Leben Und Werk Von Alfred Blaufuß (15 .7.1912 - 5 .10.1995)
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Niehuis & Eislöffel: Leben und Werk von Alfred Blaufiiß 895 Fauna Flora Rheinland-Pfalz 8: 895-910 Leben und Werk von Alfred Blaufuß (15 .7.1912 - 5 .10.1995) von Manfred Niehuisund Frank Eislöffel Am 5. Oktober 1995 starb im Alter von 83 Jahren Alfred BLAUFUSS. Mit ihm hat unser Land einen verdienten Botaniker, Heimatforscher und engagierten Naturschützer verloren, der vor allem im Nahegebiet eine beachtliche Popularität genoß. Er kam am 15. Juli 1912 im Dorf Seeba südlich des Thüringer Waldes bei Meiningen/Thüringen als Bauern sohn zur Welt und besuchte dort zu nächst die Volksschule, wo sein Inter esse an der Natur durch seinen Lehrer GRAF geweckt wurde. Am Aufbau gymnasium in Meiningen bestand er 1932 das Abitur und begann anschlies send das Studium mit dem Berufsziel, Volks Schullehrer zu werden. An der Universität Jena hörte er bei RENNER und HERZOG Vorlesungen zur Bota nik, Floristik und Vegetationskunde als Grundlagen für seine späteren floristi- schen Arbeiten. Nach - gemessen an heutigen Verhältnissen - sehr kurzem Studium legte er bereits 1935 das Staatsexamen ab. In der Folge war er an piehreren Volksschulen in Thüringen tätig, bis auch ihn der Krieg einholte. Von 1939 bis 1945 nahm er als Offizier Abb. 1: Alfred BLAUFUSS, Por am Zweiten Weltkrieg teil. Nach trät. Foto: Archiv Elfriede Kriegsende flüchtete er 1951 aus der BLAUFUSS (Frei-Lau- DDR, mit deren politischem System er bersheim) 896 Fauna Flora Rheinland-Pfalz8 : Heft 3 , 1997 sich nicht arrangieren wollte und konnte, in die Bundesrepublik und kam mit seiner ebenfalls aus Thüringen stammenden Frau nach Zwischenstationen - so in Jühnde (Hannoversch-Münden) - nach Frei-Laubersheim, durch das ihn per Zufall bereits die „Kriegs-Odyssee“ (REICHERT 1987) geführt hatte und das ihm bereits damals als künftiger Wohn- und Arbeitsort vorgeschwebt hatte. Dort wirkte er seit 1953 als Volksschullehrer, später in der Position eines Schulleiters. Zu den Besonderheiten sei nes Werdegangs gehörte (nach PREUSS 1987) seine frühzeitige Beförderung zum Hauptlehrer: „Ein Angebot, die Schulratslaufbahn einzuschlagen, hat er nicht ange nommen, weil er den direkten Umgang mit der Jugend, vor allem den selbst gehalte nen Biologie-Unterricht, nicht aufgeben wollte. “Zwölf Jahre lang war er Mitarbeiter der Lehrplankommission Rheinland-Pfalz, Fach Biologie - alle Schularten, 20 Jahre lang Fortbildungsleiter für Biologielehrer (für Junglehrer vor der 2. Prüfung). Menschlich war Alfred BLAUFUSS das, was man einen aufrechten Mann und eine integre Persönlichkeit nennt. Er war stets für seine Familie - er hatte eine Tochter und einen Sohn - , aber auch für Freunde und Kollegen da und engagierte sich über die reine Feldforschung hinaus auf sehr vielfältige Weise. Hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, eine Übersicht über das ehrenamtliche Engagement, das sich - soweit es sich um Mitarbeit in Vereinen, Landespflegeorganisationen, Einrichtungen der Bildung etc. handelte - in aller Regel zusätzlich in der Durchführung von Exkursionen und in Vortragstätigkeiten, z. T. auch (Heimvolkshochschule Schloß Dhaun) in der Durchführung