweinutzungsrassen Diese Rassen werden sowohl auf Milch- als auch auf Fleischleis- tung gezüchtet. Äußerlich stehen sie deshalb zwischen Milch- und Fleischrassen. Um je nach Ausrichtung höhere Leistungen zu erzielen, kommt es je nach Nutzungsrichtung zu einer Untertei- lung in milchbetonte und fleischbetonte Zweinutzungsrassen. Der Übergang ist fließend. Beispiele für klassische Zweinut- zungsrassen sind Fleckvieh, Original Braunvieh, Pinzgauer und Grauvieh.

Robustrassen Diese Rassen werden für die Pflege extensiver Grünlandflächen eingesetzt. Sie sind anspruchslos bezüglich Haltung, Fütterung und Witterungsbedingungen. Sie werden ausschließlich in der Mutterkuhhaltung verwendet. Beispiele sind Galloway und das schottische Hochlandrind.

382 39 Die typische Rasse in den Gebirgslagen Oft werden bestimmte Rassen für Gezielte Zucht durch der Ostalpen ist das Grauvieh, in den regionale Markenfleischprogramme schweizerischen Westalpen sind es die eingesetzt. Aufgrund solcher Pro- exakte Herdebücher Eringer. Das Hauptverbreitungsgebiet gramme kam es auch zum Import von der Pinzgauer liegt in der Region Na- Fleischrinderrassen wie z. B. Charolais, Um die zunehmende Bevölkerung aus- tionalpark Hohe Tauern, die Rasse ist Limousin oder Angus. reichend mit Milch und Fleisch zu ver- aber auch mit kleineren Beständen in sorgen, musste die Leistung gesteigert Bayern, Südtirol und in der Schweiz Alte länderspezifische Rinderrassen werden. Zur Erreichung dieses Zieles vertreten. werden in ihren ursprünglichen Gebie- wurde im 18. Jahrhundert von Eng- ten wieder verstärkt für die Fleischpro- land ausgehend durch Einsatz von Die Verteilung der Fleischrinderras- duktion, vor allem in der Mutterkuh- Leistungsprüfung und gerichteter Paa- sen im Alpenbereich ist heterogen. haltung, eingesetzt. rung mit gezielter Rinderzucht begon- nen. Um einen Zuchtfortschritt zu er- reichen, ist die Festlegung eines Zuchtzieles eine Grundvoraussetzung.

Züchtervereinigungen bzw. heutige Zuchtverbände legen Rassestandards fest und erarbeiten eine Zuchtstrate- gie. Die Verbände führen Zuchtbücher (= Herdebücher), in denen die Ab- stammung der Tiere einer Zuchtpopu- lation aufgezeichnet wird. Die syste- matische Erfassung der Leistungen erfolgt mit Hilfe der sogenannten Leis- tungsprüfung. Mit der Information aus den Herdebüchern und aus der Milchleistungsprüfung wird der soge- nannte Zuchtwert von Kühen und Stie- ren errechnet. Auf dieser Basis werden gezielte Paarungen durchgeführt, um dem gewünschten Zuchtziel möglichst schnell näher zu kommen.

Im Zuchtziel werden aber nicht nur die Züchtung innerhalb kurzer Zeit schnel- Leistungen, sondern auch die Fitness lere Fortschritte, da vor allem durch der Tiere berücksichtigt. Dies ist be- die künstliche Besamung die Stieraus- sonders wichtig, um nicht nur leis- wahl für Anpaarungen gestiegen ist tungsstarke, sondern auch gesunde und mit dieser Technik der internatio- und langlebige Tiere zu erhalten. In nale Austausch von Vererbern ermög- den letzten Jahrzehnten erreichte die licht wurde.

40 41 inder waren für die Besiedelung des Alpenraums durch den Men- R schen unverzichtbar. Auch heute liefern sie uns weit mehr als wert- volle Milch und hochwertiges Fleisch. Die Bewirtschaftung der Wiesen, Weiden und Almen ist eine Voraussetzung für die Bewahrung lebenswer- ter alpiner Kulturlandschaften.

Wenn Sie mit offenen Augen durch diese Landschaften gehen, werden Sie auf sehr unterschiedlich aussehende Rinder treffen. Die Vielzahl der verschiedenen Rinderrassen ist ein Beitrag zur Biodiversität in der Agrarwirtschaft und überrascht aufmerksame BetrachterInnen durch Unterschiede in Größe, Form, Farbe, Leistungsvermögen und Wesens- merkmalen. Die Erhaltung dieser Vielfalt ist nicht selbstverständlich – auf globaler Ebene nimmt sie wegen der Konzentration auf wenige leis- tungsstarke Rassen ab.

Diese Fibel ist eine Einladung, sich mit dem Wesen Rind abseits seiner Eigenschaften als Milch- und Fleischlieferant auseinanderzusetzen. Milch- und Fleischrinder, dominierende und gefährdete Rinderrassen, rot, braun, schwarz, weiß, gelb, gescheckt oder einfärbig, gezüchtet zur Erzeugung von Lebensmitteln oder ursprünglich auch für den Arbeits- einsatz – seien Sie neugierig und erkennen Sie, dass „Kuh nicht gleich Kuh“ sein muss.

Roswitha Weißensteiner & Werner Zollitsch Institut für Nutztierwissenschaften Department für Nachhaltige Agrarsysteme Universität für Bodenkultur Wien

42 43 Braunvieh

Stier Kälber Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Die Zucht dieser Rinderrasse begann im Die Einkreuzung von Brown Swiss in Das Braunvieh zählt zu den milchbeton- Braunvieh zeichnet sich durch eine sehr 15. Jahrhundert in der Zentralschweiz die Population des Original Braunviehs ten Zweinutzungsrassen. Ursprünglich gute Milchleistung mit hohem Eiweiß- im Kloster Einsiedeln, von wo aus sich führte zum jetzigen Braunvieh, welches waren diese Rinder mittelgroß mit guter gehalt aus. Der hohe Anteil an einer diese urtypische Schweizer Rasse unter deutlich höhere Leistungen erbringt als Bemuskelung (siehe Original Braunvieh), bestimmten Milcheiweiß-Fraktion, dem der Bezeichnung „Schwyzer Vieh“ im die Ursprungsrasse. Dadurch wurde aber durch die verstärkte Züchtung auf Milch- sogenannten Kappa-Kasein B, begünstigt gesamten Ostalpenraum ausbreitete. In auch der Original Braunvieh-Bestand produktion wurden die Tiere größer und die Herstellung von Käse. diesen alpinen Regionen entwickelte sich stark zurückgedrängt. die Muskelmasse wurde verringert. in Österreich aus dem Montafoner Schlag Die Rasse besitzt eine gute Anpassungs- das Original Braunvieh, in Bayern das Heute zählt das Braunvieh zu den Die Rinder sind einfärbig braun bis dun- fähigkeit an verschiedene klimatische Allgäuer Braunvieh. häufigsten Rinderrassen im Ostalpen- kelbraun. Das Flotzmaul, die Hornspit- Verhältnisse und zeichnet sich durch Bereich, findet aber auch weltweit zen und die harten Klauen sind dunkel hohe Hitzetoleranz aus. Das Futterauf- Um 1870 kamen Tiere dieser Rasse eine hohe Verbreitung. pigmentiert. Um das Flotzmaul verläuft nahmevermögen der Tiere ist hoch. mit Auswanderern nach Nordamerika ein heller Saum. Die männlichen Tiere und wurden dort züchterisch stark auf sind größer als die weiblichen und in der Aufgrund ihrer Vitalität und des guten Milchleistung und Melkbarkeit bearbei- Farbgebung dunkler. Fundaments sind die Tiere, besonders tet. Ein Rückimport dieser nun größeren im Jungviehalter, sehr gut für die Alpung Tiere nach Europa – die Rassenbezeich- geeignet. Die Alpung in der Aufzucht mag nung änderte sich auf Brown Swiss – ein Grund für die oft erwähnte Langlebig- erfolgte in den 1960-iger Jahren. keit der Tiere sein.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 150 - 160 140 - 150 Gewicht (kg) 1.000 - 1.200 600 - 700

44 45 Fleckvieh

Stier Kuh und Kalb Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Der Ursprung dieser Rasse findet sich im Aber auch weltweit stellt diese Rasse Das Fleckvieh ist ein mittelgroßes bis Fleckvieh wird sowohl zur Milchproduk- Berner Oberland, von wo aus diese Rinder unter der Bezeichnung „Simmental“ eine großgewachsenes Zweinutzungsrind mit tion als auch als Fleischrasse eingesetzt. unter der Bezeichnung Simmentaler – der größten Rinderpopulation dar. Ab kräftigen Knochen und guter Bemuske- Milchbetonte Typen dieser Rasse können namensgebend ist ein Tal im Kanton den 1970-iger Jahren gab es aber auch lung. beachtliche Milchleistungen erbringen, Bern – ihren Siegeszug um die Welt die Bestrebung die Milchleistung dieser die denen der spezialisierten Milchrassen antraten. Zweinutzungsrasse zu steigern. Zu diesem Die Tiere sind weiß-braun gescheckt, um nichts nachstehen. Zweck wurde die milchbetonte Rasse Red wobei Farbabstufungen der dunklen Bereits im 15. Jahrhundert wurden Tiere Holstein eingekreuzt, wobei der Genanteil Flecken von hellgelb bis dunkelrotbraun Sie sind vor allem in Europa verbreitet. dieser Rasse aus Klosterzuchten über von Red Holstein in den Fleckviehpo- auftreten. Die Beine sind meist weiß, Weltweit überwiegen die fleischbetonten die Alpen nach Süden verkauft. Wenig pulationen niedrig gehalten wurde. In ebenso der Kopf, wobei um Augen und Typen, die auch für die Kreuzungszucht später folgten Exporte des Simmentaler Österreich liegt er beispielsweise bei 7,7 %. Backen Flecken auftreten können. Der in Mutterkuhherden eingesetzt werden. Fleckviehs nach Österreich und Bayern, In der Schweiz wurde züchterisch ein an- Unterbauch und die Schwanzquaste sind wo sie für die Milchproduktion und als derer Weg eingeschlagen, dessen Ziel die immer weiß. Arbeitstiere eingesetzt wurden. Dabei Bildung neuer Rassen wie Swiss Fleckvieh wurden die leistungsstarken Tiere oftmals oder Red Holstein war. Der Genanteil von Das Flotzmaul und die Klauen haben kei- in lokale Rassen eingekreuzt. Dies führte Red Holstein liegt in diesen Rassen bei bis ne Pigmentierung, die Hörner sind hell. zur Verdrängung vieler alter Rassen zu 80%. In der Schweiz werden aber auch Eine Besonderheit sind auch genetisch und derzeit ist Fleckvieh die zahlenmä- noch Bestände von Original Simmentaler hornlose Tiere. An der Halsunterseite ßig wichtigste Rasse sowohl in ihrem gehalten, bei denen es zu keinen Einkreu- weisen die Tiere eine ausgeprägte Wam- Ursprungsland Schweiz als auch im zungen kam. me auf. gesamten Alpenbogen.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 150 - 160 140 - 150 Gewicht (kg) 1.100 - 1.300 650 - 850

46 47 Holstein-Friesian

Stier Jungvieh Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Ausgangsrasse von Holstein-Friesian In den 1970er-Jahren kam es zu einem Die Rasse Holstein-Friesian ist eine deut- Die Rasse Holstein zählt zu den weltweit bzw. Red Holstein waren schwarz- bzw. Rückimport dieser milchbetonten Rasse lich auf Milchproduktion ausgerichtete bekanntesten und wichtigsten Milch- rotbunte Zweinutzungsrinder. nach Europa, um durch die Kreuzung Rasse. Die Tiere sind groß, haben lange viehrassen. So stammen etwa 90 % der mit europäischen Schwarzbunten deren Beine und die Bemuskelung ist nicht Welt-Milchproduktion von diesen Kühen. Die Rinder kamen um 1875 mit deut- Milchleistung zu steigern. Die Folge war stark ausgeprägt. schen Auswanderern nach Nordame- eine fast gänzliche Verdrängung der ori- Von allen Rinderrassen verfügen Hol- rika, wo die züchterische Bearbeitung ginalen schwarz- bzw. rotbunten Rinder. Die Rasse teilt sich in zwei Farbrichtun- stein-Kühe über die höchste Milchleis- auf Schwerpunkt Milch erfolgte. Aus gen auf: schwarz gescheckte Holstein- tungsveranlagung. Die Tiere besitzen ein der Zweinutzungsrasse Schwarzbunte Friesian und rot gescheckte Red Holstein. hohes Futteraufnahmevermögen, welches entstand so die spezialisierte Milchrasse Das ansehnliche Euter ist in der Regel diese hohen Leistungen erst ermöglicht. Holstein-Friesian. weiß, ebenso die Schwanzspitze und die unteren Beine. Es sind aber sowohl fast Die Rasse wird nicht nur in der Rein- gänzlich weiße als auch überwiegend zucht eingesetzt, sondern dient auch als schwarze bzw. rote Tiere anzutreffen. Kreuzungspartner für andere Rassen, um deren Milchleistung zu steigern.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 150 - 170 145 - 156 Gewicht (kg) 750 - 1.100 600 - 750

