Ramsau Bei Berchtesgaden Nationalpark-Gemeinde Am Fuße Des Watzmanns 2
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Ramsau bei Berchtesgaden Nationalpark-Gemeinde am Fuße des Watzmanns 2 Druck gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Die „Bergsteigerdörfer” sind eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins, des Deutschen Alpenvereins, des Alpenvereins Südtirol, des Alpenvereins Slowenien (Planinska Zveza Slovenije) und des Club Alpino Italiano (CAI). 3 Inhalt Bergsteigerdörfer und Alpenkonvention 04 Vorwort 06 Ramsau bei Berchtesgaden 08 Geschichtliches 10 Besonderheiten 14 Tourentipps Sommer 20 Tourentipps Winter 38 Schlechtwetteralternativen 44 Erreichbarkeit und Mobilität vor Ort 45 Partnerbetriebe & Schutzhütten 46 Wichtige Adressen 48 Karten & Führer 49 Impressum und Bildnachweise 50 2. Auflage, München 04/2020 4 Bergsteigerdörfer. Mosaiksteine einer gelebten Alpenkonvention ! Linz Legend !Augsburg ! ! Wien National border !München Perimeter Alpine Convention Freiburg ! G E R M A N Y ! City ! River Salzburg !Kempten Lake !Basel Bregenz Leoben Glaciated area (> 3000 m) ! ! !Zürich Innsbruck! Graz A U S T R I A ! S W I T Z E R L A N D ! Vaduz Luzern ! Bern ! L I E C H T E N S T E I N Thun ! Klagenfurt ! Maribor! !Villach Lausanne ! Bolzano Jesenice ! ! !Kranj !Genève Ljubljana Trento ! ! Nova Gorica Annecy ! Zagreb ! ! !Lyon S L O V E N I A Trieste ! Bérgamo ! !Chambéry !Bréscia Milano Venézia !Novara ! Verona Pádova ! ! ! !Rijeka ! Grenoble !Torino Parma I T A L Y ! F R A N C E !Bologna !Génova !La Spézia !Firenze !Nice M O N A C O !Marseille Scale: 1 : 3,300,000 O 0 25 50 100 150 200 km Anwendungsbereich der Alpenkonvention; Quelle: 2. Alpenzustandsbericht der Alpenkonvention - Wasser, 2008; Autor: Umweltbundesamt Austria Die Alpenkonvention – ein völkerrechtlicher Entwicklungsinstrument neue Bedeutung. Es Vertrag der acht Alpenstaaten und der Euro- gilt, die Protokolle der Alpenkonvention wo päischen Gemeinschaft; eine Vereinbarung auch immer möglich anzuwenden, nicht nur mit höchsten Zielsetzungen für die nachhalti- im Rahmen von Genehmigungsverfahren, ge Entwicklung im alpinen Raum, ein Meilen- sondern insbesondere im Hinblick auf inno- stein in der Geschichte des Umweltschutzes vative Ideen für eine nachhaltige wirtschaft- ... möchte man meinen. Ganz so ist es aber liche Entwicklung auf lokaler Ebene. leider nicht. Seit den 1950-er Jahren, in denen die Idee zur Alpenkonvention erstmals in den Der Österreichische Alpenverein war maß- Gründungsdokumenten der internationalen geblich am Zustandekommen der Alpenkon- Alpenschutzkommission CIPRA aufscheint, vention mit ihren Protokollen beteiligt. Seit bis zum Inkrafttreten 1995 und bis zum Be- jeher versucht er, die Alpenkonvention für die ginn der Umsetzung 2002 war und ist es ein breite Öffentlichkeit fassbar zu machen, sie langer Weg. Aber gerade jetzt, wo die sozia- von dem – zugegebenermaßen zum Teil sehr len Probleme der Welt jeden Umweltschutz- komplizierten Juristenlatein – loszulösen und gedanken mehr denn je in den Hintergrund in ganz konkreten Projekten mit der Bevölke- drängen, gewinnt die Alpenkonvention als rung umzusetzen. 