Klaviersonate Nr. 1 · Piano Sonata No. 1 · Sonate Pour Piano No 1 Inhalt · Contents · Sommaire

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KLAVIERSONATE NR. 1 · PIANO SONATA NO. 1 · SONATE POUR PIANO NO 1 INHALT · CONTENTS · SOMMAIRE

KLAVIERSONATE NR. 1 – DER MAIN · Spannung, Steigerung, Verklärung · Interview mit Olli Mustonen 3 M PIANO SONATA NO. 1 – DER MAIN · Tension – Intensification – Transfiguration · Interview with Olli Mustonen 6 M SONATE POUR PIANO NO 1 – DER MAIN · Tension, progression, transfiguration · Interview d’Olli Mustonen 8 ZWEI HEIMATLOSE SÄNGER · Zu Hölderlins „Der Main“ und Hindemiths gleichnamiger Klaviersonate 10 M TWO HOMELESS SINGERS · On Hölderlin’s “Der Main“ and Hindemith’s Sonata Impressum · Imprint · Impressum M Hindemith-Forum of the Same Name 11 DEUX CHANTEURS SANS Mitteilungen der Hindemith-Stiftung/Bulletin of the Hindemith Foundation/Publication de FOYER · Au sujet du poème «Der Main» de la Fondation Hindemith Heft 7/Number 7/Cahier no 7 Hölderlin et de la Première Sonate pour piano de © Hindemith-Institut, Frankfurt am Main 2003 Redaktion/Editor/Rédaction: Hindemith («Der Main») 12 Heinz-Jürgen Winkler Beiträge/Contributors/Articles de: ... in der Stille wirken ... 13 M ... to Have an Effect in Gunther Nickel (GN), Luitgard Schader (LS), Giselher Schubert (GS), the Silence ... 13 M ... dans le secret des cœurs ... 15 Heinz-Jürgen Winkler (HJW) Redaktionsschluß/Copy deadline/ Etat des informations: 15. Mai 2003 CDs: Paul Hindemith - Der Main 16 Hindemith-Institut Eschersheimer Landstr. 29-39 HINDEMITH-STIFTUNG · Symposium „Volksmusik 60322 Frankfurt am Main Tel.: ++49-69-5970362 in der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts“ 17 M Fax: ++49-69-5963104 e-mail: [email protected] HINDEMITH FOUNDATION · Symposium “Folk Music internet: www.hindemith.org Gestaltung/Design/Graphisme: in the Art Music of the Twentieth Century“ 17 M Stefan Weis, Mainz Herstellung und Druck/Production FONDATION HINDEMITH · «La musique populaire and printing/Réalisation et impression: Schott Musik International, Mainz e dans la musique savante du XX siècle» 18 Übersetzung engl./English translation/ Traduction anglaise: David Babcock M M Übersetzung frz./French translation/ Neuveröffentlichungen 20 New Publications 20 Traduction française: Jacques Lasserre Nouvelles publications 20 Bearbeitung/Adaptation: François Margot Bildnachweise/Picture credits/Illustrations: BMG Classics, Caj Bremer; Kurt von Fischer; Forum 21 Hindemith-Institut; François Margot; Schott Musik International, Mainz Titelseite/Cover/Illustrations de la page de CD Neuerscheinungen 24 M CD new releases 24 M couverture: Stefan Weis, Mainz Nouveautés sur CD 24 Printed in Germany

Hindemith-Forum 7/2003 KLAVIERSONATE NR. 1 – DER MAIN PIANO SONATA NO. 1 – DER MAIN · SONATE POUR PIANO NO 1 – DER MAIN

SPANNUNG, Klang von Cembalos und Spinetten, deshalb schenkten sie mir ein kleines Spi- STEIGERUNG, nett, als ich fünf Jahre alt war. Mein Vater VERKLÄRUNG stimmte es selbst. Meine sechs Jahre äl- tere Schwester bekam Cembalounter- Interview mit Olli Mustonen richt, und ich spielte frei improvisierend auf meinem kleinen Instrument. Kompo- nieren gehörte also schon früh dazu! Fas- ziniert beobachtete ich meine Schwester Erzählen Sie uns etwas über Ihre ersten beim Abspielen von Noten und konnte Erfahrungen mit Musik! nicht verstehen, wie das funktioniert. gewährend. Als ich sieben war, sagten Doch plötzlich eines Abends hatte ich ein meine Eltern: „O.k., ein Cembalo in der Zu Hause wurde bei uns viel musiziert. Schlüsselerlebnis und ich erkannte, daß Familie reicht.“ Und sie kauften mir ein Mein Vater ist Professor für Mathematik Notenlesen, Spielen auf dem Instrument Klavier. und gehört zu den ersten Computer-Spe- und Musik hören zusammen ein dreidi- zialisten in Finnland. Sein großes Hobby mensionales Bild ergeben. Fortan ging Gibt es Pianisten, die Sie besonders be- ist die Violine. Man sagt ja, daß Mathe- ich auf Entdeckungsreise und wähnte eindruckten? matik und Musik vieles gemeinsam ha- mich im Besitz eines Schlüssels, der mir ben. Mathematik ist die abstrakteste aller alle musikalischen Schatztruhen öffnete. In meiner Kindheit hörte ich beson- Naturwissenschaften, Musik die abstrak- Ich denke, eine wesentliche Errungen- ders gern Emil Gilels spielen. Er gab oft teste der Schönen Künste. Beide werden schaft der westlichen Kultur ist die Erfin- Konzerte in Finnland, und ich muß sagen, von Naturgesetzen beherrscht. Mein Va- dung einer so plastischen Notenschrift, es waren unvergeßliche Augenblicke. Sei- ter hat großes Vergnügen am Errechnen auf der einen Seite leicht zu handhaben, ne Art, das Instrument zum Klingen zu von verschiedenen Stimmsystemen. Mei- auf der anderen sehr präzise, dennoch bringen, ist unnachahmlich und inspirier- ne Eltern mögen ganz besonders den genug Raum für künstlerische Intuitionen te mich sehr. Für mich ist seine Auffas-

Hindemith-Forum 7/2003 3 sung vom Klavierspiel Modell geworden. Sie haben auch viel Kammermusik auf Ich bin überzeugt, Hindemiths Kom- Aber auch Pianisten wie Glenn Gould, Platte eingespielt. Was bedeutet für Sie positionen werden zum Beständigsten Vladimir Horowitz - ich hörte ihn Ende das Kammermusikmachen? des 20. Jahrhunderts gehören, ganz ein- der 80er Jahre in London -, Sergei Rach- fach weil es ehrliche Musik ist. Zur Zeit maninow, Josef Lewin oder der französi- Klavierspielen ist manchmal eine recht spiele ich auf meinen Tourneen die erste sche Pianist Samson François sind wun- einsame Angelegenheit. Das Hin und Her Klaviersonate. Sie ist ein Meilenstein in derbare Interpreten, denen ich gerne lau- zwischen den Mitspielern macht meines der Klaviermusik des vergangenen Jahr- sche. Erachtens den Reiz vom Kammermusizie- hunderts. Demnächst wird eine CD mit ren aus. Spontaneität und das Vermögen den Vier Temperamenten und Sibelius’ 3. Sie haben eindrucksvolle Aufnahmen auf den Partner einzugehen sind nötige Symphonie in C-Dur erscheinen. Die von weniger bekannten Werken präsen- Voraussetzungen gelungener Kammer- Kombination beider Werke ergibt neue tiert. So z.B. die Preludes op. 34 von musik, vergleichbar dem Zusammenle- Sichtweisen auf beide Stücke. Mit meiner Schostakowitsch oder die Préludes op. ben in einer Ehe. Verschiedene Charakte- Frau werde ich die Sonate für 2 Klaviere, 31 von Alkan. Was bedeuten für Sie die- re reagieren unterschiedlich auf be- vierhändig und die Sonate für Klavier se Stücke? stimmte Vorgaben, basieren dennoch auf vierhändig von Hindemith aufführen. einer gemeinsamen Philosophie. Ich denke, bei der Zusammenstellung Lassen Sie uns einen näheren Blick auf der Stücke wurde ich von bestimmten Wann lernten Sie Musik von Paul Hinde- Hindemiths Erste Sonate werfen! „Leitmotiven“ angeregt. Aber zunächst mith kennen und was beeindruckt Sie an muß ich sagen, daß für meinen Ge- dieser Musik? Diese Sonate reflektiert Hindemiths schmack zu oft die selben Werke aufge- Schwierigkeiten im nazistischen Deutsch- führt und eingespielt werden. Nichts ge- Als ich elf Jahre war, kaufte mir mein land. Er spürte, daß er in diesem Land gen diese Meisterwerke; sie sind phanta- Vater die Noten vom Ludus tonalis. Was keine Zukunft als Komponist und Inter- stische Musik. Doch das Klavierrepertoire mich besonders faszinierte, war die reine, pret mehr haben würde, und stellte sich ist immens umfangreich und vielseitig; noble Geste, mit der sich diese Musik darauf ein, sein Heimatland zu verlassen. und es gibt noch viel zu entdecken. Ein präsentiert. Mit Freude habe ich diese Beeindruckend an dieser Sonate ist Programm sollte ausgewogen gestaltet Komposition auf CD eingespielt. Auf der ihre formale Geschlossenheit. Die Wie- sein. Es gibt große Klaviermusik von einen Seite spürt man die Verankerung in deraufnahme von Themen aus dem er- Komponisten, die selten gespielt werden, der Tradition abendländischer Musik, auf sten Satz im vierten verleiht dem gesam- und unbekannte Stücke großer Kompo- der anderen sind die innovativen Züge ten Werk eine Bogenspannung, die man nisten, beispielsweise die Variationen op. nicht zu verkennen. Ein Vergleich mit Jo- artikulieren muß, damit die Interpretation 105 und 107 von Ludwig van Beethoven. hann Sebastian Bach drängt sich auf: stimmig wird. Der letzte Satz ist eine In diesen Stücken zeigt sich der späte, Auch seine Musik trägt viele Züge, die ins komplex angelegte und spektakulär wir- experimentierende Beethoven, und es ist 19. Jahrhundert weisen. Völlig zu Recht kende Steigerung, die in der Musikge- empfehlenswert, wie ein Kritiker be- hat der deutsche Musikwissenschaftler schichte ihresgleichen sucht. Es ist eine merkt, „mit Beharrlichkeit zu suchen, wo Heinrich Besseler einen Aufsatz über Art Verklärung. Immer wieder wird die etwas sich nicht zugleich von selbst zei- Bachs Wohltemperiertes Klavier „Bach als Spannung durch Trugschlüsse gesteigert. gen will“. Tatsächlich finden sich in zahl- Wegbereiter“ tituliert. Es gab Zeiten, da Beim Spielen fällt es schwer, auf seinem reichen Variationen Neuerungen und in- wurde Bach als altmodisch bewertet. Völ- Klavierhocker sitzen zu bleiben. So aufre- dividuelle Züge, die man nur als originell lig falsch. Seine Musik wird nie aus der gend ist dieser Satz. Das erste Thema der bezeichnen kann. Oder nehmen Sie Hin- Mode kommen. Ähnlich wird es mit Hin- Sonate erinnert mich an den Anfang der demith: Seine erste Klaviersonate aus demiths Musik sein. Gerade den Ludus Vier Temperamente. Es ist wie der Beginn dem Jahre 1936 gehört zu den größten tonalis kann man von verschiedenen Sei- einer umfangreichen Märchenerzählung Werken dieser Gattung im 20. Jahrhun- ten beleuchten und in seinen Interpreta- mit den Worten „Es war einmal ...“ und dert. Viele Kollegen kennen dieses Stück tionen den Facettenreichtum dieser Mu- erhebt epische Ansprüche. Man spürt: überhaupt nicht. sik zum Strahlen bringen. Die Ausgabe hier hebt eine Erzählung an, die Teil eines des Ludus tonalis mit Hindemiths eige- großen Ganzen ist und den Zuhörer in nen, kolorierten Zeichnungen mag ich seinen Bann schlägt. Solche Züge trägt sehr. Ich denke, er hätte seinen Lebens- keine Bagatelle. Die Sonate stellt hohe unterhalt auch als Cartoonist verdienen technische Anprüche an den Interpreten, können. Besonders die letzte Fuge in Fis dennoch ist sie für das Klavier passend, ist mir ans Herz gewachsen, und ich spie- nie „unpianistisch“ gearbeitet. Es gibt le sie oft als Zugabe. Komponisten, die unnötigerweise schwer schreiben, ohne musikalische Logik. Das

4 Hindemith-Forum 7/2003 Welche Rolle spielt das Unterrichten für Sie?

Ich habe da ähnliche Ansichten wie Hindemith. Ich mag die Bezeichnung Mu- siker. Das bedeutet, sich nicht in eine Richtung, beispielsweise als Pianist, zu spezialisieren, sondern auch aus anderen Perspektiven, als Dirigent oder auch als Impresario, musikalische Werke zu erfas- sen. Unterrichten setzt voraus, daß man seine Gedanken zur Musik ordnet und in klare Worte faßt, um sie anderen mitzu- teilen. Wie beispielsweise jetzt in diesem Interview. Solche Gelegenheiten geben auch die Möglichkeit, sich selber besser kennenzulernen.

Verraten Sie uns etwas über Ihre musikalischen Aktivitäten in nächster Zeit, spe- ziell über Ihre Kompositionspläne?

