Heinrich von Hag/Ofterdingen: Verfasser des Nibelungenliedes! Gewidmet:MeinerFamilie.
Volker erzählt:
Im tiefen Norden, wo die Nacht nicht endet Und wo das Licht, bei dem man Bernstein fischt Und Robben schlägt, nicht von der Sonne kommt, Nein, von der Feuerkugel aus dem Sumpf – Dort wuchs ein Fürstenkind Von wunderbarer Schönheit auf, so einzig, Als hätte die Natur von Anbeginn Haushälterisch auf sie gespart….
(Friedrich Hebbel: Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel). Georg Dattenböck
Heinrich von Hag/Ofterdingen:
Verfasser des Nibelungenliedes!
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Verlag Traugott Bautz GmbH 99734 Nordhausen 2011 ISBN 978-3-88309-640-7 $XIODJH Inhaltsverzeichnis Vorwort 001 GedankenzurFaszinationdesNibelungenliedes 010 DerlangeWegzumNibelungenlied 013 WerwarSiegfried? 023 WerwarKrimhild? 036 WerwarHagen? 041 WerwarVolker? 046 DerSchatzderNibelungen 050 DieNibelungen 060 DieHunnen 063 DieAlanen 070 SuebenundHeruler,dieOstgrenzeNorikumsundrömischeHeerstraßen 079 DieHeruler 079 DieOstgrenzeNorikums 082 DieVandalen 084 DieKontinuitätderGeneundÜberlieferung 091 ClaudianClaudianus 094 VandalenͲDokumentausdemKlosterSt.Gallen 094 NotitiaDignitatum 095 DieKönigsschaledesletztenVandalenkönigsGeilamirundderBerichtvonProkop 099 DievandalischͲburgundischenSpeicherhäuser 105 GreifundDrachealsSymboledesStammesverbandes 105 DasbairischeRecht 111 DieTabulaPeutingerianaunddieVandaleninSüdböhmen 112 GenͲTestinOberösterreich 113 MutterͲKultundMutterͲRecht 114 Laurentius:derHeiligederchristlichͲarianischenGermanen 116 VonGranbisWorms:GenannteundnichtgenannteOrteimNibelungenlied 120 Gran 120 Miesenburg 124 Hainburg,Carnuntum(Petronell) 124 Vindobona(Wien) 125 Zeiselmauer,Tulln,Tullnerfeld 129 Getzersdorf,VenusbergundTraismauer 131 KlosterLilienfeld 135 Palt 136 DerheiligeSeverin 136 FrauAva 137 Göttweig 138 Mautern 140 Rossatz,KircheSt.Lorenz 141 DunkelsteinerWald,Gurhof 144 Albrechtsberg 144 MelkundderErzähler 145 Pöchlarn 146 ImmervonAttala,immervondenAmalungen!BischofGunther,HofmarkHaagunddieSippev.Hag 149 HagenvonSpielberg,dieSippenFlusshartundv.Hag 151 Lorch,EnnsunddieSippev.Hag 154 St.Florian 160 Ebelsberg 161 LinzundLonstorf 161 Hartheim 163 Ulrichv.Munegur 164 Annaberg/Hartheim 166 Mühldorf,Eidenberg 169 Eferding 172 DieBurgenWesen,Marsbach,derJochenstein,KlosterEngelhartszell 176 Passau 177 MagisterChunradusdoctorScolariuminPassau 178 Diev.Chambe 182 Plattling 183 Regensburg 184 VonWormszurDonau 185 Ettling,Pförring 186 DieRittervonEttling 187 Vohburg 187 Mehring 189 DerKampfmitHerzogGelfrat 190 Mainz 192 Worms 193 DieKreuzzüge 197 Wilhering 204 DieHerkunftdesOrtsnamens 204 ErsterwähnungvonWilhering 204 DererstbekannteWilheringer:Alram 204 Magenesv.Kürenberg 206 DerKürnberg 210 BurggrafenamKürnberg 212 DieHaunsbergeramKürnbergundamHaunsberginSalzburg 214 Rufling 218 Leonding 219 DieZisterzienser 220 DieGründungdesKlostersWilhering 222 BambergsBischofEberhardv.Ettling 223 DieFähreWilhering 228 StandortderBurgWilheringundihresVersorgungshofes 230 DieJulbachͲSchaunburger 233 DiezweiteKlostergründunginWilhering 233 DieHochfreienv.PergͲOftering 235 Oftering 238 DieThebäischeLegionundderhl.Mauritius 239 DieGrafenvonVornbachinOftering 240 UrkundlicheHinweiseaufOftering 244 DieSchifer 252 DievonHagenau 255 Procurator,DominusScribaAnasiHeinrichv.Hag=Heinrichv.Ofterdingen 256 Heinrichv.OfterdingenimSängerkriegaufderWartburg(Eisenach) 257 SalzundSalzhandel 260 Laurin 262 OfteringoderOfterdingen 263 DasBärͲSymbol 265 ZurPersondesHeinrichvonHag 270 DieEdelfreienvonHag 276 GrafschaftHaag 276 BurgHartenstein 285 BurgLichtenhag 289 KurioseGeschichte 291 Schlußbetrachtungen 292 Anhang: DietrichvonBern 294 DieTirolerSagevondenRiesenThyrsusundHaymo 296 WieHaymodenThyrsuserschlug 297 Thyr/Thyrsus 300 DerheiligeOswald 303 Dietrichv.BernwarnichtGotenkönigTheoderich 306 DieWestgoten 314 RicimeridentmitDietrichv.Bern 318 DieSchlachtbeiGransͲPort 321 DasLebermeer 332 DietrichsJugendzeitundWidekeWelandson 334 WelandderSchmied 337 Wielandsäulenundderhl.Christophorus 339 WelandsSohnWidekewächstauf 345 Literaturverzeichnis 352 Titelseite:DieArchivarindesKlostersMelkundLeiterindesSchriftͲundBuchwesensdesMittelaltersderÖsterͲ reichischenAkademiederWissenschaften,FrauDr.ChristineGlaßner,fandimJahre1998ineinemBuchdeckel eingearbeitet,eineneue,bisherunbekannteVersiondesNibelungenliedesbzw.diesesabgebildeteFragment. FrauDr.GlaßnersandtemirdieseFarbkopieam15.6.1998freundlicherweisealsGeschenkzu.FrauDr.Glaßner veröffentlichte`DieAnfängederMelkerBibliothek:NeueErkenntnissezuHandschriftenundFragmentenaus derZeitvor1200.PräsentiertausAnlaßderSonderausstellung1000JahreOstarrichi`(1996)und`Inventardes BenediktinerstiftesMelk,Teil1:VondenAnfängenbisca.1400`(2000). 1
Vorwort Seit der Wiederauffindung der NibelungenliedͲHandschrift C vor 257 Jahren, am 29. Juni 1755 in SchloßHohenemsdurchdenLindauerArztJacobHermannObereit,stelltsichfürdieForschungbis zumheutigenTagdieFrage:WerwarderVerfasserdesNibelungenliedes?DieBezeichnungNibeͲ lungenlied1stammtausdem18.Jhdt.undesistbisjetztunbekannt,wiedasEposursprünglichvor 800Jahrenbenanntwurde.DazistdasBuochChreimhilden–DasistdasBuchvonKrimhilde,liest maninNLͲHandschriftDaufdererstenSeite.Ichhaltedafür,daßesdamalssogenanntwurde. ImInternetliestmanzumVerfasser:Diegerm.ErforschungdesNListvonjeherverbundenmiteiner geradezuverzweifeltenSuchenacheinemVerfassernamen.IndenletztenJahrzehntenhatdieseriöse FachwissenschaftdieseSucheeingestellt.Grosseschrieb:2 WirkennendenAutordesNLnicht.(…) Obwohlersichvierzigmalpronominal(ich)zuWortmeldetundeinigeMaleaucheinpersönlichesUrͲ teilzudenEreignissenderErzählunggibt,wissenwirnichtsvonihm.AuchHinweiseandererzeitgeͲ nössischerAutorenaufihnfehlen.(…)AberwieauchimmerdieeinzelnenTeilederunterschiedlichen Stoffkreisezusammengefundenhaben,esmußeinenAutoroderwenigstenseinenliterarischbegabͲ tenRedaktorgegebenhaben,dervomAnfangbiszumSchlußdenkompliziertenHandlungsverlauf strukturiertundindieFormder2379StrophenvonjevierLangzeilengegossenhat.Esgibt11vollͲ ständigüberlieferteHandschriftenundvielekleinereodergrößereFragmente.VonmanchenForͲ schernwirdgesagt,daßdasNLvonzweiVerfassernstammtoderüberhaupteineGemeinschaftsͲ arbeitwar,dieimmerwiederneuüberarbeitetwurde.Vollmöller3 bemerkte:DieFragenachdem DichterderNibelungenistsoaltalsunsereKenntnisdesGedichtsundKralik4warderAnsicht,daßder NLͲVerfasser keineswegs der erste war, der diesen Stoff behandelt hat. Seine Vorgänger sind uns freilichnichtunmittelbarbekannt.FriedrichHebbel,VerfasserdesDramasDieNibelungen,notierte 1863inseinTagebuch:IchwurdedenganzenAbenddenGedankennichtlos,daßderSchöpfereines solchenGedichtesbisaufdenNamenvergessenwerdenkonnte.5DasNListeineAusnahme:esgehört einernichtͲromanischenTraditionderHeldenepikan.DiemeisteninDeutschlandentstandenengerͲ manischenEpendeshohenMittelalterssindaufwestfränkischeVorlagenzurückzuführen.Im15.Jhdt. wirddasNLnochmehrmalsabgeschrieben,abernichteineinzigesMalgedruckt.DerMinnesangfand keinenVerleger,Parzivalfandzwareinen,aberkeineKäufer,bemerkteSchlaffer.6EsgibtseitlanͲ gemdieVermutung,daßdiesesNibelungenlied–mitdenHauptpersonen:Sigfried,Hagen,Brunhild, Krimhild,Gunterusw.