2 Anlass zur Begehung 1990, nach der Wiedervereinigung Zwischen den südthüringischen Orten Deutschlands, wird diese 50 Jahre Barchfeld und Niederschmalkalden im unverändert belassene Zwischenstrecke für Werratal befindet sich eine von 1936 bis die Aufnahme der Bundesstraße 19 1939 errichtete Autobahntrasse, welche seit nachgenutzt [1]. Über den Teilabschnitt Einstellung der Bauarbeiten 1940 als Torso bestehen seit 2010 bereits verschiedene liegengeblieben war. Dieses, zur niemals historischer Erkenntnisse, welche die fertiggestellten Strecke 85 gehörende AGAB e.V. auf ihrer Website bekannt Reichsautobahnteilstück TA3, verläuft vom gemacht hat [1]. km 32,6 bis km 43,7 nach alter Stationierung über 11,1 Kilometer. Erst seit

Bild 1: Reichsautobahn-Generalbauplan des Ausbaunetzes vom Mai 1934 6900 km. Er enthält bereits die Strecke Kassel-Nürnberg [2].

1. Angaben zur Streckenlage Entwurfsbearbeitung für die 3. Teilstrecke Bereits die erste Veröffentlichung der freigegeben worden sein (Bild 2). Die Deutschen Reichsregierung vom Mai 1934 Strecke 85 war zwischen dem Anschluss an zur Errichtung von Reichsautobahnen das seit 2010 wegen der veränderten enthielt einen Streckenzug von Eisenach Hörselbergumfahrung stillgelegte Teilstück über Bamberg nach Nürnberg (Bild 1). der A4 im Kirchtal bei Eisenach und der Zuständig für den Bau war seit Mai 1935 Landesgrenze zu Bayern in 7 Teilstrecken die Oberste Bauleitung für den Bau der untergliedert: Ab Wutha bis zum Berg Kraftfahrbahnen (OBK) in Kassel. Die Kissel TA1, weiter bis Barchfeld TA2, Vermessungsarbeiten begannen ab 2. April danach bis Niederschmalkalden TA3 1936 und im Sommer 1936 soll die (Bilder 3 und 4), gefolgt von TA4 Niederschmalkalden-, dann TA5 Der Baubeginn vollzog sich also nur für als Fortsetzung bis und als TA6 den 3. TA. bis Bibra (nordöstlich von Mellrichstadt), sowie mit TA7 als Fortsetzung bis Autenhausen (zw. Coburg und Maroldsweisach). Die Bauvorbereitungen beginnen mit dem Abschnitt TA3 zwischen Barchfeld und Niederschmalkalden am 09. Juni 1936 von Barchfeld aus Richtung Bamberg. Die Übersichtsskizze zu dieser Teilstrecke nach dem Stand vom Frühjahr 1937 gibt den Startknoten bei km 32,0 an (Bild3). Bis dorthin verlaufen die geplanten Teilstrecken TA1 und TA2 von Wutha, am geplanten Anschluss an die Strecke 79 Bild 2: RAB-Netz in Mitteldeutschland Gotha-Eisenach, vorbei am Berg Kissel bis (Auszug): Strecke Eisenach-Bamberg- zum Eisenbahndamm der Reichsbahnlinie Nürnberg, Stand August 1937 [3]. Immelborn-. Für den TA2 sollen dazu vom Eisenbahndamm aus bis zum Berg Kissel die Rodungsarbeiten im weiteren erst 1939 stattgefunden haben [3].

Bild 3: Übersichtsskizze aus dem Jahre 1937 (Auszug), zum Teilabschnitt TA3 (Barchfeld bis mit eingetragenen Bauwerken BW01- BW09 [5]. 2. Geschichtliche Einflüsse gehörende preußische Enklave im Für die Entscheidung, gerade im Werratal Thüringischen Gau war. Der „Kreis südlich von Barchfeld den Autobahnbau zur Herrschaft “, 1813 zu Hessen Strecke 85 anzufangen, war offenbar der und ab 1866 zu Preußen gehörend, blieb Umstand maßgebend, dass die OBR Kassel nach dem Zusammenschluss der nach eigenen, für Hessen maßgebenden und Thüringischen Länder der Ernestinischen fortgeschrittenen Verwaltungsregeln die Wettiner 1920 als Enklave weiterhin Baufreigabe deshalb veranlassen konnte, preußisch. Erst 1944 kam es zur weil Barchfeld zusammen mit der Eingliederung in den Gau Thüringen [4]. „Herrschaft Schmalkalden“ eine zu Hessen

