Lieber -Forum -Leserinnen und -Leser,

am Wochenende des 22./23. November 2008 luden der Go-Landesverband NRW und das Japanische Generalkonsulat Düsseldorf Go-Freunde und Go-Interessenten nach Düsseldorf ein, um in harmonischer Atmosphäre im Go-Spiel um den 2. Japanischen Generalkonsul-Pokal gegeneinander anzutreten. Austragungsort war das Städtische Ceciliengymnasium, das verschiedene Japanaktivitäten bietet und engen Kontakt mit dem Japanischen Generalkonsulat Düsseldorf pflegt. Die Schirmherrschaft über das Turnier hatte wie beim Turnier im Jahr zuvor der Nihon Ki-in (Japan Go Association) übernommen. Turniersieger wurde Herr Franz-Josef Dickhut aus Mönchengladbach. Herr General- konsul Maruo führte im Dezember 2008 ein Gespräch mit ihm zum Thema Go, das wir Ihnen in dieser Ausgabe vorführen möchten.

Interview zum Thema Go: Herr Generalkonsul Maruo im Gespräch mit dem erfolgreichen Go-Spieler Franz-Josef Dickhut

Projektwoche, in der man an einer be- Jahr (2008) habe ich den Titel des Franz-Josef Dickhut stimmten Aktion teilnehmen konnte. Wir „European Master(s)“ errungen. Es han- hatten die Möglichkeit, zwischen verschie- delt sich dabei um ein Turnier, an dem nur denen Projekten zu wählen, die sich z.B. acht eingeladene, starke europäische mit dem Thema Sauberkeit von Flüssen Spieler teilnehmen. Bei den Europameis- oder einem Projekt zum Bau eines Rö- terschaften habe ich zwei Mal einen zwei- merlagers befassten. Ich entschied mich ten Platz belegt. für das „Go-Projekt“ und wurde von einem Mathematiklehrer in der Kunst dieses Herr Maruo: Strategiespiels unterwiesen. Seitdem be- Welche Länder in Europa sind Ihrer geistere ich mich sehr für Go. Meinung nach stark im Go ?

Herr Maruo: Her Dickhut: Ich denke, mit 15 Jahren ist man gar Es gibt einige Länder, die sehr gute Spie- nicht mehr so jung, wenn man mit dem ler haben, z.B. Russland und Rumänien. Go-Spiel beginnt, aber Sie haben es Russland hat zwei Spieler, die in Korea zu geschafft, ein sehr starker Spieler zu Profis geworden sind. Hinter Russland werden. Wie erreicht man das im Go? und Rumänien wäre Holland zu nennen. Holland ist das europäische Go-Zentrum © F.-J. Dickhut Herr Dickhut: (European Go and Cultural Center, Ich habe mich sehr auf dieses Spiel kon- EGCC). zentriert und kaum andere Hobbies betrie- • geboren 1969 in Lippstadt/Westfalen ben. Außerdem habe ich Profipartien Herr Maruo: • 6. Dan im asiatischen Brettspiel Go nachgespielt. In NRW engagiert sich Herr Horst Timm • wohnhaft in Mönchengladbach als Leiter des dortigen Go-Landesver- Herr Maruo: bandes außerordentlich. • Deutscher Meister in den Jahren 1992, Die Partien welcher Go-Spieler haben 1999, 2000, 2002, 2003, 2004, 2006, Sie am liebsten nachgespielt? Herr Dickhut: 2008 Ja, Herr Timm hat schon in meiner Schul- • Vize-Europameister 1998 und 2000 Herr Dickhut: zeit viel für Go getan. Ich erinnere mich • vertrat Deutschland auf der Amateur- Zur damaligen Zeit und auch danach war daran, wie er sofort einige Schüler in sei- weltmeisterschaft in Japan in den Jah- ich ein großer Fan von CHO Chikun. Auch nem Auto mitnahm und zu unserer Schule ren 1994, 2001, 2005 und 2008 Partien ganz alter Meister wie JOWA und fuhr, als er hörte, dass es auch an unserer • erreichte 2005 als Fünfter die beste SHUSAI habe ich nachgespielt, weil diese Schule eine Go-Gruppe für Schüler gebe. von einem Deutschen erzielte Platzie- gerne kämpften. Ich kämpfe ebenfalls Dies war der Beginn einer regen Austau- rung, landete 2008 als Neunter in den gerne. sches. Top 10 Herr Maruo: Herr Maruo: —————————- CHO Chikun war wirklich sehr stark, es Um Go weltweit verbreiten zu können, gab Zeiten, in denen er sehr viele Titel gibt es sicherlich noch viel zu tun. Wis- Herr Maruo: erwarb. Er spielte aber sehr gebietsorien- sen Sie, wie viele Go-Spieler es unge- Herr Dickhut, Sie haben im Go acht Mal tiert. fähr in Deutschland gibt? den Titel „Deutscher Meister“ errungen und waren in den Jahren 1998 und 2000 Herr Dickhut: Herr Dickhut: Vize-Europameister. Zudem haben Sie Das habe ich früher auch getan, jetzt grei- Schwer zu sagen. Wenn ich mir die Spie- Deutschland vier Mal auf Amateurwelt- fe ich aber lieber an. ler im GO-Landesverband NRW ansehe meisterschaften in Japan vertreten. und überlege, wieviele von ihnen wirklich Ich würde gerne wissen, seit wann Sie Herr Maruo: aktiv sind, würde ich über 100.000 Perso- Go spielen und wie Ihr Interesse an Wann haben Sie zum ersten Mal einen nen schätzen. Ich denke, dass Go- diesem Spiel geweckt wurde? Titel erhalten? Turniere wie die beiden vergangenen in Düsseldorf (1. Japanischer Generalkon- Herr Dickhut: Herr Dickhut: sul-Pokal Düsseldorf am 01./02.12.2007 Ich habe mit 15 Jahren begonnen und Mein erster Titel war der des „Deutschen und 2. Japanischer Generalkonsul-Pokal mich bereits als Kind für das Schachspiel Jugendmeisters“, meine erste deutsche Düsseldorf am 22./23.11.2008) eine gute interessiert. In meiner Schule gab es eine Meisterschaft errang ich 1992. Dieses Gelegenheit darstellen, Go-Spieler zu-