48 49 Jersey

Stier Kälber Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Das Ursprungsgebiet dieser Rasse liegt Heute zählt Jersey zu einer der weltweit Die Rasse Jersey ist eine speziell auf Jerseys sind eine auf Milchproduktion auf der Kanalinsel Jersey, wo sie seit bedeutendsten Milchrinderrassen. Milchproduktion ausgerichtete Rinder- spezialisierte Rasse. Dabei erreichen 1899 offiziell als Rasse geführt wird. rasse. Die Tiere sind kleinwüchsig und die Tiere gemessen an ihrer geringen zierlich und haben einen feinen Knochen- Körpermasse eine beachtliche Milchmen- Damals schon bekannt durch ihre äußerst bau mit geringer Bemuskelung. ge, besonders aber in der Höhe des fettreiche Milch, wurden sie ab dem 19. Fett- (bis zu 6 %) und Eiweißgehalts Jahrhundert in mehrere Länder wie die Die Färbung variiert stark von cremefar- (etwa 4,2 %). USA, England, Neuseeland und Däne- ben, gelbrot über hellrot bis fast schwarz, mark exportiert. ist aber am Kopf, an der Schulter und Ein weiterer Vorteil dieser Rasse ist ihre an den Hüften fast immer dunkler. Das Anpassungsfähigkeit bezüglich Boden, Flotzmaul ist dunkel und hat einen Lage und Klima und ihre relative hellen Saum. Hitzetoleranz. Die Tiere gelten als frühreif und leichtkalbig. Charakteristisch sind die großen, dunklen Augen, auch Rehaugen genannt. Der Kopf ist kurz und breit mit geschwungenen Hörnern, die an den Spitzen schwarz gefärbt sind.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 127 120 - 125 Gewicht (kg) 700 350 - 400

50 51 Montbéliard

Stier Herde Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Der Ursprung dieser Rasse liegt im rasse zur Milcherzeugung in Frankreich Diese Rasse zählt zu den mittel- bis Diese ursprünglich französische Zwei- französischen Jura und in der Region entwickeln konnte. großrahmigen Zweinutzungsrassen mit nutzungsrasse weist eine ausgezeichnete Montbéliard in Frankreich. In dieses stärkerer Betonung auf Milchleistung. Milchleistung und –qualität auf. Gebiet kamen im 18. Jahrhundert mit Tiere der Rasse wurden in viele Länder der Ansiedlung der Mennoniten Berner exportiert, so auch in die Schweiz. In Die Tiere besitzen einen kräftigen Die männlichen Kälber finden mit Simmentaler Rinder, die in Folge mit der Schweiz liegt das Hauptzuchtgebiet Körperbau mit guter Bemuskelung. einem Alter von ca. 3 Monaten in der lokalen Landrassen gekreuzt wurden. dieser Rasse im Jura, mit Verbreitung in Bekannt ist die Rasse für ihre robusten Kalbfleischproduktion Verwendung, aus der gesamten Westschweiz. Beine und starke Euter. den ein- bis zweijährige Stieren wird Aus diesen Kreuzungen gingen die Mont- Rindfleisch gewonnen. béliard – erste namentliche Erwähnung Die Tiere sind rot-weiß gescheckt, wobei 1870 - hervor, die im Jahr 1889 als eigene Beine, Kopf und Bauch weiß gefärbt sind. Oftmals werden für die Fleischprodukti- Rasse anerkannt wurde. Durch ihre Leis- Flotzmaul und Klauen sind hell, ebenso on Montbéliard-Kühe mit Charolais- tungsstärke verdrängten sie sukzessive die bei den Kühen nach oben gebogenen Stieren belegt, um die Fleischausbeute alteingesessene Rassen im Gebiet des Hörner. zu erhöhen. westlichen Juras im Osten Frankreichs.

Durch das Einkreuzen von Red Holstein im Jahr 1972 kam es zu einer weiteren Steigerung der Milchleistung, wodurch sie sich zu einer der wichtigsten Rinder-

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 148 135 - 140 Gewicht (kg) 1.100 - 1.200 685

52 53 Pinzgauer

Stier Kalb Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Anfang des 19. Jahrhunderts entstand exakte Trennung zwischen reinrassigen Pinzgauer sind mittelgroße bis großwüch- Die Rasse wird derzeit sowohl für die diese Rasse durch Einkreuzung von Pinzgauern und Red Holstein-Kreu- sige Zweinutzungsrinder mit langem Milch- als auch für die Fleischproduktion Rindern aus dem Wallis in bodenständige zungstieren. Derzeit zählt nur mehr ein Rumpf und guter Muskelausbildung an eingesetzt. Ursprünglich waren die Tiere Landrassen im Gebiet der Hohen Tauern schwaches Drittel der Population zu den den Oberschenkeln. wegen ihrer Zugkraft, Marschfähigkeit in Österreich. Namensgebend für die reinrassigen Tieren, wodurch Pinzgauer und Gutmütigkeit auch sehr begehrte Rasse ist die Salzburger Region Pinzgau. als gefährdete Rinderrasse eingestuft ist. Die Grundfarbe der Tiere ist kastanien- Arbeitstiere. braun mit einer rassetypischen weißen Die ursprüngliche Nutzung der Tiere Zeichnung, die sich über Widerrist, Die Pinzgauer gelten als äußerst wider- als Dreinutzungs-Rind führte zu einer Rücken, Oberschenkel, Bauch und standsfähig, klimarobust und haben starken Verbreitung der Rasse über ganz Unterbrust zieht. Die harten Klauen stabile Beine mit harten Klauen, sodass Österreich, dem benachbarten Bayern und das Flotzmaul sind dunkel pigmen- sie sehr gut für Weidehaltung und Alpung und Teilen Südtirols. Im Laufe der Zeit tiert. Die Hörner sind wachsgelb mit geeignet sind. Durch Einkreuzung von wurde die Rasse aber immer mehr vom schwarzen Spitzen. Red Holstein kam es zu einer Steigerung leistungsstärkeren Fleckvieh zurück- der Milchleistung. Hohe Fruchtbarkeit, gedrängt. leichte Geburten und ein guter Mutter- instinkt förderten ihren Einsatz in der Ab 1969 kam es zur Einkreuzung von Mutterkuhhaltung, in der sie weltweit zu Red Holstein, um eine Steigerung der den wichtigsten Rassen zählen. Männli- Milchleistung zu erreichen. In den che Tiere dieser Rasse sind auch für ihre Herdebüchern erfolgt aber weiterhin eine hohen Tageszunahmen und ihre gute Fleischqualität bekannt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 140 - 155 130 - 143 Gewicht (kg) 1.100 - 1.200 600 - 700

54 55 Red Holstein

Stier Herde Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Das Hauptzuchtgebiet der Schweizer Die Schweizer Red Holstein begründen Red Holstein zählt zu den leistungs- Red Holstein Tiere gelten als äußerst Red Holstein Rasse reicht von der West- ihre Herkunft ab 1969 durch die Einkreu- starken Milchrassen, das spiegelt sich effizient in der Umsetzung von Futter in schweiz bis ins Mittelland. Ursprünglich zung von importierten Red Holstein- und auch im Körperbau der Tiere wider. Milch. Dementsprechender Beliebtheit stammt die Rasse aus Nordholland – Holstein-Stieren in die Rasse Simmental. Die Tiere sind großrahmig und wirken erfreut sich die Rasse bei Betrieben in damals noch als klassische Zweinut- Sie zählt heute zu den wichtigsten Rin- sehr schlank, da sie wenig Muskelmasse Gunstlagen mit guter Futtergrundlage. zungsrasse gehalten, von wo bereits in derrassen der Schweiz. ausbilden. Die Tiere sind in der Lage beachtliche der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Tiere Mengen an Milch zu produzieren. nach Nordamerika exportiert wurden. Ansonsten ähneln sie in ihrem äußeren Dort erfolgte eine starke züchterische Erscheinungsbild stark dem Swiss Fleck- Bearbeitung mit Schwerpunkt Milchpro- vieh bzw. Simmentalern. duktion. Zurück nach Europa kam die nun auf Milch spezialisierte Rasse wieder in den 1960er Jahren, da durch die Einführung der künstlichen Besamung in der Rinderzucht der Gen-Austausch stark vereinfacht wurde.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 150 - 170 145 - 155 Gewicht (kg) 750 - 1.100 650 - 750

56 57 Tiroler Grauvieh

Stier Kuh mit Kalb Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Milchrassen Das Tiroler Grauvieh ist eine uralte, Grauviehzuchtverbandes. Auf Grund der Das Tiroler Grauvieh zählt zu den mittel- Beim Tiroler Grauvieh handelt es sich um bodenständige Rasse, deren Ursprung Grenznähe kam es auch immer wieder großen Zweinutzungsrassen und ist an eine robuste Zweinutzungsrasse mit einer auf einfärbige Kurzhornrinder westasi- zum Austausch von Rindern mit Südtirol, alpine Standorte angepasst. unter den gegebenen Standortbedingun- atischer Herkunft, die sogenannten sodass das Grauvieh auf beiden Seiten gen beachtlichen Milchleistung und einer Torfrinder, bereits 1.000 vor Christi der Grenze als idente Rasse gelten kann. Die Tiere sind einfärbig silber- bis hohen Fleischqualität. Die Tiere sind zurückzuführen ist. stahlgrau, manchmal auch mit bräun- aufgrund ihrer Vitalität, ihres gesunden lichem Anflug. Um die Augenpartie, Fundaments und ihrer harten Klauen Zur Zeit der Völkerwanderung kam es zu an Hals und Schultern sowie an der sehr weidetauglich und widerstandsfähig. einer Durchmischung dieser kleinwüchsi- Außenseite der Schenkel zeichnen Dadurch eignen sie sich sehr gut für die gen Rinder mit den größeren Aleman- sich dunklere, fast schwarze Partien Haltung in extremen Berggebieten und nenrindern. Über viele Jahrhunderte ab. Das Flotzmaul ist dunkel und weiß für die Alpung im hochalpinen Bereich. entwickelten sich daraus die späteren umrandet. Die Innenseite der Ohren, Bevor die Mechanisierung auf den Landschläge im Tiroler Oberland. die Rumpfunterseite, das Euter und die bäuerlichen Betrieben einsetzte, waren Schenkelinnenseite sind deutlich heller. die Ochsen dieser Rasse als Zugtiere Als Vorläufer des heutigen Grauviehs Die Hornspitzen und Klauen sind dunkel sehr begehrt. Das Fleisch zeigt eine gelten der Oberinntaler-, Lechtaler- pigmentiert. gleichmäßig verteilte Marmorierung, und Wipptalerschlag. Im Jahr 1924 wodurch eine hohe Fleischqualität erzielt kam es dann zur Gründung des Tiroler Die Stiere sind insgesamt dunkler als die wird. Aus diesem Grund und wegen ihrer Kühe, fast schwarz. Am Rücken der Stiere guten Fruchtbarkeit und Leichtkalbigkeit zeichnet sich ein heller Streifen ab, der werden Grauvieh-Kühe auch verstärkt in sogenannte Aalstrich. der Mutterkuhhaltung eingesetzt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 - 135 120 - 125 Gewicht (kg) 900 - 1.000 500 - 550

