Zulassungsantrag der RTL Television GmbH für das Fernsehvollprogramm „RTL Television“

Aktenzeichen: KEK 460

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der RTL Television GmbH, vertreten durch die Geschäftsführerin Anke Schäferkordt, Aachener Straße 1044, 50858 Köln, – Antragstellerin –

w e g e n

Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung des Fernsehvollprogramms RTL Television hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) vom 19.11.2007 in der Sitzung am 08.01.2007 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Sjurts (Vorsitzende), Prof. Dr. Dörr, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder und Dr. Schwarz entschieden:

Der von der RTL Television GmbH mit Schreiben vom 16.11.2007 bei der Nieder- sächsischen Landesmedienanstalt (NLM) beantragten Zulassung zur Veranstal- tung des bundesweit verbreiteten Fernsehvollprogramms RTL Television stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag

Die RTL Television GmbH hat mit Schreiben vom 16.11.2007 bei der NLM die Ver- längerung der zum 21.07.2008 auslaufenden Zulassung um weitere fünf Jahre, be- ginnend mit dem 01.07.2008, beantragt. Die NLM hat der KEK den Antrag mit Schreiben vom 19.11.2007 zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

2 Programmstruktur und -gestaltung; Verbreitung

2.1 Die Antragstellerin veranstaltet seit 02.01.1984 das Vollprogramm RTL Television (RTL) mit einem Programmschwerpunkt im Bereich Unterhaltung. RTL sendet ver- schiedene Show- und Reality-Formate, Serien, Spielfilme, Comedy, Informations- sendungen, Boulevardmagazine und Sport.

2.2 Die Verbreitung erfolgt frei empfangbar analog und digital über Satellit (Astra), DVB-T, die Kabelnetze der Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH & Co. KG („Kabel Deutschland“), Unterföhring, der Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co. KG („Kabel BW“), Heidelberg, der Unitymedia NRW GmbH, Köln, und der Uni- tymedia Hessen GmbH & Co. KG, Köln (zusammen „Unitymedia“) sowie der Pri- maCom Management GmbH („PrimaCom“), Mainz. Zudem wird RTL über die IPTV- Angebote der Deutsche Telekom AG („DTAG“), Bonn, der HanseNet Telekommuni- kation GmbH („HanseNet“), Hamburg, und der Arcor AG & Co. KG („Arcor“), Esch- born, verbreitet.

2.3 Plattformverträge

Die von der Antragstellerin geschlossenen Plattformverträge zur Verbreitung ihres Programms RTL über die oben genannten Plattformen sind mit denen im Rahmen der Prüfverfahren i. S. VOX (Az.: KEK 450) und i. S. RTL II (Az.: KEK 451) bereits vorgelegten Verträgen identisch. Daher wird an dieser Stelle auf die Ausführungen in den Beschlüssen der vorbenannten Verfahren verwiesen.

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3 Antragstellerin und Beteiligte

3.1 Gesellschaftszweck der Antragstellerin ist nach deren Gesellschaftsvertrag, vorge- legt in der Fassung des Beschlusses vom 28.04.2005 xxx..., die Veranstaltung von Rundfunk, insbesondere von Fernsehprogrammen nach den Regelungen des Rundfunkstaatsvertrages und der Landesmediengesetze der Bundesländer, die Produktion und Herstellung von Rundfunkprogrammen, insbesondere Fernsehpro- grammen und Filmen, der Erwerb und die Weiterveräußerung von Programmen einschließlich des erforderlichen Lizenzerwerbs bzw. der Lizenzvergabe und der Wahrnehmung aller damit in Zusammenhang stehenden Rechte, das Angebot von Medien- und Telediensten sowie Merchandising und alle mit den vorstehenden Ge- genständen in Zusammenhang stehenden sonstigen Geschäfte xxx ...

3.2 Die Antragstellerin ist eine 100%ige Tochter der UFA Film und Fernseh GmbH, die selbst mittelbar eine 100%ige Tochter der CLT-UFA S.A. ist. An der CLT-UFA S.A. hält die RTL Group S.A. (RTL Group) 99,7 % der Geschäftsanteile. Die Bertels- mann AG hält wiederum indirekt 89,14 % der Geschäftsanteile an der RTL Group S.A.

Neben dem Programm RTL veranstaltet die Antragstellerin über eine Sendelizenz für die Ausstrahlung eines digitalen Programmbouquets die Programme RTL Living und RTL Crime (vgl. Beschluss i. S. RTL World, Az.: KEK 255). Sie hält zudem sämtliche Anteile an der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH, Veranstalterin des Pro- gramms n-tv , sowie unmittelbar eine Beteiligung in Höhe von 50,4 % an der Passi- on GmbH, welche das Programm Passion veranstaltet (vgl. Beschluss i. S. Passi- on, Az.: KEK 391). Mittelbare Beteiligungen bestehen in Höhe von 99,7 % an den Gesellschaftsanteilen der VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG, der Veranstal- terin des bundesweiten Vollprogramms VOX , und in Höhe von 19,87 % an den Ge- schäftsanteilen der K1010 Entertainment GmbH, die das Programm K1010 veran- staltet. Die mittelbare 100%ige Tochter Traumpartner TV GmbH hat ihr bislang als Mediendienst verbreitetes Angebot Traumpartner TV , welches zum Rundfunkan- gebot ausgebaut werden sollte (vgl. Beschluss i. S. Traumpartner TV, Az.: KEK 228), inzwischen eingestellt. Für eine detaillierte Darstellung der weiteren Verflechtungen mit den Obergesell- schaften RTL Group S.A. und AG wird auf die Beschlüsse i. S. VOX (Az.: KEK 450) und i. S. RTL II (Az.: KEK 451) sowie auf frühere Ausführungen zu den genannten Programmveranstaltern verwiesen (vgl. Beschlüsse i. S. 4

