Work Onprogress Work in Progress On
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STUDIENWERK Doktorand_innen Jahrbuch 2012 2012 ORK ON PROGRESS WORK IN PROGRESS ON ÖkologieKolonialismusGuerilla CitizenshipChinaPost(pop)feminism Kapitalismus Menschenbilder Identität Japanerinnen Rassismus LiviusÖkonomie Arbeit Stasi Reiseaufzeichnungen Apitz Schland WiderstandMännlichkeit PsychoanalyseDemokratie Jean Paul Lady Bitch Ray Selbstzeugnisliteratur Sadismus Transculturalism Herausgegeben von Marcus Hawel & Herausgeber_innen- kollektiv V VS WORK IN PROGRESS. WORK ON PROGRESS Doktorand_innen-Jahrbuch 2012 der Rosa-Luxemburg-Stiftung WORK IN PROGRESS. WORK ON PROGRESS. Doktorand_innen-Jahrbuch 2012 der Rosa-Luxemburg-Stiftung Herausgegeben von Marcus Hawel Herausgeber_innenkollektiv: Christian Baron, Isabelle Hannemann, Cristof Judenau, Z. Ece Kaya, Karen Schierhorn, Malte Völk, Leiv Eirik Voigtländer VSA: Verlag Hamburg www.vsa-verlag.de www.rosalux.de/studienwerk Das Doktorand_innen-Jahrbuch 2011 der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist im Karl Dietz Verlag Berlin erschienen (ISBN 978-3-320-02280-8) und kann unter www.rosalux.de/publication/38203/work-in-progress- work-on-progress.html als pdf-Datei heruntergeladen werden. Dieses Buch wird unter den Bedingungen einer Creative Com- mons License veröffentlicht: Creative Commons Attribution- NonCommercial-NoDerivs 3.0 Germany License (abrufbar un- ter www.creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/legalcode). Nach dieser Lizenz dürfen Sie die Texte für nichtkommerzielle Zwecke vervielfältigen, ver- breiten und öffentlich zugänglich machen unter der Bedingung, dass die Namen der Autoren und der Buchtitel inkl. Verlag genannt werden, der Inhalt nicht be- arbeitet, abgewandelt oder in anderer Weise verändert wird und Sie ihn unter vollständigem Abdruck dieses Lizenzhinweises weitergeben. Alle anderen Nut- zungsformen, die nicht durch diese Creative Commons Lizenz oder das Urheber- recht gestattet sind, bleiben vorbehalten. © VSA: Verlag 2013, St. Georgs Kirchhof 6, 20099 Hamburg Druck und Buchbindearbeiten: Beltz Druckpartner GmbH & Co. KG, Hemsbach ISBN 978-3-89965-548-3 Inhalt Vorwort ............................................................................................... 9 Einleitung ........................................................................................... 16 ZUSAMMENFASSUNGEN ................................................................ 22 POLITISCHE ÖKONOMIE Thomas Barth Ökologie – Kapitalismus – Demokratie ........................................ 31 Ansätze zur Vermessung eines Spannungsfeldes Florian Butollo Of old and new birds ...................................................................... 47 Case studies on the impact of industrial upgrading initiatives on working conditions in the garment and IT sector of China’s Pearl River Delta TRANSFORMATION VON STAATLICHKEIT Leiv Eirik Voigtländer Citizenship und soziale Grundrechte ............................................ 59 Folgen einer Einschränkung sozialer Rechte für die Betroffenen als Bürger_innen des Gemeinwesens Guillermo Ruiz Torres Gesellschaftspolitische Dynamiken revolutionärer Bewegungen. Der Fall des »Leuchtenden Pfades« Peru 1980-2000 ............................................................................... 78 Die Aufstandsbekämpfungspolitik des peruanischen Staates GEWALT UND ERINNERUNG Constance Margain Zwischen Verlusten und Trümmern .............................................. 99 Der Widerstand der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter gegen den Nationalsozialismus Lars Förster Bruno Apitz und das MfS ............................................................. 109 Zum Selbstverständnis eines deutschen Kommunisten ANTISEMITISMUS UND RASSISMUS Z. Ece Kaya »Afrika als europäische Aufgabe« oder »eine spezifisch deutsche Theorie der Kolonisation«? ... 135 Zur Geschichte eines ideologischen Diskurses MEDIEN Ralf Steckert Lenas Schland ................................................................................ 155 Zur populären Konstruktion neuer deutscher ›Nationalidentität‹ LITERARISCHES FELD Sandra Beyer Die das Meer gen Westen überquerten ..................................... 173 Selbstzeugnistraditionen von reisenden Japanerinnen bis 1945 KÖRPER – MACHT – IDENTITÄT – GENDER Daniel Albrecht Von Männern und Männlichkeiten ............................................. 187 Livius neu gelesen Pınar Tuzcu »Diese Bitch is’ eine Gefahr« ....................................................... 203 Lady Bitch Ray and the Dangerous Supplement. A Transcultural Locational Feminist Reading Isabelle Hannemann Das Jenseits der Schablone .......................................................... 