58 59 Angus

Stier Kuh und Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das Ursprungsgebiet dieser Rasse liegt schen Zweinutzungsrassen eingesetzt. Angus-Rinder sind von ihrem Aussehen Durch ihren ausgeprägten Mutter- im Nordosten Schottlands in den Graf- Daraus entwickelte sich die heute etab- eine sehr charakteristische Fleischrinder- instinkt, die hohe Fruchtbarkeit und ihre schaften Aberdeen und Angus. lierte Rasse Deutsch Angus. rasse. Veranlagung zu leichten Abkalbungen gepaart mit guten Aufzuchtleistungen Ende des 18. Jahrhunderts begann eine Im Alpenraum kommen Angus-Rinder in Die kleinen bis mittelgroßen Tiere erlangte die Rasse weltweit große Bedeu- gezielte Zucht und 1862 wurde das erste der Mutterkuhhaltung für Markenfleisch- besitzen einen walzenförmigen Rumpf, tung in der Mutterkuhhaltung. Fleischrassen Herdebuch aufgelegt. Schon bald wurden programme zum Einsatz. die Beine sind kurz, aber fein. Der Kopf die Tiere in die USA und andere Länder erscheint klein. Die Rasse ist genetisch Aufgrund ihrer genetischen Hornlosigkeit exportiert. hornlos. Das Haarkleid ist kurz und glatt und ihre Umgänglichkeit eignen sich die mit zwei Farbrichtungen, vollständig Tiere auch sehr gut für die Haltung in In den 1960er Jahren wurden Aberde- schwarz und rotbraun. Dementsprechend größeren Gruppen. en-Angus in Deutschland verstärkt für sind auch das Flotzmaul und die harten die Kombinationskreuzung mit deut- Klauen entweder schwarz oder rot Die Tiere sind frühreif und neigen daher gefärbt. bei intensiver Mast zu einer starken Fett- bildung. Angus-Rinder sind wegen des feinfasrigen Muskelfleisches, der guten Marmorierung und Zartheit für ihre aus- gezeichnete Fleischqualität bekannt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 - 150 125 - 140 Gewicht (kg) 900 - 1.200 500 - 700

60 61 Blonde d‘Aquitaine

Stier Kuh und Kalb Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Wurzeln dieser Rasse liegen im guten Wachstums und ihrer Leichtkal- Blonde-d‘Aquitaine-Rinder sind großge- Die Rasse gilt als anpassungsfähig gegen- Süden von Frankreich, wo sie Anfang der bigkeit wird diese Rasse im Alpenraum wachsene Fleischrinder. Aufgrund ihrer über Klimaeinflüssen und Futtergrund- 1960er-Jahre aus drei dort heimischen üblicherweise für Gebrauchskreuzungen ausgeprägten Körper- und Beckenlänge lage und ist daher auch für extensivere Landrassen entstand. in der Mutterkuhhaltung eingesetzt. wirkt ihre Körperform rechteckig. Der Haltungsformen gut geeignet. Kopf ist eher klein mit dreieckiger Vor- Seit 1962 wird die Blonde-d’Aqui- deransicht des Gesichts. Ihr enormes Wachstumspotenzial zeigen Fleischrassen taine-Rasse in einem eigenen Herdebuch die Tiere aber erst bei guter Fütterung. als reine Fleischrasse geführt. Wegen des Die Färbung des kurzen, glatten Haarklei- Da diese Rasse nicht zur Verfettung neigt, des reicht von einfärbig hellgelb bis kann eine hohe Menge an hochqualitati- weizenfärbig. Um Augen und Flotzmaul, vem Fleisch erzielt werden. an der Innenseite der Extremitäten und an der Bauchunterseite sind die Tiere hel- ler gefärbt. Flotzmaul und Schleimhäute sind unpigmentiert und daher rosafärbig. Klauen und Hörner sind wachsgelb, die nach vorn leicht abfallenden Hörner weisen dunkle Spitzen auf.

Die Tiere sind am ganzen Körper sehr gut bemuskelt, der Knochenbau ist jedoch eher fein.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 155- 165 145 - 155 Gewicht (kg) 1.200 - 1.500 700 - 950

62 63 Charolais

Stier Kuh und Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Der Ursprung der Rasse liegt im Züchtung zur reinen Fleischrasse. Nach Das Charolais-Rind ist ein schweres, Die als ruhig und gutmütig bekannten südlichen Jura Frankreichs, sie gilt als dem Zweiten Weltkrieg erlangte sie auch großrahmiges Fleischrind mit langem, Tiere können große Mengen an Grundfut- eine der alten Jurarassen. Die Zucht internationale Bedeutung und wurde in breitem Körper und tiefer Brust. Der ter aufnehmen und zeichnen sich durch beschränkte sich zu Beginn auf schwere, mehr als 70 Länder exportiert. Kopf ist eher klein mit breiter Stirn und eine gute Futterverwertung aus. Durch leicht mästbare Zugochsen. großem Flotzmaul. diese Vorzüge und wegen der relativ Charolais-Tiere werden auch für die guten Milchleistung der Kühe kam es zu Fleischrassen Erst später, in etwa der Mitte des 19. Züchtung mehrerer neuer Rassen in Die Färbung der Tiere variiert zwischen einem verstärkten Einsatz dieser Rasse in Jahrhunderts, wurde ein Herdbuch Nord- und Südamerika eingesetzt. weiß und cremefärbig ohne Pigmentfle- der Mutterkuhhaltung. eingerichtet – danach erfolgte die cke, das Haarkleid ist dabei kurz bis mit- tellang. Flotzmaul, Hörner und Klauen Aber auch für die Mast eignet sich diese sind hell. Rasse aufgrund ihrer hohen Tageszu- nahmen und geringen Fettzunahme sehr Die Tiere weisen an Schulter, Rücken, gut. Die Tiere liefern einen hohen Anteil Lende, Becken und besonders an der an hochwertigen Fleischstücken mit sehr Keule eine ausgeprägte Bemuskelung auf. guter Qualität.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 145 - 160 140 - 150 Gewicht (kg) 1.000 - 1.400 700 - 900

64 65 Galloway

Stier Kalb Kuh und Kälber

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Rasse Galloway stammt aus dem Ein relevanter Export der Tiere aus Charakteristisch für diese Rasse sind ihre Galloway-Rinder zählen zu den Extensiv- Südwesten Schottlands und ist daher Großbritannien setzte erst in der zweiten Widerstandsfähigkeit, Friedfertigkeit und und Robustrinderrassen. Die Tiere sind einem rauen, windigen und nassen Klima Hälfte des 20. Jahrhunderts ein, da sie Genügsamkeit. Sie können daher ganz- kleinwüchsig bis mittelgroß und gene- sehr gut angepasst. Sie gilt als älteste ab diesem Zeitpunkt in vielen Ländern jährig im Freiland gehalten werden. Die tisch hornlos. Fleischrasse der britischen Inseln. verstärkt in der Extensivweidehaltung Tiere werden oft in der Landschaftspflege Verwendung fanden. und im Naturschutz eingesetzt, da sie im Es gibt verschiedene Farbschläge – blond, Fleischrassen Das erste Herdbuch wurde 1879 heraus- Verhältnis zu ihrer geringen Körpermasse rot und weiß mit dunklen Pigmentierun- gegeben. Es fanden nie Einkreuzungen breite Klauen haben und dadurch Tritt- gen an Ohren, Maul, Fesseln und Klauen. anderer Rassen statt. schäden vermieden werden. Am häufigsten sind jedoch schwarze Tiere mit mahagonifarbenen Haarspitzen Die Tiere gelten als langlebig und durch anzutreffen. Eine Variante wird als „Belted das geringe Geburtsgewicht der Kälber Galloways“ bezeichnet, da sie um den kommt es zu leichten Geburten. Die Käl- Rumpf einen weißen „Gürtel“ aufweisen. ber gelten als ausgesprochen vital, daher Die Rasse verfügt über ein langes, welliges sind Abkalbungen im Freien auch unter Haarkleid mit wolligem Unterhaar. Der widrigeren Witterungsverhältnissen Rumpf ist kompakt mit ausgeprägter relativ unproblematisch. Das Fleisch ist Wamme. Der Kopf ist kurz und breit mit gut marmoriert und zart. mittellangen, breiten Ohren, die lange Haarfransen zieren. An den Hinterkeulen lassen sich starke Muskeln erkennen.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 128 - 135 120 - 125 Gewicht (kg) 800 - 850 450 - 500

66 67 Limousin

Stier Kalb Kuh und Kälber

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Rasse stammt aus der ihr namens- Erst ab 1900 entwickelte sich ein speziali- Das Limousin-Rind zählt zu den mittel- Das Limousin-Rind ist ein robustes, an gebenden Region Limousin, einer wenig siertes Fleischrind, das heute in über großen bis großwüchsigen Fleischrindern. rauere Witterungsbedingungen angepass- fruchtbaren, rauen Mittelgebirgsland- 60 Länder exportiert wird. tes Rind, welches auch bei schwierigen schaft im Massif Central in Frankreich. Die Tiere sind einfärbig hellrot bis dun- Futterverhältnissen eine sehr gute kelrot mit kurzem, glattem Haarkleid. Fleischqualität garantieren kann. Die Tiere Die organisierte Zucht der Limousin-Rin- Die Bereiche um Augen, Flotzmaul, gelten als fruchtbar und langlebig. Eine Fleischrassen der begann Mitte des 19. Jahrhunderts, Brustunterseite und Schenkelinnenseiten Besonderheit dieser Rasse stellt der leichte wobei ursprünglich die Verwendung als sind aufgehellt. Die Stiere sind in der Geburtsverlauf dar. Dadurch kam es zu Arbeitstier im Vordergrund stand. Farbgebung dunkler als die Kühe. Das einem verstärkten Einsatz dieser Rasse in Flotzmaul weist eine rosa Färbung auf, der Mutterkuhhaltung. Aufgrund der prob- Klauen und Hörner sind hell. lemlosen Geburten werden Limousin-Stie- re auch gerne als Kreuzungspartner für Der Kopf erscheint relativ klein mit Milchviehrassen eingesetzt. Wegen ihres breiter Stirn und breitem Maul. Die Tiere kleinen Verdauungstrakts, feinen Kno- besitzen einen relativ kleinen Verdau- chenbaus und der gleichzeitig starken Be- ungstrakt und einen feinen Knochenbau. muskelung liefern Tiere dieser Rasse eine Die Muskeln sind hingegen stark ausge- große Menge an hochqualitativen Fleisch- prägt, besonders am Rücken und an den teilen. Die Fetteinlagerung zwischen den Schenkeln. Muskeln ist sehr gut. Diese Eigenschaft, verbunden mit einer zarten Fleischfaser, ergibt eine gute Fleischqualität.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 145 - 150 135 - 140 Gewicht (kg) 1.000 - 1.200 650 - 750

68 69 Piemonteser

Stier Kuh mit Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Diese Rasse ist die einzige europäische entschieden geringer als bei milchbeton- Das Piemonteser Rind ist mittelgroß, Die Rasse zählt zu den reinen Fleisch- Rinderrasse, die als Vorfahren auch ten Rinderrassen. Dies veranlasste die langgestreckt und besonders im Nacken, rassen, in der häufig auch sogenannte Zebu-Rinder aufweisen soll. Züchter sich auf die guten Fleischleistun- Schulterbereich und in der Keule sehr gut Doppellender vorkommen. Bei diesen gen zu konzentrieren, wodurch sich in der bemuskelt. Trotz der starken Bemuske- Tieren sind wertvolle Teile wie Lenden Das Kerngebiet der Zucht liegt südlich 2. Hälfte des 20. Jhdt. eine hervorragende lung gelten die Tiere als feinknochig. doppelt vorhanden und die Ausbeute ist von Turin im Piemont. Dort wurden Fleischrasse herausbildete. dementsprechend höher. Das Fleisch gilt Fleischrassen bereits im 19. Jhdt. große, gelbliche Sie sind hellgrau bis gelblich weiß. Stiere als feinfasrig und zart. Rinder der Po-Ebene mit dem kleinen, sind ein wenig dunkler, besonders an rot bis strohfarbigen Demont-Schlag des den Schultern, Oberarmen, rund um die Die Rasse erfreut sich großer Beliebtheit Berggebietes gekreuzt. Etwas später kam Augenpartie und an der Schwanzquaste. in der Kreuzungszucht. es auch zur Einkreuzung des Albese-Rin- Flotzmaul, Hörnerspitzen und Klauen des, das bereits damals das Merkmal der sind dunkel pigmentiert. Doppellendigkeit aufwies. Die Kälber werden rötlichgelb geboren Ursprünglich wurden Piemonteser als und färben sich erst nach einigen Dreinutzungsrind gezüchtet, im 20. Jdht. Monaten um. verlor das Rind als Arbeitskraft auf den Bauernhöfen generell an Bedeutung und die Milchleistung der Tiere war

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 140 - 155 135 - 145 Gewicht (kg) 1.000 - 1.200 650 - 750