Bild 4: Übersichtsskizze aus dem Jahre 1937 (Auszug), zum Teilabschnitt TA3 (Breitungen bis Niederschmalkalden mit eingetragenen Bauwerken BW10- BW24 [5]. Diese Selbständigkeit begünstigte die Wahl zwischen Bad Liebenstein und der Baustartstelle zur Strecke 85, die Schmalkalden. Zeitzeugen erinnern sich Grundstücksbereinigungen, Beschaffung noch an den umsichtigen und ergeizigen der Arbeitskräfte und Bauverläufe nach Fabrikanten und Nationalsozialisten Otto hessischen Verwaltungspraktiken für die in Reum, Inhaber der Pallas-Werke AG im Kassel ansässige Bauunternehmung Werratal, ab 1940 Wehrwirtschaftführer im Polensky & Zöllner. Der zunächst zeitliche Gau Thürigen, was dann auch zur Vorlauf gegenüber Thüringischen Eingliederung der Enklave 1944 beitrug. Planungen für Autobahnen im eigenen Sein engagiertes Auftreten und Bereich ist sicherlich darauf zeitbedingtes Interesse am Bau der zurückzuführen [3]. Dazu kommen noch Werratalautobahn kann die Kennzeichnung politische Aktivitäten durch wirtschaftlich der Baumaßnahme als „Braune Trasse“ im einflussreiche Unternehmer im Werratal Volksmund bewirkt haben, wenn nicht die