- 1 - Shōgi - das japanische Schach-Spiel

YANAGIMOTO Junji Shōgi allgemein (Fujitsu General (Euro) GmbH) Wie beim europäischen Schach geht es bei Shōgi darum, den gegnerischen König bzw. Einladung zum Shōgi-Spielen Jade- oder Juwelengeneral zu schlagen bzw. matt zu setzen. Dabei ziehen wie im Firma, die Elektroartikel vertreibt, für eini- Schach die beiden Spieler abwechselnd. Der ge Zeit in Deutschland tätig, doch ist ältere bzw. ranghöhere Spieler hat Weiß und mein größtes Hobby Shōgi, und ich habe als Hauptfigur den König, die äquivalente

bis heute in verschiedenen Ländern Figur seines Gegners in Schwarz ist der Jade- bzw. Juwelengeneral; die Zugmög- Gruppen gebildet, die in ihrer Freizeit lichkeiten beider Steine sind gleich. Die Shōgi spielen. So treffen sich inzwischen Spielsteine unterscheiden sich farblich und in vielen Ländern des Nahen und Mittle- gestalterisch nicht voneinander; Schwarz hat ren Ostens, in Asien, in England etc. derjenige, der von unten nach oben spielt. nicht nur Japaner, sondern auch Men- schen, die erstmals Shōgi spielen, und Spielfeld:

haben Freude daran, miteinander ihre Das normale Shōgi-Feld ist etwas größer als das Schachfeld (8 x 8 = 64) und hat 9 x 9 (= Zeit zu verbringen. 81) einfarbig gestaltete Felder, die durch

dünne Linien voneinander getrennt sind. Es In vielen Punkten ähnelt Shōgi dem west- gibt drei aus jeweils drei Neunerreihen beste- lichen Schach; so stehen sich z.B. auch hende Spielbereiche. Die Spielsteine bewe- © Junji YANAGIMOTO hier zwei Spieler gegenüber, und es geht gen sich nicht wie beim Go auf den Linien, darum, den gegnerischen König zu sondern innerhalb der Felder. Die drei Rei- Empfehlung schlagen. Man bewegt nach Belieben hen, von denen aus der jeweilige Spieler eines Shōgi-Treffens acht verschiedene Arten von Spielsteinen startet, bezeichnet man als „Camp“ („Lager“).