216 Wahrnehmungstheoretische Überlegungen zum Thema »Grausamkeit und Geschlecht« EMANZIPATION UND UTOPIE Franziska Baumbach Kapitalismus, Menschenbilder und die Undenkbarkeit gesellschaftlicher Veränderung .................. 237 Malte Völk Mit Bienenflügeln zur befreiten Gesellschaft? .......................... 249 Jean Paul und die Frage der ›Wirksamkeit‹ von Literatur AUTOR_INNEN & HERAUSGEBER_INNEN ........................................271 VERÖFFENTLICHTE DISSERTATIONEN VON STIPENDIAT_INNEN AUS DEN JAHREN 2011-2012 .......................................................... 276 Vorwort »Wissenschaft selbst unterliegt dem Zwang des Vergessens; denn sie muß im arbeitsteiligen Wissenschaftsbetrieb unter dem Beweisdruck eigener Nützlichkeit das jeweils Erkannte als Neues formulieren.« Detlev Claussen Von Zwergen auf den Schultern von Riesen Wie kann es sein, dass ein Zwerg weiter schauen kann als ein Riese? Er kann es, wenn er sich auf die Schulter des Riesen stellt. So wächst der Zwerg über sich hinaus wie ein Seemann, der sich in den Ausguck stellt, um nach Land Ausschau zu halten. Woher weiß man, dass sich der Ho- rizont erweitert, je höher der Standpunkt ist? Wer schlussfolgerte mit wessen Wissen, dass die Erde eine Scheibe, eine Birne mit Brustwarze, eine Kugel, eine unleicht zu verortende Bewegung aus Teilchen sei? Warum überliefern wir Wissen? Wir überliefern Wissen, weil wir es kön- nen. Indem wir es tun, kommen wir von der Stelle, verlassen die Bäume, den Wald und die Höhlen, bauen Häuser und Städte, die für mehr als ein Menschenalter bestimmt sind. Wir streifen mit Siebenmeilenstiefeln durch die Welt, erreichen Ziele, die mehr als ein Menschenalter entfernt sind, binnen weniger Stunden. Um auf die Schulter zu gelangen, muss der Zwerg den Riesen berüh- ren, ihn vorsichtig Elle um Elle, Zentimeter für Zentimeter erklimmen. So funktioniert Wissenschaft: Sie ist eine permanente Berührung, ein Her- aufklettern und Hinabsteigen, ein Voranschreiten und Zurückschauen. Sie springt auf keinen fahrenden Zug. Ihr tägliches Brot ist das Ziehen der Notbremse in einem imaginierten, kopflos dahinrasenden Zug der Menschheit. Wissenschaft ist Entschleunigung: im Grunde genau das, was Benjamin als Revolution bezeichnet, allerdings fiktional, aber durch- aus mit realer Wirkmacht. Hic Rhodos hic salta! Hegel soll einmal auf die Frage seiner Haushälterin, was in seiner Philosophie von ihm selbst stamme, genauso über- wie untertrieben geantwortet haben: »Nichts«. Der anvancierteste Titan bürgerlicher Phi- losophie war alles andere als ein bescheidener Mensch in seinem Auftre- ten als Philosoph. Wie kommt dieser wortgewaltige Hegel dazu, seiner 10 Marcus Hawel Haushälterin so gleichermaßen über- wie untertrieben zu antworten? »Nichts« ist zugleich richtig und falsch. Das Nichts ist in der Hegelschen Philosophie ja insofern bereits schon Etwas, als das Etwas im Nichts als Potenz und Latenz angelegt ist. Deshalb kann aus Nichts etwas werden. Richtig war Hegels Antwort, weil die Phänomenologie des Geistes (1807) eine Rekonstruktion der Philosophiegeschichte als gewusstes Wissen ge- wesen ist; er hätte sie nicht leisten können, wenn es keine Geschichte der Philosophie gegeben hätte. Falsch war seine Antwort zugleich, weil es sich auch nicht um eine bloße Paraphrase des gewussten Wissens handelte, sondern um die Aufhebung von Widersprüchen, durch wel- che sich die Dialektik durch die Geschichte hindurch entwickelt hat. Letzteres ist eine Leistung von Hegel, aber nicht ohne Kant bis Aristote- les denkbar. Und nach Hegel kamen bisher mindestens noch Marx und Adorno, die – nicht ohne Hegel – den bürgerlichen Rahmen der dialek- tischen Philosophie sprengten. Wer sind diese Titanen, dass sie imstande sind, Dialektik auf den Be- griff zu bringen und aufzuheben? Lagen die Gedanken auf der Straße oder schwirrten sie in der gemeinen Luft? Nach Marx stellen wir uns zu einer bestimmten Zeit nur Fragen, die wir weitgehend auch beantwor- ten können. Offenbar sind Geschichte, das gesellschaftliche Verhältnis und dessen Geselligkeit dem Erkenntnisfortschritt förderlich. Wem ge- hören Tradition, Verhältnis und Geselligkeit? Wir sind, wenn wir Wissenschaft ernst nehmen, Zwerge auf den Schul- tern von Riesen; auf ihren Schultern stehend, können wir als Zwerge wei- ter schauen als die Riesen zu unseren Füßen. Diese Allegorie lässt sich aus verschiedenen zeitlichen und räumlichen Perspektiven unterschied- lich interpretieren, um daran einen facettenreichen und kritischen Be- griff von Bildung und Wissenschaft zu erörtern. Darin liegen Antastbarkeit und Unbefangenheit, Unverfrorenheit, Selbstbewusstsein. – Aber nicht ehrfurchtsvolle Überhöhung oder gar Personenkult, Säulenheiligkeit oder Nostalgie. Darin stecken Achtung, Demut, Treue, Dankbarkeit und Liebe (Berührung) gegenüber dem Werk. Werktreue aber bedeutet: Gerechte, verändernde Übertragung der Er- kenntnisse in die Gegenwart. Die Riesen sind nicht mehr.