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DIE GESAMTAUSGABE COMPLETE WORKS · EDITION COMPLÈTE INHALT · CONTENTS · SOMMAIRE

ÜBERRASCHUNGEN · Interview mit Giselher Schubert, dem Editionsleiter der Hindemith- Gesamtausgabe 3 M SURPRISES · Interview with Giselher Schubert, Editor-in-Chief of the Hindemith M Complete Edition 5 SURPRISES · Entretien avec Impressum · Imprint · Impressum Giselher Schubert, directeur de l’édition complète Hindemith-Forum Mitteilungen der Hindemith-Stiftung/Bulletin des œuvres de Hindemith 6 of the Hindemith Foundation/Publication de la Fondation Hindemith Heft 8/Number 8/Cahier no 8 DIE GESAMTAUSGABE HINDEMITHS 8 M © Hindemith-Institut, Frankfurt am Main 2003 M Redaktion/Editor/Rédaction: HINDEMITH’S COMPLETE WORKS 8 EDITION Heinz-Jürgen Winkler Beiträge/Contributors/Articles de: COMPLÈTE DES ŒUVRES DE HINDEMITH 8 Giselher Schubert (GS), Heinz-Jürgen Winkler (HJW) EKEL – SCHEUSAL – KANAILLE … · Redaktionsschluß/Copy deadline/ Etat des informations: 15. November 2003 Zu Hindemiths lustiger Oper 11 M Hindemith-Institut Eschersheimer Landstr. 29-39 REPULSIVE – A MONSTER – A SCOUNDREL · 60322 Frankfurt am Main Tel.: ++49-69-5970362 On Hindemith’s Comic Neues vom Tage 12 M Fax: ++49-69-5963104 e-mail: [email protected] SALAUD, FRIPOUILLE, CANAILLE! · Neues vom internet: www.hindemith.org Gestaltung/Design/Graphisme: Tage, opéra comique de Hindemith 14 Stefan Weis, Mainz Herstellung und Druck/Production M and printing/Réalisation et impression: EXPERIMENT KROLLOPER 18 THE KROLL Schott Musik International, Mainz M Übersetzung engl./English translation/ OPERA EXPERIMENT 19 L’EXPÉRIENCE DU Traduction anglaise: David Babcock «KROLLOPER» 20 Übersetzung frz./French translation/ Traduction française: Jacques Lasserre Bearbeitung/Adaptation: François Margot CD Neues vom Tage 22 Bildnachweise/Picture credits/Illustrations: Klaus Baqué, Ursula Markus, Marco Erhardt, Forum 24 Hindemith-Institut, Maria Hütten, Ondine Inc., Luitgard Schader, Stadttheater Osnabrück, Stefan Weis, Hans Curjel: Experiment Kroll- CD Neuerscheinungen 28 M CD new releases 28 M oper, München: Prestel 1975. Nouveautés sur CD 28 Printed in Germany

Hindemith-Forum 8/2003 DIE GESAMTAUSGABE HINDEMITHS HINDEMITH’S COMPLETE WORKS · EDITION COMPLÈTE DES ŒUVRES DE HINDEMITH

ÜBERRASCHUNGEN Interview mit Giselher Schubert, dem Editionsleiter der Hindemith-Gesamtausgabe

Welche Besonderheiten im Vergleich zu anderen Komponisten des 20. Jahrhun- derts begegnen einem Herausgeber der Werke Hindemiths? Wie ist die Quellen- lage?

Hindemiths Œuvre ist ebenso umfang- reich wie vielgestaltig; zudem hat er sich stilistisch denkbar weit entwickelt und dabei unterschiedliche Werkkonzeptio- nen sowie Notationsgewohnheiten aus- geprägt. Das alles muß die Edition seines Œuvres widerspiegeln. Wie bei keinem anderen Komponisten des 20. Jahrhun- derts stellt sich deshalb die Frage nach der grundsätzlichen Konsistenz und Ein- Druckvorlagen für einen Gesamtausgaben-Band / Setting copy for a volume of the Complete Edition / Maquette heitlichkeit der Edition, die der Benutzer d’un volume de l’édition complète erwarten darf, und der Spezifizierung der Editionen nach der jeweiligen Konzepti- on und Notation. Bedenken Sie, daß Hin- Welchen Ansprüchen will die Hindemith- te die Werke und die Uraufführungen demith Werke bewußt „offen“ hielt und Gesamtausgabe gerecht werden? oder legte ein Verzeichnis von noch un- die Instrumentierung, wie etwa im Lehr- veröffentlichten Werken für eine etwaige stück, nicht definitiv festlegte, daß er Die Gesamtausgabe will das Œuvre Gesamtausgabe an. Auf solchen Arbei- Werke für mechanisches Klavier gleich in Hindemiths vollständig erschließen und ten, die seine Ehefrau Gertrud noch ver- die Rollen stanzte, also nicht in Partituren möglichst authentisch in einer Form vollständigte und ergänzte, konnte die niederschrieb, daß er Partituren – je nach überliefern, die den Bedürfnissen der Gesamtausgabe unmittelbar aufbauen; den Umständen, in denen sie entstanden Praxis und der Wissenschaft gleicher- freilich stellte sich heraus, daß diese sind – „deutsch“ oder „englisch“ notierte, maßen gerecht wird. Sie ist deshalb auch wertvollen Arbeiten in jeder Hinsicht er- daß sich etwa die Notierung von Vorzei- als eine „historisch-kritische“ Gesamtaus- gänzungsbedürftig waren. Die Quellen chen, Bögen oder Taktvorzeichen im Ver- gabe konzipiert: „historisch“ ist sie, in- und der Werkbestand sind seit Hinde- lauf seiner Entwicklung markant verän- dem sie die „innere“ Geschichte der Wer- miths Arbeiten um ein Vielfaches ange- derten. Zudem besitzen wir von sehr vie- ke rekonstruiert, die Rezeption doku- wachsen. len Werken authentische Schallaufnah- mentiert und Einsichten in die authenti- men, die übrigens auch einen ganz neu- sche Aufführungspraxis vermittelt; „kri- Gab es Werke, die er nicht publiziert wis- en Quellentyp repräsentieren, der erheb- tisch“ ist sie, indem sie sich auf alle er- sen wollte? liche Probleme aufwirft: Wie sind – um mittelbaren und erreichbaren Quellen ein noch relativ einfaches Beispiel zu stützt, diese bewertet und den Notentext Zu unterschiedlichen Zeiten wollte nennen – unterschiedliche Tempogestal- richtigstellt; und eine Gesamtausgabe ist Hindemith – auch hier war er gewisser- tungen zu bewerten? Gelten die Vor- sie, weil sie wirklich alle Werke in allen maßen ein Historiker seiner selbst – un- schriften in der Partitur oder die authenti- Fassungen einschließlich der Fragmente terschiedliche Werke oder Werkfassun- schen Aufführungen? Es gibt auch Mit- vorlegt. gen nicht mehr beachtet wissen und hat schnitte von Orchesterproben mit Hinde- sie sogar zum Teil unzugänglich gemacht. mith; und die Bemerkungen, die er den Hindemith selbst konzipierte eine Ge- Die Drei Gesänge für Sopran und großes Musikern zuruft, sind zum Teil ungemein samtausgabe seiner Werke. Wie sahen Orchester op. 9 (1917) etwa, ganz gewiß aufschlußreich und müssen in geeigneter seine Vorstellungen aus und inwieweit eines seiner Hauptwerke der frühen Zeit, Form in den entsprechenden Editionen wurden sie berücksichtigt? hat er 1922 als „uralte Sache“ einge- mitgeteilt werden. schätzt, die nicht aufgeführt werden sollte. Hindemith besaß durchaus ein „histo- Die Lieder wurden zu seinen Lebzeiten risches“ Bewußtsein auch seinem Œuvre nie gespielt, blieben unveröffentlicht und gegenüber: Er spürte im Alter dem Ver- wurden tatsächlich erst 1974 uraufge- bleib der Quellen zu seinem Werk nach, führt. Das Triptychon der Einakter machte identifizierte seine Skizzenbücher, datier- er 1934 unzugänglich und zog es 1958

Hindemith-Forum 8/2003 3 ganz zurück. Oder nach der Publikation der Neufassung des Marienlebens sollte die erste Fassung nicht mehr vertrieben werden; und doch meinte er zugleich, daß in einer etwaigen Gesamtausgabe seiner Werke unbedingt auch die erste Fassung des Werkes aus „historischen Gründen“ zu berücksichtigen wäre.

Zahlreiche Werke Hindemiths wurden unter seiner Mitarbeit herausgegeben. Wie sind diese Editionen nach historisch- kritischen Maßstäben einzuschätzen?

Hindemith hat seit den 1950er Jahren stets mehr beklagt, daß er unter den zahllosen Druckfehlern in den Ausgaben seiner Werke zu leiden habe, obwohl er, wie er eingestand, doch selbst an den Korrekturen der Ausgaben beteiligt war. Er hat denn auch seit dieser Zeit zahlrei- che Ausgaben noch einmal durchgese- hen. Freilich griff er dabei mitunter auch Das Editions-Team/The Edition team/L’équipe éditoriale: Giselher Schubert (Editionsleiter/editor-in-chief/direc- in die Werke selbst ein und veränderte teur), Luitgard Schader (redaktionelle Mitarbeiterin/editorial staff member/collaboratrice), Kurt von Fischer (Her- sie substantiell. Ein Beispiel wäre etwa ausgeber/editor/éditeur), Ludwig Finscher (Herausgeber/editor/éditeur) und Andres Briner (bis 2003 Mitglied der Kopfsatz der Nr. 4 des Stiftungsrates der Hindemith-Stiftung/until 2003 member of the Foundation Council of the Hindemith (Violinkonzert), den er erheblich kürzte: Foundation/jusqu’en 2003, membre du conseil de la Fondation Hindemith). Blonay, 19.08.1996 er verwandelte dadurch einen selbständi- gen Satz in eine Art Einleitung zum fol- sanna und – als Bei welchen Bänden der Gesamtausga- genden Satz. Es gibt also nicht nur be- Leihmaterial bislang einer breiteren Öf- be erlebten Sie besondere „Überra- merkenswerte Divergenzen zwischen sei- fentlichkeit unzugänglich war. schungen“? nen Originalpartituren und den Ausga- ben, die stets zu erkennen und zu bewer- Wie sind die Umarbeitungen eigener Fast jede Edition bot Überraschungen! ten sind, sondern auch zwischen den ver- Werke zu bewerten? Sie betreffen vor allem Hindemiths Werk- schiedenen Auflagen der Ausgaben. konzeptionen, die doch wesentlich kom- Pointiert formuliert: Gerade weil sich Die Umarbeitungen der Werke – und plexer sind, als man es sich vorstellen Hindemith an den Ausgaben seiner Wer- Hindemith revidierte Werke ausgespro- konnte oder wollte. Und diese „Überra- ke beteiligte, können sie im Sinne der er- chen gerne – repräsentieren zumeist Ver- schungen“ haben auch das allgemeine wähnten „historisch-kritischen“ Fundie- änderungen von Werkkonzeptionen; ich Hindemith-Bild nachhaltig verändert. Ich rung der Edition besonders gravierende glaube, er revidierte vor allem die Werke, erinnere an die Entdeckung des Webern- Probleme bieten. an denen er hing: Sie sollten auch seinen Zitates in der Pittsburgh durch veränderten Ansprüchen standhalten. Günther Metz, die Identifizierung einer jü- Welche Bedeutung ist der Gesamtaus- dischen Weise im Flieder-Requiem durch gabe beizumessen im Hinblick auf die Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen Kim Kowalke, die autobiographisch zu Rezeption seines Œuvres? bei der Edition der gerade erschienenen verstehenden Liedzitate in der Solobrat- Oper Neues vom Tage! sche des Schwanendrehers, den Bestand Die Gesamtausgabe hat die Auseinan- an zahlreichen unveröffentlicht gebliebe- dersetzung mit der Hindemithschen Mu- Die Edition dieser Oper bestätigte wie- nen Klavierliedern, die „spätromantische“ sik vielfach entscheidend stimuliert: die der einmal die Grunderfahrung, daß jede Faktur seines Frühwerkes (eine stilistische Praxis unmittelbar durch die Edition zahl- Auseinandersetzung mit Musik auf den Haltung, die bei Hindemith nie vermutet reicher unveröffentlichter oder bislang authentischen Quellen basieren muß; so wurde!), die unterschiedlichen Fassungen unzugänglicher Werke; sein gesamtes konnte ich in einer der Quellen eine Neu- von Werken oder Werkteilen usw. Ein Bei- Frühwerk etwa (Cellokonzert op. 3, Lusti- fassung des 7. Bildes von 1930 ent- spiel aus einem jüngst erschienenen ge Sinfonietta op. 4, Walzer op. 5 usw.) decken, die Hindemiths ausdrücklich be- Band: Für das Nusch-Nuschi hatte Hinde- ist ja erst mit der Gesamtausgabe zu- achtet wissen wollte, die aber bislang mith 1924 eine vor allem instrumentato- gänglich gemacht worden; und die Wis- gänzlich unbekannt war. Faszinierend risch faszinierende Neufassung des 3. Bil- senschaft etwa auch durch die eingehen- war zudem nicht nur die Rekonstruktion des komponiert, die bislang unbekannt de Ausarbeitung der jeweiligen Werkge- der Ausarbeitung des Werkes, sondern war und erstmals mit jenem Band publi- schichte in den Einleitungen der Bände, auch der zeitgenössischen Rezeption, in ziert wurde. Und eine Überraschung wird welche sie zugleich auch in den allge- der die politisch-gesellschaftlichen Ver- die Edition des Radiohörspiels Sabinchen meinen historischen Kontext rückt. Zu- hältnisse um 1930 deutlich spürbar wer- im Band Sing- und Spielmusik II bieten, dem liegt erst mit den Editionen der Ge- den. Solch eine Edition erschließt ein die gegenwärtig Luitgard Schader erarbei- samtausgabe ein gewichtiger Teil seines Stück allgemeiner Kulturgeschichte. tet ... Ich bin sicher, daß wir uns noch auf Werkes in zuverlässigen Ausgaben vor; viele „Überraschungen“ einstellen müs- bedenken Sie, daß die Partituren der sen, die das Hindemith-Bild stets weiter Opern – mit Ausnahme von Sancta Su- differenzieren werden. GS/HJW

