FORTSCHREIBUNG DES KOMMUNALEN INTEGRATIONSKONZEPTES FÜR DEN KREIS

Impressum

Herausgeber Kreis Herford Kommunales Integrationszentrum Amtshausstraße 3 32051 Herford

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Bildnachweis und Gestaltung Kreis Herford

Layout Kommunales Integrationszentrum Kreis Herford

Ansprechpartner Kommunales Integrationszentrum Kreis Herford  05221 / 13 11 23  [email protected]

© 2019 Kreis Herford Kommunales Integrationszentrum | 2. überarbeitete Auflage Mai 2019

Mitwirkende

Agentur für Arbeit Herford

AWO Fachdienste für Migration und Integration

Caritasverband für die Stadt und den Kreis Herford e.V.

Deutsches Rotes Kreuz KV Herford-Stadt e.V.

Diakonisches Werk im Ev. Kirchenkreises Herford e.V.

Jobcenter Herford

Kreis Herford – Amt für Schule, Kultur und Sport

Kreis Herford – Gesundheit

Kreis Herford – Kommunales Integrationszentrum

Kreis Herford – Soziale Dienste

Kreis Herford – Sicherheit und Ordnung

Kreissportbund Herford e.V.

Stadt Bünde

Stadt Herford

Stadt Löhne

Stadt Enger

Stadt

Stadt

Gemeinde

Gemeinde Rödinghausen

Gemeinde

VORWORT

Der Kreis Herford mit seinen vielfältigen Akteurinnen und Akteuren kann auf eine lange Tradition erfolgreicher Integrationsarbeit zurückblicken. Bereits seit Jahren beschäftigt sich der Kreis Herford intensiv und aktiv mit dem Thema Integration als eine wichtige, ressortübergreifende Querschnittsaufgabe.

Vor dem Hintergrund des 10-jährigen Jubiläums von „widunetz – Netzwerk für Integration & Vielfalt im Kreis Herford“, einem besonderen und engen Zusammenschluss von Kreis, kreisangehörigen Städten und Gemeinden, den Wohlfahrtsverbänden und weiteren in der Integrationsarbeit tätigen Trägern, bildet die Fortschreibung des im Jahr 2014 erstellten 1. kreisweiten Integrationskonzeptes einen weiteren, bedeutenden Meilenstein in der kommunalen Integrationsarbeit.

Das Integrationskonzept stellt einen wichtigen Beitrag und zugleich einen entscheidenden Rahmen für eine vertrauensvolle, Hand in Hand gehende Zusammenarbeit aller beteiligten Akteurinnen und Akteure des Kreises Herford dar. Die Kreisverwaltung hat in dem Zusammenhang eine moderierende, initiierende und vernetzende Rolle, die von allen in der Integrationsarbeit tätigen Institutionen, Einrichtungen und Fachdiensten akzeptiert und wertgeschätzt wird. Mit diesem Integrationskonzept will der Kreis Herford den eingeschlagenen Weg weiter fortsetzen, neue Impulse und Perspektiven für eine gelungene Integrationsarbeit im Kreisgebiet beschreiben sowie aufzeigen. Die Weiterentwicklung des Integrationskonzepts ist in enger Abstimmung mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden und allen anderen Beteiligten entstanden. Durch diesen breiten Beteiligungsprozess fanden sowohl zahlreiche Darstellungen verschiedener kultureller und sportlicher Begegnungsangebote als auch die Expertise der Akteurinnen und Akteure der Integrationsarbeit aus dem Kreis Herford Eingang in die Fortschreibung. Darüber hinaus wurden wertvolle Handlungsempfehlungen für die Zukunft erarbeitet. Ein großer Dank gilt daher allen, die sich an diesem Prozess beteiligt haben.

Dieses Rahmenkonzept zur nachhaltigen Integrationsförderung einer gemeinsam vernetzten Zusammenarbeit bezieht alle gesellschaftlichen Gruppen des Kreises Herford mit ein. Denn Integration ist ein gemeinsamer, komplexer, mittel- bzw. langfristiger und kontinuierlicher Prozess, der von allen Beteiligten getragen werden muss. Diese Gemeinschaftsaufgabe kann nur dauerhaft gelingen, wenn die Gesellschaft – Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte – offen für eine gleichberechtige Teilhabe und einen interkulturellen Dialog sind. Der Kommunalpolitik, den öffentlichen Verwaltungen, den Wohlfahrtsverbänden und den Bildungsträgern kommt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe einer strukturellen, kulturellen, sozialen und identifikativen Integrationsförderung zu.

INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung 11

2 Begriffsbestimmungen 12 2.1 Definition Integration und Migrationshintergrund 12 2.2 Zielgruppen der Integrationsförderung 15

3 Zahlen und Daten zur Migration im Kreis Herford 16 3.1 Migration im Kreis Herford 16 3.2 Portfolio der Kommunen 17 3.2.1 Stadt Bünde 18 3.2.2 Stadt Enger 21 3.2.3 Hansestadt Herford 24 3.2.4 Gemeinde Hiddenhausen 29 3.2.5 Gemeinde Kirchlengern 32 3.2.6 Stadt Löhne 33 3.2.7 Gemeinde Rödinghausen 36 3.2.8 Stadt Spenge 38 3.2.9 Stadt Vlotho 39 3.3 Arbeitsmarktsituation im Kreis Herford 43 3.4 Bildungslandschaft im Kreis Herford 46

4 Strukturen und Netzwerke der Integrationspolitik im Kreis 49 Herford 4.1 Steuerung der kommunalen Integrationspolitik 49 4.1.1 Integrations- und Gleichstellungsausschuss des Kreis Herford 49 4.1.2 Integrationsrat der Stadt Herford 51 4.1.3 Integrationsrat der Stadt Bünde 53 4.1.4 Integrationsrat der Gemeinde Hiddenhausen 55 4.1.5 Migrationsbeirat der Stadt Löhne 56 4.2 Migrationsfachdienste der freien Träger im Kreis Herford 57 4.2.1 Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (AWO, CV,DW,DRK) 58 4.2.2 Jugendmigrationsdienst 59 4.2.3 Integrationsagenturen (AWO,CV,DW,DRK) 59 4.2.4 NRW Landesprogramm „Soziale Beratung von Flüchtlingen“ 60 4.2.4.1 Asylverfahrensberatung in der ZUE Herford (AWO, DW) 60 4.2.4.2 Dezentrale Beschwerdestelle in der ZUE Herford (AWO) 61 4.2.4.3 Regionale Beratung von geflüchteten Menschen (AWO, CV, DW) 61

4.2.4.4 Ausreise- und Perspektivberatung (DRK) 62 4.3 Das Kommunale Integrationszentrum im Kreis Herford 65 4.3.1 Aufgabenschwerpunkte des Kommunalen Integrationszentrums (KI) 66 4.4 widunetz – Netzwerk für Integration & Vielfalt im Kreis Herford 67 4.5 Ehrenamt 68 4.6 Integrationskarte 72

5 Handlungsfelder 73 5.1 Wohnen 73 5.2 Bildung und Sprachkompetenz 75 5.2.1 Bildung im Elementarbereich 75 5.2.2 Bildung in der Schule 77 5.2.3 Übergang Schule - Beruf 78 5.2.4 Sprachkompetenz 80 5.3 Kinder- und Jugendhilfe 82 5.4 Arbeit 83 5.5 Gesundheit, Alter und Pflege 87 5.6 Sport 90 5.7 Einbürgerung in die deutsche Staatsangehörigkeit 92 5.8 Interkulturelle Öffnung der Verwaltung, von Betrieben und sozialen Diensten 94

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Aufenth G Gesetz über den Aufenthalt, die Erwerbstätigkeit und die Integration von Ausländern im Bundesgebiet AWO Arbeiterwohlfahrt OWL e.V. BA Bundesagentur für Arbeit BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BuT Bildung und Teilhabe DRK Deutsches Rotes Kreuz KV Herford Stadt e.V. DW Diakonisches Werk im Kirchenkreis Herford e.V. ESF Europäischer Sozialfonds EU Europäische Union IA Integrationsagentur JMD Jugendmigrationsdienst KAoA Kein Abschluss ohne Anschluss KASper Koordinierungsstelle Arbeit und Spracherwerb KGst Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement KI Kommunales Integrationszentrum KoKo Kommunale Koordinierung KOMM-IN-NRW Innovationen in der kommunalen Integrationsarbeit – eine Förderung durch das Land KOMM-AN-NRW Programm zur Förderung der Integration von Flüchtlingen und Neuzugewanderten in den Kommunen KSB Kreissportbund Herford e.V LSB Landessportbund NRW MBE Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer MIK Ministerium für Inneres und Kommunales NRW MKFFI Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW MSB Ministerium für Schule und Bildung NRW OWL Ostwestfalen-Lippe SGB II Sozialgesetzbuch (SGB) Zweites Buch (II) Grundsicherung für Arbeitssuchende SGB III Sozialgesetzbuch (SGB) Drittes Buch (III) Arbeitsförderung SGB VIII Sozialgesetzbuch (SGB) Achtes Buch (VIII) Kinder-und Jugendhilfe StAG Staatsangehörigkeitsgesetz TIntG NRW Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen (Teilhabe- und Integrationsgesetz)

1 EINLEITUNG

Integrationsarbeit gestalten können alle: Einwohnerinnen und Einwohner, Verbände, Vereine, Politik, Verwaltungen, Bildungseirichtungen und Behörden. Die Aktiven in der Integrationsarbeit zu bündeln sowie unterschiedliche Interessen und Ideen zusammen zu bringen, Kommunikationsprozesse in Gang zu setzten oder zu fördern, sind dabei die Hauptaufgaben der eingerichteten Integrationszentren.

Der vertiefende, mehrstufige Prozess einer konzeptionellen Fortschreibung des Integrationskonzepts gelang nur durch die Unterstützung der zahlreichen bereits bestehenden Netzwerke, Organisationen, Vereine und Beratungsstellen. Sie werden im Folgenden ausführlich dargestellt. Mit dem erarbeiteten Rahmenkonzept soll an eine bereits erfolgreiche, nachhaltige, kommunale Integrationsarbeit angeknüpft werden. Das Konzept dient als weitere, strategische Orientierung und ermöglicht eine vorausschauende und zielorientierte Entwicklung des Integrationsprozesses.

Neben der Auseinandersetzung mit dem Integrationsbegriff werden darin unter anderem die aktuelle Ausgangssituation eines vernetzten Kreises erfasst sowie Erfahrungen der geleisteten Integrationsarbeit im Kreis Herford gebündelt. Das Konzept umfasst grundsätzliche Daten und Fakten zum Kreis Herford und seiner Migrationsbevölkerung insbesondere im Hinblick auf die Bildungslandschaft und die Arbeitsmarktsituation. Des Weiteren werden die existierenden Strukturen und Netzwerke aus dem Bereich Integration und Migration beschrieben.

Hierzu unterteilt das Integrationskonzept verschiedene Handlungsfelder, die als besonders relevant erachtet werden:

 Wohnen,

 Bildung und Sprachkompetenz,

 Arbeit und Wirtschaft,

 Gesundheit, Alter und Pflege,

 Sport,

 Kinder und Jugendhilfe,

 Rechtliche Integration und

 Interkulturelle Öffnung der Verwaltung, von Betrieben und sozialen Diensten.

Das vorliegende Konzept ist keine festgeschriebene, abgeschlossene Vorlage, es bleibt ein flexibles und offenes Vorhaben, an dem weitergearbeitet werden kann und soll. Denn Integrationsarbeit ist vielfältig und lebt von Ideen – so wird das Integrationskonzept kontinuierlich fortgeschrieben und in seinen Zielen und praktischen Ansatzpunkten den sich

11 verändernden Gegebenheiten angepasst: Eine abgestimmte Umsetzung der gemeinsam festgelegten Ziele sorgt dabei für mehr Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit.

Das Konzept richtet sich an alle Einwohnerinnen und Einwohner im Kreis Herford, da ein Leben in gesellschaftlicher Vielfalt nur in Gemeinschaft gestaltet werden kann.

Integrationsarbeit bedeutet, auf neue Herausforderungen, wie zum Beispiel die demographische Entwicklung, die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen zu reagieren. Langfristiges Ziel ist es, für alle Menschen im Kreis Herford Chancengleichheit herzustellen, Diskriminierung und Ausgrenzung zu verhindern, gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, die Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu verbessern und für soziale Anerkennung, Achtung und Respekt im alltäglichen Miteinander zu sorgen.

Erfolgreiche Integration ist eine Bereicherung für alle! Wenn sich alle Seiten öffnen, können sie voneinander lernen, Vielfalt als Bereicherung sehen, sich auf Augenhöhe begegnen sowie ein WIR-Gefühl entwickeln.

Verwaltungen und Behörden, Organisationen und Institutionen, Träger, Vereine, Initiativen, Multiplikatoren, Bürgerinnen und Bürger setzen sich gemeinsam dafür ein, dass Integration hier im Kreis Herford gelingt und der Kreis Heimat ist für alle, die hier leben.

2 BEGRIFFSBESTIMMUNG 2.1 DEFINITION INTEGRATION UND MIGRATIONSHINTERGRUND

Das Wort „Integration“ leitet sich aus dem Lateinischen ab. „Integration“ heißt einbeziehen, eingliedern. Integration bezeichnet damit auf einer allgemeinen Ebene die Eingliederung neuer Bevölkerungsgruppen in bestehende Sozialstrukturen und beschreibt die Art und Weise, wie diese neuen Bevölkerungsgruppen mit dem bestehenden System hinsichtlich sozial-ökonomischer, rechtlicher und kultureller Beziehungen verknüpft werden.

Nach Friedrich Heckmann werden vier Hauptdimensionen des Integrationsprozesses unterschieden: die strukturelle, die kulturelle, die soziale und die identifikative Integration.

„Integration beinhaltet zunächst zentral den Erwerb eines Mitgliedsstatus in den Kerninstitutionen der Aufnahmegesellschaft: Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Bildungs- und Qualifikationssysteme, Wohnungsmarkt und politische Gesellschaft. Integration bedeutet den Erwerb von Rechten und den Zugang zu Positionen in den Kerninstitutionen der

12 aufnehmenden Gesellschaft durch die Migrantinnen und Migranten und ihrer Nachkommen: strukturelle Integration.

Der Erwerb eines Mitgliedstatus setzt einen Lern- und Sozialisationsprozess seitens der Migrantinnen und Migranten voraus, um eine Mitglieds- und Partizipationsrolle überhaupt ausfüllen zu können. Integration bedeutet in diesem Sinne Prozesse kognitiver, kultureller, verhaltens- und einstellungsmäßiger Veränderungen der Migrantinnen und Migranten: kulturelle Integration oder Akkulturation. Kulturelle Integration bezieht sich hauptsächlich auf die Migrationsbevölkerung, beinhaltet aber auch notwendige kulturelle Anpassungen und Veränderungen seitens der aufnehmenden Gesellschaft.

Der Erwerb von Mitgliedschaft in einer neuen Gesellschaft in der privaten Sphäre zeigt sich im Bereich sozialer Verkehrskreise, einschließlich Freundschafts- und Partnerwahlstrukturen, Gruppen- und Vereinsmitgliedschaften: soziale Integration.

Auf der subjektiven Ebene erweist sich die neue gesellschaftliche Mitgliedschaft in Zugehörigkeits- und Identifizierungsbereitschaft und -gefühlen mit ethnisch-nationalen, regionalen und/oder lokalen Strukturen: identifikative Integration.

Zusammenfassend formuliert steht Integration also für die Angleichung von Lebenslagen und die kulturelle und soziale Annäherung zwischen Einheimischen und Migrantinnen und Migranten. In diesem Sinne ist Integration nicht nur eine analytische Kategorie zur Beschreibung eines komplexen Prozesses, sondern auch ein politisch-gesellschaftliches Ziel“ (Heckmann 2005: Bedingungen erfolgreicher Integration, S.2f).

Im Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein- Westfalen ist unter § 4 definiert, wer zum Personenkreis der Menschen mit Migrationshintergrund gezählt wird:

(1) Menschen mit Migrationshintergrund im Sinne dieses Gesetzes sind 1. Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes sind oder 2. außerhalb des heutigen Gebietes der Bundesrepublik Deutschland geborene und seit dem 1. Januar 1950 nach Deutschland zugewanderte Personen oder 3. Personen, bei denen mindestens ein Elternteil die Kriterien der Nummer 2 erfüllt.

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Auch Interkulturelle Kompetenz wird im Absatz 2 näher beschrieben:

(2) Interkulturelle Kompetenz im Sinne dieses Gesetzes umfasst 1. die Fähigkeit, insbesondere in beruflichen Situationen mit Menschen mit und ohne Migrationshintergrund erfolgreich und zur gegenseitigen Zufriedenheit agieren zu können, 2. die Fähigkeit bei Vorhaben, Maßnahmen, Programmen et cetera die verschiedenen Auswirkungen auf Menschen mit und ohne Migrationshintergrund beurteilen und entsprechend handeln zu können sowie 3. die Fähigkeit, die durch Diskriminierung und Ausgrenzung entstehenden integrationshemmenden Auswirkungen zu erkennen und zu überwinden.

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2.2 ZIELGRUPPEN DER INTEGRATIONSFÖRDERUNG

Die Integrationsarbeit im Kreis Herford fördert sowohl Neuzugewanderte als auch schon lange im Kreis Herford lebende Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Ihre rechtliche Aufenthaltssituation ist für die Integrationsarbeit unerheblich, gefördert werden alle Zuwanderungsgruppen. Hinzu kommt die Unterstützung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (zum Beispiel Lehrkräfte, Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den Kommunen), die im direkten Kontakt zur Zielgruppe der Integrationsförderung stehen.

Ziel der Integrationsförderung und -arbeit ist es, den Integrationsprozess jedes und jeder Einzelnen abhängig von den eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten bestmöglich zu unterstützen, zu fördern und mitzugestalten.

Die Integration in die deutsche Gesellschaft erfordert nicht nur Bemühungen von den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, sondern auch von Seiten der deutschen Aufnahmegesellschaft. Insofern ist auch die einheimische Bevölkerung Zielgruppe der Integrationsförderung.

Es gilt beide Seiten zu sensibilisieren, Toleranz, Respekt und Demokratieverständnis zu fördern und eine Atmosphäre der Offenheit zu schaffen.

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3 ZAHLEN UND DATEN ZUR MIGRATION IM KREIS HERFORD

3.1 MIGRATION IM KREIS HERFORD

Der Kreis Herford umfasst sechs Städte (Herford, Bünde, Löhne, Vlotho, Enger und Spenge) sowie drei Gemeinden (Hiddenhausen, Kirchlengern und Rödinghausen) auf einer Fläche von 450,41 km², in denen 251.539 Personen leben (Stand 2017). Die größten Kommunen sind die Stadt Herford (66.923 Einwohnerinnen und Einwohner), die Stadt Bünde (45.712 Einwohnerinnen und Einwohner) sowie die Stadt Löhne (39.867 Einwohnerinnen und Einwohner). Die restlichen Kommunen umfassen bis auf eine Ausnahme jeweils weniger als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Im Jahr 2016 betrug der Anteil der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte 24,2% an der Gesamtbevölkerung im Kreis Herford. Die ausländische Bevölkerung im Kreis Herford wird mit einem Anteil von 8,5% angegeben. Im Vergleich dazu lag der Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Kreis Herford knapp 1% unter dem vom Land NRW mit 25,8% (vgl. Integrationsprofil Kreis Herford. Daten zu Zuwanderung und Integration. Ausgabe 2017)

Laut IT.NRW, Mikrozensus auf Basis der fortgeschriebenen Ergebnisse des Zensus 2011, lag die Erwerbstätigenquote im Kreis Herford bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte

16 bei 60,8% (Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren je 100 Personen entsprechender Bevölkerungsgruppe) und bei Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte bei 77,6%.

In der Gruppe der nichtdeutschen Bevölkerung stammten im Jahr 2016 die Mehrzahl der Personen aus der Türkei (19,3%), Polen (9,1%) und Syrien, Arabische Republik (9,0%).

Der Anteil von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte in Kindertagesstätten lag 2016 insgesamt bei 31,8% bei unter Dreijährigen und 37,9% bei Kindern im Alter von 3 bis unter 6 Jahren (Quelle: IT.NRW, Kinder- und Jugendhilfestatistik, Stichtag 1. März).

Der Anteil nichtdeutscher Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2016/2017 lag laut IT.NRW, Amtliche Schuldaten in den Grundschulen bei 8,4%, in den Realschulen bei 18,6%, in den Gesamtschulen bei 53,1% sowie den Gymnasien bei 26,5%. Bei den Berufskollegs im Kreis Herford nahmen Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunft im Schuljahr 2016/2017 insgesamt 9,0% ein.

Im Jahr 2016 wurden über 204 Personen mit einer Aufenthaltsdauer von 8 und mehr Jahren eingebürgert.

Für die schulische Bildung steht den Kindern und Jugendlichen im Kreis Herford eine Vielzahl von Schultypen zur Verfügung:

43 Grundschulen 10 Realschulen 9 Berufskollegs 8 Gymnasien 4 Förderschulen 1 Hauptschule 6 Gesamtschulen 1 Sekundarschule

3.2 PORTFOLIO DER KOMMUNEN

Die Integrationsarbeit in den neun Kommunen im Kreis Herford, ist unterschiedlich strukturiert und ausgebaut. Das Portfolio der einzelnen Kommunen, umfasst die Bevölkerungsstruktur zum 01.01.2019 sowie Informationen zu Strukturen und Leuchtturmprojekte.

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3.2.1 Stadt Bünde

Bevölkerung zum 01.01.2019

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Ja. Download unter: https://www.buende.de/Stadtleben/Integration/ Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Die Integrationsarbeit wird in der Stadt Bünde als laufender Prozess in verschiedenen Handlungsfeldern verstanden. Das zugrunde liegende Integrationskonzept identifiziert die Bereiche „Bildung und Erziehung“, „Soziales und Freizeit“ und „Arbeit und Wirtschaft“ als Schwerpunktthemen der Integrationsarbeit in der Stadt Bünde. In diesem Zusammenhang verstehen Politik, Verwaltung, Einrichtungen, Vereine aber auch zahlreiche ehrenamtlich aktive Menschen in Bünde die Verbesserung der Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund als gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe. Die örtlichen Migrantenorganisationen werden über den Integrationsrat der Stadt Bünde an den Prozessen beteiligt und eingebunden.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Bildung und Erziehung Kita- Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung. In dem Projekt sollen Angebote entwickelt und erprobt werden, die den Einstieg von Kindern in das deutsche System, in frühkindliche Bildung, in Betreuung und Erziehung, vorbereiten und ermöglichen.

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Arbeit und Wirtschaft Kooperation mit dem Wirtschaftsverband Westfalen-Lippe e.V. (WWL) Der Wirtschaftsverband ist eine branchenunabhängige Kooperationsgemeinschaft von Produktionsunternehmen aus OWL und dem angrenzenden Niedersachsen mit über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Gruppe. Die Kooperation mit der Stadt Bünde umfasst im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes die Vermittlung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund in passende Arbeitsverhältnisse des örtlichen Arbeitsmarktes. Seit 2015 wurden im Rahmen der Kooperation 120 Arbeitsverhältnisse begründet.

Soziales und Freizeit Stadtteilbüros Seit Ende 2015 gibt es in der Stadt Bünde zwei Stadtteilbüros. In den sogenannten „Welcome-Centern“ unterstützen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Bünde die im jeweiligen Quartier und in der Stadt Bünde untergebrachten Geflüchteten bereits unmittelbar nach ihrer Ankunft in Bünde. Nach einer umfangreichen Ankunftsberatung werden dort soziale, sprachliche und persönliche Probleme der Menschen aufgefangen und kanalisiert. Es entspricht dem Integrationsgedanken, dass die Häuser von Beginn an nicht nur den Geflüchteten, sondern auch Nachbarinnen und Nachbarn, Anwohnerinnen und Anwohner, Ehrenamtlichen und Organisationen offen stehen.

