Informationen aus NRW Film Ausgabe 3/2012 und Medien NRW

> Mediensommer NRW > Internationaler Filmkongress > Dreharbeiten in NRW Location

Rüdiger Jordan – Tel. 0176. 237 986 22 – [email protected]

Auf der Location-Seite des Magazins finden Sie in jeder Ausgabe Fotos zu einem speziellen Thema. Im aktuellen Heft sind es passend zur Jahreszeit Sommerimpres - sionen an Rhein und Ruhr. Ausgewählt werden die Motive von LocationScouts aus NRW. Die Bilder und viele mehr finden Sie auch in der Motivdatenbank www.locationnrw.de.

Sommer in NRW Es wird heiß

Markus Steuer – Tel. +49.170.3240664 – [email protected] Florian Monheim - Tel. +49-2151/5656736 – www.bildarchiv-monheim.de Udo Wüllenweber Tel. (0211) 1577074 – [email protected] Inhalt

Meldungen Mediensommer Branche, Festivals, Kinos, Preise > 4 Auf dem Sprung > 6 Die Seite für den Filmnachwuchs am Rhein inklusive eines Porträts von Studenten-Oscar-Preisträger Elmar Imánov Jetzt hat es mit dem Oscar 2012 doch noch geklappt: Nachdem Wim Wenders in Los Angeles nur denkbar knapp an der begehrtesten Trophäe der Branche vorbeigeschrammt ist, holt das Team von „Die Schaukel des Sargmachers“ den Studenten-Oscar und diese große Auszeich- Mediensommer NRW nung damit, nach „Ein einfacher Auftrag“ und „Auf der Strecke“, bereits das dritte Mal nach Nordrhein-Westfalen. Die Namen der Kölner Filmstudenten, die hinter dieser Produktion Die Themen des Internationalen Filmkongresses der ifs – internationalen filmschule köln stehen, muss man sich merken: Elmar Imánov (Re- der Film- und Medienstiftung NRW (18.-20. Juni) gie und Buch), Eva Blondiau (Produktion), Bastian Bothe (Editing/Sounddesign) und Driss Azhari (Kamera). Entertainment > 8 Interviews mit Anke Engelke, Ihnen allen gelten meine herzlichsten Glückwünsche! Live-Regisseur Volker Weicker und einem Essay von Daniel Kothenschulte Einen besseren Start in den Mediensommer hätten wir uns > 12 gar nicht wünschen können. Wir haben den Juni so ge- Digitale Distribution tauft, weil uns in diesem Monat eine sagenhafte Konzentra- Eine Übersicht über die Plattformen und Interviews tion von Medien-Events – Messen, Kongressen, Preisver- mit Stefan Arndt und Tilman Scheel leihungen und Festivals – erwartet. Von der Anga Cable, > 14 der Business-Plattform für Breitband und Content, über New Content Interview mit Florian Hager (Arte) den Factual Entertainment Summit in den MMC-Studios, die Entertainment Master Class, die mit dem Schwer- und ein Porträt der Kölner Trickfilmer Lutterbeck, punkt Comedy und Sitcom ihre NRW-Premiere erlebt, die die jetzt auch eine App entwickeln Emmy Judgings, die Verleihung des Deutschen Kamera- > 14 preises, das Medienforum.NRW mit dem 25-jährigen Jubi- Filmstiftung NRW tritt Filmstiftung Zürich Arbeitslunch auf dem Filmkongress läum der LfM, den Internationalen Filmkongress der Film- stiftung, die Verleihung der Grimme Online Awards, die C’n’B Convention und das c/o pop Festival, das Deutsche Welle Global Media Forum bis hin zum 13. Breitband-Fo- Messe ANGA Cable (12.-14. Juni) > 17 rum erlebt NRW in den kommenden Wochen eine ganze Vorbericht und Interview mit Geschäftsführer Peter Charissé Reihe von hochkarätigen Fachforen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Auf diesen Veranstaltungen wird Entertainment Master Class (13.-19. Juni) > 18 nicht nur die Zukunft der Branche entwickelt, sie zeigen Vorbericht und Interview mit Christoph Fey auch die mediale Vielfalt des Landes. Von Film, TV, Mu- sik, Entertainment, Online-Angeboten bis hin zu Netzfra- Medienforum.NRW (18.-20. Juni) > 19 gen ist alles dabei. Allein die Games fehlen in der ein- Deutscher Kamerapreis (16. Juni) > 20 drucksvollen Liste, aber nur deshalb, weil sie ihren großen Auftritt dann im August zur Gamescom haben. Anke Engelke im Interview auf Seite 8, Foto: Sat.1/Boris Breuer Emmy Judging (13.-14. Juni) > 22 Vorbericht und Interview mit Steven Bawol Im Magazin stellen wir Ihnen die Events des Mediensom- mers vor und lassen uns von ihren Machern die Highlights und Trends erklären. Einen be- Grimme Online Award (20. Juni) > 23 sonderen Raum nimmt dabei der eigene Kongress der Film- und Medienstiftung ein, der in diesem Jahr an drei Tagen fünf große Themen anbietet: Filmpolitik, Digitale Distribution, En- Factual Entertainment Summit (13. Juni) > 24 tertainment, New Content und Crowdfunding. Das Magazin liefert Hintergrundartikel und Vorbericht und Interview mit Martina Richter Interviews dazu, ohne die Diskussionen vorweg zu nehmen. Deutsche Welle Pünktlich zum Filmkongress legen wir außerdem die neue, überarbeitete Auflage der Bro- Global Media Forum (25.-27. Juni) > 25 schüre „Medienland NRW“ vor, mit der wir im vergangenen Jahr erstmals einen Überblick über alle Medienfelder in NRW, ihre Unternehmen und Macher gegeben haben. Das Land Breitband-Forum KölNRW (26. Juni) > 25 ist so schnell in Bewegung, dass wir nun – nur zwölf Monate später – bereits nachlegen mus- sten, damit Sie auf dem aktuellen Stand sind, was in den Branchen rechts und links Ihres eige- C’n’B Convention und c/o pop (20.-24. Juni) > 26 nen Spezialgebietes passiert. Vorbericht und Interview mit Claudia Jericho

Nach so viel Ausblick, noch ein schneller Rückblick auf Cannes, wo das Filmland NRW in diesem Jahr mit fünf ganz unterschiedlichen Projekten vertreten war. Wir haben uns von > 27 dem Regen an der Croisette nicht die Stimmung vermiesen lassen und die Gelegenheit vor MEDIA: Distribution 2.0 Europäischer Postproduktions-Workshop EP2C Ort genutzt, um für den Standort und seine Filme zu werben. Und dass am Ende dann auch noch Carlos Reygades den Regiepreis für „Post Tenebras Lux“ – koproduziert von der Köl- NRW@Cannes > 28 ner Match Factory – gewann, ebenso wie „Sofias letzte Ambulanz“ – koproduziert von Sutor Ein bebilderter Rückblick auf das Festival Kolonko aus Köln – ließ das schlechte Wetter endgültig vergessen. Auch hierzu meine Gratu- lation an alle Teams! Realitäten und Improvisationen > 29 Hörspielpreis der Kriegsblinden Ich bin sicher, man sieht sich in den kommenden Tagen, auf jeden Fall wünsche ich einen schönen Sommer, mit – aber auch gerne mal ohne Medien! Made in NRW Ihre Rivalen der Rennstrecke Setbericht: „Rush“ > 30

Dreharbeiten in NRW > 32 Mit besten Empfehlungen Petra Müller Die neuen Kinofilme der Film- und Medienstiftung NRW > 35 Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW Impressum > 34

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 3 Meldungen

Neuer Service in Köln: Kinotonmi- schung in der Astor Filmlounge, Foto: Astor Filmlounge Moderatorin Sandra Maischberger mit den Civis-Gewinner Ali Samadi Ahadi, Foto: WDR/Herby Sachs

SoundVision Deutscher Kinderhörspielpreis Preise für geförderte Filme mischt im Residenz Jetzt bewerben! Brüssel und

Einen neuen, höchst komfortablen Service bie- fortkinos zur Verfügung. Beide verfügen über Noch bis zum 1. August läuft die Bewerbungs- Warschau tet SoundVision ab sofort in Köln an. Die Dolby- erstklassige Tonanlagen und Bildprojektion. „Für frist für den mit 5.000 Euro dotierten Deutschen In Brüssel erhielten die Filmemacher Ali Sama- lizensierten Ton-Experten haben den umfangrei- Tonmeister und Sounddesigner, Regisseure und Kinderhörspielpreis, den die ARD gemeinsam di Ahadi und Arne Nolting den Civis Medienpreis chen Umbau des Residenz-Filmtheaters am Ring Produzenten eröffnet sich somit eine exzellen- mit der Film- und Medienstiftung NRW und in für ihre Komödie „Salami Aleikum“, die in Kopro- genutzt und können nun in der neuen Astor Film- te neue Arbeitsweise, von der man bisher nur Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal aus- duktion mit dem ZDF entstand. „Eine lustige, lounge eine Kinotonmischung unter realen Ki- zu träumen wagte. Und das alles auch noch in schreibt. Vergeben wird die Auszeichnung, die emotional starke und bewegende Ethno-Come- nobedingungen anbieten. Zum Mischen, Mas- NRW!“, schwärmt Tilo Busch, gemeinsam mit die Qualität von Hörspielproduktionen für die dy. Filmisch und schauspielerisch erstklassig“, tern und für die Abnahme stehen sowohl der Lothar Segeler Geschäftsführer von SoundVision. Jüngsten stärken soll, am 10. November bei den begründete die Jury ihre Entscheidung. große als auch der mittlere Saal des neuen Kom- > www.soundvision-tonstudio.de ARD Hörspieltagen in Karlsruhe. Eingereicht wer- „Generation Kunduz – Der Krieg der Anderen“ den können Originalstoffe und Adaptionen von Regisseur und Produzent Martin Gerner durch die Landesrundfunkanstalten der ARD wurde Mitte Mai auf dem 9. Planete Doc Film und DRadio, sowie durch Verlage, Autoren und Festival in Warschau mit einer „Honorary Men- Vinci Resolve zum Einsatz kommt, ergänzt wur- andere Hörspiel-Produzenten. Die Stücke müs- tion“ ausgezeichnet. „A subtle portrayal of eve- Head-Quarter de. „Wenn wir mit den Kunden in der Kinosui- sen bereits veröffentlicht bzw. gesendet sein ryday life in Afghanistan shown through the li- erweitert te die Produktion durchgehen, sehen und hören oder einen festen Sende- bzw. Veröffentli- fe of a village, whose inhabitants are seeking sie genau das, was später auch im Kino vorge- chungstermin bis zum 31. Dezember nachwei- their own ways to faith in the future”, so die Ju- Kinokompetenz führt wird“, freut sich der Geschäftsführer. „Das sen können. Die kompletten Ausschreibungs- ry der Amnesty International Competition über gibt natürlich den Produzenten mehr Sicherheit, unterlagen finden Sie unter den Dokumentarfilm, der von fünf jungen Afgha- weil sie viele neue Formate noch nicht kennen, > www.filmstiftung.de nen in Kunduz handelt. Die Kölner Postproduktion Head-Quarter hat die sich aber direkt während der Produktion ein Bild Möglichkeiten seiner Kinosuite mit einer Inves- machen können.“ Das erste Kinoprojekt, das mit tition „deutlich im sechsstelligen Eurobereich“ der neuen Technik bearbeitet wurde, ist „Die Li- vergrößert. In Ergänzung zum Filmmaster von belle und das Nashorn“ – ein Film von Lola Randl, und mittlere Kinos bei der Umrüstung auf digi- Nucoda setzen die Kölner jetzt auch einen Bar- produziert von Coin Film mit Mario Adorf und Land NRW fördert tale Projektionstechnik. Ich freue mich, dass wir co-Projektor ein und eine 5.1-Beschallung. Fritzi Haberlandt in den Hauptrollen (Verleih: Digitalisierung nun den Startschuss für das neue Förderpro- Außerdem kam ein DVS-Clipster dazu. „Das ist NFP Marketing und Distribution). gramm geben können: Die Kinobetreiber im Lan- das Nonplusultra, wenn es darum geht, digita- Mit Spannung erwarten die Kölner bald ein be- Ein neues Programm zur Umrüstung kleiner Ki- de haben die Möglichkeit, ihre Förderanträge zu le Filmkopien (DCP) zu erstellen“, sagt Geschäfts- sonderes Projekt: die Bearbeitung der deutsch- nos mit maximal sechs Leinwänden auf die di- stellen. Für den Kinostandort Nordrhein-West- führer Andreas Fröhlich. Mit dieser Ausstattung israelischen Koproduktion „Bethlehem“. „Der gitale Projektionstechnik hat das Land NRW in falen ist dies eine große Chance, sich mit zu- können Kinokopien in Echtzeit erstellt werden, Film ist in einem ähnlichen Setting wie ‚Leban- Koope ra ti on mit der Film- und Medien stif tung kunftsfähiger Technik ausstatten zu können“, so zudem ist die Akzeptanz dieser Technologie groß on’ angesiedelt, den wir auch postproduziert ha- NRW aufgelegt. Die drei Millionen Euro, die da- die NRW-Medienmi nis te rin An ge li ca Schwall-Dü - – „auch bei allen internationalen Verleihern“, wie ben“, sagt Fröhlich. „‚Bethlehem’ ist im Arri RAW für eingeplant sind, stammen aus dem Euro päi - ren. Fröhlich betont. Format auf der Alexa gedreht, was noch eher sel- schen Fonds für regio na le Entwick lung. Zustän- Das neue Inves ti ti ons pro gramm ergänzt das bis- Beim Head-Quarter-Team jedenfalls herrscht ten ist – in Kombination mit unserer neuen Aus- dig für die Abwicklung des Programms sind die heri ge Engagement der Film- und Medien stif - große Zufriedenheit über den Ausbau der Kino- stattung wird das sicherlich eine spannende Ar- fünf NRW-Bezirksregierungen. Bis Ende 2013 sol- tung NRW bei der Kino di gi ta li sie rung. Bisher hat- suite, die zudem mit einer weiteren Suite für den beit.“ len mit dem Geld bis zu 200 Leinwän de in Nord- te sie in NRW bereits 43 Kinos mit einer Million TV-Bereich, in der das Farbkorrektursystem Da- > www.hd-quarter.de rhein-Westfa len umge rüs tet werden. Pro Lein- Euro bei der Umrüstung ihrer Technik unter - wand stehen bis zu 20.000 Euro zur Verfügung stützt. „Die Landesregierung unterstützt im Rahmen > www.mbem.nrw.de/kinodigitalisierung der Initiative Digitales Medienland NRW kleine > www.filmstiftung.de

Kurzfilmprojekt nen für den „Italien-Film“ sind gerade abgedreht, weitere Drehs folgen. „Actionreiche, humorvol- Wuppertal im le oder dramatische fiktive Geschichten“, so von blicke – filmfestival des ruhrgebiets Wohnsitz im Ruhrgebiet, und der Clip ist nicht Blickpunkt Grumbkow. Unterstützt wird das Projekt bisher länger als 20 Sekunden. Die Einreichfrist läuft von Vollbild e.V., einem Zusammenschluss jun- Kurzer Blick, noch bis zum 15. September. Ausgewählte Bei- ger Filmschaffender aus Wuppertal und Umge- großer Eindruck träge sind ab dem 15. Oktober auf den Internet- „Blickpunkte“ heißt ein Kurzfilmprojekt aus Wup- bung. Alle Beteiligten arbeiten ohne Honorar. seiten von blicke und labkultur.tv zu sehen. Die pertal. Der Clou: Ein erfahrenes Filmteam wird Geld kommt bislang von der Wuppertaler Jack- Das Ruhrgebietsfestival Blicke lädt anlässlich sei- letzten 20 Tage vor Beginn des Festivals, vom 2. zusammen mit 10 Wuppertalern verschiedener städtstiftung, Jugend für Europa, dem Kultur- nes 20. Geburtstags gemeinsam mit Labkultur.tv bis zum 22. November, läuft ein Countdown: europäischer Nationen fiktive Kurzfilme entwi- fonds Wuppertal, der Stadtsparkasse Wupper- Filmemacher aus der Region zu einem Sonder- Dann kann man online für seinen Favoriten stim- ckeln und drehen. „Die Geschichten sind schon tal, dem Medienprojekt Wuppertal, dem Fonds wettbewerb ein. Unter dem Motto „20. blicke, men. Der Gewinner des Online-Preises erhält da, sie müssen nur noch erzählt werden“, meint Soziokultur, dem Youthbank Deutschland e.V. 20 Sek. meine Stadt“ sucht das Festival nach 500 EUR und wird bei blicke 20 gezeigt. Aus den Produzent und Initiator Mario von Grumbkow. und Akzenta. Das Team sucht noch weitere Clips, die einen ganz persönlichen Blick auf die besten 20 Clips, die ebenfalls in Bochum zu se- Jeder Film wird einen bestimmten Aspekt der Sponsoren. Die feierliche Premiere der Kurzfilm- eigene Stadt werfen. Die Werke dürfen animiert, hen sein werden, wählt eine Fachjury einen wei- Stadt und damit einen Ausschnitt aus dem Le- reihe ist für das Frühjahr 2013 geplant. dokumentarisch, fiktional oder experimentell teren Sieger aus. ben der Projektteilnehmer behandeln. Die Sze- > www.filmblickpunkte.de sein. Einzige Bedingung: Die Filmer haben ihren > www.blicke.org. Neu bei der Film- und Medienstiftung Sven Ilgner Seit Anfang Mai ist Sven Ilgner bei der Film- und Medienstiftung NRW als neuer Förderreferent Ansprechpartner für Low Budget-Projekte und Dokumentarfilme. Der studierte Politik- und Filmwissenschaftler, der 1979 in Schweinfurt ge- boren wurde, wechselte 2002 an die KHM Köln. Dort machte er 2007 seinen Regieab- schluss mit dem Kurzfilm „HongKong“, für den er auch das Drehbuch schrieb. Danach lebte Ilgner als freier Autor und Sven Ilgner, Regisseur in Rom und , Foto: Film- und arbeitete zwischenzeitlich aber Medienstiftung NRW auch immer wieder für die Du- isburger Dokumentarfilmwo- che. Nach seinem Sprachstudium in Italien ab- solvierte er 2011 in London die Weiterbildung „Effective Script Reading“. Im selben Jahr zog es ihn zurück an den Rhein, wo er nun das Team in der Düsseldorfer Kaistraße verstärkt. > www.filmstiftung.de

„Item Number“ von Oliver Husain gewann den Deut- schen Wettbewerb in Oberhausen. Foto: Oliver Husain Int. Kurzfilmtage Oberhausen jürgen Pohland und Wolfgang Urchs, sowie der Gründer des Festivals Hilmar Hoffmann waren Die Preisträger zu Gast in Oberhausen. Sie präsentierten in meh- bewerbs sprach die Jury „Item Number“ von Oli- reren Reihen des Sonderprogramms rund 30 ver Husain zu, die Momentaufnahme einer Die 58. Internationalen Kurzfilmtage Oberhau- teils extra restaurierte und selten zu sehende Schauspielerin kurz vor ihrem Auftritt. Zum be- sen schlossen am 1. Mai mit ihrer Preisverlei- Kurzfilme der Gruppe. sten Beitrag des NRW-Wettbewerbs schließlich, hung, auf der die Jurys weit über 40.000 Euro Den mit 7.500 Euro dotierten Hauptpreis der verbunden mit einer Prämie in Höhe von 1.000 an Preisgeldern vergaben. Mit dem Abschluss Kurzfilmtage, den Großen Preis der Stadt Ober- Euro, wurde „Guck woanders hin“ von Charlot- des Festivals endeten auch die Feierlichkeiten hausen, gewann „Snow Tapes“ von Mich’ael Zu- te Anne-Marie Rolfes gekürt. Die Abschlussarbeit zum 50. Jubiläum des Oberhausener Manifests, praner. Die Arbeit erzählt den israelisch-paläs- der Absolventin der ifs internationale filmschu- das die Wochen zuvor, aber besonders auch das tinensischen Konflikt aus der Innenperspektive le köln beeindruckte nicht nur die Jury durch ih- Festival selbst geprägt hatten. Vier jener Filme- einer Familie, die sich gegen einen Anschlag mit re „subtilen Elemente“, mit der sie vom Miss- macher, die 1962 das Manifest unterzeichnet Aufnahmen ihrer Kamera zur Wehr setzt. Den brauch der Protagonistin erzählt. hatten, Christian Doermer, Ronald Martini, Hans- Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wett- > www.kurzfilmtage.de

4. Kölner Kino Nächte IFFF in Köln der Film- und Medienstiftung NRW, übergab die Auf eigenes Risiko Die Preise des Nationalen Wettbewerbs für Bildge- stalterinnen, der in diesem Jahr von der Dort- Chefredakteur Dimitry Muratov und Frauke Gerlach, Foto: Stadt Aachen, Andreas Herrmann Aufgrund der prekären Haushaltslage kann das Preisträgerinnen munder Ausgabe zur Kölner verlegt wurde. Die Kulturamt der Stadt Köln für einige Projekte der Sparte Spielfilm entschied mit Julia Daschner ei- Verleihung in Aachen städtischen Filmkultur derzeit keine sicheren Zu- Das Internationale Frauenfilmfestival Dort- ne Absolventin der Kunsthochschule für Medien sagen für Fördergelder geben. Betroffen davon mund|Köln feierte am Abend des 22. April den Köln für sich, nicht zuletzt dank der „Eleganz der Karlsmedaille an sind unter anderem auch die Kölner Kino Näch- Abschluss seiner diesjährigen Kölner Ausgabe. Handkamera“ im Kurzfilm „Bergig“. Zur besten te, die seit drei Jahren von Joachim Kühn und Der mit 10.000 Euro dotierte Internationale De- Arbeit im Bereich Dokumentarfilmkamera wur- Novaya Gazeta Dirk Steinkühler (Kino Gesellschaft Köln) in Zu- büt-Spielfilmpreis für Regisseurinnen ging dabei de Eva Katharina Bühlers Fotografie des Films „Durch den tagesaktuellen Blog gibt es eine un- sammenarbeit mit Kölner Filminitiativen und an die türkische Regisseurin Belma Bas für ihren „Der weiße Schatz und die Salzarbeiter von Ca- abhängige, zeitnahe und direkte Berichterstat- Programmkinos erfolgreich organisiert werden: Film „Zefir“. Die Jury, bestehend aus der Schau- quena“ gekürt. Der mit 1.000 Euro dotierte Pu- tung aus Moskau. Man kann sich unmittelbar 3.100 Besucher zählte man 2011 an vier vollen spielerin Julia Jentsch, der Regisseurin Xiaolu blikumspreis des Festivals schließlich blieb in der über aktuelle Entwicklungen und Geschehnisse Kinotagen. Nachdem aufgrund der unsicheren Guo und der Filmkritikerin Lucy Virgen, zeichne- Domstadt: Die Kölnerin Britta Wandaogo über- in Russland informieren und diese kommentie- Lage die Kino Nächte zunächst abgesagt wurden, ten den Film aus für „seine tiefgreifenden und zeugte die Zuschauer mit ihrem radikal persön- ren oder weitere Informationen in die Debatte haben sich die Organisatoren nun entschlossen, poetischen Enthüllungen über Mensch und Na- lichen Bruder-Porträt „Nichts für die Ewigkeit“. einbringen. Damit bietet die Novaya Gazeta ei- sie 2012 doch wie geplant vom 5. bis 8. Juli statt- tur, über das Verhältnis des Individuums zur Ge- Das nächste Frauenfilmfestival findet im April ne Kommunikationsplattform und Reflexionsflä- finden zu lassen: Man wolle seine Aktivitäten sellschaft und über elementare Fragen von Le- 2013 in Dortmund statt. che, die geeignet ist, eine europaweite Dimen- nicht von den Unzulänglichkeiten und Unwäg- ben und Tod“. Petra Müller, Geschäftsführerin > www.frauenfilmfestival.eu sion zu entfalten“, würdigte Frauke Gerlach, Ku- barkeiten der Kölner Kulturpolitik abhängig ma- ratoriumsvorsitzende des Vereins Médaille Char- chen. Die Kölner Kinobetreiber, Festivals und lemagne, die Arbeit und vor allem den englisch- Filminitiativen werden die diesjährige Ausgabe sprachigen Internetauftritt der russischen Zei- komplett auf eigenes Risiko durchführen – un- tung Novaya Gazeta, die im Mai in Aachen mit abhängig davon, ob der Kölner Haushalt im der Médaille Charlemagne pour les Médias Eu- Herbst verabschiedet werden kann und damit ropéens geehrt wurde. „Die Auszeichnung be- Gelder des Kulturamtes rückwirkend fließen stätigt uns in unserer Arbeit und zeigt uns, dass könnten. Für alle, die diese Initiative unterstüt- wir auf einem guten Weg sind, zum anderen ist zen möchten, haben die Veranstalter ein Freun- sie auch Antrieb, diesen Weg auch in Zukunft deskreis-Ticket eingeführt. Für einmalig 30 Eu- fortzusetzen“, freute sich Dmitry Muratov, der ro gibt es freien Eintritt zu allen Vorstellungen Chefredakteur der Novaya Gazeta, über die Me- sowie weitere Extras von Freigetränk bis auto- „Zefir“ von daille, die er stellvertretend für die gesamte Red- matischer Platzgarantie. Ab 8. Mai kann das Ti- Belma Bas: aktion entgegennahm. cket u.a. in den Kinos Cinenova, Filmpalette, tiefgreifende und poetische Gestiftet wird der Preis vom Verein Médaille Odeon, OFF Broadway sowie Weißhaus-Kino er- Enthüllungen Charlemagne pour les Médias Européens, dem worben werden. Die Kölner Kino Nächte 2012 über Mensch u.a. auch die Film- und Medienstiftung NRW an- werden 49 Programmpunkte an 10 Spielorten und Natur überzeugten gehört. umfassen. beim IFFF, > www.medaille-charlemagne.eu > www.koelner-kino-naechte.de Foto: IFFF

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 5 Meldungen

KHM Highlights im Juni

„Best of KHM“ heißt die Reihe mit Debütfilmen von Absolventen der Kunsthochschule für Me- dien Köln, die jeweils ab 19 Uhr in der Aula der KHM laufen. Aus der aktuellen Staffel folgen noch zwei Abende: Am 20. Juni präsentiert Car- men Losmann ihren preisgekrönten Dokumen- tarfilm „Work Hard Play Hard“ und wird an- schließend mit Prof. Dietrich Leder diskutieren. Eine Woche später, am 27. Juni, folgt die Archiv- Doku „Berlin – Lost in Time and Space“ von Oli- ver Schwabe, der danach Prof. Thomas Schmitt Rede und Antwort steht. Im Vorlauf zu diesem Abend hat der Alumni-Rat übrigens gemeinsam mit Rektor Klaus Jung die Absolventen der KHM zu einem Treffen geladen. Am 6. Juli werden als Teil der Kölner Kino Näch- te weitere Filme von ehemaligen KHM-Studen- ten zu sehen sein. Ab 22 Uhr zeigt die Hochschu- le im Odeon-Kino eine Rolle mit vier Festivalhigh- lights dieses Jahres. Mit dabei sind die Berlina- le-Einladungen „Tage in der Stadt“ von Janis Ma- zuch und „Sterben nicht vorgesehen“ von Mat- thias Stoll sowie die beiden Wettbewerbsbeiträ- ge beim Kurzfilmfestival in Clermond-Ferrand: Isabel Prahls „Ausreichend“ und „Armadingen“ von Philipp Käßbohrer, Jakob Beurle und Mat-

ifs-Film auf Erfolgsspur: „Guck woanders hin“ ist Anfang Mai zum besten Film im NRW-Wettbewerb von Oberhausen gekürt worden. Foto: ifs thias Schulz. Der Kurzfilmabend zu den Kölner Kino Nächten stellt gewissermaßen nur einen Vorge- ifs für sich entscheiden. „Guck woanders hin“ (Re- die Bedeutung dieses Subgenres sowie das dok schmack dar auf das umfangreiche Programm gie: Charlotte Anne-Marie Rolfes; Buch: Moni- you-Projekt selbst im Gespräch vorstellen. Der vom „Rundgang der KHM“, der Produktions- Ein Oscar und viele ka Fäßler; Produktion: Anna Knolle; Abend wird in Kooperation mit der Kunsthoch- schau der Kunsthochschule, die in diesem Jahr Schnitt/Sound Design: Jakob Jendryka) ist An- schule für Medien Köln veranstaltet, die eben- vom 15. bis 18. Juli täglich von 14 bis 20 Uhr auf Begegnungen fang Mai von der Jury des NRW-Wettbewerbs so wie die ifs Projektpartnerin von dok you ist. den Campus der KHM lädt. Der Rundgang bie- zum besten Film gekürt worden. Am 4. Juli schließlich präsentiert eine ifs-Begeg- tet allen Interessierten mit Ausstellungen, Film- Große Freude herrscht dieser Tage im Glückauf- Während die Filme über die Festivals touren, bie- nung den Film „Das Herz von Jenin“ mit anschlie- programm, Konzerten, Performances und Di- Haus, der Residenz der ifs internationalen film- ten sich daheim viele Gelegenheiten zum Aus- ßendem Gespräch mit dem Regisseur Marcus plompräsentationen einen umfassenden Ein- schule köln: Mit „Die Schaukel des Sargmachers“ tausch. So werden bis Anfang Juli noch drei ifs- Vetter. blick in das aktuelle kreative Schaffen der Stu- von Regisseur Elmar Imánov (siehe Porträt), Pro- Begegnungen stattfinden, wie immer allesamt Wer die ifs näher kennenlernen möchte, kann denten. duzentin Eva Blondiau und Editor/Sound Desi- ab 19 Uhr und bei freiem Eintritt im Filmforum das am 23. und 24. Juni auf dem Medienfest im Pünktlich zum Ende des Sommersemesters en- gner Bastian Bothe hat ein Abschlussfilm der ifs NRW. Am 13. Juni lädt die ifs gemeinsam mit MediaPark tun, wo die Filmschule erneut mit ei- det auch die Bewerbungsfrist für kurzundschön, erstmals den Studenten-Oscar in der Kategorie dem Filmmagazin „Schnitt“ zur ifs-Begegnung nem Info-Stand vertreten sein wird. Um sich den internationalen Wettbewerb für Studieren- „Foreign Film“ gewonnen. Doch auch in Deutsch- „Schnitt“ und einem Abend zum Thema „Filme- über die fünfmonatige, berufsbegleitende de und Auszubildende im audiovisuellen Be- land überzeugt der Film Publikum und Jurys: machen 2.0“. Gezeigt wird die interaktive Web- Weiterbildung „International Producing“ zu in- reich. Die KHM und der Westdeutsche Rund- Beim Internationalen Studentenfilmfestival Seh- Doku „In Situ“ von Antoine Vivani, anschließend formieren, wäre es dann allerdings zu spät. Für funk veranstalten den Wettbewerb, der Preise süchte in Potsdam hat er den von X Filme mit folgt ein Gespräch mit Heidelinde Blumers, Web- dieses in fünf Wochenend-Workshops konzipier- im Gesamtwert von rund 30.000 Euro bereithält, 2.500 Euro dotierten Preis für den Besten Spiel- doku-Redakteurin bei Arte . Eine weite- te Programm endet die Anmeldefrist am 22. Ju- in diesem Jahr bereits zum 15. Mal. In sieben film unter 30 Minuten gewonnen. Eine lobende re ifs-Begegnung stellt am 22. Juni das Kinder- ni. Dafür hat die Ausschreibung für die Weiter- Kategorien können Teilnehmer ihre Arbeiten Erwähnung erhielt dort Absolventin Jenny Bork dokumentarfilmprojekt dok you vor. Nach der bildung Kostümbild gerade erst begonnen. Das noch bis zum 25. Juli einreichen. Die Preisver- für ihr Abschluss-Drehbuch „Dazwischen“. Vorführung des preisgekrönten Kinderdokumen- zwischen November 2012 und April 2013 statt- leihung wird dann am 14. November in Köln Ein weiterer Abschlussfilm des jüngst verabschie- tarfilms „One Way – A Tuareg Journey“ von Fa- findende Programm erlaubt Bewerbungen noch stattfinden. deten Jahrgangs konnte auf den Internationalen bio Caramaschi wird Gudrun Sommer, Projekt- bis zum 25. Juli. > www.kurzundschoen.khm.de Kurzfilmtagen in Oberhausen einen Wettbewerb leiterin von doxs! bei der Duisburger Filmwoche, > www.filmschule.de > www.khm.de