70 71 Schottisches Hochlandrind

Stier Kuh und Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Rasse hat ihren Ursprung im westli- Durch den verstärkten Einsatz dieser Das Schottische Hochlandrind ist eine Die Rasse ist wetterhart, robust und chen schottischen Hochland und auf den Tiere zur Freihaltung von extensiven kleinwüchsige, äußerst robuste Rinder- anspruchslos und somit auch für die vorgelagerten Inseln. Grünlandflächen fand die Rasse im aus- rasse. Charakteristisch für diese Tiere Haltung in Gebirgslagen geeignet. Häufig gehenden 20. Jahrhundert auch Einzug sind das lange, zottige Oberhaar mit sehr werden Tiere dieser Rasse auf großen Seit Beginn der gezielten Rinderzucht in im übrigen Europa. dichtem Unterhaar und eine ausgeprägte Standweiden z. B. Hutweiden und Almen Großbritannien vor gut 200 Jahren wird Stirnmähne. Dieses Haarkleid bietet sehr zur Landschaftspflege eingesetzt. Fleischrassen diese Rasse ohne Einkreuzung anderer guten Schutz gegen Kälte, Nässe und Hit- Rassen in Reinzucht geführt. ze. Ein auffallendes Rassenmerkmal sind Die Tiere sind langlebig, spätreif und auch die hellen, langen, symmetrisch ge- zeichnen sich durch leichte Geburten aus. bogenen Hörner, die an den Enden sehr Grundsätzlich sind die Tiere gutmütig, spitz auslaufen. Die Tiere sind einfärbig durch ihre guten Muttereigenschaften hell bis dunkelbraunrot, weniger häufig neigen sie aber dazu, ihre Kälber finden sich fast weiße oder schwarze Tie- energisch zu verteidigen. re. Klauen und Flotzmaul sind identisch mit dem Haarkleid gefärbt. Der Kopf ist Die Stiere sind ausschließlich weidemast- breit und kurz mit buschig behaarten tauglich, das ideale Mastalter liegt Ohren. Der Körperbau ist gedrungen, zwischen 24 und 30 Monaten. Die die Beine sind kurz und starkknochig. Fleischqualität ist sehr gut. Die Bemuskelung der Keulen ist mäßig, wohingegen Brust, Rücken und Schultern stark bemuskelt sind.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 125 - 138 110 - 128 Gewicht (kg) 600 - 850 420 - 650

72 73 Weiß-blaue Belgier

Stier Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das ursprüngliche Zuchtgebiet erstreckt die sogenannte Hypertrophie, selektiert Weiß-blaue Belgier sind mittelgroße, Diese spätreife Rasse hat eine schnelle sich in der südlichen Hälfte von Belgien und diese Genmutation in der Population schwere Rinder mit extremer Muskel- Muskelentwicklung mit hohen Wachs- und im Nordosten Frankreichs. fixiert. ausbildung an Schulter, Rücken, Lende, tumsraten. Grund dafür ist eine natürliche Becken und Keule. Es kommen drei Genmutation, wodurch die Bildung des Die Rasse entstand aus zwei Landschlä- Stiere dieser Rasse werden derzeit in Farbtypen vor: weiß, blau-weiß und Proteins Myostatin fehlt. Myostatin ist für gen, in die im 19. Jahrhundert die Rassen vielen Ländern, so auch im Alpenraum, schwarz-weiß gescheckt. die Hemmung eines unkontrollierbaren Fleischrassen Shorthorn und Charolais eingekreuzt häufig für Gebrauchskreuzungen mit Muskelwachstums verantwortlich. Fehlt wurden. In den 60er- und 70er- Jahren Kühen von milchbetonten Zweinutzungs- Die Haare sind kurz und bisweilen auch dieses Protein, kommt es zu einer übermä- des vorigen Jahrhunderts wurde ver- rassen eingesetzt stichelhaarig. Der lange Kopf ist tief ßigen Ausprägung der Muskelmasse. stärkt auf den Zuwachs der Muskelmasse, angesetzt, die kurzen Hörner sind stumpf und leicht nach vorn gebogen. Tiere mit dieser Genveränderung werden auch als Doppellender bezeichnet. Diese Genmutation hemmt außerdem den Fettansatz, sodass das Fleisch der Weiß-blauen Belgier sehr mager ist. Nachteilig wirkt sich diese extreme Bemuskelung auf den Geburtsverlauf aus, sodass bei reinrassigen Tieren eine Ge- burt auf natürlichem Wege zumeist nicht möglich ist und daher oftmals mittels Kaiserschnitt erfolgt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 145 - 150 132 - 145 Gewicht (kg) 1.100 - 1.300 700 - 800

74 75

Stier Kälber Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Burlina Rinder gelten als die einzige au- den Einsatz leistungsstärkerer Rassen Die klein- bis mittelrahmigen Burlina Durch ihren Körperbau und ihr geringes tochthone schwarzscheckige Milchrinder- wurden die Tiere immer stärker zurück- Rinder zählen zu den milchbetonten Gewicht passen sich die Tiere sehr gut an rasse der Alpen mit ihrer Heimat in den gedrängt. Rassen. steiles Gelände an. Provinzen und Trentino-Südtirol. Erst 1985 wurden wieder erste Schritte Das Haarkleid der Tiere zeichnet sich Diese milchergiebige Rasse wird haupt- Die Herkunft der Rasse ist weithin unbe- zur Erhaltung der Rasse gesetzt und so durch eine glänzende Schwarzweiß- sächlich für die Produktion von Milch kannt, es gibt aber einige Theorien dazu. widmen sich derzeit ungefähr 20 Betriebe scheckung aus. Sie besitzen kurze schlan- gehalten, aus der Pressato produ- Eine Variante geht davon aus, dass die im Veneto und in Trentino-Südtirol der ke Beine und der Körper ist gestreckt mit ziert wird - ein Hartkäse mit geschützter Tiere mit dem germanischen Volksstamm Zucht dieser alten Rinderrasse. geradem Rücken. Der Kopf mit seinem Herkunftsbezeichnung. der Kimbern von Jütland aus in dieses leicht konkaven Profil ist bei den Kühen Gebiet gekommen sind. Vom Typus her etwas länger. entsprechen sie aber auch den Kurzhorn- rindern aus dem Wallis. Rassespezifisch sind auch die großen Gefährdete Rassen Augen und Ohren. Die Hörner sind an Ihren Höhepunkt an Beliebtheit erreichte der Basis gelblich gefärbt und enden mit die Rasse augrund der aufstrebenden einer schwarzen Spitze. Molkereiwirtschaft um 1900. Durch die beiden Weltkriege, aber vor allem durch

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 115 - 125 Gewicht (kg) 600 - 700 400 - 525

76 77 Ennstaler Bergschecken

Stier Kuh mit Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Im 19. Jahrhundert fand die Rasse in schaft konnte den Niedergang der Rasse Die Rasse ist eine kleine bis mittelgroße Die Tiere sind lebhaft und robust und weiten Bereichen der Obersteiermark, nicht mehr verhindern. Somit gab es nur Zweinutzungsrasse mit zierlichem, leich- waren vor der Mechanisierung auf Oberösterreich und Niederösterreich mehr wenige Betriebe mit Bergschecken ten Körperbau. Grund ihrer Gängigkeit als Zugtiere sehr Verbreitung. Schon bald kam es aber zu in den steirischen Bezirken Murau und begehrt. Die Rasse gilt als langlebig und einer starken Zurückdrängung der Berg- Liezen. Die ursprünglich fuchsrote Grundfärbung leichtkalbig und findet daher heute wie- schecken durch größere Rinder. wurde durch eine milchweiße Einfärbung der bevorzugt in der Mutterkuhhaltung Seit 1992 gibt es durch ein Generhal- an Kopf, Rumpfunterseite, Beinen und Verwendung. Zum Ende des 19. Jahrhunderts begann tungsprogramm verstärkte Bemühungen, an der Schwanzquaste immer stärker zu- die Einkreuzung von Fleckvieh. Auch die diese Rasse wieder zu etablieren. rückgedrängt. Die Übergänge der beiden Trotz ihrer Frühreife setzen die Tiere we- Gründung einer eigenen Zuchtgenossen- Färbungen sind durch starke Sprenkelun- nig Fett an. Dennoch weist das feinfasrige gen charakterisiert. Muskelfleisch ausreichend Fetteinla- gerungen auf, was zu einer sehr guten Die Ohren weisen eine rote Färbung Fleischqualität führt. Gefährdete Rassen auf. Klauen und Hörner sind wachsgelb, Flotzmaul, Zunge und Gaumen sind hellrosa gefärbt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 140 130 - 135 Gewicht (kg) 800 - 850 450 - 550

78 79 Eringer

Stier Herde Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das Stammzuchtgebiet der robusten schweizerische Meisterschaft, die jedes Neben dem kurzen, breiten Kopf und der Die Rasse zählt zwar zu den Zweinut- Eringer Rinder befindet sich im schweize- Frühjahr in Aproz stattfindet, in der die tiefen Brust ist für diese Rinder ein stäm- zungsrassen, wichtiger aber als die rischen Kanton Wallis bis zum Fuße des Siegerkühe aus allen Teilen der Schweiz miger, kompakter und breiter Körper mit Milch- und Fleischproduktion ist die Mont Blonc Massiv nach Chamonix hin. gegeneinander antreten. Die Siegerkuh kräftiger Bemuskelung typisch. Die feinen Kampfbereitschaft dieser Kühe, daher Der Name leitet sich vom Eringer Tal aus diesem Wettkampf darf den Titel Gliedmaßen sind kurz, mit starken Knien werden sie auch als Kampfkühe bezeich- (Val d’Hérens) ab. „Reine des Reines“ (Königin der Königin- und trockenen Sprunggelenken. net. Die stämmigen Kühe sind zwar nen) führen. Die Siegerinnen der Kämpfe ihren Besitzern gegenüber sehr friedvoll, Dieser kurzköpfige Rindertyp wird schon bringen ihren Besitzern hohes Ansehen Charakteristisch für die Rasse ist die anderen Kühen zeigen sie aber ein sehr von römischen Autoren beschrieben, ein und der Kaufpreis solcher Tiere ist braun-schwarze bis rot-braune Farbe, mit ausgeprägtes Territorialverhalten, denn geht aber bis zu den bronzezeitlichen beachtlich. einem hellen Aalstrich über dem Rücken- die Rinder besitzen ein ausgesprochen Pfahlbausiedlungen zurück. Das erste kamm. Die kräftigen, hellen Hörner von feuriges Temperament. Herdbuch wurde 1860 im Kanton Wallis mittlerer Länge biegen sich nach außen, aufgelegt, die Rasse zählt daher zu den dann nach vorne und in die Höhe. Die Die Tiere sind sehr anpassungsfähig Gefährdete Rassen ältesten Schweizer Rinderrassen. harten Klauen und das Flotzmaul weisen gegenüber rauen Klimabedingungen und eine dunkle Pigmentierung auf. berggängig, daher eignen sie sich sehr gut In der Selektion der Tiere wurde über für die Alpung. Jahrhunderte auf die natürlich vorhan- dene Kampflust der Tiere geachtet. Seit Die Stiere werden häufig wegen der star- Beginn des 20. Jhdt. gibt es sogar eine ken Bemuskelung für Gebrauchskreuzun- gen mit anderen Rassen zur Fleischpro- duktion herangezogen.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 125 - 134 118 - 128 Gewicht (kg) 650 - 750 500 - 600

80 81 Evolèner

Stier Kuh Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Evolèner und Eringer haben die gleiche die unterschiedliche Selektion entstanden Die Tiere sind kleinrahmig mit feinem Die Evolèner zählen zu den typischen Abstammung. Der Ursprung dieser Rin- aus dem gleichen Ursprung zwei Rassen. Knochenbau, besitzen aber trotzdem eine Zweinutzungsrassen für die Milch- und der liegt bei den Rindern der Pfahlbau- kräftige Bemuskelung. Charakteristisch Fleischproduktion im Berggebiet. Ihre siedler der schweizerischen Voralpen- Die Rasse war vom Aussterben bedroht, sind der kurze Kopf und die rote, kastani- Milchleistung ist trotz der oft widrigen seen, bei denen beide Rassen bis 1885 erst seit den 1990-iger Jahren kam es enbraune oder schwarze Grundfarbe mit Bedingungen – sei es klimatisch oder gleichgestellt waren. wieder zu einer Verbreitung der Popu- weißen Flecken. durch Extensivweiden – ansprechend. In lation, wenn auch nur in einem kleinen der Fleischproduktion erzielen die Tiere Ab diesem Zeitpunkt wurde jedoch bei Umfang. Wie die nahverwandte Rasse der Eringer wegen ihrer Feingliedrigkeit eine hohe den Eringern Einfarbigkeit propagiert weisen auch Evolèner Kühe eine starke Ausbeute. und die gefleckte Variante der Rasse, Halsbemuskelung auf, die bei anderen d.h. die Evolèner, an den Rand gedrängt. Rassen nur bei Stieren in dieser ausge- Geprägt durch die Höhenlagen im Lediglich in Evolèn, einem Dorf im Val prägten Form vorkommt. Stammzuchtgebiet sind die Tiere d’Hérens und in einigen benachbarten hervorragend für die Alpung geeignet, Gefährdete Rassen Gemeinden konnten sich gescheckte Die Beine sind kurz und kräftig, die da sie trittsicher und robust gegenüber Bestände erhalten. Klauen hart und widerstandsfähig. Rasse- Temperaturschwankungen sind. Leichtes typisch sind auch weiße, außerordentlich Abkalben gehört ebenfalls zu den Eigen- Die Züchter, die an den gefleckten Tieren kräftige Hörner. schaften der Rasse. Die Evolèner gelten festhielten, selektionierten in der Folge als temperamentvoll und kampflustig, nicht auf den Kuhkampf, sondern hielten dies wurde aber in der Zucht nicht so am kleinen Zweinutzungsrind fest. Durch stark berücksichtigt wie bei ihren nahen Verwandten, den Eringern.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 115 - 125 Gewicht (kg) 600 - 700 400 - 500