Kooperationsprojekt „Engagiert für Flüchtlinge“ Im Rahmen des Projektes begleitet eine Ehrenamtskoordinatorin der Jugendhilfe Schweicheln die zahlreichen ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiven und organisierten Menschen in Bünde. Sie übernimmt dabei auch die Funktion eines Bindegliedes zwischen Verwaltung und Ehrenamt. Als Ansprechpartnerin für Ehrenamtliche und für ehrenamtlich initiierte Projekte, organisiert sie die Verteilung der pauschalierten Mittel aus der Landesförderung „KOMM-AN-NRW“.

Kooperation mit dem Bünder Turnverein Westfalia e.V. Im Rahmen des Leitgedankens, Integration durch Sport und Engagement in örtlichen Vereinen zu unterstützen, kooperiert die Stadt seit 1,5 Jahren mit dem Bünder Turnverein Westfalia e.V. Dabei vermittelt der Flüchtlingssozialarbeiter der Stadt Bünde interessierten Familien und Einzelpersonen den persönlichen Kontakt zu einem speziell geschulten Ansprechpartner des Vereins. Nach einem ersten Informationsgespräch, in dem Sportarten erklärt werden, organisiert dieser Probetrainings und steht darüber hinaus auch weiterhin begleitend zur Verfügung.

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Wohnen Im Planungsprozess befindet sich derzeit noch ein Angebot zur Unterstützung der Suche und Akquise von Wohnraum für den Personenkreis der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Ziel ist eine möglichst dezentrale Wohnsituation als Basis für eine erfolgreiche Integration zu schaffen.

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3.2.2 Stadt Enger

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 10151 10439 20590 100,00 % 8432 8848 17280 83,92 % 924 899 1823 8,85 % 795 692 1487 7,22 % unter 3-Jährige 312 281 593 2,88 % 222 192 414 2,01 % 55 57 112 0,54 % 35 32 67 0,33 % 3 bis unter 6-Jährige 312 302 614 2,98 % 220 221 441 2,14 % 64 46 110 0,53 % 28 35 63 0,31 % darunter 3-Jährige 104 93 197 0,96 % 70 71 141 0,68 % 24 12 36 0,17 % 10 10 20 0,10 % darunter 4-Jährige 109 104 213 1,03 % 81 68 149 0,72 % 20 22 42 0,20 % 8 14 22 0,11 % darunter 5-Jährige 99 105 204 0,99 % 69 82 151 0,73 % 20 12 32 0,16 % 10 11 21 0,10 % 6 bis unter 16-Jährige 1003 1028 2031 9,86 % 759 809 1568 7,62 % 163 138 301 1,46 % 81 81 162 0,79 % 16 bis unter 25-Jährige 1085 888 1973 9,58 % 842 700 1542 7,49 % 133 120 253 1,23 % 110 68 178 0,86 % 25 bis unter 50-Jährige 3017 3060 6077 29,51 % 2344 2419 4763 23,13 % 301 314 615 2,99 % 372 327 699 3,39 % 50 bis unter 65-Jährige 2554 2558 5112 24,83 % 2284 2323 4607 22,37 % 152 148 300 1,46 % 118 87 205 1,00 % ab 65-Jährige 1868 2322 4190 20,35 % 1761 2184 3945 19,16 % 56 76 132 0,64 % 51 62 113 0,55 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Ja. Download unter: https://www.enger.de/Rathaus/Dienststellen/Haus-der-Kulturen-HdK-/Aktuelles Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Die Integrationsarbeit der Widukindstadt Enger findet in multiplen Bereichen des sozialen Lebens statt. Lokale Vereine, Institutionen (wie Schulen und Kindergärten) und Wohlfahrtsorganisationen sind allesamt involviert und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Integrationsarbeit. Die Organisation der einzelnen Bereiche findet relativ dezentral innerhalb der einzelnen Institutionen statt. In den Bildungseinrichtungen gibt es zum Teil direkte Ansprechpartnerinnen und Partner, die sich mit integrationsrelevanten Fragen und Problematiken auseinandersetzen.

Innerhalb der Stadtverwaltung Enger kümmern sich Mitarbeitende des Fachbereichs II Sicherheit & Ordnung, Soziales um Asylangelegenheiten. Für Fragen rund um das Thema Integration sind der städtische Sozialarbeiter und die Integrationskoordinatorin zuständig. Beide sind Ansprechpartnerin und Ansprechpartner für Institutionen, Bildungseinrichtungen und Zugewanderte. Die Integrationskoordinatorin koordiniert zudem das lokale Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit und ist Ansprechpartnerin für Wohlfahrtsorganisationen, lokale Vereine, Bürgerinnen und Bürger sowie für generelle Fragen rund um das Thema Integration in der Widukindstadt.

Das Ehrenamt ist eine weitere wichtige Säule der Integration. Eine besondere Rolle spielt in der Widukindstadt Enger die Initiative Willkommen. In der Initiative Willkommen, die Teil des Vereins una terra e.V. ist, engagieren sich Ehrenamtliche 21

und unterstützen Geflüchtete bei der Eingliederung in die Gesellschaft. Im Haus der Kulturen, dem städtischen Integrations- und Begegnungszentrum, bieten Ehrenamtliche Sprachkurse, Kommunikationsangebote und Austauschnachmittage an.

In der nächsten Zeit sind zahlreiche neue Aktivitäten geplant, die selbstständig von Ehrenamtlichen im Haus der Kulturen durchgeführt werden. Die Ehrenamtsarbeit geht zudem über die Mauern des Hauses hinaus. Viele engagierte Ehrenamtliche betreuen patenschaftlich Flüchtlingsfamilien.

Durch regelmäßige Ehrenamtstreffen und Workshops im Haus der Kulturen werden die Ehrenamtlichen bei ihren Tätigkeiten unterstützt.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Im Januar 2017 wurde in der Widukindstadt Enger das Integrations- und Begegnungszentrum „Haus der Kulturen“ eröffnet.

Das „Haus der Kulturen“ ist eine Außendienststelle der Engeraner Stadtverwaltung, unmittelbar im Ortskern situiert und verfügt über einen großflächigen Veranstaltungsraum, der sich über eine Fläche von insgesamt 135 Quadratmetern erstreckt. Es stellt eine zentrale Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, Geflüchtete, Ehrenamtliche und Migrantinnen und Migranten dar.

Durch das Anbieten zahlreicher Begegnungs-, Beratungs- und Förderangebote trägt das Haus maßgeblich zur Integration von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten bei und ist innerhalb und außerhalb der Kommune ein Leuchtturmprojekt. Die Angebote im „Haus der Kulturen“ haben eine bedarfsorientierte Ausrichtung und haben zum Ziel, die Integration von Zugewanderten und das friedvolle und gemeinschaftliche Miteinander in der Kommune zu fördern.

Durch regelmäßige Angebote soll die Handlungsfähigkeit und gesellschaftliche Eingliederung der Zugewanderten gesteigert werden. Ihnen soll der Zugang zu Hilfs- und sozialen Infrastrukturen sowie zu Förderangeboten erleichtert werden.

Eine weitere wichtige Aufgabe des Hauses ist die Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung bezüglich des Themas „Integration in der Kommune“, die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements, des interkulturellen Austausches und des Miteinanders auf Augenhöhe.

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Das Leistungsangebot im „Haus der Kulturen“ umfasst derzeit die Handlungsfelder:

1. Förderangebote Sprachförderangebote und Angebote zur Integration in den Arbeitsmarkt 2. Beratungsangebote Flüchtlingsberatungen von Wohlfahrtsorganisationen und Zielgruppen-spezifische Angebote (wie zum Beispiel der Frauengesprächskreis). 3. „Brückenbauende Niedrigschwellige Freizeitangebote. Ziel dieser Aktivitäten“ Angebote ist die Förderung des interkulturellen Austausches und der Begegnung auf Augenhöhe zwischen Menschen verschiedenster Herkunftsländer und der lokalen Bevölkerung. 4. Ehrenamtskoordinierung Begleitung und Koordinierung des lokalen Ehrenamts in der Flüchtlingshilfe. Insbesondere der Mitglieder der Ehrenamtsinitiative „Initiative Willkommen“. 5. Interkulturelle Öffnung Planung interkultureller Veranstaltungen zur Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung. Intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Angebote im „Haus der Kulturen“ werden größtenteils von Ehrenamtlichen der „Initiative Willkommen“ durchgeführt. Dies trifft sowohl für die niedrigschwelligen Freizeitaktivitäten zu als auch für zahlreiche Förderangebote. Beratungsangebote werden von Vertreterinnen und Vertretern der Wohlfahrtsorganisationen durchgeführt. Koordiniert werden das Ehrenamt sowie die Angebote im Haus der Kulturen von einer hauptamtlichen Kraft der Stadtverwaltung.

Finanziell wird das Haus bis Ende 2018 durch die Förderprogramme des Landes NRW, „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“ und „KOMM-AN NRW“ unterstützt.

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3.2.3 Hansestadt Herford

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 33261 34835 68096 100,00 % 24284 26128 50412 74,03 % 4290 4422 8712 12,79 % 4687 4285 8972 13,18 % unter 3-Jährige 1001 1014 2015 2,96 % 562 627 1189 1,75 % 277 262 539 0,79 % 162 125 287 0,42 % 3 bis unter 6-Jährige 1036 980 2016 2,96 % 641 598 1239 1,82 % 264 261 525 0,77 % 131 121 252 0,37 % darunter 3-Jährige 349 316 665 0,98 % 214 190 404 0,59 % 97 89 186 0,27 % 38 37 75 0,11 % darunter 4-Jährige 342 369 711 1,04 % 215 225 440 0,65 % 88 96 184 0,27 % 39 48 87 0,13 % darunter 5-Jährige 345 295 640 0,94 % 212 183 395 0,58 % 79 76 155 0,23 % 54 36 90 0,13 % 6 bis unter 16-Jährige 3401 3303 6704 9,84 % 2281 2207 4488 6,59 % 683 698 1381 2,03 % 437 398 835 1,23 % 16 bis unter 25-Jährige 3575 3269 6844 10,05 % 2302 2195 4497 6,60 % 600 584 1184 1,74 % 673 490 1163 1,71 % 25 bis unter 50-Jährige 10720 10545 21265 31,23 % 7105 7051 14156 20,79 % 1428 1422 2850 4,19 % 2187 2072 4259 6,25 % 50 bis unter 65-Jährige 7540 7537 15077 22,14 % 6127 6086 12213 17,93 % 711 770 1481 2,17 % 702 681 1383 2,03 % ab 65-Jährige 5988 8187 14175 20,82 % 5266 7364 12630 18,55 % 327 425 752 1,10 % 395 398 793 1,16 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Ja. Download unter: https://www.herford.de/Meine-Stadt/Integration/

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Integration wird in der Hansestadt Herford als Querschnittsaufgabe verstanden. Die strukturelle Steuerung der Aufgaben sowie die Initiierung von Projekten erfolgt innerhalb des Dezernates Bildung, Jugend und Soziales. Die formellen bzw. ausländerrechtlichen Aspekte werden dabei durch das „Ausländer- und Integrationsbüro“ übernommen. Hingegen ist die Koordinierungsstelle Integration in der Abteilung Wohnen, Integration und Soziales für das übrige Aufgabenspektrum zuständig. Aufgrund des Querschnittverständnisses haben allerdings auch die weiteren Abteilungen dies Dezernates (Abteilung Jugend, Abteilung Bildung sowie die Stabstelle Sozialplanung) Aufgaben der Integration übernommen. So hat z.B. die Stabstelle Sozialplanung in 2016 einen Bericht zum Thema Migration und Flucht verfasst und vorgestellt.

Das Ausländer- und Integrationsbüro überprüft zunächst die formellen Voraussetzungen für eine Integration. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in Fragen des Aufenthaltes aller hier lebender Ausländerinnen und Ausländer und beraten zum Thema Einbürgerung. Daneben ist beim Ausländer- und Integrationsbüro die Stelle Umzugsmanagement angesiedelt. Von hier wird das von der Hansestadt entwickelte dezentrale Unterbringungskonzept umgesetzt und durch den Stelleninhaber erhalten geflüchtete

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Menschen Unterstützung, die bei der Wohnungssuche beginnt und eine erste Begleitung in der neuen Wohnung einschließt.

Von der Koordinierungsstelle Integration werden z.B. (Drittmittel-)Projekte initiiert, beantragt und betreut (z.B. KOMM-AN NRW). Ferner obliegt ihr die Geschäftsführung des Integrationsrates und sie fungiert als Erstkontakt für Bürgerinnen und Bürger, die Fragen im Zusammenhang mit dem Thema „Integration“ haben. Sie ist ferner Ansprechpartnerin für alle Netzwerke und Migrationsfachdienste.

Neben diesen Stellen in der Abteilung Wohnen, Integration und Soziales werden Zugewanderte in der Abteilung Bildung von sozialpädagogischen Fachkräften beim Ankommen in Deutschland unterstützt. Zu einem ist in dieser Abteilung die sozialpädagogische Betreuung der Asylbewerbenden verortet, zum anderen ist in dieser Abteilung eine sozialpädagogische Fachkraft damit betraut, die Begrüßungsbesuche für zugewanderte Familien durchzuführen. Im Rahmen dieses Projektes, welches anteilig durch BuT-Mittel des Landes finanziert wird, erhalten Familien mit minderjährigen Kindern, die nicht länger als 3 Jahre in Deutschland leben und neu in die Hansestadt Herford zugezogen sind, einen Begrüßungsbesuch.

Dass es sich bei Integration um eine Querschnittsaufgabe handelt, wird auch dadurch sichtbar, dass es neben den o.a. Anlaufstellen weitere Arbeitsbereiche in der Stadtverwaltung der Hansestadt Herford gibt, die in die Integrationsarbeit vor Ort eingebunden sind. So gibt es viele Regelangebote, die auch Zugewanderte in Anspruch nehmen können und durch deren Inanspruchnahme eine Integration unterstützt wird. Beispielhaft sind hier zu nennen:

Im Bereich des Jugendamtes:

 Frühe Hilfen

 Treffs für Mütter mit Kindern ab 0 Jahren

 frühkindliche Kinderbetreuungsplätze

 Betreuungsplätze in der OGS, OGS

 Ferienspiele bzw. Feriencamps

 Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket,

 Jugendzentren

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Im Bereich der Abteilung Wohnen, Integration und Soziales:

 das WeserWerre-Ticket

 die HerfordKarte

Integrationsrat der Hansestadt Herford Der Integrationsrat der Hansestadt Herford setzt sich aus fünf Ratsmitgliedern und zehn von Migrantinnen und Migranten direkt gewählten Vertreterinnen und Vertretern zusammen.

Der Integrationsrat der Hansestadt Herford stellt z.B. Anträge, gibt Anregungen und unterbreitet Vorschläge zur Verbesserung des Zusammenlebens von Menschen aller Religionen und Kulturen. Daneben unterstützt er aus seinen Mitteln, die vom Rat explizit hierfür zur Verfügung gestellt wurden, Projekte, Veranstaltungen und Maßnahmen, die als Kooperationsprojekte von verschiedenen Trägern, Vereinen und Institutionen entwickelt werden und einen integrativen Charakter nachweisen müssen.

Dabei werden vorrangig kulturelle und stadtteilbezogene Veranstaltungen, welche die Integration fördern, finanziell unterstützt. So hat der Integrationsrat in den letzten Jahren z.B. Zuschüsse zu einem Internationalen Kulturfest, zu einem internationalen Stadtfest, zu einem Fest der Kulturen und zu einem interkulturellen Weihnachtsfest gewährt.

Außer der finanziellen Unterstützung von Projekten beteiligt sich der Integrationsrat der Hansestadt Herford regelmäßigen selbst an Festen innerhalb der Stadtgemeinschaft. So erfolgte im Jahr 2017 eine Beteiligung des Integrationsrates z.B. an folgenden Veranstaltungen:

 „All Inclusive“ - Internationales Kulturfest

 Feierlichkeiten zur 100-Jahr Feier des Rathauses

 Interkultureller Brunch im Rahmen der Interkulturelle Woche im Kreis Herford

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Begrüßungsbesuche Im Rahmen dieses Projektes erhalten Familien mit ausländischer Nationalität, die noch nicht länger als drei Jahre in Deutschland leben und in die Hansestadt Herford zuziehen, einen Begrüßungsbesuch. Dieser Besuch wird von einer sozialpädagogischen Fachkraft der Hansestadt Herford, die ihnen das frühkindliche Betreuungs- und Bildungssystem in Herford vorstellt, durchgeführt. Ergänzend dazu gibt es Informationen zu den Leistungen aus dem Bildungs-und Teilhabepaket. Bei

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Antragsberechtigung und Interesse wird die Antragstellung unterstützt. Benötigen die Familien Unterstützung bei ersten Behördengängen, z.B. bei der Schuleingangsuntersuchung u.ä., wird diese ebenfalls geleistet. Für weitere und darüber hinaus gehende Hilfen werden entsprechenden Kontakte zu weitergehenden Hilfeangeboten vermittelt.

Die erste Resonanz dieses Projektes ist sehr positiv. Es handelt sich um ein freiwilliges Angebot, was von nahezu allen zugezogenen Familien nachgefragt und angenommen wird.

Umzugsmanagement Durch das Umzugsmanagement sollen zugewiesene und anerkannte Geflüchtete mit angemessenem Wohnraum versorgt werden. Damit dieses ermöglicht werden kann, werden sie bei der Wohnungssuche, bei der Wohnungseinrichtung und den sich dabei ergebenden Antragstellungen, überwiegend beim Jobcenter oder vereinzelt beim Sozialamt, von einer sozialpädagogischen Fachkraft unterstützt. Diese dient auch nach Anmietung einer Wohnung noch vorübergehend als Ansprechperson, insbesondere dann, wenn sich zu Beginn der Vertragsverhältnisse Probleme mit dem Vermieter ergeben sollten.

Demokratie Leben!Herford Seit 2015 wird, dabei federführend vom Jugendamt der Hansestadt Herford, das Bundesprojekt „Demokratie Leben!Herford“ durchgeführt. Das Projekt hat zum Ziel, ein Netzwerk innerhalb der städtischen Gesellschaft aufzubauen, um für demokratische Auseinandersetzungen, Teilhabe und Partizipation, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, zu werben. Damit dies gelingt, werden verschiedene Maßnahmen, Projekte und Veranstaltungen von lokalen Partnerinnen und Partnern initiiert. Zur Koordinierung der Einzelmaßnamen wurde eine Koordinierungs- und Fachstelle eingerichtet, die für die Steuerung der Umsetzung der lokalen Patenschaften zuständig ist. Sie fungiert als Ansprechpartnerin und trägt zur Bekanntmachung der vor Ort geleisteten Maßnahmen bei. Durch das Projekt „Demokratie Leben!“ wurden u.a. folgende Maßnahmen, Projekte und Veranstaltungen gefördert:

 Stigmatized: Eine Videoproduktion in Kooperation mit dem Jugendforum zum Thema „Extremismus“

 Asylothek: Einrichten einer Bibliothek für alle Nationen in der Nordstadt

 Willkommensfest für Flüchtlinge

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Weitere Informationen und weitere Projekte können auf der Seite www.demokratie-leben-herford.de abgerufen werden.

KOMM-AN NRW 2016 Stadtplan für Geflüchtete - Das Wilhelm-Norman-Berufskolleg hatte bereits in 2015 einen Stadtplan für Geflüchtete entworfen. Dieser Stadtplan wurde vom Integrationsrat der Hansestadt weiterentwickelt, neuaufgelegt und veröffentlicht.

Ehrenamtsplattform - Es wurde aus den Mitteln eine Internetplattform für ehrenamtlich tätige Personen und Vereine erstellt. Um auf die Internetplattform hinzuweisen, wurden Werbepostkarten erstellt und verteilt.

2017 Willkommensbroschüre für Zugewanderte - In 2017 hat der Integrationsrat der Hansestadt Herford eine Broschüre für Neuzugewanderte erstellt. In dieser Broschüre, die es neben Deutsch auch in Englisch und Arabisch gibt, sind die wichtigsten ersten Behörden aufgeführt. Des Weiteren werden unter anderem Beratungsstellen vorgestellt, es gibt Hinweise zu günstigen Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitaktivitäten.

2018 Übersetzung von Informationsmaterial - In 2018 wurden aus den KOMM-AN NRW- Mittel der Informationsflyer zur HerfordKarte, Auszüge aus dem Schulnavigator und Merkblätter zum Offenen Ganztag (OGS) in verschiedene Sprachen übersetzt.

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3.2.4 Gemeinde Hiddenhausen

Bevölkerung zum 01.01.2019

Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 9908 10228 20137 100,00 % 8307 8841 17149 85,16 % 817 762 1579 7,84 % 784 625 1409 7,00 % unter 3-Jährige 317 270 587 2,92 % 227 195 422 2,10 % 64 50 114 0,57 % 26 25 51 0,25 % 3 bis unter 6-Jährige 268 251 519 2,58 % 196 190 386 1,92 % 46 38 84 0,42 % 26 23 49 0,24 % darunter 3-Jährige 94 76 170 0,84 % 70 62 132 0,66 % 14 10 24 0,12 % 10 4 14 0,07 % darunter 4-Jährige 92 87 179 0,89 % 69 68 137 0,68 % 15 9 24 0,12 % 8 10 18 0,09 % darunter 5-Jährige 82 88 170 0,84 % 57 60 117 0,58 % 17 19 36 0,18 % 8 9 17 0,08 % 6 bis unter 16-Jährige 940 869 1810 8,99 % 729 655 1385 6,88 % 146 133 279 1,39 % 65 81 146 0,73 % 16 bis unter 25-Jährige 974 852 1826 9,07 % 739 653 1392 6,91 % 116 114 230 1,14 % 119 85 204 1,01 % 25 bis unter 50-Jährige 2966 2908 5874 29,17 % 2294 2349 4643 23,06 % 285 270 555 2,76 % 387 289 676 3,36 % 50 bis unter 65-Jährige 2377 2389 4766 23,67 % 2149 2197 4346 21,58 % 117 108 225 1,12 % 111 84 195 0,97 % ab 65-Jährige 2066 2689 4755 23,61 % 1973 2602 4575 22,72 % 43 49 92 0,46 % 50 38 88 0,44 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Nein.

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Die Betreuung von Migrantinnen und Migranten wird in Hiddenhausen in Kooperation mit der Ev. Jugendhilfe Schweicheln durchgeführt.

Verwaltung und Sozialarbeit sind sehr eng miteinander verknüpft. Die hiesigen Strukturen werden für die neu zugewanderten Menschen transparent gestaltet und es findet eine einzelfallbezogene Begleitung und Beratung statt. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.

Durch aufsuchende Sozialarbeit wurde auch der Personenkreis der osteuropäischen Arbeitsmigranten erreicht. Dadurch ist für diese Familien eine Anbindung an die bestehende Beratungsstruktur erfolgt.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Die Integration von Geflüchteten in Hiddenhausen steht unter der Leitlinie „mittendrin und mit dabei“

Wohnen: Geflüchtete Menschen werden in Hiddenhausen in allen Ortsteilen, zumeist in Zwei- Familien-Häusern in gewachsenen Nachbarschaften untergebracht. Hier bedeutet „mittendrin“ eine schnelle Integration in die Nachbarschaft. Beispielhaft sei hier das

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Übergangshaus an der Danziger Straße genannt: „Durch gemeinsames Tun kommen sich die Menschen am einfachsten näher“, so hat es ein Nachbar formuliert.

Nach dem Einzug von fünf männlichen alleinstehenden Geflüchteten und einer fünfköpfigen Familie aus Syrien, unterstützen die alteingesessenen Nachbarinnen und Nachbarn die neuen Nachbarinnen und Nachbarn bei der Einrichtung und Herrichtung der Wohnungen. Ziel war es, das sich die Geflüchteten von Beginn an dort wohl fühlen und den Ort zu Ihrem neuen Zuhause machen.