5 Strecke in Richtung Nürnberg allgemein hindurchgeführt werden. Dabei bestanden wegen der Reichsparteitage gemeint sein bezüglich von Zuständigkeiten nicht könnte [3] [5]. Nun hatte es die OBR übereinstimmende Auffassungen zwischen Kassel aber mit dem Bauverlauf des TA3 der OBR und der Reichsbahndirektion noch der Strecke 85 nicht zu eilig. Es gab ständig bis 1943. Wahrscheinlich sind die Unterbrechungen. Die OBR teilte den Baubeginnverschiebungen auch darauf Gemeindebürgermeistern zwischen 1936 zurückzuführen. Das ab km 32 als und 1938 verschiedentlich Termine über Teilstrecke TA3 bezeichnete Baulos Baufreigaben oder Baustillstände entlang bestand mit seinen drei Abschnitten aus der abgesteckten Trasse zur Weiterleitung dem TA3.1 Barchfeld - Breitungen, TA3.2 an die Landwirte mit. Der Baubeginn wurde Breitungen- und TA3.3 Fambach - am 09. Juni 1936 für den Oktober Niederschmalkalden. Um offenbar von den angekündigt und dann aber am 31.08.1937 Bauverzögerungen abzulenken, wurden am und nochmals am 27.09.1938 laut 29.10.1937 Vermessungsarbeiten und die Archivakte verschoben [3c]. Das geringe erwähnte Bördenbereisung nördlich vom Aufgebot an RAB-Arbeitern spricht für den Bahndamm weg, vom km 32.0 bis km 26.0 schleichenden Bauverlauf im Raum (Teilstrecke TA2) bis zum Jagdschloss Barchfeld - Fambach, wenn die Kissel angeordnet. Ihnen folgten bis 1939 Streckenarbeiter in Privatquartieren noch Waldrodungsarbeiten an der weiter untergebracht sind, anstelle wie üblich und geplanten Strecke nach Wutha bis zum die Regel, in den RAB-Lagern [3c]. Diesen Anschluss an die Strecke 79 [3c, Streckenabschnitt kennzeichnete also die Archivblatt 136/137)]. Bezeichnung „Strecke der Arbeitsschlacht“ Die Überbrückung des Dammdurchbruchs nicht. Das in seiner Form zeitlich über die B19 wurde bei der auseinander gezogene, etwa 11 km lange Neubaumaßnahme 1993 bis 1995 hinfällig, Zwischenstück, erfuhr einen zügigen da die Reichsbahnstrecke nach Steinbach Baubeginn mit dem sogenannten „ersten bereits 1968 stillgestellt worden war. Spatenstich“ erst im Oktober 1938 nach einer erneuten „Behördenbereisung“ am 3. Der Bau am Zwischenstück TA3 der Bahndamm der Eisenbahnlinie Immelborn - Strecke 85 von 1938 bis 1940 Bad Liebenstein, östlich von Barchfeld Über den eigentlichen Bauverlauf von beim km 32 in Richtung Meiningen Oktober 1938 bis etwa März 1940 und die (Bild 5). Baustelle waren bisher keine Bauangaben oder Fotografien von der Firma Polensky & Zöllner und auch nicht von Bürgern entlang der Strecke des TA3, Barchfeld - Niederschmalkalden erreichbar. Aussagen über die Umstände des Feldbahneinsatzes oder Schlussfolgerungen zur Menge der eingesetzten RAB-Arbeiter lassen sich in den Barchfelder Archivakten nicht nachweisen. Es kam auch nicht, bis auf das 1939 errichtete nördliche Widerlager, zum Bau einer anspruchsvollen Brücke über das Bild 5: Stelle des Baubeginns im Oktober Schmalkaldetal. Die Akten zur Strecke 85 1938 für die Strecke 85, Teilstrecke TA3, im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen mit Resten des Bahndamms (siehe auch und im Stadtarchiv Eisenach sind jedoch Bild 9 (Topo1). noch nicht ausgewertet. Dort sollte der Bahndamm ausgebrochen Die vollzogenen Bauleistungen umfassten und die Strecke 85 mit einer Brücke als Erdarbeiten zu Einschnitten und Dämmen, Unterführung unter den Gleisen Umleitungen von Wegen und Gewässern, 6 Errichtung von Stützmauern, den Bau von es keinerlei Maßnahmen zur Erhaltung, Ingenieurbauwerken für 20 Durchlässe, Teilnutzung oder Sicherung der ehemaligen 12 Über- oder Unterführungen, sowie Baustellen. 6 periphere Baumaßnahmen. So entstand Der hier beschriebene Bestand war eine unvollendete Zwischenstrecke von Gegenstand der Begehung vom September Barchfeld bis Niederschmalkalden als 2012 [3]. Autobahnruine der geplanten Strecke 85 zwischen Eisenach und Bamberg. Im Der Trassentorso enthielt im Teilabschnitt angrenzenden Teilabschnitt TA2 nach TA3.1 Barchfeld - Breitungen die Norden kam es bis zum Jagdschloss Kissel Bauwerke BW01 bis BW07, im TA3.2 zu den erwähnten Streckenfreilegungen zur Breitungen - Fambach die Bauwerke BW08 Weiterführung bis zum Kirchtal. Dort, an bis BW15 und im TA3.3 Fambach - der Strecke 79, war der Anschluss der Niederschmalkalden die Bauwerke BW16 Strecke 85 mit Widerlagern und bis BW24 (Bilder 3 und 4). Er blieb ab Brückenpfeilern bereits in Ausführung [6 1990 im Blickfeld der Bemühungen zur (Seite 11)]. Für die Teilabschnitte TA4, Verbesserung der Verhältnisse des TA5, TA6 nach Süden bis zum Heiligen Straßenverkehrs in diesem südthüringischen Berg zwischen Henneberg und Bauerbach Gebiet. blieb es bei Vorarbeiten und 4. Umgestaltung des RAB-Restes zur Streckenvermessungen. Nur für den Nachnutzung für die Bundesstraße 19 Abschnitt TA4 zwischen Schmalkaldetal Mit der Aufhebung des „Eisernen und war bis 1940 mit dem Vorhangs“, verbunden mit der deutschen Bau einzelner Brückenpfeiler und Wiedervereinigung 1989, rückte die Strecke Widerlager im freien Feld angefangen Barchfeld - Niederschmalkalden als Torso worden. der RAB-Strecke 85 Eisenach - Bamberg in So entstand also von der das Interesse der Straßenverkehrsplanung „Werratalautobahn“ 1936 bis 1939 allein des Landes Thüringen. Seit dem 1. Oktober der bis 1940 fertiggestellte Torso der 1991 kam es zu ersten Neubaumaßnahmen Teilstrecke TA3 ohne Fahrbahnunterbau für den Ausbau der B19 mit der Herstellung und Betonfahrbahn, welcher dann auch bis der Ortsumfahrungen Breitungen (TA3.2), 1945 und weiter bis 1989 gemäß den Barchfeld (TA3.1), Wernsdorf (TA3.3) und Nachweisen in Topografischen Karten Schwallungen (TA4.1) (Bild 6). liegen blieb [3d)]. In dieser Zeitspanne gab