–nurTeileinerumfassenderenSagenüberlieferungist.DieserSagenkomplexist jedochalsGanzesnichtimdeutschenSprachraumüberliefert,sonderninSkandinavien.Gemeintist dieinAltnordisch–genauerAltͲWestͲNorwegisch–abgefaßteSagenüberlieferung.Diesewirdnach ihrenHauptheldenkurzalsThidreksͲSagabezeichnet.NebendiesernorwegischenÜberlieferunggibt esnocheinealtͲschwedische,dieSaganomDidrekafBern,wegenihreschronikalenAufbausauch kurzalsDidriksͲChronikbezeichnet.InmodernemDeutschhießederHeldDietrich,bzw.altfränkisch Teuterich,bzw.ineinergermanischenSprachvarianteTheuderich/Theoderich`.7 Währenddes16.u.17.Jhdt.wardasNLsogutwieverschollen.Im18.Jhdt.entdeckteHermannObeͲ reit auf Schloß Hohenems eine HandschriftͲCͲ, aus der Bodmer ‚Kriemhildens Rache‘ (1757) abͲ druckenließ.EinevollständigeAusgabe,derenersterTeilaufAberuht,erschienimTh.H.Myllers ‚SammlungdeutscherGedichteausdem14.bis16.Jhdt.‘(1782).AbererstdurchvonderHagens8 BemühungenwurdedasNLGegenstandwissenschaftlicherForschung.DasNibelungenliedhatinder 1) FolgendmitNLbezeichnet.ZitatewerdenohneAnführungszeicheninkursiverSchriftgelesen. 2) SiegfriedGrosse:DasNibelungenlied;S.1011ff;ReclamNr.644,Stuttgart2002. 3) KarlVollmöller:KürenbergunddieNibelungen;S.5;Stuttgart,1874. 4) DietrichKralik:WerwarderDichterdesNibelungenliedes;S.5;Wien,1954. 5) GernotSchnellbacher:DieNibelungeninHebbelsTagebüchern.www.nibelungenliedͲgesellschaft.de 6) HeinzSchlaffer:DiekurzeGeschichtederdeutschenLiteratur;MünchenͲWien2002. 7) HansPröpper:VortragimRahmeneinerForschertagunginSoestam26.10.2007. 8) FriedrichHeinrichv.d.Hagen,Ordinariusu.ProfessorinBerlinu.Breslau,widmeteseinLeben(*1780 inSchmiedeberg/Uckermark,+1856inBerlin)derErforschungderNibelungensagen. 2
2.Hälftedes12.Jhdt.wohleinösterreichischerRitter,deranderDonaugutBescheidwußte,verͲ faßt.1DieseAussageundweitere,vorwiegenddes19.Jhdts.,zurVerfasserschaftdesHeinrichv.OfͲ teringen,legteichmiralsArbeitsthesezuGrunde.DreiAbschriften,Pergamenthandschriftendes13. Jhdt.,werdenalsA:HohenemsͲMünchener;B:SanktGallerundC:HohenemsͲLaßbergsche,bezeichͲ net.DieForschungsagt,daßA1275Ͳ1280imTirolerRaumgeschriebenwurdeundbiszurAuffinͲ dunginHohenems1779Vorbesitzerunbekanntsind.1803wurdeAundCvonderGräfinv.HohenͲ emsnachBöhmengebracht.1807erhieltM.SchusterCalsGeschenkundwurde1810vonderMünͲ chnerStaatsbibliothekerworben.BenthältzusätzlichzumNLundderKlagedenParzivalundWolfͲ ramv.EschenbachsWillehalm.Bwurdeca1233Ͳ1266imalamannischͲbairischenRaumgeschrieben. Erstbekannter Besitzer war Aegidius Tschudi (1505Ͳ1572), Schweizer Historiker. Forscher meinen, daßBdemOriginalamnächstensteht.CgiltalsÄltesteundentstandzwischen1225Ͳ1250,wurde voneinemSchreiberverfaßt,1815vonFreiherrv.Laßberg2gekauftundliegtseit2001inderBadiͲ schenLandesbibliothek.Im15.Jh.gehörtedieHandschriftlautBesitzvermerkeinemHainrichDurriͲ cher.3DieAbleitungDurrichervonDurinch/During/DurincistmöglichundkannaufThüringen(TurinͲ gi)verweisen.Ichfand,daßwenigöstlichderHager‘schenBurgLichtenhageinOrtDuringensteten 1180aufscheint.4EinedlerMannDurinc,gesesseninLuftenberg(Steyregg/D.)um900undEkkerich v.Luftenbergwird1125erwähnt,5denichfüridenthaltemitEkkerichv.Hugenberg,ausderSippe Natternbach/Schifer,Verwandtederv.Hag.1282warLuftenbergimBesitzv.Konradu.Heinrichv. Hag (jun.), jedoch wird 1207 bereitseinHainricusdeLufftenberg[Hag?]erwähnt.51135tauschte BischofReginmaraufdringendeBittedesAbtesTrunto[v.Michaelnbeuren]undderKlostervögte: GrafKonradv.Peilstein,GrafSigehardv.SchalaundBruderGrafGebhardv.BurghausenandasKlosͲ terMichaelnbeuerndieZehntend.PfarreSeewalchen[Attergau].Zeugenu.a.:SigahardGrafv.SchaͲ la,(…)Odalricusv.Wolfstein,Ottov.Machlant,(...)Friedrichv.Haunsberg,(…)Walther,seineBrüder ErnstundHartwigv.Traisma.(…)Ministerialeu.a.:DurinchdeGeroltingin.6Ulrichv.Wolfsteinund seinMinisterialerDurinchkommenvomDunkelsteinerWald,woauchderGurhof(=Pferdehof)des Jörgv.Hag,HauptmannGöttweigs,stand.1188fandsichalsZeugefürBischofDiepold,dereinen StreitzwischenseinemOheim,BischofOttov.BambergunddemAbtKonradv.Seitenstettenbetreff GütereinerHailwigzuGunstendesKlostersentschied,alsZeugenu.a.:MarquardMundschenk,[MarͲ quardv.Hag?](…)Gottfriedv.Andechs(…)Duringus,SohndesGundakerv.Storchenberg/StarhemͲ berg.71188belehnteBischofDiepolddenWichardv.WeikertschlagunddessenNachkommen.ZeuͲ gen:Burchardv.Chambe,(…)Hermannv.SteinundSöhneHeinrichu.Hermann,Heinrichv.Hage8 undeinDuringus.9Duringusv.SteyrscheintnochmalsunterBischofDiepold118910und1190auf.11 Zeugenu.a.:Waltherv.Tannberg,Ottov.Zeiselmauer,DietrichdeWerdarn,Sigfriedv.Greifenstein. WaltherundSigfriedwarenVerwandtezudenv.Hag,beiOttoundDietrichistesmöglich! NachdemichimTalderGran,inSchemnitzundKremnitz,AngehörigederSippeHagalsHauptkamͲ mergrafenfürdieGoldͲundSilberbergwerkefand,lagnatürlichnahe,daßinGranselbstauchAngeͲ hörigeseitderZeitGiselasv.Baiern(um1000)saßen.MitGiselakamenaufdenRufihresGatten tausendeDeutschenachUngarnundübernahmenimHeer,inWirtschaftundVerwaltungdieFühͲ rung,u.a.auchimMünzwesenundBergbau.TausendedeutscherBergleuteströmteninsgoldene 1) MeyersLexikon,1928. 2) VolkerSchupp:Josephv.LaßbergalsHandschriftensammler;SonderdruckUniv.Freiburg,Internet. 3) UteObhof:BeschreibungderNibelungenͲHandschriftC;in:www.blb.karlsruhe.de 4) OÖUB2,S.368Ͳ369. 5) www.burgenkunde.atBurgLuftenberg. 6) EgonBoshof:DieRegestenderBischöfevonPassau;Bd.I.S.175,Nr.570(folgendnurmehrBoshof). 7) Boshof,Bd.I,S.282,Nr.924.NachSchwerdlingstammendieGundakarevondensteirischenOttakaͲ ren.(JohannSchwerdling:GeschichtedesuraltenundseitJahrhundertenumLandesfürstundVaterͲ landhöchstverdienten,theilsfürstlich,theilsgräflichenHausesStarhemberg;Linz1830). 8) DiesistderVaterbruderdesNLͲVerfassers. 9) Boshof,Bd.I,S.284,Nr.929. 10) Boshof,Bd.I,S.286,Nr.937. 11) Boshof,Bd.I,S.287Nr.941. 3