82 83 Deutsches (Frankenvieh)

Stier Kalb Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Der Ursprung der Rasse liegt beim Vieh so verdrängte das Frankenvieh im Laufe Die ursprüngliche Nutzung als Arbeitstier Das Gelbvieh wird heute zu den fleisch- der Kelten. Ursprünglich noch eher klei- der Zeit weitgehend die österreichischen zeichnet sich im Körperbau der Rasse ab. betonten Zweinutzungsrassen gezählt. ne Rinder wurden im 19. Jhdt. durch Ein- Gelbviehschläge. Ebenso wurden auch Die Tiere sind großwüchsig und lang, die Dementsprechend wird es in mehreren kreuzungen von Simmentaler, Braunvieh, Tiere nach Nordspanien und Portugal ex- Bemuskelung ist stark ausgeprägt und die Ländern, besonders in den USA, für die englische Devon und Shorthorn der heu- portiert, um die dortigen Gelbviehrassen Knochen sind kräftig. Fleischproduktion gehalten. Ihr feinfasri- tige Typ des Frankenviehs geschaffen. Im aufzufrischen. Bestände des Franken- ges, zartes Fleisch ist gut marmoriert. Jahr 1872 wurde der Beschluss gefasst, viehs finden sich auch außerhalb von Das einfärbige Haarkleid entspricht dem keine Einkreuzungen mehr zuzulassen. Europa in den USA, Südafrika, Zimbabwe Namen der Rasse, es reicht von strohgelb Ihr gutmütiger Charakter, ihre und Sambia. bis ins Rötliche, mit leichten Aufhellun- Langlebigkeit und ihre lange Nutzungs- Doch der Einsatz der begehrten Zugo- gen um die Augen. Das Flotzmaul ist hell, dauer machten die Tiere bekannt. Die chsen dieser Rasse in den großen Acker- es kann aber auch in dunkler Ausprägung Tiere zählen zu den frühreifen Rassen baugebieten im Norden Deutschlands vorkommen. Die Hörner sind hell und mit problemlosen Abkalbungen. führte zu einem starken Abverkauf von gebogen. Gefährdete Rassen guten Zuchttieren aus dem Stammgebiet und so wurden nach dem 2. Weltkrieg wieder Einkreuzungen mit dem Roten Flämischen und dem Roten Dänischen Rind vorgenommen.

Es gab auch stets einen Austausch zwischen anderen Gelbviehrassen und

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 150 - 160 140 - 145 Gewicht (kg) 1.150 - 1.300 700 - 800

84 85 Grigio Alpina

Stier Kälber Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die alte, bodenständige Rasse der Grigio Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer Die Tiere sind mittelrahmig und weisen Grigio Alpina sind eine Zweinutzungsras- Alpina zählt zur Gruppe des alpinen verstärkten Einkreuzung von Braunvieh, ein silber- bis eisengraues Haarkleid auf, se, die besonders an die harten Bedingun- Grauviehs, die bereits zur Römerzeit wodurch der Bestand der reinrassigen zuweilen mit einem bräunlichen Anflug. gen im alpinen Bereich angepasst ist. Die wegen ihrer Milchergiebigkeit von den Tiere stark zurückging. Im Bereich der Augen, am Hals, den Tiere sind bekannt für ihre Weidetaug- damaligen Schriftstellern erwähnt wurde. Schultern und an der Außenseite der lichkeit in extremen Gebieten, da sie über Schenkel ist das Fell dunkler gefärbt. ein starkes Fundament und harte Klauen Durch die Nähe zu Österreich kam es verfügen und eine Widerstandsfähigkeit zu einem regen Austausch von Rindern, Hingegen sind Euter, Innenseite der gegenüber schwierigen klimatischen wodurch man bei den Grigio Alpina und Schenkel, Rumpfunterseite und Umge- Bedingungen aufweisen. dem Tiroler Grauvieh von identischen bung des Flotzmauls von hellerer Farbe. Rassen ausgehen kann. Stiere sind stets dunkler gefärbt. Klauen, Als erwiesen gilt auch die gute Futter- Hörner und Flotzmaul sind dunkel verwertung dieser Rasse, die auch bei pigmentiert. kargem Futterangebot noch ansprechen- Gefährdete Rassen de Milch- und Fleischleistungen erzielt.

Wie bei vielen alten Rinderrassen zu beobachten, sind Grigio Alpina langlebig und weisen eine ausgezeichnete Frucht- barkeit auf.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 133 126 Gewicht (kg) 950 550 - 600

86 87 Hinterwälder

Stier Kalb Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Rasse ist die ursprüngliche Rasse Um die Rasse vor dem Aussterben zu Die Tiere dieser Rasse gelten als die Hinterwälder sind eine typische Zwei- des Hochschwarzwaldes. Durch die bewahren, wurde sie 1982 in ein Gener- kleinsten Rinder Mitteleuropas. Ihr nutzungsrasse, die sehr gut an ihren Abgeschiedenheit dieses Gebietes kam haltungsprogramm aufgenommen. Erscheinungsbild ist zierlich mit feinen ursprünglichen Standort angepasst ist. es kaum zu einer Beeinflussung durch Gliedmaßen. andere Rinderrassen. Durch ihr geringes Körpergewicht sind Das Haarkleid ist gelblich-rot und weiß sie ausgezeichnet für die Beweidung Die Etablierung eines Herdbuchs im Jahr gescheckt, der Kopf und die Beine sind steiler Hangflächen geeignet und ihr 1901 zeigt die Bedeutung der Rasse zu stets weiß. Flotzmaul und die geschwun- Erhaltungsbedarf ist dem Körpergewicht Beginn des 20. Jahrhunderts. In Folge genen Hörner sind nicht pigmentiert. entsprechend niedrig. kam es aber zu einer starken Verdrän- gung der Hinterwälder durch leistungs- Die Tiere gelten als genügsam und wenig stärkere Rinderrassen. krankheitsanfällig. Auf Grund ihrer Vitalität, Langlebigkeit und Leichtkalbig- Gefährdete Rassen keit werden sie oft in der Mutterkuh- haltung eingesetzt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 - 135 115 - 125 Gewicht (kg) 750 430 - 480

88 89 Kärntner Blondvieh

Stier Jungvieh Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Der Ursprung dieser Rinderrasse findet Erst ab diesem Zeitpunkt wurden ver- Die Tiere dieser Rasse sind mittelgroß. Aus dem ursprünglichen Dreinutzungs- sich vor allem in Unterkärnten und in der stärkte Bestrebungen unternommen, die Sie haben einen relativ langen Körper mit rind (Milch, Fleisch, Zugtiere) entwickel- Steiermark. Mitte des 19. Jahrhunderts Rasse wieder zu etablieren. Dazu wurde feinem Knochenbau und einen charakte- te sich aufgrund der ausgezeichneten nahm das Kärntner Blondvieh einen 1994 ein Kärntner Blondviehzuchtverein ristisch langen Kopf. Fleischqualität ein reines Fleischrind, das Anteil von 60 % des gesamten Rinderbe- gegründet. wegen der guten Muttereigenschaften standes in Kärnten ein. Wie schon aus dem Namen hervorgeht, in der Mutterkuhhaltung sehr geschätzt sind die Tiere einfärbig dunkelblond bis wird. Durch die Mechanisierung der landwirt- nahezu weiß. schaftlichen Betriebe wurde die Rasse Das Fleisch von Ochsen dieser Rasse immer mehr zurückgedrängt. Bis zum Die Schleimhäute sind hell pigmentiert, wurde schon sehr früh in die städtischen Jahr 1980 gab es dadurch nur mehr sehr das Flotzmaul ist fleisch- bis lederfärbig. Ballungszentren geliefert. wenige reinrassige Tiere. Hörner und Klauen sind wachsgelb. Die Tiere sind ruhig und robust, weshalb Gefährdete Rassen sie als besonders alm- und weidetauglich angesehen werden.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 138 - 145 128 - 135 Gewicht (kg) 800 - 1.000 500 - 700

90 91 Limpurger

Stier Kuh und Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das Limpurger Rind ist die älteste noch senschaft und Tierzucht ein Erhaltungs- Die Tiere sind mittelrahmig und besitzen Die Rasse ist kleinbäuerlichen, oft kargen existierende Rinderrasse Baden-Würt- programm gestartet wurde und es 1987 einen feinen Knochenbau mit mittelmä- Verhältnissen sehr gut angepasst. Im tembergs. Der Name geht auf ihr Stamm- zur Gründung der Züchtervereinigung ßiger Bemuskelung. Der verhältnismäßig Vordergrund stand die Eignung als Zug- zuchtgebiet, die Grafschaft Limpurg, Limpurger Rind kam. kurze und feingeschnittene Kopf sitzt auf tier bei gleichzeitig guter Milchleistung. zurück. einem schlanken Hals. Die Schultern sind Die Rasse erfreut sich wegen ihrer sehr kräftig ausgeprägt. Bis in die 1950er Jahre wurden eine Ende des 19. Jahrhunderts kam es guten Fleischqualität und Genügsamkeit Vielzahl der Kühe für Gespannarbeiten oftmals zur Einkreuzung von Gelben in der Mutterkuhhaltung einer zuneh- Die einfarbigen Tiere sind hell-bis herangezogen, da in den kleinen Betrie- Frankenvieh und Glan-Donnersberger, menden Beliebtheit. rotgelb, wobei die Umgebung der Augen, ben der Einsatz von Ochsen und Pferden dennoch konnten die Limpurger ihre die Innenseite der Ohren, die Innenseite unrentabel gewesen wäre. Ihre Ausdauer zierliche und kleine Form beibehalten. der Schenkel und die Bauchunterseite bis und ihr leichter Gang sowie die Härte der zum Schwanzansatz aufgehellt erscheint. Klauen wurden geschätzt. Durch die Motorisierung auf den Betrie- Gefährdete Rassen ben ereilte die Limpurger das gleiche Das Flotzmaul ist fleischfärbig, Hörner Wegen ihrer besonderen Fleisch- Schicksal wie vielen Arbeitsrinder, sie und Klauen sind nicht pigmentiert und qualität – das Fleisch ist feinfasrig, wurden verdrängt und Anfang der 1980er daher gelblich. zart und gut marmoriert - und dem fei- Jahre galt die Rasse als ausgestorben. nen Knochenbau war die Rasse bei den Händlern sehr begehrt. Einigen Betrieben, die an dieser robusten Landrasse festhielten, ist es zu verdan- ken, dass unter Unterstützung von Wis-

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 143 - 148 134 - 137 Gewicht (kg) 1.000 - 1.100 600 - 650

92 93 Murbodner

Stier Kälber Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das Ursprungsgebiet dieser Rinder- Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Das Murbodner Rind ist ein mittelgroßes, Das Murbodner Rind ist ein robustes rasse liegt in der Steiermark, wo sie im die Zugochsen immer mehr von Pferden fleischbetontes Bergrind. Es zählt zu den Rind und aufgrund der vorrangigen 18. Jahrhundert aus der Kreuzung des und später von Traktoren abgelöst und einfärbig hellen Höhenviehrassen. Züchtung als Arbeitstier und für die Mürztaler Rindes mit alten Berg- und so wurde die Rasse immer weiter zurück- Ochsenmast gut bemuskelt. Blondviehschlägen hervorging. 1869 gedrängt. Die Tiere weisen eine semmelblonde wurde sie als vierte steirische Rinderras- bis fuchsrote Grundfarbe auf, rund um Die Tiere weisen eine ruhige Wesensart se anerkannt. Ab 1979 wurde mit den wenigen verblie- Maul, Augen und an den Beinen besteht auf, haben ein starkes Fundament und benen Tieren eine planmäßige Erhal- eine fast weiße Färbung. Das Flotzmaul sind gute Futterverwerter. Daher eignen Durch ihre gute Zugleistung fanden die tungszucht begonnen. ist schwarz-blau mit einem charakte- sie sich sehr gut für Alm- und Weide- Tiere weite Verbreitung im Ostalpenraum ristischen hellen Dreieck, auch „Herzl“ haltung. und im Alpenvorland. genannt. Wegen ihrer guten Fruchtbarkeit und Das helle Horn endet in dunklen Spitzen, Leichtkalbigkeit werden sie verstärkt in Gefährdete Rassen ebenso ist die Schwanzquaste dunkel- bis der Mutterkuhhaltung eingesetzt. schwarzgrau. Die dunklen Klauen sind widerstandsfähig und sehr hart. Reinrassige Murbodner Einsteller sind für ihre hohe Fleischqualität bekannt. Stiere sind generell dunkler als Kühe und Das Fleisch dieser Rinder ist ansprechend an der Halspartie schwarz angeraucht. marmoriert und besitzt eine feine Faserung.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 138 - 145 130 - 140 Gewicht (kg) 900 - 1.000 550 - 650