5 Eines dieser Beispiele ist die Initiative „Berg- rengehen, Schneeschuhwandern, Langlaufen steigerdörfer”. Im mittlerweile internationa- und Rodeln stehen auf dem Programm. Auch len Projekt legen die Alpenvereine bereits bei schlechtes Wetter ist kein Hindernis, sich der Auswahl der Bergsteigerdörfer in Öster- draußen zu bewegen: Von geführten geolo- reich, Deutschland, Italien und Slowenien be- gischen oder ornithologischen Wanderungen sonderes Augenmerk auf die Geschichte der bis hin zum Besuch von Bergwerksstollen, Gemeinden, auf ihre Entscheidungen in der Museen und alten Werkstätten gibt es eine Vergangenheit und ganz besonders auf ihre Vielzahl von Möglichkeiten. Oft reichen aber zukünftigen Entwicklungsziele. Denn nicht auch schon ein warmes, trockenes Plätzchen jedes Bergsteigerdorf aus den Anfangsjahren am Ofen, eine Tasse Tee und ein gutes Buch des Alpintourismus ist bis heute ein solches – zum Beispiel über die Alpingeschichte der geblieben. Viele Gemeinden haben sich ganz Region –, um einen verregneten Nachmittag dem Wintertourismus verschrieben, haben zu genießen. die Berghänge planiert, entwässert, Speicher- Kurzum, die Bergsteigerdörfer sollen eine seen gegraben, gesprengt, Seilbahnen errich- Gästeschicht ansprechen, die sich Urlaubsor- tet, Hotelburgen gebaut – "alles für den Gast". te aussucht, in denen es noch einigermaßen Für die ortsansässige Bevölkerung resultiert „normal” zugeht. Gäste, die einen Aktiv-Ur- daraus die Abhängigkeit von einem sich im- laub in der Natur erleben wollen, die Eigen- mer schneller drehenden Erschließungs-Ka- verantwortung und Umweltbewusstsein pital-Kreisel, dessen Höhepunkt noch nicht mitbringen oder zumindest sehr offen dafür erreicht scheint. sind. Und mit dem Besuch in einem der Berg- Mit den Bergsteigerdörfern nehmen sich steigerdörfer entsteht eine echte Symbiose: die projekttragenden Alpenvereine mit den Denn während der Gast endlich den Alltag Sektionen und dem Ständigen Sekretariat hinter sich lassen kann, werden in den Ge- der Alpenkonvention sowie mit Hilfe ande- meinden Arbeitsplätze gehalten, können rer Partner aus öffentlicher Verwaltung und kleine Gastronomiebetriebe ihr Auskommen Tourismus jener Gemeinden an, die sich be- finden, werden Nächtigungen auf Schutz- wusst für eine nachhaltige, eigenständige hütten gebucht, findet das regionale, kulina- und selbstbewusste Entwicklung entschie- rische Angebot seine Abnehmer – und genau den haben. Merkmale aller Bergsteigerdörfer DAS entspricht einer gelebten Umsetzung sind ihre Kleinheit und Ruhe, ihre Lage im der „Alpenkonvention”: Die Balance zwischen Alpenraum mit einer entsprechenden Relief- Schutz der Gebirgsregionen und einer nach- energie, ihr harmonisches Ortsbild, ihre alpi- haltigen Wirtschaftsentwicklung. Oberstes ne Geschichte, ihre gelebten Traditionen und Ziel ist es, die Wertschöpfung in der Region ihre starke Alpinkompetenz. zu halten und nicht an irgendeinen regions- Zusammen mit den Sektionen des Alpen- fremden Investor abzugeben. vereins wird an einer umfangreichen Ange- Die Zeit wird zeigen, ob sich Geduld und Fleiß botspalette an Aktivitäten, die ohne techni- auszahlen werden, aber wir – das internatio- sche Hilfsmittel auskommen, gearbeitet. Je