Zulassungsantrag der Traumpartner TV GmbH für das Fernsehprogramm „Traumpartner TV“

Aktenzeichen: KEK 228

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der Traumpartner TV GmbH, vertreten durch ihre Geschäftsführer Dr. Constantin Lan- ge und Martin Sacht, Am Coloneum 1, 50829 Köln, - Antragstellerin - w e g e n

Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung des digitalen Spartenprogramms „Traum- partner TV“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) vom 10.06.2004 in der Sitzung am 15.03.2005 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dörr (Vorsitzender), Prof. Dr. Huber, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder, Dr. Rath-Glawatz und Prof. Dr. Sjurts entschieden:

Der von der Traumpartner TV GmbH mit Schreiben vom 04.06.2004 bei der Me- dienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beantragten Zulassung zur Veranstal- tung eines bundesweit verbreiteten Fernsehprogramms „Traumpartner TV“ ste- hen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag und bisheriges Verfahren

1.1 Die Traumpartner TV GmbH („Traumpartner TV“, ehemals: Dating TV GmbH) hat zusammen mit ihrer Muttergesellschaft RTL interactive GmbH („RTL interactive“, ehemals: RTL NEWMEDIA GmbH), Köln, mit Schreiben vom 04.06.2004 bei der MABB die Zulassung eines bundesweiten Fernsehspartenprogramms zunächst un- ter dem Arbeitstitel „Dating TV“ beantragt. Mit Schreiben vom 10.06.2004 hat die MABB den Antrag der KEK zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

1.2 Die KEK bat die MABB mit Schreiben vom 28.06.2004, das Abstimmungsverfahren der Landesmedienanstalten für die Feststellung, ob die Voraussetzungen der Anre- chenbarkeit von Regionalfensterprogrammen im Programm RTL auf den bundes- weiten Zuschaueranteil der RTL Group gemäß § 26 Abs. 2 Satz 3 i. V. m. § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV vorliegen, in die Wege zu leiten und ihr zum Ergebnis dieser Ab- stimmung eine begründete Stellungnahme zukommen zu lassen. Die Landesme- dienanstalten haben diese Feststellung mit Beschluss vom 05.01.2005 getroffen und gegenüber der KEK erläutert, auf welchen Tatsachen und Feststellungen ihre Entscheidung beruht (vgl. dazu im Einzelnen Beschluss vom 18.02.2005 i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, I 1.4 und III 3.1.2.2 bis 3.1.2.4).

1.3 Für die zwischen dieser Anforderung durch die KEK und ihre Erledigung durch die DLM liegende Übergangszeit übersandte der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) dem Vorsitzenden der KEK am 23.08.2004 die Kopie seines Schreibens vom 21.07.2004 an RTL interactive und ihre Muttergesell- schaft RTL Television GmbH („RTL“). Darin teilte er ihnen mit, die DLM sei „nach kursorischer Prüfung zu der Auffassung gelangt, dass eine Einordnung des be- schriebenen Formats unter den Rundfunkbegriff problematisch“ sei. Er bat um Mit- teilung an die MABB, ob die Antragsteller mit der Beurteilung des Programmvorha- bens „Dating TV“ als Mediendienst – unter der Voraussetzung, dass es bei den be- schriebenen Programminhalten bleibe – einverstanden seien. RTL fand sich nach fernmündlicher Aufklärung über den Anlass dieser unerwarteten Einordnung ihres Spartenprogramms damit ab und erklärte mit Schreiben vom 22.09.2004, sie ziehe den Antrag auf Rundfunkzulassung für Dating TV nicht endgültig zurück, sei aber 3

damit einverstanden, das Verfahren insoweit zunächst zurückzustellen. Aus ihrer Sicht sei die erste Stufe des Projekts als Mediendienst anzusehen; in der Zeit vom Sendestart bis zur Erteilung einer rundfunkrechtlichen Lizenz wolle man auf solche Sendungselemente verzichten, die nach den Kriterien des Dritten Strukturpapiers zur Unterscheidung von Rundfunk und Mediendiensten der DLM als Indizien für ei- ne erhöhte Meinungsrelevanz gewertet werden könnten. Die Inhalte des Medien- dienstes seien eher von der Individualkommunikation zwischen den Dating-Partnern geprägt. Dementsprechend betreibt die Antragstellerin seit dem 01.12.2004 unter dem Namen „Traumpartner TV“ einen Mediendienst, der bundesweit digital über Satellit ausgestrahlt wird (s. u. I 2).