Bild 6: Luftaufnahme OU Breitungen, zwischen Barchfeld und Fambach zu den Strecken- Teilabschnitten 3.1 und 3.2 [5 (Seite 26/27)]. 7

Das Thüringer Straßenbauamt Meiningen historischen Zustand der Autobahnruine begann am 01.09.1991 den 4-streifigen (Bilder 7 und 8). Die Bauvorbereitungen Torso des RAB-Teilabschnittes TA3.2 zur Belegung durch die B19 werden gerade Breitungen - Fambach mit der B19 bearbeitet. Nach Abschluss dieser 2-streifig auf der östlichen Fahrbahn zu Baumaßnahme ist dann der ehemalige belegen. Verkehrsfreigabe für das als Torso der RAB-Teilstrecke TA3 im Ganzen „Bauabschnitt 2: OU Breitungen“ 2-streifig unter Verkehr. bezeichnete Stück war der 02.07.1993. Es folgte in gleicher Form die Belegung des Torsos des RAB-Teilabschnittes TA3.1 mit der B19, der am 01.03.1993 als „Bauabschnitt 1, OU Barchfeld“, begonnen worden und am 30.10.1995 betriebsfähig war. Außerdem die vom 18.04.2002 bis 06.10.2004 durch den „nördlichen Bügel“ als „Bauabschnitt 2, OU Barchfeld“ hergestellte Verbindung vom Ende des RAB-Torso bis zur alten B19, Richtung Eisenach.

Zur Fortsetzung der Planung entstand nach Bild 8: Übergang der Strecke 85 vom neuem Verfahren zur Linienbestimmung im betriebsfähigen Abschnitt TA3.2. der B19 Bereich des Torsos des RAB-Teilabschnitts (oben) in den Torso vom Abschnitt TA3.3 TA3.3 Fambach - Niederschmalkalden ab (unten) 06.03.2009 mit dem „Bauabschnitt B19 OU Wernshausen - Niederschmalkalden“ durch Anstelle des ehemals vorgesehenen das Straßenbauamt Südwestthüringen Zella- Verlaufs des TA4.1 Niederschmalkalden - Mehlis die 2-streifige Belegung mit der Schwallungen als Reichsautobahn wurde B19. [3b]. Dazu gehört auch die 630 m bereits zwischen dem 05.12.2005 und dem lange Schmalkaldetalbrücke, deren 30.09.2008 die alte Trasse nach neuer Weiterbau ab dem 23.06.2010 erfolgte und Bestimmung zur Streckenführung ebenfalls sich bis 2013 hinzog (Bild 26) [3b, 9]. verlassen und durch die Neubaustrecke „Ortumfahrung Schwallungen“ ersetzt. Der spätere Ausbau der ehemaligen RAB- Teilstrecken TA4.2, TA5 bis TA6 könnte möglicherweise für den Fall erfolgen, wenn die von Kassel kommende A44 den Anschluss an die A4 erreicht hat und eine Fortsetzung nach Süden erfahren sollte. 5. Nachgenutzter Bestand zur B19 Die Begehung vom September 2012 zeigt die bautechnisch erreichte Ausführung von Fahrbahnbelegung sowie der Sanierung übernommener Ingenieurbauwerke des aus Bild 7: Verlauf der Strecke 95 zwischen der Zwischenstrecke TA3 nachgenutzten Fambach und dem Widerlager der Torsos. Aus den Ergebnissen in der Schmalkaldetalbrücke (eingezeichnete rote Sammlung [3b] wird in dieser Info nur mit Linie). einigen Beispielen ein Eindruck vermittelt. Beim Torsorest TA3.3, zwischen Der Ist-Zustand nach der B19-Belegung auf Schmalkaldetalbrücke-Widerlager Nord den Fotografien, verglichen mit und Fambach, sieht man zur Zeit noch den entsprechenden Ausschnitten aus den

