Buchbesprechungen
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verschiedenen Teilen gibt. Sie machen auch kri- BUCHBESPRECHUNGEN tische Anmerkungen und sind bemüht, die speziellen Eigenarten und Aufgaben der von DEUTSCHE PRESSE SEIT 1945 ihnen jeweils behandelten Gattung herauszu- stellen. Herausgegeben von Harry Pross. Mit Beiträgen von Harold Hurwitz schildert in kritischer Weise Helmut Cron, Walter Fabian, Günther Gillessen, Harold Hurwitz, Cordes Koch-Mehrin, Manfred Kötterheinridi, die unterschiedliche Pressepolitik der Alliier- Helmut Lindemann, Karl Pawek, Fritz Sänger, Richard ten der Westzonen in den ersten Nachkriegs- Schmid, V. O. Stomps. Scherz Verlag, Bonn und Mün- jahren, Koch-Mehrin die Presse der sowjeti- chen 1965. 256 S., Ln. 17,80 DM. schen Besatzungszone. Kötterheinrich behan- delt die Gefahren einer zu weitgehenden Kon- Die Presse in ihrer vielfältigen Gestalt hat zentration der Presse. Fritz Sänger referiert vermöge ihrer Einwirkungsmöglichkeit im gu- über die Nachkriegsagenturen, wobei ihm seine ten wie im schlechten eine gewaltige Bedeu- langjährige Erfahrung als Leiter von dpa zu- tung. Deshalb ist dem Herausgeber Harry gute kommt; er legt großes Gewicht auf die Pross zu danken, daß er im yorliegenden Buch Frage der Nachrichtenauswahl und die Not- namhafte Mitgestalter dieses Einwirkungsmit- wendigkeit des eigenen gründlichen Wissens tels zu einer umfassenden Darstellung der der verantwortlichen Redakteure. Materie vereinigt hat. Die Persönlichkeiten, Günther Gillessen schreibt über die Tages- die hier zu Wort kommen, haben nicht alle die zeitungen und setzt sich dabei u. a. mit den gleiche Meinung in allen Fragen, aber im Kern Gefahren des Werbefernsehens für diese Zei- stimmen sie überein: Die Presse hat die Auf- tungen auseinander, zeigt aber auch Vorteile gabe, ihre Leser sachlich zu informieren und auf, die die Zeitungslektüre gegenüber dem sie zum eigenen Nachdenken, zur eigenen Ur- Fernsehen bietet. Er meint, schlechte Zeitungen teilsfähigkeit anzuregen. Und: die Presse- und müßten um der Meinungsfreiheit willen in Meinungsfreiheit muß unangetastet bleiben! Kauf genommen werden. Der Leser habe durch Unter diesem Aspekt legen die Autoren nicht Kaufen oder Nichtkaufen die Entscheidung nur dar, welche bedeutenderen Presseerzeug- über die Existenz der Presse in der Hand. nisse es in der Bundesrepublik bzw. in ihren Hierbei allerdings unterbewertet er wohl die 441 finanzielle Bedeutung der mehr oder weniger „Wie frei sind Meinung und Meldung heute?" glückenden Inseratenwerbung und unterläßt Dieser Beitrag ist sehr kritisch, weil Demokra- den Hinweis darauf, daß auf dem Gebiet der tie und verantwortungsvolle Freiheit bei uns sonstigen Erziehung der Menschen noch viel noch immer ein sehr junges Pflänzchen sind. nachzuholen ist. Schmid wendet sich gegen die Untugend, in Walter Fabian weist in seinem Beitrag über bezug auf Meinungs- und Pressefreiheit nur die Wochenzeitungen darauf hin, daß diese, mit Begriffen zu jonglieren. Die Zuständigkeit die zusammen mehrere Millionen Leser erfas- der Grundrechte gelte für jeden, auch für den sen, dank auch einer ruhigeren Vorbereitungs- Journalisten. Lediglich Verleumdungen und zeit, als sie den