Ein Stummfilm stand Pate für ein französischen Realismus der 30er Jahre und den vorgestellt und diskutiert. Nach einer Keynote der amerikanische Regisseur von „Playtime“, Lu- deutsch-amerikanisches Projekt von italienischen Neorealismus der 40er Jahre. Die des Initiators des Projektes, Professor Gundolf cas Mireles, dass ihm das nicht an jeder Stelle Filmstudenten Folgen des Films strahlten sogar bis über den At- S. Freyermuth von der ifs, der in einem Vortrag bewusst sei, dass er aber sicher einen „Fan-Film lantik aus. Mit Billy Wilder und Fred Zinnemann die verschiedenen Wellen gegenseitiger Beein- für Billy Wilder gemacht“ habe. Zugleich sei die sind unter den Filmemachern zwei spätere Os- flussung der deutschen und amerikanischen Erzählstruktur an Richard Linklaters Debütfilm Menschen am car-Preisträger, und auch die anderen Regisseu- Filmgeschichte der letzten 100 Jahre skizzierte, „Slacker“ angelehnt. re des Kollektivs – Curt und Robert Siodmak und diskutierten Freyermuth, seine Kollegin Prof. Bar- Von Lisa Gotto auf das Problem des geringen Sonntag – Edgar G. Ulmer sowie der Kameramann Eugen bara Boyle von der kooperierenden University Budgets angesprochen, sagte Barbara Boyle von People on Sunday Schüfftan – haben nach der Emigration aus Na- of California Los Angeles (UCLA) und zwei Regis- der UCLA, die bereits Filme mit Budgets von zwei zideutschland Karriere gemacht. seurInnen der Kurzfilme unter Leitung von Prof. Mio. bis 55 Mio. Dollar produziert hat, dass das 2010 Die ifs internationale filmschule köln nahm im Lisa Gotto von der ifs über das filmische Vorbild Geld keine so große Rolle spiele: „Wenn man gut Jahr 2010 die durch „Menschen am Sonntag“ und die Hommagen der deutschen und ameri- ist, hat man alles unter Kontrolle, wenn nicht, symbolisierte transatlantische Verflechtung zum kanischen Studenten. geht man unter“. Trotzdem appellierte sie an das „Menschen am Sonntag“ – das ist ein Klassiker Anlass für eine deutsch-amerikanische Summer Nach dem Screening der vier Filme über den All- Auditorium: „Gebt den jungen Künstlern mehr der Filmgeschichte von 1930. Der von Laien School, in der deutsche und amerikanische Stu- tag junger Menschen stellte Lisa Gotto fest, dass Geld.“ Das wäre eine gute Basis für eine Fortset- selbst finanzierte und in ihrer Freizeit gedrehte denten gemeinsam Kurzfilme im Geiste des his- die Filme interkulturelle Brücken bauen und mit zung des deutsch-amerikanischen Austauschs. Stummfilm gilt nicht nur als Blueprint für Inde- torischen Vorbilds drehten. Die Filmcompilation ihren vielen visuellen Ideen mehr vom Sehen als Mit der erfolgreichen Teilnahme von „Playtime“ pendent-Produktionen. Er ist mit seinem aus „People on Sunday 2010“ mit den Filmen „L & vom Sprechen handeln. Freyermuth bemerkte beim Sundance Film Festival 2012 ist bereits ein Spielszenen und Dokumentarmaterial zu- M“, „Transitions“, „Playtime“ und „The Garden“, zudem, dass in jedem Film drei bis vier Verweise erster öffentlicher Erfolg des Projekts zu verbu- sammengesetzten Realismus ein Beispiel der während der WM 2010 in Köln gedreht, wurde auf „Menschen am Sonntag“ sehr organisch ein- chen. Neuen Sachlichkeit und zugleich Vorbild für den am 30. Mai 2012 im voll besetzten Filmforum gearbeitet seien. Darauf angesprochen, sagte CHRISTIAN MEYER Nach „Ein einfacher Auftrag“ von Raymond Boy und „Auf der Strecke“ von Reto Caffi holte tember 2009 durfte er im zweiten Jahr des nächsten Ausbil- Elmar Imánov den dritten Studenten-Oscar nach NRW. Nach zwei Auszeichnungen für bsolventen dungsjahrgangs wieder einsteigen. Die Verbindungen nach Aserbaidschan aber blieben erhalten. „Ich habe insgesamt sechs der KHM ist es der erste für einen ifs-Studenten. Christian Seebaum stellt den Regisseur von Monate Praktikum bei aserbaidschanischen Kinoproduktio- nen gemacht. Da lernt man viel mehr als hier, weil dort bei den „Die Schaukel des Sargmachers“ vor. Drehs ständig alles durcheinander gerät. Da habe ich gelernt, wie man mit knappem Material auskommt. Oder wie man mit Schauspielern umgeht, mit denen, die nichts können, ebenso wie mit denen, die ganz viel können.“ Porträt Elmar Imánov Dreharbeiten in Aserbaidschan Für seinen ifs-Abschlussfilm „Die Schaukel des Sargmachers“ reiste Imánov für zweieinhalb Monate gemeinsam mit seiner Produzentin und ifs-Kommilitonin Eva Blondiau auf Motivsu- Oscar nach der che durch Aserbaidschan. „Ohne Eva wäre das alles nicht mög- lich gewesen“, sagt Imánov. „Sie hat mir sehr viel abgenommen und Sicherheit gegeben.“ In zwölf Drehtagen mit internatio- nalem Team entstand der halbstündige Film, an dessen Bud- zweiten Chance get von 38.000 Euro die Film- und Medienstiftung NRW mit 22.500 Euro beteiligt ist. Es ist die Geschichte eines alten Sarg- machers, der abgeschieden mit seinem behinderten Sohn lebt, für den es Schläge, aber keine Liebe gibt. Erst als beim Sohn – wie sich später herausstellt: irrtümlich – eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird, verändert sich die Haltung des Vaters. Die abenteuerlichen Dreharbeiten – vom randalierenden Mo- Manches lernt man erst richtig zu schätzen, wenn man es zu Projektes, an dem ich mitgearbeitet habe, zwei Wochen nicht tivgeber bis zu einer beim Abspeichern verschwundenen Sze- verlieren scheint. Diese Erkenntnis spielt gleich in doppelter ans Telefon gegangen. Weil es einfach nicht anders ging in dem ne, für die Regisseur und Kameramann noch einmal nach Hinsicht eine Rolle in der noch jungen Karriere des Nach- Moment“, sagt Elmar Imánov. Die Schule sah sich schließlich Aserbaidschan zurückkehren mussten – böten wohl genug Stoff wuchsregisseurs Elmar Imánov: Sie ist Thema seines Ab- gezwungen, seinen Ausbildungsvertrag zu kündigen. Elmar für einen eigenen Film. Mit seinem ersten Langfilmprojekt will schlussfilms „Die Schaukel des Sargmachers“, der gerade mit war geschockt. „Weil ich wusste, dass ich nichts anderes kann.“ sich Elmar Imánov aber erst nach der Kalifornien-Reise zur dem Studenten-Oscar ausgezeichnet worden ist; und sie passt Tatsächlich waren Versuche mit Nebenjobs wie Kellnern oder Verleihung des Studenten-Oscars beschäftigen. „Ich mache das, zu seiner Ausbildung an der ifs internationalen filmschule köln, im Callcenter stets nach kürzester Zeit gescheitert. worauf ich Lust habe, ob das jetzt eine Komödie oder ein Ac- die nach einem Rauswurf wegen zahlreicher Fehlstunden be- Dank der Vermittlung von Gerd Haag, Chef der Produktions- tionthriller ist. Deswegen fühle ich mich auch so wohl als Fil- reits vorzeitig beendet zu sein schien. In , der Hauptstadt firma Tag/Traum und Dozent an der ifs, drehte Imánov dann memacher, weil man machen kann, was man will. Man kann Aserbaidschans, geboren, kam Elmar Imánov 1998 im Alter in Aserbaidschan einen Trailer für ein Dokumentarfilmprojekt sogar mit seiner Geschichte auf einen anderen Planeten ge- von 13 Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. In der ehe- von 3sat, später dort auch Kurzfilme für Ministerien, in denen hen – wer hat sonst schon solche Möglichkeiten?“ Als Biolo- maligen Sowjetrepublik herrschten Willkür und Korruption, etwa die Bedeutung schriftlicher Verträge in Geschäftsbeziehun- ge wäre es in dieser Hinsicht jedenfalls sehr schwer geworden. so dass besonders Angehörige der akademischen Mittel- gen herausgestellt wird. Und Elmar Imánov bemühte sich um schicht ein besseres Leben im Ausland suchten. Für Imánovs die Wiederaufnahme an der ifs, schließlich mit Erfolg: Im Sep- Eltern, beide Architekten, letztlich sogar um den Preis, in Oscar-Gewinner aus Köln: „Die Schaukel des Sargmachers“, Deutschland beruflich nie mehr Fuß fassen zu können. So Foto: ifs/Imánov, Blondiau zahlreich waren damals die Auswanderungen aus den Staaten der zerfallenen UdSSR, dass auch an Kölner Schulen spezielle Förderklassen eingerichtet wurden. Nach einem ersten An- lauf an einem Gymnasium landete Imánov an der Gesamtschu- le in Köln-Chorweiler, was sich als glückliche Fügung und am Ende sogar als entscheidend für seinen Weg zum Film erwies. Mikroskop statt Cinemascope „Besonders in der Oberstufe kamen in Chorweiler ganz ver- schiedene Leute zusammen, die woanders nicht klargekom- men sind“, erinnert sich der 27-Jährige. „Diese Unterschied- lichkeit führte zu einem ganz speziellen Klima. Auch die Leh- rer konnten sich sehr gut auf das Andersartige einstellen. Da fühlte ich mich sehr gut aufgenommen und akzeptiert.“ Beson - ders Biologie war sein Fach und die Bewerbung für einen Bio- logie-Studienplatz nach dem Abitur fest eingeplant. Wäre da nicht Biolehrer Manfred Klotzsch gewesen, nebenbei ein künstle- risch ambitionierter Hobby-Filmemacher. Ein kleiner Auftritt in einem vom Klotzschs Filmen wurde für Elmar Imánov zum Erweckungserlebnis: „Da habe ich überhaupt erst gese- hen, wie Film gemacht wird, habe gesehen, dass es ganz real machbar ist und nicht irgendwie von Zauberhand passiert.“ Dennoch war ein Regiestudium zunächst kein Thema, viel- leicht auch, weil für die Eltern Imánov – „Das ist so schwierig, das schaffst du nicht“ – ernstzunehmen- de Filmemacher mindestens das Format eines An- drei Tarkowski oder Ingmar Bergman haben sollten. So standen nach dem Abitur alle Zeichen auf Mikroskop statt Cinemascope. Doch Lehrer Man- fred Klotzsch war sich sicher, dass es für Elmars „fan- tastische Ideen“ im Wissenschaftsbetrieb schnell zu eng werden würde. Er riet zur Bewerbung an der ifs, wo sein Sohn Sounddesign studiert hatte. El- mar Imánov wurde für den Jahrgang 2006 ange- nommen. „Er ist uns schon bei der Aufnahmeprü- fung als überdurchschnittlich aufgefallen“, erinnert sich Schulleiterin Simone Stewens. Eine zweite Chance an der ifs Ifs-Student in L.A.: Elmar Imánov bei Ein Jahr lief alles glatt, dann wurden Elmars Schulbesuche sel- der Verleihung der Studenten-Oscars, tener. „Irgendwann habe ich es übertrieben. Das hatte etwas mit Foto: Richard privaten Problemen zu tun. Da bin ich einmal während eines Harbaugh

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 7 Filmkongress

Vom 18. bis 20. Juni findet in Köln der Internationale Filmkongress statt, den die Film- und Medienstiftung NRW im Rahmen des Medienforum.NRW organisiert. Das Magazin bereitet Sie auf die wichtigsten Themen vor, darunter auch auf den Schwerpunkt Entertainment. Den Auftakt macht ein Interview mit Anke Engelke, deren Karriere unauflöslich mit Köln verbunden ist. Christian Meyer sprach mit ihr über Unterhaltung, Nischen, „Ladykracher“ und „Die Sendung mit dem Elefanten“.

InterviewInterview mitmit AnkeAnke EngelkeEngelke Der perfekte Standort für d

Sie leben und arbeiten in Köln. Was ist hier so besonders? Sie setzen also eher auf „Nachhaltigkeit“? Führt das zu einer Verflachung – wenn der Risikofaktor gleich Anke Engelke: Ich habe das nicht rational entschieden, hier Vielleicht ... Es gibt natürlich Leute, die Kreativität anders de- null geht? zu sein. Ich bin ja hier zur Schule gegangen, und das können finieren, die sagen: „Ich kann nur ein Jahr in einer Redaktion Ja, oder es entstehen Nischen. Das war ganz interessant bei „neo- sicher viele nachvollziehen: Die nächste Großstadt ist das Aben- arbeiten, dann muss ich zur nächsten.“ Es gibt ja Leute, die ih- Paradise“ zu sehen oder bei „Roche & Böhmermann“ – das ist ja teuer. In Köln wurde ich initiiert in Sachen Film, Theater und re Kreativität so verstehen – zu wandern. Ich kann das durch- hochspannend. Kunst – da wurden Grundsteine gelegt. Hier habe ich ange- aus verstehen, aber ich möchte hier sein – ich möchte genau fangen zu studieren und später dann zu arbeiten. Ich habe zu hier sein. Mit diesen Nischen sind Sie in engem Kontakt, seit Sie als Vertre- der Zeit zwar auch in München gearbeitet, den Fokus aber im- tungsprofessorin an der Kunsthochschule für Medien Seminare mer auf Köln behalten. Nichts, was dann geschah, war abzu- Blicken Sie produktionstechnisch auch über den Atlantik? für „Fernsehdramaturgie und Kreative Fernsehproduktion“ ge- sehen oder hat mit dem Medienstandort Köln zu tun. Dass Ich informiere mich über Amerika, aber ich orientiere mich ben. Dort treffen Sie Studenten, die vielleicht in fünf bis zehn ein Kumpel, mit dem ich seit 25 Jahren in einer Band spiele nicht daran. Da gibt es auch ähnliche Karrieren, wie z.B. Tina Jahren unser Fernsehprogramm gestalten. Sitzt dort die Fernse- (Fred Kellner & die famosen Soulsisters, Anm. Red), Brain- Fey und andere. Die kommen von irgendwo, haben Leute, havantgarde? pool gründete und heute mein Produzent ist, nämlich Ralf die parallel mit ihnen laufen und die bei ihnen bleiben. Die Auf jeden Fall! Ehemalige KHM-Leute haben den Vorspann un- Günther, wer hätte das geahnt? Jörg Grabosch, den zweiten entwickeln sich und können sich aufbauen. Da lässt ihnen je- serer Berlinale-Berichterstattung gemacht, und das Design von von drei Brainpool-Gründern, kenne ich wiederum aus ganz mand Zeit. Bei „Saturday Night Live“ ist es der Produzent „Roche & Böhmermann“ kommt ja auch von der KHM. Der anderen Zusammenhängen. Als dann „Die Wochenshow“ Lorne Michaels, der allen Zeit lässt. Wenn es den nicht gäbe, ganze Look wurde in der Kölner Wachsfabrik gemacht – das ist ausprobiert wurde, konnte von Medienstandort Köln noch hätten wir so viele Leute nicht – z.B. Jim Carrey oder Eddie eine Art Künstlerkommune. Die haben Mut und Innovationspo- nicht die Rede sein. Mitte der 90er Jahre ist das alles gerade Murphy. Das sind Leute, die glauben an dich, und die beglei- tenzial. Das sind die coolsten. Da gibt es ganz tolle Koproduktio- erst gesät worden. Vielleicht hätte man da schon ahnen kön- ten dich. Die fangen dich zur Not auf, wenn es schlecht ist, nen, die revolutionieren das Fernsehen. Ich habe an der KHM nen, was passiert. Für mich war das damals aber noch über- aber die schubsen dich auch, wenn sie merken, es ist gut. vor drei Jahren bei einem Komödienseminar von Lars Büchel haupt nicht sichtbar. Es war also kein Plan, sondern Fügung, angefangen. Er meinte, da müsse mal jemand hin, der das Komi- in Köln zu sitzen. Ich bin ein Glückskind. Bei Ihrem Versuch einer Late Night Show 2004 war das alles sche wirklich direkt weitergeben kann. Nicht alleine aus Produk- nicht der Fall. tionssicht oder aus Schreibersicht, sondern durchaus auch als Köln ist für Sie also ein sehr guter Standort? Da kann allerdings die Produktionsfirma nichts für. Das wa- Schauspieler. Man geht da ja mit dem Vorurteil hin, die finden Für das, was ich mache, ist es der perfekte Standort, weil es ei- ren wiederum Leute aus Amerika, die keine Zeit hatten und eh alle Fernsehen scheiße und wollen lieber Truffaut sein, und in ne große Schnittmenge zwischen Freunden und Mitarbeitern nur ans Geld dachten (2004 bekam Sat.1 einen amerikanischen jedem Semester gibt es auch wirklich einen, der Truffaut sein gibt. Mir bedeutet das sehr viel. Ich arbeite gerne mit Menschen, Hauptaktionär, Anm. Red.). Ans Geld denkt eine Produk- will. Die wollen sich aber alle informieren, etwas über Timing die Weggefährten sind. Es ist aber auch schön, dass ich wie tionsfirma auch – keine Frage, aber ich möchte mit Ralf Günt- wissen, wie man komisch inszeniert, wie man komisch schreibt. ein Satellit immer wieder anderswo arbeiten und Erfahrungen her und Jörg Grabosch nicht über Geld reden. Ich beschrän- Und da kann ich extrem helfen. Ich lade Autoren, Produzenten machen kann. Das ist dann immer auch Werkspionage: Ich ke mich auf das kreative Arbeiten. Bei „Anke Late Night“ wa- und Regisseure ein. Das ist für die Studenten sehr ergiebig und gucke gerne anderswo rein und schaue, wie ist das organisiert, ren sowohl die Produktionsfirma als auch ich und die anderen aufschlussreich. wie ist die Struktur, wie wird mit Kreativität umgegangen, mit Mitarbeiter relativ ausgeblendet. Das war ein Selbstläufer, der Manpower, wie viele Leute wissen hier, was sie tun, und wie irgendwann nichts mehr mit uns zu tun hatte – der vielleicht Die KHM ist ja weniger für Unterhaltung als für Kunst bekannt. viele nicht. Vor allem das letzte ist sehr interessant. Aber ich von Anfang an nichts mit uns zu tun hatte. Der Zeitfaktor ist Die Trennung zwischen U- und E-Kultur herrscht in vielen Köpfen komme dann immer wieder extrem gerne nach Köln zurück tatsächlich ganz wichtig. Ich werde oft gefragt, warum jetzt Sa- – Sie bedienen beides. Wie schwer ist es, die Grenze zu über- und merke, dass es hier so läuft, wie ich es mag und gewohnt chen abgesetzt werden? Warum lässt man Gottschalk nicht schreiten? bin. Bei vielen Produktionsfirmen sehe ich, dass da viel Fluk- mehr Zeit, warum lässt man nicht mehr Zeit? Ich mache mir nach wie vor Gedanken darüber. Gar nicht so tuation ist. Da kommen Leute für eine bestimmte Zeit und ge- Der „Wochenshow“ wurde ganz viel Zeit gelassen, und die sehr wegen meines eigenen Gefühls, sondern weil ich mich mit hen danach wieder. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht war am Anfang gar nicht so schön. Sat.1 wurde gerade aufge- der Außenwahrnehmung auseinandersetze. Das sind natür- ist, oder ob das ein Zeichen der Zeit ist und unbewertet blei- baut, und der Sender hatte ganz andere Themen. Die Geschich- lich immer nur Vermutungen, aber das Stigma beschäf- ben sollte. Für mich ist das nichts … te von Sat.1 ist sehr interessant. Daran kann man auch sehen, tigt mich schon. Da muss man immer gucken, wie man warum das möglich war, was ich und in der sein Konto füllt. Das hat was mit dem Selbstbewusst- Was sind hier die Qualitäten, die Sie brauchen, um zu arbei- „Wochenshow“ gemacht haben. sein zu tun, dass man sagt, das ist mir jetzt egal. Wenn ten? jemand sagt, ich sehe Dich in der Rolle, dann muss Für mich ist das hier der Idealzustand. „Ladykracher“ sieht Und da hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren sehr viel geän- man ausblenden, was das für eine Wirkung haben geil aus, weil das Leute drehen, die gute Bilder machen wol- dert, oder? könnte. Das sind Besetzungsfragen, und da darf so et- len. Es ist gut gespielt, weil wir nur Leute im Ensemble haben, Ja klar, es werden Sachen nach nur wenigen Folgen in die Nacht was eigentlich kein Thema sein. Ich muss das machen, in die wir uns beim Casting verliebt haben. Wir haben ein Auto- verbannt oder ganz abgesetzt. Vieles wird jetzt in Doppelfol- von dem ich glaube, dass ich es gut mache und dass ich es renteam von zehn Leuten, die mich seit vielen Jahren kennen. gen gezeigt oder über ein ganzes Wochenende weggesendet. mag und nachher auch dazu stehen kann. Diesen scheinbaren Mit manchen von denen arbeite ich schon seit 10 oder 15 Jah- Warum auch nicht? Das Sehverhalten der Zuschauer hat sich Spagat zwischen E und U finde ich extrem sportlich, weil ich ren zusammen, wir haben alle ein ähnliches Humorverständ- geändert. Wie viele andere gucke ich z.B. Sendungen in der meine Herkunft als sehr E-esk betrachte. Ich bin ein Kind des öf- nis. Und es geht alles sehr schnell – weil das Team gewachsen Mediathek der Sender – ich baue mir mein Fernsehprogramm fentlich-rechtlichen Fernsehens. Ich habe beim Südwestfunk Ra- ist. selber. Aber in Bezug auf die Sendungen ist der Zeitfaktor ab- dio gelernt: Da wurden die Hörer nicht geduzt, da gab es auch solut in Gefahr! keine Musikbetten, Interviews hatten einen Anfang, eine Mitte Entertainment

Das Programm des Internationalen Filmkongresses

Montag, 18.06.2012 Filmpolitik Eröffnung: Petra Müller, Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW

Zwischen FFG-Novelle und Urheberrecht. Quo vadis Filmpolitik? Dr. Marc Jan Eumann, Staatssekretär für Bundes- angelegenheiten, Europa und Medien, Düssel- dorf; Thomas Jarzombek, MdB (CDU), Berlin; Jo- hannes Klingsporn, Verband der Filmverleiher e.V., Berlin; Prof. Michael Rotert, eco, Köln; Boris Turovskiy, Piratenpartei, München Digitale Distribution Digitale Distribution. Neue Anbieter, neues Publikum, neue Geschäftsmodelle? Robert Franke, my video, Magic Internet, Berlin; Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Goldmedia, Berlin; Kai Henniges, Viewster, Zürich; Michael Loeb, das, was ich tue WDR mediagroup, Köln; Prof. Dr. Thorsten Hen- nig-Thurau, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster

und ein Ende, und der Dienstag, 19.06.2012 Radiodienst war ein Ra- Entertainment diodienst und keine Verkehrsdisko. Ich bin Der Entertainment-Markt: Fakten, Firmen, For- old-school, 80er Jahre. mate Guy Bisson, IHS Screen Digest, London; Thomas Neben all Ihren ande- Lückerath, DWDL, Köln ren Projekten machen Formatentwicklung Sie mit der „Sendung Gary Carter, FremantleMedia, London; mit dem Elefanten“ Ute Biernat, Grundy Light Entertainment, Köln; des WDR auch noch Oliver Fuchs, Eyeworks , Köln; Stefan Kinderfernsehen. Oelze, Filmpool, Hürth; Georg Hirschberg, Prime Das ist das beste Productions, Köln Fernsehen für Kin- der, die kriegen Markenstrategien ständig Preise Oliver Berben, Constantin Film Produktion, Mün- und gelten als chen; Prof. Dr. Andreas Scheuermann, Brainpool die Koryphäe TV, Köln in Sachen Kin- derfernsehen Film trifft Entertainment in Europa. Christian Becker, Rat Pack/Westside Filmproduk- Daran be- tion, Krefeld;Bora Dagtekin, Regisseur, Berlin; steht auch Wilfried Geike, Warner Bros. Entertainment, weltweit Hamburg; Ralf Husmann, Brainpool Entertain- bereits ment, Köln; Lena Schömann, Rat Pack/ Westside Interes- Filmproduktion, München; Paul Steinschulte, se. Universal Pictures International, Frankfurt/Main; Der Sönke Wortmann, Little Shark Entertainment, Ele- Köln fant ist ja Mittwoch, 20.06.2012 nicht New Content so How to lab. Aus den Laboren von Sendern und didak- Produzenten tisch wie Christian Beetz, Gebrüder Beetz Filmproduktion, die Maus, Köln; Jens-Uwe Bornemann, UFA Lab, Berlin; Flo- der ist ein- rian Hager, ARTE G.E.I.E, Straßburg Cedex; Tho- fach nur mas Kufus, zero one film, Berlin; Stefan Lübbe, krank, und Bastei Lübbe, Köln; Slaven Pipic, ZDFneo Lab, meine Sa- Mainz; Michel Reilhac, Arte France Cinema, Pa- chen sind ris; Liz Rosenthal, Power to the Pixel, London; Jan so das kran- Wielpütz, Bastei Entertainment, Köln; Melanie keste, was es Wolber, SWR, Baden-Baden gibt im deut- schen Fernsehen. Crowdfunding Da habe ich schon mal Verkehrszeichen ge- Crowdfunding. Finanzierungsalternative oder tanzt. Marketingtool? Dr. Henrik Armah, Olswang Germany LLP, Berlin; Ralf Husmann, Brainpool Entertainment, Köln; Ti- no Kreßner, Startnext, Dresden; Ingo Schmoll, Comedy-Queen Anke Engelke: „Ich hab’ auch schon Schmollywood, Köln; Johannes Thielmann, Futur mal Verkehrszeichen getanzt.“ Foto: Boris Breuer Film, Berlin

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 9 Entertainment

Haben Sie den Beruf Live-Regisseur gelernt? Jeans und weißes Hemd, Volker Weicker (54) trägt nie etwas anderes. Der Live- Nein, es war Learning by Doing. Während meines Kommuni- kationsdesign-Studiums bin ich per Zufall zum Film gekommen. Regisseur ist immer auf Achse. Und überall gefragt: Talkshows, Musik, Theater, Damals ist ein Kameraassistent ausgefallen, und ich bin einge- Kinderprogramm, Nachrichten, Castings und Sport. Ein hektischer Beruf, und doch sprungen. Ich habe neben dem Studium immer als Assistent gearbeitet, wollte aber in die Regie. Beim Kabelpilotprojekt, bei strahlt Weicker Ruhe aus. Tatjana Kimmel-Fichtner hat den renommierten 3sat, habe ich die erste Chance für kleine Regiearbeiten bekom- Volker Weicker, Fernsehregisseur und Entertainmentprofi, der auch Professor an der KHM ist, zum men. Dann kam RTL, dann Sat.1. So hat sich das entwickelt. Foto: Jochen Rolfes Interview auf dem Kocharena-Sofa in den Kölner MMC-Studios getroffen. Was ist das Geheimnis einer guten Live-Regie? Der Trick ist, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, sich mit Situationen zu arrangieren, möglichst viel zu antizipieren. Man muss den Mitarbeitern, insbesondere den Kameraleu- ten, viel Mut zusprechen und Freiheiten zulassen. Interview mit Volker Weicker Was ist so schwierig daran? Man muss ständig Entscheidungen treffen. In der Live-Regie ist nichts rückholbar. Aber nicht jede Entscheidung kann rich- tig sein, weil sie immer aus dem Moment und subjektiv entsteht. Dann muss man einfach weitermachen und nicht dem Fehler nachhängen. Die Show oder das Fußballspiel laufen ja trotz- „Die Leute dem weiter. Eine Haltung zum Job ist wichtig, Emotionalität, Begeisterung, eine große Portion Humor. Man muss es ernst- haft betreiben, aber nicht alles zu ernst nehmen. Werden Ihre Entscheidungen hinterfragt? wollen Emotionen” Ja, sie werden immer mehr hinterfragt. Es mischen sich im- mer mehr Leute in die Bildgestaltung der Sendungen ein.

Hilft es dann, Volker Weicker zu sein? Nein, das macht es schwerer. Ich weiß, dass eine Live-Sendung sehr von der Tagesform aller Mitwirkenden abhängt. Am nächsten Tag würde es anders aussehen. Wir haben keine festen Parameter. Da fühlen sich immer mehr Leute berufen, sich einzuklinken.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Sendungen vor? Ich bereite mich auf jede Sendung vor. Ich weiß, welche Kamera- leute im Team sind, wie sie an diesem Tag drauf sind. Und der Gag ist, mit dem Team, das an diesem Tag zu dieser Sendung zusammenkommt, das Beste herauszuholen. Ich gehe immer wieder neu ran. 30 Prozent sind Erfahrung, Wissen und Know-how, 65 Prozent Sozialarbeit und 5 Prozent Tagesform.

Was macht eine gute Unterhaltungssendung aus? Die Leute wollen Emotionen. Es gibt nur einen Grund, warum jemand fernsieht, er will unterhalten werden. Ich bemühe mich, über Kamerabewegungen, Blenden, Licht, Schnittfolgen, Ein- stellungsgrößen Emotionalität zu erzeugen und Geschichten zu erzählen. Ich möchte den Moment so erfassen wie er ist. Lei- der wird immer mehr vorgeplant. Das finde ich fragwürdig.

