Veränderungen von Beteiligungsverhältnissen bei den Fernsehveranstaltern der RTL Group S.A.

Aktenzeichen: KEK 341

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der AG, vertreten durch den Vorstand, Carl-Bertelsmann-Straße 270, 33311 Gütersloh, - Anmelderin - w e g e n

mittelbarer Veränderungen von Beteiligungsverhältnissen hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf die An- meldung der Bertelsmann AG vom 29.05.2006 und Vorlage der NLM in der Sitzung am 11.07.2006 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dörr (Vorsitzender), Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert und Prof. Dr. Mailänder entschieden:

Die mit Schreiben vom 29.05.2006 angemeldeten mittelbaren Veränderungen von Beteiligungsverhältnissen bei den Fernsehveranstaltern RTL Television GmbH, VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG, n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH & Co. KG, Traumpartner TV GmbH, K1010 Entertainment GmbH, RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG und RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG wer- den nach den Vorschriften über die Sicherung der Meinungsvielfalt als unbe- denklich bestätigt.

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Begründung I Sachverhalt

1 Gegenstand der Anmeldung

1.1 Die Bertelsmann AG, Gütersloh, hat mit Schreiben vom 29.05.2006 an die NLM, dort eingegangen am 30.05.2006, namens aller konzernzugehörigen beteiligten Gesellschaften Beteiligungsveränderungen angemeldet. Die Anmeldung wurde mit Schreiben vom 26.06.2006 hinsichtlich der künftigen Beteiligungsverhältnisse kon- kretisiert und durch eine Erklärung vom 30.06.2006 vervollständigt.

Demnach übernimmt die Bertelsmann AG die bislang von der GBL Verwaltung SARL („GBL Verwaltung“), Luxemburg, einer 100%igen Tochtergesellschaft der Groupe Bruxelles Lambert („GBL“), Brüssel, gehaltenen 149 stimmrechtslosen Vor- zugs-Namensaktien A und 27.920 stimmberechtigten Vorzugs-Namensaktien B an der Bertelsmann AG, entsprechend einem Anteil von 25,1 % des Grundkapitals und 25 % der Stimmrechte, in den Eigenbesitz und zieht sie anschließend ein. Dadurch scheidet GBL als Aktionärin aus und erhöhen sich die prozentualen Beteiligungen der allein verbleibenden Aktionäre: der Bertelsmann Stiftung von 57,6 % auf 76,9 % und der Familie Mohn von 17,3 % auf 23,1 %. Deren Stimmrechte werden weiterhin gebündelt von der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH („Bertelsmann Ver- waltungsgesellschaft“) ausgeübt, die demnach künftig über sämtliche Stimmrechte bei der Bertelsmann AG verfügt.

Die Beteiligungsveränderungen wurden auf Grundlage eines Aktienkaufvertrags vom 28.06.2006 xxx ... und eines dort vorgezeichneten Aktienübertragungsvertrags xxx ... mit Wirkung zum 04.07.2006 vollzogen xxx ... GBL hatte die nun von der Ber- telsmann AG erworbenen Anteile ihrerseits im Jahr 2001 von der Bertelsmann AG, im Tausch gegen Aktien und Optionsrechte an der RTL Group S.A. („RTL Group“), Luxemburg, erworben (vgl. Beschluss der KEK i. S. CLT-UFA, Az.: KEK 113).

Die Bertelsmann AG ist mittelbar über die ihr zu 89,14 % gehörende RTL Group an folgenden bundesweiten Fernsehveranstaltern beteiligt: RTL Television GmbH („RTL“), RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG („RTL DISNEY“), VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG („VOX“), n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH & Co. KG („n- tv“) und Traumpartner TV GmbH („Traumpartner TV“) jeweils mit Sitz in Köln, sowie 3

RTL 2 Fernsehen GmbH & Co. KG („RTL 2“), Grünwald, und K1010 Entertainment GmbH („K1010“), Berlin.