Hieraus entwickelte sich ein gegenseitiges Miteinander zwischen Nachbarinnen und Nachbarn und Geflüchteten. Die Nachbarinnen und Nachbarn boten Hilfestellung in allen Dingen des Alltags von Behördengängen, über das Erlernen der Sprache bis hin zur Vermittlung von Arbeit. Diese Hilfe war keine Einbahnstraße: Die Geflüchteten ihrerseits halfen den Nachbarinnen und Nachbarn oder übernahmen die Bewirtung bei gemeinsamen Grillfesten.

Mietführerschein „Es gibt viele Unterschiede, wie zum Beispiel die Mülltrennung. Das ist neu für mich und ich möchte alles richtig machen.“

„Ich habe mir einige Wohnungen angeschaut: Die Vermieter haben sich immer anders entschieden.“

Diese beiden Zitate stammen von Teilnehmern des Projektes „Mietführerschein“. Sie machen deutlich, dass auf dem Weg zur eigenen Wohnung Unsicherheiten seitens der Geflüchteten auf Vorbehalte von potentiellen Vermieterinnen und Vermietern stoßen. Um diese Hürden abzubauen, wurde von der Gemeinde Hiddenhausen das Projekt „Mietführerschein“ in Zusammenarbeit mit Euwatec entwickelt. In diesem Kursus erfahren Geflüchtete alles über die Regeln des Wohnungsmarktes: Vom Energiesparen, über Haftpflichtversicherung bis hin zur Mietkaution, gab es viel zu erfahren. Am Ende des achtstündigen Kurses erhielten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Dies kann dann bei Vermieterinnen und Vermietern vorgelegt werden. Diese haben dann die Sicherheit, dass ihre neuen Mieterinnen und Mieter Kenntnisse über die Regeln des Wohnens haben.

Erwerbstätigkeit: Die Vermittlung und Integration in den Arbeitsmarkt hat einen hohen Stellenwert in Hiddenhausen.

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„Trotz Dauerannonce gehen die Bewerbungen gegen null.“

„Für mich stand von Anfang an fest, dass ich etwas Handwerkliches machen will. Mit meiner Ausbildung will ich jetzt Gas geben.“

Einmal der Blickwinkel des Arbeitgebers, einmal der Blickwinkel des ersten „Flüchtlings-Azubis“ in der Firma. Für beide ist es eine Chance. Geflüchtete als Arbeitnehmer: Hier gilt es Kontakt zwischen Arbeitgeber und Geflüchteten zu vermitteln und den Arbeitgebern behördliche Schritte abzunehmen. Parallel dazu begleiteten die Flüchtlingsberaterinnen und -berater die Arbeitsverhältnisse und stehen somit sowohl der Arbeitgeberseite, als auch den Geflüchteten, bei Fragen und Schwierigkeiten als Ansprechpersonen zur Verfügung.

Mobilität ist gerade bei Schichtarbeit unerlässlich. Ergänzend zum Angebot der ehrenamtlichen Fahrradwerkstatt, haben 12 Geflüchtete – unter Koordination der Flüchtlingsberatung - den Mofa-Führerschein absolviert. Damit wurde eine Hürde zur Arbeitsaufnahme beiseite geräumt, so dass eine hohe Erwerbsquote unter den Geflüchteten erreicht worden ist. Aktuell absolvieren 14 Geflüchtete eine Ausbildung.

Sprachförderung: Neben den regulären Sprachkursen werden in Hiddenhausen niederschwellige Sprachkurse angeboten.

„Wir haben hier alles vertreten, von der Analphabetin bis zur Rechtsanwältin, die fließend Englisch spricht.“

Neben der Sprache wurden auch Alltagssituation in Deutschland vermittelt. Das Besondere an diesen Kursen war die angebotene Kinderbetreuung. Deshalb konnten auch Frauen teilnehmen, die durch Betreuung der Kinder gebunden waren.

Unter den Frauen hat sich ein Netzwerk gegenseitiger Hilfen und Kontakte gebildet. Aus diesem Kurs hat sich ein wöchentlicher Frauentreff im Café Miteinander entwickelt.

Café Miteinander: Zusammen mit der Ev. Jugendhilfe Schweicheln wurde das Café Miteinander etabliert. Das Café entwickelt sich zum Treffpunkt zwischen alteingesessenen und zugewanderten Menschen aus Hiddenhausen. Es wird dort ein umfangreiches Programm angeboten. Dies reicht von Informativem über Beratungen bis hin zu Praktischem, wie Koch-Events und Nähkursen.

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3.2.5 Gemeinde Kirchlengern

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 8034 8192 16226 100,00 % 6788 7020 13808 85,10 % 733 759 1492 9,20 % 513 413 926 5,71 % unter 3-Jährige 266 213 479 2,95 % 174 133 307 1,89 % 62 63 125 0,77 % 30 17 47 0,29 % 3 bis unter 6-Jährige 218 223 441 2,72 % 161 150 311 1,92 % 38 64 102 0,63 % 19 9 28 0,17 % darunter 3-Jährige 76 72 148 0,91 % 63 45 108 0,67 % 8 23 31 0,19 % 5 4 9 0,06 % darunter 4-Jährige 72 75 147 0,91 % 48 48 96 0,59 % 15 23 38 0,23 % 9 4 13 0,08 % darunter 5-Jährige 70 76 146 0,90 % 50 57 107 0,66 % 15 18 33 0,20 % 5 1 6 0,04 % 6 bis unter 16-Jährige 773 733 1506 9,28 % 626 595 1221 7,52 % 115 104 219 1,35 % 32 34 66 0,41 % 16 bis unter 25-Jährige 829 718 1547 9,53 % 677 587 1264 7,79 % 84 86 170 1,05 % 68 45 113 0,70 % 25 bis unter 50-Jährige 2430 2327 4757 29,32 % 1939 1901 3840 23,67 % 239 227 466 2,87 % 252 199 451 2,78 % 50 bis unter 65-Jährige 1997 1972 3969 24,46 % 1780 1749 3529 21,75 % 130 148 278 1,71 % 87 75 162 1,00 % ab 65-Jährige 1521 2006 3527 21,74 % 1431 1905 3336 20,56 % 65 67 132 0,81 % 25 34 59 0,36 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Nein

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Die Integrationsarbeit erfolgt in Kirchlengern durch den Fachbereich Ordnung und Soziales der Gemeinde und durch die Vielzahl von ehrenamtlich tätigen Personen. Die Integrationsarbeit stützt sich auf die beiden Bereiche „ehrenamtliche Hilfen“ und „hauptamtliche Hilfen“. Seitens der ehrenamtlichen werden Migrantinnen und Migranten bei der Integration unterstützt und Hilfsangebote und Vorschläge werden unterbreitet. Hauptamtlich werden von den verschiedenen Akteuren im Bereich der Integrationsarbeit entsprechende Maßnahmen angeboten.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Seitens der ehrenamtlichen Integrationsarbeit gibt es das „Sprachcafé“, welches 2x in der Woche von Geflüchteten besucht wird. Dort werden niederschwellige Sprachkurse angeboten und es wird zusammen mit den Geflüchteten ein unterschiedliches Freizeitprogramm erarbeitet.

Im Übergangswohnheim Hamerkampstraße 14, wird von den Ehrenamtlichen vor Ort ein niederschwelliges Angebot zur Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache vorgehalten.

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3.2.6 Stadt Löhne

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 20089 20541 40630 100,00 % 16339 17155 33494 82,44 % 1486 1432 2918 7,18 % 2264 1954 4218 10,38 % unter 3-Jährige 558 518 1076 2,65 % 381 357 738 1,82 % 113 100 213 0,52 % 64 61 125 0,31 % 3 bis unter 6-Jährige 564 503 1067 2,63 % 406 361 767 1,89 % 107 90 197 0,48 % 51 52 103 0,25 % darunter 3-Jährige 188 176 364 0,90 % 127 125 252 0,62 % 41 32 73 0,18 % 20 19 39 0,10 % darunter 4-Jährige 183 175 358 0,88 % 128 123 251 0,62 % 38 34 72 0,18 % 17 18 35 0,09 % darunter 5-Jährige 193 152 345 0,85 % 151 113 264 0,65 % 28 24 52 0,13 % 14 15 29 0,07 % 6 bis unter 16-Jährige 1889 1831 3720 9,16 % 1476 1442 2918 7,18 % 242 220 462 1,14 % 171 169 340 0,84 % 16 bis unter 25-Jährige 2034 1822 3856 9,49 % 1570 1463 3033 7,46 % 205 171 376 0,93 % 259 188 447 1,10 % 25 bis unter 50-Jährige 6280 6034 12314 30,31 % 4639 4594 9233 22,72 % 496 488 984 2,42 % 1145 952 2097 5,16 % 50 bis unter 65-Jährige 4923 4798 9721 23,93 % 4319 4249 8568 21,09 % 234 229 463 1,14 % 370 320 690 1,70 % ab 65-Jährige 3841 5035 8876 21,85 % 3548 4689 8237 20,27 % 89 134 223 0,55 % 204 212 416 1,02 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Ja

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Das Migrationsbüro der Stadt Löhne und die AWO Fachdienste für Migration und Integration beraten und begleiten Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die in der Stadt Löhne wohnhaft sind. Daneben gibt es innerhalb der Stadt Löhne verschiedene Stellen, die sich mit der Integration von Zugewanderten befassen (zum Beispiel Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, Internationale Kindergruppen).

Die Koordination für übergreifende Fragen liegt bei der Sachgebietsleitung Flüchtlingsintegration, die im Sozialamt angesiedelt ist.

Deutsch- und Integrationskurse werden von der VHS Löhne, den AWO Fachdiensten für Migration und Integration und der Euwatec gGmbH angeboten.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

LiLo – Löhner Integrationslotsen: „LiLo“ war ein Kooperationsprojekt der AWO-Fachdienste für Migration und Integration und dem Jugendamt der Stadt Löhne, gefördert aus Mitteln des Programms "NRW hält zusammen" (im Zeitraum 01.07.2016 - 15.12.2017). Die Integrationslotsen haben Familien mit Zuwanderungsgeschichte mit Kindern im Alter

33 von 0-6 Jahren beim Ankommen in Löhne und bei der Inanspruchnahme von Angeboten unterstützt.

Interkultureller Garten: Der „Interkulturelle Garten“ ist ein Kooperationsprojekt der AWO-Fachdienste für Migration und Integration und dem Sozialamt der Stadt Löhne, gefördert aus Mitteln des Programms "KOMM-AN NRW". Auf dem Grundstück einer Flüchtlingsunterkunft in Löhne wurde ein Garten angelegt, in dem Geflüchtete, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und auch Anwohnerinnen und Anwohner aus der Nachbarschaft Parzellen bewirtschaften können. Ein Gemeinschaftsbereich (mit Pavillon und Grillstelle) bietet zusätzlich Möglichkeiten des Zusammenkommens (z.B. für die Durchführung von Sommerfesten).

Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes „Von mir zu dir“: Die Kleiderkammer des DRK in Löhne versorgt Menschen mit gut erhaltener Kleidung, Schuhen, Babyartikeln und in geringem Maße auch Spielzeug. Die Kleidungsstücke werden gegen eine geringe Gebühr an Bedürftige abgegeben. Das Rote Kreuz verwendet dazu hauptsächlich Kleiderspenden aus der Bevölkerung. Zahlreiche Ehrenamtliche nehmen die Kleiderspenden an, sortieren sie und kümmern sich während der Öffnungszeiten um den Verkauf.

Café Mosaik in der Löhner VHS/Café Johannes in der Kleiderkammer/Begegnungscafé in der Ev. Kirchengemeinde Obernbeck:

Diese von Ehrenamtlichen betriebenen Cafés sind Treffpunkte für Geflüchtete, in denen sie mit Einheimischen zusammenkommen, sich austauschen, Deutsch lernen, Spiele spielen, Kuchen essen etc. Auch die Unterstützung im Alltagsleben und beim Spracherwerb ist Bestandteil des ehrenamtlichen Engagements in den Cafés. Das Café Mosaik wird aus Mitteln des Programms „KOMM-AN NRW“ gefördert.

Flüchtlingsfrauengruppe: In dieser Gruppe kommen wöchentlich Flüchtlingsfrauen und weitere Frauen mit Zuwanderungsgeschichte zusammen. Bei Kaffee und Kuchen können sie mit anderen Frauen in ähnlicher Situation Kontakte knüpfen und Probleme besprechen. Gelegentlich werden auch Ausflüge unternommen, wobei die Frauen zum einen mehr von der deutschen Kultur kennenlernen und zum anderen eine „Auszeit“ vom häufig schwierigen Alltag nehmen können. Parallel wird eine Kinderbetreuung gewährleistet, um den Frauen die Teilnahme an den Treffen ohne Einschränkung zu ermöglichen. Die Arbeit der Flüchtlingsfrauengruppe wird aus Mitteln des Programms „KOMM-AN NRW“ gefördert.

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Deutschkurs für Frauen mit geringen Vorkenntnissen: Dieser Kurs wurde durch die VHS Löhne in Kooperation mit dem Migrationsbüro der Stadt Löhne eingerichtet, um insbesondere Frauen mit Kleinkindern die Teilnahme an einem Deutschkurs zu ermöglichen. Die parallel stattfindende Kinderbetreuung wird über das Migrationsbüro organisiert.

Schulbegleitende Maßnahme zum Erreichen des Hauptschulabschlusses: Es hat sich gezeigt, dass bei einigen zugewanderten Schülerinnen und Schülern zusätzlicher Bedarf an unterstützenden Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss in den Fächern Englisch und Mathe besteht. Aus diesem Grund hat die Löhner VHS für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 sowie der Berufskollegs, die im Sommer 2018 ihren Schulabschluss anstreben und Förderbedarf haben, zusätzliche Kurse eingerichtet, die außerhalb des regulären Schulunterrichts stattfinden. Hier werden allgemeine Grundlagen in den Fächern Englisch und Mathe vermittelt; darüber hinaus ist die Förderung der Selbstlernkompetenz ein fester Bestandteil der Maßnahme.

Deutschförderung durch Ehrenamtliche: Ehrenamtliche bieten an der VHS Löhne ergänzend zu den Deutschkursen Stützunterricht an. Neben dem traditionellen Unterricht wird in diesem Rahmen in Kooperation mit Volunteer Vision auch ein Online-Mentoring Programm angeboten: https://www.volunteer-vision.com/

Standardkurse Deutsch: Neben den durch das BAMF geförderten Integrationskursen werden an der VHS Löhne auch allgemeine Standardkurse Deutsch angeboten, die für alle Interessierten zugänglich sind. Die Kurse werden von der Niveaustufe A1 bis B2 angeboten. Für die Mehrzahl der Kurse wurden seit 2015 immer wieder Fördermittel der Bezirksregierung Düsseldorf beantragt, so dass die Teilnahme in den geförderten Kursen entgeltfrei ist.

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3.2.7 Gemeinde Rödinghausen

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 4915 4971 9886 100,00 % 4321 4436 8757 88,58 % 275 262 537 5,43 % 319 273 592 5,99 % unter 3-Jährige 135 125 260 2,63 % 109 95 204 2,06 % 15 18 33 0,33 % 11 12 23 0,23 % 3 bis unter 6-Jährige 140 121 261 2,64 % 113 93 206 2,08 % 16 13 29 0,29 % 11 15 26 0,26 % darunter 3-Jährige 45 40 85 0,86 % 36 28 64 0,65 % 3 7 10 0,10 % 6 5 11 0,11 % darunter 4-Jährige 50 42 92 0,93 % 43 33 76 0,77 % 6 5 11 0,11 % 1 4 5 0,05 % darunter 5-Jährige 45 39 84 0,85 % 34 32 66 0,67 % 7 1 8 0,08 % 4 6 10 0,10 % 6 bis unter 16-Jährige 504 452 956 9,67 % 411 370 781 7,90 % 58 52 110 1,11 % 35 30 65 0,66 % 16 bis unter 25-Jährige 524 447 971 9,82 % 451 376 827 8,37 % 37 31 68 0,69 % 36 40 76 0,77 % 25 bis unter 50-Jährige 1479 1446 2925 29,59 % 1243 1229 2472 25,01 % 91 95 186 1,88 % 145 122 267 2,70 % 50 bis unter 65-Jährige 1268 1232 2500 25,29 % 1151 1164 2315 23,42 % 47 32 79 0,80 % 70 36 106 1,07 % ab 65-Jährige 865 1148 2013 20,36 % 843 1109 1952 19,75 % 11 21 32 0,32 % 11 18 29 0,29 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Nein

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Für zugewanderte Personen und Bürger, die sich ehrenamtlich für die Integration Zugewanderter einsetzen wollen, steht der Flüchtlingskoordinator als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Koordinator unterstützt die zugewanderten Personen bei allen Fragen und interveniert gegebenenfalls bei Konflikten die im Zusammenhang mit der Integration, Spracherwerb, Arbeitsaufnahme, Kontakt zu lokalen Vereinen und Institutionen, rechtlichen Fragen, Terminierung von Arztbesuchen, Dolmetschen etc. ergeben. Auch den ehrenamtlich tätigen Personen steht der Koordinator mit Rat und Tat zur Seite. Idealerweise betreut ein ehrenamtlich tätiger Flüchtlingslotse jede zugewanderte Familie bzw. Einzelperson. Im zweimonatigen Turnus findet außerdem der Treff International statt.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Die Gemeindebücherei Rödinghausen bietet Sprach- und Lesegruppen für neuzugewanderte Kinder in der Grundschule an. Die Bücherei versteht sich als ein Ort der Begegnung und der Bildung. Den Kindern wird auf niedrigschwellige Art und Weise die deutsche Sprache näher gebracht und sie erlernen spielerisch das Schreiben und Lesen. Dies dient als eine sehr große Unterstützung im Schulalltag. Hierfür kann die Gemeindebücherei Rödinghausen auf ein Repertoire an unterschiedlichen Lernmaterialien zurückgreifen und durch die literaturpädagogische 36

Ausbildung der Leiterin alles entsprechend einbetten. Die Kinder erlernen z.B. in einer Stempelwerkstatt das deutsche Alphabet, können in einem Märchen-Comic ihrer Phantasie freien Lauf lassen oder in Kleingruppen gemeinsam das Neuerlernte vertiefen. Durch Spiel, Spaß und Bewegung erhalten die Kinder die benötigte zusätzliche Förderung. Zudem werden die Kinder auf den Übergang in die weiterführende Schule vorbereitet. Ehrenamtliche Vorlesepatinnen und Vorlesepaten unterstützen das Projekt, sowohl in der Gemeindebücherei wie auch an den Schulen. Dadurch haben die Kinder eine altersgerechte und unterstützende Hilfe vor Ort.

Das Treff International findet alle 2 Monate statt und bringt einheimische Bürger und Zugewanderte Menschen zueinander. Hier werden verschiedene Aktivitäten gemeinsam von Bürgern und Zugewanderten durchgeführt, wie z.B. gemeinsames internationales Frühstück, gemeinsamer Zoobesuch, internationaler Musikabend etc.

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3.2.8 Stadt Spenge

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 7245 7535 14780 100,00 % 6346 6720 13066 88,40 % 375 385 760 5,14 % 524 430 954 6,45 % unter 3-Jährige 207 180 387 2,62 % 163 134 297 2,01 % 28 36 64 0,43 % 16 10 26 0,18 % 3 bis unter 6-Jährige 207 193 400 2,71 % 164 149 313 2,12 % 28 25 53 0,36 % 15 19 34 0,23 % darunter 3-Jährige 77 75 152 1,03 % 59 61 120 0,81 % 11 9 20 0,14 % 7 5 12 0,08 % darunter 4-Jährige 64 61 125 0,85 % 53 48 101 0,68 % 7 7 14 0,09 % 4 6 10 0,07 % darunter 5-Jährige 66 57 123 0,83 % 52 40 92 0,62 % 10 9 19 0,13 % 4 8 12 0,08 % 6 bis unter 16-Jährige 682 630 1312 8,88 % 570 532 1102 7,46 % 56 57 113 0,76 % 56 41 97 0,66 % 16 bis unter 25-Jährige 763 623 1386 9,38 % 651 534 1185 8,02 % 48 56 104 0,70 % 64 33 97 0,66 % 25 bis unter 50-Jährige 2041 2037 4078 27,59 % 1654 1710 3364 22,76 % 126 107 233 1,58 % 261 220 481 3,25 % 50 bis unter 65-Jährige 1780 1897 3677 24,88 % 1637 1755 3392 22,95 % 62 69 131 0,89 % 81 73 154 1,04 % ab 65-Jährige 1565 1975 3540 23,95 % 1507 1906 3413 23,09 % 27 35 62 0,42 % 31 34 65 0,44 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Nein

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Die Integrationsarbeit wird federführend in der Abteilung Soziales, Familie, Senioren geleistet. Insbesondere durch den Integrationshelfer Jamal Hamil (arabische Sprachkenntnisse). Es erfolgt hier aber auch eine enge Zusammenarbeit mit der ehrenamtlichen Ebene von Asyl Spenge e.V.

Es werden Deutschkurse und diverse Freizeitaktivitäten angeboten. Sowohl von haupt- wie auch von ehrenamtlicher Seite erfolgt eine Begleitung in Behörden-, Wohnungsangelegenheiten und allen weiteren Belangen des alltäglichen Lebens.

Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Der ehrenamtliche Verein Asyl Spenge e.V. bietet viele unterschiedliche Angebote für Neuzugewanderte an. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Begleitungen zu z.B. Behörden, Ärzten und Wohnungsbesichtigungen und die persönliche Unterstützung im Alltag.

Durch den engen Kontakt zu den Ehrenamtlichen vor Ort wird die soziale Integration der Neuzugewanderten gestärkt und sie werden in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützt. Dadurch erfolgt auch die Begegnung zwischen der Aufnahmegesellschaft und den neuzugewanderten Personen.

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Somit erhöht sich auch die Teilhabe an der Gesellschaft wie z.B. in einem Sportverein oder einem Chor. Die Normen und Werte der Aufnahmegesellschaft werden vermittelt und mit verschiedenen kulturellen Aspekten der Herkunftsgesellschaft verknüpft. Dadurch entsteht eine Begegnung auf Augenhöhe mit vielen positiven Resultaten. Besonders deutlich wird dies bei den vielen kulturellen Abenden beim „Treff International“.

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3.2.9 Stadt Vlotho

Bevölkerung zum 01.01.2019

Deutsch Doppelstaatler Ausländer Altersgruppe m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt m w Gesamt Einwohner insgesamt 9275 9424 18699 100,00 % 7978 8219 16197 86,62 % 459 464 923 4,94 % 838 741 1579 8,44 % unter 3-Jährige 235 227 462 2,47 % 180 187 367 1,96 % 30 26 56 0,30 % 25 14 39 0,21 % 3 bis unter 6-Jährige 255 217 472 2,52 % 208 176 384 2,05 % 23 21 44 0,24 % 24 20 44 0,24 % darunter 3-Jährige 85 73 158 0,84 % 73 58 131 0,70 % 6 8 14 0,07 % 6 7 13 0,07 % darunter 4-Jährige 87 71 158 0,84 % 65 54 119 0,64 % 12 7 19 0,10 % 10 10 20 0,11 % darunter 5-Jährige 83 73 156 0,83 % 70 64 134 0,72 % 5 6 11 0,06 % 8 3 11 0,06 % 6 bis unter 16-Jährige 867 781 1648 8,81 % 735 629 1364 7,29 % 76 75 151 0,81 % 56 77 133 0,71 % 16 bis unter 25-Jährige 894 810 1704 9,11 % 721 662 1383 7,40 % 66 70 136 0,73 % 107 78 185 0,99 % 25 bis unter 50-Jährige 2717 2636 5353 28,63 % 2164 2160 4324 23,12 % 157 144 301 1,61 % 396 332 728 3,89 % 50 bis unter 65-Jährige 2385 2357 4742 25,36 % 2171 2145 4316 23,08 % 62 80 142 0,76 % 152 132 284 1,52 % ab 65-Jährige 1922 2396 4318 23,09 % 1799 2260 4059 21,71 % 45 48 93 0,50 % 78 88 166 0,89 %

Quelle: Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe

Liegt ein eigenes Integrationskonzept der Stadt vor?