Wie können Sie live Geschichten erzählen? Wenn ich zum Beispiel hier bei der Kocharena weiß, dass Ale- xander Herrmanns keinen Käse mag, dann kann ich damit spielen. Ich weiß, wenn er mit Käse kocht, wird er die Nase rümpfen, und jemand anders wird sich darüber lustig ma- chen. Ich versuche, die Geschichten zu erfassen. Auch beim Sport. Wenn ein Torwart zum ersten Mal im Tor steht und auf der Bank sitzt der Elfmetertöter, der aber gerade verletzt ist. Wenn dann ein Elfmeter kommt, versuche ich, auch ihn reinzunehmen. So wird aus dem Elfmeter eine Geschichte.

Was machen Sie nicht? Ich versuche, mich gegen große Aufzeichnungsstaffeln zu wehren, bei denen an einem Tag mehrere Sendungen gemacht werden. Das ist zwar wirtschaftlich günstiger, aber ich finde, dass die Qualität darunter sehr leidet. Ich denke aber, dass Fernsehen erfunden wurde, damit viele Menschen live an ei- nem Ereignis teilhaben können. Bei Aufzeichnungen fehlt der Adrenalinkick. Das ist oft viel zu sauber, zu glatt, zu leblos.

Wie manipulativ sind Ihre Bilder? Ich versuche zum Beispiel in Talkshows, nie jemanden Volker Weicker setzt auch die Promi-Köche in der Vox-Kocharena in Szene. Foto: VOX/Frank W. Hempel schlecht aussehen zu lassen, auch wenn mir seine Meinung nicht gefällt. Meine Aufgabe ist es, die Aussagen zu unterstüt- zen. Ich möchte die unterschiedlichen Meinungen dokumen- tieren. Das Manipulative steht dem Moderator zu, aber nicht ren Leistung durch Kameraführung, Licht und Schnitt zu Fernsehen ist die kleine hässliche Schwester. Aber wir schaf- der Regie. Das wäre leicht, aber das gehört sich nicht. Auch unterstützen. fen komplexe Welten. Sie kommen hier ins Studio, das ist um- in den Talkshows versuche ich, Geschichten zu erzählen. Da baute Luft. Da wird durch Dekoration, Licht, Kamera eine kann der Zuhörer interessanter sein als der Redner. Ich bemü- Wird Unterhaltungsfernsehen in Deutschland genug ge- komplexe Welt erschaffen, die es gar nicht gibt. Doch die he mich, die Leute vor der Kamera zu stärken, ob das Sport- schätzt? Wertschätzung ist nicht da. Dabei ist es eine tolle Leistung, ler, Moderatoren, Sänger oder Köche sind. Ich versuche, de- Der Spielfilm wird als etwas Besonderes gesehen, und Live- wenn ein Kameramann mit der Steadycam ohne Probe einen sauberen Gang über 50 Meter hinlegt, mit tollen Schärfeverla- Die deutsche Filmwelt fürchtet den Spaß mindestens so sehr wie die Kunst gerungen und damit live Emotionen einfängt. Er hat dabei nur eine Chance. Das wird oft nicht gesehen und gewürdigt. Im Gegensatz zur Filmregie können wir nichts wiederholen. Was bringen Sie den Studenten an der KHM in Köln bei? Angst vor Extremen Die meisten kommen mit der Idee im Kopf, dass Sie Spielfilm- oder Dokufilm-Regisseure werden. Ich war ja früher selber EIN ESSAY VON DANIEL KOTHENSCHULTE so. Aber wenn sie dann in mein Seminar kommen, merken sie, dass Live-Regie einen sehr großen künstlerischen Aspekt hat, dass man schöne Momente hervorzaubern kann, und sie Der Mainstream, schrieb Dominik Graf unmittelbar vor ten: mehr Trivialität. Aber auch: mehr Kunst. Denn die lernen vor allem zu kommunizieren. Als Live-Regisseur müs- der jüngsten Lola-Verleihung in der „Zeit“, sei „eine fast deutsche Filmbranche tut sich leider schon sehr lange mit sen sie sich ja die ganze Zeit mitteilen, die ganze Zeit reden einsame Unternehmung“ geworden, während die weit beidem schrecklich schwer. Warum ist sie einerseits unfä- und Entscheidungen treffen. Ich versuche, den Studenten die üppiger geförderte Filmkunst vor allem „Besinnungsauf- hig, sich mit der herrlich visuellen Komik Michael „Bully“ Angst vor Entscheidungen zu nehmen und ihnen zu zeigen, sätze“ hervorbringe. „Würde man die Planfolie einer Herbigs zu identifizieren? Hilflos überreichte man dem gera- was man schaffen kann, wenn man das Team mobilisiert. Es halbwegs kommerziell funktionierenden Industrie über de einmal 44-jährigen bei den „Lolas“ den Bernd-Eichinger- freut mich, dass einige meiner Studenten die Live-Regie für unsere Landschaft legen“, so der Regisseur, „fiele auf, dass Preis fürs Lebenswerk. Und warum ist man anderseits so sich entdeckt haben. Sie haben die Talkshow „Roche & Böh- das ökonomische Zentrum der Filmherstellung – nennen abgeneigt, sich auf die international bewunderte Form- mermann“ auf ZDFneo entwickelt. Das freut mich ungemein, wir’s Mainstream – nur noch einen Bruchteil der Förder- sprache der Berliner Schule einzulassen? dass die das geschafft haben. filme ausmacht. Also genau der Bereich, der am stärksten Lässt es sich mit dem handwerklich nur gut Gemachten dazu geeignet sein sollte, das Publikum an sich zu ziehen, wirklich leichter leben als mit dem Genialischen, das die Von dem Fiktionalen haben Sie sich komplett verabschiedet? fällt von Saison zu Saison magerer aus. Es gab im zurück- Kategorien sprengt? Gerade im Humor findet oft beides Nein, überhaupt nicht. Aber dann müsste ich in drei Mona- liegenden Kinojahr noch zwei aufs Massenpublikum hin zusammen. Doch die größten Meister auf diesem Gebiet – ten einen Film machen. Ich mache aber in drei Monaten 50 geplante Großproduktionen (Hotel Lux, Zettl), etliche er- May Spils, Ulrich Schamoni, Will Tremper, Klaus Lem- bis 60 Sendungen. Aber so ganz lässt mich der Reiz des Spiel- folgreiche Lustspiele (What a man, Rubbeldiekatz, Eine ke, Helge Schneider, um nur einige zu nennen – fehlen in ” films nicht los. ganz heiße Nummer, Sommer in Orange) und zwei real der offiziellen deutschen Filmgeschichtsschreibung. existierende Genrefilme (Hell, Die vierte Macht).“ Nichts Preiswürdiges gefunden In der Branche wird seither viel diskutiert über ein gestör- tes Verhältnis der deutschen Filmkultur zur Unterhal- Es ist eine lange Geschichte. 1961, als Joe Hembus seine tung. Dabei hätte man erst einmal Grafs Angaben näher Streitschrift „Der deutsche Film kann gar nicht besser sein“ unter die Lupe nehmen müssen. Denn die Jahresliste der veröffentlichte und sich die späteren „Oberhausener“ be- Filmförderungsanstalt des Jahres 2011 ist ja ganz im reits in München formierten, wurde der Bundesfilmpreis Gegenteil voller öffentlich geförderter Mainstreamfilme, in der Hauptkategorie gar nicht vergeben; die Jury hatte gekrönt vom mehr als vierfachen Zuschauermillionär nichts Preiswürdiges gefunden. Zur Auswahl hätten unter „Kokowääh“: Der Filmförderfond, aus dem auch Til anderem gestanden: Georg Tresslers „Die Halbstarken“ Schweiger schöpfte, macht schließlich keine Unterschei- oder Kurt Hoffmanns „Spukschloss im Spessart“ – Unter- dung zwischen Kunst und Unterhaltung. Um nur einige haltungsfilme, die gleichzeitig Kunstwerke sind. Da war weitere Titel nennen: „Wickie auf großer Fahrt“, „Die die Scheu schon da. drei Musketiere“, „Hexe Lilli“, „Resturlaub“, „Prinzessin In den USA, wo der MGM-Löwe ohne jede Ironie vom Lillifee“, „Werner – Eiskalt“, „Die Superbullen“, „Lauras vollmundigen Slogan „Ars Gratia Artis“ umrahmt wird, Stern“, „Dreiviertelmond“, „Tom Sawyer“, „Dschungel- gelten Kunst und Unterhaltung keineswegs als Wider- kind“, „Otto’s Eleven“, „Der ganz große Traum“, „Kein sprüche. In Deutschland jedoch zieht man dazwischen ei- Sex ist auch keine Lösung“, „Die Relativitätstheorie der nen absurden Graben. Liebe“, „Konferenz der Tiere“. Die Filmförderung der Siebziger Jahre verschloss sich de- monstrativ dem Genrekino – und trieb Altmeister wie Filmkunst der unterhaltenden Art Käutner, Staudte, Hoffmann, Reinl ins Abseits oder zum Aber schon die Nummer vier unter den Jahreshits 2011, Fernsehen. Selbst die Genialität eines Roland Klick, eines „Almanya“, gehört zu einer Filmform, die es in der polari- der modernsten Regisseure seiner Zeit, wurde weithin sierten Weltsicht von „Anspruch kontra Unterhaltung“ verkannt. gar nicht geben dürfte – nämlich Filmkunst der unterhalt- Hinter der einseitigen Förderung des oft politisch gepräg- samsten Art. ten Autorenfilms stand die falsche Vorstellung, dass die Tatsächlich wird umgekehrt ein Schuh daraus: Wohl Unterhaltung auch von sich aus überleben könne – dabei noch nie in der Geschichte der deutschen Filmförderung hatte das Kinosterben der frühen 60er Jahre diesen Traum gab es mehr öffentliches Geld fürs Mainstreamkino als lange zerstört. heute. Aktuelle Beispiele sind „Blutzbrüdaz“, „Offroad“, 1985 kam dann die radikale Wende: Bei Doris Dörries „Fünf Freunde“ und „Türkisch für Anfänger“. Allerdings „Männer“ fielen Kunst und Unterhaltung zusammen – und muss man sich von der Vorstellung befreien, dass populär anders als May Spils wurde sie dafür auch anerkannt. Zu- ausgerichtete Filme notwendigerweise auch mehr Zuschau- nehmend wurden seither populäre Filmformen gefördert, er finden als anspruchsvollere Filme mit Kunstanspruch: Autorenfilme verschmäht. Aber warum fordert gerade Dör- Der Dokumentarfilm „Pina“, noch immer in den Kinos, rie nun: „Ich will die Leute unterhalten. (...) Ich will eine dürfte mit mehr Zuschauern abschließen als die drei desi- Lanze dafür brechen, dass wir die Verabredung mit dem gnierten Blockbuster „Zettl“, „Hotel Lux“ und „Anony- ganz normalen Publikum nicht komplett aufgeben.“ Ge- mous“ zusammen. Und auch Christian Petzolds Kunst- rade ihre Filme sind doch ein Beispiel dafür, dass Kunst film „Barbara“ kann sich, was den Zuschauererfolg angeht, und Unterhaltung eben keine Widersprüche sein müssen. mit jedem dieser viel teureren Filme messen. Mehr Extreme Dennoch hat Graf in einem anderen Punkt natürlich Recht: Es drängen dank Filmförderung viel mehr Debütfilme von Was wir brauchen, ist beides, und gerne im Extrem. Die Hochschulabsolventen auf den Markt als dieser hergibt. Voraussetzung dabei ist, neidlos zuzugeben, dass filmi- Aber eben auch viel mehr Mainstream-Filme. Mangelwa- sches Genie auch darin bestehen kann, der condition hu- re ist dagegen die wirklich innovative Filmkunst, die man maine der deutschen Durchschnittsbeziehung so nahe zu auch auf internationalen Festivals zeigen kann. kommen wie Til Schweiger in seinen Familienkomödien. Aber auch, den Film als Kunst wieder anzuerkennen. Brave Deutsche Mit dem Erbe des Experimentalfilms hat die Branche schon „Ihr Deutschen seid einfach nicht wirklich frech“, erklärte lange abgeschlossen. Ihn findet man nur noch in Ober- Michael Haneke in Cannes gegenüber Bernd Neumann hausen – und den Kunstmuseen. Die Welterfolge deutscher die dauerhafte Abwesenheit der Deutschen. Und das gilt Film- und Videokünstler wie Matthias Müller, Christian insbesondere für die meisten Hochschulabsolventen, die Jankowski, Bjørn Melhus oder Clemens von Wedemeyer 60 Sendungen in drei Monaten? nur in den seltenen Fällen formale Experimente wagen. nimmt die Filmwelt nicht einmal zur Kenntnis. Ulrich Am Wochenende habe ich in Barcelona Formel 1 gemacht, Aber hier muss man Graf widersprechen: Das Phantastische Köhlers „Schlafkrankheit“ fand auf der Berlinale 2011 viel montags mit Dieter Nuhr einen Satiregipfel, jetzt hier die ist keineswegs ganz aus dem deutschen Film verschwun- Anerkennung aus aller Welt. Doch die Filmakademie hielt Kocharena, am Wochenende steht die Champions League an, den, wie Jan Schomburgs metaphysisches Liebesdrama ihn nicht einmal der Nominierung würdig. Aber Vorsicht: und am Sonntag bin ich dann wieder bei Jauch. Und morgen „Über uns das All“ bewies. Graf fordert mehr „Film als Wenn eine Filmkultur sich vor ihren Extremen fürchtet, treffe ich meine Studenten. Das ist mein Leben. herrlich künstlichen Glanz“. Das kann einerseits bedeu- bleibt am Ende nur noch Mittelmaß.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 11 Digitale Distribution

Digitale Plattformen für Filme und Video on Demand Zukunftsmarkt in Kinderschuhen WOLFGANG HIPPE

„In der Tat steckt der VoD-Markt in Deutschland in den Kinderschuhen“, gibt Moritz von Zentropa bietet Kruedener, Mitglied der Geschäftsleitung bei Beta Film, einem der großen deutschen die eigenen Filme online an, Max- Händler von Film- und TV-Rechten, freimütig zu. „Aber nicht nur die Entwicklung im dome und Video- Ausland, sondern auch die im deutschen Markt ist vielversprechend. Die Wachstumszah- load haben auch len sind groß, wenn auch noch auf geringem Gesamtniveau.“ In Zahlen ausgedrückt: On- „Pina“ im Angebot: zu unterschied- line-Videotheken erreichten 2011 in Deutschland Erlöse von nur rund 64 Millionen Euro. lichen Preisen. Dem stehen Verkäufe von DVDs und Blurays in Höhe von 1,428 Milliarden Euro gegenü- Foto: Screenshots ber. Doch während die Wachstumsraten bei letzteren deutlich einstellig blieben, schnellte der Anbieter-Sites der Online-Film-Verkauf auf Plattformen wie iTunes, Maxdome, Videoload u.a. um 45% auf 32 Mio. Euro nach oben. Ebenso viel wurde mit einmaligen Filmabrufen erwirtschaf- tet. Dabei nahm die Zahl der Online-Verleihvorgänge sogar um 55% auf 9,4 Mio. Abrufe zu. Allgemein rechnet man mit dem Andauern dieser Dynamik, zugleich schätzen Exper- ten, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis VoD fester Bestandteil des Programms auf den großen Bildschirmen in deutschen Wohnzimmern sein wird. Eins scheint freilich schon jetzt festzustehen: Die Nachfrage nach Bewegtbildern im Netz wird in jedem Fall zu- nehmen. Die „ARD/ZDF-Onlinestudie 2011“ verzeichnet hier über die Jahre ein kontinu- ierliches Wachstum. Gut zwei Drittel aller deutschen Nutzer sehen Filme online, ein Drit- tel sieht TV-Sendungen zeitversetzt, schon ein Fünftel verfolgt sie live im Netz. Insgesamt sind das rund 19 Millionen Menschen, der Anteil der 14- bis 29-Jährigen ist dabei über- durchschnittlich hoch. Ausreichende Gründe, um im neuen Wachstumsmarkt erste Claims abzustecken. Germany’s Gold VoD wird in Deutschland schon seit rund zehn Jahren angeboten. Nach Überwindung der Kinderkrankheiten und fortschreitender technischer Neuerungen haben sich digitale Videotheken als Teil der Marktstrategien großer Medienunternehmen wie ProSiebenSat.1, Telekom oder Apple etabliert. Der französische Medienmulti Vivendi schickt mit Multis- creen Entertainment ebenfalls eine eigene Tochter ins Rennen. Mit der Gründung einer VoD-Plattform mit dem Arbeitstitel Germany’s Gold starten jetzt auch Unternehmen der deutschen Medien- und Produktionsbranche ein gemeinsames digitales Programmportfo- lio. Aus der Sicht von Michael Loeb, dem Geschäftsführer der WDR mediagroup und Mitinitiator des Projekts, wird damit eine Lücke geschlossen, was das Angebot „hochwer- tiger TV-Inhalte aus allen Genres“ betrifft. „Uns ist es wichtig, vor dem möglichen Start der großen US-Majors eine Duftmarke zu setzen“, so Loeb. „Das Angebot muss sich selbst tragen und finanzieren.“ Im Gespräch sind deshalb, wie bei anderen VoD-Modellen auch, kostenlose Angebote mit Werbung und dazu werbefreie Abos. Die Gesellschafterlis- te selbst umfasst neben den Tochterfirmen von ARD und ZDF unabhängige Produzenten wie Autentic oder Beta Film und Brainpool, das Schmidtz Katze Filmkollektiv, TV 60 Filmproduktion oder ZieglerFilm Köln. Loeb: „Ziel von Germany’s Gold ist, die Quali- tätsinhalte aus 60 Jahren deutscher TV-Geschichte verfügbar zu machen.“ Vorbild für Germany’s Gold ist dabei der US-Anbieter Hulu, der online und mit Qualitätsanspruch Filme und Serien namhafter US-Produzenten und -Studios online verbreitet. Anstoß an der Gründung nahm zunächst einmal wenig überraschend VPRT-Chef Jürgen Doetz. Er bezweifelt vor allem die Zulässigkeit der angekündigten Werbefinanzierung. Die ge- he zu Lasten der privaten Anbieter auf dem „noch im Aufbau begriffenen VoD-Markt“. Der Hintergrund: Vor einem guten Jahr waren RTL und ProSiebenSat.1 mit einem ähn- lichen Konzept gescheitert. Das Bundeskartellamt hatte das Projekt mit Hinweis auf das Duopol der beiden Sendergruppen auf dem Werbemarkt verboten. Doch aus medien- rechtlicher Sicht dürfte Germany’s Gold in trockenen Tüchern sein. Aus Sicht des Kartell- amtes kann in diesem Fall von einer marktbeherrschenden Stellung keine Rede sein. Vorbild US-Markt? Das Interesse an VoD hierzulande angestoßen haben auch die Erfolge der US-Plattformen Hulu und Netflix. Während Hulu vor allem als TV-Catchup Service funktioniert, der ex- klusiv Zugriff auf aktuelle Inhalte unabhängig vom Sendeplan der TV-Stationen bietet, ist Netflix wie eine klassische Videothek mit einem entsprechend umfangreichen Unterhal- tungsangebot aufgestellt. Doch ob die US-Modelle als Vorbild taugen, ist umstritten. „VoD-Anbieter wie Netflix und Hulu sind in den USA so erfolgreich, weil es dort kein so vielfältiges frei empfangbares Fernsehen wie in Deutschland gibt“, meint Jens Steinbren- ner, Sprecher der Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen. Germany’s Gold soll jedenfalls nichts Eigenes produzieren, so Michael Loeb. Aber: „Mit Blick in die Zu- kunft ist es immer möglich, sich an Produktionen zu beteiligen, um die entsprechenden Rechte für den digitalen Vertrieb zu erhalten. Originäre Contentproduktionen stehen nicht auf unserer Agenda.“ Aktuell geht es hierzulande zunächst auch um Anderes. „Wir hoffen auf eine Vielzahl neuer Player im deutschen VoD-Markt“, so Moritz von Kruede- ner, „die ihr Angebot nicht nur auf die Verwertung von Erotik, US-Blockbustern und US- Serien konzentrieren. Aus diesem Grund unterstützen wir auch die Bemühungen von Germany’s Gold.“ Digitale Distribution

Tilman Scheel über digitale Vertriebswege b2b – b2c Alles braucht seine Zeit WOLFGANG HIPPE

Herr Scheel, reelport nutzt weltweit digitale Ver- Wird die DVD auf Dauer zugunsten von VoD verschwinden? triebswege für Kurzfilme. Ihre Erfahrungen dabei? Meine These ist, dass VoD sich irgendwann in der Zukunft durch- Ich denke, unsere Erfahrungen im digitalen Ver- setzt. Aber das wird dauern. trieb b2b für Käufer, Verkäufer und Filmfestivals lassen sich durchaus auf den VoD-Markt übertra- DVD und Buch kann man aber im Gegensatz zu VoD greifen und an- gen. Ich sehe zwei grundsätzliche Probleme. Er- fassen. Liegt in diesem Haptischen ihre Überlebenschance? Tilman Scheel, stens: Die Gewohnheiten der Kunden lassen sich Dieser Hinweis ist richtig. Auf dem Markt findet auf jeden Fall eine Foto: privat nur langsam verändern, man muss immer mit einer Kannibalisierung statt, die Frage ist nur, wie weit sie gehen wird. längeren Gewöhnungszeit rechnen. Die Technolo- Die Vinylplatte gibt es ja auch noch, aber sie macht nicht mehr das gie ist da viel schneller. Wir haben vier Jahre ge- Massengeschäft. Beim Buch wird es ähnlich sein. Beim Film dürfte braucht, um uns zu etablieren. Das war auch bei Videoplattformen es allerdings langsamer von statten gehen. Bis die Streaming-Tech- wie Hulu oder Netflix nicht anders. Dazu braucht man einen Finan- nik so weit ist, dass man auf dem Bildschirm die Qualität von Blue- zier, der einem nicht zu schnell auf die Füße tritt. Zum zweiten ray garantieren kann, das dauert noch. muss man klar herausstellen, welchen Vorteil das neue Angebot bringt. Bei reelport waren das die Kostenersparnis beim Versand Welche Chancen haben denn aus Ihrer Sicht Projekte wie Germany- und die einfachere Lagerhaltung. In b2c-Modellen müssten das ein ’s Gold oder das VoD von Zentropa? herausragendes Angebot und einfache Bedienbarkeit sein. Ich kenne beide Projekte ganz gut. Frage ist, was man jeweils als Er- folg definiert. Wenn das bei Zentropa bedeutet, dass noch ein paar Vorausgesetzt, VoD setzt sich durch, wie verändert sich das Ge- Euros extra um die Ecke kommen, wird das funktionieren. Wenn schäftsmodell Verleih? bei Germany’s Gold der Kulturauftrag und der Erhalt des deut- Eine gute Frage. Alle Verleiher, die ich kenne, experimentieren derzeit schen Filmerbes im Mittelpunkt stehen, funktioniert das auch. Zur mit VoD. Im Moment rechnet es sich noch nicht so recht. Man vergibt Wirtschaftlichkeit beider wäre meine Vermutung allerdings: nicht die Lizenzen nicht exklusiv, sondern an möglichst viele und schaut, in den nächsten fünf Jahren. Selbst der Chef von Google hat auf welches Pferd am besten läuft. So sind übrigens die großen Studios den überschätzten Wert der Long Tail hingewiesen: Selbst Unter- auch mit Netflix verfahren. In dem Augenblick, als Netflix Gewinn nehmen wie Netflix machen 90 Prozent ihrer Umsätze mit 10 Pro- gemacht hat, haben sie sofort die Lizenzkosten hoch geschraubt. zent ihrer Inhalte. Deshalb ist Netflix inzwischen gezwungen, selbst zu produzieren. > Tilman Scheel ist Managing Director der reelport GmbH Köln

Interview Stefan Arndt von X Filme So etwas wie die Buchpreisbindung auf Zeit. Das könnte man so sehen. Die Kinobetreiber ha- ben ihre Chancen nicht immer zu nutzen gewusst. Als z.B. die VHS-Kassetten aufkamen, gab es das Angebot an die Kinos, deren Vertrieb exklusiv zu Kino bleibt übernehmen. Das hat man empört zurückgewie- Stefan Arndt, sen, weil man nichts mit Pornos zu tun haben woll- Foto: X Filme te. Das war keine der hellsten Entscheidungen.

Maßstab Mobile Kommunikation und kleine Endgeräte liegen im Trend. Tau- WOLFGANG HIPPE gen die überhaupt für Kinofilme? Mich als begeisterten Kinogänger schreckt allein die Vorstellung, dass jemand einen Kinofilm tatsächlich auf einem Handy angucken Herr Arndt, derzeit scheint Video on Demand der neue Trend auf könnte. Aber es gibt ja Kabel, mit deren Hilfe man das Handy wie dem Markt für Bewegtbilder zu sein. Teilen Sie diese Einschätzung? andere Empfangsgeräte mit einem großen Bildschirm verbinden kann. Video on Demand gibt es ja schon eine Weile. Inzwischen hat sich Beamer sind mittlerweile auch nicht mehr so teuer und produzieren das Angebot erweitert, und die Technik ist besser geworden. Proble- hervorragende Bildqualitäten. Als ich vor kurzem in New York war, me macht aktuell vor allem die Piraterie. Wenn man einen bestimmten hat mein Taxifahrer sein iPhone mit einem Beamer verbunden und Film finden will, sind die ersten drei Seiten auf der Suchmaschine il- die Bilder für mich an eine Hauswand geworfen. Das war beeindru- legale Angebote. Auch sonst hakt es manchmal. Als ich letztens die ckend, auch wenn es natürlich kein Film war. Ich denke, wir müs- Orginalfassung vom „Weißen Hai“ per iPhone gesucht habe, bin sen mit den technischen Möglichkeiten umgehen lernen. ich fast verrückt geworden. Schließlich stellte sich heraus, dass man da eine besondere Schreibweise des Titels bevorzugt hatte, die mir Welche Chancen sehen Sie für Projekte wie „Germany’s Gold“? fremd war. Aber diese Probleme dürften sich absehbar lösen lassen. Ein guter Gedanke, hier die unterschiedlichsten deutschen Produk- tionen zusammenzuführen. Wichtig erscheint mir auch, dass dieses Aus Ihrer Sicht: Schließen sich die parallele Vermarktung eines Angebot nicht exklusiv ist. Das eröffnet den Produzenten eine gan- Films im Kino und über VoD aus? ze Bandbreite von weiteren Verwertungsmöglichkeiten. Warum die Nein. Das Kino ist ja ein Ort, zu dem man sich begibt, um Filme zu Fernsehsender dabei sein müssen, ist eine andere Frage. Aber das sehen. Es hat seine eigenen Qualitäten, auf die wir vertrauen kön- ist wohl eine der deutschen Besonderheiten. Andererseits werden nen. Daneben gibt es viele Menschen, die aus unterschiedlichsten deutsche Streifen aus den 1970er Jahren nicht unbedingt der welt- Gründen keine Möglichkeit zu einem Kinobesuch haben, sei es, weil weite Hit sein. sie krank sind oder nach den Kindern gucken müssen. Oder vor Ort kein Kino haben. Warum sollten wir denen den Film vorenthalten? In den USA haben Videoportale wie Hulu und Netflix begonnen, di- Man könnte den Titel beispielsweise in einem bestimmten Zeitfen- rekt mit Produzenten zusammen zu arbeiten, um eigene Filme und ster für einen etwas höheren Preis per VoD anbieten, vielleicht für Serien herstellen zu lassen. Eine Perspektive auch für Deutschland? 30, 40 Euro. Ein Teil der Einnahmen müsste dann an die Kinos ge- Gerüchterweise soll ja auch Sky neuerdings über die Produktion hen. Wir dürfen den technischen Fortschritt nicht verteufeln. Frü- von Filmen nachdenken. Das ist natürlich für Produzenten immer her gab es ja rigide Sperrfristen zwischen den einzelnen Verwer- interessant, denn es geht um Möglichkeiten, Geld für gute Filme zu- tungsstufen – sechs Monate waren der regulären Filmtheateraus- sammenbringen. Für mich ist allerdings der Kinofilm Maßstab. Ein wertung vorbehalten. Film muss zunächst im Kino sein Geld wert sein.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 13 New Content

Florian Hager ist Hauptabteilungsleiter Neue Medien bei Arte. Mit einem Team von rund 30 Strategie in diesem Bereich von Anfang an sehr aktiv und prioritär ausgerichtet. Leuten setzt er das von Teletext, Apps und Webauftritt bis hin zu Webdokus reichende innovative Crossmedia-Konzept des Senders erfolgreich um. Im Interview mit Oliver Baumgarten stellt er Geht es denn darum, die Marke des Senders weiter auszubauen oder zunächst einmal von das Konzept vor und wagt einen Blick nach vorn. ihr zu profitieren? Florian Hager, Wie bei jedem großen Sender hat auch bei Ar- Foto: Arte te die Webtätigkeit damit begonnen, zunächst die Programme des Senders als Marketingtool Interview Florian Hager zu bewerben und sie als nächsten Schritt dann anzureichern. Über beide Phasen sind wir heute aber längst hinaus. Trotzdem: Von der Marke Arte profitieren wir natür- lich im Netz, wir haben mehr Facebook-Freunde als alle öffent- lich-rechtlichen Sender in Deutschland zusammen. Wir profi- Fernsehen umfassend tieren von ihr, wollen sie aber nicht ausschlachten oder aus- höhlen. Uns geht es wirklich darum, die für das jeweilige The- ma geeignete Form zu finden. Ob das hybrid angelegt ist, parti- zipativ oder als Webdoku erzählt: Für jedes Medium überle- gen wir uns für das jeweilige Thema die geeignete Deklina- tionsform.