Es ist immer gefährlich, über solche Sachen zu reden. Für mich ist Komponie- ren ebenso wichtig wie Klavierspielen. Habe ich sehr viele Konzerte zu spielen, finde ich nur wenig Muße zum Kompo- nieren. Während der Sommermonate, die ich meist in Finnland verbringe, widme ich mich dem Komponieren. Es ist schon lan- ge her, daß ich etwas für Klavier geschrieben habe. Im Moment habe ich große Lust, für dieses Instrument zu schreiben. Zur Zeit spiele ich die Klavierfassung eines meiner ersten Orchesterstücke. In meinen Konzerten beginne ich mit Hin- demiths erster Klaviersonate, weil die Ohren der Zuhörer noch „frisch“ sind und dieses Stück am Anfang besonders wirkt. Es folgt dann Fantasia nach J.S. Bach von Busoni, die auf Bach-Chorälen basiert, kann man Hindemith nie vorwerfen. Bei mith das Chicaco Symphony Orchestra und zum Gedenken an Busonis verstor- ihm hat großer technischer Aufwand dirigiert, war ich fasziniert von der Vita- benen Vater entstand. Des weiteren stets seine Funktion als Ausdrucksmittel. lität und Kraft dieses Mannes. Im kurzen Bach-Choralbearbeitungen von Busoni. Bei Rachmaninow verhält es sich ähnlich; Interview auf dieser Videokassette ver- In der zweiten Programmhälfte sind Pro- auch bei ihm kann der Klavierstil nicht mittelt er seinem Gegenüber den Aus- kofieffs Stücke für Klavier op. 95, 97 und einfach sein, weil der Gehalt seiner Musik druck eines Vertrauens und eines boden- 102 zu hören. Es handelt sich um Bear- vielschichtig ist. ständigen Humors. Kaum zu glauben, beitungen seines Balletts Cinderella, Der Beginn des dritten Satzes erinnert daß er wenige Monate nach diesen Auf- Stücke, die sehr selten im Konzert aufge- mich mit seinen punktierten Rhythmen nahmen starb. Diese äußere Souveränität führt werden. HJW an Schumann. Es ist nicht einfach, punk- spiegelt sich auch in seinen Werken wie- tierte Passagen sauber zu spielen. Es be- der. Sie sind authentisch. Bereits nach darf einer großen Energie. Als ich zum er- wenigen Takten kann man seine Musik stenmal das Video sah, auf dem Hinde- erkennen.

Hindemith-Forum 7/2003 5 Glenn Gould, Vladimir Horowitz – whom I heard in the late 1980s in London – Sergei Rachmaninov, Josef Levinne and the French pianist Samson François are wonderful interpreters whom I like to listen to.

You have presented impressive recordings of lesser-known works, e.g. the Pre- ludes Op. 34 of Shostakovich and the Preludes, Op. 31 of Alkan. What do these pieces mean to you?

I think I was stimulated by certain “leitmotifs“ when compiling the pieces. But first I must say that, for my taste, the same works are too often performed and recorded. Nothing against these master- works - they are fantastic music. But the piano repertoire is immensely extensive and many-sided, and there is still so she played from written notes fascinated much to discover. A programme should TENSION – me; I couldn’t understand how that be well-balanced. There is great piano INTENSIFICATION – worked. But suddenly one evening I music by composers who are rarely per- had a key experience, and realised that formed and unknown works of great TRANSFIGURATION reading notes, playing an instrument composers, such as the Variations, Op. Interview with Olli Mustonen and listening to music formed a three- 105 and 107 of Ludwig van Beethoven. dimensional picture. From then on I These pieces reveal the late, experimental embarked upon a journey of discovery Beethoven, and it is advisable, as one Tell us something about your first experi- and fancied myself in possession of a key critic remarked, “to search persistently ences with music! that would open all musical treasure where a thing does not immediately chests. I think that an essential achieve- reveal itself.“ There are in fact innovations We played a great deal of music at ment of western culture is the invention and individual traits in numerous vari- home. My father is a mathematics pro- of such a plastic musical notation which ations that one can only designate as fessor and one of the first computer is, on the one hand, so easy to deal with original. Or let’s take Hindemith, for specialists in Finland. His great hobby is and, on the other hand, very precise, yet instance. His First Piano Sonata of 1936 the violin. They say, after all, that mathem- allowing sufficient room for artistic belongs to the great works of its genre of atics and music have a lot in common. intuitions. When I was seven my parents the twentieth century. Many colleagues Mathematics is the most abstract of all said, “O.K., one harpsichord in the family don’t know this piece at all. sciences and music the most abstract art is enough.“ And they bought me a piano. form. Both are dominated by natural You have also recorded a great deal of laws. My father finds great pleasure in Are there pianists who particularly chamber music. What does playing reckoning various tuning systems. My impressed you? chamber music mean to you? parents especially like the sound of harpsichords and spinets, which is why In my childhood I especially enjoyed Piano playing is sometimes a rather they gave me a small spinet when I was hearing Emil Gilels play. He often gave lonely concern. The exchange between five years old. My father tuned it himself. concerts in Finland, and I must say they the players is the chief attraction in My sister, six years my senior, received were unforgettable moments. His way of chamber music, in my opinion. Spon- harpsichord lessons, while I improvised making the instrument sound is inim- taneity and the ability to respond to your freely on my little instrument. You see, itable and inspired me very much. For partner(s) are the necessary conditions composing was already in the picture at me, his conception of piano playing has for successful chamber music playing, an early stage! Observing my sister when become a model. But also pianists like

6 Hindemith-Forum 7/2003 comparable to living together in a mar- tion of these two works allows one to re- The beginning of the third movement riage. Different characters react differ- gard each piece in new ways. I intend to reminds me of Schumann with its dotted ently to given tasks, but nonetheless perform the Sonata for Two Pianos and rhythms. It is not easy to play passages in share a common philosophy. the Sonata for Piano Four Hands with my dotted rhythms cleanly. It requires a great wife. deal of energy. The first time I saw the When did you become acquainted with video on which Hindemith conducted the music of Paul Hindemith, and what Let us take a closer look at Hindemith’s the Chicago Symphony Orchestra I was impresses you about this music? First Sonata! fascinated by the vitality and energy of this man. In a short interview on this When I was eleven my father bought This Sonata reflects Hindemith’s diffi- video cassette he conveyed the expres- me the score of Ludus Tonalis. What es- culties in Nazi Germany. He realises that sion of trust and an earthy humour to his pecially fascinated me were the pure, he has no more future in this country as conversation partner. One can hardly be- noble gestures with which this music pre- composer and interpreter, and gets ac- lieve that he died just a few months after sents itself. I recorded this composition customed to the idea of leaving his these recordings. This external sover- on CD with great pleasure. On the one homeland. eignty is reflected in his works as well. hand, one senses how this music is an- The Sonata is impressive in its formal They are authentic. One recognises his chored in the western music tradition, consistency. The fact that themes from music after just a few bars. and on the other hand, one cannot mis- the first movement are taken up again in take its innovative traits. A comparison the fourth lends the entire work an over- What role does teaching play for you? with Johann Sebastian Bach forces itself all arch of tension that must be articu- upon us. His music also has many char- lated in order to make the interpretation I have similar views to Hindemith’s on acteristics which point forward into the ring true. The final movement is of a this subject. I like the designation “mu- 19th century. The German musicologist complex design and has a build-up sician.“ That means one doesn’t specialise Heinrich Besseler was absolutely right in which makes a spectacular effect, quite in one direction, as a pianist for example, giving the title „Bach the Pathfinder“ to unique in music history. It is a kind of but considers musical works from other an essay on the Well-Tempered Clavier. transfiguration. The tension is repeatedly perspectives as well, such as that of the There were times when Bach was as- intensified by means of deceptive ca- conductor or the impresario. Teaching sessed as being old-fashioned. This is dences. When playing it, it is very difficult presupposes that one has ordered one’s completely wrong. His music will never to stay seated on the piano stool. That’s thoughts about music and can express go out of style. It is similar with Hin- how exciting this movement is. The first them clearly in order to communicate demith’s music. One can regard the theme of the Sonata reminds me of the them to others – as in this interview right Ludus Tonalis from various points of opening of the Four Temperaments. It is now, for example. Such occasions also view, making the music shine in all its like the beginning of an extensive fairy give one the opportunity of knowing multifarious facets in one’s interpreta- tale with the words “Once upon a time...“ oneself better. tions. I am very fond of the edition of and raises great expectations. One feels Ludus Tonalis with Hindemith’s own that a story begins here, a story that is Tell us something about your upcoming coloured drawings. I think he could have part of a great entirety, utterly captivating musical activities, especially about your earned his living as a cartoonist as well. its listeners. A bagatelle does not have composing plans. The last fugue in F-sharp is especially such traits. The Sonata makes high tech- close to my heart and I often play it as an nical demands on the interpreter, but it It is always dangerous to speak of encore. always fits the piano, is never “unpian- such things. For me composition is just as I am convinced that Hindemith’s com- istic.“ There are composers who write un- important as piano playing. If I have positions will be considered among the necessarily difficult music, without mu- many concerts to play, then there is very most permanent of the twentieth century sical logic. One can never accuse Hin- little spare time in which to compose. I simply because they are honest music. At demith of that. With him, great technical dedicate myself to composition during present I have been performing the First extravagance always has its function as a the summer months, which I spend Piano Sonata on my tours. It is a mile- means of expression. It is similar with mostly in Finland. It has been a long time stone in the piano music of the last cen- Rachmaninov; with him, too, the style of since I have written for the piano. Now I tury. Very soon a CD will be issued with piano writing cannot be simple because would like very much to write something the Four Temperaments and Sibelius’s the content of his music operates on for this instrument. 3rd Symphony in C major. The combina- many levels.

Hindemith-Forum 7/2003 7 At the present time I have been per- petit instrument. J’ai donc commencé à une musique fantastique. Mais le réper- forming the piano version of one of my composer très tôt! J’étais fasciné de voir toire pour le piano est quand même im- first orchestral pieces. In my concerts I ma sœur jouer les notes qu’elle lisait et mensément vaste et varié; il y a donc en- begin with Hindemith’s First Sonata be- ne parvenais pas à comprendre com- core beaucoup à découvrir. cause the listeners’ ears are still “fresh“ ment cela marchait. Mais un soir, j’eus Un programme devrait être conçu de and this piece makes a great effect espe- soudain une illumination: je me rendis façon équilibrée. Il y a un remarquable cially at the beginning. Then follows the compte que lire les notes, jouer d’un ins- répertoire pour le piano qu’on joue ra- Fantasia after J.S. Bach by Busoni based trument et écouter de la musique formait rement et des pièces malheureusement on Bach Chorales, written in memory of une image à trois dimensions. Je partis inconnues de grands compositeurs, com- Busoni’s father. Then come Busoni’s alors à la découverte du monde musical, me les variations op. 105 et 107 de Lud- adaptations of Bach Chorales. In the pensant posséder une clé qui m’ouvrirait wig van Beethoven – lesquelles témoi- second half of the programme one can tous les coffres au trésor. Je crois qu’une gnent de ses recherches tardives et expéri- hear Prokofiev’s Piano Pieces, Op. 95, 97 des conquêtes essentielles de la civilisa- mentales. Il vaut donc la peine, comme le and 102. These are adaptations of his tion occidentale est l’invention d’une remarque un critique, «de chercher obs- ballet Cinderella, pieces that are only notation musicale très parlante, à la fois tinément quand quelque chose ne se very rarely heard in concert. HJW facile à manipuler et fort précise, mais livre pas spontanément». Dans plusieurs qui laisse suffisamment de marge à l’intui- des variations de Beethoven auxquelles tion artistique. A sept ans, mes parents je faisais allusion, on trouve effective- me dirent: «Bon, un clavecin suffit dans la ment des innovations et des traits indivi- famille» et m’ont acheté un piano. duels qu’on ne peut que qualifier d’ori- ginaux. Ou prenez Hindemith: sa Premiè- TENSION, Y a-t-il des pianistes qui vous aient parti- re Sonate pour piano de 1936 est une culièrement impressionné? des plus grandes œuvres du genre au XXe PROGRESSION, siècle. Or nombreux sont mes confrères Dans mon enfance, j’aimais particu- pianistes qui ne la connaissent absolu- TRANSFIGURATION lièrement entendre jouer Emil Gilels. Il ment pas. Interview d’Olli Mustonen donnait souvent des concerts en Finlan- de et je dois dire que ce fut des instants Vous avez aussi enregistré beaucoup de inoubliables. Il avait une manière inimita- musique de chambre. Que représente- Parlez-nous un peu de vos premières ble de faire sonner l’instrument et cela elle pour vous? expériences musicales! m’a beaucoup inspiré. Sa conception du piano est devenue un modèle pour mois. Le piano est parfois une affaire bien Nous faisions beaucoup de musique à Mais d’autres pianistes, comme Glenn solitaire! A mon avis, ce qui fait le charme la maison. Mon père est professeur de Gould, Vladimir Horowitz – que j’ai ende la musique de chambre n’est autre mathématiques et l’un des premiers spé- tendu vers la fin des années 1980 à Lon- que le dialogue qui s’établit entre les par- cialistes de l’informatique en Finlande. dres –, Sergueï Rachmaninov, Josef Le- tenaires. La spontanéité et la faculté d’é- Son passe-temps favori est le violon. On win ou le pianiste français Samson couter autrui sont des conditions indis- dit que les mathématiques et la musique François, sont des interprètes également pensables pour la réussite en musique ont beaucoup de points communs, n’est- admirables que j’aime beaucoup écouter. de chambre, comme la vie en commun

ce pas? Les mathématiques sont la plus Vous êtes l’auteur d’enregistrements im- au sein d’un couple: des caractères dif- abstraite des sciences naturelles, la musi- pressionnants d’œuvres peu connues, férents réagissent différemment à cer- que le plus abstrait des beaux-arts. L’une tels les Préludes op. 34 de Chostakovitch tains stimulus, tout en partageant une et l’autre sont déterminées par des lois ou les Préludes op. 31 d’Alkan. Quelle philosophie commune. naturelles. Mon père aime énormément place ces pièces occupent-elles pour calculer différents systèmes d’accordage. vous? Mes parents appréciant particulière- Quand avez-vous découvert la musique ment le timbre des clavecins et des épi- Je crois qu’en composant mes pro- de Paul Hindemith et qu’est-ce qui vous nettes, ils m’ont offert une petite épinette grammes, je suis stimulé par certains leit- impressionne en elle? pour mes cinq ans. Mon père l’accordait motivs. Mais je dois commencer par dire lui-même. Ma sœur, qui a six ans de plus qu’à mon goût, on joue et enregistre trop Pour mes onze ans, mon père m’ache- que moi, prenait des leçons de clavecin souvent les mêmes œuvres. Je n’ai rien ta le cahier du Ludus tonalis. Ce qui me et moi, j’improvisais librement sur mon contre les chefs-d’œuvre qui constituent fascina alors fut la pureté et la noblesse