Nein

Wie ist die Integrationsarbeit vor Ort organisiert? Welche Strukturen sind vorhanden?

Das Integrationsbüro der Stadt Vlotho ist dem Sozialbüro zugeordnet und für die Integrationsarbeit, sowie die Beratung und Begleitung für in Vlotho lebende Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zuständig. Außerdem erfährt die Stadt Vlotho schon seit längerer Zeit ein sehr starkes ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit und so hat sich über mehr als zwei Jahrzehnte ein weitläufiges Netz der Flüchtlingshilfe im Stadtgebiet gebildet. Es engagieren sich u.a. die Kirchengemeinden, ein gemeinnütziger Flüchtlingsverein, Sportvereine und Einzelpersonen. Aufgrund der besonderen geographischen Lage der Stadt Vlotho und seiner unterschiedlichen Anbindung zu den Nachbarkommunen erfolgt die Flüchtlingsarbeit jedoch stark ortsteilbezogen, um auf die einzelnen Wünsche der Geflüchteten eingehen zu können.

Hinzu kommt seit April 2017 das Netzwerk „Integration von Geflüchteten in Vlotho“. Auch hier sind neben dem Ehrenamt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Institutionen und Behörden vertreten. Das Netzwerk trifft sich mindestens zweimal jährlich. Es soll eine Übersicht der unterschiedlichsten Angebote im Rahmen der Flüchtlingsarbeit geben, um die individuellen Bedürfnisse der Geflüchteten im Sinne einer optimalen Integration besser abzustimmen.

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Welche Projekte in der Stadt gilt es hervorzuheben?

Das wöchentliche Treffen „Von Mensch zu Mensch – Vlothoer treffen Flüchtlinge“: Ein durch den Verein „Vlothoer für Flüchtlinge“ begleitetes wöchentliches Treffen in der Kulturfabrik der Stadt Vlotho ist zu einer festen Institution geworden. Dieses Treffen ist auch gleichzeitig Anlaufstelle der neu der Stadt Vlotho zugewiesenen Geflüchteten, um soziale Kontakte zu knüpfen. Des Weiteren erfolgt ein regelmäßiger Austausch von ehrenamtlich Tätigen und Geflüchteten über aktuelle Themen, aber auch über Alltagsprobleme (Schule, Beruf, Wohnen, Gesundheit).

Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt: Das Evangelische Kinder- und Jugendzentrum (EKJZ) Valdorf betreibt seit Jahren eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt. Hier können gebrauchte Fahrräder abgegeben und einem guten Zweck zugeführt werden. Die Werkstatt lebt von (Fahrrad-) Spenden. Zudem gibt es Ehrenamtliche, die den Geflüchteten zeigen, wie einfache Reparaturen funktionieren. Für die Vlothoer Geflüchteten sind gespendete Fahrräder aufgrund der geographischen Lage eine große Hilfe. Durch die Ausstattung mit Fahrrädern können viele Geflüchtete Sprachkurse besuchen oder auch Arbeitsangebote annehmen. Darüber hinaus werden durch das EKJZ Valdorf auch immer wieder Fahrradkurse (für Geflüchtete) angeboten. Aktuell gibt es ein spezielles Angebot für Mädchen und Frauen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte. Die Fahrradwerkstatt ist inzwischen ein Treffpunkt für Jugendliche, aber auch Erwachsene mit und ohne Zuwanderungsgeschichte geworden.

Sprachkurse durch Ehrenamtliche: Der Verein „Vlothoer für Flüchtlinge“ bietet seit Jahren (niederschwellige) Sprachkurse an. Zudem unterstützt und begleitet der Verein Geflüchtete bei allen Sprachkursen (Kinderbetreuung / Mobilität), um Kursabbrüche möglichst zu vermeiden. Darüber hinaus engagieren sich viele Ehrenamtliche als Paten und vermitteln die deutsche Sprache gegenüber Familien oder Einzelpersonen.

Netzwerk „Integration von Geflüchteten in Vlotho“: Das im Frühjahr 2017 gegründete Netzwerk hat sich unter Einbindung kommunaler und kreisweiter Behörden, Institutionen und ehrenamtlich Tätigen in der Flüchtlingsarbeit, die Förderung der Integration von Geflüchteten in Vlotho zum Ziel gesetzt. Auf Einladung der Stadt Vlotho fanden bis zum Sommer 2018 vier Treffen statt, bei denen Themen wie Sprache, Bildung/Beruf sowie Freizeitgestaltung diskutiert wurden. Aber auch das gegenseitige Kennenlernen der Teilnehmenden stand zum Wohle der Geflüchteten im Fokus dieser Treffen. Für das Jahr 2019 ist eine Neuausrichtung geplant, da sich der Schwerpunkt zukünftig mehr auf

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Frauentreff: Der Internationale Frauentreff unter der Leitung einer Mitarbeiterin des Integrationsbüros der Stadt Vlotho findet einmal monatlich in der Cafeteria der Wesersekundarschule Vlotho statt. In gemütlicher Runde diskutieren Frauen über aktuelle Themen, aber auch über Werte und Rechte von Frauen in Deutschland. Zu einzelnen Themen werden auch Gäste eingeladen. Dieses Treffen erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit.

Schaffung eines interkulturellen Begegnungsraumes in der Kulturfabrik der Stadt Vlotho:

Durch die Anschaffung von Medien und Mobiliar über das Förderprogramm KOMM- AN NRW konnte ein interkultureller Begegnungsraum in der Kulturfabrik der Stadt Vlotho (neu) eingerichtet werden. Der neu gestaltete Begegnungsraum wird von Geflüchteten, Einheimischen, sowie ehrenamtlich Tätigen gleichermaßen genutzt und hat sich damit als Begegnungsstätte sowie Tagungsraum bereits etabliert.

Sollten der Stadt Vlotho auch in 2019 Fördergelder zur Verfügung stehen, ist beabsichtigt, den Komfort noch weiter zu verbessern.

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3.3 ARBEITSMARKTSITUATION IM KREIS HERFORD

Der Kreis ist vor allem durch traditionelle mittelständische und inhabergeführte Unternehmen geprägt. Zu den dominierenden Branchen gehören die Möbelindustrie, die Möbelzulieferer sowie der Maschinenbau, der ebenfalls eine hohe Affinität zu der holzverarbeitenden Industrie aufweist.

Besonders im Sektor der Küchenmöbelindustrie ist die Region der wichtigste deutsche Standort mit mehreren weltbekannten Unternehmen. Dieses Cluster beeinflusst auch Standortentscheidungen, zum Beispiel der Zuliefererindustrie, erheblich.

Überdurchschnittlich gut vertreten sind neben der Möbelindustrie daher die Herstellung von Papier und Pappe, Herstellung von Chemischen Erzeugnissen und Herstellung von Kunststoffwaren. Allerdings sind diese Unternehmen stark in das Cluster Möbel eingebunden und daher zumeist Zulieferer der Möbelindustrie, zum Beispiel Verpackungshersteller, Holzwerkstoffhersteller, Lack- und Klebstoffhersteller und Hersteller von Möbelteilen.

Die Exportorientierung der Wirtschaft im Kreis Herford ist dabei unterdurchschnittlich ausgeprägt, die Exportquote beträgt aktuell 33,7 % (Zahlen aus 2017; NRW: 41,9 %), wenn auch der Exportanteil in den letzten Jahren stetig gestiegen ist.

Kreisweit arbeiten rund 35,6 % der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe sowie im Baugewerbe (OWL: 28,9 %, NRW: 22,5%), 38,4 % im Dienstleistungssektor (OWL: 45,0 %, NRW: 50,5 %), 25,2 % im Bereich Handel, Verkehr und Nachrichten (OWL: 24,9 %, NRW: 26,1 %) und 0,8 % im Bereich Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft (OWL: 1,2 %, NRW: 0,9 %); Stand Dezember 2016, Quelle: IT.NRW 2018.

Der Dienstleistungsbereich entwickelt sich daher insgesamt im Kreis Herford nach wie vor unterdurchschnittlich, strukturbestimmend ist nach wie vor das verarbeitende Gewerbe.

Da der Kreis Herford kein Standort einer Universität oder Fachhochschule ist und vor allem durch das verarbeitende Gewerbe geprägt ist, liegt der Beschäftigungsanteil der höher Qualifizierten mit einem akademischen Abschluss vergleichsweise niedrig (Akademikerquote: Herford 6,8 %, NRW 10,1 %, Deutschland 10,6 %).

Aufgrund seiner traditionellen industriellen Prägung weist der Kreis Herford gemeinsam mit dem benachbarten Kreis Minden-Lübbecke mit rund 50 % die weitaus höchste Beschäftigungsquote von Frauen in NRW auf (NRW 45,1 %, Deutschland 49,4 %). Der Grund hierfür liegt in den insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren zahlreichen neu hinzugewonnenen Beschäftigungsmöglichkeiten in der lebensmittelverarbeitenden

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Industrie (unter anderem Zigarrenherstellung), der Textil- und Bekleidungsindustrie und der Möbelindustrie.

Hier gab es seinerzeit vielfältige Arbeitsmöglichkeiten, oftmals auch in der Heimarbeit. Auch nach dem Niedergang der Textil- und Bekleidungsindustrie in den 1970er und speziell in den 1980er Jahren blieb die hohe Erwerbsneigung der Frauen bestehen.

Die Arbeitslosenquote bewegt sich im Kreis Herford seit geraumer Zeit um die Marke von 5 Prozent und lag im Februar 2019 bei exakt 5,0 %. Damit liegt der Kreis Herford sowohl unter dem Landes- als auch leicht unter dem Bundesdurchschnitt.

Migrantinnen und Migranten sind – wie auch in den anderen Agenturbezirken in Ostwestfalen-Lippe – von der Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich betroffen. Der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung beträgt 10,2 %, der Anteil an den Arbeitslosen hingegen 17,5 %.

Bei der Entwicklung der Beschäftigung fällt auf, dass der Kreis Herford besonders im Zeitraum von 1995 bis 2005 zahlreiche Arbeitsplätze im Strukturwandel – vor allem durch Betriebsschließungen und Verlagerungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie in der Möbelindustrie – verloren hat. Alleine in diesem Zeitraum sank die Zahl der Beschäftigten um rund 8.000, was einem Rückgang der Arbeitsplätze im Kreis von rund 10 % entspricht. In den letzten Jahren konnte wieder ein Arbeitsplatzzuwachs – vor allem im Bereich Verkehr und Logistik sowie im Gesundheitswesen – verzeichnet werden. Im Saldo ist aber nach wie vor in den letzten 25 Jahren ein Arbeitsplatzverlust innerhalb des Kreises Herford zu verzeichnen.

In der gleichen Zeit wurde der Kreis Herford von einem „Einpendler-Kreis“ zu einem „Auspendler-Kreis“. Der Verlust von Arbeitsplätzen innerhalb des Kreises wurde größtenteils durch Arbeitsplätze außerhalb des Kreises kompensiert, das heißt die Arbeitskräfte sind teilweise auch ihren Arbeitsplätzen gefolgt, zum Teil boten aber auch die Standorte im Umland – insbesondere in der Stadt – Ersatzarbeitsplätze an. Seit 2001 haben daher alle Kommunen im Kreis Herford – von der Stadt Herford abgesehen – ein negatives Pendlersaldo.

Durch die insgesamt gute Infrastruktur und durch ein attraktives Wohn- und Freizeitangebot gab es trotz der Arbeitsplatzverluste nur sehr geringe Wanderungsverluste in der Bevölkerung. Die Beschäftigung außerhalb des Kreises Herford bringt auch eine relativ hohe Kaufkraft der privaten Haushalte im Kreis Herford mit sich, die leicht über dem Wert der Region und des Landes liegt (Kreis Herford: 21.154 EUR je Einwohner; OWL: 20.524 EUR, NRW 20.056 EUR).

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Kontakt

Bundesagentur für Arbeit Agentur für Arbeit Herford

Hansastraße 33 32049 Herford

Andreas Feuchert Teamleiter Arbeitsvermittlung in der GSt. Minden / Migrationsbeauftragter der Agentur für Arbeit Herford  0571 / 8867-106  [email protected] www.arbeitsagentur.de

Jobcenter Herford Hansastraße 33 32049 Herford

Anette Kuhn Koordinierungsstelle Arbeit und Spracherwerb Migrationsbeauftragte Team Arbeitsmarktstrategie/Eingliederungsleistungen – 718  05221 / 985 835  [email protected] www.jobcenter-herford.de

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3.4 BILDUNGSLANDSCHAFT IM KREIS HERFORD

Bildung gilt als Schlüssel für eine selbstbestimmte Lebensführung, soziale und berufliche Integration und gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte. Gut aufeinander abgestimmte und bedarfsgerechte Bildungsangebote sind somit eine wichtige Grundlage für eine gelingende Integration von Migrantinnen und Migranten. Umgekehrt beinhaltet Integrationsarbeit auch immer die Initiierung und Unterstützung von Bildungsprozessen.

Der Kreis Herford arbeitet bereits seit mehreren Jahren in enger Kooperation mit der Bezirksregierung, den Städten und Gemeinden sowie den Schulen im Kreisgebiet an der Verbesserung der Bildungs- und Ausbildungschancen für junge Menschen im Kreis.

Das Bildungsbüro dient dabei als Geschäftsstelle für die Bildungsregion – es ist beim Kreis Herford im Amt für Schule, Kultur und Sport angesiedelt und steht allen internen und externen Partnern als zentrale Kontakt- und Anlaufstelle zur Verfügung. Das Bildungsbüro übernimmt eine koordinierende und moderierende Funktion innerhalb des Bildungsnetzwerks. Es versteht sich als Impulsgeber für Entwicklungen und übernimmt – neben vielen anderen Institutionen – die Bearbeitung von Themen im Bereich Bildung und Ausbildung.

Grundlage für die Arbeit des Bildungsbüros ist der im Jahr 2008 abgeschlossene Kooperationsvertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Ministerium für Schule und Weiterbildung und dem Kreis Herford zum Aufbau bzw. zur Weiterentwicklung eines regionalen Bildungsnetzwerkes.

In der Kooperationsvereinbarung werden unter anderen mögliche inhaltliche Schwerpunkte benannt. Diese wurden unter Beteiligung der Gremien der Bildungsregion im Kreis Herford konkretisiert und in der Folge mit Zielen hinterlegt. Eine Übersicht der insgesamt sechs Schwerpunktthemen bietet die folgende Abbildung.

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Bildungsmanagement (Geschäftsstelle)

Bildungsbiographische Schwerpunktthemen inkl. Übergangsmanagement

Frühe Bildung Mittlere Bildung Berufliche Bildung KITA - GS GS - SEK I / SEK I - SEK II Schule - Ausbildung / Studium

Bildungsberatung Bildungsplanung

Qualitätsentwicklung inkl. Kompetenzentwicklung Unterrichtsentwicklung Sprache, MINT, kulturelle Bildung, Gesundheit

Zusammenarbeit mit außerschulischen Systemen

Um eine kontinuierliche Beteiligung aller relevanten Akteure sicherzustellen, sind in der Kooperationsvereinbarung verbindliche Kommunikations- und Kooperationsstrukturen festgeschrieben. Die wichtigsten Gremien bilden die Bildungskonferenz, der Lenkungskreis und das regionale Leitungsteam. Hinzu kommen gesetzte Arbeitskreise für die Zielgruppe der Schulaufsichten und Schulformen, für Leitungskräfte aus Schule und Kindertageseinrichtung sowie für die Schulträger der einzelnen Städte und Gemeinden im Kreis Herford (siehe Abbildung).

Aufgrund der vielfältigen inhaltlichen und thematischen Schnittstellen zwischen dem Bildungsbüro und dem Kommunalen Integrationszentrum ist eine enge Kooperation beider Einrichtungen sinnvoll. Diese besteht bereits im Bereich der Sprachförderung, der 47 schulischen Ausbildung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte sowie im Übergang von der Kita in die Grundschule und von der Schule in den Beruf bzw. Studium.

Zur regelmäßigen Abstimmung und Absicherung der Kooperation wurde von daher eine gegenseitige Beteiligung in den vorhandenen Gremien beider Fachbereiche vereinbart.

Kontakt

Kreis Herford Amt für Schule, Sport und Kultur Geschäftsstelle Bildungsbüro Amtshausstraße 3 32051 Herford

Christina Altenbernd  05221 / 13-1474  [email protected] https://www.kreis-herford.de/LEBEN/Schule-besuchen-aus-und-weiterbilden/Regionale- Bildungsregion-Netzwerke-und-Schulen

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4 STRUKTUREN UND NETZWERKE DER INTEGRATIONSPOLITIK IM KREIS HERFORD

4.1 STEUERUNG DER KOMMUNALEN INTEGRATIONSPOLITIK

Die Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen bestimmt in Paragraf 27 – Politische Teilhabe von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, dass in Gemeinden in der mindestens 5000 ausländischen Einwohnerinnen und Einwohner ihre Hauptwohnung haben, ein Integrationsrat zu bilden ist. In Gemeinden mit mindestens 2000 ausländischen Einwohnerinnen und Einwohnern ist dies auf Antrag von mindestens 200 wahlberechtigten nichtdeutschen Personen gemäß Absatz 3 Satz 1 zu beantragen. In den übrigen Gemeinden ist die Bildung eines Integrationsrates freiwillig.

Im Kreis Herford verfügen die Städte Herford und Bünde sowie die Gemeinde Hiddenhausen über einen Integrationsrat. In der Stadt Löhne werden die Interessen und Belange der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte durch den Migrationsbeirat vertreten. In der Kreisverwaltung Herford ist der Integrations- und Gleichstellungsausschuss zuständig.

4.1.1 Integrations- und Gleichstellungsausschuss des Kreis Herford

Seit November 2009 gibt es den Integrations- und Gleichstellungsausschuss des Kreises Herford. Es handelt sich um einen freiwilligen Ausschuss mit 18 Mitgliedern.

Der Integrations- und Gleichstellungsausschuss ist der federführende Fachausschuss für das Kommunale Integrationszentrum und die Gleichstellungsstelle. Er befasst sich beim Thema „Integration“ unter anderem mit der Flüchtlingsarbeit, der frühkindlichen Bildung, Schule, Arbeitsmarkt und Integrationshilfestellungen im Alltag.

Die Ausschussmitglieder werden durch kontinuierlichen Input von Expertinnen und Experten in Form von kurzen Vorträgen über die Lage im Kreis Herford im Bereich Integration und Gleichstellung informiert. Eine Aussprache darüber findet statt und damit verbunden auch eventuelle Handlungsempfehlungen an die Verwaltung. Der Ausschuss tagt drei bis vier Mal im Jahr. Daneben sind die Bildungsthemen im Fachausschuss „Schule und Kultur“ politisch verankert.

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Kontakt

Kreis Herford Geschäftsstelle des Integrations- und Gleichstellungsausschusses Kommunales Integrationszentrum Kreis Herford Amtshausstraße 3

32051 Herford

 05221 / 13-1123  [email protected] http://www.kreis-herford.de

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4.1.2 Integrationsrat der Stadt Herford

Der Integrationsrat der Hansestadt Herford ist ein unabhängiger, demokratisch gewählter Ausschuss zur Förderung der Integration von Zuwandererinnen und Zuwanderern. Der Integrationsrat ist die politische Vertretung aller Migrantinnen und Migranten und vertritt deren Interessen. Er tagt öffentlich vier Mal im Jahr im Rathaus der Hansestadt Herford.

Die Amtszeit der gewählten Mitglieder beträgt fünf Jahre. Er besteht aus fünf Ratsmitgliedern und zehn von den Migrantinnen und Migranten direkt gewählten Vertreterinnen und Vertretern. Durch diese Zusammensetzung ist eine enge Zusammenarbeit mit der Herforder Kommunalpolitik gewährleistet.

Grundsätzlich kann er über alle Themen der Stadt beraten. Durch die Entsendung von Mitgliedern in diverse Ausschüsse ist ein Transfer von Informationen möglich und die Einflussnahme auf verschiedene Themen gewährleistet.

Der Rat oder ein Ausschuss ist verpflichtet, sich mit Stellungnahmen und Anregungen des Integrationsrates zu befassen. Gleichzeitig eröffnet er Migrantinnen und Migranten die Möglichkeit, selbst aktiv an der Gestaltung ihrer Wahlheimat mitzuwirken. Für die Erledigung seiner Arbeit erhält er die erforderlichen finanziellen Mittel und kann in einem bestimmten Rahmen über diese Haushaltsmittel frei verfügen.

Der Integrationsrat nimmt folgende Aufgaben wahr:er stellt Anträge, gibt Anregungen und macht Vorschläge zur Verbesserung des Zusammenlebens von Menschen aller Kulturen

 er arbeitet an der inhaltlichen Umsetzung des Integrationskonzeptes der Hansestadt Herford, zum Beispiel Förderung des interkulturellen/-religiösen Dialogs

 er ist durch die Vorsitzenden im Landesintegrationsrat Nordrhein-Westfalen vertreten und wirkt dort an Entscheidungen mit

 er arbeitet im Netzwerk der Integrationsräte / -ausschüsse in Ostwestfalen-Lippe mit

 er kooperiert mit den Integrationsagenturen der freien Träger (Diakonisches Werk, Caritasverband, Arbeiterwohlfahrt und Deutsches Rotes Kreuz) und dem Netzwerk für Integration & Vielfalt im Kreis Herford, er führt Veranstaltungen anlässlich der jährlich stattfindenden bundesweiten „Interkulturellen Woche“ in Herford durch.

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Ziele:

 Gleichberechtigtes Zusammenleben von Deutschen und Nichtdeutschen

 Interkulturelle Öffnung der Verwaltung und Vermittlung interkultureller Kompetenz

 Maßnahmen gegen Diskriminierung und Gewalt

 Finanzielle Förderung von Integrationsprojekten auf der Grundlage von Richtlinien, die vom Rat beschlossen werden

 Verbesserung der Gesundheits- und Wohnsituation der Migrantinnen und Migranten

 Verbesserung der Bildungserfolge von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte

Kontakt Hansestadt Herford Geschäftsstelle des Integrationsrates Rathausplatz 1 32052 Herford

Stephanie Werblow  05221 / 189-285 und 189-268  [email protected] http://www.herford.de/ und http://www.herford.de/integrationsrat

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4.1.3 Integrationsrat der Stadt Bünde

Die Stadt Bünde hat in ihrer Hauptsatzung festgelegt, dass ein Integrationsrat eingerichtet wird. Als kommunales Fachgremium zur Förderung der Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besteht er aus neun Ratsmitgliedern und zehn von den Migrantinnen und Migranten gewählten Vertreterinnen und Vertreter. Der Integrationsrat setzt sich für die gesellschaftliche Partizipation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ein. Er fördert das gleichberechtigte Zusammenleben von Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte sowie Toleranz, Akzeptanz und Respekt auf allen Ebenen des politischen und gesellschaftlichen Lebens. Darüber hinaus wendet er sich gegen Diskriminierung und gesellschaftspolitische Benachteiligung von Minderheiten. Die Mitglieder des Integrationsrates beschäftigen sich u.a. mit den Themenblöcken:

 Sprachförderung

 interkulturelle Arbeit in Kindertagesstätten und Schulen

 Verbesserung der Ausbildungssituation von Migrantinnen und Migranten

 Förderung von Integrationsprojekten und interkulturellen Zentren

Die demografischen Prognosen zeigen seit Jahren, dass Deutschland ethnisch sowie kulturell heterogener und gleichzeitig auch älter wird. Von diesen Entwicklungen betroffen sind die sozialen Sicherungssysteme, die Pflege von älteren Menschen und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Ausschlaggebend für ein erfolgreiches Meistern dieser Herausforderungen ist der soziale und kulturelle Zusammenhalt der Gesellschaft. Aus diesem Grund spielt die Frage, wie Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zusammenleben, eine bedeutende Rolle.

