Schloss Frauenfeld
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Von der Grafenburg zum Geschichtsmuseum : Schloss Frauenfeld Autor(en): Niederhäuser, Peter Objekttyp: Article Zeitschrift: Mittelalter : Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins = Moyen Age : revue de l'Association Suisse Châteaux Forts = Medioevo : rivista dell'Associazione Svizzera dei Castelli = Temp medieval : revista da l'Associaziun Svizra da Chastels Band (Jahr): 25 (2020) Heft 2 PDF erstellt am: 04.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-880905 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Von der Grafenburg zum Geschichtsmuseum: Schloss Frauenfeld von Peter Niederhäuser Welches Gebäude könnte die thurgauische Vergangenheit rische Museum hier seine Räume. Auch wenn noch im besser repräsentieren als das Schloss Frauenfeld, der alte 19. Jh. der Abriss zur Diskussion gestanden hatte, fand Verwaltungsmittelpunkt des Thurgaus? Mit diesem die Anlage vor 60 Jahren eine passende neue Nutzung. eingängigen Bild plädierte der damalige Staatsarchivar War aber Frauenfeld immer ein regionales Herrschaftszentrum? Bruno Meyer für die Einrichtung eines historischen Von 1534 bis 1798 als Sitz des eidgenössischen Museums in den alten Gemäuern.1 Nachdem das ge- Landvogtes unbestritten ein zentraler Ort der Thurgauer schichtsreiche Schloss erst 1955 als Legat und mit der Politik, ist die Zuweisung für die mittelalterliche Zeit Auflage einer musealen Nutzung an den Kanton weit weniger eindeutig - streng genommen ist nicht gekommen war, öffnete 1960 dann tatsächlich das Histo¬ einmal klar, wer der Erbauer dieser Burganlage ist. Diese 1: Frauenfeld TG. Eine markante Silhouette: Stadtseite von Schloss Frauenfeld. Links der auf den alten Wohntrakt abgestimmte Verwaltungsanbau von 1834; frühe Fotografie von 1870. Mittelalter 25, 2020/2 21 Peter Niederhäuser - Von der Grafenburg zum Geschichtsmuseum: Schloss Frauenfeld Unsicherheit suchten humanistische Gelehrte im 16. Jh. Die Familie der Hofmeister von Frauenfeld (ursprünglich mit der anekdotischen Geschichte des «Löwenfräuleins» von Wiesendangen) lässt sich auf einen Rudolf zurückführen, zu überbrücken. Mit Bezug auf das seit dem 13. Jh. der Ende 1256 als Vogt in Frauenfeld belegt ist.4 überlieferte Stadtsiegel einer Frau mit einem Löwen wurde die Die Bezeichnung Vogt («advocatus») bezieht sich auf Gründung von Frauenfeld auf eine unstandesgemässe einen Dienst im Auftrag eines hochadligen oder Verbindung einer Tochter der Grafen von Kyburg kirchlichen Herrn, wohl am ehesten bei den Grafen von zurückgeführt, deren Wappen zwei steigende Löwen zeigt. Kyburg, zu deren Gefolge Rudolf gehörte. 1263 Der erzürnte Vater konnte besänftigt werden, die neue, bestätigte der ältere Graf Hartmann in Frauenfeld einen nach der Frau benannte Burg wurde Sitz des Liebespaares. Verkauf in Anwesenheit des Vogtes; die adlige Gesellschaft Locker dichtete schliesslich das 19. Jahrhundert: traf sich allerdings nicht im Schloss, sondern im «Und mitten - lichtdurchdrungen / Jn purpurnem Stadthaus der Herren von Strass.5 War Vogt Rudolf der Gewand / Ein Frauenbild, zur Fland / den rothen Löwen von Erbauer oder erste Bewohner von Schloss Frauenfeld? der Kett' umschlungen. / Die Lieb' ist's, die den Dendrochronologische Datierungen von 2004 helfen Vatergrimm bezwungen.»2 weiter: Zwischen 1230 und 1240 wurde eine kleinere Burganlage mit dem mächtigen Megalithturm, einem Eine Grafenburg als Flerrschaftssymbol? angebauten Wohntrakt sowie einer Umfassungsmauer über Auf sicherem urkundlichen Boden bewegen wir uns erst der Furt der Murg errichtet; ob sich tatsächlich auch eine ab 1361: Im Umfeld des Zofinger Lehenstages erscheint Kapelle in der Vorburg befand, ist umstritten.6 1246 ist die «Burg ze Frowenfelt» als habsburgisches Lehen, das der Name «Vrowinvelt» erstmals dokumentiert. Obwohl mit weiteren Gütern an Ritter Johannes von Frauenfeld die Region zur Grundherrschaft des Klosters Reichenau vergeben wurde.3 Die erste Erwähnung der Burg ist gehörte, dürfte Schloss Frauenfeld nicht etwa auf die gleichzeitig ein deutlicher Hinweis auf den landesherrlichen bedeutende Abtei, sondern angesichts der landesherrlichen Besitz und weist den Weg in die