7 Topografischen Karten (Topo 1 bis 4, Die Abbildung 9 gehört zum Strecken- Bilder 9, 11, 21 und 24), veranschaulicht Teilabschnitt TA3.1, mit den Bauwerken den übernommenen, einbezogenen Zustand BW01 bis BW07 und zeigt am Bauwerk des RAB-Torsos von 1940 bis 1989. Dieser BW01 den Einschnitt in den Vergleich ist von historischem Interesse. Reichsbahndamm. Dieser wurde, in Die Eingliederung eines Autobahnrestes Blickrichtung rechtwinklig zur Achse der aus dem Jahre 1940 in das derzeitige B19-Belegung, 1993 abgetragen. An seiner moderne Bundesstraßennetz bleibt ein nicht südlichen Hangsohle soll im Oktober 1938 alltägliches Beispiel, was die weiteren „der 1. Spatenstich“ am km 32.404 erfolgt Darlegungen demonstrieren [3b (Fotos), 3d sein. Rechts unten im Bild liegt das BW01, (Topokarten)]. ein Durchlass nach Bild 15, ersichtlich im Ausschnitt Topo 1, aus der Topografischen Begonnen wird mit der Stelle zur Karte [3d, Topografische Karte Nr. M-32- Stationierung des Baubeginns am 45-D-a-2)]. ehemaligen Damm der Reichsbahnstrecke nach Bad Liebenstein (Bilder 5 und 9).

Bild 9: Eintragung von Bauwerk BW01 in der Topografischen Karte (Topo1) M-32-45-D-a-2, Stand 1986

Weiter in Richtung Süden ist bei km 34.409 das Bauwerk BW05 ausgewählt (Bild 10). Die Plattenbrücke mit Durchlass als Unterführung eines Fahrweges war 1938 für 2 Fahrbahnen 4-streifig errichtet worden, erfuhr 1993 eine Sanierung und repräsentiert die klassische RAB- Überführung [7 (Seite 83)]. Dazu gehört Bild 11, sichtbar im Ausschnitt Topo 2 aus der Topografischen Karte [3d]. Bild 10: Stahlbetonplattenbrücke BW05, Fahrweg zum Dänischen Berg, Ansicht von Westen

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Bild 11: Eintragung von Bauwerk BW05 in der Topografischen Karte (Topo2) M-32-45-D-a-4, Stand 1986

Als nächstes Bauwerk folgt aus dem Ein weiteres Beispiel zeigt die Strecken-Teilabschnitt 3.2 das BW08 bei Unterführung der Farnbacher Straße in km 35.279. Es war 1938 die Unterführung Breitungen nach der Sanierung des des Fahrweges nach Meimers, ab 1994 ehemaligen BW09 bei km 36.157, mit jedoch dient sie der Zufahrt von der alten Dammsockel auf der Ostseite, mit B19 zur neuen B19 auf dem sanierten begleitetem Durchlass links (Bild 14) sowie RAB-Torso (Bilder 12 und 13). mit Schallschutzwand auf der Westseite.

Bild 12: Die Stahlbetonplattenbrücke BW08 Bild 14: Unterführung Fambacher Straße (Westseite) des Knotens Meimerser Weg BW09 mit seitlich begleitendem Durchlass des Fambachs. Fahrbahn auf einem Dammsockel, Ansicht von Osten

Bild 13: Ansicht der Überfahrung des BW08, Richtung Süden. Nur die östliche

Fahrbahn des Torsos hat eine Leitplanke. Bild 15:Durchlassbrücke für den Fambach. Hierzu gehören auch die erst 1994 Stirnwand in Naturstein ausgeführt. Gebaut ergänzten Ein- und Ausfahrten für den 1938, rekonstruiert 1993. Ansicht Ostseite. nunmehrigen „Knoten Meimerser Weg“.

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Bild 16: Einfahrt zum Parkplatz Breitungen Bild 18: Gewölbebogenbrücke BW11, Baujahr 1938 Der Bedeutung wegen wird auch der neue Parkplatz im Strecken-Teilabschnitt 3.2 Der sanierte Zustand der Stirnwände vorgestellt (Bild 16). Er entstand beim Bau (Bild 18) zeigt sich auch bei der Draufsicht der Ortsumgehung Breitungen 1991 bis auf die befestigte und daneben befindliche 1993) durch Belegung des RAB-Torsos mit unbefestigte Fahrbahn in den Geländer- der neuen B19 und zusätzlicher Ausführungen für die Benutzung als B19, Verbreiterung des Torsos (Bild 17). nämlich mit Leitplanke auf der Ostseite. Die Überführung der neu verlegten B19 über die alte B19 nördlich von Fambach bei km 39.174 erfolgte auf den 1939 errichteten Natursteinwiderlagern (BW14, Bild 19) mit einem Stahlbetonplattenbalken für die östliche Fahrbahn.