Sie unterscheiden online zwischen crossmedialen und trans- Die Online-Aktivitäten von Arte sind umfangreich und durch- weist Frankreich dem Internet eine andere Position zu, es ist medialen Projekten. Wie definieren Sie das? aus populär. Mit welchen mittelfristigen Zielen als Fernseh- ausdrücklich erwünscht, dass auch wir als Sender Genres im Ich bin an sich kein Freund dieser Begriffe, weil sie versuchen sender verfolgen Sie diese kreative Web-Offensive? Internet weiterentwickeln. etwas zu definieren, was sich doch ständig im Fluss befindet. Ich muss vorweg schicken, dass sich unsere Strategie von der Um aber auf die Ziele zu kommen: Arte ist als Marke zwar Aber sagen wir so: Wir setzen im Grunde zwei Arten von Pro- unserer Mutterhäuser vor allem auf deutscher Seite unterschei- sehr bekannt. Geht man jedoch nach reinen Zuschauerzahlen, jekten um. Einerseits solche für den Schirm mit geeigneter De- det, da sich durch unseren Sitz in Frankreich ganz andere Mög- dann muss man zugeben, dass wir in der Lebenswirklichkeit klinationsform im Netz und andererseits weboriginäre Projek- lichkeiten ergeben. Per Staatsvertrag sind Fernsehsender in der Leute weit weniger präsent sind als andere Sender. Des- te mit geeigneter Umsetzung für den Schirm. Die Idealform Frankreich ja nicht nur ermuntert, sondern geradezu verpflich- wegen schauen wir als kleiner Sender, wie unsere Inhalte trotz- aber, die intern mit einem wieder anderen Begriff, nämlich tet, in diesem Bereich aktiv zu sein, schon um die finanziellen dem an die Menschen gelangen und bewegen uns entspre- „Hybrid“ bezeichnet wird, verwebt beide Formen miteinander, Mittel zu erhalten. Im Gegensatz zu Deutschland nämlich chend dorthin, wo sie sich aufhalten. Von daher war unsere so dass das Projekt nur funktioniert, wenn beide Ebenen be-

Filmstiftung NRW trifft Filmstiftung Zürich auch die wesentlich jüngere Zürcher Filmstif- ie Animationsbranche in Deutschland tung hat sich kräftig entwickelt. Aber die eng- Dschwächelt“, sagt Richard Lutterbeck. ste Kooperation zwischen den beiden Regionen Und er zitiert eine Studie, nach der nur rund besteht nach wie vor im Bereich des (kosteninten- neun Prozent des für Animationsprogramm aus- „Auch gute siven) Kinospielfilmes. Seit 2005 werden wech- gegebenen Geldes der öffentlich-rechtlichen selseitig Treffen organisiert – sei es im Rahmen Fernsehsender an einheimische Firmen geflossen Beziehungen Daniel Waser, des Internationalen Filmkongresses in Köln, sei sei. Wie man sich dennoch in einem enger ge- Foto: Zürcher es während des Zurich Film Festival. Und der wordenen Markt behaupten kann, beweist Lut- Filmstiftung Erfolg dieser Bemühungen lässt sich sehen. Es terbeck seit 25 Jahren mit dem Trickstudio Lutter- müssen gepflegt konnten zahlreiche gemeinsame Projekte auf beck in Köln: mit viel Eigeninitiative, einer Por- den Weg gebracht oder gegenseitig in der tion Wagemut und der Bereitschaft, immer wie- werden“ Schlussfinanzierung geholfen werden. Erinnert der neue Wege zu gehen. sei etwa an „Satte Farben vor Schwarz“, „Tannöd“ oder – eben Begonnen hat alles 1987 in einem Kölner VON DANIEL WASER, CHEF DER abgedreht – „Dawn“. Hinterhof. Dort erstellte Lutterbeck politische ZÜRCHER FILMSTIFTUNG Dank des regelmäßigen Austauschs ist bei Produzenten und Cartoons für den „Bericht aus Bonn“. In den Förderung Vertrauen gewachsen, sind Freundschaften entstan- 90er Jahren kamen Aufträge aus der Werbung Zwischen der Zürcher Filmstiftung und der Film- und Medien- den. Dies ermöglicht kurze Wege im Prozess und besseres gegen- hinzu und immer mehr Arbeiten für das Kin- stiftung NRW besteht seit langer Zeit ein reger Austausch, der seitiges Verständnis begünstigt den kreativen Nährboden, wie derprogramm, etwa für „Die Sendung mit der sich in zahlreichen deutsch-schweizerischen Koproduktionen der Blick auf die aktuelle Projektliste zeigt. Maus“. Mit an Bord war regelmäßig Matthias widerspiegelt. Auf ihrem Internationalen Filmkongress lädt die Selbst gute Beziehungen müssen gepflegt und können vertieft Bruhn als Regisseur. Seit dem Jahr 1998 firmie- Düsseldorfer Medienförderung nun erneut zu einem Arbeits- werden. Kontinuität ist dabei entscheidend. Dennoch hat sich ren Lutterbeck und Bruhn als Teilhaber und lunch, zu dem 20 Produzenten aus der Schweiz und NRW er- die Form der Treffen gewandelt. Am Anfang standen klassische Geschäftsführer der Trickstudio Lutterbeck wartet werden. Daniel Waser, Chef der Zürcher Filmstiftung, Koproduktionsanlässe, dieses Jahr sehen wir uns zum „Arbeits- GmbH, die seit 2000 ihre Heimat in Köln-Nip- schreibt im Magazin, was er sich von dem Treffen erwartet. lunch“ CH@NRW, organisiert von Katharina Blum und ihrem pes hat. Hinter einer Toreinfahrt liegen dort in „Schon der gemeinsame Name ‘Filmstiftung’ weist darauf hin: Team. In diesem überschaubaren Rahmen wollen wir uns nicht einem Flachbau ein paar kleine Büroräume, an Zürich und NRW bilden eine Partnerschaft der ersten Stunde. nur für Erfolge auf die Schulter klopfen, sondern auch kritische die sich eine Halle anschließt, in der rund zehn Inzwischen wurde die Filmstiftung NRW als ältere Schwes- Fragen zur Kooperation und weiteren Entwicklung gemeinsa- feste Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze haben. Als terorganisation zur Film- und Medienstiftung ausgebaut, und mer Projekte stellen. Darauf freue ich mich.“ ginge es darum, ein Sinnbild für die Verände- rungen in der Branche darzustellen, sind an die- sem Tag sämtliche Papier-Zeichentische ver- waist. An den Computerplätzen hingegen wer- den Strichwesen lebendig und Mundbewegun- gen von Comic-Figuren in mühsamer Kleinar- beit mit vorproduzierten Sprachaufnahmen syn- chronisiert. „Unsere Schwerpunktkompetenz ist immer noch die Animation“, stellt Geschäftsführer Matthias Bruhn klar. Schweizer und NRW-Förderung Websites im Angebot beteiligt: Jason Isaacs (l.) und Joel Aber das Spektrum der Basman bei den Firma hat sich in den ver- Dreharbeiten zu gangenen zehn Jahren „Dawn“ Ende April in Köln, Foto: deutlich erweitert, zum Bei- Enigma Film spiel hin zur Webseiten-Ge- spielt sind. „Photo for Live“ war im letzten Jahr ein solches So, wie wir im Bereich des Kinofilms ja lange schon erfolg- Niveau eben keinesfalls, billig zu sein. Wir können es uns im Projekt, eine Art Master Class für Fotografen mit Oliviero Tos- reich junge Künstler unterstützen, machen wir es damit also Moment aber leisten, solche großen Webdokus mit Produzen- cani. Der erste Teil, der Aufruf an Interessierte, fand komplett auch im Netz. ten umzusetzen, weil es beim französischen Filmförderfonds im Netz statt, ebenso die Auswahl der Teilnehmer. Mit den CNC einen eigenen Fördertopf für derlei Projekte gibt. Und acht Finalisten wurde dann eine Fernsehserie gedreht und ihre Wird die Idee der Distribution von Inhalten im Internet und so können wir weiter experimentieren und wollen mit der Arbeiten am Ende sogar noch in einer Ausstellung und einem damit auch der Verbreitung einer Marke in absehbarer Zeit Webdoku den nächsten Schritt gehen. Buch präsentiert. Neue Projekte dieser Art entwickeln wir ge- auch für fiktionale Inhalte denkbar sein? rade mit „Alles für die Kunst“ und „Open Opera“, auch hier Die Idee der Distribution, also die Möglichkeit, Inhalte in an- Ist das Internet dem Fernsehen durch sein hybrides Potenzial werden die Internetanteile den Schirm bereichern und umge- dere Communitys hineinzutragen, lässt sich bei Spielfilmen nicht komplett überlegen, weil es alles kann, während das kehrt. aufgrund rechtlicher Probleme natürlich noch nicht so leicht Fernsehen nur linear und ohne Rückkanal funktioniert? umsetzen. Trotzdem wollen wir auch im fiktionalen Bereich Ich glaube nicht, dass es um Verdrängung geht, wenn Sie das Mit diesen Projekten verknüpft sind zwei Plattformen, die Sie weiterkommen und haben zur Zeit etwa mit „The Spiral“ ein meinen, sondern um Ergänzung. Der Fernseher ist heute ein parallel zur Arte-Homepage und der Mediathek Arte+7 be- relativ großes europäisches Projekt in der Entwicklung, in das multimedialer Homecomputer geworden. In Frankreich emp- spielen: Arte Live Web und Arte Creative. Was unterscheidet wir Online-Komponenten einbringen wollen. Nicht, dass wir fangen 25 Prozent der Haushalte ihr Signal bereits über die beiden? den Film dann online komplett zeigen könnten. Wir wollen ADSL, also über das Internet. Wenn die ihren Fernseher an- Arte Live Web ist eine Plattform für Livemusik, für die wir ei- ihn zunächst in anderer Deklinationsform begleiten. machen, öffnet sich ein Menü. Und darin kann ich auswählen gens produzieren und zwar mit Partnern zusammen. Das sind unter Videotheken, Online-Kanälen, Audio- und Videofiles – Opernhäuser, Konzertveranstalter oder andere Anbieter, von Das netzoriginäre Format der Webdoku hat Arte als eine der alles Mögliche wird mir da angeboten. Und eben auch, irgend- denen wir die Ausstrahlungsrechte der Konzerte im Netz er- ersten in Europa umgesetzt und dafür immer wieder auch wo ganz unten, das lineare Fernsehen. Und dort, irgendwo werben. Das Live-Signal aber wollen wir gar nicht exklusiv Preise gewonnen, „Prison Valley“ zuletzt den Grimme Online auf Position 385, kommt dann Arte. Das ist die Realität, damit zeigen, sondern distribuieren es zusätzlich, das heißt, wir ge- Award. Wie zukunftsträchtig ist dieses Format? muss ein Sender umgehen. Das heißt aber nicht, dass das Fern- ben es weiter an ausgesuchte Plattformen, von denen wir glau- Wir haben mit den Webdokus sehr positive Erfahrungen ge- sehen abgelöst wird vom Internet. Seine Anziehungskraft mit ben, dass es dort auf interessierte Leute trifft, etwa die Opern- macht, auch wenn sie nicht zu den Projekten mit den höchsten den Möglichkeiten, Events zu generieren – davon hängen wir häuser selbst oder andere potenzielle Partner. Abrufzahlen unserer Seite gehören. Für uns sind Webdokus auch im Online-Geschäft immer noch direkt ab. Wir müssen Die Idee hinter Arte Creative geht einen Schritt weiter. Da Innovationsarbeit, die stets weiter fortschreitet. Zum Beispiel die Inhalte heute nach drei Nutzungsformen auffächern: den sind wir nicht mehr Produzenten, sondern gewissermaßen Ku- lassen wir uns gerade von Seiten der Games inspirieren, denn großen Bildschirm, den Tablet-Computer und das Mobiltele- ratoren. Wir geben dort kreativen Menschen den Raum, sich wichtig ist, dass die Webdokus partizipativer werden. Zur Zeit fon. Und diese Endgeräte kommunizieren miteinander – also mit eigenen Arbeiten zu präsentieren. Wir als Redaktion wäh- sind viele unserer Webdokus zwar enorm aufwändig, aber müssen wir Inhalte konzipieren, die „kommunizieren“. Am len Arbeiten aus und erwerben ihre Online-Rechte. Die Idee noch sehr geschlossen. Eine Arbeit wie „Prison Valley“ ist Ende aber bleibt das alles trotzdem immer irgendwie Fernse- besteht also darin, Inhalte von Usern zu veröffentlichen, das vom Aufwand her kaum günstiger als ein großer Dokumen- hen. Ich denke, wir müssen lernen, diesen Begriff einfach um- Ganze aber mit der Marke Arte redaktionell einzuordnen, oh- tarfilm. Ausschließlich fürs Netz produzieren heißt auf diesem fassender zu verstehen. ne derjenige zu sein, der das produziert bzw. in Auftrag gibt.

Das Kölner Tickstudio Lutterbeck erhielt im April im Rahmen men. Den Grund dafür sieht Richard Lutter- Animationsproduktionen fürs Fernsehen we- beck auch in der Konkurrenz der ausländi- nig Entwicklungspotenzial. Richard Lutter- der Förderung Innovative Audiovisuelle Inhalte der Film- schen Firmen, denen es in Deutschland mög- beck: „Wir bewegen uns in Richtung Apps lich sei, mit ihren Angeboten direkt an die Sen- und Spiele. Es wäre toll, wenn wir als unab- und Medienstiftung NRW Unterstützung für eine App, der heranzutreten. Im Ausland hin- hängiges Studio enger in Kontakt kämen mit die im Haus entwickelt wird. Damit sind die Trickfilmer gegen, etwa in Frankreich, sei für unabhängigen Spielentwicklern und -publis- deutsche Anbieter ein inländischer hern. Ich kann mir gut eine beispielhaft für crossmediales Erzählen. Koproduzent vorgeschrieben. Ve r n e t -

Porträt Trickstudio Lutterbeck

Apps als zung mit Molly als App Games-Entwicklern und -Distribu- toren vorstellen. Für so etwas sind wir offen.“ Neben TV-Auftragsarbeiten entstehen Konsequenz im Trickstudio Lutterbeck auch regel- „Nicht lustig“-Pilot VON CHRISTIAN SEEBAUM mäßig eigene Projekte wie Kurzfilme oder die internationale Koproduktion „Ted Siege- Offen und höchst erfreut war man im Trick- r’s Molly Monster“. „Molly Monster“ lief als studio Lutterbeck auch, als im vergangenen 52teilige Serie im RBB-„Sandmännchen“ und Jahr aus heiterem Himmel ein Comiczeichner als halbstündiges Weihnachts-Special im Ki- anfragte, ob man nicht gemeinsam seine Car- no. Und jetzt schicken die toons zu einer Serie animieren wolle. Denn staltung. „Spiolino“ hieß die mehrfach ausge- dem sie elternunabhängig arbei- Kölner die kleine Monsterin dieser Zeichner war kein Geringerer als Jo- zeichnete – mittlerweile eingestellte – Online- ten können. Das heißt, die An- auch noch auf andere Wege: scha Sauer, Schöpfer der erfolgreichen „Nicht Community für Kinder von acht bis elf Jah- imationen und Interaktionen Von der Film- und Medienstif- lustig“-Comics – „vier Millionen verkaufte ren, die Bruhn und Lutterbeck 2002 auf eige- auf diesen Seiten sind genau für tung mit 15.000 Euro geför- Bücher und Merchandising ohne Ende“ – mit ne Initiative hin aufbauten. Auf spielerische diese Zielgruppe produziert dert, entsteht eine Molly-App absurdem schwarzen Humor für Erwachsene. Weise führte die Seite die jungen Erstnutzer worden.“ Mittlerweile generiert für Smartphones und Tablet- Mittlerweile ist die Arbeit an einer Pilotfolge an das Internet heran – und blieb auch von der Bereich Internet/Neue Me- Richard Matthias Bruhn, Computer, zudem ist ein Mol- im Gang, und die Spannung steigt, wo sich der Redaktion der „Sendung mit der Maus“ dien 25 bis 30 Prozent des Lutterbeck Fotos: Trickstu- ly-Kinofilm in Vorbereitung. am Ende für das ungewöhnliche, komplett in nicht unbemerkt. Es folgten Aufträge für die Trickstudio-Umsatzes, der Rest dio Lutterbeck „Wir haben uns nie als reine eigener Vorleistung durchgeführte Projekt ei- Neugestaltung der Maus-Website, außerdem kommt aus Film- und Fernseh- Filmproduktion gesehen“, ne Heimstatt finden wird, konventionell im entwickelte das Trickstudio die Elefanten-Sei- produktionen, darunter Verfilmungen von sagt Geschäftsführer Matthias Bruhn, „die TV oder doch in neuen Medien. Im Herbst te sowie KiKAninchen für den Kinderkanal. Kinderbüchern etwa von Wolf Erlbruch, To- Entwicklung zu Apps ist für uns nur eine na- steht Lutterbeck, Bruhn und Sauer erst mal „Wir haben fast jede wichtige öffentlich-recht- ny Ross, Axel Scheffler oder Jutta Bauer. türliche Konsequenz“. Doch räumt er ein: ein weiteres Abenteuer mit ungewissem Aus- liche Preschool-Kinderseite produziert“, „Auf der technischen Ebene ist das schon sehr gang bevor: Dann wollen sie Geld für die Konkurrenz aus dem Ausland sagt Richard Lutterbeck. „Da komplex. Die Produktionswege sind kom- Entwicklung der „Nicht lustig“-Serie per geht es darum, Kindern, die noch Doch es wird immer schwieriger für deutsche plett andere und die Vernetzung mit anderen Crowdfunding einsammeln. nicht lesen und schreiben können, Animationsfirmen, Aufträge von den öffent- Firmen muss noch breiter sein.“ Bruhn und > www.trickstudio.de ein Angebot bereitzustellen, mit lich-rechtlichen Fernsehsendern zu bekom- Lutterbeck sehen bei den konventionellen

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 15 Mediensommer NRW

Im Juni häufen sich in NRW die Medienevents aus den verschiedensten Bereichen. Das Magazin stellt die wichtigsten Veranstaltungen des Mediensommers vor und spricht mit ihren Machern.

12.-14. Juni Anga Cable – Business-Plattform für Breitband und Content 13. Juni Factual Entertainment Summit in den MMC-Studios 13.-19. Juni Entertainment Master Class (Comedy und Sitcom, zum ersten Mal in NRW) 13.-14. Juni Emmy Judgings in den Kateg- orien Schauspiel, Drama Series, Comedy, Current Affairs 16. Juni Verleihung des Deutschen Kamerapreises 18.-20. Juni Medienforum.NRW in der koelnmesse 18.-20. Juni Internationaler Filmkongress: Digitale Distribution, Entertainment und New Content 20. Juni Verleihung des Grimme Online Awards 20.-24. Juni C’n’B Convention und c/o pop Festival 25.-27. Juni 5. Deutsche Welle Global Media Forum 26. Juni 13. Breitband-Forum KölNRW

Auch die Kölner Messe ist im Mediensommer NRW Treffpunkt der Medienszene, Foto: Archiv Anga Cable

Messe Anga Cable: Europas größte Business und Video on Demand – Chance oder Risiko für das media aus Portugal und Japan Cable Television Engi- W Plattform für Breitband und Content klassische Fernsehen?“ werden Michael T. Fries von neering Association. Liberty Global, Adrian von Hammerstein von Kabel Die acht Strategie-Panels der Anga Cable behandeln Broadband meets Deutschland, MDR-Intendantin Karola Wille, Tele- unter anderem die Themen Video on Demand, Smart Content kom-Marketingchef Christian Illek, Sky-Vorstandschef TV, Multiscreen Solutions, IPTV, Connected Home, Brian Sullivan sowie Vertreter von ProSiebenSat.1, As- Catch-Up TV, Stadtnetzbetreiber, Wohnungswirt- tra und Google den Stand der Dinge diskutieren. schaft sowie aktuelle Fragen des Medien- und Tele- Die Messe Anga Cable in Köln gilt als Europas größ- Auf dem anschließenden Breitbandgipfel unterhalten kommunikationsrechts. Themen wie Glasfaser, Hy- ter Branchentreff für Breitband und Content. Auch in sich Wilhelm Dresselhaus von Alcatel-Lucent, Robert brid-TV, Next Generation Services, IPv6 und Cloud diesem Jahr rechnet der Veranstalter, der Verband der Hoffmann von 1&1 Internet, Iris Henseler-Unger von Services kommen im Rahmen der Panels ebenfalls zur Kabelnetzbetreiber Anga, mit einem Rekordergebnis: der Bundesnetzagentur, Christian Illek, Deutsche Tele- Sprache. Rund 440 Aussteller und über 15.000 Fachbesucher kom, Dietmar Schickel von Tele Columbus, Lutz Schü- „Unsere Marktpartner sind in erster Linie die Ver- aus aller Welt werden vom 12. bis zum 14. Juni in der ler von Unitymedia, Theo Weirich von Wilhelm.tel markter von Content, nicht die Hersteller“ erklärt Domstadt erwartet. Schwerpunkte des Kongresses und Anga-Präsident Thomas Braun über die Frage: Charissé, „allerdings ist die Messe auch eine gute Platt- werden Smart TV, hybride Netze, Video on Demand, „Kabel, Glasfaser und LTE – Wie geht es weiter mit form, um sich zu den wichtigen Trends bei der Distri- IPTV und Connected Home sein. dem Breitbandausbau?“. bution zu informieren. Dazu kommt, dass die Vertrags- „Wir haben uns dieses Jahr ausdrücklich ein Motto ge- Der neue, englischsprachige „International Technolo- beziehungen zwischen TV- und Filmproduzenten und geben: Broadband meets Content“, sagt Peter Charis- gy Summit“ stellt am zweiten Messetag die Strategien Netzbetreibern zunehmend direkt entwickelt werden. sé, Geschäftsführer der Anga. Er betont: „Es gibt im- und Technologien für das Connected Home, die Ver- Das bedeutet, dass die Anga Cable auch für Produzen- mer mehr Programmveranstalter, die Zugang zur netzung von Unterhaltungselektronik und Haustech- ten als Networking-Plattform interessant ist.“ Netzverbreitung wünschen. Diese beiden Gruppen nik, in den Mittelpunkt. Die Teilnehmer sind Vertreter Der Besuch der Fachausstellung kostet 22 Euro für wollen wir zusammenführen.“ von Arris, ComHem aus Schweden, Kabel Deutsch- drei Tage. Kombinierte Messe- und Kongresstickets Zu den Programmhöhepunkten gehören die drei Gip- land, Liberty Global, NDS, SCTE, Time Warner Ca- können zu Preisen ab 95 Euro erworben werden. felveranstaltungen: Zum Fernsehgipfel „Smart TV ble aus den USA, YouSee aus Dänemark, ZON Multi- > www.angacable.com

Interview Peter Charissé, Geschäftsführer der Anga, des Verbandes Deutscher Kabelnetzbetreiber Neue Player aus der Online-Welt

Was sind zurzeit die wichtigsten Themen Auf der anderen Seite befürchten die Inhalteanbieter, der Kabelbranche? dass sie durch Anbieter von Infrastruktur überflügelt Nach einer langen Vorlaufzeit erleben wir werden. derzeit, dass Fernsehen und Internet tat- Das genannte Beispiel HDTV spricht dagegen. Wir sehen sächlich auf dem Fernsehbildschirm zu- vielmehr eine Bedrohung durch neue Player aus der On- sammenwachsen. Die entsprechenden linewelt. Klassische Programmveranstalter und klassi- Peter Charissé Endgeräte und Anwendungen finden Ein- sche Netzbetreiber sollten daher näher zusammenrücken, gang in den Massenmarkt. Dafür steht der um gemeinsame Antworten zu entwickeln. Die bestehen- Begriff Smart TV, der zugleich ein Schwer- den Kooperationen sollten ausgebaut werden. Wenn punktthema unserer Kongressmesse ist. rechtzeitig intelligente, attraktive Produkte geschnürt Ein Dauerbrenner ist der Breitbandausbau in Gebieten, werden, können sich die deutschen Player sowohl in der die noch keinen Zugang zu schnellem Internet haben: Wel- linearen als auch in der Online-Welt behaupten. che Rolle spielen Kabel- und Glasfasernetze, welche Rolle LTE, also das neue mobile schnelle Breitband, und wie se- Zur Anga Cable sprechen Sie nicht nur Ihre Verbandsmit- hen die verschiedenen Optionen der Kabelnetzbetreiber glieder an, sondern auch Ihre Mitbewerber? oder auch der Deutschen Telekom aus? Und eine Frage, Unsere Kongressmesse ist eine offene Plattform für alle die die Netzbetreiber und Programmveranstalter gleicher- Breitband-, Technik- und Inhalteanbieter. Dazu passt un- maßen beschäftigt: Wie wird der Eintritt der großen Onli- ser diesjähriges Motto „Where Broadband meets Con- ne-Player wie Google und Apple in die europäischen TV- tent“. Beide thematischen Standbeine spiegeln sich auch Märkte aussehen? in der Besetzung unserer Kongresspanels wider.

Für welche Positionen setzen Sie sich ein? Wo sehen Sie die größten Chancen und Herausforderun- Seit 2008 vertritt unser Verband die gesamte Kabelbranche gen für die Branche? in Deutschland, und wir bringen uns neben den Medien- Im Breitbandinternetmarkt haben wir in den letzten Jah- themen verstärkt bei den aktuellen Telekommunikations- ren enorme Fortschritte gemacht. Die Kabelbranche hat fragen ein. Und das besonders beim Breitbandaufbau mit zuletzt im Segment Breitbandinternet mehr Neukunden dem Hinweis, dass es hier nicht zu Wettbewerbsverzerrun- gewonnen als die Deutsche Telekom und ihre Festnetzbe- gen kommen darf. Ein weiteres wichtiges Thema ist das werber zusammen. Wir sind damit der stärkste Treiber Verhältnis zwischen Infrastruktur und Content im Allge- im Breitbandmarkt. Die Herausforderung, die sich nun meinen, also die Frage nach der Aufteilung der Wertschöp- anschließt, ist die Weiterentwicklung unserer Medienan- fung, die gegenüber den Endkunden erzielt wird. Hier se- gebote. Ein Beispiel ist Video on Demand. Da wir alle hen wir durchaus Gefährdungen, dass das Verhandlungs- mit Kabelfernsehen gestartet sind, – noch heute nutzen gewicht der Programmveranstalter und Rechteinhaber im- 18 Millionen Haushalte Kabel, also 50 Prozent aller deut- mer mehr zunimmt. Das haben bereits die Verhandlungen schen Fernsehhaushalte –, muss dieses Basisangebot mit um das Hochauflösende Fernsehen (HDTV) gezeigt. Hier Mediatheken und zeitversetztem Fernsehen weiter attrak- treten wir als Verband besonders dafür ein, dass der Wert tiv gehalten werden. Eine große Herausforderung wird der Infrastrukturleistungen, die die Netzbetreiber erbrin- dabei die Benutzerfreundlichkeit sein. Das gilt nicht zu- gen, Bestand hat, und dass das etablierte Geschäftsmodell letzt für unsere Partner in der Endgeräteindustrie. nicht auf den Kopf gestellt wird. Unsere Kernforderung ist hier die Gleichbehandlung mit der Satellitenverbreitung und DVB-T: Die Programmveranstalter müssen sich an unseren Infrastrukturkosten angemessen beteiligen. Besucher auf der letzten Anga Cable, dem größten Branchentreff für Breitband und Content, Fotos: Anga

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 17 Entertainment Master Class

Entertainment Master Class ren, Produzenten, Redakteure, Vertriebshändler oder Werber te wie „Cheers“, „King of Queens“ und „Two and a Half aus kleinen wie großen Unternehmen. Die Bandbreite der Teil- Men“ vertrat. Ebenfalls vor Ort sein wird mit Humphrey Bar- Gute Unterhaltung nehmer wird bewusst groß gehalten, um die Erfahrungen von clay jener Produzent, der die späteren Monty-Python-Mitglie- Käufer- wie Verkäuferseite, von Markt- wie Macherseite zu in- der zusammenbrachte. Gemeinsam mit Christian Munder, Vom 13. bis zum 19. Juni wird erstmals ein Modul der Enter- tegrieren. Die Zielgruppe für die Master Class besteht dabei Comedy-Chef bei der Hürther Sony Pictures FFP, und dem tainment Master Class in Köln stattfinden. In der Gerling-Vil- eher in bereits erfahrenen Profis. So waren die Teilnehmer britischen Regisseur und Produzenten Marcus Mortimer wird la in Köln-Marienburg erwartet maximal 30 Teilnehmer aus 2011 im Durchschnitt 36 Jahre alt und konnten auf eine zehn- er eine „Live Script Editing“-Session durchführen, also vor der ganzen Welt ein intensives Programm, das um die Modul- jährige Berufspraxis zurück blicken. dem Plenum mit dem entsprechenden Autoren dessen Dreh- schwerpunkte „Sitcom and Comedy“ herum konzipiert wur- buch besprechen. Neben solch eher experimentelleren und ei- de. Es ist der erste von vier Blöcken, die von den Teilnehmern Große Namen in Köln nigen interaktiven Unterrichtsformen steht aber auch der sim- im Laufe der kompletten Master Class in diesem Jahr absol- Das Prinzip der Entertainment Master Class beruht ihrem ple Vortrag auf dem Stundenplan. viert werden. Es folgen im Juli „Reality and Factual Entertain- Namen entsprechend darauf, im Austausch mit „Meistern“ Über 100 Experten aus der ganzen Welt und aus unterschied- ment“ in Tel Aviv, im August „Gameshows and Games“ in neue Anstöße zu gewinnen und aus ihrer Erfahrung zu ler- lichen Branchenbereichen haben ihre Erfahrung bereits in den Berlin sowie im November das Modul „Entertainment Ma- nen. Welche Bedeutung die Entertainment Master Class nach Dienst der Master Class gestellt – in erster Linie als Dozenten, nagement“ in Kapstadt. nur vier Jahren in der internationalen Branche bereits genießt, aber auch als Tutoren und Mentoren, in deren Funktion sie Die Entertainment Master Class wurde 2008 gegründet und beweist auch ein Blick auf jene „Meister“, die beispielsweise mit Teilnehmern weit über die Module hinaus zusammen ar- hat ihren Sitz als gemeinnützige GmbH in Berlin. Aus der inter- jetzt in Köln unterrichten. Jon Plowman etwa, der ehemalige beiten. Und auch so mancher Alumnus wird erneut eingela- nationalen Entertainment-Industrie heraus entwickelte sich Comedy-Chef der BBC und Entdecker von Ricky Gervais den – dann allerdings selbst als Dozent. Es ist dieses entstehende diese nach eigenen Angaben erste Entertainment-Akademie und Hugh Laurie, spricht über das angesichts der genannten Netzwerk, auf das die Entertainment Master Class in Zukunft mit dem Ziel, einen weltweit vernetzten Branchen-Think-Tank Komödianten sicher passende Thema „When Is It Not Accep- bauen möchte, und das idealerweise auch zu einem guten Teil in für Unterhaltungsfernsehen zu gründen. Für die Meisterklas- table?“. „Little Britain“-Produzent Geoff Posner wird ebenso in Köln, der Hauptstadt des deutschen Entertainments. se bewerben können sich jährlich Programmmacher, Auto- Köln sein wie Norman Kurland, dessen Agentur einst Forma- > www.entertainment-masterclass.tv