KremnitzundsilberneSchemnitz,ZentrendesGoldͲundSilberbergbauesimGrantal.DieSippev.Hag stelltenichtnurWienerMünzmeister,sondernwarmitgrößterSicherheitführendimnur48köpfigen GremiumderWienerHausgenossen,denenu.a.dieAufsichtüberdenBergbauunddasMünzwesen oblag.DiesführtezurFrage,obdieHsCmöglicherweise(inGran?)vomOriginalabgeschriebenund vonderreichenSippeHagfinanziertwurde.EsgabStimmen(E.Schröder),diedenDichterselbstals ihrenRedaktorsahen.Dasistfraglich.AberdieerstezeitgenössischeInterpolationdesNLscheintCzu sein.1VersetzemansichindieLagedieserDeutschen:sieverließenaufGrundverlockenderAngebote derungarischenKönigeihreHeimatfürimmerundzogenalshospitesteutonicinachUngarn.SiebeͲ kamenu.a.vomDeutschenOrdenbiszu20JahreSteuerbefreiung.Granwurdeseit1001deutscher KulturmittelpunktinUngarn.2DiefrühedeutscheOstsiedlungumfaßteweiteTeiledesGrantalesund GranselberhattebestimmtdeutscheEinwohnerschaft(Nibelungenzeit).Stadtgründungen/ͲentwickͲ lungengehenmeistaufdeutscheAufbaukraftzurück.3InderKremnitzerMünzealsdererstenungariͲ schenPrägestättewurdenbaldnachBeginndersystematischenAusbeute(…)dieerstenGoldͲundSilͲ bermünzengeprägt.4DieDeutschenlebtenalsMinderheitinkulturellfremderUmgebung.Siewaren sehrempfänglichunddurstignachihrerSprache,KulturundnahmendasNeueundAltüberlieferte begierigauf.BeidendeutschenBauernwaresTradition,dieTexte(undeventuelldieMelodie)der LiederinsogenanntenLiederhandschriftinderFamilievoneinerGenerationandieandereweiterzuͲ geben.5MitdiesenHinweisenverstärktesichderVerdacht,daßdieseDeutscheninGrandasNLbeͲ geistertaufgenommenhatten,dennihrGranistimNLfinalerSchauplatzvonKrimhildsRache.Bei Schlager6 fand ich im Kapitel Namensverhältnisse, daß der Bruder Heinrichs v. Hag, Otto, u.a. als StadtrichterWiens1255undzusammenmiteinemSohnHeimo1259erwähntwird.Scholz7berichͲ tetevoneinerweitverzweigtenHeimoͲSippeinHainburgundWestpannonien,daruntervoneinem KanonikerHeimoinEsztergom[Gran]imJahr1258.Wennesgelänge,dieIdentitätdesHeimoin GranmitjenemHeimo,SohndesOtto,nachzuweisen,würdesichderKreisschließen. DerOrtsnameGranisteinnordgerm.Name–siehe:GraninNorwegenundbedeutet:Kranich.Nach Mackensen(auchbeiHelmutBernt1968)wurdeGranindeutscherSpracheauchalsOstburgoder Osterringen bezeichnet.8 Seltsamerweise wird jener, nach den Grafen v. Vornbach, ersterwähnte Hochfreie v. Perg in Oftering, namens Adalram, urkundlich einmal als Adelram de Osteringen geͲ nannt(s.S.244ff).DieserAdalrammußin1.EheeineN.N.vHagalsGattingehabthaben.DieseBeͲ nennungalsv.OsteringenwarwohlkeineVerschreibung,sondernkanndaraufhinweisen,daßAdalͲ raminGraneineHandelsniederlassunghatte.Gran(Granum)warinalterZeitebenfallsderName desGoldgewichtesinÖsterreich(1/60Dukaten=1As).DiesmußimKontextmitdemGoldbergbauin Kremnitz und Schemnitz im Grantal gesehen werden. Die Kraniche fliegen auf ihrem Weg in ihre WinterͲundzurückindieSommerqaurtiereaufihreröstlichenFlugroutedenselbenWeg,dendie VandalenvomUrheimatgebietumGraninNorwegennachSüdenbeschritten,esistderinderSage erwähnteGraniswegundGranihießauchSigfriedsPferd.Anderversumpftennördl.Adria,imMünͲ dungsgebietdesTagliamento,machendieKranicheZwischenstation.DieStadtdortheißtPortoGruͲ aro,alsoKranichhafen.PortoGruaroistdasGransport/KranichhafenderDietrichsage,inderenNähe dieberühmteRabenschlacht425stattfand–s.dasKapitelüberDietrichv.Bern. DieSpurzurSippev.Hag,dieauchinFranken,Schwaben,ElsaßundHaaginOberbaiernbeheimatet waren,führtemichbiszumBeginnderbairischenStammesgeschichte,indieVölkerwanderungszeit zurück.Heinrichv.Hagwarsicherlichbekannt,daßVandalen/Burgunder/SuebenundAlanenimJahr 406/407dieröm.RheingrenzenachGalliendurchbrochenunddenWormsgauwestlichdesRheines inBesitznahmen.DerKampfdesröm.FeldherrnAetiusundseinerrechtenHandRicimer(=Dietrichv. 1) LutzMackensen:DieNibelungen.Sage,Geschichte,ihrLiedundseinDichter;S.33;Stuttgart1984. 2) HarmsGeschichtsͲundKulturatlas.KartenundDokumentezurWeltgeschichte.S.33;München1965. 3) LambertGruber,persönlicheMitteilung(www.exonyme.placed.net) 4) Numispedia,Internet. 5) KarolyManherz:DasungarndeutscheLiedinTraditionundPflege.Internet. 6) J.E.Schlager:WienerSkizzen;Wien1835. 7) HeimoderKriegerundAscherichderMissionarin:KatalogderNÖ.Landesausstellung;2011. 8) Slovakisch:Ostrihom=Ostheim. 4
Bern)imJahr436gegendieNibelungenimVerbandderBurgunder,derenUnterganginWorms,wurͲ devonihmmitdemSchicksalseinerSippe(Hagen)imNLverbunden. ZurVertiefungundUntermauerungmeinerThesefuhrichaufderNibelungenstraßeabGran,derEtͲ zelsburginUngarn,dieDonauaufwärtsalleimNLgenanntenOrtebisMehring,PförringundVohͲ burgabundgingbisindieAnfängedereinzelnenOrtezurück.InfastallenOrtenfandensichAngeͲ hörigederSippev.Hagund/oderBlutsverwandte.EinTeilderAhnenHeinrichs(SippeHagen/HaͲ gano=Hegelingen)zogenmeinerAnsichtnachvonGraninihreneueHeimat. WormswardemNLͲVerfasserbekannt.ErwardortwohlmitseinemVaterSiboto,Heinrichv.KuͲ enring,BischofWolfgerv.Passau,GrafSigfriedv.PeilsteinundHerzogLeopoldV.imJahre1193zuͲ gegen,alsüberdieLösegeldforderungenanEnglandfürdengefangenenKönigRichardLöwenherz verhandeltwurde.DieSippenHagundLengenbachwarenwohlstarkindieHaftundGeiselnahme desenglischenKönigsinvolviert–s.KapitelKreuzzüge.DieheftigenKämpfederVorfahrengegen Awaren/Magyarenim6./7.und10.Jhdt.,diebeinahemitderVernichtungdesBaiernstammesenͲ deten,warenHeinrichebensobekannt.Im10.Jhdt.hieß,derÜberlieferungnach,einVorfahreHuͲ ningerdeHag,KämpferinderLechfeldschlacht,dieamTagdeshl.Laurentius,dem10.8.955stattͲ fand.Huninger[Hunnenkämpfer]nannteseine4SöhneHuninwe,Hunintod,Huninflor,Huninleit.DieͲ sesonderlicheBenennungläßtdenForschertiefindieSeeledesHuninger,jedochauchindieseZeit undinjeneseinesNachfahren,desNLͲVerfassersHeinrichv.Hag,blicken. AlssichhistorischeEreignissederVölkerwanderungszeittiefindasGedächtnisBetroffenerprägten, konnte damals, bis auf wenige, meist klerikale Personen, niemand lesen und schreiben. Dennoch wurdenangeblicheHeldentateninFormvonLiedernvondenSkops,Skalden1undkeltischenBarden mündlichtradiertundimVolklebendigerhalten.Diesistrichtig:EsistnichtZielderHeldensage,GeͲ 1) Altnordisch:skald/skoeld,angelsächsich:scop,althochdeutsch:scof/scopf,isländisch:skop,skaup,bei denkeltischenStämmenhießensieBarden. 