4 Hindemith-Forum 8/2003 SURPRISES documenting their reception and im- From the 1950s onward, Hindemith parting insights into authentic perform- complained increasingly of having suf- Interview with Giselher ance practice. It is critical in that it is fered countless misprints in the editions Schubert, Editor-in-Chief of the supported by all communicable and of his works, even though, as he ad- Hindemith Complete Edition available sources, appraising these and mitted, he had himself been involved in rectifying the note-text. It is a complete correcting the editions. Since this time, he Compared to other twentieth-century edition because it really does present also looked through numerous editions composers, what special features does each and every work in all versions, in- once again. Naturally he also tore into an editor of Hindemith’s works en- cluding fragments. some of the works, changing them sub- counter? How is the situation as far as stantially. One example is the first move- sources are concerned? Hindemith himself conceived a complete ment of Kammermusik No. 4 ( Con- edition of his works. What were his ideas certo), which he considerably shortened; Hindemith’s oeuvre is as extensive as like, and to what extent were they taken in so doing, he transformed an inde- it is multifarious; moreover, he developed into account? pendent movement into a kind of intro- stylistically as far as one can imagine, duction to the following movement. thus revealing different work conceptions Hindemith possessed a thoroughly “his- Therefore, there are not only considerable as well as notational habits. The edition torical“ awareness, also in regard to his divergences between his original scores of his oeuvre must reflect all that. More own works. In later years, he inquired into and the published editions which must than with any other twentieth-century the whereabouts of the sources of his be constantly recognised and evaluated, composer, the edition’s fundamental oeuvre, identifying his sketchbooks, dating but also between different issues of the consistency and unity is an important the works and premiere performances, published editions. One could succinctly issue; the user has the right to expect and planning a catalogue of still unpub- summarise it as follows: precisely be- this. Moreover, the question is raised lished works for a possible complete cause Hindemith took part in the editing concerning the specification of the edi- edition. The Complete Edition was able to of his own works, they pose especially ser- tions according to the particular concep- directly build on this work, which was ious problems in terms of the “historical- tion and notation at hand. Bear in mind completed and supplemented by his wife, critical“ foundation already mentioned. that Hindemith consciously left certain Gertrud. It became clear, of course, that works “open“ without definitively deter- this valuable work required completion in What significance should be ascribed to mining their instrumentation, as in every way. The number of sources and the Complete Edition as far as the recep- Lehrstück, for example. He punched works in existence has greatly increased tion of Hindemith oeuvre is concerned? works for the player-piano directly into since the days of Hindemith’s own editor- the rolls without writing them down in ial work. The Complete Edition has greatly en- score form. Remember that he notated couraged people to come to terms with scores in either English or German Were there works that he did not want to Hindemith’s music in many ways. It has according to the circumstances in which have published? stimulated musical performance practice they were written, and that the notation by editing numerous unpublished or pre- of accidentals, phrases and metre signa- At various times, Hindemith wanted viously inaccessible works. The entire tures changed markedly during the certain works or versions of works to be body of early work, for example, includ- course of his development. Moreover, we no longer considered, sometimes even ing the , Op. 3, Lustige possess authentic recordings of many making them unavailable. Here, too, to a Sinfonietta, Op. 4, Walzer, Op. 5, etc. has works, which, incidentally, represent a certain extent, he was his own historian. been made available by the Complete completely new type of source; this also In 1922 he considered the Drei Gesänge Edition. It has also been a stimulus to poses considerable problems. To name a für Sopran und großes Orchester, Op. 9 musicology by exhaustively preparing the relatively simple example: how should (1917), for example, to be an “ancient history of the respective works in the vol- varying interpretations of tempo be as- thing“ that should not be performed, al- umes’ introductions, simultaneously sessed? Are the instructions in the score though it is surely one of the major works bringing them into their general historical valid, or the authentic performances? of his early period. The Lieder were never context. Moreover, a substantial part of There are also recordings of orchestral re- performed during his lifetime; they re- Hindemith’s oeuvre exists in reliable edi- hearsals with Hindemith, and the re- mained unpublished and were in fact tions in the volumes of the Complete marks that he called out to the musicians only premiered in 1974. He made the Edition for the first time. Consider that are at times incredibly informative. They triptych of one-acters unavailable in until now the scores of the , with must be communicated in an appropri- 1934, completely withdrawing it in 1958. the exception of and ate form in the respective editions. Following the publication of the new ver- Mathis der Maler, were inaccessible as sion of Marienleben, the first version was rental material to a broader public. What standards does the Hindemith no longer distributed. And yet, at the Complete Edition aim to fulfil? same time, he thought that the first ver- How should Hindemith’s revisions of his sion should definitely be acknowledged own works be appraised? The Complete Edition aims to make in a possible complete edition of his the oeuvre of Hindemith available in its works, for “historical reasons.“ The revision of works – and Hindemith entirety, passing it on as authentically as liked to revise very much – usually con- possible in a form that fills the needs of Numerous works of Hindemith were pub- sists of alterations in the conceptions of practical music-making as well as musi- lished with his collaboration. How should works. I believe that he primarily revised cology. For that reason, it is also con- these editions be appraised in terms of those works that meant a great deal to ceived as an “historical-critical“ complete historical-critical standards? him; he wanted them to come up to his edition. It is historical in that it recon- altered standards. structs the “inner“ history of the works,

Hindemith-Forum 8/2003 5 Tell us about your experiences in editing SURPRISES les indications d’altération, de phrasé ou the newly published opera Neues vom de mesure ont fortement varié au cours de Tage. Entretien avec Giselher la vie du compositeur. De plus, nous pos- Schubert, directeur de sédons encore toute une série d’enregis- Editing this opera confirmed the fun- l’édition complète des œuvres trements, historiquement authentiques – damental experience, once again, that de Hindemith type tout nouveau de source, soit dit en each confrontation with music must be passant –, qui posent des problèmes con- based on authentic sources. In one of Quelles sont les surprises qui attendent sidérables: pour prendre un exemple these sources, I was thus able to discover l’éditeur des œuvres de Hindemith en encore assez simple, comment faut-il juger a new 1930 version of the seventh scene; comparaison avec la publication de cel- les conceptions très variables du tempo? Hindemith expressly wished this version les d’autres compositeurs du XXe siècle? Faut-il se fier aux indications de la partition to be taken notice of, but it has remained Comment se présentent les sources? ou aux exécutions dont on peut entendre completely unknown up until now. In ad- le témoignage historique? Des enregistre- dition to that, not only was the recon- L’œuvre de Hindemith est aussi vaste ments de répétitions de Hindemith avec struction of the work’s composition fascin- que varié. De plus, parallèlement à son style orchestre sont également en notre posses- ating, but also its contemporary recep- qui a beaucoup évolué, le compositeur a sion; les remarques qu’il lance aux musi- tion, in which the political-societal condi- adopté diverses conceptions s’agissant de ciens sont parfois très instructives et méri- tions of around 1930 can be clearly la forme à donner à ses compositions; il a tent d’être signalées, sous une forme adé- sensed. An edition such as this makes a aussi créé de nouveaux systèmes de nota- quate, dans l’édition définitive de l’œuvre. piece of general cultural history accessible. tion. L’édition doit refléter tout cela. La ques- tion de la cohérence générale et de l’unité A quelles exigences l’édition complète In which volumes of the Complete Edition de présentation que l’usager est en droit des œuvres de Hindemith entend-elle did you particularly experience “surprises“? d’attendre d’une pareille somme, d’une satisfaire? part, et celle du caractère particulier requis Almost every edition has surprises! par chacune des conception et notation, L’édition complète a pour but de ren- They primarily have to do with Hin- d’autre part, se posent ainsi d’une manière dre accessible l’intégralité de l’œuvre de demith’s conceptions of his works, which beaucoup plus aiguë que chez tout autre Hindemith et de le présenter sous une are far more complex than one could compositeur du XXe siècle. Songez que Hin- forme qui réponde tant aux besoins de la have imagined. And these “surprises“ demith a laissé certaines œuvres délibéré- pratique que de la recherche musicolo- have also resulted in a lasting change in ment «ouvertes»; que, par exemple, il n’a gique. Elle est donc conçue comme une Hindemith’s general image. Let me re- pas arrêté définitivement l’instrumentation publication «historico-critique». «Histori- mind you of Günther Metz’s discovery of de «Lehrstück»! Qu’il a gravé lui-même, que» dans la mesure où elle tend à the Webern quotation in the Pittsburgh directement sur des rouleaux, les pièces reconstituer l’histoire «intérieure» des Symphony, Kim Kowalke’s identification pour piano mécanique pour lesquelles il œuvres, retrace l’accueil qui leur a été of the Jewish tune in the Lilac Requiem, n’existe donc pas de partition; que, selon réservé et donne des éclaircissements the autobiographical song quotation in les circonstances qui ont présidé à leur sur l’interprétation de leurs premiers exé- the solo of the Schwanendreher, genèse, certaines partitions sont notées «à cutants. «Critique» dans le sens où elle the existence of numerous unpublished l’allemande» et d’autres «à l’anglaise»; que s’appuie sur toutes les sources dispo- songs with piano accompaniment, the nibles, les évalue et détermine une nota- “late romantic“ writing of his early works tion qui leur est conforme. Enfin, c’est (a stylistic stance that one had never sus- une édition complète puisqu’elle présente pected in Hindemith!), the different ver- vraiment toutes les versions de toutes les sions of works or parts of works, etc., etc. œuvres, fragments compris. One example from a very recently pub- lished volume: in 1924, Hindemith com- Hindemith avait conçu lui-même le posed a new version of the third scene in projet d’une édition complète de ses Nusch-Nuschi which is especially fascin- œuvres. Comment la voyait-il et dans ating in terms of its instrumentation. This quelle mesure en a-t-on tenu compte? had been unknown until now and is pub- lished in this volume for the first time. Hindemith avait une vraie conscience The edition of the radio play Sabinchen «historique», y compris vis-à-vis de son in the volume Sing- und Spielmusik II, on œuvre. A la fin de sa vie, il s’est attaché à which Luitgard Schader is currently work- localiser les sources, soucié d’identifier ses ing, will offer a surprise ... I am certain carnets d’esquisse, de dater ses œuvres that we shall have to prepare ourselves et leurs premières exécutions; de plus, il a for many “surprises“ yet to come - sur- dressé un catalogue d’œuvres encore prises that will continue to further differ- inédites en vue d’une édition complète. entiate Hindemith’s image. GS/HJW C’est sur ces bases, revisitées encore par son épouse, Gertrud Hindemith, que l’édi- tion complète a pu prendre appui, même s’il est apparu très vite que ce travail limi- Luitgard Schader, redaktionelle Mitarbeiterin der Hin- naire, d’une valeur inestimable, devait demith-Gesamtausgabe / Luitgard Schader, editorial encore être parachevé à maints égards. staff member of the Hindemith Complete Edition / Depuis les premiers classements de Hin- Luitgard Schader, collaboratrice chargée de l’édition demith, en effet, le nombre des sources et complète des œuvres de Hindemith des œuvres s’est encore fortement accrû.

6 Hindemith-Forum 8/2003 A partir des années 1950, Hindemith Parlez-nous maintenant de votre expé- n’a cessé de se plaindre, de plus en plus rience d’éditeur de l’opéra «Neues vom vivement, des innombrables erreurs d’im- Tage» qui vient de faire l’objet d’une pu- pression entachant les éditions de ses blication! œuvres. Et cela malgré le fait que, comme il le reconnaissait volontiers, il ait participé L’édition de cet opéra a confirmé, une lui-même à la correction des dernières fois encore, l’expérience fondamentale épreuves avant l’impression. Dès cette qui enseigne que chaque étude musicale époque, il a donc relu nombre d’éditions doit remonter aux sources les plus de ses partitions; mais, ce faisant, il lui arri- authentiques. Ainsi, dans un document à vait d’y apporter des retouches et de modi- notre disposition, j’ai découvert, datant fier ainsi profondément la substance de de 1930, une nouvelle version du Septiè- ses œuvres. A titre d’exemple, on pourrait me tableau que Hindemith voulait abso- citer le premier mouvement de la «Kam- lument voir respecter, mais qui était tout mermusik» no 3 (concerto pour violon) à fait inconnue jusque-là. Ce qui fut pas- qu’il a raccourci considérablement, trans- sionnant, cela n’a pas seulement été de formant ainsi un mouvement initial auto- reconstituer la genèse de l’œuvre, mais, nome en une sorte d’introduction au mou- aussi, de retracer l’accueil qui lui a été ré- vement suivant. Pour l’éditeur, il s’agit, par servé, ce qui éclaire le climat politique et conséquent, d’identifier et d’apprécier les social des années 1930. Un tel travail d’é- différences importantes non seulement dition permet également de s’imprégner entre les manuscrits originaux et leurs édi- d’une partie de l’histoire générale de la tions, mais aussi entre différents tirages culture. qu’ont connu ces éditions. A vrai dire, c’est Giselher Schubert, Editionsleiter der Hindemith- justement parce que Hindemith participait Quels sont les volumes de l’édition com- Gesamtausgabe / Giselher Schubert, Editor-in-Chief of à l’édition de ses œuvres que cela peut po- plète qui vous ont réservé le plus de sur- the Hindemith Complete Edition / Giselher Schubert, ser, aujourd’hui, de gros problèmes à une prises? directeur d’édition des œuvres complètes de Hindemith édition historico-critique comme la nôtre! Presque chacun! Ces surprises tou- Y a-t-il des œuvres qu’il ne voulait pas Quelle rôle l’édition complète a-t-elle chent surtout aux idées qu’a déve- voir publier? joué dans la «réception» de l’œuvre? loppées Hindemith au sujet du concept d’«œuvre». Ses réflexions sur ce point A diverses époques, Hindemith – une A plusieurs points de vue, l’édition sont nettement plus complexes qu’on ne fois encore historien de lui-même – ma- complète a stimulé de manière décisive l’imaginait ou qu’on voulait bien l’ad- nifesta l’opinion que certaines de ses l’intérêt pour la musique de Hindemith. mettre. Par ailleurs, ces «surprises» ont œuvres ou de leurs versions successives Les exécutants profitent directement de également modifié durablement l’image ne devaient plus être prises en compte la publication de nombreuses pièces in- que nous nous faisons de Hindemith. A dans son catalogue. Il a même été jus- édites ou inaccessibles jusque-là, comme leur nombre, on peut citer la découverte, qu’à en interdire l’accès. C’est le cas des l’entier de l’œuvre de jeunesse (Concerto par Günther Metz, d’une citation de We- «Trois chansons pour et grand pour violoncelle op. 3, «Lustige Sinfoniet- bern dans la «Pittsburgh Symphony»; orchestre» op. 9 (1917) qui sont certaine- ta» op. 4, Valse op. 5, etc.). Quant à la re- l’identification, par Kim Kowalke, d’une ment l’une des œuvres principales de sa cherche musicologique, elle peut puiser mélodie juive dans le «Flieder-Requiem»; première période: en 1922, il les quali- dans l’analyse détaillée et fouillée de le caractère autobiographique des airs de fiait de «vieilleries» qui ne méritaient plus chaque œuvre, portée en introduction chanson joués à l’alto par le soliste du d’être jouées. Elles ne l’ont jamais été de des volumes qui les documente, et qui la «Schwanendreher» ; le grand nombre de son vivant, n’ont fait l’objet d’aucune pu- situe dans un cadre historique général. lieder inédits avec piano ; la facture «ro- blication et n’ont, effectivement, été Dans un grand nombre de cas, l’édition mantique tardive» de l’œuvre de jeunes- créées qu’en 1974. De même, en 1934, il complète met encore à disposition, pour se (on n’aurait jamais soupçonné que demande à son éditeur de faire stopper la première fois, un matériel de première Hindemith en soit capable!); les différen- l’édition de ses trois opéras en un acte, main; songez qu’à l’exception de «Sancta tes versions d’œuvres ou de parties puis la fait retirer complètement du cata- Susanna» et de «Mathis der Maler», les d’œuvres, etc. Voici un exemple tiré d’un logue de ses œuvres en 1958. Après la partitions des opéras étaient jusque-là in- volume récemment paru: pour «Nusch- publication de la nouvelle version de accessibles au grand public, sauf en prêt! Nuschi», Hindemith compose en 1924 «Marienleben», la partition originale ne un nouvelle version du Troisième ta- devait plus être diffusée; mais, en même Comment faut-il juger les adaptations bleau, passionnante du point de vue de temps, Hindemith estime que, dans la apportées par Hindemith à ses propres l’instrumentation, mais inconnue jusqu’ici perspective d’une édition complète de œuvres? et révélée par notre édition. Une autre ses œuvres, il faudrait absolument tenir surprise: la publication de la pièce radio- compte de cette première version et cela La révision de ses œuvres – une véri- phonique «Sabinchen» dans le volume pour des «raisons historiques». table passion de Hindemith – repose en «Sing- und Spielmusik II», dont la rédac- général sur une nouvelle idée qu’il se faisait tion, en cours actuellement, est confiée à De nombreuses œuvres de Hindemith de la conception de son œuvre. Je crois Luitgard Schader ... Je suis convaincu que ont été éditées avec son concours. Que qu’il apportait surtout des modifications nous pouvons nous attendre encore à faut-il penser de ces éditions? Respec- aux partitions auxquelles il tenait particu- une foule d’autres surprises qui nuan- tent-elles tous les critères historico- lièrement: il lui importait qu’elles puissent ceront un peu plus l’image que nous critiques? satisfaire à ses nouvelles exigences. nous faisons de Hindemith. GS/HJW