1.4 Nach Zustandekommen des Feststellungsbeschlusses der DLM zu § 25 Abs. 4 in Verbindung mit § 36 Abs. 2 Satz 2 RStV unterrichtete die MABB am 21.01.2005 über die Absicht der Antragstellerin, nunmehr den Sendestart ihres Fernsehpro- gramms, wie zu Verfahrensbeginn beantragt, aufzunehmen, und bat darum, das ruhende Zulassungsverfahren fortzuführen. Mit Schreiben vom 23.02.2005 teilte RTL interactive unter Vorlage eines Handelsregisterauszugs mit, dass die Antrag- stellerin seit dem 29.07.2004 als Traumpartner TV GmbH firmiert. Die MABB hat mit Schreiben vom 23.02.2005 bestätigt, dass es sich bei dem beantragten Pro- gramm um das bereits als Mediendienst betriebene Angebot „Traumpartner TV“ (bzw. dessen künftige Weiterentwicklung) handelt.

2 Programmstruktur und -verbreitung

Das beantragte Programm wird im Zulassungsantrag als ein ganztägiges Unterhal- tungsspartenprogramm beschrieben, das insbesondere aus einem interaktiven an- moderierten SMS-Chat zu den Themen Beziehungen, Dating und Partnersuche be- steht. Es solle als Eigen- bzw. Auftragsproduktion erstellt werden.

Seit dem 01.12.2004 bietet die Antragstellerin unter dem Namen „Traumpartner TV“ ein zeitlich befristetes Programm als Mediendienst an. Traumpartner TV wird täglich von 15 – 22 Uhr über Satellit (Astra digital) verbreitet (vgl. Pressemitteilung von RTL interactive vom 30.11.2004, abrufbar unter RTL Newmedia, www.presseportal.de). Parallel betreibt sie im Internet unter www.traumpartner.tv ein „Dating-Portal“. Dort werden Single-Profile erstellt, die anschließend auch im Fernsehen gesendet wer- den können. Nach telefonischer Auskunft der Antragstellerin vom 10.02.2005 soll dieses Angebot in das beantragte ganztägige Rundfunkprogramm überführt und 4

weiterhin frei empfangbar über digitalen Satelliten verbreitet werden. Der KEK lie- gen keine Informationen darüber vor, dass und welche Programmänderungen ge- genüber dem bereits gesendeten Angebot Traumpartner TV beabsichtigt sind.

3 Antragstellerin und beteiligte Unternehmen

3.1 Traumpartner TV

Gesellschaftszweck von Traumpartner TV ist „die Entwicklung und Produktion so- wie der Sendebetrieb interaktiver Inhalte, insbesondere von Dating-Angeboten, die über verschiedene Medien, wie Fernsehen, Internet, Mobilfunk etc. verbreitet wer- den“ (xxx ...).

Auf das Stammkapital der Gesellschaft von 25.000 € hat die Alleingesellschafterin RTL interactive eine Stammeinlage in entsprechender Höhe übernommen xxx ... Zwischen RTL interactive und Traumpartner TV wurde am 04.06.2004 ein Gewin- nabführungs- und Verlustübernahmevertrag geschlossen.

3.2 Beteiligte Unternehmen

3.2.1 RTL interactive

RTL interactive soll nach eigenen Angaben künftig als Dachgesellschaft sämtliche sog. Diversifikations-Aktivitäten der RTL-Gruppe koordinieren. Dazu zählen die Ge- schäftstätigkeiten der Antragstellerin und der weiteren Tochterfirmen RTL Enterpri- ses (Merchandising und Lizenzen), Universum Film (Video-, DVD- und Filmver- trieb), der neu gegründeten RTL Media Services (Telefonmehrwertdienste), des Te- leshopping-Anbieters RTL Shop – an dem RTL interactive neben RTL und der fran- zösischen M6-Gruppe mit 25 % der Anteile beteiligt ist –, sowie die Geschäftsfelder „RTL online“ und „RTL mobile“ (vgl. Pressemeldung von RTL interactive vom 24.01.2005 unter www.presseportal.de). Geschäftsführer von RTL interactive ist Dr. Constantin Lange, der in gleicher Funktion auch für die Antragstellerin tätig ist.

