Deutsche Mittelalter in Seinen Dichtungen 3
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Inhaltsverzeichnis Einleitung ...................................................................... 1 Das deutsche Mittelalter 1. Das Hildebrandslied............................................................... 2. Das jüngere Hildebrandslied......................................................... 3. Das Ludwigslied .................................................................. 4. Zaubersprüche.................................................................... 5. Straßburger Eide.................................................................. 6. Des Minnesangs Frühling........................................................... a. Der von Kürenberg ......................................................... b. Dietmar von Aist........................................................... c. Friedrich von Hausen........................................................ d. Heinrich von Veldeke ....................................................... e. Heinrich von Morungen...................................................... 7. Hartmann von Aue, Der arme Heinrich ................................................. 8. Walther von der Vogelweide ........................................................ 9. Wolfram von Eschenbach, Titurel .................................................... 10. Neidhart........................................................................ 11. Freidank........................................................................ 12. Der Sticker...................................................................... 13. Der Wilde Alexander ............................................................. 14. Mechthild von Magdeburg......................................................... 15. Konrad von Würzburg............................................................ 16. Oswald von Wolkenstein .......................................................... 17. Dietrich Schernberg, Spiel von Frau Jutten .............................................. 2 Albrecht Classen 18. Till Eulenspiegel ................................................................... 19. Sebastian Brant, Das Narrenschiff ..................................................... 20. Hans Sachs ..................................................................... 21. Argula von Grumbach ............................................................ 22. Spätmittelalterliche Mæren . ............................ Anhang: Barocklyrik 1. Andreas Gryphius................................................................. 2. Angelus Silesius . .................................................................. 3. Catharina Regina von Greiffenberg................................................... 4. Friedrich von Hagedorn............................................................ 5. Friedrich Gottlieb Klopstock........................................................ Nachweis der Illustrationen ........................................................... Das deutsche Mittelalter in seinen Dichtungen 3 EINLEITUNG Die nachfolgende Textauswahl bzw. die hier vorgelegten Übersetzungen von deutscher Literatur aus der Zeit des Mittelalters wollen nicht in Konkurrenz zu solchen Lehrbuchprogrammen wie dem des Verlages Philipp Reclam treten, sondern streben an, eine Lücke zu füllen, die sich oftmals im akademischen Unterricht schmerzlich bemerkbar macht. Zwei Wege hat es bisher gegeben, den vorangeschrittenen Studenten die ältere deutsche Literatur nahezubringen. Entweder bediente man sich, ungeachtet der Interessen und sprachlichen Befähigung in traditioneller Weise der Studienausgaben mit dem originalen Text, gestaltet nach den historisch-kritischen Ausgaben, wodurch das Seminar weitgehend zur philologischen Übungsstunde ausarten konnte (siehe z.B. die Reihe “Altdeutsche Textbibliothek,” Niemeyer Verlag Tübingen). Oder man griff auf Teilübersetzungen und ältere neuhochdeutsche Fassungen zurück, wie sie besonders im Programm des Reclam Verlags oder vom Fischer Taschenbuch Verlag vertreten sind.1 Beide Wege erscheinen mir aus pädagogischer Sicht als recht unglücklich, unangemessen für die normalen Bedürfnisse an amerikanischen Universitäten und für die Studenten sowieso als finanziell unerschwinglich. Die hier angebotene Auswahl will deswegen versuchen, aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen und eine attraktive Textanthologie zu bieten, die dazu einlädt, den Schwerpunkt auf die literarische Analyse zu legen, ohne daß die philologischen Schwierigkeiten ein zu großes Hindernis abgeben, wobei zugleich der Herausforderung von “German Studies” ansatzweise begegnet wird.2 Sie kann und soll nicht die mehr oder weniger wissenschaftlichen Ausgaben etwa in der Reihe des Reclam Verlags ersetzen, denn dafür steht hier weder der Raum zur Verfügung noch besitzt eine solche Herangehensweise an die mittelhochdeutsche Literatur eine rechte Bedeutung für den undergraduate Studenten oder — auf den deutschsprachigen Raum bezogen — den Gymnasiasten, ganz abgesehen von dem Unsinn, höchst pragmatische und zugleich akademischen Ansprüchen genügende 1 Siehe z.B. Albert K. Wimmer, Anthology of Medieval German Literature, synoptically arranged with contemporary translations, with introductions and commentary by A. K. W. and W. T. H. Jackson (Bristol, IN: Wyndham Hall Press, 1987). 