82003 DIE GESAMTAUSGABE COMPLETE WORKS · EDITION COMPLÈTE INHALT · CONTENTS · SOMMAIRE ÜBERRASCHUNGEN · Interview mit Giselher Schubert, dem Editionsleiter der Hindemith- Gesamtausgabe 3 M SURPRISES · Interview with Giselher Schubert, Editor-in-Chief of the Hindemith M Complete Edition 5 SURPRISES · Entretien avec Impressum · Imprint · Impressum Giselher Schubert, directeur de l’édition complète Hindemith-Forum Mitteilungen der Hindemith-Stiftung/Bulletin des œuvres de Hindemith 6 of the Hindemith Foundation/Publication de la Fondation Hindemith Heft 8/Number 8/Cahier no 8 DIE GESAMTAUSGABE HINDEMITHS 8 M © Hindemith-Institut, Frankfurt am Main 2003 M Redaktion/Editor/Rédaction: HINDEMITH’S COMPLETE WORKS 8 EDITION Heinz-Jürgen Winkler Beiträge/Contributors/Articles de: COMPLÈTE DES ŒUVRES DE HINDEMITH 8 Giselher Schubert (GS), Heinz-Jürgen Winkler (HJW) EKEL – SCHEUSAL – KANAILLE … · Redaktionsschluß/Copy deadline/ Etat des informations: 15. November 2003 Zu Hindemiths lustiger Oper Neues vom Tage 11 M Hindemith-Institut Eschersheimer Landstr. 29-39 REPULSIVE – A MONSTER – A SCOUNDREL · 60322 Frankfurt am Main Tel.: ++49-69-5970362 On Hindemith’s Comic Opera Neues vom Tage 12 M Fax: ++49-69-5963104 e-mail: [email protected] SALAUD, FRIPOUILLE, CANAILLE! · Neues vom internet: www.hindemith.org Gestaltung/Design/Graphisme: Tage, opéra comique de Hindemith 14 Stefan Weis, Mainz Herstellung und Druck/Production M and printing/Réalisation et impression: EXPERIMENT KROLLOPER 18 THE KROLL Schott Musik International, Mainz M Übersetzung engl./English translation/ OPERA EXPERIMENT 19 L’EXPÉRIENCE DU Traduction anglaise: David Babcock «KROLLOPER» 20 Übersetzung frz./French translation/ Traduction française: Jacques Lasserre Bearbeitung/Adaptation: François Margot CD Neues vom Tage 22 Bildnachweise/Picture credits/Illustrations: Klaus Baqué, Ursula Markus, Marco Erhardt, Forum 24 Hindemith-Institut, Maria Hütten, Ondine Inc., Luitgard Schader, Stadttheater Osnabrück, Stefan Weis, Hans Curjel: Experiment Kroll- CD Neuerscheinungen 28 M CD new releases 28 M oper, München: Prestel 1975. Nouveautés sur CD 28 Printed in Germany Hindemith-Forum 8/2003 DIE GESAMTAUSGABE HINDEMITHS HINDEMITH’S COMPLETE WORKS · EDITION COMPLÈTE DES ŒUVRES DE HINDEMITH ÜBERRASCHUNGEN Interview mit Giselher Schubert, dem Editionsleiter der Hindemith-Gesamtausgabe Welche Besonderheiten im Vergleich zu anderen Komponisten des 20. Jahrhun- derts begegnen einem Herausgeber der Werke Hindemiths? Wie ist die Quellen- lage? Hindemiths Œuvre ist ebenso umfang- reich wie vielgestaltig; zudem hat er sich stilistisch denkbar weit entwickelt und dabei unterschiedliche Werkkonzeptio- nen sowie Notationsgewohnheiten aus- geprägt. Das alles muß die Edition seines Œuvres widerspiegeln. Wie bei keinem anderen Komponisten des 20. Jahrhun- derts stellt sich deshalb die Frage nach der grundsätzlichen Konsistenz und Ein- Druckvorlagen für einen Gesamtausgaben-Band / Setting copy for a volume of the Complete Edition / Maquette heitlichkeit der Edition, die der Benutzer d’un volume de l’édition complète erwarten darf, und der Spezifizierung der Editionen nach der jeweiligen Konzepti- on und Notation. Bedenken Sie, daß