Christoph Fey ist Geschäftsführer der Entertainment Master Class. Im Interview mit Oliver te sicherlich keine synchronisierte israelische Serie gesendet. Baumgarten stellt er das internationale Projekt mit Sitz in Berlin vor und erzählt, inwieweit Köln Also haben sie die Format der Serie aus Israel erworben und „In Treatment“ selbst umgesetzt. Dieser Formathandel hat die in Zukunft eine noch wichtigere Rolle darin spielen könnte. Entwicklung des gesamten Unterhaltungsgeschäfts wesent- lich verändert. Daher spielt der Formathandel auch bei der Master Class eine große Rolle. Entertainment Master Class Ist das Formatdenken die eigentliche Gemeinsamkeit von „Entertainment“? Das Formatdenken gehört zum Unterhaltungsgeschäft, aber das Unterhaltungsgeschäft ist weit mehr als nur Formatden- ken. Mit Definitionen ist es ohnehin so eine Sache: Wenn Sie Köln stärker einbinden einen Engländer, einen Amerikaner und einen Deutschen fra- gen, was „Entertainment” ist, bekommen Sie womöglich drei vollkommen unterschiedliche Antworten. In der deutschen Produzentenallianz zum Beispiel wurden anfangs die Sektio- nen für Film, Fernsehen und Entertainment geschaffen – aus vollkommen nachvollziehbaren Gründen. Ein Engländer hat Mal kurz und knapp gefragt: Warum eine En- Inzwischen schicken sogar Agenturen Teilnehmer zu uns. Je mich damals belustigt gefragt, seit wann hier Fernsehen kein tertainment Master Class? vielfältiger die Klasse, desto besser. Insofern wählt unsere Entertainment sein soll. In den USA wird Entertainment oft Wie der Name schon sagt: Es geht um „Enter- Auswahlkommission nicht nur allein die Besten aus, um sich in „Scripted“ und „Non-Scripted“ unterteilt. Bei den derzeiti- tainment”, die schnöde Unterhaltung. Und mit den „Meistern“ ihres Fachs auf Augenhöhe austauschen gen Modulen der Entertainment Master Class fällt „Game schaut man sich unter den internationalen Bil- zu können, sondern achtet auch darauf, dass die Klasse die Shows and Games” und „Reality and Factual Entertainment” dungsangeboten im Medienbereich um, dann Vielfältigkeit des Marktes möglichst widerspiegelt. Die Eigen- auf den ersten Blick in das Feld „Non-Scripted”. Anders ver- Christoph Fey, fällt auf, dass das eigentliche Entertainment heit des Unterhaltungsgeschäfts besteht ja eben auch darin, hält es sich beim Modul „Sitcom and Comedy”, das sowohl Foto: Entertain- Business eigentlich über keinen eigenen Ort dass dort das Künstlerische und das Geschäftliche tatsächlich „Non-Scripted Comedy” als auch „Scripted Sitcom” umfasst ment Master Class verfügt, an dem es seine Talente ausbilden zusammen kommen – und deshalb sollen auch beide Seiten und damit etwas aus dem Rahmen fällt. oder an dem es frei Ideen austauschen könnte. in der Master Class vertreten sein. An den Filmschulen – an den deutschen sowieso – wird vom Warum haben Sie es dennoch integriert? Dokumentarfilm bis zum Spielfilm alles gemacht, aber Enter- Geht es im Grunde darum, Prin- Weil es auch für die Bereiche Comedy und Sitcom kaum tainment hat dort bislang keinen Platz gefunden. Letzten En- zipien erfolgreicher Formate zu Weiterbildungen gibt. Im Grunde aber fischt man hier in ei- des ist an den Filmhochschulen vieles auf die Welt der Film- verstehen? nem ganz anderen Teich. Deshalb denken wir auch darüber förderung ausgerichtet. Schon wenn es um die Finanzierung Es hat sich im letzten Jahrzehnt nach, ob wir nicht – neben der Entertainment Master Class geht, lernen die Studenten, Förderanträge zu stellen. Das ist ja ein weltweiter Formathandel – eine ganz eigenständige Comedy Master Class aufbauen auch nicht ganz falsch, so ist eben die Welt des Kinofilms in entwickelt – ein Handel, mit wollen. Die Entertainment Master Class ist in den ersten Europa. All das aber hat nicht wirklich viel mit dem Geschäft dem übrigens nicht nur die vier Jahren seit ihrer Gründung wie ein Wanderzirkus des Unterhaltungsfernsehens zu tun. Und obwohl sich in den üblichen Verdächtigen in den rund um die Welt gereist. Das war sicher auch gut so, um letzten Jahren auch in Europa immer mehr große Unterhal- großen Unterhaltungskonzer- sie weltweit bekannt machen zu können. Aber es wird nun tungsproduktionsunternehmen gebildet haben, blieb doch die nen viel Geld machen. Gute For- auch Zeit, an ein festes Zuhause zu denken. Und Möglichkeit einer eigenen Ausbildung in diesem Geschäft auf mate können von überall kom- Köln ist allemal ein guter Ort für eine eigene Come- der Strecke. Daher kamen 2008 einige führende Köpfe des men – und es wird auch überall dy Master Class. Dafür möchten wir natürlich alle Unterhaltungsfernsehens zusammen und gründeten die En- nach ihnen gesucht. Der Format- vor Ort nach und nach einbinden. In diesem Jahr tertainment Master Class. handel hat gerade auch jenen haben wir einige Plätze in der Master Class Ländern, denen das zuvor ver- freigehalten, die wir an Unternehmen Wer genau darf denn teilnehmen? wehrt war, die Möglichkeit ge- aus Nordrhein-Westfalen vergeben Das Spannende ist, dass die Entertainment Master Class kei- geben, ihre Entwicklungsleis- wollen, damit sie sich ein eigenes ne reine Autoren-, Entwickler- oder Produzentenklasse ist tungen zu einer handelbaren Bild machen und die Master Class und auch keine reine MBA-Managerklasse sein will. Viel- Ware zu machen. Das, was als ihre begreifen können. Eine ei- mehr soll sich in ihrer Meisterklasse all das wieder finden, ehedem mit Formaten für gene Comedy Master Class in was das Unterhaltungsgeschäft ausmacht, all die verschiede- Game Shows und Reality Köln kann ich mir jedenfalls gut nen Köpfe, die zusammen kommen müssen, um eine Idee in Shows anfing, hat inzwi- vorstellen. die Tat umzusetzen. Wir haben inzwischen nicht nur Teilneh- schen alle Programmgat- mer aus allen Kontinenten, sondern auch aus unterschied- tungen erreicht, von der lichen Märkten. Wir haben nicht nur Programmmacher – die Comedy sogar bis Entwickler, Produzenten und Sender – wir haben auch Ver- zum Drama. Comedy made in NRW: triebshändler, die Ideen auf den internationalen Markt tragen. HBO etwa hät- Bülent Ceylan, Foto: RTL Medienforum.NRW

Seitdem das Internet Anfang der 1990er Jahre für den freien Datenverkehr geöffnet wurde, haben wir uns an sein schnel- les und kontinuierliches Wachstum gewöhnt. Die digitalen Ströme gehören mittlerweile zum Alltag, die Grenzen zwi- schen den Medien verschwimmen allmählich. Zugleich sind die zirkulierenden Datenmengen immens gestiegen – allein das Datenvolumen im deutschen Breitband hat sich seit 2008 auf gut 4,3 Milliarden Gigabyte fast verdoppelt. „Alles ist di- gital und wird vernetzter, mobiler, offener“, kündigt das Me- dienforum.NRW sein diesjähriges Thema an. Vom 18. bis 20. Juni wird man sich in Köln dieser „schönen, neuen Me- dienwelt“ widmen und fragen, wie sie sich anfühlt – für die Medien selbst, für die Politik und die Bürger. Wird es bei- spielsweise in Zukunft noch so etwas wie Privatsphäre geben? Nicht erst seit dem Börsengang von Facebook stellt sich die Frage nach den Folgen des Geschäftsmodells „Social Web“. Zudem nutzt mittlerweile fast jeder zweite deutsche Mobile- Nutzer das Internet mobil, Tendenz steigend. Ob mit dem Mehr an medialen Angeboten – lokal, mobil, sozial – die Me- diennutzung auch an Kontext und Nachhaltigkeit, also an „Tiefe“ gewinnt, ist allen Blogs zum Trotz umstritten. Bei den Mainstream-Medien herrscht jedenfalls ein Trend zur Skan- dalisierung und Boulevardisierung, meint der Kultursozio- loge Armin Nassehi, der selbst schon mal als „Gottschalk des Wissenschaftsbetriebs“ firmierte. Nassehi ist überzeugt, dass „über die Medien nicht in den Medien entschieden wird, sondern im Publikum“. Nicht wegen der Quote, sondern „im Hinblick darauf, was anschlussfähig“ und damit über- haupt kommunizierbar ist. Aus seiner Sicht hat die Soziolo- gie jedenfalls die Realität der Mediengesellschaft noch nicht hinreichend zur Kenntnis genommen. Auf dem Medienfo- rum wird er dazu sprechen. Grenzen des Wachstums? Ob die digitale Infrastruktur und damit das Netz der andau- ernden Dynamik technisch gewachsen ist, ist neuerdings ein Medienforum.NRW 2012 heißes Thema. Reichen die Bandbreiten im Kabel für die immer kapazitätsintensiveren Dienste wie YouTube-Videos, Livestreams oder Skype und die Verbreitung von Bewegtbil- dern auf Dauer? YouTube will seine Videoplattform ausbauen. Web-TV ist zunehmend präsent. Video on Demand-Dien- ste wie Maxdome, Amazon, Hulu oder Netflix sind im Ge- schäft. Auch die Zahl der digitalen Kanäle des traditionellen Vernetzt, mobil, offen Fernsehens wächst. Wie groß der Hunger nach bewegten Bildern ist, zeigt die Episode Megaupload. Als die Site abge- schaltet wurde, verzeichneten die einschlägigen Statistiken weltweit einen signifikanten Rückgang der Web-Aktivitäten. Andererseits drängen auch die Zeitungsverlage ins Social Web und bauen ihre Apps aus. Mehr als die Hälfte der iPad-Be- sitzer ruft bereits täglich oder fast täglich eine Zeitungs-App auf. Ein Panel des Forums wird sich den vielleicht bevorste- zon und Google demnächst eigenen Content produzieren damit Fragen auf, die längst nicht mehr über nationale Ge- henden Staus auf der Datenautobahn widmen und prüfen, und via Netz verbreiten, wird das die Fernsehwirtschaft ver- setze allein zu regeln sind. Das Medienforum widmet diesen wie ernst die Hinweise auf (zu) enge Kapazitäten zu neh- ändern? Die Formatierung macht auch vor dem Radio nicht komplexen Zusammenhängen zwei Panels. men sind. halt. „Die Radioretter. Die Initiative für Kultur und Rund- Zu den Referenten des Medienforums 2012 gehören u.a. funk“ sorgen sich gar um den Bestand des Kulturradios. Alexander Kluge, Peter Schaar (Bundesbeauftragte für In- Formate, Formate Schließlich schwebt über allen Medien die Frage, wie glaub- formationsfreiheit), Bundesjustizministerin Sabine Leu- Die Zukunft der bewegten Bilder im Fernsehen ist gleich mehr- würdig der Journalismus der Zukunft sein wird. Wenn sich theusser-Schnarrenberger, Christian Stöcker (Spiegel onli- fach Thema des Medienforums. „Content is King“ ist ein al- die Grenzen zu Public Relations auflösen und das Format ne), Eva Maria Michel (WDR), Prof. Bernd Gäbler, Alain ter Slogan, ein Hinweis auf die Bedeutung von Qualität und auch Inhalte formatiert, leidet die Qualität von Information. Clert (Canal Plus), Marc Schröder (RTL interactive), Ste- Exklusivität eines Programmangebots. „Schräg, skurril, ver- phan Scherzer (Verband Deutscher Zeitschriftenverleger), Urheberrecht, Datenschutz und Oligopole blüffend anders“ pointiert dagegen eine aktuelle Headline Heiko Zysk (ProSiebenSat.1), Jan Philipp Albrecht, MdEP, die Qualitäten des Web-TV. Zugleich haben gängige Scrip- Zur Zeit tobt der Kampf ums Urheberrecht. Dabei geht es Gunnar Bender (Facebook Germany), Mercedes Bunz, Jür- ted-Reality-Angebote den deutschen Fernsehmarkt in den nicht nur um Fragen, wie Kreative zu einer angemessenen gen Doetz (VPRT), Katja Hofem (sixx), Lutz Marmor vergangenen Jahren nachhaltig verändert. Hat das Format Honorierung ihrer Leistungen kommen oder wann ein Werk (NDR), Lutz Schüler (Unitymedia) und Brian Sullivan schon seinen Zenit erreicht? Oder steht eine weitere Forma- Gemeingut wird. Seit die europäischen und US-amerikani- (Sky). tierung der Programme an? Was wird vor diesem Hinter- schen Vorhaben PIPA, ACTA, SOPA oder CISPA die Nut- grund in Zukunft als Qualitätsfernsehen gelten? Welche Rolle zung des Internets beschränken wollen, vermischen sich Copy- > Das Programm des Internationalen Filmkongresses, spielt im digitalen Zeitalter dabei das Publikum? Das ZDFneo right-Fragen mit staatlicher Überwachung und drohenden den die Film- und Medienstiftung NRW im Rahmen des TVLab hat über neue Formate abstimmen lassen und sie Eingriffen in Grundrechte. Zur Disposition steht auf einmal Medienforum.NRW veranstaltet, finden Sie auf Seite 9. dann ins Programm genommen. Wenn Plattformen wie Ama- auch der Datenschutz. Die „schöne, neue Medienwelt“ wirft > www.medienforum.nrw.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 19 Deutscher Kamerapreis

Alle Nominierungen Stefan Unterberger für „Die Draufgänger: Kategorie Dokumentarfilm/Dokumentation Kategorie Fernsehserie Uneasy Rider” Victor Kossakovsky für „¡Vivan las Antipodas!” Mathias Paduch für „Allein gegen die Zeit: Tanja Häring für „Kauf mich! – Buy me!” Vierzehn Uhr” Kamera Michael Tötter für „Großstadtrevier: Neues Ich” Stefan Neuberger für „Meanwhile in Mamelodi” Darius Simaifar für „SOKO Köln: Kategorie Kurzfilm Kategorie Kinospielfilm Markus Winterbauer und Börres Weiffenbach für Der letzte Einsatz” Frank Lamm für „Die Unsichtbare” Carlo Jelavic für „A long and lonesome road” „Raising Resistance” Kategorie Kurzfilm Peter Przybylski für „Fenster zum Sommer” Christian Stangassinger für „Apele Tac (Silent Ri- Daniel Scheuch für „Ausreichend” Markus Förderer für „Hell” ver)” Jonas Brandau für „Heartwork” Fred Kelemen für „The Turin Horse” Peter Matjasko für „Von Hunden und Pferden” Schnitt Lotta Kilian für „Wir sterben” Kategorie Bericht/Reportage Kategorie Fernsehfilm/Dokudrama Kategorie Kinospielfilm Norajr Stepanjan für Alexander Fischerkoesen für „Der Chinese” Kategorie Bericht/Reportage Jens Klüber für „Die Unsichtbare” „Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck Ralf Noack für „Kasimir und Karoline” Philip Flämig für „37°: Neustart. Befreit von aller Andreas Menn für „Hell” (Folge 2/2011)” Carl-F. Koschnick für „Tatort: Das Dorf” Schuld” Kategorie Fernsehfilm/Dokudrama Peter Zeitlinger für „Verfolgt – Der kleine Zeuge” Andreas Köhler für „hier und heute: Der Kohlen- Moune Barius für „Der Chinese” Kategorie Dokumentarfilm/Dokumentation mann” Grete Jentzen für „Abschied von den Fröschen” Kategorie Fernsehserie Ulla Möllinger für „Polizeiruf 110: Mirko Schernickau für „Ulrich protestiert” Saskia Metten für „Cinema Jenin – Wolf Siegelmann und Simon Schmejkal Cassandras Warnung” Geschichte eines Traums” für „Allein gegen die Zeit: Elf Uhr” „Hell” mit Hannah Herzsprung. Kameramann Markus Förderer und Editor Andreas Menn sind beide in der Kategorie Kinospielfilm nominiert . Foto: Vega Film

Deutscher Kamerapreis 2012 Bild und Schnitt im Fokus

Im 30. Jahr seines Bestehens zeigt der Deutsche Kamerapreis, der am 16. Juni in der Kölner Vulkanhalle verliehen wird, auch 2012 wieder die ganze Bandbreite der Bildgestaltung und des Schnitts im Kino und Fernsehen sowohl bei fiktionalen Formaten als auch bei Dokumentar- filmprojekten und Reportagen. Aus 450 Einreichungen wählte die Ju- ry 35 Kameraleute und Cutter aus, die damit nun für die 22. Ausgabe des Deutschen Kamerapreises nominiert sind. Einigen Projekten ge- lang es dabei gleich doppelt, die Jurys zu überzeugen: Sie sind sowohl für die Kamera als auch für den Schnitt nominiert. Das gilt etwa für Frank Lamm (Kamera) und Jens Klüber (Schnitt) für ihre Arbeit an „Die Unsichtbare“, ein Porträt über eine junge Schauspielschülerin, die von ihrem Ehrgeiz in die Selbstzerstörung getrieben wird. Auch für den Kinospielfilm „Hell“, eine Endzeitgeschichte mit Hannah Herz- sprung, gab es zwei Nominierungen in der Kategorie Kinofilm für Mar- kus Förderer (Kamera) und für Andreas Menn (Schnitt). Nominiert in der Kategorie Fernsehfilm/Dokudrama ist unter anderem Ulla Möllinger für den Schnitt des bereits Grimme-Preis nominierten „Polizeiruf 110: Cassandras Warnung“. Aus der Serie „Allein gegen die Zeit“ haben es gleich zwei Folgen in die letzte Runde geschafft: Wolf Siegelmann und Simon Schmejkal (Kamera) sind für die Folge „Elf Uhr“ nominiert, Mathias Paduch (Schnitt) für „Vierzehn Uhr“. Und auch sieben „Tatort“-Produktionen waren im Wettbewerb – über eine Nominierung freuen darf sich Carl-F. Koschnick für seine Kameraar- beit bei „Das Dorf“, eine Produktion des Hessischen Rundfunks. In der Kategorie Bericht/Reportage ist unter anderem Norajr Stepanjan für den Schnitt der ARD-Sendung „Druckfrisch – Neue Bücher mit Denis Scheck“ nominiert. Über die Gewinner in den diversen Kategorien sowie über die zwei mit 5.000 Euro dotierten Förderpreise, die von der Film- und Medienstif- tung Nordrhein-Westfalen und von Panasonic dotiert sind, entschei- den unabhängige Jurys. Darüber hinaus wird traditionell ein Ehren- preis für herausragende Leistungen in der Bildgestaltung verliehen. In diesem Jahr geht die Ehrung an Judith Kaufmann und damit erstmals an eine Kamerafrau, die noch nicht auf ein langes Berufsleben zurück- blickt, sondern mitten im Schaffensprozess steht. „Mit dieser Entschei- dung wollen wir das Spektrum des renommierten Ehrenpreises be- wusst erweitern. Wenn Bildgestalter kontinuierlich außerordentliche und über das Einzelwerk hinaus richtungweisende Leistungen zeigen, sollen sie auch entsprechend gewürdigt werden“, so Christoph Augen- stein, Geschäftsführer des Deutschen Kamerapreises. „Deshalb hat das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises beschlossen, bei der Vergabe des Ehrenpreises künftig nicht mehr primär den Rückblick auf ein herausragendes Lebenswerk in den Mittelpunkt der Auszeich- nung zu stellen. Im Jahr des 30jährigen Bestehens des Deutschen Ka- merapreises möchten wir damit einen weiteren Akzent zur Förderung herausragender Bildgestaltung setzen.“ In die gleiche Richtung geht der neue Internetwettbewerb kame- ra3030, mit dem junge Talente entdeckt und auf ihrem kreativen Weg unterstützt werden sollen. Unter der Webseite www.kamera3030.de finden sich die kurzen Videos, die zu dem gestellten Thema „Der 30. Februar – Ein Tag, den es niemals geben wird“ entstanden sind. Bei der Bewertung durch eine Fachjury, die aus den 30 am meisten ange- klickten Videos die drei Gewinner auswählt, steht weniger die Ge- schichte, sondern vielmehr die visuelle Gestaltung im Vordergrund. Christoph Augenstein: „Nicht zuletzt durch die rasante Entwicklung der Kameratechnik sind für Bildgestalter neue Gestaltungsmöglichkei- ten entstanden, die besonders im Internet ihr Publikum haben. Genau hier findet sich auch das junge Gestaltungspotenzial wieder, das der Kamerapreis in diesem Jahr durch kamera3030 würdigen möchte.“ Ehrenpreis für Kamerafrau „The Turin Horse”, > www.kamera3030.de Judith Kaufmann, fotografiert von Fred Kelemen, Foto: WDR/Jim Rakete Foto: Vega Film > www.deutscher-kamerapreis.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 21 Emmy Judgings

Emmy Judgings in Köln bis zur Verkündung der Ergebnisse geheim bleibt, entscheiden über je einen Nominierten in den Kategorien Best Performan- Comedy aus Südamerika ce by an Actor (English Speaking), Comedy (South America), Drama Series (Asia/Africa) und Current Affairs (English Spea king). Am 19. November 2012 werden in New York zum 40. Mal die Organisiert wird das Jurytreffen erneut vom deutschen Aca- Internationalen Emmys verliehen, die wohl bedeutendste demy-Botschafter Leopold Hoesch, der mit seiner Kölner Fir- internationale Auszeichnung für Produktionen und Personen ma Broadview TV 2005 den Internationalen Emmy Award der weltweiten Fernsehbranche. Vergeben wird die Auszeich- für „Das Drama von Dresden“ gewonnen hat, und Dr. Frank- nung in 20 Kategorien durch die International Academy of Dieter Freiling, Leiter Internationale Angelegenheiten des ZDF Television Arts and Sciences. Bis jedoch die Gewinner in den und ebenfalls langjähriges Academy-Mitglied. Sie laden die jeweiligen Kategorien feststehen, durchlaufen die Einreichun- Teilnehmer zur Tagung in die Gerling-Villa in Köln-Marien- gen ein dreistufiges Juryverfahren. In nicht weniger als 80 Ju- burg. Neben anderen illustren Gästen wird dieses Jahr erstma- rysitzungen, die rund um den Globus stattfinden, werden im lig auch Academy-Präsident Bruce Paisner zu Gast in Köln sein Laufe des Jahres die jeweils besten Beiträge und Einzelleistun- und dem Judging beiwohnen. Im Anschluss daran wird er auf gen ermittelt. In der zweiten Stufe, der so genannten Semi-Fi- einem festlichen Empfang mit rund 120 geladenen Gästen aus nal Round of Judging, geht es darum, die Nominierungen zu Medien, Wirtschaft und Politik beste Gelegenheiten bekom- ermitteln, aus deren Kreise dann in letzter Instanz direkt der men, noch festere Bande an NRW zu knüpfen, als ohnehin Gewinner stammt. schon bestehen. Unterstützt werden die Kölner Emmy-Jurys Köln gehört seit nunmehr sechs Jahren zu den etablierten Lo- von der Film- und Medienstiftung NRW, der Landesanstalt cations, an denen jährlich Halbfinal-Jurysitzungen stattfinden. für Medien NRW, den MMC Studios, Finalcast sowie So auch 2012: Am 13. Juni werden hier vier Nominierte in und dem Savoy Hotel Köln. vier Kategorien festgelegt. Die vier Jurys, deren Besetzung stets > www.iemmys.tv

Der US-amerikanische Serienproduzent Steven Bawol ist Managing Director von Helion Pictures UK und lebt in . Für die International Emmy Academy organisiert er dort regelmäßig Jurysitzungen und wird auch am 13. Juni in Köln dabei sein. Im Interview mit Oliver Baumgarten erzählt er von der großen Emmy-Familie und einem neuen Projekt in Köln.

Interview mit Steven Bawol Qualität gleicht sich an

Sie sind Emmy-Botschafter für Frankreich – worin bestehen steigt und sich angleicht. Deutschland ist da Sie sind als US-amerikanischer Produzent in Paris beheimatet da Ihre Aufgaben? ein hervorragendes Beispiel: Die Qualität und arbeiten zuletzt vornehmlich mit europäischen Sendern. Es geht vor allem darum, Jurys zu organisieren, neue Mitglie- von Drama und ganz besonders der Comedy Finden Sie, dass sich die Art des Produzierens heute noch der zu werben und dafür zu sorgen, dass die besten Program- hat sich zuletzt immens gesteigert. Die Auftei- stark zwischen den USA und Europa unterscheidet? me aus Frankreich für den Wettbewerb eingereicht werden. lung bezieht sich eher auf kulturelle Aspekte. Aus meiner Sicht besteht der große Unterschied weniger in In erster Linie besteht die Aufgabe der Botschafter – Leopold Sprechen wir über Qualität, dann meinen produktionstechnischen oder visuellen Aspekten, sondern Hoesch ist es ja für Deutschland – also darin, die Akademie Steven Bawol, wir: Wie sieht eine Show aus, auf welchem schlicht im Akt des Schreibens, also in der Art, wie die Auto- und die Awards im jeweiligen Land zu vertreten und bekann- Foto: privat Produktionsniveau befindet sie sich, wie gut ren arbeiten. In den USA existiert ein ziemlich einzigartiges ter zu machen. ist das Skript? Das eigentlich Spannende aber und produktives System der Zusammenarbeit an Serien von besteht doch in dem Fenster, das sich in eine vier, fünf Autoren. Da kommt es, dass ein Autorenteam für ei- Sie organisieren ja auch selbst immer wieder Jurysitzungen in andere Kultur öffnet. Was bringt die Leute dort zum Lachen? nen Pay-TV-Sender zwölf Episoden pro Jahr schreibt, fürs Pri- Frankreich: Wie genau laufen die denn ab? Welche Probleme beschäftigt sie? Was interessiert sie? Für vatfernsehen sogar bis zu 26 Episoden. Das kann in Europa Pro Region und Kategorie werden alle eingereichten Beiträge mich gehört das zu den größten Gewinnen der Juryarbeit, niemand schaffen, weil das System so etwas hier gar nicht zu- von einer Vorjury gesichtet und auf vielleicht acht bis zwölf Shows und Programme zu sehen, die ich sonst niemals zu Ge- lässt. Da schreibt ein Autor entweder allein oder in Zweier- der besten reduziert. Diese gehen dann an die Halbfinaljurys, sicht bekommen hätte. Mich haben diese Sichtungen sogar teams, weswegen er vielleicht sechs, höchstens acht Episoden die über die Nominierungen aus den einzelnen Regionen ent- schon zu Formatankäufen inspiriert: Ich arbeite gerade an schafft. In Frankreich ist es genau so. Ich arbeite dort gerade scheiden. Das Schöne an der Juryarbeit ist, dass man die Sen- zwei Projekten, die auf Formaten beruhen, die ich während an einer Krimiserie und versuche, dieses amerikanische Sys- dungen nicht vorher alleine schaut, sondern immer während der Juryarbeit gesehen habe. tem zu etablieren – ebenso wie es auch die deutsche Comedy- des Jurytages mit allen Kollegen zusammen und sich darüber Szene versucht. ein lebhafter Austausch ergibt. Glauben Sie, dass die Bedeutung und die Wertigkeit des Em- my in Europa so hoch ist wie in den USA? Haben Sie mit der deutschen Szene auch über den Emmy hin- Die Nominierungsjurys schauen Beiträge einer Kategorie im- Die nationalen Emmys sind in den USA eine wirklich große aus zu tun? mer nur aus einer Region. In Köln beispielsweise Komödien Sache. Die Bedeutung der Internationalen Emmys in Europa Wir waren immer schon daran interessiert, mit deutschen aus Südamerika, von der dann eine nominiert wird. Ist dies und anderen Teilen der Welt hingegen wächst noch, und das Produzenten einmal für den internationalen Markt zu arbei- deswegen so eingerichtet, weil sich Produktionen verschiede- ist ja auch Teil meiner Aufgabe als Botschafter, die Aufmerk- ten. Das Niveau von technischer Ausstattung und Crew ist ner Territorien qualitativ schwerer vergleichen lassen? samkeit zu erhöhen. Aber ich finde, dass die Präsenz in den ausgezeichnet in Deutschland. Und zur Zeit arbeiten wir mit Was stimmt ist, dass die Akademie die Welt für die Jurys in letzten zehn Jahren deutlich besser geworden ist. Und vor al- dem Macher von „Dexter“ auch tatsächlich mit der Kölner bestimmte Territorien oder Regionen unterteilt hat, und zwar lem: Wenn Produktionen den Emmy Award gewinnen, dann Broadview TV an einem Serienformat. In der ersten Staffel in Latin America, English Speaking Countries (Canada, UK, schnellt die Aufmerksamkeit in jenen Ländern enorm nach spielt sie zu großen Teilen in Moskau, das könnten wir her- Australia), Europe and Africa/Middle-East Asia. Es geht bei oben. Das hilft der Verbreitung am meisten. vorragend in Deutschland drehen, vielleicht sogar in Köln. dieser Aufteilung aber keineswegs darum, unterschiedliche Das ist eine große Sache für uns und wirklich sehr vielver- Qualität zu separieren. Meine Erfahrung sagt mir nach den Was bedeuten die Emmys Ihnen persönlich? sprechend. fast zwölf Jahren, in denen ich bei den International Emmys Das Besondere an den International Emmys ist, dass es einen involviert bin, dass die Qualität in allen Regionen extrem an in Kontakt bringt mit Leuten aus der ganzen Welt, die Fernse- hen auf höchstem Niveau machen. Es ist eine Art großer Fa- milie, die mich mit einer Menge guter Leute zusammen ge- bracht hat. Grimme Online Award

Grimme Online Award Verschwimmende Grenzen

26 Online-Angebote, darunter erstmals auch eini- count @reporterZDF, der Youtube-Kanal des ge Apps, sind in diesem Jahr für den Grimme Musikers Klaus Kauker, „Spielverlagerung.de“, Online Award nominiert. Vergeben wird die ein Gemeinschaftsprojekt rund um die Kunst der Auszeichnung, die das Grimme Institut seit 2001 Taktik im Fußball, und die Website „Design ma- verleiht, in den Bereichen Information, Wissen de in Germany“ der Designprofis um Nadine Ro- und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie in ßa bieten hervorragend aufbereitete Einblicke in der Kategorie Spezial. Die Sieger werden am 20. die Arbeit der Autoren. Juni in Köln bekanntgegeben. Seltener dagegen waren qualitativ hochwertige „Das Netz bietet in seinen besten Beispielen eine Angebote für Kinder und Jugendliche. Hier hochproduktive Erweiterung aller Bereiche der konnten die Projekte „Multiverso", „Kwerx“ und Lebens- und Medienwirklichkeiten“, erläutert „Trompis Zeitreise“ überzeugen. Grimme-Direktor Uwe Kammann, der ein Ver- > www.grimme-online-award.de wischen der Grenzen zwischen Netzwelten und Wirklichkeitsräumen wahrnimmt. „Auffallend Für die Grimme-Endrunde nominierte Projekte: multiverso, viele Angebote wurden vorgeschlagen, die im 140sekunden und geheimsache-mauer, Fotos: Screenshots Sinne einer erweiterten Realität die Netzwelt mit dem öffentlichen Raum verbinden.“ Als Beispiel dafür gilt etwa in der Kategorie Spezial: „Memo- ry Loops“, ein Audiokunstwerk, das mittels Ton- spuren zu Orten des NS-Terrors in München führt oder „Radioortung“ (Deutschlandradio) mit ortsbezogenen Handy-Hörspielen für öffent- liche Räume in Berlin und Köln. Kritik gab es von der Nominierungskommission an den oft- mals fehlenden Informationen zu den Betreibern und der Idee hinter der Online-Präsenz: „Viele Webseiten erklären sich ihren neuen Besuchern viel zu schlecht.“ Positiv gewürdigt wurden die Angebote, die Pu- blizistik und künstlerische Aspekte verbinden, wie z.B. die Dokumentation „360 Grad Zürich Langstraße“ des Schweizer Fernsehens sowie die beiden Webdokumentationen von Arte, „Ama- zonien – die Seele der Indios“ und „New York Minute“. Über eine zunehmend relevante Kunst- form berichtet das Webradio „hörbuchFM“, das sich umfassend mit Hörbüchern beschäftigt. Mit historisch und gesellschaftspolitisch relevanten Themen befassen sich die Seiten „Geheimsache Mauer“, das Online-Magazin „klimaretter.info“, das „MiGAZIN“, das sich mit der Integrations- debatte beschäftigt, sowie der Blog „Zukunft Mo- bilität“ und das Online-Lexikon „Lobbypedia“, das Wissen über die Einflussnahme von Unter- nehmen und Lobbyorganisationen auf Politik und Öffentlichkeit sammelt. Unter den Einreichungen waren in diesem Jahr außergewöhnlich viele Porträt- und Interview-Si- tes. Für die Endrunde nominierte Projekte, die für diese Entwicklung stehen, sind die Fotofilm- Serie „berlinfolgen.de“ (2470media in Koopera- tion mit der taz) und das Videoangebot „140 Se- kunden“, das die Geschichten und die Köpfe hin- ter interessanten oder rätselhaften Twitter-Nach- richten zeigt. Hervorgehoben werden von der Kommission auch die Nominierungen interessan- ter Autoren-Persönlichkeiten wie Sascha Lobos „Mensch-Maschine“-Kolumne bei Spiegel Online und das Reiselogbuch „Vor mir die Welt“ der Journalistin Meike Winnemuth. Der Twitter-Ac-