RTL interactive beabsichtigt, sich auch an der bundesweiten Fernsehveranstalterin K1010 Entertainment GmbH in Höhe von zunächst 19,87 % der Anteile zu beteili- gen; die KEK hat diesen Beteiligungserwerb als medienkonzentrationsrechtlich un- bedenklich bestätigt (vgl. Beschluss i. S. K1010, Az.: KEK 262). 5

3.2.2 RTL Group und AG

RTL interactive ist eine 100%ige Tochtergesellschaft von RTL, die sich ihrerseits mittelbar vollständig im Anteilsbesitz der RTL Group S.A. („RTL Group“), Luxem- burg, befindet. An der RTL Group hält die Bertelsmann AG direkt und indirekt die Mehrheit der Anteile (zu den Beteiligungsverhältnissen im Einzelnen vgl. zuletzt Be- schluss i. S. RTL World, Az.: KEK 255, I 4.2).

Die Bertelsmann AG zählt zu den weltweit größten Medienkonzernen. Ihr Tochter- unternehmen RTL Group ist der größte Fernseh- und Hörfunkkonzern Europas mit

Beteiligungen an 31 Fernsehsendern und 30 Hörfunkstationen in 10 Ländern (An- gabe unter http://www.rtlgroup.com, Stand 31.01.2005). In Deutschland hält die RTL Group im frei empfangbaren Fernsehen Beteiligungen an den Veranstaltern der Programme RTL, RTL II, Super RTL, VOX, n-tv sowie künftig Traumpartner TV und K1010. RTL hält zudem eine Zulassung für vier weitere digitale Programme im Rahmen eines Programmbouquets RTL World, die noch nicht gesendet werden (vgl. Beschluss i. S. RTL World, Az.: KEK 255). Die RTL Group gehört auch zu den führenden Unternehmen in den Bereichen privater Hörfunk und TV-Produktion (vgl. ausführlich zu den Beteiligungsverhältnissen bei der Bertelsmann AG und ihren Ak- tivitäten im Medienbereich Beschluss i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, I 3.2.1).

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung der Antragstellerin liegt vor. Vor ihrer Entscheidung hat die Kommission einem Vertreter der MABB Gelegenheit zur Stellungnahme ge- geben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt

Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Veranstalter einer Zulassung. Fra- gestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beur- teilt. 6

2 Zurechnung von Programmen und Zuschaueranteile

2.1 Zurechnung von Programmen

2.1.1 Der Antragstellerin ist das beantragte Programm Traumpartner TV gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV zuzurechnen. Darüber hinaus sind ihr auch die unten (III 2.1.2) genannten Programme zuzurechnen, die den an ihr beteiligten Unternehmen zugerechnet werden (arg. e §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV).

2.1.2 RTL werden neben Traumpartner TV (§§ 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. §§ 15 ff. AktG) die Programme RTL (§ 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV) und n-tv (§ 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV) zugerechnet. Der RTL Group und der Bertelsmann AG sind darüber hinaus die Programme RTL II, Super RTL und VOX zuzurechnen (§ 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. § 16 AktG); dies gilt auch für RTL (arg. e §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV).

2.2 Zuschaueranteile

Für das Spartenprogramm, dessen Zulassung beantragt wird, liegen keine Zu- schaueranteile vor.

Die Zuschaueranteile der übrigen Programme der RTL Group betragen gemäß den von der MABB mit Telefaxschreiben vom 06.07.2004 übersandten Anteilswerten im Referenzzeitraum (Juni 2003 bis Mai 2004) insgesamt 25,98 % und aktuell im Feb- ruar 2005 insgesamt 24,8 %:

Zuschaueranteile Juni 2003 bis Januar 2004 bis Februar 2005 Mai 2004 Dezember 2004 RTL Television 14,26 13,8 12,5 RTL II 4,90 4,9 4,7 Super RTL 2,73 2,7 2,8 VOX 3,53 3,7 4,3 n-tv 0,56 0,5 0,5

∑ RTL Group 25,98 25,6 24,8 7

Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (GfK-„Marktanteile“), Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3:00 bis 3:00 Uhr, Angaben in Prozent; Quelle: AGF/GfK- Fernsehforschung, RTL Medienforschung

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Ein Unternehmen darf in der Bundesrepublik Deutschland eine unbegrenzte Anzahl von Programmen veranstalten, sofern es dadurch keine vorherrschende Mei- nungsmacht erlangt (§ 26 Abs. 1 RStV).