Beteiligungsverhältnisse bei den Veranstaltern der RTL Group

Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH G esellsc h a fter: A u fsic h tsra tsv o rsitzend er, M itglied d es A u fsic h tsra ts, V o rsta nd sv o rsitzend er u nd M ita rbeiterv ertreter d er B ertelsm a nn A G , M itglied d er G esc h ä ftsfü h ru ng eines Bertelsmann B eteiligu ngsu nterneh m ens, v ier V ertreter d er F a m ilie M o h n Stiftung 76,9 S tim m rec h te 1 00 K a p ita l- a nteile Bertelsmann AG Familie Mohn 2 3 ,1 1 00 Bertelsmann TV Beteiligungs GmbH

8 9 ,1 4

RTL Group S.A. Streubesitz 1 0,1 0 Luxemburg (Eigenbesitz 0,76 %) 9 9 ,7

CLT-UFA S.A., RTL Group Streubesitz Luxemburg 1 00 S.A. 0,3 1 00 RTL Group Deutschland GmbH 1 00 UFA Film und Fernseh GmbH, Köln

5 0 2 7,3 8 ,6 4 9 ,8 1 00 Super RTL RTL II VOX RTL Television VOX Film- und RTL Digital- Toggolino TV (V) RTL 2 Fernsehen Fernseh GmbH & bouquet* RTL DISNEY Fernse- GmbH & Co. KG 0,3 Co. KG 4 9 ,9 RTL Television hen GmbH & Co. KG GmbH 5 0 DCTP 1 00 Entw ic k lu ngsgesellsc h a ft BVI Television K G H einric h B a u er fü r T V -P ro gra m m m bH RTL interactive Investments, Inc. V erla g 3 1 ,5 GmbH 1 00 (Z ) 1 9 ,8 7 1 00 1 00 Walt Disney T ele-M ü nc5h0e n(Z) Company, F ernseh -G m bH & C o . 3 1 ,5 Delaware/USA 5 0 (Z ) M ed ienbeteiligu ng K G K1010 Traumpartner n-tv K1010 TV n-tv Nachrichten- 1 ,1 Entertainment Traumpartner TV fernsehen GmbH & Burda GmbH GmbH GmbH Co. KG

V: vorbehaltlich medienkonzentrations- Veranstalter, dessen Programm rechtlicher Genehmigung der RTL Group zuzurechnen ist Z : Zwischengesellschaften ausgeklammert *: zur Zeit noch nicht auf Sendung Stand: 07/2006

1.2 Die Bertelsmann AG hat die Anmeldung in Abschrift unmittelbar der KEK zugeleitet. Die NLM hat ihren Eingang mit Schreiben vom 06.06.2006 bestätigt. Die NLM be- treut federführend das Verfahren auch für die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR Hessen), für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und für die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb).

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1.3 Zugrunde liegende Vereinbarungen

1.3.1 Aktienkaufvertrag vom 28.06.2006

xxx ...

1.3.2 Hauptversammlungsbeschluss vom 28.06.2006

xxx ...

1.3.3 Aktienübertragungsvertrag

xxx ...

2 Regional- und Drittfenster bei RTL

In das Hauptprogramm RTL sind aufgrund der Verpflichtung gemäß § 25 Abs. 4 RStV Regionalfensterprogramme aufgenommen. Sie erfüllen nach Feststellung der DLM gemäß § 36 Abs. 2 Satz 2 RStV die Anforderungen des § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV und nach Feststellung der KEK gemäß § 26 Abs. 2 Satz 3 RStV die übrigen Voraussetzungen des § 25 Abs. 4 RStV (vgl. dazu Beschlüsse der KEK i. S. n-tv, Az.: KEK 309, I 3 und III 3.1.2.2 sowie i. S. RTL Group, Az.: KEK 289, I 1.4, zur Be- nehmensherstellung i. S. Regionalfenster Schleswig-Holstein, Az.: KEK 306-4 und i. S. Regionalfenster Baden-Württemberg/Rheinland Pfalz, Az.: KEK 329). Im Rah- men des Hauptprogramms RTL werden ferner von Unabhängigen Dritten aufgrund der Verpflichtung von RTL gemäß §§ 26 Abs. 5, 31 ff. RStV Fensterprogramme veranstaltet. Diese Fensterprogramme genügen den Anforderungen des RStV nach den Feststellungen der KEK im Rahmen der Benehmensherstellung zur Zulassung der Drittfensterveranstalter (vgl. Beschlüsse der KEK i. S. Drittfensterprogramme bei RTL, Az.: KEK 159-2 bis -5).