5 schichtezuüberliefern,sondernHeldentatenzurühmen,meinteKeinhorst.1BeidiesenHeldenliedern, wiederDietrichͲSage,wirdmanchmaldergeographischͲgeschichtlicheHintergrunderkennbar.Wie beidemvoneinerälteren,nichterhaltenen,VorlagevonMönchenabgeschriebenenFragmentdes älterenHildebrandͲLiedes,woHildebrandingrößterNotseinenSohnwahrscheinlichimZweikampf tötet.DiesesHildebrandsͲLiedisteinesdererstenTextedeutscherSprache,gehörtzumSagenkreis umDietrichv.BernundstammtausgermanischerQuelleinNorditalien. WerwarendiesagenhaftenNibelungen,diezusammenmitdenBurgundernerwähntwerden?Lexer2 gibtdieseAuskunft:Nibelunge=Nebel;Nibelunc=Eigenname,Vatername;mythischerMannsͲundGeͲ schlechtsname(eigentlichKind,SohndesNebels,derFinsternis).NichtnurderNLͲVerfasserselbst, sondernauchdiePersonenimNLverbergensichimWortsinnhinterNebelundtieferVerschleierung. NibelungenundTarnkappegehörenuntrennbarzusammen!WaswardieUrsachefürdenNebel? VerschriftlichungbedeutetinjedemFalleinenBruchinderÜberlieferung.3Trotzdemhabenwirnur durchNiederschriftennebelhafteKenntnissederVergangenheit.LiegteinederUrsachenfürNebelin 4 einemZeitloch?LautH.Illig wurdefrühmittelalterlicheGeschichteineineZeitprojiziert,dievonihm als297JahrezuvielinunsererZeitrechnungerkanntwurdeundjetztalsPhantomzeit(614Ͳ911)beͲ zeichnetwird.MitdieserThesevonIlligwürdesichderÜberlieferungswegallerVölkerwanderungsͲ sagen dramatisch verkürzen. Die Vernebelung von Sagen und Geschichte werdenim10./11.Jhdt. stattgefundenhaben.ZweiSätzedesBiographenKarlsd.GroßennamensEinhardwerdenausder VitaCaroliimmerwiederzitiert:5EbensoließerdieuraltendeutschenLieder,indenendieTatenund KriegederaltenKönigebesungenwurden,aufschreiben,damitsieunvergessenblieben.NachEinhard hatteKarlderGroßeeinenSohnnamensLudwig.Einhardberichteteüberdiesen: Dieheidnischen LiederdieerinseinerJugendgelernthatte,verachteteerundwolltesiewederlesen,nochhören, nochlernen.DieserLudwigbekamfolgerichtig,im10.Jhdt.,denBeinamenderFromme. TrotzdemindenNLͲHsA,CundDindererstenStrophedemZuhörergesagtwird,daßerfolgendviel vonFreudenundwunderbarenZeitenhörenwird,istdasNLtatsächlichdurchzogenvonHaß,ZwieͲ tracht,Neid,MordundNiederlagen.Ichfand,daßauchdieSippev.Hagimmerfortvonschweren Niederlagenheimgesuchtwurde: x beginnendbeiderNiederlage335gegenGotenkönigGeberichinDakien,woderNibelunͲ genschatzaufderFluchthastigvergrabenwerdenmußteundfürimmerverlorenwar; x wohlalsministerialeBegleiterdesAdalbertI.v.Iringsburg,deranderSeiteKaiserHeinrichs imBüßerhemdnachCanossagehenmußte; x beim Aufstand der Kuenringer gegen den letzten Babenberger, Herzog Friedrich d. StreitͲ barenstandendieHagebenfallsaufSeitenderVerliererundHeinrichv.HagflohnachmeiͲ nerThesenachEisenach,woerdenSängerkriegalsVersöhnungsangebotschrieb; x beimKampfdesBöhmenkönigsOttokarII.gegenRudolfv.HabsburgwarensiedieVerlierer x ebensobeimMordamHabsburgerKaiserAlbrechtI. DerSippehingeinbesondershäßlicherVorwurf,bisheraufindas19.Jhdt.,ständignach:DieÜberͲ lieferunghielthartnäckigdaranfest,daßdermitdemNLͲVerfassernamensgleicheHeinrichv.Hagin FrankenderMörderdesHerzogsOttoII.v.AndechsͲMeranienimJahre1248aufderPlassenburg gewesensei.NochAchimv.Arnim(*1781,+1831)griffaufdieseVolksüberlieferung,basierendauf einem Niederlausitzer Kinderabzählreim, im Gedicht Die Herzogin von Orlamünde auf diesen verͲ meintlichen Mord eines Hagers zurück. Diese edelfreien v. Hag am Main in Franken beschrieb RuprechtKonradͲRöder.6AusdieserSippeentstandenSeitenlinienmitNamenHenlein,Künßberg, 1) WernerKeinhorst:GundaharisKönigreich.In:ForschungenzurThidrekssaga;Bd.4,Bonn2007. 2) MatthiasLexer:MittelhochdeutschesTaschenwörterbuch;17.Aufl.,S.150;Leipzig1986. 3) Prof.Dr.AlfredEbenbauer:VorlesungMittelalterlicheHeldendichtung;Sommersemester2005. 4) Dr.HeribertIllig:DaserfundeneMittelalter.DiegrößteZeitfälschungderGeschichte;4.Aufl.DüsselͲ dorf/München1997;ders.:WerhatanderUhrgedreht?Wie300JahreGeschichteerfundenwurden; 2.Aufl.,München2000;ders.:HatKarlderGroßejegelebt?Bauten,FundeundSchriftenimWiderͲ streit;Gräfelfing2004;ders.:Zeitensprünge.InterdisziplinäresBulletin;Gräfelfing. 5) JuliusLudwigIdeler(Hrsg.):Einhard,LebenundWandelKarlsd.Großen;Bd.1,Hamburg/Gotha1839. 6) Unter:Kulma,Internet. 6
Guttenberg,Förtsch,Rotenstein(auch:Rotenhagen/Rotenhahn/Rubigal).1DieFarbeRotwaringanz DeutschlanddieFarbedesGerichtes,desScharfrichters.MankannRotenhagenalsScharfrichterHaͲ genbezeichnen.WasgeschahaufderPlassenburg?Siebmacherberichtet:Eberhardv.HagsollesgeͲ wesensein,deralsKämmererOttosII.HerzogvonMeran,diesen1248imBaderschlagenhabe,daer ihmseineGattin,die‚schöneHagerin‘verführthätte.Ichschriebdazu:Spontanwürdemanmeinen, inderMordtatundinHagersHerrschsuchtbestimmteWesenszügevonHagenimNLfeststellenzu könnenundließ,nachderZitierungv.ArentinundeinemNachfahrendesHeinrich,dieGeschichteals unglaubwürdigaufsichberuhen.DochkanndieseMordtatjetztmöglicherweiseeinerderSchlüssel zurAufklärungüberdasNLunddenVerfasserdesNLsein.DemsoforterfolgendenEinwand,daßder 1248erfolgteMordnichtmehrimNLberücksichtigtsei,weildasNLnachderüberwiegendenForͲ schermeinungum1203/4entstandenwar,entgegneich,daßichfolgendimBuch,ausanderenGrünͲ den,dieMittedes13.Jhdts.alsEndredaktionansehe.Dasschließtnichtaus,daßentwederanläßlich derHochzeitdesBabenbergersLeopoldVI.inWienvonBischofWolfgerv.PassaubereitsVorschläge anHeinrichv.Hagergingen,einverchristlichtesLiedzuverfassenoderHeinrichausschriftlicherHinͲ terlassenschaft seines Verwandten, Bischof Gunther v. Bamberg, (*?, + 1065 in Ödenburg), BamͲ berger Bischof von 1057–1065, schöpfen konnte oder beideundderMordanHerzogOttoII.zuͲ sammendenEntschlußHeinrichsbestimmten,dieNibelungensageninVerbindungzuraktuellenLage zumverchristlichtenEposzusammenzufassen.Noch1806,558JahrenachdemMord,schriebFreiͲ herrv.Arentin2:ImJahre1248warder[Otto]aufPlassenburgvoneinemEdelmannNamensHager ermordet,alsRachefürdenanseinemWeibeverübtenEhebruch.ZehnJahrespäter,1816,berichͲ tigteDorfmüller3dieGeschichte:UeberdiesesHerzogenTodesarthiernocheinigeBemerkungen,da die Geschichtsschreiber, ja selbst Urkunden sich hierinnen zuwidersprechenscheinen:AventinFol. CCCCLXIII.sagt:HertzogOttoderletzthatschändtlichindieseraufruhr(ersprichtvondenUnruhen derWaiblingerundWelfen)seinjungesLebenmüßenverlieren,InhateinBäpstlichergenanntder HaegerzuPlassenburgaufdemSchloßerstochen.AneineranderenStelle:Einigeberichten,Herzog OttoseydurchGift,oderdurchdasSchwerdtvonHager,dessenEheweiberentehrt,ermordetworͲ den.AndereführendasSchloßNisdenalsdenOrtderThatan.AlleaberstimmenineinemgewaltͲ samenTodüberein.InderunbezweifeltächtenVertragsurkundezwischendemBischofunddenOrlaͲ mündischenGrafenvomJahr1260heißtes:‚derHerzog,deraneinemTagamLebenwarundtodt‘. Das‚ChroniconErfodenses‘,(demselbstSpießGlaubenbeimißt)sagt:OttoseyeinesunreifenTodes gestorben.VornochnichtgarlangerZeitwolltemanzuNisdennochdasunaustilgbareBlutdesHerͲ zogszeigen.NiemandzweifelteaneinemgewaltsamenTod,alsSpießeinigeUrkundenausdenLangͲ heimischen,Banzischen,DießischenundDolischenKlosterarchivenvorbrachte,diealleinnerdreiTaͲ gen gegeben waren und in denen der todtkranke Herzog zu seiner und seiner Ahnen SeelenͲHeil frommeStiftungengethanhabensolltefürdieKlösterBanz,Langheim,DiessenamAmmerseeund dieKirchezuPolignyinBurgund.Nehmenwir,nachAventinsersterÄußerungan,daßOttozuletztder päpstlichen Parthei zuwider war; bedenken wir, wie oft durch unterschobne Urkunden die GeistͲ lichkeitimMittelalterihreMachtunrechtmäßigvergrößert;erinnernwirunsferner,daßwenigeJahre daraufzweiKaisermitGiftgemeuchelmordetworden,undwennwirendlichzweifelnkönnen,daßdie VorzeigungjenesBlutfleckeszuNisdeneineversteckteAbsichtgehabt:solassensichobigeAngaben vielleichtdahinvereinigen:HerzogOttowurdezuNisdenvoneinemseinerFeinde(vielleichtvonden Mönchenselbst,alseinFeindderKirche)mitGiftermordet,dieSchuldderverdrehtenThataberauf einen,vondemHerzogenbeleidigtenEdelmanngeschoben,zumBeweißjenerFleckderleichtgläuͲ bigenMengevorgezeigtundderTodvondenGeistlichendurchfalscheUrkundenaufdiebestmögͲ lichsteArtbenutzt.VielleichtgelingteseinemnachfolgendenGeschichtsschreiber,diesenMordnoch mehr aufzuklären. Vielleicht geschah er auch deswegen, weil man ihn an dem geächteten Herzog erlaubthielt.VollehrlicherUnschuldundstolzaufseineVorfahren,schriebSigismundHager,direkͲ 1) RubigalistdielateinischeFormv.Rotenhahn.Rotehahn/Rubigalfandichzusammenmitdenösterr.v. HagimTalderGran,inSchemnitzundKremnitz.SiehatteneinfastidentesWappen. 