94 95 Murnau-Werdenfelser

Stier Kuh mit Kälber Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Ursprünge dieser alten bayrischen Durch die Mechanisierung verloren Murnau-Werdenfelser sind mittel- Murnau-Werdenfelser gelten als robuste, Rasse aus dem Werdenfelser Land liegen sie aber an Bedeutung und die Rasse große, kompakte Rinder mit gedrunge- alte Landrasse mit Stammzuchtgebiet im trotz Genanalysen noch im Dunkeln. wurde vom Westen her durch das nem Erscheinungsbild und ausgeprägter Bayrischen Oberland. Auf Grund ihrer milchleistungsstärke Braunvieh und vom Hinterhand. harten Klauen und festen Gelenke waren Namensgebend für die Rasse sind das Osten her durch das Fleckvieh so stark Ochsen dieser Rasse als Zugtiere äußerst Kloster Murnau und die ehemalige Graf- zurückgedrängt, dass die Rasse vor dem Die Färbung der Tiere variiert von hellem beliebt. schaft Werdenfels. Es wird angenom- Aussterben stand. Semmelgelb über Gelbbraun bis zu men, dass mehrere Rinderrassen an der dunklerem Rotbraun, wobei Stiere eine Neben ihrer Genügsamkeit, Vitalität, Entstehung der Murnau-Werdenfelser In den 1980er Jahren wurde mit verblie- deutlich dunklere Färbung aufweisen. Die guten Fruchtbarkeit und Langlebigkeit beteiligt waren. Die Grundlage der Zucht benen 40 Kühen eine Erhaltungszucht Umgebung von Augen und Stirn ist meist wurde besonders ihre gute Futterver- wurde in den Klöstern Ettal und Murnau gestartet. dunkel, was den Tieren ein maskenhaftes wertung bei Weidehaltung von den gesetzt, indem Grauvieh aus dem Aussehen gibt. Klauen, Schwanzquaste, Bauern geschätzt. Obwohl sie auch bei Oberinntal mit Montafoner und Schwyzer Augenlider und Flotzmaul mit Saum sind reiner Grünfütterung eine ansprechende Gefährdete Rassen Braunvieh gekreuzt wurde. dunkelgrau bis schwarz pigmentiert. Milchleistung erzielen, werden sie ver- stärkt als Mutterkühe gehalten. Die Ochsen dieser Rasse kamen im Die schön geschwungenen, ausladenden 19. Jahrhundert vor allem im Großraum Hörner sind weißlich gelb und erst im Durch diese Haltungsform und ihre opti- München als Zugtiere zum Einsatz. letzten Drittel schwarz gefärbt. male Eignung für Beweidung wird diese Rasse oftmals auch in der Landschafts- pflege eingesetzt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 - 145 125 - 135 Gewicht (kg) 800 - 950 500 - 600

96 97 Original Braunvieh

Stier Kuh und Kälber Kälber

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Ahnen des heutigen Original Braun- Die Einkreuzung von Brown-Swiss – Das Original Braunvieh ist ein mittelgro- Die Rasse besitzt eine gute Anpassungsfä- viehs sind im kleinwüchsigen Torfrind zu Nachfahren des Original Braunviehs, ßes Rind mit klassischer Zweifachnut- higkeit an verschiedene klimatische Ver- sehen. Dieses vermischte sich mit dem die in Nordamerika zu einer stark zung von Milch und Fleisch. hältnisse und ist durch die relativ geringe illyrischen Keltenrind und nach der Völ- milchbetonten Rasse weitergezüchtet Körpermasse gepaart mit hoher Vitalität kerwanderung mit dem deutlich größeren wurden – drängte das Original Braunvieh Der Knochenbau ist kräftig. Die Tiere sehr gut für die Alpung geeignet. Alemannen-Rind. zurück und es blieben nur mehr wenige sind einfärbig braun bis dunkelbraun. Bestände übrig. Das Flotzmaul, die Hornspitzen und die Vom Charakter her sind die Tiere um- Daraus entwickelten sich einfärbige harten Klauen sind dunkel pigmentiert. gänglich und ruhig. Schläge im Alpengebiet der Schweiz, Um das Flotzmaul verläuft ein heller Westösterreichs, Süddeutschlands und Saum. Die Fleischqualität ist gut und gleichran- Norditaliens. gig der Milchleistung. Spezielle Milchin- Die Hörner der Kühe sind mittellang und haltsstoffe – vor allem besondere Kasein- Auf Initiative von Züchtervereinigun- schön geschwungen. Die männlichen Tie- varianten – begünstigen die Herstellung Gefährdete Rassen gen, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts re sind deutlich größer als die weiblichen. und die Qualität von Hartkäse. in diesen Gebieten gegründet wurden, etablierte sich durch gezielte Zuchtarbeit daraus das Original Schweizer Braunvieh, das Original Braunvieh in Österreich und das Original Allgäuer Braunvieh.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 136 128 Gewicht (kg) 850 550

98 99 Original Pinzgauer

Stier Kuh Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Wurzeln dieser europäischen Hö- Um die Milchleistung dieser Rasse zu Original Pinzgauer Rinder sind boden- Ursprünglich eine Dreinutzungsrasse henviehrasse werden auf rotscheckige verbessern, wurden ab den 1970er-Jah- ständige, robuste Rinder von mittelgro- (Milch, Fleisch, Arbeit), werden die Origi- Bajuwaren-Rinder und einfärbige graue ren Red Holstein eingekreuzt. Dies führte ßem Wuchs. Die Tiere sind gut bemuskelt nal Pinzgauer heute weltweit hauptsäch- Slawenrinder zurückgeführt, in die zu einem Rückgang der reinrassigen und verfügen über einen langen Rumpf. lich in der Mutterkuhhaltung eingesetzt. Anfang des 19. Jahrhunderts Rinder aus Population, sodass sie derzeit zu den dem Wallis eingekreuzt wurden. gefährdeten Rinderrassen zählt. Die Grundfarbe ist kastanienbraun mit Durch ihre alpine Herkunft können die einer typischen weißen Zeichnung über Tiere auch auf extremeren Standorten Ab dem 20. Jahrhundert wurde mit einer der Rückenpartie, an den Oberschenkeln, für eine umfangreiche Fleischproduktion gezielten Zucht begonnen und ab 1925 im Bauchbereich und an der Unterbrust. eingesetzt werden. wurden die bis dahin eigens geführten Schläge als Original Pinzgauer Rind Es gibt zwei besondere Varianten dieses Die Rinder sind widerstandsfähig und zusammengeführt. Rindes: Tiere mit schwarz-weißer kommen aufgrund ihrer Temperaturto- Färbung, die im Volksmund auch als leranz auch für den Einsatz in Gebieten Gefährdete Rassen „Glückskühe“ bezeichnet werden, und mit extremeren Klimaverhältnissen in die genetisch hornlosen Jochberger Frage. Es wird ihnen auch eine geringe Hummeln. Empfindlichkeit gegenüber der UV-Strah- lung der Sonne zugeschrieben, was für die Verwendung in den Tropen und in Gebirgsregionen vorteilhaft ist.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 140 - 145 130 - 135 Gewicht (kg) 1.000 - 1.200 600 - 700

100 101

Stier Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Vermutlich entstand die Rasse durch großen, stadtnahen Betriebe verkauft. Die Tiere dieser Rasse sind mittelgroß bis Die Pustertaler Sprinzen sind äußerst ro- Einkreuzung von Eringer- und Tuxer- Dies schwächte die Zucht massiv und es groß mit langem Rumpf und kräftigem buste Rinder und eignen sich daher sehr Rind. Im 19. Jahrhundert kam es zu kam zur Auflösung der örtlichen Vieh- Hals. Sie verfügen über starke Gliedma- gut für die Haltung in Extremlagen. Einkreuzungen von Pinzgauer Rindern. zuchtgenossenschaften. ßen mit harten Klauen. Die Tiere weisen eine gute Bemuskelung Vor dem Ersten Weltkrieg galt diese Erst Ende des 20. Jahrhunderts wurden Die Tiere erscheinen eher weiß mit auf und kommen daher in der Fleischpro- Rasse auf Grund ihrer Fleisch- und Maßnahmen eingeleitet und seither größeren Flächen in Schwarz, Rot oder duktion wieder vermehrt zum Einsatz. Milchleistung als eine der besten in den erfreut sich die Rasse wieder größerer Braun an den Flanken; Bauch und Aufgrund ihrer guten Fleischqualität Ostalpen. Darauf wurden die besseren Beliebtheit. Rücken sind immer weiß. Der Übergang werden sie auch für Gebrauchskreuzun- Kühe aus dem Stammzuchtgebiet in die zwischen Farb- und Weißfärbung verläuft gen eingesetzt. mit den rassetypischen Farbtupfen, den sogenannten „Sprinzen“, die auch am Die gute Fruchtbarkeit und ihre Mutter- kurzen Kopf sehr ausgeprägt vorkommen. eigenschaften machen sie zu begehrten Gefährdete Rassen Die Partien um Augen, Flotzmaul und die Tieren in der Mutterkuhhaltung. Ohren sind pigmentiert. Die Farbausprä- gung der Tiere reicht von fast weiß bis stark gedeckt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 135 - 145 125 - 135 Gewicht (kg) 800 - 1.000 500 - 650

102 103 Rätisches Grauvieh

Stier Kuh und Kalb Kuh und Kalb

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Abstammung geht auf frühzeitliche Erst 1985 wurde mit der Wiederansiede- Das Rätische Grauvieh ist die kleinste Das Rätische Grauvieh ist ein Zweinut- Kurzhornrinder zurück, aus denen im lung des Rätischen Grauviehs begonnen, Rasse in der Gruppe des Alpinen Grau- zungsrind mit ruhigem Charakter, das Laufe der Geschichte durch die Einkreu- indem Tiere aus dem österreichischen viehs. Die Rinder sind kleinrahmig mit sich durch seine Robustheit, Anpassungs- zung von Rindern der unterschiedlichen Oberinntal im Gebiet der Finster- geringem Gewicht. fähigkeit und Langlebigkeit auszeichnet. Besiedler dieses Gebietes wie Kelten, münz-Schlucht zugekauft wurden, da Etrusker und Alemannen das Rätische sich dort ein Grauviehtyp gehalten hatte, Charakteristisch ist die einfärbige, silber- Die Tiere werden im Berggebiet Grauvieh hervorging. der dem früheren Albula Schlag sehr bis eisengraue Färbung mit dunkleren geschätzt, da sie durch eine gute Raufut- ähnlich ist. „angerauchten“ Schattierungen um die terverwertung besonders für die Nutzung Diese Rasse stellte bis Anfang des 20. Augen, am Hals und an den Schultern. extensiver Weiden geeignet sind. Auf- Jahrhunderts die ursprüngliche Rasse Seit 1990 gibt es eine Züchtergenossen- Heller gefärbt ist das Fell im Bereich des grund ihres geringen Gewichtes schonen der Bündner Alpen dar und wurde in schaft und so konnte sich das Rätische Euters und der Schenkelinnenseiten. Um sie den Boden. Durch ihre Genügsamkeit zwei Schläge unterteilt: dem leichteren Grauvieh im Schweizer Berggebiet das Flotzmaul verläuft ein heller Ring, und vor allem Trittsicherheit kommt die Albula Schlag im Hinterrheingebiet und wieder etablieren. auch als Rehmaul bezeichnet. Rasse bevorzugt auch in der Alpbewirt- Gefährdete Rassen dem etwas schwereren Oberländer Schlag schaftung zum Einsatz. im Vorderrheingebiet. Durch das leis- Die harten Klauen und die Spitzen der tungsstärkere Braunvieh kam es zu einer schön geschwungenen Hörner sind dun- Meistens werden die Tiere als Mutter- starken Verdrängung. kel pigmentiert. kühe für die Kälberaufzucht gehalten, da sich ihr feinfasriges Fleisch großer Beliebtheit erfreut.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 115 - 134 110 - 128 Gewicht (kg) 500 - 1.000 300 - 600