(koma) kreuz und quer über das Spiel- Spielsteine: Wahrscheinlich kennen Sie alle das alte feld, und während man über die beson- Anders als im japanische Spiel Shōgi, oder? Im Abend- deren Eigenschaften der jeweiligen Stei- westlichen land gibt es seit vielen Jahrhunderten ne nachdenkt, entwirft man eine Strate- Schach mit seinen Schach, ein Spiel, mit dem man von Kin- gie; selbstverständlich kann man auch dreidimensional desbeinen an vertraut ist; Profi-Meister- gegen einen Anfänger antreten, wenn gestalteten Figu- schaften und Weltmeisterschaften im dieser die Grundregeln kennt, indem man ren werden bei Schach sind im Westen wichtige kulturel- die Vorgaben ändert. Heutzutage lernt Shōgi flache, le Ereignisse. Ähnliches gilt auch für das man mit dem Computer, und auch in leicht schräge, japanische Shōgi, das sich im Laufe der Japan hat es sich zu verbreiten begon- fünfeckige Spiel- Zeit zu einem Strategiespiel auf hohem nen, als Anfänger per Computer gegen- steine verwendet, Niveau entwickelt hat. einander zu spielen. auf denen sinoja- panische Schrift- Weil es sich bei Shōgi um ein Spiel han- Es heißt, dass sich in Deutschland Leute, zeichen ange- delt, gibt es selbstverständlich Spielre- die Shōgi mögen, in mehreren Städten bracht sind. Nur geln. Um gute Fortschritte zu erzielen, ist treffen und miteinander spielen. Gewiss an der Positionie- rung der Steine sieht man, zu welchem der es notwendig, viel zu üben. Doch ist haben alle dabei viel Spaß, während sie Shōgi ein Gehirn- bzw. Denksport, der Spieler sie gehören. Beim 9 x 9-Shōgi stehen köstliches Bier trinken. Ich bin mir sicher, jedem Spieler anfangs 20 Spielsteine aus 8 zunächst vor allem Spaß bereiten soll, so dass es auch in Düsseldorf Menschen Kategorien zur Verfügung: 1 König bzw. Jade dass selbst Kinder gern miteinander und gibt, die Shōgi kennen, Leute, die bei -/Juwelengeneral, 2 Gold- und 2 Silbergene- auch in der Familie Shōgi spielen. europäischen Meisterschaften spielen, räle, 2 Springer, 2 Lanzen, 1 Läufer, 1 Turm In Japan haben Menschen aller Ge- und bestimmt auch solche, die dies gern und 9 Bauern. Ein Charakteristikum des nerationen und aus vielen verschiedenen in Zukunft tun möchten. Shōgi besteht darin, dass Steine die Seiten Bereichen Freude an Shōgi, von fünf- bis wechseln können, d.h. geschlagene Steine sechsjährigen Kindern bis hin zu Men- Wollen Sie nicht alle einmal einen kleinen darf man als eigene Steine wieder einsetzen. schen in hohem Alter, in der Familie, der Blick in die Welt des Shōgi werfen? Noch Auch können sechs der acht Steinarten, Schule, dem Büro, regionalen Gruppen. stehen die Aktivitäten ganz am Anfang, wenn sie in die Zone des Gegners gelangen, doch ist Shōgi überhaupt nicht schwie- „befördert“ und dann anders gezogen wer- Ich bin im vergangenen Jahr nach rig. Ich möchte, dass wir - auch mit Un- den (siehe S. 4: Spielsteine); dazu werden Deutschland gekommen. Dabei bin ich terstützung des Japanischen General- sie umgedreht und tragen dann eine rote kein Shōgi-Experte, und es gibt auch konsulats - einen fröhlichen Kreis errich- Beschriftung. keinen speziellen Grund, mich für seine ten und uns in einer Atmosphäre treffen, Shōgi-Varianten: Verbreitung einzusetzen. Vielmehr bin in der wir frei spielen können, wann im- Auch wenn in Japan heute das 9 x 9-Shōgi ich in einer ganz normalen japanischen mer wir wollen. am weitesten verbreitet ist, gibt es allerlei weitere Varianten. Zu ihnen zählt das auf einem kleineren Brett mit weniger Steinen gespielte General-Shōgi, das Einsteigern Links zum Thema Shōgi empfohlen wird, die zuvor noch keine Erfah- (Auswahl) rungen im europäischen Schach hatten und sich so allmählich an die Zugregeln der ein- Deutschland e.V.: Federation of European Shogi zelnen Steine herantasten können. Andere http://www.shogideutschland.de/ Associations (FESA): Shōgi-Formen verwenden z.B. ein Spielbrett http://www.shogi.net/fesa/ der Größe 7 x 7 (tori-shōgi = “Vogel“-Shōgi), Shogi Net (Oliver Orschiedt): 11 x 11 (wa-shōgi = “friedliches“ Shōgi), 12 x http://www.shoginet.de/ Einführung (engl.) für Schachspieler: 12 (chū-shōgi = „Mittel-Shōgi), 15 x 15 (dai- Japan Shogi Association: http://www.crockford.com/chess/ shōgi = „großes Shōgi“), 16 x 16 (tenjiku- http://www.shogi.or.jp/ shogi.html shōgi = „indisches Shōgi“) oder 17 x 17 (dai- dai-shōgi = „riesengroßes Shōgi“) usw. - 3 - Shōgi - Das japanische Schachspiel

Indische Ursprünge ersichtlich ist wie an Sprichwörtern und Rede- Spielsteine & Züge Wie das chinesische Xiangqi und unser west- wendungen, die dem Shōgi-Spieler als Ge- liches Schach geht Shōgi auf das indische dächtnisstütze dienen. König (ō[shō]) bzw. Chaturanga zurück. Man vermutet, dass eine Jade- oder Juwelengeneral (gyoku[shō]): östliche Version im 8. Jahrhundert von japani- Staatliche Förderung Hauptfigur, die schen Gesandten, die von Amts wegen nach 1607 errichtete das Tokugawa-Shōgunat ein es durch eine China gereist waren, von dort nach Japan eigenes Amt für Shōgi und Go, das dem Ver- „Castle“ (die mitgebracht wurde, doch fehlen Informatio- walter der buddhistischen Tempel und Shintō „Burg“) ge- nen zur damaligen Spielweise. Es entwickel- -Schreine unterstand. Die Person an der nannte Stel- ten sich mehrere eigenständige japanische Spitze des Shōgi-Amtes erhielt eine finanziel- lung zu schüt- Varianten mit unterschiedlichen Regeln und le Zuwendung; mit dieser Dotierung wird der zen gilt; kann Zugmöglichkeiten, auch konnten die Zahl der Beginn des Profi-Shōgi in Japan angesetzt. in jede Richtung jeweils ein Feld weit ziehen. eingesetzten Spielsteine und die Brettgröße Jedes Jahr fand ein spezielles Spiel bzw. variieren. Turnier in Anwesenheit des Shōgun statt. In Goldgeneral (kin[shō]): Den Adeligen der Heian-Zeit (794-1185), diese Zeit fiel auch die Festlegung der Shōgi- steht direkt unter dem König bei denen Shōgi recht beliebt gewesen zu Rangstufen bis zum („Meister“ bzw. bzw. Juwelengeneral; kann sein scheint, waren bereits verschiedene „Großmeister“). Außerdem wurden unter ebenfalls nur ein Feld pro Zug Versionen geläufig. Obwohl sich inzwischen ŌHASHI Sōkei (1613-1660) Spielstandards ziehen, allerdings nicht schräg weitgehend das Spiel mit 2 x 20 Spielsteinen bestimmt und schriftlich fixiert, die weitge- zurück; oft dient er dazu, den auf einem 9 x 9 Felder großen Brett durchge- hend noch heute Gültigkeit haben. König unmittelbar zu schützen. setzt hat, sind auch heute noch einige ältere Spielformen bekannt (siehe S. 3, unten Rangstufen Silbergeneral (gin[shō]): rechts) und werden von einem kleinen Kreis Es gibt 10 Rangstufen (dan) wie in den kann ebenfalls ein Feld weiter- von Shōgi-Fans in Japan, aber z.B. auch in Kampfsportarten. Allerdings wird der 10. dan rücken, jedoch nicht gerade England und Deutschland gespielt. bei den Profi-Shōgi-Spielern nicht vergeben. nach rechts, links oder hinten, Darunter existieren mehrerer Klassen (kyū). was ihn seitlich leicht angreif- Der im 17. Jahrhundert eingeführte meijin- bar macht. - Kann zum Gold- Titel galt lebenslang und musste auch dann general befördert werden (na-ri nicht abgegeben werden, wenn der betreffen- -gin) und dann wie dieser ziehen, also auch de Spieler schwächer wurde. Der meijin-Titel seitlich, jedoch nicht schräg nach hinten. wurde innerhalb einer Shōgi-Familie weiter- vererbt. Erst 1935 änderte man das System Lanze (kyō[sha]): dahingehend, dass seitdem jährlich um den kann beliebig geradeaus zie- meijin-Titel gespielt wurde. Wer mehr als fünf hen, jedoch nicht rückwärts Mal meijin wurde, darf sich eisei meijin oder seitlich; darf nicht in der („ewiger/permanenter Großmeister“) nennen. letzten Reihe eingesetzt wer- den. - Befördert (nari-kyō) zieht Japanischer Shōgi-Verband auch sie wie ein Goldgeneral.