Die Stadt Bünde und der Integrationsrat haben erkannt, dass ein friedliches und auf Toleranz basiertes Zusammenleben von Bünderinnen und Bündern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte essentiell bedeutsam für eine erfolgreiche Zukunft der Stadt ist.

Bereits im Jahr 2006 wurden erste Ideen für eine verbesserte Integrationsarbeit im Rahmen einer Bildungskonferenz gesammelt. Initiiert wurde die Konferenz damals vom Ausländerbeirat und der Stadt Bünde.

Im Jahr 2011 griff der damalige Integrationsausschuss die gesammelten Ansätze wieder auf und beschloss, mit Mitteln der KOMM-IN-Förderung, ein Integrationskonzept zu erstellen. Dieses Konzept wurde noch im gleichen Jahr mit dem Institut für interkulturelles Management- und Politikberatung aus Düsseldorf und der Beteiligung der Bünder Bürgerinnen und Bürgern mit und ohne Migrationshintergrund erstellt. Seitdem hilft es als „Fahrplan“, die Integrationsarbeit in Bünde zu strukturieren.

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Bezugnehmend auf die Entwicklung der Flüchtlingsbewegung in den Jahren ab 2014 stellte der Integrationsrat in seiner Sitzung vom 30.01.2017 fest, dass die im Integrationskonzept erarbeiteten Handlungsfelder auch auf die fluchtbedingte Migration Anwendung finden. Das Konzept bewähre sich damit auch aktuell.

Unter www.buende.de steht das Integrationskonzept als Download sowie ein Integrationswegweiser in drei Sprachen zur Verfügung.

Kontakt Stadt Bünde Geschäftsstelle des Integrationsrates Bahnhofstraße 13 + 15 32257 Bünde

Stefan Bohnhorst  05223 / 161-398  [email protected] http://www.buende.de/

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4.1.4 Integrationsrat der Gemeinde Hiddenhausen

Mit Ratsbeschluss vom 25.09.2014 wird die freiwillige Bildung eines Integrationsrates für die Gemeinde Hiddenhausen nach §27, Abs. 1, S. 3 Gemeindeordnung NRW, eingeleitet. Nach der Satzung des Integrationsrates der Gemeinde Hiddenhausen vom 24.09.2015 setzt sich der Integrationsrat aus acht von Migrantinnen und Migranten gewählten Vertreterinnen und Vertretern sowie vier Ratsmitgliedern der Gemeinde zusammen. Der Integrationsrat ist die Interessenvertretung der nichtdeutschen Einwohnerinnen und Einwohner sowie Personen mit Migrationshintergrund der Gemeinde Hiddenhausen und wirkt an kommunalen Willensbildungsprozessen mit. Er stimmt sich mit dem Rat über Themen und Aufgaben der Integration in der Gemeinde ab, kann Anträge an Ausschüsse und im Rat stellen, Stellungnahmen abgegeben und Anfragen an die Verwaltung stellen.

Der Integrationsrat tagt vier Mal im Jahr. Die konstituierende Sitzung hat am 25.01.2016 stattgefunden.

Seitdem hat sich der Integrationsrat mit einer Reihe von Themen die das Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten in der Gemeinde betreffen, beschäftigt, hat Aktionen zum kulturellen Austausch initiiert und gefördert und vielfältige Anregungen für die interkulturelle Netzwerkarbeit gegeben.

Kontakt Gemeinde Hiddenhausen Geschäftsstelle des Integrationsrates Rathausstraße 1

32120 Hiddenhausen

Gisela Hering-Bejaoui  05221/964-324  [email protected] https://www.hiddenhausen.de/

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4.1.5 Migrationsbeirat der Stadt Löhne

Der Migrationsbeirat ist ein Gremium, das die Interessen und Belange der im Gebiet der Stadt Löhne lebenden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vertritt. Der Migrationsbeirat unterrichtet die Öffentlichkeit über Anliegen, Probleme und Fragen von Migrantinnen und Migranten. Er nimmt Anregungen aus der Löhner Bevölkerung entgegen und greift diese in seiner Arbeit auf.

Im Rahmen dieser Aufgaben wird er vom Rat, seinen Ausschüssen und von der Verwaltung über alle Vorhaben, die den Interessenbereich der Migrantinnen und Migranten berühren, informiert. Er hat das Recht, Anträge, Empfehlungen und Stellungnahmen in den Rat und in seine Ausschüsse einzubringen.

Der Migrationsbeirat unterstützt die Entwicklung und Durchführung von Konzepten und Projekten im Bereich der Integration von Migrantinnen und Migranten.

Kontakt Stadt Löhne Geschäftsstelle des Migrationsbeirates Oeynhausener Str. 41 32584 Löhne

Ilknur Güler  05732/ 100-289  [email protected] http://www.loehne.de/

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4.2 MIGRATIONSFACHDIENSTE DER FREIEN TRÄGER IM KREIS HERFORD

Die Migrationsfachdienste der freien Wohlfahrtspflege fördern durch ihre Arbeit das Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern im Kreis Herford. Dabei verstehen wir Zuwanderung als kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereicherung. In der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation stellt Zuwanderung eine große Herausforderung für die Gesamtgesellschaft, wie auch für ankommende Menschen dar. Viele Menschen sind aufgrund der fortschreitenden Globalisierung und der erhöhten Zuwanderung verunsichert. Vertraute Werte und Normen befinden sich im Wandel. Die Sorgen und Befürchtungen der Bevölkerung werden teilweise von Populisten für ihre menschenverachtende Hetze genutzt.

Mit dem Wissen um diese Herausforderungen fördern und unterstützen die Wohlfahrtsverbände Bedingungen für eine gleichberechtigte Teilhabe und ein friedliches Zusammenleben aller Menschen im Kreis Herford. Wir wollen das Miteinander fördern, Begegnungsräume schaffen und bestehende Strukturen und Angebote für alle Menschen erlebbar machen. Wir verstehen das vorliegende Integrationskonzept als einen fortlaufenden Prozess, da sich auch die Herausforderungen an die Integrationsangebote stetig verändern. Gesetzliche Änderungen und unterschiedliche Zuwanderungsgruppen fordern eine stete Veränderung von Schwerpunkten und eine kontinuierliche Überprüfung und Fortschreibung der gesteckten Ziele zur gleichberichtigten Teilhabe aller Menschen. Seit vielen Jahren sind die Migrationsfachdienste der freien Wohlfahrtspflege zu einem Arbeitskreis vernetzt. Die Beratungsstellen folgender Verbände sind vertreten:

 die Arbeiterwohlfahrt (AWO)

 der Caritasverband für die Stadt und den Kreis Herford e. V. (CV)

 das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenkreis Herford e.V. (DW) sowie das

 Deutsche Rote Kreuz Kreisverband Herford Stadt e.V. (DRK)

Inhalte des Arbeitskreises Migrationsfachdienste sind insbesondere der Austausch über die praktische Arbeit vor Ort, über neue Gesetze und deren Umsetzung sowie über Mitteilungen aus anderen Institutionen und Ämtern. Darüber hinaus werden Referate über aktuelle Themen gehalten.

Die Migrationsfachdienste im Kreis Herford werden durch Mittel des Bundes und des Landes NRW finanziell gefördert. Die Verbände erweitern Ihre Angebote zusätzlich aus Eigenmitteln.

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Durch die vielfältigen Angebote der Wohlfahrtsverbände können Ratsuchende frei wählen, welche Beratungsangebote sie nutzen möchten.

4.2.1 Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (AWO, CV, DW, DRK)

Das Bundesprogramm Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) gibt folgende Aufgaben und Zuständigkeiten vor:

 bedarfsorientierte Einzelfallbegleitung von erwachsenen Zugewanderten mit dem Verfahren des Case Managements

 sozialpädagogische Begleitung von Teilnehmenden vor, während und nach dem Integrationskurs

 aktive Mitarbeit in kommunalen Netzwerken

 Mitwirkung bei der interkulturellen Öffnung/Vernetzung anderer Regeldienste und Verwaltungsbehörden

Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) begleitet den Integrationsprozess von zugewanderten Menschen. Durch eine individuelle Einzelfallbegleitung werden die Potenziale der Zugewanderten ermittelt und daraufhin passende Unterstützungsmaßnahmen zusammengestellt und in einem Förderplan festgeschrieben.Die Ziele der Migrationsberatung sind: Zugewanderte möglichst schnell in die Lage zu versetzen, ihre Lebenssituation in Deutschland eigenständig zu regeln und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Die Zugewanderten erhalten individuelle Unterstützung in allen Anliegen, die mit ihrer Eingliederung in Zusammenhang stehen. Des Weiteren erhalten sie Informationen über die Beratungsangebote in der Region oder werden an diese Dienste weitervermittelt. Die Arbeit der MBE wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gefördert.

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4.2.2 Jugendmigrationsdienst

Der Jugendmigrationsdienst (JMD) im Kreis

Herford hat folgende Aufgaben:

 Verbesserung der Integrationschancen durch sprachliche, schulische, soziale Integration von jugendlichen Migrantinnen und Migranten

 Förderung der Partizipation von jungen Migrantinnen und Migranten in allen Bereichen des sozialen, kulturellen und politischen Lebens

 Sozialpädagogische Begleitung vor, während und nach den Integrationskursen

 Erarbeitung eines individuellen Förderplanes im Sinne des Case-Managements

 Netzwerk- und Sozialraumarbeit

 Initiierung und Begleitung der interkulturellen Öffnung von Diensten und Einrichtungen

Der Jugendmigrationsdienst im Kreis Herford ist zuständig für zugewanderte Menschen im Alter von 12 - 27 Jahren und deren Familien, die ihren Wohnsitz im Kreis Herford haben. Der JMD unterstützt sie mit individuellen Angeboten und durch professionelle Begleitung bei ihrem Integrationsprozess im neuen Lebensumfeld. Durch Projekte (z.B. Fahrradwerkstatt, Projektreihe zum Thema Wertevermittlung) fördert der JMD Selbstwirksamkeitserfahrungen und das demokratische Verständnis von jugendlichen Migrantinnen und Migranten. Die Aufgaben des JMD werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziell gefördert.

4.2.3 Integrationsagenturen (AWO, CV, DW, DRK)

Die migrationspolitischen Maßnahmen der Integrationsagenturen umfassen sowohl die nachholende Integration von bereits länger in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund als auch Angebote zur chancengleichen Teilhabe und Partizipation von geflüchteten und neu zugewanderten Personen. Integrationsagenturen erkennen Integrationschancen und -probleme und suchen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den freien und öffentlichen Trägern, Kommunen, Migrantenorganisationen und weiteren Akteuren nach Unterstützungen und Lösungen. Sie regen auf struktureller Ebene Beiträge für eine wirksame Integration vor Ort an und führen die Akteure, Einrichtungen, Dienste und Institutionen zusammen.

Durch die Integrationsagenturen werden Beiträge für eine wirksame und nachhaltige Integration vor Ort angeregt, ein Bewusstsein für Integrationsaufgaben geschaffen, Potentiale aktiviert und konkrete Angebote, die zu einer gleichberechtigten gesellschaftlichen

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Teilhabe führen, geplant und realisiert. Beispiele für die Angebote der Integrationsagenturen sind: Interkulturelle Gärten in Löhne und Herford, verschiedene Sport-, Sprach- und kunsttherapeutische Angebote, Fahrrad- und Schwimmkurse. Weitere Schwerpunkte der Arbeit sind Angebote im Bereich der Interkulturellen Öffnung von Regeldiensten, bedarfs- und sozialraumorientierte Angebote für Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte sowie die Gewinnung und Einbindung von Ehrenamtlichen.

Für Fragen und Beratungsbedarfe zu Rassismus und Diskriminierung sowie Angebote zur Antidiskriminierungsarbeit steht die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit der AWO in Gütersloh mit Zuständigkeit auch für den Kreis Herford als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Sowohl die Integrationsagenturen als auch die Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit werden vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW (MKFFI NRW) finanziert.

4.2.4 NRW Landesprogramm „Soziale Beratung von Flüchtlingen“

Im Rahmen des NRW Landesprogramms werden im Kreis Herford die verschiedenen Angebote durch die Träger der Freien Wohlfahrtspflege vorgehalten.

4.2.4.1 Asylverfahrensberatung in der ZUE Herford (AWO, DW)

In der Zentralen Unterbringungs-Einrichtung (ZUE) Herford wird ausschließlich für Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung eine Asylverfahrensberatung zur Begleitung im gesamten verfahrensrechtlichen Prozess während des Aufenthaltes in der ZUE angeboten.

Die Asylverfahrensberatung bietet:

 Beratung über ihre Rechte und Pflichten in der Phase der Aufnahme,

 Orientierung über das Aufnahmeverfahren,

 Unterstützung beim Kontakt mit zuständigen Behörden und bei der Vorbereitung auf bevorstehende Anhörungen,

 Hilfe bei Fragen zu Gesundheit, Bildung, Finanzen und Unterbringung,

 Vermittlung zu anderen (lokalen) Beratungsstellen und Ansprechpersonen,

 Hilfe für einen möglichst reibungslosen Übergang in die Kommunen.

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4.2.4.2 Dezentrale Beschwerdestelle in der ZUE Herford (AWO)

Die Dezentrale Beschwerdestelle ist ein Angebot ausschließlich für die Bewohnerinnen und Bewohner der Landesunterkünfte in NRW.

Es werden Beschwerden der Bewohnerinnen und Bewohner z. B. zur Unterbringung, zur gesundheitlichen Versorgung, zum Umgang in der Einrichtung, zum Essen usw. von der Dezentralen Beschwerdestelle angenommen und an die entsprechenden Partner in der ZUE oder z. B. bei Beschwerden zur Anhörung, zur Zuweisung usw. auch an externe Ansprechpersonen zur Lösungsfindung weitergeleitet.

Die Dezentrale Beschwerdestelle steht bei Fragen der Lösungsfindung auch als Ansprechpartnerin zur Verfügung, ist aber nicht verantwortlich. Die Beschwerden können bei der Dezentralen Beschwerdestelle von den Bewohnerinnen und Bewohnern anonym in einem Briefkasten oder persönlich in offenen Sprechstunden oder nach Terminvereinbarung abgegeben werden.

Die Dezentrale Beschwerdestelle arbeitet wie alle Angebote im Rahmen des NRW- Landesprogramms unabhängig und parteilich für die geflüchteten Menschen.

Ziel der Dezentralen Beschwerdestelle ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern zuzuhören, evtl. Missstände bei der Unterbringung von geflüchteten Menschen in Landesliegenschaften zu vermeiden oder aufzudecken bzw. Verbesserungspotentiale aufzudecken und bei der Umsetzung behilflich zu sein.

4.2.4.3 Regionale Beratung von geflüchteten Menschen (AWO, CV, DW)

Die soziale Beratung für Menschen mit Fluchtgeschichte im Kreis Herford richtet sich mit ihrem Angebot an Menschen mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus. Das sind zum Beispiel Personen mit humanitärem Aufenthalt, mit einer Aufenthaltsgestattung sowie an geduldete Personen.

Aus der Heimat vor Krieg und Verfolgung, Hunger und Armut, Gewalt und Folter geflohene und dem Kreis Herford zugewiesene Menschen stehen vor vielfältigen Problemen und Hürden beim Ankommen im Kreis Herford. Die Angebote (Beratung, Gruppenangebote, Informationsveranstaltungen, Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen usw.) sind unabhängige Angebote und damit parteilich für die geflüchteten Menschen.

Die Angebote der „Regionalen Beratung geflüchteter Menschen“ verfolgt das Ziel des Empowerment-Ansatzes und versucht Hilfe und Unterstützung anzubieten die zur Selbsthilfe führt.

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Insbesondere in folgenden Themenbereichen wird den Ratsuchenden kompetente Beratung und Unterstützung angeboten:

 Asyl-/Aufenthaltsrecht

 Familienzusammenführung und Familiennachzug

 Vermittlung in Deutschkurse

 Ausbildung und Arbeit

 Sicherung des Lebensunterhalts

 Wohnen und Freizeitgestaltung

 Gesundheitsversorgung

 Umgang mit Ämtern und Behörden

 Aus- und Fortbildung

 Erziehung

4.2.4.4 Ausreise- und Perspektivberatung (DRK)

Die Ausreise- und Perspektivberatung im Kreis Herford ist eine Anlaufstelle für geflüchtete Personen, die aus unterschiedlichsten Gründen in ihr Heimatland zurückkehren möchten. Die Beratung bietet unter anderem folgendes an:

 Ausreise- und Perspektivberatung sowie konkrete Hilfestellungen bei Weiterwanderungs- und Rückkehrabsichten

 Informationsvermittlung zu Programmen der Rückkehr- und Reintegrationsförderung, insbesondere von Bund und Land

 Vermittlung von Kontakten zu sozialen Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen in den Herkunftsländern beziehungsweise in den Drittstaaten.

Die Ausreise- und Perspektivberatung unterstützt Ratsuchende mit einer individuellen, umfassenden und qualifizierten Beratung zu allen Fragen, die im Zusammenhang mit der Rückkehr und Reintegration in ihr Heimatland stehen. Die Beratung ist freiwillig und ergebnisoffen, was bedeutet, dass die Betroffenen ihre Optionen realistisch in der Ausreise- und Perspektivberatung besprechen und aufgrund der gewonnenen Informationen eine eigenständige Entscheidung treffen können. Es wird gemeinsam mit den Ratsuchenden überlegt, welche Entscheidung die bessere Alternative ist, welche Perspektiven sich in Deutschland bieten und wie die Möglichkeiten in dem Heimatland sind. Die Ausreise- und Perspektivberatung arbeitet eng mit den Hilfsorganisationen in den Heimatländern zusammen, so dass auch eine Hilfestellung vor Ort gewährleistet ist. Sollten die Personen sich für eine freiwillige Rückkehr entscheiden, übernimmt die Ausreise- und Perspektivberatung die Organisation der Ausreise, unterstützt bei Behördengängen, bei der Beschaffung der nötigen Reisedokumente und der erforderlichen Flug- und Bahntickets.

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Kontakte AWO Fachdienste für Migration und Integration (FMI) Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, Soziale Beratung von geflüchteten Menschen, Integrationsagentur,

Asylverfahrensberatung, Dezentrales Beschwerdemanagement Königstraße 15a 32584 Löhne

Iris Wolter  05732 / 9052-11  [email protected] http://www.awo-fachdienste-migration.de/

Caritasverband für die Stadt und den Kreis Herford e.V. Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, Integrationsagentur, Soziale Beratung von Menschen mit Fluchtgeschichte Clarenstraße 24 32052 Herford

Regina Hibbeln  05221 / 167351  [email protected] https://www.caritas-herford.de/beraten-und-begleiten/zuwanderer/

Deutsches Rotes Kreuz KV Herford-Stadt e.V. Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, Integrationsagentur, Ausreise- und Perspektivberatung Wittekindstraße 21 32051 Herford

Maryam Naggar  05221 / 1789824  [email protected] http://www.drk-herford.de/

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Diakonisches Werk im ev. Kirchenkreis Herford e.V. Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, Jugendmigrationsdienst, Integrationsagentur, Soziale Beratung von Menschen mit Fluchtgeschichte, Asylverfahrensberatung Auf der Freiheit 25 32052 Herford

Fabian Drosselmeier  05221 / 5998-70  [email protected] https://diakonie-herford.de/?page_id=419

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4.3 DAS KOMMUNALE INTEGRATIONSZENTRUM

Zum 01. Januar 2012 trat das Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration in Nordrhein-Westfalen (Teilhabe- und Integrationsgesetz; TIntG NW) in Kraft. Mit diesem Gesetz verfolgt das Land das Ziel, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte durch verschiedenste Unterstützungsleistungen die Integration in die hiesige Gesellschaft zu erleichtern.

Gleichzeitig soll in der Gesellschaft die Toleranz gegenüber anderen Kulturen gefördert werden. Bezogen auf die kommunale Ebene fördert das Land gem. § 7 Abs. 1 TIntG NW Kommunale Integrationszentren. Über dieses Förderangebot sollen die Kreise und kreisfreien Städte unterstützt werden, die Querschnittsaufgabe „Integration“ effizient und effektiv wahrzunehmen. Die Kommunalen Integrationszentren sollen Transparenz über Angebot und Nachfrage schaffen, Kooperationen und Vernetzungen fördern und als zentrales Handlungsfeld den Bereich Integration durch Bildung sowie Integration als Querschnitt stärken.

Dabei sollen durch die Kommunalen Integrationszentren folgende Themen schwerpunktmäßig besetzt werden:

 Verbesserung der Bildungschancen von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte durch Unterstützung von Angeboten im Elementarbereich, in der Schule und im Übergang Schule-Beruf

 Koordinierung der auf die Integration und das Zusammenleben in Vielfalt bezogenen Aktivitäten und Angebote der kommunalen Ämter und Einrichtungen sowie der freien Träger.

Zielgruppen der kommunalen Integrationszentren sind Einrichtungen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, Migrantenvereine und -organisationen, Verwaltungen und weitere Akteure der kommunalen Integrationsarbeit.

Die Einrichtung eines Kommunalen Integrationszentrums für den Kreis Herford wurde im Kreistag am 13.12.2013 beschlossen. Aufgrund der bisherigen Entwicklungen gab es im Kreis Herford gute Startbedingungen für die Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums. So bestanden und bestehen weiterhin beispielsweise kreisweit agierende Netzwerke:

Vor 10 Jahren ist im Bereich Integration „widunetz – Netzwerk für Integration & Vielfalt im Kreis Herford“ entstanden. Darüber hinaus ist durch die im vorherigen Kapitel bereits beschriebene Kooperationsvereinbarung mit dem Land NRW ein regionales Bildungsnetzwerk aufgebaut worden. Beide Netzwerke verfolgen gemeinsame Ziele und sind damit ein gutes Beispiel für Integration als Querschnittsaufgabe und Integration durch

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Bildung. Der Mehrwert ergibt sich unter anderem aus der Verknüpfung dieser beiden Stränge und Netzwerke. Es können Doppelstrukturen vermieden und Ressourcen durch eine Bündelung bzw. durch eine Abstimmung effizient eingesetzt werden.

Auf Landesebene bilden alle geförderten Kommunalen Integrationszentren einen Zusammenschluss. Die Landesweite Koordinierungsstelle (LaKI), mit ihrem Sitz bei der Bezirksregierung Arnsberg, unterstützt den Auf- und Ausbau des Verbundes. Kernaufgaben der Koordinierungsstelle sind unter anderem die Zusammenarbeit mit dem Land bei Konzeption, Umsetzung, Programm-Controlling und Evaluation der Arbeit der Kommunalen Integrationszentren. Die Teilnahme am Förderprogrammcontrolling ist für jedes Kommunale Integrationszentrum im Zuwendungsbescheid festgelegt.

4.3.1 Aufgabenschwerpunkte des Kommunalen Integrationszentrums (KI)

Die Kommunalen Integrationszentren haben vorrangig den Auftrag, durch Koordinierungs-, Beratungs- und Unterstützungsleistungen Einrichtungen des Regelsystems in der Kommune im Hinblick auf die Integration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Das gleiche gilt auch für neue Zuwanderungsgruppen.

Die Kommunalen Integrationszentren tragen dazu bei, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Sie orientieren sich an der Bildungskette von der frühen Förderung über den Elementarbereich, die Schule und die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit bis zum Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung, ein Studium oder einen Beruf.

Handlungsfelder der Kommunalen Integrationszentren sind neben Bildung, Erziehung und Betreuung, z.B. Beschäftigung, Kultur, Sport, politische Partizipation, ehrenamtliches Engagement, soziale Arbeit im Bereich Geflüchtete und Neuzuwanderung, Gesundheit sowie die Pflege älterer Menschen.