104 105

Stier Kälber Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Namensgebend für diese alte Rinder- Erst durch die Einführung eines Herd- Die eher kleingewachsenen Tiere ver- Im Laufe ihrer Zuchtgeschichte kam es zu rasse ist das Rendena Tal in der Provinz buchs 1976 und die Gründung einer fügen über einen robusten Knochenbau einer Umbildung der Rendena von einer Trentino. Züchtervereinigung im Jahr 1981 konnte mit ebensolchen Beinen, die aber nicht Arbeits- und Milchrasse, zu einer Milch- der Fortbestand der Rasse gesichert schwerfällig wirken. Die Stiere kennzeich- und Fleischrasse. Historisch wird die Rasse auf illyrische werden. net ein ausgeprägter Widerrist. Kurzhornrinder zurückgeführt, die in Die Tiere sind besonders an die Ansprü- vorrömischer Zeit vom Balkan aus in den Rassetypisch ist das glatte, einfärbig che der Alpung angepasst. Sie verfügen Ostalpenraum kamen. Es wird vermutet, braune bis dunkelbraune Haarkleid, das über eine gute Futterverwertung bei Ex- dass diese ursprüngliche Rasse das bei den Stieren bis ins Schwarze gehen tensivweide und gelten mit ihren harten Braun- und Grauvieh der Alpen stark kann. Ein besonderes Zeichen sind auch Klauen und ihrem sehnigen Beinen als mitbeeinflusste. die elfenbeinfarbenen Haare in der sehr trittsicher. Ohrmuschel, der hellere Streifen am Durch die Abgeschiedenheit des Stamm- Rücken, die an der Basis weiß und an den Obwohl sie sehr lebhaft sind, wird ihnen Gefährdete Rassen zuchtgebietes zwischen der Brenta- und Spitzen schwarzfarbenen Hörner und die ein freundliches Wesen nachgesagt. Adamello-Gruppe blieb die Rasse über helle Umrandung des schieferfarbenen Jahrhunderte relativ unbeeinflusst, erst Flotzmauls. im 19. Jahrhundert kam es zur Einkreu- zung von Braunvieh, wodurch immer weniger reinrassige Tiere für eine Herd- buchzucht zur Verfügung standen.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 130 125 Gewicht (kg) 600 475

106 107 Original Simmentaler

Stier Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Die Original Simmentaler bilden Um die Milchproduktion der Rasse zu Das Simmentaler Fleckvieh ist eine alte, Die Rasse zählt zu den typischen Zwei- den Urtyp einer Rasse, die mit ca. steigern, wurden in der Schweiz und mittelgroße bis große Zweinutzungsrasse. nutzungsrassen mit einer ansprechenden 50 Millionen Tieren fast auf der im übrigen Alpenbereich Milchrassen, Milchleistung, und aufgrund der starken ganzen Welt verbreitet ist. hauptsächlich die Rasse Holstein, einge- Die Tiere verfügen über einen harmo- Bemuskelung auch mit einer sehr guten kreuzt. So kam es zur Verdrängung des nischen Körperbau mit ausgeprägter Fleischleistung. Das Stammzuchtgebiet findet sich im Originalen Simmertaler Rindes. Bemuskelung. Berner Oberland, wo es aus verschie- Die Tiere sind widerstandsfähig und denen Landschlägen, wie dem großen Um ein Aussterben dieser ursprüngli- Rassetypisch ist die Scheckung, gelegent- gutmütig. Die Anpassung an verschiede- Saanenschlag und dem leichten Fruti- chen Rasse zu verhindern, wurde in der lich sind Tiere aber auch mit nur wenigen ne Klimabedingungen machen die Tiere gerschlag hervorging. Durch ihre gute Schweiz das Projekt „Edelweiss-Sim- weißen Abzeichen gedeckt. Die Haarfarbe auch für unwirtlichere Gebiete einsetzbar. Eignung sowohl für die Milch- als auch mentaler“ gegründet. So soll der typisch variiert von hellgelb bis zu dunklem Rot- für die Fleischproduktion wurden die Schweizerische Alpenkuhtyp erhalten braun. Der Kopf ist immer weiß, nur um Ebenso bringen sie dank ihrer guten Tiere bald über das Berner Oberland hi- bleiben. die Augenpartie können rote Abzeichen Raufutterverwertung gute Leistungen Gefährdete Rassen naus sehr bekannt und auch über Europa auftreten, die sogenannten Brillen. Weit- aus dem Grundfutter. hinaus auf andere Kontinente exportiert. gehend weiß ist auch der untere Teil der Beine. Das Flotzmaul ist hell, ebenso die In vielen Ländern wurden die Tiere nur Klauen und Hörner. für die Fleischproduktion herangezo- gen und für Gebrauchskreuzungen mit Fleischrindern eingesetzt.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 150 - 158 135 - 142 Gewicht (kg) 1.000 - 1.200 600 - 700

108 109 Ungarisches Steppenrind

Stier Kuh Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Angenommen wird, dass diese Rasse im Deutschland gerne eingesetzt. Danach Die Tiere dieser Rasse sind groß, schlank Die Tiere können aufgrund ihrer langen, 9. Jahrhundert mit den Magyaren aus kam es zu einem stetigen Rückgang der und haben relativ lange Beine. Charak- stabilen Beine, der hageren Statur und Osteuropa bis nach Ungarn gelangte. Rasse. teristisch sind die hellen, langen – bei der harten Klauen problemlos weite Stre- Stieren bis zu 80 cm ausladenden – nach cken zurücklegen. Vom 14. bis ins 18. Jahrhundert wurde Derzeit werden wenige Tiere in Zoos und oben weisenden Hörner. dieses Rind weit über die Grenzen Landschaftsschutzgebieten gehalten. Sie sind spätreif und erreichen die Ungarns hinaus als Fleischlieferant sehr Die Färbung der Tiere ändert sich mit dem Schlachtreife im Alter von 3 bis 3,5 geschätzt. Alter, so sind die Kälber rötlichbraun, das Jahren mit einer ausgezeichneten Fell hellt sich danach mit zunehmendem Fleischqualität. Vom 19. Jahrhundert an bis zur Mecha- Alter auf. Erwachsene Tiere weisen eine nisierung wurden diese belastbaren Tiere silberweiße bis aschgraue Färbung auf, Durch ihre Angepasstheit an weite, karge als Arbeitstiere auch in Österreich und männliche Tiere sind etwas dunkler. Weideflächen – beispielsweise bieten die langen Wimpern einen guten Sonnen- Gefährdete Rassen An den Hornwurzeln bilden die längeren schutz im pannonischen Klima – eignen Haare der Kühe einen Haarkranz, der sie sich ausgezeichnet zur extensiven bei den Stieren gelockt ist. Schwanz- Weidewirtschaft und zur Landschafts- quaste, Augenpartie sowie die Fortsätze pflege. an den Ohren sind schwarz. Die Haut ist schiefergrau, nur an den Ohren, am relativ kleinen Euter und zwischen den Oberschenkeln rosa.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 140 - 155 135 - 145 Gewicht (kg) 750 - 960 500 - 650

110 111 Swiss Fleckvieh

Stier Kälber Kühe

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Swiss Fleckvieh ist eine relativ junge Die Genetik der heutigen Swiss Fleckvieh Diese Rasse zählt zu den milchbeton- Die milchbetonte Zweinutzungsrasse soll Schweizer Rinderrasse. Die Rasse ist Population setzt sich zirka zu 2/3 aus der ten Zweinutzungsrassen mit mittlerem die Vorteile beider Herkunftsrassen – die durch die Einkreuzung von Red Hol- Rasse Red Holstein und zu einem 1/3 aus Rahmen. Milchergiebigkeit der Red Holstein und stein-Stieren in die Schweizer Simmental Simmentaler zusammen. die Robustheit und den Muskelansatz Rasse entstanden. Die gescheckten Tiere weisen eine hellro- der Simmentaler – vereinen. Daher Das Hauptzuchtgebiet liegt im Kanton te bis dunkelrote Grundfarbe mit weißen wird in der Zucht auch großer Wert auf Das eigene Zuchtprogramm begann Bern mit starker Verbreitung in der west- Flecken auf, selten auch weiße Farbe mit funktionale Merkmale wie Gesundheit, durch die künstliche Besamung mit Swiss lichen und nördlichen Schweiz. roten Flecken. Oft sind Bauch und Beine Fruchtbarkeit und Langlebigkeit gelegt. Fleckvieh-Stieren in den 1970er Jahren. weiß behaart, die Schwanzquaste ist immer weiß. Die Rasse eignet sich im Speziellen für die Weide- und Grünlandbetriebe im Flotzmaul und Klauen sind meistens Voralpengebiet der Schweiz, die den hell, können aber auch dunkel gefärbt Tieren eine gute Futtergrundlage bieten Gefährdete Rassen sein - abhängig davon, welche der beiden können. Ursprungsrassen (Simmentaler, Red Holstein) dominanter auftreten.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 154 - 164 140 - 150 Gewicht (kg) 1.200 und mehr 650 - 800

112 113 Tux-Zillertaler

Stier Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Wahrscheinlich stammt die Rasse von Diese Vernachlässigung der Milchleis- Das Tux-Zillertaler-Rind ist ein klein- Durch die Robustheit, Vitalität und Ge- der Schweizer Eringer-Rasse ab, die tung wurde der Rasse aber bald zum wüchsiges bis mittelgroßes, gedrungenes ländegängigkeit ist die Rasse besonders im späten Mittelalter nach Tirol kam. Verhängnis, weil sie durch milchleis- Rind mit feinem Knochenbau und guter für die Alpung geeignet. Sie war die typische Rasse des Tiroler tungsstarke Rinderrassen immer mehr Bemuskelung. Der Kopf ist kurz und breit Unterlandes. verdrängt wurde. mit starken Hörnern. Ihre ausgezeichnete Verwertung von Futter von Extensivflächen und die gute Wie ihre Vorfahren verfügen die Rinder Erst 1986 wurde mit einem Generhal- Es werden aufgrund der Färbung zwei Fleischqualität gepaart mit Leichtkalbig- über eine ausgeprägte Kampflust. Kuh- tungsprogramm begonnen, sodass Schläge unterschieden, die schwarzfarbi- keit befähigen sie besonders zum Einsatz kämpfe zu Beginn der Alpsaison brachten sich der Bestand seither wieder v gen Tuxer und die rotbraunen Zillertaler. in der Mutterkuhhaltung. dem Besitzer der Siegerkuh großes ergrößert hat. Rassetypisch ist eine Weißfärbung in der Ansehen. Kreuzgegend, das „ Federl“. Ebenso weiß Charakteristisch ist die durch die Zucht gefärbt sind Unterbauch, Unterbrust geförderte Kampflust dieser Rasse. sowie die Schwanzspitze. Das Flotzmaul Gefährdete Rassen sollte braun umringt sein, die Hornspit- zen und die harten Klauen sind dunkel- pigmentiert.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 140 120 - 130 Gewicht (kg) 800 - 900 550 - 600

114 115 Vorderwälder

Stier Kalb Kuh

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das Stammzuchtgebiet befindet sich im Derzeit liegt bei den Vorderwäldern der Die Rasse der Vorderwälder zählt eher zu Vorderwälder gehören zu den Zwei- mittleren und südlichen Schwarzwald. Genanteil von Ayrshire bei 15%, der Red den kleinwüchsigen Rindern mit einem nutzungsrassen, d.h. die Zucht erfolgte Holstein-Anteil bei 20%. Zur Linie- feinen Knochenbau. gleichwertig sowohl auf Milch- als auch Erstmals wurde das „Wäldervieh“ 1829 nerweiterung kamen vor kurzem auch auf Fleischleistung. erwähnt und bereits zwei Rassen unter- Rinder der französischen Milchrasse Die Tiere sind dunkelrotweiß gescheckt, schieden: die größeren Vorderwälder und Montbéliard zum Einsatz. manchmal auch rot gedeckt, wobei jedoch Sie sind an die kargen Weiden des die kleineren Hinterwälder. der Kopf und die Beine überwiegend mittleren und südlichen Schwarzwaldes weiß sind. angepasst und kommen gut mit den dort Mitte der 1960er Jahre wurde zur vorherrschenden mineralstoffarmen Erhöhung der Milchleistung die Rasse Im Aussehen zeigt es Ähnlichkeit mit der Böden zurecht. Ayrshire eingekreuzt, was aber zu einer Rasse Fleckvieh, allerdings mit einem Verschlechterung der Bemuskelung führ- zierlicheren Rahmen. Die Hörner als Das gute Fundament und ausgezeichnete te. 1978 wurde die Rasse Red Holstein auch das Maul sind von heller Färbung. Klauen ermöglichen den Tieren die Be- Gefährdete Rassen eingekreuzt, wodurch die Milchmenge weidung steiler Hänge. Die Kühe gelten und –inhaltsstoffe deutlich erhöht wer- als leichtkalbig, langlebig und vital. den konnten.