Im Japanischen Shōgi-Verband (Nihon Shōgi Springer bzw. Ritter (keima): Renmei) sind aktive Profis ab dem 4. dan zieht ein Feld nach vorn und organisiert. Sie erhalten vom Verband ein eines schräg nach vorn; darf Ausgangsposition Monatsgehalt sowie Zusatzzahlungen für als einziger Stein andere Stei- Spiele und entscheiden über die Zuerken- ne überspringen; kann nicht in Weitere Entwicklung nung von Rängen an Amateure. Derzeit gibt den letzten beiden Reihen ein- In Quellen findet Shōgi erstmals im 11. Jahr- es in Japan rund 150 Profispieler. Daneben gesetzt werden. - Befördert hundert Erwähnung: Die ältesten erhaltenen befassen sich schätzungsweise über 10 Mio. (nari-kei) wird er zum Goldgeneral. Shōgi-Spielsteine wurden bei Ausgrabungen Japaner mit Shōgi als Hobby. am Tempel Kōfukuji in Nara entdeckt; Ex- Der Verband richtet verschiedene Titel- Läufer (kaku[gyō]): perten datieren sie auf das Jahr 1058. De- kämpfe (sen) aus, von denen einige auch im zieht diagonal beliebig weit, ist tailliertere Beschreibungen des Shōgi-Spiels Fernsehen übertragen werden; die Preisgel- dadurch sehr beweglich. - Wird liegen seit dem 13. Jahrhundert vor. In der der sind manchmal von stattlicher Höhe. zum Pferd (ryūma) als dem Muromachi-Zeit (1333-1568) wurden weitere stärksten Verteidiger befördert Veränderungen vorgenommen und u.a. die Shōgi ist ein sehr abwechslungsreiches Spiel, und darf dann noch ein Feld Shōgi-Regeln dahingehend geändert, dass das durch die Möglichkeit, geschlagene Stei- nach vorn gehen. man gegnerische Steine nach dem Schlagen ne des Gegners danach als eigene Steine nun als eigene Spielsteine einsetzen durfte. einzusetzen sowie Steine zu „befördern“, viel Turm (hi[sha]): Im 15. und 16. Jahrhundert war Shōgi komplexere Spielzüge ermöglicht als das zieht in alle vier Richtungen offensichtlich unter Samurai sehr beliebt und europäische Schach. Daher ist es deutlich beliebig weit. - Wird zum Dra- verbreitete sich dann in der Edo-Zeit (1603- schwieriger, einen Computer auf so hohem chen (ryūō) befördert, kann 1867) in der gesamten Bevölkerung. Daher Level zu programmieren wie beim Schach. damit zusätzlich ein Feld gehört Shōgi mit Go (igo) und sugoroku, der Als Garri Kasparow, der über viele Jahre die schräg ziehen; stärkster An- japanischen Form des Backgammon, zu den Schach-Weltrangliste dominiert hatte, 1999 greifer. so genannten „drei Brettspielen“ (sanmen), von ISHIYAMA Eiichirō interviewt wurde, die man besonders häufig auf japanischen machte ihn dieser nach dem Gespräch mit Bauer (fu[hyō]): Holzschnitten abgebildet findet. Shōgi bekannt. Innerhalb weniger Minuten kann stets nur ein Feld nach hatte Kasparow die Regeln verstanden und vorne ziehen, jedoch nicht Während beim indischen Chaturanga nur begeisterte sich bei der nachfolgenden Partie schräg. Bauern dürfen weder allgemein auf den Krieg Bezug genommen rasch für das Spiel. auf einer Linie aufgestellt wer- wird, ist dieser Zusammenhang bei Xiangqi den, auf der bereits ein (unbe- und vor allem bei Shōgi deutlicher spürbar. Zwar verunsichern die Schriftzeichen auf den förderter) Bauer der gleichen Gerade bei Shōgi spielt der tapfer in der Spielsteinen oft anfangs den Shōgi-Neuling, Farbe steht, noch in der letzten Reihe; sie Schlacht für seinen König streitende, klug doch gewöhnt man sich rasch daran. Es ist dürfen überdies nicht mit Matt eingesetzt strategisch denkende Samurai eine große zu hoffen, dass sich bald mehr Deutsche für werden. - Bauern können befördert werden Rolle, was an bildreichen Ausdrücken ebenso Shōgi begeistern werden. Seien Sie dabei! (to) und agieren dann wie ein Goldgeneral. - 4 - Japan-Literatur

TSUJI Hitonari: Der weiße Buddha. Roman. Aus dem Japanischen von Ursula WEHNER, Frank: Neues aus Okazaki. Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. München, Zürich: Piper, 2008. (geb., 288 S., € Tagebuch eines Forschers und Rei- 19,90; ISBN 978-3-492-04864-4) senden in Japan. Würzburg: Königshau- Im Herbst vergangenen Jahres erschien mit „Der Weiße sen & Neumann, 2008. (geheftet, 144 S., € Buddha“ (jap. Hakubutsu, Tōkyō: Bungei Shunju 1997) ein 16,80; ISBN 978-3-8260-3978-2) weiterer Roman des japanischen Schriftstellers, Rockmusi- Es gibt viele Bücher, die uns kundig darin unter- kers, Fotografs und Filmemachers TSUJI Hitonari (Jg. 1959), weisen, wie man sich im japanischen Geschäfts- der unseren Lesern bereits durch „Warten auf die Sonne“ oder Privatleben zurechtfinden, Japaner verste- vertraut sein dürfte (vgl. JF 145/April 2007, S. 6). Gewidmet hen und die schlimmsten Fettnäpfchen vermeiden hat Tsuji das Buch seinem Großvater IMAMURA Yutaka, und kann. Einen derartigen Anspruch erhebt dieses er ist es auch, dessen Geschichte hier erzählt wird. Dabei unterhaltsame Büchlein nicht, bietet jedoch Gele- spürt Tsuji der Frage nach, warum Imamura einst aus den genheit, an den Erfahrungen und Erlebnissen des zermahlenen Knochen aller auf Ono begrabenen Inselbewoh- Autors (Professor für Zellbiologie an der TU Dort- ner einen großen weißen Buddha errichten ließ. Zwar trägt mund, Leiter einer Arbeitsgruppe am Max-Planck- die zentrale Figur im Roman den Namen EGUCHI Minoru, Institut für molekulare Physiologie) teilzuhaben, doch ansonsten hat sich Tsuji, wie er im Nachwort verrät, der 2002 bis 2006 insgesamt acht Monate als weitgehend am Leben seines Großvaters orientiert. Forscher in Japan arbeitete, es verschiedentlich In kurzen, einfachen Sätzen schildert Tsuji das Leben auf der allein, in Begleitung seiner Frau und japanischer in einem Flussdelta in Südjapan gelegenen Insel Ono Anfang Freunde bereiste und dabei manch andere Facet- und Mitte des 20. Jahrhunderts. Seit Generationen führen die ten zu schildern weiß als der übliche Tourismus- Eguchi dort ein einfaches, arbeitsreiches Leben. Minorus führer, ohne den neugierig-überraschten Blick © Piper Vater Chōshirō ist zuerst Schwertschmied, später Büchsen- des Außenstehenden zu verlieren. macher. Minoru, obwohl der jüngste seiner Söhne, ist sein Gerade das Fehlen eines oberlehrerhaften größter und bereitwilligster Helfer bei der körperlich anstrengenden Arbeit; bereits als klei- Zeigefingers verleiht dem Werk seinen besonde- nes Kind steht er ihm zur Seite, wenn er nicht gerade mit seinen Freunden Kiyomi, Hayato ren Charme. Gern sieht man daher über winzige und Tetsuzō spielt. Gerade hat Japan 1905 den Sieg im Japanisch-Russischen Krieg er- Ungenauigkeiten wie die Empfehlung von Lakritz rungen, und so stellen die Jungen Schlachten nach, üben sich in Posen heroischer Tapfer- (einem ähnlich wie Marzipan von den meisten keit oder verüben Streiche. Früh wird Minoru mit dem Tod konfrontiert, als sein zwei Jahre Japanern recht ungeliebten Naschwerk) als Mit- älterer Bruders Ishitarō im Fluss ertrinkt. Den für den schmackhaften Eintopf der Mutter bringsel hinweg und freut sich an den vielen Ge- gedachten Hühnern den Hals umzudrehen, verdirbt ihm bald den Appetit. Seine erste gro- schichten und Hin- ße, unerfüllte Liebe, die sieben Jahre ältere Otowa, stirbt jung - vom reichen Ehemann zu weisen, die uns Ja- Tode geprügelt. 1919 erfährt Minoru als junger Soldat in Sibirien, als er plötzlich einem pan neu erschließen russischen Rotarmisten gegenübersteht und diesen in Todesangst mit seinem Bajonett und dabei stets die durchbohrt, was es bedeutet, einem Menschen das Leben zu nehmen. Von Kindesbeinen Liebe des Verfassers an hat Minoru immer wieder Déjà-vu-Erlebnisse, und dies verbindet ihn mit Nue, einem zum Gastland spüren Mädchen aus dem Nachbardorf, das er heiratet und mit dem er zwei Töchter und vier Söh- lassen. Mein persönli- ne hat. Als der erfindungsreiche Minoru ein todbringendes Maschinengewehr entwickelt, cher Favorit ist die entscheidet er sich nach einem ersten erfolgreichen Test, die Waffe dem Militär zu verheim- kurze Aalfang-Story lichen, um dem sinnlosen Töten keinen Vorschub zu leisten. Dennoch begegnet ihm - ge- (S. 94), doch gibt es paart mit der Vision eines weißen Buddha - auch weiterhin überall der Tod: Sein Vater weit mehr zu entde- stirbt, wenige Monate später ertrinkt sein jüngster Sohn ähnlich wie einst sein Bruder; einer cken. Gewiss wird seiner Freunde aus Kindheitstagen fällt in China, ein anderer begeht Selbstmord. Nue wird „Neues aus Okazaki“ Minorus Konstante im Leben und seine Stütze in einem trotz zwischenzeitlicher geschäftli- vielen Lesern Lust cher Erfolge kargen, aber zufriedenen Leben, das immer wieder um Tod und Wiedergeburt auf Japan machen kreist, um „das Rätsel, warum ein Mensch, der gerade noch existiert hatte, auf einmal nicht und sie ermutigen, mehr da war“ (S. 27). Bis er für sich eine Lösung findet, um den Verstorbenen ein Anden- sich baldmöglichst ken zu errichten: den weißen Buddha. dorthin zu begeben. © Königshausen & Neumann