Hin- Welchen Ansprüchen will die Hindemith- te die Werke und die Uraufführungen demith Werke bewußt „offen“ hielt und Gesamtausgabe gerecht werden? oder legte ein Verzeichnis von noch un- die Instrumentierung, wie etwa im Lehr- veröffentlichten Werken für eine etwaige stück, nicht definitiv festlegte, daß er Die Gesamtausgabe will das Œuvre Gesamtausgabe an. Auf solchen Arbei- Werke für mechanisches Klavier gleich in Hindemiths vollständig erschließen und ten, die seine Ehefrau Gertrud noch ver- die Rollen stanzte, also nicht in Partituren möglichst authentisch in einer Form vollständigte und ergänzte, konnte die niederschrieb, daß er Partituren – je nach überliefern, die den Bedürfnissen der Gesamtausgabe unmittelbar aufbauen; den Umständen, in denen sie entstanden Praxis und der Wissenschaft gleicher- freilich stellte sich heraus, daß diese sind – „deutsch“ oder „englisch“ notierte, maßen gerecht wird. Sie ist deshalb auch wertvollen Arbeiten in jeder Hinsicht er- daß sich etwa die Notierung von Vorzei- als eine „historisch-kritische“ Gesamtaus- gänzungsbedürftig waren. Die Quellen chen, Bögen oder Taktvorzeichen im Ver- gabe konzipiert: „historisch“ ist sie, in- und der Werkbestand sind seit Hinde- lauf seiner Entwicklung markant verän- dem sie die „innere“ Geschichte der Wer- miths Arbeiten um ein Vielfaches ange- derten. Zudem besitzen wir von sehr vie- ke rekonstruiert, die Rezeption doku- wachsen. len Werken authentische Schallaufnah- mentiert und Einsichten in die authenti- men, die übrigens auch einen ganz neu- sche Aufführungspraxis vermittelt; „kri- Gab es Werke, die er nicht publiziert wis- en Quellentyp repräsentieren, der erheb- tisch“ ist sie, indem sie sich auf alle er- sen wollte? liche Probleme aufwirft: Wie sind – um mittelbaren und erreichbaren Quellen ein noch relativ einfaches Beispiel zu stützt, diese bewertet und den Notentext Zu unterschiedlichen Zeiten wollte nennen – unterschiedliche Tempogestal- richtigstellt; und eine Gesamtausgabe ist Hindemith – auch hier war er gewisser- tungen zu bewerten? Gelten die Vor- sie, weil sie wirklich alle Werke in allen maßen ein Historiker seiner selbst – un- schriften in der Partitur oder die authenti- Fassungen einschließlich der Fragmente terschiedliche Werke oder Werkfassun- schen Aufführungen? Es gibt auch Mit- vorlegt. gen nicht mehr beachtet wissen und hat schnitte von Orchesterproben mit Hinde- sie sogar zum Teil unzugänglich gemacht. mith; und die Bemerkungen, die er den Hindemith selbst konzipierte eine Ge- Die Drei Gesänge für Sopran und großes Musikern zuruft, sind zum Teil ungemein samtausgabe seiner Werke. Wie sahen Orchester op. 9 (1917) etwa, ganz gewiß aufschlußreich und müssen in geeigneter seine Vorstellungen aus und inwieweit eines seiner Hauptwerke der frühen Zeit, Form in den entsprechenden Editionen wurden sie berücksichtigt? hat er 1922 als „uralte Sache“ einge- mitgeteilt werden. schätzt, die nicht aufgeführt werden sollte. Hindemith besaß durchaus ein „histo- Die Lieder wurden zu seinen Lebzeiten risches“ Bewußtsein auch seinem Œuvre nie gespielt, blieben unveröffentlicht und gegenüber: Er spürte im Alter dem Ver- wurden tatsächlich erst 1974 uraufge- bleib der Quellen zu