Hindemith-Forum 8/2003 7 DIE GESAMTAUSGABE COMPLETE WORKS · EDITION COMPLÈTE DES ŒUVRES

Bisher erschienen / Band / Vol. I,7 Band / Vol. II,4: Orchesterwerke / Previously published / Neues vom Tage Orchestral Works / Œuvres pour Parus à ce jour: (1928–29) Oper in 3 Akten orchestre 1940-43 Herausgegeben von Giselher Schubert Symphonie in Es (1940) PHA 107-10 Teil A (2003) Amor and Psyche (Farnesina) (1943) Serie I Bühnenwerke PHA 107-20 Teil B (2003) Poor Lazarus (Fragment) (1941) Series I Stage Works Herausgegeben von Klaus Kropfinger 1e partie: Œuvres pour la scène Band / Vol. I,11 PHA 204 (1988) The long Christmas Dinner / Band / Vol. I,1 Das lange Weihnachtsmahl Band / Vol. II,7: Orchesterwerke / Mörder, Hoffnung der Frauen Oper in einem Akt (1960) Orchestral Works / Œuvres pour Oper in einem Akt, op. 12 (1919) Herausgegeben von Norbert Jürgen orchestre 1958-60 Text von Oskar Kokoschka Schneider Pittsburgh Symphony (1958) Herausgegeben von Ludwig Finscher und PHA 111 (1986) Marsch für Orchester über den alten Marianne Reißinger „Schweizerton“ (1960) PHA 101 (1979) Herausgegeben von Günther Metz PHA 207 (1987) Band / Vol. I,2 Serie II Orchesterwerke Das Nusch-Nuschi Series II Orchestral Works Oper in 3 Bildern, op. 20 (1920) 2e partie: Œuvres pour orchestre Herausgegeben von Annegrit Laubenthal Serie III Konzerte und Luitgard Schader Band / Vol. II,1: Orchesterwerke / Series III Solo PHA 102 (2002) Orchestral Works / Œuvres pour 3e partie: Concertos orchestre 1917-30 Band / Vol I,3 Lustige Sinfonietta, op. 4 (1916) Band / Vol. III,3 Sancta Susanna Rag Time (wohltemperiert) für großes Konzert für Violine und Orchester (1939) Oper in einem Akt, op. 21 (1921) Orchester (1921) Konzertmusik für Solobratsche und Herausgegeben von Ludwig Finscher und Konzert für Orchester, op. 38 (1925) größeres Kammerorchester, op. 48 Marianne Reißinger Konzertmusik für Streichorchester und (Frühe Fassung) (1930) PHA 103 (1975) Blechbläser, op. 50 (1930) Herausgegeben von Hans Kohlhase Herausgegeben von Arnold Werner-Jensen PHA 303 (1994) Band / Vol. I,4 PHA 201 (1987) Band / Vol. III,4: Bratschenkonzerte / Oper in 3 Akten, op. 39 (1926) Band / Vol. II,2: Orchesterwerke / Viola Concertos / Concertos pour alto Herausgegeben von Christoph Wolff Orchestral Works / Œuvres pour Konzertmusik für Solobratsche und PHA 104-10 Teil A (1979) orchestre 1932-34 größeres Kammerorchester op. 48 PHA 104-20 Teil B (1979) Philharmonisches Konzert (1932) (Definitive Fassung) (1930) PHA 104-30 Teil C (1980) Symphonie „Mathis der Maler“ (1934) „“ (1935) Herausgegeben von Stephen Hinton (1936) Band / Vol. I,6 PHA 202 (1991) Herausgegeben von Hans Kohlhase Szenische Versuche PHA 304 (1997) Hin und zurück, op. 45a (1927) Band / Vol. II,3: Lehrstück (1929) Symphonische Tänze (1937) Band / Vol. III,5 Der Lindberghflug (1929) Herausgegeben von Arnold Werner-Jensen Konzert Es-Dur für Violoncello und Herausgegeben von Rudolf Stephan PHA 203 (1980) Orchester op. 3 (1915/16) PHA 106 (1982) Herausgegeben von Winfried Kirsch PHA 305 (1980)

Band / Vol. III,6 Konzert für Violoncello und Orchester (1940) Herausgegeben von Magda Marx-Weber und Hans Joachim Marx PHA 306 (1984)

8 Hindemith-Forum 8/2003 Band / Vol. III,7: Bläserkonzerte I / Concertos for winds I / Concertos pour instruments à vent I Concerto for in A and (1947) Concerto for Horn and Orchestra (1949) Herausgegeben von David Neumeyer PHA 307 (1983)

Band / Vol. III,8: Bläserkonzerte II / Concertos for winds II / Concertos pour instruments à vent II Concerto for Woodwinds, Harp and Orchestra (1949) Concerto for , and String Orchestra (1949) Herausgegeben von Luther Noss PHA 308 (1980)

Serie V Kammermusik Series V Chamber Music 5e partie: Musique de chambre

Band / Vol. V,1: Bläserkammermusik I / Chamber music for winds I / Musique de chambre pour instruments à vent I Sonate für 10 Instrumente, op. 10a (Fragment) (1917) Oktett (1957–58) – Blasseptett (1948) Kleine Kammermusik für fünf Bläser, op. 24/2 (1922) Quintett für Klarinette und Streich- quartett, op. 30 (1923) 3 Anekdoten für Radio (Veröffentlicht als: Drei Stücke für 5 Instrumente) (1925) Herausgegeben von Peter Cahn und Ann-Katrin Heimer PHA 501 (2001) Hindemiths autographe Liste - wohl zwischen 1944 und 1953 erstellt - von damals noch ungedruckten Werken, die in einer „etwaigen Gesamtausgabe“ berücksichtigt werden sollten. / Hindemith’s autograph list – probably Band / Vol. V,5: Streicherkammer- prepared between 1944 and 1953 – of at that time still unpublished works that were to be taken into considera- musik II / Chamber music for strings II / tion in a “possible complete edition“ / Liste autographe de Hindemith, établie probablement entre 1944 et 1953, énumérant Musique de chambre pour cordes II les œuvres alors inédites à prendre en compte dans le projet d’une édition complète. Trio für Violine, Bratsche und Cello, op. 34 (1924) Band / Vol. V,6: Streicherkammer- Band / Vol. V,7: Streicherkammer- 2. Trio für Geige, Bratsche und Cello (1933) musik III / Chamber music for strings III / musik IV / Chamber music for strings IV / Duett für Bratsche und Cello (1934) Musique de chambre pour cordes III Musique de chambre pour cordes IV Sonate für Violine allein, op. 31/1 (1924) Sonate in Es für Klavier und Violine, Sonate in E für Geige und Klavier (1935) Sonate für Violine allein, op. 31/2 (1924) op. 11/1 (1918) Sonate in C für Geige und Klavier (1939) Sonate für Bratsche allein, op. 11/5 (1919) Sonate in D für Klavier und Violine, Sonate für Bratsche und Klavier (1939) Sonate für Bratsche allein, op. 25/1 (1922) op. 11/2 (1918) A frog he went a-courting (1941) Sonate für Bratsche solo, op. 31/4 Sonate für Bratsche und Klavier, op. 11/4 Sonata for Cello and Piano (1948) Sonate für Bratsche solo (1937) (1919) Sonata for Double and Piano (1949) Sonate für Violoncello allein, op. 25/3 Sonate für Bratsche und Klavier, op. 25/4 Herausgegeben von Dorothea Baumann (1923) (1922) PHA 507 (1992) Sonate für Violine allein, op. 11/6, Kleine Sonate für Viola d’amore und Fragment (1917) Klavier, op. 25/2 (1922) Satz und Fragment aus einer Sonate für Drei Stücke für Violoncello und Klavier, Violine allein op. 8 (1917) Trio für Violine, Bratsche und Violoncello, Sonate für Violoncello und Klavier, op. 34, ursprünglicher 3. Satz op. 11/3 (1919/21) 2. Trio für Geige, Bratsche und Violon- Fragment eines Satzes für Violine und cello, Stimmen Klavier (1914/15) Herausgegeben von Hermann Danuser Fragment eines Finale zu op. 11/1 (1918) PHA 505 (1993) Herausgegeben von Peter Cahn PHA 506 (1980)

Hindemith-Forum 8/2003 9 Band / Vol. V,9: Klaviermusik I / Piano Band / Vol. VI,3: Klavierlieder III / Band / Vol. VII,5: Chorwerke a cappella / music I / Musique pour piano I Songs with piano accompaniment III / Unaccompanied choral works / Œuvres 7 Walzer für Klavier (zu 4 Händen), op. 6 Lieder avec piano III chorales a cappella In einer Nacht, op. 15 (1919) 14 Motetten nach Bibeltexten Lieder nach alten Texten, op. 33 (1923) Sonate für Klavier, op. 17 (1920) (1940-1960) Five Songs on old Texts (1937/38) Tanzstücke für Klavier, op. 19 (1920) Exiit edictum (Neufassung 1960) Six Chansons (1939) 1922. Suite für Klavier, op. 26 (1922) Lieder für Sopran und Klavier (1942) Fünfstimmige Madrigale nach Texten von Klaviermusik, op. 37, erster Teil: Übung in Levis exsurgit Zephyrus (Anonymus) Josef Weinheber (1958) drei Stücken (1925), zweiter Teil: Reihe (1943) Sing On There In The Swamp Messe (1963) kleiner Stücke (1927) (Whitman) (1943) Über das Frühjahr (1929) Anhang: Kleinere unveröffentlichte Stücke Bal des Pendus (Rimbaud) (1944) Eine lichte Mitternacht (1929) Herausgegeben von Bernhard Billeter Sainte (Mallarmé) (1944) Du musst dir alles geben (1930) PHA 509 (1990) Le Revenant (Baudelaire) (1944) Fürst Kraft (1930) To Music, to Becalm his Fever (Herrick) Vision des Mannes (1930) Band / Vol. V,10: Klaviermusik II / Piano (1944) Der Guguck für 6stimmigen gemischten music II / Musique pour piano II Two Songs (Cox) (1955) Chor (1925) Erste Sonate für Klavier (1936) Herausgegeben von Howard Boatwright Der Tod (1932) Zweite Sonate für Klavier (1936) PHA 603 (1999) Drei Chöre (1939) Dritte Sonate für Klavier (1936) Erster Schnee (1939) Sonate für Klavier (zu 4 Händen) (1938) Band / Vol. VI,4: Sologesänge mit Variationen über ein altes Tanzlied (1939) (1942) Instrumenten / Solo songs with Galgenritt (1949) Sonata for Two Pianos, Four Hands (1942) instrumental accompaniment / Spruch eines Fahrenden (1928) Anhang: Ursprünglicher 2. Satz aus der Chant et instruments Chorlieder für Knaben (1930) Ersten Sonate für Klavier Wie es wär’, wenn’s anders wär’ (v. Miris) Herausgegeben von Alfred Rubeli Erste Fassung der Fuge in H aus dem (1918) PHA 705 (1989) Ludus tonalis Melancholie (Morgenstern), op. 13 (1919) Herausgegeben von Bernhard Billeter Des Todes Tod (Reinacher), op. 23a (1922) PHA 510 (1981) Die junge Magd (Trakl), op. 23/2 (1922) Die Serenaden, op. 35 (1924) Serie VIII Sing- und Spielmusik, Herausgegeben von Reinhard Gerlach Übungsstücke, Etüden PHA 604 (1994) Series VIII Sing- und Spielmusik, Serie VI Lieder Practice Pieces, Etudes Series VI Songs Band / Vol. VI,5: Sologesänge mit 8e partie: Pièces faciles, exercices, 6e partie: Lieder Orchester / Solo songs with orchestra / études Chant et orchestre Band / Vol. VI,1: Klavierlieder I / Songs Drei Gesänge für Sopran und Orchester, Band / Vol. VIII,1 with piano accompaniment I / Lieder op. 9 (1917) Spielmusik für Streichorchester, Flöten avec piano I Sechs Lieder aus „“ und Oboen, op. 43/1 (1927) Sieben Lieder für Sopran (1908/09) (1939-59) Lieder für Singkreise, op. 43/2 (1926) Nähe des Geliebten (1914) Herausgegeben von Henry W. Kaufmann Schulwerk für Instrumental-Zusammen- Lustige Lieder in Aargauer Mundart, PHA 605 (1983) spiel, op. 44 (1927): Neun Stücke in der op. 5 (1914-1916) ersten Lage für zwei Geigen oder zwei- Zwei Lieder für Alt und Klavier (1917) stimmigen Geigenchor, op. 44/1. Acht Drei Hymnen von Walt Whitman, op. 14 Kanons für zwei Geigen oder zweistim- (1919) Serie VII Chorwerke migen Geigenchor mit begleitender 3. Lieder mit Klavier, op. 18 (1920) – Series VII Choral Works Geige oder Bratsche, op. 44/2. Acht Das Kind (1922) 7e partie: Œuvres chorales Stücke für 2 Violinen, Viola, Violoncello Das Marienleben, op. 27 und Kontrabaß, op. 44/3. Fünf Stücke für Schössli bschnyde Band / Vol. VII,1 Streichorchester, op. 44/4 (Erstfassung von op. 5/1) Oratorium „Das Unaufhörliche“ (1931) Sing- und Spielmusik für Liebhaber und Herausgegeben von Kurt von Fischer Text von Gottfried Benn Musikfreunde, op. 45 (1928–29): Frau PHA 601 (1983) Herausgegeben von Christiane Lehnigk Musica, op. 45/1 (1928). Acht Kanons PHA 701 (1996) für zwei Singstimmen mit Instrumenten, op. 45/2 (1928). Ein Jäger aus Kurpfalz, Band / Vol. VII,2 op. 45/3 (1928). Leichte Fünftonstücke When lilacs last in the door-yard für Klavier, op. 45/4 (1928). Martinslied, bloom’d. Text von Walt Whitman op. 45/5 (1929) A Requiem „For those we love“ Plöner Musiktag (1932) Herausgegeben von Charles Jacobs Herausgegeben von Gerd Sannemüller PHA 702 (1986) PHA 801 (2000)