3 Veranstalter und beteiligte Unternehmen

3.1 Veranstalter

Die Bertelsmann AG ist mittelbar an den Veranstaltern der bundesweiten Program- me RTL, RTL II, Super RTL, VOX, n-tv, Traumpartner TV und K1010 beteiligt (im 5

Einzelnen s. o. Beteiligungsübersicht unter I 1.1). Auf frühere Ausführungen zu die- sen Veranstaltern wird Bezug genommen (vgl. Beschlüsse i. S. n-tv, Az.: KEK 309, I 2.1, RTL World, Az.: KEK 255, I 4.1, Super RTL, Az.: KEK 216, I 2 und 3.1, Traum- partner TV, Az.: KEK 228, I 2 und 3.1 sowie K1010, Az.: KEK 262, I 2.1). Die Ver- anstalterin von VOX hat die Verlängerung ihrer bundesweiten Zulassung beantragt (Prüfverfahren Az.: KEK 342).

3.2 Bertelsmann AG

3.2.1 Satzungsrechtliche Regelungen

Die Bertelsmann AG hat die zum 26.06.2006 geltende Fassung ihrer Satzung und die im Rahmen des Vollzugs der Anteilsübertragung beschlossenen, noch nicht ins Handelsregister eingetragenen Satzungsänderungen xxx ... vorgelegt.

Demnach ist es Unternehmensgegenstand der Bertelsmann AG, als Konzernhol- ding eine Gruppe von Unternehmen zu leiten, die insbesondere in folgenden Ge- schäftsbereichen tätig sind: Buchproduktion und Verlagswesen; Betrieb von Dru- ckereien und drucktechnischen Unternehmen etc.; Herstellung und Vertrieb von Er- zeugnissen auf den Gebieten der Musik, des Films, des Hörfunks, des Fernsehens und sonstiger Formen der elektronischen Individual- und Massenkommunikation; Verlag und Vertrieb von Zeitungen, Zeitschriften und sonstigen Druckerzeugnissen aller Art xxx ...

Das Grundkapital betrug bislang 1 Mrd. €, eingeteilt in insgesamt 111.829 Stückak- tien, davon 83.760 stimmberechtigte Stammaktien als Inhaberaktien, 149 stimm- rechtslose Vorzugsaktien A und 27.920 stimmberechtigte Vorzugsaktien B, jeweils als Namensaktien xxx ... Die GBL-Aktien vermittelten danach eine Kapitalbeteili- gung von 25,1 % und ein Stimmgewicht von exakt 25 %. Künftig beträgt das Grundkapital, nach Einziehung der ehemaligen GBL-Aktien und Eintragung der be- schlossenen Satzungsänderungen, noch 749.001.184,80 €, eingeteilt in 83.760 Stückaktien als Inhaberaktien xxx ...

3.2.2 Aktivitäten im Medienbereich

Die Bertelsmann AG ist, mittelbar über die RTL Group, im bundesweiten Fernsehen sowie in verschiedenen anderen Medienbereichen aktiv. Auf die Darstellung ihrer 6

Medienaktivitäten im Beschluss i. S. n-tv, Az.: KEK 309, I 2.3, insbesondere in den Bereichen Hörfunk (I 2.3.2), Online-Medien (I 2.3.3), TV-Programminformations- quellen (I 2.3.4.2), Publikumszeitschriften (I 2.3.4.3), TV-Produktion (I 2.3.5) und Handel mit Fictionrechten (I 2.3.6) und Sportrechten (I 2.3.7) wird verwiesen. Dies- bezüglich haben sich nach Auskunft der Bertelsmann AG keine maßgeblichen Ver- änderungen ergeben. Den Erwerb der GBL-Anteile will die Bertelsmann AG u. a. durch die Veräußerung des Musikverlags BMG Music Publishing finanzieren, der nach ihren Angaben bis zum Herbst dieses Jahres durchgeführt werden soll.