Grimme Online Award: Die Nominierten

www.spiegel.de/thema/spon_lobo www.musiktraining.de designmadeingermany.de www.fr-tablet.de taz.de/parteispendenwatch www.hoerbuchfm.de www.klimaretter.info spielverlagerung.de www.kwerx.de www.migazin.de www.trompis-zeitreise.de nyminute.arte.tv/de/ www.tagesschau.de/app zugmonitor.sz.de www.vormirdiewelt.de twitter.com/reporterZDF www.zukunft-mobilitaet.net www.multiverso.de amazonie.arte.tv/de 140sekunden.de www.memoryloops.net www.geheimsache-mauer.de 360langstrasse.sf.tv dradio-ortung.de Begehrte Trophäe: Die Internationalen lobbypedia.de berlinfolgen.de Emmys machten zum Halbfinale Halt in Köln. Foto: Archiv

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 23 Factual Entertainment

Factual Entertainment Summit 2012 und Sender in Deutschland von den neuesten Entwicklungen profitieren können. Zu den Referenten gehören u.a. Mark Fen- Programmtrends nessy (Shine Australia), der fragt „Is Scripted the Better Factu- von morgen al?”. John Peek (Tape Consultancy London) informiert über „Internationale Trends im Factual Entertainment”. Taco Kete- laar (BlazHoffski TV-Productions, Amsterdam) spricht über Factual Entertainment bezeichnet Unterhaltungsprogramme „Factual Entertainment Around the World” und Möglichkeiten mit Fokus auf Protagonisten und deren Leben innerhalb einer der internationalen Verwertung. Dem deutschen Markt ist das arrangierten und herausfordernden Umgebung. Solche Forma- Schluss-Panel gewidmet. te sind aus dem weltweiten Fernsehgeschäft nicht mehr wegzu- Das Seminar wird von der Shine Germany Film- und Fernseh- denken. Doch sie haben starke Konkurrenz bekommen: Scrip- produktion, der MMC Magic Media Company TV Produktions- ted Reality-Produktionen drohen ihnen den Rang abzulaufen. gesellschaft und HMR International organisiert und findet am Auf dem großen Factual Entertainment Summit 2012 werden 13. Juni im Coloneum – MMC Film- und TV-Studios, Köln statt. Strategien, Trends, Erfolgsfaktoren und Hintergründe dieser > hmr-international.de/de/ Entwicklung diskutiert. Es wird nachgefragt, wie Produzenten factual-entertainment-summit-2012

Martina Richter über Entwicklungen im TV-Programmdesign Vorliebe für schräge Vögel

Auf dem letzten Factual Entertainment Summit warnte einer lich agieren reale Figuren. Tatsächlich bilden sich auch schon der Referenten davor, „das Rad der Scripted Reality zu über- Mischformen heraus wie „Mieten, Kaufen, Wohnen“ auf drehen“. Ein gutes Jahr später ist dieses Format immer noch Vox . Thema. Warum? Martina Richter: Scripted Reality ist auf deutschen Bildschir- Beim WDR heißt Factual Entertainment „Dokumentarische men sehr erfolgreich, besonders bei den jungen Zuschauern. Unterhaltung“ und kommt z.B. als „Von und zu Lecker“ oder Das Format kann günstig produziert werden, es erfordert we- als „Der Vorkoster“ auf den Bildschirm. der ein wirklich ausgearbeitetes Drehbuch noch lange Drehs, Zur dokumentarischen Unterhaltung gehört natürlich das gearbeitet wird mit Laiendarstellern. Scripted Reality bietet Kochen in allen Variationen. Bei „Von und zu Lecker“ etwa konfliktreiche aber dennoch leicht verständliche Plots, die im- werden Menschen auch durch ihre Regionen und Adelshin- mer zu einer Lösung kommen. tergründe begleitet. Dieses Format verschafft dem Zuschauer Einblicke hinter Kulissen, die er sonst so nicht bekommt. Dabei geht es zunehmend auch um skurrile Figuren und Situ- ationen. Was bringt da Scripted Reality dem Zuschauer? Die Vorliebe für Außenseiter und schräge Vögel scheint eine Scripted Reality macht es dem Zuschauer leicht, sich zu iden- deutsche Besonderheit zu sein. Das wurde auch beim letzten tifizieren. Die Geschichten sind im Grunde einfache, moder- Factual Entertainment Summit von unseren internationalen ne Märchen, bei denen alltägliche Konflikte und die handeln- Referenten kritisiert. Beispiel „Bauer sucht Frau“: Hierzulan- den Personen überspitzt, holzschnittartig und stereotyp daher- de sind die Kandidaten selten attraktiv und kommen im allge- kommen. Alles ist schön sortiert, die Fronten sind klar und meinen Leben nur bedingt klar. In der australischen Version übersichtlich, und der Zuschauer denkt sich „Okay, das kenn kommen knackige Männer auf den Bildschirm, die voll im ich, versteh ich, und so sieht also die Lösung aus“. Saft stehen. Das macht dort den Reiz aus. International braucht man diese deutsche Freakisierung der Wo liegen die Wurzeln der Scripted Reality? Protagonisten selten, dort wird eher auf Au- Scripted Reality hat sich im Grunde aus dem Court TV ent- genhöhe agiert. wickelt. Gisela Marx hat bei Filmpool nach dem amerikani- schen Vorbild versucht, reale Fälle als Gerichtsshows zu pro- Was macht nun den Unterschied zwischen duzieren, aber das hat nicht funktioniert. Dann hat man das beiden Genres? gescriptet, die Handlung gestrafft, Unterhaltungselemente Factual Entertainment ist dokumentarische eingefügt, absurde Aspekte nach vorne geschoben und Martina Richter, Unterhaltung und hat national wie internatio- schließlich ganze Geschichten erfunden. Aber es gab noch Foto: nal eine lange Vorgeschichte. „Die Fussbro- echte Staatsanwälte und echte Richter à la „Barbara Salesch“. Conference ichs“ oder „Abnehmen in Essen“ sind frühe Erzählte Geschichte mit echten Akteuren, im Grunde ein opti- Beispiele, bei denen das dokumentarische Be- miertes Rollenspiel. gleiten von Protagonisten seriell aufbereitet, formatiert und somit für den Zuschauer nachvollziehbarer, spannender und Wie wichtig ist für Scripted Reality eine authentische Darstel- letztendlich deutlich unterhaltsamer gemacht wurde. Von die- lung? bus gebrochen, sondern gesellschaftliche Werte wie Verant- sen Doku-Soaps geht es dann weiter über Makeover- zu Coa- Der Begriff „authentisch“ passt eher zu Factual Entertain- wortung gepflegt. Wenn bei RTL2 die Puff-Tester unterwegs ching-Formaten, bei denen die realen Protagonisten bei allen ment. Wenn zum Beispiel Christian Rach versucht, mit sei- sind, die Bordells oder Swingerclubs auf Hygiene und ande- Fragen des Lebens begleitet und beraten werden. nen Probanden ein Restaurant aufzubauen, hat man das Ge- res überprüfen, ist das natürlich ein Tabubruch, wenn auch Bei den Scripted Reality-Programmen hingegen ist der Plot fühl, es ist ihm wirklich eine Herzensangelegenheit und eine mit einem gewissen Augenzwinkern. Bei „Frauentausch“ gibt erfunden und von Laiendarstellern gespielt. Deshalb ist auch soziale Aufgabe. es Tabubrüche ohne Ende, aber die machen ja die Sendung der Begriff Scripted Reality meiner Meinung nach komplett auch so unterhaltsam. irreführend – man sollte vielleicht eher von Real Fiction oder Jedenfalls setzen beide Genres auch wegen des Marketings Ähnlichem sprechen. auf Tabuverletzungen. Lassen sich Trends ausmachen? Für Scripted Reality sind Übertreibungen extrem wichtig. Da- Generell kann man feststellen, dass Inhalte immer weiter for- Wird nicht auch beim Factual Entertainment ein bisschen von lebt die Show letztlich, damit werden die Typisierungen matiert und designt werden. Das wiederum bedeutet ein nachgeholfen? einfacher. Deshalb muss man aber besonders aufpassen, dass Mehr an Inszenierung. Bei vielen Doku-Soaps habe ich mitt- Das stimmt. Hier und da – je nach Format, Sendezeit und man nicht zu sexistisch oder gewalttätig wird. Beim Factual lerweile das Gefühl, dass Szenen mehrfach gedreht werden, Sender – wird mehr oder weniger inszeniert, aber grundsätz- Entertainment ist es komplizierter. Bei Rach werden keine Ta- um sie gut rüberzubringen. Wahrscheinlich muss man dabei Deutsche Welle Global Media

Deutsche Welle Global Media Forum Bildung für alle Auf unserer weltweit medial vernetzten Erde leben geschätzt 850 Millionen Analphabe- ten. Diese Zahl zu verringern und ein Recht auf Kultur und Bildung durchzusetzen, hat sich das Deutsche Welle Global Media Forum in Bonn zur Aufgabe gemacht. Vom 25. bis 27. Juni soll dort unter dem Motto „Kultur. Bildung. Medien – Zukunft lebens- wert gestalten“ und unter der Schirmherrschaft der Deutschen Unesco-Kommission über Lösungsansätze diskutiert werden. Im World Conference Center Bonn werden an drei Tagen rund 1.500 Teilnehmer aus 100 Ländern erwartet, darunter auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Außerdem mit dabei sind der ehemalige indonesische Staatspräsident Jusuf Habibie, der Autor und südafrikanische Apartheid- gegner Denis Goldberg, Franz Josef Radermacher, Professor für Informatik an der Universität Ulm und Mitglied des Club of Rome, der Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE), Prof. Dirk Messner, der soeben in das neu geschaffene „Scientific Advisory Board on EU Development Policy“ berufen wurde, sowie der Di- rektor der Frankfurter Buchmesse, Jürgen Boos. In den Diskussionen setzt das Forum das Thema Bildung in den Kontext des interkul- turellen Dialogs und stellt vor allem die Frage nach der Rolle und Verantwortung der Medien, denn – so DW-Intendant Erik Bettermann: „Medien können ein mächtiges Instrument bei der Verwirklichung des Rechts auf Bildung sein. Gerade die digitale Medienwelt eröffnet neue Möglichkeiten, um den Zugang zu Bildung und Kultur zu verbessern. Medien haben hier eine entscheidende Funktion als Instrument der Auf- klärung. Sie stehen weltweit in der Verantwortung.“ Und auch Roland Bernecker, Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommis- sion, betont: „Pressefreiheit, Bildungsqualität und kulturelle Vielfalt sind zentrale Ele- mente für starke und freie Zivilgesellschaften. Unabhängige Medien spielen mit ihren Bildern und Botschaften weltweit eine wichtige Rolle. Sie können die Ziele der UNES- CO wie den Schutz von kultureller Vielfalt und die Verbesserung der Bildungsarbeit wesentlich fördern.“ Im Rahmen des Deutsche Welle Global Media Forum, das folgerichtig Medienvertre- ter aus aller Welt – darunter zahlreiche, Partnersender des deutschen Auslandsrund- funks – mit Akteuren aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft zusammenbringt, zeichnet die DW außerdem erneut die Gewinner ihres internationalen Weblog-Awards The BOBs aus. Bei der achten Auflage dieses Wettbewerbs werden Preise in sechs Kategorien und elf Sprachen vergeben. > www.dw.de

Breitband-Forum KölNRW

13. Breitband-Forum KölNRW Wie viel Netz braucht der Mensch? Wie viel Breitband braucht der Homo Connectus? Unter dem Motto „Deutschland zwischen Glasfaser-Euphorie und Infrastruktur-Wettbewerb“ will das Breitband-Fo- rum KölNRW die einleitende Frage des Forums am 26. Juni in Bonn beantworten. Or- ganisiert wird die ganztägige Veranstaltung von der Deutschen Medienakademie in Köln in Kooperation mit der Bitkom Akademie, der Bonner Online-Akademie für IT und ITK Fach- und Führungskräfte. Eines der zentralen Themen des Forums ist die vollständige Vernetzung Deutschlands mit Glasfaser auch in die abgelegenen Regionen. Doch was für Wasser und Strom selbst- verständlich ist, stößt derzeit beim Breitband auf Finanzierungsprobleme. Das Gegen- modell lautet: Ausbau nach Bedarf, denn noch ist unklar, wie viel Breitband zukünftig überhaupt benötigt wird. Das wiederum hängt von den transportierten Inhalten ab, Annemie und Fred Fussbroich die folgerichtig auf dem Forum eine wichtige Rolle spielen. Peter Kerckhoff (Telekom beim Bodystyling zur Video- Deutschland), Philip Reisberger (Bigpoint) und Manfred Ruf (Sevenload) diskutieren Cassette. Die WDR-Doku „Die in Bonn über Bewegtbild-, Games- und andere Inhalte im Breitbandnetz der Zukunft. Fussbroichs” ist ein frühes auch die zunehmende Mediatisierung der Gesellschaft insge- Beispiel für Factual Entertain- Auf der Basis der Ergebnisse dieser Diskussion widmet sich das folgende Forumsge- samt in Rechnung stellen. Um Aufmerksamkeit zu generie- ment. Foto: WDR/Ute Diehl spräch mit Ulrich Adams (Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH), Christoph ren, müssen die Geschichten aufbereitet und auf den Punkt Bach (Ericsson) und Martina Rutenbeck (Eutelsat) der Frage nach der optimalen Net- gebracht, gekürzt und unterhaltsamer gemacht werden, sonst zinfrastruktur für Deutschland, die der Content-Nachfrage gerecht wird. Egal ob flä- guckt keiner mehr hin. Sehr wichtig ist meiner Meinung nach chendeckende Versorgung oder punktuelle Bedarfsdeckung, für beide Modelle stellt auch, dass man zumindest beim Großteil des jüngeren Publi- sich die Herausforderung der Finanzierung. In der letzten Diskussionsrunde des Tages kums davon ausgehen kann, dass es weiß, dass es keine „wah- geht es daher um die Business-Modelle der Breitbandversorgung. Herbert Leifker ren“ Geschichten erzählt bekommt. (Unitymedia), Andreas Lischka (Deutsche Telekom AG) und Markus Laqua (Bearing Point) skizzieren dabei mögliche Entwicklungen der Refinanzierung. > Martina Richter ist Direktorin und Geschäftsführerin Zum Abschluss des Breitband-Forums holt NRW-Medienstaatssekretär Marc Jan Eu- der Cologne Conference – Internationales Film- und mann noch einmal weiter aus und stellt in seinem Referat „Welche Infrastruktur will Fernsehfestival Köln und gemeinsam mit Lutz Hach- unsere Gesellschaft?“ grundlegende Fragen. Die Teilnahme an der Veranstaltung kos- meister Inhaberin der Kölner Medienberatung HMR tet 150 Euro, für Bitkom-Mitglieder reduziert sich der Beitrag auf 100 Euro. International. > www.medienakademie-koeln.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 25 C’n’B + c/o pop

C’n’B und c/o pop Treff der Kreativbranche

Seit 2004 ist das Festival für elektronische Popmusik c/o pop eines der wichtigsten Branchentreffen, wenn es um die Schnittstelle von elektronischer Musik und elektronischen Medien geht. Im Rahmen des Festivals wurde 2010 die Konfe- renz C’n’B ins Leben gerufen, um Branchen der Kreativwirt- schaft aus den Bereichen Musik, Film, Games, Print, Archi- tektur, bildende Kunst und Design übergreifend zusammen zu bringen. Auch in diesem Jahr wird die C’n’B vom 20. bis zum 22. Juni Plattform für alle Kreativen sein. Einer der Schwerpunkte wird die Entwicklung der Berufsbil- der sein: Besonders in der Kultur- und Kreativwirtschaft unterstehe das Berufsbild einem ständigen Wandel, wie die Veranstalter betonen. Die Leistungsanforderungen würden wachsen und die Berufsprofile immer komplexer: „Designer erweitern beispielsweise ihr Portfolio um Managementkompe- tenzen, Künstler absolvieren nach ihrer Ausbildung an der Kunstakademie häufig ein Zusatzstudium an der Kunsthoch- schule für Medien. Nur noch in seltenen Fällen wird der Be- ruf, mit dem Kreative am Anfang ihrer Karriere starteten, bis zum Ruhestand ausgeführt. Der Druck zur Zusatzqualifika- tion wächst.“ Inwieweit die Mehrfachprofession einen indivi- duellen Vorteil darstellt oder gar schon Notwendigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft ist – darüber werden der Clus- termanager Christian Boros und Tom Bieling (Design Rese- arch Lab, Telekom T-Labs, Berlin) unter Moderation von Ralph Christoph (Head of Strategy C’n’B Convention) disku- tieren. Zusätzlich wird Christof Schreckenberg vom Kompe- tenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes einen Überblick zur aktuellen Situation junger Kreativer in Nordr- hein-Westfalen geben. Social Commerce ist ein weiteres wichtiges Thema. So wer- den der Mitgründer und Managing Director von Topspin Shamal Ranasinghe und die beiden Noel-Gallagher-Mitstrei- ter Alec McKinlay (Ignition Management) sowie John Leahy (Head of Marketing bei Sour Mash Records Ltd.) über aktuel- le Vermarktungsstrategien sprechen. Weitere Anregungen zum Komplex Social Commerce werden im Rahmen der „Vi- sionary 5“ Pius Knüsel, Director PRO Helvetia, und der US- Autor Robert Levine geben. Mit dem neuen Projekt der C’n’B, dem New Job Circus, trägt die Messe der veränderten Arbeitswelt Rechnung: Projektar- beit mit Spezialisten in temporären Konstellationen sind be- reits Alltag in der Kreativwirtschaft. Einzelakteure und kleine spezialisierte Teams stellen als Freelancer und Selbständige ihr besonderes Talent unterschiedlichen Auftraggebern zur Verfügung. Der New Job Circus beleuchtet neue Berufsprofi- le- und perspektiven und will den Austausch und die Vernet- Interview mit Claudia Jericho, Head of C’n’B Convention zung untereinander sowie zwischen kleinen und großen Or- ganisationen unterstützen. > www.c-o-pop.de

New Job Circus Festival für elektronische Popmusik: Die polnische Künstlerin Julia Marcell kommt zur c/o pop nach Köln. Fotos: c/o pop

Was ist das Ziel der C’n’B? eigentlich für die Kreativen hängenbleibt. Auch Crowdfun- Claudia Jericho: Wir möchten die verschiedenen Branchen ding als globaler Trend wird immer wichtiger und bei uns dis- Ist das nicht ein tiefgreifender Umbruch in den Arbeitsweisen der Kreativwirtschaft ansprechen. Dabei konzentrieren wir uns kutiert. Außerdem stellen wir vor, welche Projekte für welche der Kreativwirtschaft? auf die Entertainment-Branchen, da dort die Unternehmen Plattformen geeignet sind. Internationale Netzwerke sind ein C.J.: Ja, aber er ist vielfältiger Natur. Zunehmend positionie- sehr viel mit digitalen Inhalten zu tun haben. Es gibt übergrei- weiterer wichtiger Schwerpunkt. ren sich kleine Unternehmen und Freiberufler als Dienstleis- fende Themen, die alle betreffen, etwa die Diskussion um das ter gegenüber großen Agenturen und Firmen. Diese können Urheberrecht im digitalen Zeitalter, die wir dieses Mal auch Welchen Herausforderungen sieht sich die bei den Kreativen Dienstleistungen einkaufen, die sie noch in den Vordergrund unserer Veranstaltung stellen. Während Kreativbranche gegenüber? gar nicht kennen. Auf der C’n’B kann man sich über den ak- der C’n’B wollen wir die verschiedenen Perspektiven zu diesem C.J.: Neben der Digitalisierung sind es die tuellen Stand der Dinge informieren. Wir bieten ja sehr viele Thema – unter anderem in einem Urheberrechtsparlament – heterogenen Strukturen, die die Kreativbran- Netzwerkformate, wo wir „kleine“ Kreative mit potenziellen deutlich machen. Grundsätzlich sind Wissen, Inspiration und che prägen, denn es gibt sehr viele kleine und Auftraggebern aus der Industrie zusammenbringen. In die- Vernetzung unsere Mehrwerte, die wir als Grundlage für sogenannte Mikrounternehmen, oft auch sem Zusammenhang ist unser spannendes Forum New Job neue Geschäfte anbieten. Claudia Jericho „One-Man-Shows“. In der Kreativwirtschaft Circus unbedingt empfehlenswert! Aber auch Kooperationen wird besonders deutlich, dass sich das alte wie beispielsweise mit dem Netzwerk Web de Cologne (beste- Mit welchen Themen befassen Sie sich noch zurzeit? Modell der lebenslangen Beschäftigung allmählich auflöst. hend u.a. aus WDR mediagroup, RTL interactive und der C.J.: Social Commerce ist ein weiteres Schlagwort. Denn die Das betrifft zunehmend die gesamte Gesellschaft, insofern Mediengruppe M. DuMont Schauberg), mit dem wir ein Pa- Digitalisierung ist mittlerweile komplett in der Handelswelt sind die Kreativen hier auch Vorreiter. Oft haben wir es hier nel und eine Netzwerkveranstaltung bestreiten, sind zur Ver- angekommen. Die Umsätze mit den Vermarktungs- und Dis- mit zeitlich begrenzter Projektarbeit zu tun, was auch teilweise netzung von kleinen und großen Anbietern und Nachfragern tributionstools im Internet sind sehr hoch. Wir stellen verschie- zu prekären Verhältnissen führen kann, weil eine gewisse Si- elementar. Denn wo so unterschiedliche Akteure im Namen dene Möglichkeiten vor, die auch für kleine Unternehmen cherheit fehlt. Es gibt allerdings auch Chancen in dieser Situa- von Creativity zusammenkommen, da kann und wird, so hof- und Freiberufler nutzbar sind. Parallel werfen wir einen Blick tion: In einer Gesellschaft, die immer schnelllebiger wird, fen wir, auch neues Business entstehen, und dazu möchten auf die verschiedenen Bezahlmodelle: etwa Streaming, Abon- sind die Kreativen bereits gut aufgestellt und fit für die Zu- wir ebenso alle Leser des Magazins der Film- und Medienstif- nements oder Bundles wie sie zum Beispiel auch unser Part- kunft, da sie es gewohnt sind, flexibel und lösungsorientiert tung ganz herzlich einladen! ner, die Deutsche Telekom, anbietet. Wir schauen, wie viel da zu arbeiten. MEDIA

MEDIA Mundus fördert Vertriebsinitiative der Kölner The Match Factory Erstmalig in NRW Europäischer Postproduktions- Distribution 2.0 Workshop EP2C Erfolgreich die Postproduktion einer internatio- nalen Koproduktion managen – das ist das An- Diana Elbaum, liegen von EP2C, der European Post Production Distribution 2.0 – so lautet die neue Vertriebsinitiative der Die Entwicklung des Internets hat die grenzüberschreitende Foto: Abdellah el Connection. Vom 12. bis 17. Oktober findet der Kölner Match Factory, die MEDIA Mundus mit 218.993 Eu- Kommunikation massiv verändert. Uns als Weltvertrieb Korchi europäische Postproduktions-Workshop erstma- ro unterstützt hat. Europaweit förderte MEDIA Mundus ins- bringt sie in eine Position, in der wir möglicherweise nicht nur lig in Köln statt. gesamt 35 Projekte mit fünf Millionen Euro, um so den kultu- Business to Business arbeiten, sondern auch als Bindeglied „Aufgrund der zahlreichen Film- und Fernsehak- rellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen der europäi- für die Etablierung unserer Regisseure in einer internationa- tivitäten ist Köln ein Knotenpunkt für viele Film- schen und der außereuropäischen Filmwirtschaft zu stärken. len Fangemeinde dienen können. Wir werden mit Distribu- schaffende, und die in NRW ansässigen Produk- Auf die vier deutschen Projekte entfallen insgesamt 632.993 tion 2.0 sehr viel Arbeit in die Profilierung unserer Regisseure tionsfirmen sind häufig in internationalen Kopro- Euro, das sind über 12,5 Prozent der Gesamtfördersumme. im Netz investieren. duktionen engagiert. Die gut entwickelte Postpro- Mit Distribution 2.0 will der Weltvertrieb internationale Mar- duktions-Landschaft ist ein weiterer Grund, wa- ketingkonzepte für Spielfilme entwickeln, die verstärkt auf Onli- Was ist die Aufgabe der beteiligten Partner? Viola Fügen, rum EP2C dieses Mal in Köln stattfindet“, so ne-Netzwerke und unkonventionelle Verwertungsstrategien Um sicherzustellen, dass wir am Ende des Projekts ein klares Foto: privat die Programmdirektorin Diana Elbaum, deren setzen. Auf diese Weise sollen Regisseure für den Konsumen- Feedback zu unseren Konzepten bekommen, aber auch um Produktionsfirma Entre Chien et Loup den ten wieder erkennbare „Marken“ werden. Eine engere Zu- die Unterschiede der nationalen Entwicklungen zu verstehen, Workshop organisiert. Zudem stammen einige sammenarbeit zwischen Weltvertrieben, Verleihern, Produ- haben wir fünf Verleiher aus den unterschiedlichsten Territo- Experten wie z.B. Produzentin Bettina Brokemper zenten und Regisseuren bildet dabei die Basis für dieses Kon- rien fest an das Projekt gebunden. Diese Verleiher werden ge- (Heimatfilm) und Postproduction-Supervisor zept. Für die MEDIA-Seite des Magazins berichtet Projektlei- fördert, um unkonventionelle Herausbringungs- und Marke- Niko Remus von dort“, erläutert Elbaum. terin Jenny Walendy über die neue Initiative: tingstrategien auszutesten. Die Resultate und Erkenntnisse Gut budgetierte und geplante Postproduktion werden sie gemeinsam mit uns öffentlich präsentieren. Die kann eine Menge Geld und Arbeit sparen und Sie haben MEDIA Mundus-Förderung für die Entwicklung ei- Verleiher sind: Pandora Film (D), Canana (Mexiko), Cinefil unnötige künstlerische Kompromisse vermeiden, nes umfassenden Vertriebsmodells erhalten. Wie kam es zu (Ungarn), Joint Entertainment (Taiwan) und Strand insbesondere bei internationalen Koproduktio- dieser Idee? Releasing (US). nen. „Postproduktion beginnt vor dem Drehen Wir fragten uns, inwiefern die technologischen Entwicklun- und ist genauso wichtig wie die Dreharbeiten gen die Position des Weltvertriebes verändern, und wie wir Gestartet wurde Distribution 2.0 in Cannes. Wie waren die selbst“, betont Elbaum. „EP2C entstand auf- diese Veränderungen nutzen können. Dieses Pilotprojekt dient Reaktionen dort? grund der Erfahrungen unserer Produktionsfir- daher der Erprobung und Auswertung von Marketing- und In Cannes haben wir die erste Präsentation des Projekts di- ma Entre Chien et Loup vor einigen Jahren. So Herausbringungskonzepten, die uns die digitale Technik er- rekt als Think Tank umgesetzt. Eingeladen war eine kleine viel wir uns auch bemühten, unsere Produktions- möglicht. Dazu gehören virales Marketing, Day-und-Date Runde aus Regisseuren, Verleihern, Produzenten, MEDIA- budgets zusammenzuhalten, wir verloren immer Releases, Verankerung von Regisseuren in sozialen Netzwer- Repräsentanten und Journalisten, und das Gespräch ent- wieder Geld bei der Postproduktion. So entstand ken, flexible Programmierung, eventbezogene Herausbrin- spann sich sofort. Die Perspektiven sind sehr vielfältig. Gera- die Einsicht, dass wir nicht nur Inhouse-Postpro- gung usw. Wir haben immer wieder festgestellt, dass Begriffe, de deshalb ist der Austausch so wichtig und hat uns bestätigt, duktions-Manager beschäftigen müssen, sondern die in aller Munde sind , nach wie vor nicht oder zu selten in das Konzept beweglich zu halten und durch den Input aller auch Fortbildungen benötigen bezüglich Work- der Praxis angewandt werden. Vertreter des Independent/ Partner weiterzuentwickeln. flows, Budgetierung und Aufteilung der Postpro- Art housekinos, die selten mit großzügigen Werbeetats hantie- duktion zwischen koproduzierenden Ländern. ren können, sollten umso glaubwürdiger im „kostenlosen“ Welche Ergebnisse versprechen Sie sich von Distribution 2.0? Es ging um die Notwendigkeit, dass Postproduk- Netz unterwegs sein. Stattdessen haben gerade diese im Mo- Neben Transparenz ist uns die langfristige Perspektive des tions-Manager und Produzenten die gleiche ment große Schwierigkeiten, sich dort sichtbar zu positionie- Projekts am wichtigsten. Wir glauben nicht daran, dass wir Sprache sprechen.“ ren und gegen die große Konkurrenz durchzusetzen. Das kurzfristige Wellen lostreten sollten, sondern daran, uns lang- EP2C richtet sich an europäische Produzenten möchten wir mit Distribution 2.0 ändern, um sicherzugehen, sam und beständig in die Wahrnehmung der Konsumenten mit einem Spiel- oder Dokumentarfilmprojekt in dass diese Filme sichtbar bleiben und wir die Kommunikation einzugraben. Wir versuchen, die Person des Regisseurs und Entwicklung und an Postproduktions-Koordina- mit jungen Zielgruppen garantieren können. nicht einen einzelnen Film in soziale Netzwerke einzubinden, Jenny Walendy, toren mit Erfahrungen in Kinoproduktionen. und zwar auf die Art und Weise, die am besten zu ihm passt. Foto: privat Im Mittelpunkt stehen sämtliche Fragen zur Post- Wie wird dieses Netzwerk konkret funktionieren? Wir bauen darauf, dass er langfristig unsere Verleiher durch produktion wie Bild- und Ton-Workflows, VFX, In der Umsetzung gibt es zwei Ebenen. Die internationale die Aktivierung seiner Fans unterstützen kann und diese In- Finanzierung und Management von Postproduk- Ebene besteht in der Entwicklung von internationalen Marke- vestitionen damit zurückgibt. Die Konkurrenz jedes einzelnen tion sowie technische und rechtliche Aspekte. Zu- tingkonzepten zusammen mit Verleihern, Produzenten und Films zu anderen Filmen oder anderen Unterhaltungsformen dem werden Besuche von Postpoduktionseinrich- Regisseuren. Im besten Fall sogar bereits vor der Fertigstel- wächst ständig, und Distribution 2.0 ist eine unserer Ideen, tungen, Einzelgespräche mit europäischen Ex- lung des Films. Wir haben in Cannes damit begonnen und dagegen anzugehen. perten sowie diverse Netzwerkaktivitäten orga- die Verleiher, Produzenten und den Regisseur der europäischen nisiert. Koproduktion „Just the Wind“, die auf der Berlinale den Gro- Und wie sehen die Perspektiven aus? Viola Fügen, u.a. Postproduction-Supervisor bei ßen Preis der Jury gewann, zusammengebracht. Die Reso- Das Projekt ist als Pilot zunächst für ein Jahr angelegt. Wir der Pandora Filmproduktion, nahm im vergan- nanz war sehr gut, und das Treffen hat diverse Denkanstöße hoffen, dass sich daraus neue Vorgehensweisen ergeben, die „Just the Wind“ – genen Jahr an EP2C teil: „Die meiste Zeit des gegeben. Die Verleiher können sich Inspiration von anderen weitergeführt und weitergegeben werden können. Im Spät- für die internatio- Seminars verbrachten wir in Gruppen, in denen nale Koproduk- holen, und gleichzeitig hoffen wir, dass sich daraus Synergien herbst organisiert Europa International, der Verband europä- tion entwickelt konkrete Projekte und deren Problematiken mit ergeben. Zudem wollen wir in Kooperation mit Europe’s ischer Weltvertriebe, eine Konferenz, zu der Spezialisten für The Matchfactory erfahrenen Postproduktions-Koordinatoren be- Finest aus Köln ein Portal aufbauen, über das Verleiher Infor- Online Marketing, VoD-Verwertung und Recht eingeladen unkonventionelle sprochen wurden. Jeden Tag kam außerdem ein Marketingkon- mationen und Marketingmaterialien austauschen können. werden. Dort werden wir die ersten Resultate präsentieren. zepte, Foto: The Gastredner, der spezielle Bereiche vertiefte. Die Matchfactory Bandbreite ging von Dienstleistern wie Arri, über Michael Weber von The Match Factory, bis zu MEDIA-Einreichtermine Anwälten, Sound Experten und Marketing Spe- Video on Demand / Digitales Kino zialisten. Besonders hilfreich fand ich, dass die 25. Juni 2012 Spezialisten mindestens 24 Stunden vor Ort wa- Selektive Verleihförderung ren, so dass alle Teilnehmer ausreichend Zeit für 29. Juni 2012 ein direktes Gespräch hatten.“ EP2C eigne sich Promotion/Marktzugang v.a. für „Produzenten, die keinen festen Inhouse- 30. Juni 2012 für Aktionen, die zwischen Postproduktions-Koordinator haben sowie für dem 1. Januar 2013 und dem 31. Mai 2012 alle Postproduktions-Koordinatoren oder Tech- beginnen. niker, die in dieses Feld wechseln möchten.“ Europa Cinémas EP2C findet in englischer Sprache statt. Die Teil- 1. Juli - 31. August 2012 nehmerzahl ist auf 22 begrenzt (14 Produzenten Kino-Digitalisierung 31. Juli 2012 und 8 Postproduction-Supervisors). Die Teilnah- Innovative Vertriebsstrategien mekosten betragen 850 Euro inkl. Unterkunft und 6. September 2012 Verpflegung. Anmeldeschluss ist der 20. Juni 2012. > www.ep2c.com

