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Viele bedeutende Spuren ziehen sich durch die „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“, könnte die- Heinrich von Geschichte: Im späten Mittelalter gilt Heinrich als einer ser sagenhafte Ofterdinger fragen. Je nach betrach- der zwölf tonangebenden Meistersinger. Weltberühmt tendem Standpunkt scheint die Figur zu ruhen, ener- wird er durch , der 1799 einen Roman mit dem gisch voranzuschreiten oder eine Pirouette zu dre- Ofterdingen Titel „Heinrich von Ofterdingen“ verfasst und damit den hen. Sie kann sowohl zum tänzelnden Fragezeichen Grundstein für die Bewegung der Romantik legt. als auch zum in sich gekehrten Sänger werden. Man Die Bronzeplastik von Andreas Futter begegnet dem jugendbewegten Wandersmann, gut Die am Säulenschaft erblühte „blaue Blume“ gilt als beschuht und in kurzen Hosen. Oder man findet den Der sagenhafte Heinrich von Ofterdingen geistert als Symbol der Sehnsucht und hält den Traum auf besse- edlen Ritter mit Wams und Umhang samt dem lan- Minnesänger durch die Jahrhunderte. Die „Große re Zeiten wach. Andere berühmte Romantiker wie gen, wenn auch stumpfen Schwert – oder einen Heidelberger Liederhandschrift ()“ aus E.T.A. Hoffmann oder die Gebrüder Grimm nehmen König Lautenschläger, der als Linkshänder seiner dem 13. Jahrhundert behandelt den Sängerkrieg auf Heinrich von Ofterdingen als literarischen Stoff auf. dreiseitigen Harfe den ewigen Dreiklang von Lust und der , worin Heinrich im Wettstreit mit Walter setzt Heinrich mit dem Tannhäuser Leid und Liebe entlockt – oder von Glaube, von der Vogelweide und gleich und verarbeitet in dieser Oper den Sängerkrieg Hoffnung, Liebe. Mit einer Flöte statt dem Dolch im steht. auf der Wartburg. Gewande.

Anders als bei diesen nachweisbaren Künstlern gibt es So irritierend mehrdeutig Heinrich in der Überlieferung Wer sich dann noch fragt, was denn die Kopfbe- aber von Heinrich keine Liedzeile, keine historische daherkommt, so vielgestaltig zeigt er sich dem Be- deckung darstellen soll, der möge über Papstkrone Spur. Außer eben den Ortsnamen Ofterdingen; der ist trachter. Hoch erhaben steht er auf einer steinernen oder Blumentopf rätseln. In jedem Fall braucht der allerdings einmalig auf der ganzen Welt. Ein Grund, Säule. Damit präsentiert der aus Ofterdingen stam- Sänger die Inspiration von oben, ob er nun unsterbli- weshalb man sich hier seiner angenommen hat. mende Künstler Andreas Futter ironisch die Figur auf che Melodien und Verse oder die zu seinen Füßen einem Postament, dessen bauchiger Schaft mit sei- liegende, sehnsüchtig machende „blaue Blume“ auf Ein Heinrich von Ofterdingen ist zwar im Mittelalter nen dicken Wülsten aus dem Bauernbarock zu stam- Erden kreiert. urkundlich mehrfach erwähnt, einer sei sogar Dekan men scheint. Schon darin zeigt sich der durchgängige von Hechingen gewesen, wie es in der Alpirsbacher Zug von Scherz, Satire, Ironie, der Futters ganzes bild- Heinrich von Ofterdingen changiert also zwischen Urkunde von 1266 heißt, die am unteren Sockelrand nerisches Werk durchzieht. In Ofterdingen steht wahr- den Welten, den Vorstellungen, den Meinungen, zwi- der Säule liegt. Aber direkt lässt sich auch dieser lich keine Siegessäule, auf der eine Gemeinde ihren schen Realität und Phantasie. Er thront weit über Geistliche dem Sänger nicht zuordnen. weltberühmten Sohn in den Himmel heben will. allen. Andreas Futter

Der vielseitig begabte Künstler arbeitet als Bildhauer, Maler und Grafiker. Er wurde 1969 geboren und ist in Ofterdingen aufgewachsen, weshalb er sich schon seit Jahren mit dem Projekt „Heinrich von Ofter- dingen“ beschäftigt.

Sein Studium führte er an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart durch. Danach erhielt er das Atelierstipendium des Landes Baden- Württemberg. Mit dem 1. Preis Skulpturenpark

Sonnenwald (nahe Passau) wurde er überregional · Futter von Andreas Bronzeplastik ausgezeichnet.

Herausgeber: Mit zahlreichen Einzelausstellungen und Kunst im Gemeinde Ofterdingen

72131 Ofterdingen, Rathaus öffentlichen Raum ist er bekannt geworden, so mit www.ofterdingen.de zwei Großplastiken in Ofterdingen, mit dem „Ikarus“ in Text: Mössingen und mit einer sieben Meter hohen Albrecht Esche und Andreas Futter

Skulptur in Heubach. Fotos: Albfoto, Joachim Wolfer Andreas Futter lebt und arbeitet Design & Druck: www.impress-medienhaus.de in Schwäbisch Gmünd. Heinrich von Ofterdingen Heinrich von Ofterdingen