KOJIMA Nobuo: Fremde Familie. Roman. Aus dem Japanischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Ralph Degen. (Japan Edition) Berlin: bebra, 2008. (geb., 254 S., € 22,-; ISBN 978-3-86124-905-4) MIWA Shunsuke ist Mitte Vierzig und als Übersetzer und Universitätsdozent beruflich etabliert. Doch privat läuft es alles andere als rund: Weder seine Ehefrau Tokiko noch seine beiden Kinder Noriko und Ryōichi scheinen ihn ernst zu nehmen, und selbst bei der schlampigen Haushälterin Michiyo stößt er nicht auf Respekt. Als er von ihr erfährt, dass Tokiko eine kurze Affäre mit dem jungen amerikanischen GI George hat, der seit einigen Wochen regelmäßig in seinem Haus zu Gast ist, bemüht sich Shunsuke vergeblich, als souveräner Hausherr und Familienoberhaupt aufzutreten. Zwar gelingt es ihm recht unbeholfen, die Beziehung zwischen George und Tokiko zu beenden, aber seine Frau reagiert nicht mit Zerknirschung, sondern mit Vorwürfen, Forderungen und Spott. Sein Versuch, Großzügigkeit an den Tag zu legen, scheitert ebenso wie der, Autorität zu beweisen. Shunsuke setzt alles daran, das Auseinanderbrechen seiner Fami- lie zu verhindern, besonders als bei seiner Frau Brustkrebs diagnostiziert wird und sie in die Tretmühle aus Operati- onen und Therapien gerät. Verzweifelt bemüht er sich, es ihr recht zu machen, lässt auf ihren Wunsch sogar ein neues Haus bauen. Doch obwohl er seine eigenen Minderwertigkeitskomplexe und seinen Mangel an Durchset- zungsfähigkeit durchschaut, reicht diese Erkenntnis nicht aus, ihn zur Bewältigung der familiären Krise zu befähi- gen. So offenbart sich letztendlich vor allem eins: seine wachsende Hilflosigkeit und Überforderung angesichts ei- ner Familie, die er nicht versteht und die ihm desinteressiert gegenüberzustehen scheint… Die Lektüre dieses Romans - die Geschichte familiärer Entfremdung zu einem Zeitpunkt, da man sich eigentlich besonders braucht - ist eindrucksvoll und deprimierend zugleich, zumal dem Leser dank des Nachworts von Ralph Degen die Parallelen zwischen Hauptfigur und Verfasser bewusst werden: KOJIMA Nobuo (1915-2006) war Ang- list, übersetzte wie der Protagonist des Romans Werke amerikanischer Autoren ins Japanische; er lehrte an einer japanischen Universität, ging 1957 mit einem Einjahres-Stipendium in die USA. An Hōyō kazoku (so der japanische Originaltitel, wörtl.: „Umarmungs-Familie“), seinem bekanntesten Werk, arbeitete er von 1961 bis 1965 und erhielt dafür den renommierten TANIZAKI Jun‘ichirō-Literaturpreis. In das erste Jahr der Niederschrift fielen u.a. der Baubeginn seines Hauses in amerikanischem Stil in einem Tōkyōter Vorort und die erste Brustkrebs-Operation seiner Frau, die zwei Jahre später nach weiteren Eingriffen starb. Degen spricht von „documentary“, und Kojima gab selber zu, dass seine Familie als „Modell“ für diesen Roman fungiert und er dabei seine Empfindungen jener © bebra Zeit niedergeschrieben habe. All dies verleiht dem Buch zusätzliche Realitätsnähe und Ausdruckskraft. - 5 - Japan-Veranstaltungen in NRW „Die Seele “ - Vorführungen der Nippon Sport Science University (Nittaidai): Kampf- und Bewegungskunst in Köln, Düsseldorf und Duisburg