seinem Werk nach, führt. Das Triptychon der Einakter machte identifizierte seine Skizzenbücher, datier- er 1934 unzugänglich und zog es 1958 Hindemith-Forum 8/2003 3 ganz zurück. Oder nach der Publikation der Neufassung des Marienlebens sollte die erste Fassung nicht mehr vertrieben werden; und doch meinte er zugleich, daß in einer etwaigen Gesamtausgabe seiner Werke unbedingt auch die erste Fassung des Werkes aus „historischen Gründen“ zu berücksichtigen wäre. Zahlreiche Werke Hindemiths wurden unter seiner Mitarbeit herausgegeben. Wie sind diese Editionen nach historisch- kritischen Maßstäben einzuschätzen? Hindemith hat seit den 1950er Jahren stets mehr beklagt, daß er unter den zahllosen Druckfehlern in den Ausgaben seiner Werke zu leiden habe, obwohl er, wie er eingestand, doch selbst an den Korrekturen der Ausgaben beteiligt war. Er hat denn auch seit dieser Zeit zahlrei- che Ausgaben noch einmal durchgese- hen. Freilich griff er dabei mitunter auch Das Editions-Team/The Edition team/L’équipe éditoriale: Giselher Schubert (Editionsleiter/editor-in-chief/direc- in die Werke selbst ein und veränderte teur), Luitgard Schader (redaktionelle Mitarbeiterin/editorial staff member/collaboratrice), Kurt von Fischer (Her- sie substantiell. Ein Beispiel wäre etwa ausgeber/editor/éditeur), Ludwig Finscher (Herausgeber/editor/éditeur) und Andres Briner (bis 2003 Mitglied der Kopfsatz der Kammermusik Nr. 4 des Stiftungsrates der Hindemith-Stiftung/until 2003 member of the Foundation Council of the Hindemith (Violinkonzert), den er erheblich kürzte: Foundation/jusqu’en 2003, membre du conseil de la Fondation Hindemith). Blonay, 19.08.1996 er verwandelte dadurch einen selbständi- gen Satz in eine Art Einleitung zum fol- sanna und Mathis der Maler – als Bei welchen Bänden der Gesamtausga- genden Satz. Es gibt also nicht nur be- Leihmaterial bislang einer breiteren Öf- be erlebten Sie besondere „Überra- merkenswerte Divergenzen zwischen sei- fentlichkeit unzugänglich war. schungen“? nen Originalpartituren und den Ausga- ben, die stets zu erkennen und zu bewer- Wie sind die Umarbeitungen eigener Fast jede Edition bot Überraschungen! ten sind, sondern auch zwischen den ver- Werke zu bewerten? Sie betreffen vor allem Hindemiths Werk- schiedenen Auflagen der Ausgaben. konzeptionen, die doch wesentlich kom- Pointiert formuliert: Gerade weil sich Die Umarbeitungen der Werke – und plexer sind, als man es sich vorstellen Hindemith an den Ausgaben seiner Wer- Hindemith revidierte Werke ausgespro- konnte oder wollte. Und diese „Überra- ke beteiligte, können sie im Sinne der er- chen gerne – repräsentieren zumeist Ver- schungen“ haben auch das allgemeine wähnten „historisch-kritischen“ Fundie- änderungen von Werkkonzeptionen; ich Hindemith-Bild nachhaltig verändert. Ich rung der Edition besonders gravierende glaube, er revidierte vor allem die Werke, erinnere an die Entdeckung des Webern- Probleme bieten. an denen er hing: Sie sollten auch seinen Zitates in der Pittsburgh Symphony durch veränderten Ansprüchen standhalten. Günther Metz, die Identifizierung einer jü- Welche Bedeutung ist der Gesamtaus- dischen Weise im Flieder-Requiem
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