Mitte des 13. Jh. Bezüge eher auf die Grafen von Kyburg oder deren 22 Mittelalter 25, 2020/2 Peter Niederhäuser - Von der Grafenburg zum Geschichtsmuseum: Schloss Frauenfeld 3: Frauenfeld TG. Die Ersterwähnung der Burganlage: Eintrag im Lehensverzeichnis von 1361; oben die Lehen des Ritters Johann von Frauenfeld; * Abschrift des späten 15. Jh. • ^ ^ (w^ieWo, F ox^L Ç^yjf>fîm ^AF-ip«^ ^rt^rrM,t^\vO'^„£t^YW Dienstleute zurückgehen, die hier einen herrschaftspolitischen Frauenfeld als familiären Stützpunkt behielt. Die habs- Akzent setzten und beim Wehrbau eine kleine burgische Position im Thurgau war jedoch schwach; frühstädtische Siedlung gründeten.7 Die eher bescheidenen die Verwaltung des Thurgaus orientierte sich Richtung Dimensionen der Burg und die Nähe der kybur- Winterthur, wo zumindest zeitweilig das Landgericht gischen Residenzen von Mörsburg und Kyburg lassen tagte, und Richtung Baden AG, wo der Landvogt annehmen, dass Frauenfeld keine Grafen-, sondern eine residierte.9 Ministerialenburg war. Hier lebte mit dem Vogt ein Burg Frauenfeld war mit anderen Worten keine Zentralburg, Adliger, der die kyburgischen Interessen vertrat und wohl von wo aus ein adliger Vogt die landesherrlichen auch die Verwaltung der Siedlung kontrollierte. Rechte im Thurgau wahrte. Hielten auch die Hofmeister Über die Tätigkeit dieser Vögte in Frauenfeld ist wenig an ihrem Familiensitz fest und dürften 1345/46 den bekannt, deutlicher fassbar sind hingegen ihre habs- mächtigen Obergaden als repräsentativen Wohnteil auf burgischen Bezüge, dürften doch die Herren von Wiesen- die Mauern aufgesetzt haben, so war doch ihr Schloss dangen-Frauenfeld nach dem Tod des letzten Kyburgers nie das Zentrum des Thurgaus oder gar einer eigenen 1264 sofort Anschluss an Habsburg gefunden haben. Herrschaft. Das Städtchen entzog sich bald dem Zugriff Jakob, vermutlich Sohn von Rudolf, ist seinerseits ab des Burgherrn und unterstand einem von Habsburg 1292 als Vogt in Frauenfeld belegt, war 1298 Vogt auf eingesetzten auswärtigen Vogt; 1373 war dies der Winter- der Kyburg und 1301 Hofmeister von König Albrecht thurer Adlige Hans von Seen.10 Schloss Frauenfeld verlor von Österreich - eine auffallende Vertrauensstellung, die so seinen spezifischen Rang und glich sich funktional zum neuen Familiennamen der «Hofmeister von Frauenfeld» anderen Adelshäusern in der Stadt an - ein Statussymbol führte. Sein Bruder Nikiaus war Bischof von Augsburg an einer markanten Lage über der Murg, aber ohne und ab 1334 bis zu seinem Tod 1344 Bischof von stadtherrliche Rechte. Dazu trug auch ein Besitzerwechsel Konstanz, während Sohn Johann zuerst als Vogt auf der bei: 1373 übernahm Hugo von Hohenlandenberg habs- Kyburg, dann als Landvogt im Aargau amtete, 1362 eine burgische Pfänder von Jakob Hofmeister, dem Sohn grössere Summe für Kriegsdienste zugesprochen erhielt Johanns.11 Jakob Hofmeister behielt allerdings vorläufig (Abb. 3) und Inhaber der 1361 erstmals erwähnten Burg reichenauische Lehen um Frauenfeld; sein Nachkomme Frauenfeld war.8 Die wenigen Hinweise zeigen eine thur- Kaspar Hofmeister von Frauenfeld starb als vermutlich gauische Adelsfamilie, die in landesherrlichem Dienst letzter Vertreter der Familie 1486. Wann genau die der Habsburger eine erstaunliche Karriere machte, dabei Hofmeister Schloss Frauenfeld verlassen mussten, bleibt aber stark von den Fürsten abhängig war und Burg offen. Die Pfandverschreibung 1373 an Hugo von Höhen- Mittelalter 25, 2020/2 23 Peter Niederhäuser - Von der Grafenburg zum Geschichtsmuseum: Schloss Frauenfeld landenberg, der im ausgehenden 14. Jh. zudem reichenauische und habsburgische Lehensgüter bei Frauenfeld besass, weist auf eine Handänderung noch im 14. Jh. hin. Adliges Verwaltungszentrum unter den Hohen- landenberg Fortan lebte ein Zweig der aus dem Tösstal stammenden Adelsfamilie der Landenberger im Schloss Frauenfeld. Begütert anfänglich vor allem im Raum Andelfingen, setzten Hugo von Hohenlandenberg und seine Nachkommen auf den Thurgau und erwarben verschiedene Herrschaften, so Wellenberg und Neuburg/Mammern; später kam über Heirat auch Hegi bei Winterthur hinzu. Frauenfeld war zwar für rund 150 Jahre hohenlanden- bergischer Wohnsitz, ohne dass sich allerdings zum