Namen+Nachrichten Schwere TAG Zeiten übernahm er die Not leidenden Mon- mängelt, in der Bilanz seien die Risi- trealer Flugzeugwerke. Der ken der noch abzuarbeitenden Projek- Von Alcatel zu Philips Verkäufer, die kanadische Bundes- te nicht angemessen berücksichtigt. regierung, musste ihm damals einen Mit hat Bombardier einen Im nächsten Jahr sollte Gottfried großzügigen Schuldennachlass zu- Auftragsbestand von mehr als acht Dutiné (49), bis Januar 2002 Area sagen. Milliarden Euro übernommen. Ob President von Alcatel, in den Kon- Ähnlich kam es, als Bombardier alle Bestellungen ohne Verlust abzu- zernvorstand aufrücken. Doch Kon- 1989 von der britischen Regierung wickeln sind, scheint in der Tat frag- kurrent Philips war schneller. Am den Belfaster Flugzeug- und Raketen- lich. Der frühere Adtranz-Chef Rolf 1. Februar übernahm Dutiné dort das bauer kaufte. Zum Eckrodt (59) räumte wiederholt ein, Vorstandsressort „Business to Con- sumer“. mm War ein Wechsel in Ihrer Lebens- planung überhaupt vorgesehen? Dutiné Eigentlich nicht. Ein Head- hunter hat mich angesprochen. mm Wie lange haben Sie nachgedacht? Dutiné Gut zwei Mo- nate. Ich hatte drei lange Gespräche mit dem neuen Philips- Chef Gerard Kleister- lee. Seine offene und motivierende Art hat mich überzeugt. mm Sie sind der einzige Deutsche und der Jüngs- Gottfried Dutiné te im Philips-Vorstand. Was ist ein Handschlag wert? Auch beim Kauf des ostdeutschen Waggon- Kann das gut gehen? bauers DWA im Jahr 1998 soll Laurent Beaudoin (r.)* gefeilscht haben Dutiné Ich bin es gewohnt, in einem internationalen Umfeld zu arbeiten. Schnäppchenpreis erstand der Kon- dass viele Aufträge zu nicht kosten- Apropos deutsch: Kleisterlee ist ge- zern auch die Flugzeughersteller Lear- deckenden Konditionen angenom- bürtiger Ludwigsburger und spricht jet (1990) und (1992). men wurden. ausgezeichnet Deutsch. Ein Jahr später setzte sich Beau- Zudem drohen womöglich erheb- mm Die Philips-Unterhaltungselektronik doin mit einer Nachforderung ge- liche Gewährleistungsansprüche. Ge- steckt in der Krise. Sind Sie als Telekom- genüber einem der Betreiber des rade Adtranz ist des Öfteren als Lie- Experte der richtige Mann? Eurotunnels durch; dem hatten die ferant von Pannenzügen aufgefallen. Dutiné Ich war ja auch mal Chef von Kanadier rollendes Material geliefert. DaimlerChrysler wehrt sich vehe- Blaupunkt, kenne also die Branche. Einen Nachlass gegenüber dem ment dagegen, dass Adtranz von Meine Erfahrung in der Telekommu- veröffentlichten Preis gab es zudem Bombardier systematisch schlecht nikation ist jetzt eher von Vorteil: beim Kauf des Aachener Waggon- geredet wird. Die Stuttgarter behar- Demnächst lassen sich über Telefon- bauers Talbot im Jahr 1995. Und auch ren auf dem vertraglich vereinbarten leitungen Videofilme übertragen, die beim Kauf der Deutschen Waggon- Vorgehen. Fernsehkabel werden digitalisiert bau (DWA) im Jahr 1998 soll Bombar- Der Streit um Adtranz mündet und interaktiv. Das heißt, der Fern- dier erbittert gefeilscht haben. jetzt – so sieht es der Vertrag vor – seher wird zu einer Multimediaplatt- Beim Preisdrücken kommt Beau- in ein Schiedsverfahren.

form. doin die Ausbildung als Wirtschafts- Beide Seiten könnten den Deal FOTOS: BERND SETTNIK/ZB/DPA, PR mm Wie war Ihr erster Arbeitstag? prüfer zugute. „Der fieselt immer auch platzen lassen, der Kontrakt Dutiné Als ich um 8 Uhr ins Büro selbst in den Bilanzen herum“, meint sieht das ausdrücklich vor. Hiermit kam, stand dort ein schöner Blumen- ein Kenner, „und findet irgendwo ein allerdings ist kaum zu rechnen. strauß von meinen Kollegen. Viel Haar in der Suppe.“ Weder will DaimlerChrysler die Zeit, von meinem Büro im 13. Stock Bei Adtranz scheint Beaudoin auf leidige Tochter zurückhaben, noch auf Amsterdam zu blicken, hatte ich vieles gestoßen zu sein, was ihm ist Laurent Beaudoin dafür bekannt, nicht. Es ging gleich los mit Meetings nicht gefallen hat. Der Chairman be- dass er erobertes Terrain jemals wie- und einer Aufsichtsratssitzung. *Hier mit dem damaligen DWA-Chef Peter Witt (l.) der preisgegeben hätte. Anne Preissner und Bombardier-Präsident Jean-Yves Leblanc. Michael Machatschke

20 managermagazin 3/02