Kontakt Kreis Herford Kommunales Integrationszentrum Amtshausstraße 3 32051 Herford

Mirjam Bibi  05221 / 13–1120  [email protected] https://www.kreis-herford.de/WIR/Zugewanderte-und-Integration-

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4.4 WIDUNETZ - NETZWERK FÜR INTEGRATION & VIELFALT IM KREIS HERFORD

Auf Initiative der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas und des Diakonischen Werkes wurde das Projekt Migrationsvernetzung im Kreis Herford im Juli 2005 gestartet. Das Projekt wurde durch das Programm „Innovation in der kommunalen Integrationsarbeit“ (KOMM-IN NRW) vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Der Kreis Herford übernahm als Förderungsempfänger die Projektkoordination sowie zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt die Projektleitung.

Ziel des Projektes war es zum einen, Transparenz über die vielfältigen Aktivitäten und Angebote im Bereich Migration und Integration herzustellen, die unterschiedlichen Akteure miteinander bekannt zu machen und zu vernetzen. Außerdem war es das Ziel, wesentliche Problemfelder aus der Lebenswirklichkeit von Migrantinnen und Migranten aufzugreifen, dafür nach generellen und organisationsübergreifenden Lösungsmöglichkeiten zu suchen und einzelne strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Integration und Alltagswelt von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte umzusetzen. Am 27. Februar 2008 wurde eine gemeinsame Vereinbarung durch alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Kreises Herford, der damaligen Landrätin des Kreises Herford, dem Vorsitzenden des Bezirksverbandes der AWO Ostwestfalen-Lippe e.V., der Geschäftsführerin des Caritasverbandes, dem Kreisgeschäftsführer des DRK Kreisverbandes Herford-Stadt e.V., dem Geschäftsführer der Diakonie und dem Vorsitzenden des Fachforums Migration unterzeichnet. Ziele des Netzwerks waren von Beginn an und sind es bis heute:

 Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Migration und Integration

 Gegenseitige Information (Transparenz)

 Pflege gegenseitiger Kontakte und Verbindungen (Vernetzung)

 Gegenseitige Unterstützung im Rahmen der eigenen rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten

 Verabredungen und koordinierte Durchführung gemeinsamer Projekte

 Erschließung von Fördermöglichkeiten

Durch das Netzwerk wurde eine kommunen- und trägerübergreifende Zusammenarbeit geschaffen, die zu einer Transparenz über Angebote und Maßnahmen vor Ort führt. Außerdem konnte das Wissen um die Akteurinnen und Akteure sowie Ansprechpersonen vor Ort in den Kommunen ausgebaut und der Austausch über aktuelle Fragen, Problemlagen, Bedarfe im Kontext der Migrationsarbeit im Kreis Herford angeregt werden. Die Vorteile, die durch das Netzwerk entstehen sind regelmäßige Abstimmungsgespräche, vereinfachter Zugang zu Organisationen und Institutionen, Vermeiden von Doppelstrukturen innerhalb des Kreises Herford, Freiheit der offenen Nach- und Anfrage, Offenheit und Vertrauen, kurze 67

Wege innerhalb der Institutionen, Arbeitserleichterung, unbürokratische Abstimmungen, regelmäßiger Austausch und Informationsweitergabe.

Beispiele für gute Zusammenarbeit, die aus dem Netzwerk entstanden sind, sind der Arbeitskreis der Migrationsfachdienste, der Arbeitskreis Interkulturelle Öffnung, die trägerübergreifende Deutschförderangebote für Geflüchtete, die Interkulturelle Woche im Kreis Herford, das 1. Kommunale Integrationskonzept für den Kreis Herford, die Basisqualifikation für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe, die Sozialraumanalyse der Integrationsagenturen und der Fahrradkurs für Migrantinnen.

Kontakt Kreis Herford Kommunales Integrationszentrum Amtshausstraße 3 32051 Herford

Marie Joёlle Chaput  05221 / 13–1121  [email protected] http://www.widunetz.de/ https://www.kreis-herford.de/WIR/Zugewanderte-und-Integration-/-b-KI-Kommunales- Integrationszentrum-b-/widunetz-Netzwerk-f%C3%BCr-Integration-Vielfalt-im-Kreis- Herford/

4.5 EHRENAMT

Das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe besteht in manchen Kommunen des Kreises Herford seit Jahrzehnten, erlebte den Aufschwung jedoch besonders in den Jahren 2015/2016. Bei dem freiwilligen und unentgeltlichen Engagement für Geflüchtete stehen insbesondere die Förderung der lokalen Integrationsprozesse und die Hilfestellung bei der Bewältigung alltäglicher Barrieren innerhalb eines anderen kulturellen Kontextes im Vordergrund. Dabei handeln die Akteure gemeinwohlorientiert und stellen somit einen unverzichtbaren Baustein der Integration dar. Die Gründe für das Engagement sind vielseitig.

Das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingshilfe im Kreis Herford konzentriert sich seit 2015 auf das „Ankommen“ und die Schaffung einer gesellschaftlichen „Willkommenskultur“. Hierbei wurden bereits erste Hilfestellungen geleistet, wie z.B. die Vermittlung der deutschen Sprache, die Sicherstellung der Mobilität, das Organisieren von Sachspenden und die Begleitung bei Arzt- und Behördengängen. In unterschiedlichen Bereichen, wie z.B. dem organisierten Sport gab es eine große Welle an Solidarität und ehrenamtlichem Engagement. Zudem wurden viele verschiedene Fachstellen in der hauptamtlichen Tätigkeit 68 eingerichtet, die sich explizit mit den Themen Ehrenamt und Geflüchtete beschäftigen. Sie alle fördern das Ehrenamt mit dem Ziel, die Integration von Geflüchteten zu unterstützen. Im Jahr 2018 können ca. 500 Ehrenamtliche und ca. 20 Ehrenamtsinitiativen im Kreis Herford verzeichnet werden. Zu beachten ist, dass es sich hierbei nur um Schätzungen handelt, da nicht alle engagierten Bürgerinnen und Bürger über Initiativen, Kirchengemeinden oder Vereine organisiert sind und z.B. im Sportbereich ehrenamtlich tätig sind, jedoch nicht unbedingt ausschließlich in der Flüchtlingshilfe.

Das Ehrenamt stellt im Kreis Herford eine der wichtigsten Säulen der Integration und des Ankommens dar. Durch das Engagement und den Einsatz zahlreicher Ehrenamtlicher können diverse integrative Aktivitäten stattfinden und bedarfsorientierte Hilfestellungen und Förderungen angeboten werden. Oftmals finden diese Aktivitäten in Austausch- und Begegnungsstätten statt, die auch einen wichtigen Treffpunkt für das lokale Ehrenamt darstellen. In vielen Kommunen wurden hierfür hauptamtliche Ehrenamtskoordinatorinnen und Ehrenamtskoordinatoren eingestellt, die über unterschiedliche Projekte oder die Kommunen gefördert werden. Sie stehen den Ehrenamtlichen vor Ort als Ansprechpersonen zur Verfügung und informieren über Projektförderaufrufe und Informations- und Weiterbildungsangebote. Daneben erfolgt eine allgemeine verwaltungstechnische und sozialpädagogische Unterstützung bei sich ergebenen Fragen und Problemen. Somit ist die Koordination vor Ort auch die Schnittstelle zwischen der Ehrenamtsarbeit und der hauptamtlichen Tätigkeit. Sie fungieren in diesem Zusammenhang unter anderem als Ansprechperson, aber auch als koordinierende Vermittlung z.B. zwischen den Ehrenamtlichen und den Migrationsfachdiensten oder den Behördenmitarbeitenden. Hauptschwerpunkte dieser Arbeit sind die Vernetzung der Ehrenamtlichen untereinander, mit relevanten Institutionen sowie Beratungs-, Unterstützungs- und Freizeitangeboten. Die Hauptamtlichen unterstützen und beraten Ehrenamtliche in ihrem Engagement und helfen darüber hinaus bei der praktischen Umsetzung. Weiterhin gehören die Organisation von Informationsveranstaltungen, offenen Treffs und Gruppenaktivitäten zum Aufgabenbereich. Kurz gesagt sie fungieren als Bindeglied zwischen den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, den Geflüchteten, den Ehrenamtlichen und anderen relevanten Institutionen.

Um den Ehrenamtskoordinatorinnen und Koordinatoren der einzelnen Kommunen Raum für einen Austausch zu bieten und gegebenenfalls gemeinsame Projekte zu planen, wurde im Dezember 2016 der Arbeitskreis Ehrenamtskoordination gegründet. Koordiniert wird dieser vom Kommunalen Integrationszentrum. In regelmäßigen Abständen fanden bis jetzt fünf Treffen statt, in denen aktuelle Themen das Ehrenamt betreffend erörtert und Probleme diskutiert wurden. Neben den Vertretungen aus den Kommunen nehmen auch Personen teil, die mit der ehrenamtlichen Arbeit in Kirchenkreisen und dem Sportbereich vertraut sind.

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Eine weitere Unterstützung erfolgt durch das Landesförderprogramm KOMM-AN NRW. Für die Jahre 2016, 2017 und 2018 stellte die Landesregierung Nordrhein-Westfalen dieses Programm auf, mit dem Ziel, die Integration von Geflüchteten und Neuzugewanderten zu fördern und das ehrenamtliche Engagement in diesem Bereich zu stärken und zu begleiten. Neben der Stärkung der Kommunalen Integrationszentren und der Integrationsagenturen, wurden bedarfsorientierte Maßnahmen vor Ort gefördert. Somit konnten Mittel durch das Kommunale Integrationszentrum an verschiedene Akteure, Kommunen, Vereine und Organisationen weitergeleitet werden. In diesen Jahren wurde u.a. die Ausstattung von Ankommenstreffpunkten, die Anschaffung von Medien und Mobiliar, die Erstellung von Printmedien, die Qualifizierung von Ehrenamtlichen, die Aufwandspauschale für die Begleitung von Geflüchteten, die Erstellung und Erweiterung der Internetpräsenz, Übersetzungen, die Erstellung und Anschaffung von Informationsmaterialien, das Zusammenkommen von Frauengruppen, Veranstaltungen und Feste der Begegnung, Ausflüge, Deutschkurse, mehrere Fahrradwerkstätten, die Erstellung eines Integrationskonzeptes, Betriebskosten für Ankommenstreffpunkte und Hausaufgabenhilfen gefördert. In Kooperation mit der Gleichstellungsstelle Kreis Herford und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) Kreisverband Herford-Stadt e.V. wurde die Basisqualifikation für Ehrenamtliche entwickelt, welche grundlegendes Wissen zum Thema „Neuzugewanderte“ vermittelt. Die Ausstattung mit Materialien für ehrenamtliche Sprachkurse und die Verteilung der Übersetzungshilfe „tip doc“ an die Rettungskräfte wurden ebenfalls im Rahmen dieses Programms vom Kommunalen Integrationszentrum initiiert.

In diesem Zusammenhang sind einige Projekte besonders hervorzuheben:

 Die Etablierung von Ankommenstreffpunkten wie z.B. das „Haus der Kulturen“ in Enger, das „Café Miteinander“ in Hiddenhausen oder das „Café Mosaik“ in Löhne als Anlaufstelle und Begegnungsstätte

 ehrenamtliche Angebote u.a. in Bünde, die sich explizit an geflüchtete Frauen richten, wie z.B. Sprachkurse mit Kinderbetreuung

 Netzwerktreffen in Vlotho „Integration von Geflüchteten in Vlotho“, bei denen haupt- und ehrenamtliche Akteure gemeinsam über die lokalen Angelegenheiten diskutieren

 Durchführung verschiedener Projekte, z.B. Stadtplan für Geflüchtete, der Stadt Herford mit starker Unterstützung durch den Integrationsrat

Trotz der vielen guten Beispiele herrscht in einigen Bereichen Unterstützungsbedarf. Unterstützung wird weiterhin in der Vernetzung zwischen Haupt- und Ehrenamtsarbeit benötigt. Bestehende Strukturen und Einrichtungen, wie die Ankommenstreffpunkte, sollten weiterhin gefördert werden. Themen, die derzeit sowohl geflüchtete Menschen als auch involvierte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sehr beschäftigen, sind die Suche nach geeignetem Wohnraum für Einzelpersonen und größeren Familien sowie nach Ausbildungs- 70 oder Arbeitsstellen. Hier ist die Unterstützung durch Ehrenamtliche sowie deren Vernetzung und Ortskenntnis oft von großer Bedeutung für geflüchtete Personen.

Ebenso benötigen vermehrt neu zugezogene Schülerinnen und Schüler gezielte Unterstützung für eine gelungene schulische Integration, welche ihnen die Eltern aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse häufig nicht ausreichend geben können.

Zudem wird Unterstützung bei Bewerbung für Ausbildungs- bzw. Arbeitsplätze, Schülerhilfen, Begleitung bei Elternsprechtagen und Deutschkurse mit Kinderbetreuung benötigt, die die ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürger nicht immer leisten können. Somit sollten das Haupt- und Ehrenamt jederzeit dafür offen sein, aktuelle Bedarfe der Geflüchteten zu berücksichtigen, um die Betreuungs- und Unterstützungsleistungen entsprechend anzupassen.

Zudem sollten spezielle Angebote für Ehrenamtliche geschaffen werden, die auf besondere Personenkreise, wie z.B. alleinstehende junge Männer, abzielen und den Ehrenamtlichen einen geeigneten Umgang und Zugangsweisen vermitteln sollen. Somit sollen weiterhin für die Ehrenamtlichen Fortbildungen durch das KI angeboten werden.

Gefördert werden kann die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe u.a. im Sport, indem vermehrt selber Geflüchtete zu ehrenamtlicher Arbeit animiert werden, z.B. als Übungsleiter. Hierfür ist eine verstärkte Netzwerkarbeit zwischen dem organisierten Sport, Bildungseinrichtungen und anderen Institutionen nötig.

Außerdem sollten Anreize geschaffen werden, um mehr Bürgerinnen und Bürger allgemein für das Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe zu begeistern und diese zu akquirieren.

71

4.6 DIE INTEGRATIONSKARTE

Das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Herford hat in Kooperation mit dem Amt für Kataster und Vermessung des Kreises Herford eine interaktive Integrationskarte für neuzugewanderte Bürgerinnen und Bürger entwickelt.

Über das Geo-Portal Kreis Herford (https://geoportal.kreis-herford.de/integration/) kann diese seit Ende 2017 online aufgerufen werden. Sie ist in deutscher und englischer Sprache verfügbar und zusätzlich mit Piktogrammen versehen.

Ziel ist es hierbei, Geflüchteten, Neuzugewanderten und haupt- und ehrenamtlichen Akteuren wichtige Anlaufstellen im Kreis Herford aufzuzeigen und sie mit Informationen, wie zum Beispiel Öffnungszeiten und Kontaktmöglichkeiten, zu versorgen. Dazu gehören neben Behörden und Bildungseinrichtungen auch die Ankommenstreffpunkte in den einzelnen Städten und Gemeinden, ehrenamtliche Organisationen, Beratungsstellen der Migrationsfachdienste oder Büchereien und Anbietende von Sprachkursen.

Die Handhabung erfolgt wie bei anderen Online-Kartendiensten (z.B. Google-Maps) und kann somit von vielen Nutzern bedient werden und z.B. auch die schnellste Route zu dem gewählten Ziel auf der Karte angezeigt werden. Zusätzlich sind auch Bushaltestellen markiert, die mit dem Abfahrmonitor verbunden sind, um gleichzeitig die beste Verbindung in Erfahrung bringen zu können. Eine mobile Ansicht für Smartphone und Tablet ist ebenfalls vorhanden.

Durch die fortlaufende Aktualisierung bietet die interaktive Integrationskarte immer alle wichtigen Informationen auf einen Blick und hilft somit Geflüchteten und neuzugewanderten Menschen, sich im Kreis Herford zurechtzufinden.

Kontakt Kreis Herford Kommunales Integrationszentrum Amtshausstraße 3 32051 Herford

 05221 / 13–1123  [email protected] https://geoportal.kreis-herford.de/integration/-

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5 HANDLUNGSFELDER

5.1 WOHNEN

Bestandsaufnahme: Die Wohnsituation von Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund ist in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden des Kreises Herford durchaus unterschiedlich. Das gemeinsame Ziel im Sinne der Schaffung bestmöglicher Voraussetzungen zur Integration ist jedoch das möglichst dezentrale Wohnen.

Seit dem ersten Integrationskonzept aus dem Jahr 2014, hat sich die Situation am Wohnungsmarkt im Kreis Herford nicht verbessert. Die mit der Integrationsgesetzgebung Mitte 2016 eingeführten Regelungen zur Wohnsitzauflage führten und führen dazu, dass immer mehr Menschen mit Fluchthintergrund an den jeweiligen Wohnort im Kreis gebunden sind und dort mit einkommensschwachen Personengruppen wie Studierenden, Rentnern, SGBII bzw. XII Bedarfsgemeinschaften und WohngeldempfängerInnen um den verfügbaren bezahlbaren Wohnraum konkurrieren. Oftmals findet sich freier und bezahlbarer Wohnraum in vereinzelten Wohnkomplexen und Vierteln, sodass für geflüchtete Menschen dort die einzige Chance besteht geeigneten Wohnraum zu finden. Dies führt zu einer überproportionalen Konzentration von Menschen mit ähnlichen sozialen, ökonomischen und ethnischen Merkmalen. Segregiertes Wohnen ist daher, aufgrund der Situation auf dem Wohnungsmarkt häufig eine „erzwungene und unfreiwillige“ Entscheidung.

Es lässt sich jedoch auch beobachten, dass Personen mit Zuwanderungsgeschichte besonders zu Beginn des Migrationsprozesses, bewusst in diesen Vierteln nach Wohnraum suchen, um Halt, Orientierung und Vertrautheit zu erlangen. Allein die geringe Mobilität des betreffenden Personenkreises reduziert das Gebiet des in Frage kommenden Wohnraums auf den durch ÖPNV erschlossenen Bereich.

Die Verknappung des Wohnraums wird dadurch beschleunigt, dass die einst im sozialen Wohnungsbau entstanden Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen und Mieterhöhungen zur sozialleistungsrechtlichen Unangemessenheit der Mieten führen. Neubauten, im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus sind für Investoren unattraktiv und nur langfristig zu realisieren. Daher kann das nur langsam wachsende Angebot, die stetig steigende Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, nicht kompensieren.

In den Kommunen finden deshalb auf unterschiedlichen Ebenen auch Überlegungen zur Entwicklung von Strategien und Methoden statt, freien und bislang nicht zur Vermietung vorgesehenen Wohnraum im Altbestand zu erschließen, um diesen dem Personenkreis, der auf dem Wohnungsmarkt benachteiligten Personen, verfügbar zu machen. Sollte dies kurz-

73 bis mittelfristig nicht gelingen, besteht insbesondere für den Personenkreis der Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund die Gefahr der integrationshemmenden, sozialen und ethnischen Segregation in Quartieren mit hohem Anteil an städtischen Unterkünften bzw. Wohnheimen und einer Verstetigung des Sozialleistungsbezuges. Die Frage des Zugangs zu preisgünstigem Wohnraum von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die staatliche Leistungen zur Sicherstellung des Lebensunterhaltes erhalten bzw. die dort geltenden Einkommensgrenzen nur geringfügig überschreiten, soll im Rahmen des in Zusammenhang mit dem Beschluss über den Haushalt des Kreises für die Jahre 2019/2020, ein Konzept für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu entwickeln, mit betrachtet werden.

Zielsetzung: Im Integrationskontext wird der Wohngegend eine besondere Bedeutung beigemessen. Sie beeinflusst Partizipationsmöglichkeiten, den alltäglichen Kontakt und Austausch mit Einheimischen, die Anbindung an öffentliche Vereine und Gemeinden und baut die Konzentration sozialökonomisch und ethnisch homogener Gruppen in bestimmten Vierteln ab. Gleichzeitig fördert die dezentrale Unterbringung eine Entlastung der Schulen, Kindergärten und Ärzte.

 Die Versorgung mit Wohnraum über das gesamte Stadt-/Gemeindegebiet ist anzustreben, so dass ethnische und soziale Segregation weitestgehend vermieden werden kann.

 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Bleiberechtsperspektive soll die zeitnahe Anmietung von bezahlbarem Wohnraum ermöglicht werden. Ziel ist es die Unterbringung in städtischen Unterkünften so lange wie nötig und so kurz wie möglich zu begrenzen. Dabei sollen in den Unterkünften die nötigen Kompetenzen und Informationen erworben und erprobt werden.

Maßnahmenbeispiele: Ausweitung und Intensivierung des sozialen Wohnungsbaues in den einzelnen Kommunen

 Schaffung von kommunalen Netzwerken (Wohnungsbaugesellschaften, private Vermieter, Stadt-/Gemeindeverwaltung, Ehrenamtliche, Politik)

 Schaffung kommunaler Beratungsstellen zur Unterstützung bei der Wohnungssuche

 Qualifikation der Mieter (z.B. Mietführerschein)

 Schaffung von Angeboten zur Mietrechtsinformation für Vermieter/Mieter

 Darstellung von positiven Beispielen in der Öffentlichkeit und Reduzierung von Vorbehalten bei Vermietern

 Schaffung von Lösungsansätzen zur Verbesserung der Mobilität der Migrantinnen und Migranten

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5.2 BILDUNG UND SPRACHKOMPETENZ

Bildung ist eine wesentliche Grundlage für eine selbstbestimmte Lebensführung, soziale und berufliche Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Dies gilt für Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte gleichermaßen. Für Migrantinnen und Migranten bestehen jedoch zum Teil Hürden und Hemmnisse, die ihnen die Wahrnehmung von Bildungschancen und - möglichkeiten erschweren. Dies kann zum Beispiel durch ein anderes Bildungsverständnis, mangelnde Sprachkenntnisse oder unzureichende Informationen über das Schul- und Ausbildungssystem in Deutschland begründet sein.

Es ist daher wichtig, dass sich insbesondere die Bildungseinrichtungen im Elementar- und Schulbereich auf die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen von Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte und deren Eltern einstellen, da hier im Sinne des lebenslangen Lernens die Weichen für die weitere Bildungsbiographie gestellt werden. Darüber hinaus muss die Förderung der sprachlichen Kompetenzen von Migrantinnen und Migranten berücksichtigt werden, da die Beherrschung der deutschen Sprache eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Bildungsprozesse ist.

Im Folgenden werden daher die Bereiche der institutionellen Bildung in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und der Schulen sowie die sprachliche Kompetenzentwicklung entlang der Bildungsbiographie dargestellt.

5.2.1 Bildung im Elementarbereich

Die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sind – neben den Familien – einer der wichtigsten Bildungs- und Lernorte für Kinder. Sie ergänzen die familiäre Bildungs- und Erziehungsarbeit und setzen diese fort. In den Einrichtungen werden vielfältige Angebote der frühen Bildung vorgehalten, die die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und ihre gesellschaftliche Teilhabe fördern. Darüber hinaus finden im Elementarbereich die ersten institutionellen Lern- und Bildungserfahrungen von Kindern statt, die einen wichtigen Grundstein für alle weiteren Bildungsprozesse legen. Umso wichtiger ist es, bereits von Anfang an positive Zugänge zu eröffnen, welche auch in Vorbereitung auf den Übergang zur Schule genutzt und weitergeführt werden können.

Insbesondere für Familien mit Zuwanderungsgeschichte ist der Zugang zu den Bildungsangeboten im Elementarbereich daher von besonderer Bedeutung. Durch sie können die familiären Bildungsprozesse zum Beispiel im Bereich der sprachlichen, sozialen oder kognitiven Entwicklung der Kinder unterstützt bzw. dort wo die familiären Ressourcen nicht ausreichen, kompensiert werden. Zudem eröffnen sich durch den Besuch der Kindertageseinrichtung vielfältige Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und des Miteinanders der Kinder, aber auch der Eltern. 75

Aufgrund des jungen Lebensalters der Kinder ist eine enge und kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Eltern erforderlich. Neben einem regelmäßigen Austausch über den Stand der Entwicklung des Kindes, spielt auch die Beratung und Unterstützung der Eltern in Fragen der Erziehung, Bildung und Betreuung der Kinder eine Rolle. Die besondere Situation von Familien mit Zuwanderungsgeschichte muss im Rahmen der Elternarbeit auch im Hinblick auf den Übergang und die Zusammenarbeit mit der Schule Berücksichtigung finden. Zudem sollten insbesondere Eltern mit Zuwanderungsgeschichte zu einer aktiven Mitwirkung beim Bildungs- und Erziehungsprozess ermutigt werden.