2 In theoretischer Hinsicht äußerte ich mich diesbezüglich in “Der Unterricht von mittelhochdeutscher Literatur auf der Universität: Methoden, Lehrmaterialien, Perspektiven,” Unterrichtspraxis 24, 2 (1991): 146-155. 4 Albrecht Classen Studieneditionen zu mißachten. Es geht nämlich nicht an, etwa alle Lieder Heinrichs von Morungen in solch einer explizit für den akademischen Unterricht zugeschnittenen Textsammlung aufzunehmen, weil hierfür bereits zufriedenstellende Arbeit von Helmut Tervooren geleistet wurde.3 Ebensowenig kann Wernhers des Gartenaere Meier Helmbrecht in Auszügen oder in toto berücksichtigt werden, wobei mir gerade ein Teilabdruck als die schlechteste Lösung vorkäme. Vielmehr lohnt es sich durchaus in diesem Fall, die von Fritz Tschirch herausgegebene Edition und Übersetzung heranzuziehen, denn sie enthält nicht nur einen kritischen Apparat und eine ausführliche Einleitung, sondern hat den mittelhochdeutschen Text synoptisch neben der modernen Übersetzung abgedruckt, so daß sowohl der Philologe als auch der Literaturwissenschaftler in der Seminararbeit voll zum Zuge kommen, während den Lesern das vollständige Werk vor Augen tritt, ohne daß die finanziellen Kosten für ein “Schulbuch” das normale Maß überschreiten. Freilich sieht die Situation etwas anders aus, wenn es sich um Lieder oder Sangsprüche handelt. Man gewinnt schon einen repräsentativen Eindruck von Walthers von der Vogelweide oder Neidharts Lyrik, wenn man nur eine Handvoll studiert. Generell scheint das Interesse an lyrischen Texten sowieso im Schwinden, so daß man gut beraten ist, die Studenten nicht gerade mit solchen Dichtungen zu überlasten. Noch einmal muß ich aber das Folgende betonen: es kommt nach meiner Meinung einem Verbrechen an der dichterischen Aussage gleich, einen höfischen Roman, ein Heldenepos oder ein Fastnachtspiel nur teilweise abzudrucken. Überspitzt formuliert besagt dies, entweder man liest das Werk vollständig, oder man läßt es bleiben. Wenn man etwa ein Kunstwerk des 15. Jahrhunderts studieren will, sei es eine Statue von Donatello oder ein Fresko von Giotto, begnügt man sich ja auch nicht damit, nur die Zehen der Figur oder die Augen einzelner Personen zu betrachten. Der Bamberger Reiter kann nicht begriffen werden, wenn man bloß Stücke davon untersucht. Das Kunstwerk und der poetische Text leben nur als Ganzes, nicht in Ausschnitten. Statt dessen sollen für diese Anthologie repräsentative Stücke ausgewählt werden, die auf Grund ihrer literarhistorischen Bedeutung und wegen ihres begrenzten Umfanges gut von (amerikanischen) Germanistik-Studenten bearbeitet werden können, zugleich aber in sich abgerundet sind. Im gewissen Maße versteht sich diese Anthologie als Teil eines Kurspakets, so daß die Seminarteilnehmer immer noch einige der wichtigsten Texte in separaten Ausgaben lesen sollten, dafür aber nicht zusätzlich einen 3 Heinrich von Morungen, Lieder. Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch. Text, Übersetzung, Kommentar von Helmut Tervooren. Universal-Bibliothek, 9797 (Stuttgart: Reclam, 1975). Das deutsche Mittelalter in seinen Dichtungen 5 ganzen Stapel individueller Reclam-Hefte oder andere Editionen kaufen müssen, aus denen sie dann doch nur nur ein oder zwei Ausschnitte lesen. Außerdem wird angestrebt, hier einige Dichtungen aufzunehmen, die z.T. bisher nicht für den akademischen Unterricht in moderner deutscher Übersetzung zur Verfügung gestanden haben. Wolfram von Eschenbach verfaßte zwei große Werke, die jedoch meist wegen ihres Umfangs und der sublimen Aussage dem undergraduate-Studenten unzugänglich bleiben. Selbst die schmale Parzival-Ausgabe von Walther Hofstaetter kann hier keine Abhilfe verschaffen, denn der anachronistische Sprachstand der Übersetzung und die unzuläßliche Verkürzung des Textes auf wenige Kapitel stellen solche Verständnis-Hindernisse dar, daß niemand davon einen Nutzen hat.4 Meine hier vorgestellte Alternative besteht darin, schlicht auf Wolframs Titurel-Fragmente zurückzugreifen, die zwar einiger Erklärungen und Vorbemerkungen bedürfen, bevor der Leser in die narrative Struktur einzudringen vermag, dafür aber eine zentrale Aussage Wolframs im Kern spiegeln. Obwohl der Umfang dieses Werkes nur gering ist, gelang es dem Dichter trotzdem, zentrale Überlegungen und seine Lebensphilosophie