Mitte Februar 2009 besuchte eine Delegation Studenten des Fachbereichs “Traditionelle einer an Shao- von rund 120 Studierenden des 3. Jahres des Bewegungskultur” Tänze und Trommelkunst. lin Kung-fu er- Studiengangs “Budō” (Kampfkunst) der innernden renommierten Nippon Sport Science Uni- Selbstvertei- versity (kurz: Nittaidai) unter Leitung von digungstech- Professor HAKAMADA Daizō mit ihren Dozen- nik. Daneben ten im Rahmen ihres Auslandspraktikums wurden als Um- Nordrhein-Westfalen. Die 1893 gegründete rahmung und Nittaidai verbindet eine langjährige Partner- Genuss für schaft mit der Deutschen Sporthochschule in Augen und Oh- Köln - einer der Gründe, warum es sich hierbei ren ebenfalls bereits um die zweite Deutschlandreise von Tänze und Nittaidai-Studenten handelt, denn bereits im Trommelmusik Februar 2008 war eine Gruppe nach NRW präsentiert. gekommen und hatte hier mehrere Veranstal- tungen unter dem Obertitel “Faszination der Die vier herausragenden, sehr gut besuch- Bewegung” durchgeführt. ten Veranstaltungen machten deutlich, dass es beim Studium der Kampf- und Bewegungs- In diesem Jahr standen erneut neben dem künste neben dem Erlernen der notwendigen gemeinsamen Training mit deutschen Sport- Techniken auch um die Verinnerlichung vereinen öffentliche Vorführungen im Zen- einer besonderen traditionellen Geisteshal- trum des Aufenthaltes. Unter dem Titel “Die Am 12. Februar in der Deutschen Sport- tung, der “Seele Japans”, geht. Sie standen Seele Ja- hochschule Köln und am 15. Februar in der unter der Schirmherrschaft des Japani- pans” prä- Gesamtschule Duisburg-Mitte erlebte ein schen Generalkonsulats in Düsseldorf. sentierten begeistertes Publikum eindrucksvolle Tanz- die Sportler- und Trommelvorführungen in farbenfrohen innen und Kostümen. Diese wurden in Köln durch eine Sportler in moderne Tanzeinlage der dortigen Studie- Köln und renden, in Duisburg durch den Programm- Düsseldorf punkt “Das Ritual des Sumō” ergänzt. Der japanische Schwerpunkt der beiden Veranstaltungen Kampfkün- “Kampfkunst - Tanz - Trommeln” am 13. ste. Zudem Februar in Köln und am 14. Februar an der zeigten die Städtischen Hulda-Pankok-Gesamtschule dem glei- in Düsseldorf lag auf verschiedenen ja- chen Studi- panischen Kampfkünsten von Aikidō, Jūdō engang ein- und Karate über Kendō, Naginata und gegliederten Kyūdō bis hin zu Sumō und Shōrinji-kempō, © Fotos: Japanisches Generalkonsulat