10 Hindemith-Forum 8/2003 EKEL – SCHEUSAL – Hindemith blickt zurück: der Affekt dieser Szene nur fingiert sei. Im April 1961 antwortete Hindemith Eingeleitet werden diese Einwürfe durch KANAILLE … in einem Interview auf die Frage, wie stark dissonierende Klavierakkorde, die im er zum Stoff seiner Oper Neues vom scharfen Kontrast zum üppigen Tuttiklang Tage gekommen war: In den späteren der Arienpassagen stehen. Zu Hindemiths lustiger Oper Zwanziger Jahren blühte in Berlin in Dieses antitraditionalistische und mit Neues vom Tage den kleinen Theatern am Kurfürsten- spöttischer Leichtigkeit daherkommende damm eine Art Miniaturrevue, die zwi- Werk stieß auf größte Resonanz beim Hindemiths Oper Neues vom Tage schen dem Kabarett und der großen Berliner Premierenpublikum. Allerdings gehört zum Typus der in den „wilden“ Show die künstlerisch wohlausgewo- war das Interesse an dieser und anderen 20er Jahren sich profilierenden Zeitoper. gene Mitte hielt. Wer solche Auf- Zeitopern zweigeteilt. Zum einen erfreu- Zu den Komponisten, die Werke zu die- führungen miterlebt hat, wird sich ih- ten sich Opernbesucher an der Persiflage sem Genre beisteuerten, gehören unter rer gerne als des vollkommensten und traditioneller Opernästhetik, zum ande- anderen auch Ernst Krenek (u.a. Jonny typisch berlinischen Ausdrucks des ren diffamierten konservative und natio- spielt auf) oder Kurt Weill (u.a. Drei- damaligen Lebensstils erinnern. Es lag nalistische Eiferer in der einschlägigen nahe, die Eigenheiten dieser Kunst- groschenoper). Die Zeitoper bevorzugt Presse Zeitopern als „kulturbolschewisti- gattung für die Oper nutzbar zu ma- allgemein Stoffe aus dem Alltagsleben sche“ Machwerke, die den Zerfall künst- chen, und da ich (wie alle Komponi- der Zwanziger Jahre und thematisiert lerischer Ethik dokumentierten. sten von Theatermusik) ständig auf bspw. die Arbeitswelt, das maschinenge- der Suche nach Stoffen für komische prägte Industriezeitalter, den Ehealltag Opern war, gelang es mir, Marcellus Zur Handlung oder die von grellem Neonlicht erleuch- Schiffer, einen der erfolgreichsten und tete Welt der Revuen und Shows. Verfah- geistvollsten Autoren solcher Stücke, Unvermittelt wird der Zuschauer Zeu- renstechniken aus Film und Revue kenn- zur Zusammenarbeit zu gewinnen. ge eines ersten handfesten Krachs der zeichnen die Gestaltung von Zeitopern, Trotz seinem Abscheu vor opernmäßi- Eheleute Laura und Eduard, die sich dar- beispielsweise die lose Folge von Bildern, gem Gesang und trotz seiner sehr me- aufhin entscheiden, getrennte Wege zu schnell wechselnde Schauplätze, kurze, lancholischen Veranlagung (er nahm gehen. Auch das zu Besuch kommende unvermittelt aufeinanderprallende Sze- sich bald darauf das Leben) brachten befreundete Paar M. gerät sich in die nen. Die auftretenden Personen sind we- wir nach einem kleineren Versuch Wolle und beschließt ebenfalls die Schei- niger Individuen als Typen, die oftmals (Hin und Zurück) die Oper Neues vom dung. Doch keine Scheidung ohne Schei- namenlos bleiben. Errungenschaften der Tage zustande, in welcher die Revue- dungsgrund! Abhilfe schafft eine Agentur modernen Technik – Telephon, Radioap- technik den Forderungen der Opern- für Familienangelegenheiten, die den parate etc. – gehören zu den das Büh- bühne angepaßt wurde. charmanten Herr Hermann als Schei- nenbild bestimmenden Requisiten und dungsgrund offeriert. In einer gestellten stellen u.a. den aktuellen Zeitbezug dar. In Hindemiths Neues vom Tage bedie- Szene in einem Museum flirtet er in lei- nen sich die Handelnden der Sprach- denschaftlicher Ekstase mit Laura. Wie floskeln verschiedener Jargons und skurril verabredet, erscheint Eduard, ertappt die überzeichneter umgangssprachlicher Wen- beiden in flagranti und wird nun wahr- dungen (verklausuliertes Amtsdeutsch, haftig eifersüchtig. Mit Beschimpfungen Reklamesprüche, pseudostilistische An- ist es nicht getan; in wilder Rage schleu- merkungen aus Reiseführern). Weitere dert er seinem flüchtenden Kontrahenten Stilmittel sind parodistisch eingesetzte eine wertvolle Venusstatue hinterher, die Nachahmungen pathetischer Tonfälle am Boden zerschellt. Die Konsequenz spätromantischer Opern von Richard Wag- ner, Richard Strauss oder Giacomo Pucci- Hindemiths Oper Neues vom Tage ist ni. Analog der Verwendung verschiedener jüngst in zwei Bänden, herausgegeben Sprachebenen im präsentieren von Giselher Schubert, im Rahmen der sich kaleidoskopisch bunt die musikali- Gesamtausgabe erschienen. schen Tonfälle. Neben Rezitativen und : Sämtliche Werke, konventionellen Ariosi finden sich vom Band I,7-1 und 2: Neues vom Tage. Jazz beeinflußte Modetänze und Schlager. Lustige Oper in drei Teilen. Die Gegenüberstellung verschiedener stilistischer Ausdrucksformen zeitigt ko- Text von Marcellus Schiffer. Hrsg. misch-parodistische Wirkungen. Bewußt von Giselher Schubert. Mainz: Schott, distanziert sich Hindemith von spätroman- 2003 (PHA 107-10 und 107-20) tischen Opernidealen. Die Orchesterins- trumente werden meist solistisch geführt; dieses ungehörigen Benehmens: Eduard Tuttiabschnitte dienen zur wirkungsvollen muß eine mehrmonatige Haftstrafe ab- Marcellus Schiffer, Librettist der Oper „Neues vom Eröffnung bzw. zum Abschluß von Ab- brummen. Ein zweiter Anlauf wird ge- Tage“; in den Armen hält er seinen Hund „Karlchen“, schnitten. Im Kitsch-Duett gegen Ende des nommen, um einen Scheidungsgrund Bruder von Hindemiths Vierbeiner „Marko“ / ersten Teils wird vor dem Hintergrund herbeizuführen. In einem Hotel-Badezim- Marcellus Schiffer, librettist of the opera “Neues vom eines Puccinischen Orchestersounds der mer - angeblich ereiferte sich Adolf Hitler Tage“, holding in his arms his dog “Karlchen,“ the Tonfall Wagnerscher Liebesduette parodis- über die Obszönität dieser Szene – be- brother of Hindemith’s four-legged companion “Marko“ / tisch imitiert. Jedoch wird die Opernselig- singt Laura, nackt in der Badewanne sit- Marcellus Schiffer, auteur du livret de l’opéra «Neues keit permanent durch harsche Rezitative zend, die Vorzüge der modernen Warm- vom Tage», tenant dans ses bras Karlchen, frère de der Protagonisten unterbrochen, in denen wasserversorgung und wartet auf den Marko, le chien de Hindemith sie sich zu vergewissern bemühen, daß schönen Herrn Hermann. Der erscheint,

Hindemith-Forum 8/2003 11 performing are less individuals than types; they often remain nameless. Triumphs of modern technology – tele- phone, radio, etc. – belong to the stand- ard props which define the scenery and show the time period, amongst other things.

Hindemith’s opera Neues vom Tage has been recently published in two volumes, edited by Giselher Schubert, as part of the Complete Edition. Paul Hindemith: Sämtliche Werke, Band I,7-1/2: Neues vom Tage. Lustige Oper in drei Teilen. Text by Marcellus Schiffer. Edited by Giselher Schubert. Mainz: Schott, 2003 (PHA 107-10 und 107-20)

In Hindemith’s Neues vom Tage, the actors make use of catch-phrases from various jargons as well as grotesquely colloquial expressions (e.g. official Ger- man buried in clauses, advertising slo- gans, pseudo-stylistic remarks from travel guides). Further stylistic traits are parody- like imitations using the pathetic tone of the late-romantic operas of Richard Wag- ner, Richard Strauss or . Analogous to the use of different levels of speech in the libretto, the musical tone is presented like a multi-coloured kaleido- Theaterzettel von der Uraufführung der Oper „Neues vom Tage“ / Play-bill of the premiere of the opera “Neues scope. Besides recitatives and conven- vom Tage“ / Affiche de la création de l’opéra «Neues vom Tage» Hindemith Looks Back: In an interview in April 1961, responding vermag allerdings nicht mehr Geschäft REPULSIVE – to the question of how he came und Privates zu trennen, hat er sich doch across the subject matter of his opera Hals über Kopf in Laura verliebt. Die für A MONSTER – Neues vom Tage, Hindemith replied den schönen Herr Hermann schwärmen- A SCOUNDREL as follows: In the late 1920s there de Frau M. ertappt die beiden und macht blossomed in Berlin a kind of mini- durch ihr lautes Gezeter das Hotelperso- ature review in the small theatres on nal auf die peinliche Situation aufmerk- On Hindemith’s Comic Opera the Kurfürstendamm that maintained sam. In einer geteilten Szene – Laura im Neues vom Tage an artistically well-balanced middle Hotel, Eduard im Gefängnis – nehmen ground between cabarets and big beide aus den Schlagzeilen der Tages- Hindemith’s opera Neues vom Tage shows. Whoever experienced such presse von dem skandalösen Verhalten belongs to the type of opera called performances will happily remember them as the most perfect expression des anderen Kenntnis. Einer Scheidung Zeitoper (an opera about the times) of the lifestyle of that time - and ut- steht nunmehr nichts mehr im Wege! In which proliferated during the “roaring terly typical of Berlin. One wished to großen finanziellen Nöten – er muß für twenties.“ Composers who contributed make the idiosyncrasies of this artistic die zertrümmerte Statue eine hohe Ent- works to this genre include Ernst Krenek genre usable for opera, and since I schädigungssumme zahlen – sieht sich (Jonny spielt auf, and other works) and (like all composers of theatre music) Eduard gezwungen, dem Drängen sensa- Kurt Weill (The Threepenny Opera, and was always on the lookout for mater- tionslüsterner Showmanagern nachzuge- other works). The Zeitoper generally ial for comic operas, I succeeded in ben und seinen „Fall“ zu vermarkten. Vor prefers to treat material taken from daily winning over Marcellus Schiffer, one ausverkauften Revuebühnen werden life during the 1920s, thematicising the of the most successful and intellectual Streitszenen aus ihrem Eheleben einem working world, the machine-dominated authors of such pieces, to collaborate begeisterten Publikum zum besten gege- industrial age, daily married life or the with me. Despite his loathing of oper- ben. Entgegen ihren früheren Absichten garishly neon-lit world of reviews and atic singing and his very melancholy wollen die beiden nun doch zusammen- shows, to name several example. Tech- disposition (he took his own life soon bleiben. Doch als „Megastars“ der niques borrowed from the area of films afterwards), after one smaller attempt Klatsch- und Tratschszene sind sie verur- and reviews are hallmarks of the Zeit- (Hin und Zurück) we managed to real- teilt, ihre Rolle als sich zankendes Ehe- oper’s form; these may include quickly ise the opera Neues vom Tage, in paar weiterzuspielen. Sie sind eben changing scenes of action and short, which review technique was adapted „Neues vom Tage“. HJW abruptly colliding scenes. The persons to the demands of the operatic stage.

12 Hindemith-Forum 8/2003 become jealous. Insults are not enough; in a wild rage, he hurls a valuable statue of Venus at his swearing opponent; the statue is smashed to bits on the floor. The consequence of this unseemly behaviour is that Eduard must now serve a sentence of several months. They now try again to bring about a ground for a divorce. In a hotel bathroom – Adolf Hitler ostensibly flew into a rage over the obscenity of this scene – Laura is naked in the bathtub, singing the glories of modern hot water from the tap whilst awaiting the arrival of the handsome Herr Hermann. He arrives, but can apparently no longer separate business from pleasure, for he has fallen head-over-heels in love with Laura. Frau M., who is crazy about Herr Hermann, catches the two and calls the hotel per- sonnel’s attention to the embarrassing „Neues vom Tage“ - Szenenbild der Aufführung des Pfalztheaters Kaiserslautern 2001; 1. Teil, 3. Bild: der schöne situation with her loud clamouring. In a Herr Hermann, umrahmt von den Tippfräuleins / “Neues vom Tage“ - a scene from the 2001 performance at the divided scene – Laura in the hotel, Eduard Pfalztheater in Kaiserslautern; Part 1, Scene 3: the handsome Herr Hermann, surrounded by typists / «Neues vom in jail – each finds out about the scan- Tage», photographie de la mise en scène du Pfalztheater Kaiserslautern 2001; 1ère partie, 3e tableau: le beau dalous behaviour of the other from the Monsieur Hermann entouré de ses dactylos headlines of the daily paper. Nothing is any The Plot longer standing in the way of a divorce! In tional ariosi there are fashionable dances dire financial straits – he has to pay a large and popular songs influenced by jazz. Without warning, the spectator be- reimbursement for the demolished statue The contrast between different stylistic comes witness to a first hefty quarrel be- – Eduard sees himself forced to give in to forms of expression produces comical, tween the married couple Laura and the pressure of sensation-hungry show parody-like effects. Hindemith consciously Eduard; afterwards they decide to go their masters and commercialise his “case.“ distances himself from late-romantic separate ways. Their friends, the couple M. Quarrel scenes from their married life are operatic ideals. The orchestral instru- who have come to visit them, also have a now performed before enthusiastic audi- ments are mostly used soloistically; tutti row and likewise decide to get divorced. ences on sold-out review stages. However, sections only serve to make an effective But there can be no divorce without a in contrast to their earlier intentions, the opening or closing of the sections. In the ground for a divorce! An agency for family real-life couple now wish to remain Kitsch Duet near the end of the first part, affairs supplies a remedy for the situation; together. But they are condemned, as the tone of Wagnerian love duets is imit- they offer the charming Herr Hermann as a “megastars“ of the gossip scene, to con- ated and parodied before the back- ground for a divorce. He flirts in passionate tinue playing the role of a squabbling mar- ground of a Puccini-like orchestral sound. ecstasy with Laura in a posed scene in a ried couple. They are, indeed, “News of the However, this operatic ecstasy is perman- museum. Eduard arrives as planned, catch- Day“ (Neues vom Tage). HJW ently interrupted by the protagonists’ es the two in the act and now really does harsh recitatives, in which they take pains to assure themselves that this scene’s ef- fect is only a fake. These insertions are in- troduced by strongly dissonant piano chords which sharply contrast with the voluptuous tutti-sound of the aria passages. This anti-traditional work, flying along as it does with mocking lightness, was most favourably received by its Berlin audi- ence at the premiere. Be that as it may, the interest in this and other Zeitoper was divided. On the one hand, opera spec- tators enjoyed the persiflage of traditional operatic aesthetics. On the other hand, conservative and nationalistic zealots defamed Zeitoper as “cultural-Bolshevist concoctions“ in their respective journals; they believed that such works docu- mented the breakdown of artistic ethics. „Neues vom Tage“ – Szenenbild der Berliner Uraufführung am 8. Juni 1929; 1. Teil, 4. Bild: von links nach rechts: Eduard, Laura und der schöne Herr Hermann / “Neues vom Tage“ – a scene at the Berlin premiere on 8 June 1929; 1st Part, 4th Scene, from left to right: Eduard, Laura and the handsome Herr Herrmann / «Neues vom Tage», photographie de la mise en scène de la création, à Berlin, le 8 juin 1929, 1ère partie, 4e tableau; de gauche à droite: Eduard, Laura et le beau Monsieur Hermann

Hindemith-Forum 8/2003 13 Le ton provocant et la légèreté iro- nique de l’œuvre soulevèrent l’enthou- siasme du public lors de sa première exécution publique à Berlin. Pourtant, l’intérêt pour ce genre d’opéra d’actualité devait rester mitigé. En effet, si, d’un côté, les amateurs d’opéra se montraient prêts à goûter au persiflage visant l’esthétique traditionnelle, de l’autre, les zélateurs conservateurs et nationalistes dé- nonçaient, dans leurs journaux, des pro- ductions culturelles «bolcheviques» qui incarnaient à leurs yeux la décadence des mœurs artistiques.