Bild 17: Parkplatz, angelegt auf dem verbreiterten Torso der RAB-Strecke 85

Die Gewölbebogenbrücke BW11 von 1938, km 37.536 für den Wirtschaftsweg zum Vogelsberg mit seitlichem Borntalbach- Durchlass verdeutlicht die üblichen Bild 19: Bauwerk BW14 in der Ortslage Brückengestaltungen in Naturstein. Die Fambach Verwendung des Werrasandsteins entsprach den Vorstellungen der Erbauungszeit über Für die Erweiterung um eine westliche den regionalen Bezug von Material für Fahrbahn steht das entsprechende RAB-Überführungen [7 (Seite 84 und westseitige Bestandswiderlager zur 108)]. Verfügung (Bild 20).

Die RAB-Strecke 85 und die Bundesfernstraße B19 im Webauftritt der AGAB e.V.

10 Fambach BW19 bei km 40.615 als ehemals sogenannte „Unterführung zur Viehtrift“ (Bild 22).

Bild 22: Bauwerk BW19, eine sog. „Vietrift“

Das liegengebliebene Planum des Torsos über diese Steinbrücke hinweg ist für die 2 Fahrbahnen eingewachsen und wird für die Belegung mit der neuen B19 gegenwärtig Bild 20: Überführung der neuen über die vorbereitet. Das bedeutet die Schließung alte B19. Das westliche Widerlager des des letzten Teilabschnittes 3.3 in der RAB- BW 14 ist bereit zur Aufnahme einer Teilstrecke TA3. weiteren Richtungsfahrbahn. Gleich 300 Meter weiter taucht ein Die abwinklig sich kreuzenden Brückentorso bei km 41.160 mit 2 Fahrbahnachsen zwischen alter B19 und Widerlagern und 3 Zwischenpfeilern neben neuer B19 zeigt deutlich der Ausschnitt der alten B19 auf, welcher zur Überführung Topo 3, aus der Topografischen Karte der alten B19 über die damalige RAB- (Bild 21) [3d, Topografische Karte Nr. Teilstrecke nach Niederschmalkalden M32-45-D-c-2)]. dienen sollte (Bilder 23 und 24).

Bild 21: Ausschnitt aus der Topografischen Karte M32-45-D-c-2 (Topo 3): Stelle der sich kreuzenden alten und neuen B19 mit dem Bauwerk BW14 Bild 23: Bauwerk BW22 harrt seiner Fertigstellung zur Aufnahme der künftigen Ab BW17 bis BW24 (Bild 4) erstreckt sich Ortsverbindungsstraße zwischen Fambach der Strecken-Teilabschnitt TA3.3 von und Niederschmalkalden. Fambach bis Niederschmalkalden. Künftig soll dieses Bauwerk die zu einer In diesem seit 1940 bestehenden RAB- kommunalen Verbindung zwischen Torso trifft man auf die Gewölbebrücke 11 Fambach und der Straße Zwick in Karte (Bild 24), [3d, Topografische Karte Niederschmalkalden zurückgestufte alte Nr. M32-45-D-c-2)] auf eine Vermessung B19 über die neue B19 überführen. Der im Jahre 1986 zurück und weist damit den Pfeilerbestand dieses BW22 geht nach Zustand zwischen 1945 und 1989 nach. Ausschnitt Topo 4, aus der Topografischen

Bild 24: Topografische Karte Nr. M32-45-D-c-2, Topo 4. Verlauf des RAB-Torsos vom BW22, südlich der Ortslage Fambach (s. a. Bildausschnitt) bis an das Schmalkaldetal mit dem BW24 beim Wernshausener Ortsteil Niederschmalkalden.

Den Verlauf und den Zustand der RAB- Ertüchtigung, als Bauelement für die neue Trasse „Werratalautobahn“ als Schmalkaldetal-Verbundbrücke. [9] Streckentorso, vom BW22 bis zum Talbrückenwiderlager des BW24 zeigt Bild 25. Bei diesem Bild geht der Blick ausgehend von den Widerlagern und Pfeilern des BW 22 über die ehemalige und nun auch für die neue B19 vorgesehene Trasse nach Süden. BW24 bei km 42.246 markiert das Ende des in dieser Schrift behandelten RAB- Torsos 3.3. Das Brückenbauwerk zeigt am deutlichsten die sinnvolle Weiternutzung eines RAB-Bauwerks. Das erhalten Bild 25: Planum der ehemaligen Strecke 85 gebliebene Widerlager dient künftig, nach und künftigen neuen B19 ab dem Bauwerk der von der ARGE Ed. Züblin AG 2010 bis BW22 in Richtung BW24. 2013 vorgenommenen Rekonstruktion und

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Bild 26: Arbeiten am Widerlager der ehemals für die Strecke 85 begonnenen Brücke.

