rückte der Abschnitt durch den Süden Sachsen-An- halts neu ins Blickfeld. Zu dieser Zeit begannen auch die Vorbereitungen für die 3. Sächsische Landesaus- stellung „Via regia. 800 Jahre Bewegung und Begeg- nung“ 2011 in Görlitz. Als zentraler Teil eines Fernhandelsweges durch Mitteleuropa, ja vielleicht von Spanien bis in das Chasarenreich östlich der Wolga, den der arabische Reisende Ibn Khordâdhbeh vor über tausend Jah- ren bereist und beschrieben hat, bedürfte der Ab- schnitt durch Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen endlich einer gründlichen Erforschung, wie auch touristischer Erschließung, um die ein- stige Magistrale in das Bewusstsein der Gegenwart zu rücken und dabei umfassend kulturtouristisch nutzen zu können. Dem Letzteren hat sich ein Büro des Europarates in seit den neunziger Jahren verschrieben. Inzwischen strebt eine Autorengrup- pe danach, mit ganz unterschiedlichen Beiträgen DIPL. PHIL. BERND W. BAHN auf allgemeinverständlichem Niveau den Abschnitt dieser bedeutenden Magistrale von der Grenze zu Hessen bis nach so umfassend wie möglich in seinem Verlauf, seiner Geschichte und einstigen Die Via Regia als große alte Fernstraße Bedeutung vor dem Beginn von Chausseebau und durch Thüringen und Sachsen-Anhalt Eisenbahn darzustellen. Das kann und soll keine nach Leipzig wissenschaftliche Forschung ersetzen, wohl aber vielfältige Einzelforschungen historischer, kartogra- Im Bewusstsein der Gegenwart lebt der mittel- phischer und verkehrsgeschichtlicher Art anregen. alterliche lateinische Name einer königlichen Straße Damit soll aber auch der Bevölkerung verdeutlicht weiter, in Thüringen verbunden mit der Handelsge- werden, welche reichen geschichtlichen Denkmale schichte der Stadt Erfurt, deren Verbindungen nach und Ereignisse die heimatliche Landschaft bewahrt. Frankfurt (Main) wie auch zur Messestadt Leipzig, Sie soll zum Sprechen gebracht werden, denn „Im aber auch nach den alten Handelsstädten der Ober- Raume lesen wir die Zeit“, wie ein 2003 in München lausitz und Görlitz. Ebenso steht die Via erschienenes Buch von Karl Schlögel lautet. Wenn regia in Zusammenhang mit der einstmals bedeu- wir heute in wenigen Stunden auf der Autobahn von tenden Messe St. Peter und Paul in . In Leipzig nach Frankfurt (Main) gelangen, könnten regionaler und örtlicher Heimatliteratur wurde in wir daran denken, dass noch vor zweihundert Jahren der Vergangenheit viel dazu geschrieben. Eine Ge- Goethe, Kleist oder Nietzsche wenig entfernt dane- samtdarstellung von Geschichte, Ereignissen und ben mehrere Tage mit der Kutsche reisen mussten. Reiseberichten des Abschnittes Frankfurt (Main) – Doch heute sucht der Wanderer auf dem alten Pil- Leipzig versuchte 1989 Ludwig Steinfeld mit „Chro- gerpfad auch Entschleunigung und Abstand von der nik einer Straße“, bei großer Nachfrage 1994 in Hast unserer Zeit. All das möchten die Autoren in fünfter Auflage erschienen. Als „Goethe-Straße Wort und Bild dem Leser nahebringen. Den Schülern Frankfurt – – Leipzig“ bezeichnete sie 1998 wiederum sollen Schulprojektwochen vermitteln, E. Taubert in seiner Veröffentlichung. Mit der For- wie man „im Raume“ der heimatlichen Landschaft mulierung eines Antrages auf den Welterbestatus Zeit und Geschichte lesen kann. In heutiger Spra- für das Unstrut-Saale-Gebiet um Naumburg ab 2008 che sagte es der Präsident des Deutschen Archäo- logischen Instituts, Hans-Joachim Gehrke 2009: „In den letzten Jahren hat der Blick auf den Raum Bernd W. Bahn unter dem Stichwort >spatial turn< [deutsch etwa Paul Schneider-Straße 8 räumlicher Wechsel, Siedlungswandel, B. ] wieder an 99423 Weimar Bedeutung gewonnen.“ Wir möchten im geographi- Tel.: 03643 496936 schen Raum die große alte Straße sichtbar machen, E-Mail: [email protected] ihre Geschichte ein wenig lebendig werden lassen.

Blick in das Unstruttal • Luftbild: Horst Fechner