La partition de l’opéra de Hindemith, „Neues vom Tage“ - Szenenbild der Berliner Uraufführung am 8. Juni 1929; 1. Teil, 3. Bild: Chor der Tippfräuleins / Neues vom Tage, fait l’objet d’une “Neues vom Tage“ – a scene at the Berlin premiere on 8 June 1929; 1st Part, 3rd Scene: Choir of Typists / «Neues publication en deux volumes, établie vom Tage», photographie de la mise en scène de la création, à Berlin, le 8 juin 1929, 1ère partie, 3e tableau: le sous la direction de Giselher Schubert, chœur des dactylos dont la très récente livraison s’ajoute à l’édition complète des œuvres du SALAUD, nent avec des danses à la mode et des maître. rengaines inspirées du jazz. C’est dire Paul Hindemith: Sämtliche Werke, que la juxtaposition de formes d’expres- FRIPOUILLE, Band I, 7-1/2: Neues vom Tage. sion artistique si diverses ne peut qu’en- Lustige Oper in drei Teilen. CANAILLE! gendrer l’humour et l’ironie. Au total, on se rend compte combien Hindemith se Texte de Marcellus Schiffer. Neues vom Tage, distancie intentionnellement de l’idéal de Sous la direction de Giselher Schubert. opéra comique de Hindemith l’opéra post-romantique. Les instruments Mainz: Schott, 2003 de l’orchestre sont en général utilisés en (PHA 107-10 et 107-20) Neues vom Tage appartient au genre solo; les passages tutti ne servent qu’à de l’opéra «d’actualité» (Zeitoper) qui fait ouvrir ou conclure pompeusement un son apparition au cours de la décennie épisode. Vers la fin de la première partie, L’intrigue 1920, soit pendant les années «folles», et un duo particulièrement kitsch caricature qu’illustrent des compositeurs comme les inflexions des duos d’amour wagné- Comme à l’improviste, le spectateur Ernst Krenek (Jonny spielt auf) et Kurt riens sur un fond orchestral traité à la est plongé dans une scène de ménage Weill (Opéra de quat’ sous). L’opéra d’ac- Puccini. Cette guimauve d’opéra est ce- entre Laura et Eduard qui décident de se tualité s’inspire principalement de sujets pendant interrompue sans cesse par des séparer. Leurs amis M. qui leur rendent de la vie quotidienne, comme le monde récitatifs abrupts des protagonistes qui bientôt visite se prennent aussi de bec et du travail, la mécanique industrielle, le cherchent, ce faisant, à se convaincre que en viennent également à l’idée de divor- train-train de la vie de couple ou le scin- l’émotion de la scène n’est qu’une sima- cer. Mais il y faut un motif et des raisons! tillement du monde du spectacle. La for- grée. Ces interventions sont annoncées Une agence matrimoniale vient à leur se- me s’inspire des techniques du cinéma et par des accords dissonants du piano qui cours: elle leur offre les services d’un du cabaret: simple succession de ta- tranchent sans ménagement avec l’opu- charmant Monsieur Hermann qui simule bleaux, changements rapides de décor, lence du tutti. un flirt passionné avec Laura à l’occasion scènes brèves et contrastées. Les person- nages campent moins des individualités que des types universels qui restent sou- vent anonymes. Les conquêtes de la mo- dernité – le téléphone, les postes de radio, etc. – font partie des accessoires qui s’intègrent au décor et témoignent de l’actualité du propos. Dans Neues vom Tage, les person- nages s’expriment en faisant usage de formules, jargons et tournures de langa- ge exagérés ou bizarres (allemand admi- nistratif obscur, slogans publicitaires, ex- pressions de guides de voyage au style ampoulé). Quelques parodies de l’en- flure de style des opéras post-romantiques – de Wagner, Strauss ou Puccini – ponc- tuent également la partition. Le langage „Neues vom Tage“ - Szenenbild der Mannheimer Aufführung 1931; 1. Teil, 3. Bild: der schöne Herr Hermann, musical est aussi varié et multicolore que angehimmelt von den Tippfräuleins / “Neues vom Tage“ - a scene from the Mannheim performance 1931; Part 1, l’effervescence verbale du livret. De plus, Scene 3: the handsome Herr Hermann, adored by the typists / «Neues vom Tage», mise en scène, Mannheim des récitatifs et airs conventionnels voisi- 1931; 1ère partie, 3e tableau: le beau Monsieur Hermann adulé par ses dactylos

14 Hindemith-Forum 8/2003 „Neues vom Tage“ - Szenenbild der Aufführung des Pfalztheaters Kaiserslautern 2001; 1. Teil, 1. Bild: Streitduett / “Neues vom Tage“ - a scene from the 2001 performance at the Pfalztheater in Kaiserslautern; Part 1, Scene 1: Quarrel Duet / «Neues vom Tage», photographie de la mise en scène du Pfalztheater Kaiserslautern 2001; 1ère partie, 1er tableau: le duo de la dispute

Hindemith se souvient: d’une visite dans un musée. Comme Rien ne s’oppose plus au divorce! Dans En avril 1961, à un journaliste qui lui convenu, Eduard fait son apparition et une situation financière désespérée – il demandait comment il avait choisi surprend le couple en flagrant délit. Mais lui faut payer un fort dédommagement l’argument de son opéra Neues vom la cadre du jeu se brise: il s’abandonne à pour la perte de la statue –, Eduard se Tage, Hindemith fait la réponse sui- une authentique crise de jalousie. Les in- voit contraint de céder aux avances pres- vante: A la fin des années 1920, à sultes ne lui suffisent plus; dans une rage santes de directeurs de spectacles à sen- Berlin, florissait, dans les théâtres de aveugle, il projette une précieuse statue sation fort intéressés à faire de l’argent poche du Kurfürstendamm, une sorte représentant Vénus en direction de son avec son «cas». C’est ainsi que les scènes de mini-revue artistique, à mi-chemin rival qui s’enfuit. La statue se brise. de ménage du couple Laura/Eduard rem- entre le numéro de cabaret et la re- Conséquence de cette conduite scanda- plissent bientôt les salles de cabaret d’un vue à grand spectacle. Ceux qui ont leuse: Eduard doit purger une peine de public enthousiaste. Pourtant, à l’inverse assisté à ces représentations s’en sou- prison de plusieurs mois. Bientôt, une de leur première intention, les époux viendront sans doute comme de l’ex- nouvelle tentative de faire naître un motif voudraient se remettre en ménage. Mais, pression parfaite et fort typique du de divorce voit le jour. Dans une salle de vedettes de potins et scandales, ils sont style de vie partagé, à l’époque, par bain d’hôtel, Laura, nue dans sa baignoi- condamnés à poursuivre le jeu d’un les berlinois. Il était logique d’exploiter re – Hitler se serait indigné de cette obscé- couple qui se chamaille. Car, désormais, dans l’opéra les particularités de ce nité –, chante les bienfaits de la mo- ils appartiennent aux nouvelles du jour – genre et, comme j’étais constamment HJW à la recherche de sujets d’opéras co- dernité et de la distribution d’eau chaude «Neues vom Tage». miques (comme tous les compositeurs en attendant le beau Monsieur Hermann. Seite 16: Hindemiths nicht verwendeter Entwurf eines qui s’intéressent à la scène), j’ai réussi Celui-ci paraît, mais, incapable de sépa- à m’assurer la collaboration de Mar- rer les affaires de celles du cœur, il tom- Umschlags zum Klavierauszug der Oper „Neues vom cellus Schiffer, l’un des auteurs de ce be follement amoureux de Laura. Elle Tage“ / Page 16: Hindemith’s unused sketch of a genre parmi les plus prisés et les plus aussi très éprise du beau Monsieur Her- cover for the piano reduction of the opera “Neues vom spirituels. Malgré une aversion pour mann, Madame M. surprend le couple et Tage“ / Page 16: Projet conçu de la main de Hinde- les conventions de l’opéra et un ca- prend à témoin le personnel de l’hôtel mith, de la page de couverture de l’édition réduite ractère fort mélancolique (il se suicida dont elle a attiré l’attention par de pour chant et piano de l’opéra «Neues vom Tage» peu après), nous avons créé – après bruyantes imprécations. Dans une scène Seite 17: Umschlag des Klavierauszuges der Oper un galop d’essai (Hin et Zurück) – à deux niveaux – Laura à l’hôtel, Eduard „Neues vom Tage“ / Page 17: Cover of the piano l’opéra Neues vom Tage, dans lequel en prison –, mari et femme apprennent reduction of the opera “Neues vom Tage“ / Page 17: la technique de la revue est adaptée ainsi la conduite scandaleuse de leur Page de couverture de l’édition réduite pour chant et aux exigences du théâtre lyrique. conjoint par les grands titres de la presse. piano de l’opéra «Neues vom Tage»

Hindemith-Forum 8/2003 15

EXPERIMENT schen Kultusministerium sozialdemokra- rigoros „entschlackten“ Inszenierungen tischen Ideen nahestehend und Begrün- schockten und begeisterten zugleich die KROLLOPER der einer sozial geprägten Musikerzie- Besucher. Klemperer antwortete auf die hungsreform. Als Schüler Ferruccio Buso- Frage nach der Grundidee dieser Institu- Hindemiths lustige Oper Neues vom nis war er bereits früh mit musikreforme- tion und nach seinen Arbeitsprinzipien: Tage wurde am 8. Juni 1929 in der Berli- rischen Bestrebungen vertraut und ver- Ich haßte die landläufigen Repertoirevor- ner Krolloper uraufgeführt. Welche Rolle suchte nun, sie in die Tat umzusetzen. stellungen der Opernhäuser. Ich fand sie spielte diese Institution im Musikleben Seinem Einsatz war es zu verdanken, daß unprobiert, zum Teil zu luxuriös und der Metropole Berlin? Im Jahre 1844 Paul Hindemith als einer der prominen- dachte mir, darin Wandel zu schaffen, wurde das Gebäude, das der Oper den testen deutschen Komponisten der jün- mit anderen Worten: ich dachte mir, es Namen gab, vom Unternehmer Joseph geren Generation im Jahre 1927 den Ruf wäre schön, ein Theater zu haben, das Kroll errichtet und als Aufführungsstätte als Kompositionslehrer an die Berliner kein Repertoiretheater war, sondern ein von Maskenfesten und diversen po- Musikhochschule annahm. Kestenbergs Theater für alle Tage, in dem nicht nur pulären Veranstaltungen genutzt. Als Leitideen waren: „Die Kunst dem Volke“ zwei oder drei mal im Jahre eine gute Halbruine bot das Gebäude im Schatten und „Erziehung zur Menschlichkeit mit Vorstellung war, sondern an jedem Tag des Tiergartens seit 1918 nach etlichen und durch Musik“. Im Herbst 1927 berief eine Vorstellung, die ihren Standard hielt Umbauten und Umbauplänen einen jäm- das Ministerium nach und sich sehen ließ. Dazu gehörte ein merlichen Anblick. Auf Initiative der Berlin, mit der Aufgabe die musikalische wesentlich kleineres Repertoire und we- neueren Kunstströmungen offenen Frei- Leitung dieses neuen Operninstitutes zu sentlich längere Probenzeit. Hinter die- en Volksbühne und des preußischen Kul- übernehmen. Modern gesinnte Mitarbei- sen Ideen stand die Vorstellung, daß die tusministeriums wurde das Gebäude sa- ter fand Klemperer im Bauhaus-Gedan- Oper keineswegs – einem Slogan der niert, um seit 1924 als Unterkunft der ken verpflichteten Bühnenbildner Ewald Zwanziger Jahre gemäß – tot sei. Viel- Staatsoper am Platz der Republik, kurz Dülberg und im als Dramaturgen enga- mehr, so Klemperer, zeigten die Opern Krolloper genannt, zu fungieren. Zu- gierten Kunsthistoriker Hans Curjel. Ver- Strawinskys, Bergs und Hindemiths, daß nächst war sie zweite Spielstätte der zicht auf pathetisch-sentimentale Opern- nach wie vor eine ungebrochene Faszina- Staatsoper Unter den Linden; seit 1927 gesten und unerbittliche Genauigkeit in tion und Lebendigkeit von Bühnenwer- war sie nur noch administrativ mit der Regie und musikalischer Darbietung ken ausgehen könne. Für Klemperer war „Mutteroper“ verbunden und etablierte prägten die Aufführungen Klemperers, die Musik oberstes Kriterium des Mu- eigene Spielpläne. Einer der Initiatoren der unter der Ägide Max Reinhardts im siktheaters. Alle anderen Faktoren der dieses neuen Opernhauses war Leo Jahre 1906 prägende Erfahrungen mit Aufführung – Dekor, Personenführung, Kestenberg, als Musikreferent im preußi- dem Musiktheater gesammelt hatte. Die Beleuchtung – sollten von der musikali-

Der Zuschauerraum der Kroll-Oper / The auditorium of the Kroll Opera / La salle du Kroll Oper

18 Hindemith-Forum 8/2003 schen Substanz des Werkes abgeleitet THE KROLL OPERA response to the question of this institu- werden. Daher forderte er auch von sei- tion’s basic idea and his own working nem Orchesterensemble, Konzerte mit EXPERIMENT principles, he gave the following reply: I reiner Instrumentalmusik zu geben und hated the generally accepted conception sich intensiv um das Verständnis des rein Hindemith’s comic opera Neues vom of repertoire at opera houses. I found the Musikalischen zu bemühen. Tage received its premiere performance productions under-rehearsed and at Als von konservativ-nationalistischen on 8 June 1929 at the Kroll Opera in times too luxurious. I thought to myself Kreisen Verunglimpfungen und unsach- Berlin. What role did this institution play that I could achieve a change, in other gemäße Anfeindungen immer lauter wur- in the musical life of metropolitan Berlin? words: I thought it would be nice to have den, startete der Berliner Börsen-Courier The building which gave the opera its a theatre that was not a repertory im Februar 1929 eine Umfrage mit dem name was erected in 1844 by the entre- theatre, but rather a theatre for every Titel „Erneuerung der Oper“. Renommier- preneur Joseph Kroll; it was used as a day. There would be more than just a te Künstler und Intellektuelle setzten sich place of performance for mask festivities good performance twice or thrice a year; für die Kroll-Oper ein. Neben Gropius und and other diverse popular events. Half ru- there would be a performance every day Weill äußerten sich auch Harry Graf Kessler ined since 1918, the building nearby the that maintained a high standard, that und Paul Hindemith. Ersterer schrieb: zoo was a lamentable sight following a looked good. For that, one needed a Klemperer weist in seiner Tätigkeit an der number of reconstructions and plans to substantially smaller repertoire and con- Krolloper einen Weg, der meines Erach- rebuild it. The building was then renov- siderably more rehearsal time. Behind tens von der größten Bedeutung nicht ated thanks to the initiative of the Freie this concept was the idea that opera was bloß für die deutsche Musik, sondern Volksbühne, which was open to newer by no means dead, as a 1920s slogan auch für das deutsche Drama ist. Er be- artistic currents, as well as the Prussian maintained. In Klemperer’s opinion, the freit uns von dem ganzen Muff, mit dem Ministry of Culture; it could thus serve as operas of Stravinsky, Berg and Hindemith eine spießbürgerliche, hohl-sentimentale the quarters of the Staatsoper am Platz showed that an uninterrupted fascination Zeit die deutschen Opernbühnen verpe- der Republik, or Krolloper (Kroll Opera), and vitality could still emanate from stage stet und für lebendig empfindsame Men- from 1924 onwards. At first it was the works. For him, the music was the highest schen unerträglich gemacht hat. Man second playing quarters of the Staatsoper criterion in music theatre. All other factors mag die eine oder andere Leistung der Unter den Linden; from 1927 onwards it in the performance – decor, management, letzten Jahre höher oder weniger hoch retained only an administrative connec- lighting – should be derived from the einschätzen, so stammt doch die Opposi- tion with the “mother opera house,“ now musical substance of the work. Thus he tion im wesentlichen aus den Kreisen, die establishing its own programmes. One of required that his orchestral ensemble also sich mit dem Aussterben der Gartenlau- the initiators of this new opera house give concerts of purely instrumental music, ben- und Butzenscheiben-Romantik nicht was Leo Kestenberg, who, as Depart- making intensive efforts to understand abfinden können. In wenigen Jahren wird ment Head of Music, was closely associ- purely musical elements. man nicht mehr begreifen, wie es mög- ated with social democratic ideas and the When defamations and inappropriate lich gewesen ist, diese verstaubte Opposi- founder of a socialist orientated music hostilities from conservative-nationalistic tion ernst zu nehmen. educational reform. As a pupil of Ferruc- circles made themselves heard, the Und Paul Hindemith pries in seinem cio Busoni, he was already familiar with “Berlin Stock Exchange Courier“ started a Beitrag „Notwendigkeit des Experiments“ endeavours in the direction of musical survey entitled “Opera Renewal“ in Feb- die Vorzüge der Kroll-Oper: Klemperer reform early on; he now attempted to ruary 1929. Renowned artists and intel- und sein Theater sind für uns unentbehr- put them into practice. It was thanks to lectuals did their utmost for the Kroll lich. Unser nicht von Gesundheit strot- his commitment that Paul Hindemith, Opera. Besides Gropius and Weill, Harry zendes Musikleben braucht eine Stelle, one of the most prominent German Graf Kessler and Hindemith also made an der versucht werden kann, unseren composers of the younger generation, statements. The former wrote: In his ac- Opernbetrieb auf eine andere Grundlage accepted a position as composition tivity at the Kroll Opera, Klemperer is zu stellen. Der Musiker braucht ein Thea- teacher at the Berlin Music Academy in blazing a trail which is, in my opinion, not ter wie dieses, das ihm wie kein anderes 1927. Kestenberg’s principal ideas were only of the greatest importance for Ger- auf der Welt die Garantien bietet, daß “art for the people“ and “education with man music but also for German drama. sein Stück so aufgeführt wird, wie er es the goal of humaneness with and He is freeing us from all the claptrap with haben will. through music.“ In the autumn of 1927, which a philistine, hollow-sentimental era 1931, nur vier Jahre nach ihrer Grün- the Ministry called Otto Klemperer to has contaminated German opera stages dung, war die Krolloper zu einem Streit- Berlin, appointing him Music Director of and become unbearable for vitally sensi- objekt der politischen Parteien degradiert. this new operatic institution. Klemperer tive people. Regardless of whether one Auf Antrag der Zentrumspartei stimmte found modern-minded collaborators in may more or less highly assess various der preußische Landtag mit deutlicher Ewald Dülberg, the Bauhaus orientated achievements of the past few years, the Mehrheit der Schließung des Institutes zu. scenery designer, and the art historian opposition comes from circles unable to Zahlreiche Künstler plädierten für den Hans Curjel, who was engaged as face the death of romantic sentimental Erhalt der Oper. Doch am Ende gingen sie dramatic advisor. Klemperer’s perform- trash. In a few years, people will no unter im lauten Gebrüll nationalsozialisti- ances were noted for their renunciation longer understand how this dusty, anti- scher Eiferer, die die Krolloper als Ver- of pathetic, sentimental operatic gestures quated opposition could have been taken suchsbühne für bolschewistische Kunst- as well as inexorable exactitude in direc- seriously. auffassung denunzierten. Erneut ver- tion and musical interpretation. He had And Paul Hindemith praised the säumten Verantwortliche, den Anfängen already gained decisive, formative experi- merits of the Kroll Opera as follows in his zu wehren, die das Kommen des Ungei- ences with music theatre under the aegis contribution entitled “The Necessity of stes der 30er Jahre ankündigten. HJW of Max Reinhardt in 1906. These rigor- Experiment“: Klemperer and his theatre ously “stripped-down“ productions both are indispensable for us. Our musical life, shocked and thrilled spectators. In not exactly in robust health, needs a