von Tagungen äußerte: - seit 1953 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für die Heimatgeschichte des Nahe- Hunsrück-Raumes - seit 1959 Mitarbeiter des Naheland-Kalenders, seit 1975 Mitglied des zuständigen Redaktionsausschusses - seit 1962 Mitarbeiter und schon bald darauf eine der führenden Persönlichkeiten des Botanischen Arbeitskreises der Heimvolkshochschule Schloß Dhaun - seit 1967 Mitarbeit in der Volkshochschule Bad Kreuznach - seit 1969 Beisitzer im Vorstand des Vereins für Heimatkunde für Stadt und Kreis Bad Kreuznach, von 1975 bis 1990 dessen 2. Vorsitzender, betreute hier den natur wissenschaftlichen Bereich - seit 1975 enge fachliche Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht (Erstellung von Gutachten) - seit 1978 zeitweilig 2. Vorsitzender des Heimat- und Alpenvereins - Mitglied des Hauptausschusses und Arbeitskreisleiter „Botanik“ der POLLICHIA (Verein für Naturforschung und Landschaftspflege) Gründer und Vorstandsmitglied der Kreisgruppe der POLLICHIA - Mitglied der GNOR (Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland- Pfalz e. V.) Niehuis & Eislöffel: Leben und Werk von Alfred Blaufuß 897 - Mitarbeiter des Botanischen Arbeitskreises am Pfalzmuseum für Naturkunde (Bad Dürkheim) Bearbeiter mehrerer Meßtischblätter (TK 25.000) im Rahmen der Biotopkartie rung des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht langjährige Mitgliedschaft im Beirat für Landespflege bei der Bezirksregierung Koblenz Mitglied des Beirates für Landespflege bei der Kreis Verwaltung Bad Kreuznach seit dessen Gründung, zeitweilig in führender Position zwölfjährige Mitarbeit in der Lehrplankommission Rheinland-Pfalz, Fach Bio logie - alle Schularten Erarbeitung detaillierter Grundlagen über die Flora des Raumes Bad Kreuznach, Donnersberg, Hunsrück und Rheinhessen, die dem LfUG/ Oppenheim zur Verfü gung gestellt wurden, aber auch in die floristische Kartierung Rheinland-Pfalz ein gebracht und damit zu einem Baustein für die Erfassung der Flora Mitteleuropas wurden. Überhaupt war Alfred BLAUFUSS ein sehr vielseitig interessierter, gebildeter Mann, sehr aufgeschlossen und belesen, der sich gerne über Literatur, Philosophie und Politik unterhielt, ein Freund der klassischen Musik, mit der er sich auch am Klavier befaßte. Obwohl er sich innerhalb der Landespflegeorganisationen hauptsächlich in der POL- LICHIA engagierte, sah er die Aktivitäten der GNOR, in der er lange Jahre Mitglied war, mit großem Wohlwollen, besuchte „je und dann“ ihre Tagungen, unterstützte im Rahmen seiner Möglichkeiten Pflegeeinsätze „der jungen Leute“ und versuchte, bei aufkeimenden Vereinsquerelen zu vermitteln, was ihm nicht hoch genug angerechnet werden kann. Seine Laufbahn als engagierter Botaniker des Nahegebiets begann er unverzüglich nach seiner Niederlassung in der Wahlheimat. Schon 1953 erschien die erste Publikation. Weggenosse war bei seinen Exkursionen vielfach der Gymnasiallehrer Dr. Erich LOREY, dem auch der Erstautor wie manche seiner Mitschüler wesentliche Impulse zu verdanken hat und den Alfred BLAUFUSS schon während seines Studiums in Jena kennengelernt hatte. Im Jahre 1962 stieß er zum Botanischen Arbeitskreis der Heimvolkshochschule Schloß Dhaun, der 1959 