Tageszeitungen zugemessen ist, ehrenrührige Behauptungen dürften unter ein ganz besonders wichtiger Faktor der rich- Strafe stehen. Breite öffentliche Diskussionen tigen Orientierung und Meinungsbildung sind. seien Pflicht, weil die größte Gefahr für die Er beschäftigt sich ausführlicher mit dem Kul- Freiheit ein träges Volk sei. Toleranz gegen- turteil dieser Zeitungen („Die Zeit" u. a.) und über Andersdenkenden, „demokratische Kul- mit der Bedeutung einer ausführlicheren Be- tur" sei die Grundlage, damit freie Meinungs- sprechung von politischen Büchern. Er regt an, äußerung wirksam werde. Schmid bringt Bei- in stärkerem Maße als bisher auch Diskussio- spiele einer schlechten Rechtsprechung in dieser nen der Wochenzeitungen untereinander zu Beziehung und sieht schon in der Formulierung pflegen. „öffentliche Aufgabe der Presse" die Gefahr möglicher Gleichschaltung. Damit werde das Pawek schreibt über die Boulevardpresse Grundrecht der freien Meinungsäußerung zu und die weitverbreiteten illustrierten Zeit- leicht abhängig gemacht von der Erfüllung schriften, V. O. Stomps über literarische und einer Aufgabe oder einer Organfunktion. Kunstzeitschriften. Schmid erwähnt auch das Problem des juristi- Einen anderen Charakter haben die Beiträge schen und materiellen Verhältnisses des Jour- von Helmut Cron „Der Journalist und seine nalisten zu seinem Verleger. Irmgard Enderle Verbände" und von Helmut Lindemann „Die Rolle der freien Publizisten". Hier wird von den Personen gesprochen, die die Presseerzeug- nisse herstellen. Beide Autoren ziehen auch Vergleiche mit der Zeit vor 1933. Cron hebt GERHARD MÖBUS u. a. hervor, daß es auch heute nicht auf den Hochschulabschluß ankomme, sondern vor al- DIE POLITISCHEN THEORIEN lem auf die Berufsbegabung. Er würdigt die VON DER ANTIKE Rolle des Presserates, der gegen gewisse Ten- BIS ZUR RENAISSANCE denzen zur staatlichen Reglementierung ent- Politische Theorien Teil I — Die Wissenschaft von standen ist und sich allgemein, auch bei den der Politik, Bd. 7, Hersg. von den Professoren Dr. O. in Frage kommenden Behörden, Achtung er- K. Flechtheim und Dr. O. H. von der Gablentz in worben hat. Leider konnte Cron sich einen Verbindung mit Prof. Dr. Hans Reif im Auftrage des Otto- Suhr-Instituts an der Freien Universität Berlin (vormals Seitenhieb auf die Deutsche Journalisten-Union Deutsche Hochschule für Politik). Westdeutscher in der IG Druck und Papier nicht verkneifen. Verlag, Köln und Opladen 1964. 303 Seiten, kart. Lindemann unterscheidet die freien Publi- 19,80 DM. zisten von den Journalisten-Redakteuren, die zum Teil nur redigieren, was andere geschrie- ALFRED SCHAEFER ben haben. Der Publizist wolle durch eigene Arbeiten in besonderem Maße in die Öffent- DAVID HUME — PHILOSOPHIE lichkeit hineinwirken. Lindemann weist auf die UND POLITIK Schwierigkeit hin, heute keinen solchen zentra- len Ausgangspunkt zu haben, wie es früher Monographien zur philosophischen Forschung begründet einmal Berlin war. Er meint, der freie Publi- von Georgi Schischkoff, Bd. 34. Verlag Anton Hain, zist müsse unabhängig von jeder Partei blei- Meisenheim am Glan, 1963. 