DER LANDBOTE 18 l stadtkultur  Mittwoch, 22. Juni 2011

nach- Ein Winterthurer in gefragt

Hugo von Hohenlandenberg, im späten Mittelalter Bischof von Peter Niederhäuser Konstanz, wurde auf Schloss Hegi geboren. Eine Ausstellung an Historiker und Kurator der Ausstellung seinem Geburtsort berichtet über den aussergewöhnlichen Mann. «Bischof Hugo blieb Claudia Peter Indem sich der Bischof ganz selbst- verständlich mitten in heilige Szenen der Region teilweise Kriege, Glaubenskrisen, aber auch ein setzt, trifft er zum einen Vorsorge für verbunden» Aufschwung in der Kunst und in der sein Seelenheil nach dem Tod: Wer die Bautätigkeit prägten im ausgehenden Bilder betrachtet, soll den Bischof als Wieso war Hugo «ein feiner Fürst in Mittelalter die Bodenseeregion bis gütigen Spender in Erinnerung behal- einer rauen Zeit»? nach . Wer zu dieser Zeit ten und für ihn beten. Und gleichzeitig Das ist die Aussage eines Chronis- dem Bistum Konstanz vorstand, muss repräsentieren diese Güter die Macht ten aus dem 16. Jahrhundert. Ich Diplomat, geschickter Vermittler, re- des Bischofs und erinnern die Kirchen fand sie treffend für diese Zeit der ligiöser Führer und Kunstfreund in an ihren Vorsteher, der ja nicht zu je- Umbrüche. Hugo hat geschickt einem gewesen sein. Hugo von Ho- der Zeit in allen Winkeln seines Bis- regiert und das Bistum in einem henlandenberg erfüllte diese Bedin- tums präsent sein konnte. schwierigen Umfeld gut verwaltet. gungen. Der um 1460 geborene Ad- Unter Jakob von Hohenlanden- Zahlreiche Spuren zeugen von ihm: lige, der 1496 zum Bischof vereidigt berg, Hugos Vater, entwickelte sich Das Bischofswappen im Schloss, wurde, hat sich den Herausforderun- das Schloss Hegi zum Herrschafts- eine Stifterdarstellung oder Bau­ gen seiner Zeit gestellt und sie erfolg- zentrum. Indem die Ausstellung am massnahmen. Auch besass Hugo reich gemeistert. Er war ein «feiner Familiensitz stattfindet, erreicht sie Güter in Winterthur und unter- Fürst», wie es ein Chronist auf den eine spannende Symbiose: Der Aus- stützte den Neubau der Stadtkir- Punkt brachte. Und er war ein wasch- stellungsraum ist gleichzeitig Ausstel- che. Er blieb also zumindest teil- echter Winterthurer. lungsgegenstand. Er erzählt wie die weise der Region verbunden. Objekte, Karten und Infotexte, die Ausstellung am Geburtsort er beherbergt, etwas über die frühere Weshalb sollen die Winterthurer die Als das Schloss Hegi über eine Heirat Zeit und das Leben des Bischofs. So Ausstellung besuchen? in die Hand der Hohenlandenberg fiel, zeigt ein prächtig ausgemaltes Fens- Die Ausstellung richtet sich an ein wurde wenige Jahre später ein Junge ter das moderne Kunstverständnis der überregionales Publikum, das mehr geboren, der später zum Bischof des Familie. Wandmalereien über der Ka- zur Geschichte der Bodenseeregion grossen Bistums Konstanz aufsteigen pelle zeigen den Bischof selber, und wissen will. Winterthurer können würde. Zeitlebens blieb er aber der eine zu dieser Zeit angelegte gotische ein wenig bekanntes Kapitel ihrer Region Winterthur verbunden. Er Stube könnte als Einfamilienwohnung Geschichte entdecken, aus einer verwaltete Güter und hielt sich mög- des Bischofs gedient haben. Zeit, in der viel passiert ist. licherweise auch später im Schloss auf, wobei Letzteres jedoch nicht be- Spuren auch in Winterthur Wird es im Schloss Hegi weitere legt ist. Eine Sonderausstellung in den Von Bischof Hugo von Hohenlanden- Sonderausstellungen geben? Schlossräumen stellt ihn nun vor. berg selber sind kaum persönliche Der Ball liegt jetzt bei der Stadt. Konzipiert und eingerichtet vom Zeugnisse überliefert. Er wird nicht Diese Ausstellung macht deut- Winterthurer Historiker und Publi- über Schriften oder Briefe fassbar, lich, dass mit wenigen Mitteln et- zisten Peter