Zielsetzung:

 Kinder mit Zuwanderungsgeschichte werden durch umfassende Angebote der frühen Bildung und Erziehung in ihrer individuellen Entwicklung und bei der gesellschaftlichen Teilhabe unterstützt.

 Eltern mit Zuwanderungsgeschichte nehmen ihre Erziehungsverantwortung aktiv wahr und unterstützen die frühkindlichen Bildungsprozesse ihrer Kinder. Sie sind über die weiteren Bildungswege und Möglichkeiten informiert und können ihre Kinder entsprechend begleiten.

 Kindertageseinrichtungen greifen die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Eltern mit Zuwanderungsgeschichte auf. Sie schaffen positive Zugänge zum institutionellen Bildungssystem und gestalten in dieser Weise den Übergang in die Primarstufe gemeinsam mit Kindern, Eltern und Schule.

Maßnahmenbeispiele:

 Fortführung und Ausbau von Angeboten zur frühen Bildung für Kinder mit Zuwanderungsgeschichte in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sowie im Übergang zum Primarbereich (zum Beispiel in den Bereichen Sprachbildung, Musik, Theater, Naturwissenschaft und Technik, soziale und kulturelle Kompetenzen)

 Maßnahmen zur Elternbildung und -stärkung im Elementarbereich und in der Schnittstelle zur Schule (zum Beispiel zu Themen der Bildung und Erziehung)

 Stärkung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Eltern mit Zuwanderungsgeschichte und den pädagogischen Fachkräften in der Kindertagesbetreuung im Hinblick auf die Begleitung und Unterstützung früher Bildungsprozesse

 Aus-, Fort- und Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung

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5.2.2 Bildung in der Schule

Eine gute schulische Ausbildung und ein erfolgreicher Schulabschluss sind wichtige Voraussetzungen, um später eine qualifizierte Ausbildung zu erhalten bzw. in eine existenz sichernde Beschäftigung einzumünden. Doch gerade für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte verläuft die schulische Laufbahn nicht immer ohne Schwierigkeiten. So schneiden beim Bildungserfolg in der Schule Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte häufig schlechter ab. Sie verlassen im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen ohne Zuwanderungsgeschichte die Schule öfter ohne Schulabschluss bzw. erlangen seltener höherwertige Abschlüsse wie das Fachabitur bzw. Abitur.

Eine wichtige Aufgabe ist es daher, Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte möglichst frühzeitig bedarfsgerechte schulische sowie schulbegleitende Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten zu bieten, um den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen zu sichern und bestehenden Benachteiligungen und Hemmnissen entgegenzuwirken.

Insbesondere im Hinblick auf die im Schulsystem anstehenden Bildungsübergänge sind verbindliche Absprachen zwischen den abgebenden und aufnehmenden Bildungseinrichtungen erforderlich, um eine kontinuierliche Unterstützung und Förderung der Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte sicherzustellen. Darüber hinaus ist an diesen Schnittstellen im Bildungssystem ein erhöhter Informations- und Beratungsbedarf im Hinblick auf allgemeine sowie individuelle Bildungswege und -möglichkeiten zu erwarten.

Neben der Förderung der Schülerinnen und Schüler selbst und der Abstimmung der Bildungseinrichtungen untereinander ist die enge Kooperation mit und Einbeziehung der Eltern von großer Bedeutung. Eltern müssen im Rahmen ihrer Erziehungs- und Bildungsverantwortung ermutigt und durch entsprechende Angebote befähigt werden, die schulische Laufbahn ihrer Kinder aktiv zu unterstützen. Hierzu sind adressatengerechte Angebote für Eltern mit Zuwanderungsgeschichte erforderlich.

Zielsetzung:

 Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte werden während ihrer gesamten Schullaufbahn bedarfsgerecht unterstützt und sind dadurch in der Lage, einen erfolgreichen Schulabschluss zu erlangen.

 Eltern mit Zuwanderungsgeschichte sind über das Schul- bzw. Bildungssystem informiert und kennen die individuellen Bildungsmöglichkeiten ihrer Kinder. Sie unterstützen und fördern ihre Kinder aktiv in der Wahrnehmung ihrer Bildungschancen.

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Maßnahmenbeispiele:

 Schulische und schulbegleitende Unterstützungs- und Förderangebote für Kinder- und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte (zum Beispiel Hausaufgabenbetreuung, Sprach- und Lernförderung, Patenmodelle) auch in Kooperation mit außerschulischen Einrichtungen

 Stärkung der Zusammenarbeit der Institutionen im Hinblick auf die Bildungsübergänge (Grundschule – weiterführende Schule, Sekundarstufe I und II, Schule – Beruf)

 Interkulturelle Elternarbeit in Bildungseinrichtungen (zum Beispiel in Elterncafés zu Themen der schulischen Bildung und des Schulsystems, zu individuellen Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten, zu Beteiligungsmöglichkeiten in der Schule)

 Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte der Schulen zur interkulturellen Kompetenz

5.2.3 Übergang Schule- Beruf Der Übergang von der Schule in den Beruf stellt eine Herausforderung dar, auf die sich Jugendliche über viele Jahre hinweg vorbereiten. Es ist ein Prozess der Identitätsentwicklung, der in einer Entscheidung mündet, die Einfluss auf den Lebensentwurf und die Chancen der gesellschaftlichen Teilhabe nimmt. Um allen Kindern und Jugendlichen - unabhängig von ihrer Herkunft und ihren familiären Ressourcen - die gleichen Chancen auf eine reflektierte und eigenständige Berufswahl zu ermöglichen, werden einheitliche Angebote benötigt.

Diese sind im Kreis Herford durch die Umsetzung des Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss“ verankert, dessen standarisierten Elemente einen schulformübergreifenden Prozess der Berufsorientierung ermöglich. Insbesondere für neuzugewanderte Jugendliche beinhaltet das Programm ein Kompakt-Element ("KAoA-Kompakt"), das die zusammenhängende Durchführung aller zentralen Standardelemente bei einem Träger anbietet und speziell auf die Zielgruppe der Jugendlichen ohne Erstberufsorientierung ausgelegt ist. Im Hinblick auf den Bildungsübergang von der Schule in den Beruf ist dabei eine erhöhte Unterstützung beim Kennenlernen von Tätigkeitsfeldern und Aufgabenbereichen von hoher Relevanz für die Wahrnehmung von Bildungs- und Berufschancen.

Aus diesem Grund umfasst das Handlungsfeld Übergang Schule – Beruf verschiedene Angebote, die insbesondere zugewanderte Jugendliche dabei unterstützen, sichere Anschlussperspektiven zu erlangen und neue soziale Kontakte zu knüpfen. Dabei spielt die Erprobung verschiedener Berufsfelder in der Vorbereitung auf die Berufswahl als wesentliches Element ihres Lebensentwurfs eine tragende Rolle, die mit verschiedenen 78

Angeboten der Sozialintegration kombiniert wird. Dies erfordert generell auch, eine enge Abstimmung und Koordination zwischen allen Beteiligten.

Um diese sicherzustellen, wurden im Rahmen von "Kein Abschluss ohne Anschluss" entsprechende Strukturen etabliert (z. B. Übergangskonferenz, Matching-Gruppe), in denen auch die spezielle Situation von zugewanderten Jugendlichen und auch von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in den Blick genommen werden.

Zielsetzung:

 Jugendliche und junge Erwachsene mit Zuwanderungsgeschichte werden durch eine systematisierte Abfolge von Maßnahmen bedarfsgerecht in ihrem Berufsorientierungsprozess unterstützt

 Über schulische Informationsveranstaltungen erhalten Eltern Kenntnis über die bestehenden Angebote, um ihre Kinder bei der Wahrnehmung zielführender Maßnahmen zu unterstützen

 Durch zusätzliche außerschulische Angebote können neuzugewanderte Jugendliche Gleichaltrige kennen lernen und ihre Kenntnisse der deutschen Sprache im aktiven Austausch erweitern

 Mit einer ausführlichen Übersicht werden die Angeboten zur Berufsorientierung im Kreis Herford für Schulen und Erziehungsberechtigte transparent gemacht

 Durch eine Koordinierung der Übergangsprozesse wird eine Vermittlung in geeignete Anschlussangebote sichergestellt

Maßnahmenbeispiele:

 Erweiterung und Anpassung von Kooperationen für Angebote der praktischen Berufsorientierung (zum Beispiel die Anpassung der Zugangsvoraussetzungen und die Erweiterung der durchführenden Träger im KAoA-Standardelement Praxiskurse)

 Auf Wunsch informieren die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kommunalen Koordinierungsstelle Eltern im Rahmen von schulischen Informationsveranstaltungen über die Angebote des Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss“. Dabei werden insbesondere die Möglichkeiten für neuzugewanderte Jugendliche betont.

 Mit Freizeitangeboten wie beispielsweise dem Veranstaltungsformat „Join (in) International“ können Jugendliche aus den Internationalen Klassen eine kostenlose Ferienfreizeit in den Sommerferien wahrnehmen. Neben der Förderung sozialer Kompetenzen dienen diese der Erweiterung der Sprachkenntnisse in Deutsch durch soziale Interaktion, dem Kennenlernen verschiedener Tätigkeitsfelder und fördern neue Kontakte.

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 Jährlich aktualisierte Angebotsübersichten stehen den Schulen in Print- und Digitalversionen zur Verfügung und gehen auf diesem Weg auch Erziehungsberechtigten zu

 Koordinierte Begleitung des Übergangs in die Internationalen Förderklassen der Berufskollegs oder andere Anschlussangebote (durch die Übergangskonferenz oder die Matchinggruppe).

5.2.4 Sprachkompetenz Das Beherrschen der deutschen Sprache ist eine Grundvoraussetzung für eine gelingende Bildungsbiographie. Die sprachlichen Kompetenzen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bestimmen in einem hohen Maß über den schulischen Werdegang, die beruflichen Perspektiven und die gesellschaftliche Integration. Die Etablierung einer durchgängigen Sprachbildung entlang der gesamten Bildungsbiographie nimmt daher eine zentrale Bedeutung ein.

Neben dem Erwerb der deutschen Sprache ist insbesondere auch der Pflege der Herkunftssprache Beachtung zu schenken. Zahlreiche Untersuchungen belegen den Zusammenhang zwischen dem Beherrschen der Herkunftssprache und dem Erwerb einer (Fremd-/Zweit-)Sprache. Migrantinnen und Migranten, die die eigene Herkunftssprache sicher beherrschen (zum Beispiel im Hinblick auf Wortschatz, Grammatik, Satzbau), bringen gute Voraussetzungen mit, auch die deutsche Sprache ohne größere Probleme zu erlernen.

Viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte kommen jedoch erst nach Beendigung der Schullaufbahn in Deutschland an, so dass entsprechende Förderangebote auch für erwachsene Migrantinnen und Migranten erforderlich sind. Noch mehr als in den Kindertageseinrichtungen und Schule müssen bei dieser Zielgruppe die individuellen Voraussetzungen zum Beispiel im Hinblick auf die vorhandenen Sprachkenntnisse, den Bildungsstand oder das Lebensalter zum Zeitpunkt der Zuwanderung berücksichtigt werden. Während bei Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter in der Regel die Sprachförderangebote auf eine baldige Integration in das Arbeitsleben ausgerichtet sind, können zum Beispiel bei zugewanderten Seniorinnen und Senioren sprachliche Förderangebote zunächst auf die Bewältigung von Alltagssituationen oder die Aufnahme sozialer Kontakte und die Integration in die Gemeinschaft ausgerichtet sein.

Durch die Schwerpunktsetzung im Bereich der durchgängigen Sprachförderung entlang der Bildungsbiographie und an ihren Schnittstellen tragen das Bildungsbüro des Kreises Herford und das Kommunalen Integrationszentrum der besonderen Bedeutung des Themas "Sprache" für die Integration gemeinsam Rechnung. Dies umfasst z. B. die Qualifizierung von Mulitplikatorinnen und Multiplikatoren für Sprachbildung an den Grund-, Haupt- und Förderschulen, die Etablierung eines Arbeitskreises für Lehrkräfte, die in Internationalen 80

Gruppen unterrichten, die Durchführung und Organisation von Qualifizierungsreihen für Lehrkräfte, die neuzugewanderte Kinder- und Jugendliche unterrichten, für Grundschullehrkräfte als auch für Sek I- und II Lehrkräfte, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen für die Schulleitungen der Primar- und Sekundarschulen zum Thema durchgängige Sprachbildung, sowie gemeinsame weiterführende Workshops zur Unterstützung bei der Erstellung der Integrationsstellenanträge.

Zielsetzung:

 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Zuwanderungsgeschichte werden durch systematische und aufeinander aufbauende Angebote und Maßnahmen entlang der gesamten Bildungsbiographie beim Erwerb und Ausbau ihrer Sprachkompetenz bedarfsgerecht unterstützt. Dies schließt Angebote zur Förderung und Pflege der Herkunftssprache der Migrantinnen und Migranten ein.

Maßnahmenbeispiele:

 Fortführung und Ausweitung der begonnen Aktivitäten im Übergang Kita – Grundschule sowie Übertragung auf den Übergang Grundschule – Sekundarstufe I

 Ermittlung der vorhandenen Angebote und Maßnahmen sowie des Bedarfs an Angeboten zur sprachlichen Bildung entlang der gesamten Bildungsbiographie

 Abstimmung und Systematisierung vorhandener Sprachförderkonzepte und - angebote der Bildungseinrichtungen im Kreis Herford insbesondere im Hinblick auf Bildungsübergänge

 Angebote zur Pflege der Herkunftssprache in Wort und Schrift (zum Beispiel herkunftssprachlicher Unterricht, Gesprächs-/Vorlesekreise, Alphabetisierung in der Herkunftssprache)

 Aus-, Fort und Weiterbildungen des Personals der Bildungseinrichtungen zur Sprachkompetenz (zum Beispiel Ausbildung zur Multiplikatorin / zum Multiplikator für Sprachbildung, Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache, Umgang mit Mehrsprachigkeit, herkunftssprachliche Förderung)

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5.3 KINDER- UND JUGENDHILFE

Fast alle Kinder, Jugendliche und Familien in Deutschland nehmen Angebote und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch – häufig ohne dies bewusst „der Jugendhilfe“ zuzuordnen. Dieses können der Besuch einer Kindertagesstätte, die Ferienspiele im Jugendzentrum, das Gespräch mit dem/der Schulsozialarbeiter/in, die Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen oder bei familiären Problemen, der Besuch der Familienhebamme und vieles andere sein.

Die Grundlage für all diese Angebote bildet in Deutschland das 8. Sozialgesetzbuch (SGB VIII). Dort sind alle Leistungen und Aufgaben beschrieben, die die Kinder- und Jugendhilfe bietet. Die Gesamtverantwortung für die Planung, Steuerung und Finanzierung der Angebote sowie die Wahrnehmung bestimmter hoheitlicher Aufgaben liegt beim öffentlichen Träger der Jugendhilfe, also beim örtlichen Jugendamt. Die Durchführung vieler Angebote und Dienste wird dagegen von einer Vielzahl so genannter freier Träger wie z.B. von (Wohlfahrts-) Verbänden, Vereinen oder Initiativen sichergestellt. Diese Vielfalt ist wichtig. Sie trägt dazu bei, unterschiedliche Wertorientierungen zu vermitteln sowie vielfältige Inhalte, Methoden und Arbeitsweisen bereitzustellen. Die Angebote des SGB VIII sollen – allgemein ausgedrückt - dazu dienen, dass Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft gut aufwachsen und sich entwickeln können, dass sie vor Gefahren geschützt werden und dass sie bei Problemen Unterstützung erhalten. Den Eltern bietet die Kinder- und Jugendhilfe Beratung und Unterstützung bei der Erziehung.

Grundsätzlich ist es so, dass die Angebote und Leistungen allen Kindern, Jugendlichen und Familien zur Verfügung stehen. Dies ist unabhängig davon, welche Staatsbürgerschaft sie haben oder ob ein Migrationshintergrund vorliegt. Einzige Voraussetzung ist ein rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland. So können z.B. auch Asylbewerberinnen und Asylbewerber oder geduldete Menschen von der Kinder- und Jugendhilfe profitieren.

Obwohl die Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe schon immer mit Kindern, Jugendlichen und Familien mit Zuwanderungsgeschichte arbeiten und dieser Bereich in den letzten Jahren noch einmal deutlich intensiviert wurde (z.B. durch die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Ausländerinnen und Ausländer oder die Unterstützung von Flüchtlingsfamilien) gibt es hier weiterhin Handlungsbedarf. So sind die vielfältigen Angebote der Kinder- und Jugendhilfe vielen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte nicht (ausreichend) bekannt, es bestehen Hemmnisse diese in Anspruch zu nehmen oder die vorhandenen Angebote entsprechen nicht oder nur teilweise den Bedarfen.

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Mit Blick auf Kinder, Jugendliche und Familien mit Zuwanderungsgeschichte gilt es daher, seitens der Träger der öffentlichen und freien Jugendhilfe den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln.

Zielsetzung:

 Information von Kindern, Jugendlichen und Familien mit Zuwanderungsgeschichte über die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe

 Abbau von Hemmschwellen und Hindernissen, die eine Inanspruchnahme/Teilnahme behindern/verhindern

 migrations- und kultursensible Weiterentwicklung der Angebote

Maßnahmenbeispiele:

 Entwicklung von geeigneten Informationsmaterialien über die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe (ggf. mehrsprachig oder in einfacher Sprache)

 Schaffung von niedrigschwelligen Zugängen zu den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe

 Initiierung, Durchführung und Weiterentwicklung von gemeinsamen (mit und ohne Zuwanderungsgeschichte) sowie spezifischen (mit Zuwanderungsgeschichte) Angeboten für Kinder, Jugendliche und Heranwachsende.

5.4 ARBEIT

Die Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten unterscheidet sich aufgrund heterogener Herkunft, Bildung und Qualifikation, Religions- und Milieuzugehörigkeit, bei Ausländerinnen und Ausländern kommen unter Umständen aufenthaltsrechtlich bedingte Unterschiede im Zugang zum Arbeitsmarkt hinzu. Dementsprechend sind auch die Bedarfe der jeweiligen Personengruppen nicht einheitlich, was bei allen Fördermaßnahmen und Handlungskonzepten zu berücksichtigen ist.

Erfolgreiche Integration hängt in entscheidendem Maße von der Teilhabe am Erwerbsleben ab. Durch Erwerbstätigkeit können Menschen für ihren Lebensunterhalt aufkommen, erhalten soziale Anerkennung und knüpfen Kontakte, die über den Bereich der Familie oder der ethnischen Gemeinschaft hinausreichen und einen wichtigen Stellenwert bei der gesellschaftlichen Integration einnehmen.

Ausländer tragen in Deutschland ein wesentlich höheres Arbeitsmarktrisiko und sind wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche. Bundesweit war ihre Arbeitslosenquote im Jahr 2017 (bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen) im Jahresdurchschnitt mit 14,6 Prozent beinahe dreimal so hoch wie die der Deutschen mit 4,7 83

Prozent. Beide Quoten haben im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, die der Deutschen um 0,5 Prozentpunkte und die der Ausländer um 0,7 Prozentpunkte. Der Rückgang der Arbeitslosenquote bei den Ausländern erklärt sich damit, dass die Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften noch stärker gestiegen ist als ihre Arbeitslosigkeit. (Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Der Arbeitsmarkt in Deutschland 2017, Nürnberg, Juli 2018)

Die Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen mit dem Blick auf Menschen mit Migrationshintergrund, dass deren Arbeits- und Bildungssituation unter verschiedenen Aspekten defizitär ist. Hintergründe sind zumeist eine vergleichbar geringe Schulbildung, keine abgeschlossene Berufsausbildung, nicht ausreichende Sprachkenntnisse oder rechtliche Probleme hinsichtlich der Anerkennung der im Ausland erworbenen Qualifikationen. Jeder dritte ausländische sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Kreis Herford hat keinen in Deutschland anerkannten Berufsabschluss; bei den Beschäftigten mit deutschem Pass ist es nur jeder Siebte. (Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Personengruppen nach Staatsangehörigkeit, Düsseldorf, April 2019)

Von den 7.032 gemeldeten Arbeitslosen im September 2018 im Kreis Herford hatten 51,3 Prozent (NRW 53,2 Prozent) der Befragten einen Migrationshintergrund. Der Anteil von Teilnehmenden mit Migrationshintergrund in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung im

Kreis Herford war mit 51,6 Prozent ihrem Anteil an den Arbeitslosen entsprechend. (Statistik der Bundesagentur für Arbeit).

Insbesondere für Bleibeberechtigte und Flüchtlinge ist der Zugang zum Arbeitsmarkt in mehrfacher Hinsicht erschwert. Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung bzw. Arbeitsmarktintegration sind für sie von besonderer Bedeutung, da fehlende oder nicht anerkannte Bildungsabschlüsse den Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten erschweren.

Der erste und wichtigste Grundstein für eine soziale Teilhabe und hier insbesondere eine berufliche Perspektive liegt im Erlernen der deutschen Sprache. Für eine Ausbildung oder eine qualifizierte Tätigkeit sind gute Sprachkenntnisse unabdingbar. Das Jobcenter Herford verfügt deshalb mit dem „Fallmanagement Arbeit und Sprache“ über ein bundesweit beispielhaftes System der Sprachstandserhebung und Zuweisung in Sprachfördermaßnahmen. Das „Fallmanagement Arbeit und Sprache“ koordiniert in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowohl im Bereich der BAMF-Integrationskurse als auch der berufsbezogenen Deutschsprachförderung gemäß § 45a Aufenthaltsgesetz und plant in enger Kooperation mit den Maßnahmeträgern im Kreis Herford ein bedarfsgerechtes Angebot an Sprachfördermaßnahmen. Zusätzlich ergänzen berufliche Qualifizierungsmaßnahmen mit integrierter Sprachförderung das Spektrum der Weiterbildungsmaßnahmen für Migrantinnen und Migranten.

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Flucht und Migration haben Brüche in der Bildungsbiographie zur Folge und machen eine berufliche Neuorientierung auch bei bereits jahrelanger Berufserfahrung im Herkunftsland erforderlich. Die Integration zugewanderter Menschen – unabhängig von ihrem Zuwanderungsgrund – in Ausbildung und Arbeit bildet daher einen operativen Schwerpunkt des Jobcenters Herford und ist als Querschnittsthema Bestandteil weiterer strategischer Ziele. So nehmen Förderinstrumente für Jugendliche auch die Zielgruppe der geflüchteten Jugendlichen in den Blick, um junge Menschen mit Fluchtgeschichte in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren und den Übergang von Schule in den Beruf erfolgreich zu gestalten.

Das Jobcenter Herford fördert Migrantinnen und Migranten, die bereits über Bildungs- oder Berufsabschlüsse aus dem Herkunftsland verfügen, im Anerkennungsverfahren und unterstützt diesen Prozess u.a. durch ergänzende Anpassungsqualifizierungen. Niedrigschwellige Weiterbildungen sollen Zuwanderinnen und Zuwanderer ohne Abschluss nachhaltige Arbeitsmarktzugänge ermöglichen.

Seit 2011 verfügen sowohl Agentur für Arbeit als auch das Jobcenter Herford über eine/n Migrationsbeauftragte/n. Die/der Migrationsbeauftragte ist zuständig für die institutionsinterne Koordination der Zielgruppe und ist Ansprechpartner für externe Netzwerke und Einrichtungen.

Zielsetzung:

 Die gleichberechtigte und auf Chancengleichheit zielende Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt deutlich erhöhen, nachhaltig sichern und den Eingliederungsprozess schneller verwirklichen.