8 Hindemith-Forum 7/2003 qui émane de cette musique. C’est avec Ce qui frappe, dans cette sonate, c’est Quel rôle l’enseignement joue-t-il pour beaucoup de joie que je l’ai enregistrée sa perfection formelle. Le retour de thè- vous? sur CD. On y sent, d’une part, l’enracine- mes du premier mouvement dans le ment dans la tradition de la musique oc- quatrième crée une grande arche qu’il J’ai là-dessus des idées semblables à cidentale, mais, de l’autre, on ne peut faut faire ressortir pour que l’interpréta- celles de Hindemith. J’aime être appelé pas ignorer ses traits particulièrement tion sonne juste. Le dernier mouvement musicien. Cela signifie que je ne vais pas novateurs. La comparaison avec Jean-Sé- est une vaste progression, complexe et me spécialiser dans une seule direction – bastien Bach s’impose: la musique de spectaculaire, qui n’a pas d’équivalent disons le piano –, mais appréhender aus- Bach a elle aussi beaucoup d’éléments dans l’histoire de la musique. C’est une si les œuvres musicales sous d’autres qui préfigurent le XIXe siècle. C’est à très sorte de transfiguration. La tension croît à angles, comme chef d’orchestre ou com- juste titre que le musicologue allemand chaque interruption de cadence. Quand me imprésario. Enseigner présuppose Heinrich Besseler a intitulé un article sur on joue, il est difficile de rester assis sur qu’on mette de l’ordre dans ses réfle- le Clavier bien tempéré : «Bach le précur- le tabouret, tant le mouvement est exci- xions sur la musique et qu’on les exprime seur». Il y a eu des époques où Bach pas- tant. Le premier thème de la sonate me clairement pour les communiquer à d’au- sait pour démodé. Tout faux! Sa musique rappelle l’exorde des Quatre tempéra- tres – comme dans cette interview, par sera toujours à la mode. Il en ira de ments ; il se présente comme le début exemple. De telle occasions donnent même de celle de Hindemith. Son Ludus d’un long conte («Il était une fois….») et aussi la possibilité de mieux se connaître tonalis peut être abordé de divers côtés laisse augurer de grandes épopées. On soi-même. et les interprétations en faire briller les sent que le récit qui commence fait par- différentes facettes. J’aime beaucoup l’é- tie d’un grand tout et va captiver l’audi- Révélez-nous une partie de vos prochai- dition du Ludus tonalis qui reproduit les teur. Ce ne sont pas là les traits d’une ba- nes activités musicales, notamment vos dessins en couleur du compositeur. Je gatelle! La Première Sonate exige énor- projets de composition? crois qu’il aurait aussi pu gagner sa vie mément de l’interprète, sur le plan tech- comme caricaturiste! La dernière fugue nique, mais elle est vraiment conçue Il est toujours dangereux de parler de en fa dièse me tient particulièrement à pour le piano et jamais contre lui. Il y a telles choses. Composer est pour moi cœur et je la joue souvent en bis. des compositeurs sans logique musicale aussi important que jouer du piano. Si je Je suis convaincu que les composi- qui compliquent inutilement les choses. dois donner un grand nombre de con- tions de Hindemith feront partie de ce On ne peut jamais reprocher cela à Hinde- certs, je n’ai que peu de loisirs pour com- qui restera du XXe siècle, tout simplement mith. Chez lui, les prouesses techniques poser. Je m’y consacre pendant les mois parce que c’est de la musique sincère. En ont toujours une fonction expressive. Il en d’été que je passe la plupart du temps en ce moment, je joue en tournée la Pre- va pareil de Rachmaninov; son écriture Finlande. Il y a déjà longtemps que je n’ai mière Sonate qui est un des jalons de la pour le piano ne peut être simple, car le plus écrit pour le piano. En ce moment, musique pour le piano du siècle dernier. contenu de sa musique est très dense. j’ai donc très envie de m’y remettre. Bientôt paraîtra un enregistrement avec Les rythmes pointés du début du troi- A l’heure qu’il est, je joue la version les Quatre Tempéraments et la Troisième sième mouvement me rappellent Schu- pour le piano de mes premières pièces symphonie en do majeur de Sibelius. mann. Il n’est pas facile de jouer propre- pour orchestre. Dans mes récitals, je Cette combinaison au disque jette une ment ces passages qui demandent beau- commence par la Première Sonate de nouvelle lumière sur chacune des deux coup d’énergie. Quand, pour la première Hindemith, profitant du fait que les oreilles œuvres. J’ai encore le projet de jouer fois, j’ai vu la vidéo où Hindemith dirige des auditeurs sont encore «fraîches» et

avec ma femme la Sonate pour deux pia- le Chicago Symphony Orchestra, j’ai été que ce morceau produit un effet parti- nos à quatre mains et la Sonate pour pia- frappé par sa vitalité et sa force. Dans la culier en ouverture. Suivent alors la Fan- no à quatre mains. brève interview enregistrée sur la même taisie de Busoni d’après des chorals de cassette, il donne à l’observateur une im- J. S. Bach, écrite à la mémoire de son père, Jetons un coup d’œil plus approfondi sur pression de confiance en soi et d’humour puis des adaptations d’autres chorals de la Première Sonate de Hindemith! dru. Incroyable de penser qu’il est mort Bach par le même compositeur. Dans la quelques mois après ces enregistre- seconde moitié du programme, j’inter- Cette sonate reflète les difficultés ren- ments! La maîtrise qu’il affichait se reflète prète les pièces pour piano op. 95, 97 et contrée par Hindemith dans l’Allemagne dans ses œuvres. Elle sont authentiques. 102 de Prokofieff. Il s’agit de transcrip- nazie. Il sentait qu’il n’aurait plus d’avenir On reconnaît d’ailleurs sa musique après tions de son ballet Cendrillon qu’on en- dans ce pays, comme compositeur et in- quelques mesures seulement. tend très rarement en concert. HJW terprète, et se préparait à quitter sa patrie.

Hindemith-Forum 7/2003 9 sondern auch eine der Überzeugungen, Emotio- nen und Visionen. Mit Oden richtet man hier mit- unter viel aus, was die Ge- schichte der Hölderlin-Re- zeption anschaulich beweist. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Hölderlin noch das, was Karl Marx bedauernd auch von dessen Tübinger Stifts- kollegen Hegel behauptet hat: ein „toter Hund“. Sein Pathos galt in der Zeit des Realismus als befremdlich. Der literaturwissenschaftli- che Positivismus schlug sein Werk kurzerhand der Romantik zu, womit er falsch lag; ansonsten igno- rierte er ihn. Erst der Kreis um Stefan George ent- Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893), Frankfurter Maler und Graphiker, schuf zahlreiche Ansichten von Frank- deckte Hölderlin, durch Nietzsche beein- furt. Dieses Bild zeigt den Main mit Blick auf die alte Stadtbefestigung und den sogenannten „Kuhhirtenturm“, flußt, wieder. Dessen „Sinn für Höheres“ das Domizil Hindemiths in den 20er Jahren. / Carl Theodor Reiffenstein (1820-1893), a Frankfurt painter and war um die Jahrhundertwende plötzlich graphic artist, produced numerous views of Frankfurt. This picture shows the Main River with a view of the old gefragt. Das „Hölderlin-Erlebnis“ prägte city fortification and the so-called “cowherd’s tower,“ Hindemith’s domicile during the 1920s. / Carl Theodor nun eine ganze Generation: jene, die mit Reiffenstein (1820-1893), peintre et graphiste francfortois, a dessiné plusieurs vues de sa ville natale. Celle-ci dem Spätwerk dieses Dichters im Gepäck montre le Main avec les anciennes fortifications et la tour dite du Vacher (Kuhhirtenturm), domicile de Hindemith begeistert in den Ersten Weltkrieg zog. In dans les années 1920. der NS-Zeit wurde das konservativ-revo- lutionäre Hölderlinbild der 1920er Jahre zu einer „Vorauskündung der nationalso- dings bald revidiert hat). Natürlich hatte zialistischen Volksgemeinschaft“ triviali- ZWEI HEIMATLOSE Enzensberger recht: Fahrpläne sind ge- siert, diente aber insgeheim auch als Be- SÄNGER nauer. Aber sie bieten keine Gewähr zugspunkt für die widerständigen Ideen Zu Hölderlins „Der Main“ dafür, eingehalten zu werden. Und wer von einem „Anderen Deutschland“. Paral- im politischen Raum mit bloßen Fahrplä- lel dazu versuchte Georg Lukács Hölder- und Hindemiths gleichnamiger nen etwas bewirken wollte, hat schon lin für die marxistische Literaturwissen- Klaviersonate immer den Kürzeren gezogen. Denn Poli- schaft zu „retten“, in dem er auf dessen tik ist nie nur eine Frage genauer Zahlen, Sympathien mit der Französischen Revo- „Lies keine Oden, mein Sohn, lies die lution hinwies. Daß er in seinem Ro- Fahrpläne: / sie sind genauer.“ Mit Zu euch vielleicht, ihr Inseln! gerät noch einst man „Hyperion“ den griechischen dieser Empfehlung eröffnete Hans Ein heimatloser Sänger; denn wandern muß Aufstand gegen die Türken 1770 zur Magnus Enzensberger 1957 sein Ge- historischen Folie nahm, aber seine Von Fremden er zu Fremden, und die dicht „Ins Lesebuch für die Oberstu- unmittelbare politische Gegenwart fe“. Es war daher folgerichtig, daß er Erde, die freie, sie muß ja, leider! meinte, wurde jedoch erst nach dem rund zehn Jahre später eine Zeit- Statt Vaterlands ihm dienen, solang er lebt, Zweiten Weltkrieg durch den Germa- schrift mit dem Titel „Kursbuch“ grün- Und wenn er stirbt – doch nimmer vergeß ich dich, nisten (und zeitweiligen Chef des dete und dort gleich in einer der er- französischen Geheimdienstes) Pierre So fern ich wandre, schöner Main! und sten Nummern das Ende der Kunst Bertaux zu einem Gemeinplatz der verkündete (eine Ansicht, die er aller- Deine Gestade, die vielbeglückten. Forschung.

10 Hindemith-Forum 7/2003 In the second half of the nineteenth century, Hölderlin was still what Karl Marx regrettably opined to his Tübingen Monastery colleague Hegel: a “dead dog.“ His pathos seemed odd indeed during the period of realism. Positivism in literary scholarship bluntly accused his work of being romantic, and wrongly so; other- wise, he was ignored. The circle around Stefan George, influenced by Nietzsche, was the first to rediscover Hölderlin. His “sense for higher things“ was suddenly in Beginn der 1. Klaviersonate; Autograph / Beginning of the First Piano Sonata; autograph manuscript / Début demand at the turn of the century. The de la 1ère sonate pour piano (autographe) “Hölderlin Experience“ now influenced an entire generation: those who enthusi- astically went off to the First World War with the late works of this poet in their Als Hindemith 1936 seiner ersten von TWO HOMELESS luggage. During the period of National drei Klaviersonaten den Titel des Hölder- Socialism, the conservative-revolutionary lin-Gedichts „Der Main“ gab, wußte er SINGERS Hölderlin image of the 1920s was trivi- höchstwahrscheinlich nichts über Hölder- On Hölderlin’s “Der Main“ alised as a “proclamation of the National lins Haltung zur Französischen Revoluti- and Hindemith’s Sonata of the Socialist Peoples’ Community,“ but also on. Sie spielte in der Wirkungsgeschichte Same Name secretly served as a reference point for dieses Autors in Deutschland bis zum the oppositional ideas of “another Ger- Ende des Zweiten Weltkriegs jedenfalls many.“ Parallel to that, Georg Lukács at- nicht die geringste Rolle. Deshalb anzu- “Don’t read any odes, my son, read the tempted to “rescue“ Hölderlin for Marxist nehmen, die in dieser Ode zum Ausdruck time-tables: / they are more precise.“ literary scholarship by pointing out the kommende Sehnsucht nach dem „trau- Hans Magnus Enzensberger begins his poet’s sympathies with the French Re- ernden Land der Griechen“ sei von ihm 1957 poem “Ins Lesebuch für die Ober- volution. The fact that he took the 1770 ohne politischen Hintersinn zitiert wor- stufe“ (Into the Reading-Book for the Greek uprising against the Turks as an den, wäre jedoch abwegig: Higher Grades) with this recommenda- historical background in his novel “Hype- Dieser durch den Titel zitierte Text zu tion. It was therefore logical that he rion,“ whilst really meaning his own im- seiner ersten Klaviersonate beweist, daß founded, ten years later, a periodical en- mediately present political situation, only sich Hindemith, dessen Werke in titled “Kursbuch“ (Course Book), in which became a common ground for research Deutschland nicht mehr aufgeführt wer- he immediately proclaimed the end of all after the Second World War, through the den durften, wie das lyrische Ich in Höl- art in one of the first issues (a view that German literary scholar (and temporary derlins Ode 1936 mit dem Gedanken an he was soon to revise). Naturally, Enzens- head of the French Secret Service) Pierre eine Emigration beschäftigte. Er verrät berger was right: time-tables are indeed Bertaux. auch, warum es noch zwei Jahre dauern more precise. But they offer no guaran- When Hindemith gave the first of his sollte bis Hindemith sich dazu entschloß, tee of being adhered to. And whoever piano sonatas the title of the Hölderlin in die Schweiz zu übersiedeln. Ein Ab- has wanted to have an effect, in the area poem “Der Main“ in 1936, he probably schied von der Heimat ist, wenn man sie of politics, with mere time-tables has al- knew nothing about the poet’s attitude liebt, eben leichter gedacht als tatsäch- ways drawn the shorter straw. For politics towards the French Revolution. At any lich vollzogen. GN is not merely a question of exact num- rate, it does not play the slightest role in bers, but also of convictions, emotions the history of this author’s effect in Ger- and visions. One can occasionally accom- many until the end of the Second World plish a great deal with odes, as the his- War. It would be misleading, however, to tory of Hölderlin’s reception vividly proves. assume that the longing for the “mourning land of the Greeks“ which finds expression in this ode was quoted by him without any political melancholy:

Hindemith-Forum 7/2003 11 To you, perhaps, you islands! yet once comes across mes la garantie qu’ils contre les Turcs de 1770 n’a cependant seront respectés. Et tous été mis en lumière qu’après la Deuxième A homeless singer; who must wander ceux qui, munis de sim- Guerre mondiale; c’est le germaniste From strangers to strangers, and ples horaires, ont voulu Pierre Bertaux (par ailleurs, à cette épo- The earth, the free one, it must, alas! faire bouger les choses en que, chef des services secrets français) politique sont toujours qui, le premier, a donné cette interpréta- Serve him instead of the fatherland, as long as he lives, tombés sur le nez. Car la tion de ce qui est devenu depuis lors un And when he dies - still, I shall never forget you, politique n’est pas affaire lieu commun de la recherche universi- However far I may wander, beautiful Main! and de chiffres précis, mais de taire. Your riverbank, fulfilled with happiness. convictions, de sentiments Lorsque, en 1936, Hindemith attribue et de visions. Les odes, el- à la première de ses trois sonates pour This text, quoted through the title of les, peuvent faire avancer les choses – piano le titre du poème de Hölderlin, his First Piano Sonata, proves that Hin- l’accueil réservé par la postérité à l’œuvre «Der Main», il ne sait très probablement demith, whose works were no longer al- de Hölderlin en apporte la preuve. rien de l’attitude de Hölderlin à l’égard lowed to be performed in Germany, had Dans la seconde moitié du XIXe siècle, de la Révolution française – attitude qui thoughts about emigrating in 1936, like Hölderlin est encore considéré comme ne joue d’ailleurs aucun rôle dans l’ac- the lyrical “I“ in Hölderlins ode. It also re- ce que Karl Marx dit avec regret de Hegel cueil réservé à cet auteur, en Allemagne,

veals why it took two years for Hindemith (condisciple de Hölderlin à Tubingue): un avant la fin de la Deuxième Guerre mon- to decide to move to Switzerland. A «chien mort». A l’époque du réalisme, le diale. Il serait cependant erroné de croire farewell to one’s homeland, when one pathos de Hölderlin dérange en effet. La qu’en s’inspirant de la nostalgie de cette loves it, is indeed easier to think about critique littéraire positiviste classe son ode au «pays endeuillé des Grecs», Hin- than to actually carry out. GN œuvre dans le romantisme, où il n’a demith ait été dépourvu de toute arrière- pourtant rien à faire; pour le reste, on pensée politique. l’ignore. Ce n’est qu’à partir du cercle de lettrés qui Peut-être accueillerez-vous quelque jour, Îles, entoure Stefan George et un chanteur sans foyer; car son sort est d’aller sous l’influence de Nietz- de pays étranger en pays étranger, sche qu’on le redécouvre. A l’aube du XXe siècle, son et la vaste terre, hélas! «sens des réalités sera sa seule patrie, soit qu’il vive, DEUX CHANTEURS supérieures» est tout à soit qu’il meure. Mais jamais je ne t’oublierai, coup fort recherché. Le si loin que je sois entraîné, beau Main, SANS FOYER «choc Hölderlin» marque Au sujet du poème «Der Main» alors toute une généra- toi ni tes rives fortunées. [trad. G. Bianquis, Paris 1943] de Hölderlin et de la Première tion, celle qui part en chan- tant pour la Première Guerre mondiale, La référence à ce texte, dont l’évoca- Sonate pour piano de Hinde- les écrits tardifs du poète dans son sac à tion est suggérée dans le titre donné à la mith («Der Main») dos. A l’époque nazie, l’image d’un Höl- Première sonate pour piano, laisse à derlin conservateur – révolutionnaire des penser qu’en 1936, Hindemith, dont les «Ne lis pas d’odes, mon fils, lis plutôt les années 1920 est banalisée pour devenir œuvres ne peuvent plus être jouées en horaires: / ils sont plus précis ». Tels sont une «prémonition de la communauté po- Allemagne, songe déjà à l’émigration, les premiers vers du «Manuel de lecture pulaire national-socialiste ». Par ailleurs, tout comme le Moi lyrique de l’ode de pour le degré supérieur» (1957) de Hans elle sert aussi secrètement de référence Hölderlin. Elle contribue également à fai- Magnus Enzensberger. Dix ans plus tard, aux idées de résistance de «l’autre Alle- re comprendre pourquoi il fallut encore fruit d’une semblable logique, le même magne». Parallèlement, Georg Lukács deux ans au compositeur avant de se dé- écrivain lance une revue intitulée «Kurs- entreprend de réhabiliter Hölderlin aux cider à déménager en Suisse. Quand on buch» (Horaire) dans laquelle il procla- yeux de la critique littéraire marxiste en aime sa patrie, il est plus facile de la quit- me, dans les premières livraisons déjà, la soulignant les sympathies du poète pour ter en pensée qu’en acte. GN mort de l’art (opinion qu’il abandonne la Révolution française. Le fait que, dans toutefois peu après). Enzensberger a évi- son roman «Hyperion», Hölderlin s’en demment raison: les horaires sont plus soit pris à la politique de son temps sous précis. Mais ils ne donnent pas eux-mê- le couvert de décrire le soulèvement grec

12 Hindemith-Forum 7/2003 … IN DER STILLE Die fünf Sätze der Klaviersonate entspre- E am 6. Oktober 1936 in Berlin durch chen den fünf Abschnitten des Gedichtes. den Geiger Georg Kulenkampff wertete WIRKEN … Und wie Hölderlin zu Beginn des vierten die nationalsozialistische Presse diesen Abschnittes - doch nimmer vergess’ ich Erfolg als „demonstrativen Beifall opposi- dich auf den Anfang des Gedichtes tioneller Gruppen“. Nach dieser aggressi- Im April 1936 schreibt Gertrud Hindemith zurückgreift, dabei aber den Aufbau des ven Reaktion wäre eine Uraufführung der aus Ankara an den Schott-Verlag über die Textes spiegelt, greift auch Hindemith im Klaviersonate für alle Beteiligten in von ihrem Gatten in Angriff genommene vierten Satz auf den ersten Satz der So- Deutschland zu gefährlich geworden. Sie Klaviersonate: Ich bin neugierig, was Sie nate zurück und verwendet dasselbe mu- wurde abgesagt. Hindemiths Verleger dazu sagen, es wird ein ganz grosses sikalische Material in umgekehrter Rei- prognostizierte allerdings schon in einem Stück! Und dazu ein ganz herrlicher, aber henfolge. Brief vom 31. Oktober 1936 die langfristi- wehmütiger und sonderbar anzüglicher Erst nach seiner Rückkehr aus der Tür- ge Wirkung dieser politischen Einflußnah- Text. Mit diesem anzüglichen Text meinte kei vollendete Hindemith in Berlin die me auf Hindemiths Klavierkompositio- sie Friedrich Hölderlins Gedicht Der Main, Sonate und schickte sie gemeinsam mit nen: Die Sonaten sind im übrigen im das, so lautet ein Hinweis in der Partitur, der 2. Sonate für Klavier und folgendem Handel ... und die Werke werden für sich die Anregung zur Komposition dieser So- humorvollen Kommentar an den Schott- in der Stille wirken. LS nate gab. Verlag: Lieber Willy, hier bekommen Sie

Bedenkt man die Anfeindungen und die bewusste Sonate und damit Sie nicht ... TO HAVE AN Schmähungen seitens des NS-Regimes, glauben, die Senilitas sei schon im Anzu- die Hindemith über sich ergehen lassen ge, habe ich gleich noch einen kleinen EFFECT IN THE mußte, wird verständlich, daß sich der Bruder beigelegt: Ich habe gleich noch SILENCE ... Komponist mit der Figur des heimatlosen eine hinnedruff gemacht, so zur Übung. Sängers am Ende des Gedichtes identifi- Sie ist das leichtere Gegenstück zu der zierte. Hölderlin schildert zu Beginn die immerhin gewichtigen ersten. Walter Gie- In April 1936, Gertrud Hindemith wrote Sehnsucht eines Erzählers, der wünscht, seking wollte dieses Werk uraufführen. to Schott Publishers from Ankara about die antiken Stätten Griechenlands zu be- Doch hatte er zunächst Bedenken gegen the Piano Sonata that her husband had reisen, und der im Anschluß daran die den langsamen Variationensatz. Kurzer- just begun to tackle: “I am curious to paradiesischen Lebensbedingungen auf hand entschloß sich Hindemith, diesen know what you will say about it; it will be den ionischen Inseln beschwört. Nach zweiten Satz durch einen neuen zu erset- a very large piece! And also a magnificent dieser bildreichen Darstellung greift Höl- zen. Denn, so erklärte Hindemith seinem one, but based on a melancholy, strangely derlin unvermittelt auf den Anfang des Verleger, Gieseking solle doch Spaß am personal text.“ By this “personal text“ Gedichtes zurück, ersetzt allerdings den Spielen haben, wenn er sich schon berei- she meant Friedrich Hölderlin’s poem sich sehnenden Erzähler durch einen terkläre, die Uraufführung einer Kompo- “Der Main“ (The River Main), that, as the „heimatlosen Sänger“. Dieser ruhelose sition zu übernehmen, die in der natio- note in the score indicates, provided “the Wanderer sucht vergebens nach dem ver- nalsozialistischen Presse unbedingt auf stimulus for the composition of this lorenen Vaterland. Doch wo er auch Ablehnung stoßen müsse. Schon bald Sonata.“ weilt, immer wird er sich des Mains erin- darauf sendete Hindemith diesen neuen When one considers the hostilities nern und seiner Gastfreundschaft geden- zweiten Satz mit folgender ironischen Be- and invective that Hindemith had to en- ken. Hindemith, dessen Frankfurter Woh- merkung an den Schott-Verlag: Wenn dure on the part of the Nazi regime, it be- nung direkt am Main lag, fühlte sich of- schon die nächsten Interessenten Beden- comes understandable that the com- fensichtlich 1936 während seines Türkei- ken hatten, wäre es sicher gerade in der poser indentified with the figure of the aufenthaltes durch diesen Text angespro- augenblicklichen Lage nicht klug gewe- homeless singer at the end of the poem. chen. Er selbst war der heimatlose Sän- sen, auf dem eigenen Dickkopf zu beste- At the beginning, Hölderlin depicts the ger, der in der Fremde von Heimweh gehen, umso weniger als man ja leicht die longing of a narrator who desires to travel plagt wurde. Leute auch anders bedienen kann, wie to the ancient places of Greece, and In Hindemiths Privatbibliothek befin- Sie sehen. then conjures up the paradise-like living det sich eine Ausgabe von Hölderlin-Ge- Nach diesem massiven Eingriff in die conditions on the Ionian islands. After dichten, in der er mit feinen Bleistiftein- ursprüngliche Komposition bereitete Gie- this representation, rich in images, tragungen dieses Gedicht in fünf Teile seking eine Uraufführung des Werkes für Hölderlin abruptly refers back to the be- gliedert. Damit bestätigt sich eine Vermu- den Oktober 1936 vor. Doch nach der ginning of the poem, replacing, however, tung, die schon vor der Entdeckung die- mit Beifallsstürmen begleiteten Auf- the narrator full of longing with a “home- ser Einzeichnungen geäußert worden ist. führung von Hindemiths Violinsonate in less singer.“ This restless wanderer

Hindemith-Forum 7/2003 13 Der Text des Hölderlin-Gedichtes „Der “Dear Willy, you receive here the said Main“, entnommen der Edition von Paul Sonata, and just so that you don’t think Ernst, Jena und Leipzig 1905. In seinem that senility is already approaching, I Exemplar markierte Hindemith mit römi- have enclosed a little brother along with schen Ziffern die Verse, die sich auf die it. I churned out another one off the cuff, fünf Sätze der Sonate beziehen. / The text just for practice. It is the lighter counter- of the Hölderlin poem “Der Main,“ taken part to the weightier First Sonata.“ Walter from the edition by Paul Ernst, Jena amd Gieseking wanted to perform the prem- Leipzig. In his copy, Hindemith marked the iere of this work, but he had reservations verses referred to in the Sonata’s five about the slow variation movement at movements with Roman numerals. / Texte first. Hindemith decided to replace this du poème de Hölderlin «Der Main», extrait second movement with a new one on de l’édition de Paul Ernst (Iéna et Leipzig the spot. As the composer explained to 1905). Dans son exemplaire, Hindemith a his publisher, Gieseking should “have fun numéroté en chiffres romains les strophes playing it,“ if he had declared himself auxquelles se réfèrent les cinq mouvements prepared to undertake the premiere of a de la sonate. work that was bound to meet with rejec- tion from the National Socialist press. searches in vain for the lost father- Very shortly thereafter, Hindemith sent land. Still, wherever he stays, he al- this new second movement to Schott ways remembers the Main and its Publishers with the following ironical re- hospitality. Hindemith, whose mark: “If even the most interested parties Frankfurt apartment lay directly on had reservations, it would surely not have the Main, apparently felt ad- been wise, in the momentary situation, dressed by this text during his to insist on having one’s own way at all 1936 stay in Turkey. He was him- costs. This is even more true since one self the homeless singer, tor- can be of service to people in a different mented by homesickness abroad. way, as you see.“ After this massive inter- There is an edition of Hölderlin vention in the original composition, poems in Hindemith’s private lib- Gieseking prepared himself for a prem- rary in which he subdivided this iere performance in October 1936. But poem into five sections with fine after the accompanying performance of pencil markings. Thus the specula- Hindemith’s Violin Sonata in E on 6 Octo- tion stated already before the dis- ber in Berlin by the violinist Georg Ku- covery of these markings is con- lenkampff, which met with thunderous firmed - the five movements of the applause, the National Socialist press Piano Sonata correspond to the evaluated this success as the “demon- five sections of the poem. And, just strative applause of oppositional groups.“ as Hölderlin refers back to the be- Following this aggressive reaction, a ginning of the poem at the outset premiere of the Piano Sonata in Germany of the fourth section – “yet I never would have been too dangerous for all forget you“ - whilst reflecting the concerned. It was therefore cancelled. text’s structure – so Hindemith Hindemith’s publisher, however, pre- refers back to the Sonata’s first dicted the long-term effect of this political movement during the fourth assumption of influence on Hindemith’s movement, using the same mu- piano compositions in a letter of 31 Octo- sical material in reverse order. ber 1936: “The sonatas, by the way, are Only after his return from Turkey on the market ... and the works will, for did Hindemith complete the themselves, have an effect in the silence.“ Sonata in Berlin. He sent it, togeth- LS er with the Second Sonata for Pi- ano, to Schott Publishers with the following humorous comment:

14 Hindemith-Forum 7/2003 avant la découverte de ces filets de sépa- la première qui est fixée pour le mois … DANS LE SECRET ration: les cinq mouvements de la Sonate d’octobre 1936. Cependant la tempête DES CŒURS … pour piano correspondent aux cinq sec- d’acclamation qui salue l’exécution, le 6 tions du poème. Et de même qu’au com- octobre 1936, à Berlin, de la Sonate pour mencement de la quatrième section violon en mi de Hindemith par le violo- C’est ainsi que, dans une lettre adressée (mais jamais je ne t’oublierai) Hölderlin niste Georg Kulenkampff, trouve un écho d’Ankara aux Editions Schott, en avril revient au début du poème, de même dévoyé dans la presse national-socialiste 1936, Gertrud Hindemith s’exprime au Hindemith reprend dans le quatrième qui parle d’«applaudissements démons- sujet des premières pages de la partition mouvement de la sonate, mais en l’inver- tratifs dus à des groupes d’opposants [au de la Sonate pour piano fraîchement sant, le matériau de son mouvement in- régime]». Une réaction aussi agressive écrites de la main de son époux: Je suis troductif. fait craindre le pire aux protagonistes de curieuse de savoir ce que vous en direz – Après son retour de Turquie, c’est à la création publique de la Sonate : une ce sera une toute grande pièce! Et là- Berlin que Hindemith met la dernière première audition en Allemagne étant dessus, un texte magnifique, mais mé- main à la partition de la Sonate. Il la fait devenue trop dangereuse, elle est annu- lancolique et étrangement piquant. Par bientôt parvenir aux éditions Schott en lée. Dans une lettre datée du 31 octobre texte piquant, elle fait allusion à un poè- compagnie de celle de la Deuxième So- 1936, l’éditeur des œuvres de Hindemith me de Friedrich Hölderlin, Der Main, nate pour piano. Un commentaire plein prédit cependant qu’une telle ingérence qu’une note placée en tête de la partition d’humour assortit cet envoi: Cher Willy, de la politique dans son art aura un effet explique qu’il est à la source de l’impul- veuillez recevoir ci-joint la sonate dont il durable sur le sort des pièces pour piano sion à la composition de cette sonate. a été question, et pour que vous ne du compositeur: Les sonates sont Si l’on songe à l’hostilité et aux propos croyiez pas que la sénilité approche, je d’ailleurs dans le commerce... et les diffamatoires dont Hindemith est alors la lui ai donné du même coup un petit frè- œuvres exerceront leur effet d’elles- cible de la part du régime nazi, on peut re: j’en ai fait une seconde sitôt après, mêmes, dans le secret des cœurs. LS aisément comprendre qu’il se soit identi- comme ça, pour garder la main. Ce sera fié au «chanteur sans foyer» (heimatloser le pendant léger de la première, qui a Sänger) cité à la fin du poème de Höl- plus de poids. Walter Gieseking souhaite derlin. Dans ce texte, l’écrivain dépeint la se faire l’interprète de Der Main lors de nostalgie d’un poète qui a le projet de vi- sa première exécution publique. Mais, siter les sites de la Grèce antique et qui très rapidement, il exprime des réserves évoque ensuite la vie paradisiaque sur sur le mouvement lent (à variations). les îles ioniennes. Après quelques des- Hindemith décide alors spontanément criptions fort pittoresques, Hölderlin re- de remplacer ce mouvement par un vient brusquement au thème du début autre. A ce sujet, il explique à son éditeur du poème en revêtant le personnage du que, si Gieseking s’est déclaré disposé à conteur nostalgique des oripeaux du assurer la première de la Sonate, il faut «chanteur sans foyer», voyageur errant qu’il ait du plaisir à jouer une pièce qui cherchant en vain sa patrie perdue, mais ne manquerait pas de susciter, par se remémorant, où qu’il se trouve, le ailleurs, l’hostilité de la presse national- Main et l’hospitalité que son cours accor- socialiste. Peu après, Hindemith envoie à de aux visiteurs. Hindemith, dont le loge- son éditeur quelques feuillets compor- ment à Francfort donnait directement sur tant un deuxième mouvement complète- les rives du Main, se sent manifestement ment remanié. Une remarque ironique interpellé par le texte de Hölderlin lors de l’accompagne : Si même les intéressés son séjour en Turquie, en 1936. Il est les plus proches montrent des scrupules, alors lui-même un chanteur sans foyer il n’aurait pas été avisé, dans la situation en proie au mal du pays. actuelle, de jouer plus longtemps les Dans la bibliothèque de Hindemith fi- têtes de mule, d’autant moins qu’il est gure une édition des poèmes de Hölder- n’est guère difficile, comme vous le lin dont la page consacrée à Der Main est voyez, de donner satisfaction d’une autre annotée de la main du compositeur : il y manière à tout le monde. a tracé des traits de crayon discrets qui Après avoir pris connaissance de la re- divisent le poème en cinq parties. Cela fonte de la partition originale, Gieseking confirme une hypothèse exprimée dès se prépare à interpréter la Sonate lors de

Hindemith-Forum 7/2003 15 EINSPIELUNGEN DER 1. KLAVIERSONATE „DER MAIN“ (1936) RECORDINGS OF THE FIRST PIANO SONATA “DER MAIN“ (1936) ENREGISTREMENTS DE LA 1ÈRE SONATE POUR PIANO «DER MAIN» (1936)

Glenn Gould, Klavier M This recording was originally a radio concert for (Piano Works Vol. 3) Sony (CD 1993) SMK 52670 the Canadian Broadcasting Corporation, broadcast Hans Petermandl, Klavier (The Glenn Gould Edition) on 29 November 1966. Besides Hindemith's work, Marco Polo (CD 1990) 8.223337 Fugues from the Well-Tempered Clavier of J. S. Bach M In dieser Aufnah- M Diese Einspie- and the C minor Fantasia K. 475 of W. A. Mozart were me vom Oktober lung – ebenfalls im performed. 1966 stimmt Gould Rahmen einer Ge- They go along with recordings from October 1966 in den langsamen samtaufnahme des (see above) of the Hindemith Sonata. Glenn Gould Sätzen einen lyri- Klavierwerks – be- often played works planned for recordings as a “pre- schen Tonfall an, der sticht durch klare view“ on radio first. In this recording, he strikes up a durch das von Sony Formgebung und sharper tempo, forcibly chiselling out edges and cor- entwickelte Verfah- deutlicher Artikulati- ners of the work. ren Super-Bit Map- on der polyphonen ping sonor zur Gel- Strukturen. Die tung kommt. Beein- M Ce disque propose un enregistrement d’un con- schnörkellose Direkt- druckend die Anlage cert radiophonique de la Canadian Broadcasting Cor- heit und brillante Tongebung verleihen dieser Inter- des letzten Satzes, in dem er einen großen Span- poration diffusé à l’antenne le 29 novembre 1966. A pretation ein hohes Maß an Authentizität. part l’œuvre de Hindemith, Glenn Gould interprète nungsbogen schlägt, der die Steigerung markant be- M This recording – also made in the context of a des fugues de la deuxième partie du Clavier bien- tont. Mit dieser Aufnahme vermittelt Gould jenen complete recording of the piano music – fascinates tempéré de J. S. Bach et la Fantaisie KV 475 en do Ausdruck von heiterer Gelassenheit, wie, so der Pia- by means of a clear presentation of form and articu- mineur de Mozart. Ce récital a précédé l’enregistre- nist, „sie nur - richtig dosiert - aus der völligen Ver- lation of the polyphonic structure. The unflourished ment au disque de la Sonate de Hindemith d’octobre schmelzung von Ekstase und Kalkül entspringt“. directness and brilliant tone lend this interpretation a 1966 (voir ci-dessus). Glenn Gould jouait souvent les M On this recording made in October 1966, Glenn high standard of authenticity. œuvres prévues pour être gravées sur disque «en Gould strikes a lyrical tone in the slow movements; avant-programme» à la radio. Le tempo qu’il adopte M Cet enregistrement, extrait lui aussi d’une intégra- the process developed by Sony, Super-Bit Mapping, ici est particulièrement vif et les aspérités de l’œuvre le de l’œuvre pour piano de Hindemith, séduit par la allows this tone to be optimally realised in terms of sont dégagées de manière tranchante. clarté de la forme et l’articulation nette des structures sound quality. The design of the final movement is polyphoniques. La franchise sans détour de l’inter- impressive; Gould creates a large arch of tension (Das Klavierwerk Vol. II) prète et le timbre brillant de l’instrument confèrent à markedly emphasising the intensification. With this cette lecture une remarquable authenticité. recording, he communicates that expression of Siegfried Mauser, Klavier cheerful repose, which, according to the pianist, wergo (CD 1992) WER 6202-0 “only – in the right dosage – arises out of the total M Im Rahmen seiner Gesamteinspielung von Hinde- (Complete Sonatas Vol. 3) fusion of ecstasy and calculation.“ miths Klaviermusik wählt Siegfried Mauser den Mit- Kalle Randalu, Klavier M telweg einer soliden Interpretation dieser Sonate (lei- Dans cet enregistrement d’octobre 1966, Gould MDG (CD 1998) 304 0693-2 adopte dans les mouvements lents un ton lyrique der blieb im ersten Takt ein falscher Ton stehen). M Eine Aufnahme particulièrement bien mis en valeur par le nouveau Dankenswerterwei- mit Referenzcharak- procédé imaginé par les ingénieurs de Sony, le «su- se widmet er sich ter! Mit feinem Ge- per-bit mapping». La construction du dernier mouve- auch den Variatio- spür für Hindemiths ment est remarquable dans la mesure où le pianiste nen, die Hindemith Formsprache struk- parvient à tendre une grande arche soulignant la ma- zunächst als zweiten turiert Kalle Randalu jesté de la progression du discours musical. L’inter- Satz der Sonate klar. Besonders ge- prétation de Gould respire cette sérénité tranquille komponierte. Die lungen der hoch- dont il aimait à dire qu’elle résulte «de la fusion par- Bedenken von Wal- komplexe polypho- faitement bien dosée de l’extase et du calcul». ter Gieseking, der ursprünglich das ne Schlußsatz, der mit Verve und vir- Music & Arts (CD 1991) CD-679 Werk uraufführen sollte, veranlaßten tuoser Souveränität die Nuancen dieses auf Steige- (Unreleased Broadcast Performances) Hindemith, einen neuen zweiten Satz zu schreiben. rung angelegten Satzes auslotet. M Diese Aufnahme M For the purposes of his recording of Hindemith’s M A recording with the character of being a refer- entstand als Radio- complete piano music, Siegfried Mauser chose the ence work! Kalle Randalu structures the work clearly, konzert für die Ca- middle course - a solid interpretation of this Sonata with a fine sense for Hindemith’s formal language. nadian Broadcasting (unfortunately, a wrong note remains in the first bar). The highly complex, polyphonic final movement is Corporation, ausge- Commendably, he also dedicates himself to the particular successful; it explores the nuances of this strahlt am 29. No- Variations that Hindemith had originally composed movement, designed for intensification, with verve vember 1966. as the second movement of this Sonata. The reserva- and virtuoso sovereignty. Neben Hindemiths tions of Walter Gieseking, who was originally to have M Werk kamen noch Un disque de référence! Le pianiste Kalle Randalu premiered the work, caused Hindemith to write a Fugen aus dem montre une grande sensibilité pour la forme du lan- new movement. 2. Teil des Wohltem- gage de Hindemith et la clarté de ses structures. Le perierten Klaviers von J.S. Bach und die c-Moll-Fanta- M Auteur, au disque, d’une intégrale de l’œuvre pour mouvement final, complexe et polyphonique, est sie KV 475 von W.A. Mozart zu Gehör. Sie gehen ein- piano de Hindemith, Siegfried Mauser choisit la voie particulièrement réussi. Avec le brio et la virtuosité her mit Plattenaufnahmen im Oktober 1966 (siehe médiane d’une interprétation solidement charpentée d’un grand maître, l’interprète explore toutes les sub- oben) der Hindemith-Sonate. Glenn Gould spielte oft de la Sonate. Point de prise de risque ni d’extrava- tilités de la progression du discours musical. Werke, die als Plattenaufnahmen geplant waren, gance. Il a cependant le mérite d’ajouter à son pro- zunächst als „Vorschau“ im Radio. In dieser Einspie- gramme les variations que Hindemith avait d’abord lung schlägt er eine schärferes Tempo an und composées en guise de deuxième mouvement. Les meißelt Kanten und Ecken des Werks nachdrücklich réticences de Walter Gieseking - qui aurait dû jouer heraus. cette œuvre en première exécution publique - in- citèrent Hindemith à écrire à nouveau un deuxième mouvement de style très différent.