186 S., kart. 17,30 DM. ben, weil er kompromißlos auszusprechen habe, was er sich selbst als eigene Meinung erarbei- Die zweite, erweiterte Auflage des zuerst tete. Lindemann bedauert, daß es in der Bun- 1958 unter dem Titel „Die politischen Theo- desrepublik kaum solche Kolumnisten gebe, rien von den Anfängen bis zu Machiavelli" wie beispielsweise Walter Lippmann und an- erschienenen, primär als Hilfe für Unterricht dere in den USA. Ein besonderes Lob erfährt und Studium gedachten Bandes von Möbus der Herausgeber der „Nürnberger Nachrich- enthält jetzt außer Texten von Piaton, Ari- ten", Joseph E. Drexel, der als Ausnahme stoteles, Polybios, Cicero, Augustinus, Tho- unter den Verlegern selbst ein echter Publizist mas von Aquin, Thomas Morus und Machia- sei. velli auch Auszüge aus den Schriften von Herodot, Thukydides, des zu den Sophisten Den Abschluß des informationsreichen, an- gerechneten Anonymus Iamblichi, von Tertul- regenden Buches bildet ein Aufsatz von Über- lian, Johannes von Salisbury, Dante, Marsi- landesgerichtspräsident a. D. Richard Schmid lius von Padua, Wilhelm von Ockham, Niko- 442 BUCHBESPRECHUNGEN laus von Kues und Erasmus von Rotterdam. eine fatale Konsequenz des Humeschen Posi- Damit tritt jene faszinierende Epoche des spä- tivismus aufmerksam. Indem er wie Machia- ten Mittelalters stärker hervor, in der eine velli vor ihm die politische Theorie auf den neue Skepsis gegen die etablierten Autoritä- Boden der Empirie zurückholte, lieferte er zu- ten den Grund aufwühlte, aus dem dann die gleich die Waffen, die Jahrzehnte 'später da- Renaissance erwuchs. Liegt es an der Zielset- zu dienten, die Angriffe von Paine, Godwin, zung des Bandes, der eher Wissen vermitteln Spence u. a. auf Staat und Eigentum in will als daß er zum Mitdenken anregte, oder Schach zu halten. Deutlicher läßt sich die liegt es an dem Ansatz von Möbus, der aus- „Dialektik der Aufklärung" kaum machen, drücklich die Geschichte der Wissenschaft von als es hier am Beispiel Humes geschieht. Aus- der Politik nicht erst mit Machiavelli anhe- gerechnet die Befreiung des Menschen von der ben läßt, daß trotzdem so wenig von dem Metaphysik etabliert das Arsenal, ihn mani- Dynamit spürbar wird, der das geistige Le- pulierbar zu machen. ben des späten Mittelalters erschütterte? Ob- Hermann Meier-Cronemeyer wohl der Verfasser betont, daß der „geisti- gen Einordnung des Politischen eine Lehre vom Menschen vorausgeht, sei es als philosophische oder als theologische Anthropologie" (S. 15), läßt seine Einführung nicht im geringsten er- DIE RUSSISCHE INTELLIGENTSIA kennen, wie beispielsweise die erkenntniskri- tische Position des Nominalisten Wilhelm von Herausgegeben von Richard Pipes. W. Kohlhammer Ockham, der nur den Individuen, nicht aber Verlag, Stuttgart 1962. 230 S., 9,80 DM. umfassenden Begriffen Realität zugesteht, sei- ner politischen Stellungnahme für die Tren- Beschaffenheit und Aussichten der russi- nung von Kirche und Staat korreliert. Daß schen „Intelligentsia" sind Untersuchungs- damit eine Loslösung der Politik aus einem gegenstand einer 1960 in den USA erschiene- umfassenden System der Ethik vorbereitet nen Aufsatzsammlung, die nun dankenswer- wird, geht in der Darstellung von Möbus terweise auch in deutscher Übersetzung zu- ebenso verloren wie die Ungeheuerlichkeit der