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung der Bertelsmann AG liegt vor. Einem Vertreter der NLM wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Nach § 29 Satz 1 und 4 RStV ist jede geplante Veränderung von Beteiligungs- verhältnissen oder sonstigen Einflüssen bei der zuständigen Landesmedienanstalt vor ihrem Vollzug schriftlich anzumelden und erst dann zu vollziehen, wenn sie als medienkonzentrationsrechtlich unbedenklich bestätigt ist. Der Erwerb der von GBL gehaltenen Aktien als eigene Aktien durch die Bertelsmann AG und deren an- schließende Einziehung wurde entgegen dieser Vorschrift zwar nach ihrer Anmel- dung, jedoch noch vor der medienkonzentrationsrechtlichen Unbedenklichkeitsbes- tätigung vollzogen. Diese ist erforderlich, weil der Erwerb als eigene Aktien und die anschließende Einziehung sämtlicher vormals von der GBL gehaltenen Aktien zu einem Anwachsen von Beteiligungs- und Stimmrechten bei den übrigen beiden Ak- tionärsgruppen Bertelsmann Stiftung und Familie Mohn führen. Entgegen der zwar so vorgetragenen xxx ... Auffassung der Bertelsmann AG handelt es sich dabei a- ber offensichtlich nicht um rein konzerninterne Beteiligungsveränderungen, die nicht der medienkonzentrationsrechtlichen Unbedenklichkeitsbestätigung bedürften; vielmehr ändern sich dadurch die Beteiligungsverhältnisse an der Bertelsmann AG bei der Bertelsmann Stiftung von 57,7 % auf 76,9 % und bei Familie Mohn von 17,3 7

% auf 23,1 %. Auf die Ordnungswidrigkeit vorzeitigen Vollzugs ist die Bertelsmann AG jetzt bereits wiederholt hingewiesen worden.

2 Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile

2.1 Zurechnung von Programmen

Der Bertelsmann AG sind unverändert die Programme RTL, RTL II, Super RTL, n- tv, VOX, Traumpartner TV und K1010 zuzurechnen, die damit umgekehrt auch sämtlichen Veranstaltern zugerechnet werden (vgl. zuletzt Beschluss i. S. RTL Group, Az.: KEK 289, III 2.1).

2.2 Zuschaueranteile

Die Zuschaueranteile der Programme der RTL Group betragen gemäß den mit Schreiben vom 26.06.2006 übersandten Anteilswerten im Referenzzeitraum (Mai 2005 bis April 2006) insgesamt 24,8 % und aktuell im Mai 2006 insgesamt 25,4 %.

Zuschaueranteile in % Mai 2005 bis April 2006 Mai 2006 RTL Television 13,1 13,7 RTL II 4,0 3,8 Super RTL 2,8 2,5 VOX 4,3 4,7 n-tv 0,6 0,7 Traumpartner TV 0,0 0,0 K1010 0,0 0,0

ƒ RTL Group 24,8 25,4

Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (GfK-„Marktanteile“), Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3:00 bis 3:00 Uhr, Deutschland gesamt, Fernsehpanel D + EU; Quelle: Schreiben der Bertelsmann AG vom 26.06.2006, dort angegebene Quelle: AGF/GfK- Fernsehforschung/RTL Medienforschung

3 Vorherrschende Meinungsmacht

3.1 Prüfung nach § 26 Abs. 2 RStV

3.1.1 Vermutungstatbestand des § 26 Abs. 2 Satz 1 RStV 8

Gemäß § 26 Abs. 2 Satz 1 RStV wird vorherrschende Meinungsmacht vermutet, wenn die einem Unternehmen zurechenbaren Programme im Durchschnitt eines Jahres einen Zuschaueranteil von 30 vom Hundert erreichen. Diese Schwelle wird von den Programmen der RTL Group/Bertelsmann AG im maßgeblichen Referenz- zeitraum nicht erreicht.

3.1.2 Vermutungstatbestände des § 26 Abs. 2 Satz 2 RStV

Vorherrschende Meinungsmacht wird ferner bei Erreichen eines Zuschaueranteils von 25 % vermutet, sofern das Unternehmen auf einem medienrelevanten verwand- ten Markt eine marktbeherrschende Stellung hat oder eine Gesamtbeurteilung sei- ner Aktivitäten im Fernsehen und auf medienrelevanten verwandten Märkten ergibt, dass der dadurch erzielte Meinungseinfluss dem eines Unternehmens mit einem Zuschaueranteil von 30 % entspricht (§ 26 Abs. 2 Satz 2 RStV).