16 Hindemith-Forum 7/2003 HINDEMITH STIFTUNG HINDEMITH FOUNDATION · FONDATION HINDEMITH

Frankfurt am Main, 13. bis 15. März 2003: Ernst Pepping und seinen Verlegern In einem Konzert, das unter dem Mot- Strecker (Schott-Verlag) und Vötterle to der Tagung stand, brachte das Mutare Symposium „Volksmusik (Bärenreiter), in denen der Komponist Ensemble Werke zeitgenössischer Kom- in der Kunstmusik des Klage über den geringen Absatz seiner ponisten zu Gehör. Von Hans Werner 20. Jahrhunderts“ gedruckten Werke führt, demonstrierte Henze erklangen die Neuen Volkslieder Michael Heinemann die Indifferenz Ernst und Hirtengesänge für Fagott, Gitarre und In Zusammenarbeit mit Peter Acker- Peppings gegenüber aktuellen Musikrich- Streichtrio aus den Jahren 1983/96. Eine mann, Professor für Musikwissenschaft tungen und seinen elitären Ästhetizis- Homenaje a Victor Jara für Flöte und Gi- an der Frankfurter Musikhochschule, und mus, der ungeachtet politischer Verhält- tarre von Flores Chaviano interpretierten dem Innsbrucker Emeritus Walter Salmen nisse in seinem Schaffen wirksam blieb, Dirk Peppel und Christopher Brandt. Die veranstaltete Giselher Schubert, Leiter als wenn nichts geschehen wäre. Ador- Folk Songs für Stimme und sieben Instru- des Hindemith-Instituts, ein internationa- nos Aussagen zur Rolle der Volksmusik mente von Luciano Berio aus dem Jahre les Symposium zum Thema „Volksmusik im gesellschaftlichen Leben und ihre 1964 rekurrieren auf Lieder verschiede- in der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts“. Funktion in der Kunstmusik beleuchtet ner Kulturkreise und wurden von Jenny Musikalisch eröffneten die Veranstal- Ferdinand Zehentreiter in seinem Vortrag. Renate Wicke sensibel und nachhaltig tung die Mezzosopranistin Gabriele Zim- Angesichts der brisanten weltpolitischen präsentiert. mermann und der Pianist Klaus Dreier, Lage reiste Joseph Dorfman, Tel-Aviv, Die Referate werden in der Reihe die vier Lieder Theodor W. Adornos aus nicht an. Für ihn sprang Giselher Schu- Frankfurter Studien des Hindemith-Insti- den Sept chansons populaires françaises bert in die Bresche und referierte am Bei- tuts und der Hindemith-Stiftung veröf- zum besten gaben. Im Namen der Hoch- spiel der Violinsonaten über Charles Ives’ fentlicht werden. schule für Musik und Darstellende Kunst Werkkonzeption und die Integration von begrüßte Giselher Schubert stellvertre- popular music. Jürgen Schaarwächter tend für den Rektor Klaus Neuvians die warf einen Blick auf die Aktivitäten und Referenten und Zuhörer. Der Präsident Bemühungen verschiedener sozialer der Hindemith-Stiftung, Professor Dr. Gruppen im postviktorianischen Britanni- Frankfurt am Main, Andreas Eckhardt, entbot Grußworte und en auf der Suche nach nationaler Iden- 13 -15 March 2003 wünschte regen Gedankenaustausch. tität und pastoraler Idylle. Der Frage, was Symposium “Folk Music in In die Problematik der Tagung führte ist Folklore an Gershwins Porgy and Bess, Walter Salmen ein und zeigte Möglichkei- ging Gisela Schubert in ihrem Beitrag the Art Music of the Twentieth ten der Volksliedbehandlung in der Kunst nach. Zwar informierte sich Gershwin Century“ des 19. und 20. Jahrhunderts. Auf das über schwarze Lebensformen, musika- Verständnis von Volkslied und seine Rolle lisch aber schlagen sich shouts und an- Giselher Schubert, Director of the Hin- in der Kunstmusik bei Hans Pfitzner ging dere schwarze Musizierformen in seiner demith Institute, organised an interna- Gabriele Busch-Salmen näher ein. Am American Folk Opera nur rudimentär nie- tional symposium on the topic of “Folk Beispiel des Christelfleins erläuterte sie der. Der Komponist und Musikwissen- Music in the Art Music of the Twentieth Pfitzners Verwendung von Weihnachtslie- schaftler Enjott Schneider schilderte die Century“ in collaboration with Peter Acker- dern in diesem Werk. Auf die unter- Bedeutung von Ethno als Stilmittel der mann, Professor of Musicology at the schiedlichen Einstellungen zum Volkslied Filmmusik nach 1990 und wertete die Frankfurt Academy of Music and the Inns- bei Arnold Schönberg und Béla Bartók Position dieser Musik als über Volks- und bruck Professor Emeritus Walter Salmen. machte Constantin Floros aufmerksam. Kunstmusik stehend. Das Problem der The event began with a musical of- Bartók lege Wert darauf, daß die künstle- Vereinbarkeit von Volks- und Kunstmusik fering by the mezzo soprano Gabriele Zim- rische Einbindung von Volkslied kunst- erörterte Ute Jung-Kaiser aus didakti- mermann and the pianist Klaus Dreier, a haft sein müsse. In Schönbergs Streich- scher Sicht an Kompositionen von Alban splendid performance of four of Theodor quartett op. 10 erhalte das Volkslied „O Berg, Helmut Lachenmann und Béla Bar- W. Adorno’s Sept chansons populaires du lieber Augustin“ semantische Bedeu- tók. Wolf Frobenius untersuchte in sei- françaises. Substituting for Dean Klaus tung und verweise auf biographische nem Beitrag Ligetis und Berios Umgang Neuvians, Giselher Schubert greeted the Konstellationen. Die Rolle von Volkslie- mit Volkslied bzw. Volksliedtechniken. speakers and audience in the name of dern als Medium der Volksbildung be- Albrecht Riethmüller stellte das Ereignis the Academy of Music and the Performing leuchtete Friedhelm Brusniak in seinem Woodstock und die Donaueschinger Mu- Arts. The President of the Hindemith Beitrag über den Reger-Schüler Albin siktage gegenüber und wies auf unter- Foundation, Professor Dr. Andreas Eck- Weinland. Volksliedbearbeitungen des in schiedliche soziale und politische Voraus- hardt, gave complimentary greetings, Salzburg am Mozarteum wirkenden Ce- setzungen hin. Im letzten Beitrag gab die wishing all those present an exciting sar Bresgen als Medium der Volksbildung Komponistin Isabel Mundry Einblicke in exchange of ideas. während des Nationalsozialismus und ihre Komponistenwerkstatt und erläuter- Walter Salmen introduced the sympo- dessen positive Bewertung seitens natio- te am Beispiel ihrer Komposition Ana- sium’s basic problem, demonstrating nalsozialistischer Musikkritik waren das gramm ihr Verständnis von Komponieren possibilities for the treatment of folk Thema von Thomas Nußbaumers Vortrag. als gefächertem Augenblick. songs in the art of the nineteenth and Anhand ausgewählter Briefe zwischen twentieth centuries. Gabriele Busch-

Hindemith-Forum 7/2003 17 Salmen considered more closely the un- whether or not it stands above folk and «La musique populaire dans la derstanding of folk song and its role in art music. Ute Jung-Kaiser expounded musique savante du XXe siècle» the art music of Hans Pfitzner. Using the upon the problem of compatibility Francfort-sur-le-Main, example of Christelflein, she dealt with between folk and art music from the Pfitzner’s use of Christmas songs in this didactic point of view, in compositions of 13-15 mars 2003 work. Constantin Floros called attention Alban Berg, Helmut Lachenmann and to differing attitudes of Arnold Schönberg Béla Bartók. In his contribution, Wolf C’est en collaboration avec Peter and Béla Bartók towards folk song. Frobenius examined Ligeti’s and Berio’s Ackermann, professeur de musicologie Bartók considered it important that the treatment of folk songs and folk song au Conservatoire supérieur de musique artistic assimilation of folk songs be truly techniques. Albrecht Riethmüller con- de Francfort, et le professeur honoraire artistic. In Schönberg’s String Quartet, trasted the event Woodstock with the Walter Salmen (Innsbruck) qu’à la mi- Op. 10, the folk song “O du lieber Donaueschingen Music Days, pointing mars 2003 Giselher Schubert, directeur Augustin“ contains semantic meaning, out different social and political de l’Institut Hindemith, a mis sur pied pointing towards biographical constella- prerequisites and conditions. In the final une série de conférences de caractère in- tions. Friedhelm Brusniak shed light on contribution, the composer Isabel ternational sur «La musique populaire the role of folk songs as a medium for Mundry gave insights into her com- dans la musique savante du XXe siècle». national education in his contribution on poser’s workshop, elucidating her under- La manifestation a débuté en musique the Reger pupil Albin Weinland. The sub- standing of composition as a fanned-out par quatre des Sept chansons populaires ject of Thomas Nussbaumer’s lecture was moment, taking the example of her com- françaises de Theodor W. Adorno, inter- folk song adaptations of the composer position Anagram. prétées par Gabriele Zimmermann (mez- Cesar Bresgen, who worked at the In a concert presented under the motto zo-soprano) et Klaus Dreier (piano). Puis, Mozarteum in Salzburg. Nussbaumer of the conference, the Mutare Ensemble c’est au nom du Conservatoire supérieur dealt with these adaptations as a me- performed works by contemporary com- de musique et d’art dramatique que Gi- dium of national education during the posers. The Neue Volkslieder and selher Schubert, s’exprimant à la place National Socialist period and their positive Hirtengesänge (Shepherd’s Songs) for du recteur, Klaus Neuvians, a accueilli evaluation on the part of National Social- bassoon, guitar and string trio of Hans tous les conférenciers et leur public. Le ist music criticism. Michael Heinemann Werner Henze from the years 1983/96 professeur Andreas Eckhardt, président demonstrated the indifference of Ernst were performed. Dirk Peppel and de la Fondation Hindemith, a, quant à lui, Pepping towards current musical direc- Christopher Brandt interpreted an Home- souhaité la bienvenue à chacun en appe- tions and his elitist aestheticism, which naje a Victor Jara for flute and guitar by lant de ses vœux des échanges fructueux continued to have an effect on his pro- Flores Chaviano. The Folk Songs for voice entre tous les participants. duction regardless of political conditions, and seven instruments of Luciano Berio Pour situer la problématique soulevée “as if nothing had happened.“ The from the year 1964 are based upon folk par le thème de la série de conférences, sources here were selected letters be- songs of various cultures and were sens- Walter Salmen a d’abord décrit les possi- tween Ernst Pepping and his publishers itively and effectively presented by Jenny bilités de traitement de la chanson popu- Strecker (Schott Publishers) and Vötterle Renate Wicke. laire dans l’art du XIXe et du XXe siècle. (Bärenreiter), in which the composer The lectures will be published in the Gabriele Busch-Salmen a ensuite exa- complains about the the meagre sale of series Frankfurter Studien of the Hin- miné de plus près la conception défen- his printed works. Adorno’s statements demith Institute and the Hindemith due par Hans Pfitzner de la chanson concerning the role of folk music in social Foundation. populaire et son rôle dans la musique sa- life and its function in art music were illu- vante, en commentant l’usage qu’il a fait minated by Ferdinand Zehentreiter in his lecture. Due to the explosive world political situation, Joseph Dorfman of Tel-Aviv did not come to the symposium. Giselher Schubert stepped in for him, lecturing on Charles Ives’s work conception and the integration of popular music, using the Violin Sonatas as examples. Jürgen Schaarwächter took a look at the activities and efforts of various social groups in post-Victorian Great Britain in search of a national identity and pastoral, idyllic conditions. Gisela Schubert tackled the question of what is folklore in Gershwin’s Porgy and Bess in her contribution. Gershwin did indeed inform himself about ways of living amongst the Blacks, but, musically speaking, “shouts“ and other black musical forms are only reflected in a rudimentary way in his American Folk Opera. The composer and musicologist Enjott Schneider outlined the significance of ethno as a stylistic means in film nusic since 1990, also considering the position of this music –