Hindemith-Forum 8/2003 19 place where one can try to establish a new basis for the operatic business. A musician needs a theatre like this one, which, more than any other in the world, guarantees him that his piece will be performed the way he wants it. In 1931, just four years after it was founded, the Kroll Opera was degraded to a bone of contention between political parties. On the proposal of the Central Party, the Prussian State Parliament ap- proved the closing of the institution with a clear majority. Numerous artists pleaded for the opera house’s preservation, but these pleas were finally drowned out by the ravings of National Socialist zealots who denounced the Kroll Opera as an “experimental arena for Bolshevist con- ceptions of art.“ Once again, those in po- sitions of responsibility failed to heed the early signs heralding the coming of the evil thought-systems of the 1930s. HJW Bühnenbildentwürfe von Traugott Müller zur Oper „Neues vom Tage“ / Scenery sketch of Traugott Müller in the opera “Neues vom Tage“ / Esquisses de décor de Traugott Müller pour l’opéra «Neues vom Tage»

manifestations populaires. Malgré de 1927, il ne reste rattaché à la maison- nombreuses réfections et projets de re- mère que sur le plan administratif et peut L’EXPÉRIENCE DU construction, le bâtiment délabré situé à devenir maître de sa programmation. l’ombre du parc zoologique du Tiergarten L’un des promoteurs du nouvel opéra est «KROLLOPER» offre pourtant, dès 1918, un aspect pi- alors Leo Kestenberg, responsable de la toyable. Grâce à l’initiative de la «Freie musique au ministère prussien de la cul- L’opéra comique de Hindemith, Neues Volksbühne», société ouverte aux nou- ture, favorable aux idées social-démo- vom Tage, est créé le 8 juin 1929 au Kroll- veaux courants artistiques, et du minis- crates et auteur d’une réforme de l’édu- oper de Berlin. Quel rôle cette institution tère de la culture de l’Etat de Prusse, il est cation musicale d’inspiration sociale. Elè- joue-t-elle alors dans la vie musicale de rénové pour abriter, dès 1924, le Staats- ve de Ferruccio Busoni, il connaît depuis la métropole allemande? Construit en oper am Platz der Republik, plus familiè- longtemps les tendances visant au re- 1844 par l’entrepreneur Joseph Kroll – rement Krolloper. Cet établissement n’est, nouvellement de la composition musica- d’où son nom –, ce théâtre sert d’abord au début, que la seconde scène du Staats- le et s’efforce de les mettre en pratique. de cadre à des bals masqués et autres oper Unter den Linden; mais, à partir de C’est grâce à lui que Paul Hindemith, l’un des plus éminents compositeurs alle- mands de la jeune génération, accepte, en 1927, d’être nommé professeur de composition au Conservatoire supérieur de musique de Berlin. La devise de Kes- tenberg s’énonce clairement: «l’art au peuple» et «devenons humains grâce à la musique et par elle». En automne 1927, le ministère charge Otto Klemperer de diriger le nouvel établissement. Le cé- lèbre chef d’orchestre trouve des collabo- rateurs progressistes en la personne du décorateur Ewald Dülberg, adepte du Bauhaus, et de l’historien de l'art Hans Curjel, engagé comme «dramaturge». Les spectacles dirigés par Klemperer sont ca- ractérisés par l’absence de pathos et de sentimentalisme ainsi que par la préci- sion implacable de la mise en scène et de l’interprétation musicale, fruits de l’ex- périence décisive du théâtre musical ac- quise par le chef, en 1906, sous l’égide du grand Max Reinhardt. Les mises en scène rigoureusement «dégraissées» du Bühnenbildentwürfe von Traugott Müller zur Oper „Neues vom Tage“ / Scenery sketch of Traugott Müller in the Krolloper choquent et ravissent les spec- opera “Neues vom Tage“ / Esquisses de décor de Traugott Müller pour l’opéra «Neues vom Tage» tateurs. Interrogé sur la vocation de l’éta-

20 Hindemith-Forum 8/2003 blissement et sur les principes de son travail, Klemperer répond, bien plus tard, comme suit: Je détestais les conceptions courantes des théâtres lyriques. Je trou- vais qu’on y répétait mal, que les mises en scène étaient souvent trop luxueuses et songeais à changer tout cela – en d’autres termes, je me disais qu’il serait beau d’avoir un théâtre qui ne fût pas de répertoire, mais qui serait pour tous les jours; il n’y aurait pas seulement deux ou trois bonnes représentations par an, mais une chaque jour qui tiendrait le niveau et serait présentable. Pour cela, il fallait ré- duire le répertoire et augmenter les répé- titions. Ces idées se fondent alors sur la conviction que, à l’encontre d’un slogan en vogue au cours des années 1920, l’opéra n’est pas, le moins du monde, à la mort. Klemperer prétend au contraire que les opéras de Stravinski, Berg et Hin- demith sont la preuve vivante que le théâtre lyrique peut toujours passionner le public. A ses yeux, la musique est la pierre angulaire du théâtre musical; tous les autres aspects du spectacle – décors, direction d’acteur, éclairages – ne font que dériver de la substance musicale de l’ouvrage. C’est pourquoi il exige égale- ment de son orchestre qu’il donne des concerts symphoniques et travaille à comprendre les aspects purement musi- caux des œuvres qu’il joue. En février 1929, alors que des injures, des propos hostiles et infondés sont pro- férés à voix haute par les milieux conser- vateurs et nationalistes, le Berliner Bör- sen-Courier lançe une enquête intitulée «Le renouvellement de l’opéra». Des ar- tistes et intellectuels célèbres s’engagent en faveur du Krolloper. Aux côtés de Gro- pius et Weill, le comte Harry Kessler et Paul Hindemith prennent aussi la parole. Le premier s’exprime en ces termes: Dans son activité au Krolloper, Klemperer ouvre un chemin d’une importance capi- tale, à mon avis, non seulement pour la Persiflage der Oper „Neues vom Tage“ vom Librettisten Marcellus Schiffer / Persiflage of the opera “Neues vom musique allemande, mais aussi pour le Tage“ by librettist Marcellus Schiffer / Présentation satirique de «Neues vom Tage» due à la main du librettiste théâtre de ce pays. Il nous libère de toute Marcellus Schiffer la moisissure dont une époque petit- bourgeoise, creuse et sentimentale a em- ter est nécessaire], Paul Hindemith loue cide de faire fermer l’institution. De nom- poisonné les théâtres lyriques allemands, les mérites du Krolloper: Klemperer et breux artistes plaident pour le maintien les rendant insupportables aux hommes son théâtre nous sont indispensables. de l’opéra. Mais, en fin de compte, leur dotés d’une vive sensibilité. Même si l’on Notre vie musicale, qui ne pète pas de voix sont bientôt étouffées, elles aussi, peut apprécier de manière contrastée les santé, a besoin d’un lieu où l’on puisse par les hurlements des zélateurs nazis programmes de ces dernières années, tenter de reconstruire notre système qui vouent le Krolloper aux gémonies l’opposition provient essentiellement des lyrique sur d’autres bases. Le musicien a comme une scène d’essai de la concep- milieux qui ne supportent pas l’extinction besoin d’une scène comme celle-ci, qui tion bolchevique de l’art. Une nouvelle d’un romantisme de pavillon de jardin lui garantit, comme nulle autre au mon- fois, les responsables politiques échouent et de vitres en cul-de-bouteille. Dans de, que son œuvre sera exécutée comme à étouffer dans l’œuf une attitude qui pré- quelques années, personne ne compren- il l’attend. figure la dérive des années 1930. HJW dra plus qu’il ait été possible de prendre En 1931, quatre ans seulement après au sérieux pareille opposition engluée sa fondation, le Krolloper devient ainsi la dans la poussière. pomme de discorde des partis politiques. Prenant également position dans Not- Sur proposition du Parti du centre, une wendigkeit des Experiments [Expérimen- nette majorité de la Diète prussienne dé-

Hindemith-Forum 8/2003 21 NEUES VOM TAGE AUF CD · ON CD · SUR CD

N In dieser Aufnahme des WDR wird viel Gespür für die „neusachlichen“ Züge sten Teils stellt plastisch die teilnahmslo- zum erstenmal die Erstfassung der Oper der Oper treffen die Protagonisten den se, floskelreiche Sprache der Reiseführer komplett eingespielt. Das Klangbild ist richtigen Ton. Stilsicher versteht es auch zur Schau. Mit zu den gelungensten Ab- transparent und szenebezogen-realis- Latham-König die verschiedenen musika- schnitten gehört das Kitschduett, Puccini- tisch, die Aufnahme tadellos. lischen Ausdruckssphären darzustellen. und Wagnertöne anschlagend, jedoch Hindemith spielt in diesem revuearti- Sichtlichen Spaß an den parodistischen wird immer wieder die Klangseligkeit un- gen Werk auf verschiedene Opern der Passagen zeigt Elisabeth Werres, bei- terbrochen durch Einwürfe der Protago- Musikgeschichte an: die stürmisch anset- spielsweise beim pathetischen Ausruf in nisten, die sich parlandohaft stets aufs zenden Sechzehntel-Passagen der Ouver- der Szene vor dem Standesbeamten: neue versichern, die ganze Szene sei türe deuten auf Mozarts Ouvertüre zur Noch niemals ist mir dieser Mann so eben nur gespielter Scheidungsgrund. In- Hochzeit des Figaro hin, was bereits Hin- ekelhaft gewesen! Nicht minder aus- wiefern dieses Stück „ein Scheitern doku- demiths erster Kompositionslehrer, Ar- drucksvoll beklagt Ronald Pries als schö- mentiert“, gar „ein fragwürdiges Doku- nold Mendelssohn, in seinem Tagebuch ner Herr Hermann die Gefahren seiner ment“ sein soll, das darüber hinaus „die vermerkte; der Chor der Sekretärinnen Rolle als „Scheidungsgrund“, nämlich spätere Musikgeschichte des 20. Jahr- Wie schön ist unser schöner Herr Her- sich tatsächlich in eine Kundin zu verlie- hunderts beeinflußt hat“, wie ein Rezens- mann heute Morgen bezieht sich sowohl ben. Mit seufzervollen Kantilenen, ge- ent der Einspielung 1992 in einer ange- textlich als auch musikalisch auf den Be- spickt mit Vorhaltsdissonanzen, beklagt sehenen Phono-Fachzeitschrift urteilte, ginn der Strauss-Oper Salome (Wie schön er sein weiches Herz, das gegen alle ge- ist nicht nachzuvollziehen und bleibt rät- ist die Prinzessin Salome heute Nacht!) schäftlichen Gebote sich immer wieder selhaft. HJW Die tadellose Leistung der Sänger und vom Reiz der Damen bezaubern läßt. Sängerinnen kommt besonders im Quar- Auch die Deklamation des Fremdenfüh- tett des ersten Bildes zum Ausdruck. Mit rers zu Beginn des vierten Bildes des er-

NEUES VOM TAGE – LUSTIGE OPER IN DREI TEILEN (1928/29) Musik/Music/Musique: Paul Hindemith · Text/Text/Texte: Marcellus Schiffer

Laura - Elisabeth Werres, Sopran • Eduard - Claudio Nicolai, Bariton • Der schöne Herr Hermann - Ronald Pries, • Herr M. - Horst Hiestermann, Tenor • Frau M. - Martina Borst, Mezzosopran • Hoteldirektor - Oscar Garcia de Gracia, Bariton • Standesbeamter - Arwed Sandner, Baß • 1. Manager; Oberkellner - Celso Antunes, Tenor • 2. Manager - Wolf Geuer, Tenor • 3. Manager - Thomas Donecker, Bariton • 4. Manager; Fremdenführer - Christoph Scheeben, Bariton • 5. Manager - Dieter Gillessen, Baß • 6. Manager - Heribert Feckler, Baß • Zimmermädchen - Sabine Bitter, Sopran

PRO MUSICA, Chor der Staatlichen Hochschule für Musik, Köln Einstudierung: Johannes Hömberg Kölner Rundfunkorchester Leitung: Jan Latham-König Aufnahme: 3. Juni 1987 Wergo WER 6192-2

N The first version of this opera is per- our Herr Hermann is this morning“ refers peace: “Never before was this man so formed for the first time in its entirety on to the opening of the Strauss opera Sa- repulsive to me!“ Ronald Pries as hand- this exemplary recording made by West lome: (“How beautiful Princess Salome is some Herr Hermann, no less expressively, German Radio. The sonic image is trans- tonight!“) in both its text and music. The laments the dangers of his role as parent and realistically related to the singers’ flawless achievement is espe- “ground for a divorce“ – namely, the fact staging; the recording is flawless. cially clear in the quartet in the first scene. that he has actually fallen in love with a The protagonists find exactly the right client. With sighing cantilenas, interlarded Hindemith alludes to various operas in tone, with a great deal of feeling for the with suspension-dissonances, he laments the history of music in this review-like “new objective“ traits of the opera. Sure his “soft heart“ that is again and again work. The stormy semiquavers of the of his style, Latham-König knows very captivated by women’s charms, despite all Overture hint at Mozart’s Overture to The well how to bring across the different financial offers. The tour guide’s declama- Marriage of Figaro; Hindemith’s first com- areas of musical expression. Elisabeth tion at the beginning of the fourth scene position teacher, Arnold Mendelssohn, Werres obviously had fun with the par- of the first part, too, vividly displays his made a note of this in his diary. The sec- ody passages, for example the pathetic apathetic, cliché-ridden speech. The retaries’ choir singing “How handsome outcry in the scene before the justice of the Kitsch-Duet belongs to the most success-