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 27 Cannes

NRW-Lunch der Film- und Medienstiftung NRW@Cannes Oft sind es gerade die verstörenden Filme, die im Gedächt- nis bleiben: Das sah die Jury in Cannes ähnlich und zeichne- te den mexikanischen Regisseur Carlos Reygadas für sein Drama „Post Tenebras Lux“ mit dem Regiepreis aus. Die von der Film- und Medienstiftung NRW geförderte Produktion wurde von der Kölner Match Factory und Arte koproduziert. Im Wettbewerb der Semaine de la Critique gewann mit Ili- an Metevs „Sofias letzte Ambulanz“ eine weitere NRW-Pro- duktion. Der Dokumentarfilm über die Besatzung einer Not- Gute Gespräche beim Lunch im Plage Goeland fall-Ambulanz in Sofia wurde von der Kölner Sutor Kolonko Filmproduktion realisiert und erhielt den France 4 Visiona- ry Award. „Herzlichen Glückwunsch an Carlos Reygadas, Mi- chael Weber und sein Team von der Kölner Match Facto- ry, aber auch an Ilian Metev und Ingmar Trost von der Su- tor Kolonko in Köln! Die Auszeichnungen zeigen einmal mehr die internationale Wettbewerbsfähig keit der Filme, die als NRW-Koproduktionen entstehen“, gratulierte Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung Ingmar Trost, Produzent „Sofias letzte NRW, den Preisträgern. Ambulanz“, mit Christina Bentlage, Pablo Stoll, Regisseur von „Tres“, mit Petra Müller Bis zur Preisverleihung hatten vor allem der Regen, die Auto- Leiterin Förderung bei der Filmstiftung und Koproduzent Christoph Friedel (Pandora Film, Köln) renfilme und die Abwesenheit der Regisseurinnen die Ge- spräche auf den 65. Filmfestspielen von Cannes (16.-27.Mai) Erfolgreiche NRW-Produktion in Cannes: beherrscht. Beim traditionellen Lunch der Film- und Medien- Ilian Metev gewann mit „Sofias letzte stiftung NRW an der Croisette war zumindest das schlech- Ambulanz“ in der Semaine de la Critique te Wetter kein Thema mehr. Die Sonne brach durch, als Pe- tra Müller und Christina Bentlage, Leiterin der Förderung, Filmemacher, Produzenten und Presse begrüßten und da- bei stolz auf die funf̈ Filme mit NRW-Beitrag in den Festival- reihen hinwiesen. Selbst das Menü präsentierte sich bei Ca- prese und Erdbeertarte mit Minzblättern in den Landesfar- ben. Gleich drei Filme mit Beteiligung aus NRW liefen im Wettbewerb: Neben „Post Tenebras Lux“ und „Sofias letz- Der Stand von Focus Germany am Strand von Cannes Michael Weber, The Match Factory (Koproduzent des te Ambulanz“ auch die deutsch-französische Produktion „Ho- Wettbewerbsfilms „Post Tenebras Lux“) mit ly Motors“ von Leos Carax, die in Zusammenarbeit mit der Petra Müller, Geschäftsführerin der Filmstiftung NRW Kolner̈ Pandora Film entstand, und die mit Eva Mendes, Ky- lie Minogue, Michel Piccoli und Denis Lavant hochkarätig besetzt ist. Für den vielfach ausgezeichneten Produzenten Karl Baumgartner, einer der prominenten Gäste beim NRW- Lunch, war dies ein weiteres Highlight der 30-jahrigen̈ Er- folgsgeschichte von Pandora. Außerdem an der Croisette zu sehen waren „Paradies: Liebe“ von Ulrich Seidel, der von der Kolner̈ Tatfilm mit realisiert, und Pablo Stolls „Tres“, der von der Kölner Pandora koproduziert wurde. Karl Baumgartner, Koproduzent von „Holy Motors“, mit Raimond Goebel Networking am Rande des Festivals German Films Empfang

Die Gastgeber Mariette Rissenbeek und Staatsminister Bernd Neumann begrüßte Martin Moszkowicz von German Films die Gäste an der Plage Majestic

Kritiker Daniel Kothenschulte und German Films Empfang: Deutschland hieß die Dagmar Niehage, Meinolf Zurhorst, Filmstiftungs-Geschäftsführerin Petra Müller internationale Filmbranche willkommen. Bettina Brokemper und Michael Aust

Nicolette Krebitz und Andreas Schreitmüller (Arte) Senator@Cannes: Peter Heinzemann, Burghart Klaussner Anatol Nitschke mit Ulrike Schauz (BKM) Peter Sehr, Manuela Stehr, Stefan Arndt Ulf Israel und Reik Möller und Christiane Paul Fotos: German Films; Kurt Krieger / Hubert Bösl Hörspielpreis

60 Jahre lang stand unumstößlich direkt nach der Jurysitzung fest, wer den Hörspielpreis der leinlebenden Menschen. Die „Herrschaften zwischen 70 und Kriegsblinden erhalten würde. In diesem Jahr blieb, nach berühmtem Oscar-Muster, bis zur 80“ beteiligen sich an einem „Speed Dating“, einer Veranstal- tung, bei der sich mehrere Männer und Frauen im schnellen Preisverleihung alles spannend: Erst am 12. Juni in Köln erfuhr das Performance-Kollektiv She She Paar-Wechsel über sich selbst austauschen. Pina Bauschs Tanz- Theater „Kontakthof mit Damen und Herren ab 65 “ lässt Pop, dass ihr „Testament. Verspätete Vorbereitungen zum Generationswechsel nach Lear“ der grüßen. Es entsteht ein berührender, auch tragikomischer Sieger 2012 ist. Reigen von Figuren, deren Lebensgeschichten und Existenz- räume von exzellenten Darstellern improvisierend ausgelotet werden. Lebensnah, charmant, poetisch, illusionslos und skurril: Solche Eigenschaften faszinierten die Juroren, ebenso wie die perfekt eingebundene nostalgische Kaffeehausmusik. Hörspielpreis der Kriegsblinden an „Testament“ „Mörder“ Das zweite nominierte Hörspiel heißt „Mörder“ (DLF/SWR). Es ist so schlicht wie zugleich raffiniert komponiert bei der Be- schwörung des großen historischen Themas, des Holocausts Realitäten und und all der Alltagsableitungen, die dazu gehören. Die Autorin, Agniezka Lessmann, schildert darin scheinbar naiv, immer undramatisch und stimmig aus der Perspektive einer Enkelin namens Aga doppelbödige Geschichten, die auch eigene bio- Improvisationen graphische Erfahrungen aufnehmen. Von der Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus, über den Antisemitismus in Polen – wo Holocaust-Überlebende wie Agas Vater die Heimat VON JURY-MITGLIED PETRA KAMMANN verlassen mussten und nach Israel auswanderten – bis zur Aus- reise nach Deutschland, ins „Land der Mörder“. Durch klu- ges, hartnäckiges Nachfragen bei den Erwachsenen und durch Das neue Verfahren beim Hörspielpreis steigerte nicht nur die lässt, doch herrschte auch Übereinstimmung, dass es eigent- schlichte Fernseherfahrungen erobert sich die sechsjährige Spannung, es machte gleichzeitig hörbar, wie sich das Spek- lich dem Feature zuzuordnen ist. Exemplarisch war das Stück Heldin Aga nach und nach die Welt der Erwachsenen. Diskret trum der Besten an der Spitze anhört. Eine breitere Basis gibt insofern, als es für eine ganze Reihe wirklichkeitsnaher, all- kratzt sie an der Oberfläche des Schreckens, fragt, wer und es neuerdings auch bei den Einreichungen. Jeder der beteilig- tagsbezogener und gegenwartsstarker Produktionen stand. wo die „Mörder“ sind – und erzeugt so eine große Spannung. ten Sender (aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) darf Auch der medienmultiple Autor Alexander Kluge griff Aktuelles „Testament“ nunmehr zwei Sendungen für den Wettbewerb benennen, wäh- auf – um es dann, ganz auf seine Art, mit Historischem und rend das Kontingent vorher schmaler war. Wissenschaftlichem zu verweben. Sein Stück „Die Pranke der Das dritte nominierte Hörspiel, am Ende der Gewinner, Diese Neuerungen waren noch von Dieter Renelt, dem lang- Natur. Das Erdbeben in Japan, das die Welt bewegte, und das stammt vom siebenköpfigen Performance-Kollektiv She She jährigen Vorsitzenden des Bundes der Kriegsblinden Deutsch- Zeichen von Tschernobyl“ (BR) – eine Auseinandersetzung mit Pop. Es greift in „Testament“ auf Shakespeares Drama des Kö- land, zusammen mit der Geschäftsführerin der Film- und Me- der Tsunami- und Atomkatastrophe in Japan – wies alle ein- nigs Lear zurück, dessen Wille, noch zu Lebzeiten sein Reich dienstiftung NRW, Petra Müller, angestoßen und auf den Weg schlägigen Elemente eines „echten Kluge“ auf, von der so sanf- gerecht aufzuteilen, in Mord und Totschlag endete. Das Hör- gebracht worden. In der Praxis verwirklichen konnte Renelt ten wie eindringlichen eigenen Stimme bis zur assoziativen spiel-Kollektiv nahm dies – die realen Väter einbeziehend – die Reformen nicht mehr: Er starb ganz unerwartet Anfang Methode bei der Verknüpfung wissenschaftlicher Einsichten als Grundlage, um „Vorbereitungen zum Generationswech- März. Sein Nachfolger an der Spitze, Hans-Dieter Hain – dem und Bildungsvorräte. Doch trotz großen Respekts hörte die sel“ im Spiel zu reflektieren. Szenisch geht die junge Genera- Kriegsblindenpreis seit vielen Jahren als Juror eng verbunden Jury auch viel „Kluge-Funk“ mit einer Unendlichkeitsschleife. tion mit großer Härte und Gnadenlosigkeit vor, rechnet scho- – übernahm Renelts Part sehr kundig und souverän. Den Vor- nungslos mit den Vätern ab. Die Prinzipien von Gerechtigkeit Drei Nominierungen: sitz der auf 14 Mitglieder verkleinerten Jury (sieben Kriegsblin- und Bedürftigkeit werden ebenso durchgespielt wie Liebes- de, sieben von der Filmstiftung benannte Fachkritiker) hatte, „Altersglühen oder Speed-Dating für Anfänger“ und Machtentzug. Überaus lebensecht, so die Jury, sei das so wie schon in den Vorjahren, die Publizistin Anna Dünnebier. Am Ende war das Ergebnis bei den Nominierungen dann entstehende Hördrama „Testament“ (Deutschlandradio Kul- doch eindeutig. Zu den drei Stücken mit Siegeschancen gehör- tur), mit dem aufimprovisierten und dabei ganz intensiven Fließende Grenzen te die Hörspiel-Improvisation „Altersglühen oder Speed-Da- Sprechen über Liebe, Unverständnis und Abhängigkeit. Auffällig, wie auch im vergangenen Jahr: Die Sender ziehen die ting für Anfänger“ von Jan Georg Schütte (NDR). Sie wählt Grenzen zwischen „klassischem” Hörspiel, Feature, essayisti- eine ungewöhnliche Form für ein nicht alltägliches Thema: ei- Herzlichen Glückwunsch, She She Pop, zum Hörspielpreis scher Collage und Lesestück fließend, verweigern sich jeder nen Neuanfang in Liebesdingen bei alten, erfahrenen und al- der Kriegsblinden 2012! Einengung. Somit bleibt viel Spielraum bei der Auslegung und Anwendung der Preisfor- mel in den Statuten, wonach ein „von einem deutschsprachigen Sender konzipiertes und produziertes Original-Hörspiel“ ausgezeich- net wird, „das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert.“ Die Jury zeigte sich formal strenger. So wur- de etwa die rbb-Produktion „Du und Ich und ER – Neuneinhalb Jahre mit Alzhei- mer“ zwar als ergreifendes Hörstück beur- teilt, welches den schleichenden Prozess die- ser destruktiven Krankheit fassbar werden

Hans-Dieter Hain (Bund der Kriegsblinden) und die Jury-Vorsitzende Anna Dünnebier (beide sitzend) mit der Hörspielpreisjury, Foto: BDK Made in NRW

Ron Howard drehte in Köln ein spektakuläres Kinodrama über Niki Lauda und James Hunt. Die Hauptrollen spielen Daniel Brühl und Chris Hemsworth.

Setbesuch „Rush“ Rivalen der Rennstrecke VON REINHARD KLEBER

Am Set von „Rush”: Bei dem actionreichen Dreh konnte vor allem die Hürther Action Concept ihre langjährigen Stunt-Erfahrungen einbringen. Foto: Revolution Films/ Egoli Tossell

„Ich möchte Sie Clay Regazzoni, unserem Fahrer Nr. 1, vorstel- Howard („Apollo 13“) schildert darin die legendäre Rivalität Augen läuft, gibt er auf. Mit nur einem Punkt Vorsprung wird len“, sagt der Chef des Rennstahls BRM, Louis Stanley, zu Ni- auf und neben der Rennstrecke zwischen Lauda und dem briti- Hunt Weltmeister. ki Lauda. Der junge Rennfahrer mit der Kraushaarfrisur steht schen Gentleman-Racer Hunt um den Weltmeistertitel 1976. Vor der Kamera von Anthony Dod Mantle („Slumdog Milli- in braunem Sakko und Blue Jeans etwas schüchtern da, gibt Das Drehbuch des Oscar-nominierten britisch-österreichischen onaire“) stehen ferner Alexandra Maria Lara als Laudas Frau dann jedoch Regazzoni im himmelblauen Overall kräftig die Autors Peter Morgan („The Queen“) konzentriert sich auf die Marlene und Olivia Wilde als Hunts große Liebe Suzy Miller. Hand und folgt den beiden in die Saison 1975/76, als der Für die Musik zeichnet der deutsche Oscar-Preisträger Hans Baracke. Mechaniker in ölver- Österreicher Niki Lauda Zimmer verantwortlich. schmierten weißen Overalls be- am 1. August 1976 bei ei- „Rush“ ist der erste Independent-Film von Ron Howard, der gutachten neugierig den Neuling, „Working in NRW with Action Concept was nem Unfall auf dem Nür- die Arbeit mit einer vollständigen europäischen Crew realisiert. der den Formel 1-Zirkus bald auf- burgring schwerste Ver- Die Firmen Revolution Films, Cross Creek Pictures, Exclusive mischen wird. „Noch eine Probe, a real pleasure. The filming went very brennungen erlitt. Doch Media, Image Entertainment und Working Title arbeiten mit bitte!“, ruft der Aufnahmeleiter, smoothly and the locations and facilities nur sechs Wochen später der Berliner Firma Egoli Tossell Film und Action Concept aus und die Schauspieler marschieren worked perfectly for us. We already had sitzt der 27-jährige Welt- Hürth zusammen. Die Film- und Medienstiftung NRW unter- in Köln-Ossendorf zu ihren Aus- meister wieder im 500 PS stützt das Prestigeprojekt mit 1,35 Millionen Euro. Weitere För- gangspositionen. quite a few Action Concept crew on boards starken Ferrari, um sei- dermittel steuerte die MFG in Stuttgart und der DFFF bei. Die Daniel Brühl spielt in der britisch- from the start of our shoot, and this helped us nen knappen Vorsprung Zwischenfinanzierung der deutschen Förderungen wird von deutschen Koproduktion „Rush“ gegen seinen härtesten der KFW Bankengruppe zur Verfügung gestellt. Den deut- den österreichischen Rennpiloten to manage a smooth transition with the unit Konkurrenten zu verteidi- schen Kinoverleih übernimmt Universum Film. Niki Lauda, Hollywood-Star move from the UK to Germany. Cologne gen. Beim letzten Wettbe- Für den erfahrenen Regisseur Howard bedeutete der Stoff Chris Hemsworth („Thor“) ver- werb der Saison in Japan Neuland. In einer Drehpause in Köln räumt er ein, dass ihm körpert dessen härtesten Rivalen proved to be an excellent base and we were kommt es zu einem Kopf- der Name Lauda zunächst nicht viel gesagt hat. „Ich wusste James Hunt. Das 40-Millionen- sorry to leave. We hope this is the beginning an-Kopf-Rennen. Als fast nichts über ihn und James Hunt. Ich habe mich nur vage Euro-Kinodrama ist das teuerste Lauda in der vorletzten an einen sehr dramatischen Rennunfall erinnert. Aber als ich Filmprojekt, das in diesem Jahr in of a long and productive relationships with Runde kaum noch etwas zum ersten Mal das Skript zu ‚Apollo 13‘ gelesen habe, konnte Nordrhein-Westfalen realisiert Action Concept and the NRW funders.“ sehen kann, weil er keine ich mich auch nur schemenhaft an diese Mission erinnern. Die wird. Der US-Regisseur und Augenbrauen mehr hat Story hat sich aber als dramaturgisch so reich erwiesen, dass zweifache Oscar-Preisträger Ron ANDREW EATON (BRIT. PRODUZENT) und der Regen ihm in die ich mit größtem Vergnügen daran gearbeitet habe.“ Daniel Hetzer (Action Concept), Andrew Eaton (Revolution Films), Ron Howard, Kay Nießen (Action Concept) Petra Müller (Film- und Medienstiftung), Daniel Brühl und Jens Meurer (Egoli Tossell), Foto: Stephanie Kulbach / Egoli Tossell Film

„Action Concept made good on everything Kilometer langen Set aufgenommen, an dem rund 300 Crew- einen einheitlichen Look der siebziger Jahre. In der Postproduk- Mitglieder mitwirkten“, berichtet der Koproduzent und Ge- tion werden Trickkünstler der Oscar-gekrönten Digitalschmiede they promised. The film’s locations were schäftsführer von Egoli Tossell, Jens Meurer. Pixomondo („Hugo Cabret“) weitere Effekte beisteuern. visually unique and the production went Bei dem actionreichen Dreh konnte vor allem Action Concept Zur Vorbereitung auf die glamouröse Rolle traf sich Brühl aus- ihre langjährigen Stunt-Erfahrungen einbringen. „Wir sind über giebig mit dem dreifachen WM-Champion Lauda, der bei very smoothly. The crew was incredibly unser Know-how zu dem Projekt gestoßen und Stück für Stück dem Projekt als Berater fungiert. Brühl ist sich der großen Auf- hard working and approached the project neben der Action zu einem Service-Produzenten geworden, der gabe bewusst: „Es ist irgendwie ein komisches Gefühl, einen le- hilft, den Film von A bis Z below the line umzusetzen“, sagt benden Mythos zu spielen.“ Umso mehr schätzt er, dass der as true film makers, not just capable Executive Producer Daniel Hetzer. 62-Jährige „sich so viel Zeit für mich genommen hat, so dass ich technicians. I look forward to working in Für die Rennszenen konnte das Team auf acht Replicas der da- mich so gut wie möglich auf den Film vorbereiten konnte“. Germany and with Action Concept again maligen Boliden zurückgreifen. Vorteil: Für diverse Einsätze Ausgiebig hat Brühl auch die Körpersprache Laudas studiert. konnte der Look dieser Nachbauten leicht verändert werden. „Er setzt seine Hände oft ein und wirkt sehr zackig. Man merkt, soon.” Zudem stellten Sammler und Museen 35 Originalautos zur dass er keine Zeit zu verlieren hat. Das hat er als Fahrer nicht Verfügung. „Einige ließen sich von der Vorstellung überzeu- getan und heute als Geschäftsmann auch nicht.“ Begeistert ist TODD HALLOWELL (EXECUTIVE PRODUCER) gen, dass sie ihr Lieblingsstück der 33-Jährige von Lau- im Film sehen können“, so ein das Humor: „Als wir erst- Produktionsmitarbeiter. mals Kontakt hatten, sagte Am Drehbuch von Peter Morgan, der vor vier Jahren bei „Frost/ Der renommierte Kameramann „We had a very successful shoot in Germany er: ‚Wenn Du nach Wien Nixon“ mit ihm kooperiert hat, habe ihn vor allem eines faszi- Mantle hat für das aufwändige and much of it was due to the fantastic crew kommst, bring nur Hand- niert: „Es war diese Kombination aus Drama und Humor, die Projekt mit den Kölner Firmen gepäck mit, denn wenn Emotionen, die die beiden Männer umgibt, was mich angespro- Farbkult und Cinepost ein innova- that Action Concept put together and the prep wir uns nicht verstehen, chen hat.“ Und ihre Umgebung sei „wirklich frisch, cool und tives Bildkonzept entwickelt. Wäh- that they guided us through. I very much kannst Du gleich umkeh- filmisch.“ rend Farbkult sich um die Siche- look forward to filming in Germany again ren.‘ Ich bin tatsächlich Nach einem längeren Dreh in England filmte das Team insge- rung der enormen Datenmengen nur mit Handgepäck an- samt zwei Wochen in Nordrhein-Westfalen. Dazu zählt auch der kümmert, verleihen Cinepost-Ex- sometime in the near future.“ gereist. Zum Glück haben zentrale Feuercrash Laudas auf dem Nürburgring kurz hinter perten den unterschiedlichen For- wir uns gemocht, und ich der Landesgrenze. „16 Kameras haben die Szenen auf dem 22 maten im OnSet Grading bereits RON HOWARD bin drei Tage geblieben.“

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 31 Dreharbeiten

Rubinrot Mord mit Aussicht Mülheim – Texas Münster-Tatort Ende April wurden die Dreharbeiten zu „Rubin- 13 neue Folgen der komödiantischen Krimise- Mülheim, Berlin, Stuttgart, München, Hamburg, Die Dreharbeiten für den neuesten Tatort aus rot“ in London beendet. Das Drehbuch zum rie „Mord mit Aussicht“ entstehen seit Anfang Zürich und Spanien sind die Stationen eines do- Münster endeten am 22. Mai. Im aktuellen Fall gleichnamigen Jugendroman verfasste Kathari- Mai in der Eifel. Gemeinsam mit ihren Kollegen kumentarischen Roadmovies, bei dem Andrea „Das Wunder von Wolbeck“ ermitteln Kommis- na Schöde, Regie führte Felix Fuchssteiner. Dre- Dietmar Schäffer und Bärbel Schmied rückt Roggon noch bis Ende des Jahres den Alltag von sar Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Boer- horte waren Mühlhausen, Eisenach/Wartburg, Kommissarin Sophie Haas dem unorganisierten Helge Schneider begleitet. Verschiedene Epo- ne (Jan Josef Liefers) im Mordfall eines – insbe- Weimar, Köln, Aachen, Jülich, Coburg, Bayreuth Verbrechen zwischen Niederrhein und Schiefer- chen seines Lebens werden in „Mülheim – Te- sondere bei Frauen sehr beliebten – Heilprak- und im Anschluss London. Insgesamt gab es gebirge mit ihren eigenwilligen Ermittlungsme- xas “ durch das übergeordnete Thema der Rei- tikers. Der 22. Tatort aus Münster wurde unter zehn Drehtage in NRW. Der Kinostart ist am 14. thoden gehörig zu Leibe. In weiteren Hauptrol- se verbunden. Das Berufliche und das Persön- der Regie von Matthias Tiefenbacher gedreht. März 2013 im Concorde Filmverleih geplant. len spielen Petra Kleinert, Hans Peter Hallwachs liche, das Große und das Kleine, das Spießige Das Buch stammt von Wolfgang Stauch. Eben- „Rubinrot“ ist eine Produktion von Lieblingsfilm und Karina Krawczyk. Die Regie führt Christoph und das Geniale finden sich auf diesem Weg. In falls dabei sind wieder Friederike Kempter als (Robert Marciniak, Philipp Budweg und Thomas Schnee, Produzent für die Pro TV Produktion ist NRW sind acht Drehtage geplant. Das Projekt Thiels Assistentin Nadeshda Krusenstern und Blieninger), mem film (Felix Fuchssteiner und Ka- Peter Güde und Redakteurin für den WDR Ni- der Stuttgarter Archipelago Filmproduktion wird ChrisTine Urspruch als Silke Haller, rechte Hand tharina Schöde), Tele München/Concorde (Mar- na Klamroth. unterstützt vom ZDF – Das kleine Fernsehspiel. von Prof. Boerne. Produziert wird „Das Wunder kus Zimmer) und Geißendörfer Film- und Fern- > Pro TV Produktion, Tel. (0221) 82007711; > Archipelago Filmproduktion, Tel. (0711) von Wolbeck“ von der filmpool Film- und Fern- sehproduktion (Hans W. Geißendörfer). Als Dar- [email protected] 2591 82; [email protected] sehproduktion (Produzentin: Iris Kiefer) im Auf- steller konnten Veronica Ferres, Katharina Thal- trag des WDR für Das Erste. Die Redaktion hat bach, Uwe Kockisch, Axel Milberg, Gottfried Nina Klamroth (WDR). Der Sendetermin ist für John, Chiara Schoras, Rüdiger Vogler, Peter Si- den Herbst 2012 geplant. monischek, Sibylle Canonica und Gerlinde Lo- > filmpool, Tel. (0221) 9215990; cker verpflichtet werden. [email protected] > Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion, Tel. (0221) 2205290; [email protected] Bloch – Die Der Film in 3D Lavendelkönigin Urbanatix Am 3. Mai begannen in Köln die Dreharbeiten zu „Bloch – Die Lavendelkönigin“. Michael Ver- Künstler aus den verschiedensten Streetart-Dis- hoeven inszeniert den WDR-Fernsehfilm nach ziplinen sowie internationale Weltklasseakroba- dem Buch von Ingo Haeb und Martin Rosefeldt ten zeigten im Rahmen der Ruhr2010 die atem- mit hochkarätiger Besetzung. An der Seite von beraubende Show „Urbanatix“. Goodlands Film- Dieter Pfaff als Psychotherapeut Dr. Maximili- produktion (Produzenten: Rita Baus, Frank Döh- an Bloch und Ulrike Krumbiegel als dessen Le- mann) entwickelt mit Christian Eggert ein Dreh- bensgefährtin Clara sind Anna Maria Mühe und buch, das noch in diesem Jahr in 3D verfilmt wer- Ludwig Blochberger zu sehen. In der 24. Folge den soll. Gedreht wird an Originalschauplätzen der ARD-Erfolgsreihe leidet eine angehende Ar- in Nordrhein-Westfalen. Die Dreharbeiten wer- chitektin unter Panikattacken und begibt sich den im Herbst beginnen. bei Bloch in Therapie. Doch nach wenigen Sit- > Goodlands, Tel. (02271) 76980; zungen taucht sie nicht mehr auf und hinterlässt [email protected] auf Blochs Anrufbeantworter eine alarmieren- de Nachricht. „Bloch – Die Lavendelkönigin“ ist eine Koproduktion des WDR mit dem SWR. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Nina Klam- roth (WDR) und Brigitte Dithard (SWR). Gedreht wird noch bis Anfang Juni in Köln. Der voraus- sichtliche Sendetermin ist 2013. > Pro TV Produktion, Tel. (0221) 82007711; [email protected]