Niederhäuser, präsentiert sondern lediglich über die Spuren, die was machbar ist, und eröffnet hof- die Ausstellung das Leben und Wir- er in seiner Zeit hinterliess. So veran- fentlich die Perspektive, auch ganz ken Hugos von Hohenlandenberg im lasste er Kraft seines Amtes den Neu- andere Themen aufzugreifen und Kontext seiner adligen Herkunft, als bau der Stadtkirche, oder vererbte sei- umzusetzen. Verwalter eines verhältnismässig gros- ne Winterthurer Güter seiner Nichte. INTERVIEW: CLAUDIA PETER sen Bistums, als Kunstfreund und Stif- Über solche Hinweise rekonstruiert Blick in die Stube auf Schloss Hegi, Stammsitz derer von Hohenlandenberg. Bild: mad ter – und als Winterthurer. Urkunden, die Ausstellung das Leben eines Man- Bildquellen und Münzen illustrieren nes, der in einer bewegten Zeit bis zu das Leben des Bischofs. Ergänzt wer- seinem Tod 1532 sicher und bedacht den die mittelalterlichen Dokumente als Kirchenvorsteher gehandelt hat. Historischer Reiseführer durch moderne Präsentationen und Der Besucher erhält auf dem Rund- Animationen auf Bildschirmen. gang nicht nur einen schönen Ein- Im Konstanzer Bischof Hugo von re: So hatte er als 25-Jähriger bereits derbaren Farbtafeln kann Silvia Vol- blick in die Räume des Schlosses, son- Hohenlandenberg (um 1460 bis 1532) Ämter in Kärnten, , Trient, karts Beitrag über Hugo als Mäzen Seelenheil und Repräsentation dern lernt auch viele Aspekte spät- treffen die Zeitenwende der Refor- , und Konstanz inne. und Bauherr aufwarten. Und die sie- Das Zentrum der Ausstellung bil- mittelalterlichen Lebens und der mation, die Regionalgeschichte des Wie nahe uns das Mittelalter sein ben kurzen Kapitel zu «Orten des Bi- det die obere Vogtstube, die Hugo Winterthurer Geschichte kennen. Bodenseeraums sowie die Bau- und kann, beweist Andreas Bihrer in sei- schofs» wie Schloss Meersburg, Kir- als Kunststifter und religiösen Füh- Kunstgeschichte aufeinander. Ent- nem Beitrag über die Verschuldung che Turbenthal und Heilig-Kreuz- rer zeigt. Auffällig dominant ist dabei Die Ausstellung und mehr sprechend reich fällt auch der Ertrag des Bistums Konstanz: Als die Ver- Kirche Wiesendangen machen den die Präsenz des Bischofs auf den von Die Sonderausstellung im Schloss Hegi (Hegi- des von Peter Niederhäuser heraus- waltung noch naturalwirtschaftlich beeindruckenden Band schliesslich feldstrasse 125, Bushaltestelle Schlossacker) ihm gestifteten Kunstgütern. So ist auf ist geöffnet von Dienstag bis Donnerstag sowie gegebenen Sammelbandes aus, der organisiert war, musste sie, um zu sogar zum Reiseführer geeignet. (dwo) der Rekonstruktion eines Altars ein am Samstag von 14 bis 17 Uhr, sonntags von im Zürcher Chronos-Verlag erschie- Bargeld zu gelangen, Besitztümer 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr. Dauer: bis nach Art der Zeit stilisiertes Bild des 9. Oktober. Rahmenprogramm: Am 26. Juni führt nen ist. Kundig und auch für Laien verpfänden oder Kredite zu hohen Buchhinweis Bischofs zu sehen. Und auf zwei von der Archäologe Werner Wild in den spätmittel- gut lesbar führt Niederhäuser in die Zinsen aufnehmen. Gleich drei Bei- Peter Niederhäuser (Hg.): Ein feiner Fürst in ihm in Auftrag gegebenen Liturgiebü- alterlichen Burgenbau ein (10.30 Uhr). Am Sonn- Familiengeschichte Hugos ein und träge widmen sich dem Verhältnis einer rauen Zeit. Der Konstanzer Bischof Hugo tag, 3. Juli, ist «Kinderschloss»-Tag (10 bis von Hohenlandenberg. Chronos-Verlag, chern steht das Wappen prominent im 17 Uhr). Nach den Sommerferien gibt es unter beleuchtet seine erstaunliche Karrie- Hugos zur . Mit wun- Zürich, 2011. 216 Seiten, 115 Abb., Fr. 38.–. Zentrum der Illustration. anderem am 4. September ein Mittelalterfest. anzeige Neu im Kino

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