nale Projektteam Bergsteigerdörfer – sind da- nach Charakter des Bergsteigerdorfes kann von überzeugt: Die Bergsteigerdörfer können sich der Gast in einer weitestgehend unver- eine echte Vorreiterrolle für die Umsetzung brauchten Landschaft aktiv erholen: Wan- der Alpenkonvention im Alpenraum einneh- dern, Bergsteigen, Klettern, Bouldern, Skitou- men. 6 Herzlich willkommen in Ramsau! „Die Liebe zur Heimat ist Selbstbeherrschung Bergpioniere wie der Geometer Valentin Sta- in der Lebensführung“. nic (Erstbesteigung Watzmann-Mittelspitze August 1800) durchstiegen steile Wände, Bereits vor mehr als 2000 Jahren sagte dies um die Gipfel zu erreichen und das Land zu der altgriechische Philosoph Platon. Und vermessen. Der Bergführer Johann Grill, der nicht wenige Inhalte der Kriterien, die der „Kederbacher“ aus der Ramsau, durchstieg Alpenverein für ein Bergsteigerdorf definiert, 1881 die Watzmann Ostwand. Die Künstler finden sich in diesen Worten wieder. rühmten mit ihren Gemälden die Schönheit Ramsau, das erste Bergsteigerdorf in der Berge, und so stehen in der Ramsau im Deutschland. Eine beeindruckende Bergwelt, 19. Jahrhundert die Wiegen von Alpinismus Natur, wie man sie woanders kaum mehr er- und Tourismus. lebt und fühlt, Alpingeschichte und alpine Ramsau ist die Heimat großartiger Alpinisten Kompetenz, maßgebliche Argumente für das wie Hermann Buhl (Erstbesteiger des Nanga Prädikat „Bergsteigerdorf“. Parbat 1953) und auch großer Alpinsportler Es ist aber auch das Wesen der Bewohner hier, wie Toni Palzer (Weltmeister Skibergsteigen). deren Liebe zur Heimat, deren Wertschät- Ein Stück Alpinkompetenz steckt in der Rams- zung der Natur gegenüber, ja auch die Selbst- au in jedem Einheimischen, und in keiner an- beherrschung in der Lebensführung dahin- deren Gemeinde findet der Gast eine solche gehend, dass weniger manchmal mehr ist. Dichte an Bergführern. Ramsau war aufgrund seiner Lage immer Um das Prädikat „Bergsteigerdorf“ zu erlan- schon ein Bergsteigerdorf. Der Ort ist von gen, mussten wir uns nicht verbiegen. Sanfter markanten, hohen Bergen umschlossen und Tourismus ist ein Synonym für Ramsau. Als öffnet sich nur durch das enge Tal Richtung Teil der Biosphärenregion Berchtesgadener Berchtesgaden. Land, heilklimatischer Kurort und als Ge- Ohne den Weg über das Gebirge zu nehmen, meinde mit einem großen Flächenanteil im wäre eine Ansiedlung kaum möglich gewe- einzigen Hochgebirgsnationalpark Deutsch- sen. Es galt, das Vieh auf steilen Pfaden auf die lands ist hier kein Platz für Schneekanonen, Almen zu treiben, um die bäuerliche Existenz Massen- und Eventtourismus. Hier ist Platz für zu sichern; genau so wie das im Berchtesga- Bewegung aus eigener Kraft. dener Bergwerk gewonnene Salz auf dem wichtigen Handelsweg über den Hirschbichl- Pass zu transportieren. 7 Ich bin stolz, dass alles, was bei uns immer schon selbstverständlich war, eine Würdi- gung erfährt. Glücklich, dass unsere nachhal- tige Lebensführung Bestätigung findet und den nachfolgenden Generationen eine gute Lebensgrundlage erhalten bleibt. Ich hoffe, das Bergsteigerdorf Ramsau rückt mit dieser Auszeichnung in das Bewusstsein derer, die genau das suchen: ein Dorf mit einem