3.1 Vermutungstatbestände nach § 26 Abs. 2 RStV

3.1.1 Vermutungstatbestand des § 26 Abs. 2 Satz 1 RStV

Gemäß § 26 Abs. 2 Satz 1 RStV wird vorherrschende Meinungsmacht vermutet, wenn die einem Unternehmen zurechenbaren Programme im Durchschnitt eines Jahres einen Zuschaueranteil von 30 % erreichen. Dieser Schwellenwert wird von der Antragstellerin und den beteiligten Unternehmen nicht erreicht.

3.1.2 Vermutungstatbestand des § 26 Abs. 2 Satz 2 RStV

Vorherrschende Meinungsmacht wird ferner bei Erreichen eines Zuschaueranteils von 25 % vermutet, sofern das Unternehmen auf einem medienrelevanten verwand- ten Markt eine marktbeherrschende Stellung hat oder eine Gesamtbeurteilung sei- ner Aktivitäten im Fernsehen und auf medienrelevanten verwandten Märkten ergibt, dass der dadurch erzielte Meinungseinfluss dem eines Unternehmens mit einem Zuschaueranteil von 30 % entspricht (§ 26 Abs. 2 Satz 2 RStV).

3.1.2.1 Die Vermutungsgrenze von 25 % wird von den der RTL Group und der Antragstelle- rin zuzurechnenden Programmen mit einem Zuschaueranteil von 25,98 % im ange- nommenen Referenzzeitraum, aber auch in dem der Wiederaufnahme des Zulas- sungsantrags vorausgehenden Jahreszeitraum vom 01.01. bis 31.12.2004 mit 25,6 % überschritten.

3.1.2.2 Von diesem Zuschaueranteil kommen jedoch gemäß § 26 Abs. 2 Satz 3 RStV zwei Prozentpunkte in Abzug, wenn in dem den Unternehmen zurechenbaren Vollpro- gramm mit dem höchsten Zuschaueranteil Fensterprogramme gemäß § 25 Abs. 4 RStV aufgenommen sind (§ 26 Abs. 2 Satz 3, 1. Hs. RStV). Das der RTL Group 8

und Traumpartner TV zurechenbare Vollprogramm mit dem höchsten Zuschaueran- teil ist RTL. In das Programm sind regionale Fensterprogramme aufgenommen. Die Feststellung, dass diese Regionalfensterprogramme die Voraussetzungen des § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV erfüllen, treffen gemäß § 36 Abs. 2 Satz 2 RStV in der Fassung des 7. RÄndStV die Landesmedienanstalten mit einer Mehrheit von drei Vierteln. Die Landesmedienanstalten haben mit Beschluss vom 05.01.2005 mit der erforder- lichen ¾-Mehrheit festgestellt, dass die regionalen Fenster im Programm von RTL die Voraussetzungen nach § 25 Abs. 4 Satz 1 RStV erfüllen. In mehreren Schreiben haben sie dargelegt, auf Grundlage welcher Tatsachen und Feststellungen diese Entscheidung getroffen wurde (s. o. I 1.2).

3.1.2.3 Die KEK ist an diese den Landesmedienanstalten zur qualifizierten Mehrheitsent- scheidung übertragene Feststellung bis zu der durch das Willkürverbot gesetzten Grenze gebunden. Die DLM hat auf die seitens der KEK angemeldeten Rückfragen in mehreren Schreiben und durch ihre Vertreter mündlich Erläuterungen zu den ih- rer Feststellung zugrunde liegenden Erhebungen geliefert. Zu den Einzelheiten wird auf den Beschluss vom 18.02.2005 i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, III 3.1.2.4, Be- zug genommen.

3.1.2.4 Wegen der damit für die KEK berücksichtigungspflichtigen Regionalfensterpro- gramme im Hauptprogramm RTL verringert sich der zurechenbare Zuschaueranteil von 25,98 % im Rahmen der Prüfung des zweiten Vermutungstatbestands um zwei Prozentpunkte, so dass die RTL Group und die Antragstellerin nicht die Vermu- tungsschwelle von 25 % erreichen. Damit erübrigen sich weitere Feststellungen zum Vermutungstatbestand. Es kann auch dahingestellt bleiben, ob die RTL Group für die gleichzeitige Aufnahme von Sendezeit für Dritte in das Hauptprogramm RTL in Einklang mit §§ 26 Abs. 5 und 31 RStV weitere drei Prozentpunkte in Abzug brin- gen darf.