22 Hindemith-Forum 8/2003 keit) de l’ouvrage. Le chef d’orchestre Latham-König, montrant un sens profond pour le style, met parfaitement en valeur les différents niveaux de langage. Quant à elle, Elisabeth Werres paraît manifeste- ment apprécier la parodie, par exemple lorsqu’elle s’écrie pathétiquement devant le préposé de l’état civil «Noch niemals ist mir dieser Mann so ekelhaft gewe- sen!». Monsieur Hermann (Ronald Pries) déplore, avec non moins de brio, les risques que lui fait courir le personnage qu’il incarne: «motif d’un divorce», il pourrait tomber, pour de bon, amoureux de sa cliente. Dans des cantilènes éche- velées, parsemées d’appoggiatures disso- nantes, il se plaint d’être doté d’un cœur faible qui, malgré les impératifs de son métier, le fait régulièrement succomber aux charmes des dames. Au début du quatrième tableau de la première partie, la déclamation du cicérone caricature éloquemment le débit monocorde et le langage ampoulé des guides de voyage. Mais l’un des passages les plus réussis est incontestablement le duo fort kitsch qui réunit Puccini et Wagner; le charme irrésistible de leur dialogue est sans ces- se interrompu par des remarques de pro- tagonistes qui laissent entendre, sur le ton de la conversation, que toute la scè- ne n’est qu’un subterfuge monté pour ful sections; reminiscent of Puccini and N Cet enregistrement exemplaire permet justifier un divorce. C’est dire que l’on Wagner, its sonic bliss is nonetheless re- de faire entendre pour la première fois comprend mal comment cette œuvre peatedly interrupted by the protagonists’ l’intégralité de la première version de pourrait être tenue pour l’«illustration objections. These parlando inserts con- l’opéra. Les sonorités sont transparentes, d’un échec», voire «constituer une parti- tinually assure us that the entire scene is, l’enregistrement remarquable et tout tion douteuse» qui «aurait influencé indeed, nothing but an acted-out ground contribue à restituer avec beaucoup de l’évolution ultérieure de la musique du for a divorce. In 1992 a critic appraised réalisme les effets de la scène. XXe siècle», ainsi que le prétendait, à pro- the recording in a respected specialists’ Dans cette forme de revue, Hindemith pos de cet enregistrement, un critique journal, maintaining that the work “docu- fait allusivement référence à différents musical, dans des lignes publiées, en ments a failure,“ or is even “a question- opéras de l’histoire de la musique: les 1992, dans une revue discographique able document“ that “has influenced the doubles-croches impétueuses de l’ouver- fort réputée. HJW later music history of the twentieth cen- ture rappellent celle des Noces de Figaro tury.“ To what extent these assertions are de Mozart, comme le relève, dans son true remains enigmatic and cannot be journal, le premier professeur de compo- definitively confirmed. HJW sition de Hindemith, Arnold Mendels- sohn; le chœur des secrétaires «Wie schön ist unser schöner Herr Hermann heute Morgen» renvoie, par le texte et la musique, au début de Salomé de Richard Strauss («Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht!»). La qualité des chanteurs et chanteuses se manifeste dans le quatuor du premier tableau, par- ticulièrement au moment où les protago- nistes trouvent le ton qui convient à la «nouvelle objectivité» (Neue Sachlich-

Hindemith-Forum 8/2003 23 FORUM

M Andres Briner, von 1968 bis heuer Mitglied des Stif- M Le 31 mai 2003, Andres Briner, membre du Conseil tungsrates der Hindemith-Stiftung und deren Präsi- de la Fondation Hindemith depuis 1968 et président dent von 1986 bis 1998, feierte am 31. Mai dieses de celle-ci de 1986 à 1998, a célébré son 80e anniver- Jahres seinen 80. Geburtstag. Die Laudatio hielt Pro- saire. L’éloge de l’octogénaire a été prononcé par le fessor Dr. Andreas Eckhardt, Nachfolger von Andres professeur Andreas Eckhardt, son successeur à la pré- Briner im Amt des Stiftungspräsidenten. Hier ein Aus- sidence de la Fondation. Voici un extrait de son dis- zug aus seiner Ansprache: Andres Briner ist es cours: Pendant ses longues années au service de la während seiner langen Dienstzeit und in seinen Fondation et dans ses inlassables recherches sur le Bemühungen, das Phänomen Hindemith zu begrei- «phénomène Hindemith», Andres Briner a su monter à fen, gelungen, das zum rettenden Ufer führende Fahr- bord d’une habile embarcation conduite de main de wasser zwischen der Skylla allzugroßer Nähe und der maître entre les esquifs. Elle lui a permis de passer Charybdis detailsübersehender Distanz zu finden. Er sans dommage entre l’attrait de Charybde – la dis- ist eben Wissenschaftler und kein Eiferer. Bereits in tance qui gomme les détails – et les périls de Scylla – jungen Jahren lernte er die Musik Hindemiths kennen la proximité excessive. C’est qu’il est chercheur et non und schätzen. In Zürich studierte er bei Hindemith zélateur. Dès ses plus jeunes années, il a découvert et und wurde von ihm examiniert. Nach dem Tode Hin- appris à aimer la musique de Hindemith. A Zurich, il a demiths suchte die Witwe Gertrud Kontakt zu Andres étudié auprès du maître et passé des examens sous Briner. Paul Hindemith wollte ihn als seinen Biogra- son autorité. Après la mort du compositeur, sa veuve, phen. Maßstabsetzende Schriften, mittlerweile zu Gertrud, entra en contact avec Andres Briner, car Paul Standardwerken über Paul Hindemith geworden, sind Hindemith souhaitait qu’il fût son biographe. Une Früchte seiner Arbeit. [...] Bismarck hat einmal analy- série de contribution décisives, devenues entre-temps siert, wie man Auszeichnungen und Orden erhalten des références essentielles sur Paul Hindemith, ont kann: Man kann sie erdienen, erdienern, erdinnieren, ainsi vu le jour. [...] Bismarck a dressé, un jour, l’in- aber auch - bestenfalls - verdienen. Es ist keine Frage: ventaire des différentes voies qui mènent à la recon- Andres Briner hat die Ehrenmitgliedschaft im Stif- naissance et aux distinctions: on peut y parvenir en tungsrat der Hindemith-Stiftung verdient. servant (erdienen), en se montrant servile (erdienern) ou en étant assidu à la table des meilleurs banquets M Andres Briner, a member of the Foundation Council (erdinnieren), mais dans le meilleur des cas, on les of the Hindemith Foundation from 1968 until this year mérite (verdienen). Il est indiscutable qu’Andres Briner and its President from 1986 until 1998, celebrated his a, dans ce sens, bien mérité d’être nommé membre 80th birthday on 31 May of this year. Professor Dr. d'honneur du Conseil de la Fondation Hindemith. Andreas Eckhardt, Andres Briner’s successor in the of- fice of Foundation President, delivered the eulogy. Here is an excerpt from his address: During his long period of service and in his efforts to comprehend the M 2003 – In der Kategorie Welterst- Hindemith phenomenon, Andres Briner has suc- einspielung erhielt die bei Wergo erschienene 3-CD-Box ceeded in finding navigable waters leading to a life- mit Hindemiths später Oper saving shore, waters lying between the Scylla of a diese begehrte Auszeichnung. Begleitet wird diese too-close proximity and the Charybdis of a too-great Aufnahme von einem detaillierten Werkkommentar distance which would overlook important details. He und englischen sowie französischen Übersetzungen is, indeed, a musicologist, not a zealot. He became ac- des . quainted with and learned to appreciate the music of Hindemith at an early age. He studied with Hindemith M ECHO KLASSIK 2003 – The triple CD box released in Zurich and took examinations under him. Following by Wergo with Hindemith’s late opera Die Harmonie Hindemith’s death, the composer’s widow Gertrud der Welt has received this coveted award in the cat- sought contact with Andres Briner. Paul Hindemith egory of world premiere recordings. It is accompanied wanted him to be his biographer. The fruits of his la- by a detailed commentary on the work, also including bour are writings which have set new standards of ex- English and French translations of the libretto. cellence; these have meanwhile become standard works on Paul Hindemith. [...] Bismarck once M Paru chez Wergo, le coffret de analysed how one can receive honours and trois CD présentant l’opéra de Hinde- awards: it is best when one earns them. There is mith «Die Harmonie der Welt» s’est no question about this: Andres Briner has truly vu distinguer du très convoité prix earned an honorary membership in the Founda- ECHO KLASSIK 2003 dans la tion Council of the Hindemith Foundation. catégorie «premiers enregistrements mondiaux». L’enregistrement est ac- compagné d’un cahier qui propose un commentaire particulièrement fouillé de l’ouvrage ainsi que de les traductions française et anglaise du livret.

24 Hindemith-Forum 8/2003 M In drei Konzerten des Gewandhausorchesters Leip- M En souvenir du prestigieux Quatuor Amar, dont Paul zig dirigiert Herbert Blomstedt am 24., 25. und 26. Hindemith a été l’un des co-fondateurs, les jeunes Juni 2004 im Großen Saal des Gewandhauses Hinde- suisses Anna Brunner, Daria Zappa, Hannes Bärtschi miths Mathis-Symphonie. Die Hochachtung et Maja Weber ont fondé un quatuor à cordes qui por- des Dirigenten für Hindemiths Musik zeigt sich in zahl- te le même nom. L’ensemble veut s’inspirer des exi- reichen Konzerten und Platteneinspielungen, sowohl gences et des idées de son modèle, en visitant les mit dem Leipziger Ensemble als auch mit dem San œuvres modernes aussi bien que le répertoire tradi- Francisco Symphony Orchestra. tionnel. Pour les quarante ans de la mort de Hinde- mith, le 28 décembre 2003, le quatuor projette de M Herbert Blomstedt will conduct Hindemith’s Mathis consacrer deux week-ends de janvier et février 2004 à Symphony in three concerts in the Great Hall of the des manifestations centrées sur des œuvres de Paul Gewandhaus in Leipzig on 24, 25 and 26 June 2004. Hindemith et placées sous le thème de la «Mélanco- The conductor’s high esteem for Hindemith’s music is lie». Les Sérénades op. 35, les Lieder op. 13 (cycle inti- shown in numerous concerts and recordings, with the tulé justement «Melancholie»), les deux pièces de Leipzig ensemble as well as the San Francisco Sym- l’op. 24 et le Quatrième quatuor à cordes op. 22/1 phony Orchestra. seront interprétés avec le concours d’artistes réputés. Cette série de concerts sera agrémentée par une ex- M Les 23, 24 et 25 juin 2004, Herbert Blomstedt diri- position et accompagnée de conférences, ouvertes au gera trois fois Mathis-Symphonie de Hindemith dans public, qui présenteront l’œuvre et la vie de Hinde- la grande salle du Gewandhaus de Leipzig. La pré- mith. dilection du chef pour la musique de Hindemith est Dates: 30-31 janvier 2004 à Zurich, ZKO-Haus; fort connue : de nombreux concerts et disques, tant 7 février 2004 à Bâle, Gare du Nord. avec la phalange de Leipzig qu’avec l’Orchestre Sympho- nique de San Francisco, en apportent le témoignage.

M Die vier jungen Schweizer Streicher Anna Brunner, Daria Zappa, Hannes Bärtschi und Maja Weber grün- deten in Anlehnung an das von Paul Hindemith mit- begründete Amar-Quartett ein Ensemble gleichen Na- mens, das sich den Anforderungen und Ideen ihrer Vorbilder stellt und sich traditioneller als auch moder- ner Werke annimmt. Anläßlich des 40. Todestages Hindemiths am 28. Dezember 2003 plant das Ensem- ble im Januar und Februar 2004 unter dem Motto „Melancholie“ zwei Wochenendevents, in deren Mit- telpunkt Werke Paul Hindemiths stehen. In Zusam- menarbeit mit renommierten Künstlern kommen sei- ne Serenaden op. 35, seine Lieder op. 13 mit dem Ti- tel „Melancholie“, seine beiden Werke aus op. 24 und das 4. Streichquartett op. 22 Nr. 1 zu Gehör. Umrahmt werden die Konzerte von einer Ausstellung und Le- sungen, die das Werk und Leben Hindemiths näher beleuchten. Termine und Orte: 30./31. Januar 2004 Zürich ZKO-Haus; 7. Februar 2004 Basel Gare du Nord

M Referring to the Amar Quartet co-founded by Paul Hindemith, the four young Swiss string players Anna Brunner, Daria Zappa, Hannes Bärtschi and Maja Weber have founded an ensemble of the same name. The ensemble set themselves the standards and ideas of their models, accepting both traditional as well as modern music. On the occasion of the 40th anniversary of the death of Paul Hindemith on 28 December 2003, the ensemble is planning two weekend events in January and February 2004 under the motto of „Melancholy“, during which works of Paul Hindemith form the focal point. His Serenades, Op. 35, Lieder, Op. 13 entitled Melancholie, both works from Op. 24 and the String Quartet, Op. 22 No. 1 will be perfor- med in collaboration with renowned artists. The con- certs will be framed by an exhibition and readings which should throw further light upon the work and life of Hindemith. The dates and place are: 30/31 January 2004, Zurich ZKO-Haus; 7 February 2004, Basel Gare du Nord

Hindemith-Forum 8/2003 25 M Die englische Komponistin Rebecca Saunders er- hielt den Paul-Hindemith-Preis 2003. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1990 jähr- lich beim Schleswig-Holstein Musik-Festival an zeit- genössische Komponisten vergeben. Dieses Jahr über- reichte die Kulturministerin Schleswig-Holsteins Ute Erdsiek-Rave die Urkunde. Die Laudatio hielt Reinhard J. Brembeck von der Süddeutschen Zeitung. Die zur Zeit als freischaffende Komponistin in Berlin lebende Künstlerin studierte von 1991 bis 1994 an der Musik- hochschule bei Wolfgang Rihm Komposition und wur- de 1997 an der University of Edinburgh bei Nigel Os- borne promoviert. Mit Hindemith als Namenspatron soll seines musikpädagogischen Wirkens im Sommer 1932 am Internat Schloß Plön gedacht werden. Für diese Lehranstalt komponierte er den Plöner Musiktag.