18 Hindemith-Forum 7/2003 des chants de Noël dans la composition sa fonction dans la musique savante. En Pour sa part, Albrecht Riethmüller a de Christelflein. Pour sa part, Constantin raison de l’insécurité engendrée par la si- opposé le Festival de Woodstock aux Floros a mis le doigt sur les attitudes fort tuation politique mondiale, Joseph Dorf- Journées musicales de Donaueschingen différentes d’Arnold Schönberg et de Béla man (Tel-Aviv) n’a pu faire le voyage de pour dégager de cette confrontation Bartók à l’égard de la chanson populaire: Francfort; Giselher Schubert l’a remplacé différentes données de base d’ordre social Bartók attachait beaucoup d’importance au pied levé en se penchant sur la con- et politique. Dans la dernière conférence, à la portée artistique de l’usage «savant» ception que Charles Ives se faisait de Isabel Mundry a donné un aperçu de son de la chanson populaire, alors que, dans l’œuvre d’art et sa vision de l’assimilation travail de composition et, tirant exemple le Quatuor à cordes op. 10 de Schönberg, de la musique populaire à partir de de son œuvre intitulée Anagram, a expli- la référence à la chanson populaire «O l’exemple de ses sonates pour le violon. qué la source de son inspiration comme du lieber Augustin» prend une valeur sé- Jürgen Schaarwächter a passé en revue instant en éventail. mantique et renvoie à des configurations les projets et activités de certains groupes Dans le droit fil du thème de cette biographiques. Friedhelm Brusniak mit sociaux emblématiques de la Grande- série de conférences, un concert de l’en- en lumière le rôle de la chanson populai- Bretagne post-victorienne dans leur quê- semble Mutare permit d’entendre un re comme instrument pédagogique en te d’identité nationale et leur exaltation choix d’œuvres contemporaines: Neue décrivant les travaux de Albin Weinland, de sentiments idylliques autant que bu- Volkslieder und Hirtengesänge pour bas- élève de Reger. Quant à Thomas Nuss- coliques. Portant son attention sur la son, guitare et trio à cordes (1983/96) de baumer, il s’est penché sur les diverses question de l’influence du folklore dans Hans Werner Henze; Homenaje a Victor adaptations de chansons populaires Porgy and Bess, Gisela Schubert parvint à Jara pour flûte (Dirk Peppel) et guitare dues à Cesar Bresgen au Mozarteum de la conclusion que Gershwin eut beau (Christopher Brandt) de Flores Chaviano; Salzbourg, en décrivant leur effet sur l’é- s’être renseigné sur les coutumes des les Folk Songs pour voix et sept instru- ducation populaire à la musique sous le Noirs, les clameurs et autres formes d’ex- ments (1964) de Luciano Berio, fruit de régime national-socialiste et l’écho positif pression musicale afro-américaines ne diverses influences culturelles, présentées qu’elles ont rencontré auprès des cri- jouent finalement qu’un rôle rudimentaire avec sensibilité par Jenny Renate Wicke. tiques musicaux d’obédience nazie. dans son «American folk opera». Composi- Les textes de toutes ces conférences Michael Heinemann a décrit l’indifféren- teur et musicologue, Enjott Schneider seront publiés dans les Frankfurter Stu- ce manifestée par Ernst Pepping à l’égard décrit l’importance du style ethno dans la dien grâce au travail de de l’Institut Hin- des tendances musicales de son temps musique de film d’après 1990 ce qui lui demith et à la générosité de la Fondation et l’élitisme esthétique qui – comme si confère une importance prépondérante Hindemith. de rien n’était – persistait dans son œuvre par rapport à la musique populaire et à la malgré les circonstances politiques con- musique savante. Se référant à des Wie viele Komponisten im 20. Jahrhundert legte auch traires; sa contribution s’est fondée sur exemples tirés d’œuvres d’Alban Berg, Hindemith einigen seiner Kompositionen Volksliedthe- une analyse d’un choix de lettres Helmut Lachenmann et Béla Bartók, Ute men zugrunde, sah er doch darin die Möglichkeit, sein échangées entre Ernst Pepping et ses Jung-Kaiser a examiné, du point de vue Musikmachen sozial zu fundieren und neue Bedeu- éditeurs, Strecker (Schott) et Vötterle du pédagogue, le problème posé par la tungsebenen zu eröffnen. Nachstehend der Beginn des (Bärenreiter), dans lesquelles le compo- compatibilité de la musique populaire et dritten Satzes der Orgelsonate Nr. III, dessen Baßstim- siteur se plaint du résultat misérable des de la musique savante. Dans son exposé, me aus der Melodie des Volkslieds Reiters Abschied ventes de ses partitions. La conférence Wolf Frobenius s’est attaché à dépeindre mit der ersten Strophe So wünsch ich ihr besteht. Viele de Ferdinand Zehentreiter a porté sur les la manière dont Ligeti et Berio ont traité seiner Melodien entnahm er der Sammlung Altdeut- propos d’Adorno définissant le rôle de la la chanson populaire ou se sont laissé in- sches Liederbuch von Franz M. Böhme. / Like many musique populaire dans la vie sociale et fluencé par sa technique de composition. twentieth-century composers, Hindemith also based several of his compositions on folk song themes, for he saw therein the possibility of giving his music a social foundation, thus opening up new levels of meaning. The beginning of the third movement of the Organ Sonata No. 3 follows, the bass line of which consists of the folk song melody Reiters Abschied (Rider’s Farewell) with the first verse So wünsch ich ihr (That’s How I Want Her To Be). He took many of his melodies from the collection Altdeutsches Liederbuch (Old German Songbook) by Franz M. Böhme. / Comme nombre d’autres compositeurs du XXe siècle, Hindemith s’inspira lui aussi de thèmes populaires. Il y voyait la possibilité de conférer une justification sociale à sa musique et de lui ouvrir des horizon nouveaux. Ci-dessous, le début du troisième mouvement de la Sonate pour orgue n° 3 dont la basse est tirée de la chanson populaire Reiters Abschied et sa première strophe, So wünsch ich ihr. Un grand nombre des emprunts de Hindemith à la musique populaire trouvent leur source dans l’Altdeutsches Liederbuch, recueil établi par Franz M. Böhme.

Hindemith-Forum 7/2003 19 NEUVERÖFFENTLICHUNGEN · NEW PUBLICATIONS · NOUVELLES PUBLICATIONS

Paul Hindemith: Sämtliche Werke, came famous and frequently reprimanded by Symphonik 1930 - 1950. Gattungsge- Band I, 2: Das Nusch-Nuschi op. 20. contemporary critics. In her foreword, Annegrit schichtliche und analytische Beiträge. Laubenthal points out that the musical design Ein Spiel für burmanische Hrsg. von Wolfgang Osthoff und Giselher of all three pieces is indeed based upon a Marionetten in einem Akt. numerical overall plan. Schubert. Mainz: Schott, 2003 Text von Franz Blei. Hrsg. von Annegrit (Frankfurter Studien Band IX) ED 9526 M Les partitions des opéras composées en Laubenthal und Luitgard Schader. triptyque par Hindemith peuvent désormais Mainz: Schott, 2002 (PHA 102) être consultées en version intégrale dans l’édi- tion complète de ses œuvres. En 1975 et 1979 respectivement, Sancta Susanna et Mörder, Hoffnung der Frauen ont déjà fait l’objet d’une publication due à Ludwig Finscher Marianne Reißinger. Quant aux éditeurs de Das Nusch- Nuschi, ils ont pour nom Annegrit Laubenthal et Luitgard Schader. Cet opéra en un acte offre un contraste très marqué en comparaison avec les deux autres: tout empreints de pathos, ils sont fondés sur une intrigue rigoureu- se, alors que Das Nusch-Nuschi aligne des ta- bleaux disparates sans le moindre excès dans l’expression. Devenue célèbre pour avoir sus- cité l’ire des critiques du moment, on ne peut manquer de mentionner la citation parodique, au troisième tableau, du «Mir dies!» («me faire M Der vorliegende Band der Frankfurter Studi- ça à moi !») du roi Marc extraite de Tristan et en faßt die Referate zusammen, die beim Iseut de Richard Wagner. Dans sa préface, Symposion Die Symphonie in den 30er und Anngerit Laubenthal relève que la construction 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, abgehalten musicale des trois pièces répond probable- vom 17. bis 19. November 1999 in der Hoch- ment à un plan traversé par une intention schule für Musik und Darstellende Kunst M Hindemiths Opern-Triptychon liegt nun numérologique. Frankfurt am Main, vorgetragen wurden. Die- komplett im Rahmen der Gesamtausgabe vor. ses Symposium wurde von Wolfgang Osthoff, Bereits 1975 bzw. 1979 wurden die Einakter Emeritus des Musikwissenschaftlichen Insti- Sancta Susanna und Mörder, Hoffnung der Mung Tha Bya, Kaiser von Burma; Figurine von Oskar tuts der Universität Würzburg, Peter Acker- Frauen von Ludwig Finscher und Marianne Schlemmer zur Uraufführung „Das Nusch-Nuschi“ / mann, Professor an der Frankfurter Musik- Reißinger herausgegeben. Für Das Nusch-Nu- Mung Tha Bya, Emperor of Burma: figurine by Oskar hochschule, und Giselher Schubert, Direktor schi zeichnen Annegrit Laubenthal und Luit- Schlemmer for the world premiere of “Das Nusch-Nu- des Hindemith-Institutes, initiiert und geplant. gard Schader verantwortlich. Das Stück bildet Die Drucklegung des Bandes finanzierte die zu den beiden anderen emotional-patheti- schi“ / Mung Tha Bya, empereur de Birmanie; croquis Hindemith-Stiftung (Blonay/Schweiz). schen Werken, die eine stringente Handlung d’Oskar Schlemmer pour la création de «Das Nusch- aufweisen, einen starken Kontrast, besteht es Nuschi» M The present volume of Frankfurt Studies doch aus lose gefügten Bildern, die einer summarises the papers given at the sympo- expressiven Tonsprache entsagen. sium The Symphony in the 1930s and 40s from Berühmt und von der zeitgenössischen 17 until 19 November 1999 at the Academy of Kritik vielfach getadelt wurde das Music and the Performing Arts in Frankfurt am parodistisch wirkende König Marke-Zitat Main. This symposium was initiated and planned „Mir dies“ aus Richard Wagners Tristan by Wolfgang Osthoff, Professor Emeritus of the und Isolde im dritten Bild. Anngerit Musicological Institute of the University of Laubenthal weist in ihrem Vorwort Würzburg, Peter Ackermann, Professor at the darauf hin, daß die musikalische Anlage Frankfurt Music Academy and Giselher Schu- wohl aller drei Stücke einem numeri- bert, Director of the Hindemith Institute. The schen Gesamtplan unterliege. Hindemith Foundation (Blonay, Switzerland) financed the printing of the volume. M Hindemith’s operatic triptych is now available within the scope of the Com- M Cette livraison des «Frankfurter Studien» fait plete Edition. Already in 1975 or 1979, la part belle aux contributions présentées lors respectively, the one-acters Sancta du colloque Die Symphonie in den 30er und Susanna and Mörder, Hoffnung der 40er Jahren des 20. Jahrhunderts qui s’est Frauen were edited by Ludwig Finscher déroulé, du 17 au 19 novembre 1999, à la and Marianne Reißlinger. Annegrit «Hochschule für Musik und Darstellende Laubenthal and Luitgard Schader are Kunst» de Francfort-sur-le-Main. Ce colloque a responsible for Das Nusch-Nuschi. The été organisé sur l’initiative de Wolfgang Ost- piece forms a strong contrast to the other hoff, professeur émérite de l'Institut de musi- two emotional-pathetic works (both cologie de l'Université de Würzburg, Peter featuring a stringent plot); it consists of Ackermann, professeur à la Frankfurter Musik- loosely arranged scenes, renouncing an hochschule, et Giselher Schubert, directeur de expressive musical language. The King l'Institut Hindemith. L'impression de ce volu- Marke quotation “Mir dies“ from Richard me des «Frankfurter Studien» a été intégrale- Wagner’s Tristan and Isolde in the third ment prise en charge par la Fondation Hinde- scene, having the effect of a parody, be- mith (Blonay/Suisse).

20 Hindemith-Forum 7/2003 FORUM

M Mit einem akademischen Festakt anläßlich seines 90. Geburtstages ehrte das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich seinen langjährigen Ordinarius Professor Dr. Kurt von Fischer. Der Präsident der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft, Professor Dr. David Fallows, Manchester, hielt die Laudatio. Im Festvortrag sprach Profes- sor Dr. Ludwig Finscher zu den Violinsonaten von Wolfgang Amadeus Mozart und ihrem historischen Kontext. Beide, Professor Kurt von Fischer und Professor Ludwig Finscher, sind Herausgeber der Hindemith-Ge- samtausgabe und haben sich in zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen um das Werk Hindemiths verdient gemacht.

M The Musicological Institute of the University of Zurich honoured its longtime Full Professor Dr. Kurt von Fischer with an academic ceremonial act on the occasion of his 90th birthday. The President of the Inter- national Society for Musicology, Professor Dr. David Fallows, Manchester, held the laudatio. Professor Dr. Ludwig Finscher’s ceremonial lecture was concerned with the violin sonatas of Wolfgang Amadeus Mozart and their historical context. Both Professor Kurt von Fischer and Professor Ludwig Finscher are editors of the Hindemith Complete Edition and have served the works of this composer well in numerous essays and lectures.

M L’Institut de musicologie de l’Université de Zurich a très académique- ment célébré le nonantième anniversaire de Kurt von Fischer, professeur ordinaire associé de longue date à la destinée de cette institution. Son éloge a été prononcée par le professeur David Fallows (Manchester), Président de la Société internationale de musicologie. Dans une con- férence-hommage, le professeur Ludwig Finscher s’est penché sur les sonates pour violon de Mozart et le contexte historique de leur composition. Kurt von Fischer et Ludwig Finscher sont tous deux les directeurs de l’Edition complète des œuvres de Hindemith. A l’occasion de très nom- breuses conférences et dans de multiples articles, ils n’ont cessé de se faire les éloquents défenseurs de l’œuvre de Hindemith.

M In einem Konzert des Bayerischen Rundfunks (München), das unter dem Motto De profundis steht, musiziert Tabea Zim- mermann mit dem Münchner Rundfunkorchester unter Leitung von Marcello Viotti am 24. September 2003 in der Münchner Herz- Jesu-Kirche Hindemiths Trauermusik für Streichorchester mit Solobratsche aus dem Jahre 1936. Das am 22. Januar 1936 uraufge- führte Stück komponierte er am Vortage auf den unerwarteten Tod Königs Georgs V. Seiner Frau Gertrud berichtet er darüber: „... so habe ich halt eine Trauermusik für Streichorchester und Solobratsche geschrieben. Sie ist nicht gerade hochoriginell, aber in der Schnelligkeit konnte ich nicht noch auf Entdeckungsfahrten gehen.“

M In a concert of the Bavarian Radio (Munich) under the motto of “De profundis,“ Tabea Zimmermann will perform Hindemith’s Trauermusik (for string orchestra with solo viola, composed in 1936) with the Munich Radio Symphony Orchestra under the direction of Marcello Viotti on 24 September 2003 in Munich’s Herz Jesu Church. He composed the work on the day before the unex- pected death of King George V; it received its world premiere on 22 January 1936. Hindemith reported the following to his wife, Gertrud: “... So I have just written a Trauermusik (Mourning Music) for string orchestra and solo viola. It is not exactly highly original, but, at that speed, I couldn’t go on a voyage of discovery.“

M A l’occasion d’un concert de la Bayerischer Rundfunk placé sous le titre «De profundis», c’est le 24 septembre 2003 que Tabea Zimmermann et l’Orchestre de la radio de Munich (sous la direction de Marcello Viotti) joueront à la Herz-Jesu-Kirche la Musique funèbre pour alto solo et orchestre à cordes de Hindemith. Composée la veille, en écho à la mort subite du roi Georges V, la pre- mière exécution publique de cette œuvre eut lieu le 22 janvier 1936. Hindemith rapporte alors à sa femme Gertrud: «... j’ai donc écrit une musique funèbre pour orchestre à cordes et alto solo. Elle n’est pas follement originale, mais vu l’urgence, je ne pouvais pas me lancer dans de grandes explorations.»