gegründet worden war, und kam so in Kontakt mit botanisch interessierten Kollegen. Schon bald wurde er dort zu einem der wichtigsten Referenten und Exkursionsleiter. Von der fruchtbaren Zusammenarbeit künden einige Publikationen im „Dhauner Echo“ und in der „Schriftenreihe der Heimvolkshochschule Schloß Dhaun“, vor allem aber eine Serie von Gutachten, an denen er zunächst nur mitwirkte, später auch zunehmend federführend tätig war. Seine floristischen Beobachtungen hat er in einer Fülle von Veröffentlichungen mit geteilt, wobei er Heimat-Jahrbüchern und Heimatblättern den Vorrang vor Fachzeit schriften gab. Den Nachteil, daß seine Nachweise und Publikationen der Fachwelt nur 898 Fauna Flora Rheinland-Pfalz8 : Heft 3 , 1997 schwer zugänglich sein würden, nahm er in Kauf: Ihm ging es weniger um wissen schaftliche Meriten als vielmehr darum, möglichst viele Menschen zu erreichen und damit eine Lobby für die Erhaltung der Pflanzen und ihrer Wuchsplätze zu gründen. In seinen Beiträgen ging er auf die Flora spezieller Gebiete ein, verwies auf die Besonderheiten und erklärte ihr Vorkommen vor dem Hintergrund der geologischen und klimatischen Gegebenheiten sowie der Einwanderungsgeschichte und mit Hinweisen auf das Gesamtareal. Dadurch gelang es ihm, das Vorkommen plausibel zu begründen, wobei Hinweise zur Morphologie, Systematik, Ökologie und zur Bedeutung (z.B. der Nutzung) nicht fehlten. Ebenso verfuhr er auf seinen Exkursionen, die überwiegend im Rahmen der Volks hochschule Bad Kreuznach veranstaltet wurden und die beliebt und gut besucht waren und auch jüngere Teilnehmer begeisterten und anzogen. Seine Erläuterungen bezogen die Gesamtheit der Standortfaktoren und -bedingungen mit ein, waren fachlich von hohem Niveau und wurden sehr lebendig, anschaulich, einprägsam, verständlich und in einer sehr klar akzentuierten Sprache vorgetragen, die weder den Schulmeister noch den langjährigen Offizier noch die Herkunft aus dem Thüringischen (in seiner Heimat sprach man laut REICHERT (in lit.) mainfränkischen Akzent) jemals ganz verleugnen konnte und die mit manchen Anekdoten gewürzt war. Seine Exkursionen und Veröffentlichungen machten ihn zu „dem BLAUFUSS“, der im Nahetal und den angren zenden Naturräumen jedem Naturfreund ein Begriff war und noch lange bleiben wird. Er verstand es nicht nur, die Sachverhalte anschaulich zu vermitteln, sondern auch mit Witz an den Mann zu bringen. So kommentierte er das ratlose Umherirren eines Teilnehmers, der seinen konkreten Beschreibungen zum Trotz (mangels eigener Artenkenntnis) ziemlich planlos an einem Trockenhang nach einer weithin sichtbaren Pflanze suchte, mit dem trockenen Kommentar: „In Baden-Württemberg würde man jetzt verwundert - je nach Region - "ha no!’ oder "ha noj!’ ausrufen“, aber selbst die Frage einer Unbedarften nach einem kurzen Vortrag über Unterschiede zwischen Seggen-Arten, ob die Stiche dieser „Tiere“ denn wirklich so gefährlich seien, konnte ihn nicht aus der Fassung bringen. Der gelegentlich zu hörende Ausspruch „Nicht verzagen - BLAUFUSS fragen!“ hatte nichts mit Überheblichkeit zu tun, solche Charaktereigenschaften waren ihm fremd. Auf die Frage, warum er bei seinem umfassenden Wissen nicht promoviert habe, antwortete er verschmitzt