M The English composer Rebecca Saunders has been awarded the 2003 Paul . Since 1990 the prize of 20,000 Euros has been awarded annually M Olli Mustonen widmet sich in zwei Konzerten be- to contemporary composers at the Schleswig-Holstein deutenden Kompositionen von Hindemith. In einem Music Festival. This year the Minister of Culture of Konzert der Düsseldorfer Tonhalle gastiert er am 19. Schleswig-Holstein, Ute Erdsiek-Rave, presented the März 2004 als Pianist mit Hindemiths erster Klavierso- document. Reinhard J. Brembeck of the Süddeutsche nate Der Main. Am 28. April 2004 fungiert er in einem Zeitung delivered the eulogy. The artist, who presently Konzert in der Kölner Philharmonie anläßlich der Mu- lives in Berlin as a freelance composer, studied com- sikTriennale Köln als Pianist und Dirigent in Hinde- position with Wolfgang Rihm at the Music Academy miths Thema mit vier Variationen. Begleitet wird er there from 1991 until 1994 and received her doctor- von „seinem“ Hausorchester, dem Helsinki Festival Or- ate in 1997 at the University of Edinburgh under Nigel chestra. Osborne. The prize bearing Hindemith’s name is in- tended to keep alive the memory of his music educa- M Olli Mustonen will be devoting himself to im- tional work in the summer of 1932 at the boarding portant compositions of Hindemith in two concerts. In school at Plön Castle. He composed the Plöner Musik- one concert in the Tonhalle in Düsseldorf, he will tag for this educational establishment. make a guest appearance as pianist on 19 March M 2004, performing Hindemith’s First Piano Sonata Der La compositrice anglaise Rebecca Saunders a été Main. On 28 April 2004 he will appear as both pianist couronnée lauréate du Prix Paul-Hindemith 2003. and conductor at the Cologne Philharmonie on the Dotée de Euro 20.000.-, cette distinction est décernée, occasion of the Cologne Music Triennial, performing chaque année depuis 1990, à un compositeur con- Hindemith’s Thema mit vier Variationen. He will be temporain lors du Festival de musique du Schleswig- accompanied by “his own“ orchestra, the Helsinki Holstein (RFA). Cette année, le prix a été remis à la Festival Orchestra. lauréate par le ministre de la culture du Schleswig- Holstein, Mme Ute Erdsiek-Rave, et son éloge pro- M Le pianiste Olli Mustonen consacre noncé par Reinhard J. deux de ses prochains concerts à des Brembeck, du Süddeut- œuvres importantes de Hindemith. Le sche Zeitung. Cette com- 19 mars 2004, il sera l’hôte de la Ton- positrice exerce son art de halle de Düsseldorf avec, au program- manière indépendante et me, la Première Sonate de Hindemith, vit aujourd’hui à Berlin. Der Main. Le 28 avril 2004, lors d’un Elle a étudié au Conserva- concert à la Philharmonie de Cologne et toire supérieur de musi- dans le cadre de la «MusikTriennale que de cette ville de 1991 Köln», il tiendra le rôle de soliste et de à 1994 auprès de Wolf- chef de Thema mit vier Variationen de gang Rihm, puis obtenu Hindemith, accompagné par «son» son doctorat, en 1997, à orchestre, celui du Festival d’Helsinki. l’Université d’Edimbourg sous l’autorité de Nigel Osborne. Le Prix Paul-Hin- demith est attribué en souvenir du séjour du compositeur, en été 1932, et de son activité d’enseignant à l’internat du château de Plön (Schleswig-Holstein), ainsi que de son œuvre, écrite à cette occasion, Plöner Musiktag.

26 Hindemith-Forum 8/2003 M Die Oper Mathis der Maler, eines der bedeutend- M Das RSO Berlin präsentiert unter der Leitung von sten Werke Hindemiths, steht auf dem Spielplan der Marek Janowski in drei Nachmittagskonzerten im Ber- Städtischen Bühnen Osnabrück. Die Premiere findet liner Haus des Rundfunks die Kammermusiken 1-6 am 20. Februar 2004 statt. Die musikalische Leitung von Paul Hindemith. Die Solisten sind Ewa Kupiec hat Hermann Bäumer, für die Inszenierung verant- (Klavier), Wolfgang E. Schmidt (Cello), Rainer Wolters wortlich ist Thomas Münstermann. Weitere Aufführun- (Violine), Andreas Willwohl (Viola) und Wolfram Christ gen: 25., 27. Februar, 16., 30. März, 9. April, 8., 23., 27. (Viola d’amore). Marek Janowski, unter dessen Lei- Mai und 1. Juni 2004. tung Hindemiths Oper Die Harmonie der Welt zum er- Hindemiths erste Opern Mörder, Hoffnung der Frauen, stenmal komplett auf Platte eingespielt wurde, hat Das Nusch-Nuschi und Sancta Susanna präsentiert sich intensiv mit dem Werk Hindemiths beschäftigt als Triptychon das American Symphony Orchestra un- und leuchtet in seinen Interpretationen bisher unbe- ter Leitung von Leon Botstein am 5. März 2004 in der kannte Tiefen Hindemithscher Kompositionen aus. Avery Fisher Hall des New Yorker Lincoln Centers. Termine: 27. März, 17. April und 2. Mai 2004.

M The RSO Berlin conducted by Marek Janowski will present the Kammermusiken 1-6 of Paul Hindemith in three afternoon concerts at the Haus des Rundfunks in Berlin. The soloists will be Ewa Kupiec (piano), Wolfgang E. Schmidt (cello), Rainer Wolters (violin), Andreas Willwohl (viola) and Wolfram Christ (viola d’amore). Marek Janowski, under whose direc- tion Hindemith’s opera Die Harmonie der Welt was recorded in its entirety on CD for the first time, has been intensely occupied with the works of Hindemith, thus illuminating previously unknown depths in these compositions in his interpretations. The dates are: 27 March, 17 April and 2 May 2004.

M C’est sous la direction de Marek Janowski que le RSO Berlin présentera, en trois après-midis (les 27 mars, 17 avril et 2 mai 2004), les Kammermusiken 1-6 Städtische Bühnen Osnabrück / Osnabruck Municipal Stages / de Paul Hindemith (Maison de la Radio, Berlin). Les Le théâtre d’Osnabrück solistes seront Ewa Kupiec (piano), Wolfgang E. Schmidt (violoncelle), Rainer Wolters (violon), And- reas Willwohl (alto) et Wolfram Christ (viole d’amour). M The opera Mathis der Maler, one of Hindemith’s Marek Janowski qui a enregistré la première version most important works, is on this season’s schedule of complète de l’opéra Die Harmonie der Welt, est un fin the Osnabrück Municipal Stages. The premiere will connaisseur de l’œuvre de Hindemith capable d’en take place on 20 February 2004. Hermann Bäumer is révéler les profondeurs insoupçonnées. the music director, with Thomas Münstermann re- sponsible for the staging. Further performances are on 25 and 27 February, 16 and 30 March, 9 April, 8, 23 and 27 May and 1 June 2004. Hindemith’s first operas Mörder, Hoffnung der Frauen, Das Nusch-Nuschi and Sancta Susanna will be pre- sented as a triptych by the American Symphony Or- chestra under the direction of Leon Botstein on 5 March 2004 at the Avery Fisher Hall of New York’s Lin- coln Centre.

M L’opéra Mathis der Maler, l’une des œuvres les plus importantes de Hindemith, est au programme de la saison 2003-2004 du Théâtre municipal d’Os- nabrück. La première aura lieu le 20 février 2004, sous la direction de Hermann Bäumer et dans une mise en scène de Thomas Münstermann. D’autres représenta- tions sont prévues les 25 et 27 février, les 16 et 30 mars, le 9 avril, les 8, 23 et 27 mai ainsi que le 1er juin 2004. Le 5 mars 2004, l’American Symphony Orchestra (dir. Leon Botstein) interprétera les trois opéras en un acte, œuvres de jeunesse de Hindemith (Mörder, Hoffnung der Frauen; Das Nusch-Nuschi; Sancta Susanna), à l’Avery Fisher Hall (Lincoln Center, New York).

Hindemith-Forum 8/2003 27 CD NEUERSCHEINUNGEN · CD NEW RELEASES · NOUVEAUTÉS SUR CD

6. Streichquartett in Es (1943) Sonate op. 25 no 1 (1922) pour Hindemith’s Cello Sonata, Op. 11 baren heranführt. Der Kopfsatz wird Giacomo Puccini: Crisantemi per alto solo No. 3 develops a very special quality mit einem Tempo durchrast, das quartetto ad archi (1890); Hugo Sonate op. 11 no 4 (1919) pour and originality in this well-assembled unvorstellbar schien und in keiner Wolf: Italienische Serenade alto et piano programme. The painstaking inter- anderen Einspielung auch nur (1887); Samuel Barber: String Michaël Lévinas: Les Lettres en- pretation is convincing throughout, annähernd erreicht wird. Quartet Op. 11 (1936); Erwin lacées II (2000) pour alto solo; but without being brilliant. The This is apparently the only recording Schulhoff: Fünf Stücke für Streich- Les Lettres enlacées IV (2000) brash title of this CD, “Censored by (1949) in existence of the Symphony quartett (1923) pour deux violons, deux altos et Hitler“, is course as misleading as it in E-flat with Hindemith conducting! is tasteless. Amar Quartett violoncelles It surprises the listener with the bril- (Anna Brunner, Gérard Caussé Dans ce programme intelligemment liant, over-the-edge impetus of its Daria Zappa, (alto), Michaël conçu, la sonate pour violoncelle de music-making, audibly leading the Hannes Lévinas (piano); Hindemith op. 11/3 révèle une qua- orchestra to the limits of the playable. Bärtschi, Maja Quatuor lité et une originalité toutes particu- The first movement is rushed Weber) Ludwig (Jean- lières. L’interprétation, méticuleuse, through in a tempo that seems N Philippe Audoli, convainc sans éblouir. Le titre raco- unimaginable; it does not even en avant (CD 2003) leur «Censuré par Hitler» est, en re- come close to being matched in any Elenid Owen, Padrig Fauré, ear-316 441 H vanche, aussi trompeur que déplacé. other recording. Anne Copéry) Das junge, hervorragende Amar- N æon (CD 2003) AECD 0312 Il s’agit manifestement du seul en- Quartett eröffnet mit der Aufnahme Thema mit vier Variationen „Die registrement (1949) qui ait été con- des 6. Streichquartettes eine Mit diesen außerordentlich niveau- vier Temperamente“ für Klavier servé de la Symphonie en mi bémol Gesamteinspielung der Quartette: vollen Einspielungen wird zugleich und Streichorchester (1940) sous la direction de Hindemith. L’in- auf bestem Niveau! Diese Aufnah- auch ein gewachsenes Interesse Claude Debussy: Fantasie für Kla- terprétation surprend par une fou- me braucht keinen Vergleich zu französischer Musiker für die Musik vier und Orchester (1889); gue débordante qui conduit visible- scheuen. Auf die Fortsetzung darf Hindemiths dokumentiert, die of- Friedrich Radermacher: 2. Konzert ment les musiciens aux limites de man gespannt sein. fenbar nach allen modernen, avant- für Klavier und Orchester (1990/91) leur capacité. Le premier mouve- The young, excellent Amar Quartet gardistischen und postmodernen Wolfgang Manz, Klavier ment est pris à un tempo affolant Auf- und Abbrüchen sich nun auch opens its complete recording of the Orchestre Royal de Chambre de qui devait paraître impossible et n’est einem in Frankreich noch weitge- Hindemith quartets with the Sixth, Wallonie, Ltg.: Georges Octors; respecté dans aucune autre version. performed at the highest level! This hend unbekannten Musikrepertoire zuzuwenden beginnen. Jean-François Chamberlain (Solo- recording need not fear comparison violine); Radio-Philharmonie Han- Teutonic with any other. We can look forward A growing interest of the part of nover des NDR, Trio für Violine, Viola und to its continuation with keen anti- French musicians in the music of Ltg.: Bernhard Violoncello op. 34 (1924) cipation. Hindemith is documented by this Klee; WDR Bernd Alois Zimmermann: Trio für extraordinarily high quality record- Entamant une intégrale des qua- Rundfunk- Violine, Viola und Violoncello ing. After all the modern, avant- tuors à cordes de Hindemith avec le orchester Köln, (1944); Max Reger: Trio für Violi- Sixième Quatuor, le jeune et excel- garde and post-modern new depar- ne, Viola und Violoncello op. 77b tures and demolitions that have Ltg.: Siegfried lent Quatuor Amar place d’emblée Köhler (1904); Richard Strauss: la barre très haut. L’enregistrement taken place, it appears that musicians „‘s Deandl is harb auf mi“ für are beginning to turn their attention N telos music records (CD 2002) ne craint pas la comparaison. On se Streichtrio (1882) to a musical repertoire still largely TLS 033 réjouit d’entendre la suite! Streiff Trio (Egidius Streiff, Mariana unknown in France. Diese bemerkenswerte Einspielung Doughty, Alfredo Persichilli) der „Vier Temperamente“ überzeugt - theme En dehors du niveau extrêmement N en avant (CD 1999) ear-313 332 and variations for piano and élevé de l’interprétation, cet enregis- in der Plastizität der musikalischen string orchestra trement révèle aussi un nouvel in- Gestaltung: Die vier portraitierten Das Streiff Trio aus der Schweiz hat Jean Sibelius: Symphony No. 3 in térêt des musiciens français pour la Charaktere werden geradezu fühlbar. mit diesen Einspielungen ein her- vorragendes Programm zusammen- C Major, Op. 52 musique de Hindemith. Après l’a- This remarkable recording of the gestellt. Interpretatorisch wird das Helsinki Festival venture du modernisme, de l’avant- “Four Temperaments“ convinces in Ensemble freilich dem Hindemith- garde et du post-modernisme, il its plasticity of musical interpreta- Orchestra; Olli schen Werk nicht gerecht: Das ist Mustonen, pia- semble que l’on commence à se tion; the four characters portrayed tourner vers un répertoire encore der zähe „Neobarock“, der die Mu- no & conductor are made highly palpable. largement méconnu en France. sik allzu steif und trocken wirken N Ondine Cet enregistrement remarquable läßt. Das Ensemble interpretiert hier des «Quatre Tempéraments» em- (CD 2003) Censored by Hitler: tatsächlich „teutonisch“. porte l’adhésion par la plasticité de ODE 1022-2 The Rediscovered Masterpieces The Streiff Trio l’interprétation: on s’imprègne vrai- Das ist eine Referenz-Einspielung from Switzerland Sonata op. 11, No. 3 (1919) ment des caractères tels qu’ils sont der „Vier Temperamente“! Mustonen, puts together an Kurt Weill: Sonata (1920); Ernst dépeints. der vom Klavier aus zugleich auch Toch: Sonata, Op. 50 (1929) outstanding pro- das Orchester leitet, erschließt vor gramme with Arthur Cook, cello; Deborah Anthology of the Royal allem auch den klanglichen Reich- Gilwood, piano these recordings. tum der Partitur: prägnant und doch Concertgebouw Orchestra, Vol. I In their interpreta- N Centaur zugleich auch ungezwungen-spontan. 1935-1950 tion, it must be said that the en- (CD 2002) Symphony in E-flat major, This is a reference recording of the semble does not do the Hindemith CRC 2575 conductor: Paul Hindemith “Four Temperaments“! Mustonen, work justice; the problem lies in N who directs the orchestra from the Hindemiths Cello- Radio Netherlands Music their grim “neo-Baroque“ manner piano, brings out the score’s sonic sonate op. 11 (CD 2002) rendering the music all too stiff and richness above all - precise and Nr. 3 entfaltet in 97017; 13 CD dry. The ensemble does indeed inter- diesem gut zusammengestellten pret in a “Teutonic“ manner here. unforcedly spontaneous at the same Das ist offenbar Programm eine ganz besondere time. die einzige Auf- Le trio suisse Streiff a construit un Qualität und Originalität. Die sorg- nahme (1949) programme exceptionnel. Malheu- Cette version des «Quatre Tempéra- fältige Interpretation überzeugt der Symphonie reusement, l’interprétation de l’œuvre ments» fera date! Tout en dirigeant durchaus, ohne doch zu brillieren. in Es mit Hinde- de Hindemith ne lui rend pas justice. l’orchestre du piano, Mustonen Der reißerische Titel dieser CD mith als Dirigenten, die sich erhal- L’exécution «néobaroque», râpeuse, révèle toute la richesse de timbre de „Censored by Hitler“ ist freilich ten hat! Sie überrascht mit einem confère à la musique un aspect sec la partition. Une interprétation em- ebenso irreführend wie instinktlos. preinte de caractère, mais aussi de fulminanten, überbordenden Impe- et raide. L’ensemble joue ici spontanéité et de décontraction. tus des Musikmachens, der das Or- effectivement «à la teutonne». GS chester hörbar an Grenzen des Spiel-

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