Bild 27: Alt und Neu: Das Widerlager der RAB von 1939 und die Brücke der B19 von 2013

13 Die beschriebenen und dargestellten Überführung von Straßenverkehrswegen Beispiele aus den 24 Bauwerken BW01 bis entstanden durch Forschungsentwicklungen BW24 der Teilstrecke TA3 sind bereits ab 1934 [8]. Daraus gingen aus ausgewählte typische Baumuster. Die heutiger Sicht wichtige Erkenntnisse weiteren, nicht beschriebenen Bauwerke hervor. Die Leistungen in Stein und Beton nach den Bildern 3 und 4, sind insgesamt in im Nachlass der dreißiger Jahre haben in der Sammlung nach [3] im Teil b enthalten sehr vielen Fällen einen baugeschichtlichen und somit Teil des Archivs der AGAB e.V. Wert und rechtfertigen in der Regel auch die denkmalpflegerische Beachtung. 6. Abschließende Gedanken Die Belegung eines 4-streifigen Am Ende einer Begehung fallen dem befestigungslosen RAB-Torsos mit einer Betrachter die RAB-Reste meistens durch befestigten 2 x 2-streifigen Fahrbahn ist ein ihren eigenartigen Baustil als Zeitzeugen Zeugnis dafür, die historische Bedeutung einer zurückliegenden, jedoch sehr einer „Reichsautobahn“ für den entwicklungsintensiven Ära wie hier bei der Verkehrsstraßenbau in Deutschland in den Strecke 85 auf. Es besteht schnell die 30er Jahren zu würdigen. Das Beispiel der Gefahr, dass diese Ära in Vergessenheit Autobahnruine Eisenach-Bamberg, gerät. Damit aber blieben nachhaltige Strecke 85, von 1936 bis 1940 errichtet, Wirkungen auffälliger zurückliegender lässt Ehrgeiz, Fleiß und Ausdauer für ein Zeitabschnitte ein Geheimnis der groß angelegtes Verkehrsprojekt erkennen. Geschichte. Konrad Beikirchner erinnert: In der Mehrheit der Fälle werden auch „Wer die Vergangenheit nicht achtet, heute noch diese Leistungen international verzichtet auf die Zukunft“ anerkannt wie sie auch nachgeahmt worden Als Hinweis für eine Besichtigung der sind. So kam es auch im Ingenieurbau sanierten Teilstrecke Barchfeld- bereits zu Bauwerkstypen für Platten-, Niederschmalkalden mit einer B19- Balken- und Gewölbebrücken, sowie zu Belegung auf den Resten des einheitlichen Bausystemen für Durchlässe, Originalzustandes wird abschließend eine Entwässerungen oder Betonfahrbahnen. Die Wanderkarte erwähnt, welche die ersten Spannbetonbalkenbrücken für die Sammlung enthält [3a].

Bild 28: Überführung der B19n über das Tal der Schmalkalde in Richtung Schwallungen

14 Bildnachweis: Bilder 1 u. 2: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bayerisches Staatsministerium des Innern und Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien (Hrsg.): „Neubau der A73 zwischen dem AD Suhl und der AS Lichtenfels, Dokumentation 2008“, Seiten 10 und 12 Bilder 3, 4: Sammlung Dr.-Ing. Winfried Böhner Pirna vom 30.10.2012 im Archiv der AGAB e.V.: „RAB-Strecke 85 Kassel-Eisenach-Nürnberg, 1936 bis 1942, Abschnitt zwischen Barchfeld und Wernshausen, km 31.640 bis km 42.246“, [Lit. 3, Teil (a) Bild 5: Lit. [3], Teil (b) Bild 6: Thüringer Straßenbauamt Meiningen: Herausgeber: Dipl.-Ing. Rega, Kissing 1993, Weka-Verlag Bild 7: Archiv 999 der AGAB e.V. Bild 8: Lit. [3], Teil (b) Bild 9: Lit. [3], Teil (d) Bild 10: Lit. [3], Teil (b) Bild 11: Lit. [3], Teil (d) Bilder 12-20: Lit. [3], Teil (b) Bild 21 u. 24: Lit. [3], Teil (d) Bilder 22-23: Lit. [3], Teil (b) Bilder 25-26: Lit. [3], Teil (b) Bilder 27-28: H. Schneider, 11/2012 Zum Deckblatt:  Überfahrung über das BW 08 in Richtung Süden; rechte Seite der neuen Fahrbahn ohne Schutzplanken. Foto: Lit. [3], Teil (b),  Karte.