Auch diese Zuschaueranteilsgrenze wird von den der Bertelsmann AG zuzurech- nenden Programmen mit 24,8 % im Referenzzeitraum unterschritten. Damit erübri- gen sich weitere Feststellungen zu den Vermutungstatbeständen des § 26 Abs. 2 Satz 2 RStV.

3.2 Prüfung nach § 26 Abs. 1 RStV

3.2.1 Den Tatbestand des § 26 Abs. 1 RStV überprüft die KEK in ständiger Praxis im Hinblick auf die starke Stellung der RTL Group und ihres Mutterkonzerns Bertels- mann im bundesweiten Fernsehen und ihre weitreichenden Aktivitäten im Medien- bereich (zuletzt Beschlüsse i. S. n-tv, Az.: KEK 309, III 3.2.1 und i.S. RTL Group, Az.: KEK 289, III 3.2.1; zur Bedeutung des § 26 Abs. 1 RStV als Grundtatbestand und der Leitbildfunktion des § 26 Abs. 2 RStV für seine Auslegung vgl. ausführlich Beschluss i. S. ProSiebenSAT.1, Az.: KEK 293, III 3 bis 5).

3.2.2 Die der RTL Group und der Bertelsmann AG zurechenbaren Zuschaueranteile er- reichen im Referenzzeitraum einen Wert von 24,8 %. Hinzu kommen zurechenbare Aktivitäten auf medienrelevanten verwandten Märkten, insbesondere im Hörfunk- und Internetbereich sowie bei den Publikumszeitschriften, die nach dem Leitbild des § 26 Abs. 2 Satz 2 RStV auch im Rahmen der Gesamtbetrachtung nach § 26 Abs. 1 RStV zu berücksichtigen sind und mit denen nach den Feststellungen der KEK im 9

Verfahren n-tv ein potenzieller Meinungseinfluss der Bertelsmann AG verbunden ist, der in etwa einem Zuschaueranteil von 7 % im bundesweiten Fernsehen entspricht (vgl. im Einzelnen Beschluss i. S. n-tv, Az.: KEK 309, I 3.2 sowie III 3.2.1 und III 3.2.3.3). Zugleich entsprechen die Regionalfenster und Drittfenster im Hauptpro- gramm RTL den Vorgaben des RStV und sind daher im Umfang eines Zuschauer- anteils von 5 % zu Gunsten der RTL Group zu berücksichtigen (vgl. oben I 2).

Somit ist im Rahmen der Gesamtbetrachtung gemäß § 26 Abs. 1 RStV der gewich- tete Meinungseinfluss der Bertelsmann AG einem Zuschaueranteil im bundesweiten Fernsehen von ca. 26,8 % gleichgewichtig zu bewerten. Damit ist in Befolgung der Leitbildfunktion der Vermutungstatbestände des § 26 Abs. 2 RStV keine vorherr- schende Meinungsmacht begründet und der materielle Eingriffstatbestand nach § 26 Abs. 1 RStV nicht erfüllt. Auf die dafür bereits im Beschluss in Sachen n-tv (Az.: KEK 309) ausgeführten Gründe wird verwiesen (vgl. dort, III 3.2.3.4).

Demgegenüber rechtfertigt das Ausscheiden der GBL, dem einzigen außenstehen- den Aktionär der Bertelsmann AG ohne ein zur Sperrminorität ausreichendes Stimmgewicht, keine andere Beurteilung. Es bewirkt lediglich, dass auf der Zurech- nungsstufe oberhalb der Bertelsmann AG keine außenstehenden unternehmeri- schen Interessen für den Konzern mehr neben denen der Mitglieder der Mohn- Familie und der in der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft tätigen Mitglieder u. a. des Vorstands und des Aufsichtsrats, die die Stimmrechte der Bertelsmann Stiftung wahrnehmen, zu berücksichtigen sind. Die GBL-Beteiligung an der Konzernoberge- sellschaft Bertelsmann AG erlaubte dagegen nicht, einen Einfluss auf die nachge- ordneten Beteiligungsbeziehungen und schon gar nicht auf diejenigen auf der 7. oder 8. Beteiligungsstufe nachgeschalteten Veranstalter zu nehmen.

Den Beteiligungsveränderungen stehen daher Gründe der Sicherung der Mei- nungsvielfalt nicht entgegen.

(gez.) Dörr Huber Lübbert Mailänder