 Alle Migrantengruppen unabhängig vom Zuwanderungsgrund unter Berücksichtigung der jeweiligen Besonderheiten aktivieren.

 Bestehende Netzwerke weiterentwickeln und neue Kooperationen zwischen Anbietern von Sprachkursen und von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen aufbauen.

 Ausschöpfung aller Fördermöglichkeiten unter Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen im SGBII und SGBIII im Hinblick auf die besonderen Bedarfe von Menschen mit Migrationshintergrund.

 Die nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte durch inklusive Beratung und Qualifizierungsmaßnahmen deutlich erhöhen und Integration durch Qualifizierung fördern.

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Maßnahmenbeispiele:

 „Förderzentrum für Flüchtlinge“ als flexibles und niederschwelliges Angebot zur Arbeitsmarktorientierung durch praktische Erprobungsmöglichkeiten in diversen Berufsfeldern.

 Gemeinsam mit BAMF und Sprachkursträgern die Überleitung der berufsbezogenen Deutschförderung von der ESF finanzierten Förderung in das nationale Programm nach der Deutschförderverordnung gemäß §45a AufenthG, so dass im Kreis Herford eine kontinuierliche Deutschförderung von der Alphabetisierung bis zum Hochschulzugangsniveau C1 zur Verfügung steht.

 Interessensbekundung des Jobcenters Herford zur Einrichtung einer zentralen Test- und Meldestelle mit dem Ziel, durch eine stärker regionalisierte Koordinierung zugwanderten Menschen schneller und zielgerichteter in passende Sprachförderangebote einmünden zu lassen.

 Das „Fallmanagement Arbeit und Sprache“ koordiniert die widunetz -Fachgruppe „Sprache“ und ist u.a. Mitglied im Dialoggremium der Fachstelle berufsbezogenes Deutsch, die im Netzwerk „Integration durch Qualifizierung“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Fachkonzepte für das berufsbezogene Deutschförderprogramm und die sprachliche Qualifizierung in Anerkennungsverfahren entwickelt.

 Initiierung und Mitgestaltung von Projekten und Netzwerken zur Förderung geflüchteter Frauen wie dem Arbeitskreis „Arbeitsmarktintegration Migrantinnen“ der Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Herford, der Migrationsfachdienste und weiterer Akteure.

 Finanzielle Förderung von Anerkennungsverfahren ausländischer Schul- und Berufsabschlüsse sowie ergänzender Anpassungsqualifizierungsmaßnahmen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben des SGBII, um Zuwanderinnen und Zuwanderer ohne Abschluss zu Fachkräften auszubilden und nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

 Grundbildungsangebote und niederschwellige Weiterbildungen, um auch marktferne Zuwanderinnen und Zuwanderer Teilhabe am Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

 Gemeinsam mit dem Kreis Herford die Umsetzung des Ausbildungsprogramms NRW.

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5.5 GESUNDHEIT, ALTER UND PFLEGE

Verschiedene Faktoren des alltäglichen Lebens beeinflussen die menschliche Gesundheit. Neben individuellen Parametern wie dem Alter nehmen auch das eigene Gesundheitsverhalten und die Verhältnisse, in denen jede und jeder Einzelne lebt und arbeitet, Einfluss auf die Gesundheit. Umso wichtiger erscheint es, über Gesundheitsrisiken informiert zu sein und Bewältigungsstrategien frühzeitig zu entwickeln. Im Falle von Krankheit oder Pflegebedarf sind Kenntnisse über den Zugang zu beratenden, medizinischen oder pflegerischen Leistungen gleichermaßen von Bedeutung.

Durch den demografischen Wandel wird es immer mehr alte und auch pflegebedürftige Menschen geben. Die Herausforderungen, die Pflege und Alter mit sich bringen, gelten in besonderem Maße für die Familien mit Zuwanderungsgeschichte, da ihnen das komplexe Gesundheitssystem in Deutschland teilweise fremd ist.

In Bezug auf Gesundheitsrisiken und -ressourcen bedarf die heterogene Bevölkerungsgruppe der Migrantinnen und Migranten einer besonderen Beachtung. Denn im Vergleich zu der Mehrheitsbevölkerung sind besonders Migrantinnen und Migranten von schlechten Wohn- und Arbeitsbedingungen oder auch Arbeitslosigkeit betroffen, was zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führen kann (Razum et al. 2008).

Wiederum weisen Migrantinnen und Migranten einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem und Pflegesektor auf, als die deutschstämmige Bevölkerung. Eine unzureichende soziale und finanzielle Lebenssituation, die mangelnde Kenntnis über Unterstützungsangebote oder auch bestehende Sprachbarrieren können dafür verantwortlich sein und die Versorgung eines schlechten Gesundheitszustandes verzögern oder sogar verhindern (Razum et al. 2008, Kohls 2012).

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind jedoch nicht zwangsläufig kränker als Menschen aus der deutschen Bevölkerung, sondern häufig anderen Risiken und Herausforderungen der Gesundheitsversorgung gegenübergestellt, die es in der Strategie- und Maßnahmenplanung zu berücksichtigen gilt. Ferner gehören z.B. gesundheitliche Vorbelastungen durch traumatische Erlebnisse oder kulturbedingte

Gesundheitsverhaltensweisen dazu (Razum et al. 2008).

Zudem wird verzeichnet, dass Migrantinnen und Migranten seltener Präventionsmaßnahmen wie Früherkennungsuntersuchungen, Krebsvorsorgeuntersuchungen oder auch Angebote der Verhaltensprävention nutzen, als Personen aus der deutschen Bevölkerung. Ein aufsuchender Ansatz und darüber die Bekanntmachung der Angebotsstruktur an Gesundheitsmaßnahmen könnte hier eine bessere Annahme der Angebote fördern (Razum et al. 2008). 87

Im Weiteren ist es versorgenden Institutionen und Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen in ihrer Arbeit kaum möglich die vielseitigen kulturellen Ansichten und unterschiedlichen Bedarfe von Migrantinnen und Migranten zu berücksichtigen. Dies wäre für den Erfolg von Behandlung und Pflege jedoch wichtig. Die Ausbildung und Einstellung von Fachpersonal mit Zuwanderungsgeschichte und die Sensibilisierung des vorhandenen Personals könnte eine Möglichkeit der besseren kulturellen aber auch sprachlichen Verständigung darstellen.

Bestehende Gesundheitsressourcen von Migrantinnen und Migranten sollten ebenso beachtet und nachhaltig gestärkt werden. Dies trifft insbesondere auf die Pflegesituation Älterer in Familien mit Zuwanderungsgeschichte zu, die bedeutsam durch die soziale

Unterstützung der eigenen Familienmitglieder geprägt ist (Kohls 2012).

Die Ansprache und gesundheitliche Versorgung der Bevölkerungsgruppe mit Zuwanderungsgeschichte, erfordert folglich eine kultursensible, barrierefreie und ressourcenorientierte Herangehensweise.

In den vergangenen Jahren wurde im Kreis Herford Personal aus den unterschiedlichsten medizinischen, gesundheitlichen, pflegerischen und beratenden Diensten und Institutionen für die (kulturellen) Belange von (älteren) Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sensibilisiert und erste planerische und konzeptionelle Vorarbeiten für aufsuchende Angebotsstrukturen von Gesundheitsinformationen unter Partizipation etablierter Netzwerke und Institutionen für den Kreis Herford getroffen.

Darüber hinaus wurden Informationsveranstaltungen vor Ort für Fachkräfte, Betroffene und Angehörige durchgeführt, Aufklärungsmaterialien in verschiedenen Sprachen entwickelt und angeboten. Dies diente der Stärkung der Gesundheitskompetenz.

Zielsetzung:

 Zugang zum Gesundheitswesen und Pflegesektor für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte erleichtern.

 Die Teilnahme von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte an Leistungen und Angeboten des Gesundheits- und Pflegesektors erhöhen (z.B. Früherkennungs- oder Vorsorgeuntersuchungen).

 Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Pflegebereich interkulturell sensibilisieren als auch die Vernetzung und den Austausch unter Fachkräften fördern.

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Maßnahmenbeispiele:

 Aufsuchende, niedrigschwellige, herkunftssprachliche Angebote und Strukturen für das Gesundheits- und Pflegesystem schaffen, um vorhandene Informationslücken bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte abzubauen unter Beachtung der vorhandenen kulturellen und sprachlichen Barrieren (Umsetzung des MiMi-Projektes)

 Sprachmittlung im Gesundheitsbereich durch Bildung eines Sprachmittlerpools

 Veranstaltungen und Maßnahmen zur Interkulturellen Öffnung, zum Beispiel Schulungen für Fachkräfte

 Gesundheits- und Pflegeangebote durch die Einstellung von Fachpersonal mit Zuwanderungsgeschichte auf die Bedarfe von Menschen mit Migrationshintergrund ausrichten

 Vernetzung

 Familiale Ressourcen stärken und erhalten, zum Beispiel durch Schulungsangebote

 Mehrsprachige Materialien und Informationen zu Angeboten und Leistungen im Gesundheits- und Pflegesektor zur Verfügung stellen

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6.6 SPORT

Integration ist ein Kernthema des Sports – auch im Kreis Herford. Insbesondere der Vereinssport übernimmt gesellschaftliche Verantwortung und kann ein Katalysator sein, um integrative Prozesse zu fördern. Die gemeinsame Ausübung von Sport stärkt den gegenseitigen Austausch von Menschen unterschiedlicher Kulturen. Jeder kann Mitglied eines Sportvereins werden, unabhängig von kulturellen oder finanziellen Voraussetzungen. Sportangebote sind niederschwellige Angebote der Freizeitgestaltung, bei denen sprachliche Defizite keine Barrieren darstellen.

Der Sport stellt auch eine wertvolle Plattform der individuellen Identitätsbildung dar, indem er Werte wie Teamgeist, Disziplin, Vertrauensbereitschaft, Ehrgeiz und Selbstvertrauen vermittelt. Dadurch wird die Persönlichkeit gestärkt und die gesellschaftliche Integration erleichtert. Darüber hinaus bieten Sportvereine Räume zur Mitgestaltung durch bürgerliches Engagement. Sie sind Orte mit einer hohen Bindungskraft und bieten die Gelegenheit, demokratische Teilhabe zu erleben.

Sport, insbesondere der Vereinssport, besitzt ein hohes Potenzial, um Integrationsprozesse zu aktivieren. Allerdings ist die Integration von Menschen mit Zuwanderungshintergrund durch den Sport kein Automatismus; das zeigt deren insgesamt deutliche Unterrepräsentanz im organisierten Sport im Vergleich zur autochthonen Bevölkerung. Insbesondere Mädchen und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte nehmen Sportangebote bisher eher selten wahr.

Sportvereine leisten nicht nur gesellschaftlich wertvolle Arbeit, sondern profitieren auch selbst von einer interkulturellen Öffnung. Dem drohenden Mitgliederrückgang angesichts des demografischen Wandels wird vorgebeugt und man öffnet sich neuen Zielgruppen, die einen positiven Effekt auf die Organisationskultur haben können.

Bereits heute setzen sich viele Sportvereine für Integration sowie Annäherung ein und beugen somit Diskriminierung und Ausgrenzung vor - ein großes zivilgesellschaftliches Engagement. Insbesondere auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsbewegung 2014/2015 gab es eine Vielzahl an integrativen Aktionen wie Spendensammlungen und kostenfreie Sportangebote, die ohne ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Vereine nicht realisierbar gewesen wären.

Der organisierte Sport im Kreis Herford ist mit seinen 267 Vereinen und ca. 70.000 Sportvereinsmitgliedern (Stand 2019) unter dem Dach des Kreissportbundes (KSB) Herford e.V. zusammengeschlossen. Der KSB Herford engagiert sich seit vielen Jahren im Bundesprogramm „Integration durch Sport“ mit dem Ziel, Menschen mit

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Zuwanderungshintergrund eine Teilhabe am organisierten Sport zu ermöglichen und Sportvereine bei ihrer Integrationsarbeit zu unterstützen.

Als Netzwerkpartner im „widunetz“ - dem Netzwerk für Integration und Vielfalt im Kreis Herford - arbeitet der KSB Herford erfolgreich mit dem kommunalen Integrationszentrum (KI) sowie anderen Trägern der Integrationsarbeit zusammen. Außerdem stärkt eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Kreis Herford und dem KSB Herford mit dem Titel „Kreis Herford und Kreissportbund – Ein starkes Team für den Sport“ den organisierten Sport u.a. im Themenfeld „Integration/Inklusion“.

Darüber hinaus wird das im Jahr 2015 vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen (LSB NRW) veröffentlichte Handlungskonzept „Von der Willkommenskultur zur Integration“, das auf eine nachhaltige interkulturelle Öffnung des organisierten Sports ausgerichtet ist, im Kreis Herford umgesetzt.

Zielsetzungen Das Ziel lautet, möglichst alle im Kreis Herford lebenden Menschen, unabhängig von ihrem kulturellen und sozialen Hintergrund, selbstbestimmt und gleichberechtigt am organisierten Sport teilhaben zu lassen. Hierfür ist es notwendig, den Zugang zum Sport für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu erleichtern. So kann der organisierte Sport gute Integrationsarbeit für den Kreis Herford leisten und eine Vielzahl von Bevölkerungsgruppen zusammenbringen. Damit gehen folgende Teilzielsetzungen einher:

 Sensibilisierung der Sportakteure für kulturelle Unterschiede

 Förderung interkulturelle Öffnung der Sportvereine

 Unterstützung der Sportvereine bei ihren Integrationsprojekten

 Förderung interkultureller Kompetenzen von Übungsleiterinnen und Übungsleitern und anderen im Sport aktiven Personen

 Gewinnung der Vereine als Integrationsakteure Unterstützung bei ihren Vorhaben

 Förderung des interkulturellen Austauschs durch Sportangebote

 Vernetzung der Sportvereine mit lokalen Akteuren der Integrationsarbeit

 Förderung des Sportengagements insbesondere muslimischer Mädchen und Frauen, um eine Gleichstellung aller Geschlechter zu erreichen

 Qualifizierung und Begeisterung Zugewanderter für ehrenamtliche Tätigkeiten im Sport damit sie als Multiplikatoren fungieren können

 Bekämpfung von Diskriminierung im Sport

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Maßnahmenbeispiele

 Veröffentlichung eines eigenen Integrationskonzepts des KSB Herford

 Ausbildung von Zugewanderten zu Gruppenhelferinnen und Gruppenhelfern oder Übungsleiterinnen und Übungsleitern im Sport

 Mehrsprachige Informationsmaterialien zu Sportangeboten im Kreis Herford

 Podiumsdiskussion zum Thema „Integration durch Sport“

 Gemeinsame Projekte - z.B. Sport-AGs in Bildungseinrichtungen - von Sportvereinen und lokalen Integrationsakteuren

 Einrichtung der Fachkraftstelle „Integration durch Sport“ beim KSB Herford

 Qualifizierungsmaßnahmen von Übungsleiterinnen und Übungsleitern und anderen Akteuren des Sports zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“

 Organisation von Veranstaltungen, um interkulturelle Begegnungsstätten zu schaffen und auf die integrative Kraft des Sports aufmerksam zu machen

 Strukturelle Verankerung der Integrationsthematik in den Sportorganisationen

 Umsetzung des Förderprogramms „Sport für Flüchtlinge“ des LSB NRW

 Projekte zum Thema „Diskriminierung im Sport“

 Fachliche Beratung und Förderung von Sportvereinen bei ihren Angeboten und Projekten, insbesondere über die Stützpunktförderung des KSB Herford

 Schaffung zielgruppenspezifischer Sportangebote, z.B. für muslimische Mädchen und Frauen

 Initiierung und Förderung niederschwelliger Sportangebote (kostenlos, zielgruppengerecht, leicht zugänglich)

6.7 EINBÜRGERUNG IN DIE DEUTSCHE STAATSANGEHÖRIGKEIT

Das Grundgesetz sichert jedem Menschen die Grundrechte zu. Dazu gehören unter anderem die Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit. Die Rücksichtnahme auf die Grundrechte anderer bildet eine wichtige Grundlage des Lebens in Deutschland und damit der rechtlichen Integration. Darüber hinaus stellt die Einbürgerung ein wichtiges Mittel zur gleichberechtigten Teilhabe und rechtlichen Integration in Deutschland dar. Wer dauerhaft in Deutschland lebt, aber noch nicht deutscher Staatsangehöriger ist, kann sich auf Antrag einbürgern lassen.

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Der Anspruch auf Einbürgerung entsteht, wenn die folgenden Voraussetzungen vorliegen:

 zum Zeitpunkt der Einbürgerung Besitz eines unbefristeten Aufenthaltsrechts oder einer auf einen Daueraufenthalt ausgerichteten Aufenthaltserlaubnis

 seit 8 Jahren gewöhnlicher rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland

 der eigene Lebensunterhalt und der für unterhaltsberechtigte Familienangehörige wird ohne Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II bestritten

 ausreichende Deutschkenntnisse (Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens)

 Kenntnisse über die Rechts- und Gesellschaftsordnung sowie die Lebensverhältnisse in Deutschland

 keine Verurteilung wegen einer Straftat

 Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland

 Bereitschaft die bisherige Staatsangehörigkeit aufzugeben (außer EU-Bürgerinnen und Bürger sowie bestimmte Ausnahmen).

Viele ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger stehen vor der Überlegung, die Einbürgerung in den deutschen Staatsverband zu beantragen. Einbürgerung bedeutet die Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit. Mit der Einbürgerung wird sie/er den deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern rechtlich gleichgestellt und darf zum Beispiel:

 wählen und selbst gewählt werden

 den Aufenthalt, die Arbeitsstelle oder den Studienplatz in Deutschland und den Staaten der Europäischen Union frei wählen

 nicht ausgewiesen oder ausgeliefert werden

 in viele europäische Staaten ohne Visum einreisen

Zielsetzung:

 Allen interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit ausländischem Pass sind ausreichend über die Möglichkeiten einer Einbürgerung informiert.

 Maßnahmenbeispiele:

 Durchführung von Informationsveranstaltungen und individuellen Beratungen von interessierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit ausländischem Pass in enger Abstimmung mit den Ausländerbehörden.

 Einbürgerungsfeiern werden halbjährlich im Kreis Herford durchgeführt.

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6.8 INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNG, VON BETRIEBEN UND SOZIALEN DIENSTEN

Interkulturelle Orientierung einer Institution wird darüber definiert, dass Anerkennung, Wertschätzung, Offenheit und Gleichberechtigung die Leitlinien dieser Institution und der in ihr arbeitenden Menschen sind.

„Die „Interkulturelle Öffnung“ ist dann die Konsequenz einer solchen Orientierung und kann zusammenfassend verstanden werden als ein bewusst gestalteter Prozess, der Lern- und Veränderungsprozesse von und zwischen unterschiedlichen Menschen, Lebensweisen und Organisationsformen ermöglicht. Dadurch werden Zugangsbarrieren und Abgrenzungsmechanismen in den Organisationen abgebaut und Anerkennung ermöglicht“ (Handschuck, Sabine / Schröer, Hubertus (2002): Interkulturelle Öffnung sozialer Dienste. (http://www.i- iqm.de/dokus/interkulturelle_oeffnung.pdf).

Interkulturelle Orientierung und Öffnung ist eine Querschnittsaufgabe und betrifft alle Bereiche und Ebenen einer Organisation. Der Prozess findet sowohl auf der strukturellen als auch auf der persönlichen Ebene statt. Die innere Einstellung, das heißt die Haltung, mit der Menschen einander begegnen, soll verändert werden. Eine solche Haltung drückt sich im Leitbild einer Institution aus, muss sich in den Zielen wiederfinden und verpflichtet als

Querschnittsaufgabe alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (vgl. LIDIA – Interkulturelle Bildung und Beratung: Interkulturelle Öffnung – warum eigentlich?)

Zur Umsetzung der interkulturellen Öffnung gehört es, sich unter anderem zu fragen: Wie können wir Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besser informieren oder unterstützen? Welche Zugangsbarrieren und Hemmschwellen gibt es für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte? Wie können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert werden, um dadurch Konflikte und Störungen in der Kommunikation zu vermeiden?

Eine erfolgreiche Integration, die Teilhabe- und Chancengleichheit für alle in der Kommune lebenden Menschen bedeutet, kann nur durch den Willen und die Bereitschaft der Mehrheitsbevölkerung einerseits und den eingewanderten Menschen andererseits gelingen. Dieser Prozess soll durch Fortbildungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine institutionelle Verankerung von interkulturellen Kompetenzen unterstützt werden, aber auch durch die Entwicklung von Handlungskonzepten für einzelne Arbeitsfelder. Interkulturelle Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Institution müssen entdeckt und systematisch gefördert werden.

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Laut KGSt (KGSt: In sieben Schritten zur Interkulturellen Öffnung der Verwaltung. Materialien 5/2008) gehören zur Fähigkeit zum interkulturellen Dialog und Handeln und damit zur Handlungskompetenz:

 zu erkennen und zu akzeptieren, dass Menschen immer geprägt sind durch ihre Werte, Normen und Sichtweisen der sozialen Gruppen, denen sie sich zuordnen,

 eigene Wertestandpunkte zu überprüfen, Verantwortung für das eigene Handeln zu erkennen und zu übernehmen.

Im Kreis Herford haben sich besonders in den vergangenen Jahren verschiedenste Einrichtungen auf den Weg der Interkulturellen Öffnung begeben. Darunter finden sich Bildungseinrichtungen wie Kindertageseinrichtungen, Schulen, aber auch ortsansässige Büchereien und Bibliotheken sowie Einrichtungen der Jungendhilfe, der Alten- und Krankenpflege, im Krankenhausbereich und darüber hinaus Einrichtungen zur Betreuung, Vermittlung und Wiedereingliederung von Arbeitsuchenden.

Um dies zu unterstützen, haben sich der Arbeitskreis „Interkulturelle Öffnung“ der Migrationsfachdienste (AK IKÖ) – hervorgegangen aus widunetz – Netzwerk für Integration & Vielfalt im Kreis Herford und das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Herford die Aufgabe gestellt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlicher Einrichtungen zu sensibilisieren, um weitere Prozesse der Interkulturellen Öffnung anzuregen.

Wichtige thematische Bereiche sind hier „Sensibilisierung für Diversity“, „Demokratie leben in der Vielfaltsgesellschaft“, „Deeskalation und Konfliktmanagement im transkulturellen und interkulturellen Kontext“, „Umgang mit Vielfalt und Wertebewusstsein“ und „Religion und Ethnien“.

Zielsetzung:

 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte die gleichberechtigte Teilhabe an gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Prozessen zu ermöglichen

 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte einen gleichberechtigten Zugang zu Bildungseinrichtungen, öffentlichen und sozialen Diensten, Betrieben und Vereinen zu gewährleisten

 Gewinnung auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Zuwanderungsgeschichte

 Vermittlung von Interkulturelle Kompetenzen an Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zur Schaffung von Gleichberechtigung unter Anerkennung von Vielfalt

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Maßnahmenbeispiele:

 Sensibilisierungsveranstaltungen und Diversity-Trainings für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltungen, Betrieben, Bildungseinrichtungen, sozialen Diensten und weiteren Institutionen

 Sensibilisierungs- und Diversity-Trainings für Bürgerinnen und Bürger mit und ohne Zuwanderungsgeschichte

 Analyse von Zugangsbarrieren und Hemmschwellen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu Verwaltungen, Betrieben, Bildungseinrichtungen, sozialen Diensten und weiteren Institutionen

 Entwicklung von mehrsprachigen Arbeitshilfen, Formularen, Broschüren, Flyern etc. unter Berücksichtigung von „einfacher Sprache“ zum Abbau von Zugangsbarrieren

 Entwicklung neuer Modelle der Zusammenarbeit zwischen Personal- / Organisationsverantwortlichen und Akteuren der Integrationsarbeit zur Etablierung des Themas als Querschnittsaufgabe in den Verwaltungen, Betrieben, Bildungseinrichtungen und weiteren Institutionen

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