Vorankündigung: Impressum Japan-Tag 2009 Düsseldorf/NRW Herausgeber: Japanisches Generalkonsulat ♦ Der Wirtschaftstag Japan findet in Immermannstr. 45 diesem Jahr am Mittwoch, dem 20. 40210 Düsseldorf Mai 2009, statt. Tel.: 0211/16 48 2-37 ♦ Beim großen Kultur- und Begeg- Fax: 0211/16 48 2-46 nungsfest mit japanischem Feuer- E-Mail: [email protected] werk erwartet Sie am Samstag, dem Homepage: http://www.dus.emb-japan.go.jp 13. Juni 2009, wieder ein buntes und Redaktion: vielfältiges Programm. Kultur- und Informationsbüro des Japanischen Generalkonsulats in Düsseldorf: Vizekonsul Details finden Sie ab Ende April unter Wataru Ōkuma, Vizekonsulin Emi Konishi, Ruth Jäschke, Carrie Becker, Cäcilia Winkler www.japantag-duesseldorf-nrw.de © Ulrich Otte / DMT Das JAPAN-FORUM kann kostenlos von Wir freuen uns auf Sie! unserer Homepage heruntergeladen wer- den. Gern nehmen wir Sie in den entspre- chenden E-Mail-Verteiler auf, so dass Sie bei Japan in Rätseln (62) Erscheinen der neuesten Ausgabe automa- tisch benachrichtigt werden; bitte melden Sie Die Lösung unserer 62. Ausgabe von „JAPAN IN RÄTSELN“ lautete SWING CITY. Es sich bei Interesse bei uns. handelt sich dabei um den Namen eines Jazzclubs in der Tōkyōter Ginza. Beachten Sie bitte, dass das Urheberrecht für Wir bedanken uns für alle Einsendungen und gratulieren sehr herzlich folgenden Gewinnern: die Titelgeschichte und sonstige Beiträge beim jeweiligen Verfasser liegt und die an- 1. Maria Schalkowski (Saerbeck) derweitige Nutzung der schriftlichen Genehmi- 2. Jürgen Krause (Langenfeld) gung bedarf. - Die hier veröffentlichten Artikel 3. Kristin Schwarte (Düsseldorf) entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Japanischen Regierung oder des Japanischen Freuen Sie sich auf unser nächstes Kreuzworträtsel in der März/April-Ausgabe. Generalkonsulates. - 6 - sammen zu bringen. Spieler kennenzulernen, die von weither Deutschen erzielte Platzierung und lande- Wichtig wäre es nur, so oft wie möglich kommen. te bei der Veranstaltung im Jahr 2008 als derartige Veranstaltungen in’s Leben zu Neunter unter den Top 10. Dieses Mal rufen. Ich finde es sehr schön, dass auch Herr Maruo: fand die Veranstaltung im Nihon Kiin statt, die Botschaft in Berlin seit zwei Jahren Lesen Sie auch Bücher über Go? zuvor in . wieder ein Turnier durchführt. Herr Dickhut: Herr Maruo: Herr Maruo: Früher habe ich viele Bücher gelesen, Gegen welchen Go-Spieler würden Sie Sie haben Go-Partien bekannter Spie- fast alle, die es auf Englisch gab. Heutzu- gerne einmal in Japan antreten? CHO ler nachvollzogen. Was würden Sie tage tue ich dies nicht mehr, sondern Chikun? jungen Leuten empfehlen, die noch schaue mir nur ab und zu eine koreani- nicht so gut sind ? Ich halte Nachspie- sche Go-Zeitschrift an. Herr Dickhut: len für sehr schwierig. Das wäre natürlich super! Ich habe mir Herr Maruo: darüber allerdings noch keine näheren Herr Dickhut: Man braucht sprachlich nicht so fit zu Gedanken gemacht. Das ist gar nicht so schwierig. In Zeiten sein, um Go zu verstehen, da es immer des Internet gibt es viele Seiten, auf de- Diagramme oder ähnliches gibt. Herr Maruo: nen man Go-Partien nachspielen kann. Im Jahr 2000 fand die Meijinsen (Go- Aber ich finde persönlich, dass das nicht Herr Dickhut: Wettkampf der Meister) in Amsterdam viel bringt. Ich denke, man sollte versu- Ja, genau. und 2006 die Kiseisen (Go-Wettkampf der chen, herauszufinden, wie man stark wer- Großmeister) in Berlin statt. den kann und möglichst viel selbst spie- Herr Maruo: len. Sicherlich ist es auch nicht schlecht, Wie steht es mit Ihren Sprachkenntnis- Herr Dickhut: Partien von stärkeren Spielern analysie- sen beim Go? Diese Turniere wurden ja auch schon ren zu lassen. Hauptsache ist aber, dass zwei Mal in Düsseldorf durchgeführt. Ich Herr Dickhut: finde die Atmosphäre solcher Veranstal- Koreanisch kann ich ziemlich gut, ich ar- tungen, immer sehr interessant. beite derzeit in einer koreanischen Firma. Japanisch hatte ich auch mal versucht zu Herr Maruo: lernen …. Mit guten Go-Kenntnissen und Beim Go-Spiel gibt es ja zwei Möglichkei- etwas Japanisch komme ich zurecht. ten, seine Spielstärke zum Ausdruck zu bringen: mittels des DAN-Grades oder Herr Maruo: einer Messung in Punkten (Rating), wobei Japan hat sehr viel getan, um Go in der in Deutschland der 6. Dan die höchste ganzen Welt zu verbreiten. Aber zur Wertung darstellt. Zeit sind die Koreaner und Chinesen in Können Sie mir sagen, wie viele Spie- internationalen Turnieren stärker als ler in Deutschland den 6. Dan haben? © Carrie Becker die Japaner. Was meinen Sie, woran es man Spaß dabei hat. liegen könnte, dass die Japaner nicht Herr Dickhut: gewinnen können ? Zur Zeit sind es meines Wissen fünf Spie- Herr Maruo: ler, die den sechsten Dan haben. Der berühmte Spieler CHO Chikun hat Herr Dickhut: Das ist schwer zu sagen. einmal gemeint, dass es schon etwas Ich denke, dass einfach der Wettkampf- Herr Maruo: bedeute, drei Züge hintereinander beim gedanke in Korea und China größer ist Wenn man einmal den sechsten Dan er- Go-Spiel zu bedenken. als in Japan. Der Prozentsatz an Japa- worben hat, bleibt man auf dieser Ebene, nern, die Go spielen, ist nicht so hoch wie anders als beim Rating, das in Punkten Herr Dickhut: in Korea. Viele junge Spieler wollen in gemessen wird. Mehr kann ich leider auch nicht. Ich glau- Korea Profi werden und gewinnen. Ge- be, ich habe ein sehr gutes Gefühl für winnen ist ihnen wichtig, zu siegen be- Herr Dickhut: Züge, die möglich sind, aber im Auslesen deutet ihnen alles. In Japan zählt meiner Ja, das Rating geht zur Zeit etwas nach von wirklich komplizierten Stellungen bin Meinung nach auch die Anstrengung, die oben, 1 Dan entspricht 2100 Punkten, 1 ich wohl nicht so gut. Ich habe oft im Ge- man beim Go-Spiel unternimmt. In China Kyu 2000 Punkten auf der Ratingskala. fühl, was gehen könnte und was nicht. will man immer möglichst das Optimum Manchmal stimmt es, manchmal aber erzielen, wohingegen es in Japan einfach Herr Maruo: auch nicht. wichtiger ist, eine Go-Partie zu spielen als Herr Dickhut, ich danke Ihnen herzlich für beweisen zu müssen, dass man der bes- dieses Interview. Herr Maruo: sere Spieler ist. Haben Sie vielleicht Ratschläge oder (Das Interview wurde am 10. Dezember Empfehlungen für junge Leute, die Herr Maruo: 2008 geführt.) anfangen, Go zu lernen? Welche japanischen Spieler schätzen Sie besonders? Herr Dickhut: Wenn man das Glück hat, in einer Stadt Herr Dickhut: zu wohnen, in der Go-Spieleabende ver- Von den jüngeren Spielern Takao SHINJI. anstaltet werden, sollte man meiner Mei- nung nach unbedingt dorthin gehen. Man Herr Maruo: kann auch im Internet Go spielen, aber Wie oft waren Sie schon in Japan? auf einem richtigen Brett ist es doch et- was anderes. Wichtig ist es meiner Mei- Herr Dickhut: nung nach, Go nicht wie ein Videospiel Bestimmt schon 10 Mal, meistens hatte anzugehen, sondern sich auch auf ernst- der Aufenthalt mit Go zu tun. 2005 er- hafte Partien einzulassen. Go-Turniere reichte ich auf der Amateurweltmeister- sind immer eine gute Gelegenheit, Go- schaft als Fünfter die beste von je einem © F.-J. Dickhut

- 2 -