Hindemith-Forum 7/2003 21 M Auf Spurensuche ins obere Rhonetal begab sich M. François Margot, Vizepräsident der Hindemith- Stiftung, im vergangenen Winter. Seit den ersten Augustwochen 1938 wohnten die Hindemiths in Bluche ob Sierre, einem kleinen Walliser Bergdorf, idyllisch im Rhonetal gelegen. Das von den Hin- demiths gemietete Chalet Douce Brise gehörte damals der Familie de Preux, seit 1946 im Besitz von Herrn Francis Mounir. Anhand einer Postkarte des Hauses aus dem Jahre 1938/39 konnte das Ge- bäude wiedererkannt werden. Ein Chemin Paul Hindemith führt am Haus vorbei und erinnert an die ehemaligen Bewohner; allerdings fehlt eine Gedenktafel am Haus. Während seiner Zeit in Bluche, so erinnerten sich ältere Dorfbewohner, hatte Hindemith in der Kirche des benachbarten Montana-Dorf die Orgel gespielt und den Kirchenchor dirigiert.

M M. François Margot, Vice President of the Hindemith Foundation, set out looking for traces in the Upper Rhone Valley last winter. From the first weeks in August 1938, the Hindemiths lived in Bluche ob Sierre, a small mountain village in the Swiss region of Wallis – an idyllic setting in the upper Rhone Valley. The chalet Douce Brise, rented by the Hindemiths, belonged to the de Preux family in those days, and was owned by M. Francis Mounir from 1946 onwards. The building could be identi- fied beyond any shadow of a doubt from a 1938/39 postcard of the house. A Chemin Paul Hinde- mith leads by the house, reminding us of its former inhabitants; there is, however, no memorial plaque on the house. During his time in Bluche, as some older villagers still remember, Hindemith played the organ in the church of the neighboring mountain village, also conducting the church choir.

M C’est sur les traces de Paul et Gertrud Hindemith que François Margot, vice-président de la Fondation Hindemith, s’est rendu l’hiver passé en Valais pour effectuer un véritable travail de détective. C’est, en effet, en toute discrétion que, depuis les premières semaines d’août 1938, les époux Hindemith ont séjourné à Bluche, petit village de montagne idyllique sur- plombant la vallée du Rhône, au-dessus de Sierre. Le chalet qu’ils y ont loué, «Douce Brise», appartenait alors à la famille de Preux. Dès 1946, sa propriété est passée entre les mains de M. Francis Mounir. La bâtisse a pu être identifiée grâce à une carte postale de 1938/39. Un chemin, auquel le nom de Paul Hindemith est maintenant attribué, longe le jardin de l’habita- tion et rappelle au passant le souvenir de ses anciens occupants. Le chalet ne porte pas de plaque commémorative. Les plus âgés des villageois racontent encore aujourd’hui que, pendant ses séjours à Bluche, Hindemith aimait à tenir l’orgue de l’église voisine de Montana-Village et à diriger le chœur de la paroisse.

22 Hindemith-Forum 7/2003 M Die CD-Einspielung von Hindemiths Oper Die Harmonie der Welt bei Wergo (3 CD WER 6652 2) erhielt von den Fachzeitschriften Télérama und Répertoire die bestmöglichen Wer- tungen. In der Zeitschrift Stereo wurde die Aufnahme gar zur CD des Monats gekürt. Auch in zahlreichen anderen Magazinen und in der Tagespresse würdigten renommierte Rezensenten die Einspielung und empfohlen Musikliebhabern, sich mit dem hochkomplexen Werk ausein- anderzusetzen.

M The recording of Hindemith’s opera Die Harmonie der Welt on Wergo (3 CD WER 6652 2 ) received the best possible appraisals from the specialist periodicals Télérama and Répertoire. In the periodical Stereo, the recording was even named CD of the month. In numerous other CD magazines and in the daily press, renowned critics praised the recording, recom- mending that music lovers confront and come to terms with this highly complex work.

M L’enregistrement paru chez Wergo (3 CD WER 6652 2) de l’opéra de Hindemith Die Har- monie der Welt a obtenu les meilleures notes attribués par les magazines spécialisés Téléra- ma et Répertoire. La revue Stereo l’a même élu CD du mois. D’autres publications consacrées à la musique et d’éminents critiques de la presse quotidienne ont également fait l’éloge de cette interprétation et recommandent chaleureusement à tous les mélomanes de montrer de l’intérêt pour cette œuvre aussi géniale que complexe.

M Im Rahmen des Rheingau Musik Festivals 2003 musi- zieren der Klarinettist Pascal Moraguès, der Geiger Kolja Blacher, der Cellist Sennu Laine und die Pianistin Elena Bashkirova im Schloß Johannisberg am 11. Juli das Quartett von Paul Hindemith aus dem Jahre 1938. Beim Lucerne Festival leitet Riccardo Chailly im Luzerner Konzertsaal am 27. August das Koninklijk Concertgebou- workest. Zur Aufführung gelangen Hindemiths Sinfoni- sche Metamorphosen.

M During the course of the 2003 Rheingau Music Fest- ival, the clarinettist Pascal Moraguès, the violinist Kolya Chalet Douce Brise in Bluche ob Sierre/Wallis, 1938/39 und 2003 / Chalet Blacher, the cellist Sennu Laine and the pianist Elena Douce Brise in Bluche ob Sierre /Wallis (Switzerland), 1938/39 and 2003 / Bashkirova will perform the 1938 Quartet of Paul Hinde- Chalet «Douce Brise» à Bluche, au-dessus de Sierre (Valais), 1938/39 et 2003 mith at Johannnisberg Castle on 11 July. At the Lucerne Festival, Riccardo Chailly will conduct the Royal Concert- gebouw Orchestra in the Lucerne Concert Hall on 27 Au- gust in a performance of Hindemith’s Symphonic Meta- morphoses.

M C’est le 11 juillet 2003, dans le cadre du Festival de musique du Rheingau, au château de Johannisberg, que Pascal Moraguès (clarinette), Kolja Blacher (violon), Sen- nu Laine (violoncelle) et Elena Bashkirova (piano) inter- prèteront le Quatuor pour clarinette, violon, violoncelle et piano (1938) de Paul Hindemith. Au programme du Festival de Lucerne, le 27 août 2003, Riccardo Chailly dirigera l’Orchestre royal du Concertge- bouw interprétant les Sinfonische Metamorphosen de Hindemith.

Hindemith-Forum 7/2003 23 CD NEUERSCHEINUNGEN · CD NEW RELEASES · NOUVEAUTÉS SUR CD

Acht Walzer op. 6 Cet enregistrement des Six Kammermusik: Dans ce superbe enregistrement „Drei wunderschöne Mädchen Chansons date de 1945, soit de Kammermusiken Nr. 1-7 de la Sonate op. 11/4, Thomas im Schwarzwald“ (1916) l’époque pendant laquelle Royal Concertegebouw Riebl et Cordelia Höfer mettent Franz Schubert: Valses sentimen- Hindemith composait le Flieder- Orchestra, Ltg.: Riccardo Chailly surtout en valeur les coloris «im- tales op. 50a D 779; Johannes Requiem à l’intention de Robert Ronald Bräutigam, Klavier; Lynn pressionnistes» de l’œuvre et lui Brahms: Sechzehn Walzer op. 39; Shaw. Il se pourrait bien qu’il l’ait Harrell, Violoncello; Konstanty insufflent un caractère de vérita- Edvard Grieg: Zwei Walzercapricen eu dans l’oreille alors qu’il en Kulka, Violine; Kim Kashkashian, ble improvisation. op. 37; Wolfgang Rihm: Mehrere peaufinait l’écriture. Viola; Norbert Blume, Viola kurze Walzer d’amore; Leo van Doeselaar, Orgel Andreas Grau und N Decca (CD 2003) 473 722-2 Trio, Op. 47 (1929) for Viola, Götz Schumacher, Klavierduo The Mengelberg Edition 4 Heckelphone and Piano Riccardo Chaillys Aufnahme der 7 N col legno edition (CD 2003) Violin Concerto in Robert Kahn: Serenade, Op. 73 Kammermusiken von 1992 ist die WWE 1CD 20103 Three Movements (1939) (1923) in F minor; August Frie- Concertegebouw Orchestra, bislang unübertroffene Referenz- drich Martin Klughardt: Schilflie- Hindemiths Ltg.: Willem Mengelberg; Einspielung dieser Werkgruppe der, Op. 28 (1873); Charles Martin Walzer entfal- Ferdinand Helmann, Violine schlechthin. Um so dankbarer Loeffler: Two Rhapsodies (1901) ten in diesem (Mitschnitt der Uraufführung) kann man für Han de Vries, Oboe; Henk Guit- vorzüglich zu- diese Wieder- N Archive Documents ADCD 110 tart, Viola; Ivo Janssen, Klavier sammengestell- veröffentli- N Chandos (CD 2002) ten Programm Die Aufnahme der Uraufführung chung zu ei- CHAN 9990 einen ganz be- des großen Hindemithschen Vio- nem modera- sonderen Charme. Das Spiel des linkonzertes am 14. Maärz 1940 ten Preis sein. Die erstklassige Einspielung des führenden deutschen Klavierduos in Amsterdam ist ein erstrangiges Riccardo Heckelphon-Trios op. 47 über- läßt keine Wünsche offen. historisches Dokument. Der Or- Chailly’s 1992 recording of the 7 rascht durch einen ungemein dif- Hindemith’s Waltzes develop a chesterpart wird schlechterdings Kammermusiken remains the ferenziert gestalteten Klavierpart very special charm in this mar- hinreißend realisiert, der Solopart unsurpassed reference recording (Ivo Janssen), der den Charakter vellously compiled programme. nur mit großen Mängeln. Der Ur- for this group of works. We can des Werkes verwandelt, indem er The playing of this leading Ger- aufführungserfolg für das Werk, be all the more thankful for this ihn vertieft und reicher macht. man piano duo leaves absolutely das beweist der Schlußapplaus, re-issue at a moderate price. This first-class recording of the nothing to be desired. muß überwältigend ausgefallen Heckelphone Trio, Op. 47 is sein. L’enregistrement de 1992, par Les valses de Hindemith dé- Riccardo Chailly, des sept surprising for its incredibly ploient un charme tout particulier The recording of the premiere of «Kammermusiken» constitue differentiated piano part (Ivo dans le programme magnifique- the great Hin- incontestablement une référence Janssen), which transforms the ment construit de ce nouveau dis- demith Violin insurpassable de l’interprétation character of the work by making it que. L’interprétation qu’en donne Concerto on 14 de ce groupe d’œuvres de richer and more profound. l’un des meilleurs duos de pianis- March 1940 in Hindemith. On ne peut donc Cet enregistrement de grande tes allemands du moment com- Amsterdam is a qu’être reconnaissant à Decca tenue du Trio blera tous les mélomanes. first-rate histor- d’avoir réédité ce disque en série avec heckel- ical document. économique. phone op. 47 The orchestral part is by all means ne laisse pas Six Chansons thrillingly realised, the violin part de surprendre (Rainer Maria Rilke) (1939) with great shortcomings. The suc- Sonate für Bratsche und Klavier par la subtilité J.S. Bach: Magnificat in D (BWV cess of the work at its premiere op. 11 Nr. 4 (1919) et le style de 243), Mass in B minor, BWV 232; must nonethless have been over- Rebecca Clarke: Sonate für Viola la partie de piano tenue par Ivo Johannes Brahms: Liebeslieder whelming, to judge from the final und Klavier; Ernest Bloch: Janssen. Son jeu transcende le ca- Walzer, Op. 52 applause. Suite for viola and piano ractère de l’œuvre en l’approfon- RCA Victor Chorale & Orchestra, L’enregistrement de la première Thomas Riebl, Viola; dissant et en l’enrichissant de tout Ltg.: Robert Shaw exécution publique, le 14 mars Cordelia Höfer, Klavier son talent. N Pearl (CD 2002) GEM 0180 1940, à Amsterdam, du Concerto N pan classics (CD 1998) GS pour violon de Hindemith est un 510 098 Die Aufnahme der Six Chansons document d’archive de première stammt von 1945, also aus der importance. L’interprétation de la Thomas Riebl Zeit, in der Hindemith für Robert partie d’orchestre est tout simple- und Cordelia Shaw das Flieder-Requiem kom- ment fabuleuse, celle du soliste Höfer akzentu- ponierte. Hindemith dürfte diese malheureusement traversée d’ap- ieren in dieser Aufnahme gewissermaßen im proximations. A en juger par les hervorragenden Ohr gehabt haben, als er sein applaudissements finals, le succès Einspielung der Requiem ausarbeitete. emporté par cette première audi- Sonate op. 11 The recording of the Six Chansons tion semble néanmoins avoir été Nr. 4 vor allem die „impressioni- was made in 1945, the time dur- exceptionnel. stisch“ eingefärbte Klanglichkeit ing which Hindemith composed des Werkes und geben ihm gera- the Flieder Requiem for Robert dezu improvisatorische Züge. Shaw. Hinde- Thomas Riebl and Cordelia Höfer mith must have primarily accentuate the had this record- „impressionistically“ hued ing in his ears, sonority of the work in this to a certain outstanding recording of the extent, whilst Sonata, Op. 11 No. 4, giving it working on his almost improvisational traits. Requiem.

24 Hindemith-ForumHindemith-Forum 7/2003