2) JohannChr.Freiherrv.Arentin:BeyträgezurGeschichteundLiteratur,vorzüglichausdenSchätzender pfalzbairiscvhenCentralbibiliothekzuMünchen.1806. 3) TheodorDorfmüller:SchicksaleundBeschreibungderzerstörtenVestePlassenburg;Baireuth1816. 7 terNachkommedesNLͲVerfassers,inseinem350JahrenachdemMordmiteigenerHandverfaßten Stammbaum:1EsistzuErweißen,daseinritterHagerAnno1248desletztenHerzogv.MeranoberͲ hoffmeistergeweßen.WäreWissenumeinenAhnen,derHerzogsmörderwar,vorhandengewesen, hätte man diesen nicht als den oberhoffmeister des Ermordeten präsentiert. Diese Aussage des SigismundistzwarnochkeinBeweisfürdieUnschuld.KonradRöderw.o.bemerktekundig: ‚LieberHager,laßmichleben,ichwilldirNordeckundNiestengeben; PlassenburgdasNeue,essolldichnichtgereue‘.TextaufderKirchenͲ mauerimHintergrund. EinÖlgemälde,um1700entstanden,zeigtdiedrastischeSzene. EshängtheuteimBayreutherStadtmuseum.EswarenaberweͲ nigerdieVerführungskünstedesHerzogsanderEhefraudesHaͲ gers ursächlich für die Legende, sondern ein tiefgreifendes ZerͲ würfnis zwischen den nach Selbständigkeit drängenden DienstͲ mannen und ihrer Herrschaft. Diese Entfremdung ging soweit, daßnoch1290beimVerkaufderPlassenburgvondenOrlamünͲ derGrafenandieZollernͲBurggrafenausdrücklichverfügtwird, daß die Henlein, ein Familienzweig, keinesfalls Burgverwalter werdendurften,sonderndieFörtsch,ͲdiezwargleicherAbstammungwaren,wenngleichwohl‚unͲ belastet‘.DieHagererweisensichum1200nichtnuralsMinisterialederAndechsͲMeranier,sondern mehrnochdesBambergerBischofs.IhrVerhältniszudenAndechserLehensherrnistdistanziert.Die Burg Rotenstein in Ziegelhütten ist einer ihrer Ansitze und offenkundig Lehen von der Bamberger Kirche,inderenAuftragsietätigsind.AlsbischöflicheDienstleutebezeichnensie1218ihreHerkunft alsvon‚Culmena‘.Derösterr.Zweigderv.Hagwurdeurkundlichals‚bamberg’sche(oderbabenͲ berg`sche)Schenks‘bezeichnet.Diesweistdaraufhin,daßdiev.HagehemalsBegleiterderGrafenv. Schweinfurt,dieerstmalsamMainerwähntwerdenunddannanschließendjenerderBabenberger waren.AlsdieGrafenv.Schweinfurtausstarben,kamdasGebietdurchdieSchweinfurterErbtochter Gisela,welchedenGrafArnoldv.Dießenehelichte,andasGeschlechtderDießenͲAndechs.DieösͲ terr.v.HaghattenkeindistanziertesVerhältniszudenAndechsͲEurasburger,dennHeinrichsBruder Ottov.Hagwird,nebenseinerBenennungv.HohenMarkt(Wien),auchalsv.Grievenurkundlich genanntunddamitistwohlGreifenbergamAmmerseegemeint2,welchesAndechsunterstand.Otto v.HagwurdeauchalsAhnherrderWienerErbbürgerfamiliederGreifenbezeichnet.Ichgehedavon aus,daßdieSippeHagdenAndechsͲEurasburgu.a.auchdieBurggrafenaufAmbrasinTirolstellte. DieAndechsererhieltenimJahre1180vonKaiserBarbarossadieReichsfürstenwürdeunddenHerͲ zogstitelvonMeranien,nachdemOrtMaranozwischenVenedigundTriest(heuteMaranoLagunaͲ re).Um1231erhieltKulmbach[inFranken]Stadtrechte.AnstellederaltenPlassenburg(…)erbauten die Herzöge auf einem Bergsporn oberhalb Kulmbachs eine neue Burg. Mit dem letzten Herzog v. Meranien,OttoII.,der1248kinderlosstarb,endetedieHerrschaftderMeranier.Nachjahrelangen ErbstreitigkeitenfieldieHerrschaftPlassenburgunddamitKulmbach1260andasthüringischeGraͲ fengeschlechtOrlamünde(wikipedia).DiesesscheußlicheGerüchtumHeinrichv.Hag,gleichnamig mitseinemVerwandtenHeinrichinÖsterreich,trugmitSicherheitnichtdazubei,dasAnsehender SippeHagzufördern.DiesmußteSpurenhinterlassen,öffentlichundinderFamilie.Diewenigsten Deutschen konnten damals Lesen und Schreiben. DielokalenundüberregionalenEreignissewanͲ derteninmündlicherFormlangsamvonDorfzuDorf.DerZudichtung,demMißverständnisunddem AberglaubenderbreitenMassenwarensicherkeineGrenzengesetzt.Sokames,daßeineFamilie, einmal in Zusammenhang mit einem Herzogsmord gebracht, im Volk bleibenden Schaden hatte. HagenderMörder–dasistdochauchdieBotschaftimNibelungenlied! ¾Schriebderbamberg‘scheSchenkundScribaAnasiHeinrichv.HaginÖsterreichauchaus 1) LandesarchivLinz 2) NachandererAnsichtistesGriffeninKärnten,ebenfallsimBesitzderKirchevonBamberg,im11. Jhdt.verwaltetv.denHerrenv.Griffen.UnterBischofEberhardII.v.BambergwurdeGriffenbereits als‚alt‘genannt,zwischen1242u.1311hatteBamberginGriffend.Münzrecht:‚FriesacherGepräge‘. 8
EmpörungundWutüberdiesenRufmorddasebenfallssodüstereNibelungenlied? ¾WarderMordanHerzogOttoII.1248derletzteAnstoßzurNiederschriftdesNL? ¾VerstecktsichhinterdemHerzogsmordunddemangeblichenMörderdieundifferenzierte VolkserinnerunganeinenNLͲVerfasser,derebenfallsvoneinemHagenalsMörderschrieb? ¾WurdejenesgeradebreiterenKreisenDeutschlandsbekanntwerdendeNLdesScribaAnasi, fürdasVolkundurchschauͲundunentwirrbar,mitdemangeblichenMordvermengt? ¾istdieAnalyseDorfmüllersrichtigundistdieHaltungdesNLͲVerfasserszumKlerus,seinverͲ steckterSpott,soerklärbar?Siehez.B.Hagen,alserdenPriesterindieDonaustieß. ¾FindetmandeshalbauchkeinGrab,keinenGrabsteindesreichenScribaHeinrichv.Hag,obͲ wohldieGrabstättenundGrabsteineseinerBrüdergroßteilsbekanntsind?Nachneueren ÜberlegungenfandHeinrichseinGrabimDominikanerinnenklosterImbach,Nähev.Krems, weilerkurzvorseinemTodeseinMünzhausinEnnsdiesemKlosterschenkte. VomNLͲVerfasserwurdenauchEreignissederdamaligendeutschenReichsgeschichteundEreignisse derKreuzzügehineinprojiziert,wieForscherüberzeugenddarlegten.ImGedichtSängerkriegaufder WartburgundindenSchlußversendesKönigLaurin,wirdHeinrichv.OfterdingenalsVerfassergeͲ nannt.HeinrichkönntedenSängerkriegzwischen1232und1239inEisenachundLaurin,alsauchdas vermutlicheHeldenbuchanderEtschverfaßthaben.LetztereswurdeimAuftragKaiserMaximilians von dessen Schreiber Hans Ried auf Burg Ambras abgeschrieben. Friedrich und August Wilhelm Schlegel1undderenFreund,Freiherrv.Hardenberg(=Novalis,derdenRomanHeinrichv.OfterdinͲ genschrieb),sprachensichu.a.fürHeinrichv.Ofterdingenaus,deralssagenhaftbezeichnetwird. DerLinzerAntonRitterv.SpaunbrachtemichdurchseinBuch2erstaufdenGedanken,selbstnachͲ zuforschen.1870hatteF.X.Wöber3,ArchivarderGrafenv.Traun,seineSuchebegonnen.Ichkonnte dieSpurdesGreifͲSymbolsinOfteringaufnehmenundstießdadurchaufdieSippev.Hagundauf Heinrichv.Hag/Ofterdingen.VonMittedes12.bisindasletzteDritteldes14.Jhdts.konnteich,mit einigenLücken,urkundlichdieSippeundVerwandtschaftderv.HaginOfteringfeststellen.Heinrich v.HagwurdeentwederinBurgHartenstein,imTalderKleinenKrems,oderindervillaGetzersdorf beiTraismaueralsSohndesuradligͲedelfreienRittersSibotov.Hagumca.1185geboren. Diealte MünzstätteundAmtssitzinEnns,sowiegroßerBesitzumStadtHaag,südlichvonEnns,zeigen,daß ervorwiegendunterundoberderEnnswirkte.Ichmeine,daßsichHeinrichineinerRandszenedes NL,inseinemAmtssitzEnns,alsRüdigerv.PöchlarnsschlafenderGrenzwächterEckewartalsAutor desNLversteckthat.DieVerbindungenderv.HagzumehemaligenProbstvonHainburgundspäͲ terenBischofGuntherv.BambergunddessenGebietumdiebambergischeHofmarkHaag,verdieͲ nenbesondereBeachtung.HeinrichwarProcurator.4DaswareinAmtsͲTitel,welchenschonRömer inLauriacum/Lorchführten.HeinrichwurdealsDominusscribaanasi(=HerrSchreibervonEnns,im SinnevonStaatsͲNotar)benannt.5 DerDominuswarobersteFührungsebene.6WillibaldKatzinger7 teiltezudenScribavonEnnsmit:VerwaltungsmäßigwurdedasGebietvom`scriba`oder`procurator Anasy`betreut,derinEnnsseinenSitzhatteundsich1240erstmalsnachweisenläßt. AlsMundschenk 1) Friedrich:*10.3.1772,Dichter.Ab1809österr.Diplomat.HieltinWienVorlesungenüberLiteraturu. Geschichte.August:*5.9.1767,SprachͲ,Literaturwissenschaftleru.Lyriker,ProfessorinJenau.Bonn. 2) AntonRitterv.Spaun:HeinrichvonOfterdingenunddasNibelungenlied;Linz1842. 3) FranzXaverWöber:DieReichersbergerFehdeunddasNibelungenlied;Meran1885.Wöberwurdevon Siebmacher(in:OÖ.Adel,S.476)als`warmesDichterherzaufdenSchwingenimmergrünerPhantaͲ sien`bezeichnet,der`nachdemZieleaufwärtsstrebteunddarunterdenBodennüchternerForschung verlor`.EinzelneAspektevonWöbersSchriftsolltemandennochbeachten. 4) ProcuratoreswarenauchdieleitendenÖkonomenderKlöster,vorallemderBenediktinerundAugusͲ tinerchorherren.PersönlicheMitteilungvonProf.Dr.WilhelmKaltenstadler. 5) MeyersKonversationslexikon:ImJahre900erbautendieBaiernaufderStelledesrömischPrätoriums [Lagerleitung]eineFestegegendieUngarnundnanntensieAnasiͲoderAnesburg(Ennsburg).976dem HochstiftPassauübergeben,worausdiejetzigeStadtentstand. 6) Prof.Dr.WilhelmKaltenstadler:AmAnfangstandderKrieg–MenschenführunginderAntike;ManusͲ kript;vgl.Fried/Haushofer:DieÖkonomiedesKlostersDießen;Stuttgart1974. 7) Dr.WillibaldKatzinger:LandeschronikOberösterreich;S.81;WienͲMünchen1987. 9
(pincerna)1wurdeHeinrichimJahr1206genannt,alsermitseinemVaterSiboto2inWelsalsZeuge fürWürzburgsBischofHeinrichauftrat.3HeinrichwarvonseinerHerkunftundseinemBerufsbildher wieberufen,diebairischenundrheinfränkischenNibelungensagenͲdaseinegroßmütterlichenAhͲ nen Kuenringer waren, die aus Trierer Umgebung stammten – mit Hilfe des Magister Chunradus doctorScolariumneuzugestalten.HeinrichverfaßtedasNLindesKürenbergersWeise.Derv.KürenͲ bergoderHerrev.KürenbergwarwohljenerindererstenHälftedes12.Jhdts.lebendeMagenes (Maginhart)v.Kürenberg,wahrscheinlichAngehörigerderHochfreienv.Wilhering,derinderLiederͲ handschriftManesseerwähntist.NachdessenWeisewurdenvonHeinrichdieNLͲStrophenverfaßt. VonMagenesstammtu.a.dasberühmteFalkenlied:IchzôchmireinenValken;mêredanneeinjâr… welchesHeinrichindasNLalsKrimhildsbösenTraummiteinbezog.DieWilheringerZisterzienser wurdenvonKlosterEbrachinFrankenneugegründet.BambergsBischofEberhardv.EttlingwarcogͲ natus,Blutsverwandter,zuUdalrichv.Wilheringunddiev.HaginihrerBurgLichtenhagsaßenauf WilheringerGebiet.IchbetrachtedasBuchalserstenSchritt,AnstoßfürvertiefteForschungenund nicht als einen dogmatischen Alleinvertretungsanspruch aufWahrheit. AmEndeeineslangenund nochnichtabgeschlossenenIndizienprozesses,alswelchenichmeinBuchsehe,meineich,daß ¾Heinrichv.HagmitHeinrichvonOfterdingenidentundNLͲVerfasserwar.SeineHelferwaren seineBlutsverwandten:derPassauerBischofundehemaligenLinzerStadtpfarrer ¾Ottov.Lonstorf.DessenLeiterundAufseherderbischöflichenSchreibstubewar ¾Konrad.Ottov.Lonstorfwareswohl,derMagisterChunradusdoctorScolariumdenAuftrag zurNLͲNiederschrifterteilteundKonradistes,welcherinderdemNLangehängtenKlage gemeintist:Dazmaerdôbriefenbeganeinschrîber,meisterKuonrât. ¾AlseinIndizfürmeineThesewerteichauchdasWerkdesHartwigv.d.Hage:ÜberdieMarͲ garetenlegende4ausdem13.Jhdt.,welcheseinlyrischesGeninderSippev.Hagbeweist. ¾ Die vielen gefundenen Indizien, verbunden aus Genealogie, Geographie, Wappen, Siegeln undGeschichteergabeneinfürmichstimmigesGesamtbild,dasmichbeiderabschließenden Betrachtungbewog,HeinrichvonHagalsdenNLͲVerfasserzusehen. InwikipediawirddieLehrmeinungsozusammengefaßt:DieEntstehungdesTextesläßtsichdurchin ihm vorausgesetzte politische Strukturen und durch Bezüge zur zeitgenössischen Dichtung auf die Jahre1180bis1210(unddamitaufdie`Blütezeit`dermhd.Literatur)eindeutigeingrenzen.Indizien gibtesfüreineEntstehungknappvor1204. MeingroßerDankfürHilfeergehtan:Univ.ͲProf.Dr.AndrasVizkelety,EntdeckerderBudapesterLieͲ derhandschrift;Dr.ChristineGlassner,EntdeckerindesMelkerNLͲFragmentes;ElliWolf,Historikerin ausScheyern;Prof.Dr.PeterM.Volk,NLͲForscher;GerdSchwager,ErforscherderGeschichteder TemplerundderThidrekssage;WernerKeinhorst,HistorikerausAlpen;RudolfMünch,Historikerder GrafschaftHaag; Dr.HelmutGolowitsch,HistorikerundVolkskundlerinLinz;Prof.Dr.WilhelmKalͲ tenstadler, bairischer Historiker; Konsulent Prof. Fritz Strohbach, oö. Historiker; Prof. Dr. Gabriel Weinberger, ehemaliger Abt und Pater Rainer Schraml, Archivar von Wilhering; Manfred Hiebl, GenealogeausPassau;FranzTrinkfaß,HistorikerundPfarrer,ArchitektDr.RolandForsterfürseine RichtigstellungenundHinweise;andieDamenundHerrendesoö.Landesarchivsundposthuman Prof.Dr.JosefSchwarzbauer,deralsLateinfachmann,wieebensomeinCousinDr.HelmutBeyerl, Übersetzungendurchführte.MeinerFraudankeichfürIhreHilfe,GeduldundihrVerständnis! GeorgDattenböck 1) Schenk:EinAdelstitelundeingermanischesHofamt,u.a.mitderAufsichtüberWeinbergeverbunden. Heinrichv.HagstammteausdemUmfeldderWachau,dieSippewardortimBesitzvonWeingärten. 2) SibotoisteinealtdeutscheFormvonSeifriedoderSigfried. 3) OÖUB2,S.503Ͳ504.IndieserUrkundev.6.4.1206teiltensichaufRatdesPassauerBischofsManegold WürzburgsBischofHeinrichu.AbtKonradv.KremsmünsterdasErbeHartwigsv.Butenbach.ManeͲ gold,ehemalsumstrittenerAbtKremsmünsters,warBruderdreierBischöfe:HeinrichundDiepoldv. PassausowieOttosII.v.Freising.IhrVaterwarGrafDiepoldII.v.Berg,Mutter:Giselav.Andechs. 4) StaatsbibliothekMünchen,cgm717,Papierhandschrift/Abschriftvon1348.–AlbertJuliusRode:Über dieMargaretenlegendedesHartwigvondemHage;DissertationKiel1890. 10