3.2 Prüfung nach § 26 Abs. 1 RStV

Nach § 26 RStV ist die KEK bei der Prüfung vorherrschender Meinungsmacht nicht auf eine rein quantitative Prüfung der Zuschaueranteile im Hinblick auf die Vermu- tungsgrenzen nach § 26 Abs. 2 Satz 1 und Satz 2 RStV beschränkt. Unabhängig von den Vermutungsregelungen nach § 26 Abs. 2 RStV, die den Nachweis vorherr- schender Meinungsmacht erleichtern sollen, kann der materielle Eingriffstatbestand des § 26 Abs. 1 RStV verwirklicht sein (ständige Spruchpraxis der KEK, vgl. Be- 9

schlüsse vom 26.01.1999 i. S. Premiere, Az.: KEK 026, II 3.2.2, und vom 21.09.1999 i. S. RTL, Az.: KEK 040, II 2, vom 11.03.2003 i. S. n-tv, 156-2, III 2, so- wie vom 13.05.2003 i. S. SAT.1, Az.: KEK 173-1, III 3.2). Den Tatbestand des § 26 Abs. 1 RStV überprüft die KEK in ständiger Praxis im Hinblick auf die starke Stel- lung der RTL Group und ihres Mutterkonzerns Bertelsmann AG im bundesweiten Fernsehen und ihre weitreichenden Aktivitäten im Medienbereich.

3.2.1 Gemäß den Feststellungen in den Beschlüssen vom 18.02.2005 i. S. Zulassungs- verlängerung Super RTL (Az.: KEK 216) und Zulassungsverlängerung RTL World (Az.: KEK 255) ist derzeit nicht anzunehmen, dass die Bertelsmann AG bzw. die RTL Group aufgrund ihrer Zuschaueranteile oder aus sonstigen Gründen mit den ihr zuzurechnenden Programmen vorherrschende Meinungsmacht im bundesweiten Fernsehen erlangt. Auf die in diesen Entscheidungen dargelegten Gründe wird Be- zug genommen (vgl. Beschluss i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, III 3.2.3, und i. S. RTL World, Az.: KEK 255, III 3). Dabei hat die KEK im Rahmen der Gesamtwürdi- gung nach § 26 Abs. 1 RStV zugunsten der RTL Group berücksichtigt, dass die im Programm von RTL veranstalteten Regional- und Drittfensterprogramme zur Viel- faltsicherung beitragen (s. o. III 3.1.2 und Beschluss i. S. Super RTL, Az.: KEK 216, III 3.1.2 und 3.2.3.2, sowie Beschlüsse der KEK i. S. Drittfensterprogramme bei RTL, Az.: KEK 159-2 und 159-3).

3.2.2 An dieser Feststellung ändert auch die vorliegend beantragte Zulassung des Digi- talprogramms Traumpartner TV nichts. Der Zulassungsantrag für Traumpartner TV steht im Zusammenhang mit dem öffentlich angekündigten Ausbau von Geschäfts- feldern im digitalen Bereich und der Konzentration aller diesbezüglichen Aktivitäten der RTL Group in Deutschland bei RTL und ihren Tochtergesellschaften. Der Ge- samtzuschaueranteil der RTL Group lag im Referenzzeitraum bei 25,98 % und da- mit etwas niedriger als im zuletzt entschiedenen Fall der Zulassungsverlängerung für Super RTL. Der Zuschaueranteil ist in jüngerer Zeit tendenziell weiter gesunken und lag im Februar 2005 bei 24,8 %. Es ist nicht zu erwarten, dass er sich durch das beantragte Digitalprogramm in absehbarer Zukunft nennenswert erhöhen wird.

3.2.3 Demnach kann nicht festgestellt werden, dass die Zulassung von Traumpartner TV angesichts der weiteren der Bertelsmann AG zurechenbaren Fernsehprogramme und ihrer sonstigen Medienaktivitäten die Gefahr einer vorherrschenden Meinungs- macht begründen würde.

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(gez.) Dörr Huber Lübbert Mailänder Rath-Glawatz Sjurts