Literaturnachweis: [1] AGAB e.V.: www.autobahngeschichte.de, „Asphalt, Beton & Stein → Historische Straßen und Strecken → Strecke 85“, (26 Bilder) [2] Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bayerisches Staatsministerium des Innern und Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien (Hrsg.): „Neubau der A73 zwischen dem AD Suhl und der AS Lichtenfels, Dokumentation 2008“, Seiten 10 und 12 [3] Sammlung Dr.-Ing. Winfried Böhner, Pirna vom 30.10.2012 im Archiv der AGAB e.V.: „RAB-Strecke 85 Kassel-Eisenach-Nürnberg, 1936 bis 1942, Abschnitt zwischen Barchfeld und Wernshausen, km 31.640 bis km 42.246“ mit den Teilen a. Übersicht der Bestandsobjekte mit Stationierungen und Streckenlage sowie Bauwerksliste (Objekt Kurzbeschreibung), b. Bilder zu den Bauwerken nach Bauwerksliste, BW-Objekte BW 01 bis BW 24 (Fotodokumentation), c. Auszüge aus der Archivakte beim Gemeindeamt Barchfeld

15 d. Torso der Bestands-Trasse 1945 bis 1990 nach: Auszüge aus Topografischen Karten 1:10000, M-32-45-D-a-2, M-32-45-D-a-4, M-32-45-D-c-2, Stand 1986, Landesamt für Vermessung Erfurt [4] Wahl, Volker: „Der Kreis Schmalkalden und die Gebietsreform in Thüringen“, Weimar 1993, Archivbibliothek Schmalkalden, Reg.: D 207-10 [5] Thüringer Straßenbauamt Meiningen: Herausgeber: Dipl.-Ing. Rega, Kissing 1993, Weka-Verlag [6] Buhl, Werner und Geyer, Roland: „Begleitbericht zum Autobahnbau A4 - Hörselbergumfahrung“, Eisenach 2010, Eigenverlag mit TDH Gast & Frisch [7] Schaechterle, Karl: „Der Brückenbau der Reichsautobahnen“ Volk und ReichVerlag Berlin Prag Wien 1942, Vermerk: Nur für den Dienstgebrauch [8] Plasser, Walter: „Neuere Stahlbetonbauweisen beim Brückenbau der Reichsautobahnen“. Heft 24 der Schriftenreihe der „Straße“, Volk und Reich Verlag Berlin Prag Wien 1942 [9] Stritzke, Jürgen (Hrsg.): Tagungsband zum 21. Dresdner Brückenbausymposium Dresden, 7./8. März 2011, Seite 32

Abgeschlossen am 30. Juni 2013

Erstellt wurde die Info durch Dr.-Ing. Winfried Böhner und Helmut Schneider. Unterstützung erfolgte durch Reinhard Arndt. Der Druck der Info 11 wurde durch Dr.-Ing. Winfried Böhner ermöglicht. Nachfolgend genannte Personen und Einrichtungen haben durch ihre Unterstützung wesentlich zum Gelingen dieser Information beigetragen:

-Straßenbauamt Südwestthüringen, Am Köhlergehäu 6, 98544 Zella-Mehlis Baudirektor Dipl.-Ing. Kirchner

-Heimatkunde Geschichtsverein Barchfeld, Liebensteiner Straße 58, 36456 Barchfeld Vorsitzender Hans Schmidt

-Stadt- und Kreisarchiv Schmalkalden, Schlossküchenweg 15, 98574 Schmalkalden Archivarin Simon

-Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Schloss Bibrabau, 98617 Meiningen Oberarchivrat Dr. Moczarski

-Stadtverwaltung Stadtarchiv Eisenach, Markt 24, 99804 Eisenach Stadtarchivar, Leiter Dr. Brunner

-Landesamt für Vermessung und Geoinformation, Hohenwindenstraße 13a, 99086 Erfurt Leitende Mitarbeiterin, Frau Ch. Rustler

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