Gedanken zur Faszination des Nibelungenliedes. Was war das Bewegende in diesem NL, daß es unsere bäuerlichen Ahnen, auch Priester und Bischöfe, durch hunderte Jahre hindurch so fesselte, daß sie es von Generation an Generation weitergaben und es ein Welterfolg, das bekannteste deutsche Epos wurde? Was hat die Menschen so sehr in ihrer Seele bewegt? Die Liebe von Krimhild/Sigfried oder die furchtbare Rache Krimhilds? Ich meine, es war das Erkennen des Irrationalen, das in uns allen als Flackerlicht der grauen Vorzeit angelegt ist. Er griffen hörten die Menschen das Lied, weil sie ahnten, wie sie auch voll von Haß und Rachsucht sein könnten, daß sie ebenfalls fähig wären, Bruder oder Schwester zu töten, würde ihnen der Nibelun genhort genommen. Mich bewegte dies, als ich entdeckte, daß die v. Hag den Turm zu Hartheim1 besaßen. Hermann Göring verglich in einer Rundfunkrede, ausgestrahlt über alle deutschen Sender, das ungeheuerliche Desaster in Stalingrad, für das er mitverantwortlich war, mit dem Endkampf der Nibelungen in Gran: Wir kennen ein gewaltiges, heroisches Lied von einem Kampf ohnegleichen, das hieß `Der Kampf der Nibelungen`. Auch sie standen in einer Halle von Feuer und Brand und löschten den Durst mit eigenem Blut. Aber sie kämpften und kämpften bis zum letzten.2 (…) Während die 6. Armee in Stalingrad verblutete3, fuhr Hitlers4 getreuer Paladin Göring nach Paris shoppen!5 Er war nicht der Erste, der die Nibelungen und Treue für seine Ziele benutzte.6 Kanzler Bernhard v. Bülow sprach in einer Reichstagsrede 1909 betreff der Annexion Bosniens durch Österreich, bereits von der Nibelungentreue.7 Kern des Begriffes ist die Weigerung der Könige, Hagen an Krimhild auszuliefern:8 Nune wêlle got von himele, sprach dô Gêrnôt. Das verhüte der Herrgott im Himmel, sagte Gernot. ob unser tûsent waeren, wir laegen alle tôt, Wenn wir tausend aus der Familie deiner Verwandten wären, so der sippen dîner mage, ê wir dir Einen man würden wir eher sterben, als hier einen Mann als Geisel zu gaeben hie ze gîsel. Ez wird et nimmer getân. übergeben. Das wird niemals geschehen. Wir müesen doch ersterben, sprach dô Giselher. Wir müssen doch sterben, sagte da Giselher. Uns trennt uns enscheidet niemen von ritterlîcher wer. niemand von den ritterlichen Waffen. Für jeden, der gern swerngerne mit uns vehte, wir sîn et aber hie, gegen uns kämpfen will, stehen wir hier wieder bereit; denn ich wande ich deheinen mînen friunt an den triuwen nie. verliere niemals einen Freund durch einen Treuebruch. 1) Hartheim ist Inbegriff des Tötens von wehrlosen Behinderten. Von 1940 44 organisierten über 300 Be amte in 6 Anstalten, darunter Hartheim, die geheime Aktion T4. Benannt nach der Zentrale in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Die Zahl aller Ermordeten wird sehr unterschiedlich genannt. 2) Otfried Ehrismann: Das Nibelungenlied; S. 105; München 2005. 3) Vaters Bruder Karl kämpfte in der 100. Jägerdiv., Reg. 227, 3. Kp., den Kampf um die Stadt bis zum En de mit. Am ganzen Körper blutend, kroch er einige Kilometer durch die eisige Wüste zum letzten offe nen Flugplatz und wurde noch ausgeflogen. Von den 300 000 Soldaten der 6. Armee lagen 160 000 tot im eingekesselten Stalingrad, 140 000 torkelten nach der Kapitulation zu Tode erschöpft in die Gefan genschaft der Lager und Bergwerke in Sibirien, nur 6000 Überlebende kehrten in die Heimat zurück. 4) Hitlers Jugenfreund in Linz, August Kubizek, berichtete in seinem Buch Adolf Hitler mein Jugendfreund (S. 33, Graz 1953), daß er mit Hitler auf einem überhängenden Felsen hoch über der Donau am Frein berg/Linz saß und Hitler ihm dort von dieser Stelle aus Kriemhildens Zug ins Hunnenland so anschaulich schilderte, daß ich glaubte, die mächtigen Schiffe der Burgunderkönige stromabwärts treiben zu sehen. In Kubizeks Bericht kommt der gesamte, unhistorisch romantische Kitsch des 19. Jhdts. zum Tragen. 5) David Irving: Göring. Eine Biographie; Kiel 1999, S 326ff: Göring war dort [Paris] am 23. 11.1942 ein getroffen und hatte seine Spritztour am 24. mit einem Besuch des Jeu de Paume fortgesetzt – am selben Tag, an dem Manstein an General Paulus funkte: `Wir werden Sie heraushauen`. Göring war be schäftigt mit Vorbereitungen zum prassenden Fest seines 50. Geburtstages nicht mit Stalingrad. 6) 1938 wurde ein Schwimmbagger in einem Rheinaltarm bei Steinmauern installiert, stündlich wurden 120m3 Kies gefördert. Das Ergebnis: 300g Gold, führte 1943 zur Einstellung. Der prunksüchtige Göring ließ sich daraus einen Nibelungenring anfertigen (J. Oberste: Der Schatz der Nibelungen; S. 230, 2008). 7) Zur ungeheuren ideologisch politischen Wirkungsgeschichte des NL seit Auffindung von Hs C verweise ich auf Lutz Mackensen (Die Nibelungen. Sage, Geschichte, ihr Lied und sein Dichter; Stuttgart 1984), der im Kapitel Nachklang umfassend die Thematik behandelte. Er schrieb einleitend: Die Jahrzehnte, in denen die Deutschen sich nach dem Kampf gegen Napoleon eine neue Einheit suchten, machten aus der Nibelungen geschichtsträchtigen Dichtung ein Gefäß für Ideologien. 8) Siegfried Grosse: Das Nibelungenlied; 1997, Stuttgart. 11
Preußenkönig Friedrich d. Große schrieb1 an den ersten Herausgeber des NL Christian Heinrich Mül ler, der sein Werk dem König widmete, am 22.2.1784: Hochgelahrter, lieber getreuer! Ihr urtheilt viel zu vorteilhafft von denen Gedichten aus dem 12., 13. und 14. Seculo, deren Druck Ihr befördert habet, und zur Bereicherung der Teutschen Sprache so brauchbar haltet. Meiner Einsicht nach sind solche nicht einen Schuß Pulver werth; und verdienten nicht aus dem Staube der Vergessenheit gezogen zu werden. In meiner Büchersammlung wenigstens würde Ich dergleichen elendes Zeug nicht dulden; sondern herausschmeißen. Das Mir davon eingesandte Exemplar mag dahero sein Schicksal in der dortigen großen Bibliothek abwarten. Viele Nachfrage verspricht aber solchem nicht, Euer sonst gnä diger König Frch. Der ansonsten große Friedrich war Zeit seines Lebens der französischen Kultur ver fallen und war deshalb nicht in der Lage, Müllers Geschenk richtig einzuordnen. Durch die Niederlagen und Siege gegen Napoleon entwickelte sich das deutsche Nationalgefühl. Das NL wurde zum heldischen Symbol, besonders für die Zeit des Vormärz zwischen 1815 und 1848. Es begann eine chauvinistische Entwicklung in Europa, die mit zu den folgenden Kriegen, auch noch des 20. Jhdts., führte. Slawische Chauvinisten, wie z. B. Wenzel Hanka, sahen mit Neid auf das NL. So er fand er die Königinhofer Handschrift und fälschte sie zur Sammlung altböhmischer lyrisch epischer Gesänge nebst andern altböhmischen Gedichten. Erst Jahrzehnte später konnte die Fälschung er kannt werden, doch die Saat für den Panslawismus2 war u. a. dadurch gelegt. Besonders in Böhmen und Mähren tobte ein von Haß erfüllter Streit der Nationalitäten. Der auch von außen geschürte Kampf gegeneinander im alten Österreich hat dieses Reich dann auch zerstört. Viele Serben besannen sich auf ihre 500 Jahre zurückliegende schwere Niederlage gegen die Türken auf dem Amselfeld im Kosovo. Sie heroisierten diese Niederlage in einzelnen, noch heute gesungenen Liedern in der Person des Helden Marko Kraljevic, welcher damals den türkischen Sultan erdolchte. Die Schüsse des serbischen Fanatikers Princip im Jahre 1914 in Sarajevo auf den k. u. k. Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin, Gräfin Chotek, hat in der Folge nicht nur Serbien zerstört, son dern auch Europas Weltgeltung vernichtet. Noch in der Jetztzeit toben die chauvinistisch mörderi schen Bürgerkriege am Balkan. Ich meine: Völlig mißverstandene Heldenlieder!3 Ich habe viele Gedanken zum NL gelesen. Fernau4 arbeitete die Wesenszüge heraus, die wir in unse rem Erbe mittragen. Wir steigen folgend in den letzten Akt ein: Die Nibelungen sind in der brennen den Burg Etzels nach einem furchtbaren Ringen niedergekämpft. Alle sind tot. Bis auf Hagen und Gunther. Sie liegen zu Tode erschöpft im Verlies. Krimhild ist am Ziel ihrer Rache: Man hatte die Gefangenen getrennt, keiner wußte vom anderen. Sie lagen gefesselt in Verliesen und waren ganz in die Macht Krimhilds gegeben. Sie ließ sich zu Hagen führen. Sie sprach nicht gern mit ihm, aber es war noch etwas in Ordnung zu bringen, bevor er sein Schicksal erlitt: Sie hatte den Nibelungenhort verloren, sie hatte sich das Erbe Sigfrieds nehmen lassen; sie mußte es ihm wieder bringen. Hagen lag in einer Ecke der Zelle wie zusammengekehrte graue Asche, unter der es noch glimmte und schwelte. Als Krimhild ihn anredete und von ihm den Hort verlangte, fuhr ihr sofort wieder eine Stichflamme ins Gesicht. Er habe geschworen, das Versteck nicht preiszugeben, solange einer seiner Herren noch am Leben sei. Was hatte er gesagt? Sie war nicht mehr fähig zu denken, sie hatte das Gefühl, ganz nah vor dem Ziel zu stehen, greifbar nahe. Was war es, was Hagen hören wollte? Was war nötig? Sie versuchte, ihre Gedankendrähte zu entwirren – da geschah der Kurzschluß: Sie lief hinaus und gab Befehl, Gunther zu enthaupten. Irgendjemand tat es. Niemand außer diesem Niemand war in der letzten Minute des Königs dabei: Er sah den Mann mit der blanken Waffe auf sich zukommen und starb ohne ein Wort und ohne Zeugen; auch der Dichter wollte den Kerker nicht betreten, ließ Gunther allein und wartete mit Kriemhild, draußen. Die Königin war voller 1) Bibliotheca Augustana www.hs. augsburg.de 2) Panslawismus: Bezeichnung für die Bestrebung nach einem politischen und kulturellen Zusam menschluß aller Slawen. Der Panslawismus bekam bei den Westslawen um 1830 politische Stoßkraft. 3) Lutz Mackensen schilderte umfassend die katastrophalen Irrwege im Kapitel Nachklang seines Buches: Die Nibelungen. Sage, Geschichte, ihr Lied und sein Dichter. Stuttgart 1984. 4) Joachim Fernau: Disteln für Hagen. Bestandsaufnahme der deutschen Seele; München Berlin 1966. 12
Krimhild hält Hagen triumphierend den Kopf ihres Bruders Gunther entgegen.1 Ungeduld, als entginge ihr der Tausch ihres Lebens. Als man endlich den Kopf brachte, nahm sie die tropfende Trophäe, ohne einen Blick darauf zu werfen, und hielt sie Hagen hin. Der Tronjer betrachtete das Haupt eine Weile mit zusammengepreßten Lippen. Dann sah er Krimhild an und sagte: `Du hast dinen willen. Den Schatz, den weiz nu niemen, er soll dich immer verholn sin (verborgen bleiben)` – er hatte sie mit Du angesprochen und schloß: `Du valandinne! (Du lebendiger Satan)`. Krimhild horchte (…) sie hörte deutlich, ganz deutlich, was Sigfried sprach (…) ja, sie verstand (…). Mit einem Sprung war sie bei Hagen, riß ihm das Schwert heraus – einen Moment lang erstarrte sie bei dem Anblick; sie schien meilen tief in die Erinnerung hinabzufallen und flüsterte `das trug mein holder Liebster, als ich zuletzt ihn sah` – dann holte sie aus und schlug dem Tron jer den Kopf ab. Etzel sah es noch, ohne es verhindern zu kön nen. Er, hinter Hildebrand und Dietrich, dräng ten in die Zelle, alarmiert vom Tode Gunthers und in der Hoffnung, das Strafgericht noch aufschieben zu können – zu spät. Das Bild des Schwert schwingenden Weibes, von dessen Hand ein Hagen von Tronje sterben mußte, schmerzte Etzel und entsetzte Dietrich. Für den alten Hildebrand aber bedeutete es den Einsturz seiner Welt, die Götterdämmerung, die es nicht geben durfte. Außer sich vor Zorn und einem höheren Befehl als dem seines Herrn gehorchend – der Idee, genau wie Hagen es getan hätte – ging er hin und tötete die Königin. Nun, meine Damen und Herren? Herr Gemahl schon die Flugkarte besorgt? Koffer gepackt? Sie fürchten, daß `daz maere` noch nicht zu Ende ist? Ich fürchte es auch, meine Freunde. Aber packen Sie ruhig wieder aus, Sie werden dem Schicksal nicht entgehen. In Ihrer Brust tragen Sie es mit sich fort. Auch wenn Sie die Finger heben und abschwören: Menschen wie wir machen nicht Geschichte, sie sind Geschichte. Sie glauben nein? Sie meinen, Sie haben das, was not tut: die Seele aus dem Supermarkt? Nichts von Sigfried, nichts von Krimhild, nichts von Gunther, nichts von Hagen? Die Seele ohne Preislage? Wenn es so wäre, wenn es Ihnen gelänge, hier oder in der Fremde den Psalter, den zu schlagen uns bestimmt ist, wegzuwerfen, zu zertrampeln oder umzustimmen auf einen Kammerton, den Ihnen der Wind frisch zuträgt, dann werden Sie das Gespött der Welt sein, nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht Franzose, nicht Italiener, nicht Grieche, nicht Spanier, nicht Russe. Fürchten Sie sich denn vor dem Fazit der Bestandsaufnahme? Schreckliche Zutaten, sagen Sie? Ja, das ist wahr. Aber seien Sie ohne Sorge; wenn sie wüßten, womit die Kuchen anderer Völker gebacken sind! Schreckliche Zutaten, das ist wahr. Und unbeschreiblich schöne. Mit einem Bein in der Hölle, mit dem anderen auf der vorletzten Stufe zum Himmel; zur Himmelstür, hinter der wir schon Gott sprechen hören können. `Am deutschen Wesen wird die Welt genesen` – nein, ganz sicher nicht. Aber wir, wir könnten daran genesen. Wenn wir begreifen, was wir da huckepack tragen. Wenn wir auf hören mit dem Fratzenschneiden und sind, die wir sind. Der Herr der Welt will uns wiedererkennen, wie er uns gemeint hat.