„My Friend Vijay“: Reinhard Brundig (Pandora), Sam „Alles wird gut“ von Niko von Glasow, Foto: Werner Meyer Garbarski, Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), Hanna Schygulla, Sebastien Delloye (Entre Chien et Loup) und Karl Baumgartner (Pandora) am Set in Köln, Foto: Patrick Muller Regisseur und Produzent seit Oktober 2011 sein Alles wird gut eigenes Buch um. Gedreht wurde bis Mai, un- „Alle Schauspieler sind behindert, besonders die ter anderem mit den Darstellern Mirco Mons- My Friend Vijay Guten“, sagt Niko von Glasow, der „einzige kurz- hausen, Christiane Grieb, Leslie Mader, Christi- Im April begannen in New York die Dreharbei- armige Regisseur Deutschlands“, und macht mit na Zajber und Nico Randel. Sebastian Salanta ist ten zu der Komödie „My Friend Vijay“. Bis En- 14 guten Schauspielern ein besonderes Theater- Kameramann. Alle 28 Drehtage fanden in NRW Beim Drehstart von „Der Mallorca Detektiv”, Foto: RTL/Guido Engels de Mai wurde auch in Luxemburg und Köln ge- stück. Die Entstehung des Stückes lässt er filmen, statt. Als Redakteure für WDR und BR fungieren dreht. Moritz Bleibtreu spielt in dieser skurrilen und bald schon ist nicht mehr so ganz klar, was Sophie Seitz und Claudia Simionescu. NFP wird Geschichte Will, einen talentierten deutschen Film, was Theater und was Realität ist. Niko von den Film ins Kino bringen. Der Mallorca Schauspieler, der seit Jahren in einer amerika- Glasow, der Regisseur von „NoBody’s Perfect“, > Palladio Film, Tel. (0163) 4724811; Detektiv nischen TV-Kinder-Serie in der Rolle eines Ha- setzt in der Mockumentary „Alles wird gut“ als [email protected] sens feststeckt. Als er eines Tages in einen Stra- Noch bis Ende Juni realisiert Action Concept ßenunfall verwickelt wird, glaubt in dem Trubel Film- und Stuntproduktion (Produzenten: Her- und der Verwirrung alle Welt, er sei tot. Will mann Joha, Stefan Retzbach) für RTL (Redaktion: nutzt die Chance und entscheidet sich, seinem Sascha Mürl) die Action-Komödie „Der Mallor- Traum zu folgen und seiner eigenen Beerdigung Exit Marrakesch Westfalen statt. Vom 16. bis zum 18. Juni wer- ca Detektiv“. Darin geht es um einen Kommis- beizuwohnen. In weiteren Rollen sind Patricia den der Flughafen Köln/Bonn, die Kölner Oper, sar, der mit ansehen muss, wie ein guter Freund Arquette sowie Michael Imperioli, Danny Pudi Am 16. April fiel in Marrakesch die erste Klap- Bensberg, Königswinter und der Petersberg Lo- vor seinen Augen erschossen wird. Regisseur und Hanna Schygulla zu sehen. pe zu Caroline Links neuem Film „Exit Marra- cations sein. „Exit Marrakesch“ ist eine Produk- Heinz Dietz setzt das Buch von Marc Hillefeld an Der Kinofilm von Sam Garbarski nach einem kesch“. Nach ihrem eigenen Drehbuch erzählt tion der Desert Flower Filmproduktion (Produ- vier von 22 Drehtagen mit den Darstellern To- Drehbuch von Philippe Blasband, Matthew Rob- die Oscar-Preisträgerin eine gefühlvolle Vater- zent: Peter Herrmann) in Koproduktion mit ARD bias Licht, Nina Gnädig, Özgür Karadeniz, Phil- bins und Sam Garbarski ist eine Produktion von Sohn-Geschichte, ein berührendes Drama über Degeto, Bayerischer Rundfunk, Westdeutscher ipp Danne, Sonja Kirchberger sowie Markus Boy- Entre Chien et Loup – Samsa Film Produktion eine Reise zu sich selbst und den süßen Schmerz Rundfunk, Arte, Erfttal Film- & Fernsehproduk- sen, Richard van Weyden und Francisco Medi- in Koproduktion mit Senator Film, Pandora Film des Erwachsenwerdens. Vor der Kamera von Bel- tion, B.A. Produktion, MTM west television & na auch in NRW um. Die Kamera führt Tobias und Millbrook Pictures. Der Kinostart erfolgt vor- la Halben spielen neben Neuentdeckung Samuel film und Studiocanal Film. Kinostart ist 2013 im Schmidt. aussichtlich 2013 im Senator Film Verleih. Schneider, Ulrich Tukur, Josef Bierbichler und So- Verleih von Studiocanal. > action concept Film- und > Pandora Film, Tel. (0221) 973320; phie Rois. Die Dreharbeiten finden noch bis zum > Desert Flower Filmproduction, Tel. (089) Stuntproduktion, Tel. (02233) [email protected] 24. Juni 2012 in Marokko, Bayern und Nordrhein- 8989057260; [email protected] 2233508100; [email protected] LUISE RISCH MARLENE RISCH TABEA WILLEMSEN THEKLA CAROLA WIED SMUDO ANNEKE KIM SARNAU

BUbububububub, Foto: XXXXXX GROSSE NRW-KINOTOUR „Layla Fourie“: Christina Bentlage AM 7. UND 8. JULI (Filmstiftung NRW), Pia Marais, An- dré Chemetoff, Rayna Campbell, Claudia Steffen und August Diehl, Foto: Martin Valentin Menke

Layla Fourie

In Köln fanden zwischen dem 26. und 30. Mai die finalen Dre- harbeiten zu Pia Marais neu- em Spielfilm „Layla Fourie“ statt. Die bereits dritte Zu- sammenarbeit von Marais mit der Kölner Pandora Film er- zählt, wie die alleinerziehende Südafrikanerin toff. Layla Fourie ist eine Produktion von Pando- Layla Fourie eine Anstellung als Polygraphistin ra Film (Produzenten: Claudia Steffen, Christoph EIN FILM VON TINA VON TRABEN erhält – sie wertet die Ergebnisse von Lügende- Friedel) in Koproduktion mit DV8 Films/Zine- tektoren aus. In einer Atmosphäre aus Misstrau- bar/Spier Films (Südafrika), Topkapi (Niederlan- en, Lügen und Angst wird Layla bald selbst eine de), Cinema Defacto (Frankreich) und WDR/Ar- Verdächtige. Die Hauptrollen spielen Rayna te. Den Weltvertrieb übernahm The Match Fac- Campbell, August Diehl und Rapule Hendricks. tory. Die Regisseurin schrieb das Buch zusammen mit > Pandora Film, Tel. (0221) 973320; Horst Markgraf. Kameramann ist André Cheme- [email protected]

Cole, der aus dem England des 11. Jahrhunderts Der Medicus ins persische Isfahan reist, um dort Medizin zu Mitte Juni beginnen in Marokko und Deutsch- studieren. Die Produktion ist für 19 Tage in den land unter der Regie von Philipp Stölzl die Dre- MMC Studios in Köln. Der Kinofilm ist eine Pro- harbeiten zur Verfilmung von Noah Gordons duktion der UFA Cinema in Koproduktion mit Bestseller „Der Medicus“. Tom Payne, Ben Kings- der ARD Degeto und Beta Cinema. Produzenten ley, Stellan Skarsgård, Olivier Martinez und Ely- sind Wolf Bauer und Nico Hofmann, die Redak- AB 12. JULI IM KINO as M’Barek konnten für die Verfilmung des Welt- tion der ARD Degeto verantworten Bettina Reitz bestsellers gewonnen werden. Drehbuchautor und Roman Klink. Den Weltvertrieb übernimmt WWW.POMMESESSEN.DE WWW.FACEBOOK.COM/POMMESESSEN

Jan Berger hat den Erfolgsroman adaptiert, die Beta Cinema. PYGMALION PLUS Kamera wird Hagen Bogdanski führen. „Der Me- > UFA Cinema, Tel. (0331) 70600; dicus“ erzählt die Geschichte des Waisen Rob [email protected] ANZEIGEN | Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 33 Dreharbeiten

Kai Schumann und Katya Spieltrieb Coin Film dreht Nesytowa in „Heldt“, Foto: ZDF/Frank Dicks Seit dem 29. Mai wird Juli Zehs Roman „Spiel- Im Juli 2012 wird Coin Film die Produktion „Die trieb“ unter der Regie von Gregor Schnitzler ge- Erfindung der Liebe“ von Lola Randl nachdre- dreht. Der Kinofilm erzählt die Geschichte des hen. Die Dreharbeiten zu dem Liebesdrama hochintelligenten Mädchens Ada und des fas- mussten wegen des Todes der Hauptdarstelle- zinierend-dämonischen Alev, zwei Einzelgänger, rin Maria Kwiatkowsky im Juli 2011 unterbro- die sich in der Schule kennen lernen. Kathrin chen werden. Mit verändertem Drehbuch und Richter und Jürgen Schlagenhof haben das Dreh- zusätzlichem Cast wird die deutsch-luxembur- buch geschrieben. Die Hauptrollen sind mit Ma- gische Koproduktion mit Red Lion in Köln fertig ximilian Brückner, Sophie von Kessel, Richy Mül- gestellt werden. In der Besetzung weiterhin ver- Heldt ler und Ulrike Folkerts sowie den beiden New- treten sind Bastian Trost, Sunny Melles, Samuel comern Michelle Barthel und Jannik Schümann Finzi und Mario Adorf, Verstärkung bekommen In Köln, Bochum besetzt. sie u.a. von Marie Rosa Tietjen, Mira Partecke und Umgebung Produziert wird „Spieltrieb“ von Markus Zimmer und Sebastian Weber. Den Verleih des Films hat haben am 14. Mai für Clasart Film. Gedreht wird bis Ende Juli in NFP marketing & distribution übernommen. die Dreharbeiten München und Umgebung sowie in Bonn. Kino- Zeitgleich wird Coin Film, ebenfalls mit Red Lion, zu der neuen ZDF- start wird 2013 im Concorde Filmverleih sein. die Koproduktion „Die Räuber“, eine moderne Krimi-Serie mit > Clasart Film & Fernsehproduktion, Schiller-Adaption, realisieren. Regie führen wird dem Arbeitstitel Tel. (089) 2118760; [email protected] bei dem Familiendrama der Ruhrfestspiele-In- „Heldt – Zwischen tendant Frank Hoffmann. Der internationale Gesetz und Ge- Cast ist u.a. besetzt mit Niels Arestrup („Un pro- rechtigkeit“ be- phète“, „Schmetterling und Taucherglocke“) so- gonnen. Kai Schu- wie Eric Caravacar, Stanislas Merhar und Heino mann verkörpert die Hauptrolle des Kommissars Lorenz Lau-Uhle, Claudia Römer und Ralf Löhn- Turbo & Tacho Ferch. Die Dreharbeiten finden im Juli und Au- Nikolas Heldt. An seiner Seite ermitteln Janine hardt. Mittelpunkt und Namensgeber der Serie gust in der Eifel und in Luxemburg statt. Kunze als Staatsanwältin Ellen Bannenberg so- ist Nikolas Heldt, Kommissar bei der Bochumer Von Mitte Juli bis Ende August dreht die action > Coin Film, (0221) 322053; wie Hauptkommissar Detlev Grün alias Timo Kriminalpolizei. Die Redaktion im ZDF haben Be- concept Film- und Stuntproduktion (Produzent: [email protected] Dierkes. Die Sony Pictures Film und Fernseh Pro- rit Teschner und Elke Müller. Die Dreharbeiten Stefan Retzbach) für RTL (Redakteur: Peter Jän- duktions GmbH aus Köln produziert die sechstei- dauern voraussichtlich bis 5. Juli 2012. Ein Sen- nert) an 20 Drehtagen in Köln und Umgebung lige Serie. Olaf Kreinsen inszeniert die erste Fol- determin steht noch nicht fest. „Turbo & Tacho“, den Piloten eines Spin-Off von ge, Gero Weinreuter führt Regie in Folge zwei > Sony Pictures Film und Fernseh „Alarm für Cobra 11“. Franco Tozza inszeniert und drei, die restlichen drei Folgen setzt Buddy Produktions GmbH, Tel: (0221) 933800; die Action-Komödie nach einem Buch von An- Giovinazzo um. Die Drehbücher stammen von [email protected] dreas Heckmann mit Axel Stein und Daniel Rös- Die Schwarzen ner. An der Kamera ist Christian Paschmann, das Brüder Casting übernimmt Outcast. > action concept Film- und Nach dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker Stuntproduktion, Tel. (02233) 508361; von Lisa Tetzner und Kurt Held realisiert Oscar- Only Lovers Left [email protected] Preisträger Xavier Koller ab Mitte Juni an insge- Beltracchi. Die samt 40 Drehtagen in NRW, im Tessin, in Italien Alive Kunst der Fälschung und Hessen den Kinofilm „Die Schwarzen Brü- der “ mit Moritz Bleibtreu und Richy Müller. Das Kult-Regisseur Jim Jarmusch dreht vom 16. Ju- Filmpreisträger Arne Birkenstock dreht vom 25. Buch von Fritjof Hohagen und Klaus Richter er- li bis zum 14. August für die Kölner Pandora Film Juni bis zum August „Beltracchi. Die Kunst der Karneval zählt, wie bis Mitte des 19. Jahrhunderts arme (Produzent: Reinhard Brundig) und die Londo- Fälschung“. Die Dokumentarfilm über die Le- Tessiner Bergbauern ihre Kinder als Kaminfeger ner Recorded Picture Company (Jeremy Tho- bensgeschichte Wolfgang Beltracchis und einen Karneval dauert für viele Karnevalisten 365 Ta- nach Mailand verkauften. So geht es auch dem mas) in NRW „Only Lovers Left Alive“: In der ro- der größten Kunstfälscher-Prozesse in Deutsch- ge lang. Deshalb begleitet Regisseur Claus Wisch- kleinen Giorgio. mantischen Trostlosigkeit Detroits und Tangers land behandelt zwei der großen Themen unse- mann vier von ihnen von Anfang April bis zum Circa 20 Drehtage werden in NRW stattfinden. finden ein zutiefst deprimierter, menschenmü- rer Zeit: Die Diskussion um Original und Fäl- Ende der jecken Zeit 2013 für seine Dokumen- Produzenten für enigma film sind Fritjof Hoha- der Underground-Musiker und seine starke und schung, sowie das seit der Finanzkrise hochak- tation „Karneval“. Sounding Images produziert gen und Clarens Grollmann, Koproduzenten geheimnisvolle Geliebte wieder zusammen. Die tuelle Thema „Gier“. An 30 Drehtagen (davon die Suche nach dem Wesen des Kölner Karne- sind die Starhaus Filmproduktion und Dschoint Liebesgeschichte der Vampire überdauert be- 12 in NRW) reist Birkenstock zu Aufnahmen vals. Ventschr. Federführender Redakteur beim BR reits mehrere Jahrhunderte, aber das leiden- nach Köln, Bergisch Gladbach, Berlin, Freiburg, > sounding images, Tel. (030) 44356716; ist Cornelius Conrad. Weitere Sender sind der schaftliche Idyll wird durch ihre wilde und un- München, Frankreich, GB, die USA, Japan, [email protected] WDR, der NDR, Degeto und Arte. Der Verleih gestüme jüngere Schwester zerstört. Oscar- Schweden, Israel und Russland. Die Produzen- liegt in den Händen von Kinowelt. Preisträgerin Tilda Swinton sowie Tom Hiddles- ten sind Fruitmarket Kultur und Medien und Tra- > enigma film NRW, Tel. (02223) 914062; ton, Mia Wasikowska und John Hurt überneh- dewind Pictures, beide Köln. [email protected] men die Hauptrollen. > Tradewind Pictures, Tel. (0221) 9125610; > Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected] Der Fall Hagedorn [email protected] Der historische Polizeithriller „Der Fall Hage- dorn“ basiert auf einem authentischen Fall, der Dawn in die deutsche Geschichte einging: Der dreifa- che Kindermörder Erwin Hagedorn war der letz- Am 29. April endeten im Kölner Fort VI nach drei Impressum te Delinquent, an dem in der DDR die „zivile“ To- NRW-Drehtagen die Aufnahmen zum interna- desstrafe vollzogen wurde. Am 23. Mai began- tionalen Polit-Drama „Dawn“, basierend auf Herausgeberin: Redaktionsassistenz: Titel: Anke Engelke, Foto: Danke an alle Produzen- nen in der Nähe von Bautzen die Dreharbeiten dem Roman von Friedensnobelpreisträger Elie Tanja Güß Lena Schütz-Kraan Boris Breuer ten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung zu dem WDR-Fernsehfilm, der noch bis Ende Ju- Wiesel. Zuvor war das Team von Regisseur Ro- Chefredakteur: Gestaltung/Layout: Die Berücksichtigung von Rüdiger Bertram alfred friese + inrhein und die Bilder zu ihren ni auch in Köln und Umgebung realisiert wird. med Wyder und Kameramann Ram Shweky für Terminen richtet sich Filmen. Regisseur Stephan Wagner inszeniert nach dem die Produktion der Dschoint Ventschr Filmpro- CvD: Stefanie Hadding Anzeigenbetreuung: nach dem Erscheinen des Magazins im Internet. Film- und Drehbuch von Holger Karsten Schmidt. Für die duktion (Schweiz) in Koproduktion mit Lama Redaktion: Oliver Lena Schütz-Kraan, Medienstiftung Tel. (0211) 9305040 Das kann leider dazu füh- Hauptrolle konnte Grimme-Preisträger Ronald Films (Israel) und enigma film (Bad Honnef) in Baumgarten, Katharina ren, dass Termine bereits NRW GmbH Zehrfeld gewonnen werden. Weitere Parts spie- Israel und der Schweiz aktiv. Das Drehbuch Blum, Wolfgang Hippe, Anzeigenschluss für die überholt sind, wenn die Tel.: (0211) 930500 len Ulrike Tscharre, Florian Panzner, Martin schrieb William Billy MacKinnon: Darin erhält Marion Meyer, Christian nächste Ausgabe: Druckausgabe des Maga- Fax: (0211) 9305085 Seebaum Brambach, Godehard Giese und Sergius Buck- der junge jüdische Freiheitskämpfer Elisha im 5. Juli 2012 zins ausgeliefert wird, Kaistraße 14 meier. „Der Fall Hagedorn“ ist eine Koproduk- Palästina des Jahres 1947 den Befehl, eine bri- Autoren dieser Ausga- bietet aber die größt- 40221 Düsseldorf be: Uwe Mies, Michael Film und Medien NRW – mögliche Aktualität für tion der Westside Filmproduktion (Produzent: tische Geisel zu erschießen. Darsteller sind Liron Das Magazin ist kosten- magazin@ Dlugosch, Günter die Download-Nutzer. filmstif tung.de Martin Zimmermann) mit dem WDR (Redaktion: Levo, Joel Basman, Sarah Adler, Rami Heuber- Jekubzik, Heike Meyer- los und kann bei der Wir bitten dafür Nina Klamroth). Voraussichtlicher Sendetermin: ger, Moris Cohen und Jason Isaacs, die Produ- Döring (MEDIA), Wilfried Film- und Medienstiftung um Verständnis. 2013 im Ersten. zenten Tunje Berns, Samir, Romed Wyder, Phil- Urbe, Christian Meyer, NRW wahlweise als Print-oder als PDF-Ver- > Westside Filmproduktion, ip Gates, Clarens Grollman und Fritjof Hohagen. Tatjana Kimmel, Rein- hard Kleber sion abonniert werden. Tel. (02151) 6266620; > enigma film, Tel. (02223) 914062; [email protected] [email protected] Kinostarts

Deutschland von Pommes Essen Tom und Hacke Das Schwein oben Kinostart: 12. Juli Kinostart: 2. August von Gaza Verleih: farbfilm Verleih Verleih: Zorro Filmverleih Kinostart: 7. Juni Kinostart: 2. August Verleih: Universum Früher war alles besser. Im Ruhrgebiet wurde Mark Twains beliebter Jugendbuch-Klassiker Verleih: Alamode / Die Filmagentinnen Kohle abgebaut, und die Kumpel hatten viel „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ (1876) in ei- Deutschland ist nach Fläche das fünftgrößte Hunger. Und Geld für Currywürste und Pommes. ner neuen Variante: Regisseur Norbert Lechner Schöne fette Doraden findet Fischer Jafaar im- Land Europas. Zwischen dem Königshafen auf Im Mittelpunkt des Spielfilms „Pommes Essen“ und Drehbuchautor Rudolf Herfurtner verlegten mer gern in seinem Netz. Was er aber diesmal Sylt und dem Haldenwanger Eck in den Allgäu- steht die einst viel besuchte Duisburger Imbiss- einzelne Episoden der im 19. Jahrhundert spie- an Bord zieht, ist zwar auch rund und fett, aller- er Alpen, dem Westgrenzstein zwischen Millen bude „Freys Feyner Imbiss“. Nostalgisch erinnert lenden Geschichte aus dem Mississippidelta für dings ein Schwein. Nun sind solche Tiere im und Isenbruch und der Neißeaue bei Deschka der Film an die alten Zeiten, um bald die bitte- ihre Verfilmung in eine bayerische Kleinstadt der Grenzgebiet zwischen Israel und Palästina schon und Zentendorf erstreckt sich ein Gebiet von re Gegenwart ins Bild zu rücken. Heute gibt es Nachkriegszeit. Handlung und Namen wurden aus religiösen Gründen nur sehr bedingt gedul- 357.104 Quadratkilometern. 2009 setzte das den Imbissstand immer noch, aber Frieda Frey modifiziert. Die Hauptfigur Thomas Sojer (Bene- det. Jafaar will sein Schwein deshalb schnell wie- Produktions-, Regie- und Drehbuchteam Petra (Anneke Kim Sarnau), eine allein erziehende dikt Weber), genannt Tom, beobachtet im Mai der loswerden, aber weder der örtliche UN-Be- Höfer und Freddie Röckenhaus nach ambitio- Mutter, rackert sich vergeblich ab. Es gibt kaum 1948 mit seinem besten Freund Hacke (Xaver- auftragte noch die Nachbarn sind an dem Tier nierten Projekten wie „Mondän!“, „Expedition Kunden. Trotz des viel gerühmten Currysaucen- Maria Brenner) einen Mord. Die beiden beschlie- interessiert. Die russisch-jüdische Schweinezüch- ins Gehirn“ und dem mehrfach preisgekrönten Geheimrezepts ihres Vaters (Peter Bongartz), ßen zunächst zu schweigen, obwohl ein Unschul- terin Jelena könnte sich aber einen Zuchtdeal Zweiteiler „Blut und Spiele – Die Dopingfalle“ ein auf das Friedas Bruder und Konkurrent Walther diger bestraft werden soll. Für Tom und Hacke, vorstellen; Jafaar müsste dafür allerdings regel- spektakuläres Projekt in Gang. Ein Heimatfilm (Smudo von den Fantastischen Vier) scharf ist. denen sich das Mädchen Biggi (Julia Forstner) mäßig Spermien abzapfen. Was schon unter aus der Vogelperspektive, der Stadt- und Land- Dann passiert’s: Frieda bricht zusammen, der anschließt, beginnt ein spannendes und gefähr- technischen Gesichtspunkten leichter gesagt als schaftsbilder in bis dahin ungekannter HDTV- Arzt schickt sie in Kur. Friedas Töchter überneh- liches Abenteuer. Trotz ihrer Angst wollen die getan ist; und sowohl das israelische Militär als Qualität in Cinemascope-Breitbild einfängt. Für men die Bude. Die Älteste, Patty (Luise Risch), Kinder dem Mörder Ami-Joe (Fritz Karl), der sich auch die fundamentalistischen Mitbürger auf pa- die Kamera wurde Peter Thompson engagiert, verspricht, sich um alles zu kümmern und auf als Schwarzhändler betätigt, wertvolle Zigaret- lästinensischer Seite sind nicht amüsiert darü- einer der weltweit renommiertesten Spezialis- die beiden kleineren Kinder aufpassen. Das geht tenstangen abnehmen, um Toms Tante eine ber, dass in dieser Gegend ein Leben im Zeichen ten für Luftaufnahmen. Rund 300 Stunden Film- gründlich schief, der Stand brennt ab. Jetzt hilft neue, lebensnotwendige Nähmaschine zu kau- friedlicher Koexistenz möglich sein soll. material standen schließlich zur Verfügung, aus nur noch eins: Friedas Töchter wollen das Sta- fen. Eine politische Parabel mit satirischem Biss ist denen der nun vorliegende, 110 Minuten lan- dion-Catering beim MSV Duisburg übernehmen. Warum die Verlegung der Story in die Nach- die erste Regiearbeit von Sylvain Estibal, den sei- ge Kinofilm herausgefiltert wurde. Das Ergebnis: Das aber möchte Onkel Walther mit seinem kriegszeit? In dieser gab es, erklärt Regisseur ne Erfahrungen als Nahostreporter derart be- bei aller High-End-Technik ein sinnliches Kino- Fast-Food-Imperium ebenfalls. Und eigentlich Norbert Lechner, „erstaunlich viele Parallelen schäftigten, dass er sie hier künstlerisch verar- erlebnis, dessen poetischer Effekt durch die Mu- würde Patty sowieso lieber ein Praktikum bei zu der Welt wie sie Mark Twain beschreibt“. So beitete. Mit Minimalbudget drehte er auf Mal- sik von Boris Salchow stilsicher untermalt wird. einem Sterne-Koch in Düsseldorf machen. Der habe mal ein Mann, der nach dem Zweiten ta einen Gute-Laune-Film, dessen Botschaft Wer meint, in Zeiten des Internets sei durch fiese Walther schlägt ihr einen Deal vor. Weltkrieg ein Schulbub war, zu Lechner über die- ebenso liebenswürdig ist wie der 50 Kilo schwe- Google Maps und Earth alles gezeigt, wird hier Regisseurin Tina von Traben schrieb das Dreh- se Zeit gesagt: „Wir haben uns selbst erzogen.“ re Titeldarsteller. In Frankreich kam das sehr gut mit Aufsehen erregenden Bildern des einen be- buch zusammen mit dem Kölner Kinderbuchau- Gerade Kinder im Alter von Tom und Hacke, um an: „Das Schwein aus Gaza“ wurde mit dem Cé- lehrt – Kino macht den Unterschied. tor Rüdiger Bertram. Nach mehreren erfolgrei- die sich niemand kümmerte, mussten sich in die- sar als bester Erstlingsfilm 2011 ausgezeichnet. chen Kurzfilmen präsentiert die Absolventin der sen Jahren irgendwie durchschlagen. Deutschland 2012 Deutschland/Frankreich/Belgien 2011 Regie, Drehbuch: Petra Höfer, Freddie Röckenhaus ifs mit der Ruhrpott-Geschichte „Pommes Es- Die digitale Postproduktion des Films wurde in Regie, Drehbuch: Sylvain Estibal Sprecher: Benjamin Völz; Produktion: colourField Tell-A- sen“ ihr Spielfilmdebüt. „Ich will im Film die Kin- Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Beim 20. Mitwirkende: Sasson Gabay, Baya Belal, Myriam Tekaïa, Vision in Koproduktion mit dem ZDF der ernst nehmen und so darstellen, wie Kinder Kinder-Medien-Festival Goldener Spatz 2012, Ulrich Tukur, Gassan Abbas, Khalifa Natour; Produktion: www.deutschland-von-oben.com Barry Films und Marilyn Productions in Koproduktion sind, sie können Entscheidungen treffen, Pläne das alljährlich im Mai in Erfurt und Gera veran- mit Saga Film, Rhamsa Productions und StudioCanal un- verfolgen“, sagt die Regisseurin. staltet wird, erhielt Rudolf Herfurtner den Preis ter Beteiligung von Orange Cinema Series, Centre Natio- „Pommes Essen“ wurde in Duisburg, Köln, Hürth für das Beste Drehbuch. nal de la Cinématographie und Canal+ bei Köln und Leverkusen gedreht. Tom und Hacke Pommes Essen Deutschland / Österreich 2012 Deutschland 2012 Regie: Norbert Lechner Regie: Tina von Traben Drehbuch: Rudolf Herfurtner; Darsteller: Fritz Karl, Franz Drehbuch: Rüdiger Bertram, Tina von Traben; Darsteller: Buchrieser, Franziska Weisz, Benedikt Weber, Xaver- Luise Risch, Marlene Risch, Tabea Willemsen, Thekla Ca- Maria Brenner, Julia Forstner; Produktion: Kevin Lee rola Wied, Anneke Kim Sarnau, Smudo, Peter Bongartz; Filmgesellschaft mbH, STAR*Film GmbH, Rommel Film Produktion: Dagstar*Film www.zorrofilm.de www.PommesEssen.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 3/2012 > 35 12.07. Monschau Marktplatz, St. Jacques – Pilgern auf Französisch 24.07. Dortmund, Kokerei Hansa, Die eiserne Lady

25.07. Heiligenhaus, Steinbeck-Park, Pina 26.07. Herne, Künstlerzeche, Le Havre

27.07. Büren, An der Kirche, Black Swan 28.07. Gelsenkirchen Halde Rungenberg, Up in the Air

FilmSchauPlätze NRW Wallfahrt nach Santiago de Compostella. Der Film kam 2006 übrigens zeitgleich mit, aber un- abhängig von Harpe Kerkelings Bestseller in die Kinos. Den Abschluss bildet im August schließ- lich „Moulin Rouge“ von Baz Lurmann mit Nicole Kidmann und Ewan McGregor vor dem Zum 15. Mal zeigen die FilmSchauPlätze NRW der Film- und Medienstiftung NRW, in die- Stadttheater von Hagen. Dazwischen wird die fahrbare Leinwand an zwölf weiteren Plätzen sem Jahr zwischen 12. Juli und 25. August, sehenswerte Filme an ungewöhnlichen Orten. Im aufgebaut. Wim Wenders ist gleich mit zweien seiner Filme vertreten. „Pina“ ist am 25. Juli im Rahmenprogramm ist jeweils ein in NRW produzierter Kurzfilm zu sehen. Den Auftakt macht Steinbeck-Park von Heiligenhaus zu sehen, der Klassiker „Alice in den Städten“ am 22.August auf dem Marktplatz des Eifelstädtchens Monschau die Komödie „St. Jacques – Pilgern auf im Botanischen Garten in Wuppertal. Der Eintritt ist wie immer frei. Französisch“ von Coline Serreau. Ihr sanft-ironisches Roadmovie schildert eine besondere > Alle Infos schon bald unter www.filmschauplaetze.de

01.08. Oberhausen Platz Innenstadt, Und wenn wir alle zusammenziehen? 02.08. Datteln Vor dem Rathaus, Willkommen bei den Sch’tis

09.08. Reken, Benediktushof, Renn, wenn Du kannst 11.08. Velen-Ramsdorf, Schützenwiese, The King’s Speach

16.08. Bottrop, Altes Ruderhaus, Über uns das All 17.08. Bad Honnef, Insel Grafenwerth, Das Hochzeitsvideo

22.08. Wuppertal, Botanischer Garten, Alice in den Städten 25.08. Hagen, Am Stadttheater, Moulin Rouge