Diese Einkreuzungen führten aber auch zu gewissen Mängeln wie z.B. Verschlech- terungen im Fundament und bei den Klauen.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 145 - 150 135 - 140 Gewicht (kg) 1.000 600

116 117 Waldviertler Blondvieh

Stier Kuh und Kalb Herde

ZUCHTGESCHICHTE KENNZEICHEN EIGENSCHAFTEN Das Waldviertler Blondvieh entstand aus gerung zu erreichen, kam es nach dem Das Waldviertler Blondvieh ist eine Die Rasse ist sehr gut an das raue Klima einer Vermischung des keltischen Rindes Zweiten Weltkrieg erneut zur verstärk- eher kleinwüchsige Rasse mit schmalem des Waldviertels angepasst. Besondere mit Frankenvieh und der Einkreuzung ten Einkreuzung mit Frankenvieh und Körperbau, feinem Knochenbau und Eigenschaften dieser Tiere sind die gute von Murbodner Rindern. Glan-Donnersberger-Rindern. durchschnittlicher Bemuskelung. Der Fruchtbarkeit, ihre Spätreife, das gute Kopf ist eher lang. Fundament und harte Klauen. Um 1900 wurden verschiedene lokale Trotz dieser Bemühungen wurde die Schläge zu der Rasse Waldviertler Blond- Rasse ab 1960 vom leistungsstärkeren Das Haarkleid ist kurz, fein, weich Das leicht abfallende Becken begünstigt vieh zusammengefasst. Fleckvieh fast gänzlich verdrängt. und glänzend. Die Färbung der Tiere problemlose Abkalbungen. Durch diese Seit 1982 gibt es ein Erhaltungszucht- reicht von nahezu weiß, hellblond Eigenschaft und durch ihre Robustheit In der Zucht stand die Milchleistung erst programm. und semmelfarben bis hellrot. Das sind die Tiere bestens für die Mutterkuh- an dritter Stelle. Um eine Leistungsstei- Flotzmaul ist fleischfärbig, Hörner haltung auf Magerstandorten geeignet. und Klauen sind gelbgrau. Darüber hinaus verfügt das feinfaserige Gefährdete Rassen Fleisch über eine ausgezeichnete Fleisch- qualität.

Die relativ niedrige Milchleistung spiegelt die geringe züchterische Bearbeitung und die eher karge Futterbasis wider.

Stier Kuh StierStier KuhKuh

Größe (cm) 138 130 Gewicht (kg) 800 - 850 500 - 550

118 119 Quellenverzeichnis

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120 121 Glossar

Aalstrich: eine heller Haar- bzw. zu kombinieren und damit in der Marmorierung: Erwünschte Einlage- Wamme: Hautfalte mit reichlich Fellstreifen entlang des Rückens. nächsten Generation Leistungsstei- rung von Fettgewebe im Muskel. Fettgewebe, die von der Kehle bis gerungen zu erzielen. Diese Dadurch entsteht ein Muster, das zur Brust reicht. Abkalbung: Geburt eines Kalbes. Kreuzungstiere werden danach nur an Marmor erinnert. Die Marmorie- noch für die Erzeugung eines rung trägt positiv zur Fleischquali- Widerristhöhe: Bezeichnet die Höhe Beifutter: Wird zur Ergänzung des Produktes, meistens Fleisch, tät (Saftigkeit, Geschmack) bei. des Rindes vom Boden bis zum Grundfutters gefüttert. Zumeist genutzt, mit ihnen wird aber nicht erhöhten Übergang vom Hals zum werden Getreideschrot und Mineral- mehr weitergezüchtet. Mutterkuhhaltung: Bei der Mutter- Rücken; sie entspricht dem stoffe als Beifutter verabreicht. kuhhaltung werden die Kälber Stockmaß bei Pferden. Grundfutter: Grünlandpflanzen in fri- direkt von ihrer Mutter (= Mutter- Belegung: Vorgang zur Befruchtung scher und konservierter Form (z. B. kuh) aufgezogen. Die Mutterkühe der Eizelle. Dies erfolgt entweder Heu), aber auch Wurzel- und Knol- werden nicht gemolken. Diese direkt durch den Stier (= Natur- lenfrüchte fallen in diese Kategorie. Produktionsform dient ausschließ- sprung), häufiger aber durch Grundfutter ist rohfaserreich. lich der Aufzucht von Kälbern und künstliche Besamung. der Jungrindfleischproduktion. Herdebuch: In den Herdbüchern Domestikation: Vom Menschen aktiv (= Zuchtbüchern) werden die Tiere Rahmen: Beschreibt die Gestalt eines gesteuerter Prozess, um aus einer Zuchtpopulation systematisch Tieres, d. h. das Verhältnis von Wildtieren Haustiere zu machen. erfasst und damit wird ihre Körpergröße, -länge und -breite. Abstammung dokumentiert. Dieses Kleine, eher gedrungene Tiere Flotzmaul: Charakteristisches Maul Wissen wird in der Zucht für werden als kleinrahmig bezeichnet, der Rinder, hervorgerufen durch gezielte Anpaarungen verwendet. große, massige Tiere als groß- die Verschmelzung von Nasenein- rahmig. gang und Oberlippe. Körung: Dabei werden Stiere ausgewählt, die für die Zucht Raufutter: Futtermittel mit einem Fundament: Füße und Beine des zugelassen werden. Die Auswahl der relativ hohen Gehalt an strukturier- Rindes. Stiere treffen die einzelnen Zucht- ter Rohfaser. Wichtig für eine verbände. artgerechte Wiederkäuerernährung. Einkreuzung: Um ein gewünschtes Zuchtziel schneller zu erreichen, Kraftfutter: Energiereiches, aber Trächtigkeit: Zeit zwischen Befruch- werden für eine Rasse zur An- rohfaserarmes Futter aus Getreide tung und Geburt; sie entspricht der paarung Tiere aus einer anderen oder pflanzliche Nebenerzeugnisse Schwangerschaft beim Menschen. Rasse, die in den gewünschten aus der Lebensmittelproduktion. Merkmalen dem Zuchtziel näher Trocken stellen: Die Kühe werden ist, herangezogen. Laktation: Zeit, in der Kühe Milch nicht mehr gemolken, wodurch die geben. Milchproduktion aufhört. Gebrauchskreuzung: Es werden Tiere zweier verschiedener Rassen Leichtkalbigkeit: Problemlose gekreuzt, um Vorteile beider Rassen Geburten.

122 123 Register A O Angus 60 Original Braunvieh 98 Original Pinzgauer 100 B Original Simmentaler 108 Blonde d’Aquitaine 62 Braunvieh 28 P Burlina 76 Piemonteser 70 Pinzgauer 54 C Pustertaler Sprinzen 102 Charolais 64 R D Red Holstein 56 Deutsches Gelbvieh Rendena 106 (Frankenvieh) 84 Rätisches Grauvieh 104

E S Ennstaler Bergschecken 78 Schottisches Hochlandrind 72 Eringer 80 Swiss Fleckvieh 112 Evolèner 82 T F Tiroler Grauvieh 58 Fleckvieh 46 Tux-Zillertaler 114

G U Galloway 66 Ungarisches Steppenrind 110 Grigio Alpina 86 V H Vorderwälder 116 Hinterwälder 88 Holstein-Friesian 48 W Waldviertler Blondvieh 118 J Weiß-blaue Belgier 74 Jersey 50

K Kärntner Blondvieh 90

L Limousin 68 Limpurger 92

M Montbéliard 52 Murbodner 94 Murnau-Werdenfelser 96

124 125 ibel Nachhaltigkeitsf Wie Heumilch die Umwelt schont. Impressum

Fotos AGÖF, Anton Winter, Arche Austria, Archiv ARGE Heumilch alle Rechte vorbehalten. Alle A.N.A.RE., ARGE Heumilch, Beat Brechbühl, Informationen wurden mit größter Sorgfalt Die ganze Welt BMLFUW/Newman, Christian Moser, Dr. zusammengetragen, jedoch kann für den der Heumilch! Franz Maus, Dr. Martina Wassertheurer, Inhalt und die Richtigkeit keinerlei Gewähr Evolèner Zuchtverein, Fleischrinder Austria, übernommen werden. Nachdruck, auch aus- zugsweise verboten. Florian Schipflinger, Fotolia, Franz Neumayr, Tauchen Sie in die Heumilch-Welt ein und entdecken Sie in unseren Gabi Triendl, Gabriele Moser, Giorgio Soldi, zahlreichen Broschüren allerlei Wissenswertes über die einzigartige GoMa, Hildegard Treichl, IG Swiss Fleckvieh, Herausgeber und Medieninhaber Heuwirtschaft. iStock, Jakob Bergmann, Johann Eder, ARGE Heumilch Josef Lassacher, KeLeKi, Kärntner Holstein Verband, KRZV – Kärntner RinderZuchtVer- Verlags- und Herstellungsort Köstliche Gerichte, die einfach nachzukochen sind, finden Sie in unse- band, Landwirtschaftsamt Ilshofen - Dieter Innsbruck ren zahlreichen Rezeptheften, die sich unterschiedlichen Schwer- Kraft, Ludwig Berchtold, Lukas Kalcher, punkten, wie zum Beispiel vegetarischer Ernährung oder Rezepten für Markus Haag, Nationalpark Neusiedlersee, Wissenschaftliche Mitarbeit Kinder, widmen. MurnauWerdenfelser Fleischhandels GmbH, Ao.Univ.-Prof. Dr. Werner Zollitsch, Nicholas Fürschuss: www.nutztierfoto. DI Roswitha Weißensteiner Den Lebensraum der Heumilchkühe und die positiven Einflüsse der com, ORF, Otto Hausegger, Petra Loibl, Universität für Bodenkultur Wien, Heuwirtschaft auf Mensch und Natur kann man in den verschiedenen Department für Nachhaltige Agrarsysteme, Rinderzuchtverband Franken e.V., Rinder- Fibeln entdecken. zuchtverband Tirol, R. Fortina - R.A.R.E., Institut für Nutztierwissenschaften Schweizerischer Eringerviehzuchtverband, Spannende Abenteuer können die jüngsten Leser mit den Kinder- Shutterstock, Südtiroler Rinderzuchtverband, swissherdbook, Thomas Sendlhofer, Tiroler büchern erleben und lernen dabei spielend das Leben auf dem Braunviehzuchtverband, TVB Erste Feri- Heumilch-Bauernhof kennen. enregion im Zillertal (Wörgötter&friends), Universität für Bodenkultur Wien, Verein der Alle Broschüren können auf www.heumilch.at kostenlos bestellt Murbodnerzüchter, Verein Rätisches Grau- werden. vieh Schweiz, Vorarlberg Tourismus, WEST Fotostudio, Wolfgang Holzmann, www. genetic-austria.at, ZAR-Zentrale Arbeitsge- meinschaft österreichischer Rinderzüchter

126 127 Die Heuwirtschaft wurde von der Europäischen Union mit dem EU-Gütesiegel g.t.S. – garantiert traditionelle Spezialität – ausgezeichnet.

Naturnahe Fütterung im Jahresverlauf: Heumilchkühe bekommen ausschließlich frische Gräser und Kräuter, Heu sowie als Ergänzung mineralstoffreichen Getreideschrot.

Vergorene Futtermittel sind strengstens verboten.

Die traditionelle Wirtschaftsweise der Heumilchbauern trägt entscheidend zum Schutz der Umwelt und zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

Mehr Geschmack: Das artenreiche Futter erhöht die Qualität und das Aroma der Heumilch.

Wertvoller Rohstoff: Heumilch ist aufgrund ihrer hohen Qualität ideal für die Herstellung von Käsespezialitäten geeignet.

Alle Heumilchprodukte sind kontrolliert gentechnikfrei.

Heumilch wird von unabhängigen Kontrollstellen zertifiziert.

Herausgeber und Medieninhaber www.heumilch.at ARGE Heumilch Grabenweg 68 A-6020 Innsbruck [email protected]

Verlags- und Herstellungsort Innsbruck