VOX/DCTP, Az.: KEK 342, II 4.1, n-tv, Az.: KEK 382, I 3.1, RTL World, Az.: KEK 255, I 4.1, Passion, Az.: KEK 391, I 3.1, Super RTL, Az.: KEK 216, I 2 und 3.1, so- wie K1010, Az.: KEK 262, I 2.1). Die Beteiligungsbeziehungen gibt die folgende Grafik wieder:

Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft mbH

Gesellschafter: Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG Hartmut Ostrowski, Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Vogel, dessen Stellvertreter Jürgen Strube und drei Vertreter der Familie Mohn (Reinhard und Liz Mohn, Tochter Brigitte Mohn ) Bertelsmann Stimmrechte Stiftung 76,9 100 Kapital- anteile Bertelsmann AG Familie Mohn 23,1 100 Bertelsmann TV Beteiligungs GmbH

89,14 RTL Group S.A. Streubesitz 10,10 Luxemburg (Eigenbesitz 0,76 %) 99,7

CLT-UFA S.A., RTL Group Streubesitz Luxemburg 100 S.A. 0,3 100 RTL Group Deutschland GmbH 100 UFA Film und Fernseh GmbH, UFA Film & TV Produktion GmbH Köln 100

50 27,3 8,6 49,8 100 49,6 Super RTL RTL II VOX RTL Television Passion Toggolino TV (V) VOX Film- und RTL Crime RTL 2 Fernsehen Passion GmbH Fernseh GmbH & RTL Living RTL DISNEY Fernse- GmbH & Co. KG Co. KG * RTL Television 50,4 hen GmbH & Co. KG GmbH 49,9 50 0,3 100 VOX 100 100 BVI Television KG Heinrich Bauer Holding GmbH RTL interactive Investments, Inc. Verlag 31,5 GmbH 100 (Z) DCTP n-tv Entwicklungsgesellschaft 19,87 n-tv Nachrichten- Walt Disney Tele-München50 (Z) Company, Fernseh-GmbH & Co. für TV-Programm mbH fernsehen GmbH 31,5 Delaware/USA 50 (Z) Medienbeteiligung KG K1010 GEMS TV 1,1 Deutschland GmbH Burda GmbH

V: vorbehaltlich medienkonzentrations- *: weitere, von der KEK genehmigte Veränderungen (Az.: KEK 450) sind geplant , rechtlicher Genehmigung abgebildet ist der gegenwärtige Stand Z : Zwischengesellschaften ausgeklammert Veranstalter, dessen Programm der RTL Group zuzurechnen ist

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II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung der Veranstalterin liegt vor. Einem Vertreter der NLM wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Nach § 20 Abs. 1 Satz 1 RStV bedürfen private Rundfunkveranstalter einer Zulas- sung. Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt werden von der KEK nach Vorlage durch die zuständige Landesmedienanstalt gemäß § 37 Abs. 1 Satz 1 RStV beurteilt.

Auch Anträge auf Zulassungsverlängerung unterfallen der Vorlagepflicht: Die Zu- lassungsverlängerung ist materiell eine neue Zulassung. Sie verschafft dem Lizenz- inhaber die gleiche Rechtsposition; auch die materiellen Prüfkriterien sind die glei- chen, da sämtliche Zulassungsvoraussetzungen vorliegen müssen. Dazu gehört die von der KEK zu überprüfende medienkonzentrationsrechtliche Unbedenklichkeit (vgl. KEK-Mitteilung 1/03 und ständige Spruchpraxis, z. B. Beschlüsse i. S. Sat.1, Az.: KEK 002, i. S. RTL II, Az.: KEK 151, i. S. RTL Television, Az.: KEK 158, i. S. RTL World, Az.: KEK 255, i. S. VOX/DCTP, Az.: KEK 342, i. S. N24, Az.: KEK 374, i. S. Bloomberg, Az.: KEK 418, i. S. Disney Channel, Az.: KEK 420, i. S. Classica, Az.: KEK 431, und i. S. RTL II, Az.: KEK 451).

2 Zurechnung von Programmen

2.1 Antragstellerin

Der Antragstellerin sind zunächst die von ihr selbst veranstalteten Programme RTL, RTL Living und RTL Crime gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV zuzurechnen. Darüber hinaus werden ihr die Programme VOX, Passion und n-tv gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. RStV sowie das Programm K1010 gemäß § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV (vgl. Beschluss i. S. K1010, Az.: KEK 262, III 2.1.2) zugerechnet. Der Antrag- stellerin werden zudem auch die ihren Gesellschaftern zuzurechnenden Programme RTL II und Super RTL zugerechnet, arg. e. §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV. 6

Dagegen sind der Antragstellerin nicht die nur den anderen mit ihr verbundenen Veranstaltern aufgrund gesellschaftsrechtlicher Beteiligungen zurechenbaren Dritt- programme zuzurechnen, da es an dem hierfür notwendigen Verbundtatbestand fehlt.

2.2 RTL Group und Bertelsmann AG

Der RTL Group und der Bertelsmann AG sind gemäß § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV die Programme RTL, RTL II, VOX, n-tv, Super RTL, RTL Living, RTL Crime, Passion und K1010 zuzurechnen, die damit umgekehrt auch wieder sämtlichen Veranstal- tern zugerechnet werden, arg. e. §§ 28 Abs. 1 Satz 3, 29 Satz 2 RStV (vgl. zuletzt Beschlüsse i. S. VOX, Az.: KEK 450, und i. S. RTL II, Az.: KEK 451).

2.3 Plattformbetreiber

In den der KEK aus den Prüfverfahren i. S. VOX, Az.: KEK 450, und i. S. RTL II, Az.: KEK 451, vorliegenden Plattformverträgen zwischen der Antragstellerin und den Plattformbetreibern wurde jeweils die zeitgleiche und inhaltlich unveränderte Weiterverbreitung des Programms RTL vereinbart. Zustimmungsvorbehalte bei Än- derungen des Sendekonzeptes oder inhaltlichen Vorgaben für die Programmgestal- tung wurden in keinem Fall getroffen. Maßnahmen zur Qualitätssicherung sind möglich und reichen über allgemeine Mindestanforderungen an das Programm nicht hinaus. Keiner der Plattformbetreiber erhält durch die getroffenen Vereinba- rungen einen Einfluss auf das Programm der Antragstellerin. Folglich kommt eine Zurechnung des Programms RTL zu den aufgeführten Plattformbetreibern gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV nicht in Betracht.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

3.1 Zuschaueranteile

Mit Schreiben vom 20.12.2007 teilte die Antragstellerin die Zuschaueranteile für Programme der RTL Group mit. Danach betragen die Zuschaueranteile im Refe- renzzeitraum (November 2006 bis Oktober 2007) insgesamt 25,3 % und aktuell im November insgesamt 25,2 %.

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Zuschaueranteile in % November 2006 bis November 2007 Oktober 2007 RTL 12,5 12,1 RTL II 3,9 3,8 VOX 5,6 6,1 Super RTL 2,6 2,5 n-tv 0,7 0,7 Traumpartner TV* 0 - K1010 0 0 Passion 0 0 RTL Crime 0 0 RTL Living 0 0 ∑∑∑ RTL Group 25,3 25,2

Anteile an der täglichen durchschnittlichen Sehdauer (GfK-„Marktanteile“), Zuschauer ab 3 Jahren, Montag bis Sonntag, 3:00 bis 3:00 Uhr, repräsentativ für 35,02 Mio. Fernsehhaushalte in Deutschland einschließlich EU-Haushalte, Quelle: Schreiben der Antragstellerin vom 20.12.2007, dort angegebene Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung/RTL Medienforschung.

* Der Sendebetrieb von Traumpartner TV wurde zum 31.10.2007 eingestellt.

3.2 § 26 RStV

Die KEK hat in den Prüfverfahren i. S. VOX, Az.: KEK 450, und i. S. RTL II, Az.: KEK 451, hinsichtlich der RTL Group und der Bertelsmann AG geprüft, ob vorherr- schende Meinungsmacht nach Maßgabe des § 26 RStV besteht oder entsteht. Am 27.11. und 11.12.2007 hat die KEK entschieden, dass gegen die Zulassung dieser beiden gleichfalls zur RTL Group gehörenden Veranstalterinnen keine Bedenken aus Gründen der Sicherung der Meinungsvielfalt bestehen. Die gesellschaftsrechtli- chen Strukturen der Antragstellerin haben sich seit diesen jüngsten Entscheidungen nicht verändert. Auch bei den crossmedialen Aktivitäten der RTL Group und der Bertelsmann AG sind seitdem keine den potenziellen Meinungseinfluss verstärken- den Veränderungen eingetreten. Vor diesem Hintergrund rechtfertigt die Prüfung der Zulassung der Antragstellerin für das Programm RTL keine andere Beurteilung des Meinungseinflusses der Bertelsmann AG und der mit ihr verbundenen Grup- pengesellschaften als in den vorbenannten vorausgegangenen Verfahren. Deshalb kann auf die Ausführungen unter den Punkten III 3.2 der genannten Beschlüsse Bezug genommen werden.

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3.3 Abschließende Feststellung

Nach dem dargelegten Sachverhalt gibt es keine Anhaltspunkte für die Entstehung vorherrschender Meinungsmacht. Der Zulassung des Programms RTL stehen da- her Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.

(gez.) Sjurts Dörr Lübbert Mailänder Schwarz